Nr. 82 - Frühling 2022
Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!" Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume Rezept: La Madeleine de Proust
Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt
Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!"
Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume
Rezept: La Madeleine de Proust
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />
Mit viel Entschlossenheit und hartnäckigen Nachforschungen gelang es Angélique de Labarre im Laufe der<br />
Jahre, eine beeindruckende Sammlung von Objekten zusammenzustellen, die einst Joséphine gehörten oder<br />
einen Bezug zu ihr hatten. Das Château des Milandes ist heute ganz der Sängerin gewidmet.<br />
Die Frau ist Angélique de Labarre. Wie sie selbst zugibt,<br />
schien der Name an diesem Abend den anderen Gästen<br />
in ihrer Nähe nicht viel zu sagen. Man muss wissen,<br />
dass Angélique erstaunlicherweise etwas abseits von den<br />
« wahren » Kennern Joséphines platziert worden war, abseits<br />
von deren Kindern, von denen sie einige sehr gut kennt,<br />
oder von Prinz Albert von Monaco, der sich in der ersten<br />
Reihe befand, ein paar Dutzend Meter von ihr entfernt.<br />
Dabei hatte dieser erst vor einigen Wochen das Château des<br />
Milandes besichtigt und ihr im Anschluss sogar die Nachricht<br />
übermittelt, dass er sie gerne in Paris anlässlich der<br />
« Pantheonisierung » von Joséphine Baker wiedersehen würde.<br />
Zweifellos wusste der Prinz nur zu gut, welch tragende<br />
Rolle Angélique seit Jahren dabei spielte, das Andenken an<br />
Joséphine zu bewahren. Doch aufgrund der Widrigkeiten<br />
der protokollarisch festgelegten Platzierung kam sie weder<br />
in die Nähe des Prinzen noch in die Nähe der Kinder von<br />
Joséphine.<br />
Angélique war deswegen niemandem böse. Ihrer eigenen<br />
Aussage nach war sie mit ihrem Kopf sowie irgendwo<br />
anders: Sie wusste, dass zur selben Stunde in ihrem mehr<br />
als 500 Kilometer entfernten Château des Milandes etwa<br />
40 Menschen versammelt waren: die Treuesten der Treuen,<br />
die sich gemeinsam mit ihr dafür einsetzen, die Erinnerung<br />
an Joséphine lebendig zu erhalten. Sie hatte diese Menschen<br />
– trotz ihrer Präsenz in Paris – zu einer zwangsläufig<br />
etwas bescheideneren Hommage eingeladen. Daran dachte<br />
sie in diesem Augenblick. Den bewegendsten Moment hatte<br />
sie jedoch am nächsten Tag, als sie nämlich erfuhr, dass<br />
am Vortag genau um 17.30 Uhr, zu dem Zeitpunkt, als in<br />
Paris die Feierlichkeiten begannen, sich der zu dieser Uhrzeit<br />
normalerweise dunkle Himmel über Les Milandes auf<br />
ungewöhnliche Weise erhellt hatte. Ein Fotograf konnte<br />
diesen magischen Augenblick einfangen und mit ihr teilen.<br />
« Dieses Foto zu sehen, war für mich außerordentlich emotional.<br />
Plötzlich war es evident: Joséphine war nicht nur in<br />
Paris, sie war auch auf Les Milandes, sie war ihrem Schloss,<br />
dieser Gegend, die sie so liebte, und denen, die sie lieben,<br />
treu », sagte uns Angélique während des Gesprächs, das<br />
wir mit ihr führten. Eine Frau, die, wie Sie lesen werden,<br />
begeistert und begeisternd ist, die sich voller Berechtigung<br />
die Worte von Präsident Macron zu eigen machen und<br />
ihrerseits über die Frau, die ihr Leben auf den Kopf gestellt<br />
hat, sagen könnte: « Mein Leben, das ist Joséphine! »<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>