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Maunz und Wuff - Lesewelt

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Reihe Hanser


Timo Parvela<br />

<strong>Maunz</strong> <strong>und</strong> <strong>Wuff</strong><br />

Geschichten von H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Katz<br />

Mit Bildern von Virpi Talvitie<br />

Aus dem Finnischen von<br />

Anu <strong>und</strong> Nina Stohner<br />

Deutscher Taschenbuch Verlag


Timo Parvela in der Reihe Hanser:<br />

»Ella in der Schule« (dtv 62456)<br />

»Ella in der zweiten Klasse« (dtv 62481)<br />

Das gesamte lieferbare Programm der Reihe Hanser<br />

<strong>und</strong> viele andere Informationen finden Sie unter<br />

www.reihehanser.de<br />

2011 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG,<br />

München<br />

© Text: Timo Parvela<br />

© Illustrationen: Virpi Talvitie<br />

Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe:<br />

© 2011 Carl Hanser Verlag München<br />

Umschlag: Virpi Talvitie<br />

Gesetzt aus der Bembo 14/18 .<br />

Gesamtherstellung: Kösel, Krugzell<br />

Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Printed in Germany · ISBN 978-3-423-62511-1


Inhalt<br />

7 Mit dem Fahrrad zum Mond<br />

17 Ein guter Verlierer<br />

25 Fürchterliches Wetter<br />

32 Fischen<br />

41 Ein feiner Tag<br />

50 Der große Tomatenkrieg<br />

57 Polze<br />

64 Der große Preis<br />

72 Der Herbstumzug<br />

82 Nur ausgeliehen


92 Die Superkatze<br />

100 Weihnachten<br />

109 Wintersport<br />

119 Der Gesangswettbewerb<br />

130 Perfekt<br />

136 Der Schatz<br />

143 Spaß<br />

150 Wie Katz <strong>und</strong> H<strong>und</strong><br />

161 Flügel<br />

169 Ende <strong>und</strong> Anfang


Mit dem Fahrrad zum Mond<br />

<strong>Maunz</strong> war eine Katze, <strong>und</strong> <strong>Wuff</strong> war<br />

ein H<strong>und</strong>. Die beiden waren Fre<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> wohnten zusammen in einem himmelblauen<br />

Haus oben auf einem Hügel.<br />

Die Farbe für das Haus hatte natürlich<br />

<strong>Maunz</strong> ausgesucht. Die Katze liebte nämlich den Himmel.<br />

Und sie liebte die Wolken am Himmel: weiße Wattewolken,<br />

dunkle Regenwolken <strong>und</strong> dünne Schleierwolken.<br />

Am meisten aber liebte die Katze den Mond <strong>und</strong><br />

den Mondschein, der sich im Teich am Fuß des Hügels<br />

spiegelte.<br />

»Der Mond ist so schön! Wenn ich zum Mond fl iegen<br />

könnte, bräuchte ich nichts anderes mehr im Leben«,<br />

seufzte <strong>Maunz</strong> eines Abends.<br />

<strong>Wuff</strong> sagte nichts. Er schlief nämlich schon <strong>und</strong> träumte.<br />

Er war müde von der Arbeit.<br />

7


<strong>Wuff</strong> träumte von seinem Gemüsegarten. Er liebte den<br />

Duft der Erde, des frischen Grases <strong>und</strong> der vom Regen<br />

matschigen Straßen im nahen Dorf. <strong>Wuff</strong> liebte auch den<br />

Sonnenaufgang <strong>und</strong> den Duft des neuen Tages. Jeden<br />

Tag arbeitete der H<strong>und</strong> in seinem Gemüsegarten, er<br />

pfl ügte <strong>und</strong> säte <strong>und</strong> grub sein Kartoffelbeet um. Am<br />

Abend war er jedes Mal von Kopf bis Fuß eingesaut,<br />

<strong>und</strong> die Katze ließ ihn nicht ins Haus. Erst sollte er eine<br />

R<strong>und</strong>e im Teich am Fuß des Hügels schwimmen. <strong>Wuff</strong><br />

hasste das. Er mochte Wasser nicht leiden. Und so lief er<br />

zwar jeden Abend brav zum Teich, aber er schaute nur<br />

böse ins dunkle Wasser <strong>und</strong> steckte nicht mal die Pfotenspitze<br />

hinein. Dann ging er wieder hoch zum Haus <strong>und</strong><br />

war genauso schmutzig wie zuvor.<br />

»Hat nicht viel genutzt«, knurrte er dann.<br />

Und <strong>Maunz</strong> sagte: »Du bist ja nicht mal nass.«<br />

Und <strong>Wuff</strong> entgegnete: »Das Wasser war heute so trocken.«<br />

Dann kroch er in sein H<strong>und</strong>ebett, in dem er schlief.<br />

So ging das jeden Tag.<br />

Bis <strong>Maunz</strong> eines Morgens sagte: »Ich wünsche mir ein<br />

Fahrrad.«<br />

»So, so«, sagte <strong>Wuff</strong>.<br />

Er war es gewöhnt, dass die Katze ständig von etwas<br />

träumte, was sie nicht hatte: Mal war es eine rosarote<br />

8


Hängematte, mal ein Segelboot mit gelben Segeln. Und<br />

einmal hatte <strong>Maunz</strong> von einer Spieluhr geträumt.<br />

»Wenn ich eine Spieluhr hätte, würde ich mir in meinem<br />

ganzen Leben nichts anderes mehr wünschen. Es<br />

wäre wahrscheinlich auch gut für unser Zusammenleben.<br />

Ich würde dir jeden Abend meine Spieluhr aufziehen,<br />

<strong>und</strong> wir wären glücklich bis ans Ende unserer Tage«, hatte<br />

<strong>Maunz</strong> versprochen.<br />

<strong>Wuff</strong> hatte danach all seine Ersparnisse zusammengekratzt,<br />

um eine Spieluhr zu kaufen, die er der Katze zum<br />

Geburtstag schenkte. Als die Katze die Spieluhr hatte,<br />

zog sie sie ein einziges Mal auf.<br />

»Sie spielt schön, aber nicht so schön, wie ich es mir<br />

vorgestellt hatte«, sagte sie <strong>und</strong> stellte die Spieluhr aufs<br />

Fensterbrett.<br />

Dort stand sie immer noch.<br />

Und so kam es, dass <strong>Wuff</strong> nicht wirklich auf <strong>Maunz</strong>’<br />

Gerede von einem Fahrrad hörte. Er selbst träumte von<br />

gar nichts. Ihm reichte es, dass er in der Erde scharren<br />

<strong>und</strong> wühlen durfte. Das genügte ihm. Aber die Katze war<br />

hartnäckig.<br />

»Wenn ich ein Fahrrad hätte, würde ich an den Strahlen<br />

des Mondscheins entlang bis auf den Mond fahren«,<br />

sagte sie sehnsüchtig.<br />

9


»Du würdest es niemals bis auf den Mond schaffen«,<br />

sagte <strong>Wuff</strong>.<br />

»Ich würde den Hügel hinunter Anlauf nehmen«, antwortete<br />

<strong>Maunz</strong>.<br />

»Auf den Mondstrahlen kann man nicht Fahrrad fahren«,<br />

sagte <strong>Wuff</strong>.<br />

»Hast du’s denn mal versucht?«, fragte <strong>Maunz</strong>.<br />

»Außerdem kannst du nicht mal Fahrrad fahren«, beendete<br />

<strong>Wuff</strong> das Gespräch.<br />

»Aber ich könnte es lernen, wenn ich nur ein Fahrrad<br />

hätte«, setzte die Katze es trotzdem fort.<br />

Aber das hörte <strong>Wuff</strong> nicht mehr. Er war schon in den<br />

Garten gegangen.<br />

Aber <strong>Maunz</strong> gab den ganzen Tag keine Ruhe. Und an<br />

den nächsten Tagen auch nicht.<br />

»Wenn ich ein Fahrrad bekäme, würde ich nie wieder<br />

um etwas bitten«, schwor <strong>Maunz</strong>, als <strong>Wuff</strong> sein Karottenbeet<br />

jätete.<br />

»Wenn ich auf den Mond fahren könnte, wäre das auch<br />

besser für unsere Beziehung«, versprach <strong>Maunz</strong>, als <strong>Wuff</strong><br />

Brennholz ins Haus schleppte.<br />

»Auf dem Mond ist es bestimmt unheimlich schön.<br />

Von dort oben sieht man die ganze Erde <strong>und</strong> mittendrauf<br />

den Hügel, auf dem unser himmelblaues Haus steht.<br />

10


Wenn ich das alles gesehen hätte, würde ich bestimmt als<br />

glücklichste Katze der Welt zurückkehren. Ich würde dir<br />

sagen, dass unser Haus das schönste Haus der Welt ist<br />

<strong>und</strong> dass ich nie wieder was anderes brauche. Nie wieder«,<br />

seufzte <strong>Maunz</strong>.<br />

Da dichtete <strong>Wuff</strong> gerade die alten Fenster ab, denn auf<br />

den Sommer würde der Herbst folgen, <strong>und</strong> im Winter<br />

zog kalte Luft durch die Ritzen.<br />

Zur Erntezeit grub <strong>Wuff</strong> seine Kartoffeln <strong>und</strong> Karotten<br />

aus. Er pfl ückte Äpfel <strong>und</strong> kochte Marmelade. Er<br />

kochte Saft aus seinen Beeren <strong>und</strong> mahlte Mehl vom<br />

selbst angebauten Getreide. Was sie von der Ernte nicht<br />

selbst brauchten, karrte er auf den Herbstmarkt im Dorf.<br />

Nachdem er die letzte Flasche Saft verkauft hatte, war<br />

<strong>Wuff</strong> sehr zufrieden. Er hatte so viel Geld verdient, dass<br />

er sich eine neue Schubkarre oder vielleicht sogar einen<br />

neuen, besseren Pfl ug leisten konnte. Wenn er einen besseren<br />

Pfl ug hätte, könnte er einen ganzen Kartoffelacker<br />

anlegen. Von solchen Dingen träumte <strong>Wuff</strong>, als er in<br />

einem Schaufenster ein Fahrrad sah. Es war silbern wie<br />

der Mondschein. Es hatte dicke schwarze Reifen <strong>und</strong><br />

eine glänzende Klingel, <strong>und</strong> es war unverschämt teuer. Es<br />

kostete genauso viel wie ein neuer Pfl ug <strong>und</strong> mehr als die<br />

beste Schubkarre.<br />

11


<strong>Wuff</strong> kaufte das Fahrrad trotzdem. Er wusste selbst<br />

nicht, warum. Natürlich glaubte er immer noch nicht,<br />

dass man mit einem Fahrrad auf den Strahlen des Mondscheins<br />

entlangfahren konnte. Und trotzdem gab er,<br />

ohne mit der Wimper zu zucken, das ganze Geld, das<br />

er auf dem Markt verdient hatte, für das mondscheinfarbene<br />

Fahrrad aus. Sollte die Katze damit machen, was sie<br />

wollte.<br />

»Mit dem Fahrrad auf den Mond – pfff! Plumps wird<br />

es machen, <strong>und</strong> die Gute liegt im Teich. Soll sie sehen,<br />

was sie davon hat. Vielleicht ist es ihr eine Lehre, <strong>und</strong> sie<br />

überlegt sich in Zukunft, ob sie einen ohne Not zum<br />

Schwimmen schickt«, knurrte der H<strong>und</strong>, während er das<br />

Fahrrad nach Hause schob.<br />

Die Katze war ganz aus dem Häuschen vor Glück <strong>und</strong><br />

übte fl eißig Fahrradfahren, einen ganzen Monat lang.<br />

<strong>Wuff</strong> saß auf der Gartenschaukel vorm Haus <strong>und</strong> schaute<br />

zu. Es war ein schreckliches Gewackel. Als es ein bisschen<br />

schneller ging, fuhr <strong>Maunz</strong> gegen die Schuppenwand.<br />

Und einmal fuhr sie durch die Wäsche auf der Leine bis<br />

in den Komposthaufen. Am schwersten war aber das Aufsteigen.<br />

Immer wieder kippte das Fahrrad um, bevor<br />

<strong>Maunz</strong> überhaupt in die Pedale getreten hatte.<br />

12


Nach einem Monat konnte die Katze schon einmal im<br />

Kreis herumfahren, ohne zu stürzen.<br />

»Heute Nacht ist Vollmond«, sagte sie.<br />

Der H<strong>und</strong> auf der Gartenschaukel sagte nichts. Er<br />

nickte nur bedächtig mit dem Kopf.<br />

Der Mond hing dick <strong>und</strong> r<strong>und</strong> am Nachthimmel. Der<br />

Mondschein glänzte hell <strong>und</strong> einladend auf der Oberfl äche<br />

des Teichs. <strong>Maunz</strong> bestieg im Hof des himmelblauen<br />

Hauses auf dem Hügel das Rad. <strong>Wuff</strong> stand ernst <strong>und</strong><br />

feierlich daneben.<br />

»Ich mach mich dann mal auf den Weg«, sagte <strong>Maunz</strong>.<br />

»Ich nehme den Hügel hinunter Anlauf, dann lenke ich<br />

auf einen Mondstrahl <strong>und</strong> strample bis hinauf zum<br />

Mond.«<br />

»Ich werde dir von unten winken«, versprach <strong>Wuff</strong>.<br />

<strong>Maunz</strong> saß schweigend im Sattel <strong>und</strong> schaute hinunter<br />

auf den Teich. Genau jetzt glänzte der Mondschein am<br />

hellsten. Er glänzte vom Ufer bis hinauf zum Mond.<br />

»Und was, wenn der Mondstrahl mich nicht trägt? Was,<br />

wenn ich abstürze <strong>und</strong> in den Teich falle?«, machte sich<br />

<strong>Maunz</strong> plötzlich Sorgen.<br />

<strong>Wuff</strong> sagte nichts. Genau das wünschte er sich ja im<br />

Stillen. Darauf wartete er ja nur. Bald würde er sich vor<br />

Lachen schütteln, <strong>und</strong> <strong>Maunz</strong> war selber schuld.<br />

13


»Ich kann nämlich nicht schwimmen«, sagte <strong>Maunz</strong>.<br />

»Nicht?«, w<strong>und</strong>erte sich <strong>Wuff</strong>. Obwohl er Wasser nicht<br />

leiden mochte, war er doch ein guter Schwimmer.<br />

»Ach, was soll’s«, sagte die Katze. »Ich darf eben nicht<br />

fallen, Schluss, aus.«<br />

<strong>Wuff</strong> sagte nichts. Er sah nachdenklich zu, wie <strong>Maunz</strong><br />

sich auf den Start vorbereitete. Und plötzlich sagte er:<br />

»Ich komme mit dir.«<br />

»Wieso das auf einmal?«, w<strong>und</strong>erte sich <strong>Maunz</strong>.<br />

»Weil wir Fre<strong>und</strong>e sind«, sagte <strong>Wuff</strong>.<br />

Dann stieg er ohne ein weiteres Wort zu <strong>Maunz</strong> aufs<br />

Fahrrad, <strong>und</strong> sie fuhren los. <strong>Maunz</strong> lenkte, <strong>und</strong> <strong>Wuff</strong> saß<br />

hinten. Sie rollten hügelabwärts, <strong>und</strong> das dunkle Wasser<br />

des Teiches kam immer schneller näher. Der Mondschein<br />

glitzerte wie eine Landebahn, als sie das Ufer des Teichs<br />

erreichten. <strong>Maunz</strong> strampelte wie besessen, <strong>und</strong> das Fahrrad<br />

erhob sich in die Luft. Es fuhr federleicht auf einem<br />

Mondstrahl entlang, höher, immer höher fuhr es dem<br />

Mond entgegen – bis es nach vorne kippte <strong>und</strong> in den<br />

Teich klatschte, dass der Mondschein sich in Abertausend<br />

Tropfen teilte <strong>und</strong> bis weit aufs Ufer spritzte. Dann lag<br />

die Oberfl äche des Teichs wieder ganz still <strong>und</strong> blieb es,<br />

bis zwei Köpfe gleichzeitig aus dem Wasser auftauchten.<br />

Es waren <strong>Maunz</strong> <strong>und</strong> <strong>Wuff</strong>.<br />

14


Der H<strong>und</strong> schleppte die spuckende Katze an Land. Das<br />

Fahrrad versank im dunklen Wasser bis auf den Gr<strong>und</strong>.<br />

<strong>Maunz</strong> <strong>und</strong> <strong>Wuff</strong> stiegen langsam den Hügel zu ihrem<br />

himmelblauen Haus hinauf. Sie setzten sich auf die Gartenschaukel<br />

<strong>und</strong> schauten den Vollmond an. Er war heute<br />

besonders schön.<br />

»Ein Glück, dass du mitgekommen bist, sonst wäre ich<br />

wahrscheinlich ertrunken«, sagte <strong>Maunz</strong>.<br />

»Stimmt«, sagte <strong>Wuff</strong>.<br />

»Es war dumm zu glauben, dass man mit dem Fahrrad<br />

auf einem Mondstrahl fahren kann«, sagte <strong>Maunz</strong> traurig.<br />

»Vielleicht waren wir zu zweit einfach zu schwer«, vermutete<br />

<strong>Wuff</strong>, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht<br />

hatte.<br />

»Vielleicht ginge es, wenn wir jeder ein eigenes Fahrrad<br />

hätten«, seufzte <strong>Maunz</strong>.<br />

Da musste <strong>Wuff</strong> lachen.<br />

16


Ein guter Verlierer<br />

<strong>Maunz</strong> liebte Spiele. Die Katze liebte<br />

Schach, Mühle, Halma, Monopoly, Federball,<br />

Volleyball, Wasserball, Fußball<br />

<strong>und</strong> Handball. Wahrscheinlich hätte sie<br />

auch Rücken-, Kopf- <strong>und</strong> Schulterball<br />

geliebt, wenn es das gegeben hätte. Die Katze liebte das<br />

Spielen, aber sie hasste es zu verlieren.<br />

<strong>Wuff</strong> jätete seinen Gemüsegarten. Er lag neben dem<br />

Karottenbeet, hatte ein Auge geschlossen <strong>und</strong> rupfte mit<br />

der Vorderpfote das Unkraut, das zwischen den jungen<br />

Karotten wuchs. Seine Karotten wuchsen ordentlich in<br />

einer Reihe, wie auch alle anderen Pfl anzen im Gemüsegarten:<br />

die Radieschen, der Kopfsalat, die Erbsen <strong>und</strong> die<br />

Bohnen. Der Gemüsegarten war <strong>Wuff</strong>s ganzer Stolz. Deshalb<br />

freute er sich auch nicht, als ein Ball mitten in seinem<br />

Salatbeet landete.<br />

17


»Ich übe Flanken«, erklärte <strong>Maunz</strong>.<br />

»Üb sie bitte anderswo! Ich jäte meinen Gemüsegarten«,<br />

knurrte <strong>Wuff</strong>, als er <strong>Maunz</strong> den Ball zurückgab.<br />

»Komm doch mitspielen – nur ein kleines Fre<strong>und</strong>schaftsspiel«,<br />

sagte die Katze.<br />

»Wir sind schon Fre<strong>und</strong>e, auch ohne Spiel«, knurrte<br />

<strong>Wuff</strong>. »Jedenfalls waren wir das bis jetzt«, sagte er, während<br />

er die Salatblätter aufrichtete, die der Ball niedergedrückt<br />

hatte.<br />

»Sei kein Spielverderber! Fußballspielen macht Spaß<br />

<strong>und</strong> hält fi t«, lockte <strong>Maunz</strong>, aber da war <strong>Wuff</strong> schon im<br />

Schuppen verschw<strong>und</strong>en. Er holte die Sachen, die er für<br />

eine Vogelscheuche zwischen den Gemüsebeeten brauchte.<br />

<strong>Wuff</strong> hatte alles, was er brauchte, ins Freie geschleppt <strong>und</strong><br />

überlegte, woraus er den Kopf der Vogelscheuche basteln<br />

sollte, als <strong>Maunz</strong>’ Ball ihn am Hinterkopf traf.<br />

»Ich übe Torabstöße«, erklärte die Katze.<br />

»Dann üb sie bitte anderswo, ich baue hier nämlich<br />

eine Vogelscheuche. Vielleicht sollte ich auch gleich eine<br />

Katzenscheuche bauen«, knurrte <strong>Wuff</strong>, als er <strong>Maunz</strong> den<br />

Ball zurückgab.<br />

»Komm doch mitspielen!«, sagte die Katze. »Allein<br />

Fußball spielen ist langweilig.«<br />

18


»Ich muss arbeiten, ich habe keine Zeit«, knurrte der<br />

H<strong>und</strong>.<br />

»Wenigstens ein klitzekleines Spiel!« <strong>Maunz</strong> ließ nicht<br />

locker. »Ich verspreche, dass ich dich hinterher auch nicht<br />

mehr störe. Nur ein klitzekleines Spiel …«<br />

<strong>Wuff</strong> seufzte. Er schaute erst auf die Bretter <strong>und</strong> den<br />

Stapel alte Kleider, die er zurechtgelegt hatte, <strong>und</strong> dann in<br />

<strong>Maunz</strong>’ Augen, die vor Begeisterung leuchteten. Dann<br />

folgte er <strong>Maunz</strong> <strong>und</strong> legte sein Werkzeug auf die Gartenschaukel.<br />

<strong>Maunz</strong> hatte schon Torpfosten aus alten Eimern aufgestellt<br />

<strong>und</strong> dribbelte ungeduldig mit dem Ball.<br />

»Fünf Minuten«, sagte <strong>Wuff</strong>, »dann mache ich mich<br />

wieder an die Arbeit.«<br />

»Das große Fre<strong>und</strong>schaftsspiel: <strong>Maunz</strong> gegen <strong>Wuff</strong>!«,<br />

verkündete <strong>Maunz</strong> <strong>und</strong> stürmte los, obwohl <strong>Wuff</strong> erst<br />

noch seinen Gärtnerhut an den Ast eines Apfelbaums<br />

hängte.<br />

»Tor! Tor! <strong>Maunz</strong> führt eins zu null«, jubelte die Katze,<br />

nachdem sie den Ball zwischen den zwei Eimern auf der<br />

linken Hofseite durchgeschossen hatte.<br />

»Ich war eigentlich noch nicht fertig«, knurrte <strong>Wuff</strong>.<br />

»Jetzt reg dich nicht gleich auf, nur weil du verlierst. Es<br />

ist doch nur ein Spiel«, tröstete ihn <strong>Maunz</strong>.<br />

19


»Weshalb ist mein Tor eigentlich doppelt so groß wie<br />

deins?«, w<strong>und</strong>erte sich <strong>Wuff</strong>.<br />

»Du ärgerst dich nur, weil ich besser Fußball spielen<br />

kann«, sagte <strong>Maunz</strong> <strong>und</strong> legte den Ball in die Mitte des<br />

Spielfelds.<br />

<strong>Wuff</strong> schritt gerade zum Anstoß, als <strong>Maunz</strong> plötzlich<br />

aufs Haus zeigte. »Das Verandadach sieht aus, als könnte<br />

es einen neuen Anstrich gebrauchen«, sagte die Katze.<br />

»Quatsch, ich hab’s doch gerade erst gestrichen«, w<strong>und</strong>erte<br />

sich <strong>Wuff</strong>. Er schaute hin <strong>und</strong> sah, dass er recht hatte:<br />

Das Dach der Veranda glänzte schön rot <strong>und</strong> war tadellos<br />

gestrichen. Während <strong>Wuff</strong> zum Verandadach hinschaute,<br />

stürmte <strong>Maunz</strong> zum zweiten Mal mit dem Ball aufs gegnerische<br />

Tor zu.<br />

»Zwei zu null, unfassbar!«, jauchzte die Katze.<br />

»Das war geschummelt«, knurrte <strong>Wuff</strong>.<br />

Und so ging das Spiel weiter. Als <strong>Wuff</strong> hinfi el, behauptete<br />

<strong>Maunz</strong>, dafür stünde ihr ein Freistoß zu. Als <strong>Maunz</strong><br />

stolperte, bekam sie einen Elfmeter <strong>und</strong> dazu zwei Tore<br />

gutgeschrieben. Wann immer <strong>Wuff</strong> gegen den Ball trat,<br />

rief <strong>Maunz</strong> »Abseits!« oder »Auf die Strafbank!«.<br />

»Soviel ich weiß, gibt es beim Fußball keine Strafbank«,<br />

w<strong>und</strong>erte sich <strong>Wuff</strong>, als <strong>Maunz</strong> sechs Tore schoss, während<br />

er auf der Gartenschaukel seine Strafe absaß.<br />

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