Nr. 82 - Frühling 2022

den Studienabschluss zuerkannten, sondern auch die
Öffentlichkeit. Als « Mein Geschichtenerzähler » einige
Monate später auf der Messe Futur en Seine vorgestellt
wurde, weckte er spontan die Neugier und das Interesse
vieler Besucher und wurde sogar mit dem Publikumspreis
ausgezeichnet.
Hinter dem simplen, geschichtenerzählenden Kästchen
steht die Idee, der Vorstellungskraft und Fantasie des
Kindes wieder eine zentralere Rolle einzuräumen. Dieser
Ansatz hob sich in einer Welt, die mehr und mehr auf Digitalisierung
und Vernetzung setzt, wohltuend ab. Maëlle
wurde klar, dass die Menschen von ihrem Projekt angetan
waren, sogar sehr angetan! Es schien so, als würde die
Rückkehr zu einfachen, authentischen Dingen – kleinen
Kindern eine Geschichte zum Einschlafen vorzulesen –
den Gesprächspartnern selbst eine gewisse Ruhe und Gelassenheit
verleihen. Aufgrund der Reaktionen beschloss
die junge Frau 2014 gemeinsam mit drei Freunden – Thomas,
Igor und Eric – das Unternehmen Lunii zu gründen
und den modernen und zugleich äußerst nostalgisch anmutenden
« Geschichtenerzähler » weiterzuentwickeln.
Nach einer intensiven Forschungs- und Entwicklungsphase
stand schließlich das definitive Aussehen des
Produktes. Letztendlich wird zwar kein Holz, sondern
Kunststoff verwendet, da Holz als zu schwer und zu spröde
beurteilt wurde, der minimalistische Retrolook der ursprünglichen
Idee wurde jedoch beibehalten. Der zentrale
Punkt ist die sehr einfache Funktionsweise, sodass Kinder
im Alter von drei bis acht Jahren es problemlos bedienen,
überall mitnehmen und damit ihre eigenen Geschichten
kreieren können: Denn Ma Fabrique à Histoires, wie das
Spielzeug in Frankreich heißt, kann mehr als immer
« nur » dieselben Geschichten erzählen. Kinder können
mit dem Gerät auf der Basis bestimmter Elemente ihre eigene
Handlung zusammenstellen, indem sie zum Beispiel
die Hauptperson oder den Handlungsort mithilfe eines
großen Knopfes bestimmen. Auf diese Weise werden sie
– genau wie Maëlle sich das von Anfang an vorstellte –
selbst zum Akteur der Geschichte.
Ab 2016 erhielt das « Abenteuer Lunii » starken Aufwind.
Im Laufe der Jahre verkaufte sich das Spielzeug
– nicht zuletzt dank der besten Werbung, die es gibt,
nämlich der Mund-zu-Mund-Propaganda – im wahrsten
Sinne des Wortes « wie warme Semmeln ». Mehr als eine
Million Exemplare wurden inzwischen in Europa und
Nordamerika abgesetzt. Dennoch bleiben die Unternehmer
mit beiden Füßen auf der Erde: Lunii beschäftigt
zwar heute rund 100 Personen und wächst kontinuierlich
weiter, dennoch werden ökologisches Bewusstsein und
menschliche Werte großgeschrieben. 2020 wurde beispielsweise
die Produktion von China nach Frankreich
zurückverlagert, im Juli 2021 erhielt das Unternehmen
daher das Label Origine France Garantie. Mit Akteuren
aus den Bereichen Gesundheit und Bildung werden regelmäßig
Partnerschaften abgeschlossen. So spendet Lunii
unter anderem immer wieder « Geschichtenerzähler »
an Krankenhäuser. Was den Inhalt des kleinen « Zauberkästchens
» angeht, so wird dieser Jahr für Jahr um
Hunderte neuer Geschichten ergänzt. Inzwischen gibt es
insgesamt 3600 in acht Sprachen (darunter Deutsch), die
von 70 Autorinnen und Autoren verfasst wurden. Über
eine ausgefeilte Applikation können Eltern heute sogar
eigene Geschichten aufnehmen und im Gerät ihres Kindes
abspeichern. Offensichtlich ist Fantasie nach wie vor
ein Motor von Lunii, wie die unleugbare Erfolgsstory des
französischen Unternehmens zeigt. Eine Erfolgsstory, die
in gewisser Weise etwas von einem Märchen hat …
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,
die sich in fast jedem französischen Haushalt
befinden oder die für viele Franzosen kleine
Nationalheiligtümer sind. In den letzten
Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und
Malabar-Kaugummis (Nr. 51), Petit Suisse (Nr. 52),
Orangina (Nr. 53), Duralex-Gläser (Nr. 54), Messer
(Nr. 55), L’école des loisirs (Nr. 56), Sophie la
girafe (Nr. 57), Eau de Javel (Nr. 58), Bol à prénom
(Nr. 59), Bistrostuhl « Drucker » (Nr. 60), der gelbe Hulotte, « das meistgelesene Magazin im Tierbau »
Briefkasten der Post (Nr. 61), Papier d’Arménie (Nr. 74), Savon de Marseille (Nr. 75), das gelbe
(Nr. 62), Salz La Baleine (Nr. 63), Literatursammlung Ölzeug von Guy Cotten (Nr. 76), die Künstlerfarben
La Pléiade (Nr. 64), Zitronenpresse aus Glas von Lefranc Bourgeois (Nr. 77), der Parapluie de
Luminarc (Nr. 65), Boules Quies (Nr. 66), Ricard aux Cherbourg (Nr. 78), der Briefkasten « Made in
plantes fraîches (Nr. 67), Eau de Châteldon (Nr. 68), Alsace » für Frankreichfans (Nr. 79), Meteor, die
Le Livre de Poche (Nr. 69), Gemüsepassiergerät Größte der kleinen Brauereien Frankreichs
Moulinex (Nr. 70), Herbes de Provence (Nr. 71), (Nr. 80) und Chanel N°5, die berühmteste
Cacolac (Nr. 72), L’Image d’Épinal (Nr. 73), La Nummer in der Welt der Düfte (Nr. 81).
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