09.02.2022 Aufrufe

Nr. 82 - Frühling 2022

Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!" Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume Rezept: La Madeleine de Proust

Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt
Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!"
Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume
Rezept: La Madeleine de Proust

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />

Vorherige Doppelseite und diese Seiten: Der Park<br />

im englischen Stil Jardins de Roquelin in Meungsur-Loire<br />

liegt am Ufer der Loire und ist eine wahre<br />

Oase des Friedens. Es gibt dort mehr als 1000<br />

Rosenstöcke in 500 Sorten und eine gut sortierte<br />

Gärtnerei (mehr als 150 Sorten), in der man bereits<br />

ab 19 € seine Lieblingsrose erwerben kann.<br />

Alles scheint darauf hinzudeuten,<br />

dass Franzosen eine<br />

sehr besondere Beziehung zur<br />

Rose haben: Die « Königin der Blumen »<br />

hat seit Jahrhunderten nicht nur zahlreiche<br />

Maler, Schriftsteller und Dichter inspiriert,<br />

sondern sie hat offensichtlich auch einen besonderen Platz im<br />

Herzen der Menschen erobert. Um sich darüber bewusst zu werden,<br />

muss man im Hexagon nicht weit gehen, denn die Rose ist allgegenwärtig,<br />

ob in privaten Gärten oder in öffentlichen Parks. In einigen Weingegenden<br />

steht sie manchmal sogar am Ende einer Rebreihe, wo sie dabei<br />

helfen soll, Krankheiten zu erkennen, bevor diese die Reben befallen. Im<br />

ganzen Land finden alljährlich unzählige Festivals und Fêtes de la Rose<br />

statt, zudem kann Frankreich vermutlich mit Stolz behaupten, das einzige<br />

Land zu sein, in dem sich eine Ladenkette mit 35 Filialen und dem<br />

symbolträchtigen Namen Au nom de la Rose ausschließlich dieser Spezies<br />

widmet. Die Verkaufszahlen sprechen im Übrigen für sich: Laut den<br />

Gartenbauverbänden werden in Frankreich pro Jahr knapp 650 Millionen<br />

Rosenstöcke und Schnittrosen verkauft. Grund genug also, dass<br />

man die Rose guten Gewissens als die bei Weitem beliebteste Blume der<br />

Franzosen bezeichnen kann. Die Mehrheit der Schnittrosen wird heute<br />

zwar – via Amsterdam – aus Südamerika und Kenia importiert, dennoch<br />

gibt es im Hexagon nach wie vor eine Tradition in Sachen Rosenzucht<br />

und ein international anerkanntes Know-how in Bezug auf Hybridisierung<br />

und die Kreation neuer Sorten. Gerade in dieser Beziehung spielte<br />

das Departement Loiret schon immer eine wichtige Rolle.<br />

Offensichtlich nahm das Abenteuer der Rose in dieser Region bereits<br />

im Mittelalter seinen Anfang, und zwar im Wald. Historiker und<br />

Botaniker sind sich heute darin einig, dass damals dort bereits Wildrosen,<br />

nämlich Heckenrosen, in großer Zahl wuchsen. Im Laufe der Jahre<br />

begann man damit, solche Stöcke in die Nähe von Ansiedelungen zu<br />

verpflanzen, später dann zu veredeln, wodurch die ersten widerstandsfähigeren<br />

Blumen « produziert » wurden. Vor allem in den Kreisen der<br />

Lehnsherren fanden diese sofort Anklang. Im 18. Jahrhundert ließen<br />

sich angesichts der starken Begeisterung für diese Blume und immer<br />

neuer Erkenntnisse auf dem Gebiet der Botanik die ersten Wegbereiter<br />

der Rosenkultur im Departement Loiret nieder. Sie studierten<br />

und beobachteten diese dekorative Pflanze, bis sie die Hintergründe<br />

besser verstanden und Fortschritte in der Aufzucht machten, sodass<br />

widerstandsfähigere und noch schönere Rosen entstanden. Die Arbeiten<br />

zogen renommierte Pflanzenzüchter – Barbier, Robichon, Turbat,<br />

Vigneron u. a. – an, die sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts ebenfalls<br />

in der Region niederließen. Sie setzten sich ihrerseits dafür ein, den<br />

Produktionsprozess von Rosen weiter zu verbessern, wodurch die<br />

Exemplare aus dem Loiret schnell ein gewisses Renommee bekamen.<br />

Dies ging so weit, dass die Gegend um Orléans im 20. Jahrhundert<br />

eine französische « Hauptstadt der Rose » wurde, genauso wie die Stadt<br />

Doué-en-Anjou im Pays de la Loire, der wir im vergangenen Frühjahr<br />

(Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 78) eine Reportage widmeten.<br />

Diese Tradition ist nach wie vor lebendig und die Rose steht im<br />

ganzen Departement im Zentrum der Aufmerksamkeit. Immer noch<br />

gibt es nicht nur mehrere Gärtnereien und Baumschulen, die sich mit<br />

der Rose beschäftigen und neue Sorten züchten, sondern auch viele<br />

Parks und Gärten, die ihr gewidmet sind. Die Route de la Rose umfasst<br />

15 Etappen – Zuchtbetriebe, private Gärten, ein Arboretum, namhafte<br />

Kulturstätten – die jeder nach Lust und Laune durchstreifen und sich<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!