Nr. 82 - Frühling 2022
Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!" Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume Rezept: La Madeleine de Proust
Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt
Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!"
Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume
Rezept: La Madeleine de Proust
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>82</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong><br />
TERRITOIRE DE BELFORT · CORRÈZE · PÉRIGORD · CENTRE-VAL DE LOIRE · PARIS<br />
Land-Art XXL<br />
Saype: von Belfort in die weite Welt<br />
Château des Milandes<br />
« Mein Leben, das ist Joséphine! »<br />
Centre-Val de Loire<br />
Eine faszinierende Reise durch eine duftende Welt<br />
Brouage<br />
Die Zitadelle der<br />
geplatzten Träume<br />
Meymac-près-<br />
Bordeaux<br />
Der erfinderische Bluff der<br />
Weinhändler<br />
Umwelt Die schönsten Bäume Frankreichs<br />
Literatur Michel Houellebecq: der Porträtist des Hexagons<br />
Rezept La Madeleine de Proust<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Deutschland 6,90 €<br />
Österreich 7,60 €<br />
Schweiz 11,90 CHF<br />
Frankreich & Benelux 8,10 €<br />
Italien 8,10 €
Agence VERTU<br />
© Bal du Moulin Rouge <strong>2022</strong> - Moulin Rouge® - 1-1028499<br />
LA REVUE DU PLUS CÉLÈBRE CABARET DU MONDE ! - DIE SHOW DES BERÜHMTESTEN VARIETÉ THEATERS DER WELT !<br />
DÎNER ET REVUE À 19H À PARTIR DE 205E - REVUE À 21H ET 23H À PARTIR DE 77E - DINNER AND SHOW UM 19 UHR AB 205E - SHOW UM 21 UHR UND 23 UHR AB 77E<br />
MONTMARTRE <strong>82</strong>, BLD DE CLICHY 75018 PARIS - TEL : 33(0)1 53 09 <strong>82</strong> <strong>82</strong> - WWW.MOULIN-ROUGE.COM
EDITORIAL<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
seit mehreren Monaten müssen wir<br />
alle feststellen, dass die derzeitige<br />
Pandemie in einigen Bereichen<br />
sehr gravierende Preiserhöhungen<br />
nach sich zieht. Die Presse ist davon nicht ausgenommen,<br />
der Anstieg ist zum Teil sogar spektakulär. Die<br />
Papierpreise steigen aufgrund der höheren Preise für<br />
Rohstoffe und Transporte ins Uferlose. Unsere<br />
Lieferanten – mit denen wir echte solidarische<br />
Partnerschaften pflegen – haben uns<br />
aufgrund der für sie ebenfalls schwierigen<br />
Situation alleine für Papier eine Steigerung<br />
von 45 bis 50 % für <strong>2022</strong> angekündigt.<br />
Da schlechte Nachrichten niemals<br />
alleine kommen, setzt die Deutsche<br />
Post, ein unverzichtbarer Partner um<br />
Ihnen, liebe treue Abonnenten, das<br />
Magazin zuzustellen, ihre seit Jahren<br />
andauernde Preissteigerungspolitik<br />
fort. Nicht nur, dass das Porto für<br />
den Versand des Magazins an die<br />
deutschen Empfänger seit 2018<br />
um fast 10 % gestiegen ist, im<br />
selben Zeitraum erhöhten sich<br />
auch die jährlichen Kosten für den<br />
Service « Presse Distribution », mit<br />
dem Verlage günstigere Versandpreise<br />
nutzen können, um 25 %! Dabei ist<br />
noch gar nicht berücksichtigt, dass sich<br />
sowohl die Kosten für die Distribution des<br />
Magazins an den Handel wie auch unsere<br />
eigenen Fahrtkosten im Rahmen unserer<br />
Reportagen aufgrund der gestiegenen<br />
Treibstoffkosten ebenfalls erhöhen.<br />
Kurz, alle Preise steigen, und das in<br />
einem bislang nicht gekannten Ausmaß.<br />
In den letzten Jahren haben wir alles darangesetzt,<br />
Preiserhöhungen nicht an unsere Leser weiterzugeben.<br />
Knapp 14 Jahren blieb der Preis für das Magazin<br />
mit 5,90 € unverändert! Dies ist in unserer Branche<br />
ohne Frage eine Ausnahme, auf die wir meines Erachtens<br />
stolz sein können. Um Frankreich erleben<br />
weiterhin in der bekannten Qualität anbieten<br />
zu können und gleichzeitig ein finanzielles<br />
Gleichgewicht zu bewahren, mussten wir<br />
uns nun jedoch dazu entschließen,<br />
den Preis auf 6,90 € zu erhöhen.<br />
Wir sind uns darüber bewusst, dass<br />
sich diese Steigerung für Sie zu<br />
allen anderen addiert und einen<br />
Einfluss auf Ihre Kaufkraft hat.<br />
Allerdings ist dieser Schritt heute unabdingbar,<br />
um die Unabhängigkeit und den<br />
verlegerischen Anspruch von Frankreich erleben<br />
weiterhin zu gewährleisten und die wirtschaftliche<br />
Grundlage nicht zu gefährden.<br />
Ich hoffe auf Ihr Verständnis für diesen<br />
Schritt und danke Ihnen sehr herzlich für Ihre<br />
Unterstützung und Treue. Genießen Sie den<br />
<strong>Frühling</strong> und lassen Sie sich von der vorliegenden<br />
Ausgabe, die wir wie immer mit viel Herzblut<br />
erstellt haben, zu neuen Entdeckungen inspirieren!<br />
Titelbild: Im April 2020 realisierte der aus Belfort stammende Künstler<br />
Saype auf dem Gebiet der Schweizer Gemeinde Leysin ein riesiges Fresko<br />
mit dem Titel « Beyond Crisis ». Für das Werk mit einer Fläche von mehr als<br />
3000 m² benutzte er Farben, die aus natürlichen Pigmenten, Kohle und<br />
Kreide bestehen und vollständig biologisch abbaubar sind. In einer Zeit,<br />
die vor allem durch die Coronaviruspandemie bestimmt war, wollte Saype<br />
mit seinem Kunstwerk eine Botschaft voller Hoffnung und Optimismus<br />
in die Welt senden. (Foto: Valentin Flauraud im Auftrag von Saype)<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 3
INHALT<br />
Rezept · 90<br />
Loiret · 22<br />
Brouage · 32<br />
Land-Art · 54<br />
Natur · 70<br />
Meymac · 48<br />
Kulturerbe · 80<br />
Château des Milandes · 38<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Rennes<br />
Nantes<br />
Bordeaux<br />
Rouen<br />
78 · Paris<br />
32 · Brouage<br />
Lille<br />
Straßburg<br />
22 · Chilleurs-aux-Bois<br />
22 · Meung-sur-Loire<br />
Tours<br />
Dijon<br />
48 ·Meymac<br />
Montpellier<br />
Toulouse<br />
Marseille<br />
Lyon<br />
38 ·Château des Milandes<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
22 Loiret<br />
Eine faszinierende Rundreise durch<br />
die duftende Welt der Rosen<br />
Das Departement Loiret gilt seit dem 18. Jh. in Frankreich als<br />
Wiege der Rose. Vor einigen Jahren kam man dort auf die Idee,<br />
einen Parcours einzurichten, auf dem Interessierte sowohl<br />
botanische, landschaftliche, kulturelle als auch touristische<br />
Erfahrungen machen und gleichzeitig diesen kleinen Winkel<br />
Frankreichs erkunden können: die Route de la Rose.<br />
32 Brouage<br />
Die Zitadelle der geplatzten Träume<br />
Die Geschichte von Brouage ist die einer Stadt, die einst<br />
eine bedeutende Rolle im europäischen Handel spielte,<br />
bevor sie in Vergessenheit geriet. Sogar der Ozean, dessen<br />
Wasser früher die Befestigungsmauern umspülte,<br />
hat sich inzwischen ganz von ihr zurückgezogen …<br />
38 Château des Milandes<br />
« Mein Leben, das ist Joséphine! »<br />
Joséphine Baker war eine entschlossene und mutige Ikone,<br />
die gegen Nazismus und Rassismus kämpfte. 32 Jahre<br />
lang lebte sie im Château des Milandes, das sie zu einem<br />
« Zentrum der Brüderlichkeit » machen wollte. Heute setzt<br />
sich Angélique de Labarre ebenfalls sehr entschlossen<br />
und mutig dafür ein, dieses Kulturerbe zu schützen und<br />
die Erinnerung an Joséphine lebendig zu erhalten.<br />
48 Pays de Meymac-près-Bordeaux<br />
Der erfinderische Bluff der Weinhändler<br />
Obwohl das friedliche Dorf Meymac knapp 300 Kilometer<br />
von den Weinbergen des Bordelais entfernt liegt, kamen<br />
Bauern dieser Gegend um 1865 auf die Idee, sich für Weinproduzenten<br />
aus dem Bordelais auszugeben. Als regelrechte<br />
« Marketingpioniere » erfanden sie zu diesem Zweck eigens<br />
eine Herkunftsbezeichnung: Meymac-près-Bordeaux<br />
Frankreich heute<br />
54 Land-Art<br />
Saype: XXL-Bilder mit optimistischen Visionen<br />
Der Autodidakt Saype malte bereits auf der ganzen Welt<br />
mit biologisch abbaubarer Farbe riesige poetische Fresken<br />
ins Gras, die eine Lebensdauer von ungefähr einem Monat<br />
haben. Er sprach mit uns über seinen Werdegang und seine<br />
nach wie vor starke Verbindung zum Territoire de Belfort.<br />
66 Literatur<br />
Michel Houellebecq: der Porträtist des Hexagons<br />
Vor Kurzem erschien Michel Houellebecqs achter Roman<br />
mit dem Titel anéantir (Vernichten). Wie immer beim « Star »<br />
der französischen Literatur war dies in Frankreich ein verlegerisches<br />
Ereignis erster Güte, das sorgfältig inszeniert<br />
wurde und dem man sich nur schwer entziehen konnte.<br />
70 Natur<br />
Die schönsten Bäume Frankreichs<br />
Im Rahmen eines Wettbewerbs stehen Jahr für Jahr außergewöhnliche<br />
Bäume im Rampenlicht. Die Besonderheit dieses<br />
Wettstreits liegt vor allem darin, dass diese nicht von Fachleuten<br />
ausgewählt werden, sondern von « Menschen wie du und ich ».<br />
78 Restaurierung<br />
Notre-Dame de Paris: umstrittene Neugestaltung<br />
des Innenraums<br />
Die Restaurierungsmaßnahmen nach dem schrecklichen<br />
Brand der Kathedrale Notre-Dame am 15. April 2019 haben<br />
zu teilweise polemischen Auseinandersetzungen geführt. Ein<br />
Bericht über eine emotional und medial geführte Diskussion<br />
um Kulturerbe, wie nur Franzosen sie führen können …<br />
Art de vivre<br />
80 Kulturerbe<br />
Die Mission photographique hat nichts<br />
von ihrer Aktualität verloren<br />
Im Verlauf des Jahres <strong>2022</strong> werden 200 besondere Fotografen<br />
Frankreich bereisen. Ihre Aufgabe: das Staatsgebiet und<br />
seine Bewohner im Rahmen eines offiziellen öffentlichen<br />
Auftrags der französischen Regierung zu fotografieren.<br />
Der Titel dieser Mission lautet « Röntgenbild von Frankreich:<br />
Blick auf ein Land in der Gesundheitskrise ».<br />
90 Chantals Rezept<br />
La Madeleine de Proust<br />
92 Kulturschock<br />
Der neue zweisprachige Personalausweis<br />
94 Produkt<br />
« Der Geschichtenerzähler » Lunii<br />
Die Geschichte eines kleinen, seltsamen Kästchens im minimalistischen<br />
Design, das Kinder im Alter von drei bis acht<br />
Jahren problemlos bedienen, überall hin mitnehmen und<br />
mit dem sie ihre eigenen Geschichten kreieren können.<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 On lit<br />
14 On lit en France<br />
16 On regarde<br />
18 On surfe<br />
20 On écoute<br />
65 Leserbriefe<br />
86 Nach bestellungen<br />
96 Guéwen a testé<br />
98 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 5
ON EN PARLE<br />
RESTAURIERUNG<br />
Astronomische Uhr von Ludwig XV.<br />
verlässt Schloss Versailles<br />
Die berühmte astronomische Uhr im Château de Versailles<br />
(Yvelines), die 1754 an König Ludwig XV. (1710-1774) geliefert<br />
wurde, gilt aufgrund ihres Mechanismus als eine der<br />
komplexesten ihrer Art weltweit. Sie ist eines der Symbole des<br />
Génie français und hat die königlichen Gemächer bisher niemals<br />
verlassen. Unter Einhaltung größter Vorsichtsmaßnahmen wurde<br />
sie nun in den Pavillon de Flore des Pariser Louvre transportiert,<br />
wo sie ein Jahr lang von Expertenhänden restauriert wird.<br />
ZUG<br />
Italienische Konkurrenz zum TGV<br />
auf der Strecke Paris-Lyon-Mailand<br />
VERKEHRSSICHERHEIT<br />
Weltpremiere Lärmradar<br />
Radargeräte zum Aufspüren von Geschwindigkeits übertretungen<br />
im Straßenverkehr sind gut bekannt. Frankreich<br />
zeigt sich nun mit einer neuen Art von Radar innovativ, indem<br />
man das erste « Lärmradar » einführt. Solche Geräte, mit denen<br />
lärmende Verkehrsteilnehmer geblitzt werden, sollen nach einer<br />
zweijährigen Testphase im gesamten Hexagon aufgestellt werden.<br />
Das erste Radar dieser Art wurde auf dem Gebiet der Gemeinde<br />
Saint-Lambert-les-Bois (Yvelines, in der Nähe von Paris) platziert,<br />
an einer kurvenreichen Straße im Vallée de Chevreuse. Zum<br />
Leidwesen der Anwohner ist die Strecke mit ihren 17 Kurven<br />
nämlich vor allem am Wochenende bei<br />
Motorradfahrern sehr beliebt. Ab sofort<br />
müssen diejenigen, die zu viel<br />
Lärm machen und<br />
geblitzt werden, ein<br />
Bußgeld in Höhe von<br />
135 Euro bezahlen.<br />
Das Monopol der französischen<br />
Eisenbahngesellschaft Société Nationale<br />
des Chemins de Fer Français (SNCF) auf den<br />
französischen Hochgeschwindigkeitslinien<br />
scheint wahrhaftig beendet zu sein:<br />
Von nun an kann man in Paris in einen<br />
Hochgeschwindigkeitszug der italienischen<br />
Betreibergesellschaft Trenitalia steigen, um<br />
nach Lyon, Chambéry, Modane, Turin oder<br />
Mailand zu fahren. Auf diese Weise greift<br />
Trenitalia die SNCF auf einer ihrer rentabelsten<br />
Strecken an, nämlich auf der Verbindung<br />
Paris-Lyon. Und das ist nur der Beginn: Es<br />
zeichnet sich bereits ab, dass die staatliche<br />
Eisenbahngesellschaft Renfe aus Spanien<br />
ein Auge auf die Linie Paris-Lyon-Marseille<br />
geworfen hat. Zukünftig sollte man also die<br />
Preise ganz genau vergleichen, wenn man in<br />
Frankreich mit dem Zug unterwegs ist …<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
OLYMPISCHE SPIELE 2024<br />
Innovative Pläne für die<br />
Eröffnungszeremonie in Paris<br />
Die Organisatoren der Olympischen<br />
Sommerspiele 2024 in Paris hatten bereits<br />
im Vorfeld angekündigt, dass sie eine ganz<br />
neuartige Eröffnungszeremonie planen, die mit<br />
allem bisher Dagewesenen bricht. Das Konzept,<br />
das vor Kurzem vorgestellt wurde, scheint das<br />
Versprechen in der Tat einzulösen. Schluss mit<br />
der traditionellen Eröffnungsveranstaltung<br />
im Stadion: Paris wird seine Spiele nicht nur<br />
unter freiem Himmel, sondern vor allem im<br />
Herzen der Stadt eröffnen. Und das dazu noch<br />
auf der Seine! 160 Boote sollen die Athleten<br />
der 206 teilnehmenden Nationen über eine<br />
sechs Kilometer lange Strecke von der Pont<br />
d’Austerlitz im Osten von Paris bis zur Pont<br />
d’Iena zu Füßen des Eiffelturms transportieren.<br />
Am Ufer des Flusses können 600 000 Zuschauer<br />
der 3 Stunden und 15 Minuten dauernden<br />
Zeremonie beiwohnen. Im Bereich der Quais<br />
hauts ist der Eintritt an beiden Ufern kostenlos,<br />
im Bereich der Quais bas können die Zuschauer<br />
dagegen kostenpflichtig, aber bequem auf<br />
Tribünen Platz nehmen. Ein weiterer Bruch<br />
mit der Tradition: Die Athleten präsentieren<br />
sich nicht, wie bisher üblich, nach der Show,<br />
sondern vorher. Die Boote bringen sie bis<br />
zum Trocadéro, gegenüber dem Eiffelturm,<br />
wo die üblichen Reden stattfinden und<br />
das Olympische Feuer entzündet wird. Das<br />
Defilee der Athleten auf der Seine, wird an<br />
Land von einem riesigen Fest begleitet, das<br />
« gewagt, kreativ, spektakulär und populär »<br />
sein soll. Die Details werden zwar derzeit noch<br />
ausgearbeitet, doch es ist bereits bekannt,<br />
dass die Organisatoren damit ebenfalls<br />
Eindruck hinterlassen wollen. Angedacht sind<br />
beispielsweise Kunstsprünge in die Seine,<br />
akrobatische Sprünge mit dem Fahrrad auf<br />
Brücken, Projektionen von Kunstwerken auf<br />
Wasserleinwände, Symphonieorchester auf<br />
dem Wasser oder auch Auftritte von Künstlern<br />
in einem viel intimeren Rahmen, zum Beispiel<br />
auf den Dächern von Paris … Wenn das nichts<br />
ist, um die Menschen zu beeindrucken und in<br />
eine andere Welt zu versetzen! Eines ist auf<br />
jeden Fall sicher: Die Herzen der Franzosen<br />
scheint man mit dem Konzept bereits erobert<br />
zu haben. Laut einer aktuellen Umfrage stehen<br />
<strong>82</strong> % von ihnen hinter den Plänen für die<br />
Eröffnungszeremonie.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 7
ON EN PARLE<br />
FRANZÖSISCHE SPRACHE<br />
Wenn Franzosen das Neutrum entdecken<br />
KONSUM<br />
« iel, iels, Personalpronomen der dritten Person Singular<br />
und Plural, wird für die Nennung einer Person, egal welchen<br />
Geschlechts, verwendet. » Als der renommierte Verlag Le Robert<br />
(https://dictionnaire.lerobert.com/) diese neuen Wörter bei<br />
der jüngsten Aktualisierung in sein Onlinewörterbuch aufnahm,<br />
das eine der Referenzen für die französische Sprache darstellt,<br />
waren die Verantwortlichen nicht darauf gefasst, damit derart<br />
polemische Reaktionen in der Gesellschaft auszulösen. Eine der<br />
ersten Stellungnahmen kam vom französischen Bildungsminister<br />
Jean-Michel Blanquer. Er bewertete die Verwendung des<br />
geschlechtsneutralen Pronomens – eine Kontraktion von il und<br />
elle – « in keiner Hinsicht gut ». In der Folge hagelte es in den Medien<br />
des Landes nur so von Ausdrücken wie « Marotte », « Beleidigung<br />
der Sprache », « kriegerischer Akt gegen Französisch », « Gefahr für<br />
die Sprache Molières » … Sogar die normalerweise sehr diskrete<br />
Première Dame, Brigitte Macron, äußerte sich dazu: « Es gibt<br />
zwei Pronomen: il und elle. Die Sprache ist so schön. Und zwei<br />
Pronomen, das ist gut so. » Man kann also sagen, dass man in der<br />
Frage des Neutrums, zumindest was die französische Sprache<br />
angeht, noch bei Weitem zu keinem Konsens gekommen ist …<br />
Eier mit Mayonnaise sind der Renner!<br />
Man könnte die Information für einen Witz halten,<br />
ist sie aber nicht. Laut der Zeitung Libération lag<br />
der französische Klassiker Œuf mayonnaise<br />
vom Take-away-Service der Pariser<br />
Restaurants Bouillon Pigalle und Bouillon<br />
République im Jahr 2021 beim Online-<br />
Lieferdienst Deliveroo auf Platz eins der<br />
meistbestellten Gerichte (Preis im Rahmen<br />
des Take-away-Angebots: zwei Euro für drei<br />
halbe Eier mit Mayonnaise). Damit nicht genug:<br />
Sogar auf weltweiter Ebene lag diese Vorspeise<br />
von Bouillon bei Deliveroo im vergangenen Jahr<br />
auf einem respektablen fünften Platz. Bereits<br />
2019 hatte die Association pour la sauvegarde de<br />
l’œuf mayonnaise, die sich für die Rettung dieses<br />
traditionellen Gerichts einsetzt, die Eier mit<br />
Mayonnaise aus dem Hause Bouillon als « die besten<br />
der Welt » ausgezeichnet. Ein Tipp: Selbstverständlich<br />
können Sie sich diese kulinarische Köstlichkeit nicht<br />
nur liefern lassen, sondern bei einem Aufenthalt in<br />
Paris in einem der beiden Restaurants – regelrechte<br />
Pariser Institutionen – vor Ort genießen.<br />
(www.bouillonlesite.com).<br />
ALKOHOL<br />
« Champagner »<br />
versus « Schampanskoje<br />
»<br />
Seit dem 2. Juli 2021<br />
schreibt das russische<br />
Bundesgesetz 345-FZ<br />
neue Bezeichnungen für<br />
russische Schaumweine<br />
vor, die aus Trauben des<br />
eigenen Landes produziert<br />
werden: Diese Weine<br />
dürfen nun auf den Etiketten die schmeichelhafte Bezeichnung<br />
« Schampanskoje » (den russischen Begriff für Champagner) führen.<br />
Umgekehrt haben französische Champagnerhersteller dagegen<br />
nicht das Recht, die kyrillische Übersetzung von Champagner auf<br />
den Rückenetiketten ihrer Flaschen anzugeben. Sie müssen sich<br />
auf die Bezeichnung Vin mousseux (Schaumwein) beschränken.<br />
Die Winzer dürfen zwar nach wie vor das Wort Champagne in<br />
lateinischer Schrift auf ihren Etiketten aufführen, was russische<br />
Konsumenten allerdings naturgemäß schlechter verstehen. Die<br />
Champagnerproduzenten wollen gemeinsam mit der französischen<br />
Regierung in den kommenden Monaten in Moskau über diesen<br />
Punkt verhandeln, um den Begriff Champagne und die Appellation<br />
d’origine contrôlée (AOC) zu verteidigen.<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
UMWELT<br />
Kampf gegen die Tigermücke<br />
Wie viele andere Länder ist auch Frankreich seit einigen<br />
Jahren von einer starken Ausbreitung der aus Südostasien<br />
stammenden Tigermücke betroffen. Dieses Insekt überträgt<br />
Krankheiten wie Dengue, Zika und Chikungunya. Im Kampf<br />
gegen die Vermehrung dieser Mücke wurden im Sommer<br />
2021 über der Gemeinde Prades-le-Lez (in der Nähe von<br />
Montpellier) mithilfe von Drohnen erstmals sterile männliche<br />
Tigermücken ausgesetzt. Wenn sich solche sterile Männchen<br />
dann mit weiblichen Mücken paaren, bringen deren Eier<br />
keinen Nachwuchs hervor. Die Bilanz nach Zählung der<br />
Larven zeigte, dass man die Anzahl der ausgesetzten<br />
sterilen Mücken verzehnfachen muss, um die Population<br />
der vorhandenen Tigermücken einzudämmen. Das sind<br />
zumindest ermutigende Ergebnisse, auf deren Basis man<br />
über die Mückenbekämpfungsmaßnahmen für den Sommer<br />
<strong>2022</strong> nachdenken kann.<br />
JUSTIZ<br />
Ungewöhnlich harte Strafe in der Welt der Bordeaux-Weine<br />
Auf dieses Urteil hätten die Verantwortlichen für die Promotion der Bordeaux-Weine<br />
mit Sicherheit gerne verzichtet. Am 27. Oktober verurteilte das Berufungsgericht<br />
von Bordeaux (Gironde) einen Händler von Bordeaux-Weinen wegen « Täuschung,<br />
versuchter Täuschung hinsichtlich wesentlicher Eigenschaften der Weine,<br />
betrügerischer Verwendung und versuchter betrügerischer Verwendung der<br />
AOP » zu einer bis dato noch nie da gewesenen Strafe: ein Jahr Gefängnis und<br />
eine Geldstrafe von 30 000 Euro (davon 20 000 auf Bewährung) für den Händler<br />
selbst sowie eine Strafe von 100 000 Euro (davon 50 000 auf Bewährung) für das<br />
Unternehmen. Eingehende Ermittlungen hatten zutage gefördert, dass der Händler<br />
mehrere Weine gemischt, die Weine mit Wasser verdünnt und Weine unter falschen<br />
Jahrgangsangaben verkauft haben soll. Der Verteidiger stellte zwar umgehend einen<br />
Revisionsantrag, doch für die Vertreter der lokalen Weinverbände und -gremien<br />
kommt das Urteil zu einem unpassenden Zeitpunkt, da es zu einer Art « Bordeaux-<br />
Bashing » beiträgt, das seit einiger Zeit im Gange ist. Andere dagegen begrüßen es, da die Belegung<br />
solch unlauterer Praktiken mit einer exemplarischen Strafe helfen könnte, das Vertrauen der<br />
Konsumenten zurückzugewinnen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 9
ON EN PARLE<br />
TOURISMUS<br />
Dijon von CNN ausgezeichnet<br />
Die Überraschung war groß, aber im positiven Sinne, als die<br />
Verantwortlichen von Dijon quasi per Zufall entdeckten, dass<br />
der amerikanische Nachrichtensender CNN die Stadt auf den<br />
sechsten Platz ihrer Top-10-Rangliste « Where to travel <strong>2022</strong>:<br />
The best destinations to visit » platzierte. Vor Dijon liegen der<br />
Antillenstaat Antigua und Barbuda, die Bissagos-Inseln in<br />
Guinea-Bissau, die kanadische Kap-Breton-Insel in der Provinz<br />
Nova Scotia, Chile sowie die Stadt Colombo in Sri Lanka.<br />
Als wichtigste Trümpfe der Stadt der Herzöge von Burgund<br />
werden neben der Gastronomie und ihren « herrlichen<br />
Palästen aus dem 18. Jahrhundert und ihrer spätgotischen<br />
Kathedrale » auch die für Mai vorgesehene Eröffnung der Cité<br />
internationale de la Gastronomie aufgeführt. Darauf werden<br />
wir noch zurückkommen …<br />
LYON<br />
Ein schwimmendes Theater auf<br />
der Rhône?<br />
Auf den ersten Blick ist es ein sympathisches,<br />
originelles Projekt: Am rechten Ufer der<br />
Rhône, gegenüber dem Bahnhof Lyon-<br />
Perrache, soll ein « schwimmendes Theater »<br />
installiert werden. Die Pläne sehen eine<br />
kühne Architektur mit mehreren, miteinander<br />
verbundenen Elementen vor, die auf dem<br />
Wasser schwimmen. Doch es gibt ein Problem:<br />
Am geplanten Ort liegt bereits der Lastkahn<br />
Fragory, in dem sich das Restaurant Le Gold<br />
befindet. Der Eigentümer des Kahns weigert<br />
sich jedoch bisher, den Ort zu verlassen. Es<br />
wurden zwar juristische Mittel eingelegt,<br />
dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass man<br />
sich noch gütlich einigt. Wir werden Sie auf<br />
dem Laufenden halten.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
PROVENCE<br />
VOLKSGESUNDHEIT<br />
Franzosen<br />
rauchen immer<br />
weniger<br />
Obwohl man dachte,<br />
der Tabakkonsum würde aufgrund der<br />
Coronaviruskrise zunehmen, ist das<br />
Gegenteil der Fall. Der Tabakumsatz<br />
sinkt kontinuierlich, 2021 brach der<br />
Zigarettenabsatz um weitere 6,5 % ein.<br />
Der Rückgang ist umso erstaunlicher,<br />
da es zum ersten Mal seit 2017 keine<br />
Erhöhung der Tabaksteuer gab. Mit<br />
der Tabaksteuererhöhung im Jahr<br />
2017 hatte der Preis für eine Packung<br />
Zigaretten im Übrigen die magische<br />
Marke von 10 Euro überstiegen.<br />
Werden die Santons Teil des immateriellen<br />
Kulturerbes der UNESCO?<br />
Die Santons, die kleinen Figuren aus Ton, die<br />
fester Bestandteil jeder provenzalischen<br />
Krippe sind, sollen künftig Teil des<br />
immateriellen Kulturerbes der<br />
UNESCO sein. Diese Botschaft lässt<br />
zumindest die Vereinigung Savoirfaire<br />
des santonniers de Provence<br />
verlauten, deren Vorsitzende Sylvie<br />
Neveu-Prigent ist, eine Nachfahrin der<br />
ersten Santonnière aus Aubagne (Bouches-du-<br />
Rhône). Ein Vorstoß, der von der Metropolregion<br />
Aix-Marseille-Provence unterstützt wird.<br />
Dies würde das Know-how und die Arbeit<br />
der Santon-Hersteller und Krippenbauer<br />
aufwerten und schützen. Alleine in der<br />
Region Pays d’Aubagne et de l’Étoile gibt<br />
es 70 solcher Ateliers.<br />
NORMANDIE<br />
Immer weniger Einwohner auf dem Mont-Saint-Michel<br />
Laut Erhebungen des Institut National de la Statistique (INSEE) soll der Mont-Saint-Michel (Normandie) zwischen 2013 und 2019<br />
5,5 % seiner Einwohner verloren haben. Der Trend ist nicht neu: Innerhalb von gut 40 Jahren ist die Zahl der Einwohner von 100<br />
auf weniger als 30 gesunken. Inzwischen wohnen noch rund ein Dutzend Mönche und Nonnen in der Abtei, einige Beamte des<br />
Centre des Monuments Nationaux (das die Abtei verwaltet) in Dienstwohnungen und ein paar Familien in den wenigen Häusern<br />
des felsigen Eilands, die noch nicht in Souvenirgeschäfte oder Gastronomiebetriebe für die zahlreichen Touristen umgewandelt<br />
wurden.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 11
ON LIT<br />
ROMAN<br />
So reich wie der König<br />
Abigail Assor, Originaltitel: Aussi riche que le Roi, übersetzt aus dem Französischen<br />
von Nicola Denis, Insel, 218 Seiten, 23 €, ISBN 978-3458642848.<br />
Der erste Roman der jungen Marokkanerin Abigail Assor So reich wie der König erschien 2021 in Frankreich<br />
und war sehr erfolgreich. Die junge Sarah, die in den 1990er-Jahren in der sehr « geldversessenen »<br />
marokkanischen Stadt Casablanca lebt und von allen nur « die Französin »<br />
genannt wird, bekommt die sozialen Ungerechtigkeiten ihres Landes am eigenen<br />
Leib zu spüren. Einige Jahre zuvor kam sie mit ihrer Mutter von der Côte d’Azur<br />
nach Marokko, da diese einem Mann folgte, der sich zwischenzeitlich jedoch<br />
verflüchtigt hat. Jeden Morgen läuft Sarah zwei Stunden zu Fuß von ihrem Haus<br />
am Rande der Elendsviertel bis ins französische Gymnasium. Sie ist stolz und<br />
macht ihren Schulkameraden glaubhaft, der Chauffeur habe sie in der Nähe<br />
abgesetzt … Eines Tages trifft Sarah Driss, einen überhaupt nicht attraktiven<br />
Marokkaner, der jedoch sagt, er sei « so reich wie der König ». Sofort beschließt<br />
Sarah, ihn zu heiraten. Zwischen ihnen bahnt sich eine stillschweigende<br />
Vereinbarung an, die die Autorin scharfsinnig und bewegend beschreibt. Es<br />
ist das gelungene Porträt einer entschlossenen und mutigen jungen Frau, die<br />
nach einem besseren Leben strebt. Darüber hinaus ist es aber auch das Porträt<br />
komplexer und gewalttätiger sozialer Beziehungen in einer faszinierenden Stadt.<br />
Ein Buch, das den Leser nicht nur mit auf Reisen nimmt, sondern auch zum<br />
Nachdenken anregt, wie die frankophone Literatur es so vorzüglich versteht.<br />
Bücher, die wir Ihnen beim Erscheinen<br />
in französischer Sprache<br />
vorstellten und die nun in der<br />
deutschen Übersetzung vorliegen<br />
Sie erinnern sich vielleicht an unsere Rubrik<br />
On lit en France in der letzten Ausgabe<br />
(<strong>Nr</strong>. 81 Winter 2021/<strong>2022</strong>), die ganz dem<br />
Prix Goncourt 2021 gewidmet war. Darin<br />
haben wir Ihnen nicht nur den Preisträger,<br />
nämlich das Buch La plus secrète mémoire<br />
des hommes von Mohamed Mbougar Sarr,<br />
vorgestellt, sondern auch die acht anderen<br />
Romane, die es bis in die Endauswahl<br />
für diesen renommierten Literaturpreis<br />
geschafft haben. Es gibt gute Nachrichten,<br />
denn zwei dieser Bücher werden demnächst<br />
in der deutschen Übersetzung im<br />
Buchhandel erhältlich sein. Die Gelegenheit<br />
möchten wir nutzen, sie Ihnen erneut<br />
ans Herz zu legen! Selbstverständlich<br />
halten wir Sie auf dem Laufenden, wenn<br />
weitere Übersetzungen verfügbar sind, vor<br />
allem natürlich die deutsche Version des<br />
Preisträgers des Prix Goncourt, die in den<br />
kommenden Monaten im Hanser Verlag<br />
erscheinen soll.<br />
Tanguy Viel<br />
Das Mädchen, das man ruft<br />
Originaltitel: La fille qu’on appelle, aus dem Französischen<br />
von Hinrich Schmidt-Henkel, Wagenbach Verlag, 176 Seiten,<br />
20 €, ISBN 978-3803133458, erscheint im Februar.<br />
Tanguy Viel, der hier sein neuntes Werk veröffentlicht,<br />
stammt aus Brest (Bretagne). Sein Debütroman, Le Black<br />
Note, den er im Alter von 24 Jahren veröffentlichte, wurde<br />
für seinen präzisen, wirkungsvollen Stil gelobt, der nur<br />
wenige Worte braucht: Die Sätze sind kurz, kommen immer<br />
aufs Wesentliche. Dadurch entsteht ein dynamisches Werk,<br />
das man – nicht zuletzt auch durch die gut eingesetzte<br />
Spannung – oft an einem Stück liest.<br />
Präziser als je zuvor, mit einer nahezu<br />
« chirurgischen » Schreibweise, durch<br />
die dem Leser manchmal kalte Schauer<br />
über den Rücken laufen, zeigt Tanguy<br />
Viel in diesem Werk die Mechanismen<br />
von Macht, sozialem Einfluss und<br />
männlicher Vorherrschaft. Das Buch<br />
handelt von einem Bürgermeister in der<br />
Bretagne, der sich durch seinen Status<br />
sexuelle Vorrechte erhofft.<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
277492_Schmitz_Anzeige_1 19.06.2018 16:19<br />
ANZEIGE<br />
Ulrich Robin<br />
ERZÄHLUNG/ERFAHRUNGSBERICHT<br />
Ça va, cher Karl ?<br />
Sébastien Jondeau, Originaltitel: Ça va, cher<br />
Karl?, übersetzt aus dem Französischen<br />
von Bettina Seifried, unter Mitarbeit von<br />
Virginie Mouzat, Insel Taschenbuch, 200<br />
Seiten, 18 €, ISBN 978-34586<strong>82</strong>103. Erhältlich<br />
im Buchhandel ab dem 6. April <strong>2022</strong>.<br />
Das Vermächtnis<br />
oder<br />
Von Lilien lernen<br />
Seit dem Tod von Karl Lagerfeld im<br />
Februar 2019 äußerte sich Sébastien<br />
Jondeau nur selten. Dabei kannte er den<br />
berühmten deutschen Modeschöpfer<br />
sehr gut, da er ihn viele Jahre lang als Fahrer, Bote, Leibwächter<br />
und persönlicher Sekretär begleitete. Auf Wunsch Lagerfelds<br />
präsentierte er sich sogar für Chanel auf dem Laufsteg. 2021<br />
veröffentlichte er nun in Frankreich diesen sehr persönlichen<br />
Erfahrungsbericht. Das Buch ist zwar nicht die große Literatur,<br />
wird aber alle diejenigen interessieren, die sich für die<br />
Persönlichkeit dessen begeistern, der einer der bekanntesten<br />
Deutschen im Hexagon bleiben wird.<br />
David Diop<br />
Reise ohne Wiederkehr<br />
Originaltitel: La porte du voyage sans retour, aus dem<br />
Französischen von Andreas Jandl, aufbau Verlag, 240 Seiten,<br />
22 €, ISBN 978-3351039615, erscheint am 11. April <strong>2022</strong>.<br />
David Diop wurde in Paris geboren, ist im Senegal<br />
aufgewachsen und unterrichtet nun an der<br />
Universität von Pau (Pyrénées-Atlantiques). Dies<br />
ist sein dritter Roman. 2018 erhielt sein zweites<br />
Buch, Frère d’âme, den Prix Goncourt des Lycéens;<br />
inzwischen wurden davon in zahlreichen Ländern<br />
Übersetzungen publiziert. Die deutsche Fassung trägt den Titel Nachts<br />
ist unser Blut schwarz. Der Titel seines neuesten Werkes, La porte du<br />
voyage sans retour, ist gleichzeitig der Spitzname der Insel Gorée im<br />
Senegal, von wo aus Millionen Afrikaner zu Zeiten des Sklavenhandels<br />
verschifft wurden. Der Autor lässt uns in den Senegal Mitte des<br />
18. Jahrhunderts eintauchen, in eine Zeit, als der durch die Franzosen<br />
organisierte und geförderte Sklavenhandel auf seinem Höhepunkt<br />
war. Das Buch lehnt sich an das Leben des Botanikers Michel Adanson<br />
(1727-1806) an und erzählt von der Suche eines Mannes nach einer<br />
Frau und darüber, wie leidenschaftliche Liebe regelrecht als Waffe im<br />
Kampf gegen die Sklaverei fungiert. Das Werk ist auch in Bezug auf die<br />
Verantwortung Frankreichs in der Geschichte von Kolonialisierung und<br />
Sklavenhandel sehr interessant. Ein weiteres Beispiel, wie Literatur<br />
einen Beitrag zum Umgang mit aktuellen Themen leisten kann.<br />
„Das Vermächtnis oder Von Lilien lernen“<br />
ist ein vielschichtiger Roman<br />
über die Wunden der Nachkriegszeit,<br />
über Schuld, über den Beginn des<br />
Massentourismus und der Eventkultur<br />
und die deutsch-französischen Beziehungen.<br />
Im Mittelpunkt des Geschehens:<br />
Alman, deutscher Aussteiger in<br />
Chartres und Françoise, seine Geliebte.<br />
Der Autor erzählt mit souveräner<br />
Sprachkraft und feinem, untergründigem<br />
Witz die Ge schichte eines Fremden<br />
und Außen seiters, und seiner<br />
Beziehungsprobleme. Eingebettet in<br />
die Beschreibungen französischer Lebensart,<br />
des Geschehens in und um<br />
Chartres und eines, wenn auch nur virtuellen<br />
Ausflugs in die nahe gelegene<br />
französische Metropole. Auf subtile<br />
Weise verflicht er Gegenwart und Vergangenheit.<br />
Sie treffen sich schließlich<br />
auf überraschende Weise im Symbol<br />
der Lilie.<br />
Ulrich Robin<br />
Das Vermächtnis<br />
oder<br />
Von Lilien lernen<br />
1. Auflage 2017<br />
Taschenbuch, 251 Seiten<br />
ISBN: 978-3-86460-695-3<br />
19,95 EUR<br />
BookOnDemand - vabaduse<br />
bestellung@westarp.de
ON LIT EN FRANCE<br />
Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />
zurzeit in Frankreich spricht<br />
ROMAN<br />
Paris-Briançon<br />
Philippe Besson, Julliard, 204 Seiten, 19 €, ISBN 978-2260054641<br />
Philippe Besson hat bereits rund 20 Romane veröffentlicht, dennoch versteht er es nach wie vor, uns<br />
mit seinem treffenden Blick auf ganz alltägliche Dinge und seiner Fähigkeit, Details zu beschreiben, die<br />
das Frankreich von heute ausmachen, zu berühren. Diesmal nimmt er uns mit auf eine eigentümliche Reise<br />
voller Spannung: Wir besteigen den Nachtzug 5789 von Paris nach Briançon (Hautes-Alpes), einen Zug, wie es ihn<br />
heute in Frankreich kaum mehr gibt. An Bord befinden sich zehn Personen, die sich nicht kennen, sich ansonsten<br />
auch kaum begegnet wären. Zwischen Gang und Liegewagen lernen sie sich während der Fahrt kennen. Sie wissen<br />
noch nicht, dass einige von ihnen bei Tagesanbruch sterben werden … Das Buch ist weit davon entfernt, eine<br />
tragische Geschichte zu erzählen, es ist eine Ode an das Leben, mit Zufallsbekanntschaften und Momenten, in<br />
denen die Zeit stehen zu bleiben scheint, die das Leben so schön machen.<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
ROMAN<br />
Les larmes du vin<br />
ROMAN<br />
La décision<br />
Karine Tuil, Gallimard, 306 Seiten, 20 €, ISBN 978-2072943546<br />
Im Jahr 2019 erschien der Roman Les choses humaines von<br />
Karine Tuil (Deutscher Titel: Menschliche Dinge), in dem es um einen<br />
Vergewaltigungsprozess geht. Die Autorin war damals eine der Ersten, die sich<br />
Fragen über die Bedeutung des Begriffs « Einwilligung » stellte, ein Begriff, über<br />
den heute in Frankreich heiß diskutiert wird. Das Buch war mit mehr als 330 000<br />
verkauften Exemplaren im Hexagon sehr erfolgreich und wurde in der Folge mit<br />
so renommierten Preisen wie Interallié und Goncourt des Lycéens ausgezeichnet.<br />
Diesmal lässt uns die Karine Tuil hinter die Kulissen der französischen Justiz<br />
blicken. Im Mai 2016 muss die Richterin Alma Revel über das Schicksal eines jungen<br />
Mannes entscheiden, der verdächtigt wird, der Organisation Islamischer Staat in<br />
Syrien anzugehören. Zum beruflichen Zwiespalt kommt ein anderer, ein privater,<br />
nämlich Almas Beziehung zum Anwalt des Angeklagten. Auf der einen Seite ist es<br />
die fesselnde Beschreibung einer offenbar sehr gut, nahezu journalistisch belegten<br />
Anti-Terror-Untersuchung, auf der anderen Seite das « romantische » Dilemma einer<br />
Entscheidung zwischen Beruf und Privatleben. Interessant!<br />
Daniel Picouly, Albin Michel, 320 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-2226461476<br />
Ein ganz besonders fröhlich stimmendes Buch: Der Autor<br />
erzählt auf autobiografische Art und mit eine Fülle an<br />
Anekdoten davon, wie er zum eigenen Erstaunen eines Tages<br />
offiziell auf das renommierte Weingut Clos de Vougeot in Burgund –<br />
einem der « Weintempel » Frankreichs – eingeladen wurde, um zum Chevalier du<br />
Tastevin erhoben zu werden. Er, der quasi überhaupt nichts von Wein verstand.<br />
Was zunächst als Missverständnis erschien, wurde für ihn zu einer richtigen<br />
Herausforderung: nämlich seine Inthronisationsrede zu schreiben – und gleichzeitig<br />
diesen Roman. Das Buch bietet die schöne Gelegenheit, sich humor- und genussvoll<br />
über den Stellenwert von Wein in unserem Leben zu befragen. Typisch französisch!<br />
ROMAN<br />
Arrière-pays<br />
Daniel Rondeau, Grasset, 364 Seiten, 22 €, ISBN 978-2246817857<br />
Nach Mécaniques du chaos, in dem Daniel Rondeau –<br />
Mitglied der Académie française – vom schwierigen Alltag in<br />
städtischen Randgebieten eines orientierungslosen Frankreichs<br />
erzählt, führt uns der Autor auch in diesem Roman wieder in einen<br />
relativ unbekannten Teil des Landes. Er führt uns in eine entlegene Gegend,<br />
die oft als «Hinterland » bezeichnet und über die nur selten in den Nachrichten<br />
berichtet wird, außer vielleicht in der Rubrik « Vermischtes ». Alles beginnt mit<br />
einem Mord auf einem Autobahnparkplatz. Das löst in der abgeschiedenen Ecke<br />
Frankreichs um Bar-sur-Aube (Aube) ein regelrechtes Erdbeben aus. Der Autor<br />
stammt aus dem Osten Frankreichs und kennt diese Gegend daher gut. Ein Ausflug<br />
in ein unbekanntes Frankreich. Wesentlich!<br />
Und weil man in Frankreich<br />
auch über deutsche Literatur<br />
spricht, stammt unser<br />
Coup de cœur von einem<br />
deutschen Autor. Das Buch<br />
wurde erst vor Kurzem in<br />
die französische Sprache<br />
übersetzt und ist ein<br />
ideales Geschenk für Ihre<br />
französischen Freunde.<br />
ROMAN<br />
Le Chien<br />
Akiz, Flammarion, Originaltitel:<br />
Der Hund, übersetzt aus dem<br />
Deutschen von Brice Germain, 254<br />
Seiten, 20 €, ISBN 97<strong>82</strong>080234483<br />
Ein sehr gelungenes<br />
Erstlingswerk, dessen<br />
Handlung einerseits in Berlin,<br />
andererseits aber auch in einer<br />
sehr französischen Welt spielt:<br />
in der Welt der gehobenen<br />
Gastronomie und der großen<br />
« Sternerestaurants », wo in<br />
der Küche oft eine nahezu<br />
militärische und explosive<br />
Disziplin herrscht. Die<br />
Geschichte eines Wunderkindes<br />
am Herd, das zunächst<br />
vollkommen unbekannt ist,<br />
das von allen verächtlich « der<br />
Hund » genannt wird. Bis seine<br />
Begabung dann eingespielte<br />
Machtverhältnisse bedroht<br />
und die Gewohnheiten des<br />
Küchenchefs und seiner<br />
Lehrlinge durcheinanderbringt.<br />
Eine Handlung, die problemlos<br />
in der Kulisse französischer<br />
Sterneküchen spielen könnte,<br />
gepaart mit dem<br />
energiegeladenen<br />
Stil eines<br />
deutschen<br />
Autors. Begeisternd!<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 15
ON REGARDE<br />
DRAMA<br />
Petite Maman -<br />
Als wir Kinder waren<br />
Die achtjährige<br />
Nelly fährt mit<br />
ihren Eltern<br />
nach dem Tod<br />
der Großmutter<br />
in deren<br />
Haus, um es<br />
auszuräumen.<br />
Es ist das Haus,<br />
in dem ihre<br />
Mutter, Marion,<br />
ihre Kindheit<br />
verbrachte.<br />
Freudig durchstreift Nelly das<br />
Gebäude und die umliegenden<br />
Wälder, wo Marion seinerzeit eine<br />
Hütte gebaut hatte. Getrieben von<br />
ihrer Trauer reist die Mutter eines<br />
Tages plötzlich ab. Gleichzeitig trifft<br />
Nelly im Wald ein kleines Mädchen,<br />
das im Wald eine Hütte baut. Es ist<br />
in ihrem Alter und heißt … Marion.<br />
Die Magie des Kinos macht es<br />
möglich, dass Nelly ihre Mutter trifft,<br />
als diese in Nellys Alter war … Der<br />
Film ist mit 72 Minuten relativ kurz,<br />
aber durch die bemerkenswerten<br />
Hauptdarstellerinnen<br />
(Zwillingsschwestern) und die<br />
berührende und feinfühlige Handlung<br />
dennoch ein großer Film. Es ist die<br />
unglaubliche Geschichte eines kleinen<br />
Mädchens, das eine Zeitreise in die<br />
Kindheit seiner Mutter unternimmt.<br />
Über das vordergründige Märchen<br />
hinaus ist Petite Maman eine<br />
einfühlsame Reflexion über die<br />
Themen Kindheit und Mutterschaft und<br />
damit über die weibliche Identität. Der<br />
Regisseurin Céline Sciamma gelingt es,<br />
die Mutter-Tochter-Beziehung perfekt<br />
zu erfassen und aus Sicht des Kindes<br />
zu zeigen. Ein sehr zartfühlender Film,<br />
der guttut!<br />
Petite Maman - Als wir Kinder waren •<br />
Frankreich, 2021, 72 min • Originaltitel: Petite<br />
Maman • Ein Film von Céline Sciamma,<br />
mit Gabrielle und Joséphine Sanz, Nina<br />
Meurisse, Stéphane Varupenne, Margot<br />
Abascal u. a. • Ab 17. Februar <strong>2022</strong> im Kino.<br />
DOKUMENTARFILM<br />
Der Schneeleopard<br />
Am Anfang steht die Begegnung zweier Franzosen, die<br />
zwar auf unterschiedlichen Gebieten bekannt sind, aber<br />
von derselben Leidenschaft für Natur und ausgedehnte<br />
Landschaften getrieben werden. Der Fotograf Vincent<br />
Munier nimmt den Schriftsteller Sylvain Tesson mit in<br />
die tibetanischen Hochebenen auf die Suche nach dem<br />
Schneeleoparden. Er weist ihn in die hohe Kunst des<br />
Auf-der-Lauer-Liegens und in das Spurenlesen ein und<br />
vermittelt ihm die notwendige Geduld, um die Tiere aufzuspüren. Der Film ist<br />
weit mehr als ein wunderschöner Tierdokumentarfilm. Während die beiden<br />
Männer durch die von unsichtbaren Wesen bewohnte Natur streifen, führen<br />
sie einen zutiefst menschlichen und philosophischen Dialog über unseren<br />
Platz in der Welt der Lebewesen und über die grandiose Schönheit der Erde.<br />
Herrliche Bilder, Anblicke, wie nur das Kino sie bieten kann, getragen von der<br />
Filmmusik aus der Feder von Nick Cave und Warren Ellis. Großes Kino!<br />
Der Schneeleopard • Frankreich, 2021, 92 min • Originaltitel: La<br />
panthère des neiges • Ein Film von Marie Amiguet und Vincent Munier,<br />
mit Vincent Munier und Sylvain Tesson • Ab 10. März <strong>2022</strong> im Kino.<br />
DRAMA<br />
Das Ereignis<br />
Frankreich, 1963. Anne, eine Studentin<br />
mit einer vielversprechenden Zukunft,<br />
wird schwanger. Sie ist zu allem bereit,<br />
um über ihren Körper und ihre Zukunft selbst zu bestimmen, und beschließt<br />
abzutreiben. Für die junge Frau beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Auf<br />
sich alleine gestellt, ist sie schließlich gezwungen, sich über das Gesetz<br />
hinwegzusetzen. Denn die Prüfungen rücken näher, ihr Bauch wird immer<br />
runder … Der Film basiert auf dem 2020 in Frankreich (2021 in Deutschland)<br />
erschienen Buch Das Ereignis der französischen Schriftstellerin Anni Ernaux,<br />
in dem diese auf wunderschöne und mutige Weise ihre eigenen Erlebnisse<br />
erzählt. Er erinnert daran, dass das heute errungene Recht auf Abtreibung<br />
in Frankreich das Ergebnis eines langen Kampfes ist. Das Ereignis beschreibt<br />
auf erschütternde und treffende Weise die Umstände im Frankreich der 60er-<br />
Jahre. Eine junge Frau – wunderbar interpretiert von Anamaria Vartolomei<br />
– befindet sich in einer schwierigen Situation, sie hat niemanden, an den sie<br />
sich wenden kann, und beschließt schließlich, illegal abzutreiben. Ein Film,<br />
den man nicht so schnell vergisst, der in Venedig mit dem Goldenen Löwen<br />
ausgezeichnet wurde und damit unter anderem große Namen wie Jane<br />
Campion, Almodovar und Sorrentino in den Schatten stellte.<br />
Das Ereignis • Frankreich, 2021, 100 min • Originaltitel: L’évènement • Ein Film<br />
von Audrey Diwan, mit Anamaria Vartolomei, Kacey Mottt Klein, Sandrine<br />
Bonnaire, Pio Marmai, Anna Mouglalis u. a. • Ab 31. März <strong>2022</strong> im Kino.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
DOKUMENTATION<br />
Die Erfinderinnen<br />
des Salons –<br />
Ursprünge der<br />
Frauenemanzipation<br />
Im 17. und 18.<br />
Jahrhundert leisteten in Europa wohlhabende<br />
und gebildete Frauen einen wichtigen Beitrag zur<br />
Emanzipation: Sie öffneten ihre Salons für gelehrte<br />
und geistreiche Gespräche, durch die sie an der<br />
damals noch den Männern vorbehalten Welt des<br />
Wissens teilhaben konnten. Sie setzten sich dafür<br />
ein, ein neues Frauenbild zu vermitteln, und wurden<br />
so zu Vorreiterinnen im Kampf um die intellektuelle<br />
Unabhängigkeit der Frau.<br />
Dokumentation von Carole Wrona, 2020, 51 Min. ·<br />
Sonntag, 20. Februar <strong>2022</strong> um 16.15 Uhr. Online<br />
verfügbar vom 13. Februar bis 21. April <strong>2022</strong><br />
MAGAZIN<br />
Karambolage: Die Évian-Verträge<br />
Das Magazin « Karambolage » widmet sich der<br />
Unterzeichnung der Verträge von Évian vor 60 Jahren,<br />
die am 18. März 1962 den Algerienkrieg beendete.<br />
Boualem Sansal ist ein berühmter algerischer<br />
Schriftsteller, Autor von u. a. « Das Dorf des Deutschen »<br />
und « Rue Darwin ». Er wurde mit dem renommierten<br />
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels<br />
ausgezeichnet. Für Karambolage hat er sich bereit<br />
erklärt, von seinen Jugenderinnerungen zu erzählen:<br />
Er war 1962 vierzehn<br />
Jahre alt, als Algerien<br />
unabhängig wurde.<br />
Magazin von Claire<br />
Doutriaux <strong>2022</strong>, 11 Min. ·<br />
Sonntag, 6. März um<br />
18.55 Uhr. Online<br />
verfügbar vom 6. März<br />
bis 23. Februar 2024<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
DOKUMENTARFILM-REIHE<br />
Der Algerienkrieg<br />
<strong>2022</strong> feiert Algerien 60 Jahre Unabhängigkeit.<br />
Für Frankreich war das Land lange mehr als eine<br />
Kolonie. Es hieß: « Das Mittelmeer fließt durch<br />
Frankreich, wie die Seine durch Paris ». Angefacht<br />
durch Jahre der Unterdrückung, Ausbeutung und<br />
Diskriminierung entzündete sich 1954 der Funke<br />
für den blutigen Krieg, der 1962 in Algeriens<br />
Unabhängigkeit mündete. Chronik eines Krieges,<br />
der die Zeit nach 1945 prägte.<br />
6-teilige<br />
Dokumentarfilm-<br />
Reihe von Rafaël<br />
Lewandowski,<br />
<strong>2022</strong>, 6 x 52 Min. ·<br />
Dienstag, 1.<br />
März <strong>2022</strong> und<br />
Mittwoch, 2. März<br />
<strong>2022</strong>, jeweils ab<br />
21.45. Online<br />
verfügbar vom<br />
22. Februar bis<br />
29. April <strong>2022</strong><br />
SERIE • DOKUMENTATION<br />
In Therapie Staffel 2<br />
Endlich dürfen wir uns<br />
wieder mit auf das Sofa<br />
von Dr. Philippe Dayan<br />
(Frédéric Pierrot) setzen,<br />
dem erfahrenen Pariser<br />
Analytiker aus « In Therapie »! In den neuen 35 Folgen zeigt<br />
uns das Erfolgsduo Éric Toledano und Olivier Nakache einen<br />
geschiedenen Philippe Dayan, der sich nach 5 Jahren in einem<br />
Gerichtsprozess verteidigt und dessen neue Patientinnen<br />
und Patienten sich mit den Folgen der Corona-Pandemie<br />
auseinandersetzen müssen … Auch eine neue Supervisorin,<br />
gespielt von Charlotte Gainsbourg, begleitet den Analytiker.<br />
Serie von Éric Toledano & Olivier Nakache, mit Frédéric Pierrot,<br />
Charlotte Gainsbourg, Jacques Weber, Suzanne Lindon, Eye Haïdara,<br />
Aliocha Delmotte, Clémence Poésy, Pio Marmaï, Carole Bouquet,<br />
Agnès Jaoui, 2021, 35 x 26 Min. · Ab Donnerstag, 7. April <strong>2022</strong>.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 17
ON SURFE<br />
FRANZÖSISCHE SPRACHE<br />
Die erste Grammatik der<br />
französischen Gegenwartssprache<br />
in Wort und Schrift<br />
IMMOBILIEN<br />
Immobilienpreise<br />
in der Umgebung<br />
kennen<br />
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass<br />
Franzosen ihre Sprache lieben und eine sehr<br />
enge Beziehung zu ihr pflegen. Das bestätigen<br />
unter anderem der Erfolg der zahlreichen<br />
Rechtschreib- und Redewettbewerbe sowie<br />
die vielen Werke, die der Geschichte und<br />
Weiterentwicklung der französischen Sprache<br />
gewidmet sind. Auch Wörterbücher – sowohl<br />
in elektronischer als auch in gedruckter Form<br />
– finden nach wie vor zahlreiche Abnehmer. Da<br />
erscheint es paradox, dass es – im Gegensatz<br />
zu Englisch, Italienisch und Spanisch – keine<br />
« große Grammatik der Gegenwartssprache »<br />
gibt, also ein Werk, das die Regeln der Sprache<br />
erklärt, wie sie heute gesprochen wird (auf<br />
der Straße, in den Medien, in der Literatur, in<br />
digitalen Texten wie Blogs oder SMS) und das<br />
auch regionale Besonderheiten einschließt.<br />
Doch diese Lücke ist mittlerweile durch<br />
das 2628 Seiten umfassende Werk Grande<br />
Grammaire du Français behoben. Es wurde<br />
2002 vom Centre National de la Recherche<br />
Scientifique (CNRS) und der Direction générale<br />
à la langue française et aux langues de France<br />
(DGLFLF) initiiert und die Arbeiten wurden von<br />
zahlreichen französischen Forschungsinstituten<br />
und Universitäten unterstützt. Es ist eine<br />
regelrechte « Bibel » für alle, die die französische<br />
Gegenwartssprache lieben. Die « Große<br />
Grammatik » gibt es nicht nur als gedruckte<br />
Ausgabe, sondern auch in einer digitalen<br />
Version.<br />
www.grandegrammairedufrançais.com<br />
Testversion 15 Tage kostenlos,<br />
Jahresabonnement 39 €<br />
Demande de Valeur<br />
Foncière (DVF) ist<br />
eine erstaunliche Applikation: Sie wurde vor nicht allzu langer Zeit<br />
vom französischen Finanzministerium lanciert, um eine größere<br />
Transparenz bei den Immobilienpreisen im Hexagon zu ermöglichen.<br />
Mit ihr kann jeder ganz einfach für das ganze Land abfragen, zu welchen<br />
Preisen Immobilientransaktionen in den zurückliegenden fünf Jahren<br />
abgewickelt wurden. Durch die Möglichkeiten der GPS-Ortung werden<br />
in Sekundenschnelle alle erfassten Transaktionen im Umfeld des<br />
Standorts angezeigt, wobei jeweils Verkaufspreis, Art der Immobilie,<br />
Fläche, Anzahl der Zimmer, Nummer der Parzelle sowie das Datum der<br />
Transaktion angegeben werden. Die Applikation verfügt über gewisse<br />
Filter (Häuser, Wohnungen, Baugrundstücke, Anzahl der Zimmer,<br />
minimale Wohnfläche, minimale Grundstücksfläche), mit denen man<br />
nach präzisen Kriterien suchen kann. Die Angaben werden zweimal pro<br />
Jahr (April und Oktober) aktualisiert.<br />
APP (kostenlos) DVF; im Internet unter https://app.dvf.etalab.gouv.fr/<br />
LITERATUR<br />
Ein Jahr mit Proust<br />
100 Jahre nachdem Marcel<br />
Proust das Wort FIN unter<br />
sein Werk À la recherche<br />
du temps perdu setzte,<br />
erweist man dem großen<br />
Schriftsteller mit einem bislang beispiellosen Podcast die Ehre:<br />
Proust, le podcast. Der öffentliche Radiosender France Culture<br />
wird im Laufe des Jahres <strong>2022</strong> Dutzende Radiosendungen (in<br />
französischer Sprache) Marcel Proust widmen, mit deren Hilfe die<br />
Hörer nachvollziehen können, wie aus dem « kleinen Marcel », wie<br />
er als Kind genannt wurde, der « große Proust » wurde. Der Podcast<br />
wird bis zum 18. November <strong>2022</strong>, dem 100. Todestag des Dichters,<br />
regelmäßig aktualisiert.<br />
APP (kostenlos) RADIO FRANCE (suchen Sie in der App nach Proust,<br />
le Podcast).<br />
Ebenfalls zu hören im Internet unter www.franceculture.fr/<br />
emissions/marcel-proust-le-podcast<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Verschenken Sie Frankreich<br />
für ein oder auch zwei Jahre!<br />
Sparen Sie<br />
10 %!<br />
Bestellen Sie<br />
noch heute!<br />
<br />
Einfach Coupon ausfüllen und im<br />
frankierten Umschlag abschicken an:<br />
AVZ GmbH<br />
Storkower Straße 127a<br />
10407 Berlin<br />
Per Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />
Per Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />
abo@frankreicherleben.de<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Ihre Vorteile:<br />
Sie sparen 10 %: Preis<br />
Jahresabo 24,90 o bzw.<br />
49,80 o Zweijahresabo<br />
(jeweils Deutschland).<br />
Der Beschenkte bekommt<br />
jedes Heft bequem nach<br />
Hause geliefert.<br />
Als Schenkender erhalten<br />
Sie eine Auftragsbestätigung<br />
und einen<br />
Geschenk gutschein, den<br />
Sie dem Beschenkten<br />
übergeben können.<br />
Das Abonnement<br />
endet automatisch!<br />
Werbecode: ABO<strong>82</strong><br />
hiermit bestelle ich ein<br />
Geschkenkabonnement<br />
von Frankreich erleben<br />
zum Vorzugspreis.<br />
ICH WÄHLE FOLGENDES GESCHENKABONNEMENT:<br />
Jahresabo (4 Ausgaben) zum Preis von 24,90 € anstatt 27,60 € (Deutschland)<br />
bzw. 26,90 € anstatt 30,40 € (Österreich) bzw. 39,90 CHF anstatt<br />
47,60 CHF (Schweiz). Der Preis für alle anderen Länder beträgt 32,90 €.<br />
Das Geschenkabonnement endet nach 4 Ausgaben automatisch.<br />
Zweijahresabo (8 Ausgaben) zum Preis von 49,80 € anstatt 55,20 €<br />
(Deutschland) bzw. 53,80 € anstatt 60,80 € (Österreich) bzw. 79,80 CHF<br />
anstatt 95,20 CHF (Schweiz). Der Preis für alle anderen Länder beträgt<br />
65,80 €. Das Geschenkabonnement endet nach 8 Ausgaben automatisch.<br />
DEN BESTELLPREIS<br />
belasten Sie bitte meiner Kreditkarte:<br />
Visa<br />
<br />
MasterCard<br />
<br />
Kartennummer Gültig Monat/Jahr Prüfziffer<br />
ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein<br />
<br />
Meine Angaben (Schenkender)<br />
Als Schenkender (Auftraggeber) erhalte ich in Kürze eine Auftragsbestätigung<br />
und einen Geschenkgutschein, den ich dem Beschenkten übergeben kann.<br />
Die Lieferung des Abonnements beginnt mit der Ausgabe, die als Nächstes<br />
erscheinen wird.<br />
Entscheidend für den Preis ist der Wohnort des Beschenkten (Lieferadresse des<br />
Abonnements).<br />
IBAN<br />
Das Abonnement soll erhalten (Beschenkter):<br />
Vorname / Name<br />
BIC<br />
Straße / Hausnummer<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Vorname / Name<br />
Straße / Hausnummer<br />
Ich ermächtige die AVZ GmbH, Storkower Straße 127a, 10407 Berlin, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE39Z0200000080844 wiederkehrende Zahlungen<br />
von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Die Mandatsreferenz wird<br />
mir gesondert mitgeteilt.<br />
Land<br />
PLZ<br />
Ort<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
Land<br />
Datum, Unterschrift<br />
Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice schriftlich ohne<br />
Angabe von Gründen widerrufen werden.
ON ÉCOUTE<br />
CHANSON<br />
Juliette Armanet: Brûler le feu<br />
2017 begeisterte Juliette Armanet bereits mit ihrem ersten Album Petite<br />
Amie die Franzosen. Damit zeigte sie, dass sie mit ihrem heiteren und<br />
mitreißenden Stil in der Lage ist, in einem einzigen Stück anspruchsvolle<br />
Texte und Discomusik zu vereinen. Ihr neues Album Brûler le feu setzt diesen<br />
vielversprechenden Weg fort. Beim Anhören sagt man sich, dass die junge<br />
Frau aus Lille in gewisser Weise die ideale Freundin wäre, von der wir alle<br />
träumen: Denn sie wäre bei einem Abend im Freundeskreis sowohl in der Lage,<br />
am Klavier eine romantische Ballade zu singen (Imaginer l’amour) als auch einen<br />
wilden Discotitel zum Besten zu geben (Le dernier jour du Disco, Tu me Play). Eine<br />
moderne, lebenslustige, ungezügelte französische Sängerin, wie wir sie lieben!<br />
CHANSON<br />
Anne Sila: À nos cœurs<br />
Anna Sila stammt aus der Drôme und nahm 17 Jahre lang Klavier-, Cellound<br />
Gesangsunterricht am Musikkonservatorium von Valence. Nachdem<br />
sie im Jahr 2015 bei der Talentshow des französischen Fernsehens The<br />
Voice das Finale erreichte, ging es mit ihrer Karriere steil nach oben. 2021<br />
bestätigte sie ihre Begabung durch ihren Sieg in der Show The Voice All<br />
Stars. Musik ist ihre Welt, darin kennt sie sich aus. Sehr gut sogar! Sie<br />
besitzt die erstaunliche Fähigkeit, Genres zu mischen und nimmt uns<br />
mit den 17 Titeln dieses Albums in so unterschiedliche Welten wie Pop,<br />
Chanson und Jazz mit. Alles scheint ihr zu liegen, und ihre Stimmtechnik ist<br />
der großer Sängerinnen ebenbürtig.<br />
CHANSON<br />
Angèle: Nonante-Cinq<br />
Nach dem phänomenalen Erfolg des 2018 erschienenen, ersten Albums Brol der 1995 in Belgien geborenen<br />
Sängerin wartete man in Frankreich sehnsüchtig auf ihre zweite CD. Die Franzosen hatten ein junges Mädchen<br />
entdeckt, das gerade dem Jugendalter entwachsen war und vor Humor und Lebenslust nur so sprühte. Mit<br />
Nonante-Cinq begegnen sie nun einige Jahre später einer viel gesetzteren Frau, voller Herzschmerz, Zweifel<br />
und Ängste. Eine « ichbezogene » Frau, wie man in einigen Kommentaren<br />
lesen konnte, da parallel zum Album ein ihr gewidmeter Dokumentarfilm<br />
auf Netflix erschien. Hört man Nonante-Cinq an, fällt in der Tat ein<br />
frappierender Kontrast zwischen der Angèle aus 2018 und der aus<br />
<strong>2022</strong> auf. Sollte man aber darin nicht eher den künstlerischen<br />
Ausdruck eines Gefühls sehen, das die meisten von uns aufgrund<br />
der einschneidenden Erlebnisse der letzten Jahre spüren? « Ich<br />
brauche positive Gedanken, mach den Computer aus », singt<br />
Angèle (Pensées positives). Oder auch: « Man sagt sich, alles wird<br />
sich einrenken / Man sagt sich, alles wird gut werden / Aber<br />
wo soll man anfangen? […] Denn alles kann sich so schnell, so<br />
schnell ändern … » (Profite). Warum sollte man ihr solche Worte<br />
vorwerfen? Auf jeden Fall lässt uns die neue CD von Angèle nicht<br />
gleichgültig.<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Lehnen Sie sich zurück mit<br />
einer Lektion Savoir-vivre.<br />
Jetzt<br />
gratis<br />
testen!<br />
Mit Écoute mehr als nur eine Sprache entdecken.<br />
Verbessern Sie ganz einfach Ihre Französischkenntnisse und lernen Sie mit jeder Ausgabe mehr<br />
ü ber das Land, die Menschen und die Kultur einer einzigartigen Sprache.<br />
Jetzt einfach bestellen unter:<br />
WWW.ECOUTE.DE/GRATIS
22 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Die Route de la Rose<br />
im Loiret<br />
Eine faszinierende Rundreise durch<br />
die duftende Welt der Rosen<br />
Das Departement Loiret liegt rund 150 Kilometer südlich<br />
von Paris und gilt seit dem 18. Jahrhundert in Frankreich<br />
als Wiege der Rose. Viele Botaniker und Pflan-<br />
zenzüchter wurden vom fruchtbaren Boden und dem<br />
für die Kultur dieser Blume optimalen Klima angezogen<br />
und entwickelten ein fachspezifisches Know-how, aus<br />
dem wiederum ein lokaler Wirtschaftszweig entstand.<br />
Um diesen nach wie vor aktiven Sektor aufzuwerten,<br />
kam das Departement vor einigen Jahren auf die Idee,<br />
eine Route de la Rose einzurichten. Es entstand ein bei-<br />
spielloser Parcours, auf dem man sowohl botanische,<br />
landschaftliche, kulturelle als auch touristische Erfah-<br />
rungen machen und dabei diesen kleinen und häufig<br />
verkannten Winkel Frankreichs erkunden kann.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 23
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />
Vorherige Doppelseite und diese Seiten: Der Park<br />
im englischen Stil Jardins de Roquelin in Meungsur-Loire<br />
liegt am Ufer der Loire und ist eine wahre<br />
Oase des Friedens. Es gibt dort mehr als 1000<br />
Rosenstöcke in 500 Sorten und eine gut sortierte<br />
Gärtnerei (mehr als 150 Sorten), in der man bereits<br />
ab 19 € seine Lieblingsrose erwerben kann.<br />
Alles scheint darauf hinzudeuten,<br />
dass Franzosen eine<br />
sehr besondere Beziehung zur<br />
Rose haben: Die « Königin der Blumen »<br />
hat seit Jahrhunderten nicht nur zahlreiche<br />
Maler, Schriftsteller und Dichter inspiriert,<br />
sondern sie hat offensichtlich auch einen besonderen Platz im<br />
Herzen der Menschen erobert. Um sich darüber bewusst zu werden,<br />
muss man im Hexagon nicht weit gehen, denn die Rose ist allgegenwärtig,<br />
ob in privaten Gärten oder in öffentlichen Parks. In einigen Weingegenden<br />
steht sie manchmal sogar am Ende einer Rebreihe, wo sie dabei<br />
helfen soll, Krankheiten zu erkennen, bevor diese die Reben befallen. Im<br />
ganzen Land finden alljährlich unzählige Festivals und Fêtes de la Rose<br />
statt, zudem kann Frankreich vermutlich mit Stolz behaupten, das einzige<br />
Land zu sein, in dem sich eine Ladenkette mit 35 Filialen und dem<br />
symbolträchtigen Namen Au nom de la Rose ausschließlich dieser Spezies<br />
widmet. Die Verkaufszahlen sprechen im Übrigen für sich: Laut den<br />
Gartenbauverbänden werden in Frankreich pro Jahr knapp 650 Millionen<br />
Rosenstöcke und Schnittrosen verkauft. Grund genug also, dass<br />
man die Rose guten Gewissens als die bei Weitem beliebteste Blume der<br />
Franzosen bezeichnen kann. Die Mehrheit der Schnittrosen wird heute<br />
zwar – via Amsterdam – aus Südamerika und Kenia importiert, dennoch<br />
gibt es im Hexagon nach wie vor eine Tradition in Sachen Rosenzucht<br />
und ein international anerkanntes Know-how in Bezug auf Hybridisierung<br />
und die Kreation neuer Sorten. Gerade in dieser Beziehung spielte<br />
das Departement Loiret schon immer eine wichtige Rolle.<br />
Offensichtlich nahm das Abenteuer der Rose in dieser Region bereits<br />
im Mittelalter seinen Anfang, und zwar im Wald. Historiker und<br />
Botaniker sind sich heute darin einig, dass damals dort bereits Wildrosen,<br />
nämlich Heckenrosen, in großer Zahl wuchsen. Im Laufe der Jahre<br />
begann man damit, solche Stöcke in die Nähe von Ansiedelungen zu<br />
verpflanzen, später dann zu veredeln, wodurch die ersten widerstandsfähigeren<br />
Blumen « produziert » wurden. Vor allem in den Kreisen der<br />
Lehnsherren fanden diese sofort Anklang. Im 18. Jahrhundert ließen<br />
sich angesichts der starken Begeisterung für diese Blume und immer<br />
neuer Erkenntnisse auf dem Gebiet der Botanik die ersten Wegbereiter<br />
der Rosenkultur im Departement Loiret nieder. Sie studierten<br />
und beobachteten diese dekorative Pflanze, bis sie die Hintergründe<br />
besser verstanden und Fortschritte in der Aufzucht machten, sodass<br />
widerstandsfähigere und noch schönere Rosen entstanden. Die Arbeiten<br />
zogen renommierte Pflanzenzüchter – Barbier, Robichon, Turbat,<br />
Vigneron u. a. – an, die sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts ebenfalls<br />
in der Region niederließen. Sie setzten sich ihrerseits dafür ein, den<br />
Produktionsprozess von Rosen weiter zu verbessern, wodurch die<br />
Exemplare aus dem Loiret schnell ein gewisses Renommee bekamen.<br />
Dies ging so weit, dass die Gegend um Orléans im 20. Jahrhundert<br />
eine französische « Hauptstadt der Rose » wurde, genauso wie die Stadt<br />
Doué-en-Anjou im Pays de la Loire, der wir im vergangenen Frühjahr<br />
(Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 78) eine Reportage widmeten.<br />
Diese Tradition ist nach wie vor lebendig und die Rose steht im<br />
ganzen Departement im Zentrum der Aufmerksamkeit. Immer noch<br />
gibt es nicht nur mehrere Gärtnereien und Baumschulen, die sich mit<br />
der Rose beschäftigen und neue Sorten züchten, sondern auch viele<br />
Parks und Gärten, die ihr gewidmet sind. Die Route de la Rose umfasst<br />
15 Etappen – Zuchtbetriebe, private Gärten, ein Arboretum, namhafte<br />
Kulturstätten – die jeder nach Lust und Laune durchstreifen und sich<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />
Rechts: Stéphane<br />
Chassine, ein ehemaliger<br />
« Schüler » von André<br />
Eve, ist der Gründer<br />
und Inhaber des Parks<br />
Jardins de Roquelin.<br />
Rechte Seite: Yvonne<br />
Eve, die Witwe von André<br />
Eve, in ihrem kleinen<br />
Paradies mitten in<br />
der Stadt Pithiviers. In<br />
diesem unglaublichen<br />
Garten sammelte ihr<br />
Mann alte Rosensorten<br />
und ließ seiner<br />
Fantasie in Sachen<br />
Rosenkreation freien<br />
Lauf. Folgende Seiten:<br />
Der Garten ist heute<br />
noch eine der schönsten<br />
Rosensammlungen<br />
Frankreichs.<br />
dabei von der Natur, den Farben und den Düften treiben<br />
lassen kann. Wir sind auf dieser Strecke gereist und haben<br />
drei besonders beeindruckende Etappen für Sie ausfindig<br />
gemacht. Jede bot uns die Gelegenheit, nicht nur mehr<br />
über die so besondere Beziehung zwischen der Rose und<br />
dem Loiret zu erfahren, sondern auch begeisterte und begeisternde<br />
Menschen zu treffen, die mit Freude und ganz<br />
spontan ihre Erfahrung und ihre Ratschläge hinsichtlich<br />
der Kultur dieser edlen Blume teilen. Darüber hinaus legen<br />
sie manchmal sehr berührende Zeugnisse eines Lebens<br />
ab, das der Rose gewidmet ist.<br />
Les Jardins de Roquelin<br />
Dieser Privatgarten l'anglaise liegt am Ufer der Loire<br />
und strahlt eine ungeheure Poesie aus. Er ist der ideale<br />
Ausgangspunkt, an dem man sich die außerordentliche<br />
Diversität der Rosen und die Art, wie sich diese in der<br />
Region entwickelt haben, vor Augen führen kann. Der<br />
Eigentümer, Stéphane Chassine, begeistert sich für alte<br />
Rosen und präsentiert dort seine private Sammlung.<br />
Stéphane Chassine, wie kamen Sie auf den Gedanken, ganz<br />
alleine diesen Garten zu kreieren, der seit 2005 für die Öffentlichkeit<br />
zugänglich und als Jardin remarquable de France<br />
klassifiziert ist?<br />
Meine Frau und ich haben das Haus mit dem Grundstück<br />
1998 gekauft. Damals war es nur ein einfacher Hof<br />
mit einem sechs Hektar großen Terrain. Ich arbeitete zu<br />
der Zeit ganz in der Nähe bei André Eve, einem versierten<br />
Kenner und Züchter von Rosen, der auf der ganzen Welt<br />
bekannt ist. Er hat mir seine Leidenschaft für alte Rosensorten<br />
weitergegeben, und ich sagte mir, dass ich hier die<br />
Gelegenheit habe, dieser Passion nach Herzenslust nachzugehen.<br />
Also begann ich, Rosenstöcke zu pflanzen. Im<br />
Grunde habe ich niemals damit aufgehört, und heute gibt<br />
es auf dem Anwesen mehr als 1000 Stöcke und 500 Sorten.<br />
Wie erklären Sie sich die Entwicklung eines anerkannten<br />
Fachwissens über Rosen hier im Loiret, aus dem sogar ein regelrechter<br />
Wirtschaftszweig entstanden ist?<br />
Alles ist meiner Ansicht nach eine Frage des Klimas.<br />
Die Bedingungen sind sehr günstig für den Anbau von<br />
Rosen, da kontinentales und ozeanisches Klima aufeinandertreffen,<br />
was diese Blumen ganz besonders mögen. Und<br />
dann gibt es hier einen besonderen Boden, der fruchtbar<br />
und leicht zugleich ist, der viel Schlick aus der Loire enthält,<br />
die hier in der Gegend niemals weit entfernt ist.<br />
Wie tragen das Departement Loiret und Gärten wie Ihrer<br />
heute dazu bei, alte Rosensorten zu schützen?<br />
Das Besondere im Departement ist, dass es mehrere<br />
Rosenzüchter, -produzenten und Passionierte gibt, die sich<br />
für alte Rosensorten interessieren, da diese im Hinblick auf<br />
ihre Schönheit und meist auch ihren Duft unübertroffen<br />
sind. Wir schützen sie nicht nur, sondern wir entwickeln<br />
sie weiter. Das ist eine langwierige Arbeit, die viel Geduld<br />
erfordert. Man muss die Natur genau beobachten. Es geht<br />
darum, zwei Rosensorten auszuwählen, den Pollen der einen<br />
zu entnehmen, die andere damit zu bestäuben und abzuwarten,<br />
bis ein Samenkorn entsteht. Das ist die Technik<br />
der Hybridisierung. Das funktioniert natürlich nicht jedes<br />
Mal, oft muss man viele Jahre warten, bis die erste durch<br />
Hybridisierung entstandene Rose blüht. Aber wenn es so<br />
weit ist und sie aufblüht, ist es ein wahres Glücksgefühl!<br />
Ich habe das an der Seite von André Eve, einem wirklich<br />
passionierten Rosenspezialisten, entdeckt. Sie sollten im<br />
Übrigen seinen Privatgarten besichtigen. Für mich ist er<br />
nach wie vor eine immense Inspirationsquelle …<br />
Vielen Dank Stéphane Chassine, wir werden Ihren Rat in der<br />
Tat befolgen!<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Der Privatgarten von André Eve<br />
Der Privatgarten von André Eve (1931-<br />
2015) liegt etwas mehr als 70 Kilometer<br />
nordöstlich des Gartens von Stéphane<br />
Chassine. Es handelt sich dabei unbestritten<br />
um einen Garten Eden, um ein Paradies<br />
für Liebhaber und Kenner von Rosen. Es<br />
ist ein legendärer Ort, der Besucher aus der<br />
ganzen Welt anzieht, dessen genaue Adresse<br />
jedoch fast nur unter der Hand weitergegeben<br />
wird, da man seine Ruhe und poetische Ausstrahlung<br />
bewahren möchte. Hier kreierte der 2015 verstorbene André<br />
Eve, der weltweit als « Rosenpapst » bezeichnet wird, ganz alleine auf<br />
einer kaum einmal 1500 Quadratmeter großen Fläche hinter der diskreten<br />
Holztür seines Hauses im Zentrum von Pithiviers Dutzende<br />
von Rosensorten. Als Sohn von Gemüsebauern wurde er naturgemäß<br />
bereits als Kind mit der Bearbeitung des Bodens vertraut gemacht.<br />
Respekt vor der Natur und Geduld gehörten für ihn schon immer<br />
zu den wesentlichen und unverzichtbaren Qualitäten eines Gärtners.<br />
Nach einer Ausbildung an der renommierten École d’Horticulture von<br />
Versailles, begann er beim französischen Saatgutproduzenten Vilmorin<br />
zu arbei ten, wo er die Kunst der Gartenachitektur erlernte, bevor<br />
er in Paris in der legendären Boutique des Unternehmens, am direkt<br />
an der Seine gelegenen Quai de la Mégisserie, Pflanzen verkaufte.<br />
Dort begegnete er Marcel Robichon, einem bekannten Rosenzüchter<br />
aus Pithiviers, und freundete sich mit ihm an. Marcel weihte ihn in<br />
die Geheimnisse der Hybridisierung ein und verschaffte ihm Zugang<br />
zum abgeschotteten Kreis der Rosiéristes. Er bot ihm schließlich an,<br />
seine Nachfolge anzutreten, was André Eve Ende der 1950er-Jahre<br />
auch tat. André Eve war von seinem neuen Beruf und vom Universum<br />
der Rose begeistert. 1969 kreierte er seine erste Rose, die er « Sylvie<br />
Vartan » taufte. Die Vermarktung war überaus erfolgreich. Es folgten<br />
rund vierzig weitere Züchtungen. 1979 wollte er sich ausschließlich<br />
der Kultivierung und Vermarktung alter, in Vergessenheit geratener<br />
Rosensorten widmen und verkaufte die Gärtnereien. Damals begann<br />
er, bei sich zuhause in Pithiviers, den Garten seiner Träume zu realisieren.<br />
Seine Ehefrau Yvonne, die nach wie vor dort lebt, empfing uns<br />
sehr herzlich.<br />
Yvonne Eve, Ihr Mann gilt auf der ganzen Welt als einer der größten Spezialisten<br />
und Züchter von Rosen. Wie war sein Verhältnis zu diesen Blumen?<br />
Mein Mann war ein passionierter Mensch. Sogar ein unglaublich<br />
passionierter. Und wie alle Menschen mit einer ausgeprägten Leidenschaft<br />
war er manchmal, wie soll ich sagen, etwas « einseitig » und verbrachte<br />
die meisten seiner Tage ganz allein im Garten. Niemand hatte<br />
das Recht, etwas anzurühren! Ich kann Ihnen sagen, dass ich selbst<br />
manchmal einen Trick anwenden musste, um seine Aufmerksamkeit<br />
zu wecken. Es war beispielsweise immer schwierig, ihn zum Essen ins<br />
Haus zu bekommen, obwohl ich eine kleine Glocke hatte und zur entsprechenden<br />
Zeit klingelte, um ihm klarzumachen, dass es Zeit ist, zu<br />
kommen. Aber selbst dann kam er selten sofort, immer hatte er eine<br />
Entschuldigung, um noch ein bisschen bei seinen Blumen zu bleiben.<br />
Doch im Grunde genommen war das nicht schlimm, die Suppe musste<br />
halt ein bisschen warten. Es war so schön, ihn glücklich zu sehen.<br />
Dank seiner Passion für Rosen führten wir ein fantastisches Leben.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 27
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />
Diese Leidenschaft und dieser kleine Garten haben Ihr Leben<br />
in der Tat auf den Kopf gestellt …<br />
Das stimmt. Als mein Mann zu Beginn der 1980er-<br />
Jahre beschloss, sich in diesem Garten ausschließlich alten<br />
Rosensorten zu widmen, ging es schnell. Mund-zu-Mund-<br />
Propaganda, die ersten Besichtigungen, Veröffentlichungen<br />
in spezialisierten Medien und so weiter veränderten<br />
unseren Alltag grundlegend. André erhielt Einladungen<br />
aus der ganzen Welt, um über seine Entdeckungen zu sprechen.<br />
Da ich von Natur aus viel schüchterner bin, zog ich<br />
es vor, zuhause zu bleiben. Dann begannen die Menschen,<br />
von weither zu kommen, um meinen Mann zu treffen und<br />
den Garten zu besichtigen. Selbst Prominente! Stellen Sie<br />
sich vor, Berühmtheiten wie Catherine Deneuve, Sylvie<br />
Vartan und Prinz Albert von Monaco besuchten uns hier in<br />
unserem bescheidenen Heim in Pithiviers. Das war enorm!<br />
Ich erinnere mich noch daran, wie einmal der französische<br />
Justizminister ankam. Auf der Straße waren Polizisten,<br />
Motorräder, große schwarze Autos, die Nachbarn fragten<br />
sich, was da wohl vor sich ging. Und alles nur, um meinen<br />
Mann zu besuchen und seinen Garten zu sehen! Das war<br />
meiner Ansicht nach wirklich etwas Besonderes …<br />
Heute setzen Sie die Arbeit in gewisser Weise mithilfe eines<br />
Vereins fort, der die Besichtigungen organisiert und den Menschen<br />
den Zugang zu diesem prachtvollen Garten ermöglicht.<br />
Ist das wichtig für Sie?<br />
Das ist sogar ganz wesentlich. Wissen Sie, mein Mann<br />
war ein glücklicher Mensch. Er liebte es über alles, inmitten<br />
seiner Rosen zu sein. Mir ist nur zu gut klar, dass er<br />
ein traumhaftes Leben führte und dass er dies zum großen<br />
Teil seiner Passion für Blumen zu verdanken hatte. Das<br />
spürt man in seinem Garten. Und damit dieser Garten die<br />
Erinnerung an meinen Mann wachhalten und weiterhin<br />
Menschen glücklich machen kann, ist es wichtig für mich,<br />
dass er zugänglich bleibt.<br />
Yvonne Eve, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Die Baumschule Les Roses Anciennes André<br />
Eve und das Château de Chamerolles<br />
Die Baumschule Les Roses Anciennes André Eve<br />
liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Chilleurs-aux-Bois,<br />
in Gallerand, einem kleinen Dorf rund 15 Kilometer<br />
südwestlich von Pithiviers in Richtung Orléans. Sie gilt<br />
als eine der außergewöhnlichsten ihrer Art in Frankreich<br />
und nach der Begegnung mit Yvonne Eve, drängte sich<br />
für uns der Besuch förmlich auf. Das Unternehmen<br />
setzt die anspruchsvolle Leidenschaft<br />
und Arbeit des Gründers, André Eve, für<br />
Rosen fort. Hier, am Rande des Waldes<br />
von Orléans, ganz in der Nähe<br />
des einmaligen Renaissanceschlosses<br />
Chamerolles – das in ein Parfummuseum<br />
verwandelt wurde und<br />
Bestandteil der Route de la Rose ist –, ist<br />
heute die ganze Infrastruktur für Züch-<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 29
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />
tung, Produktion und Verkauf der edlen Blumen vereint.<br />
Alte Rosensorten sind zwar immer noch das Markenzeichen<br />
des Unternehmens, doch inzwischen macht auch die<br />
Züchtung neuer Rosen einen Teil des internationalen Rufs<br />
aus. Abgesehen vom bemerkenswerten Verkaufsbereich mit<br />
etwa 600 Rosenspezies kann man sich im angrenzenden<br />
Garten Zeit nehmen und ungehindert die Blumen in der<br />
freien Natur entdecken, sie beobachten, ihren Duft einatmen.<br />
Und Zeit, um den Augenblick zu genießen, wie André<br />
Eve es zu tun wusste, der oft daran erinnerte: « Mit Rosen<br />
muss man Geduld haben: Man hat einen Monat, sie in<br />
Blüte zu sehen und elf Monate, um von ihnen zu träumen. »<br />
Und er gab den weisen Ratschlag: « Nehmen Sie sich Zeit,<br />
auf die Natur zu hören, und leben Sie in Harmonie mit ihr,<br />
um Kraft und Ausgeglichenheit zu schöpfen. » Und genau<br />
das will uns die Route de la Rose ins Bewusstsein rufen!<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Les Sablesd’Olonne<br />
man<br />
Die ideale Jahreszeit, in der<br />
am meisten von blühenden Rosen<br />
profitieren kann, ist von Mitte Mai bis<br />
Ende Juni, bei Kletterrosen bis Ende<br />
September.<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
Amiens<br />
A1/E15-E19<br />
Quimper<br />
N165/E60<br />
Reiseinfos & Lesetipps<br />
Saint-Lô<br />
Öffnungszeiten: Gärten: 1. Mai bis<br />
Meung-sur-Loire …<br />
Anfang Oktober <strong>2022</strong>, täglich (außer<br />
… Berlin 1195 km … Hamburg 1037 km A84/E401 dienstags) von 10 bis 18 Uhr. Gärtnerei:<br />
… Köln 631 km … Frankfurt 718 km ganzjährig geöffnet; außerhalb der<br />
Lannion<br />
… München 909 km … Dinard Wien Saint-Malo 1311 km Avranches Öffnungszeiten der Gärten A28/E402 nach<br />
… Zürich 672 km … Paris 147 km Voranmeldung.<br />
… Orléans 25 km<br />
N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />
Saint-Brieuc<br />
N12/E50<br />
N12/E50<br />
Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen werden, sind Paris-Orly<br />
(139 km) und Paris-Charles-de-Gaulle<br />
D768<br />
Rennes<br />
(173 km).<br />
N164<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
Lorient<br />
befindet sich in Vendôme-Villiers-sur-<br />
Vannes<br />
Loir (61 km).<br />
N165/E60<br />
N24<br />
Les Jardins de Roquelin<br />
Privater englischer Garten, Sammlung<br />
alter Rosen, Rosenverkauf<br />
Lieu-dit « Roquelin »<br />
45130 Meung-sur-Loire<br />
Telefon: +33 (0)6 70 95 37 70<br />
www.lesjardinsderoquelin.com<br />
Anfahrt: Überqueren Sie in Meung-sur-<br />
Loire die Loire Richtung Cléry-Saint-<br />
André; biegen Sie nach der Brücke Montalivet<br />
sofort nach links ab. Nach 500 m<br />
erreichen Sie die Gärten. Kostenloser<br />
Parkplatz.<br />
A84<br />
Eintritt: 6 €, Kinder und Jugendliche<br />
unter 18 Jahren haben freien Zutritt.<br />
Kostenloser Zugang Alençon zur Gärtnerei.<br />
Le Jardin personnel d’André Eve<br />
Privatgarten<br />
Jedes Jahr wollen zahlreiche Besucher<br />
diese verborgene Oase mitten im<br />
Le Mans<br />
Herzen von Pithiviers besichtigen. Um<br />
die Ruhe des Wohnorts von Yvonne Eve<br />
A28/E502<br />
zu schützen, sind die Besichtigungen<br />
limitiert. Sie werden von<br />
ehrenamtlichen Helfern des Vereins<br />
Quiberon www.routedelarose.fr<br />
Angers<br />
Auf der Website der Route de la Rose A11/E60 Les amis d’André Eve organisiert. Eine<br />
La Baule<br />
sind alle Orte, die man besichtigen<br />
Besichtigung ist nur A86/E60 mit vorheriger Tours<br />
St. Nazaire<br />
kann, übersichtlich aufgelistet: Nantes Reservierung per Telefon oder Internet<br />
Gärten, Rosenzüchter, Kulturstätten, möglich. A87 Bei der Reservierung Monts erhalten A10/E5<br />
Restaurants, Unterkünfte. Allen ist Clisson Sie dann die exakte Adresse.<br />
gemeinsam, dass sie die Rose und ihre Telefon: Cholet +33 (0)6 70 68 61 37<br />
Kultur ins Rampenlicht rücken. A83 http://amisdandreeve.fr/visites-dujardin/<br />
Bitte entnehmen Sie die<br />
Öffnungszeiten der Website.<br />
A83<br />
N13<br />
Eintritt: 5 €, Kinder unter Poitiers 12 Jahren<br />
haben freien Eintritt.<br />
Saint-Sigismond<br />
N11/E601 Les Roses Anciennes Niort André Eve<br />
La Rochelle Baumschule und Präsentationsgarten<br />
Lieu-dit E5/A10 Gallerand<br />
301, route de Courcy<br />
E602/A837 45170 Chilleurs-aux-Bois<br />
Telefon: +33 (0)2 38 30 01 30<br />
www.roses-andre-eve.com<br />
Geöffnet Mittwoch bis Freitag von 14<br />
Angoulême<br />
bis 18 Uhr.<br />
Direktverkauf und Bestellungen per<br />
Internet.<br />
Hinweise: Die Baumschule verschickt<br />
aus Qualitätsgründen keine<br />
Périgueux<br />
langstieligen oder wurzelnackten<br />
E5/A10<br />
Caen<br />
Le A29/E44 Havre<br />
A131<br />
Honfleur<br />
A11/E501<br />
A13/E46<br />
A89/E70<br />
Jumièges<br />
A13/E5<br />
A11/E50<br />
A10/E5<br />
A10/E5-E60<br />
Blois<br />
Chambord<br />
Chenonceau<br />
A85<br />
A20/E9<br />
A16<br />
PARIS<br />
Versailles<br />
Orléans<br />
A71/E9<br />
A6/E15<br />
A71/E11<br />
A5/E54<br />
Rosen ins Ausland.<br />
In den Monaten Januar und Februar<br />
werden Schnittkurse für Rosen<br />
angeboten. Informieren Sie sich über<br />
die genauen Daten.<br />
A4/E50<br />
Montluçon<br />
Le Château de Chamerolles<br />
Museum und Garten<br />
A71/E11<br />
45170 Chilleurs-aux-Bois<br />
Telefon: +33 (0)2 38 39 84 66<br />
www.chateauchamerolles.fr Clermont-<br />
1. Limoges<br />
Ferrand<br />
Mai bis 30. September: täglich außer<br />
dienstags 10 bis 18 Uhr. In den A89/E70 Monaten Puy de Dôm<br />
Juli und August kein Ruhetag. Im Winter A75/E11<br />
gelten abweichende Öffnungszeiten, le Mont-Dore<br />
bitte entnehmen Sie diese der Website.<br />
Eintritt: 8 €, ermäßigt 5 €. Kinder unter<br />
6 Jahren haben Tullefreien Eintritt.<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
Le Pescher<br />
Saillac<br />
Aurillac<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 78<br />
Doué-en-Anjou: Payrac Rocamadour<br />
im Reich der<br />
Le Porge<br />
Bordeaux<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 56<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Loiret: Entdeckungen Cap-Ferret entlang der östlichen Loire<br />
A52/E72<br />
Blumenkönigin A20/E9 (194 km entfernt)<br />
Wenn es um die Schlösser an der Loire geht,<br />
Das Dorf Doué-en-Anjou zwischen<br />
konzentrieren sich die meisten Touristen<br />
Saumur und Angers besitzt ein<br />
auf die Flussabschnitte zwischen Orléans,<br />
erstaunliches Labyrinth mit<br />
Tours und Angers. Dabei gibt es auch<br />
östlich Mimizan<br />
Stollen und Höhlen, die wir Ihnen<br />
von Orléans sehenswerte Schlösser<br />
2018 bereits vorstellten. Heute<br />
und malerische Orte zu entdecken. Das<br />
laden wir Sie noch einmal ein, mit<br />
betroffene Departement E5-E70/A63 trägt zwar den<br />
uns das Dorf zu besuchen, da es<br />
Namen des kleinen Flusses Loiret, doch<br />
– obwohl das relativ unbekannt<br />
der wichtigste Fluss des Departements<br />
ist – die französische Hauptstadt der « Königin des<br />
ist trotzdem die Loire. Eine Reise entlang Frankreichs<br />
berühmtesten Flusses Hossegor abseits ausgetretener France<br />
Gartens » ist: die Hauptstadt der Rose.<br />
Touristenpfade.<br />
Toulouse<br />
Biarritz Bayonne<br />
INFORMATIONEN Hendaye ZUR BESTELLUNG A64/E80 DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />
Sare<br />
Donostia-<br />
Pau<br />
S. Sebastian<br />
Narbonne<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 31<br />
A81/E80<br />
Limoux<br />
Pamplona<br />
Evreux<br />
Rouen<br />
Dreux<br />
Chartres<br />
Souillac sur<br />
Dordogne<br />
Cheverny<br />
Meung-sur-Loire<br />
A9/E15<br />
Sens<br />
Chilleurs-aux-Bois<br />
Bourges<br />
A75/E11<br />
Lodève<br />
Bézier<br />
Sa<br />
le-D<br />
Mo
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Brouage<br />
DIE ZITADELLE DER GEPLATZTEN TRÄUME<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Die Citadelle de Brouage, auf halbem Weg zwischen Rochefort und der Île<br />
d’Oléron, ist in mehrfacher Hinsicht einen Abstecher wert: Nicht nur, weil der Ort<br />
2017 in den begehrten « Club » der Plus beaux villages de France aufgenommen<br />
wurde, sondern auch, weil sich hinter der ruhigen Atmosphäre der im typischen<br />
Stil der Charente erbauten Häuser eine sehr interessante und bewegte Geschichte<br />
verbirgt. Die Geschichte einer Stadt, die einst eine bedeutende Rolle im<br />
europäischen Handel spielte, bevor sie in Vergessenheit geriet. Sogar der Ozean,<br />
dessen Wasser früher die Befestigungsmauern umspülte, hat sich inzwischen<br />
ganz von ihr zurückgezogen …<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Die Ankunft in Brouage, egal ob mit dem Auto, mit<br />
dem Fahrrad oder zu Fuß, versetzt immer in Erstaunen:<br />
Nach Kilometern durch ein mehr als<br />
11 000 Hektar großes Sumpfgebiet, wo der Blick lediglich<br />
eine immense, grüne Fläche und einen wie mit dem Lineal<br />
gezogenen Horizont erfasst hat, taucht plötzlich in der<br />
Ferne ein Punkt auf, der unweigerlich die Aufmerksamkeit<br />
auf sich zieht. Ein Baum? Beim Näherkommen sagt man<br />
sich, dass der « Punkt » viel zu groß und vor allem viel zu<br />
breit für einen Baum ist. Also muss es sich wohl um ein<br />
Haus oder um eine Gruppe von Häusern handeln. Doch<br />
auch dieser Gedanke verflüchtigt sich schnell, denn das erscheint<br />
inmitten dieser sumpfigen Landschaft mit friedlich<br />
weidenden Kuhherden und Vogelschwärmen – darunter<br />
viele Störche –, die immer wieder auffliegen, sehr unwahrscheinlich.<br />
Der Anblick bleibt also nach wie vor geheimnisvoll,<br />
die Neugier wird größer. Je mehr man sich annähert,<br />
desto weniger kann man den Blick davon lösen. Und<br />
irgendwann ist es offensichtlich: Der « Punkt » am Horizont,<br />
den man vor einiger Zeit erblickt hat, ist in der Tat<br />
ein Dorf, und zwar ein ganz besonderes Dorf. Es ist von<br />
einer hohen und solide gebauten Befestigungsmauer umgeben,<br />
hinter der lediglich ein paar Dächer und ein Kirchturm<br />
hervorragen. Wir sind in Brouage, einer erstaunlichen<br />
Zitadelle, die inmitten des Sumpfgebiets im wahrsten<br />
Sinne des Wortes « gestrandet » zu sein scheint.<br />
Dem Meer sei Dank<br />
Kommt man an diesen Ort im Herzen der grünen<br />
und ruhigen Ebene ist es nur schwer vorstellbar, dass die<br />
Wellen des heute zwei Kilometer entfernten Ozeans einst<br />
dröhnend an der Befestigungsmauer zerschellten, hinter<br />
der sich damals eine vor Aktivität nur so brodelnde Stadt<br />
verbarg, die als einer der wichtigsten französischen Häfen<br />
galt. Alles begann in der Zeit der Römer. Zu jener Zeit<br />
gab es Brouage in der heutigen Form noch nicht, die Stelle,<br />
an der sich der Ort heute befindet – und der in der Folge<br />
Golfe de Saintonge genannt wurde – war von Meerwasser<br />
umgeben. Die Menschen, die dort lebten, bemerkten jedoch,<br />
dass sich durch die Gezeiten, die außergewöhnliche<br />
Sonneneinstrahlung und die vorherrschenden Winde<br />
regelmäßig eine feine weiße Schicht am Boden absetzte.<br />
Sie kosteten davon und stellten fest, dass sie mit diesem<br />
Salz den Geschmack ihrer Nahrung verbessern konnten<br />
und dass es vor allem für die Konservierung von Lebensmitteln<br />
sehr nützlich war. Allmählich verbesserten sie<br />
den Prozess der Salzgewinnung, es entstanden die ersten<br />
Salinen. Die Produktion wurde im Laufe der Zeit immer<br />
ausgereifter, was zu Beginn des Mittelalters mehreren Abteien<br />
in der Gegend zu Reichtum verhalf und damit bei<br />
einigen Lehnsherren Neid und Missgunst weckte.<br />
Die Zitadelle des weißen Goldes<br />
Um das Jahr 1555 beschloss einer dieser Lehnsherren,<br />
Jacques de Pons (um 1490-1563), Seigneur de Brouage,<br />
die Dinge voranzutreiben. Er gründete eine Stadt, die<br />
ausschließlich dem « weißen Gold » geweiht sein und eine<br />
« Handelshauptstadt » werden sollte. Der Einfachheit halber<br />
und sich selbst zu Ehren nannte er sie « Jacopolis-sur-<br />
Brouage ». Offensichtlich brachte der Name Glück, denn<br />
innerhalb weniger Jahre waren die Geschäfte erfolgreich.<br />
Handelsschiffe aus ganz Europa – vorwiegend jedoch aus<br />
England, Flandern und der Hanse – deckten sich hier mit<br />
Salz ein, sodass der Reichtum von Brouage – die Stadt<br />
nahm später diesen vereinfachten Namen an – augenfällig<br />
wurde. 1569 errichteten italienische Architekten<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Vorherige Doppelseite und<br />
links: Der Rundweg auf der<br />
Befestigungsmauer ist ideal<br />
zum Spazierengehen und bietet<br />
schöne Ausblicke sowohl auf<br />
das Sumpfgebiet als auch<br />
auf die Stadt (hier auf die Rue<br />
du Québec). Dabei entdeckt<br />
man zahlreiche Zeugnisse der<br />
Militärarchitektur, beispielsweise<br />
die Scharwachttürme und<br />
den erstaunlichen Eiskeller,<br />
der nach Norden ausgerichtet<br />
war und das Krankenhaus<br />
mit Eis versorgte.<br />
aus Sicherheitsgründen die ersten Befestigungen, um die<br />
immensen Reichtümer der Stadt zu schützen. Die Entwicklung<br />
von Brouage ging in der Folge rasant vonstatten:<br />
Innerhalb von 30 Jahren vergrößerte sich die Stadt auf<br />
4000 Einwohner, und ihr Hafen war einer der wichtigsten<br />
der Atlantikküste. Erneut weckte dieser Wohlstand Begehrlichkeiten,<br />
es kam zu Streitigkeiten zwischen lokalen<br />
Lehnsherren und der königlichen Macht, aber auch zwischen<br />
Katholiken und Protestanten.<br />
Ein Hafen ohne Meer<br />
Bereits Anfang der 1570er-Jahre reichten die errichteten<br />
Befestigungsanlagen nicht mehr für den Schutz der<br />
Stadt aus. Es gab in dieser Region besonders viele Protestanten,<br />
die von den « liberalen » Vorstellungen Luthers angetan<br />
waren und bei denen die Salzsteuer, Gabelle genannt,<br />
sehr schlecht ankam. Es gelang ihnen, Brouage einzunehmen<br />
und die Stadt zu belagern. Einige Jahre lang herrschte<br />
ein ständiger Konflikt, denn die königliche Macht<br />
konnte es nicht akzeptieren, dass man versuchte, ihr einen<br />
so rentablen Hafen « zu stehlen ». 1578 eroberte der König<br />
schließlich die Stadt zurück. In ihrer verzweifelten Lage<br />
zogen es die Hugenotten damals vor, die Stadt dem Niedergang<br />
zu weihen, anstatt sie dem König zu überlassen.<br />
Im Juni 1586 beluden sie rund 20 alte Schiffe mit Steinen<br />
und versenkten diese an der engsten Stelle der Fahrrinne<br />
zwischen Brouage und dem Meer. Die Gezeiten sowie das<br />
Wasser der Flüsse Charente und Seudre sorgten schnell<br />
dafür, dass sich Schlick auf den Schiffswracks absetzte<br />
und eine Art Staudamm bildete, der nicht nur für Schiffe<br />
unüberwindlich war, sondern auch zur Folge hatte, dass<br />
die Kanäle in der Umgebung vollkommen verschlammten<br />
und sich das Ökosystem der Gegend somit völlig veränderte.<br />
In den Salinen bekam man diesen Wandel umgehend<br />
zu spüren, die Produktion brach ein. Der Hafen von<br />
Brouage verschlammte ebenfalls, der Schiffsverkehr kam<br />
fast vollständig zum Erliegen. Das goldene Zeitalter von<br />
Brouage war zu Ende. Im Endeffekt hatte es nur etwas<br />
mehr als ein Jahrhundert gedauert.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 35
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Charente-Maritime<br />
Oben: der Port de la Brèche mit dem Kai zum Entladen, die Kirche Saint-Pierre.<br />
Unten: das Fahrradmuseum und das Pulvermagazin Poudrière de la Brèche mit seinen dicken Wänden.<br />
Die befestigte Stadt<br />
Dennoch blieb Brouage ein strategischer Ort, der nach<br />
wie vor Begierde weckte. 1626 wollte Richelieu (1585-<br />
1642) der Region ein für alle Mal eine starke königliche<br />
– und katholische – Präsenz aufzwingen, um damit die<br />
wirtschaftlichen Interessen des Königreichs – und seine<br />
eigenen – zu schützen. Er beschloss, das Verteidigungssystem<br />
vollständig zu erneuern. Dazu rüstete er die Stadt<br />
mit Waffen aus und befestigte sie mit großem Aufwand.<br />
Die Ringmauer, auf der man heute spazieren gehen kann,<br />
bildet ein beeindruckendes Viereck mit einer Kantenlänge<br />
von 400 Metern. Sie ist mit sehr pittoresken – und seinerzeit<br />
nützlichen – Scharwachttürmen bestückt; diese<br />
kleinen Wächterhäuschen befinden sich an den Ecken der<br />
Ringmauer, sodass man die Gegend besser überwachen<br />
konnte. Abgesehen von dieser Befestigung ließ Richelieu<br />
beeindruckende militärische Infrastrukturen innerhalb<br />
der Stadt errichten: Pulvermagazin, Waffenarsenal, Gießerei.<br />
Viele dieser Gebäude sind heute ausgesprochen gut<br />
restauriert und legen ein Zeugnis von dieser Zeit ab. Dazu<br />
zählt beispielsweise die Poudrière de la brèche, wo rund 20<br />
Tonnen Pulver in kleinen Fässern gelagert waren. Heute<br />
dient das Gebäude, das durch seine dicken Mauern besonders<br />
beeindruckt, als Rahmen für Ausstellungen. Die erstaunliche<br />
Größe der Halle aux Vivres, in der sich nun ein<br />
Museum befindet, lässt ebenfalls nicht gleichgültig. Das<br />
Gebäude war ursprünglich für die Versorgung der Truppen<br />
bestimmt, und die Dimensionen lassen darauf schließen,<br />
welch große Anzahl an Mündern zu stopfen war!<br />
Spaziert man heute von Gebäude zu Gebäude, kann man<br />
sich kaum vorstellen, dass die Verwandlung des Ortes von<br />
der « Zitadelle des weißen Goldes » zur befestigten Stadt<br />
in so kurzer Zeit – in nur 25 Jahren – vonstattenging. Im<br />
Grunde genommen war die Stadt ein regelrechter Kriegsschauplatz,<br />
wo bis zu 6000 Männer fest entschlossen waren,<br />
endlich mit den Protestanten aufzuräumen, die zum<br />
großen Teil im nahe gelegenen La Rochelle lebten.<br />
Eine königliche Träne<br />
Das Schicksal von Brouage scheint im Laufe der Jahrhunderte<br />
zwar sehr bewegt und zuweilen sehr kriegerisch<br />
gewesen zu sein, nichtsdestotrotz lädt die Stadt – oder<br />
eher das Dorf mit seinen rund 600 Einwohnern – heute zu<br />
einem sowohl poetischen als auch melancholischen Spaziergang<br />
ein, für den man sich mindestens einen halben<br />
Tag Zeit nehmen sollte. Vor allem aber sollte man Brouage<br />
außerhalb der Hochsaison besuchen, beispielsweise im<br />
Frühjahr oder im Herbst, dann sind die Lichtverhältnisse<br />
unbestritten einmalig. Zu diesen Jahreszeiten kann man<br />
den wunderschönen Ausblick bei einem Spaziergang auf<br />
der Befestigungsmauer in Ruhe genießen. Sehenswert ist<br />
auch der erstaunliche Kontrast zwischen den zahlreichen<br />
Gebäuden, die der Verteidigung dienten, den sehr militärisch<br />
angelegten Straßen mit ihren rechten Winkeln<br />
und dem poetischen Charme, den viele Häuser mit ihren<br />
strahlend weißen Fassaden, ihrem Blumenschmuck und<br />
den für die Region so charakteristischen blauen Läden<br />
ausstrahlen. Brouage ist wirklich mehr als « nur » eine<br />
Stadt mit interessanten Kulturgütern, sie wartet heute mit<br />
unzähligen unerwarteten Entdeckungen auf, die neugie-<br />
36 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Saint-Lô<br />
rig machen. Hier, in der Rue du Québec, befindet Brest sich ein<br />
wunderschönes kleines Museum, das einem französischen<br />
Volkssport, dem Radfahren, gewidmet ist. Dort, etwas<br />
weiter, vermittelt eine Dauerausstellung Ile in de einer Sein Kirche,<br />
die einem – mutmaßlichen – Kind der Stadt gewidmet ist,<br />
Pointe<br />
Informationen über die franko-kanadischen<br />
du Raz<br />
Beziehungen.<br />
Mutmaßlich, denn die offizielle Geburtsurkunde von Samuel<br />
de Champlain (+/- 1567-1635), Skipper und Gründer<br />
der Stadt Quebec, ist verschollen. Wieder an einem anderen<br />
Ort kann man eine Geschichte entdecken, wie sie nur in<br />
Frankreich möglich ist: 1659 kam die knapp 20-jährige<br />
Marie Mancini (1639-1715) für einen Aufenthalt nach<br />
Brouage. Sie war niemand Geringeres als die Nichte des<br />
mächtigen Kardinals de Mazarin (1602-1661), der Minister<br />
unter König Ludwig XIV. (1638-1715) war. Allerdings hielt<br />
Reiseinfos & Lesetipps<br />
Brouage …<br />
… Berlin 1542 km … Hamburg 1380 km<br />
… Köln 974 km … Frankfurt 1061 km<br />
… München 1252 km … Wien 1656 km<br />
… Zürich 936 km … Paris 490 km<br />
… Angoulême 120 km … La Rochelle 54 km<br />
Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen werden, sind Bordeaux-<br />
Mérignac (168 km) und Nantes-<br />
Atlantique (193 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
befindet sich in Saintes (45 km).<br />
Office de Tourisme<br />
Place forte de Brouage<br />
2, rue de l’Hospital<br />
17320 Brouage<br />
Telefon: +33 (0)5 46 85 19 16<br />
www.brouage-tourisme.fr<br />
Brouage<br />
<br />
oder Hiers-Brouage?<br />
Lassen Sie sich nicht davon verwirren,<br />
wenn Sie feststellen, dass es für<br />
die Citadelle de Brouage mehrere<br />
Bezeichnungen gibt. Sie merken dies<br />
unter Umständen, wenn Sie « Brouage »<br />
in Ihr GPS eingeben und dieses dann<br />
möglicherweise die Alternative « Hiers-<br />
Brouage » vorschlägt. Das ist ebenfalls<br />
richtig. Diese « Verwirrung » geht auf<br />
den Zusammenschluss mehrerer<br />
nahe gelegener Gemeinden (Hiers,<br />
Brouage, Marennes …) zurück. Wenn<br />
man allerdings von « Brouage » spricht,<br />
dann ist den meisten Menschen vor Ort<br />
klar, dass es sich um die Citadelle de<br />
Brouage handelt.<br />
Musée du Vélo<br />
15, rue du Québec<br />
17320 Brouage<br />
Telefon: +33 (0)5 46 76 04 80<br />
www.musee-du-velo.com<br />
Lannion<br />
Saint-Malo<br />
Dinard<br />
N12/E50<br />
sich Marie N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />
Saint-Brieuc<br />
Mancini nicht aus freien Stücken hier auf, im<br />
N12/E50<br />
Gegenteil. Ihr Onkel war nämlich als geschickter<br />
A84<br />
Diplomat<br />
Vannes<br />
Frankreich. Marie und N165/E60 Ludwig verliehen ihrer Liebe jedoch<br />
Quiberon<br />
A83<br />
A84/E401<br />
Avranches<br />
gerade dabei, die politisch inspirierte Hochzeit zwischen<br />
N164<br />
dem König und Maria Theresia von Österreich (1638-1683)<br />
vorzubereiten, die den Frieden des Königreiches sichern<br />
Quimper<br />
D768<br />
sollte. Da Ludwig XIV. sich aber Hals über Rennes Kopf in Marie<br />
N165/E60<br />
verliebt hatte, zog der Kardinal N24 es vor, sie vorübergehend<br />
aus dem Lorient Königspalast zu entfernen. Als die arrangierte<br />
Hochzeit stattgefunden hatte, verließ Marie Mancini<br />
weiterhin in einem Briefwechsel Ausdruck. Man erzählt<br />
sich, dass Ludwig XIV. jedes Mal, wenn er nach A11/E60 Brouage<br />
La Baule<br />
kam, unweigerlich eine Träne vergießen musste. Somit war<br />
St. Nazaire<br />
die Zitadelle erneut zu einem Ort geworden, Nantesan dem ein<br />
A87<br />
Traum geplatzt war …<br />
Clisson<br />
A83<br />
Cholet<br />
N11/E601<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
Brouage<br />
Bordeaux<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
A<br />
Angers<br />
Niort<br />
A<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />
Île d’Oléron, Île de Ré, Île Madame, Île d’Aix,<br />
Fort Boyard: Reif für die Insel(n)<br />
(Île d’Oléron, 13 km entfernt)<br />
Vor der Küste von La Rochelle und<br />
Rochefort liegt für Inselliebhaber ein<br />
kleines Eldorado. Nicht nur die beiden<br />
großen, jeweils durch eine Brücke mit<br />
dem Festland verbundenen Inseln Île de<br />
Ré und Île d'Oléron, sondern auch drei<br />
weniger bekannte Eilande, die Île d'Aix, die Île Madame und das<br />
Fort Boyard, locken an diesem Abschnitt der französischen<br />
Atlantikküste. Jede Insel hat ihre eigenen Vorzüge, eines<br />
haben sie aber gemeinsam: Für einen Sommerurlaub im<br />
Departement Charente-Maritime sind sie eine sehr gute Wahl.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49<br />
Rochefort: die Stadt, die Ihre Träume lebt<br />
Mimizan<br />
(23 km entfernt)<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
E5-E70/A63<br />
Obwohl Rochefort nicht direkt am Meer<br />
liegt, wird die Stadt an der Charente<br />
aufgrund eines königlichen Beschlusses<br />
im 17. Jahrhundert zur Hafenstadt. Eine<br />
Hossegor<br />
Anordnung, die das Schicksal der bis<br />
dahin unbedeutenden Siedlung brüsk<br />
Biarritz Bayonne<br />
verändert. Hendaye Die Bewohner von Rochefort A64/E80<br />
müssen sich quasi über Nacht dem Meer Saregegenüber öffnen.<br />
Sie lernen dabei eine wichtige Donostia- Lektion: Wenn man wirklich Pau<br />
etwas will, ist fast nichts unmöglich. S. SebastianDer Wunsch, Träume<br />
und Utopien zu verwirklichen, ist zum Erbgut der Stadt<br />
geworden, er ist bis heute der Motor ihrer Entwicklung.<br />
Pamplona<br />
Spanien<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />
France<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 37
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Château des<br />
Milandes<br />
« Mein Leben,<br />
das ist Joséphine! »<br />
Von den vielen Schlössern im Périgord (Dordogne)<br />
ist das Château des Milandes vermutlich<br />
eines der erstaunlichsten und anziehendsten. Das<br />
1489 erbaute weitläufige Sc hloss ist heute nicht<br />
nur meisterhaft renoviert und unterhalten, sondern<br />
dieses bemerkenswerte Denkmal der Renaissance<br />
ist auch der Ort, an dem sich 1937 eine<br />
der außergewöhnlichsten Frauen des 20. Jahrhunderts<br />
niederließ: Joséphine Baker (1906-<br />
1975). Sie war der erste große schwarze Star der<br />
Geschichte, eine entschlossene und mutige Ikone,<br />
die gegen Nazismus und Rassismus kämpfte. 32<br />
Jahre lang lebte sie an diesem Ort, träumte davon,<br />
ihn zu einem « Zentrum der Brüderlichkeit »<br />
zu machen. Hier erzog sie ihre « Regenbogenfamilie<br />
», die aus 12 Adoptivkindern aus der ganzen<br />
Welt bestand, bevor sie 1969 auf schändliche Weise<br />
zur Räumung gezwungen wurde. Heute setzt<br />
sich eine andere Frau, Angélique de Labarre,<br />
ebenfalls sehr entschlossen und mutig dafür ein,<br />
dieses Kulturerbe zu schützen und die Erinnerung<br />
an Joséphine lebendig zu erhalten.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 39
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />
Am 30. November 2021 erwies Frankreich mit einer<br />
grandiosen Zeremonie, die auf mehreren Fernsehsendern<br />
live ausgestrahlt wurde, einer schwarzen<br />
Amerikanerin eine der bewegendsten Hommagen, die man<br />
sich vorstellen kann: An diesem Tag zog Joséphine Baker<br />
ins Pariser Pantheon ein. Der französische Staatspräsident<br />
Emmanuel Macron hielt aus diesem Anlass eine aufrüttelnde<br />
Rede über die « Kriegsheldin. Kämpferin. Tänzerin.<br />
Sängerin. Schwarze, die die Schwarzen verteidigte, vor<br />
allem aber Frau, die die Menschheit verteidigte ». Im Sarg,<br />
der anschließend feierlich in das prestigeträchtige Monument<br />
getragen wurde, befanden sich jedoch nicht ihre<br />
sterblichen Überreste – diese werden weiterhin auf dem<br />
Marinefriedhof von Monaco ruhen –, sondern er war symbolisch<br />
mit Erde von vier verschiedenen Orten gefüllt: mit<br />
Erde aus Saint-Louis – ihrer Heimatstadt in Missouri<br />
(USA) –, aus Paris – einer ihrer « zwei Lieben » – aus dem<br />
Dordognetal – wo sie über 30 Jahre im Château des Milandes<br />
lebte – und aus Monaco – wo Joséphine von Prinzessin<br />
Grace Kelly (1929-19<strong>82</strong>) aufgenommen wurde,<br />
nachdem sie aus finanziellen Gründen Les Milandes räumen<br />
musste. « Sie ziehen in unser Pantheon ein, und mit<br />
Ihnen strömt ein Wind von Fantasie und Kühnheit herein.<br />
Ja, zum ersten Mal zieht auch eine gewisse Vorstellung von<br />
Freiheit, die Vorstellung von einem Fest ein », präzisierte<br />
der Präsident und fuhr fort: « Sie ziehen in unser Pantheon<br />
ein, weil Sie Frankreich geliebt haben, weil Sie [Frankreich]<br />
einen Weg gezeigt haben, der unbestritten der Seine<br />
war, an dem [Frankreich] dennoch zweifelte. » Damit erinnerte<br />
er an die wesentliche Rolle, die Joséphine Baker in<br />
der Résistance spielte. Während des Zweiten Weltkriegs<br />
riskierte sie mehrere Male ohne zu zögern ihr Leben und<br />
nutzte ihre Bekanntheit dafür, die Nazis auszuhorchen und<br />
zahlreiche Informationen nach London zu übermitteln.<br />
Zudem bot sie Widerstandskämpfern auf Les Milandes<br />
Unterschlupf. Aber es war höchstwahrscheinlich einer der<br />
letzten Sätze der berührenden Rede, die den Menschen am<br />
längsten im Gedächtnis bleiben wird: « Sie ziehen in unser<br />
Pantheon ein, weil Sie zwar als Amerikanerin geboren<br />
wurden, weil es aber niemanden gibt, der französischer ist<br />
als Sie. Am Ende Ihrer Karriere änderten Sie den Text<br />
Ihres größten Erfolges und beteuerten, ‹Mein Land, das ist<br />
Paris›. Heute Abend summt jeder von uns den Refrain, der<br />
wie eine Hymne an die Liebe klingt: ‹Mein Frankreich, das<br />
ist Joséphine›. »<br />
Unter den aus diesem Anlass im Pantheon Versammelten<br />
– die Eingeladenen waren sorgfältig ausgewählt<br />
worden, anwesend waren im Wesentlichen die Kinder und<br />
andere Nahestehende von Joséphine Baker, Vertreter des<br />
französischen Staates und anderer Länder, Persönlichkeiten<br />
aus Politik und Kultur – befand sich auch eine diskrete<br />
Frau, die den Worten des Präsidenten andächtig lauschte.<br />
Zu Beginn der Zeremonie, als der Sarg von Joséphine die<br />
Rue Soufflot in Richtung Pantheon hochgetragen wurde,<br />
schnürte es ihr die Kehle zu. Ebenso, als die Klänge der<br />
Chansons von Joséphine in den Pariser Nachthimmel<br />
emporstiegen. Bewegt dachte sie, dass es dieselben Ausschnitte<br />
sind, die sie selbst vor Jahren ausgewählt hatte,<br />
um den Rundgang der Besucher im Château des Milandes,<br />
im Périgord, zu untermalen. Als dann auf der Straße<br />
Französinnen und Franzosen spontan applaudierten, wurde<br />
sie endgültig von ihren Emotionen überwältigt. Diese<br />
Begeisterung der Menschen schien für sie die schönste<br />
Hommage überhaupt zu sein.<br />
Am 30. November 2021 trugen sechs Mitglieder der Luftwaffe (in der die Sängerin sich engagiert hatte) den Sarg von<br />
Joséphine Baker feierlich über die Rue Soufflot (V. Pariser Arrondissement) bis ins Pantheon, wo er im Rahmen einer<br />
bewegenden Zeremonie vom Staatspräsidenten empfangen wurde. Folgende Worte Joséphines wurden an die Wand<br />
projiziert: « Frankreich hat mich zu dem gemacht, was ich bin, ich werde dem Land ewig dankbar sein. »<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 41
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />
Mit viel Entschlossenheit und hartnäckigen Nachforschungen gelang es Angélique de Labarre im Laufe der<br />
Jahre, eine beeindruckende Sammlung von Objekten zusammenzustellen, die einst Joséphine gehörten oder<br />
einen Bezug zu ihr hatten. Das Château des Milandes ist heute ganz der Sängerin gewidmet.<br />
Die Frau ist Angélique de Labarre. Wie sie selbst zugibt,<br />
schien der Name an diesem Abend den anderen Gästen<br />
in ihrer Nähe nicht viel zu sagen. Man muss wissen,<br />
dass Angélique erstaunlicherweise etwas abseits von den<br />
« wahren » Kennern Joséphines platziert worden war, abseits<br />
von deren Kindern, von denen sie einige sehr gut kennt,<br />
oder von Prinz Albert von Monaco, der sich in der ersten<br />
Reihe befand, ein paar Dutzend Meter von ihr entfernt.<br />
Dabei hatte dieser erst vor einigen Wochen das Château des<br />
Milandes besichtigt und ihr im Anschluss sogar die Nachricht<br />
übermittelt, dass er sie gerne in Paris anlässlich der<br />
« Pantheonisierung » von Joséphine Baker wiedersehen würde.<br />
Zweifellos wusste der Prinz nur zu gut, welch tragende<br />
Rolle Angélique seit Jahren dabei spielte, das Andenken an<br />
Joséphine zu bewahren. Doch aufgrund der Widrigkeiten<br />
der protokollarisch festgelegten Platzierung kam sie weder<br />
in die Nähe des Prinzen noch in die Nähe der Kinder von<br />
Joséphine.<br />
Angélique war deswegen niemandem böse. Ihrer eigenen<br />
Aussage nach war sie mit ihrem Kopf sowie irgendwo<br />
anders: Sie wusste, dass zur selben Stunde in ihrem mehr<br />
als 500 Kilometer entfernten Château des Milandes etwa<br />
40 Menschen versammelt waren: die Treuesten der Treuen,<br />
die sich gemeinsam mit ihr dafür einsetzen, die Erinnerung<br />
an Joséphine lebendig zu erhalten. Sie hatte diese Menschen<br />
– trotz ihrer Präsenz in Paris – zu einer zwangsläufig<br />
etwas bescheideneren Hommage eingeladen. Daran dachte<br />
sie in diesem Augenblick. Den bewegendsten Moment hatte<br />
sie jedoch am nächsten Tag, als sie nämlich erfuhr, dass<br />
am Vortag genau um 17.30 Uhr, zu dem Zeitpunkt, als in<br />
Paris die Feierlichkeiten begannen, sich der zu dieser Uhrzeit<br />
normalerweise dunkle Himmel über Les Milandes auf<br />
ungewöhnliche Weise erhellt hatte. Ein Fotograf konnte<br />
diesen magischen Augenblick einfangen und mit ihr teilen.<br />
« Dieses Foto zu sehen, war für mich außerordentlich emotional.<br />
Plötzlich war es evident: Joséphine war nicht nur in<br />
Paris, sie war auch auf Les Milandes, sie war ihrem Schloss,<br />
dieser Gegend, die sie so liebte, und denen, die sie lieben,<br />
treu », sagte uns Angélique während des Gesprächs, das<br />
wir mit ihr führten. Eine Frau, die, wie Sie lesen werden,<br />
begeistert und begeisternd ist, die sich voller Berechtigung<br />
die Worte von Präsident Macron zu eigen machen und<br />
ihrerseits über die Frau, die ihr Leben auf den Kopf gestellt<br />
hat, sagen könnte: « Mein Leben, das ist Joséphine! »<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Interview:<br />
Angélique de Labarre<br />
Eigentümerin und Verwalterin von Château des Milandes, das<br />
von 1937 bis 1969 Joséphine Baker gehörte.<br />
Angélique de Labarre, die französische Zeitung La Croix widmete<br />
Ihnen im November 2021 im Rahmen des « Spezialthemas<br />
Joséphine Baker » einen sehr schönen einseitigen Artikel. Der Titel<br />
machte uns neugierig. Sie werden darin als « die dynamische<br />
Hüterin des Tempels » präsentiert. Obwohl Sie nicht der Familie<br />
von Joséphine Baker angehören, sind Sie heute vermutlich die<br />
Person, die sich in Frankreich am meisten dafür eingesetzt hat,<br />
die Erinnerung an diese große Frau lebendig zu halten. Können<br />
Sie uns schildern, wann und wie Joséphine in Ihr Leben getreten<br />
ist und dieses offenbar tiefgreifend verändert hat?<br />
Joséphine und ich, das ist eine lange Geschichte. Eine<br />
Geschichte, die mich im Übrigen nach wie vor verwirrt,<br />
wenn ich daran denke. Ich habe immer zutiefst an das<br />
Schicksal geglaubt. Nun ist es so, dass mein Schicksal<br />
zweifellos sehr eng mit Joséphine verbunden ist. Manchmal<br />
kann ich es gar nicht fassen, zum Beispiel als ich<br />
entdeckte, dass es lange zurückliegende Verbindungen<br />
zwischen Joséphine und meiner Familie gab. Alles begann<br />
mit meiner Großmutter, die sich in Bergerac regelmäßig<br />
karitativ betätigte. In den 1950er-Jahren bat sie die damals<br />
in der Region gut bekannte Joséphine, die Patenschaft für<br />
eine Aktion zugunsten bedürftiger Menschen zu übernehmen.<br />
Joséphine hatte ein großes Herz, daher war es<br />
für sie selbstverständlich mitzumachen. Zugunsten der<br />
Ärmsten verwandelte sie sich aus diesem Anlass in eine<br />
Zigarettenverkäuferin. Eine Anekdote erzählt übrigens,<br />
dass ein Mann bei ihr für 30 Francs Zigaretten kaufte<br />
und mit einem 100-Francs-Schein bezahlte. Er wartete<br />
auf das Wechselgeld, doch Joséphine sagte zu ihm mit<br />
einem breiten Lächeln: « Mein Herr, ich gebe niemals<br />
Wechselgeld zurück! » Sie war sehr erfreut darüber, etwas<br />
mehr Geld für die Bedürftigen eingenommen zu haben.<br />
Ich glaube, das war der erste Kontakt zwischen Joséphine<br />
und meiner Familie.<br />
In allen Räumen des<br />
Schlosses kann man<br />
die Welt Joséphines<br />
und ihrer großen<br />
Familie entdecken.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 43
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />
Einige Jahr später hatte Ihr Vater ebenfalls eine Begegnung mit<br />
ihr, aber unter ganz besonderen Umständen …<br />
Genau! Papa übte im Laufe der Zeit verschiedene<br />
Berufe aus, von 1961 bis 1967 war er Antiquitätenhändler<br />
in der Nachbarstadt Sarlat-la-Canéda. Eines Tages läutete<br />
das Telefon und man bat ihn, eine Expertise für Möbel<br />
von Joséphine im Château des Milandes zu erstellen. Das<br />
war 1964. Joséphine hatte große Geldprobleme und ihre<br />
Gläubiger wollten ihr Geld durch den Verkauf von Vermögensgegenständen<br />
eintreiben. Papa hatte damals im Prinzip<br />
keine Wahl, sein berufliches Pflichtbewusstsein erlegte<br />
es ihm auf, hinzugehen. Wie die meisten in der Gegend<br />
kannte er Joséphine Baker, allerdings nur vom Hörensagen.<br />
Bei seiner Ankunft wurde er von Joséphine nicht gerade<br />
sehr höflich empfangen. Papa erzählte mir, dass die beiden<br />
sich dennoch erst einmal setzten, um sich bei einer Tasse<br />
Kaffee zu unterhalten. Angesichts der Umstände war es<br />
eher ungewöhnlich, dass dieses Gespräch herzlich verlief.<br />
Sie sprachen ungefähr eine Stunde miteinander. Entgegen<br />
allen Erwartungen beschloss Papa am Ende, kein Gutachten<br />
für die Möbel zu erstellen! Auf diese Weise konnte<br />
Joséphine etwas Zeit gewinnen. Glücklicherweise war er<br />
nicht der Einzige, der sich damals für Joséphine einsetzte,<br />
so war beispielsweise die Schauspielerin Brigitte Bardot<br />
von Joséphines Situation ebenfalls bewegt – obwohl sie<br />
sie nicht persönlich kannte. Brigitte Bardot rief daher die<br />
Franzosen und den Staat spontan zur Hilfe auf, damit Joséphine<br />
ihr Hab und Gut und das Schloss behalten konnte.<br />
Dieser Aktion, dem Druck der Medien und den eingegangenen<br />
Spenden war es zum großen Teil zu verdanken, dass<br />
die erste Versteigerung 1964 annulliert wurde …<br />
Ein weiteres Zeichen des Schicksals war das Haus, das Ihre Eltern<br />
kauften, als sie von Paris ins Périgord zogen, und in dem<br />
Sie Ihre Kindheit verbrachten.<br />
Ja. Die Geschichte ist schon fast unglaublich: Meine<br />
Eltern heirateten 1967. Obwohl beide aus der Region<br />
stammten – meine Mutter aus Libourne und mein Vater<br />
aus Bergerac –, ließen sie sich zunächst in Paris nieder.<br />
1974 sollte es dann allerdings wieder in den Südwesten,<br />
Richtung Périgord, gehen. Papa war damals Architekt,<br />
insofern suchten sie nach einem Grundstück, auf dem sie<br />
ein Haus bauen konnten. Sie haben dann eines gefunden,<br />
raten Sie mal wo? Genau gegenüber dem Schloss Les<br />
Milandes! Von meiner Geburt an, im Jahr 1976, hatte<br />
ich quasi einen direkten Ausblick auf das Schloss. Da<br />
Joséphine Baker bereits 1969 zur Räumung gezwungen<br />
worden war, bin ich ihr leider niemals begegnet. Doch<br />
während meiner ganzen Kindheit erzählten mir meine Eltern<br />
von ihr: von ihrem Werdegang, ihren Kämpfen und<br />
ihrer « Regenbogenfamilie ». Meine Eltern hatten große<br />
Achtung vor ihr und ihrem Engagement.<br />
1988 ging das Abenteuer weiter: Ihre Eltern und Sie zogen<br />
letztendlich von diesem Haus in die Umgebung von Bordeaux,<br />
wo Sie Jura studierten. 1989 kauften Ihre Eltern Reben, die<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
1991 leider dem schrecklichen Frost zum Opfer fielen. Damit<br />
war das Weinprojekt zu Ende. Ihre Mutter machte dann 1998<br />
eine Erbschaft, die die Chance für einen Neuanfang bot …<br />
Ja, und es lag in der Natur der Dinge, dass sie wieder<br />
ein Weingut übernehmen wollte. Ich erinnere mich<br />
daran, dass wir rund 40 besichtigt haben. Aber keines<br />
passte wirklich. Im Bordelais ist das wirklich nicht einfach.<br />
Man muss immer komplexe Entscheidungen treffen.<br />
Wir hatten beispielsweise die Wahl zwischen zwei<br />
Hektar der Appellation Pomerol und zwanzig im Gebiet<br />
Lalande-de-Pomerol. Und eines Tages entdeckte ich ganz<br />
durch Zufall bei einem Immobilienmakler das Foto eines<br />
Anwesens, das ich sofort erkannte: Es war Les Milandes!<br />
Sofort zeigte ich es Mama. Obwohl wir jahrelang Nachbarn<br />
des Schlosses gewesen waren, hatten wir niemals die<br />
Gelegenheit gehabt, es zu besichtigen. Aus Neugier vereinbarte<br />
sie also einen Besichtigungstermin. Und so kam<br />
es, dass wir an den Ort zurückkehrten, wo wir gewohnt<br />
hatten, um endlich das Schloss von Joséphine zu betreten.<br />
Oben: die Küche, in<br />
der Joséphine immer<br />
gerne Zeit mit ihren<br />
Kindern verbrachte.<br />
Das war im wahrsten Sinne des Wortes Liebe auf den ersten<br />
Blick …<br />
Genau! Sofort! Obwohl sich im Schloss überhaupt<br />
keine Möbel mehr befanden, erschien es uns, als würde<br />
Joséphine noch immer hier leben. Es war eine sehr seltsame<br />
physische Erfahrung. Ich hatte persönlich wirklich<br />
den Eindruck, von diesem Ort « herbeigerufen » worden<br />
zu sein. Auf der Stelle fühlte ich mich von einer regelrechten<br />
Mission besessen, dieses Kulturgut zu schützen und<br />
die außergewöhnliche Frau, die Joséphine war, ins rechte<br />
Licht zu setzen. Am Ende hatten wir das Weinprojekt<br />
vollkommen vergessen! Mama beschloss Les Milandes<br />
zu kaufen und beauftragte mich damit, ein Konzept auszuarbeiten,<br />
wie man das Andenken an Joséphine wieder<br />
aufleben lassen konnte.<br />
Im Alter von 25 Jahren waren Sie also plötzlich mit der Leitung<br />
eines etwas verrückten Projektes betraut …<br />
Vollkommen verrückt sogar! Ich war darauf vorbereitet,<br />
ein Weingut zu leiten, und fand mich an der Spitze<br />
eines leeren Schlosses aus dem 15. Jahrhundert mit 80<br />
Zimmern, einer Fläche von über 1100 m 2 und einem Park<br />
in einem katastrophalen Zustand wieder! Ich kann Ihnen<br />
versichern, dass ich mich kaum traute, jemandem davon<br />
zu erzählen, denn sobald ich es tat, gab es Einwände, man<br />
machte sich lustig. Ich merkte sehr wohl, dass man mich<br />
oft als « die Tochter von Mama und Papa » betrachtete,<br />
die keine Geldsorgen und keine unternehmerische Erfahrung<br />
hatte, die mit ihrem Vorhaben auf die Nase fallen<br />
würde … Aber ich war entschlossen, habe an das Projekt<br />
geglaubt. Und Joséphine hat mich geleitet, davon bin ich<br />
überzeugt!<br />
Und das war gut so! Château des Milandes ist heute mit mehr<br />
als 100 000 Besuchern pro Jahr eine der beliebtesten touristischen<br />
Sehenswürdigkeiten im Périgord. Seit drei Jahren schrei-<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 45
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />
Bei unseren<br />
Recherchen für<br />
diesen Artikel<br />
haben wir die<br />
folgenden Werke<br />
besonders<br />
geschätzt. Wir<br />
empfehlen sie<br />
Ihnen daher,<br />
wenn Sie noch<br />
etwas tiefer<br />
in das Thema<br />
einsteigen<br />
möchten.<br />
• Un château sur<br />
la Lune: Le rêve brisé de Joséphine Baker, Jean-<br />
Claude Bouillon-Baker, Éditions Hors Collection, 274<br />
Seiten, 2012, 19,50 €, ISBN 978-2258092792. Das fünfte der<br />
12 Adoptivkinder von Joséphine Baker erinnert sich an<br />
seine Kindheit und würdigt seine Mutter damit auf sehr<br />
ergreifende Art.<br />
• Joséphine Baker: L’universelle, Brian Bouillon-Baker,<br />
Éditions du Rocher, 232 Seiten, 2021, 18,90 €, ISBN<br />
978-2268106<strong>82</strong>3. Auch Brian Bouillon-Baker ist ein<br />
Adoptivsohn Joséphines. Er setzte sich aktiv dafür<br />
ein, dass der Leichnam seiner Mutter in das Pantheon<br />
überführt wurde. Dieses Buch, das aus diesem Anlass<br />
veröffentlicht wurde, ist ebenfalls ein Zeugnis einer<br />
außergewöhnlichen Kindheit, zwischen Château<br />
des Milandes, Paris und Monaco, inmitten einer<br />
« Regenbogenfamilie ».<br />
• Joséphine Baker: Des trottoirs de Saint Louis aux marches<br />
du Panthéon, Marie-Florence Ehret, Éditions de la<br />
Différence, 157 Seiten, 2016, 13,50 €, ISBN 978-2729122881.<br />
Ein nützliches Buch, um mehr über den couragierten<br />
Werdegang von Joséphine Baker zu erfahren und die<br />
Hintergründe ihres Kampfes gegen Diskriminierung und<br />
Rassismus zu verstehen.<br />
• Joséphine Barker contre Hitler: La star noire de la France<br />
Libre, Charles Onana, Éditions Duboiris, 192 Seiten,<br />
2013, 15 €, ISBN 978-2952231572. Der Journalist Charles<br />
Onana recherchierte in Militärarchiven und beschreibt<br />
auf packende Weise, wie Joséphine Baker 1939 in die<br />
französische Résistance eintrat. Für sie selbst erfolgte<br />
das spontan und war naheliegend: « Frankreich hat mich<br />
zu dem gemacht, was ich bin, ich bin bereit, mein Leben<br />
für das Land zu geben », sagte diejenige, die in der Tat<br />
ihr Leben aufs Spiel setzte, indem sie beispielsweise<br />
wichtige Informationen mit unsichtbarer Tinte auf<br />
ihre Partituren schrieb. Für dieses Engagement wurde<br />
Joséphine Baker später mit dem Kriegskreuz und der<br />
Widerstandsmedaille ausgezeichnet.<br />
ben Sie schwarze Zahlen, Sie beschäftigen vier Mitarbeiter<br />
ganzjährig, in der Saison sind es sogar vierundzwanzig.<br />
Vor allem ist das Schloss mittlerweile ein einzigartiger Ort<br />
für alle diejenigen, die sich für die Welt von Joséphine Baker<br />
interessieren …<br />
Wissen Sie, wenn ich zurückdenke, laufen mir immer<br />
noch Schauer über den Rücken. Von Anfang an<br />
war es so, als hörte ich die Stimme von Joséphine, die<br />
zu mir sagte: « Los, nur Mut, du schaffst es, du musst<br />
es machen. » Eines ist auf jeden Fall sicher: Ich bin<br />
heute mehr denn je davon überzeugt, dass man niemals<br />
aufgeben darf, wenn man etwas im tiefsten Inneren<br />
möchte. Dann muss man seine Passion leben und Spott<br />
oder Lästereien einfach übergehen. Ich erinnere mich<br />
noch gut daran, dass man sich zum Beispiel vor einigen<br />
Jahren hier in der Gegend erzählte, ich würde mit dem<br />
Hubschrauber zum Schloss fliegen, dabei hatte ich einen<br />
kleinen Peugeot 108. Manche wollten ganz offensichtlich<br />
nicht mit mir reden, weil ich eine Frau war und dazu<br />
noch eine junge. In den Augen dieser Menschen hatte ich<br />
überhaupt keine Berechtigung, mich um Les Milandes zu<br />
kümmern. Aber Schwamm drüber, ich habe das ausgehalten.<br />
Und oft habe ich dabei an Joséphine gedacht. Sie war<br />
für mich immer ein Vorbild. Auch sie war zeitlebens eine<br />
entschlossene Frau …<br />
Nun, am Ende dieser Unterhaltung können wir es ja eingestehen:<br />
Uns hat weniger die derzeit aktuelle Überführung von<br />
Joséphine Baker ins Pantheon dazu bewogen, diesen Artikel<br />
zu schreiben – darüber haben auch in Deutschland schon genug<br />
Medien berichtet –, als vielmehr eine Intuition im Laufe unserer<br />
Recherchen. Wir begannen zu ahnen – und nach dem Besuch<br />
von Milandes und der Begegnung mit Ihnen hat sich das<br />
bestätigt –, dass es eine unterschwellige Verbindung zwischen<br />
den Schicksalen zweier ausgesprochen entschlossener Frauen<br />
gibt, nämlich zwischen Joséphine und Ihnen … Wie denken<br />
Sie darüber?<br />
Ich gebe zu, dass mich Ihre Worte sehr berühren. Ich<br />
bin es nicht gewohnt, im Vordergrund zu stehen. Alles, was<br />
ich mache, mache ich für Joséphine. Nicht für mich. Aber<br />
mir ist schon klar, dass ihre Persönlichkeit in mir etwas<br />
Besonderes zum Klingen bringt. Ich fühle mich ihr sehr<br />
nah. Allerdings ist es schwierig für mich nachzuvollziehen,<br />
warum das so ist. Ich glaube, dass uns beide in der Tat eine<br />
bestimmte Entschlossenheit zu eigen ist beziehungsweise<br />
war. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann<br />
ziehe ich es auch durch. Joséphine war genauso. Beide<br />
haben beziehungsweise hatten wir ein enormes Pflichtbewusstsein.<br />
Es gibt nur wenige Frauen, die sich im selben<br />
Ausmaß wie Joséphine in der Résistance engagiert haben,<br />
um Frankreich zu verteidigen. Dabei war sie nicht einmal<br />
Französin. Das « Pflichtbewusstsein », das mich antreibt,<br />
ist es, alles daranzusetzen, um Les Milandes als Kulturgut<br />
zu bewahren und das Andenken an Joséphine ins beste<br />
Licht zu setzen. Das ist wesentlich bescheidener, aber ich<br />
mache das mit derselben Entschlossenheit. Und das Vor-<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Pointe<br />
du Raz<br />
Quimper<br />
N165/E60<br />
Lorient<br />
D768<br />
Vannes<br />
N165/E60<br />
bild von Joséphine treibt mich dabei Quiberon an. Mit Sicherheit<br />
habe ich, genau wie Joséphine es hatte, eine doppelte Natur,<br />
nämlich seriös auf der einen Seite, fantasievoll auf der<br />
anderen Seite. Offensichtlich ist das ein Charakterzug der<br />
Zwillinge, denn wir sind beide unter diesem Sternzeichen<br />
geboren. Aber nun höre ich auf, Sie werden noch denken,<br />
dass ich übertreibe. Eines ist auf jeden Fall sicher: Dank<br />
Joséphine und Les Milandes habe ich den Eindruck, einen<br />
mir vorgezeichneten Weg zu gehen …<br />
N24<br />
Rennes<br />
A11/E60<br />
La Baule<br />
Der berühmte<br />
« Bananengürtel »,<br />
St. Nazaire<br />
mit dem Nantes<br />
Joséphine tanzte.<br />
Clisson<br />
A83<br />
A87<br />
Cholet<br />
Le Mans<br />
A11/E501<br />
A28/E502<br />
Angers<br />
A86/E60<br />
Monts<br />
A<br />
Blois<br />
Cham<br />
A10/E5-E60<br />
Cheve<br />
Tours Chenonceau<br />
A85<br />
A10/E5<br />
A20/<br />
Angélique de Labarre, vielen Dank für das Gespräch.<br />
Reiseinfos und Lesetipps<br />
A83<br />
Saint-Sigismond<br />
N11/E601<br />
Niort<br />
La Rochelle<br />
Poitiers<br />
Les Milandes …<br />
… Berlin 1553 km … Hamburg 1437 km<br />
… Köln 1031 km … Frankfurt 1016 km<br />
… München 1110 km … Wien 1520 km<br />
… Zürich <strong>82</strong>0 km … Paris 546 km<br />
… Bordeaux 154 km … Sarlat 18 km<br />
Eintritt 12,50 €, ermäßigt 8 €.<br />
Das Eintrittsticket ist für Schloss, Park,<br />
Greifvogelschau (während der Saison)<br />
und andere Vorführungen gültig.<br />
Kostenloser Audioguide in deutscher<br />
Sprache.<br />
Angoulême<br />
Limoges<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
direkt angeflogen wird, ist Bordeaux-<br />
Mérignac (166 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt<br />
in Libourne (122 km).<br />
Château et jardins des Milandes<br />
Wohnsitz von Joséphine Baker<br />
24250 Castelnaud-la-Chapelle<br />
Telefon: +33 (0)5 53 59 31 21<br />
Kostenloser Parkplatz gegenüber Montalivet dem<br />
Schloss.<br />
Achtung: Aus Gründen des<br />
Urheberrechts (vor allem für die<br />
ausgestellten Fotografien) sind<br />
Aufnahmen im Inneren des Schlosses<br />
nicht gestattet. Le Porge<br />
Bei Drucklegung des Magazins gilt auf<br />
dem ganzen Gelände Cap-Ferret Maskenpflicht<br />
(auch in den Gärten). Der Zutritt ist nur<br />
mit gültigem Pass vaccinal (entspricht<br />
in etwa der 2G-Regelung) möglich.<br />
E5/A10<br />
Bordeaux<br />
A52/E72<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Castelnaud-la-Chapelle<br />
A20/E9<br />
www.milandes.com<br />
Im Sommer ist das Schloss täglich von<br />
9 bis 20 Uhr geöffnet. Im Jahresverlauf<br />
schwanken die Zeiten jedoch. Bitte<br />
entnehmen Sie diese der Website.<br />
Einlass bis eine Stunde vor Schließung.<br />
Lassen Sie sich durch Mimizan die<br />
bemerkenswerte Arbeit der Falkner<br />
des Schlosses in Staunen versetzen.<br />
Diese begeisterten Vogelliebhaber<br />
veranstalten zu bestimmten Jahresund<br />
Uhrzeiten (siehe Website)<br />
regelmäßige Vorführungen Hossegor unter<br />
freiem Himmel mit ihren herrlichen<br />
Greifvögeln. Biarritz Bayonne<br />
Hendaye<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60<br />
Donostia-<br />
Vallée de la Dordogne, wo man<br />
S. Sebastian<br />
« wie Gott in Frankreich lebt »<br />
Diese Ecke Frankreichs kann zu Recht als kleines<br />
Paradies bezeichnet werden! Sarlat, La Pamplona<br />
Roque Gageac, Rocamadour, Gouffre<br />
de Padirac und der Neandertaler sind<br />
zwar die bekanntesten Botschafter<br />
dieser Region, aber bei Weitem nicht<br />
die einzigen. Vor allem im östlichen Teil<br />
des Tals (Lot und Corrèze), über den wir<br />
hier berichten wollen, gibt es ein touristisches Potenzial, das<br />
überraschenderweise noch weitgehend unbekannt ist. Verlässt<br />
man also die ausgetretenen Pfade und folgt den Hinweisen<br />
derer, die hier leben, dann entdeckt man schnell den Charme<br />
eines Tales, der den Ausdruck « leben wie Gott in Frankreich »<br />
absolut rechtfertigt.<br />
Sare<br />
E5-E70/A63<br />
Spanien<br />
France<br />
A64/E80<br />
Die<br />
<br />
Brasserie du Château auf der<br />
Anlage besitzt eine wunderschöne<br />
schattige Terrasse unter<br />
hundertjährigen Linden mit Blick<br />
auf das Schloss. Sie bietet lokale<br />
Gerichte zu absolut vertretbaren<br />
Preisen an. Eine gute Gelegenheit, die<br />
berühmte Küche des Périgord in einem<br />
zauberhaften Rahmen zu genießen.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. Pau 56<br />
Die schönsten Gärten des Périgord<br />
Wer ins Périgord reist, ist auf der Suche nach<br />
Natur, Harmonie und Entspannung. Symbolhaft<br />
dafür stehen die vielen kleinen und<br />
großen Parks in der Region, die teils<br />
klassisch, teils modern, teils künstlerisch<br />
inszeniert daherkommen. Für Liebhaber<br />
schöner Gärten ist die Region geradezu<br />
ein Eldorado. Die von Menschenhand<br />
geschaffenen grünen Oasen erstrecken<br />
sich über die ganze Region. Einen Schwerpunkt bildet<br />
jedoch das Tal der Dordogne. Im Folgenden werden vier ganz<br />
unterschiedliche Gärten vorgestellt, die die große Bandbreite<br />
der Parks verdeutlichen und Lust machen sollen, weitere Gärten<br />
des Périgord zu erkunden.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />
Toulous<br />
Andorra<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 47
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Corrèze<br />
Pays de Meymac-près-Bordeaux<br />
Der erfinderische Bluff der Weinhändler<br />
Um das Jahr 1865 entwickelten Menschen im Norden des Departements Corrèze<br />
(Nouvelle-Aquitaine) ein pfiffiges Täuschungsmanöver, das sich als sehr ertragreich<br />
erwies und dennoch in Frankreich weitgehend unbekannt geblieben ist. Obwohl das<br />
friedliche Dorf Meymac in der Nähe des berühmten Plateau des Millevaches liegt –<br />
und damit knapp 300 Kilometer von den Weinbergen des Bordelais entfernt – kamen<br />
Bauern dieser Gegend auf die Idee, sich für Weinproduzenten aus dem Bordelais auszugeben<br />
und « ihren » Wein im Norden Frankreichs und in Belgien direkt « an der<br />
Haustür » zu verkaufen. Als regelrechte « Marketingpioniere » schreckten sie nicht einmal<br />
davor zurück, zu diesem Zweck eigens eine Herkunftsbezeichnung zu erfinden:<br />
Meymac-près-Bordeaux. Diese List führte am Ende zu einem spektakulären Aufschwung<br />
des Handels mit Bordeaux-Weinen und bescherte zahlreichen Menschen vor<br />
Ort einen nicht unbeträchtlichen Reichtum, den sie dann teilweise in Weingüter und<br />
Weine der Hauptstadt der Gironde investierten. Noch heute findet man in Meymac<br />
und den umliegenden Dörfern zahlreiche Zeugnisse dieses erstaunlichen Abenteuers.<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Das Stadtzentrum und ein Luftbild von Meymac.<br />
Der Anblick ist wahrhaftig<br />
überraschend: Auf dem Kirchplatz<br />
mitten im Dorf Meymac<br />
sticht aus den soliden, im traditionellen<br />
Stil errichteten Steinhäusern eine Fassade<br />
heraus, die viel leichter wirkt und<br />
mit eleganten Türmchen geschmückt<br />
ist. Das lässt darauf schließen, dass der<br />
Besitzer dieses Gebäudes, im Gegensatz<br />
zu denen der umliegenden Häuser,<br />
wohl kein Bauer war. Oder dass er<br />
auf irgendeine Art und Weise zu<br />
Reichtum gelangte, was in der Region<br />
Haute-Corrèze bekanntlich eher<br />
selten ist. Dieser Landstrich gilt heute<br />
noch als einer der ländlichsten und<br />
« abgelegensten » des Landes. Um<br />
von Meymac zu nächstgelegenen<br />
TGV-Bahnhof in Angoulême zu gelangen, muss man immerhin<br />
eine Strecke von knapp 200 Kilometern zurücklegen.<br />
Das Erstaunlichste ist jedoch, dass dieses Haus mit<br />
seiner prächtigen, aus dem Rahmen fallenden Architektur<br />
bei Weitem nicht das einzige dieser Art im Dorf ist. Auch<br />
in der nahe gelegenen Rue de Panazol gibt es mehrere Gebäude,<br />
die durch einen ausgesprochen eleganten Stil hervorstechen:<br />
filigran behauene Steine,<br />
stilvolle und detailreiche architektonische<br />
Dekore – manche sogar aus<br />
Keramik –, Läden aus geschnitztem<br />
Holz. All das muss kostspielig gewesen<br />
sein. Oftmals verfügen diese<br />
Häuser zudem über hübsche Parks,<br />
in denen seltene Baumarten zu finden<br />
sind, beispielsweise Zedern,<br />
Mammutbäume oder Araukarien,<br />
wie man sie üblicherweise in den<br />
Gartenanlagen bekannter Schlösser<br />
findet. Spontan würde man die Eigner<br />
dieser herrschaftlichen Stadthäuser,<br />
die man eher in einer großen Stadt<br />
wie Bordeaux erwartet, als in einem<br />
kleinen Dorf mitten in der ländlichen<br />
Corrèze, der Bourgeoisie zugehörig<br />
einstufen. Noch stutziger macht die Tatsache, dass sich<br />
diese baulichen Besonderheiten nicht nur auf Meymac beschränken,<br />
sondern dass man auch in umliegenden Gemeinden<br />
wie Les Chèzes, Combressol, Maussac, Le Gourgeat,<br />
Davignac, Laval und Ambrugeat (die man im Übrigen<br />
auf einer Rundfahrt von nicht einmal 30 Kilometern besuchen<br />
kann, siehe Reiseinfos) auf solche Gebäude stößt. Das<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 49
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Corrèze<br />
lässt darauf schließen, dass einige Familien in dieser Region<br />
offensichtlich zu Wohlstand gekommen sind.<br />
Die Spur führt zum Wein<br />
Durchstreift man diese Dörfer, stößt man hier und<br />
da – vor allem aber in Meymac – auf diskrete Hinweise,<br />
die dabei helfen, dem Geheimnis dieses wirtschaftlichen<br />
Erfolges auf die Spur zu kommen. Auf manchen Fassaden<br />
lassen sich noch die<br />
Überreste alter aufgemalter<br />
Reklameschilder<br />
erkennen,<br />
die eindeutig auf<br />
eine Beziehung zur<br />
Welt des Weines<br />
hinweisen: Vins en<br />
Gros, Maison de vins.<br />
Da Meymac in einer<br />
Höhe liegt, die<br />
sich nicht gerade<br />
für die Weinerzeugung<br />
anbietet, ruft<br />
dies eher Erstaunen hervor. Den interessantesten Hinweis<br />
findet man jedoch auf einem Grab auf dem Friedhof des<br />
Dorfes. Dort sieht man das Foto eines elegant gekleideten<br />
Mannes mit freundlichem Aussehen namens Jean Gaye-<br />
Bordas, das von folgendem Text begleitet ist: « Huldigung<br />
und Dankbarkeit. Dem Erfinder des Handels, der dieser<br />
Gegend zu Reichtum verholfen hat. » Ohne Zweifel hat<br />
das Geheimnis um den wirtschaftlichen Erfolg dieser Region<br />
mit ihm zu tun.<br />
Meymac-près-<br />
Bordeaux, ein<br />
genialer Bluff<br />
Jean Gaye-Bordas<br />
(1<strong>82</strong>6-1900) stammt aus<br />
dem kleinen Dorf Davignac,<br />
das rund zehn<br />
Kilometer von Meymac<br />
entfernt ist. Er hätte<br />
also das Leben vieler<br />
anderer Menschen in<br />
diesem abgelegenen<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
In Meymac findet man<br />
immer noch Zeugnisse<br />
der erstaunlichen<br />
Verbindung zwischen<br />
der Stadt und dem<br />
Wein: Beispiele sind<br />
das Museum im Chai<br />
des Moines Larose<br />
und die prächtige<br />
Architektur einiger<br />
Häuser, unter anderem<br />
der ehemalige<br />
Wohnsitz von Jean<br />
Gaye-Bordas, ein<br />
« kleines Schloss »<br />
mitten im Zentrum.<br />
Winkel teilen können,<br />
nämlich landwirtschaftlichen<br />
Grund und Boden zu<br />
übernehmen und so gut es<br />
geht zu bestellen. In dieser<br />
armen Region Frankreichs<br />
wäre dies naturgemäß ein<br />
beschwerliches Leben gewesen.<br />
Doch er wurde im<br />
Zeitalter der industriellen<br />
Revolution geboren, und<br />
es sollte ihm gelingen,<br />
sich dieser Bestimmung<br />
zu entziehen. Er konnte zwar weder lesen noch schreiben,<br />
besaß jedoch einen scharfen Verstand, Mut und einen ausgeprägten<br />
Geschäftssinn. Dank des Baus der Eisenbahn<br />
und der damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklung<br />
auf nationaler Ebene entdeckte Jean Gaye-Bordas<br />
die « Großstadt » Bordeaux, wo er sich als Hausierer,<br />
Regenschirmhändler und Lumpensammler betätigte und<br />
alles Mögliche verkaufte. Man erzählt sich sogar, dass er<br />
erfolgreich mit den Öllampen handelte, die später zum<br />
Reichtum des amerikanischen Milliardärs Rockefeller<br />
(1839-1937) beitragen sollten. Er verstand es, die Konsumgewohnheiten<br />
seiner Zeitgenossen zu beobachten.<br />
Dabei fiel ihm auf, dass ein Gerichtsschreiber regelmäßig<br />
Bordeaux-Wein an seine Brüder in Lille schickte. Dies<br />
brachte ihn auf eine Idee. Obwohl er keine Reben besaß,<br />
beschloss er, auf seinen Verkaufsreisen im Norden Frankreichs,<br />
nicht nur Lampen zu verkaufen, sondern gleichzeitig<br />
für Wein aus Bordeaux zu werben. Er kam dabei<br />
auf die schlaue Idee, sich nicht nur als Hausierer, sondern<br />
auch als Winzer vorzustellen,<br />
der seine eigene<br />
Produktion vertreibt.<br />
Diesen « kommerziellen<br />
Bluff » trieb Jean Gaye-<br />
Bordas insofern auf die<br />
Spitze, indem er die fiktive<br />
Appellation « Meymac-près-Bordeaux<br />
»<br />
erfand, was bei seinen<br />
Kunden den Eindruck erwecken sollte, die vermeintlichen<br />
Reben lägen ganz in der Nähe von Bordeaux. Den Mut<br />
dazu muss man erst einmal haben!<br />
Ein unerwarteter Handelserfolg<br />
Aufgrund des<br />
Vertrauens, das der<br />
« falsche Winzer »<br />
mit seiner Begabung<br />
für Täuschungsmanöver<br />
bereits bei seinen<br />
Kunden genoss,<br />
erhielt er schnell<br />
Bestellungen, die<br />
meist formlos auf<br />
einem Blatt Papier<br />
festgehalten wurden.<br />
Gaye-Bordas<br />
war selbst darüber<br />
erstaunt, wie einfach<br />
es war, die Verkäufe abzuschließen. Man muss wissen,<br />
dass er zudem ein findiges System entwickelte, mit<br />
dem er die Transaktionen in Ruhe organisieren konnte.<br />
Zurück in der Corrèze kaufte er in der Tat Bordeaux-<br />
Wein, den er in Fässern an die Kunden schicken ließ. Die<br />
Abfüllung in Flaschen oblag den Käufern, wobei Gaye-<br />
Bordas die notwendigen Etiketten dafür lieferte. Die<br />
Abnehmer waren beruhigt, da sie davon ausgingen, es mit<br />
einem echten Winzer zu tun zu haben. Den Verkaufspreis<br />
kassierte Gaye-Bordas dann bei seiner nächsten Reise in<br />
den französischen Norden, was oftmals erst ein Jahr später<br />
war. Auf diese Weise entstand zwischen ihm und seinen<br />
Kunden ein richtiggehendes Vertrauensverhältnis, eine<br />
besondere Beziehung.<br />
300 Weinhändler, eine Etikettendruckerei,<br />
eine Korkenfabrik …<br />
Das Geschäftsmodell von Gaye-Bordas erwies sich in<br />
kürzester Zeit als überaus erfolgreich. Bestellungen gingen<br />
zuhauf ein, die Kassen füllten sich. Vor allem in Belgien<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 51
UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Corrèze<br />
waren die Kunden interessiert, seinen Wein zu kaufen.<br />
Schnell hatte der findige Weinhändler die notwendigen<br />
Mittel, um in Meymac das Haus mit den Türmchen bauen<br />
zu können, das er Château des Moines Larose taufte.<br />
Ein schlau gewählter Name, der die Vorstellung eines<br />
Château inmitten der Weinberge des Bordelais erweckte<br />
und der lange Zeit auf den Etiketten erschien. Der Erfolg<br />
sprach sich schnell herum, somit war es naheliegend, dass<br />
andere Handelsreisende aus der Haute-Corrèze ebenfalls<br />
in dieses lukrative Geschäft einstiegen. Ab etwa 1900 und<br />
während einer Dauer von rund 50 Jahren gaben Hunderte<br />
dieser Händler gegenüber ihren nordfranzösischen und<br />
belgischen Kunden Meymac-près-Bordeaux als Postanschrift<br />
an. 1914 gab es im Dorf etwa 300 Weinhändler,<br />
ein Hotel, zwei Banken, drei Destillerien, eine Etikettendruckerei<br />
und eine Korkenfabrik. Nicht schlecht für eine<br />
Gemeinde, die keinerlei Weintradition besaß und relativ<br />
weit von Bordeaux entfernt lag!<br />
Enge Beziehungen zwischen<br />
Corrèze und Bordelais<br />
Unter den Pionieren im Handel mit Bordeaux-Wein<br />
gab es nicht wenige, die wie Gaye-Bordas regelrechte lokale<br />
Persönlichkeiten wurden. Um ihren Erfolg zu zeigen,<br />
ließen sie große Häuser bauen, die oft Symbole trugen, die<br />
eine Beziehung zu Reben hatten. Es ist kurzweilig, heute<br />
bei einem Spaziergang durch Meymac und die umliegenden<br />
Dörfer darauf zu achten, wie viele schmiedeeiserne<br />
Gitter dieser schönen Gebäude mit Weintrauben verziert<br />
sind … Dennoch bewahrten diese « Neureichen » einen<br />
kühlen Kopf: Ihnen war schnell klar, dass sie die Beschaffung<br />
von Bordeaux-Wein sicherstellen mussten, wollten<br />
sie ihr lukratives Geschäft weiterführen. Sie begannen daher,<br />
mit ihren Einnahmen in Weinberge – mit oder ohne<br />
Château – im Bordelais zu investieren. Dadurch erklärt<br />
sich, dass heute noch einige prestigeträchtige Weinberge<br />
im Anbaugebiet Bordeaux im Besitz von Familien aus der<br />
Corrèze sind. So ist beispielsweise die Familie Moueix,<br />
die aus dem rund 20 Kilometer von Meymac entfernten<br />
Dorf Liginiac stammt, noch heute Mehrheitseigentümerin<br />
von Château Pétrus. Man schätzt, dass rund 30 % der<br />
Reben im Gebiet Pomerol, 10 % im Gebiet Saint-Émilion<br />
und 5 % im Médoc nach wie vor im Besitz von Familien<br />
sind, deren Wurzeln in der Corrèze liegen. Als amüsantes<br />
Detail am Rande sei erwähnt, dass Valérie Pécresse,<br />
die bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen (April/<br />
Mai <strong>2022</strong>) für die Partei Les Républicains für das Amt des<br />
französischen Staatspräsidenten kandidiert, einen angeheirateten<br />
Großonkel besitzt, der ein reicher Weinhändler<br />
der Corrèze war. Alle diese Familien betrieben nach dem<br />
Vorbild von Gaye-Bordas aktiv den Weinhandel und leisteten<br />
auf diesem Wege einen nicht unbedeutenden Beitrag<br />
zum weltweiten Erfolg der Bordeaux-Weine. Begünstigt<br />
wurde dies unter anderem durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur,<br />
die von der Hauptstadt der Gironde<br />
zunächst Transporte auf dem Seeweg Richtung Großbritannien,<br />
später dann auf dem Luftweg in die Vereinigten<br />
Staaten und nach Japan ermöglichte. Ein Erfolg, der – wie<br />
uns die Dörfer in der Gegend von Meymac in Erinnerung<br />
rufen – zum Teil auf einem einfallsreichen Bluff basiert<br />
…<br />
Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten<br />
Es gibt mehrere interessante Werke über die Geschichte<br />
der Weinhändler im Pays de Meymac:<br />
• Meymac-près-Bordeaux, tomes I à III, Marcel Parinaud,<br />
Éditions des Monédière et de l’Esperluette. Dies ist<br />
zweifellos die am besten belegte Abhandlung über<br />
die Geschichte der Weinhändler von Meymac, die<br />
auf mehrjährigen Recherchen und Analysen von<br />
Marcel Parinaud basiert. Er stammt selbst aus einer<br />
Weinhandelsfamilie und begeistert sich leidenschaftlich<br />
für die Geschichte von Meymac. Bemerkenswert!<br />
• Corrèze-près-Bordeaux, les pionniers du négoce du<br />
vin originaires de Meymac, Florian Arfeuillère, Geste<br />
Éditeur, 2020, 304 Seiten, 13,90 € , ISBN 979-1035306175.<br />
Diese Darstellung der Geschichte der Weinhändler ist<br />
romanhaft geschrieben, basiert jedoch auf historischen<br />
Tatsachen. Sie ist leichter zu lesen und damit eine<br />
Ergänzung zu oben genanntem Werk. Lehrreich und<br />
unterhaltend zugleich.<br />
• Du rififi à Meymac-près-Bordeaux, Manu<br />
Tranche, Les Ardents Éditeurs, 2021, 64<br />
Seiten, 17 € , ISBN 978-2490623150. Eine<br />
interessante Mischung aus Fiktion und<br />
belegten Tatsachen in Comicform über<br />
den Werdegang eines Bauers aus der<br />
Corrèze, der seine Heimat verlässt,<br />
um sich in Belgien als Weinhändler zu<br />
betätigen. Eine ganz andere Art, etwas<br />
mehr über diesen Teil der Vergangenheit<br />
des Departements Corrèze zu erfahren.<br />
Die Auszüge aus dem Comic wurde mit<br />
Genehmigung des Verlags durch uns<br />
übersetzt.<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Clisson<br />
Cholet<br />
Les Sablesd’Olonne<br />
A83<br />
A20/E9<br />
A71/E11<br />
Reiseinfos & Lesetipps<br />
A83<br />
Poitiers<br />
Meymac …<br />
… Berlin 1413 km … Hamburg 1311 km<br />
… Köln 885 km … Frankfurt 871 km<br />
… München 965 km … Wien 1376 km<br />
… Zürich 675 km … Paris 445 km<br />
… Bordeaux 280 km … Limoges 90 km<br />
Die nächstgelegenen Flughäfen, die<br />
aus dem deutschsprachigen Raum<br />
direkt angeflogen werden, sind Lyon-<br />
Saint-Exupéry (289 km) und Bordeaux- Montalivet<br />
Mérignac (292 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
befindet sich in Angoulême (194 km).<br />
N11/E601<br />
Niort<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
E602/A837<br />
E5/A10<br />
Angoulême<br />
Périgueux<br />
A89/E70<br />
Limoges<br />
Meymac<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
Montluçon<br />
A89/E70<br />
A71/E11<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A75/E11<br />
le Mont-Dore<br />
Tourisme<br />
<br />
Haute-Corrèze<br />
Bureau de Meymac<br />
1, place de l’Hôtel de Ville<br />
19250 Meymac<br />
Telefon: +33 (0)5 19 60 00 30<br />
Le Porge<br />
Cap-Ferret<br />
Bordeaux<br />
A52/E72<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
A20/E9<br />
Rocamadour<br />
Aurillac<br />
www.tourisme-hautecorreze.fr<br />
Mimizan<br />
Mit der kostenlosen App Guidigo<br />
können Sie sich auf die Spuren der<br />
Weinhändler rund um Meymac<br />
begeben. Die knapp 30 km lange<br />
Rundfahrt Aux sources de Meymac-près-<br />
Bordeaux führt Sie auf angenehme<br />
Hossegor<br />
Art an Orte, die besonders eng mit<br />
dem Weinhandel verbunden Biarritz sind. Bayonne Auf<br />
Hendaye<br />
der gut durchdachten Strecke durch<br />
Sare<br />
mehrere Gemeinden Donostia- dieser Gegend<br />
sehen Sie zahlreiche S. Sebastian herrschaftliche<br />
Häuser ehemaliger Weinhändler, die<br />
Zeugnis über diese Zeit ablegen. Für<br />
die zehn Etappen sollten Sie eine Dauer<br />
Pamplona<br />
von drei Stunden einplanen. Die App<br />
(für Tablets und Smartphones) können<br />
Sie auf Google Play oder im AppStore<br />
von Apple herunterladen.<br />
E5-E70/A63<br />
Spanien<br />
Der Verein Les Amis de Meymac-près-<br />
Bordeaux leistet seit Jahren wertvolle<br />
Recherchearbeit, die es ermöglicht,<br />
jeden Sommer (von Mitte Juli bis Mitte<br />
August) zwei kleine Stätten zu öffnen,<br />
die eine Verbindung zur örtlichen<br />
Weinhandelsvergangenheit haben:<br />
France<br />
das Musée de Meymac-près-Bordeaux,<br />
Place de l’église (Montag bis Freitag,<br />
A64/E80<br />
9 bis 17 Uhr) und das Écomusée du<br />
Chai des Moines Larose (Montag bis<br />
Freitag, 16 bis 18 Uhr, am Wochenende<br />
Pau<br />
18 bis 19 Uhr). Informationen auf<br />
der Website des Vereins: www.<br />
meymacpresbordeaux.fr/blog<br />
Bei einem Aufenthalt in Meymac sollten<br />
Sie unbedingt das bemerkenswerte<br />
Centre d’art contemporain der Stadt<br />
besuchen. Es liegt im Herzen der<br />
historischen Altstadt, in einem Teil der<br />
Kathedrale Saint-André, und ist<br />
eines der gelungensten Beispiele<br />
Frankreichs für die Demokratisierung<br />
der zeitgenössischen Kunst im<br />
ländlichen Raum. Es entstand 1979<br />
durch die Zusammenarbeit zwischen<br />
der Stadtverwaltung, die das kulturelle<br />
Potenzial weiterentwickeln wollte,<br />
und leidenschaftlichen Anhängern<br />
zeitgenössischer Toulouse Kunst, die davon<br />
überzeugt waren, dass Kultur zum<br />
Alltag aller Menschen gehören sollte,<br />
auch derer in ländlichen Gebieten.<br />
Das nicht alltägliche Museum Narbonne<br />
leistet das ganze Jahr über eine A81/E80<br />
hervorragende Programmarbeit Limoux und<br />
zeigt Ausstellungen, die denen in<br />
Großstädten in nichts nachstehen.<br />
France<br />
Centre d’Art Contemporain<br />
Abbaye Saint-André - Place du Bûcher<br />
19250 Meymac<br />
Perpignan<br />
Telefon: Andorra +33 (0)5 55 95 23 30<br />
Céret<br />
www.cacmeymac.fr<br />
A9/E15<br />
A75/E11<br />
Lodèv<br />
Bézier<br />
S<br />
le<br />
Collioure<br />
M<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68<br />
Les Tours de Merle: das Gefühl, in der<br />
Inkastadt Machu Picchu zu sein<br />
(78 km entfernt)<br />
Hinter einer der unzähligen<br />
Kurven einer Straße im<br />
Departement Corrèze bietet sich<br />
plötzlich inmitten eines dichten<br />
Waldes der unglaubliche<br />
Anblick grandioser Ruinen. Wie<br />
von Zauberhand scheinen sie<br />
in 30 Meter Höhe auf einen 200<br />
Meter langen und 40 Meter breiten Felsvorsprung<br />
gesetzt worden zu sein: Die Tours de Merle flößen<br />
Respekt ein.<br />
Spanien<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />
Die Gärten der Colette (89 km entfernt)<br />
Seit 2008 laden die « Gärten der Colette »<br />
im Park von Varetz (Corrèze) die Besucher<br />
auf eine Entdeckungsreise zu einer<br />
außergewöhnlichen Frau ein: Colette.<br />
Die Schriftstellerin Colette war für<br />
ihre Zeit von einer provozierenden<br />
Freizügigkeit, die sie sich mutig<br />
ihrer chauvinistischen Umgebung<br />
abgetrotzt hatte und die ihr eine<br />
berüchtigte Reputation einbrachte.<br />
Ihre Werke hatten beim Publikum einen überwältigenden<br />
Erfolg und sind bis heute sehr beliebt. Dieser Park erzählt ihr<br />
Leben.<br />
AP7/E15<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 53
FRANKREICH HEUTE Land-Art<br />
SAYPE<br />
XXL-Bilder mit optimistischen Visionen<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Guillaume Legros, alias Saype – der Name steht für Say und Peace<br />
–, ist mit gerade einmal 32 Jahren bereits einer der weltweit renommiertesten<br />
zeitgenössischen Künstler Frankreichs. Der Autodidakt<br />
mit einer abgeschlossenen Ausbildung als Krankenpfleger<br />
stammt aus dem Departement Territoire de Belfort und begeistert<br />
sich neben Kunst für Ökologie und Drohnen. Auf der ganzen Welt<br />
malte er bereits mit biologisch abbaubarer Farbe riesige poetische<br />
Fresken ins Gras, die eine Lebensdauer von ungefähr einem Monat<br />
haben. 2019 wurde er vom berühmten amerikanischen Magazin<br />
Forbes als « eine der 30 einflussreichsten Persönlichkeiten unter 30<br />
Jahren im Bereich Kunst und Kultur » bezeichnet. Trotzdem ist er<br />
bodenständig geblieben. Er sprach mit uns über seinen Werdegang<br />
und seine immer noch starke Verbindung zum Territoire de Belfort.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 55
FRANKREICH HEUTE Land-Art<br />
Saype, Sie wurden 1989 im Departement Territoire de<br />
Belfort, genauer gesagt in der Stadt Belfort, geboren.<br />
Was verbindet Sie mit diesem Departement?<br />
Diese Gegend ist für mich sehr wichtig. Hier habe ich<br />
meine ersten Lebenserfahrungen gemacht. Abgesehen<br />
von einem zweijährigen Aufenthalt in Straßburg – im<br />
Alter von 21 Jahren im Rahmen meiner Ausbildung zum<br />
Krankenpfleger – lebte ich hier, bis ich 27 Jahre alt war.<br />
Dadurch habe ich eine sehr starke Beziehung zu diesem<br />
Departement. Inzwischen lebe ich zwar mit meiner Frau,<br />
einer gebürtigen Schweizerin, in deren Heimatland, wir<br />
wohnen aber nur rund eine Autostunde von Belfort entfernt.<br />
Insofern kann ich regelmäßig hierherkommen und<br />
meine Eltern und Großeltern besuchen, die nach wie vor<br />
hier leben. Es ist essenziell für mich, diese Verbindung<br />
aufrechtzuerhalten. Nachdem ich heute im Rahmen meiner<br />
Kunstprojekte kreuz und quer über den Erdball reise,<br />
brauche ich eine verlässliche Beziehung zu einem ruhigen<br />
Ort, der mir Stabilität verleiht, wo ich zur Ruhe kommen<br />
und Menschen treffen kann, die mir etwas bedeuten. Das<br />
Territoire de Belfort bietet mir genau das, es bietet mir<br />
Halt, ist Balsam für die Seele.<br />
Wie kam es, dass Guillaume Legros, ein Sohn der Stadt Belfort,<br />
sich für Kunst interessierte, sodass aus ihm Saype wurde, einer<br />
der bekanntesten Land-Art-Künstler auf weltweiter Ebene?<br />
Ich gestehe, dass mich mein Werdegang selbst erstaunt.<br />
Aber genau das ist ja das Tolle. Es zeigt, dass im<br />
Leben alles möglich ist! Im Grunde hatte ich überhaupt<br />
keinen Bezug zur Kunst: Mein Vater ist Informatiker,<br />
meine Mutter Radiologieassistentin im Krankenhaus.<br />
Man kann sagen, dass Kunst bei uns zu Hause keine Rolle<br />
spielte, dass sich niemand besonders dafür interessierte.<br />
Und doch hat sie sich allmählich in mein Denken eingeschlichen.<br />
Ich glaube, wie bei vielen Jungs hat das bei mir<br />
begonnen, als ich mit Kumpels Graffiti an Wände sprühte.<br />
Damals war ich 14 Jahre alt. Wir dachten nicht weiter<br />
darüber nach, sprühten meistens unter freiem Himmel, an<br />
mehr oder weniger verlassenen Orten, wo es gestattet war,<br />
beispielsweise in ehemaligen Lagerhallen. Das war alles<br />
sehr harmlos, machte uns aber viel Spaß. Abgesehen vom<br />
Spaß, gemeinsam mit Kumpels etwas zu kreieren, wurde<br />
mir vermutlich damals bewusst, dass ich mit diesen Graffiti<br />
einen geheimen Wunsch umsetzen konnte, nämlich<br />
ein sichtbares Zeichen meiner Existenz zu hinterlassen.<br />
Ich erinnere mich, dass ich dieses Gefühl genial fand. Ab<br />
diesem Zeitpunkt begeisterte ich mich für Kunst, informierte<br />
mich, las viel, besuchte wann immer es möglich<br />
war Museen und Ausstellungen. Und dann habe ich den<br />
Schritt gewagt und mir Utensilien zum Malen gekauft …<br />
Haben Sie immer im Freien gemalt?<br />
Nein, als ich nach der Graffiti-Phase begann, mir das<br />
notwendige Material zuzulegen, arbeitete ich zunächst<br />
sehr viel im Atelier. Ich glaube, ich musste mich zunächst<br />
mit der Kunst wirklich auseinandersetzen, vielleicht in<br />
gewisser Weise mit ihr « alleine sein », um zu lernen und<br />
herauszufinden, was mir liegt, um meinen Weg zu finden.<br />
Das war eine sehr introspektive, nahezu zwanghafte<br />
Arbeit. Ich schloss mich ein und probierte verschiedene<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Vorherige Doppelseite: « Les contrebandiers<br />
de l’amitié », Val d’Illiez (Schweiz) 2019.<br />
Linke Seite: « Present by Future »,<br />
Belfort (Frankreich) 2018.<br />
Diese Seite: Saype bei der Arbeit; auf dem Eiffelturm,<br />
oberhalb seines Werks « Beyond Walls, Step 1: Paris »,<br />
(Frankreich) 2019; « Rock the grass », Belfort, Lac de<br />
Malsaucy (Frankreich) 2020; « World in Progress II »,<br />
New York, zu Füßen des UNO-Sitzes (USA) 2021.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 57
FRANKREICH HEUTE Land-Art<br />
Nebenstehend: « Beyond<br />
Walls, Step 4: Berlin »,<br />
(Deutschland) 2019. Unten:<br />
« Beyond Walls, Step 9: Cape<br />
Town », (Südafrika) 2021; « Un<br />
nouveau souffle », Moléson<br />
(Schweiz) 2021; « Beyond<br />
Walls, Step 10: Ouidah »,<br />
(Benin) 2021. Rechte Seite:<br />
« Beyond Walls, Step 1:<br />
Paris », (Frankreich) 2019.<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 59
FRANKREICH HEUTE Land-Art<br />
« Message from Future », Genf (Schweiz) 2018.<br />
Dinge aus, so lange, bis ich das Gefühl hatte, vorwärtszukommen.<br />
Und allmählich entwickelte ich mich weiter.<br />
Nach den Graffiti und Tags begann ich nun, filigranere<br />
und realistischere Dinge wie Objekte, Personen und<br />
Landschaften zu malen. Irgendwann stellte ich erstmals<br />
in einer Galerie aus. Ich hatte etwas gefunden, was mir<br />
Spaß machte, und vor allem, womit ich mich ausdrücken<br />
konnte.<br />
Damals waren Sie 23 Jahre alt und machten Ihr Diplom zum<br />
Krankenpfleger. Die künstlerische Arbeit erfolgte parallel dazu.<br />
Vor allem aber stellten Sie sich Fragen darüber, welchen Sinn<br />
Sie dieser Arbeit geben wollten …<br />
Genau. Umso mehr, als dass mich 2012 die Aufstände<br />
des Arabischen <strong>Frühling</strong>s prägten. Sie waren der Auslöser<br />
dafür, dass ich mir noch mehr Fragen über den Sinn unseres<br />
Lebens und unseren Platz in der Gesellschaft stellte.<br />
Ich verspürte das Bedürfnis, mich künstlerisch auszudrücken<br />
und damit Aufmerksamkeit zu erregen. Doch<br />
mir wurde klar, dass dafür die Arbeit im Atelier nicht<br />
ausreichte. Damit erreichte ich zu wenige Menschen. Mit<br />
den Graffiti und Tags war es allerdings nicht anders: Sie<br />
gingen oft in einem visuell überladenen urbanen Umfeld<br />
unter, sodass man sie manchmal gar nicht bemerkte, geschweige<br />
denn richtig betrachtete. Mir wurde klar, dass<br />
ich etwas Neues erfinden musste, eine Form der Kunst,<br />
mit der ich die Menschen todsicher ansprechen würde.<br />
Dann verhalf Ihnen das Territoire de Belfort, genauer gesagt,<br />
der Garten Ihrer Eltern, zu einer Idee …<br />
Genau! Meine Eltern hatten einen acht Hektar großen<br />
Garten, den ich liebte. Als ich eines Tages die ausgedehnten<br />
Grasflächen betrachtete, kam mir urplötzlich die Idee,<br />
direkt darauf zu malen. Da ich jedoch großflächig malen<br />
wollte, brauchte ich Abstand, um die Arbeit zu betrachten.<br />
Also holte ich eine kleine Bockleiter und stieg hinauf,<br />
um die Wirkung zu beurteilen. Das Resultat erschien mir<br />
vielversprechend, war aber offensichtlich verbesserungsfähig.<br />
Ich wollte den Maßstab vergrößern und ausladender,<br />
noch viel ausladender malen. Dafür musste natürlich der<br />
Abstand größer sein. Da kam es gerade recht, dass Drohnen<br />
populärer wurden. Ich kaufte eine und machte die<br />
ersten Versuche. Da Drohnen zur damaligen Zeit noch<br />
nicht mit Fotoapparaten ausgestattet waren, bastelte ich<br />
ein System mit einer GoPro-Kamera, die alle drei Sekunden<br />
ein Bild schoss. Das war zwar dürftig, funktionierte<br />
aber und bestätigte mich darin, dass ich ein Mittel gefunden<br />
hatte, um mich wirklich auszudrücken.<br />
Mit dem Ansatz, riesige Fresken auf den Boden zu malen,<br />
lancierten Sie im Grunde eine neue Bewegung in der Land-<br />
Art. Doch auch damit gaben Sie sich noch nicht zufrieden,<br />
sondern Sie erlegten sich selbst den Zwang auf, die Umwelt mit<br />
Ihrer Arbeit absolut zu respektieren …<br />
Das war für mich oberste Priorität. Die ersten Versuche<br />
machte ich zwar mit einer normalen Farbsprühdose,<br />
doch es kam nicht infrage, dass ich mein Vorhaben in<br />
einem größeren Maßstab umsetzen würde, ohne eine<br />
100 % biologisch abbaubare und widerstandsfähige Farbe<br />
gefunden zu haben. Allerdings gab es so etwas nicht.<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Ich begann, alles Mögliche darüber zu lesen, nachzuforschen,<br />
um mich schließlich mit Kreide, Kohle, Kalk und<br />
natürlichen Pigmenten zu befassen. All das war für mich<br />
neu, doch es fesselte mich sofort. Die Mischungen, die ich<br />
auf das Gras im elterlichen Garten auftrug, basierten auf<br />
richtiggehenden « Rezepten ». Bei den Versuchen ging ich<br />
in zwei auf zwei Meter großen Quadraten vor. Ich kann<br />
Ihnen versichern, dass meine Eltern mich manchmal für<br />
verrückt hielten. Doch sie merkten, dass ich entschlossen<br />
war, eine Lösung zu finden, und sie vertrauten mir. Mein<br />
Ziel war, dass diese « hausgemachte Farbe » – die mehr wie<br />
ein Crêpeteig als wie eine Farbe aussah – auf dem Gras<br />
haften bleibt, dass sie nicht beim ersten Morgentau oder<br />
bei den ersten Regentropfen verschwindet, sondern eine<br />
minimale Zeit den Einflüssen widersteht … Das war nicht<br />
leicht, ich brauchte ein ganzes Jahr, bis ich sie gefunden<br />
hatte. Doch das Ergebnis war die Mühe wert: Die Farbe<br />
entsprach den Anforderungen und war 100 % biologisch<br />
abbaubar. Für die Anfangsphase war sie perfekt, sodass<br />
ich auf dieser Basis beginnen konnte. Seitdem habe ich<br />
sie allerdings noch weiter optimiert und vor allem meinen<br />
ökologischen Ansatz ausgeweitet. Mir wurde nämlich<br />
klar, dass die Umwelt zwar nicht von der biologisch abbaubaren<br />
Farbe beeinträchtigt wird, sondern vielmehr dadurch,<br />
dass die jeweilige Fläche abgemäht werden muss,<br />
bevor ich mit dem Malen beginne. Vor allem in den Bergen<br />
kann das Mähen je nach Jahreszeit bestimmte Pflanzenarten<br />
am erneuten Wachstum hindern. Also passe ich<br />
meinen Zeitplan entsprechend an und wähle Flächen, die<br />
bereits durch den Menschen bearbeitet oder durch Schafe<br />
beziehungsweise Kühe abgefressen wurden.<br />
2015 realisierten Sie Ihr erstes Land-Art-Werk « L’Amour »,<br />
das 1200 Quadratmeter große Gesicht einer Frau auf einer<br />
Grasfläche im Skigebiet Clusaz. Die Poesie, die es vermittelte,<br />
wirkte frappierend und katapultierte Sie ins Rampenlicht.<br />
Es folgten zahlreiche andere riesige Werke, wie « Qu’est-ce<br />
qu’un grand Homme ? » (Leysin, Schweiz, 2016), « Un grand<br />
Homme et l’Avenir » (Senningen, Luxemburg, 2017), « Story<br />
of Future » (Rocher de Naye, Schweiz, 2017) und « Take care<br />
for Future » (Guadalupe, Kolumbien, 2018). Welche Botschaft<br />
möchten Sie mit diesen Werken vermitteln?<br />
Wie bei allen Kunstwerken ist es so, dass jeder sie auf<br />
seine Art interpretieren kann, abhängig von seinen Erfahrungen,<br />
seiner Kultur oder ganz einfach seinem Geschmack.<br />
Das ist wesentlich. Mir ist wichtig, immer ein<br />
optimistisches Bild der Zukunft und humanistische Wertvorstellungen<br />
zu zeigen. Die Werke sind bereits durch ihre<br />
Größe ein starkes Kommunikationsmittel und werden von<br />
sehr vielen Individuen betrachtet. Wenn es damit gelingt,<br />
die Menschen zum Nachdenken anzuregen, sie einander<br />
näher zu bringen, bin ich der glücklichste Mensch auf<br />
Erden. Ich glaube, Kunst kann und muss mobilisieren.<br />
Darin liegt der Sinn meiner Arbeit. « Beyond Walls » ist<br />
beispielsweise ein weltweites Projekt, das 2019 begann<br />
und sich über mehrere Jahre erstreckt. Es wurde bereits<br />
in Paris, Andorra, Genf, Berlin, Istanbul und Kapstadt<br />
realisiert. Es zeigt ineinander verschlungene Hände, die<br />
sich in gemeinsamer Anstrengung vereinigen und damit<br />
trennende Mauern überwinden. Es ist ein Aufruf zu einer<br />
Art von Universalität. Und ich glaube, das funktioniert.<br />
Darin liegt die Stärke der Kunst.<br />
Ihre Werke haben auch oft einen Bezug zum Alltag beziehungsweise<br />
zu aktuellen Ereignissen …<br />
Ja, es ist sehr wichtig für mich, im alltäglichen Leben<br />
verankert zu sein. Auch das ist Universalität. « Beyond Crisis<br />
» entstand beispielsweise 2020 in Leysin, in der Schweiz,<br />
also mitten in der Pandemie, in einer Zeit, in der ein großer<br />
Teil der Weltbevölkerung im Lockdown war. Ich wollte den<br />
Lockdown thematisieren, aber unter einem positiven Blickwinkel.<br />
Das Bild zeigte ein Mädchen, das alleine mit kleinen<br />
Figuren spielt. Das könnte traurig erscheinen. Doch es<br />
ist nicht alleine in seinem Zimmer, sondern draußen in der<br />
Natur, es betrachtet den Horizont, die Sonne. Darin liegt<br />
Hoffnung. Die Figuren halten sich alle an der Hand, um gemeinsam<br />
diese Krise durchzustehen. Etwas Ähnliches gilt<br />
für « Rock the grass », das Werk wurde im selben Jahr realisiert,<br />
zu einem Zeitpunkt, als Corona den künstlerischen<br />
Ausdruck abwürgte. Es entstand am Lac de Malsaucy, auf<br />
dem Gelände des Festivals Eurockéennes in Belfort. Eine<br />
Person schreit in ein Megafon, als wolle sie den Ton in alle<br />
Häuser der Erde tragen …<br />
Apropos Aktualität. Das Territoire de Belfort feiert in diesem<br />
Jahr als einziges französisches Departement sein 100-jähriges<br />
Bestehen. Aus diesem Anlass sollen zahlreiche Veranstaltungen<br />
und Aktivitäten stattfinden. Dazu gehört auch die Enthüllung<br />
eines Ihrer Werke. Können Sie uns etwas mehr darüber verraten?<br />
Das ist zurzeit noch etwas zu früh. Ich habe mehrere<br />
Ideen im Kopf. Sicher ist, dass ich an einem unerwarteten<br />
Ort ein Kunstwerk kreieren möchte. Ich habe bereits an<br />
so symbolträchtigen Plätzen des Departements wie am<br />
Lac de Malsaucy und in der Zitadelle von Belfort gemalt.<br />
Diesmal will ich an einem neuen Ort eine echte Überraschung<br />
kreieren, ich möchte, dass die Einwohner von<br />
Belfort sich mit dem Werk identifizieren können … Wir<br />
haben gerade einmal Januar, mir bleibt also noch etwas<br />
Zeit, um das genau auszuarbeiten. Ich halte Sie auf dem<br />
Laufenden!<br />
Gerne, wir werden dann die Leserinnen und Leser von<br />
Frankreich erleben darüber informieren. Saype, wir danken<br />
Ihnen für das Gespräch.<br />
Die Werke von Saype gefallen Ihnen? Dann besuchen Sie seine<br />
Website www.saype-artiste.com/. Dort erfahren Sie mehr<br />
über seine Arbeit und erhalten aktuelle Informationen. Darüber<br />
hinaus können Sie nummerierte und vom Künstler signierte<br />
Abzüge (inklusive Echtheitszertifikat) bestellen und ihn auf diese<br />
Art bei der Finanzierung seiner nächsten Projekte unterstützen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 61
ADVERTORIAL<br />
Die vielen Facetten des<br />
Am Schnittpunkt von Schweiz, Elsass und Bourgogne-Franche-Comté<br />
liegt ein Departement,<br />
das durch seine landschaftliche Vielfalt erstaunt:<br />
das Territoire de Belfort. Hier mischen sich Kulturen<br />
und Naturlandschaften, hier harmoniert<br />
Lebensart mit Tradition. Fokus auf ein Reiseziel<br />
voller Überraschungen.<br />
Hinter einem tierischen Wahrzeichen und einer<br />
turbulenten Geschichte verbirgt das Territoire de<br />
Belfort eine unbekümmerte Schönheit. Weiß man,<br />
dass es das kleinste Departement Frankreichs ist,<br />
könnte man denken, es sei monoton. Doch dem ist nicht so …<br />
Auf einer Strecke von wenigen Kilometern wird man immer<br />
wieder erneut überrascht, denn alles verändert sich: Kultur,<br />
Landschaft, Kulturerbe, Sprache … Gerade diese verschiedenartigen<br />
Einflüsse machen den so anderen Charakter aus.<br />
Nur einen Katzensprung von Deutschland und der Schweiz<br />
entfernt, eingebettet zwischen Elsass und Kalkplateaus, ist es<br />
das einzige Departement mit zwei Bergmassiven: Vogesen und<br />
Jura.<br />
Für manche hat das Territoire de Belfort<br />
vor allem das Image einer industrialisierten<br />
Gegend, doch hinter diesem Klischee<br />
verbergen sich unzählige Schätze.<br />
« Klein, aber fein » kann man beim Territoire de Belfort<br />
sagen, denn das Departement profitiert von einer geografischen<br />
Situation, die es zu einem « Schaufenster Frankreichs »<br />
macht. Im Süden dominieren eine blühende Landwirtschaft<br />
mit Kulturflächen und den bekannten Montbéliard-Rindern,<br />
die Ausläufer des Jura und kleine typische Dörfer nahe der<br />
Schweizer Grenze. Weiter im Zentrum erstreckt sich der<br />
Rhein-Rhone-Kanal, dessen Ufer von schönen Wegen eingerahmt<br />
sind. Im Westen bieten Seen, Wälder und Torfmoore<br />
einen ganz atypischen Anblick, bei dem sofort klar wird, warum<br />
die Gegend hier auch Petite Finlande, Klein-Finnland, genannt<br />
wird. Im Osten ist es die Geschichte, welche die Landschaften<br />
geprägt hat, eine Geschichte, die vom Herzogtum<br />
Elsass, vom Königreich Frankreich, vom Deutschen Kaiserreich<br />
und vom Haus Habsburg bestimmt wurde. Genau hier<br />
spürt man die ersten Einflüsse des nahe gelegenen Elsass. Die<br />
blumengeschmückten Dörfer des Sundgau belfortain, des Bel-<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Territoire de Belfort<br />
forter Sundgaus, und die Fachwerkhäuser geben einen ersten<br />
Vorgeschmack. Weiter im Norden erheben sich die Anhöhen,<br />
sobald man die Stadt Belfort verlässt. Wasserfälle, zerklüftete<br />
Gipfel und Seen, Luchse, Gämsen und Auerhühner … Diese<br />
Landschaften mit ihrem gebirgigen Aussehen lassen keinen<br />
Zweifel aufkommen, dass man sich in den südlichen Vogesen<br />
befindet, einem ausgedehnten Gebiet, ideal für die verschiedensten<br />
Outdoor-Aktivitäten: Wandern, Mountainbiken,<br />
Reiten, Gleitschirmfliegen, Ultraleichtfliegen, Baden, Golfen,<br />
Angeln, Klettern, Waldklettern, Canyoning … Und wenn im<br />
Winter der erste Schnee auf den Anhöhen liegt, freuen sich die<br />
Skifahrer, egal ob Abfahrts- oder Langläufer. Die unberührte<br />
Natur ist atemberaubend und zugleich beruhigend, sie lädt<br />
zu Entdeckungsreisen und sportlichen Aktivitäten ein, bietet<br />
Raum für Erlebnisse, ganz nach den persönlichen Vorlieben.<br />
Zurück in die Stadt. Der Löwe von<br />
Bartholdi, das Wahrzeichen einer Stadt und<br />
eines Departements, das sich den Invasoren<br />
gegenüber behaupten konnte, dominiert<br />
und beschützt Belfort seit fast 150 Jahren.<br />
Am Fuße der von Vauban erbauten Zitadelle ist er mit<br />
seiner Höhe von 11 Metern und einer Länge von 22 Metern<br />
heute noch die größte Steinskulptur in Frankreich. Zwischen<br />
Befestigungsanlagen und militärisch strengen Wehrtürmen<br />
stellt der Buntsandstein aus den Vogesen, aus dem er gehauen<br />
ist, einen nahezu ausgefallenen Kontrast dar. Anderswo in der<br />
Stadt macht man dieselbe Feststellung. Trotz verschiedener<br />
Stile und Charaktere wirkt überall ein magischer Zauber:<br />
mittelalterliche und militärische Einflüsse, Haussmannscher<br />
Stil und Arbeiterstadt auf der einen Seite, auf der anderen<br />
Seite ein pulsierendes Leben mit lässigen Terrassen, dem Fluss<br />
Savoureuse, bunten Häuserfassaden, belebten Märkten, dem<br />
Belle-Époque-Ambiente und dem internationalen Rockfestival<br />
Eurockéennes auf der Halbinsel Malsaucy. Verlassen Sie<br />
die Stadt nicht, ohne die Zitadelle erklommen und den klaren<br />
Horizont genossen zu haben. Lassen Sie den Blick über die<br />
Dächer von Belfort hinaus schweifen und berauschen Sie sich<br />
am einzigartigen Panorama: vom Salbert-Hügel, über die blaue<br />
Linie der Vogesen, bis zu den ersten Ausläufern des Jura weiter<br />
im Süden.<br />
https://www.belfort-tourisme.com/<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 63
ADVERTORIAL<br />
Le Centenaire<br />
<strong>2022</strong> feiert das Territoire de Belfort<br />
sein hundertjähriges Bestehen. Die<br />
Veranstaltungen sind eine perfekte<br />
Gelegenheit, die besondere Geschichte<br />
und die unzähligen Facetten<br />
eines Departements (neu) zu entdecken,<br />
die das « Gebiet des Löwen »<br />
über seine Grenzen hinaus erstrahlen<br />
lassen.<br />
Vom 11. März bis zum 31. Dezember <strong>2022</strong><br />
bieten das Departement, Gemeinden, lokale<br />
Partner, Vereine und Unternehmen ein groß angelegtes<br />
Programm, um das Territoire de Belfort<br />
auf nationaler Ebene ins Rampenlicht zu stellen.<br />
Merken Sie sich die Termine vor!<br />
20. – 26. Juni: Der Künstler Saype kreiert ein<br />
neues, riesiges Land-Art-Kunstwerk im Territoire<br />
de Belfort, das er speziell für dieses<br />
hundertjährige Bestehen konzipiert! Der Ort<br />
wird in Kürze bekannt gegeben. Die Umsetzung<br />
dauert mehrere Tage, Sie können die<br />
Entstehung der fantastischen und beeindruckenden<br />
Arbeit des Künstlers mitverfolgen.<br />
Seine poetischen und ephemeren Kunstwerke<br />
reisen um den ganzen Erdball, um die<br />
Menschen für einen respektvollen Umgang<br />
mit der Natur zu sensibilisieren.<br />
22. – 24. Juli: Der Höhepunkt der Festivitäten<br />
ist das Reenactment der Belagerung von<br />
Belfort (1870/71) im Fort des Basses-Perches<br />
in Danjoutin und in der Zitadelle von Belfort.<br />
Dabei kann die Öffentlichkeit dieses wichtige<br />
historische Ereignis erneut miterleben und<br />
dadurch nachvollziehen, was der Ursprung<br />
für die Entstehung des Departements war.<br />
10. September: Ein einzigartiges, magisches<br />
Schauspiel am Lac de Malsaucy: an Land, in<br />
der Luft und auf dem Wasser. Alle Zutaten<br />
sind vorhanden, damit Klein und Groß einen<br />
unvergesslichen Abend erleben werden …<br />
Man wird ja nicht jeden Tag 100 Jahre alt!<br />
https://www.centenaire90.fr/
Leserbriefe<br />
Endlich Zeit zum Lesen! Die<br />
tollen Hefte von Frankreich<br />
erleben durften mit in das<br />
verschneite und sonnige<br />
Goms (Schweiz). In den<br />
Winterferien vom nächsten<br />
Frankreich-Urlaub träumen. :-)<br />
Susanne Tanner Ruppe via<br />
Facebook.<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
besteht eine Möglichkeit, das Heft und die digitale Fassung in der App<br />
zusammen zu abonnieren? Ich schmökere gerne im Heft und nutze unterwegs<br />
auch gerne die digitale Fassung!<br />
MfG<br />
Ralf Geisert<br />
Und zum selben Thema:<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ist es Ihnen möglich, mich als Kunde des Print-Abos auch für die digitalen<br />
Ausgaben freizuschalten? Die App habe ich bereits heruntergeladen, kann mir<br />
aber nirgends ein Profil anlegen, zumindest finde ich dazu nichts. Über eine<br />
Info würde ich mich freuen.<br />
Vielen Dank<br />
Sören Anderson<br />
Sehr geehrter Herr Anderson, sehr geehrter Herr Geisert,<br />
zurzeit umfassen unsere Aboangebote lediglich die gedruckte Ausgabe des<br />
Magazins. Da uns jedoch bewusst ist, dass es heute durchaus sinnvoll ist, via<br />
Smartphone oder Tablet gleichzeitig auf eine Onlineversion zugreifen zu können,<br />
haben wir in den letzten Monaten eine entsprechende Applikation entwickelt.<br />
Die APP Frankreich erleben ist kostenlos im App-Store von Apple und auf Google<br />
Play erhältlich. Derzeit kann man in der APP eine Ausgabe des Magazins zu<br />
einem Preis kaufen, der günstiger als der Bezugspreis im Zeitschriftenhandel<br />
ist. Sobald alle technischen Voraussetzungen erfüllt sind, werden wir Ihnen<br />
neue Aboangebote machen können: nur Printversion, Print + Digital, nur<br />
Digitalversion. Unsere bisherigen Abonnenten haben dann die Möglichkeit,<br />
eine « Digitaloption » zu einem Spezialpreis zu buchen. Wir informieren<br />
selbstverständlich alle Leserinnen und Leser zu gegebener Zeit im Magazin<br />
und auf unserer Website darüber. Vielen Dank für Ihre Geduld und Ihre Treue zu<br />
Frankreich erleben.<br />
Liebe Frau Tanner Ruppe,<br />
herzlichen Dank, dass Sie in<br />
Ihrem Urlaub – offensichtlich<br />
beim Langlaufen – an uns<br />
gedacht haben. Der tolle<br />
Blick auf die Schweizer Berge<br />
erinnert uns unweigerlich<br />
an den Artikel über das<br />
Schlittenhunderennen La<br />
Grande Odyssée Savoie Mont-<br />
Blanc (Alpen: Blaue Augen,<br />
weißes Fell und Hundegebell,<br />
Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 81).<br />
Wir nutzen die Gelegenheit,<br />
um unsere Leser darüber<br />
zu informieren, dass die 18.<br />
Auflage im Januar <strong>2022</strong> bereits<br />
zum sechsten Mal – davon<br />
das vierte Mal in Folge – vom<br />
französischen Musher Rémy<br />
Coste gewonnen wurde. Ein<br />
echter Champion also!<br />
Liebes Team von Frankreich erleben,<br />
Ihren Artikel über die Abbaye Royale de Fontevraud habe ich mit großem Interesse<br />
gelesen, zumal ich seit 1977 diese Anlage immer wieder besichtige, wenn auch in<br />
Abständen. Vielleicht wissen Sie, dass Robert d'Arbrissel noch einen Klosterableger<br />
in Lencloître (86140), zwischen Châtellerault und Mirebeau, gegründet hat. […]<br />
Ein Tipp: Vielleicht könnten Sie beim nächsten Mal auch noch den Preis der<br />
empfohlenen Bücher mit angeben. Auf das nächste Heft mit dem Artikel über<br />
Brouage freue ich mich schon, denn wir machen mindestens einmal im Jahr von<br />
unserer Ferieninsel Oléron einen Abstecher dorthin.<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Gertrud Schweer-Dust<br />
Liebe Frau Schweer-Dust,<br />
vielen Dank für Ihre Nachricht. Robert d’Arbrissel, der Gründer der Abtei Fontevraud,<br />
ist in der Tat eine sehr interessante Persönlichkeit. Wie Sie schreiben, gründete er<br />
(zwischen 1106 und 1109) ein Priorat in Lencloître (Vienne), das dem Orden von<br />
Fontevraud unterstellt war. Wie die Mutterabtei wurde auch dieses Priorat von<br />
einer Frau geleitet und nahm ebenfalls sowohl Männer als auch Frauen auf. Die<br />
beeindruckende Kirche Notre-Dame de Lencloître zeugt heute noch vom Einfluss der<br />
Abtei.<br />
Was Ihren Hinweis zur Preisangabe der empfohlenen Bücher angeht, ist Ihnen vielleicht<br />
beim Lesen dieser Ausgabe eine Veränderung aufgefallen. Wir sind in der Tat Ihrem<br />
guten Tipp gefolgt und werden ab sofort die Preise angeben. Vielen Dank!<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />
Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 65
FRANKREICH HEUTE Literatur<br />
Michel Houellebecq<br />
Der Mann, der den Franzosen ins Ohr schreibt<br />
Drei Jahre nach Sérotonine hat Michel Houellebecq, der bekannteste fran zö sische<br />
Gegenwartsautor der Welt, seinen achten Roman mit dem Titel anéantir veröffentlicht.<br />
In Deutschland ist das Buch nur wenige Tage danach unter dem Titel<br />
Vernichten* erschienen. Wie immer beim « Star » der französischen Literatur, war<br />
dies in Frankreich ein verlegerisches Ereignis erster Güte, das sorgfältig inszeniert<br />
wurde und dem man sich nur schwer entziehen konnte. In den Medien waren<br />
bereits – mehr oder weniger überzeugende – Kritiken, Analysen und Interpretationen<br />
in einer Endlosschleife erschienen und hatten leidenschaftliche Diskussionen<br />
ausgelöst. Doch was steckt wirklich hinter dem « Phänomen Houellebecq »?<br />
Vor allem: Wie äußert sich dieser über Frankreich und die Franzosen?<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Neben dem traditionellen Auftakt der Literatursaison<br />
im September gibt es in Frankreich ein<br />
zweites wichtiges Datum<br />
für literarische Neuerscheinungen,<br />
nämlich die Rentrée littéraire<br />
d‘hiver, die sich ab Anfang<br />
Januar über eine Periode von<br />
acht Wochen erstreckt. <strong>2022</strong> sollen<br />
(laut Livres Hebdo/Electre<br />
Data Services) in diesem Zeitraum<br />
545 französische und ausländische<br />
Romane und Erzählungen<br />
erscheinen, von denen<br />
anéantir von Michel Houellebecq<br />
zweifellos am meisten erwartet<br />
wurde. Wobei das Warten<br />
de facto geschickt inszeniert war:<br />
Erst am 17. Dezember 2021 –<br />
also nicht gerade früh für ein 734<br />
Seiten umfassendes Werk – versandte<br />
der Verlag 600 Exemplare<br />
an die Presse mit der Auflage, bis<br />
zum 30. Dezember (eine Woche<br />
vor dem Erscheinungstag, dem<br />
7. Januar<br />
<strong>2022</strong>) absolutes Stillschweigen<br />
über die Handlung zu bewahren.<br />
Einige Tage zuvor entstand dann<br />
ein Wirbel um eine (unabsichtlich?)<br />
im Internet veröffentlichte<br />
Raubkopie, genauso<br />
wie es bereits im<br />
Jahr 2015 bei Soumission<br />
der Fall war. Zudem<br />
wurde mit 300 000 Exemplaren<br />
eine spektakuläre<br />
Erstauflage gedruckt<br />
… Alle diese Indizien<br />
lassen darauf schließen, dass Autor und<br />
Verlag (Flammarion) alles darangesetzt haben,<br />
die Leser begierig auf das Buch zu machen. Als<br />
ob dahinter die Absicht stünde, aus dem Roman<br />
ein regelrechtes « Lustobjekt » zu machen, ganz<br />
nach dem Beispiel des amerikanischen Giganten<br />
Apple bei der Lancierung seiner Produktneuheiten … Eine<br />
Marketingtechnik, die bis dato in der Welt der französischen<br />
Literatur nicht sehr verbreitet war …<br />
Doch damit nicht genug der Innovation. Das « Packaging<br />
» von anéantir unterscheidet sich grundlegend von<br />
den bisherigen Werken und macht daraus ein in seiner Art<br />
einzigartiges Buch. Diese Vorgehensweise ist in Frankreich<br />
selten, vor allem in einem derartigen Ausmaß an<br />
Details und Subtilität. Der Unterschied liegt zum einen<br />
im Äußeren: Houellebecq selbst äußerte vor der Veröffentlichung<br />
dem Verlag gegenüber eine ganze Anzahl an<br />
Sonderwünschen, denen man nachgekommen ist: Das<br />
Buch besitzt nun einen für Frankreich absolut ungewohnten<br />
Hardcovereinband; auf der vierten Umschlagseite ist<br />
kein Text, obwohl die Franzosen<br />
gerade die Zusammenfassung auf<br />
der Rückseite äußerst gern lesen;<br />
es enthält ein elegantes rotes Lesezeichen<br />
nach dem Vorbild der<br />
prestigeträchtigen Buchreihe La<br />
Pléiade; das Papier ist besonders<br />
dick und vergilbt daher nicht;<br />
der Text wurde in der eleganten<br />
Schrift Garamond gesetzt, die<br />
einen hohen Lesekomfort bietet.<br />
Es ist also unbestritten, dass –<br />
abgesehen vom Geheimnis um<br />
das Buch – jedes Detail durchdacht,<br />
ja sehr sorgfältig durchdacht<br />
wurde, damit anéantir den<br />
Leser auch optisch sofort in Bann<br />
zieht. Doch sieht man von den<br />
Äußerlichkeiten ab, scheint es,<br />
als ob Houellebecq die Leser vor<br />
allem durch seine Texte verführt.<br />
Es sieht ganz danach aus, als<br />
würde er den Franzosen genau<br />
die Worte ins Ohr flüstern, die sie gerne hören möchten,<br />
die sie in gewisser Weise brauchen …<br />
Gewohnheiten sprengen<br />
Alles begann mit einer sehr besonderen<br />
Positionierung. Michel Houellebecq unternahm<br />
seine ersten Schritte in der Welt der Literatur<br />
zwar mit Gedichten und einem Essay<br />
über den amerikanischen Schriftsteller Howard<br />
Philipps Lovecraft (H. P. Lovecraft. Contre<br />
le monde, contre la vie, Éditions du Rocher,<br />
1991), doch vor allem seine Romane machten<br />
ihn zu dem Phänomen, das er heute ist. Und<br />
dabei lassen sich die Bücher des Schriftstellers,<br />
dessen amerikanischer Verlag Random<br />
House sagt, er sei « der wichtigste französische<br />
Schriftsteller seit Camus », schwierig in die<br />
klassischen Schubladen literarischer Genres<br />
einordnen: Roman, Essay, Dichtung,<br />
Krimi, Biografie, Science-<br />
Fiction … In jedem der Werke<br />
Houellebecqs steckt von allem etwas.<br />
Und genau das ist zweifellos<br />
einer der Gründe für den Erfolg.<br />
Auch anéantir weicht nicht von<br />
diesem Prinzip ab: Mitten im Präsidentschaftswahlkampf<br />
2027 gerät<br />
das Leben des fünfzigjährigen<br />
Paul Raison – ein Träumer und<br />
Einzelgänger – durch den Herz-<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 67
FRANKREICH HEUTE Literatur<br />
infarkt seines Vaters ins Wanken. Das ist die Ausgangsbasis<br />
für einen komplexen Roman, der in seinem Verlauf<br />
vom Politthriller (man begegnet unter anderem einem<br />
gewissen « Bruno Juge », seines Zeichens Finanzminister,<br />
der gerade in den Wahlkampf einsteigt und dem eine<br />
gewisse Ähnlichkeit mit dem derzeitigen Finanzminister<br />
Bruno Le Maire nicht abzusprechen ist) zum Familienroman<br />
wechselt, von Science-Fiction (Frankreich im Jahr<br />
2027) zu einer bewegenden Liebesgeschichte … Wie in<br />
allen seinen Büchern wechselt Houellebecq auch hier die<br />
Genres und bricht mit allen herkömmlichen Regeln. Der<br />
nicht klassifizierbare Autor verstört<br />
auf diese Weise, sorgt für Wirbel,<br />
macht neugierig. Literaturkritiker<br />
versuchen immer wieder, ihn in<br />
die herkömmlichen Schubladen zu<br />
stecken, was ihnen am Ende dann<br />
doch nicht gelingt. Der Leser<br />
freut sich darüber, weil er dadurch<br />
offensichtlich in den Büchern das<br />
findet, was er mag. Diese Technik<br />
ist sowohl innovativ als auch listig.<br />
Indem sie alles Herkömmliche<br />
über den Haufen wirft, stellt sie<br />
eine Art von « Befreiung<br />
» der Literatur dar, die auf diese Weise<br />
weniger auf traditionelle Genres eingeengt<br />
wird.<br />
Die Welt beobachten<br />
Houellebecqs Stil, mit dem er sich an<br />
seine Leser, vor allem an die Franzosen,<br />
wendet, ist besonders. Er verstrickt sich<br />
nicht in Umschreibungen, sondern vermittelt<br />
das Bild, das er von Frankreich hat, auf<br />
direkte Art. Humorvoll, bissig, ernst: Mit<br />
einer perfekten Mischung gelingt es dem<br />
Autor besser als anderen, aktuellen Mehrheitsmeinungen<br />
und vorgefassten Klischees den Garaus zu machen. Auch<br />
auf die Gefahr hin, damit zu schockieren, gar zu kränken.<br />
Als ob das Teil seiner Persönlichkeit sei. Im Übrigen<br />
besteht kein Zweifel daran, dass der Autor sich nicht um<br />
sein Image schert, dennoch respektieren ihn alle. Houellebecq<br />
ist ein bisschen der alte Brummbär, bei dem man<br />
nicht weiß, wo man ihn beim Familientreffen hinsetzen<br />
soll: In sich gekehrt, immer ein Glas oder einen Zigarettenstummel<br />
in der Hand, murmelt er in seiner Ecke<br />
kaum verständlich vor sich hin. Er ist in der Lage, während<br />
der ganzen Mahlzeit zu schweigen, die anderen zu<br />
beobachten und mal mit einem zärtlichen, mal mit einem<br />
streng forschenden Blick zu bedenken. Manchmal wacht<br />
er jedoch aus seiner Lethargie auf und ergreift sogar das<br />
Wort. In diesen Fällen beeindruckt er mit treffenden Bemerkungen,<br />
einem scharfen Blick oder gar mit bissigem<br />
Humor … Im Grunde ist er ein bisschen so, wie wir alle<br />
gerne wären: Jemand, der sich Zeit nimmt, sich den Luxus<br />
gönnt, die Welt zu beobachten, und vor allem jemand, der<br />
es wagt, genau das zu sagen, was er<br />
denkt.<br />
Schreiben und<br />
gehört werden<br />
Und vielleicht liegt gerade<br />
darin der Schlüssel des « Phänomens<br />
»: Es ist, als ob Houellebecq<br />
in der Tat in seiner « Ecke » all<br />
das tut, was die Franzosen nicht<br />
– oder nicht mehr – machen: sich<br />
Zeit nehmen und das Verhalten,<br />
die Gewohnheiten, die Gesellschaft,<br />
Frankreich beobachten. Einige werden sagen, dass<br />
genau das die Eigenart von Schriftstellern und der Literatur<br />
ist. Und sie haben recht. Doch Houellebecq macht<br />
es anders: Mit seinen Romanen gelingt es ihm besser als<br />
den meisten anderen französischen Gegenwartsautoren,<br />
die Franzosen dazu zu bewegen, ihre Gesellschaft zu hinterfragen.<br />
Manchmal brüskiert er sie dabei. Er hält ihnen<br />
nicht nur ein Buch hin, sondern eine Art Spiegel, seinen<br />
Spiegel des Landes. Ein Spiegel, der oft vergrößert<br />
und verzerrt. Das Frankreich, das man darin<br />
sieht, ist ungeschminkt, meist im Niedergang<br />
begriffen, depressiv, desillusioniert, zukunftslos.<br />
Sein – sehr persönliches – Porträt ist niemals<br />
schmeichlerisch. Im Gegenteil. Und obwohl<br />
man den Franzosen nachsagt, sie seien stolz und<br />
hingen am Image ihres Landes, wenden sie sich<br />
nicht ab. Nein. Sie beobachten dieses Spiegelbild<br />
interessiert, als würden sie es gerade entdecken.<br />
Beim Erscheinen eines neuen Romans diskutieren<br />
sie sogar darüber. Denn darin ist Houellebecq<br />
stark: Bei jeder neuen Veröffentlichung ist<br />
es so, als ob es ihm, dem genialen Schriftsteller,<br />
gelungen sei, die Worte<br />
zu finden, welche<br />
die sensiblen Ohren<br />
der Franzosen bereit<br />
sind, zu hören. Worte,<br />
mit denen er offen<br />
und direkt über ihr<br />
Land spricht. Es ist<br />
nicht mehr und nicht<br />
weniger als seine ganz<br />
eigene Art, ihnen ins<br />
Ohr zu schreiben …<br />
* Vernichten, Michel<br />
Houellebecq, Dumont,<br />
624 Seiten, 28 €,<br />
ISBN 978-3832181932<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Jetzt 3 Ausgaben<br />
testen und Geschenk auswählen<br />
Ihre Geschenkauswahl<br />
Lieferung ohne iPad<br />
ARTE-Tasse<br />
Die Tasse in elegantem Design für<br />
perfekten Kaffee- oder Teegenuss. Nur<br />
bei uns gibt’s die spülmaschinenfeste<br />
Tasse mit dem beliebten ARTE-Logo<br />
ARTE-Eventtasche<br />
Die strapazierfähige und<br />
leichte ARTE-Tasche ist ideal<br />
für unterwegs. Passend für<br />
Unterlagen bis DIN A4<br />
Exklusiver ARTE-Designstift<br />
Der ARTE-Designstift mit Eingabestift<br />
zur Bedienung von<br />
Geräten mit Touchscreen und<br />
Taschenlampe<br />
Ihre Vorteile<br />
3 Ausgaben für nur 7,50 €<br />
und ca. 30 % sparen<br />
3 Hefte<br />
zum Vorteilspreis<br />
von 7,50 €<br />
testen<br />
Portofrei zu Ihnen nach Hause<br />
Exklusives Wunschgeschenk<br />
für Sie<br />
JETZT ONLINE BESTELLEN:<br />
040 – 3007 4000 abo@artemagazin.de | arte-magazin.de/miniabo<br />
ARTE Magazin Kundenservice | Postfach 11 23 47 | 20423 Hamburg
FRANKREICH HEUTE Natur<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Die schönsten<br />
Bäume<br />
Frankreichs<br />
Es ist einer der sympathischsten Wettbewerbe<br />
Frankreichs: Die französische Forstverwaltung<br />
(ONF) organisiert in Zusammenarbeit mit der<br />
Zeitschrift Terre Sauvage seit rund zehn Jahren<br />
einen Wettbewerb, bei dem – nach einer Vorauswahl<br />
auf regionaler Ebene – der Arbre de<br />
l’Année, der Baum des Jahres, gekürt wird. Der<br />
Wettbewerb existiert im Übrigen auch auf europäischer<br />
Ebene. Im Rahmen dieser Aktion stehen<br />
die außergewöhnlichsten Bäume des Hexagons<br />
im Rampenlicht. Die Besonderheit dieses<br />
Wettstreits liegt vor allem darin, dass die Bäume<br />
nicht von Fachleuten aufgrund ihrer ästhetischen,<br />
biologischen oder historischen Merkmale<br />
ausgewählt werden, sondern dass « Menschen<br />
wie du und ich » Bewerbungen für einen<br />
bestimmten Baum einreichen können. Oft sind<br />
dies Gruppen, beispielsweise eine Familie, eine<br />
Schule oder Bewohner eines Dorfes. Die Bewerbungen<br />
drücken die gemeinsame Verbindung<br />
aus, die diese Menschen zu « ihrem » Baum haben,<br />
den sie auf diese Weise würdigen und<br />
schützen möchten. Daher ist dies mehr als<br />
« nur » ein Wettbewerb, es ist ein humanes<br />
Abenteuer, das Mensch und Natur verbindet.<br />
2021 wurden 200 Bäume präsentiert, wir zeigen<br />
Ihnen die prächtigen Exemplare, die je einen der<br />
vier Preise erhielten.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 71
FRANKREICH HEUTE Natur<br />
1 – Coup de Cœur: die<br />
Esche aus Vence<br />
Seit schätzungsweise<br />
knapp 500 Jahren thront diese<br />
Esche majestätisch mitten<br />
im Zentrum des Ortes. Ihr<br />
vollständig hohler Stamm<br />
hat einen Umfang von fünf<br />
Metern, eine Dimension, die<br />
beeindruckt und die Menschen<br />
beschäftigt. Das ging<br />
sogar so weit, dass Experten<br />
sie irgendwann aus Sicherheitsgründen<br />
fällen wollten.<br />
Glücklicherweise kam ein<br />
besonnener Fachmann am<br />
Ende zum Schluss, dass es<br />
unsinnig wäre, diesen Baum,<br />
der von Jahr zu Jahr immer<br />
schöner und widerstandsfähiger<br />
wird, zu fällen.<br />
Vence (Alpes-Maritimes),<br />
Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
2 – Jurypreis:<br />
der Kastanienbaum<br />
La Talle à Teurtous<br />
La Talle à Teurtous ist<br />
lokaler Dialekt und bedeutet<br />
so viel wie « die Kastanie für<br />
alle ». Der massige, mehrere<br />
Jahrhunderte alte Baum hat<br />
einen zum großen Teil hohlen<br />
Stamm, in den man sich<br />
hineinschmiegen kann. Die<br />
altehrwürdige Kastanie ist in<br />
der ganzen Region bekannt.<br />
Sie befindet sich heute an<br />
einer Kreuzung von sieben<br />
kleinen Wegen und Straßen,<br />
als ob ihr Schicksal es gewollt<br />
hätte, dass sie an einem<br />
Ort der Begegnungen steht.<br />
Celles-sur-Belle (Deux-Sèvres),<br />
Nouvelle-Aquitaine<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 73
FRANKREICH HEUTE Natur<br />
74 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
3 – P ublikumspreis: der Kastanienbaum<br />
vom Place Audran<br />
Dieser Baum, dessen Alter auf 330 Jahre geschätzt<br />
wird, steht im Herzen des Wohnviertels La Châtaigneraie.<br />
Ursprünglich war er mitten auf einer Wiese<br />
gepflanzt worden. Vom « Wiesenbaum » wurde er also<br />
im Laufe der Jahrhunderte zum « Stadtbaum », worüber<br />
sich die Bewohner ganz besonders freuen. Diese Kastanie<br />
wird Frankreich bei der Wahl zum « Europäischen<br />
Baum des Jahres » vertreten. (www.treeoftheyear.org)<br />
La Celle-Saint-Cloud (Yvelines), Île-de-France<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 75
FRANKREICH HEUTE Natur<br />
Der Auswahlprozess<br />
der Preisträger<br />
• Juni: Einreichung der Bewerbungen<br />
Einzelpersonen oder Gruppen<br />
(Familien, Schulklassen, Schulen,<br />
Vereine, Gemeinden …) können<br />
von sich aus die Bewerbung<br />
eines Baumes einreichen. Die<br />
Bewerbungsunterlagen enthalten<br />
die wesentlichen Merkmale des<br />
Baumes und können auf Wunsch<br />
durch Angaben zur Geschichte, zum<br />
kulturellen, sozialen, symbolischen,<br />
geschichtlichen oder auch<br />
emotionalen Stellenwert ergänzt<br />
werden.<br />
• Juli: Zusammenkunft der Jury<br />
Die Jury, bestehend aus Mitarbeitern<br />
des Office National des Forêts und<br />
des Magazins Terre Sauvage sowie<br />
Mitgliedern der Vereinigungen<br />
A.R.B.R.E.S und Ligue pour la<br />
Protection des Oiseaux (LPO), wählt aus<br />
den Bewerbungen einen Baum pro<br />
Region aus.<br />
• Juli/August: Fotoreise zu den<br />
nominierten Bäumen<br />
Ein Fotograf besucht alle Regionen,<br />
um eine Fotostrecke des jeweils<br />
ausgewählten Baumes zu erstellen,<br />
mit der dieser der Öffentlichkeit<br />
präsentiert wird.<br />
• September bis November:<br />
Präsentation und Abstimmung<br />
Die nominierten Bäume werden<br />
offiziell präsentiert und die<br />
Öffentlichkeit kann über sie<br />
abstimmen. Dazu kann jeder per<br />
Internet auf der offiziellen Website<br />
des « Baum des Jahres » (www.<br />
arbredelannee.com) sein Votum<br />
abgeben.<br />
• Dezember: Zusammenkunft der<br />
Jury und Preisvergabe<br />
Es werden vier Preise vergeben:<br />
Publikumspreis, Jurypreis, Coup de<br />
cœur und Ehrenpreis.<br />
• Im Laufe des darauffolgenden<br />
Jahres:<br />
öffentliche Ausstellung<br />
Die Fotos der 13 nominierten Bäume<br />
werden an einem öffentlichen<br />
Ort ausgestellt. <strong>2022</strong> findet diese<br />
Ausstellung vom 20. Januar bis 20.<br />
März im Pariser Gare de Lyon statt.<br />
76 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
4 – Ehrenpreis: die alte Eiche mit den zwei Kapellen<br />
Die Legende sagt, dass diese Eiche 911 gepflanzt worden sei, nämlich am Gründungstag des Herzogtums Normandie.<br />
Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass sie noch hundert Jahre älter sein könnte, also wäre es ein mehr<br />
als tausendjähriger Baum … Doch das ist nicht ihr einziges Merkmal: In ihrem Inneren befinden sich zwei übereinandergesetzte<br />
Kapellen, die älteste davon stammt aus dem Jahr 1696. Der Baum, der mehrfach vom Blitz getroffen<br />
wurde und bereits mehrmals gefällt werden sollte, wird heute durch ein Metallkorsett gestützt und von mehreren<br />
Drahtseilen gehalten, was ihm ein Aussehen verleiht, das an die Kunst der Mexikanerin Frida Kahlo erinnert.<br />
Allouville-Bellefosse (Seine-Maritime), Normandie<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 77
FRANKREICH HEUTE Restaurierung<br />
Notre-Dame<br />
de Paris<br />
Umstrittene Neugestaltung<br />
des Innenraums<br />
« Zukünftiges Disneyland », « ein Dekor wie für<br />
Star Wars », « Affront gegen das Kulturerbe » …<br />
Liest man in der französischen Presse die Überschriften<br />
der jüngst erschienenen Artikel, die sich<br />
mit der Neugestaltung des Innenraumes der Kathedrale<br />
Notre-Dame de Paris im Rahmen der<br />
Restaurierungsmaßnahmen nach dem schrecklichen<br />
Brand vom 15. April 2019 beschäftigen,<br />
sagt man sich, dass polemische Auseinandersetzungen<br />
im Hexagon wahrlich heftig sein können.<br />
Es ist eine emotional und medial geführte Diskussion<br />
um das Kulturerbe, wie nur Franzosen<br />
sie führen können …<br />
Am 7. Dezember 2021 veröffentlichten mehr als 100<br />
Persönlichkeiten des Landes gemeinsam eine besorgniserregende<br />
Stellungnahme mit dem Titel<br />
« Notre-Dame de Paris: Was das Feuer verschont hat, will<br />
die Diözese zerstören », die sowohl in der Tageszeitung Le<br />
Figaro als auch auf der anerkannten Website La Tribune de<br />
l ’Art erschien. Zu den Unterzeichnern zählten Künstler,<br />
Politiker, Schriftsteller, Professoren, Architekten, Philosophen.<br />
Das « Sahnehäubchen » der vielen Unterzeichner<br />
aus der « Welt der Intellektuellen » ist einer der beliebtesten<br />
Fernsehmoderatoren Frankreichs, der mit Fug und Recht<br />
seit einigen Jahren als Monsieur Patrimoine bezeichnet<br />
wird: Stéphane Bern. Der Grund des Zorns: eine « sehr<br />
tiefe Besorgnis angesichts der Pläne des Pariser Erzbistums,<br />
den Innenraum der Kathedrale Notre-Dame grundlegend<br />
umzugestalten ».<br />
Meister der Polemik<br />
Bereits am Tag nach dem Brand hatte Staatspräsident<br />
Emmanuel Macron mit seinem Vorschlag, die komplett<br />
zerstörte Turmspitze von Notre-Dame durch eine<br />
zeitgenössische Variante zu ersetzen, im ganzen Land<br />
kontroverse Diskussionen ausgelöst: Schon damals lieferten<br />
sich Anhänger des Wiederaufbaus einer « moderneren<br />
» Kathedrale (ein Vorschlag, der zwischenzeitlich<br />
verworfen wurde) und Verfechter eines « identischen »<br />
Wiederaufbaus (das inzwischen verabschiedete Szenario)<br />
einen erbitterten Schlagabtausch. Diesmal ist es nun<br />
die Innengestaltung der Kathedrale, über die nicht nur<br />
diskutiert, sondern regelrecht polemisiert wird. Aber so<br />
sind die Franzosen. Eigentlich könnten sie sich über den<br />
spektakulären Wiederaufbau von Notre-Dame freuen,<br />
der nach einhelliger Meinung internationaler Spezialisten<br />
äußerst zügig vonstattengeht. Denn die großen<br />
Fortschritte werden es wohl möglich machen, dass der<br />
angekündigte Zeitplan – die Einweihung ist für 2024<br />
vorgesehen – eingehalten wird. Stattdessen ziehen es<br />
diese verflixten Gallier vor, sich über die Neugestaltung<br />
des Innenraums im Rahmen der Renovierungsarbeiten<br />
zu streiten – und das nicht gerade zurückhaltend!<br />
Aber wie konnte es dazu kommen? Die 100 prominenten<br />
Persönlichkeiten veröffentlichten ihre Stellungnahme<br />
am 7. Dezember 2021, weil sie wussten, dass<br />
die Commission nationale du patrimoine et de l’architecture<br />
(CNPA), eine öffentliche Instanz, die seit 1837 die Leitlinien<br />
in Sachen Restaurierung von Denkmälern vorgibt,<br />
einige Tage später per Videokonferenz zusammenkommen<br />
und über das von der Pariser Diözese erstellte<br />
Konzept für die Neugestaltung des Innenraums der<br />
Kathedrale beraten würde. Der perfekt getimte mediale<br />
Auftritt hatte also einerseits das Ziel, die Öffentlichkeit<br />
über ihre Befürchtungen zu informieren, doch es ist<br />
mehr als offensichtlich, dass man damit zugleich Druck<br />
auf die Mitglieder der genannten Kommission ausüben<br />
wollte.<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Die Vorgabe: ein Dialog<br />
zwischen den Beteiligten<br />
Zunächst einige grundlegende Fakten: Die Gestaltung<br />
des Innenraums, vor allem die liturgische Gestaltung von<br />
Notre-Dame, fällt zwar in den Zuständigkeitsbereich der<br />
Diözese Paris, allerdings muss der Staat als Eigentümer<br />
des Gebäudes konsultiert werden und sein Einverständnis<br />
dazu geben. Das öffentliche Verfahren für die anstehenden<br />
Arbeiten, in das die Diözese als « Bewohnerin » der<br />
Kathedrale einbezogen werden muss, ist klar definiert und<br />
zielt vor allem auf einen Dialog zwischen den verschiedenen<br />
Akteuren ab. Grosso modo ist der Ablauf wie folgt:<br />
Die Diözese muss das Projekt für die Neugestaltung des<br />
Innenraums zunächst mit dem leitenden Architekten der<br />
Monuments historiques abstimmen. Letzterer ist wiederum<br />
dem Kulturministerium zugeordnet. Anschließend<br />
wird darüber in der Commission nationale du patrimoine et<br />
de l’architecture beraten, die 26 Mitglieder hat: Politiker,<br />
Vertreter des Staates und der Denkmalschutzverbände sowie<br />
Spezialisten aus den jeweiligen Handwerksbereichen.<br />
Diese « Kommission für Kulturerbe und Architektur » gibt<br />
nach erfolgter Abstimmung eine Stellungnahme ab, die<br />
beratenden Charakter hat und durch Empfehlungen oder<br />
Bitten um Präzisierungen ergänzt werden kann. In der<br />
Praxis kommt es nur selten vor, dass der Staat, in Person<br />
des Kulturministers, dem Standpunkt der Kommission<br />
nicht folgt.<br />
Aufmerksamkeit erregen<br />
Die Verfasser des eingangs erwähnten Textes, schreckten<br />
nicht vor drastischen Formulierungen zurück, die darauf<br />
abzielten, Aufmerksamkeit zu erregen. Sie sprachen<br />
von einem Konzept der Diözese, welches « das Dekor<br />
und den liturgischen Raum völlig entstellt », von « herausnehmbaren<br />
Sitzbänken, einer je nach Jahreszeit wechselnden<br />
Beleuchtung, Videoprojektionen an den Wänden,<br />
anders ausgedrückt, von den gleichen modischen ‹ Vermittlungsmaßnahmen<br />
›, die man bei allen ‹ immersiven ›<br />
kulturellen Projekten findet, wo Einfalt oft im Widerstreit<br />
mit Kitsch steht ». Immerhin! Als regelrechten Todesstoß<br />
für das Vorhaben der Diözese rufen die Unterzeichner<br />
dazu auf, sich an die Restaurierungsarbeiten der Kathedrale<br />
durch den Architekten Eugène Viollet-le-Duc (1814-<br />
1879) im 19. Jahrhundert zu erinnern und sich von diesen<br />
inspirieren zu lassen: « Halten wir das Werk von Violletle-Duc<br />
in Ehren, die Arbeit der Künstler und Handwerker,<br />
die sich dafür eingesetzt haben, uns dieses Juwel zu<br />
schenken, respektieren wir ganz einfach die Grundsätze<br />
eines historischen Bauwerks als Kulturgut. » Seien wir<br />
ehrlich: Bei einer solchen Darstellung der Dinge fragt<br />
man sich doch unweigerlich, ob die Diözese von Paris mit<br />
ihren Vorstellungen von der Neugestaltung nicht den Verstand<br />
verloren hat … Und man beginnt zu hoffen, dass die<br />
Commission nationale du patrimoine et de l’architecture dieses<br />
« verrückte » Projekt ablehnt, zumal Notre-Dame nach wie<br />
vor noch bis hoch ins Gewölbe von Gerüsten abgestützt<br />
werden muss …<br />
Viel Lärm um nichts<br />
Liest man jedoch den Bericht über die Zusammenkunft<br />
der CNPA vom 9. Dezember – also zwei Tage nach<br />
der Veröffentlichung der Stellungnahme, dann wirkt das<br />
Ganze fast wie eine Komödie. Denn man stellt fest, dass<br />
die Kommission das präsentierte Vorhaben weitgehend<br />
abgesegnet hat und dass dieses eine solche Polemik bei<br />
Weitem nicht rechtfertigt. « Es gab nicht den Hauch von<br />
Feindseligkeit. Wir haben uns höflich über eine intensive,<br />
seriöse und wohl durchdachte Arbeit ausgetauscht », unterstreicht<br />
Constance le Grip, Abgeordnete und Mitglied<br />
der Kommission. Man stellt weiterhin fest, dass die « lebhaftesten<br />
» Diskussionen Details betrafen, beispielsweise<br />
die vorgesehenen « beleuchteten Bänke », die von den Autoren<br />
der Stellungnahme besonders verunglimpft worden<br />
waren. Dem Bericht über die Zusammenkunft kann man<br />
entnehmen, dass bisher nur « Zeichnungen » der Bänke<br />
existierten und dass diese überarbeitet werden, da « das<br />
vorgeschlagene Bankmodell zu schwer und die Intensität<br />
des Lichts zu stark ist ». Abgesehen davon wurde die von<br />
der Diözese für die Kathedrale unbedingt gewünschte<br />
neue Beleuchtung prinzipiell akzeptiert. Auch in diesem<br />
Punkt scheint man sich also schnell einig geworden sein.<br />
Gleiches gilt für die generelle Ausgestaltung von Notre-<br />
Dame: Die Mitglieder der Kommission und die Vertreter<br />
der Diözese einigten sich darauf, dass alle Kunstwerke,<br />
die sich vor dem Brand in der Kathedrale befunden haben,<br />
wieder gezeigt werden sollen, wenngleich nicht unbedingt<br />
immer am ursprünglichen Ort. Die Beichtstühle sollen<br />
beispielsweise anders positioniert und einige Wandteppiche<br />
nicht mehr in einer der Kapellen, sondern durch andere<br />
Platzierungen besser zu Geltung gebracht werden. Der<br />
einzige Punkt des Vorhabens, den die Kommission kategorisch<br />
ablehnte, betrifft einen Lastenaufzug, durch den<br />
das Verstauen der Bänke in der Krypta erleichtert werden<br />
sollte. Dessen Konstruktion hätte « die Struktur aus dem<br />
18. Jahrhundert und die Gewölbe der Krypta beschädigt<br />
», weshalb der Aufzug abgelehnt wurde. Ein letzter<br />
Punkt, der die Erregung der Unterzeichner hervorgerufen<br />
hatte: die Lenkung des Besucherstroms und Bibelzitate,<br />
die nach dem Zufallsprinzip in mehreren Sprachen an<br />
die Wände der Kathedrale projiziert werden sollen. Zu<br />
diesem Punkt wollte sich die Kommission nicht äußern,<br />
da eines der Mitglieder daran erinnerte, dass « dies in den<br />
Kompetenzbereich des Nutznießers (die Diözese) fällt ».<br />
Alles lief also ruhig und regelkonform ab. Die Diözese<br />
wird nun logischerweise in den kommenden Monaten<br />
ihr Projekt weiter präzisieren und die Kommission wird<br />
erneut zusammenkommen. Wir werden sehen, ob sich<br />
dann die Gemüter erneut erhitzen, noch bevor es zu einer<br />
Diskussion über die Maßnahmen gekommen ist.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 79
ART DE VIVRE Kulturerbe<br />
Fotografieren im Auftrag des Staates<br />
Die Mission photographique hat nichts von ihrer Aktualität verloren<br />
Im Verlauf des Jahres <strong>2022</strong> werden 200 besondere<br />
Fotografen Frankreich bereisen. Sie wurden<br />
von einer Jury ausgewählt und werden vom<br />
Staat bezahlt. Ihre Aufgabe: das Staatsgebiet und<br />
seine Bewohner im Rahmen eines offiziellen öffentlichen<br />
Auftrags der französischen Regierung<br />
zu fotografieren. Der Titel dieser Mission lautet<br />
« Röntgenbild von Frankreich: Blick auf ein Land<br />
in der Gesundheitskrise ». Auch wenn diese Initiative<br />
heute auf einem politischen Plan zur Unterstützung<br />
der Presse basiert, ist eine derartige<br />
staatliche Auftragsvergabe eine Art Tradition, die<br />
auf das Jahr 1851 zurückgeht. Damals wurden<br />
erstmals fünf Fotografen mit einer Mission photographique<br />
beauftragt.<br />
Heute weiß so gut wie niemand mehr, dass die<br />
Schlösser Chenonceau und Chambord, die Arenen<br />
von Nîmes und Arles, die Kathedralen von Straßburg<br />
und Reims, die Befestigungsmauer von Carcassonne<br />
oder auch das Aquädukt Pont du Gard nicht zuletzt deswegen<br />
herausragende und geschützte Monumente des französischen<br />
Kulturerbes sind, weil fünf Fotografen im Jahr 1851<br />
im Rahmen einer staatlichen Mission in ganz Frankreich<br />
diese und viele andere Denkmäler fotografierten. Bei den<br />
Fotografen handelte es sich um Gustave Le Gray (1<strong>82</strong>0-<br />
1884), Auguste Mestral (1812-1884), Édouard Baldus<br />
(1813-1889), Hippolyte Bayard (1801-1887) und Henri Le<br />
Secq (1818-18<strong>82</strong>). Sie waren die Pioniere der Mission photographique<br />
– damals Mission héliographique genannt – und<br />
erstellten als Erste im Auftrag des Staates Außenaufnahmen,<br />
um damit ein Zeugnis von den vielfältigen französischen<br />
Monumenten abzulegen und die Bedeutung ihres<br />
Schutzes beziehungsweise ihrer Restaurierung aufzuzeigen.<br />
Auf diese Weise leisteten die fünf mit ihrer Arbeit einen<br />
Beitrag dazu, dass sich der Begriff « Kulturerbe » in Frankreich<br />
im Bewusstsein der Menschen verankerte.<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Der Fotograf Édouard Baldus im Jahr 1853<br />
und drei seiner Fotos, die den Zustand<br />
bekannter Denkmäler dokumentieren:<br />
Pont Royal und Louvre (1852), Pont<br />
du Gard (Gard, 1850) und Fassade der<br />
Kaiserlichen Bibliothek des Louvre (1856).<br />
Fotografie –<br />
eine französische Tradition<br />
Um den Ursprung der Mission héliographique im Jahr<br />
1851 zu verstehen, muss man einige Jahrzehnte zurückgehen,<br />
an den Anfang des 19. Jahrhunderts. Um 1<strong>82</strong>4<br />
gelang es dem französischen Erfinder Joseph Nicéphore<br />
Niépce (1765-1833) als Erstem, nach einer Belichtungszeit<br />
von mehreren Tagen eine kleine Bilderserie auf<br />
Zinnplatten zu fixieren, die mit einer Art natürlichem<br />
Teer – genannt Judäa-Bitumen – bedeckt waren. Dieses<br />
Material hatte die Eigenschaft, im Licht auszuhärten.<br />
Es gelang Niépce zwar nicht auf Anhieb, die Bilder dauerhaft<br />
zu fixieren, doch gemeinsam mit Louis Jacques<br />
Mandé Daguerre (1787-1851) konnte er den Prozess verbessern.<br />
Die beiden entwickelten ein Verfahren, mit dem<br />
man bei einer kürzeren Belichtungszeit stabilere Bilder<br />
erhielt, und legten damit den Grundstein für die Fotografie.<br />
Nach dem Tod von Niépce im Jahr 1833 setzte<br />
Daguerre die Arbeit alleine fort, verbesserte 1838 den<br />
fotografischen Prozess erneut und erfand die Daguerreotypie,<br />
die erstmals eine Entwicklungsphase beinhaltete.<br />
Die Belichtungszeit betrug nun weniger als 30 Minuten,<br />
das Bild wurde auf einer Silberplatte durch Eintauchen<br />
in eine gesättigte Meersalzlösung dauerhaft fixiert. In<br />
der Folge wurde das Verfahren durch Hippolyte Bayard<br />
(der 1851 an der ersten Mission héliographique teilnahm)<br />
erneut weiterentwickelt: Dieser entdeckte im Juli 1839<br />
eine Möglichkeit, um direkt positive Bilder auf Papier<br />
zu erhalten. Der Schotte William Henry Fox Talbot<br />
(1800-1877) erfand schließlich das Prinzip des Positiv-<br />
Negativ-Verfahrens, das die Reproduktion von fotografischen<br />
Bildern ermöglichte. Ein ungeheurer Fortschritt!<br />
Eine Verbesserung folgte also auf die andere, sodass die<br />
Fotografie in Frankreich, in Europa, auf der ganzen Erde<br />
mit Fug und Recht von sich reden machte.<br />
Eine dringende Aufgabe: Kulturgüter<br />
erfassen und restaurieren<br />
Parallel zu den Erfindungen im Bereich der Fotografie,<br />
begannen die Franzosen, sich nicht nur über die Vielfalt<br />
und den Reichtum ihres architektonischen Kulturerbes<br />
bewusst zu werden, sondern gleichzeitig auch der<br />
Notwendigkeit, dass dieses in vielen Fällen restauriert<br />
werden musste. Die Französische Revolution hatte einerseits<br />
zwar einen gesellschaftlichen Fortschritt gebracht,<br />
andererseits jedoch auch schreckliche Spuren hinterlassen,<br />
vor allem an religiösen Gebäuden und Schlössern. In<br />
Kreisen der Politik machte man sich allmählich Sorgen.<br />
Ab 1834 wurden Inspektoren damit beauftragt, durch<br />
Frankreich zu reisen und Kulturgüter des Landes, die<br />
verlassen oder in schlechtem Zustand waren, zu erfassen.<br />
Bereits die ersten Rückmeldungen veranlassten den Staat<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 81
ART DE VIVRE Kulturerbe<br />
Der Fotograf Gustave Le<br />
Gray (um 1856) und eines<br />
seiner Fotos vom Château de<br />
Chenonceau (Indre-et-Loire),<br />
das im Rahmen der Mission<br />
héliographique (1851) entstand.<br />
Rechte Seite: der Fotograf<br />
Henri Le Secq auf der Kirche<br />
Notre-Dame de Paris (1853).<br />
dazu, umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen ins Auge<br />
zu fassen. Großen Architekten wie Eugène Viollet-le-Duc<br />
(1814-1879) sollte dabei eine bedeutende Rolle zufallen.<br />
Um die Ausführung der Arbeiten jedoch planen und die<br />
entsprechenden Finanzmittel bereitstellen zu können,<br />
benötigte man im Vorfeld zunächst Skizzen, Zeichnungen<br />
und Abbildungen der betroffenen Monumente. Man<br />
schickte also ganze Heerscharen von Zeichnern und Malern<br />
los, die mit Skizzenblöcken und Staffeleien unter dem<br />
Arm durch das Land zogen. All das benötigte allerdings<br />
Zeit, und die Zeit drängte … Da kam der fotografische<br />
Fortschritt genau im richtigen Moment!<br />
Die Lösung: Fotografien<br />
Obwohl die für die Daguerreotypie notwendige Ausrüstung<br />
schwer war und bis dato vor allem im Studio für<br />
Stillleben und Porträts eingesetzt worden war, weckte diese<br />
Technik das Interesse der um das Kulturerbe besorgten<br />
Politiker. Angesichts der dringend benötigten Bilder als<br />
Ausgangsbasis für die anstehenden Arbeiten beschloss<br />
die gerade ins Leben gerufene Commission des monuments<br />
historiques auf Anregung eines ihrer Mitglieder, Prosper<br />
Mérimée (1803-1870), die Möglichkeiten zu nutzen,<br />
die sich durch die Fortschritte in der Fotografie boten.<br />
Mithilfe dieser Technik sollte schnell und wirkungsvoll<br />
aufgezeigt werden, in welch schlechtem Zustand viele<br />
Kirchen, Schlösser und andere Gebäude in Frankreich<br />
bereits waren. Die Kommission rief also 1851 die Mission<br />
héliographique ins Leben und erteilte damit den ersten<br />
öffentlichen Auftrag für die Erstellung von Fotografien in<br />
Frankreich.<br />
Fünf Fotografen auf Mission<br />
Zu diesem Zeitpunkt kamen also die fünf Fotografen<br />
Baldus, Bayard, Le Gray, Le Secq und Mestral ins Spiel.<br />
Sie waren aufgrund ihres offensichtlichen Interesses – teilweise<br />
auch aufgrund ihrer Arbeit im Bereich der Fotografie<br />
– ausgewählt worden und erhielten den Auftrag, 175<br />
gefährdete Gebäude in ganz Frankreich zu fotografieren.<br />
Jeder von ihnen bekam eine bestimmte Streckenvorgabe,<br />
der er mit mehr oder weniger gutem Willen folgte. Die<br />
auf Fotografie spezialisierte Historikerin Anne de Mondenard<br />
beschreibt dies in einem fesselnden Werk 1 , das<br />
dem Unterfangen gewidmet ist: Baldus war zunächst in<br />
Burgund zugange und begab sich anschließend in die<br />
Provence; Bayard beschränkte sich auf die Normandie; Le<br />
Gray und Mestral legten mehr als 3000 Kilometer vom<br />
Pays de la Loire bis ins Limousin, vom Bordelais bis ins<br />
Languedoc, von der Rhône über die Auvergne bis nach<br />
Paris zurück, während Le Secq sich auf den Norden und<br />
Osten Frankreichs konzentrierte. Eines ist auf jeden Fall<br />
sicher: Alle zogen im Sommer 1851 für eine Dauer von<br />
drei Monaten mit ihrem sperrigen, schweren und empfindlichen<br />
Material los. Der Staat übernahm die Kosten<br />
für Reise, Unterkunft und Verpflegung, das eigentliche<br />
« Gehalt » erhielten die fünf Fotografen erst bei ihrer<br />
<strong>82</strong> · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Rückkehr, nach Ablieferung ihrer Arbeit. Vereinbart war<br />
ein Betrag in Höhe von heute 15 000 Euro, was für die<br />
damalige Zeit eine enorme Summe war.<br />
Vorreiter der heutigen Fotografie<br />
Bei der Umsetzung der Aufnahmen zeigten sich die<br />
fünf « Kulturerbe-Reporter » durchaus einfallsreich. Sie<br />
gehörten zu den ersten Fotografen, die in großem Stil Fotografien<br />
im Außenbereich erstellten. Dazu mussten Sie<br />
zunächst lernen, ihre Apparate zu beherrschen, das Licht<br />
geschickt einzusetzen, die benötigte Entfernung im Verhältnis<br />
zu den oft sehr großen Gebäuden richtig einzuschätzen,<br />
Perspektiven zu nutzen, mit vorhandenen Mitteln<br />
Stative zu basteln … Sie entdeckten dabei ganz neue<br />
Dinge und leisteten, ohne es zu wissen, einen Beitrag zur<br />
Weiterentwicklung der Fototechnik. Besonders Le Gray<br />
zeigte sich in dieser Hinsicht ausgesprochen erfinderisch.<br />
Bevor er für die Mission aufbrach, gelang es ihm, ein Verfahren<br />
zu entwickeln, um das Fotografieren schneller zu<br />
machen. Er war der Einzige, der bis zu 30 Aufnahmen<br />
pro Tag erstellte – eine wahre technische Meisterleistung<br />
für das Jahr 1851!<br />
Fehlende Publikation<br />
Baldus, Bayard, Le Gray, Le Secq und Mestral kamen<br />
von ihrer Reise durch Frankreich mit Tausenden<br />
von Aufnahmen zurück. Nicht alle waren gelungen und<br />
verwendbar, manche waren mehr, manche weniger interessant.<br />
Durch den langen Entwicklungsprozess dauerte<br />
es bis ins Frühjahr 1852, bis die Commission des monuments<br />
historiques die Arbeiten unter die Lupe nehmen konnte.<br />
Am Ende wählte sie 258 Fotografien aus. Die Fotografen<br />
erhielten ihre Bezahlung, man dankte ihnen für die<br />
« Qualität ihrer Arbeit » und ihre « Kreativität ». In der<br />
Folge nutzte die Kommission die Fotos zwar in der Tat für<br />
Französisch lernen am Puls der Zeit<br />
Aktuell in Revue de la Presse:<br />
Le retour des traditionnels<br />
bains du jour de l’An<br />
Février <strong>2022</strong><br />
Novembre 2020<br />
Novembre 2020<br />
• N o 2 | 6 9 º A n n é e •<br />
• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />
• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
| Photo: Getty Images<br />
Bestellen Sie gleich Ihr kostenloses Probeexemplar:<br />
www.sprachzeitungen.de<br />
€ 2,50 [d]<br />
¤ 2,50 [d]<br />
¤ 2,50 [d]<br />
B1–C2 B1–C2<br />
B1–C2<br />
AC AC T TUA L ILT IÉT É<br />
ACTUALITÉ<br />
• Éditorial • Nouvelle-Calédonie : 2021, le retour :<br />
à l’anormal courte • Nouvelle-Calédonie victoire du non à :<br />
Page l’indépendance<br />
courte<br />
2<br />
victoire du non à<br />
Page<br />
l’indépendance<br />
3<br />
Page 3<br />
P OLITIQUE<br />
ENVIRONNEMENT<br />
ENVIRONNEMENT<br />
• Le président Macron<br />
habitué • Protection des déclarations des oiseaux : en<br />
polémiques France, • Protection la chasse des à oiseaux la glu a du : en<br />
Page plomb France,<br />
3 dans la l’aile chasse à la glu a du<br />
Page<br />
plomb<br />
4<br />
dans l’aile<br />
Page 4<br />
MOBILITÉ<br />
SOCIÉTÉ<br />
SOCIÉTÉ<br />
• À bord des cars Macron,<br />
la • France Violences à très policières petite vitesse : en<br />
: en<br />
| Getty Images<br />
| Photo : Getty Images<br />
| Photo : Getty Images<br />
S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />
S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />
S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />
Michel Houellebecq,<br />
La Citroën Ami est<br />
La Citroën Ami est<br />
LA FRANCE ET L’EUROPE<br />
La moutarde de Dijon<br />
Juliette Gréco, icône de<br />
Juliette Gréco, icône de<br />
miroir de notre temps, vient de publier<br />
une « Anéantir mini-urbaine ». L’écrivain électrique dépeint à deux condiment la chanson est française, victime du nous dérègle-<br />
a quittés<br />
a vécu une annus horribilis. Le célèbre<br />
dans places. une huitième mini-urbaine Pratique roman et moderne, électrique les maux elle à de deux peut ment à 93 la climatique, ans. chanson Muse française, de l’inflation la rive nous gauche, et a des quittés elle<br />
notre être places. société. conduite Pratique sans permis et moderne, et se loue elle peut à pénuries. fut, à 93 dans ans. le Paris Muse d’après-guerre, de la rive gauche, la elle<br />
moins être de conduite 20 € par sans mois. permis et se loue à reine fut, de dans Saint-Germain-des-Prés.<br />
le Paris d’après-guerre, la<br />
Lire<br />
moins<br />
l’article<br />
de 20<br />
en<br />
€<br />
page<br />
par mois.<br />
12<br />
Lire l’article en page 14<br />
reine de Saint-Germain-des-Prés.<br />
Lire l’article en page 5<br />
Lire l’article en pages 10 et 11<br />
Lire l’article en page 5<br />
Lire l’article en pages 10 et 11<br />
Arc de triomphe :<br />
un débat à fleur de drapeau<br />
Il n’y a aucun<br />
doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun<br />
doute d’une : je époque suis l’écrivain<br />
d’une liste. époque<br />
les thèmes les plus importants<br />
des d’un enfants les écrivain thèmes nés de les capital couples plus ». importants de Michel la<br />
génération Houellebecq d’un écrivain Erasmus assure capital se que sentent ». ce Michel sera<br />
pleinement Houellebecq dernier européens. « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />
4 ne Au le promets lendemain dernier pas « Interventions du absolument vote pour » le : de « Je<br />
Brexit cesser ne en promets de juin penser, 2016, pas jamais absolument autant moins de<br />
de de drapeaux cesser de de européens penser, communiquer mais n’avaient au mes moins<br />
flotté pensées de dans cesser et les mes rues de communiquer opinions du Royaume-<br />
public,<br />
pensées Parce hors qu’à cas et mes d’urgence l’aune opinions de morale cet au pu-<br />
mes<br />
Uni.<br />
événement, grave blic, hors – par beaucoup cas exemple d’urgence de une Britanniquelisation<br />
grave se sont – de par découverts l’euthanasie exemple euro-<br />
une (je léga-<br />
ne<br />
léga-<br />
morale<br />
péens. pense lisation Cinq pas ans de qu’il après, l’euthanasie s’en ils sont présente de (je ne<br />
plus d’autres, en pense plus nombreux pas dans qu’il le temps à s’en regretter qui présente me<br />
d’avoir reste d’autres, perdu à vivre) cette dans identité, », écrit-il le temps face sur qui à la me<br />
la<br />
| Picture Alliance<br />
| Photo : Getty Images<br />
| Photo : Getty Images
ART DE VIVRE Kulturerbe<br />
Eine nach wie vor aktuelle Mission<br />
Der Fotograf Auguste Mestral<br />
(um 1856) und eines seiner<br />
Fotos, das im Rahmen seiner<br />
Beteiligung an der Mission<br />
héliographique (1851) in<br />
der Sainte-Chapelle (Paris)<br />
entstand. Rechte Seite:<br />
Der Fotograf Hippolyte<br />
Bayard posiert in seinem<br />
Garten (um 1847).<br />
die Lancierung einiger Arbeiten, beschränkte sich dann<br />
aber erstaunlicherweise darauf, sie einfach zu archivieren.<br />
Es gab keinerlei Veröffentlichung, wie man es angesichts<br />
der neuartigen Vorgehensweise hätte erwarten können.<br />
Für die fünf Fotografen war das eine herbe Enttäuschung.<br />
Glücklicherweise wurde man sich in Pressekreisen darüber<br />
bewusst, welche Bedeutung die Mission im Hinblick<br />
auf die Weiterentwicklung fotografischer Techniken<br />
gehabt hatte, und verbreitete die Erkenntnisse unter den<br />
eigenen Fotografen. Für Le Gray war die Mission sowieso<br />
ein Glücksfall, denn er wurde in der Folge zum offiziellen<br />
Fotografen der kaiserlichen Familie bestellt.<br />
Im Anschluss an die Mission von 1851 vergab der<br />
französische Staat regelmäßig öffentliche Aufträge an Fotografen.<br />
So auch 1983, als die Délégation à l’aménagement<br />
du territoire et à l’action régionale DATAR (eine staatliche<br />
Investitionsförderungsgesellschaft) rund dreißig Fotografen<br />
– sowohl erfahrene als auch junge – damit beauftragte,<br />
das Land zu bereisen und den Wandel der natürlichen und<br />
städtischen Landschaften auf französischem Territorium<br />
zu dokumentieren und auf diese Weise ein « Porträt » des<br />
französischen Landschaftsbilds der damaligen Zeit zu<br />
zeichnen. Zu den Auserwählten gehörten beispielsweise<br />
Raymond Depardon und Robert Doisneau (1912-1994).<br />
Zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten nutzte man<br />
wieder die « menschliche Perspektive » und keine Luftbilder,<br />
um das Staatsgebiet zu präsentieren. Gleichzeitig<br />
wurde ausdrücklich ein « künstlerischer » Blickwinkel<br />
gewünscht, frei von allen « administrativen » Zwängen.<br />
Vor allem aber wurde, im Gegensatz zur Mission héliographique<br />
aus dem Jahr 1851, ein Teil der erstellten Fotografien<br />
publiziert. Es entstand ein schönes Buch 2 , das heute<br />
leider vergriffenen ist. Zu sehen sind die Werke jedoch<br />
auf einer diesem Projekt gewidmeten Website 3 . Mit der<br />
erneuten Vergabe eines umfangreichen öffentlichen Auftrags<br />
an Fotografen zum Thema Radioscopie de la France:<br />
regards sur un pays traversé par la crise sanitaire setzt die<br />
französische Regierung also die Tradition der Mission<br />
photographique fort. Die Jury besteht aus Vertretern der<br />
Französischen Nationalbibliothek (BNF) – denen die<br />
Leitung des Projekts obliegt –, Vertretern des Kulturministeriums<br />
und qualifizierten Personen aus Fotografie und<br />
Presse. Aus allen Bewerbungen wurden 200 Fotografen<br />
ausgewählt, die entweder seit 2018 einen Abschluss an<br />
einer Journalismus- oder Kunstschule gemacht haben<br />
oder eine Presseveröffentlichung aus den vergangenen<br />
vier Jahren nachweisen können, welche eine Zusammenarbeit<br />
rechtfertigt. Jeder Fotograf hat für die Fotos ein<br />
Jahr Zeit und erhält dafür eine pauschale Vergütung von<br />
22 000 Euro. Am Ende wird die Nationalbibliothek die<br />
Werke in ihre Sammlungen aufnehmen, sie im ganzen<br />
Land im Rahmen entsprechender Aktivitäten einsetzen,<br />
eine Retrospektive organisieren und ein Buch über die<br />
Arbeiten veröffentlichen. Genug also, um die Fotografien<br />
breit zu streuen. Offensichtlich hat man aus den Fehlern<br />
der Mission héliographique von 1851 gelernt … Insofern<br />
wird die Öffentlichkeit die in diesem Rahmen realisierten<br />
Aufnahmen begutachten können. Wir halten Sie auf dem<br />
Laufenden.<br />
1 La Mission héliographique, cinq photographes<br />
parcourent la France en 1851, Monum, Éditions du<br />
patrimoine, 2002, 320 Seiten, ISBN 978-285<strong>82</strong>26900.<br />
2 Paysages photographies: La mission photographique<br />
de la DATAR; travaux en cours, 1984-1985,<br />
Éditions Hazan, 1985, 518 Seiten, vergriffen.<br />
3 https://missionphoto.datar.gouv.fr<br />
84 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 85
Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />
Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />
8<br />
9<br />
7<br />
12<br />
Reisethemen,<br />
nach Regionen<br />
geordnet:<br />
Landesweite Themen<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Winterliche Illuminationen – 81<br />
Der Faszinierende Zauber der<br />
Lichterstädte<br />
Freizeitparks: Familienerlebnisse 79<br />
in Frankreich<br />
Radtourismus – von der Bretagne 77<br />
bis an die belgische Grenze<br />
Die schönsten Küstenwege 67<br />
Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />
Strecken entlang der Küsten<br />
Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />
noch authentisch zu?<br />
Winterurlaub – Romantische<br />
Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />
Wellness in den Bergen – Nach 43<br />
dem Sport die Erholung<br />
10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />
1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />
Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76<br />
Werk eines ganzen Lebens<br />
Städteplanung – Champs-<br />
75<br />
Élysées: eine Aufforderung zum<br />
Träumen?<br />
Coup de cœur – Die<br />
65<br />
Straßenbuchhändler an den<br />
Seine-Quais in Paris<br />
Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />
als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />
Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />
Restaurant noch immer einen<br />
Besuch wert ?<br />
Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />
– ein ungewöhnliches Museum im<br />
Herzen der Hauptstadt<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />
Institution feiert ihren 160.<br />
Geburtstag<br />
Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />
Militär-Versailles mitten in Paris<br />
Avenue des Champs-Elysées 36<br />
– Wie steht es um den Glanz des<br />
Prachtboulevards?<br />
HOTELS<br />
La Lanterne – Paris 76<br />
Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />
2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />
Ecouen – Ein Museum für die<br />
Renaissance<br />
6<br />
11<br />
1 2<br />
3<br />
10<br />
13<br />
5<br />
14<br />
16<br />
4<br />
15<br />
17<br />
18<br />
50<br />
HOTELS<br />
Hôtel Paradiso – Paris 79<br />
3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />
/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />
zwischen Erinnerung und Blick in<br />
die Zukunft<br />
Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />
– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />
Recht auf etwas schönes !<br />
Hauts-de-France –<br />
79<br />
Hortillonnages von Amiens:<br />
von einer Verrückten Idee zum<br />
jährlichen Ereignis<br />
Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />
musikalische Waldbäder und ein<br />
Einhorn<br />
Hauts-de-France – La Coupole: 77<br />
von der Vergangenheit in die<br />
Zukunft<br />
Hauts-de-France – Familistère de 64<br />
Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />
zum bewohnten Museum<br />
Baie de Somme – Eine<br />
63<br />
beeindruckende Reise (Teil 2):<br />
Le parc du Marquenterre<br />
Baie de Somme – Eine<br />
62<br />
beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />
Abbaye de Saint-Riquier<br />
Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />
eines großen französischen<br />
Architekten<br />
Marais Audomarois – Ein<br />
58<br />
Sumpfgebiet für Kenner<br />
Pays de Condé – Eine<br />
43<br />
Bergbaugegend erfindet sich neu<br />
Marne – In der Heimat des<br />
40<br />
Champagners<br />
10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai – Riesen für den 36<br />
Kleinen<br />
HOTELS<br />
Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />
Gosnay<br />
Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />
4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />
Elsass / Bas-Rhin – Baumwipfelpfad:<br />
ein ganz neue Art, das<br />
Elsass zu entdecken<br />
Elsass / Grand Est – Das<br />
Geheimnis des fehlenden Turms<br />
der Kathedrale von Straßburg<br />
Elsass / Grand Est – Mit dem<br />
Hausboot 100% elektrisch durchs<br />
Elsass<br />
Meuse – Wandern mal anders – Die<br />
Begegnung von zeitgenössischer<br />
Kunst und ländlichem Raum<br />
Elsass – Kaysersberg,eines der<br />
Lieblingsdörfer der Franzosen<br />
Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />
unter freiem Himmel im Herzen<br />
der Vogesen<br />
Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />
der poetische Aufstieg von 456<br />
Heißluftballons<br />
Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />
zur Zeit der Streichhölzer<br />
Kirrwiller – 520 Einwohner<br />
und die drittgrößte Music Hall<br />
Frankreichs<br />
Weihnachtskugeln aus<br />
Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />
sondern Objekte voller Sinn<br />
80<br />
76<br />
74<br />
70<br />
69<br />
68<br />
65<br />
64<br />
62<br />
61<br />
Château de Lunéville – Wie 52<br />
Phoenix aus der Asche<br />
Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />
an die Glasmacherkunst<br />
10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />
im Elsass<br />
Haut-Koenigsbourg – Ein<br />
40<br />
wahrhaft deutsch-französisches<br />
Kulturerbe<br />
Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />
Zitadelle<br />
Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />
Erbe der lothringischen Kumpel<br />
HOTELS<br />
Le Chambard – Kaysersberg 69<br />
Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />
Gérardmer<br />
La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />
Roche<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />
La Petite-Pierre<br />
5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />
Wald<br />
Aufbruchstimmung in den<br />
französischen Thermalbädern<br />
Kirschen – das rote Gold einer<br />
Region<br />
Burgund – Eine Rundfahrt zum<br />
Auftanken!<br />
Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />
Verbindung von Kulturerbe,<br />
Modernität und Lebendigkeit<br />
«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />
Eine Reise ins Land von Asterix<br />
Morvan – Eine Geschichte von<br />
Ammen und Pflegekindern<br />
Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />
Rosenkranz zum Spielzeugland<br />
Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />
in Ronchamp: eine<br />
Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />
Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />
Abschaffung der Sklaverei<br />
Jura – Salins-les-Bains: Salz,<br />
das weiße Gold prägt eine ganze<br />
Region<br />
Saône-et-Loire – Tournus, ein<br />
Zwischenstopp für Neugierige auf<br />
dem Weg in den Süden<br />
Côte d’Or – Vill’Art, das zweite<br />
Leben eines Steinbruchs<br />
Belfort – Die wiederentdeckte<br />
Genialität eines Künstlers<br />
Bourgogne-Franche-Comté –<br />
Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />
Route des Grands Crus – Die<br />
Champs-Elysées von Burgund<br />
Montbéliard – 30 Jahre<br />
Lumières de Noël<br />
Maison de Louis Pasteur – Ein<br />
Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />
Peugeot-Museum – Mehr als ein<br />
Automobilmuseum<br />
HOTELS<br />
Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />
Sabine<br />
Relais Bernard Loiseau –<br />
Seaulieu<br />
78<br />
77<br />
76<br />
75<br />
74<br />
73<br />
71<br />
69<br />
69<br />
68<br />
67<br />
66<br />
66<br />
64<br />
63<br />
61<br />
61<br />
43<br />
39<br />
74<br />
71<br />
6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Pays de la Loire / Maine et Loire<br />
– Fontevraud, eine Abtei, die ihrer<br />
Zeit schon immer voraus war<br />
81<br />
Pays de la Loire / Mayenne – 80<br />
Musée Robert Tatin: verwirrende<br />
Riesen und Wunderwerke<br />
Centre-Val-de Loire / Indre-et- 80<br />
Loir – Château de Chenonceau:<br />
florale Kunst im Schloss<br />
Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />
im Reich der Blumenkönigin<br />
Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />
das Dorf der<br />
77<br />
Antiquitätenhändler<br />
Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />
die positive Dynamik<br />
76<br />
der Gärten<br />
Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />
Die kulturelle Revanche<br />
74<br />
eines kleinen Dorfes an der Loire<br />
Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />
«das schönste Dorf des<br />
Universums!»<br />
Pays de la Loire – Die schöne 70<br />
Geschichte des größten<br />
japanischen Gartens Europas<br />
Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />
Reise ins Land der Troglodyten<br />
Mayenne – Mit dem Hausboot auf 66<br />
der Mayenne<br />
Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />
Garten<br />
La grange de Meslay: Von der 60<br />
Holzkathedrale zum Musiktempel<br />
Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />
Chambord – Mehr als nur ein 58<br />
beeindruckendes Schloss<br />
Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />
und Struppi<br />
Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />
Bitte zeichne mir ein Schloss<br />
Blois – Ein Schloss der<br />
36<br />
Geheimnisse und Intrigen<br />
HOTELS<br />
7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Normandie – Biennale La Forêt 74<br />
Monumentale: Wenn Kunst den<br />
Wald verschönert<br />
Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />
in Granville: Wo für Christian Dior<br />
alles gegann<br />
Normandie – An Bord der Marité 71<br />
von Granville zu den Chausey-<br />
Inseln<br />
Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />
gefeiert werden !<br />
Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />
HOTELS<br />
Domaine de la Corniche –<br />
36<br />
Rolleboise<br />
8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Leuchtürme und Leuchtfeuer – 77<br />
im Westen etwas neues!<br />
Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />
aus aller Welt<br />
Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />
1934… die Kinder aus dem Bagno<br />
auf Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />
Finistère – Pont-Aven:<br />
75<br />
inspirierende Bretagne!<br />
Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />
konzentrierter Form<br />
Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />
de cœur für die größte bretonische<br />
Insel
Bestellen Sie noch heute!<br />
Eine Übersicht aller jemals erschienenen Themen, also auch der ausverkauften<br />
Ausgaben, finden Sie im Internet: www.frankreicherleben.de<br />
Einfach Coupon ausfüllen und im frankierten<br />
Umschlag abschicken an:<br />
AVZ GmbH<br />
Storkower Straße 127a<br />
10407 Berlin<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 36 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 38 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 39 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 40 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />
Per Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />
Per Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />
RESTEXEMPLARE<br />
abo@frankreicherleben.de<br />
www.frankreicherleben.de<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 51<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 57<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 58<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 59<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 61 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 62 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 63 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 64 Ausgabe <strong>Nr</strong>. 65<br />
ich bestelle die folgende(n) Ausgabe(n) von<br />
Frankreich erleben für 6,90 € pro Heft zzgl. Versandkostenpauschale.<br />
Diese beträgt innerhalb<br />
Deutschlands 1,40 € pro Heft, maximal jedoch<br />
9,50 € pro Bestellung. Andere europäische Länder: 3,70 €<br />
pro Heft, maximal 18,00 € pro Bestellung. Außereuropäische<br />
Länder: 3,70 € pro Heft, maximal 22,00 € pro Bestellung. Das<br />
Angebot gilt nur, solange der Vorrat einer Ausgabe reicht.<br />
Vorname / Name<br />
Straße / Hausnummer<br />
PLZ<br />
Ort<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 66 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 67 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 69 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70<br />
Land<br />
Telefonnummer für Rückfragen<br />
DEN BESTELLPREIS<br />
☐ belasten Sie bitte meiner Kreditkarte:<br />
☐ Visa ☐ MasterCard<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 71 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 72 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 73 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 74 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 75<br />
Kartennummer<br />
Gültig Monat/Jahr<br />
Prüfziffer<br />
☐ ziehen Sie bitte von meinem Bankkonto ein<br />
IBAN<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 76 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 77 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 78 ☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 79<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 80<br />
BIC<br />
Ich ermächtige die AVZ GmbH, Storkower Straße 127a, 10407 Berlin,<br />
Gläubiger-Identifikationsnummer DE39Z0200000080844 den<br />
Bestellpreis von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen.<br />
Die Mandatsreferenz wird mir gesondert mitgeteilt.<br />
Datum, Unterschrift<br />
Diese Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen beim Aboservice<br />
schriftlich ohne Angabe von Gründen widerrufen werden.<br />
Werbecode: <strong>82</strong>/22<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 81
Finistère – Locronan, die<br />
66<br />
bretonische Seele par excellence<br />
Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />
Saints, die bretonische Osterinsel<br />
Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />
zwei Gärten<br />
Bretagne – Umfriedete<br />
61<br />
Pfarrbezirke<br />
Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />
Leben<br />
Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />
Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />
Kultur und der Heilpflanzen<br />
HOTELS<br />
Castel Clara – Port Goulphar, 70<br />
Belle-Île-en-Mer<br />
Château de Sable – Porspoder 58<br />
9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Nouvelle-Aquitaine / Deux- 79<br />
Sèvres – Pougne-Hérisson: der<br />
Nabel der Welt<br />
Nouvelle-Aquitaine – Talmontsur-Gironde:<br />
zwischen Himmel<br />
75<br />
und Fluss am Ende der Welt<br />
Coup de cœur – Carrelets:<br />
74<br />
poetische Fischerhütten aus einer<br />
anderen Zeit<br />
Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />
eine Inspiration für den<br />
Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />
Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />
Naturismus<br />
Nouvelle-Aquitaine – Coup de 66<br />
cœur: Parc de Majolan<br />
Nouvelle-Aquitaine – Die<br />
64<br />
Metamorphose von Bordeaux,<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />
Taubenschlag von Pouzay<br />
Bordeaux 60<br />
Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />
Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />
46<br />
Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />
Reif für die Insel(n)<br />
Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />
Bordelais<br />
Klöster – Abteien, die sogar 40<br />
Kinder begeistern<br />
Marais Poitevin – Die grünen 38<br />
Kanäle des Marais Poitevin<br />
Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />
aus einer Heilpflanze<br />
Gironde – Wie Vauban eine<br />
36<br />
Flussmündung abriegelte<br />
HOTELS<br />
Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />
Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />
10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />
Auvergne / Haute-Loire – Le 81<br />
Chambon-sur-Lignon, ein<br />
beispielhaftes Stück Frankreich<br />
Corrèze – Das Gefühl, in der 68<br />
Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />
Nouvelle-Aquitaine – Les Pans 63<br />
de Travassac, eine Spektakuläre<br />
Reise in das Land des Schiefers<br />
Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />
HOTELS<br />
Domaine Saint Estève – Millau 53<br />
11 Périgord & Midi-<br />
Pyrénées<br />
Vallée de la Dordogne: Wo man<br />
« wie Gott in Frankreich lebt »<br />
Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei<br />
Airbus in Toulouse<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
60<br />
46<br />
Gouffre de Padirac – Der<br />
44<br />
Erdmitte ein Stückchen<br />
näherkommen<br />
Pastell – Das blaue Gold 43<br />
HOTELS<br />
Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />
Vallée de la Dordogne<br />
Grand Hôtel Le Turenne –<br />
47<br />
Beaulieu-sur-Dordogne<br />
12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Le Train Jaune – Ein Zug als<br />
Wahrzeichen<br />
13 Languedoc-<br />
Roussillon<br />
45<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Weintourismus – Domaine<br />
81<br />
Riberach, es lebe die<br />
Entschleunigung!<br />
Hérault – Brassens & Sète, les 80<br />
Copains d'abord<br />
Aude – Die große Höhle von 65<br />
Cabrespine, ein unterirdisches<br />
Abenteuer<br />
Occitanie – Assignan,Das<br />
64<br />
unglaubliche Schicksal eines<br />
französischen Dorfes<br />
Sigean: das Reservat der<br />
60<br />
glücklichen Tiere<br />
Languedoc-Roussillon –<br />
59<br />
Überraschende Mittelmeerregion<br />
Carcassonne – Imponierende 57<br />
Festungsstadt des Mittelalters<br />
Côte Vermeille – Paulilles, wenn 57<br />
die Hölle zum Paradies wird<br />
Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn 47<br />
ein Krieger zum Klosterbruder<br />
wird<br />
Stadtentwicklung – Montpellier, 47<br />
ein Synonym für Dynamik<br />
HOTELS<br />
Domaine Riberach - Bélesta 81<br />
14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />
Premier-Film<br />
Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />
der Hugenotten<br />
Lyon – Die Metamorphose<br />
61<br />
eines Arbeiterviertels in ein<br />
Freilichtmuseum<br />
Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />
Flussufer zurück<br />
Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />
Reise zwischen gestern und<br />
morgen<br />
Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />
aus Lyon<br />
Wein – Clairette de Die 42<br />
Grignan – Im Land der schönen 40<br />
Briefe: eine Reise nach Grignan<br />
Wein – Lirac, das « mediterranste » 40<br />
Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />
Jardin Zen d’Erik Borja – Auf 39<br />
der Suche nach dem verlorenen<br />
Garten<br />
Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />
der Luxus der Simplizität<br />
Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />
aus Nyons<br />
HOTELS<br />
Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />
15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />
Alpen – La Grande Odyssée<br />
Savoie-Mont-Blanc – Blaue Augen,<br />
weißes Fell und Hundegebell<br />
81<br />
Auvergne-Rhône-Alpes – La<br />
Grange au Lac: wie im inneren<br />
eines Cellos<br />
Auvergne-Rhône-Alpes: Evian:<br />
das Gedächtnis des Wassers<br />
77<br />
71<br />
16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Provence-Alpes-Côte d'Azur 79<br />
– Abbaye de Montmajour: eine<br />
Reise durch die Vergangenheit der<br />
Provence<br />
Provence-Alpes-Côte d'Azur 78<br />
– Crotte Cosquer: unglaublische<br />
Höhlenmalereien in den<br />
Calanques von Marseille<br />
Provence-Alpes-Côte d’Azur – 75<br />
Château La Coste: ein Hauch<br />
von Verrücktheit zwischen<br />
provenzalischen Reben<br />
Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />
Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />
Provence – Coup de cœur: le 71<br />
Moulin de Daudet, Fontvieille<br />
Marseille – Eine fast<br />
70<br />
hundertjährige Liebeserklärung ist<br />
noch immer atuell<br />
Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />
in der Camargue<br />
Provence – Lavendel: eine<br />
67<br />
überraschende deutschfranzösische<br />
Geschichte.<br />
Provence – Mit Giono auf dem 67<br />
Berg der Schäfer<br />
Alpes-de-Haute-Provence – 66<br />
Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />
die Hochprovence zu verstehen<br />
Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />
berühmteste Quelle Frankreichs<br />
Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />
in Gefahr<br />
10 Ideen… für die Provence 39<br />
HOTELS<br />
B Design & Spa – Le Paradou 39<br />
Attrap’Rêves – Allauch 33<br />
17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />
Côte d'Azur – Die Magie eines<br />
mimosengelben und azurblauen<br />
Winters<br />
Saint-Tropez – Gemälde versus<br />
Realität<br />
Île de Port-Cros: von<br />
Schriftstellern, Naturschutz und<br />
einer zerrissenen Hose<br />
Paul Ricard – zwei Inseln, ein<br />
Schicksal<br />
Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />
Teppichs» von Cannes<br />
Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />
– Géoparc de Haute-Provence,<br />
eine erstaunliche Reise in die<br />
Vergangenheit der Erde<br />
Hyères – eine authentische Ecke<br />
am Mittelmeer<br />
Bormes-les-Mimosas – Wo<br />
Blumen wie Königinnen verehrt<br />
werden<br />
Ile de Port-Cros – Kleine<br />
Trauminsel im Mittelmeer<br />
Domaine du Rayol – Die<br />
Geschichte eines ungewöhnlichen<br />
Parks<br />
Nizza – <strong>Frühling</strong>sgefühle einer<br />
Diva<br />
HOTELS<br />
La Bonne Etape – Château-<br />
Arnoux-Saint-Auban<br />
81<br />
81<br />
79<br />
75<br />
74<br />
65<br />
63<br />
39<br />
38<br />
36<br />
32<br />
65<br />
18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />
Überseegebiete<br />
(DOM/TOM)<br />
Französisch-Guayana – Natur,<br />
Geschichte, Raumfahrt<br />
Weitere Themen<br />
Chantals Rezepte<br />
APPETITANREGER<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
37<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
SUPPEN<br />
Potage d'hiver au chou-fleur et 81<br />
aux épices<br />
Gaspacho de tomates et fraises 46<br />
Gaspacho de tomate 40<br />
Velouté de laitue 38<br />
VORSPEISEN<br />
Soufflé d'été au basilic 79<br />
SALATE<br />
Spinatsalat mit harten Eiern und 66<br />
knusprigen Hähnchenflügeln<br />
QUICHES & TARTES<br />
Tarte Tatin aux endives 80<br />
Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />
camembert<br />
Tourte Printanière aux<br />
70<br />
champignons de Paris<br />
Tarte d’automne aux champignons 60<br />
et à la farine de châtaignes<br />
Quiche Lorraine 33<br />
GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />
Camembert rôti au four 57<br />
FLEISCHGERICHTE<br />
Poulet fermier basse température 62<br />
à l’ail<br />
Rôti de porc aux pruneaux 59<br />
Coq au vin 43<br />
FISCHGERICHTE<br />
Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />
Encornets à la Sétoise 69<br />
Blanquette de saumon 65<br />
Millefeuille de crabe au saumon 63<br />
fumé<br />
Sole meunière 61<br />
FONDUES UND SAUCEN<br />
Die echte hausgemachte<br />
68<br />
Mayonnaise<br />
DESSERTS<br />
La crème catalane 78<br />
La tarte au chocolat 77<br />
Le Mont-blanc 76<br />
Le Gâteau basque 71<br />
Le Far Breton 64<br />
Profiteroles au chocolat chaud 58<br />
Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />
GEBÄCK<br />
La Tarte Bourdaloue 67<br />
GETRÄNKE<br />
Liqueur d’estragon 36<br />
Weine & Alkoholika<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Weintourismus – Domaine<br />
81<br />
Riberach, es lebe die<br />
Entschleunigung!<br />
Spirituosen – Der Cointreau 79<br />
Wein – Château La Coste: ein 76<br />
Versuchslabor für den Weinau von<br />
morgen ?<br />
Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />
aus Tannennadeln<br />
Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />
Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />
Deutscher, der Cognac im Blut hat
Wein/Portrait – Glucklich wie<br />
Sabine und Jörg in Frankreich<br />
Wein – Crémant, ein kleiner<br />
Schaumwein mausert sich<br />
Wein – Der elsässische Winzer<br />
Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />
Reben näher denn je<br />
Alkoholische Getränke –<br />
Frankreich, das neue Eldorado für<br />
Bierliebhaber<br />
Wein – Der neue Trend beim<br />
Aperitif à la française<br />
Wein – Warum wird Wein nicht<br />
grundsätzlich im Holzfass<br />
gelagert?<br />
Champagner – Was Sie schon<br />
immer über Champagner wissen<br />
wollten<br />
Peter Kwok – Ein asiatischer<br />
Winzer im Bordelais<br />
Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />
plaît »<br />
Bier – Schattendasein oder<br />
Geheimtipp?<br />
Lirac – Das « mediterranste »<br />
Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />
Wein & Gesundheit – Vive le vin!<br />
Vive la santé!<br />
Angélique de Niort – Likor aus<br />
einer Heilpflanze<br />
Cognac – Eine ungewöhnliche<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Genuss<br />
64<br />
63<br />
61<br />
60<br />
59<br />
58<br />
57<br />
46<br />
43<br />
40<br />
40<br />
39<br />
38<br />
36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Gastronomie – Jacques Bockel: 77<br />
ein Elsässer «provoziert» die Welt<br />
der Schokolade<br />
Gastronomie – Champignons: 70<br />
Jacky Roulleau, der Gärtner der<br />
Nacht<br />
Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />
der Rolls-Royce unter den<br />
französischen Muscheln<br />
Gastronomie – Das beste aller 66<br />
Baguettes<br />
Gastronomie – Kaviar von der 65<br />
französischen Atlantikküste,<br />
der neue Star<br />
Gilles Choukroun – Ein<br />
62<br />
Sternekoch, der die Pariser an den<br />
Flughafen zieht<br />
Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />
Koch einen Michelin-Stern erhält<br />
Spitzengastronomie – Fabian 53<br />
Feldmann, ein deutscher<br />
Sternekoch im Land der<br />
Feinschmecker<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />
Burgunds<br />
Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />
Korsikas<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />
der Bretagne<br />
Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />
der Luxus der Simplizität<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 39<br />
der Normandie<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />
der Auvergne<br />
L’O Provençale – Olivenöl aus 36<br />
Nyons<br />
Politik & Wirtschaft<br />
Landwirtschaft – Hurra, in<br />
Frankreich ist es gelungen, die<br />
begehrten weißen Trüffel zu<br />
züchten!<br />
Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />
Deutschland Frankreich erobert<br />
Wirtschaft – Die Revision<br />
der Gebietsgrenzen der<br />
AOC Champagne: ein neuer<br />
Goldrausch?<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
79<br />
78<br />
73<br />
Politik – Sind die Regionen das<br />
Erfolgsrezept für den Tourismus ?<br />
Wirtschaft – Frankreich-<br />
Deutschland: der Krieg der<br />
Gummibärchen ist erklärt!<br />
Initiative – Die deutschfranzösische<br />
Freundschaft: welch<br />
eine Energie!<br />
Politik – Präsidentschaftswahlen<br />
2017, Präsidiale Orte<br />
Wirtschaft – Atomkraft in<br />
Frankreich: der Niedergang eines<br />
Systems, das sich zu sicher fühlte<br />
Hochschulpolitik – Teaching in<br />
English? Oh mon Dieu!<br />
Umwelt – Lavendel der Provence<br />
in Gefahr<br />
Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />
und Frankreich<br />
Medien – Die politische<br />
Ausrichtung französischer Medien<br />
Tourismus – Hauptsache<br />
außergewöhnlich<br />
Volksabstimmungen –<br />
Modethema im Wahlkampf<br />
Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />
Bilanz<br />
Umweltschutz –<br />
Kettensägenmassaker am<br />
Welterbe Canal du Midi<br />
Gesellschaft & Alltag<br />
Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die<br />
Bürger von Calais" eingeweiht<br />
wurden<br />
Geschichte – Auvergne / Haute-<br />
Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />
beispielhaftes Stück Frankreich<br />
Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />
das Erwachen einer gar nicht so<br />
schlummernden Vergangenheit<br />
Geschichte – Sanary-sur-Mer:<br />
die "Hauptstadt der deutschen<br />
Literatur im Exil"<br />
Ce qui fait débat – Soll man<br />
die Basilika Sacré-cœur in Paris<br />
schützen oder abreißen ?<br />
Geschichte – 150 Jahre Pariser<br />
Kommune: ein zwiespältiger<br />
Geburtstag für die Franzosen<br />
Gesellschaft – "Wie ich als<br />
Buchhändlerin die aktuelle<br />
Gesundheitkrise in Frankreich<br />
erlebe"<br />
Am Tag als… der Leichnam des<br />
Unbekannten Soldaten am Arc de<br />
Triomphe bestattet wurde<br />
Gesellschaft – Wo ist eigentlich<br />
das gute französische Brot<br />
geblieben?<br />
Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel<br />
in Frankreich zur Rettung des<br />
Kulturerbes<br />
Geschichte – Koch und Pasteur:<br />
eine konstruktive Rivalität als<br />
Hoffnungsträger<br />
Kulturschock – Die Königin von<br />
Arles<br />
Geschichte – Montaigne: Ist die<br />
«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />
Gesellschaft – Literaturszene: das<br />
Ende eines zu langen Schweigens<br />
Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />
der Deutsche, der den Hafen von<br />
Bordeaux rettete<br />
Gesellschaft – Demografie: mehr<br />
Franzosen, aber nicht überall …<br />
Gesellschaft – Der unglaubliche<br />
Streit im das Erbe von Saint-<br />
Exupéry<br />
Interview – Serie «Quand on aime<br />
la France» (2)<br />
René Martin, der französische<br />
Steve Jobs der Musik<br />
Interview – Serie «Quand on aime<br />
la France»<br />
Roger Diederen, Direktor der<br />
Kunsthalle München<br />
70<br />
69<br />
65<br />
63<br />
59<br />
46<br />
46<br />
43<br />
40<br />
40<br />
39<br />
38<br />
36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
81<br />
81<br />
80<br />
80<br />
79<br />
79<br />
79<br />
77<br />
76<br />
76<br />
75<br />
74<br />
74<br />
74<br />
71<br />
70<br />
69<br />
69<br />
68<br />
Ernährung – Vorsicht vor<br />
triploiden Austern!<br />
Gesellschaft – Le Mondial la<br />
Marseillaise à pétanque, der<br />
größte Boule-Wettkampf der Welt<br />
Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />
der vergessenen Sklaven<br />
Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />
Elyx, des Botschafters der guten<br />
Laune<br />
David Ken – Der Fotograf, der das<br />
Glück fotografiert<br />
Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />
die Umwandlung des Seine-Ufers<br />
in eine Fußgängerzone geht weiter<br />
Geschichte: Die Johnnies, die<br />
Lieblingsfranzosen der Engländer<br />
Frauen und Männer, die sich<br />
für die deutsch-französische<br />
Freundschaft einsetzen:<br />
Barbara Barberon-Zimmermann,<br />
Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />
Kulturfestivals<br />
arabesques<br />
Brexit: Wie denken Briten, die in<br />
Frankreich leben, darüber?<br />
Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />
warten auf die Fussballfans<br />
Integration – die Schwächen des<br />
französischen Systems<br />
Erfolgsgeschichten aus<br />
Frankreich –<br />
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />
Geschichte – 300. Todestag<br />
von Ludwig XIV. in Versailles:<br />
Begräbnisrituale leben länger als<br />
Könige<br />
Gesellschaft – Hinter den<br />
Kulissen des CROSS Corsen.<br />
Erinnerungskultur – Passen<br />
Gedenken und Tourismus<br />
zusammen?<br />
EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />
Nantes und Marseille werden<br />
europäische Hauptstädte<br />
Winterschlussverkauf – Der<br />
andere Wintersport<br />
Simone Hérault – Die Stimme<br />
Frankreichs<br />
Berühmtheiten – Die 100<br />
bekanntesten Franzosen<br />
Frankreichbild – Frankreichs<br />
Image in der Welt<br />
Académie Française – Die<br />
Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />
französischen Sprache<br />
Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />
des Zentralismus<br />
Tourismus – Trends für den<br />
Winterurlaub 2011/12<br />
Gardienne – Félisa, Gardienne<br />
in Paris<br />
Kunst & Kultur<br />
67<br />
63<br />
63<br />
62<br />
62<br />
61<br />
60<br />
60<br />
60<br />
59<br />
58<br />
58<br />
57<br />
57<br />
52<br />
43<br />
43<br />
40<br />
39<br />
39<br />
39<br />
38<br />
36<br />
36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Kultur – Die andere Seite von 81<br />
Victor Hugo: der Zeichner<br />
Interview – "Der Doppelgänger": 81<br />
30 Jahre deutschsprachige<br />
Literatur in Frankreich<br />
Kultutrerbe – Der Wandteppich 80<br />
von Bayeux soll wieder in altem<br />
Glanz erstrahlen<br />
Kultur / Comic (5) – Interview: 79<br />
Richard Malka, Anwalt und<br />
Comicautor<br />
Ungewöhnliche Geschichten aus 78<br />
Frankreich –<br />
Alexandre Dumas: Wie der Vater,<br />
so der Sohn<br />
Kultur / Comic (4) – Cent mille 78<br />
ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />
déchets nucléaires<br />
Portrait - Jean-Yves de Groote, 77<br />
Herausgeber von Ecoute<br />
Enthüllung –Das Geheimnis um 77<br />
Van Goghs letztes Bild gelüftet<br />
Preise – Tyll Peters: ein junger<br />
Deutscher erhält Preis von Charlie<br />
Hebdo<br />
Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />
und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />
l’Aquarius<br />
Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />
und Pierre Van Hove: Algues<br />
vertes, l’histoire interdite<br />
Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />
Krug: Heimat, ein deutsches<br />
Familienalbum<br />
Kultur – Amüsante Geschichten<br />
rund um die französische<br />
Nationalhymne «La Marseillaise»<br />
Kultur – Festival de Piano de La<br />
Roque d’Anthéron<br />
Geschichte – Der Neandertaler:<br />
Unser Urahn erhält ein neues<br />
Image<br />
Portrait – Auf den Spuren von<br />
Jacques Prévert<br />
Sprache – Aussprache,<br />
Kartografie eines Systems à la<br />
française<br />
Kultur – 1977-2017: Centre<br />
Pompidou, 40 Jahre und immer<br />
noch überraschend<br />
Musik: Das unglaubliche<br />
Vermächtnis von Maurice Ravel<br />
Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />
in Paris<br />
Museen – Frankreichs Museen auf<br />
der Überholspur<br />
ST-ART – Eine Kunstmesse<br />
zwischen den Welten<br />
Lebensart<br />
76<br />
73<br />
72<br />
71<br />
68<br />
67<br />
67<br />
64<br />
64<br />
61<br />
60<br />
46<br />
45<br />
38<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein 81<br />
Mythos wird 100 Jahre alt<br />
Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />
Zurück an die Côte d'Or<br />
Produkte – Meteor: die größte der 80<br />
kleinen Brauereien Frankreichs<br />
Produkte – Briefkästen für<br />
79<br />
Frankreichliebhaber "Made in<br />
Alsace"<br />
Produkte – Parapluie de<br />
78<br />
Cherbourg<br />
Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />
Lefranc Bourgeois<br />
Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />
Guy Cotten<br />
Produkte – La Hulotte, «das 74<br />
meistgelesene Magazin im<br />
Tierbau»<br />
Produkte – Les Herbes de<br />
71<br />
Provence<br />
Produkte – Das<br />
70<br />
Gemüsepassiergerät aus Edelstahl<br />
namens Moulinex<br />
Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />
eine kulturelle Revolution<br />
Produkte – Châteldon:<br />
68<br />
der Champagner unter den<br />
französischen Mineralwässern<br />
Produkte – Revolution in Sachen 67<br />
Aperitif!<br />
Produkte – Les boules Quies 66<br />
Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />
aus Glas von Luminarc<br />
Produkte – La Pléiade 64<br />
Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />
Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />
Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />
der Post<br />
Produkte – Der Bistrostuhl<br />
60<br />
« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />
Produkte – Bol à prénom 59<br />
Produkte – Eau de Javel 58<br />
Produkte – Sophie la girafe 57<br />
Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43
ART DE VIVRE Rezept<br />
Als Marcel Proust noch ein Kind war, gab ihm seine Tante immer<br />
kleine Madeleines, die sie in Tee eintunkte. Als Erwachsener machte<br />
der Schriftsteller zufällig die Erfahrung, dass der Geschmack eines<br />
Madeleines bei ihm Erinnerungen an seine Kindheit wachrief. Das<br />
Phänomen, dass eine Erinnerung an die Vergangenheit plötzlich<br />
durch etwas ganz Alltägliches ins Gedächtnis gerufen wird – in diesem<br />
Fall durch den Geschmack oder Geruch eines einfachen Gebäcks –<br />
inspirierte Proust zu einem seiner berühmtesten Texte in « Der Weg<br />
zu Swann », dem ersten Band der « Suche nach der verlorenen Zeit ».<br />
Seitdem ist « La Madeleine de Proust » ein geläufiger Ausdruck in<br />
der französischen Sprache, mit dem man etwas bezeichnet, das mit<br />
einer subjektiven Erinnerung verbunden ist. Abgesehen davon ist das<br />
kleine Gebäckstück in Muschelform, das ursprünglich aus Commercy<br />
(Lothringen) stammt, nach wie vor ein Klassiker der französischen<br />
Patisserie. Es ist zeitlos, und sowohl Klein als auch Groß verzehren<br />
es gerne als Nachmittagsimbiss zu einem Tee oder einer heißen<br />
Schokolade. Auch ich mag es so am liebsten. Bonne dégustation!<br />
La Madeleine<br />
de Proust<br />
Für ca. 24 Madeleines<br />
Zubereitung: etwa 20 Minuten<br />
Kühlzeit: mindestens eine Stunde,<br />
im Idealfall 12 Stunden<br />
Backzeit: 10 Minuten<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Zutaten:<br />
3 frische Eier<br />
125 g Zucker<br />
125 g Butter<br />
125 g Mehl<br />
1 TL Orangenblütenwasser<br />
oder die abgeriebene<br />
Schale einer Zitrone<br />
½ TL Backpulver<br />
Spezifisches Zubehör:<br />
Backform für Madeleines<br />
aus Silikon oder Metall<br />
Zubereitung:<br />
• Butter in einem Topf oder in der<br />
Mikrowelle schmelzen lassen.<br />
• Eier mit dem Zucker schlagen, bis<br />
eine helle, schaumige Masse entstanden<br />
ist. Orangenblütenwasser<br />
oder abgeriebene Zitronenschale<br />
hinzufügen. Das gesiebte Mehl<br />
und das Backpulver nach und nach<br />
gut einrühren. Zerlassene Butter<br />
zufügen und erneut verrühren.<br />
• Mit Folie abdecken und mindestens<br />
eine Stunde (im Idealfall 12 Stunden)<br />
in den Kühlschrank stellen.<br />
• Backofen auf 220° C vorheizen.<br />
Mein Tipp: Teig erst im letzten<br />
Moment aus dem Kühlschrank<br />
nehmen. Der Temperaturschock,<br />
der entsteht, wenn der sehr kalte<br />
Teig in den heißen Ofen kommt,<br />
ist das Geheimnis, um die schöne<br />
Wölbung zu erhalten, die klassische<br />
Madeleines auszeichnet.<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 91
ART DE VIVRE Kulturschock<br />
Liebe Erika,<br />
erinnerst du dich noch daran, als du mich im vergangenen Sommer in Paris besucht hast und wir zusammen<br />
in den Louvre gegangen sind? Die Person am Eingang wollte unsere Personalausweise sehen, um überprüfen zu<br />
können, ob wir auch wirklich Anrecht auf vergünstige Eintrittstickets haben. Du hast laut aufgelacht, als du<br />
sahst, wie ich etwas verlegen ein kleines, gefaltetes Dokument – anders passte es nicht in meinen Geldbeutel –<br />
aus meiner Tasche zog, das bereits ganz vergilbt war und sein « Überleben » als offizielles Dokument nur ein paar<br />
Streifen Klebeband zu verdanken hatte. Dabei war dieses unglaubliche « Ding » in der Tat mein französischer<br />
Personalausweis! Zugegeben, er war immerhin schon 30 Jahre zuvor ausgestellt worden. Ich hatte mir bereits<br />
angewöhnt, mich beim Vorzeigen dieser « Antiquität » automatisch zu rechtfertigen: « Ja, ich weiß, ich habe mich<br />
verändert ... Die Zeit vergeht so schnell, aber das bin wirklich ich » ... Die Frau am Eingang lächelte mich an<br />
und bemerkte freundlich, dass die neuen Personalausweise im europäischen Format mittlerweile auch in Frankreich<br />
eingeführt seien ... « Schauen Sie, Ihre Freundin hat so einen. Er ist viel praktischer einzustecken und auch<br />
wesentlich robuster » ... Daraufhin hast du mir deinen deutschen Personalausweis gezeigt, der wie neu aussah und<br />
in der Tat viel moderner und zweckmäßiger war. Und er trug sogar das Symbol der EU, das auf meinem alten<br />
Ausweis natürlich auch nicht zu sehen war. Im ersten Moment habe ich nichts gesagt, aber insgeheim dachte ich<br />
mir, dass es wirklich an der Zeit ist, den Ausweis erneuern zu lassen!<br />
Gesagt, getan. Vor einigen Tagen konnte ich nun meinen neuen Personalausweis abholen. Der Antrag war gar<br />
nicht kompliziert, und es ging relativ schnell. Ich bin wirklich froh, dass ich es gemacht habe! Abgesehen von<br />
der praktischen Seite und der Tatsache, dass er wohl sicherer ist, bin ich stolz darauf, endlich ein Dokument<br />
vorweisen zu können, das sowohl das Symbol Frankreichs als auch das der Europäischen Union trägt. Nach all<br />
der langen Zeit, in der wir bereits den Aufbau Europas unterstützen, war das auch notwendig! Ich schreibe dir<br />
aber heute nicht nur, weil ich den neuen Ausweis zum Teil dir zu verdanken habe, sondern auch, weil es sein<br />
kann, dass dieser in einigen Monaten ein wahrhaftiges Sammlerstück ist! Die Geschichte ist unglaublich.<br />
Gemäß den europäischen Vorgaben ist der neue Personalausweis, im Gegensatz zum alten Modell, zweisprachig<br />
abgefasst, nämlich Französisch und Englisch. Die Bezeichnung Carte nationale d’identité sowie die verschiedenen<br />
Titel wie Nom, Prénom, Sexe, Date de naissance, Taille sind also in beiden Sprachen angegeben. Ich weiß,<br />
für dich ist das nichts Neues. Als du mir im Louvre deinen deutschen Personalausweis zeigtest, ist<br />
mir sofort aufgefallen, dass man in Deutschland in Sachen<br />
Übersetzung noch weiter geht, da der Ausweis nicht nur<br />
in zwei, sondern in drei Sprachen – Deutsch, Englisch,<br />
Französisch – abgefasst ist. Ich gestehe, dass ich das im<br />
Hinblick auf die deutsch-französischen Beziehungen auf<br />
meinem neuen Kartenausweis gerne ebenso gehabt hätte<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
Aber Schwamm drüber, darum geht es hier gar nicht.<br />
Stell dir vor, die Académie française, diese altehrwürdige<br />
Hüterin der französischen Sprache, verlangt zum ersten<br />
Mal in ihrer Geschichte die Außerkraftsetzung eines administrativen<br />
Dokuments, da sie es als illegal einstuft.<br />
Bei diesem Dokument handelt es sich genau um den<br />
neuen französischen Personalausweis, der 2021 eingeführt<br />
wurde. Und der Grund, wirst du dich jetzt fragen? Jetzt<br />
darfst du lachen, weil er zweisprachig ist.<br />
Ich schwöre, das ist keine Übertreibung! Es stand heute im Figaro, und ich dachte mir, das muss ich dir unbedingt<br />
mitteilen. Hélène Carrère d’Encausse, ihres Zeichens « Sekretär der Académie française auf Lebenszeit »<br />
(und nicht « Sekretärin », wie man eigentlich sagen würde, denn Madame ist gegen weibliche Funktions- und<br />
Berufsbezeichnungen) empört sich in dem Artikel ganz unverhohlen und erinnert daran, dass laut Artikel 2<br />
der Verfassung Französisch « die Sprache der Republik » ist. Zudem schreibt ein Gesetz aus dem Jahr 1994 für<br />
administrative Dokumente die französische Sprache vor. Madame « le » secrétaire perpétuel äußert sich eindeutig:<br />
« Unter dem Vorwand, dass die Europäische Union eine zweisprachige Angabe der Titel empiehlt, malträtiert man<br />
ein grundlegendes Prinzip. » Kurz, sie zieht gegen den zweisprachigen Personalausweis in den Krieg! Die neuen<br />
Ausweise wären eine derartige Gefahr für die Sprache, dass die Akademie, wie der Artikel ausführt, bereits<br />
« eine Anwaltskanzlei beauftragt hat ». Diese hat den Premierminister angeschrieben, « um die Verfügung für die<br />
Ausstellung der neuen Personalausweise außer Kraft zu setzen ». Wenn schon, denn schon! Und wenn das nicht<br />
reichen sollte, haben die Mitglieder der Akademie bereits das weitere Vorgehen angekündigt: « Sollte keine Entscheidung<br />
getroffen werden, um Französisch erneut als einzige Sprache auf dem Personalausweis festzuschreiben »,<br />
würden sie « Einspruch beim Conseil d’État einlegen »!<br />
Liebe Erika, ich kann mir vorstellen, dass du dir nun dieselbe Frage stellst, wie ich sie mir gestellt habe:<br />
Was wird aus den Ausweisen, die seit 2021 ausgegeben wurden – also auch aus meinem? Glücklicherweise hat<br />
sich ein Rechtsprofessor in einem Interview folgendermaßen geäußert: « Die Außerkraftsetzung eines Gesetzestextes<br />
kann nicht rückwirkend geschehen. Bereits gedruckte Ausweise bleiben gültig. Lediglich diejenigen, die nach der<br />
Entscheidung ausgegeben werden, müssten geändert werden » ... Da bin ich aber beruhigt. Ich muss gestehen, ich<br />
würde der Regierung ja am liebsten vorschlagen, die zukünftigen Ausweise in Französisch, Englisch ... und Deutsch<br />
zu verfassen! Egal, ob die Académie française das verstehen will oder nicht!<br />
Herzliche Grüße
ART DE VIVRE Produkt<br />
Serie: Typisch französische Produkte (32)<br />
« Der Geschichtenerzähler »<br />
Lunii<br />
Es war einmal, im Jahr 2013, eine junge Französin<br />
namens Maëlle Chassard. Sie lebte in Paris, studierte<br />
Design und musste wie alle ihre Kommilitonen<br />
zum Abschluss ihres Studiums den Professoren ein Projekt<br />
für die Entwicklung eines innovativen Produktes präsentieren.<br />
Es wäre nun naheliegend gewesen, dass sich die<br />
24-jährige Maëlle dazu von der digitalen Welt, also von all<br />
den Bildschirmen, Tablets und « vernetzten Objekten », die<br />
mittlerweile quasi zum Alltag gehörten, hätte inspirieren<br />
lassen. Doch Maëlle fühlte sich von dieser beschleunigten,<br />
« alles vernetzenden » Welt überhaupt nicht angezogen. Im<br />
Gegenteil. Sie ist eher jemand, der sich Zeit nimmt, der<br />
gerne ein wenig träumt und der Fantasie freien Lauf lässt.<br />
Im Umfeld von Maëlle weiß man nur zu gut, dass die junge<br />
Frau nicht unbedingt alles « so wie alle anderen » macht,<br />
sondern gerne eigene Wege geht …<br />
Und so trat sie am Tag der Projektpräsentation mit<br />
ihrem Prototyp in den Händen vor die Professoren. Es<br />
war ein kleines, seltsames Holzkästchen im minimalistischen<br />
Design, auf dem sich einige einfache Knöpfe<br />
abzeichneten. Auf den ersten Blick erinnerte das Objekt<br />
an ein Radio. Enthusiastisch erläuterte die junge Studentin<br />
ihre Idee: Sie wollte ein kleines Gerät entwickeln, das<br />
gut in Kinderhände passt und mit dem man Geschichten<br />
anhören kann, ganz ohne Bildschirm oder gar WLAN<br />
beziehungsweise Bluetooth-Verbindung. Das Gerät hatte<br />
bereits einen Namen: « Mein Geschichtenerzähler ». Das<br />
Konzept überzeugte nicht nur die Professoren, die Maëlle<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
den Studienabschluss zuerkannten, sondern auch die<br />
Öffentlichkeit. Als « Mein Geschichtenerzähler » einige<br />
Monate später auf der Messe Futur en Seine vorgestellt<br />
wurde, weckte er spontan die Neugier und das Interesse<br />
vieler Besucher und wurde sogar mit dem Publikumspreis<br />
ausgezeichnet.<br />
Hinter dem simplen, geschichtenerzählenden Kästchen<br />
steht die Idee, der Vorstellungskraft und Fantasie des<br />
Kindes wieder eine zentralere Rolle einzuräumen. Dieser<br />
Ansatz hob sich in einer Welt, die mehr und mehr auf Digitalisierung<br />
und Vernetzung setzt, wohltuend ab. Maëlle<br />
wurde klar, dass die Menschen von ihrem Projekt angetan<br />
waren, sogar sehr angetan! Es schien so, als würde die<br />
Rückkehr zu einfachen, authentischen Dingen – kleinen<br />
Kindern eine Geschichte zum Einschlafen vorzulesen –<br />
den Gesprächspartnern selbst eine gewisse Ruhe und Gelassenheit<br />
verleihen. Aufgrund der Reaktionen beschloss<br />
die junge Frau 2014 gemeinsam mit drei Freunden – Thomas,<br />
Igor und Eric – das Unternehmen Lunii zu gründen<br />
und den modernen und zugleich äußerst nostalgisch anmutenden<br />
« Geschichtenerzähler » weiterzuentwickeln.<br />
Nach einer intensiven Forschungs- und Entwicklungsphase<br />
stand schließlich das definitive Aussehen des<br />
Produktes. Letztendlich wird zwar kein Holz, sondern<br />
Kunststoff verwendet, da Holz als zu schwer und zu spröde<br />
beurteilt wurde, der minimalistische Retrolook der ursprünglichen<br />
Idee wurde jedoch beibehalten. Der zentrale<br />
Punkt ist die sehr einfache Funktionsweise, sodass Kinder<br />
im Alter von drei bis acht Jahren es problemlos bedienen,<br />
überall mitnehmen und damit ihre eigenen Geschichten<br />
kreieren können: Denn Ma Fabrique à Histoires, wie das<br />
Spielzeug in Frankreich heißt, kann mehr als immer<br />
« nur » dieselben Geschichten erzählen. Kinder können<br />
mit dem Gerät auf der Basis bestimmter Elemente ihre eigene<br />
Handlung zusammenstellen, indem sie zum Beispiel<br />
die Hauptperson oder den Handlungsort mithilfe eines<br />
großen Knopfes bestimmen. Auf diese Weise werden sie<br />
– genau wie Maëlle sich das von Anfang an vorstellte –<br />
selbst zum Akteur der Geschichte.<br />
Ab 2016 erhielt das « Abenteuer Lunii » starken Aufwind.<br />
Im Laufe der Jahre verkaufte sich das Spielzeug<br />
– nicht zuletzt dank der besten Werbung, die es gibt,<br />
nämlich der Mund-zu-Mund-Propaganda – im wahrsten<br />
Sinne des Wortes « wie warme Semmeln ». Mehr als eine<br />
Million Exemplare wurden inzwischen in Europa und<br />
Nordamerika abgesetzt. Dennoch bleiben die Unternehmer<br />
mit beiden Füßen auf der Erde: Lunii beschäftigt<br />
zwar heute rund 100 Personen und wächst kontinuierlich<br />
weiter, dennoch werden ökologisches Bewusstsein und<br />
menschliche Werte großgeschrieben. 2020 wurde beispielsweise<br />
die Produktion von China nach Frankreich<br />
zurückverlagert, im Juli 2021 erhielt das Unternehmen<br />
daher das Label Origine France Garantie. Mit Akteuren<br />
aus den Bereichen Gesundheit und Bildung werden regelmäßig<br />
Partnerschaften abgeschlossen. So spendet Lunii<br />
unter anderem immer wieder « Geschichtenerzähler »<br />
an Krankenhäuser. Was den Inhalt des kleinen « Zauberkästchens<br />
» angeht, so wird dieser Jahr für Jahr um<br />
Hunderte neuer Geschichten ergänzt. Inzwischen gibt es<br />
insgesamt 3600 in acht Sprachen (darunter Deutsch), die<br />
von 70 Autorinnen und Autoren verfasst wurden. Über<br />
eine ausgefeilte Applikation können Eltern heute sogar<br />
eigene Geschichten aufnehmen und im Gerät ihres Kindes<br />
abspeichern. Offensichtlich ist Fantasie nach wie vor<br />
ein Motor von Lunii, wie die unleugbare Erfolgsstory des<br />
französischen Unternehmens zeigt. Eine Erfolgsstory, die<br />
in gewisser Weise etwas von einem Märchen hat …<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />
die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />
befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />
Nationalheiligtümer sind. In den letzten<br />
Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und<br />
Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52),<br />
Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer<br />
(<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la<br />
girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom<br />
(<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Hulotte, « das meistgelesene Magazin im Tierbau »<br />
Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 74), Savon de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe<br />
(<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung Ölzeug von Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die Künstlerfarben<br />
La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas von Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der Parapluie de<br />
Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten « Made in<br />
plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79), Meteor, die<br />
Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät Größte der kleinen Brauereien Frankreichs<br />
Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70), Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), (<strong>Nr</strong>. 80) und Chanel N°5, die berühmteste<br />
Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72), L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Nummer in der Welt der Düfte (<strong>Nr</strong>. 81).<br />
Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 95
GUÉWEN A TESTÉ<br />
…<br />
die französische Softwarelösung für<br />
die Vereinbarung von Arztterminen<br />
Worum handelt es sich dabei?<br />
Das Unternehmen Doctolib wurde 2013 von dem<br />
jungen Pariser Stanislas Niox-Chateau gegründet, der<br />
es Patienten ermöglichen wollte, Arzttermine online<br />
zu vereinbaren, um so den Zugang zur medizinischen<br />
Versorgung zu verbessern. Gleichzeitig erleichtert die<br />
Softwarelösung Arztpraxen und Fachpersonen im Gesundheitswesen<br />
das Patienten- und Terminmanagement.<br />
Wie funktioniert das System?<br />
Es ist ganz einfach: Man lädt entweder die kostenlose<br />
App Doctolib herunter oder loggt sich auf der Website<br />
www.doctolib.fr ein. Anschließend kann man einen<br />
Arzttermin oder eine Videosprechstunde bei einer<br />
Gesundheitsfachkraft in Frankreich reservieren, sofern<br />
diese die Software nutzt. Die Suche ist nach Namen, Ort<br />
(GPS-Ortung ist möglich), Fachbereich oder auch nach<br />
bestimmten Einrichtungen<br />
möglich.<br />
Anschließend<br />
werden<br />
die verfügbaren<br />
Termine angezeigt.<br />
Will man<br />
einen Termin<br />
buchen, muss<br />
man zunächst ein<br />
Konto eröffnen<br />
oder sich mit<br />
einem bestehenden<br />
Konto einloggen.<br />
Nach der<br />
Buchung erhält man eine<br />
Terminbestätigung per E-<br />
Mail und in der Folge Terminerinnerungen<br />
per SMS.<br />
Wie viel kostet das?<br />
Für den Patienten ist die<br />
Dienstleistung kostenlos.<br />
Der Arzt bezahlt für die<br />
Software zur Terminverwaltung<br />
einen monatlichen<br />
Betrag von 139 €<br />
(beziehungsweise 129 €<br />
bei jährlicher Zahlung).<br />
Welches sind die wesentlichen Vorteile?<br />
Abgesehen von der Tatsache, dass man damit rund um<br />
die Uhr einen Arzttermin vereinbaren kann, hat das System<br />
den großen Vorteil, dank GPS-Ortung einen Arzt<br />
oder andere medizinische Fachkräfte in der Nähe suchen<br />
zu können. Auf diese Weise kann man vergleichen,<br />
welcher Arzt in der Umgebung den frühesten Termin<br />
frei hat, denn in Frankreich ist es vor allem in ländlichen<br />
Gebieten mit geringer Ärztedichte nicht ungewöhnlich,<br />
mehrere Monate auf einen Termin bei einem Spezialisten<br />
warten zu müssen. Der Service reduziert zudem<br />
die Wartezeit am Telefon und bietet die Möglichkeit,<br />
bei mehreren Terminvorschlägen den passenden auszusuchen.<br />
Des Weiteren wissen Patienten im Voraus, ob<br />
der Arzt die Europäische Krankenversicherungskarte<br />
anerkennt oder welche Zahlungsmittel im Falle einer<br />
Vorleistung akzeptiert werden. Für Urlauber kann auch<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>
die Frage interessant sein, ob in einer bestimmten<br />
Arztpraxis Fremdsprachen gesprochen werden.<br />
Nutzen die Franzosen das Angebot?<br />
Ja, Doctolib findet sogar sehr großen Anklang und<br />
spielt besonders im Rahmen der Coronaviruskrise eine<br />
sehr große Rolle, da über die Plattform Impftermine<br />
reserviert werden können. Vor allem eine Zahl beweist<br />
dies eindrücklich: Am 13. Juli 2021 wurden nach der<br />
Ankündigung über die Einführung des Pass sanitaire<br />
– wie das digitale COVID-Zertifikat in Frankreich<br />
genannt wird – innerhalb weniger Stunden 1,3 Millionen<br />
Impftermine über die Plattform vereinbart. Seit<br />
Beginn der Pandemie registrierte Doctolib insgesamt 85<br />
Millionen Terminvereinbarungen für die Impfung, und<br />
alles lief ohne wesentliche technische Probleme ab. Die<br />
Franzosen vertrauen Doctolib inzwischen, viele nutzen<br />
das Angebot regelmäßig. Das Unternehmen konnte<br />
sich 2021 im Klassement der beliebtesten französischen<br />
Unternehmen sogar vom 43. auf den 11. Platz verbessern<br />
(Quelle: jährliche Umfrage des Instituts IFOP im<br />
Auftrag von Eight Advisory und Le Journal du Dimanche),<br />
was einer spektakulären Verbesserung entspricht.<br />
Ist Doctolib erfolgreich?<br />
Zweifellos, sowohl was die Zufriedenheit von Ärzten<br />
und Patienten angeht, als auch im Hinblick auf den<br />
unternehmerischen Erfolg. Doctolib hat die Gewohnheiten<br />
der Franzosen bei der Vereinbarung von<br />
Arztterminen vollkommen über den Haufen geworfen<br />
und ist heute ein unverzichtbarer Partner im Rahmen<br />
der französischen Impfpolitik. Die Anzahl der Beschäftigten<br />
stieg von vier im Jahr 2013 auf heute mehr als<br />
2300. Zu Jahresbeginn informierte das Unternehmen<br />
darüber, dass <strong>2022</strong> weitere 700 Neueinstellungen<br />
geplant sind. Der Börsenwert wird auf 880 Millionen<br />
Euro geschätzt: Das macht aus Doctolib ein « Einhorn<br />
» der französischen Technologieunternehmen.<br />
Ist das System vertrauenswürdig?<br />
Die elektronische Verarbeitung persönlicher Daten ist<br />
selbstverständlich immer eine wichtige und überaus<br />
sensible Angelegenheit, insbesondere wenn diese<br />
Daten einen Zusammenhang mit der Gesundheit<br />
haben. Doctolib bekam dies 2020 in Deutschland zu<br />
spüren. Das Unternehmen, dessen Angebot dort seit<br />
2016 existiert, hatte auf der deutschen Website seines<br />
Dienstes zwei Marketing-Cookies gesetzt, die Daten<br />
an Großunternehmen im Bereich Onlinewerbung (u. a.<br />
Facebook) übermittelten. Inzwischen versichert Doctolib,<br />
alle notwendigen Maßnahmen ergriffen zu haben, um<br />
diesen Fehler zu korrigieren und die Vertraulichkeit der<br />
eingegebenen Daten zu gewährleisten. Dazu hat man vor<br />
Kurzem Tanker, eine international als zuverlässig anerkannte<br />
Spitzentechnologie zur Sicherung sensibler Daten,<br />
übernommen. Auf diese Art will das Unternehmen seine<br />
Entschlossenheit zum Ausdruck bringen, in diesem<br />
Bereich ein Musterbeispiel zu werden. Die Investition<br />
bestätigt auf jeden Fall, dass Doctolib alles daransetzt,<br />
sich in Europa als führendes Unternehmen im Bereich<br />
E-Health zu behaupten. Wir werden am Ball bleiben …<br />
Freiheit beginnt<br />
beim Lesen<br />
Sparen Sie<br />
10 %!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
in Situationen wie der jüngeren Vergangenheit<br />
tun Aktivitäten wie Lesen und eventuell sogar<br />
die Vorbereitung des nächsten Frankreichurlaubs<br />
mehr denn je gut.<br />
Abonnieren Sie jetzt das erste und einzige Magazin,<br />
das seit 2005 ganz von Menschen kreiert wird, die in<br />
Frankreich leben, für nur<br />
24,90 €<br />
pro Jahr für 4 Ausgaben (Deutschland)<br />
Jetzt bestellen:<br />
030 / 42 80 40 40<br />
www.frankreicherleben.de
IMPRESSUM/VORSCHAU<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />
Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />
zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />
am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />
Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />
Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />
AVZ GmbH<br />
Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />
Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />
abo@frankreicherleben.de<br />
ISSN: 1861-4256<br />
Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />
Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />
Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />
Serge Robin, Sabine Schmitt<br />
Layout: Zauberhaus.eu<br />
Anzeigen:<br />
Isabelle Schmidt<br />
Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />
Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />
ischmidt@frankreicherleben.com<br />
Gültige Anzeigenpreisliste: 19/2021<br />
Druck: westermann DRUCK | pva,<br />
Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />
À la Saint-Pascal, s’il fait beau, l’été sera méridional – wenn es am Tag<br />
des Heiligen Pascal schön ist, wird der Sommer südländisch –, lautet<br />
eine der altüberlieferten Redensarten, an denen die Franzosen<br />
sehr hängen, vor allem, wenn sie einen Bezug zum Wetter haben.<br />
Zufälligerweise wird ab dem Tag des Heiligen Pascal, nämlich dem<br />
17. Mai, die nächste Ausgabe von Frankreich erleben im Handel<br />
erhältlich sein. Hoffen wir also, dass es der Wettergott an diesem Tag<br />
gut mit uns meint und dass wir uns dann auf einen wunderschönen<br />
Sommer freuen können.<br />
Doch bis es so weit ist, erhalten Sie wie immer auf der letzten Seite<br />
einige Hinweise auf die kommende Sommerausgabe.<br />
Zunächst zwei Fotos:<br />
Vetrieb:<br />
DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />
Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />
Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />
Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />
nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />
Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />
Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />
Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />
auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />
sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />
Verlags.<br />
Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />
Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />
Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />
Einzelpreise im Handel: 6,90 E (D), 7,60 E (A),<br />
11,90 CHF (CH), 8,10 E (F/L/B/NL), 8,10 E (I)<br />
Abonnement (Preise pro Jahr): 24,90 E (D), 26,90 E (A),<br />
39,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 32,90 E<br />
Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />
die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />
© <strong>2022</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />
unten): Titel: Valentin Flauraud, im Auftrag von Saype • S.3: Serge Robin, Ajc<br />
Presse • S.4: Nicole Cobac, Ajc Presse; Serge Robin, Ajc Presse; Valentin<br />
Flauraud, im Auftrag von Saype, Cédric Brown, Ajc Presse; Alain Lardière,<br />
Ajc Presse; Emmanuel Juppeaux, Terre Sauvage; Dr; Jc Albert, Ajc Presse<br />
• S.6-7: Serge Robin, Ajc Presse; Pixabay; Florian Hulleu, Paris 2024 •<br />
S.8-9: Bouillon Pigalle/République, Dr; Pixabay • S.10-11: Serge Robin, Ajc<br />
Presse; Waterstudio, Dr; Pixabay • 12-13: Dr • S. 14: Maxime Reychman,<br />
Julliard; Cédric Brown, Ajc Presse; Francesca Mantovani CC0; Astrid di<br />
Crollalanza, Albin Michel; Dr; Lula Bornak, Hanser Verlag • S.16: Dr • S.17:<br />
Arte, Dr • S.20: Dr • S.22-31: Serge Robin, Ajc Presse • S.32-37: CéDric<br />
Brown, Ajc Presse • S.38-39: Jc Albert, Ajc Presse • S.40-41: Présidence<br />
de la République • S.42-47: Jc Albert, Ajc Presse • S.48-53: Malika Turin,<br />
Dr; OTCHC-ChrisBogaerts-Com; Manu Tranche, les Ardents Editeurs, Dr;<br />
OTCHC Jérémy Truant • S.54-59: Valentin Flauraud, im Auftrag von Saype •<br />
S.62-63: Elodie Cayot, Jean Becker, Belfort Tourisme; Romain Venot; Regis<br />
Ravegnani; Jean-François Lami • S.64: Valentin Flauraud; PinkF; Klaus<br />
Tummers; Steeve Eggleton • S.66: Philippe Matsas, Flammarion • S.70-77:<br />
Emmanuel Juppeaux et Emmanuel Boitier, Terre Sauvage • S.78: Sarah<br />
Sergent, Paris Tourist Office • S.80-85: CC0 et Domaine public • S.90-91:<br />
Gérard Rival, Ajc Presse • S.92-93: Dr • S.94, Lunii, Dr • S.96: Serge Robin,<br />
Ajc Presse, Doctolib, Dr • S.98: Pixabay; Archives Nationales, Dr<br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong><br />
Und dann zwei Hinweise, von denen jeder eine Verbindung zu einem<br />
der Fotos hat.<br />
• Da ich einer der bekanntesten Orte Frankreichs bin, meint man,<br />
alles über mich zu wissen. Doch in diesem Artikel werden Sie lesen,<br />
dass fast kein Besucher meine wahre Geschichte kennt.<br />
• Ich bin eine Schafrasse, deren Wolle als außergewöhnlich<br />
eingestuft wird und daher besonders gefragt ist. Die ersten<br />
Vertreter meiner Rasse kamen am Vorabend der Französischen<br />
Revolution als Geschenk des spanischen Königs nach Frankreich,<br />
und ich war unfreiwillig der Auslöser eines mehr als 200 Jahre<br />
andauernden Handelskrieges. Das Aushängeschild in Sachen<br />
Züchtung und Wolle befindet sich seit jeher in Rambouillet, im<br />
Großraum Paris.<br />
Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />
indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />
L E<br />
_ _ N_ - _ A _ _ _ - _ I _ _ E _<br />
D A S M _ _ I _ O _ _ H _ _<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 83 - Sommer <strong>2022</strong><br />
Erscheint am 17. Mai <strong>2022</strong>
Die weltweite frankophone<br />
VoD Plattform<br />
Kinofilme + TV-Serien + Dokumentarfilme + Junges Publikum + …<br />
© TV5MONDE - All rights reserved<br />
tv5mondeplus.com<br />
Überall verfügbar. Die ganze Zeit. Kostenlos.<br />
Laden Sie<br />
die App herunter
Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />
Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />
Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks Lubéron,<br />
nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser atemberaubende<br />
Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />
Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />
und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im<br />
Ort mit. Die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen Design bilden<br />
eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence finden<br />
werden. Der beheizte Infinity-Pool und 2.600 qm große Garten sind Garant für einen<br />
erholsamen Urlaub. Die Villa verfügt über Platz für bis zu zehn Personen, doch durch<br />
den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />
www.provence-living.fr