3. Analyse der Lebens- und ... - Frauengesundheitszentrum Graz

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21.09.2012 Aufrufe

Die Eltern bestätigen dies: „Vater: Es ist zwar nicht ihr (Pause) glaube ich, ihre liebste Arbeit. Aber grundsätzlich da ist sie bereit alles zu machen. (gleichzeitig) Mutter: Macht sie alles. (gleichzeitig) Vater: Soweit das nicht in den Stress hinein geht, ja. Interviewerin: Mhm. Vater: Da braucht sie eben Zeit. Mutter: Mhm. Vater: Ein bisschen, nicht (?). Da darf kein Druck nicht sein. Interviewerin: Mhm. Die Bezugsperson im beruflichen Bereich bestätigt diese Problematik ebenfalls. Auch hier scheint die Scham um die Behinderung eine offene, direkte Kommunikation immer wieder zu verhindern. Indirekte und inadäquate Kommunikation führt jedoch anstatt zur Solidarität zu Isolation. Und das ist eigentlich genau das Gegenteil davon, was man mit Unterstützung im Behindertenbereich erreichen will. Zu Netzwerk 5: Die körperbehinderte Frau E. hat trotz vieler Krankenhausaufenthalte die Handelsschule mit gutem Erfolg abgeschlossen. Sie hat auch den Führerschein gemacht und kann mit dem Auto in die Arbeit fahren. Darauf ist sie stolz. 102

Sie hat eine Dauerstelle im Büro einer Behinderteneinrichtung gefunden, was sie anfänglich nicht sehr zu schätzen wusste. „Arbeitskollegin: Und am Anfang hatte ich den Eindruck, dass sie das gar nicht wollte. Sie hat weiter gesucht. Sie wollte offensichtlich nicht in einer Behinderteneinrichtung arbeiten. Aus der Angst, deswegen schon abgestempelt zu sein. Sie will eigentlich nicht behindert sein. Und will aus diesem Grund auch nicht, dass man ihr hilft.“ Hilfsangebote sind eine heikle Sache. In der Art, wie das Angebote gemacht wird, liegt für die Empfängerin manchmal bereits eine Entwürdigung. Betroffene berichten immer wieder, dass Hilfe auch unaufgefordert förmlich aufgezwungen wird: wenn z.B. jemand mit einem Blindenstock unaufgefordert über die Straße geführt, oder der Rollstuhl ohne Rücksprache verstellt wird. All dies weist auf eine versteckte Scham des Anbieters hin und kann die Scham der/des Empfängerin/Empfängers noch verstärken. Netzwerk 6: Frau F., 42, bekam erst im letzten Jahr eine Einstufung als begünstigte Behinderte vom BSA. Sie gehört zu jener Gruppe von Frauen, die nach einem anstrengenden Arbeitsleben spät, berufsbedingt, eine Einschränkung bekommen. Sie sind nicht alt genug für die Pension, aber zu alt für den Arbeitsmarkt. Nicht nur körperliche Probleme, sondern auch psychische sind die Folge, sodass viele von ihnen in psychologischer Behandlung sind. 53 Bei Frau F. sind es Lähmungserscheinungen in den Händen, die von der oberen Wirbelsäule ausgehen und vor allem bei Stress auftreten. Über ihre Berufserfahrungen auf Saison im Gastgewerbe erzählte sie: „Nein, die Einzelheiten will ich nicht so genau, aber ich meine, wenn man eine gute Seele ist, dann wird man irgendwie gewisserweise ausgenutzt. Und wenn man gutgläubig ist, dann (Pause) ja wird man auch ausgenützt, dann lernt, kann man die Leute noch nicht so abschätzen und dann weiß man erst hinterher, dass man zu vertrauensselig war und das war mein Problem. Und da bin ich etwas enttäuscht.“ 53 Aussage einer Betreuerin beim AMS anlässlich eines ExpertInneninterviews. 103

Die Eltern bestätigen dies:<br />

„Vater:<br />

Es ist zwar nicht ihr (Pause) glaube ich, ihre liebste Arbeit. Aber gr<strong>und</strong>sätzlich da<br />

ist sie bereit alles zu machen. (gleichzeitig)<br />

Mutter:<br />

Macht sie alles. (gleichzeitig)<br />

Vater:<br />

Soweit das nicht in den Stress hinein geht, ja.<br />

Interviewerin:<br />

Mhm.<br />

Vater:<br />

Da braucht sie eben Zeit.<br />

Mutter:<br />

Mhm.<br />

Vater:<br />

Ein bisschen, nicht (?). Da darf kein Druck nicht sein.<br />

Interviewerin:<br />

Mhm.<br />

Die Bezugsperson im beruflichen Bereich bestätigt diese Problematik ebenfalls.<br />

Auch hier scheint die Scham um die Behin<strong>der</strong>ung eine offene, direkte<br />

Kommunikation immer wie<strong>der</strong> zu verhin<strong>der</strong>n. Indirekte <strong>und</strong> inadäquate<br />

Kommunikation führt jedoch anstatt zur Solidarität zu Isolation. Und das ist eigentlich<br />

genau das Gegenteil davon, was man mit Unterstützung im Behin<strong>der</strong>tenbereich<br />

erreichen will.<br />

Zu Netzwerk 5:<br />

Die körperbehin<strong>der</strong>te Frau E. hat trotz vieler Krankenhausaufenthalte die<br />

Handelsschule mit gutem Erfolg abgeschlossen. Sie hat auch den Führerschein<br />

gemacht <strong>und</strong> kann mit dem Auto in die Arbeit fahren. Darauf ist sie stolz.<br />

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