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Nr. 82 - Frühling 2022

Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!" Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume Rezept: La Madeleine de Proust

Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt
Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!"
Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume
Rezept: La Madeleine de Proust

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Vorherige Doppelseite und<br />

links: Der Rundweg auf der<br />

Befestigungsmauer ist ideal<br />

zum Spazierengehen und bietet<br />

schöne Ausblicke sowohl auf<br />

das Sumpfgebiet als auch<br />

auf die Stadt (hier auf die Rue<br />

du Québec). Dabei entdeckt<br />

man zahlreiche Zeugnisse der<br />

Militärarchitektur, beispielsweise<br />

die Scharwachttürme und<br />

den erstaunlichen Eiskeller,<br />

der nach Norden ausgerichtet<br />

war und das Krankenhaus<br />

mit Eis versorgte.<br />

aus Sicherheitsgründen die ersten Befestigungen, um die<br />

immensen Reichtümer der Stadt zu schützen. Die Entwicklung<br />

von Brouage ging in der Folge rasant vonstatten:<br />

Innerhalb von 30 Jahren vergrößerte sich die Stadt auf<br />

4000 Einwohner, und ihr Hafen war einer der wichtigsten<br />

der Atlantikküste. Erneut weckte dieser Wohlstand Begehrlichkeiten,<br />

es kam zu Streitigkeiten zwischen lokalen<br />

Lehnsherren und der königlichen Macht, aber auch zwischen<br />

Katholiken und Protestanten.<br />

Ein Hafen ohne Meer<br />

Bereits Anfang der 1570er-Jahre reichten die errichteten<br />

Befestigungsanlagen nicht mehr für den Schutz der<br />

Stadt aus. Es gab in dieser Region besonders viele Protestanten,<br />

die von den « liberalen » Vorstellungen Luthers angetan<br />

waren und bei denen die Salzsteuer, Gabelle genannt,<br />

sehr schlecht ankam. Es gelang ihnen, Brouage einzunehmen<br />

und die Stadt zu belagern. Einige Jahre lang herrschte<br />

ein ständiger Konflikt, denn die königliche Macht<br />

konnte es nicht akzeptieren, dass man versuchte, ihr einen<br />

so rentablen Hafen « zu stehlen ». 1578 eroberte der König<br />

schließlich die Stadt zurück. In ihrer verzweifelten Lage<br />

zogen es die Hugenotten damals vor, die Stadt dem Niedergang<br />

zu weihen, anstatt sie dem König zu überlassen.<br />

Im Juni 1586 beluden sie rund 20 alte Schiffe mit Steinen<br />

und versenkten diese an der engsten Stelle der Fahrrinne<br />

zwischen Brouage und dem Meer. Die Gezeiten sowie das<br />

Wasser der Flüsse Charente und Seudre sorgten schnell<br />

dafür, dass sich Schlick auf den Schiffswracks absetzte<br />

und eine Art Staudamm bildete, der nicht nur für Schiffe<br />

unüberwindlich war, sondern auch zur Folge hatte, dass<br />

die Kanäle in der Umgebung vollkommen verschlammten<br />

und sich das Ökosystem der Gegend somit völlig veränderte.<br />

In den Salinen bekam man diesen Wandel umgehend<br />

zu spüren, die Produktion brach ein. Der Hafen von<br />

Brouage verschlammte ebenfalls, der Schiffsverkehr kam<br />

fast vollständig zum Erliegen. Das goldene Zeitalter von<br />

Brouage war zu Ende. Im Endeffekt hatte es nur etwas<br />

mehr als ein Jahrhundert gedauert.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 35

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