3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz
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Dieses abschließende Zitat zeigt, dass die Probleme mit inadäquater Kommunikation nicht nur im Behindertenbereich anzusiedeln sind. 104
5. Beschämung und (Re-)integration: Konsequenz für das professionelle Selbstverständnis der Behinderenpolitik Die sechs von uns analysierten Netzwerke geben einen Eindruck davon, wie sehr Scham unser Miteinander beeinflusst und manchen Frauen und Männern das Leben extrem schwer macht. Dennoch haben es alle von uns interviewten Frauen geschafft haben, ihren Weg zu gehen und Erfolg zu haben. Frau A., die sehbehinderte Frau, die zwei Ausbildungen abgeschlossen hat und vom Aufbau einer Gemeinschaftspraxis im Gesundheitsbereich träumt; Frau C. die gehörbehinderte Frau, die zwar nicht in ihrem Beruf als Keramikerin arbeiten kann, dennoch auf ihrem Arbeitsplatz in der Gärtnerei Anerkennung erfährt und auch privat ihr Glück gefunden hat; Frau D., die trotz ihrer Psychose und inzwischen 18 Arbeitsstellen nicht entmutigt ist und sich auf ihre demnächst beginnende neue Chance freut; Frau E. die trotz Verzweiflung über ihren körperlichen Zustand eine neue Herausforderung angenommen hat und sich als Systembetreuerin ausbilden lässt und dafür neben ihrem Beruf zwei Mal pro Woche über 100 km mit dem Auto zurücklegt, und das zwei Jahre lang; Frau F., die sich als begünstigte Behinderte einstufen hat lassen, damit sie noch einmal in der Arbeitswelt Fuß fassen kann. Auch Frau B., die 18 jährige mit Lernschwierigkeiten lässt sich nicht auf Dauer entmutigen, sondern nimmt immer wieder einen neuen Anlauf auf der Suche nach einem Job. Wie kann jedoch diesen Frauen und solchen in einer ähnlichen Situation auf gesellschaftlicher Ebene ein Weg zur Gleichstellung ermöglicht werden? Wenn man davon ausgeht, dass das Grundproblem darin liegt, dass Momente der Scham, die mit einer wie auch immer gearteten Einschränkung einhergehen, geleugnet werden, ist es nahe liegend, als Lösungsmöglichkeiten Situationen anzubieten, die es ermöglichen, offen über die Scham zu sprechen. Das wäre die Grundvoraussetzung für Veränderung. In einem solchen Rahmen kann auch über Lösungen bedarfsorientiert nachgedacht werden. Scham in Bezug auf Behinderung betrifft uns alle: diejenigen, die selbst durch Einschränkung betroffen sind, aber auch diejenigen, die selbst nicht davon betroffen sind. 105
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5. Beschämung <strong>und</strong> (Re-)integration: Konsequenz für das<br />
professionelle Selbstverständnis <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>enpolitik<br />
Die sechs von uns analysierten Netzwerke geben einen Eindruck davon, wie sehr<br />
Scham unser Miteinan<strong>der</strong> beeinflusst <strong>und</strong> manchen Frauen <strong>und</strong> Männern das Leben<br />
extrem schwer macht. Dennoch haben es alle von uns interviewten Frauen geschafft<br />
haben, ihren Weg zu gehen <strong>und</strong> Erfolg zu haben. Frau A., die sehbehin<strong>der</strong>te Frau,<br />
die zwei Ausbildungen abgeschlossen hat <strong>und</strong> vom Aufbau einer<br />
Gemeinschaftspraxis im Ges<strong>und</strong>heitsbereich träumt; Frau C. die gehörbehin<strong>der</strong>te<br />
Frau, die zwar nicht in ihrem Beruf als Keramikerin arbeiten kann, dennoch auf ihrem<br />
Arbeitsplatz in <strong>der</strong> Gärtnerei Anerkennung erfährt <strong>und</strong> auch privat ihr Glück gef<strong>und</strong>en<br />
hat; Frau D., die trotz ihrer Psychose <strong>und</strong> inzwischen 18 Arbeitsstellen nicht<br />
entmutigt ist <strong>und</strong> sich auf ihre demnächst beginnende neue Chance freut; Frau E. die<br />
trotz Verzweiflung über ihren körperlichen Zustand eine neue Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
angenommen hat <strong>und</strong> sich als Systembetreuerin ausbilden lässt <strong>und</strong> dafür neben<br />
ihrem Beruf zwei Mal pro Woche über 100 km mit dem Auto zurücklegt, <strong>und</strong> das zwei<br />
Jahre lang; Frau F., die sich als begünstigte Behin<strong>der</strong>te einstufen hat lassen, damit<br />
sie noch einmal in <strong>der</strong> Arbeitswelt Fuß fassen kann. Auch Frau B., die 18 jährige mit<br />
Lernschwierigkeiten lässt sich nicht auf Dauer entmutigen, son<strong>der</strong>n nimmt immer<br />
wie<strong>der</strong> einen neuen Anlauf auf <strong>der</strong> Suche nach einem Job.<br />
Wie kann jedoch diesen Frauen <strong>und</strong> solchen in einer ähnlichen Situation auf<br />
gesellschaftlicher Ebene ein Weg zur Gleichstellung ermöglicht werden?<br />
Wenn man davon ausgeht, dass das Gr<strong>und</strong>problem darin liegt, dass Momente <strong>der</strong><br />
Scham, die mit einer wie auch immer gearteten Einschränkung einhergehen,<br />
geleugnet werden, ist es nahe liegend, als Lösungsmöglichkeiten Situationen<br />
anzubieten, die es ermöglichen, offen über die Scham zu sprechen. Das wäre die<br />
Gr<strong>und</strong>voraussetzung für Verän<strong>der</strong>ung. In einem solchen Rahmen kann auch über<br />
Lösungen bedarfsorientiert nachgedacht werden.<br />
Scham in Bezug auf Behin<strong>der</strong>ung betrifft uns alle: diejenigen, die selbst durch<br />
Einschränkung betroffen sind, aber auch diejenigen, die selbst nicht davon betroffen<br />
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