3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

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21.09.2012 Aufrufe

km entfernten Betrieb, was für die mobilitätseingeschränkte Frau und deren Familie eine große Belastung darstellte (siehe Kapitel „Mobilität“). Diese Stelle war für Frau A. aufgrund des Betriebsklimas nicht passend: „Habe (Pause) zwar immer recht gute Chefleute gehabt, aber fürchterliche Kollegen. Also wirklich Menschen, die mit Behinderung absolut nichts anfangen können und die einen von morgens um sieben Uhr dreißig bis am Abend (Pause) wirklich so was von auf den Geist gehen. Damit, also es ist wirklich schlimm (spricht langsam). Wo man wirklich das Gefühl hat, man wird ausgenutzt.“ Sie kündigte und es folgte eine längere Zeit in Arbeitslosigkeit, in der sie sich entschloss, sich dem medizinischen Bereich zuzuwenden. Sie absolvierte mehrere Ausbildungen im Bereich Massage und machte sich schlussendlich damit selbständig. Zum Zeitpunkt der Interviews besaß sie eine eigene Praxis, die gut lief. Frau A. schmiedete Pläne, eine Gemeinschaftspraxis zu eröffnen und für sich neue berufliche Felder zu erschließen. Frau D.: Frau D. besuchte das Gymnasium. Kurz vor der Matura kam es zum Ausbruch der psychischen Erkrankung und sie konnte die Schule nur mit großen Anstrengungen beenden. Ihr weitere beruflicher Weg war gekennzeichnet von vielen Jobwechsel, da sie aufgrund ihrer Beeinträchtigung dem Arbeitsdruck nicht standhalten konnte: „Ja, also viele haben mich hinausgeschmissen... das waren Jobs, die nur einen Monat gedauert haben. Weil ich zu langsam war zum Beispiel.“ Zum Zeitpunkt des Interviews war sie in einem Sozialprojekt beschäftigt. Ihr Vertrag würde im Sommer 2006 auslaufen und ihre Sorgen kreisen darum, wie sie einen neuen Job finden sollte. Meist begannen die Schwierigkeiten bereits im Schulbereich. Aufgrund der Behinderung waren oft lange Fehlzeiten gegeben oder Schulbesuch war, wie im Falle von Frau A., überhaupt nicht möglich: „Es war einfach so, dass ich mmmh, (Pause) dass es mir nicht mehr gelungen ist nach meiner Krankheit in den normalen Schulbetrieb einzusteigen…Ich war eigentlich laufend in der Klinik. (Pause) Wenn ich nicht in der Klinik war, dann war ich (Pause) vier Mal die Woche mindestens ambulant auf der Klinik.“ 42

Nach der Schule folgten Schwierigkeiten, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden (vergleiche Abschnitt Traumberuf). Der Einstieg ins Berufsleben war meist gekennzeichnet von einer längeren Phase des Suchens. Alle Frauen waren zumindest einmal von Arbeitslosigkeit betroffen. Nicht selten wurden aus Resignation oder Not heraus Arbeiten angenommen, die nicht den Interessen entsprachen. Frau C.: „Es war eben so, dass ich eben keine Keramik… in der Keramik ah, im Keramikbereich keine Anstellung bekommen habe. Dann bin ich eben zum Arbeitsamt gegangen und habe gesagt, okay, dann muss es etwas anderes sein… Nein, es war so weit, dass es mir wirklich egal war.“ Auch Frau D. entschied sich aus pragmatischen Überlegungen heraus für das Gastgewerbe: „Es ist halt am leichtesten im Gastgewerbe was zu kriegen.“ Für Frau D. war es besonders schwierig, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, was sich in häufigen Jobwechsel widerspiegelte: „Das ist Job Nr. 18, den ich habe (Pause) und leider ist es wieder kein Dauerjob, sondern ist auch wieder befristet auf 2 Jahre.“ 3. Karriere und Veränderungswünsche Angesichts der durch äußere Umstände erzwungenen Berufswahl ist es nicht verwunderlich, dass einige Frauen den Wunsch nach beruflicher Veränderung äußerten, wie z. B. Frau D: „Obwohl ich da zwei Jahre bin, ich will nicht (Pause) ins Gastgewerbe gehen….Ich meine ich möchte dann entweder in den Verkauf zurück…wie halt ein kleines Geschäft, ein Spielzeuggeschäft oder eine Buchhandlung oder irgendwas in der Richtung. Oder ein…ein…ein second – hand shop …oder eine Geschenksboutique…irgendwas, ein kleines Geschäft wo halt wo ich die Kundenberatung über hab, das würde mir taugen und halt auch kassieren und…also ich möchte nicht im Fremdenverkehr bleiben.“ Auch Frau F. wollte sich beruflich verändern, wenn auch in ihrem Bereich: „Zwar nicht mehr in im Gastgewerbe, weil das war wesentlich anstrengender und außerdem ist es mit meiner Tochter nicht mehr machbar. Aber im Bereich der Küche möchte ich schon arbeiten.“ Ihr Wunsch war es, in einer Sozialküche zu arbeiten, wo sie nicht dem üblichen Druck des Gastgewerbes ausgesetzt sein würde. Auch Frau C. strebte nach der Babypause eine neue Stelle an: „Es ist zum Beispiel jetzt, wenn ich das Baby dann bekomme, bin ich dann ungefähr dann zwei Jahre zuhause. Ich glaube nicht, 43

Nach <strong>der</strong> Schule folgten Schwierigkeiten, einen passenden Ausbildungsplatz zu<br />

finden (vergleiche Abschnitt Traumberuf). Der Einstieg ins Berufsleben war meist<br />

gekennzeichnet von einer längeren Phase des Suchens.<br />

Alle Frauen waren zumindest einmal von Arbeitslosigkeit betroffen. Nicht selten<br />

wurden aus Resignation o<strong>der</strong> Not heraus Arbeiten angenommen, die nicht den<br />

Interessen entsprachen. Frau C.: „Es war eben so, dass ich eben keine Keramik… in<br />

<strong>der</strong> Keramik ah, im Keramikbereich keine Anstellung bekommen habe. Dann bin ich<br />

eben zum Arbeitsamt gegangen <strong>und</strong> habe gesagt, okay, dann muss es etwas<br />

an<strong>der</strong>es sein… Nein, es war so weit, dass es mir wirklich egal war.“ Auch Frau D.<br />

entschied sich aus pragmatischen Überlegungen heraus für das Gastgewerbe: „Es<br />

ist halt am leichtesten im Gastgewerbe was zu kriegen.“ Für Frau D. war es<br />

beson<strong>der</strong>s schwierig, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, was sich in häufigen<br />

Jobwechsel wi<strong>der</strong>spiegelte: „Das ist Job Nr. 18, den ich habe (Pause) <strong>und</strong> lei<strong>der</strong> ist<br />

es wie<strong>der</strong> kein Dauerjob, son<strong>der</strong>n ist auch wie<strong>der</strong> befristet auf 2 Jahre.“<br />

<strong>3.</strong> Karriere <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungswünsche<br />

Angesichts <strong>der</strong> durch äußere Umstände erzwungenen Berufswahl ist es nicht<br />

verwun<strong>der</strong>lich, dass einige Frauen den Wunsch nach beruflicher Verän<strong>der</strong>ung<br />

äußerten, wie z. B. Frau D: „Obwohl ich da zwei Jahre bin, ich will nicht (Pause) ins<br />

Gastgewerbe gehen….Ich meine ich möchte dann entwe<strong>der</strong> in den Verkauf<br />

zurück…wie halt ein kleines Geschäft, ein Spielzeuggeschäft o<strong>der</strong> eine<br />

Buchhandlung o<strong>der</strong> irgendwas in <strong>der</strong> Richtung. O<strong>der</strong> ein…ein…ein second – hand<br />

shop …o<strong>der</strong> eine Geschenksboutique…irgendwas, ein kleines Geschäft wo halt wo<br />

ich die K<strong>und</strong>enberatung über hab, das würde mir taugen <strong>und</strong> halt auch kassieren<br />

<strong>und</strong>…also ich möchte nicht im Fremdenverkehr bleiben.“ Auch Frau F. wollte sich<br />

beruflich verän<strong>der</strong>n, wenn auch in ihrem Bereich: „Zwar nicht mehr in im<br />

Gastgewerbe, weil das war wesentlich anstrengen<strong>der</strong> <strong>und</strong> außerdem ist es mit<br />

meiner Tochter nicht mehr machbar. Aber im Bereich <strong>der</strong> Küche möchte ich schon<br />

arbeiten.“ Ihr Wunsch war es, in einer Sozialküche zu arbeiten, wo sie nicht dem<br />

üblichen Druck des Gastgewerbes ausgesetzt sein würde. Auch Frau C. strebte nach<br />

<strong>der</strong> Babypause eine neue Stelle an: „Es ist zum Beispiel jetzt, wenn ich das Baby<br />

dann bekomme, bin ich dann ungefähr dann zwei Jahre zuhause. Ich glaube nicht,<br />

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