Nr. 82 - Frühling 2022
Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!" Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume Rezept: La Madeleine de Proust
Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt
Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!"
Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume
Rezept: La Madeleine de Proust
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ON REGARDE<br />
DRAMA<br />
Petite Maman -<br />
Als wir Kinder waren<br />
Die achtjährige<br />
Nelly fährt mit<br />
ihren Eltern<br />
nach dem Tod<br />
der Großmutter<br />
in deren<br />
Haus, um es<br />
auszuräumen.<br />
Es ist das Haus,<br />
in dem ihre<br />
Mutter, Marion,<br />
ihre Kindheit<br />
verbrachte.<br />
Freudig durchstreift Nelly das<br />
Gebäude und die umliegenden<br />
Wälder, wo Marion seinerzeit eine<br />
Hütte gebaut hatte. Getrieben von<br />
ihrer Trauer reist die Mutter eines<br />
Tages plötzlich ab. Gleichzeitig trifft<br />
Nelly im Wald ein kleines Mädchen,<br />
das im Wald eine Hütte baut. Es ist<br />
in ihrem Alter und heißt … Marion.<br />
Die Magie des Kinos macht es<br />
möglich, dass Nelly ihre Mutter trifft,<br />
als diese in Nellys Alter war … Der<br />
Film ist mit 72 Minuten relativ kurz,<br />
aber durch die bemerkenswerten<br />
Hauptdarstellerinnen<br />
(Zwillingsschwestern) und die<br />
berührende und feinfühlige Handlung<br />
dennoch ein großer Film. Es ist die<br />
unglaubliche Geschichte eines kleinen<br />
Mädchens, das eine Zeitreise in die<br />
Kindheit seiner Mutter unternimmt.<br />
Über das vordergründige Märchen<br />
hinaus ist Petite Maman eine<br />
einfühlsame Reflexion über die<br />
Themen Kindheit und Mutterschaft und<br />
damit über die weibliche Identität. Der<br />
Regisseurin Céline Sciamma gelingt es,<br />
die Mutter-Tochter-Beziehung perfekt<br />
zu erfassen und aus Sicht des Kindes<br />
zu zeigen. Ein sehr zartfühlender Film,<br />
der guttut!<br />
Petite Maman - Als wir Kinder waren •<br />
Frankreich, 2021, 72 min • Originaltitel: Petite<br />
Maman • Ein Film von Céline Sciamma,<br />
mit Gabrielle und Joséphine Sanz, Nina<br />
Meurisse, Stéphane Varupenne, Margot<br />
Abascal u. a. • Ab 17. Februar <strong>2022</strong> im Kino.<br />
DOKUMENTARFILM<br />
Der Schneeleopard<br />
Am Anfang steht die Begegnung zweier Franzosen, die<br />
zwar auf unterschiedlichen Gebieten bekannt sind, aber<br />
von derselben Leidenschaft für Natur und ausgedehnte<br />
Landschaften getrieben werden. Der Fotograf Vincent<br />
Munier nimmt den Schriftsteller Sylvain Tesson mit in<br />
die tibetanischen Hochebenen auf die Suche nach dem<br />
Schneeleoparden. Er weist ihn in die hohe Kunst des<br />
Auf-der-Lauer-Liegens und in das Spurenlesen ein und<br />
vermittelt ihm die notwendige Geduld, um die Tiere aufzuspüren. Der Film ist<br />
weit mehr als ein wunderschöner Tierdokumentarfilm. Während die beiden<br />
Männer durch die von unsichtbaren Wesen bewohnte Natur streifen, führen<br />
sie einen zutiefst menschlichen und philosophischen Dialog über unseren<br />
Platz in der Welt der Lebewesen und über die grandiose Schönheit der Erde.<br />
Herrliche Bilder, Anblicke, wie nur das Kino sie bieten kann, getragen von der<br />
Filmmusik aus der Feder von Nick Cave und Warren Ellis. Großes Kino!<br />
Der Schneeleopard • Frankreich, 2021, 92 min • Originaltitel: La<br />
panthère des neiges • Ein Film von Marie Amiguet und Vincent Munier,<br />
mit Vincent Munier und Sylvain Tesson • Ab 10. März <strong>2022</strong> im Kino.<br />
DRAMA<br />
Das Ereignis<br />
Frankreich, 1963. Anne, eine Studentin<br />
mit einer vielversprechenden Zukunft,<br />
wird schwanger. Sie ist zu allem bereit,<br />
um über ihren Körper und ihre Zukunft selbst zu bestimmen, und beschließt<br />
abzutreiben. Für die junge Frau beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Auf<br />
sich alleine gestellt, ist sie schließlich gezwungen, sich über das Gesetz<br />
hinwegzusetzen. Denn die Prüfungen rücken näher, ihr Bauch wird immer<br />
runder … Der Film basiert auf dem 2020 in Frankreich (2021 in Deutschland)<br />
erschienen Buch Das Ereignis der französischen Schriftstellerin Anni Ernaux,<br />
in dem diese auf wunderschöne und mutige Weise ihre eigenen Erlebnisse<br />
erzählt. Er erinnert daran, dass das heute errungene Recht auf Abtreibung<br />
in Frankreich das Ergebnis eines langen Kampfes ist. Das Ereignis beschreibt<br />
auf erschütternde und treffende Weise die Umstände im Frankreich der 60er-<br />
Jahre. Eine junge Frau – wunderbar interpretiert von Anamaria Vartolomei<br />
– befindet sich in einer schwierigen Situation, sie hat niemanden, an den sie<br />
sich wenden kann, und beschließt schließlich, illegal abzutreiben. Ein Film,<br />
den man nicht so schnell vergisst, der in Venedig mit dem Goldenen Löwen<br />
ausgezeichnet wurde und damit unter anderem große Namen wie Jane<br />
Campion, Almodovar und Sorrentino in den Schatten stellte.<br />
Das Ereignis • Frankreich, 2021, 100 min • Originaltitel: L’évènement • Ein Film<br />
von Audrey Diwan, mit Anamaria Vartolomei, Kacey Mottt Klein, Sandrine<br />
Bonnaire, Pio Marmai, Anna Mouglalis u. a. • Ab 31. März <strong>2022</strong> im Kino.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>