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Nr. 82 - Frühling 2022

Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!" Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume Rezept: La Madeleine de Proust

Land-Art XXL: Saype, von Belfort in die weite Welt
Château des Milandes: "Mein Leben, das ist Joséphine!"
Brouage: die Zitadelle der geplatzten Träume
Rezept: La Madeleine de Proust

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>82</strong> · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong><br />

TERRITOIRE DE BELFORT · CORRÈZE · PÉRIGORD · CENTRE-VAL DE LOIRE · PARIS<br />

Land-Art XXL<br />

Saype: von Belfort in die weite Welt<br />

Château des Milandes<br />

« Mein Leben, das ist Joséphine! »<br />

Centre-Val de Loire<br />

Eine faszinierende Reise durch eine duftende Welt<br />

Brouage<br />

Die Zitadelle der<br />

geplatzten Träume<br />

Meymac-près-<br />

Bordeaux<br />

Der erfinderische Bluff der<br />

Weinhändler<br />

Umwelt Die schönsten Bäume Frankreichs<br />

Literatur Michel Houellebecq: der Porträtist des Hexagons<br />

Rezept La Madeleine de Proust<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 6,90 €<br />

Österreich 7,60 €<br />

Schweiz 11,90 CHF<br />

Frankreich & Benelux 8,10 €<br />

Italien 8,10 €


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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

seit mehreren Monaten müssen wir<br />

alle feststellen, dass die derzeitige<br />

Pandemie in einigen Bereichen<br />

sehr gravierende Preiserhöhungen<br />

nach sich zieht. Die Presse ist davon nicht ausgenommen,<br />

der Anstieg ist zum Teil sogar spektakulär. Die<br />

Papierpreise steigen aufgrund der höheren Preise für<br />

Rohstoffe und Transporte ins Uferlose. Unsere<br />

Lieferanten – mit denen wir echte solidarische<br />

Partnerschaften pflegen – haben uns<br />

aufgrund der für sie ebenfalls schwierigen<br />

Situation alleine für Papier eine Steigerung<br />

von 45 bis 50 % für <strong>2022</strong> angekündigt.<br />

Da schlechte Nachrichten niemals<br />

alleine kommen, setzt die Deutsche<br />

Post, ein unverzichtbarer Partner um<br />

Ihnen, liebe treue Abonnenten, das<br />

Magazin zuzustellen, ihre seit Jahren<br />

andauernde Preissteigerungspolitik<br />

fort. Nicht nur, dass das Porto für<br />

den Versand des Magazins an die<br />

deutschen Empfänger seit 2018<br />

um fast 10 % gestiegen ist, im<br />

selben Zeitraum erhöhten sich<br />

auch die jährlichen Kosten für den<br />

Service « Presse Distribution », mit<br />

dem Verlage günstigere Versandpreise<br />

nutzen können, um 25 %! Dabei ist<br />

noch gar nicht berücksichtigt, dass sich<br />

sowohl die Kosten für die Distribution des<br />

Magazins an den Handel wie auch unsere<br />

eigenen Fahrtkosten im Rahmen unserer<br />

Reportagen aufgrund der gestiegenen<br />

Treibstoffkosten ebenfalls erhöhen.<br />

Kurz, alle Preise steigen, und das in<br />

einem bislang nicht gekannten Ausmaß.<br />

In den letzten Jahren haben wir alles darangesetzt,<br />

Preiserhöhungen nicht an unsere Leser weiterzugeben.<br />

Knapp 14 Jahren blieb der Preis für das Magazin<br />

mit 5,90 € unverändert! Dies ist in unserer Branche<br />

ohne Frage eine Ausnahme, auf die wir meines Erachtens<br />

stolz sein können. Um Frankreich erleben<br />

weiterhin in der bekannten Qualität anbieten<br />

zu können und gleichzeitig ein finanzielles<br />

Gleichgewicht zu bewahren, mussten wir<br />

uns nun jedoch dazu entschließen,<br />

den Preis auf 6,90 € zu erhöhen.<br />

Wir sind uns darüber bewusst, dass<br />

sich diese Steigerung für Sie zu<br />

allen anderen addiert und einen<br />

Einfluss auf Ihre Kaufkraft hat.<br />

Allerdings ist dieser Schritt heute unabdingbar,<br />

um die Unabhängigkeit und den<br />

verlegerischen Anspruch von Frankreich erleben<br />

weiterhin zu gewährleisten und die wirtschaftliche<br />

Grundlage nicht zu gefährden.<br />

Ich hoffe auf Ihr Verständnis für diesen<br />

Schritt und danke Ihnen sehr herzlich für Ihre<br />

Unterstützung und Treue. Genießen Sie den<br />

<strong>Frühling</strong> und lassen Sie sich von der vorliegenden<br />

Ausgabe, die wir wie immer mit viel Herzblut<br />

erstellt haben, zu neuen Entdeckungen inspirieren!<br />

Titelbild: Im April 2020 realisierte der aus Belfort stammende Künstler<br />

Saype auf dem Gebiet der Schweizer Gemeinde Leysin ein riesiges Fresko<br />

mit dem Titel « Beyond Crisis ». Für das Werk mit einer Fläche von mehr als<br />

3000 m² benutzte er Farben, die aus natürlichen Pigmenten, Kohle und<br />

Kreide bestehen und vollständig biologisch abbaubar sind. In einer Zeit,<br />

die vor allem durch die Coronaviruspandemie bestimmt war, wollte Saype<br />

mit seinem Kunstwerk eine Botschaft voller Hoffnung und Optimismus<br />

in die Welt senden. (Foto: Valentin Flauraud im Auftrag von Saype)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 3


INHALT<br />

Rezept · 90<br />

Loiret · 22<br />

Brouage · 32<br />

Land-Art · 54<br />

Natur · 70<br />

Meymac · 48<br />

Kulturerbe · 80<br />

Château des Milandes · 38<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Rennes<br />

Nantes<br />

Bordeaux<br />

Rouen<br />

78 · Paris<br />

32 · Brouage<br />

Lille<br />

Straßburg<br />

22 · Chilleurs-aux-Bois<br />

22 · Meung-sur-Loire<br />

Tours<br />

Dijon<br />

48 ·Meymac<br />

Montpellier<br />

Toulouse<br />

Marseille<br />

Lyon<br />

38 ·Château des Milandes<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 Loiret<br />

Eine faszinierende Rundreise durch<br />

die duftende Welt der Rosen<br />

Das Departement Loiret gilt seit dem 18. Jh. in Frankreich als<br />

Wiege der Rose. Vor einigen Jahren kam man dort auf die Idee,<br />

einen Parcours einzurichten, auf dem Interessierte sowohl<br />

botanische, landschaftliche, kulturelle als auch touristische<br />

Erfahrungen machen und gleichzeitig diesen kleinen Winkel<br />

Frankreichs erkunden können: die Route de la Rose.<br />

32 Brouage<br />

Die Zitadelle der geplatzten Träume<br />

Die Geschichte von Brouage ist die einer Stadt, die einst<br />

eine bedeutende Rolle im europäischen Handel spielte,<br />

bevor sie in Vergessenheit geriet. Sogar der Ozean, dessen<br />

Wasser früher die Befestigungsmauern umspülte,<br />

hat sich inzwischen ganz von ihr zurückgezogen …<br />

38 Château des Milandes<br />

« Mein Leben, das ist Joséphine! »<br />

Joséphine Baker war eine entschlossene und mutige Ikone,<br />

die gegen Nazismus und Rassismus kämpfte. 32 Jahre<br />

lang lebte sie im Château des Milandes, das sie zu einem<br />

« Zentrum der Brüderlichkeit » machen wollte. Heute setzt<br />

sich Angélique de Labarre ebenfalls sehr entschlossen<br />

und mutig dafür ein, dieses Kulturerbe zu schützen und<br />

die Erinnerung an Joséphine lebendig zu erhalten.<br />

48 Pays de Meymac-près-Bordeaux<br />

Der erfinderische Bluff der Weinhändler<br />

Obwohl das friedliche Dorf Meymac knapp 300 Kilometer<br />

von den Weinbergen des Bordelais entfernt liegt, kamen<br />

Bauern dieser Gegend um 1865 auf die Idee, sich für Weinproduzenten<br />

aus dem Bordelais auszugeben. Als regelrechte<br />

« Marketingpioniere » erfanden sie zu diesem Zweck eigens<br />

eine Herkunftsbezeichnung: Meymac-près-Bordeaux<br />

Frankreich heute<br />

54 Land-Art<br />

Saype: XXL-Bilder mit optimistischen Visionen<br />

Der Autodidakt Saype malte bereits auf der ganzen Welt<br />

mit biologisch abbaubarer Farbe riesige poetische Fresken<br />

ins Gras, die eine Lebensdauer von ungefähr einem Monat<br />

haben. Er sprach mit uns über seinen Werdegang und seine<br />

nach wie vor starke Verbindung zum Territoire de Belfort.<br />

66 Literatur<br />

Michel Houellebecq: der Porträtist des Hexagons<br />

Vor Kurzem erschien Michel Houellebecqs achter Roman<br />

mit dem Titel anéantir (Vernichten). Wie immer beim « Star »<br />

der französischen Literatur war dies in Frankreich ein verlegerisches<br />

Ereignis erster Güte, das sorgfältig inszeniert<br />

wurde und dem man sich nur schwer entziehen konnte.<br />

70 Natur<br />

Die schönsten Bäume Frankreichs<br />

Im Rahmen eines Wettbewerbs stehen Jahr für Jahr außergewöhnliche<br />

Bäume im Rampenlicht. Die Besonderheit dieses<br />

Wettstreits liegt vor allem darin, dass diese nicht von Fachleuten<br />

ausgewählt werden, sondern von « Menschen wie du und ich ».<br />

78 Restaurierung<br />

Notre-Dame de Paris: umstrittene Neugestaltung<br />

des Innenraums<br />

Die Restaurierungsmaßnahmen nach dem schrecklichen<br />

Brand der Kathedrale Notre-Dame am 15. April 2019 haben<br />

zu teilweise polemischen Auseinandersetzungen geführt. Ein<br />

Bericht über eine emotional und medial geführte Diskussion<br />

um Kulturerbe, wie nur Franzosen sie führen können …<br />

Art de vivre<br />

80 Kulturerbe<br />

Die Mission photographique hat nichts<br />

von ihrer Aktualität verloren<br />

Im Verlauf des Jahres <strong>2022</strong> werden 200 besondere Fotografen<br />

Frankreich bereisen. Ihre Aufgabe: das Staatsgebiet und<br />

seine Bewohner im Rahmen eines offiziellen öffentlichen<br />

Auftrags der französischen Regierung zu fotografieren.<br />

Der Titel dieser Mission lautet « Röntgenbild von Frankreich:<br />

Blick auf ein Land in der Gesundheitskrise ».<br />

90 Chantals Rezept<br />

La Madeleine de Proust<br />

92 Kulturschock<br />

Der neue zweisprachige Personalausweis<br />

94 Produkt<br />

« Der Geschichtenerzähler » Lunii<br />

Die Geschichte eines kleinen, seltsamen Kästchens im minimalistischen<br />

Design, das Kinder im Alter von drei bis acht<br />

Jahren problemlos bedienen, überall hin mitnehmen und<br />

mit dem sie ihre eigenen Geschichten kreieren können.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

16 On regarde<br />

18 On surfe<br />

20 On écoute<br />

65 Leserbriefe<br />

86 Nach bestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

RESTAURIERUNG<br />

Astronomische Uhr von Ludwig XV.<br />

verlässt Schloss Versailles<br />

Die berühmte astronomische Uhr im Château de Versailles<br />

(Yvelines), die 1754 an König Ludwig XV. (1710-1774) geliefert<br />

wurde, gilt aufgrund ihres Mechanismus als eine der<br />

komplexesten ihrer Art weltweit. Sie ist eines der Symbole des<br />

Génie français und hat die königlichen Gemächer bisher niemals<br />

verlassen. Unter Einhaltung größter Vorsichtsmaßnahmen wurde<br />

sie nun in den Pavillon de Flore des Pariser Louvre transportiert,<br />

wo sie ein Jahr lang von Expertenhänden restauriert wird.<br />

ZUG<br />

Italienische Konkurrenz zum TGV<br />

auf der Strecke Paris-Lyon-Mailand<br />

VERKEHRSSICHERHEIT<br />

Weltpremiere Lärmradar<br />

Radargeräte zum Aufspüren von Geschwindigkeits übertretungen<br />

im Straßenverkehr sind gut bekannt. Frankreich<br />

zeigt sich nun mit einer neuen Art von Radar innovativ, indem<br />

man das erste « Lärmradar » einführt. Solche Geräte, mit denen<br />

lärmende Verkehrsteilnehmer geblitzt werden, sollen nach einer<br />

zweijährigen Testphase im gesamten Hexagon aufgestellt werden.<br />

Das erste Radar dieser Art wurde auf dem Gebiet der Gemeinde<br />

Saint-Lambert-les-Bois (Yvelines, in der Nähe von Paris) platziert,<br />

an einer kurvenreichen Straße im Vallée de Chevreuse. Zum<br />

Leidwesen der Anwohner ist die Strecke mit ihren 17 Kurven<br />

nämlich vor allem am Wochenende bei<br />

Motorradfahrern sehr beliebt. Ab sofort<br />

müssen diejenigen, die zu viel<br />

Lärm machen und<br />

geblitzt werden, ein<br />

Bußgeld in Höhe von<br />

135 Euro bezahlen.<br />

Das Monopol der französischen<br />

Eisenbahngesellschaft Société Nationale<br />

des Chemins de Fer Français (SNCF) auf den<br />

französischen Hochgeschwindigkeitslinien<br />

scheint wahrhaftig beendet zu sein:<br />

Von nun an kann man in Paris in einen<br />

Hochgeschwindigkeitszug der italienischen<br />

Betreibergesellschaft Trenitalia steigen, um<br />

nach Lyon, Chambéry, Modane, Turin oder<br />

Mailand zu fahren. Auf diese Weise greift<br />

Trenitalia die SNCF auf einer ihrer rentabelsten<br />

Strecken an, nämlich auf der Verbindung<br />

Paris-Lyon. Und das ist nur der Beginn: Es<br />

zeichnet sich bereits ab, dass die staatliche<br />

Eisenbahngesellschaft Renfe aus Spanien<br />

ein Auge auf die Linie Paris-Lyon-Marseille<br />

geworfen hat. Zukünftig sollte man also die<br />

Preise ganz genau vergleichen, wenn man in<br />

Frankreich mit dem Zug unterwegs ist …<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


OLYMPISCHE SPIELE 2024<br />

Innovative Pläne für die<br />

Eröffnungszeremonie in Paris<br />

Die Organisatoren der Olympischen<br />

Sommerspiele 2024 in Paris hatten bereits<br />

im Vorfeld angekündigt, dass sie eine ganz<br />

neuartige Eröffnungszeremonie planen, die mit<br />

allem bisher Dagewesenen bricht. Das Konzept,<br />

das vor Kurzem vorgestellt wurde, scheint das<br />

Versprechen in der Tat einzulösen. Schluss mit<br />

der traditionellen Eröffnungsveranstaltung<br />

im Stadion: Paris wird seine Spiele nicht nur<br />

unter freiem Himmel, sondern vor allem im<br />

Herzen der Stadt eröffnen. Und das dazu noch<br />

auf der Seine! 160 Boote sollen die Athleten<br />

der 206 teilnehmenden Nationen über eine<br />

sechs Kilometer lange Strecke von der Pont<br />

d’Austerlitz im Osten von Paris bis zur Pont<br />

d’Iena zu Füßen des Eiffelturms transportieren.<br />

Am Ufer des Flusses können 600 000 Zuschauer<br />

der 3 Stunden und 15 Minuten dauernden<br />

Zeremonie beiwohnen. Im Bereich der Quais<br />

hauts ist der Eintritt an beiden Ufern kostenlos,<br />

im Bereich der Quais bas können die Zuschauer<br />

dagegen kostenpflichtig, aber bequem auf<br />

Tribünen Platz nehmen. Ein weiterer Bruch<br />

mit der Tradition: Die Athleten präsentieren<br />

sich nicht, wie bisher üblich, nach der Show,<br />

sondern vorher. Die Boote bringen sie bis<br />

zum Trocadéro, gegenüber dem Eiffelturm,<br />

wo die üblichen Reden stattfinden und<br />

das Olympische Feuer entzündet wird. Das<br />

Defilee der Athleten auf der Seine, wird an<br />

Land von einem riesigen Fest begleitet, das<br />

« gewagt, kreativ, spektakulär und populär »<br />

sein soll. Die Details werden zwar derzeit noch<br />

ausgearbeitet, doch es ist bereits bekannt,<br />

dass die Organisatoren damit ebenfalls<br />

Eindruck hinterlassen wollen. Angedacht sind<br />

beispielsweise Kunstsprünge in die Seine,<br />

akrobatische Sprünge mit dem Fahrrad auf<br />

Brücken, Projektionen von Kunstwerken auf<br />

Wasserleinwände, Symphonieorchester auf<br />

dem Wasser oder auch Auftritte von Künstlern<br />

in einem viel intimeren Rahmen, zum Beispiel<br />

auf den Dächern von Paris … Wenn das nichts<br />

ist, um die Menschen zu beeindrucken und in<br />

eine andere Welt zu versetzen! Eines ist auf<br />

jeden Fall sicher: Die Herzen der Franzosen<br />

scheint man mit dem Konzept bereits erobert<br />

zu haben. Laut einer aktuellen Umfrage stehen<br />

<strong>82</strong> % von ihnen hinter den Plänen für die<br />

Eröffnungszeremonie.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

FRANZÖSISCHE SPRACHE<br />

Wenn Franzosen das Neutrum entdecken<br />

KONSUM<br />

« iel, iels, Personalpronomen der dritten Person Singular<br />

und Plural, wird für die Nennung einer Person, egal welchen<br />

Geschlechts, verwendet. » Als der renommierte Verlag Le Robert<br />

(https://dictionnaire.lerobert.com/) diese neuen Wörter bei<br />

der jüngsten Aktualisierung in sein Onlinewörterbuch aufnahm,<br />

das eine der Referenzen für die französische Sprache darstellt,<br />

waren die Verantwortlichen nicht darauf gefasst, damit derart<br />

polemische Reaktionen in der Gesellschaft auszulösen. Eine der<br />

ersten Stellungnahmen kam vom französischen Bildungsminister<br />

Jean-Michel Blanquer. Er bewertete die Verwendung des<br />

geschlechtsneutralen Pronomens – eine Kontraktion von il und<br />

elle – « in keiner Hinsicht gut ». In der Folge hagelte es in den Medien<br />

des Landes nur so von Ausdrücken wie « Marotte », « Beleidigung<br />

der Sprache », « kriegerischer Akt gegen Französisch », « Gefahr für<br />

die Sprache Molières » … Sogar die normalerweise sehr diskrete<br />

Première Dame, Brigitte Macron, äußerte sich dazu: « Es gibt<br />

zwei Pronomen: il und elle. Die Sprache ist so schön. Und zwei<br />

Pronomen, das ist gut so. » Man kann also sagen, dass man in der<br />

Frage des Neutrums, zumindest was die französische Sprache<br />

angeht, noch bei Weitem zu keinem Konsens gekommen ist …<br />

Eier mit Mayonnaise sind der Renner!<br />

Man könnte die Information für einen Witz halten,<br />

ist sie aber nicht. Laut der Zeitung Libération lag<br />

der französische Klassiker Œuf mayonnaise<br />

vom Take-away-Service der Pariser<br />

Restaurants Bouillon Pigalle und Bouillon<br />

République im Jahr 2021 beim Online-<br />

Lieferdienst Deliveroo auf Platz eins der<br />

meistbestellten Gerichte (Preis im Rahmen<br />

des Take-away-Angebots: zwei Euro für drei<br />

halbe Eier mit Mayonnaise). Damit nicht genug:<br />

Sogar auf weltweiter Ebene lag diese Vorspeise<br />

von Bouillon bei Deliveroo im vergangenen Jahr<br />

auf einem respektablen fünften Platz. Bereits<br />

2019 hatte die Association pour la sauvegarde de<br />

l’œuf mayonnaise, die sich für die Rettung dieses<br />

traditionellen Gerichts einsetzt, die Eier mit<br />

Mayonnaise aus dem Hause Bouillon als « die besten<br />

der Welt » ausgezeichnet. Ein Tipp: Selbstverständlich<br />

können Sie sich diese kulinarische Köstlichkeit nicht<br />

nur liefern lassen, sondern bei einem Aufenthalt in<br />

Paris in einem der beiden Restaurants – regelrechte<br />

Pariser Institutionen – vor Ort genießen.<br />

(www.bouillonlesite.com).<br />

ALKOHOL<br />

« Champagner »<br />

versus « Schampanskoje<br />

»<br />

Seit dem 2. Juli 2021<br />

schreibt das russische<br />

Bundesgesetz 345-FZ<br />

neue Bezeichnungen für<br />

russische Schaumweine<br />

vor, die aus Trauben des<br />

eigenen Landes produziert<br />

werden: Diese Weine<br />

dürfen nun auf den Etiketten die schmeichelhafte Bezeichnung<br />

« Schampanskoje » (den russischen Begriff für Champagner) führen.<br />

Umgekehrt haben französische Champagnerhersteller dagegen<br />

nicht das Recht, die kyrillische Übersetzung von Champagner auf<br />

den Rückenetiketten ihrer Flaschen anzugeben. Sie müssen sich<br />

auf die Bezeichnung Vin mousseux (Schaumwein) beschränken.<br />

Die Winzer dürfen zwar nach wie vor das Wort Champagne in<br />

lateinischer Schrift auf ihren Etiketten aufführen, was russische<br />

Konsumenten allerdings naturgemäß schlechter verstehen. Die<br />

Champagnerproduzenten wollen gemeinsam mit der französischen<br />

Regierung in den kommenden Monaten in Moskau über diesen<br />

Punkt verhandeln, um den Begriff Champagne und die Appellation<br />

d’origine contrôlée (AOC) zu verteidigen.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


UMWELT<br />

Kampf gegen die Tigermücke<br />

Wie viele andere Länder ist auch Frankreich seit einigen<br />

Jahren von einer starken Ausbreitung der aus Südostasien<br />

stammenden Tigermücke betroffen. Dieses Insekt überträgt<br />

Krankheiten wie Dengue, Zika und Chikungunya. Im Kampf<br />

gegen die Vermehrung dieser Mücke wurden im Sommer<br />

2021 über der Gemeinde Prades-le-Lez (in der Nähe von<br />

Montpellier) mithilfe von Drohnen erstmals sterile männliche<br />

Tigermücken ausgesetzt. Wenn sich solche sterile Männchen<br />

dann mit weiblichen Mücken paaren, bringen deren Eier<br />

keinen Nachwuchs hervor. Die Bilanz nach Zählung der<br />

Larven zeigte, dass man die Anzahl der ausgesetzten<br />

sterilen Mücken verzehnfachen muss, um die Population<br />

der vorhandenen Tigermücken einzudämmen. Das sind<br />

zumindest ermutigende Ergebnisse, auf deren Basis man<br />

über die Mückenbekämpfungsmaßnahmen für den Sommer<br />

<strong>2022</strong> nachdenken kann.<br />

JUSTIZ<br />

Ungewöhnlich harte Strafe in der Welt der Bordeaux-Weine<br />

Auf dieses Urteil hätten die Verantwortlichen für die Promotion der Bordeaux-Weine<br />

mit Sicherheit gerne verzichtet. Am 27. Oktober verurteilte das Berufungsgericht<br />

von Bordeaux (Gironde) einen Händler von Bordeaux-Weinen wegen « Täuschung,<br />

versuchter Täuschung hinsichtlich wesentlicher Eigenschaften der Weine,<br />

betrügerischer Verwendung und versuchter betrügerischer Verwendung der<br />

AOP » zu einer bis dato noch nie da gewesenen Strafe: ein Jahr Gefängnis und<br />

eine Geldstrafe von 30 000 Euro (davon 20 000 auf Bewährung) für den Händler<br />

selbst sowie eine Strafe von 100 000 Euro (davon 50 000 auf Bewährung) für das<br />

Unternehmen. Eingehende Ermittlungen hatten zutage gefördert, dass der Händler<br />

mehrere Weine gemischt, die Weine mit Wasser verdünnt und Weine unter falschen<br />

Jahrgangsangaben verkauft haben soll. Der Verteidiger stellte zwar umgehend einen<br />

Revisionsantrag, doch für die Vertreter der lokalen Weinverbände und -gremien<br />

kommt das Urteil zu einem unpassenden Zeitpunkt, da es zu einer Art « Bordeaux-<br />

Bashing » beiträgt, das seit einiger Zeit im Gange ist. Andere dagegen begrüßen es, da die Belegung<br />

solch unlauterer Praktiken mit einer exemplarischen Strafe helfen könnte, das Vertrauen der<br />

Konsumenten zurückzugewinnen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

TOURISMUS<br />

Dijon von CNN ausgezeichnet<br />

Die Überraschung war groß, aber im positiven Sinne, als die<br />

Verantwortlichen von Dijon quasi per Zufall entdeckten, dass<br />

der amerikanische Nachrichtensender CNN die Stadt auf den<br />

sechsten Platz ihrer Top-10-Rangliste « Where to travel <strong>2022</strong>:<br />

The best destinations to visit » platzierte. Vor Dijon liegen der<br />

Antillenstaat Antigua und Barbuda, die Bissagos-Inseln in<br />

Guinea-Bissau, die kanadische Kap-Breton-Insel in der Provinz<br />

Nova Scotia, Chile sowie die Stadt Colombo in Sri Lanka.<br />

Als wichtigste Trümpfe der Stadt der Herzöge von Burgund<br />

werden neben der Gastronomie und ihren « herrlichen<br />

Palästen aus dem 18. Jahrhundert und ihrer spätgotischen<br />

Kathedrale » auch die für Mai vorgesehene Eröffnung der Cité<br />

internationale de la Gastronomie aufgeführt. Darauf werden<br />

wir noch zurückkommen …<br />

LYON<br />

Ein schwimmendes Theater auf<br />

der Rhône?<br />

Auf den ersten Blick ist es ein sympathisches,<br />

originelles Projekt: Am rechten Ufer der<br />

Rhône, gegenüber dem Bahnhof Lyon-<br />

Perrache, soll ein « schwimmendes Theater »<br />

installiert werden. Die Pläne sehen eine<br />

kühne Architektur mit mehreren, miteinander<br />

verbundenen Elementen vor, die auf dem<br />

Wasser schwimmen. Doch es gibt ein Problem:<br />

Am geplanten Ort liegt bereits der Lastkahn<br />

Fragory, in dem sich das Restaurant Le Gold<br />

befindet. Der Eigentümer des Kahns weigert<br />

sich jedoch bisher, den Ort zu verlassen. Es<br />

wurden zwar juristische Mittel eingelegt,<br />

dennoch ist nicht ausgeschlossen, dass man<br />

sich noch gütlich einigt. Wir werden Sie auf<br />

dem Laufenden halten.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


PROVENCE<br />

VOLKSGESUNDHEIT<br />

Franzosen<br />

rauchen immer<br />

weniger<br />

Obwohl man dachte,<br />

der Tabakkonsum würde aufgrund der<br />

Coronaviruskrise zunehmen, ist das<br />

Gegenteil der Fall. Der Tabakumsatz<br />

sinkt kontinuierlich, 2021 brach der<br />

Zigarettenabsatz um weitere 6,5 % ein.<br />

Der Rückgang ist umso erstaunlicher,<br />

da es zum ersten Mal seit 2017 keine<br />

Erhöhung der Tabaksteuer gab. Mit<br />

der Tabaksteuererhöhung im Jahr<br />

2017 hatte der Preis für eine Packung<br />

Zigaretten im Übrigen die magische<br />

Marke von 10 Euro überstiegen.<br />

Werden die Santons Teil des immateriellen<br />

Kulturerbes der UNESCO?<br />

Die Santons, die kleinen Figuren aus Ton, die<br />

fester Bestandteil jeder provenzalischen<br />

Krippe sind, sollen künftig Teil des<br />

immateriellen Kulturerbes der<br />

UNESCO sein. Diese Botschaft lässt<br />

zumindest die Vereinigung Savoirfaire<br />

des santonniers de Provence<br />

verlauten, deren Vorsitzende Sylvie<br />

Neveu-Prigent ist, eine Nachfahrin der<br />

ersten Santonnière aus Aubagne (Bouches-du-<br />

Rhône). Ein Vorstoß, der von der Metropolregion<br />

Aix-Marseille-Provence unterstützt wird.<br />

Dies würde das Know-how und die Arbeit<br />

der Santon-Hersteller und Krippenbauer<br />

aufwerten und schützen. Alleine in der<br />

Region Pays d’Aubagne et de l’Étoile gibt<br />

es 70 solcher Ateliers.<br />

NORMANDIE<br />

Immer weniger Einwohner auf dem Mont-Saint-Michel<br />

Laut Erhebungen des Institut National de la Statistique (INSEE) soll der Mont-Saint-Michel (Normandie) zwischen 2013 und 2019<br />

5,5 % seiner Einwohner verloren haben. Der Trend ist nicht neu: Innerhalb von gut 40 Jahren ist die Zahl der Einwohner von 100<br />

auf weniger als 30 gesunken. Inzwischen wohnen noch rund ein Dutzend Mönche und Nonnen in der Abtei, einige Beamte des<br />

Centre des Monuments Nationaux (das die Abtei verwaltet) in Dienstwohnungen und ein paar Familien in den wenigen Häusern<br />

des felsigen Eilands, die noch nicht in Souvenirgeschäfte oder Gastronomiebetriebe für die zahlreichen Touristen umgewandelt<br />

wurden.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 11


ON LIT<br />

ROMAN<br />

So reich wie der König<br />

Abigail Assor, Originaltitel: Aussi riche que le Roi, übersetzt aus dem Französischen<br />

von Nicola Denis, Insel, 218 Seiten, 23 €, ISBN 978-3458642848.<br />

Der erste Roman der jungen Marokkanerin Abigail Assor So reich wie der König erschien 2021 in Frankreich<br />

und war sehr erfolgreich. Die junge Sarah, die in den 1990er-Jahren in der sehr « geldversessenen »<br />

marokkanischen Stadt Casablanca lebt und von allen nur « die Französin »<br />

genannt wird, bekommt die sozialen Ungerechtigkeiten ihres Landes am eigenen<br />

Leib zu spüren. Einige Jahre zuvor kam sie mit ihrer Mutter von der Côte d’Azur<br />

nach Marokko, da diese einem Mann folgte, der sich zwischenzeitlich jedoch<br />

verflüchtigt hat. Jeden Morgen läuft Sarah zwei Stunden zu Fuß von ihrem Haus<br />

am Rande der Elendsviertel bis ins französische Gymnasium. Sie ist stolz und<br />

macht ihren Schulkameraden glaubhaft, der Chauffeur habe sie in der Nähe<br />

abgesetzt … Eines Tages trifft Sarah Driss, einen überhaupt nicht attraktiven<br />

Marokkaner, der jedoch sagt, er sei « so reich wie der König ». Sofort beschließt<br />

Sarah, ihn zu heiraten. Zwischen ihnen bahnt sich eine stillschweigende<br />

Vereinbarung an, die die Autorin scharfsinnig und bewegend beschreibt. Es<br />

ist das gelungene Porträt einer entschlossenen und mutigen jungen Frau, die<br />

nach einem besseren Leben strebt. Darüber hinaus ist es aber auch das Porträt<br />

komplexer und gewalttätiger sozialer Beziehungen in einer faszinierenden Stadt.<br />

Ein Buch, das den Leser nicht nur mit auf Reisen nimmt, sondern auch zum<br />

Nachdenken anregt, wie die frankophone Literatur es so vorzüglich versteht.<br />

Bücher, die wir Ihnen beim Erscheinen<br />

in französischer Sprache<br />

vorstellten und die nun in der<br />

deutschen Übersetzung vorliegen<br />

Sie erinnern sich vielleicht an unsere Rubrik<br />

On lit en France in der letzten Ausgabe<br />

(<strong>Nr</strong>. 81 Winter 2021/<strong>2022</strong>), die ganz dem<br />

Prix Goncourt 2021 gewidmet war. Darin<br />

haben wir Ihnen nicht nur den Preisträger,<br />

nämlich das Buch La plus secrète mémoire<br />

des hommes von Mohamed Mbougar Sarr,<br />

vorgestellt, sondern auch die acht anderen<br />

Romane, die es bis in die Endauswahl<br />

für diesen renommierten Literaturpreis<br />

geschafft haben. Es gibt gute Nachrichten,<br />

denn zwei dieser Bücher werden demnächst<br />

in der deutschen Übersetzung im<br />

Buchhandel erhältlich sein. Die Gelegenheit<br />

möchten wir nutzen, sie Ihnen erneut<br />

ans Herz zu legen! Selbstverständlich<br />

halten wir Sie auf dem Laufenden, wenn<br />

weitere Übersetzungen verfügbar sind, vor<br />

allem natürlich die deutsche Version des<br />

Preisträgers des Prix Goncourt, die in den<br />

kommenden Monaten im Hanser Verlag<br />

erscheinen soll.<br />

Tanguy Viel<br />

Das Mädchen, das man ruft<br />

Originaltitel: La fille qu’on appelle, aus dem Französischen<br />

von Hinrich Schmidt-Henkel, Wagenbach Verlag, 176 Seiten,<br />

20 €, ISBN 978-3803133458, erscheint im Februar.<br />

Tanguy Viel, der hier sein neuntes Werk veröffentlicht,<br />

stammt aus Brest (Bretagne). Sein Debütroman, Le Black<br />

Note, den er im Alter von 24 Jahren veröffentlichte, wurde<br />

für seinen präzisen, wirkungsvollen Stil gelobt, der nur<br />

wenige Worte braucht: Die Sätze sind kurz, kommen immer<br />

aufs Wesentliche. Dadurch entsteht ein dynamisches Werk,<br />

das man – nicht zuletzt auch durch die gut eingesetzte<br />

Spannung – oft an einem Stück liest.<br />

Präziser als je zuvor, mit einer nahezu<br />

« chirurgischen » Schreibweise, durch<br />

die dem Leser manchmal kalte Schauer<br />

über den Rücken laufen, zeigt Tanguy<br />

Viel in diesem Werk die Mechanismen<br />

von Macht, sozialem Einfluss und<br />

männlicher Vorherrschaft. Das Buch<br />

handelt von einem Bürgermeister in der<br />

Bretagne, der sich durch seinen Status<br />

sexuelle Vorrechte erhofft.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


277492_Schmitz_Anzeige_1 19.06.2018 16:19<br />

ANZEIGE<br />

Ulrich Robin<br />

ERZÄHLUNG/ERFAHRUNGSBERICHT<br />

Ça va, cher Karl ?<br />

Sébastien Jondeau, Originaltitel: Ça va, cher<br />

Karl?, übersetzt aus dem Französischen<br />

von Bettina Seifried, unter Mitarbeit von<br />

Virginie Mouzat, Insel Taschenbuch, 200<br />

Seiten, 18 €, ISBN 978-34586<strong>82</strong>103. Erhältlich<br />

im Buchhandel ab dem 6. April <strong>2022</strong>.<br />

Das Vermächtnis<br />

oder<br />

Von Lilien lernen<br />

Seit dem Tod von Karl Lagerfeld im<br />

Februar 2019 äußerte sich Sébastien<br />

Jondeau nur selten. Dabei kannte er den<br />

berühmten deutschen Modeschöpfer<br />

sehr gut, da er ihn viele Jahre lang als Fahrer, Bote, Leibwächter<br />

und persönlicher Sekretär begleitete. Auf Wunsch Lagerfelds<br />

präsentierte er sich sogar für Chanel auf dem Laufsteg. 2021<br />

veröffentlichte er nun in Frankreich diesen sehr persönlichen<br />

Erfahrungsbericht. Das Buch ist zwar nicht die große Literatur,<br />

wird aber alle diejenigen interessieren, die sich für die<br />

Persönlichkeit dessen begeistern, der einer der bekanntesten<br />

Deutschen im Hexagon bleiben wird.<br />

David Diop<br />

Reise ohne Wiederkehr<br />

Originaltitel: La porte du voyage sans retour, aus dem<br />

Französischen von Andreas Jandl, aufbau Verlag, 240 Seiten,<br />

22 €, ISBN 978-3351039615, erscheint am 11. April <strong>2022</strong>.<br />

David Diop wurde in Paris geboren, ist im Senegal<br />

aufgewachsen und unterrichtet nun an der<br />

Universität von Pau (Pyrénées-Atlantiques). Dies<br />

ist sein dritter Roman. 2018 erhielt sein zweites<br />

Buch, Frère d’âme, den Prix Goncourt des Lycéens;<br />

inzwischen wurden davon in zahlreichen Ländern<br />

Übersetzungen publiziert. Die deutsche Fassung trägt den Titel Nachts<br />

ist unser Blut schwarz. Der Titel seines neuesten Werkes, La porte du<br />

voyage sans retour, ist gleichzeitig der Spitzname der Insel Gorée im<br />

Senegal, von wo aus Millionen Afrikaner zu Zeiten des Sklavenhandels<br />

verschifft wurden. Der Autor lässt uns in den Senegal Mitte des<br />

18. Jahrhunderts eintauchen, in eine Zeit, als der durch die Franzosen<br />

organisierte und geförderte Sklavenhandel auf seinem Höhepunkt<br />

war. Das Buch lehnt sich an das Leben des Botanikers Michel Adanson<br />

(1727-1806) an und erzählt von der Suche eines Mannes nach einer<br />

Frau und darüber, wie leidenschaftliche Liebe regelrecht als Waffe im<br />

Kampf gegen die Sklaverei fungiert. Das Werk ist auch in Bezug auf die<br />

Verantwortung Frankreichs in der Geschichte von Kolonialisierung und<br />

Sklavenhandel sehr interessant. Ein weiteres Beispiel, wie Literatur<br />

einen Beitrag zum Umgang mit aktuellen Themen leisten kann.<br />

„Das Vermächtnis oder Von Lilien lernen“<br />

ist ein vielschichtiger Roman<br />

über die Wunden der Nachkriegszeit,<br />

über Schuld, über den Beginn des<br />

Massentourismus und der Eventkultur<br />

und die deutsch-französischen Beziehungen.<br />

Im Mittelpunkt des Geschehens:<br />

Alman, deutscher Aussteiger in<br />

Chartres und Françoise, seine Geliebte.<br />

Der Autor erzählt mit souveräner<br />

Sprachkraft und feinem, untergründigem<br />

Witz die Ge schichte eines Fremden<br />

und Außen seiters, und seiner<br />

Beziehungsprobleme. Eingebettet in<br />

die Beschreibungen französischer Lebensart,<br />

des Geschehens in und um<br />

Chartres und eines, wenn auch nur virtuellen<br />

Ausflugs in die nahe gelegene<br />

französische Metropole. Auf subtile<br />

Weise verflicht er Gegenwart und Vergangenheit.<br />

Sie treffen sich schließlich<br />

auf überraschende Weise im Symbol<br />

der Lilie.<br />

Ulrich Robin<br />

Das Vermächtnis<br />

oder<br />

Von Lilien lernen<br />

1. Auflage 2017<br />

Taschenbuch, 251 Seiten<br />

ISBN: 978-3-86460-695-3<br />

19,95 EUR<br />

BookOnDemand - vabaduse<br />

bestellung@westarp.de


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

ROMAN<br />

Paris-Briançon<br />

Philippe Besson, Julliard, 204 Seiten, 19 €, ISBN 978-2260054641<br />

Philippe Besson hat bereits rund 20 Romane veröffentlicht, dennoch versteht er es nach wie vor, uns<br />

mit seinem treffenden Blick auf ganz alltägliche Dinge und seiner Fähigkeit, Details zu beschreiben, die<br />

das Frankreich von heute ausmachen, zu berühren. Diesmal nimmt er uns mit auf eine eigentümliche Reise<br />

voller Spannung: Wir besteigen den Nachtzug 5789 von Paris nach Briançon (Hautes-Alpes), einen Zug, wie es ihn<br />

heute in Frankreich kaum mehr gibt. An Bord befinden sich zehn Personen, die sich nicht kennen, sich ansonsten<br />

auch kaum begegnet wären. Zwischen Gang und Liegewagen lernen sie sich während der Fahrt kennen. Sie wissen<br />

noch nicht, dass einige von ihnen bei Tagesanbruch sterben werden … Das Buch ist weit davon entfernt, eine<br />

tragische Geschichte zu erzählen, es ist eine Ode an das Leben, mit Zufallsbekanntschaften und Momenten, in<br />

denen die Zeit stehen zu bleiben scheint, die das Leben so schön machen.<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


ROMAN<br />

Les larmes du vin<br />

ROMAN<br />

La décision<br />

Karine Tuil, Gallimard, 306 Seiten, 20 €, ISBN 978-2072943546<br />

Im Jahr 2019 erschien der Roman Les choses humaines von<br />

Karine Tuil (Deutscher Titel: Menschliche Dinge), in dem es um einen<br />

Vergewaltigungsprozess geht. Die Autorin war damals eine der Ersten, die sich<br />

Fragen über die Bedeutung des Begriffs « Einwilligung » stellte, ein Begriff, über<br />

den heute in Frankreich heiß diskutiert wird. Das Buch war mit mehr als 330 000<br />

verkauften Exemplaren im Hexagon sehr erfolgreich und wurde in der Folge mit<br />

so renommierten Preisen wie Interallié und Goncourt des Lycéens ausgezeichnet.<br />

Diesmal lässt uns die Karine Tuil hinter die Kulissen der französischen Justiz<br />

blicken. Im Mai 2016 muss die Richterin Alma Revel über das Schicksal eines jungen<br />

Mannes entscheiden, der verdächtigt wird, der Organisation Islamischer Staat in<br />

Syrien anzugehören. Zum beruflichen Zwiespalt kommt ein anderer, ein privater,<br />

nämlich Almas Beziehung zum Anwalt des Angeklagten. Auf der einen Seite ist es<br />

die fesselnde Beschreibung einer offenbar sehr gut, nahezu journalistisch belegten<br />

Anti-Terror-Untersuchung, auf der anderen Seite das « romantische » Dilemma einer<br />

Entscheidung zwischen Beruf und Privatleben. Interessant!<br />

Daniel Picouly, Albin Michel, 320 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-2226461476<br />

Ein ganz besonders fröhlich stimmendes Buch: Der Autor<br />

erzählt auf autobiografische Art und mit eine Fülle an<br />

Anekdoten davon, wie er zum eigenen Erstaunen eines Tages<br />

offiziell auf das renommierte Weingut Clos de Vougeot in Burgund –<br />

einem der « Weintempel » Frankreichs – eingeladen wurde, um zum Chevalier du<br />

Tastevin erhoben zu werden. Er, der quasi überhaupt nichts von Wein verstand.<br />

Was zunächst als Missverständnis erschien, wurde für ihn zu einer richtigen<br />

Herausforderung: nämlich seine Inthronisationsrede zu schreiben – und gleichzeitig<br />

diesen Roman. Das Buch bietet die schöne Gelegenheit, sich humor- und genussvoll<br />

über den Stellenwert von Wein in unserem Leben zu befragen. Typisch französisch!<br />

ROMAN<br />

Arrière-pays<br />

Daniel Rondeau, Grasset, 364 Seiten, 22 €, ISBN 978-2246817857<br />

Nach Mécaniques du chaos, in dem Daniel Rondeau –<br />

Mitglied der Académie française – vom schwierigen Alltag in<br />

städtischen Randgebieten eines orientierungslosen Frankreichs<br />

erzählt, führt uns der Autor auch in diesem Roman wieder in einen<br />

relativ unbekannten Teil des Landes. Er führt uns in eine entlegene Gegend,<br />

die oft als «Hinterland » bezeichnet und über die nur selten in den Nachrichten<br />

berichtet wird, außer vielleicht in der Rubrik « Vermischtes ». Alles beginnt mit<br />

einem Mord auf einem Autobahnparkplatz. Das löst in der abgeschiedenen Ecke<br />

Frankreichs um Bar-sur-Aube (Aube) ein regelrechtes Erdbeben aus. Der Autor<br />

stammt aus dem Osten Frankreichs und kennt diese Gegend daher gut. Ein Ausflug<br />

in ein unbekanntes Frankreich. Wesentlich!<br />

Und weil man in Frankreich<br />

auch über deutsche Literatur<br />

spricht, stammt unser<br />

Coup de cœur von einem<br />

deutschen Autor. Das Buch<br />

wurde erst vor Kurzem in<br />

die französische Sprache<br />

übersetzt und ist ein<br />

ideales Geschenk für Ihre<br />

französischen Freunde.<br />

ROMAN<br />

Le Chien<br />

Akiz, Flammarion, Originaltitel:<br />

Der Hund, übersetzt aus dem<br />

Deutschen von Brice Germain, 254<br />

Seiten, 20 €, ISBN 97<strong>82</strong>080234483<br />

Ein sehr gelungenes<br />

Erstlingswerk, dessen<br />

Handlung einerseits in Berlin,<br />

andererseits aber auch in einer<br />

sehr französischen Welt spielt:<br />

in der Welt der gehobenen<br />

Gastronomie und der großen<br />

« Sternerestaurants », wo in<br />

der Küche oft eine nahezu<br />

militärische und explosive<br />

Disziplin herrscht. Die<br />

Geschichte eines Wunderkindes<br />

am Herd, das zunächst<br />

vollkommen unbekannt ist,<br />

das von allen verächtlich « der<br />

Hund » genannt wird. Bis seine<br />

Begabung dann eingespielte<br />

Machtverhältnisse bedroht<br />

und die Gewohnheiten des<br />

Küchenchefs und seiner<br />

Lehrlinge durcheinanderbringt.<br />

Eine Handlung, die problemlos<br />

in der Kulisse französischer<br />

Sterneküchen spielen könnte,<br />

gepaart mit dem<br />

energiegeladenen<br />

Stil eines<br />

deutschen<br />

Autors. Begeisternd!<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 15


ON REGARDE<br />

DRAMA<br />

Petite Maman -<br />

Als wir Kinder waren<br />

Die achtjährige<br />

Nelly fährt mit<br />

ihren Eltern<br />

nach dem Tod<br />

der Großmutter<br />

in deren<br />

Haus, um es<br />

auszuräumen.<br />

Es ist das Haus,<br />

in dem ihre<br />

Mutter, Marion,<br />

ihre Kindheit<br />

verbrachte.<br />

Freudig durchstreift Nelly das<br />

Gebäude und die umliegenden<br />

Wälder, wo Marion seinerzeit eine<br />

Hütte gebaut hatte. Getrieben von<br />

ihrer Trauer reist die Mutter eines<br />

Tages plötzlich ab. Gleichzeitig trifft<br />

Nelly im Wald ein kleines Mädchen,<br />

das im Wald eine Hütte baut. Es ist<br />

in ihrem Alter und heißt … Marion.<br />

Die Magie des Kinos macht es<br />

möglich, dass Nelly ihre Mutter trifft,<br />

als diese in Nellys Alter war … Der<br />

Film ist mit 72 Minuten relativ kurz,<br />

aber durch die bemerkenswerten<br />

Hauptdarstellerinnen<br />

(Zwillingsschwestern) und die<br />

berührende und feinfühlige Handlung<br />

dennoch ein großer Film. Es ist die<br />

unglaubliche Geschichte eines kleinen<br />

Mädchens, das eine Zeitreise in die<br />

Kindheit seiner Mutter unternimmt.<br />

Über das vordergründige Märchen<br />

hinaus ist Petite Maman eine<br />

einfühlsame Reflexion über die<br />

Themen Kindheit und Mutterschaft und<br />

damit über die weibliche Identität. Der<br />

Regisseurin Céline Sciamma gelingt es,<br />

die Mutter-Tochter-Beziehung perfekt<br />

zu erfassen und aus Sicht des Kindes<br />

zu zeigen. Ein sehr zartfühlender Film,<br />

der guttut!<br />

Petite Maman - Als wir Kinder waren •<br />

Frankreich, 2021, 72 min • Originaltitel: Petite<br />

Maman • Ein Film von Céline Sciamma,<br />

mit Gabrielle und Joséphine Sanz, Nina<br />

Meurisse, Stéphane Varupenne, Margot<br />

Abascal u. a. • Ab 17. Februar <strong>2022</strong> im Kino.<br />

DOKUMENTARFILM<br />

Der Schneeleopard<br />

Am Anfang steht die Begegnung zweier Franzosen, die<br />

zwar auf unterschiedlichen Gebieten bekannt sind, aber<br />

von derselben Leidenschaft für Natur und ausgedehnte<br />

Landschaften getrieben werden. Der Fotograf Vincent<br />

Munier nimmt den Schriftsteller Sylvain Tesson mit in<br />

die tibetanischen Hochebenen auf die Suche nach dem<br />

Schneeleoparden. Er weist ihn in die hohe Kunst des<br />

Auf-der-Lauer-Liegens und in das Spurenlesen ein und<br />

vermittelt ihm die notwendige Geduld, um die Tiere aufzuspüren. Der Film ist<br />

weit mehr als ein wunderschöner Tierdokumentarfilm. Während die beiden<br />

Männer durch die von unsichtbaren Wesen bewohnte Natur streifen, führen<br />

sie einen zutiefst menschlichen und philosophischen Dialog über unseren<br />

Platz in der Welt der Lebewesen und über die grandiose Schönheit der Erde.<br />

Herrliche Bilder, Anblicke, wie nur das Kino sie bieten kann, getragen von der<br />

Filmmusik aus der Feder von Nick Cave und Warren Ellis. Großes Kino!<br />

Der Schneeleopard • Frankreich, 2021, 92 min • Originaltitel: La<br />

panthère des neiges • Ein Film von Marie Amiguet und Vincent Munier,<br />

mit Vincent Munier und Sylvain Tesson • Ab 10. März <strong>2022</strong> im Kino.<br />

DRAMA<br />

Das Ereignis<br />

Frankreich, 1963. Anne, eine Studentin<br />

mit einer vielversprechenden Zukunft,<br />

wird schwanger. Sie ist zu allem bereit,<br />

um über ihren Körper und ihre Zukunft selbst zu bestimmen, und beschließt<br />

abzutreiben. Für die junge Frau beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Auf<br />

sich alleine gestellt, ist sie schließlich gezwungen, sich über das Gesetz<br />

hinwegzusetzen. Denn die Prüfungen rücken näher, ihr Bauch wird immer<br />

runder … Der Film basiert auf dem 2020 in Frankreich (2021 in Deutschland)<br />

erschienen Buch Das Ereignis der französischen Schriftstellerin Anni Ernaux,<br />

in dem diese auf wunderschöne und mutige Weise ihre eigenen Erlebnisse<br />

erzählt. Er erinnert daran, dass das heute errungene Recht auf Abtreibung<br />

in Frankreich das Ergebnis eines langen Kampfes ist. Das Ereignis beschreibt<br />

auf erschütternde und treffende Weise die Umstände im Frankreich der 60er-<br />

Jahre. Eine junge Frau – wunderbar interpretiert von Anamaria Vartolomei<br />

– befindet sich in einer schwierigen Situation, sie hat niemanden, an den sie<br />

sich wenden kann, und beschließt schließlich, illegal abzutreiben. Ein Film,<br />

den man nicht so schnell vergisst, der in Venedig mit dem Goldenen Löwen<br />

ausgezeichnet wurde und damit unter anderem große Namen wie Jane<br />

Campion, Almodovar und Sorrentino in den Schatten stellte.<br />

Das Ereignis • Frankreich, 2021, 100 min • Originaltitel: L’évènement • Ein Film<br />

von Audrey Diwan, mit Anamaria Vartolomei, Kacey Mottt Klein, Sandrine<br />

Bonnaire, Pio Marmai, Anna Mouglalis u. a. • Ab 31. März <strong>2022</strong> im Kino.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


DOKUMENTATION<br />

Die Erfinderinnen<br />

des Salons –<br />

Ursprünge der<br />

Frauenemanzipation<br />

Im 17. und 18.<br />

Jahrhundert leisteten in Europa wohlhabende<br />

und gebildete Frauen einen wichtigen Beitrag zur<br />

Emanzipation: Sie öffneten ihre Salons für gelehrte<br />

und geistreiche Gespräche, durch die sie an der<br />

damals noch den Männern vorbehalten Welt des<br />

Wissens teilhaben konnten. Sie setzten sich dafür<br />

ein, ein neues Frauenbild zu vermitteln, und wurden<br />

so zu Vorreiterinnen im Kampf um die intellektuelle<br />

Unabhängigkeit der Frau.<br />

Dokumentation von Carole Wrona, 2020, 51 Min. ·<br />

Sonntag, 20. Februar <strong>2022</strong> um 16.15 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 13. Februar bis 21. April <strong>2022</strong><br />

MAGAZIN<br />

Karambolage: Die Évian-Verträge<br />

Das Magazin « Karambolage » widmet sich der<br />

Unterzeichnung der Verträge von Évian vor 60 Jahren,<br />

die am 18. März 1962 den Algerienkrieg beendete.<br />

Boualem Sansal ist ein berühmter algerischer<br />

Schriftsteller, Autor von u. a. « Das Dorf des Deutschen »<br />

und « Rue Darwin ». Er wurde mit dem renommierten<br />

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels<br />

ausgezeichnet. Für Karambolage hat er sich bereit<br />

erklärt, von seinen Jugenderinnerungen zu erzählen:<br />

Er war 1962 vierzehn<br />

Jahre alt, als Algerien<br />

unabhängig wurde.<br />

Magazin von Claire<br />

Doutriaux <strong>2022</strong>, 11 Min. ·<br />

Sonntag, 6. März um<br />

18.55 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 6. März<br />

bis 23. Februar 2024<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

DOKUMENTARFILM-REIHE<br />

Der Algerienkrieg<br />

<strong>2022</strong> feiert Algerien 60 Jahre Unabhängigkeit.<br />

Für Frankreich war das Land lange mehr als eine<br />

Kolonie. Es hieß: « Das Mittelmeer fließt durch<br />

Frankreich, wie die Seine durch Paris ». Angefacht<br />

durch Jahre der Unterdrückung, Ausbeutung und<br />

Diskriminierung entzündete sich 1954 der Funke<br />

für den blutigen Krieg, der 1962 in Algeriens<br />

Unabhängigkeit mündete. Chronik eines Krieges,<br />

der die Zeit nach 1945 prägte.<br />

6-teilige<br />

Dokumentarfilm-<br />

Reihe von Rafaël<br />

Lewandowski,<br />

<strong>2022</strong>, 6 x 52 Min. ·<br />

Dienstag, 1.<br />

März <strong>2022</strong> und<br />

Mittwoch, 2. März<br />

<strong>2022</strong>, jeweils ab<br />

21.45. Online<br />

verfügbar vom<br />

22. Februar bis<br />

29. April <strong>2022</strong><br />

SERIE • DOKUMENTATION<br />

In Therapie Staffel 2<br />

Endlich dürfen wir uns<br />

wieder mit auf das Sofa<br />

von Dr. Philippe Dayan<br />

(Frédéric Pierrot) setzen,<br />

dem erfahrenen Pariser<br />

Analytiker aus « In Therapie »! In den neuen 35 Folgen zeigt<br />

uns das Erfolgsduo Éric Toledano und Olivier Nakache einen<br />

geschiedenen Philippe Dayan, der sich nach 5 Jahren in einem<br />

Gerichtsprozess verteidigt und dessen neue Patientinnen<br />

und Patienten sich mit den Folgen der Corona-Pandemie<br />

auseinandersetzen müssen … Auch eine neue Supervisorin,<br />

gespielt von Charlotte Gainsbourg, begleitet den Analytiker.<br />

Serie von Éric Toledano & Olivier Nakache, mit Frédéric Pierrot,<br />

Charlotte Gainsbourg, Jacques Weber, Suzanne Lindon, Eye Haïdara,<br />

Aliocha Delmotte, Clémence Poésy, Pio Marmaï, Carole Bouquet,<br />

Agnès Jaoui, 2021, 35 x 26 Min. · Ab Donnerstag, 7. April <strong>2022</strong>.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 17


ON SURFE<br />

FRANZÖSISCHE SPRACHE<br />

Die erste Grammatik der<br />

französischen Gegenwartssprache<br />

in Wort und Schrift<br />

IMMOBILIEN<br />

Immobilienpreise<br />

in der Umgebung<br />

kennen<br />

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass<br />

Franzosen ihre Sprache lieben und eine sehr<br />

enge Beziehung zu ihr pflegen. Das bestätigen<br />

unter anderem der Erfolg der zahlreichen<br />

Rechtschreib- und Redewettbewerbe sowie<br />

die vielen Werke, die der Geschichte und<br />

Weiterentwicklung der französischen Sprache<br />

gewidmet sind. Auch Wörterbücher – sowohl<br />

in elektronischer als auch in gedruckter Form<br />

– finden nach wie vor zahlreiche Abnehmer. Da<br />

erscheint es paradox, dass es – im Gegensatz<br />

zu Englisch, Italienisch und Spanisch – keine<br />

« große Grammatik der Gegenwartssprache »<br />

gibt, also ein Werk, das die Regeln der Sprache<br />

erklärt, wie sie heute gesprochen wird (auf<br />

der Straße, in den Medien, in der Literatur, in<br />

digitalen Texten wie Blogs oder SMS) und das<br />

auch regionale Besonderheiten einschließt.<br />

Doch diese Lücke ist mittlerweile durch<br />

das 2628 Seiten umfassende Werk Grande<br />

Grammaire du Français behoben. Es wurde<br />

2002 vom Centre National de la Recherche<br />

Scientifique (CNRS) und der Direction générale<br />

à la langue française et aux langues de France<br />

(DGLFLF) initiiert und die Arbeiten wurden von<br />

zahlreichen französischen Forschungsinstituten<br />

und Universitäten unterstützt. Es ist eine<br />

regelrechte « Bibel » für alle, die die französische<br />

Gegenwartssprache lieben. Die « Große<br />

Grammatik » gibt es nicht nur als gedruckte<br />

Ausgabe, sondern auch in einer digitalen<br />

Version.<br />

www.grandegrammairedufrançais.com<br />

Testversion 15 Tage kostenlos,<br />

Jahresabonnement 39 €<br />

Demande de Valeur<br />

Foncière (DVF) ist<br />

eine erstaunliche Applikation: Sie wurde vor nicht allzu langer Zeit<br />

vom französischen Finanzministerium lanciert, um eine größere<br />

Transparenz bei den Immobilienpreisen im Hexagon zu ermöglichen.<br />

Mit ihr kann jeder ganz einfach für das ganze Land abfragen, zu welchen<br />

Preisen Immobilientransaktionen in den zurückliegenden fünf Jahren<br />

abgewickelt wurden. Durch die Möglichkeiten der GPS-Ortung werden<br />

in Sekundenschnelle alle erfassten Transaktionen im Umfeld des<br />

Standorts angezeigt, wobei jeweils Verkaufspreis, Art der Immobilie,<br />

Fläche, Anzahl der Zimmer, Nummer der Parzelle sowie das Datum der<br />

Transaktion angegeben werden. Die Applikation verfügt über gewisse<br />

Filter (Häuser, Wohnungen, Baugrundstücke, Anzahl der Zimmer,<br />

minimale Wohnfläche, minimale Grundstücksfläche), mit denen man<br />

nach präzisen Kriterien suchen kann. Die Angaben werden zweimal pro<br />

Jahr (April und Oktober) aktualisiert.<br />

APP (kostenlos) DVF; im Internet unter https://app.dvf.etalab.gouv.fr/<br />

LITERATUR<br />

Ein Jahr mit Proust<br />

100 Jahre nachdem Marcel<br />

Proust das Wort FIN unter<br />

sein Werk À la recherche<br />

du temps perdu setzte,<br />

erweist man dem großen<br />

Schriftsteller mit einem bislang beispiellosen Podcast die Ehre:<br />

Proust, le podcast. Der öffentliche Radiosender France Culture<br />

wird im Laufe des Jahres <strong>2022</strong> Dutzende Radiosendungen (in<br />

französischer Sprache) Marcel Proust widmen, mit deren Hilfe die<br />

Hörer nachvollziehen können, wie aus dem « kleinen Marcel », wie<br />

er als Kind genannt wurde, der « große Proust » wurde. Der Podcast<br />

wird bis zum 18. November <strong>2022</strong>, dem 100. Todestag des Dichters,<br />

regelmäßig aktualisiert.<br />

APP (kostenlos) RADIO FRANCE (suchen Sie in der App nach Proust,<br />

le Podcast).<br />

Ebenfalls zu hören im Internet unter www.franceculture.fr/<br />

emissions/marcel-proust-le-podcast<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


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CHANSON<br />

Juliette Armanet: Brûler le feu<br />

2017 begeisterte Juliette Armanet bereits mit ihrem ersten Album Petite<br />

Amie die Franzosen. Damit zeigte sie, dass sie mit ihrem heiteren und<br />

mitreißenden Stil in der Lage ist, in einem einzigen Stück anspruchsvolle<br />

Texte und Discomusik zu vereinen. Ihr neues Album Brûler le feu setzt diesen<br />

vielversprechenden Weg fort. Beim Anhören sagt man sich, dass die junge<br />

Frau aus Lille in gewisser Weise die ideale Freundin wäre, von der wir alle<br />

träumen: Denn sie wäre bei einem Abend im Freundeskreis sowohl in der Lage,<br />

am Klavier eine romantische Ballade zu singen (Imaginer l’amour) als auch einen<br />

wilden Discotitel zum Besten zu geben (Le dernier jour du Disco, Tu me Play). Eine<br />

moderne, lebenslustige, ungezügelte französische Sängerin, wie wir sie lieben!<br />

CHANSON<br />

Anne Sila: À nos cœurs<br />

Anna Sila stammt aus der Drôme und nahm 17 Jahre lang Klavier-, Cellound<br />

Gesangsunterricht am Musikkonservatorium von Valence. Nachdem<br />

sie im Jahr 2015 bei der Talentshow des französischen Fernsehens The<br />

Voice das Finale erreichte, ging es mit ihrer Karriere steil nach oben. 2021<br />

bestätigte sie ihre Begabung durch ihren Sieg in der Show The Voice All<br />

Stars. Musik ist ihre Welt, darin kennt sie sich aus. Sehr gut sogar! Sie<br />

besitzt die erstaunliche Fähigkeit, Genres zu mischen und nimmt uns<br />

mit den 17 Titeln dieses Albums in so unterschiedliche Welten wie Pop,<br />

Chanson und Jazz mit. Alles scheint ihr zu liegen, und ihre Stimmtechnik ist<br />

der großer Sängerinnen ebenbürtig.<br />

CHANSON<br />

Angèle: Nonante-Cinq<br />

Nach dem phänomenalen Erfolg des 2018 erschienenen, ersten Albums Brol der 1995 in Belgien geborenen<br />

Sängerin wartete man in Frankreich sehnsüchtig auf ihre zweite CD. Die Franzosen hatten ein junges Mädchen<br />

entdeckt, das gerade dem Jugendalter entwachsen war und vor Humor und Lebenslust nur so sprühte. Mit<br />

Nonante-Cinq begegnen sie nun einige Jahre später einer viel gesetzteren Frau, voller Herzschmerz, Zweifel<br />

und Ängste. Eine « ichbezogene » Frau, wie man in einigen Kommentaren<br />

lesen konnte, da parallel zum Album ein ihr gewidmeter Dokumentarfilm<br />

auf Netflix erschien. Hört man Nonante-Cinq an, fällt in der Tat ein<br />

frappierender Kontrast zwischen der Angèle aus 2018 und der aus<br />

<strong>2022</strong> auf. Sollte man aber darin nicht eher den künstlerischen<br />

Ausdruck eines Gefühls sehen, das die meisten von uns aufgrund<br />

der einschneidenden Erlebnisse der letzten Jahre spüren? « Ich<br />

brauche positive Gedanken, mach den Computer aus », singt<br />

Angèle (Pensées positives). Oder auch: « Man sagt sich, alles wird<br />

sich einrenken / Man sagt sich, alles wird gut werden / Aber<br />

wo soll man anfangen? […] Denn alles kann sich so schnell, so<br />

schnell ändern … » (Profite). Warum sollte man ihr solche Worte<br />

vorwerfen? Auf jeden Fall lässt uns die neue CD von Angèle nicht<br />

gleichgültig.<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


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22 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Die Route de la Rose<br />

im Loiret<br />

Eine faszinierende Rundreise durch<br />

die duftende Welt der Rosen<br />

Das Departement Loiret liegt rund 150 Kilometer südlich<br />

von Paris und gilt seit dem 18. Jahrhundert in Frankreich<br />

als Wiege der Rose. Viele Botaniker und Pflan-<br />

zenzüchter wurden vom fruchtbaren Boden und dem<br />

für die Kultur dieser Blume optimalen Klima angezogen<br />

und entwickelten ein fachspezifisches Know-how, aus<br />

dem wiederum ein lokaler Wirtschaftszweig entstand.<br />

Um diesen nach wie vor aktiven Sektor aufzuwerten,<br />

kam das Departement vor einigen Jahren auf die Idee,<br />

eine Route de la Rose einzurichten. Es entstand ein bei-<br />

spielloser Parcours, auf dem man sowohl botanische,<br />

landschaftliche, kulturelle als auch touristische Erfah-<br />

rungen machen und dabei diesen kleinen und häufig<br />

verkannten Winkel Frankreichs erkunden kann.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />

Vorherige Doppelseite und diese Seiten: Der Park<br />

im englischen Stil Jardins de Roquelin in Meungsur-Loire<br />

liegt am Ufer der Loire und ist eine wahre<br />

Oase des Friedens. Es gibt dort mehr als 1000<br />

Rosenstöcke in 500 Sorten und eine gut sortierte<br />

Gärtnerei (mehr als 150 Sorten), in der man bereits<br />

ab 19 € seine Lieblingsrose erwerben kann.<br />

Alles scheint darauf hinzudeuten,<br />

dass Franzosen eine<br />

sehr besondere Beziehung zur<br />

Rose haben: Die « Königin der Blumen »<br />

hat seit Jahrhunderten nicht nur zahlreiche<br />

Maler, Schriftsteller und Dichter inspiriert,<br />

sondern sie hat offensichtlich auch einen besonderen Platz im<br />

Herzen der Menschen erobert. Um sich darüber bewusst zu werden,<br />

muss man im Hexagon nicht weit gehen, denn die Rose ist allgegenwärtig,<br />

ob in privaten Gärten oder in öffentlichen Parks. In einigen Weingegenden<br />

steht sie manchmal sogar am Ende einer Rebreihe, wo sie dabei<br />

helfen soll, Krankheiten zu erkennen, bevor diese die Reben befallen. Im<br />

ganzen Land finden alljährlich unzählige Festivals und Fêtes de la Rose<br />

statt, zudem kann Frankreich vermutlich mit Stolz behaupten, das einzige<br />

Land zu sein, in dem sich eine Ladenkette mit 35 Filialen und dem<br />

symbolträchtigen Namen Au nom de la Rose ausschließlich dieser Spezies<br />

widmet. Die Verkaufszahlen sprechen im Übrigen für sich: Laut den<br />

Gartenbauverbänden werden in Frankreich pro Jahr knapp 650 Millionen<br />

Rosenstöcke und Schnittrosen verkauft. Grund genug also, dass<br />

man die Rose guten Gewissens als die bei Weitem beliebteste Blume der<br />

Franzosen bezeichnen kann. Die Mehrheit der Schnittrosen wird heute<br />

zwar – via Amsterdam – aus Südamerika und Kenia importiert, dennoch<br />

gibt es im Hexagon nach wie vor eine Tradition in Sachen Rosenzucht<br />

und ein international anerkanntes Know-how in Bezug auf Hybridisierung<br />

und die Kreation neuer Sorten. Gerade in dieser Beziehung spielte<br />

das Departement Loiret schon immer eine wichtige Rolle.<br />

Offensichtlich nahm das Abenteuer der Rose in dieser Region bereits<br />

im Mittelalter seinen Anfang, und zwar im Wald. Historiker und<br />

Botaniker sind sich heute darin einig, dass damals dort bereits Wildrosen,<br />

nämlich Heckenrosen, in großer Zahl wuchsen. Im Laufe der Jahre<br />

begann man damit, solche Stöcke in die Nähe von Ansiedelungen zu<br />

verpflanzen, später dann zu veredeln, wodurch die ersten widerstandsfähigeren<br />

Blumen « produziert » wurden. Vor allem in den Kreisen der<br />

Lehnsherren fanden diese sofort Anklang. Im 18. Jahrhundert ließen<br />

sich angesichts der starken Begeisterung für diese Blume und immer<br />

neuer Erkenntnisse auf dem Gebiet der Botanik die ersten Wegbereiter<br />

der Rosenkultur im Departement Loiret nieder. Sie studierten<br />

und beobachteten diese dekorative Pflanze, bis sie die Hintergründe<br />

besser verstanden und Fortschritte in der Aufzucht machten, sodass<br />

widerstandsfähigere und noch schönere Rosen entstanden. Die Arbeiten<br />

zogen renommierte Pflanzenzüchter – Barbier, Robichon, Turbat,<br />

Vigneron u. a. – an, die sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts ebenfalls<br />

in der Region niederließen. Sie setzten sich ihrerseits dafür ein, den<br />

Produktionsprozess von Rosen weiter zu verbessern, wodurch die<br />

Exemplare aus dem Loiret schnell ein gewisses Renommee bekamen.<br />

Dies ging so weit, dass die Gegend um Orléans im 20. Jahrhundert<br />

eine französische « Hauptstadt der Rose » wurde, genauso wie die Stadt<br />

Doué-en-Anjou im Pays de la Loire, der wir im vergangenen Frühjahr<br />

(Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 78) eine Reportage widmeten.<br />

Diese Tradition ist nach wie vor lebendig und die Rose steht im<br />

ganzen Departement im Zentrum der Aufmerksamkeit. Immer noch<br />

gibt es nicht nur mehrere Gärtnereien und Baumschulen, die sich mit<br />

der Rose beschäftigen und neue Sorten züchten, sondern auch viele<br />

Parks und Gärten, die ihr gewidmet sind. Die Route de la Rose umfasst<br />

15 Etappen – Zuchtbetriebe, private Gärten, ein Arboretum, namhafte<br />

Kulturstätten – die jeder nach Lust und Laune durchstreifen und sich<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />

Rechts: Stéphane<br />

Chassine, ein ehemaliger<br />

« Schüler » von André<br />

Eve, ist der Gründer<br />

und Inhaber des Parks<br />

Jardins de Roquelin.<br />

Rechte Seite: Yvonne<br />

Eve, die Witwe von André<br />

Eve, in ihrem kleinen<br />

Paradies mitten in<br />

der Stadt Pithiviers. In<br />

diesem unglaublichen<br />

Garten sammelte ihr<br />

Mann alte Rosensorten<br />

und ließ seiner<br />

Fantasie in Sachen<br />

Rosenkreation freien<br />

Lauf. Folgende Seiten:<br />

Der Garten ist heute<br />

noch eine der schönsten<br />

Rosensammlungen<br />

Frankreichs.<br />

dabei von der Natur, den Farben und den Düften treiben<br />

lassen kann. Wir sind auf dieser Strecke gereist und haben<br />

drei besonders beeindruckende Etappen für Sie ausfindig<br />

gemacht. Jede bot uns die Gelegenheit, nicht nur mehr<br />

über die so besondere Beziehung zwischen der Rose und<br />

dem Loiret zu erfahren, sondern auch begeisterte und begeisternde<br />

Menschen zu treffen, die mit Freude und ganz<br />

spontan ihre Erfahrung und ihre Ratschläge hinsichtlich<br />

der Kultur dieser edlen Blume teilen. Darüber hinaus legen<br />

sie manchmal sehr berührende Zeugnisse eines Lebens<br />

ab, das der Rose gewidmet ist.<br />

Les Jardins de Roquelin<br />

Dieser Privatgarten l'anglaise liegt am Ufer der Loire<br />

und strahlt eine ungeheure Poesie aus. Er ist der ideale<br />

Ausgangspunkt, an dem man sich die außerordentliche<br />

Diversität der Rosen und die Art, wie sich diese in der<br />

Region entwickelt haben, vor Augen führen kann. Der<br />

Eigentümer, Stéphane Chassine, begeistert sich für alte<br />

Rosen und präsentiert dort seine private Sammlung.<br />

Stéphane Chassine, wie kamen Sie auf den Gedanken, ganz<br />

alleine diesen Garten zu kreieren, der seit 2005 für die Öffentlichkeit<br />

zugänglich und als Jardin remarquable de France<br />

klassifiziert ist?<br />

Meine Frau und ich haben das Haus mit dem Grundstück<br />

1998 gekauft. Damals war es nur ein einfacher Hof<br />

mit einem sechs Hektar großen Terrain. Ich arbeitete zu<br />

der Zeit ganz in der Nähe bei André Eve, einem versierten<br />

Kenner und Züchter von Rosen, der auf der ganzen Welt<br />

bekannt ist. Er hat mir seine Leidenschaft für alte Rosensorten<br />

weitergegeben, und ich sagte mir, dass ich hier die<br />

Gelegenheit habe, dieser Passion nach Herzenslust nachzugehen.<br />

Also begann ich, Rosenstöcke zu pflanzen. Im<br />

Grunde habe ich niemals damit aufgehört, und heute gibt<br />

es auf dem Anwesen mehr als 1000 Stöcke und 500 Sorten.<br />

Wie erklären Sie sich die Entwicklung eines anerkannten<br />

Fachwissens über Rosen hier im Loiret, aus dem sogar ein regelrechter<br />

Wirtschaftszweig entstanden ist?<br />

Alles ist meiner Ansicht nach eine Frage des Klimas.<br />

Die Bedingungen sind sehr günstig für den Anbau von<br />

Rosen, da kontinentales und ozeanisches Klima aufeinandertreffen,<br />

was diese Blumen ganz besonders mögen. Und<br />

dann gibt es hier einen besonderen Boden, der fruchtbar<br />

und leicht zugleich ist, der viel Schlick aus der Loire enthält,<br />

die hier in der Gegend niemals weit entfernt ist.<br />

Wie tragen das Departement Loiret und Gärten wie Ihrer<br />

heute dazu bei, alte Rosensorten zu schützen?<br />

Das Besondere im Departement ist, dass es mehrere<br />

Rosenzüchter, -produzenten und Passionierte gibt, die sich<br />

für alte Rosensorten interessieren, da diese im Hinblick auf<br />

ihre Schönheit und meist auch ihren Duft unübertroffen<br />

sind. Wir schützen sie nicht nur, sondern wir entwickeln<br />

sie weiter. Das ist eine langwierige Arbeit, die viel Geduld<br />

erfordert. Man muss die Natur genau beobachten. Es geht<br />

darum, zwei Rosensorten auszuwählen, den Pollen der einen<br />

zu entnehmen, die andere damit zu bestäuben und abzuwarten,<br />

bis ein Samenkorn entsteht. Das ist die Technik<br />

der Hybridisierung. Das funktioniert natürlich nicht jedes<br />

Mal, oft muss man viele Jahre warten, bis die erste durch<br />

Hybridisierung entstandene Rose blüht. Aber wenn es so<br />

weit ist und sie aufblüht, ist es ein wahres Glücksgefühl!<br />

Ich habe das an der Seite von André Eve, einem wirklich<br />

passionierten Rosenspezialisten, entdeckt. Sie sollten im<br />

Übrigen seinen Privatgarten besichtigen. Für mich ist er<br />

nach wie vor eine immense Inspirationsquelle …<br />

Vielen Dank Stéphane Chassine, wir werden Ihren Rat in der<br />

Tat befolgen!<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Der Privatgarten von André Eve<br />

Der Privatgarten von André Eve (1931-<br />

2015) liegt etwas mehr als 70 Kilometer<br />

nordöstlich des Gartens von Stéphane<br />

Chassine. Es handelt sich dabei unbestritten<br />

um einen Garten Eden, um ein Paradies<br />

für Liebhaber und Kenner von Rosen. Es<br />

ist ein legendärer Ort, der Besucher aus der<br />

ganzen Welt anzieht, dessen genaue Adresse<br />

jedoch fast nur unter der Hand weitergegeben<br />

wird, da man seine Ruhe und poetische Ausstrahlung<br />

bewahren möchte. Hier kreierte der 2015 verstorbene André<br />

Eve, der weltweit als « Rosenpapst » bezeichnet wird, ganz alleine auf<br />

einer kaum einmal 1500 Quadratmeter großen Fläche hinter der diskreten<br />

Holztür seines Hauses im Zentrum von Pithiviers Dutzende<br />

von Rosensorten. Als Sohn von Gemüsebauern wurde er naturgemäß<br />

bereits als Kind mit der Bearbeitung des Bodens vertraut gemacht.<br />

Respekt vor der Natur und Geduld gehörten für ihn schon immer<br />

zu den wesentlichen und unverzichtbaren Qualitäten eines Gärtners.<br />

Nach einer Ausbildung an der renommierten École d’Horticulture von<br />

Versailles, begann er beim französischen Saatgutproduzenten Vilmorin<br />

zu arbei ten, wo er die Kunst der Gartenachitektur erlernte, bevor<br />

er in Paris in der legendären Boutique des Unternehmens, am direkt<br />

an der Seine gelegenen Quai de la Mégisserie, Pflanzen verkaufte.<br />

Dort begegnete er Marcel Robichon, einem bekannten Rosenzüchter<br />

aus Pithiviers, und freundete sich mit ihm an. Marcel weihte ihn in<br />

die Geheimnisse der Hybridisierung ein und verschaffte ihm Zugang<br />

zum abgeschotteten Kreis der Rosiéristes. Er bot ihm schließlich an,<br />

seine Nachfolge anzutreten, was André Eve Ende der 1950er-Jahre<br />

auch tat. André Eve war von seinem neuen Beruf und vom Universum<br />

der Rose begeistert. 1969 kreierte er seine erste Rose, die er « Sylvie<br />

Vartan » taufte. Die Vermarktung war überaus erfolgreich. Es folgten<br />

rund vierzig weitere Züchtungen. 1979 wollte er sich ausschließlich<br />

der Kultivierung und Vermarktung alter, in Vergessenheit geratener<br />

Rosensorten widmen und verkaufte die Gärtnereien. Damals begann<br />

er, bei sich zuhause in Pithiviers, den Garten seiner Träume zu realisieren.<br />

Seine Ehefrau Yvonne, die nach wie vor dort lebt, empfing uns<br />

sehr herzlich.<br />

Yvonne Eve, Ihr Mann gilt auf der ganzen Welt als einer der größten Spezialisten<br />

und Züchter von Rosen. Wie war sein Verhältnis zu diesen Blumen?<br />

Mein Mann war ein passionierter Mensch. Sogar ein unglaublich<br />

passionierter. Und wie alle Menschen mit einer ausgeprägten Leidenschaft<br />

war er manchmal, wie soll ich sagen, etwas « einseitig » und verbrachte<br />

die meisten seiner Tage ganz allein im Garten. Niemand hatte<br />

das Recht, etwas anzurühren! Ich kann Ihnen sagen, dass ich selbst<br />

manchmal einen Trick anwenden musste, um seine Aufmerksamkeit<br />

zu wecken. Es war beispielsweise immer schwierig, ihn zum Essen ins<br />

Haus zu bekommen, obwohl ich eine kleine Glocke hatte und zur entsprechenden<br />

Zeit klingelte, um ihm klarzumachen, dass es Zeit ist, zu<br />

kommen. Aber selbst dann kam er selten sofort, immer hatte er eine<br />

Entschuldigung, um noch ein bisschen bei seinen Blumen zu bleiben.<br />

Doch im Grunde genommen war das nicht schlimm, die Suppe musste<br />

halt ein bisschen warten. Es war so schön, ihn glücklich zu sehen.<br />

Dank seiner Passion für Rosen führten wir ein fantastisches Leben.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />

Diese Leidenschaft und dieser kleine Garten haben Ihr Leben<br />

in der Tat auf den Kopf gestellt …<br />

Das stimmt. Als mein Mann zu Beginn der 1980er-<br />

Jahre beschloss, sich in diesem Garten ausschließlich alten<br />

Rosensorten zu widmen, ging es schnell. Mund-zu-Mund-<br />

Propaganda, die ersten Besichtigungen, Veröffentlichungen<br />

in spezialisierten Medien und so weiter veränderten<br />

unseren Alltag grundlegend. André erhielt Einladungen<br />

aus der ganzen Welt, um über seine Entdeckungen zu sprechen.<br />

Da ich von Natur aus viel schüchterner bin, zog ich<br />

es vor, zuhause zu bleiben. Dann begannen die Menschen,<br />

von weither zu kommen, um meinen Mann zu treffen und<br />

den Garten zu besichtigen. Selbst Prominente! Stellen Sie<br />

sich vor, Berühmtheiten wie Catherine Deneuve, Sylvie<br />

Vartan und Prinz Albert von Monaco besuchten uns hier in<br />

unserem bescheidenen Heim in Pithiviers. Das war enorm!<br />

Ich erinnere mich noch daran, wie einmal der französische<br />

Justizminister ankam. Auf der Straße waren Polizisten,<br />

Motorräder, große schwarze Autos, die Nachbarn fragten<br />

sich, was da wohl vor sich ging. Und alles nur, um meinen<br />

Mann zu besuchen und seinen Garten zu sehen! Das war<br />

meiner Ansicht nach wirklich etwas Besonderes …<br />

Heute setzen Sie die Arbeit in gewisser Weise mithilfe eines<br />

Vereins fort, der die Besichtigungen organisiert und den Menschen<br />

den Zugang zu diesem prachtvollen Garten ermöglicht.<br />

Ist das wichtig für Sie?<br />

Das ist sogar ganz wesentlich. Wissen Sie, mein Mann<br />

war ein glücklicher Mensch. Er liebte es über alles, inmitten<br />

seiner Rosen zu sein. Mir ist nur zu gut klar, dass er<br />

ein traumhaftes Leben führte und dass er dies zum großen<br />

Teil seiner Passion für Blumen zu verdanken hatte. Das<br />

spürt man in seinem Garten. Und damit dieser Garten die<br />

Erinnerung an meinen Mann wachhalten und weiterhin<br />

Menschen glücklich machen kann, ist es wichtig für mich,<br />

dass er zugänglich bleibt.<br />

Yvonne Eve, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Die Baumschule Les Roses Anciennes André<br />

Eve und das Château de Chamerolles<br />

Die Baumschule Les Roses Anciennes André Eve<br />

liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Chilleurs-aux-Bois,<br />

in Gallerand, einem kleinen Dorf rund 15 Kilometer<br />

südwestlich von Pithiviers in Richtung Orléans. Sie gilt<br />

als eine der außergewöhnlichsten ihrer Art in Frankreich<br />

und nach der Begegnung mit Yvonne Eve, drängte sich<br />

für uns der Besuch förmlich auf. Das Unternehmen<br />

setzt die anspruchsvolle Leidenschaft<br />

und Arbeit des Gründers, André Eve, für<br />

Rosen fort. Hier, am Rande des Waldes<br />

von Orléans, ganz in der Nähe<br />

des einmaligen Renaissanceschlosses<br />

Chamerolles – das in ein Parfummuseum<br />

verwandelt wurde und<br />

Bestandteil der Route de la Rose ist –, ist<br />

heute die ganze Infrastruktur für Züch-<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Loiret<br />

tung, Produktion und Verkauf der edlen Blumen vereint.<br />

Alte Rosensorten sind zwar immer noch das Markenzeichen<br />

des Unternehmens, doch inzwischen macht auch die<br />

Züchtung neuer Rosen einen Teil des internationalen Rufs<br />

aus. Abgesehen vom bemerkenswerten Verkaufsbereich mit<br />

etwa 600 Rosenspezies kann man sich im angrenzenden<br />

Garten Zeit nehmen und ungehindert die Blumen in der<br />

freien Natur entdecken, sie beobachten, ihren Duft einatmen.<br />

Und Zeit, um den Augenblick zu genießen, wie André<br />

Eve es zu tun wusste, der oft daran erinnerte: « Mit Rosen<br />

muss man Geduld haben: Man hat einen Monat, sie in<br />

Blüte zu sehen und elf Monate, um von ihnen zu träumen. »<br />

Und er gab den weisen Ratschlag: « Nehmen Sie sich Zeit,<br />

auf die Natur zu hören, und leben Sie in Harmonie mit ihr,<br />

um Kraft und Ausgeglichenheit zu schöpfen. » Und genau<br />

das will uns die Route de la Rose ins Bewusstsein rufen!<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Les Sablesd’Olonne<br />

man<br />

Die ideale Jahreszeit, in der<br />

am meisten von blühenden Rosen<br />

profitieren kann, ist von Mitte Mai bis<br />

Ende Juni, bei Kletterrosen bis Ende<br />

September.<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

Amiens<br />

A1/E15-E19<br />

Quimper<br />

N165/E60<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Saint-Lô<br />

Öffnungszeiten: Gärten: 1. Mai bis<br />

Meung-sur-Loire …<br />

Anfang Oktober <strong>2022</strong>, täglich (außer<br />

… Berlin 1195 km … Hamburg 1037 km A84/E401 dienstags) von 10 bis 18 Uhr. Gärtnerei:<br />

… Köln 631 km … Frankfurt 718 km ganzjährig geöffnet; außerhalb der<br />

Lannion<br />

… München 909 km … Dinard Wien Saint-Malo 1311 km Avranches Öffnungszeiten der Gärten A28/E402 nach<br />

… Zürich 672 km … Paris 147 km Voranmeldung.<br />

… Orléans 25 km<br />

N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

Saint-Brieuc<br />

N12/E50<br />

N12/E50<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Paris-Orly<br />

(139 km) und Paris-Charles-de-Gaulle<br />

D768<br />

Rennes<br />

(173 km).<br />

N164<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

Lorient<br />

befindet sich in Vendôme-Villiers-sur-<br />

Vannes<br />

Loir (61 km).<br />

N165/E60<br />

N24<br />

Les Jardins de Roquelin<br />

Privater englischer Garten, Sammlung<br />

alter Rosen, Rosenverkauf<br />

Lieu-dit « Roquelin »<br />

45130 Meung-sur-Loire<br />

Telefon: +33 (0)6 70 95 37 70<br />

www.lesjardinsderoquelin.com<br />

Anfahrt: Überqueren Sie in Meung-sur-<br />

Loire die Loire Richtung Cléry-Saint-<br />

André; biegen Sie nach der Brücke Montalivet<br />

sofort nach links ab. Nach 500 m<br />

erreichen Sie die Gärten. Kostenloser<br />

Parkplatz.<br />

A84<br />

Eintritt: 6 €, Kinder und Jugendliche<br />

unter 18 Jahren haben freien Zutritt.<br />

Kostenloser Zugang Alençon zur Gärtnerei.<br />

Le Jardin personnel d’André Eve<br />

Privatgarten<br />

Jedes Jahr wollen zahlreiche Besucher<br />

diese verborgene Oase mitten im<br />

Le Mans<br />

Herzen von Pithiviers besichtigen. Um<br />

die Ruhe des Wohnorts von Yvonne Eve<br />

A28/E502<br />

zu schützen, sind die Besichtigungen<br />

limitiert. Sie werden von<br />

ehrenamtlichen Helfern des Vereins<br />

Quiberon www.routedelarose.fr<br />

Angers<br />

Auf der Website der Route de la Rose A11/E60 Les amis d’André Eve organisiert. Eine<br />

La Baule<br />

sind alle Orte, die man besichtigen<br />

Besichtigung ist nur A86/E60 mit vorheriger Tours<br />

St. Nazaire<br />

kann, übersichtlich aufgelistet: Nantes Reservierung per Telefon oder Internet<br />

Gärten, Rosenzüchter, Kulturstätten, möglich. A87 Bei der Reservierung Monts erhalten A10/E5<br />

Restaurants, Unterkünfte. Allen ist Clisson Sie dann die exakte Adresse.<br />

gemeinsam, dass sie die Rose und ihre Telefon: Cholet +33 (0)6 70 68 61 37<br />

Kultur ins Rampenlicht rücken. A83 http://amisdandreeve.fr/visites-dujardin/<br />

Bitte entnehmen Sie die<br />

Öffnungszeiten der Website.<br />

A83<br />

N13<br />

Eintritt: 5 €, Kinder unter Poitiers 12 Jahren<br />

haben freien Eintritt.<br />

Saint-Sigismond<br />

N11/E601 Les Roses Anciennes Niort André Eve<br />

La Rochelle Baumschule und Präsentationsgarten<br />

Lieu-dit E5/A10 Gallerand<br />

301, route de Courcy<br />

E602/A837 45170 Chilleurs-aux-Bois<br />

Telefon: +33 (0)2 38 30 01 30<br />

www.roses-andre-eve.com<br />

Geöffnet Mittwoch bis Freitag von 14<br />

Angoulême<br />

bis 18 Uhr.<br />

Direktverkauf und Bestellungen per<br />

Internet.<br />

Hinweise: Die Baumschule verschickt<br />

aus Qualitätsgründen keine<br />

Périgueux<br />

langstieligen oder wurzelnackten<br />

E5/A10<br />

Caen<br />

Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

A11/E501<br />

A13/E46<br />

A89/E70<br />

Jumièges<br />

A13/E5<br />

A11/E50<br />

A10/E5<br />

A10/E5-E60<br />

Blois<br />

Chambord<br />

Chenonceau<br />

A85<br />

A20/E9<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Orléans<br />

A71/E9<br />

A6/E15<br />

A71/E11<br />

A5/E54<br />

Rosen ins Ausland.<br />

In den Monaten Januar und Februar<br />

werden Schnittkurse für Rosen<br />

angeboten. Informieren Sie sich über<br />

die genauen Daten.<br />

A4/E50<br />

Montluçon<br />

Le Château de Chamerolles<br />

Museum und Garten<br />

A71/E11<br />

45170 Chilleurs-aux-Bois<br />

Telefon: +33 (0)2 38 39 84 66<br />

www.chateauchamerolles.fr Clermont-<br />

1. Limoges<br />

Ferrand<br />

Mai bis 30. September: täglich außer<br />

dienstags 10 bis 18 Uhr. In den A89/E70 Monaten Puy de Dôm<br />

Juli und August kein Ruhetag. Im Winter A75/E11<br />

gelten abweichende Öffnungszeiten, le Mont-Dore<br />

bitte entnehmen Sie diese der Website.<br />

Eintritt: 8 €, ermäßigt 5 €. Kinder unter<br />

6 Jahren haben Tullefreien Eintritt.<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Le Pescher<br />

Saillac<br />

Aurillac<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 78<br />

Doué-en-Anjou: Payrac Rocamadour<br />

im Reich der<br />

Le Porge<br />

Bordeaux<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 56<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Loiret: Entdeckungen Cap-Ferret entlang der östlichen Loire<br />

A52/E72<br />

Blumenkönigin A20/E9 (194 km entfernt)<br />

Wenn es um die Schlösser an der Loire geht,<br />

Das Dorf Doué-en-Anjou zwischen<br />

konzentrieren sich die meisten Touristen<br />

Saumur und Angers besitzt ein<br />

auf die Flussabschnitte zwischen Orléans,<br />

erstaunliches Labyrinth mit<br />

Tours und Angers. Dabei gibt es auch<br />

östlich Mimizan<br />

Stollen und Höhlen, die wir Ihnen<br />

von Orléans sehenswerte Schlösser<br />

2018 bereits vorstellten. Heute<br />

und malerische Orte zu entdecken. Das<br />

laden wir Sie noch einmal ein, mit<br />

betroffene Departement E5-E70/A63 trägt zwar den<br />

uns das Dorf zu besuchen, da es<br />

Namen des kleinen Flusses Loiret, doch<br />

– obwohl das relativ unbekannt<br />

der wichtigste Fluss des Departements<br />

ist – die französische Hauptstadt der « Königin des<br />

ist trotzdem die Loire. Eine Reise entlang Frankreichs<br />

berühmtesten Flusses Hossegor abseits ausgetretener France<br />

Gartens » ist: die Hauptstadt der Rose.<br />

Touristenpfade.<br />

Toulouse<br />

Biarritz Bayonne<br />

INFORMATIONEN Hendaye ZUR BESTELLUNG A64/E80 DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

Sare<br />

Donostia-<br />

Pau<br />

S. Sebastian<br />

Narbonne<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 31<br />

A81/E80<br />

Limoux<br />

Pamplona<br />

Evreux<br />

Rouen<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

Souillac sur<br />

Dordogne<br />

Cheverny<br />

Meung-sur-Loire<br />

A9/E15<br />

Sens<br />

Chilleurs-aux-Bois<br />

Bourges<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

Bézier<br />

Sa<br />

le-D<br />

Mo


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Brouage<br />

DIE ZITADELLE DER GEPLATZTEN TRÄUME<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Die Citadelle de Brouage, auf halbem Weg zwischen Rochefort und der Île<br />

d’Oléron, ist in mehrfacher Hinsicht einen Abstecher wert: Nicht nur, weil der Ort<br />

2017 in den begehrten « Club » der Plus beaux villages de France aufgenommen<br />

wurde, sondern auch, weil sich hinter der ruhigen Atmosphäre der im typischen<br />

Stil der Charente erbauten Häuser eine sehr interessante und bewegte Geschichte<br />

verbirgt. Die Geschichte einer Stadt, die einst eine bedeutende Rolle im<br />

europäischen Handel spielte, bevor sie in Vergessenheit geriet. Sogar der Ozean,<br />

dessen Wasser früher die Befestigungsmauern umspülte, hat sich inzwischen<br />

ganz von ihr zurückgezogen …<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Die Ankunft in Brouage, egal ob mit dem Auto, mit<br />

dem Fahrrad oder zu Fuß, versetzt immer in Erstaunen:<br />

Nach Kilometern durch ein mehr als<br />

11 000 Hektar großes Sumpfgebiet, wo der Blick lediglich<br />

eine immense, grüne Fläche und einen wie mit dem Lineal<br />

gezogenen Horizont erfasst hat, taucht plötzlich in der<br />

Ferne ein Punkt auf, der unweigerlich die Aufmerksamkeit<br />

auf sich zieht. Ein Baum? Beim Näherkommen sagt man<br />

sich, dass der « Punkt » viel zu groß und vor allem viel zu<br />

breit für einen Baum ist. Also muss es sich wohl um ein<br />

Haus oder um eine Gruppe von Häusern handeln. Doch<br />

auch dieser Gedanke verflüchtigt sich schnell, denn das erscheint<br />

inmitten dieser sumpfigen Landschaft mit friedlich<br />

weidenden Kuhherden und Vogelschwärmen – darunter<br />

viele Störche –, die immer wieder auffliegen, sehr unwahrscheinlich.<br />

Der Anblick bleibt also nach wie vor geheimnisvoll,<br />

die Neugier wird größer. Je mehr man sich annähert,<br />

desto weniger kann man den Blick davon lösen. Und<br />

irgendwann ist es offensichtlich: Der « Punkt » am Horizont,<br />

den man vor einiger Zeit erblickt hat, ist in der Tat<br />

ein Dorf, und zwar ein ganz besonderes Dorf. Es ist von<br />

einer hohen und solide gebauten Befestigungsmauer umgeben,<br />

hinter der lediglich ein paar Dächer und ein Kirchturm<br />

hervorragen. Wir sind in Brouage, einer erstaunlichen<br />

Zitadelle, die inmitten des Sumpfgebiets im wahrsten<br />

Sinne des Wortes « gestrandet » zu sein scheint.<br />

Dem Meer sei Dank<br />

Kommt man an diesen Ort im Herzen der grünen<br />

und ruhigen Ebene ist es nur schwer vorstellbar, dass die<br />

Wellen des heute zwei Kilometer entfernten Ozeans einst<br />

dröhnend an der Befestigungsmauer zerschellten, hinter<br />

der sich damals eine vor Aktivität nur so brodelnde Stadt<br />

verbarg, die als einer der wichtigsten französischen Häfen<br />

galt. Alles begann in der Zeit der Römer. Zu jener Zeit<br />

gab es Brouage in der heutigen Form noch nicht, die Stelle,<br />

an der sich der Ort heute befindet – und der in der Folge<br />

Golfe de Saintonge genannt wurde – war von Meerwasser<br />

umgeben. Die Menschen, die dort lebten, bemerkten jedoch,<br />

dass sich durch die Gezeiten, die außergewöhnliche<br />

Sonneneinstrahlung und die vorherrschenden Winde<br />

regelmäßig eine feine weiße Schicht am Boden absetzte.<br />

Sie kosteten davon und stellten fest, dass sie mit diesem<br />

Salz den Geschmack ihrer Nahrung verbessern konnten<br />

und dass es vor allem für die Konservierung von Lebensmitteln<br />

sehr nützlich war. Allmählich verbesserten sie<br />

den Prozess der Salzgewinnung, es entstanden die ersten<br />

Salinen. Die Produktion wurde im Laufe der Zeit immer<br />

ausgereifter, was zu Beginn des Mittelalters mehreren Abteien<br />

in der Gegend zu Reichtum verhalf und damit bei<br />

einigen Lehnsherren Neid und Missgunst weckte.<br />

Die Zitadelle des weißen Goldes<br />

Um das Jahr 1555 beschloss einer dieser Lehnsherren,<br />

Jacques de Pons (um 1490-1563), Seigneur de Brouage,<br />

die Dinge voranzutreiben. Er gründete eine Stadt, die<br />

ausschließlich dem « weißen Gold » geweiht sein und eine<br />

« Handelshauptstadt » werden sollte. Der Einfachheit halber<br />

und sich selbst zu Ehren nannte er sie « Jacopolis-sur-<br />

Brouage ». Offensichtlich brachte der Name Glück, denn<br />

innerhalb weniger Jahre waren die Geschäfte erfolgreich.<br />

Handelsschiffe aus ganz Europa – vorwiegend jedoch aus<br />

England, Flandern und der Hanse – deckten sich hier mit<br />

Salz ein, sodass der Reichtum von Brouage – die Stadt<br />

nahm später diesen vereinfachten Namen an – augenfällig<br />

wurde. 1569 errichteten italienische Architekten<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Vorherige Doppelseite und<br />

links: Der Rundweg auf der<br />

Befestigungsmauer ist ideal<br />

zum Spazierengehen und bietet<br />

schöne Ausblicke sowohl auf<br />

das Sumpfgebiet als auch<br />

auf die Stadt (hier auf die Rue<br />

du Québec). Dabei entdeckt<br />

man zahlreiche Zeugnisse der<br />

Militärarchitektur, beispielsweise<br />

die Scharwachttürme und<br />

den erstaunlichen Eiskeller,<br />

der nach Norden ausgerichtet<br />

war und das Krankenhaus<br />

mit Eis versorgte.<br />

aus Sicherheitsgründen die ersten Befestigungen, um die<br />

immensen Reichtümer der Stadt zu schützen. Die Entwicklung<br />

von Brouage ging in der Folge rasant vonstatten:<br />

Innerhalb von 30 Jahren vergrößerte sich die Stadt auf<br />

4000 Einwohner, und ihr Hafen war einer der wichtigsten<br />

der Atlantikküste. Erneut weckte dieser Wohlstand Begehrlichkeiten,<br />

es kam zu Streitigkeiten zwischen lokalen<br />

Lehnsherren und der königlichen Macht, aber auch zwischen<br />

Katholiken und Protestanten.<br />

Ein Hafen ohne Meer<br />

Bereits Anfang der 1570er-Jahre reichten die errichteten<br />

Befestigungsanlagen nicht mehr für den Schutz der<br />

Stadt aus. Es gab in dieser Region besonders viele Protestanten,<br />

die von den « liberalen » Vorstellungen Luthers angetan<br />

waren und bei denen die Salzsteuer, Gabelle genannt,<br />

sehr schlecht ankam. Es gelang ihnen, Brouage einzunehmen<br />

und die Stadt zu belagern. Einige Jahre lang herrschte<br />

ein ständiger Konflikt, denn die königliche Macht<br />

konnte es nicht akzeptieren, dass man versuchte, ihr einen<br />

so rentablen Hafen « zu stehlen ». 1578 eroberte der König<br />

schließlich die Stadt zurück. In ihrer verzweifelten Lage<br />

zogen es die Hugenotten damals vor, die Stadt dem Niedergang<br />

zu weihen, anstatt sie dem König zu überlassen.<br />

Im Juni 1586 beluden sie rund 20 alte Schiffe mit Steinen<br />

und versenkten diese an der engsten Stelle der Fahrrinne<br />

zwischen Brouage und dem Meer. Die Gezeiten sowie das<br />

Wasser der Flüsse Charente und Seudre sorgten schnell<br />

dafür, dass sich Schlick auf den Schiffswracks absetzte<br />

und eine Art Staudamm bildete, der nicht nur für Schiffe<br />

unüberwindlich war, sondern auch zur Folge hatte, dass<br />

die Kanäle in der Umgebung vollkommen verschlammten<br />

und sich das Ökosystem der Gegend somit völlig veränderte.<br />

In den Salinen bekam man diesen Wandel umgehend<br />

zu spüren, die Produktion brach ein. Der Hafen von<br />

Brouage verschlammte ebenfalls, der Schiffsverkehr kam<br />

fast vollständig zum Erliegen. Das goldene Zeitalter von<br />

Brouage war zu Ende. Im Endeffekt hatte es nur etwas<br />

mehr als ein Jahrhundert gedauert.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Charente-Maritime<br />

Oben: der Port de la Brèche mit dem Kai zum Entladen, die Kirche Saint-Pierre.<br />

Unten: das Fahrradmuseum und das Pulvermagazin Poudrière de la Brèche mit seinen dicken Wänden.<br />

Die befestigte Stadt<br />

Dennoch blieb Brouage ein strategischer Ort, der nach<br />

wie vor Begierde weckte. 1626 wollte Richelieu (1585-<br />

1642) der Region ein für alle Mal eine starke königliche<br />

– und katholische – Präsenz aufzwingen, um damit die<br />

wirtschaftlichen Interessen des Königreichs – und seine<br />

eigenen – zu schützen. Er beschloss, das Verteidigungssystem<br />

vollständig zu erneuern. Dazu rüstete er die Stadt<br />

mit Waffen aus und befestigte sie mit großem Aufwand.<br />

Die Ringmauer, auf der man heute spazieren gehen kann,<br />

bildet ein beeindruckendes Viereck mit einer Kantenlänge<br />

von 400 Metern. Sie ist mit sehr pittoresken – und seinerzeit<br />

nützlichen – Scharwachttürmen bestückt; diese<br />

kleinen Wächterhäuschen befinden sich an den Ecken der<br />

Ringmauer, sodass man die Gegend besser überwachen<br />

konnte. Abgesehen von dieser Befestigung ließ Richelieu<br />

beeindruckende militärische Infrastrukturen innerhalb<br />

der Stadt errichten: Pulvermagazin, Waffenarsenal, Gießerei.<br />

Viele dieser Gebäude sind heute ausgesprochen gut<br />

restauriert und legen ein Zeugnis von dieser Zeit ab. Dazu<br />

zählt beispielsweise die Poudrière de la brèche, wo rund 20<br />

Tonnen Pulver in kleinen Fässern gelagert waren. Heute<br />

dient das Gebäude, das durch seine dicken Mauern besonders<br />

beeindruckt, als Rahmen für Ausstellungen. Die erstaunliche<br />

Größe der Halle aux Vivres, in der sich nun ein<br />

Museum befindet, lässt ebenfalls nicht gleichgültig. Das<br />

Gebäude war ursprünglich für die Versorgung der Truppen<br />

bestimmt, und die Dimensionen lassen darauf schließen,<br />

welch große Anzahl an Mündern zu stopfen war!<br />

Spaziert man heute von Gebäude zu Gebäude, kann man<br />

sich kaum vorstellen, dass die Verwandlung des Ortes von<br />

der « Zitadelle des weißen Goldes » zur befestigten Stadt<br />

in so kurzer Zeit – in nur 25 Jahren – vonstattenging. Im<br />

Grunde genommen war die Stadt ein regelrechter Kriegsschauplatz,<br />

wo bis zu 6000 Männer fest entschlossen waren,<br />

endlich mit den Protestanten aufzuräumen, die zum<br />

großen Teil im nahe gelegenen La Rochelle lebten.<br />

Eine königliche Träne<br />

Das Schicksal von Brouage scheint im Laufe der Jahrhunderte<br />

zwar sehr bewegt und zuweilen sehr kriegerisch<br />

gewesen zu sein, nichtsdestotrotz lädt die Stadt – oder<br />

eher das Dorf mit seinen rund 600 Einwohnern – heute zu<br />

einem sowohl poetischen als auch melancholischen Spaziergang<br />

ein, für den man sich mindestens einen halben<br />

Tag Zeit nehmen sollte. Vor allem aber sollte man Brouage<br />

außerhalb der Hochsaison besuchen, beispielsweise im<br />

Frühjahr oder im Herbst, dann sind die Lichtverhältnisse<br />

unbestritten einmalig. Zu diesen Jahreszeiten kann man<br />

den wunderschönen Ausblick bei einem Spaziergang auf<br />

der Befestigungsmauer in Ruhe genießen. Sehenswert ist<br />

auch der erstaunliche Kontrast zwischen den zahlreichen<br />

Gebäuden, die der Verteidigung dienten, den sehr militärisch<br />

angelegten Straßen mit ihren rechten Winkeln<br />

und dem poetischen Charme, den viele Häuser mit ihren<br />

strahlend weißen Fassaden, ihrem Blumenschmuck und<br />

den für die Region so charakteristischen blauen Läden<br />

ausstrahlen. Brouage ist wirklich mehr als « nur » eine<br />

Stadt mit interessanten Kulturgütern, sie wartet heute mit<br />

unzähligen unerwarteten Entdeckungen auf, die neugie-<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Saint-Lô<br />

rig machen. Hier, in der Rue du Québec, befindet Brest sich ein<br />

wunderschönes kleines Museum, das einem französischen<br />

Volkssport, dem Radfahren, gewidmet ist. Dort, etwas<br />

weiter, vermittelt eine Dauerausstellung Ile in de einer Sein Kirche,<br />

die einem – mutmaßlichen – Kind der Stadt gewidmet ist,<br />

Pointe<br />

Informationen über die franko-kanadischen<br />

du Raz<br />

Beziehungen.<br />

Mutmaßlich, denn die offizielle Geburtsurkunde von Samuel<br />

de Champlain (+/- 1567-1635), Skipper und Gründer<br />

der Stadt Quebec, ist verschollen. Wieder an einem anderen<br />

Ort kann man eine Geschichte entdecken, wie sie nur in<br />

Frankreich möglich ist: 1659 kam die knapp 20-jährige<br />

Marie Mancini (1639-1715) für einen Aufenthalt nach<br />

Brouage. Sie war niemand Geringeres als die Nichte des<br />

mächtigen Kardinals de Mazarin (1602-1661), der Minister<br />

unter König Ludwig XIV. (1638-1715) war. Allerdings hielt<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Brouage …<br />

… Berlin 1542 km … Hamburg 1380 km<br />

… Köln 974 km … Frankfurt 1061 km<br />

… München 1252 km … Wien 1656 km<br />

… Zürich 936 km … Paris 490 km<br />

… Angoulême 120 km … La Rochelle 54 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen werden, sind Bordeaux-<br />

Mérignac (168 km) und Nantes-<br />

Atlantique (193 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Saintes (45 km).<br />

Office de Tourisme<br />

Place forte de Brouage<br />

2, rue de l’Hospital<br />

17320 Brouage<br />

Telefon: +33 (0)5 46 85 19 16<br />

www.brouage-tourisme.fr<br />

Brouage<br />

<br />

oder Hiers-Brouage?<br />

Lassen Sie sich nicht davon verwirren,<br />

wenn Sie feststellen, dass es für<br />

die Citadelle de Brouage mehrere<br />

Bezeichnungen gibt. Sie merken dies<br />

unter Umständen, wenn Sie « Brouage »<br />

in Ihr GPS eingeben und dieses dann<br />

möglicherweise die Alternative « Hiers-<br />

Brouage » vorschlägt. Das ist ebenfalls<br />

richtig. Diese « Verwirrung » geht auf<br />

den Zusammenschluss mehrerer<br />

nahe gelegener Gemeinden (Hiers,<br />

Brouage, Marennes …) zurück. Wenn<br />

man allerdings von « Brouage » spricht,<br />

dann ist den meisten Menschen vor Ort<br />

klar, dass es sich um die Citadelle de<br />

Brouage handelt.<br />

Musée du Vélo<br />

15, rue du Québec<br />

17320 Brouage<br />

Telefon: +33 (0)5 46 76 04 80<br />

www.musee-du-velo.com<br />

Lannion<br />

Saint-Malo<br />

Dinard<br />

N12/E50<br />

sich Marie N176/E401 Mont-Saint-Michel<br />

Saint-Brieuc<br />

Mancini nicht aus freien Stücken hier auf, im<br />

N12/E50<br />

Gegenteil. Ihr Onkel war nämlich als geschickter<br />

A84<br />

Diplomat<br />

Vannes<br />

Frankreich. Marie und N165/E60 Ludwig verliehen ihrer Liebe jedoch<br />

Quiberon<br />

A83<br />

A84/E401<br />

Avranches<br />

gerade dabei, die politisch inspirierte Hochzeit zwischen<br />

N164<br />

dem König und Maria Theresia von Österreich (1638-1683)<br />

vorzubereiten, die den Frieden des Königreiches sichern<br />

Quimper<br />

D768<br />

sollte. Da Ludwig XIV. sich aber Hals über Rennes Kopf in Marie<br />

N165/E60<br />

verliebt hatte, zog der Kardinal N24 es vor, sie vorübergehend<br />

aus dem Lorient Königspalast zu entfernen. Als die arrangierte<br />

Hochzeit stattgefunden hatte, verließ Marie Mancini<br />

weiterhin in einem Briefwechsel Ausdruck. Man erzählt<br />

sich, dass Ludwig XIV. jedes Mal, wenn er nach A11/E60 Brouage<br />

La Baule<br />

kam, unweigerlich eine Träne vergießen musste. Somit war<br />

St. Nazaire<br />

die Zitadelle erneut zu einem Ort geworden, Nantesan dem ein<br />

A87<br />

Traum geplatzt war …<br />

Clisson<br />

A83<br />

Cholet<br />

N11/E601<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

Brouage<br />

Bordeaux<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

A<br />

Angers<br />

Niort<br />

A<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 46<br />

Île d’Oléron, Île de Ré, Île Madame, Île d’Aix,<br />

Fort Boyard: Reif für die Insel(n)<br />

(Île d’Oléron, 13 km entfernt)<br />

Vor der Küste von La Rochelle und<br />

Rochefort liegt für Inselliebhaber ein<br />

kleines Eldorado. Nicht nur die beiden<br />

großen, jeweils durch eine Brücke mit<br />

dem Festland verbundenen Inseln Île de<br />

Ré und Île d'Oléron, sondern auch drei<br />

weniger bekannte Eilande, die Île d'Aix, die Île Madame und das<br />

Fort Boyard, locken an diesem Abschnitt der französischen<br />

Atlantikküste. Jede Insel hat ihre eigenen Vorzüge, eines<br />

haben sie aber gemeinsam: Für einen Sommerurlaub im<br />

Departement Charente-Maritime sind sie eine sehr gute Wahl.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 49<br />

Rochefort: die Stadt, die Ihre Träume lebt<br />

Mimizan<br />

(23 km entfernt)<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

E5-E70/A63<br />

Obwohl Rochefort nicht direkt am Meer<br />

liegt, wird die Stadt an der Charente<br />

aufgrund eines königlichen Beschlusses<br />

im 17. Jahrhundert zur Hafenstadt. Eine<br />

Hossegor<br />

Anordnung, die das Schicksal der bis<br />

dahin unbedeutenden Siedlung brüsk<br />

Biarritz Bayonne<br />

verändert. Hendaye Die Bewohner von Rochefort A64/E80<br />

müssen sich quasi über Nacht dem Meer Saregegenüber öffnen.<br />

Sie lernen dabei eine wichtige Donostia- Lektion: Wenn man wirklich Pau<br />

etwas will, ist fast nichts unmöglich. S. SebastianDer Wunsch, Träume<br />

und Utopien zu verwirklichen, ist zum Erbgut der Stadt<br />

geworden, er ist bis heute der Motor ihrer Entwicklung.<br />

Pamplona<br />

Spanien<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

France<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Château des<br />

Milandes<br />

« Mein Leben,<br />

das ist Joséphine! »<br />

Von den vielen Schlössern im Périgord (Dordogne)<br />

ist das Château des Milandes vermutlich<br />

eines der erstaunlichsten und anziehendsten. Das<br />

1489 erbaute weitläufige Sc hloss ist heute nicht<br />

nur meisterhaft renoviert und unterhalten, sondern<br />

dieses bemerkenswerte Denkmal der Renaissance<br />

ist auch der Ort, an dem sich 1937 eine<br />

der außergewöhnlichsten Frauen des 20. Jahrhunderts<br />

niederließ: Joséphine Baker (1906-<br />

1975). Sie war der erste große schwarze Star der<br />

Geschichte, eine entschlossene und mutige Ikone,<br />

die gegen Nazismus und Rassismus kämpfte. 32<br />

Jahre lang lebte sie an diesem Ort, träumte davon,<br />

ihn zu einem « Zentrum der Brüderlichkeit »<br />

zu machen. Hier erzog sie ihre « Regenbogenfamilie<br />

», die aus 12 Adoptivkindern aus der ganzen<br />

Welt bestand, bevor sie 1969 auf schändliche Weise<br />

zur Räumung gezwungen wurde. Heute setzt<br />

sich eine andere Frau, Angélique de Labarre,<br />

ebenfalls sehr entschlossen und mutig dafür ein,<br />

dieses Kulturerbe zu schützen und die Erinnerung<br />

an Joséphine lebendig zu erhalten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />

Am 30. November 2021 erwies Frankreich mit einer<br />

grandiosen Zeremonie, die auf mehreren Fernsehsendern<br />

live ausgestrahlt wurde, einer schwarzen<br />

Amerikanerin eine der bewegendsten Hommagen, die man<br />

sich vorstellen kann: An diesem Tag zog Joséphine Baker<br />

ins Pariser Pantheon ein. Der französische Staatspräsident<br />

Emmanuel Macron hielt aus diesem Anlass eine aufrüttelnde<br />

Rede über die « Kriegsheldin. Kämpferin. Tänzerin.<br />

Sängerin. Schwarze, die die Schwarzen verteidigte, vor<br />

allem aber Frau, die die Menschheit verteidigte ». Im Sarg,<br />

der anschließend feierlich in das prestigeträchtige Monument<br />

getragen wurde, befanden sich jedoch nicht ihre<br />

sterblichen Überreste – diese werden weiterhin auf dem<br />

Marinefriedhof von Monaco ruhen –, sondern er war symbolisch<br />

mit Erde von vier verschiedenen Orten gefüllt: mit<br />

Erde aus Saint-Louis – ihrer Heimatstadt in Missouri<br />

(USA) –, aus Paris – einer ihrer « zwei Lieben » – aus dem<br />

Dordognetal – wo sie über 30 Jahre im Château des Milandes<br />

lebte – und aus Monaco – wo Joséphine von Prinzessin<br />

Grace Kelly (1929-19<strong>82</strong>) aufgenommen wurde,<br />

nachdem sie aus finanziellen Gründen Les Milandes räumen<br />

musste. « Sie ziehen in unser Pantheon ein, und mit<br />

Ihnen strömt ein Wind von Fantasie und Kühnheit herein.<br />

Ja, zum ersten Mal zieht auch eine gewisse Vorstellung von<br />

Freiheit, die Vorstellung von einem Fest ein », präzisierte<br />

der Präsident und fuhr fort: « Sie ziehen in unser Pantheon<br />

ein, weil Sie Frankreich geliebt haben, weil Sie [Frankreich]<br />

einen Weg gezeigt haben, der unbestritten der Seine<br />

war, an dem [Frankreich] dennoch zweifelte. » Damit erinnerte<br />

er an die wesentliche Rolle, die Joséphine Baker in<br />

der Résistance spielte. Während des Zweiten Weltkriegs<br />

riskierte sie mehrere Male ohne zu zögern ihr Leben und<br />

nutzte ihre Bekanntheit dafür, die Nazis auszuhorchen und<br />

zahlreiche Informationen nach London zu übermitteln.<br />

Zudem bot sie Widerstandskämpfern auf Les Milandes<br />

Unterschlupf. Aber es war höchstwahrscheinlich einer der<br />

letzten Sätze der berührenden Rede, die den Menschen am<br />

längsten im Gedächtnis bleiben wird: « Sie ziehen in unser<br />

Pantheon ein, weil Sie zwar als Amerikanerin geboren<br />

wurden, weil es aber niemanden gibt, der französischer ist<br />

als Sie. Am Ende Ihrer Karriere änderten Sie den Text<br />

Ihres größten Erfolges und beteuerten, ‹Mein Land, das ist<br />

Paris›. Heute Abend summt jeder von uns den Refrain, der<br />

wie eine Hymne an die Liebe klingt: ‹Mein Frankreich, das<br />

ist Joséphine›. »<br />

Unter den aus diesem Anlass im Pantheon Versammelten<br />

– die Eingeladenen waren sorgfältig ausgewählt<br />

worden, anwesend waren im Wesentlichen die Kinder und<br />

andere Nahestehende von Joséphine Baker, Vertreter des<br />

französischen Staates und anderer Länder, Persönlichkeiten<br />

aus Politik und Kultur – befand sich auch eine diskrete<br />

Frau, die den Worten des Präsidenten andächtig lauschte.<br />

Zu Beginn der Zeremonie, als der Sarg von Joséphine die<br />

Rue Soufflot in Richtung Pantheon hochgetragen wurde,<br />

schnürte es ihr die Kehle zu. Ebenso, als die Klänge der<br />

Chansons von Joséphine in den Pariser Nachthimmel<br />

emporstiegen. Bewegt dachte sie, dass es dieselben Ausschnitte<br />

sind, die sie selbst vor Jahren ausgewählt hatte,<br />

um den Rundgang der Besucher im Château des Milandes,<br />

im Périgord, zu untermalen. Als dann auf der Straße<br />

Französinnen und Franzosen spontan applaudierten, wurde<br />

sie endgültig von ihren Emotionen überwältigt. Diese<br />

Begeisterung der Menschen schien für sie die schönste<br />

Hommage überhaupt zu sein.<br />

Am 30. November 2021 trugen sechs Mitglieder der Luftwaffe (in der die Sängerin sich engagiert hatte) den Sarg von<br />

Joséphine Baker feierlich über die Rue Soufflot (V. Pariser Arrondissement) bis ins Pantheon, wo er im Rahmen einer<br />

bewegenden Zeremonie vom Staatspräsidenten empfangen wurde. Folgende Worte Joséphines wurden an die Wand<br />

projiziert: « Frankreich hat mich zu dem gemacht, was ich bin, ich werde dem Land ewig dankbar sein. »<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />

Mit viel Entschlossenheit und hartnäckigen Nachforschungen gelang es Angélique de Labarre im Laufe der<br />

Jahre, eine beeindruckende Sammlung von Objekten zusammenzustellen, die einst Joséphine gehörten oder<br />

einen Bezug zu ihr hatten. Das Château des Milandes ist heute ganz der Sängerin gewidmet.<br />

Die Frau ist Angélique de Labarre. Wie sie selbst zugibt,<br />

schien der Name an diesem Abend den anderen Gästen<br />

in ihrer Nähe nicht viel zu sagen. Man muss wissen,<br />

dass Angélique erstaunlicherweise etwas abseits von den<br />

« wahren » Kennern Joséphines platziert worden war, abseits<br />

von deren Kindern, von denen sie einige sehr gut kennt,<br />

oder von Prinz Albert von Monaco, der sich in der ersten<br />

Reihe befand, ein paar Dutzend Meter von ihr entfernt.<br />

Dabei hatte dieser erst vor einigen Wochen das Château des<br />

Milandes besichtigt und ihr im Anschluss sogar die Nachricht<br />

übermittelt, dass er sie gerne in Paris anlässlich der<br />

« Pantheonisierung » von Joséphine Baker wiedersehen würde.<br />

Zweifellos wusste der Prinz nur zu gut, welch tragende<br />

Rolle Angélique seit Jahren dabei spielte, das Andenken an<br />

Joséphine zu bewahren. Doch aufgrund der Widrigkeiten<br />

der protokollarisch festgelegten Platzierung kam sie weder<br />

in die Nähe des Prinzen noch in die Nähe der Kinder von<br />

Joséphine.<br />

Angélique war deswegen niemandem böse. Ihrer eigenen<br />

Aussage nach war sie mit ihrem Kopf sowie irgendwo<br />

anders: Sie wusste, dass zur selben Stunde in ihrem mehr<br />

als 500 Kilometer entfernten Château des Milandes etwa<br />

40 Menschen versammelt waren: die Treuesten der Treuen,<br />

die sich gemeinsam mit ihr dafür einsetzen, die Erinnerung<br />

an Joséphine lebendig zu erhalten. Sie hatte diese Menschen<br />

– trotz ihrer Präsenz in Paris – zu einer zwangsläufig<br />

etwas bescheideneren Hommage eingeladen. Daran dachte<br />

sie in diesem Augenblick. Den bewegendsten Moment hatte<br />

sie jedoch am nächsten Tag, als sie nämlich erfuhr, dass<br />

am Vortag genau um 17.30 Uhr, zu dem Zeitpunkt, als in<br />

Paris die Feierlichkeiten begannen, sich der zu dieser Uhrzeit<br />

normalerweise dunkle Himmel über Les Milandes auf<br />

ungewöhnliche Weise erhellt hatte. Ein Fotograf konnte<br />

diesen magischen Augenblick einfangen und mit ihr teilen.<br />

« Dieses Foto zu sehen, war für mich außerordentlich emotional.<br />

Plötzlich war es evident: Joséphine war nicht nur in<br />

Paris, sie war auch auf Les Milandes, sie war ihrem Schloss,<br />

dieser Gegend, die sie so liebte, und denen, die sie lieben,<br />

treu », sagte uns Angélique während des Gesprächs, das<br />

wir mit ihr führten. Eine Frau, die, wie Sie lesen werden,<br />

begeistert und begeisternd ist, die sich voller Berechtigung<br />

die Worte von Präsident Macron zu eigen machen und<br />

ihrerseits über die Frau, die ihr Leben auf den Kopf gestellt<br />

hat, sagen könnte: « Mein Leben, das ist Joséphine! »<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Interview:<br />

Angélique de Labarre<br />

Eigentümerin und Verwalterin von Château des Milandes, das<br />

von 1937 bis 1969 Joséphine Baker gehörte.<br />

Angélique de Labarre, die französische Zeitung La Croix widmete<br />

Ihnen im November 2021 im Rahmen des « Spezialthemas<br />

Joséphine Baker » einen sehr schönen einseitigen Artikel. Der Titel<br />

machte uns neugierig. Sie werden darin als « die dynamische<br />

Hüterin des Tempels » präsentiert. Obwohl Sie nicht der Familie<br />

von Joséphine Baker angehören, sind Sie heute vermutlich die<br />

Person, die sich in Frankreich am meisten dafür eingesetzt hat,<br />

die Erinnerung an diese große Frau lebendig zu halten. Können<br />

Sie uns schildern, wann und wie Joséphine in Ihr Leben getreten<br />

ist und dieses offenbar tiefgreifend verändert hat?<br />

Joséphine und ich, das ist eine lange Geschichte. Eine<br />

Geschichte, die mich im Übrigen nach wie vor verwirrt,<br />

wenn ich daran denke. Ich habe immer zutiefst an das<br />

Schicksal geglaubt. Nun ist es so, dass mein Schicksal<br />

zweifellos sehr eng mit Joséphine verbunden ist. Manchmal<br />

kann ich es gar nicht fassen, zum Beispiel als ich<br />

entdeckte, dass es lange zurückliegende Verbindungen<br />

zwischen Joséphine und meiner Familie gab. Alles begann<br />

mit meiner Großmutter, die sich in Bergerac regelmäßig<br />

karitativ betätigte. In den 1950er-Jahren bat sie die damals<br />

in der Region gut bekannte Joséphine, die Patenschaft für<br />

eine Aktion zugunsten bedürftiger Menschen zu übernehmen.<br />

Joséphine hatte ein großes Herz, daher war es<br />

für sie selbstverständlich mitzumachen. Zugunsten der<br />

Ärmsten verwandelte sie sich aus diesem Anlass in eine<br />

Zigarettenverkäuferin. Eine Anekdote erzählt übrigens,<br />

dass ein Mann bei ihr für 30 Francs Zigaretten kaufte<br />

und mit einem 100-Francs-Schein bezahlte. Er wartete<br />

auf das Wechselgeld, doch Joséphine sagte zu ihm mit<br />

einem breiten Lächeln: « Mein Herr, ich gebe niemals<br />

Wechselgeld zurück! » Sie war sehr erfreut darüber, etwas<br />

mehr Geld für die Bedürftigen eingenommen zu haben.<br />

Ich glaube, das war der erste Kontakt zwischen Joséphine<br />

und meiner Familie.<br />

In allen Räumen des<br />

Schlosses kann man<br />

die Welt Joséphines<br />

und ihrer großen<br />

Familie entdecken.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />

Einige Jahr später hatte Ihr Vater ebenfalls eine Begegnung mit<br />

ihr, aber unter ganz besonderen Umständen …<br />

Genau! Papa übte im Laufe der Zeit verschiedene<br />

Berufe aus, von 1961 bis 1967 war er Antiquitätenhändler<br />

in der Nachbarstadt Sarlat-la-Canéda. Eines Tages läutete<br />

das Telefon und man bat ihn, eine Expertise für Möbel<br />

von Joséphine im Château des Milandes zu erstellen. Das<br />

war 1964. Joséphine hatte große Geldprobleme und ihre<br />

Gläubiger wollten ihr Geld durch den Verkauf von Vermögensgegenständen<br />

eintreiben. Papa hatte damals im Prinzip<br />

keine Wahl, sein berufliches Pflichtbewusstsein erlegte<br />

es ihm auf, hinzugehen. Wie die meisten in der Gegend<br />

kannte er Joséphine Baker, allerdings nur vom Hörensagen.<br />

Bei seiner Ankunft wurde er von Joséphine nicht gerade<br />

sehr höflich empfangen. Papa erzählte mir, dass die beiden<br />

sich dennoch erst einmal setzten, um sich bei einer Tasse<br />

Kaffee zu unterhalten. Angesichts der Umstände war es<br />

eher ungewöhnlich, dass dieses Gespräch herzlich verlief.<br />

Sie sprachen ungefähr eine Stunde miteinander. Entgegen<br />

allen Erwartungen beschloss Papa am Ende, kein Gutachten<br />

für die Möbel zu erstellen! Auf diese Weise konnte<br />

Joséphine etwas Zeit gewinnen. Glücklicherweise war er<br />

nicht der Einzige, der sich damals für Joséphine einsetzte,<br />

so war beispielsweise die Schauspielerin Brigitte Bardot<br />

von Joséphines Situation ebenfalls bewegt – obwohl sie<br />

sie nicht persönlich kannte. Brigitte Bardot rief daher die<br />

Franzosen und den Staat spontan zur Hilfe auf, damit Joséphine<br />

ihr Hab und Gut und das Schloss behalten konnte.<br />

Dieser Aktion, dem Druck der Medien und den eingegangenen<br />

Spenden war es zum großen Teil zu verdanken, dass<br />

die erste Versteigerung 1964 annulliert wurde …<br />

Ein weiteres Zeichen des Schicksals war das Haus, das Ihre Eltern<br />

kauften, als sie von Paris ins Périgord zogen, und in dem<br />

Sie Ihre Kindheit verbrachten.<br />

Ja. Die Geschichte ist schon fast unglaublich: Meine<br />

Eltern heirateten 1967. Obwohl beide aus der Region<br />

stammten – meine Mutter aus Libourne und mein Vater<br />

aus Bergerac –, ließen sie sich zunächst in Paris nieder.<br />

1974 sollte es dann allerdings wieder in den Südwesten,<br />

Richtung Périgord, gehen. Papa war damals Architekt,<br />

insofern suchten sie nach einem Grundstück, auf dem sie<br />

ein Haus bauen konnten. Sie haben dann eines gefunden,<br />

raten Sie mal wo? Genau gegenüber dem Schloss Les<br />

Milandes! Von meiner Geburt an, im Jahr 1976, hatte<br />

ich quasi einen direkten Ausblick auf das Schloss. Da<br />

Joséphine Baker bereits 1969 zur Räumung gezwungen<br />

worden war, bin ich ihr leider niemals begegnet. Doch<br />

während meiner ganzen Kindheit erzählten mir meine Eltern<br />

von ihr: von ihrem Werdegang, ihren Kämpfen und<br />

ihrer « Regenbogenfamilie ». Meine Eltern hatten große<br />

Achtung vor ihr und ihrem Engagement.<br />

1988 ging das Abenteuer weiter: Ihre Eltern und Sie zogen<br />

letztendlich von diesem Haus in die Umgebung von Bordeaux,<br />

wo Sie Jura studierten. 1989 kauften Ihre Eltern Reben, die<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


1991 leider dem schrecklichen Frost zum Opfer fielen. Damit<br />

war das Weinprojekt zu Ende. Ihre Mutter machte dann 1998<br />

eine Erbschaft, die die Chance für einen Neuanfang bot …<br />

Ja, und es lag in der Natur der Dinge, dass sie wieder<br />

ein Weingut übernehmen wollte. Ich erinnere mich<br />

daran, dass wir rund 40 besichtigt haben. Aber keines<br />

passte wirklich. Im Bordelais ist das wirklich nicht einfach.<br />

Man muss immer komplexe Entscheidungen treffen.<br />

Wir hatten beispielsweise die Wahl zwischen zwei<br />

Hektar der Appellation Pomerol und zwanzig im Gebiet<br />

Lalande-de-Pomerol. Und eines Tages entdeckte ich ganz<br />

durch Zufall bei einem Immobilienmakler das Foto eines<br />

Anwesens, das ich sofort erkannte: Es war Les Milandes!<br />

Sofort zeigte ich es Mama. Obwohl wir jahrelang Nachbarn<br />

des Schlosses gewesen waren, hatten wir niemals die<br />

Gelegenheit gehabt, es zu besichtigen. Aus Neugier vereinbarte<br />

sie also einen Besichtigungstermin. Und so kam<br />

es, dass wir an den Ort zurückkehrten, wo wir gewohnt<br />

hatten, um endlich das Schloss von Joséphine zu betreten.<br />

Oben: die Küche, in<br />

der Joséphine immer<br />

gerne Zeit mit ihren<br />

Kindern verbrachte.<br />

Das war im wahrsten Sinne des Wortes Liebe auf den ersten<br />

Blick …<br />

Genau! Sofort! Obwohl sich im Schloss überhaupt<br />

keine Möbel mehr befanden, erschien es uns, als würde<br />

Joséphine noch immer hier leben. Es war eine sehr seltsame<br />

physische Erfahrung. Ich hatte persönlich wirklich<br />

den Eindruck, von diesem Ort « herbeigerufen » worden<br />

zu sein. Auf der Stelle fühlte ich mich von einer regelrechten<br />

Mission besessen, dieses Kulturgut zu schützen und<br />

die außergewöhnliche Frau, die Joséphine war, ins rechte<br />

Licht zu setzen. Am Ende hatten wir das Weinprojekt<br />

vollkommen vergessen! Mama beschloss Les Milandes<br />

zu kaufen und beauftragte mich damit, ein Konzept auszuarbeiten,<br />

wie man das Andenken an Joséphine wieder<br />

aufleben lassen konnte.<br />

Im Alter von 25 Jahren waren Sie also plötzlich mit der Leitung<br />

eines etwas verrückten Projektes betraut …<br />

Vollkommen verrückt sogar! Ich war darauf vorbereitet,<br />

ein Weingut zu leiten, und fand mich an der Spitze<br />

eines leeren Schlosses aus dem 15. Jahrhundert mit 80<br />

Zimmern, einer Fläche von über 1100 m 2 und einem Park<br />

in einem katastrophalen Zustand wieder! Ich kann Ihnen<br />

versichern, dass ich mich kaum traute, jemandem davon<br />

zu erzählen, denn sobald ich es tat, gab es Einwände, man<br />

machte sich lustig. Ich merkte sehr wohl, dass man mich<br />

oft als « die Tochter von Mama und Papa » betrachtete,<br />

die keine Geldsorgen und keine unternehmerische Erfahrung<br />

hatte, die mit ihrem Vorhaben auf die Nase fallen<br />

würde … Aber ich war entschlossen, habe an das Projekt<br />

geglaubt. Und Joséphine hat mich geleitet, davon bin ich<br />

überzeugt!<br />

Und das war gut so! Château des Milandes ist heute mit mehr<br />

als 100 000 Besuchern pro Jahr eine der beliebtesten touristischen<br />

Sehenswürdigkeiten im Périgord. Seit drei Jahren schrei-<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Périgord<br />

Bei unseren<br />

Recherchen für<br />

diesen Artikel<br />

haben wir die<br />

folgenden Werke<br />

besonders<br />

geschätzt. Wir<br />

empfehlen sie<br />

Ihnen daher,<br />

wenn Sie noch<br />

etwas tiefer<br />

in das Thema<br />

einsteigen<br />

möchten.<br />

• Un château sur<br />

la Lune: Le rêve brisé de Joséphine Baker, Jean-<br />

Claude Bouillon-Baker, Éditions Hors Collection, 274<br />

Seiten, 2012, 19,50 €, ISBN 978-2258092792. Das fünfte der<br />

12 Adoptivkinder von Joséphine Baker erinnert sich an<br />

seine Kindheit und würdigt seine Mutter damit auf sehr<br />

ergreifende Art.<br />

• Joséphine Baker: L’universelle, Brian Bouillon-Baker,<br />

Éditions du Rocher, 232 Seiten, 2021, 18,90 €, ISBN<br />

978-2268106<strong>82</strong>3. Auch Brian Bouillon-Baker ist ein<br />

Adoptivsohn Joséphines. Er setzte sich aktiv dafür<br />

ein, dass der Leichnam seiner Mutter in das Pantheon<br />

überführt wurde. Dieses Buch, das aus diesem Anlass<br />

veröffentlicht wurde, ist ebenfalls ein Zeugnis einer<br />

außergewöhnlichen Kindheit, zwischen Château<br />

des Milandes, Paris und Monaco, inmitten einer<br />

« Regenbogenfamilie ».<br />

• Joséphine Baker: Des trottoirs de Saint Louis aux marches<br />

du Panthéon, Marie-Florence Ehret, Éditions de la<br />

Différence, 157 Seiten, 2016, 13,50 €, ISBN 978-2729122881.<br />

Ein nützliches Buch, um mehr über den couragierten<br />

Werdegang von Joséphine Baker zu erfahren und die<br />

Hintergründe ihres Kampfes gegen Diskriminierung und<br />

Rassismus zu verstehen.<br />

• Joséphine Barker contre Hitler: La star noire de la France<br />

Libre, Charles Onana, Éditions Duboiris, 192 Seiten,<br />

2013, 15 €, ISBN 978-2952231572. Der Journalist Charles<br />

Onana recherchierte in Militärarchiven und beschreibt<br />

auf packende Weise, wie Joséphine Baker 1939 in die<br />

französische Résistance eintrat. Für sie selbst erfolgte<br />

das spontan und war naheliegend: « Frankreich hat mich<br />

zu dem gemacht, was ich bin, ich bin bereit, mein Leben<br />

für das Land zu geben », sagte diejenige, die in der Tat<br />

ihr Leben aufs Spiel setzte, indem sie beispielsweise<br />

wichtige Informationen mit unsichtbarer Tinte auf<br />

ihre Partituren schrieb. Für dieses Engagement wurde<br />

Joséphine Baker später mit dem Kriegskreuz und der<br />

Widerstandsmedaille ausgezeichnet.<br />

ben Sie schwarze Zahlen, Sie beschäftigen vier Mitarbeiter<br />

ganzjährig, in der Saison sind es sogar vierundzwanzig.<br />

Vor allem ist das Schloss mittlerweile ein einzigartiger Ort<br />

für alle diejenigen, die sich für die Welt von Joséphine Baker<br />

interessieren …<br />

Wissen Sie, wenn ich zurückdenke, laufen mir immer<br />

noch Schauer über den Rücken. Von Anfang an<br />

war es so, als hörte ich die Stimme von Joséphine, die<br />

zu mir sagte: « Los, nur Mut, du schaffst es, du musst<br />

es machen. » Eines ist auf jeden Fall sicher: Ich bin<br />

heute mehr denn je davon überzeugt, dass man niemals<br />

aufgeben darf, wenn man etwas im tiefsten Inneren<br />

möchte. Dann muss man seine Passion leben und Spott<br />

oder Lästereien einfach übergehen. Ich erinnere mich<br />

noch gut daran, dass man sich zum Beispiel vor einigen<br />

Jahren hier in der Gegend erzählte, ich würde mit dem<br />

Hubschrauber zum Schloss fliegen, dabei hatte ich einen<br />

kleinen Peugeot 108. Manche wollten ganz offensichtlich<br />

nicht mit mir reden, weil ich eine Frau war und dazu<br />

noch eine junge. In den Augen dieser Menschen hatte ich<br />

überhaupt keine Berechtigung, mich um Les Milandes zu<br />

kümmern. Aber Schwamm drüber, ich habe das ausgehalten.<br />

Und oft habe ich dabei an Joséphine gedacht. Sie war<br />

für mich immer ein Vorbild. Auch sie war zeitlebens eine<br />

entschlossene Frau …<br />

Nun, am Ende dieser Unterhaltung können wir es ja eingestehen:<br />

Uns hat weniger die derzeit aktuelle Überführung von<br />

Joséphine Baker ins Pantheon dazu bewogen, diesen Artikel<br />

zu schreiben – darüber haben auch in Deutschland schon genug<br />

Medien berichtet –, als vielmehr eine Intuition im Laufe unserer<br />

Recherchen. Wir begannen zu ahnen – und nach dem Besuch<br />

von Milandes und der Begegnung mit Ihnen hat sich das<br />

bestätigt –, dass es eine unterschwellige Verbindung zwischen<br />

den Schicksalen zweier ausgesprochen entschlossener Frauen<br />

gibt, nämlich zwischen Joséphine und Ihnen … Wie denken<br />

Sie darüber?<br />

Ich gebe zu, dass mich Ihre Worte sehr berühren. Ich<br />

bin es nicht gewohnt, im Vordergrund zu stehen. Alles, was<br />

ich mache, mache ich für Joséphine. Nicht für mich. Aber<br />

mir ist schon klar, dass ihre Persönlichkeit in mir etwas<br />

Besonderes zum Klingen bringt. Ich fühle mich ihr sehr<br />

nah. Allerdings ist es schwierig für mich nachzuvollziehen,<br />

warum das so ist. Ich glaube, dass uns beide in der Tat eine<br />

bestimmte Entschlossenheit zu eigen ist beziehungsweise<br />

war. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann<br />

ziehe ich es auch durch. Joséphine war genauso. Beide<br />

haben beziehungsweise hatten wir ein enormes Pflichtbewusstsein.<br />

Es gibt nur wenige Frauen, die sich im selben<br />

Ausmaß wie Joséphine in der Résistance engagiert haben,<br />

um Frankreich zu verteidigen. Dabei war sie nicht einmal<br />

Französin. Das « Pflichtbewusstsein », das mich antreibt,<br />

ist es, alles daranzusetzen, um Les Milandes als Kulturgut<br />

zu bewahren und das Andenken an Joséphine ins beste<br />

Licht zu setzen. Das ist wesentlich bescheidener, aber ich<br />

mache das mit derselben Entschlossenheit. Und das Vor-<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Pointe<br />

du Raz<br />

Quimper<br />

N165/E60<br />

Lorient<br />

D768<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

bild von Joséphine treibt mich dabei Quiberon an. Mit Sicherheit<br />

habe ich, genau wie Joséphine es hatte, eine doppelte Natur,<br />

nämlich seriös auf der einen Seite, fantasievoll auf der<br />

anderen Seite. Offensichtlich ist das ein Charakterzug der<br />

Zwillinge, denn wir sind beide unter diesem Sternzeichen<br />

geboren. Aber nun höre ich auf, Sie werden noch denken,<br />

dass ich übertreibe. Eines ist auf jeden Fall sicher: Dank<br />

Joséphine und Les Milandes habe ich den Eindruck, einen<br />

mir vorgezeichneten Weg zu gehen …<br />

N24<br />

Rennes<br />

A11/E60<br />

La Baule<br />

Der berühmte<br />

« Bananengürtel »,<br />

St. Nazaire<br />

mit dem Nantes<br />

Joséphine tanzte.<br />

Clisson<br />

A83<br />

A87<br />

Cholet<br />

Le Mans<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

Angers<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

A<br />

Blois<br />

Cham<br />

A10/E5-E60<br />

Cheve<br />

Tours Chenonceau<br />

A85<br />

A10/E5<br />

A20/<br />

Angélique de Labarre, vielen Dank für das Gespräch.<br />

Reiseinfos und Lesetipps<br />

A83<br />

Saint-Sigismond<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

La Rochelle<br />

Poitiers<br />

Les Milandes …<br />

… Berlin 1553 km … Hamburg 1437 km<br />

… Köln 1031 km … Frankfurt 1016 km<br />

… München 1110 km … Wien 1520 km<br />

… Zürich <strong>82</strong>0 km … Paris 546 km<br />

… Bordeaux 154 km … Sarlat 18 km<br />

Eintritt 12,50 €, ermäßigt 8 €.<br />

Das Eintrittsticket ist für Schloss, Park,<br />

Greifvogelschau (während der Saison)<br />

und andere Vorführungen gültig.<br />

Kostenloser Audioguide in deutscher<br />

Sprache.<br />

Angoulême<br />

Limoges<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen wird, ist Bordeaux-<br />

Mérignac (166 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof liegt<br />

in Libourne (122 km).<br />

Château et jardins des Milandes<br />

Wohnsitz von Joséphine Baker<br />

24250 Castelnaud-la-Chapelle<br />

Telefon: +33 (0)5 53 59 31 21<br />

Kostenloser Parkplatz gegenüber Montalivet dem<br />

Schloss.<br />

Achtung: Aus Gründen des<br />

Urheberrechts (vor allem für die<br />

ausgestellten Fotografien) sind<br />

Aufnahmen im Inneren des Schlosses<br />

nicht gestattet. Le Porge<br />

Bei Drucklegung des Magazins gilt auf<br />

dem ganzen Gelände Cap-Ferret Maskenpflicht<br />

(auch in den Gärten). Der Zutritt ist nur<br />

mit gültigem Pass vaccinal (entspricht<br />

in etwa der 2G-Regelung) möglich.<br />

E5/A10<br />

Bordeaux<br />

A52/E72<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Castelnaud-la-Chapelle<br />

A20/E9<br />

www.milandes.com<br />

Im Sommer ist das Schloss täglich von<br />

9 bis 20 Uhr geöffnet. Im Jahresverlauf<br />

schwanken die Zeiten jedoch. Bitte<br />

entnehmen Sie diese der Website.<br />

Einlass bis eine Stunde vor Schließung.<br />

Lassen Sie sich durch Mimizan die<br />

bemerkenswerte Arbeit der Falkner<br />

des Schlosses in Staunen versetzen.<br />

Diese begeisterten Vogelliebhaber<br />

veranstalten zu bestimmten Jahresund<br />

Uhrzeiten (siehe Website)<br />

regelmäßige Vorführungen Hossegor unter<br />

freiem Himmel mit ihren herrlichen<br />

Greifvögeln. Biarritz Bayonne<br />

Hendaye<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60<br />

Donostia-<br />

Vallée de la Dordogne, wo man<br />

S. Sebastian<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Diese Ecke Frankreichs kann zu Recht als kleines<br />

Paradies bezeichnet werden! Sarlat, La Pamplona<br />

Roque Gageac, Rocamadour, Gouffre<br />

de Padirac und der Neandertaler sind<br />

zwar die bekanntesten Botschafter<br />

dieser Region, aber bei Weitem nicht<br />

die einzigen. Vor allem im östlichen Teil<br />

des Tals (Lot und Corrèze), über den wir<br />

hier berichten wollen, gibt es ein touristisches Potenzial, das<br />

überraschenderweise noch weitgehend unbekannt ist. Verlässt<br />

man also die ausgetretenen Pfade und folgt den Hinweisen<br />

derer, die hier leben, dann entdeckt man schnell den Charme<br />

eines Tales, der den Ausdruck « leben wie Gott in Frankreich »<br />

absolut rechtfertigt.<br />

Sare<br />

E5-E70/A63<br />

Spanien<br />

France<br />

A64/E80<br />

Die<br />

<br />

Brasserie du Château auf der<br />

Anlage besitzt eine wunderschöne<br />

schattige Terrasse unter<br />

hundertjährigen Linden mit Blick<br />

auf das Schloss. Sie bietet lokale<br />

Gerichte zu absolut vertretbaren<br />

Preisen an. Eine gute Gelegenheit, die<br />

berühmte Küche des Périgord in einem<br />

zauberhaften Rahmen zu genießen.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. Pau 56<br />

Die schönsten Gärten des Périgord<br />

Wer ins Périgord reist, ist auf der Suche nach<br />

Natur, Harmonie und Entspannung. Symbolhaft<br />

dafür stehen die vielen kleinen und<br />

großen Parks in der Region, die teils<br />

klassisch, teils modern, teils künstlerisch<br />

inszeniert daherkommen. Für Liebhaber<br />

schöner Gärten ist die Region geradezu<br />

ein Eldorado. Die von Menschenhand<br />

geschaffenen grünen Oasen erstrecken<br />

sich über die ganze Region. Einen Schwerpunkt bildet<br />

jedoch das Tal der Dordogne. Im Folgenden werden vier ganz<br />

unterschiedliche Gärten vorgestellt, die die große Bandbreite<br />

der Parks verdeutlichen und Lust machen sollen, weitere Gärten<br />

des Périgord zu erkunden.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

Toulous<br />

Andorra<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Corrèze<br />

Pays de Meymac-près-Bordeaux<br />

Der erfinderische Bluff der Weinhändler<br />

Um das Jahr 1865 entwickelten Menschen im Norden des Departements Corrèze<br />

(Nouvelle-Aquitaine) ein pfiffiges Täuschungsmanöver, das sich als sehr ertragreich<br />

erwies und dennoch in Frankreich weitgehend unbekannt geblieben ist. Obwohl das<br />

friedliche Dorf Meymac in der Nähe des berühmten Plateau des Millevaches liegt –<br />

und damit knapp 300 Kilometer von den Weinbergen des Bordelais entfernt – kamen<br />

Bauern dieser Gegend auf die Idee, sich für Weinproduzenten aus dem Bordelais auszugeben<br />

und « ihren » Wein im Norden Frankreichs und in Belgien direkt « an der<br />

Haustür » zu verkaufen. Als regelrechte « Marketingpioniere » schreckten sie nicht einmal<br />

davor zurück, zu diesem Zweck eigens eine Herkunftsbezeichnung zu erfinden:<br />

Meymac-près-Bordeaux. Diese List führte am Ende zu einem spektakulären Aufschwung<br />

des Handels mit Bordeaux-Weinen und bescherte zahlreichen Menschen vor<br />

Ort einen nicht unbeträchtlichen Reichtum, den sie dann teilweise in Weingüter und<br />

Weine der Hauptstadt der Gironde investierten. Noch heute findet man in Meymac<br />

und den umliegenden Dörfern zahlreiche Zeugnisse dieses erstaunlichen Abenteuers.<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Das Stadtzentrum und ein Luftbild von Meymac.<br />

Der Anblick ist wahrhaftig<br />

überraschend: Auf dem Kirchplatz<br />

mitten im Dorf Meymac<br />

sticht aus den soliden, im traditionellen<br />

Stil errichteten Steinhäusern eine Fassade<br />

heraus, die viel leichter wirkt und<br />

mit eleganten Türmchen geschmückt<br />

ist. Das lässt darauf schließen, dass der<br />

Besitzer dieses Gebäudes, im Gegensatz<br />

zu denen der umliegenden Häuser,<br />

wohl kein Bauer war. Oder dass er<br />

auf irgendeine Art und Weise zu<br />

Reichtum gelangte, was in der Region<br />

Haute-Corrèze bekanntlich eher<br />

selten ist. Dieser Landstrich gilt heute<br />

noch als einer der ländlichsten und<br />

« abgelegensten » des Landes. Um<br />

von Meymac zu nächstgelegenen<br />

TGV-Bahnhof in Angoulême zu gelangen, muss man immerhin<br />

eine Strecke von knapp 200 Kilometern zurücklegen.<br />

Das Erstaunlichste ist jedoch, dass dieses Haus mit<br />

seiner prächtigen, aus dem Rahmen fallenden Architektur<br />

bei Weitem nicht das einzige dieser Art im Dorf ist. Auch<br />

in der nahe gelegenen Rue de Panazol gibt es mehrere Gebäude,<br />

die durch einen ausgesprochen eleganten Stil hervorstechen:<br />

filigran behauene Steine,<br />

stilvolle und detailreiche architektonische<br />

Dekore – manche sogar aus<br />

Keramik –, Läden aus geschnitztem<br />

Holz. All das muss kostspielig gewesen<br />

sein. Oftmals verfügen diese<br />

Häuser zudem über hübsche Parks,<br />

in denen seltene Baumarten zu finden<br />

sind, beispielsweise Zedern,<br />

Mammutbäume oder Araukarien,<br />

wie man sie üblicherweise in den<br />

Gartenanlagen bekannter Schlösser<br />

findet. Spontan würde man die Eigner<br />

dieser herrschaftlichen Stadthäuser,<br />

die man eher in einer großen Stadt<br />

wie Bordeaux erwartet, als in einem<br />

kleinen Dorf mitten in der ländlichen<br />

Corrèze, der Bourgeoisie zugehörig<br />

einstufen. Noch stutziger macht die Tatsache, dass sich<br />

diese baulichen Besonderheiten nicht nur auf Meymac beschränken,<br />

sondern dass man auch in umliegenden Gemeinden<br />

wie Les Chèzes, Combressol, Maussac, Le Gourgeat,<br />

Davignac, Laval und Ambrugeat (die man im Übrigen<br />

auf einer Rundfahrt von nicht einmal 30 Kilometern besuchen<br />

kann, siehe Reiseinfos) auf solche Gebäude stößt. Das<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Corrèze<br />

lässt darauf schließen, dass einige Familien in dieser Region<br />

offensichtlich zu Wohlstand gekommen sind.<br />

Die Spur führt zum Wein<br />

Durchstreift man diese Dörfer, stößt man hier und<br />

da – vor allem aber in Meymac – auf diskrete Hinweise,<br />

die dabei helfen, dem Geheimnis dieses wirtschaftlichen<br />

Erfolges auf die Spur zu kommen. Auf manchen Fassaden<br />

lassen sich noch die<br />

Überreste alter aufgemalter<br />

Reklameschilder<br />

erkennen,<br />

die eindeutig auf<br />

eine Beziehung zur<br />

Welt des Weines<br />

hinweisen: Vins en<br />

Gros, Maison de vins.<br />

Da Meymac in einer<br />

Höhe liegt, die<br />

sich nicht gerade<br />

für die Weinerzeugung<br />

anbietet, ruft<br />

dies eher Erstaunen hervor. Den interessantesten Hinweis<br />

findet man jedoch auf einem Grab auf dem Friedhof des<br />

Dorfes. Dort sieht man das Foto eines elegant gekleideten<br />

Mannes mit freundlichem Aussehen namens Jean Gaye-<br />

Bordas, das von folgendem Text begleitet ist: « Huldigung<br />

und Dankbarkeit. Dem Erfinder des Handels, der dieser<br />

Gegend zu Reichtum verholfen hat. » Ohne Zweifel hat<br />

das Geheimnis um den wirtschaftlichen Erfolg dieser Region<br />

mit ihm zu tun.<br />

Meymac-près-<br />

Bordeaux, ein<br />

genialer Bluff<br />

Jean Gaye-Bordas<br />

(1<strong>82</strong>6-1900) stammt aus<br />

dem kleinen Dorf Davignac,<br />

das rund zehn<br />

Kilometer von Meymac<br />

entfernt ist. Er hätte<br />

also das Leben vieler<br />

anderer Menschen in<br />

diesem abgelegenen<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


In Meymac findet man<br />

immer noch Zeugnisse<br />

der erstaunlichen<br />

Verbindung zwischen<br />

der Stadt und dem<br />

Wein: Beispiele sind<br />

das Museum im Chai<br />

des Moines Larose<br />

und die prächtige<br />

Architektur einiger<br />

Häuser, unter anderem<br />

der ehemalige<br />

Wohnsitz von Jean<br />

Gaye-Bordas, ein<br />

« kleines Schloss »<br />

mitten im Zentrum.<br />

Winkel teilen können,<br />

nämlich landwirtschaftlichen<br />

Grund und Boden zu<br />

übernehmen und so gut es<br />

geht zu bestellen. In dieser<br />

armen Region Frankreichs<br />

wäre dies naturgemäß ein<br />

beschwerliches Leben gewesen.<br />

Doch er wurde im<br />

Zeitalter der industriellen<br />

Revolution geboren, und<br />

es sollte ihm gelingen,<br />

sich dieser Bestimmung<br />

zu entziehen. Er konnte zwar weder lesen noch schreiben,<br />

besaß jedoch einen scharfen Verstand, Mut und einen ausgeprägten<br />

Geschäftssinn. Dank des Baus der Eisenbahn<br />

und der damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklung<br />

auf nationaler Ebene entdeckte Jean Gaye-Bordas<br />

die « Großstadt » Bordeaux, wo er sich als Hausierer,<br />

Regenschirmhändler und Lumpensammler betätigte und<br />

alles Mögliche verkaufte. Man erzählt sich sogar, dass er<br />

erfolgreich mit den Öllampen handelte, die später zum<br />

Reichtum des amerikanischen Milliardärs Rockefeller<br />

(1839-1937) beitragen sollten. Er verstand es, die Konsumgewohnheiten<br />

seiner Zeitgenossen zu beobachten.<br />

Dabei fiel ihm auf, dass ein Gerichtsschreiber regelmäßig<br />

Bordeaux-Wein an seine Brüder in Lille schickte. Dies<br />

brachte ihn auf eine Idee. Obwohl er keine Reben besaß,<br />

beschloss er, auf seinen Verkaufsreisen im Norden Frankreichs,<br />

nicht nur Lampen zu verkaufen, sondern gleichzeitig<br />

für Wein aus Bordeaux zu werben. Er kam dabei<br />

auf die schlaue Idee, sich nicht nur als Hausierer, sondern<br />

auch als Winzer vorzustellen,<br />

der seine eigene<br />

Produktion vertreibt.<br />

Diesen « kommerziellen<br />

Bluff » trieb Jean Gaye-<br />

Bordas insofern auf die<br />

Spitze, indem er die fiktive<br />

Appellation « Meymac-près-Bordeaux<br />

»<br />

erfand, was bei seinen<br />

Kunden den Eindruck erwecken sollte, die vermeintlichen<br />

Reben lägen ganz in der Nähe von Bordeaux. Den Mut<br />

dazu muss man erst einmal haben!<br />

Ein unerwarteter Handelserfolg<br />

Aufgrund des<br />

Vertrauens, das der<br />

« falsche Winzer »<br />

mit seiner Begabung<br />

für Täuschungsmanöver<br />

bereits bei seinen<br />

Kunden genoss,<br />

erhielt er schnell<br />

Bestellungen, die<br />

meist formlos auf<br />

einem Blatt Papier<br />

festgehalten wurden.<br />

Gaye-Bordas<br />

war selbst darüber<br />

erstaunt, wie einfach<br />

es war, die Verkäufe abzuschließen. Man muss wissen,<br />

dass er zudem ein findiges System entwickelte, mit<br />

dem er die Transaktionen in Ruhe organisieren konnte.<br />

Zurück in der Corrèze kaufte er in der Tat Bordeaux-<br />

Wein, den er in Fässern an die Kunden schicken ließ. Die<br />

Abfüllung in Flaschen oblag den Käufern, wobei Gaye-<br />

Bordas die notwendigen Etiketten dafür lieferte. Die<br />

Abnehmer waren beruhigt, da sie davon ausgingen, es mit<br />

einem echten Winzer zu tun zu haben. Den Verkaufspreis<br />

kassierte Gaye-Bordas dann bei seiner nächsten Reise in<br />

den französischen Norden, was oftmals erst ein Jahr später<br />

war. Auf diese Weise entstand zwischen ihm und seinen<br />

Kunden ein richtiggehendes Vertrauensverhältnis, eine<br />

besondere Beziehung.<br />

300 Weinhändler, eine Etikettendruckerei,<br />

eine Korkenfabrik …<br />

Das Geschäftsmodell von Gaye-Bordas erwies sich in<br />

kürzester Zeit als überaus erfolgreich. Bestellungen gingen<br />

zuhauf ein, die Kassen füllten sich. Vor allem in Belgien<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Nouvelle Aquitaine / Corrèze<br />

waren die Kunden interessiert, seinen Wein zu kaufen.<br />

Schnell hatte der findige Weinhändler die notwendigen<br />

Mittel, um in Meymac das Haus mit den Türmchen bauen<br />

zu können, das er Château des Moines Larose taufte.<br />

Ein schlau gewählter Name, der die Vorstellung eines<br />

Château inmitten der Weinberge des Bordelais erweckte<br />

und der lange Zeit auf den Etiketten erschien. Der Erfolg<br />

sprach sich schnell herum, somit war es naheliegend, dass<br />

andere Handelsreisende aus der Haute-Corrèze ebenfalls<br />

in dieses lukrative Geschäft einstiegen. Ab etwa 1900 und<br />

während einer Dauer von rund 50 Jahren gaben Hunderte<br />

dieser Händler gegenüber ihren nordfranzösischen und<br />

belgischen Kunden Meymac-près-Bordeaux als Postanschrift<br />

an. 1914 gab es im Dorf etwa 300 Weinhändler,<br />

ein Hotel, zwei Banken, drei Destillerien, eine Etikettendruckerei<br />

und eine Korkenfabrik. Nicht schlecht für eine<br />

Gemeinde, die keinerlei Weintradition besaß und relativ<br />

weit von Bordeaux entfernt lag!<br />

Enge Beziehungen zwischen<br />

Corrèze und Bordelais<br />

Unter den Pionieren im Handel mit Bordeaux-Wein<br />

gab es nicht wenige, die wie Gaye-Bordas regelrechte lokale<br />

Persönlichkeiten wurden. Um ihren Erfolg zu zeigen,<br />

ließen sie große Häuser bauen, die oft Symbole trugen, die<br />

eine Beziehung zu Reben hatten. Es ist kurzweilig, heute<br />

bei einem Spaziergang durch Meymac und die umliegenden<br />

Dörfer darauf zu achten, wie viele schmiedeeiserne<br />

Gitter dieser schönen Gebäude mit Weintrauben verziert<br />

sind … Dennoch bewahrten diese « Neureichen » einen<br />

kühlen Kopf: Ihnen war schnell klar, dass sie die Beschaffung<br />

von Bordeaux-Wein sicherstellen mussten, wollten<br />

sie ihr lukratives Geschäft weiterführen. Sie begannen daher,<br />

mit ihren Einnahmen in Weinberge – mit oder ohne<br />

Château – im Bordelais zu investieren. Dadurch erklärt<br />

sich, dass heute noch einige prestigeträchtige Weinberge<br />

im Anbaugebiet Bordeaux im Besitz von Familien aus der<br />

Corrèze sind. So ist beispielsweise die Familie Moueix,<br />

die aus dem rund 20 Kilometer von Meymac entfernten<br />

Dorf Liginiac stammt, noch heute Mehrheitseigentümerin<br />

von Château Pétrus. Man schätzt, dass rund 30 % der<br />

Reben im Gebiet Pomerol, 10 % im Gebiet Saint-Émilion<br />

und 5 % im Médoc nach wie vor im Besitz von Familien<br />

sind, deren Wurzeln in der Corrèze liegen. Als amüsantes<br />

Detail am Rande sei erwähnt, dass Valérie Pécresse,<br />

die bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen (April/<br />

Mai <strong>2022</strong>) für die Partei Les Républicains für das Amt des<br />

französischen Staatspräsidenten kandidiert, einen angeheirateten<br />

Großonkel besitzt, der ein reicher Weinhändler<br />

der Corrèze war. Alle diese Familien betrieben nach dem<br />

Vorbild von Gaye-Bordas aktiv den Weinhandel und leisteten<br />

auf diesem Wege einen nicht unbedeutenden Beitrag<br />

zum weltweiten Erfolg der Bordeaux-Weine. Begünstigt<br />

wurde dies unter anderem durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur,<br />

die von der Hauptstadt der Gironde<br />

zunächst Transporte auf dem Seeweg Richtung Großbritannien,<br />

später dann auf dem Luftweg in die Vereinigten<br />

Staaten und nach Japan ermöglichte. Ein Erfolg, der – wie<br />

uns die Dörfer in der Gegend von Meymac in Erinnerung<br />

rufen – zum Teil auf einem einfallsreichen Bluff basiert<br />

…<br />

Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten<br />

Es gibt mehrere interessante Werke über die Geschichte<br />

der Weinhändler im Pays de Meymac:<br />

• Meymac-près-Bordeaux, tomes I à III, Marcel Parinaud,<br />

Éditions des Monédière et de l’Esperluette. Dies ist<br />

zweifellos die am besten belegte Abhandlung über<br />

die Geschichte der Weinhändler von Meymac, die<br />

auf mehrjährigen Recherchen und Analysen von<br />

Marcel Parinaud basiert. Er stammt selbst aus einer<br />

Weinhandelsfamilie und begeistert sich leidenschaftlich<br />

für die Geschichte von Meymac. Bemerkenswert!<br />

• Corrèze-près-Bordeaux, les pionniers du négoce du<br />

vin originaires de Meymac, Florian Arfeuillère, Geste<br />

Éditeur, 2020, 304 Seiten, 13,90 € , ISBN 979-1035306175.<br />

Diese Darstellung der Geschichte der Weinhändler ist<br />

romanhaft geschrieben, basiert jedoch auf historischen<br />

Tatsachen. Sie ist leichter zu lesen und damit eine<br />

Ergänzung zu oben genanntem Werk. Lehrreich und<br />

unterhaltend zugleich.<br />

• Du rififi à Meymac-près-Bordeaux, Manu<br />

Tranche, Les Ardents Éditeurs, 2021, 64<br />

Seiten, 17 € , ISBN 978-2490623150. Eine<br />

interessante Mischung aus Fiktion und<br />

belegten Tatsachen in Comicform über<br />

den Werdegang eines Bauers aus der<br />

Corrèze, der seine Heimat verlässt,<br />

um sich in Belgien als Weinhändler zu<br />

betätigen. Eine ganz andere Art, etwas<br />

mehr über diesen Teil der Vergangenheit<br />

des Departements Corrèze zu erfahren.<br />

Die Auszüge aus dem Comic wurde mit<br />

Genehmigung des Verlags durch uns<br />

übersetzt.<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Clisson<br />

Cholet<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

A83<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

A83<br />

Poitiers<br />

Meymac …<br />

… Berlin 1413 km … Hamburg 1311 km<br />

… Köln 885 km … Frankfurt 871 km<br />

… München 965 km … Wien 1376 km<br />

… Zürich 675 km … Paris 445 km<br />

… Bordeaux 280 km … Limoges 90 km<br />

Die nächstgelegenen Flughäfen, die<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

direkt angeflogen werden, sind Lyon-<br />

Saint-Exupéry (289 km) und Bordeaux- Montalivet<br />

Mérignac (292 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Angoulême (194 km).<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

E5/A10<br />

Angoulême<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Limoges<br />

Meymac<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

Montluçon<br />

A89/E70<br />

A71/E11<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Tourisme<br />

<br />

Haute-Corrèze<br />

Bureau de Meymac<br />

1, place de l’Hôtel de Ville<br />

19250 Meymac<br />

Telefon: +33 (0)5 19 60 00 30<br />

Le Porge<br />

Cap-Ferret<br />

Bordeaux<br />

A52/E72<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

A20/E9<br />

Rocamadour<br />

Aurillac<br />

www.tourisme-hautecorreze.fr<br />

Mimizan<br />

Mit der kostenlosen App Guidigo<br />

können Sie sich auf die Spuren der<br />

Weinhändler rund um Meymac<br />

begeben. Die knapp 30 km lange<br />

Rundfahrt Aux sources de Meymac-près-<br />

Bordeaux führt Sie auf angenehme<br />

Hossegor<br />

Art an Orte, die besonders eng mit<br />

dem Weinhandel verbunden Biarritz sind. Bayonne Auf<br />

Hendaye<br />

der gut durchdachten Strecke durch<br />

Sare<br />

mehrere Gemeinden Donostia- dieser Gegend<br />

sehen Sie zahlreiche S. Sebastian herrschaftliche<br />

Häuser ehemaliger Weinhändler, die<br />

Zeugnis über diese Zeit ablegen. Für<br />

die zehn Etappen sollten Sie eine Dauer<br />

Pamplona<br />

von drei Stunden einplanen. Die App<br />

(für Tablets und Smartphones) können<br />

Sie auf Google Play oder im AppStore<br />

von Apple herunterladen.<br />

E5-E70/A63<br />

Spanien<br />

Der Verein Les Amis de Meymac-près-<br />

Bordeaux leistet seit Jahren wertvolle<br />

Recherchearbeit, die es ermöglicht,<br />

jeden Sommer (von Mitte Juli bis Mitte<br />

August) zwei kleine Stätten zu öffnen,<br />

die eine Verbindung zur örtlichen<br />

Weinhandelsvergangenheit haben:<br />

France<br />

das Musée de Meymac-près-Bordeaux,<br />

Place de l’église (Montag bis Freitag,<br />

A64/E80<br />

9 bis 17 Uhr) und das Écomusée du<br />

Chai des Moines Larose (Montag bis<br />

Freitag, 16 bis 18 Uhr, am Wochenende<br />

Pau<br />

18 bis 19 Uhr). Informationen auf<br />

der Website des Vereins: www.<br />

meymacpresbordeaux.fr/blog<br />

Bei einem Aufenthalt in Meymac sollten<br />

Sie unbedingt das bemerkenswerte<br />

Centre d’art contemporain der Stadt<br />

besuchen. Es liegt im Herzen der<br />

historischen Altstadt, in einem Teil der<br />

Kathedrale Saint-André, und ist<br />

eines der gelungensten Beispiele<br />

Frankreichs für die Demokratisierung<br />

der zeitgenössischen Kunst im<br />

ländlichen Raum. Es entstand 1979<br />

durch die Zusammenarbeit zwischen<br />

der Stadtverwaltung, die das kulturelle<br />

Potenzial weiterentwickeln wollte,<br />

und leidenschaftlichen Anhängern<br />

zeitgenössischer Toulouse Kunst, die davon<br />

überzeugt waren, dass Kultur zum<br />

Alltag aller Menschen gehören sollte,<br />

auch derer in ländlichen Gebieten.<br />

Das nicht alltägliche Museum Narbonne<br />

leistet das ganze Jahr über eine A81/E80<br />

hervorragende Programmarbeit Limoux und<br />

zeigt Ausstellungen, die denen in<br />

Großstädten in nichts nachstehen.<br />

France<br />

Centre d’Art Contemporain<br />

Abbaye Saint-André - Place du Bûcher<br />

19250 Meymac<br />

Perpignan<br />

Telefon: Andorra +33 (0)5 55 95 23 30<br />

Céret<br />

www.cacmeymac.fr<br />

A9/E15<br />

A75/E11<br />

Lodèv<br />

Bézier<br />

S<br />

le<br />

Collioure<br />

M<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 68<br />

Les Tours de Merle: das Gefühl, in der<br />

Inkastadt Machu Picchu zu sein<br />

(78 km entfernt)<br />

Hinter einer der unzähligen<br />

Kurven einer Straße im<br />

Departement Corrèze bietet sich<br />

plötzlich inmitten eines dichten<br />

Waldes der unglaubliche<br />

Anblick grandioser Ruinen. Wie<br />

von Zauberhand scheinen sie<br />

in 30 Meter Höhe auf einen 200<br />

Meter langen und 40 Meter breiten Felsvorsprung<br />

gesetzt worden zu sein: Die Tours de Merle flößen<br />

Respekt ein.<br />

Spanien<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

Die Gärten der Colette (89 km entfernt)<br />

Seit 2008 laden die « Gärten der Colette »<br />

im Park von Varetz (Corrèze) die Besucher<br />

auf eine Entdeckungsreise zu einer<br />

außergewöhnlichen Frau ein: Colette.<br />

Die Schriftstellerin Colette war für<br />

ihre Zeit von einer provozierenden<br />

Freizügigkeit, die sie sich mutig<br />

ihrer chauvinistischen Umgebung<br />

abgetrotzt hatte und die ihr eine<br />

berüchtigte Reputation einbrachte.<br />

Ihre Werke hatten beim Publikum einen überwältigenden<br />

Erfolg und sind bis heute sehr beliebt. Dieser Park erzählt ihr<br />

Leben.<br />

AP7/E15<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 86.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 53


FRANKREICH HEUTE Land-Art<br />

SAYPE<br />

XXL-Bilder mit optimistischen Visionen<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Guillaume Legros, alias Saype – der Name steht für Say und Peace<br />

–, ist mit gerade einmal 32 Jahren bereits einer der weltweit renommiertesten<br />

zeitgenössischen Künstler Frankreichs. Der Autodidakt<br />

mit einer abgeschlossenen Ausbildung als Krankenpfleger<br />

stammt aus dem Departement Territoire de Belfort und begeistert<br />

sich neben Kunst für Ökologie und Drohnen. Auf der ganzen Welt<br />

malte er bereits mit biologisch abbaubarer Farbe riesige poetische<br />

Fresken ins Gras, die eine Lebensdauer von ungefähr einem Monat<br />

haben. 2019 wurde er vom berühmten amerikanischen Magazin<br />

Forbes als « eine der 30 einflussreichsten Persönlichkeiten unter 30<br />

Jahren im Bereich Kunst und Kultur » bezeichnet. Trotzdem ist er<br />

bodenständig geblieben. Er sprach mit uns über seinen Werdegang<br />

und seine immer noch starke Verbindung zum Territoire de Belfort.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 55


FRANKREICH HEUTE Land-Art<br />

Saype, Sie wurden 1989 im Departement Territoire de<br />

Belfort, genauer gesagt in der Stadt Belfort, geboren.<br />

Was verbindet Sie mit diesem Departement?<br />

Diese Gegend ist für mich sehr wichtig. Hier habe ich<br />

meine ersten Lebenserfahrungen gemacht. Abgesehen<br />

von einem zweijährigen Aufenthalt in Straßburg – im<br />

Alter von 21 Jahren im Rahmen meiner Ausbildung zum<br />

Krankenpfleger – lebte ich hier, bis ich 27 Jahre alt war.<br />

Dadurch habe ich eine sehr starke Beziehung zu diesem<br />

Departement. Inzwischen lebe ich zwar mit meiner Frau,<br />

einer gebürtigen Schweizerin, in deren Heimatland, wir<br />

wohnen aber nur rund eine Autostunde von Belfort entfernt.<br />

Insofern kann ich regelmäßig hierherkommen und<br />

meine Eltern und Großeltern besuchen, die nach wie vor<br />

hier leben. Es ist essenziell für mich, diese Verbindung<br />

aufrechtzuerhalten. Nachdem ich heute im Rahmen meiner<br />

Kunstprojekte kreuz und quer über den Erdball reise,<br />

brauche ich eine verlässliche Beziehung zu einem ruhigen<br />

Ort, der mir Stabilität verleiht, wo ich zur Ruhe kommen<br />

und Menschen treffen kann, die mir etwas bedeuten. Das<br />

Territoire de Belfort bietet mir genau das, es bietet mir<br />

Halt, ist Balsam für die Seele.<br />

Wie kam es, dass Guillaume Legros, ein Sohn der Stadt Belfort,<br />

sich für Kunst interessierte, sodass aus ihm Saype wurde, einer<br />

der bekanntesten Land-Art-Künstler auf weltweiter Ebene?<br />

Ich gestehe, dass mich mein Werdegang selbst erstaunt.<br />

Aber genau das ist ja das Tolle. Es zeigt, dass im<br />

Leben alles möglich ist! Im Grunde hatte ich überhaupt<br />

keinen Bezug zur Kunst: Mein Vater ist Informatiker,<br />

meine Mutter Radiologieassistentin im Krankenhaus.<br />

Man kann sagen, dass Kunst bei uns zu Hause keine Rolle<br />

spielte, dass sich niemand besonders dafür interessierte.<br />

Und doch hat sie sich allmählich in mein Denken eingeschlichen.<br />

Ich glaube, wie bei vielen Jungs hat das bei mir<br />

begonnen, als ich mit Kumpels Graffiti an Wände sprühte.<br />

Damals war ich 14 Jahre alt. Wir dachten nicht weiter<br />

darüber nach, sprühten meistens unter freiem Himmel, an<br />

mehr oder weniger verlassenen Orten, wo es gestattet war,<br />

beispielsweise in ehemaligen Lagerhallen. Das war alles<br />

sehr harmlos, machte uns aber viel Spaß. Abgesehen vom<br />

Spaß, gemeinsam mit Kumpels etwas zu kreieren, wurde<br />

mir vermutlich damals bewusst, dass ich mit diesen Graffiti<br />

einen geheimen Wunsch umsetzen konnte, nämlich<br />

ein sichtbares Zeichen meiner Existenz zu hinterlassen.<br />

Ich erinnere mich, dass ich dieses Gefühl genial fand. Ab<br />

diesem Zeitpunkt begeisterte ich mich für Kunst, informierte<br />

mich, las viel, besuchte wann immer es möglich<br />

war Museen und Ausstellungen. Und dann habe ich den<br />

Schritt gewagt und mir Utensilien zum Malen gekauft …<br />

Haben Sie immer im Freien gemalt?<br />

Nein, als ich nach der Graffiti-Phase begann, mir das<br />

notwendige Material zuzulegen, arbeitete ich zunächst<br />

sehr viel im Atelier. Ich glaube, ich musste mich zunächst<br />

mit der Kunst wirklich auseinandersetzen, vielleicht in<br />

gewisser Weise mit ihr « alleine sein », um zu lernen und<br />

herauszufinden, was mir liegt, um meinen Weg zu finden.<br />

Das war eine sehr introspektive, nahezu zwanghafte<br />

Arbeit. Ich schloss mich ein und probierte verschiedene<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Vorherige Doppelseite: « Les contrebandiers<br />

de l’amitié », Val d’Illiez (Schweiz) 2019.<br />

Linke Seite: « Present by Future »,<br />

Belfort (Frankreich) 2018.<br />

Diese Seite: Saype bei der Arbeit; auf dem Eiffelturm,<br />

oberhalb seines Werks « Beyond Walls, Step 1: Paris »,<br />

(Frankreich) 2019; « Rock the grass », Belfort, Lac de<br />

Malsaucy (Frankreich) 2020; « World in Progress II »,<br />

New York, zu Füßen des UNO-Sitzes (USA) 2021.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 57


FRANKREICH HEUTE Land-Art<br />

Nebenstehend: « Beyond<br />

Walls, Step 4: Berlin »,<br />

(Deutschland) 2019. Unten:<br />

« Beyond Walls, Step 9: Cape<br />

Town », (Südafrika) 2021; « Un<br />

nouveau souffle », Moléson<br />

(Schweiz) 2021; « Beyond<br />

Walls, Step 10: Ouidah »,<br />

(Benin) 2021. Rechte Seite:<br />

« Beyond Walls, Step 1:<br />

Paris », (Frankreich) 2019.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 59


FRANKREICH HEUTE Land-Art<br />

« Message from Future », Genf (Schweiz) 2018.<br />

Dinge aus, so lange, bis ich das Gefühl hatte, vorwärtszukommen.<br />

Und allmählich entwickelte ich mich weiter.<br />

Nach den Graffiti und Tags begann ich nun, filigranere<br />

und realistischere Dinge wie Objekte, Personen und<br />

Landschaften zu malen. Irgendwann stellte ich erstmals<br />

in einer Galerie aus. Ich hatte etwas gefunden, was mir<br />

Spaß machte, und vor allem, womit ich mich ausdrücken<br />

konnte.<br />

Damals waren Sie 23 Jahre alt und machten Ihr Diplom zum<br />

Krankenpfleger. Die künstlerische Arbeit erfolgte parallel dazu.<br />

Vor allem aber stellten Sie sich Fragen darüber, welchen Sinn<br />

Sie dieser Arbeit geben wollten …<br />

Genau. Umso mehr, als dass mich 2012 die Aufstände<br />

des Arabischen <strong>Frühling</strong>s prägten. Sie waren der Auslöser<br />

dafür, dass ich mir noch mehr Fragen über den Sinn unseres<br />

Lebens und unseren Platz in der Gesellschaft stellte.<br />

Ich verspürte das Bedürfnis, mich künstlerisch auszudrücken<br />

und damit Aufmerksamkeit zu erregen. Doch<br />

mir wurde klar, dass dafür die Arbeit im Atelier nicht<br />

ausreichte. Damit erreichte ich zu wenige Menschen. Mit<br />

den Graffiti und Tags war es allerdings nicht anders: Sie<br />

gingen oft in einem visuell überladenen urbanen Umfeld<br />

unter, sodass man sie manchmal gar nicht bemerkte, geschweige<br />

denn richtig betrachtete. Mir wurde klar, dass<br />

ich etwas Neues erfinden musste, eine Form der Kunst,<br />

mit der ich die Menschen todsicher ansprechen würde.<br />

Dann verhalf Ihnen das Territoire de Belfort, genauer gesagt,<br />

der Garten Ihrer Eltern, zu einer Idee …<br />

Genau! Meine Eltern hatten einen acht Hektar großen<br />

Garten, den ich liebte. Als ich eines Tages die ausgedehnten<br />

Grasflächen betrachtete, kam mir urplötzlich die Idee,<br />

direkt darauf zu malen. Da ich jedoch großflächig malen<br />

wollte, brauchte ich Abstand, um die Arbeit zu betrachten.<br />

Also holte ich eine kleine Bockleiter und stieg hinauf,<br />

um die Wirkung zu beurteilen. Das Resultat erschien mir<br />

vielversprechend, war aber offensichtlich verbesserungsfähig.<br />

Ich wollte den Maßstab vergrößern und ausladender,<br />

noch viel ausladender malen. Dafür musste natürlich der<br />

Abstand größer sein. Da kam es gerade recht, dass Drohnen<br />

populärer wurden. Ich kaufte eine und machte die<br />

ersten Versuche. Da Drohnen zur damaligen Zeit noch<br />

nicht mit Fotoapparaten ausgestattet waren, bastelte ich<br />

ein System mit einer GoPro-Kamera, die alle drei Sekunden<br />

ein Bild schoss. Das war zwar dürftig, funktionierte<br />

aber und bestätigte mich darin, dass ich ein Mittel gefunden<br />

hatte, um mich wirklich auszudrücken.<br />

Mit dem Ansatz, riesige Fresken auf den Boden zu malen,<br />

lancierten Sie im Grunde eine neue Bewegung in der Land-<br />

Art. Doch auch damit gaben Sie sich noch nicht zufrieden,<br />

sondern Sie erlegten sich selbst den Zwang auf, die Umwelt mit<br />

Ihrer Arbeit absolut zu respektieren …<br />

Das war für mich oberste Priorität. Die ersten Versuche<br />

machte ich zwar mit einer normalen Farbsprühdose,<br />

doch es kam nicht infrage, dass ich mein Vorhaben in<br />

einem größeren Maßstab umsetzen würde, ohne eine<br />

100 % biologisch abbaubare und widerstandsfähige Farbe<br />

gefunden zu haben. Allerdings gab es so etwas nicht.<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Ich begann, alles Mögliche darüber zu lesen, nachzuforschen,<br />

um mich schließlich mit Kreide, Kohle, Kalk und<br />

natürlichen Pigmenten zu befassen. All das war für mich<br />

neu, doch es fesselte mich sofort. Die Mischungen, die ich<br />

auf das Gras im elterlichen Garten auftrug, basierten auf<br />

richtiggehenden « Rezepten ». Bei den Versuchen ging ich<br />

in zwei auf zwei Meter großen Quadraten vor. Ich kann<br />

Ihnen versichern, dass meine Eltern mich manchmal für<br />

verrückt hielten. Doch sie merkten, dass ich entschlossen<br />

war, eine Lösung zu finden, und sie vertrauten mir. Mein<br />

Ziel war, dass diese « hausgemachte Farbe » – die mehr wie<br />

ein Crêpeteig als wie eine Farbe aussah – auf dem Gras<br />

haften bleibt, dass sie nicht beim ersten Morgentau oder<br />

bei den ersten Regentropfen verschwindet, sondern eine<br />

minimale Zeit den Einflüssen widersteht … Das war nicht<br />

leicht, ich brauchte ein ganzes Jahr, bis ich sie gefunden<br />

hatte. Doch das Ergebnis war die Mühe wert: Die Farbe<br />

entsprach den Anforderungen und war 100 % biologisch<br />

abbaubar. Für die Anfangsphase war sie perfekt, sodass<br />

ich auf dieser Basis beginnen konnte. Seitdem habe ich<br />

sie allerdings noch weiter optimiert und vor allem meinen<br />

ökologischen Ansatz ausgeweitet. Mir wurde nämlich<br />

klar, dass die Umwelt zwar nicht von der biologisch abbaubaren<br />

Farbe beeinträchtigt wird, sondern vielmehr dadurch,<br />

dass die jeweilige Fläche abgemäht werden muss,<br />

bevor ich mit dem Malen beginne. Vor allem in den Bergen<br />

kann das Mähen je nach Jahreszeit bestimmte Pflanzenarten<br />

am erneuten Wachstum hindern. Also passe ich<br />

meinen Zeitplan entsprechend an und wähle Flächen, die<br />

bereits durch den Menschen bearbeitet oder durch Schafe<br />

beziehungsweise Kühe abgefressen wurden.<br />

2015 realisierten Sie Ihr erstes Land-Art-Werk « L’Amour »,<br />

das 1200 Quadratmeter große Gesicht einer Frau auf einer<br />

Grasfläche im Skigebiet Clusaz. Die Poesie, die es vermittelte,<br />

wirkte frappierend und katapultierte Sie ins Rampenlicht.<br />

Es folgten zahlreiche andere riesige Werke, wie « Qu’est-ce<br />

qu’un grand Homme ? » (Leysin, Schweiz, 2016), « Un grand<br />

Homme et l’Avenir » (Senningen, Luxemburg, 2017), « Story<br />

of Future » (Rocher de Naye, Schweiz, 2017) und « Take care<br />

for Future » (Guadalupe, Kolumbien, 2018). Welche Botschaft<br />

möchten Sie mit diesen Werken vermitteln?<br />

Wie bei allen Kunstwerken ist es so, dass jeder sie auf<br />

seine Art interpretieren kann, abhängig von seinen Erfahrungen,<br />

seiner Kultur oder ganz einfach seinem Geschmack.<br />

Das ist wesentlich. Mir ist wichtig, immer ein<br />

optimistisches Bild der Zukunft und humanistische Wertvorstellungen<br />

zu zeigen. Die Werke sind bereits durch ihre<br />

Größe ein starkes Kommunikationsmittel und werden von<br />

sehr vielen Individuen betrachtet. Wenn es damit gelingt,<br />

die Menschen zum Nachdenken anzuregen, sie einander<br />

näher zu bringen, bin ich der glücklichste Mensch auf<br />

Erden. Ich glaube, Kunst kann und muss mobilisieren.<br />

Darin liegt der Sinn meiner Arbeit. « Beyond Walls » ist<br />

beispielsweise ein weltweites Projekt, das 2019 begann<br />

und sich über mehrere Jahre erstreckt. Es wurde bereits<br />

in Paris, Andorra, Genf, Berlin, Istanbul und Kapstadt<br />

realisiert. Es zeigt ineinander verschlungene Hände, die<br />

sich in gemeinsamer Anstrengung vereinigen und damit<br />

trennende Mauern überwinden. Es ist ein Aufruf zu einer<br />

Art von Universalität. Und ich glaube, das funktioniert.<br />

Darin liegt die Stärke der Kunst.<br />

Ihre Werke haben auch oft einen Bezug zum Alltag beziehungsweise<br />

zu aktuellen Ereignissen …<br />

Ja, es ist sehr wichtig für mich, im alltäglichen Leben<br />

verankert zu sein. Auch das ist Universalität. « Beyond Crisis<br />

» entstand beispielsweise 2020 in Leysin, in der Schweiz,<br />

also mitten in der Pandemie, in einer Zeit, in der ein großer<br />

Teil der Weltbevölkerung im Lockdown war. Ich wollte den<br />

Lockdown thematisieren, aber unter einem positiven Blickwinkel.<br />

Das Bild zeigte ein Mädchen, das alleine mit kleinen<br />

Figuren spielt. Das könnte traurig erscheinen. Doch es<br />

ist nicht alleine in seinem Zimmer, sondern draußen in der<br />

Natur, es betrachtet den Horizont, die Sonne. Darin liegt<br />

Hoffnung. Die Figuren halten sich alle an der Hand, um gemeinsam<br />

diese Krise durchzustehen. Etwas Ähnliches gilt<br />

für « Rock the grass », das Werk wurde im selben Jahr realisiert,<br />

zu einem Zeitpunkt, als Corona den künstlerischen<br />

Ausdruck abwürgte. Es entstand am Lac de Malsaucy, auf<br />

dem Gelände des Festivals Eurockéennes in Belfort. Eine<br />

Person schreit in ein Megafon, als wolle sie den Ton in alle<br />

Häuser der Erde tragen …<br />

Apropos Aktualität. Das Territoire de Belfort feiert in diesem<br />

Jahr als einziges französisches Departement sein 100-jähriges<br />

Bestehen. Aus diesem Anlass sollen zahlreiche Veranstaltungen<br />

und Aktivitäten stattfinden. Dazu gehört auch die Enthüllung<br />

eines Ihrer Werke. Können Sie uns etwas mehr darüber verraten?<br />

Das ist zurzeit noch etwas zu früh. Ich habe mehrere<br />

Ideen im Kopf. Sicher ist, dass ich an einem unerwarteten<br />

Ort ein Kunstwerk kreieren möchte. Ich habe bereits an<br />

so symbolträchtigen Plätzen des Departements wie am<br />

Lac de Malsaucy und in der Zitadelle von Belfort gemalt.<br />

Diesmal will ich an einem neuen Ort eine echte Überraschung<br />

kreieren, ich möchte, dass die Einwohner von<br />

Belfort sich mit dem Werk identifizieren können … Wir<br />

haben gerade einmal Januar, mir bleibt also noch etwas<br />

Zeit, um das genau auszuarbeiten. Ich halte Sie auf dem<br />

Laufenden!<br />

Gerne, wir werden dann die Leserinnen und Leser von<br />

Frankreich erleben darüber informieren. Saype, wir danken<br />

Ihnen für das Gespräch.<br />

Die Werke von Saype gefallen Ihnen? Dann besuchen Sie seine<br />

Website www.saype-artiste.com/. Dort erfahren Sie mehr<br />

über seine Arbeit und erhalten aktuelle Informationen. Darüber<br />

hinaus können Sie nummerierte und vom Künstler signierte<br />

Abzüge (inklusive Echtheitszertifikat) bestellen und ihn auf diese<br />

Art bei der Finanzierung seiner nächsten Projekte unterstützen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 61


ADVERTORIAL<br />

Die vielen Facetten des<br />

Am Schnittpunkt von Schweiz, Elsass und Bourgogne-Franche-Comté<br />

liegt ein Departement,<br />

das durch seine landschaftliche Vielfalt erstaunt:<br />

das Territoire de Belfort. Hier mischen sich Kulturen<br />

und Naturlandschaften, hier harmoniert<br />

Lebensart mit Tradition. Fokus auf ein Reiseziel<br />

voller Überraschungen.<br />

Hinter einem tierischen Wahrzeichen und einer<br />

turbulenten Geschichte verbirgt das Territoire de<br />

Belfort eine unbekümmerte Schönheit. Weiß man,<br />

dass es das kleinste Departement Frankreichs ist,<br />

könnte man denken, es sei monoton. Doch dem ist nicht so …<br />

Auf einer Strecke von wenigen Kilometern wird man immer<br />

wieder erneut überrascht, denn alles verändert sich: Kultur,<br />

Landschaft, Kulturerbe, Sprache … Gerade diese verschiedenartigen<br />

Einflüsse machen den so anderen Charakter aus.<br />

Nur einen Katzensprung von Deutschland und der Schweiz<br />

entfernt, eingebettet zwischen Elsass und Kalkplateaus, ist es<br />

das einzige Departement mit zwei Bergmassiven: Vogesen und<br />

Jura.<br />

Für manche hat das Territoire de Belfort<br />

vor allem das Image einer industrialisierten<br />

Gegend, doch hinter diesem Klischee<br />

verbergen sich unzählige Schätze.<br />

« Klein, aber fein » kann man beim Territoire de Belfort<br />

sagen, denn das Departement profitiert von einer geografischen<br />

Situation, die es zu einem « Schaufenster Frankreichs »<br />

macht. Im Süden dominieren eine blühende Landwirtschaft<br />

mit Kulturflächen und den bekannten Montbéliard-Rindern,<br />

die Ausläufer des Jura und kleine typische Dörfer nahe der<br />

Schweizer Grenze. Weiter im Zentrum erstreckt sich der<br />

Rhein-Rhone-Kanal, dessen Ufer von schönen Wegen eingerahmt<br />

sind. Im Westen bieten Seen, Wälder und Torfmoore<br />

einen ganz atypischen Anblick, bei dem sofort klar wird, warum<br />

die Gegend hier auch Petite Finlande, Klein-Finnland, genannt<br />

wird. Im Osten ist es die Geschichte, welche die Landschaften<br />

geprägt hat, eine Geschichte, die vom Herzogtum<br />

Elsass, vom Königreich Frankreich, vom Deutschen Kaiserreich<br />

und vom Haus Habsburg bestimmt wurde. Genau hier<br />

spürt man die ersten Einflüsse des nahe gelegenen Elsass. Die<br />

blumengeschmückten Dörfer des Sundgau belfortain, des Bel-<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Territoire de Belfort<br />

forter Sundgaus, und die Fachwerkhäuser geben einen ersten<br />

Vorgeschmack. Weiter im Norden erheben sich die Anhöhen,<br />

sobald man die Stadt Belfort verlässt. Wasserfälle, zerklüftete<br />

Gipfel und Seen, Luchse, Gämsen und Auerhühner … Diese<br />

Landschaften mit ihrem gebirgigen Aussehen lassen keinen<br />

Zweifel aufkommen, dass man sich in den südlichen Vogesen<br />

befindet, einem ausgedehnten Gebiet, ideal für die verschiedensten<br />

Outdoor-Aktivitäten: Wandern, Mountainbiken,<br />

Reiten, Gleitschirmfliegen, Ultraleichtfliegen, Baden, Golfen,<br />

Angeln, Klettern, Waldklettern, Canyoning … Und wenn im<br />

Winter der erste Schnee auf den Anhöhen liegt, freuen sich die<br />

Skifahrer, egal ob Abfahrts- oder Langläufer. Die unberührte<br />

Natur ist atemberaubend und zugleich beruhigend, sie lädt<br />

zu Entdeckungsreisen und sportlichen Aktivitäten ein, bietet<br />

Raum für Erlebnisse, ganz nach den persönlichen Vorlieben.<br />

Zurück in die Stadt. Der Löwe von<br />

Bartholdi, das Wahrzeichen einer Stadt und<br />

eines Departements, das sich den Invasoren<br />

gegenüber behaupten konnte, dominiert<br />

und beschützt Belfort seit fast 150 Jahren.<br />

Am Fuße der von Vauban erbauten Zitadelle ist er mit<br />

seiner Höhe von 11 Metern und einer Länge von 22 Metern<br />

heute noch die größte Steinskulptur in Frankreich. Zwischen<br />

Befestigungsanlagen und militärisch strengen Wehrtürmen<br />

stellt der Buntsandstein aus den Vogesen, aus dem er gehauen<br />

ist, einen nahezu ausgefallenen Kontrast dar. Anderswo in der<br />

Stadt macht man dieselbe Feststellung. Trotz verschiedener<br />

Stile und Charaktere wirkt überall ein magischer Zauber:<br />

mittelalterliche und militärische Einflüsse, Haussmannscher<br />

Stil und Arbeiterstadt auf der einen Seite, auf der anderen<br />

Seite ein pulsierendes Leben mit lässigen Terrassen, dem Fluss<br />

Savoureuse, bunten Häuserfassaden, belebten Märkten, dem<br />

Belle-Époque-Ambiente und dem internationalen Rockfestival<br />

Eurockéennes auf der Halbinsel Malsaucy. Verlassen Sie<br />

die Stadt nicht, ohne die Zitadelle erklommen und den klaren<br />

Horizont genossen zu haben. Lassen Sie den Blick über die<br />

Dächer von Belfort hinaus schweifen und berauschen Sie sich<br />

am einzigartigen Panorama: vom Salbert-Hügel, über die blaue<br />

Linie der Vogesen, bis zu den ersten Ausläufern des Jura weiter<br />

im Süden.<br />

https://www.belfort-tourisme.com/<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 63


ADVERTORIAL<br />

Le Centenaire<br />

<strong>2022</strong> feiert das Territoire de Belfort<br />

sein hundertjähriges Bestehen. Die<br />

Veranstaltungen sind eine perfekte<br />

Gelegenheit, die besondere Geschichte<br />

und die unzähligen Facetten<br />

eines Departements (neu) zu entdecken,<br />

die das « Gebiet des Löwen »<br />

über seine Grenzen hinaus erstrahlen<br />

lassen.<br />

Vom 11. März bis zum 31. Dezember <strong>2022</strong><br />

bieten das Departement, Gemeinden, lokale<br />

Partner, Vereine und Unternehmen ein groß angelegtes<br />

Programm, um das Territoire de Belfort<br />

auf nationaler Ebene ins Rampenlicht zu stellen.<br />

Merken Sie sich die Termine vor!<br />

20. – 26. Juni: Der Künstler Saype kreiert ein<br />

neues, riesiges Land-Art-Kunstwerk im Territoire<br />

de Belfort, das er speziell für dieses<br />

hundertjährige Bestehen konzipiert! Der Ort<br />

wird in Kürze bekannt gegeben. Die Umsetzung<br />

dauert mehrere Tage, Sie können die<br />

Entstehung der fantastischen und beeindruckenden<br />

Arbeit des Künstlers mitverfolgen.<br />

Seine poetischen und ephemeren Kunstwerke<br />

reisen um den ganzen Erdball, um die<br />

Menschen für einen respektvollen Umgang<br />

mit der Natur zu sensibilisieren.<br />

22. – 24. Juli: Der Höhepunkt der Festivitäten<br />

ist das Reenactment der Belagerung von<br />

Belfort (1870/71) im Fort des Basses-Perches<br />

in Danjoutin und in der Zitadelle von Belfort.<br />

Dabei kann die Öffentlichkeit dieses wichtige<br />

historische Ereignis erneut miterleben und<br />

dadurch nachvollziehen, was der Ursprung<br />

für die Entstehung des Departements war.<br />

10. September: Ein einzigartiges, magisches<br />

Schauspiel am Lac de Malsaucy: an Land, in<br />

der Luft und auf dem Wasser. Alle Zutaten<br />

sind vorhanden, damit Klein und Groß einen<br />

unvergesslichen Abend erleben werden …<br />

Man wird ja nicht jeden Tag 100 Jahre alt!<br />

https://www.centenaire90.fr/


Leserbriefe<br />

Endlich Zeit zum Lesen! Die<br />

tollen Hefte von Frankreich<br />

erleben durften mit in das<br />

verschneite und sonnige<br />

Goms (Schweiz). In den<br />

Winterferien vom nächsten<br />

Frankreich-Urlaub träumen. :-)<br />

Susanne Tanner Ruppe via<br />

Facebook.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

besteht eine Möglichkeit, das Heft und die digitale Fassung in der App<br />

zusammen zu abonnieren? Ich schmökere gerne im Heft und nutze unterwegs<br />

auch gerne die digitale Fassung!<br />

MfG<br />

Ralf Geisert<br />

Und zum selben Thema:<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ist es Ihnen möglich, mich als Kunde des Print-Abos auch für die digitalen<br />

Ausgaben freizuschalten? Die App habe ich bereits heruntergeladen, kann mir<br />

aber nirgends ein Profil anlegen, zumindest finde ich dazu nichts. Über eine<br />

Info würde ich mich freuen.<br />

Vielen Dank<br />

Sören Anderson<br />

Sehr geehrter Herr Anderson, sehr geehrter Herr Geisert,<br />

zurzeit umfassen unsere Aboangebote lediglich die gedruckte Ausgabe des<br />

Magazins. Da uns jedoch bewusst ist, dass es heute durchaus sinnvoll ist, via<br />

Smartphone oder Tablet gleichzeitig auf eine Onlineversion zugreifen zu können,<br />

haben wir in den letzten Monaten eine entsprechende Applikation entwickelt.<br />

Die APP Frankreich erleben ist kostenlos im App-Store von Apple und auf Google<br />

Play erhältlich. Derzeit kann man in der APP eine Ausgabe des Magazins zu<br />

einem Preis kaufen, der günstiger als der Bezugspreis im Zeitschriftenhandel<br />

ist. Sobald alle technischen Voraussetzungen erfüllt sind, werden wir Ihnen<br />

neue Aboangebote machen können: nur Printversion, Print + Digital, nur<br />

Digitalversion. Unsere bisherigen Abonnenten haben dann die Möglichkeit,<br />

eine « Digitaloption » zu einem Spezialpreis zu buchen. Wir informieren<br />

selbstverständlich alle Leserinnen und Leser zu gegebener Zeit im Magazin<br />

und auf unserer Website darüber. Vielen Dank für Ihre Geduld und Ihre Treue zu<br />

Frankreich erleben.<br />

Liebe Frau Tanner Ruppe,<br />

herzlichen Dank, dass Sie in<br />

Ihrem Urlaub – offensichtlich<br />

beim Langlaufen – an uns<br />

gedacht haben. Der tolle<br />

Blick auf die Schweizer Berge<br />

erinnert uns unweigerlich<br />

an den Artikel über das<br />

Schlittenhunderennen La<br />

Grande Odyssée Savoie Mont-<br />

Blanc (Alpen: Blaue Augen,<br />

weißes Fell und Hundegebell,<br />

Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 81).<br />

Wir nutzen die Gelegenheit,<br />

um unsere Leser darüber<br />

zu informieren, dass die 18.<br />

Auflage im Januar <strong>2022</strong> bereits<br />

zum sechsten Mal – davon<br />

das vierte Mal in Folge – vom<br />

französischen Musher Rémy<br />

Coste gewonnen wurde. Ein<br />

echter Champion also!<br />

Liebes Team von Frankreich erleben,<br />

Ihren Artikel über die Abbaye Royale de Fontevraud habe ich mit großem Interesse<br />

gelesen, zumal ich seit 1977 diese Anlage immer wieder besichtige, wenn auch in<br />

Abständen. Vielleicht wissen Sie, dass Robert d'Arbrissel noch einen Klosterableger<br />

in Lencloître (86140), zwischen Châtellerault und Mirebeau, gegründet hat. […]<br />

Ein Tipp: Vielleicht könnten Sie beim nächsten Mal auch noch den Preis der<br />

empfohlenen Bücher mit angeben. Auf das nächste Heft mit dem Artikel über<br />

Brouage freue ich mich schon, denn wir machen mindestens einmal im Jahr von<br />

unserer Ferieninsel Oléron einen Abstecher dorthin.<br />

Mit freundlichem Gruß<br />

Gertrud Schweer-Dust<br />

Liebe Frau Schweer-Dust,<br />

vielen Dank für Ihre Nachricht. Robert d’Arbrissel, der Gründer der Abtei Fontevraud,<br />

ist in der Tat eine sehr interessante Persönlichkeit. Wie Sie schreiben, gründete er<br />

(zwischen 1106 und 1109) ein Priorat in Lencloître (Vienne), das dem Orden von<br />

Fontevraud unterstellt war. Wie die Mutterabtei wurde auch dieses Priorat von<br />

einer Frau geleitet und nahm ebenfalls sowohl Männer als auch Frauen auf. Die<br />

beeindruckende Kirche Notre-Dame de Lencloître zeugt heute noch vom Einfluss der<br />

Abtei.<br />

Was Ihren Hinweis zur Preisangabe der empfohlenen Bücher angeht, ist Ihnen vielleicht<br />

beim Lesen dieser Ausgabe eine Veränderung aufgefallen. Wir sind in der Tat Ihrem<br />

guten Tipp gefolgt und werden ab sofort die Preise angeben. Vielen Dank!<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 65


FRANKREICH HEUTE Literatur<br />

Michel Houellebecq<br />

Der Mann, der den Franzosen ins Ohr schreibt<br />

Drei Jahre nach Sérotonine hat Michel Houellebecq, der bekannteste fran zö sische<br />

Gegenwartsautor der Welt, seinen achten Roman mit dem Titel anéantir veröffentlicht.<br />

In Deutschland ist das Buch nur wenige Tage danach unter dem Titel<br />

Vernichten* erschienen. Wie immer beim « Star » der französischen Literatur, war<br />

dies in Frankreich ein verlegerisches Ereignis erster Güte, das sorgfältig inszeniert<br />

wurde und dem man sich nur schwer entziehen konnte. In den Medien waren<br />

bereits – mehr oder weniger überzeugende – Kritiken, Analysen und Interpretationen<br />

in einer Endlosschleife erschienen und hatten leidenschaftliche Diskussionen<br />

ausgelöst. Doch was steckt wirklich hinter dem « Phänomen Houellebecq »?<br />

Vor allem: Wie äußert sich dieser über Frankreich und die Franzosen?<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Neben dem traditionellen Auftakt der Literatursaison<br />

im September gibt es in Frankreich ein<br />

zweites wichtiges Datum<br />

für literarische Neuerscheinungen,<br />

nämlich die Rentrée littéraire<br />

d‘hiver, die sich ab Anfang<br />

Januar über eine Periode von<br />

acht Wochen erstreckt. <strong>2022</strong> sollen<br />

(laut Livres Hebdo/Electre<br />

Data Services) in diesem Zeitraum<br />

545 französische und ausländische<br />

Romane und Erzählungen<br />

erscheinen, von denen<br />

anéantir von Michel Houellebecq<br />

zweifellos am meisten erwartet<br />

wurde. Wobei das Warten<br />

de facto geschickt inszeniert war:<br />

Erst am 17. Dezember 2021 –<br />

also nicht gerade früh für ein 734<br />

Seiten umfassendes Werk – versandte<br />

der Verlag 600 Exemplare<br />

an die Presse mit der Auflage, bis<br />

zum 30. Dezember (eine Woche<br />

vor dem Erscheinungstag, dem<br />

7. Januar<br />

<strong>2022</strong>) absolutes Stillschweigen<br />

über die Handlung zu bewahren.<br />

Einige Tage zuvor entstand dann<br />

ein Wirbel um eine (unabsichtlich?)<br />

im Internet veröffentlichte<br />

Raubkopie, genauso<br />

wie es bereits im<br />

Jahr 2015 bei Soumission<br />

der Fall war. Zudem<br />

wurde mit 300 000 Exemplaren<br />

eine spektakuläre<br />

Erstauflage gedruckt<br />

… Alle diese Indizien<br />

lassen darauf schließen, dass Autor und<br />

Verlag (Flammarion) alles darangesetzt haben,<br />

die Leser begierig auf das Buch zu machen. Als<br />

ob dahinter die Absicht stünde, aus dem Roman<br />

ein regelrechtes « Lustobjekt » zu machen, ganz<br />

nach dem Beispiel des amerikanischen Giganten<br />

Apple bei der Lancierung seiner Produktneuheiten … Eine<br />

Marketingtechnik, die bis dato in der Welt der französischen<br />

Literatur nicht sehr verbreitet war …<br />

Doch damit nicht genug der Innovation. Das « Packaging<br />

» von anéantir unterscheidet sich grundlegend von<br />

den bisherigen Werken und macht daraus ein in seiner Art<br />

einzigartiges Buch. Diese Vorgehensweise ist in Frankreich<br />

selten, vor allem in einem derartigen Ausmaß an<br />

Details und Subtilität. Der Unterschied liegt zum einen<br />

im Äußeren: Houellebecq selbst äußerte vor der Veröffentlichung<br />

dem Verlag gegenüber eine ganze Anzahl an<br />

Sonderwünschen, denen man nachgekommen ist: Das<br />

Buch besitzt nun einen für Frankreich absolut ungewohnten<br />

Hardcovereinband; auf der vierten Umschlagseite ist<br />

kein Text, obwohl die Franzosen<br />

gerade die Zusammenfassung auf<br />

der Rückseite äußerst gern lesen;<br />

es enthält ein elegantes rotes Lesezeichen<br />

nach dem Vorbild der<br />

prestigeträchtigen Buchreihe La<br />

Pléiade; das Papier ist besonders<br />

dick und vergilbt daher nicht;<br />

der Text wurde in der eleganten<br />

Schrift Garamond gesetzt, die<br />

einen hohen Lesekomfort bietet.<br />

Es ist also unbestritten, dass –<br />

abgesehen vom Geheimnis um<br />

das Buch – jedes Detail durchdacht,<br />

ja sehr sorgfältig durchdacht<br />

wurde, damit anéantir den<br />

Leser auch optisch sofort in Bann<br />

zieht. Doch sieht man von den<br />

Äußerlichkeiten ab, scheint es,<br />

als ob Houellebecq die Leser vor<br />

allem durch seine Texte verführt.<br />

Es sieht ganz danach aus, als<br />

würde er den Franzosen genau<br />

die Worte ins Ohr flüstern, die sie gerne hören möchten,<br />

die sie in gewisser Weise brauchen …<br />

Gewohnheiten sprengen<br />

Alles begann mit einer sehr besonderen<br />

Positionierung. Michel Houellebecq unternahm<br />

seine ersten Schritte in der Welt der Literatur<br />

zwar mit Gedichten und einem Essay<br />

über den amerikanischen Schriftsteller Howard<br />

Philipps Lovecraft (H. P. Lovecraft. Contre<br />

le monde, contre la vie, Éditions du Rocher,<br />

1991), doch vor allem seine Romane machten<br />

ihn zu dem Phänomen, das er heute ist. Und<br />

dabei lassen sich die Bücher des Schriftstellers,<br />

dessen amerikanischer Verlag Random<br />

House sagt, er sei « der wichtigste französische<br />

Schriftsteller seit Camus », schwierig in die<br />

klassischen Schubladen literarischer Genres<br />

einordnen: Roman, Essay, Dichtung,<br />

Krimi, Biografie, Science-<br />

Fiction … In jedem der Werke<br />

Houellebecqs steckt von allem etwas.<br />

Und genau das ist zweifellos<br />

einer der Gründe für den Erfolg.<br />

Auch anéantir weicht nicht von<br />

diesem Prinzip ab: Mitten im Präsidentschaftswahlkampf<br />

2027 gerät<br />

das Leben des fünfzigjährigen<br />

Paul Raison – ein Träumer und<br />

Einzelgänger – durch den Herz-<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Literatur<br />

infarkt seines Vaters ins Wanken. Das ist die Ausgangsbasis<br />

für einen komplexen Roman, der in seinem Verlauf<br />

vom Politthriller (man begegnet unter anderem einem<br />

gewissen « Bruno Juge », seines Zeichens Finanzminister,<br />

der gerade in den Wahlkampf einsteigt und dem eine<br />

gewisse Ähnlichkeit mit dem derzeitigen Finanzminister<br />

Bruno Le Maire nicht abzusprechen ist) zum Familienroman<br />

wechselt, von Science-Fiction (Frankreich im Jahr<br />

2027) zu einer bewegenden Liebesgeschichte … Wie in<br />

allen seinen Büchern wechselt Houellebecq auch hier die<br />

Genres und bricht mit allen herkömmlichen Regeln. Der<br />

nicht klassifizierbare Autor verstört<br />

auf diese Weise, sorgt für Wirbel,<br />

macht neugierig. Literaturkritiker<br />

versuchen immer wieder, ihn in<br />

die herkömmlichen Schubladen zu<br />

stecken, was ihnen am Ende dann<br />

doch nicht gelingt. Der Leser<br />

freut sich darüber, weil er dadurch<br />

offensichtlich in den Büchern das<br />

findet, was er mag. Diese Technik<br />

ist sowohl innovativ als auch listig.<br />

Indem sie alles Herkömmliche<br />

über den Haufen wirft, stellt sie<br />

eine Art von « Befreiung<br />

» der Literatur dar, die auf diese Weise<br />

weniger auf traditionelle Genres eingeengt<br />

wird.<br />

Die Welt beobachten<br />

Houellebecqs Stil, mit dem er sich an<br />

seine Leser, vor allem an die Franzosen,<br />

wendet, ist besonders. Er verstrickt sich<br />

nicht in Umschreibungen, sondern vermittelt<br />

das Bild, das er von Frankreich hat, auf<br />

direkte Art. Humorvoll, bissig, ernst: Mit<br />

einer perfekten Mischung gelingt es dem<br />

Autor besser als anderen, aktuellen Mehrheitsmeinungen<br />

und vorgefassten Klischees den Garaus zu machen. Auch<br />

auf die Gefahr hin, damit zu schockieren, gar zu kränken.<br />

Als ob das Teil seiner Persönlichkeit sei. Im Übrigen<br />

besteht kein Zweifel daran, dass der Autor sich nicht um<br />

sein Image schert, dennoch respektieren ihn alle. Houellebecq<br />

ist ein bisschen der alte Brummbär, bei dem man<br />

nicht weiß, wo man ihn beim Familientreffen hinsetzen<br />

soll: In sich gekehrt, immer ein Glas oder einen Zigarettenstummel<br />

in der Hand, murmelt er in seiner Ecke<br />

kaum verständlich vor sich hin. Er ist in der Lage, während<br />

der ganzen Mahlzeit zu schweigen, die anderen zu<br />

beobachten und mal mit einem zärtlichen, mal mit einem<br />

streng forschenden Blick zu bedenken. Manchmal wacht<br />

er jedoch aus seiner Lethargie auf und ergreift sogar das<br />

Wort. In diesen Fällen beeindruckt er mit treffenden Bemerkungen,<br />

einem scharfen Blick oder gar mit bissigem<br />

Humor … Im Grunde ist er ein bisschen so, wie wir alle<br />

gerne wären: Jemand, der sich Zeit nimmt, sich den Luxus<br />

gönnt, die Welt zu beobachten, und vor allem jemand, der<br />

es wagt, genau das zu sagen, was er<br />

denkt.<br />

Schreiben und<br />

gehört werden<br />

Und vielleicht liegt gerade<br />

darin der Schlüssel des « Phänomens<br />

»: Es ist, als ob Houellebecq<br />

in der Tat in seiner « Ecke » all<br />

das tut, was die Franzosen nicht<br />

– oder nicht mehr – machen: sich<br />

Zeit nehmen und das Verhalten,<br />

die Gewohnheiten, die Gesellschaft,<br />

Frankreich beobachten. Einige werden sagen, dass<br />

genau das die Eigenart von Schriftstellern und der Literatur<br />

ist. Und sie haben recht. Doch Houellebecq macht<br />

es anders: Mit seinen Romanen gelingt es ihm besser als<br />

den meisten anderen französischen Gegenwartsautoren,<br />

die Franzosen dazu zu bewegen, ihre Gesellschaft zu hinterfragen.<br />

Manchmal brüskiert er sie dabei. Er hält ihnen<br />

nicht nur ein Buch hin, sondern eine Art Spiegel, seinen<br />

Spiegel des Landes. Ein Spiegel, der oft vergrößert<br />

und verzerrt. Das Frankreich, das man darin<br />

sieht, ist ungeschminkt, meist im Niedergang<br />

begriffen, depressiv, desillusioniert, zukunftslos.<br />

Sein – sehr persönliches – Porträt ist niemals<br />

schmeichlerisch. Im Gegenteil. Und obwohl<br />

man den Franzosen nachsagt, sie seien stolz und<br />

hingen am Image ihres Landes, wenden sie sich<br />

nicht ab. Nein. Sie beobachten dieses Spiegelbild<br />

interessiert, als würden sie es gerade entdecken.<br />

Beim Erscheinen eines neuen Romans diskutieren<br />

sie sogar darüber. Denn darin ist Houellebecq<br />

stark: Bei jeder neuen Veröffentlichung ist<br />

es so, als ob es ihm, dem genialen Schriftsteller,<br />

gelungen sei, die Worte<br />

zu finden, welche<br />

die sensiblen Ohren<br />

der Franzosen bereit<br />

sind, zu hören. Worte,<br />

mit denen er offen<br />

und direkt über ihr<br />

Land spricht. Es ist<br />

nicht mehr und nicht<br />

weniger als seine ganz<br />

eigene Art, ihnen ins<br />

Ohr zu schreiben …<br />

* Vernichten, Michel<br />

Houellebecq, Dumont,<br />

624 Seiten, 28 €,<br />

ISBN 978-3832181932<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


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FRANKREICH HEUTE Natur<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Die schönsten<br />

Bäume<br />

Frankreichs<br />

Es ist einer der sympathischsten Wettbewerbe<br />

Frankreichs: Die französische Forstverwaltung<br />

(ONF) organisiert in Zusammenarbeit mit der<br />

Zeitschrift Terre Sauvage seit rund zehn Jahren<br />

einen Wettbewerb, bei dem – nach einer Vorauswahl<br />

auf regionaler Ebene – der Arbre de<br />

l’Année, der Baum des Jahres, gekürt wird. Der<br />

Wettbewerb existiert im Übrigen auch auf europäischer<br />

Ebene. Im Rahmen dieser Aktion stehen<br />

die außergewöhnlichsten Bäume des Hexagons<br />

im Rampenlicht. Die Besonderheit dieses<br />

Wettstreits liegt vor allem darin, dass die Bäume<br />

nicht von Fachleuten aufgrund ihrer ästhetischen,<br />

biologischen oder historischen Merkmale<br />

ausgewählt werden, sondern dass « Menschen<br />

wie du und ich » Bewerbungen für einen<br />

bestimmten Baum einreichen können. Oft sind<br />

dies Gruppen, beispielsweise eine Familie, eine<br />

Schule oder Bewohner eines Dorfes. Die Bewerbungen<br />

drücken die gemeinsame Verbindung<br />

aus, die diese Menschen zu « ihrem » Baum haben,<br />

den sie auf diese Weise würdigen und<br />

schützen möchten. Daher ist dies mehr als<br />

« nur » ein Wettbewerb, es ist ein humanes<br />

Abenteuer, das Mensch und Natur verbindet.<br />

2021 wurden 200 Bäume präsentiert, wir zeigen<br />

Ihnen die prächtigen Exemplare, die je einen der<br />

vier Preise erhielten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 71


FRANKREICH HEUTE Natur<br />

1 – Coup de Cœur: die<br />

Esche aus Vence<br />

Seit schätzungsweise<br />

knapp 500 Jahren thront diese<br />

Esche majestätisch mitten<br />

im Zentrum des Ortes. Ihr<br />

vollständig hohler Stamm<br />

hat einen Umfang von fünf<br />

Metern, eine Dimension, die<br />

beeindruckt und die Menschen<br />

beschäftigt. Das ging<br />

sogar so weit, dass Experten<br />

sie irgendwann aus Sicherheitsgründen<br />

fällen wollten.<br />

Glücklicherweise kam ein<br />

besonnener Fachmann am<br />

Ende zum Schluss, dass es<br />

unsinnig wäre, diesen Baum,<br />

der von Jahr zu Jahr immer<br />

schöner und widerstandsfähiger<br />

wird, zu fällen.<br />

Vence (Alpes-Maritimes),<br />

Provence-Alpes-Côte d’Azur<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


2 – Jurypreis:<br />

der Kastanienbaum<br />

La Talle à Teurtous<br />

La Talle à Teurtous ist<br />

lokaler Dialekt und bedeutet<br />

so viel wie « die Kastanie für<br />

alle ». Der massige, mehrere<br />

Jahrhunderte alte Baum hat<br />

einen zum großen Teil hohlen<br />

Stamm, in den man sich<br />

hineinschmiegen kann. Die<br />

altehrwürdige Kastanie ist in<br />

der ganzen Region bekannt.<br />

Sie befindet sich heute an<br />

einer Kreuzung von sieben<br />

kleinen Wegen und Straßen,<br />

als ob ihr Schicksal es gewollt<br />

hätte, dass sie an einem<br />

Ort der Begegnungen steht.<br />

Celles-sur-Belle (Deux-Sèvres),<br />

Nouvelle-Aquitaine<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 73


FRANKREICH HEUTE Natur<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


3 – P ublikumspreis: der Kastanienbaum<br />

vom Place Audran<br />

Dieser Baum, dessen Alter auf 330 Jahre geschätzt<br />

wird, steht im Herzen des Wohnviertels La Châtaigneraie.<br />

Ursprünglich war er mitten auf einer Wiese<br />

gepflanzt worden. Vom « Wiesenbaum » wurde er also<br />

im Laufe der Jahrhunderte zum « Stadtbaum », worüber<br />

sich die Bewohner ganz besonders freuen. Diese Kastanie<br />

wird Frankreich bei der Wahl zum « Europäischen<br />

Baum des Jahres » vertreten. (www.treeoftheyear.org)<br />

La Celle-Saint-Cloud (Yvelines), Île-de-France<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 75


FRANKREICH HEUTE Natur<br />

Der Auswahlprozess<br />

der Preisträger<br />

• Juni: Einreichung der Bewerbungen<br />

Einzelpersonen oder Gruppen<br />

(Familien, Schulklassen, Schulen,<br />

Vereine, Gemeinden …) können<br />

von sich aus die Bewerbung<br />

eines Baumes einreichen. Die<br />

Bewerbungsunterlagen enthalten<br />

die wesentlichen Merkmale des<br />

Baumes und können auf Wunsch<br />

durch Angaben zur Geschichte, zum<br />

kulturellen, sozialen, symbolischen,<br />

geschichtlichen oder auch<br />

emotionalen Stellenwert ergänzt<br />

werden.<br />

• Juli: Zusammenkunft der Jury<br />

Die Jury, bestehend aus Mitarbeitern<br />

des Office National des Forêts und<br />

des Magazins Terre Sauvage sowie<br />

Mitgliedern der Vereinigungen<br />

A.R.B.R.E.S und Ligue pour la<br />

Protection des Oiseaux (LPO), wählt aus<br />

den Bewerbungen einen Baum pro<br />

Region aus.<br />

• Juli/August: Fotoreise zu den<br />

nominierten Bäumen<br />

Ein Fotograf besucht alle Regionen,<br />

um eine Fotostrecke des jeweils<br />

ausgewählten Baumes zu erstellen,<br />

mit der dieser der Öffentlichkeit<br />

präsentiert wird.<br />

• September bis November:<br />

Präsentation und Abstimmung<br />

Die nominierten Bäume werden<br />

offiziell präsentiert und die<br />

Öffentlichkeit kann über sie<br />

abstimmen. Dazu kann jeder per<br />

Internet auf der offiziellen Website<br />

des « Baum des Jahres » (www.<br />

arbredelannee.com) sein Votum<br />

abgeben.<br />

• Dezember: Zusammenkunft der<br />

Jury und Preisvergabe<br />

Es werden vier Preise vergeben:<br />

Publikumspreis, Jurypreis, Coup de<br />

cœur und Ehrenpreis.<br />

• Im Laufe des darauffolgenden<br />

Jahres:<br />

öffentliche Ausstellung<br />

Die Fotos der 13 nominierten Bäume<br />

werden an einem öffentlichen<br />

Ort ausgestellt. <strong>2022</strong> findet diese<br />

Ausstellung vom 20. Januar bis 20.<br />

März im Pariser Gare de Lyon statt.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


4 – Ehrenpreis: die alte Eiche mit den zwei Kapellen<br />

Die Legende sagt, dass diese Eiche 911 gepflanzt worden sei, nämlich am Gründungstag des Herzogtums Normandie.<br />

Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass sie noch hundert Jahre älter sein könnte, also wäre es ein mehr<br />

als tausendjähriger Baum … Doch das ist nicht ihr einziges Merkmal: In ihrem Inneren befinden sich zwei übereinandergesetzte<br />

Kapellen, die älteste davon stammt aus dem Jahr 1696. Der Baum, der mehrfach vom Blitz getroffen<br />

wurde und bereits mehrmals gefällt werden sollte, wird heute durch ein Metallkorsett gestützt und von mehreren<br />

Drahtseilen gehalten, was ihm ein Aussehen verleiht, das an die Kunst der Mexikanerin Frida Kahlo erinnert.<br />

Allouville-Bellefosse (Seine-Maritime), Normandie<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 77


FRANKREICH HEUTE Restaurierung<br />

Notre-Dame<br />

de Paris<br />

Umstrittene Neugestaltung<br />

des Innenraums<br />

« Zukünftiges Disneyland », « ein Dekor wie für<br />

Star Wars », « Affront gegen das Kulturerbe » …<br />

Liest man in der französischen Presse die Überschriften<br />

der jüngst erschienenen Artikel, die sich<br />

mit der Neugestaltung des Innenraumes der Kathedrale<br />

Notre-Dame de Paris im Rahmen der<br />

Restaurierungsmaßnahmen nach dem schrecklichen<br />

Brand vom 15. April 2019 beschäftigen,<br />

sagt man sich, dass polemische Auseinandersetzungen<br />

im Hexagon wahrlich heftig sein können.<br />

Es ist eine emotional und medial geführte Diskussion<br />

um das Kulturerbe, wie nur Franzosen<br />

sie führen können …<br />

Am 7. Dezember 2021 veröffentlichten mehr als 100<br />

Persönlichkeiten des Landes gemeinsam eine besorgniserregende<br />

Stellungnahme mit dem Titel<br />

« Notre-Dame de Paris: Was das Feuer verschont hat, will<br />

die Diözese zerstören », die sowohl in der Tageszeitung Le<br />

Figaro als auch auf der anerkannten Website La Tribune de<br />

l ’Art erschien. Zu den Unterzeichnern zählten Künstler,<br />

Politiker, Schriftsteller, Professoren, Architekten, Philosophen.<br />

Das « Sahnehäubchen » der vielen Unterzeichner<br />

aus der « Welt der Intellektuellen » ist einer der beliebtesten<br />

Fernsehmoderatoren Frankreichs, der mit Fug und Recht<br />

seit einigen Jahren als Monsieur Patrimoine bezeichnet<br />

wird: Stéphane Bern. Der Grund des Zorns: eine « sehr<br />

tiefe Besorgnis angesichts der Pläne des Pariser Erzbistums,<br />

den Innenraum der Kathedrale Notre-Dame grundlegend<br />

umzugestalten ».<br />

Meister der Polemik<br />

Bereits am Tag nach dem Brand hatte Staatspräsident<br />

Emmanuel Macron mit seinem Vorschlag, die komplett<br />

zerstörte Turmspitze von Notre-Dame durch eine<br />

zeitgenössische Variante zu ersetzen, im ganzen Land<br />

kontroverse Diskussionen ausgelöst: Schon damals lieferten<br />

sich Anhänger des Wiederaufbaus einer « moderneren<br />

» Kathedrale (ein Vorschlag, der zwischenzeitlich<br />

verworfen wurde) und Verfechter eines « identischen »<br />

Wiederaufbaus (das inzwischen verabschiedete Szenario)<br />

einen erbitterten Schlagabtausch. Diesmal ist es nun<br />

die Innengestaltung der Kathedrale, über die nicht nur<br />

diskutiert, sondern regelrecht polemisiert wird. Aber so<br />

sind die Franzosen. Eigentlich könnten sie sich über den<br />

spektakulären Wiederaufbau von Notre-Dame freuen,<br />

der nach einhelliger Meinung internationaler Spezialisten<br />

äußerst zügig vonstattengeht. Denn die großen<br />

Fortschritte werden es wohl möglich machen, dass der<br />

angekündigte Zeitplan – die Einweihung ist für 2024<br />

vorgesehen – eingehalten wird. Stattdessen ziehen es<br />

diese verflixten Gallier vor, sich über die Neugestaltung<br />

des Innenraums im Rahmen der Renovierungsarbeiten<br />

zu streiten – und das nicht gerade zurückhaltend!<br />

Aber wie konnte es dazu kommen? Die 100 prominenten<br />

Persönlichkeiten veröffentlichten ihre Stellungnahme<br />

am 7. Dezember 2021, weil sie wussten, dass<br />

die Commission nationale du patrimoine et de l’architecture<br />

(CNPA), eine öffentliche Instanz, die seit 1837 die Leitlinien<br />

in Sachen Restaurierung von Denkmälern vorgibt,<br />

einige Tage später per Videokonferenz zusammenkommen<br />

und über das von der Pariser Diözese erstellte<br />

Konzept für die Neugestaltung des Innenraums der<br />

Kathedrale beraten würde. Der perfekt getimte mediale<br />

Auftritt hatte also einerseits das Ziel, die Öffentlichkeit<br />

über ihre Befürchtungen zu informieren, doch es ist<br />

mehr als offensichtlich, dass man damit zugleich Druck<br />

auf die Mitglieder der genannten Kommission ausüben<br />

wollte.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Die Vorgabe: ein Dialog<br />

zwischen den Beteiligten<br />

Zunächst einige grundlegende Fakten: Die Gestaltung<br />

des Innenraums, vor allem die liturgische Gestaltung von<br />

Notre-Dame, fällt zwar in den Zuständigkeitsbereich der<br />

Diözese Paris, allerdings muss der Staat als Eigentümer<br />

des Gebäudes konsultiert werden und sein Einverständnis<br />

dazu geben. Das öffentliche Verfahren für die anstehenden<br />

Arbeiten, in das die Diözese als « Bewohnerin » der<br />

Kathedrale einbezogen werden muss, ist klar definiert und<br />

zielt vor allem auf einen Dialog zwischen den verschiedenen<br />

Akteuren ab. Grosso modo ist der Ablauf wie folgt:<br />

Die Diözese muss das Projekt für die Neugestaltung des<br />

Innenraums zunächst mit dem leitenden Architekten der<br />

Monuments historiques abstimmen. Letzterer ist wiederum<br />

dem Kulturministerium zugeordnet. Anschließend<br />

wird darüber in der Commission nationale du patrimoine et<br />

de l’architecture beraten, die 26 Mitglieder hat: Politiker,<br />

Vertreter des Staates und der Denkmalschutzverbände sowie<br />

Spezialisten aus den jeweiligen Handwerksbereichen.<br />

Diese « Kommission für Kulturerbe und Architektur » gibt<br />

nach erfolgter Abstimmung eine Stellungnahme ab, die<br />

beratenden Charakter hat und durch Empfehlungen oder<br />

Bitten um Präzisierungen ergänzt werden kann. In der<br />

Praxis kommt es nur selten vor, dass der Staat, in Person<br />

des Kulturministers, dem Standpunkt der Kommission<br />

nicht folgt.<br />

Aufmerksamkeit erregen<br />

Die Verfasser des eingangs erwähnten Textes, schreckten<br />

nicht vor drastischen Formulierungen zurück, die darauf<br />

abzielten, Aufmerksamkeit zu erregen. Sie sprachen<br />

von einem Konzept der Diözese, welches « das Dekor<br />

und den liturgischen Raum völlig entstellt », von « herausnehmbaren<br />

Sitzbänken, einer je nach Jahreszeit wechselnden<br />

Beleuchtung, Videoprojektionen an den Wänden,<br />

anders ausgedrückt, von den gleichen modischen ‹ Vermittlungsmaßnahmen<br />

›, die man bei allen ‹ immersiven ›<br />

kulturellen Projekten findet, wo Einfalt oft im Widerstreit<br />

mit Kitsch steht ». Immerhin! Als regelrechten Todesstoß<br />

für das Vorhaben der Diözese rufen die Unterzeichner<br />

dazu auf, sich an die Restaurierungsarbeiten der Kathedrale<br />

durch den Architekten Eugène Viollet-le-Duc (1814-<br />

1879) im 19. Jahrhundert zu erinnern und sich von diesen<br />

inspirieren zu lassen: « Halten wir das Werk von Violletle-Duc<br />

in Ehren, die Arbeit der Künstler und Handwerker,<br />

die sich dafür eingesetzt haben, uns dieses Juwel zu<br />

schenken, respektieren wir ganz einfach die Grundsätze<br />

eines historischen Bauwerks als Kulturgut. » Seien wir<br />

ehrlich: Bei einer solchen Darstellung der Dinge fragt<br />

man sich doch unweigerlich, ob die Diözese von Paris mit<br />

ihren Vorstellungen von der Neugestaltung nicht den Verstand<br />

verloren hat … Und man beginnt zu hoffen, dass die<br />

Commission nationale du patrimoine et de l’architecture dieses<br />

« verrückte » Projekt ablehnt, zumal Notre-Dame nach wie<br />

vor noch bis hoch ins Gewölbe von Gerüsten abgestützt<br />

werden muss …<br />

Viel Lärm um nichts<br />

Liest man jedoch den Bericht über die Zusammenkunft<br />

der CNPA vom 9. Dezember – also zwei Tage nach<br />

der Veröffentlichung der Stellungnahme, dann wirkt das<br />

Ganze fast wie eine Komödie. Denn man stellt fest, dass<br />

die Kommission das präsentierte Vorhaben weitgehend<br />

abgesegnet hat und dass dieses eine solche Polemik bei<br />

Weitem nicht rechtfertigt. « Es gab nicht den Hauch von<br />

Feindseligkeit. Wir haben uns höflich über eine intensive,<br />

seriöse und wohl durchdachte Arbeit ausgetauscht », unterstreicht<br />

Constance le Grip, Abgeordnete und Mitglied<br />

der Kommission. Man stellt weiterhin fest, dass die « lebhaftesten<br />

» Diskussionen Details betrafen, beispielsweise<br />

die vorgesehenen « beleuchteten Bänke », die von den Autoren<br />

der Stellungnahme besonders verunglimpft worden<br />

waren. Dem Bericht über die Zusammenkunft kann man<br />

entnehmen, dass bisher nur « Zeichnungen » der Bänke<br />

existierten und dass diese überarbeitet werden, da « das<br />

vorgeschlagene Bankmodell zu schwer und die Intensität<br />

des Lichts zu stark ist ». Abgesehen davon wurde die von<br />

der Diözese für die Kathedrale unbedingt gewünschte<br />

neue Beleuchtung prinzipiell akzeptiert. Auch in diesem<br />

Punkt scheint man sich also schnell einig geworden sein.<br />

Gleiches gilt für die generelle Ausgestaltung von Notre-<br />

Dame: Die Mitglieder der Kommission und die Vertreter<br />

der Diözese einigten sich darauf, dass alle Kunstwerke,<br />

die sich vor dem Brand in der Kathedrale befunden haben,<br />

wieder gezeigt werden sollen, wenngleich nicht unbedingt<br />

immer am ursprünglichen Ort. Die Beichtstühle sollen<br />

beispielsweise anders positioniert und einige Wandteppiche<br />

nicht mehr in einer der Kapellen, sondern durch andere<br />

Platzierungen besser zu Geltung gebracht werden. Der<br />

einzige Punkt des Vorhabens, den die Kommission kategorisch<br />

ablehnte, betrifft einen Lastenaufzug, durch den<br />

das Verstauen der Bänke in der Krypta erleichtert werden<br />

sollte. Dessen Konstruktion hätte « die Struktur aus dem<br />

18. Jahrhundert und die Gewölbe der Krypta beschädigt<br />

», weshalb der Aufzug abgelehnt wurde. Ein letzter<br />

Punkt, der die Erregung der Unterzeichner hervorgerufen<br />

hatte: die Lenkung des Besucherstroms und Bibelzitate,<br />

die nach dem Zufallsprinzip in mehreren Sprachen an<br />

die Wände der Kathedrale projiziert werden sollen. Zu<br />

diesem Punkt wollte sich die Kommission nicht äußern,<br />

da eines der Mitglieder daran erinnerte, dass « dies in den<br />

Kompetenzbereich des Nutznießers (die Diözese) fällt ».<br />

Alles lief also ruhig und regelkonform ab. Die Diözese<br />

wird nun logischerweise in den kommenden Monaten<br />

ihr Projekt weiter präzisieren und die Kommission wird<br />

erneut zusammenkommen. Wir werden sehen, ob sich<br />

dann die Gemüter erneut erhitzen, noch bevor es zu einer<br />

Diskussion über die Maßnahmen gekommen ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 79


ART DE VIVRE Kulturerbe<br />

Fotografieren im Auftrag des Staates<br />

Die Mission photographique hat nichts von ihrer Aktualität verloren<br />

Im Verlauf des Jahres <strong>2022</strong> werden 200 besondere<br />

Fotografen Frankreich bereisen. Sie wurden<br />

von einer Jury ausgewählt und werden vom<br />

Staat bezahlt. Ihre Aufgabe: das Staatsgebiet und<br />

seine Bewohner im Rahmen eines offiziellen öffentlichen<br />

Auftrags der französischen Regierung<br />

zu fotografieren. Der Titel dieser Mission lautet<br />

« Röntgenbild von Frankreich: Blick auf ein Land<br />

in der Gesundheitskrise ». Auch wenn diese Initiative<br />

heute auf einem politischen Plan zur Unterstützung<br />

der Presse basiert, ist eine derartige<br />

staatliche Auftragsvergabe eine Art Tradition, die<br />

auf das Jahr 1851 zurückgeht. Damals wurden<br />

erstmals fünf Fotografen mit einer Mission photographique<br />

beauftragt.<br />

Heute weiß so gut wie niemand mehr, dass die<br />

Schlösser Chenonceau und Chambord, die Arenen<br />

von Nîmes und Arles, die Kathedralen von Straßburg<br />

und Reims, die Befestigungsmauer von Carcassonne<br />

oder auch das Aquädukt Pont du Gard nicht zuletzt deswegen<br />

herausragende und geschützte Monumente des französischen<br />

Kulturerbes sind, weil fünf Fotografen im Jahr 1851<br />

im Rahmen einer staatlichen Mission in ganz Frankreich<br />

diese und viele andere Denkmäler fotografierten. Bei den<br />

Fotografen handelte es sich um Gustave Le Gray (1<strong>82</strong>0-<br />

1884), Auguste Mestral (1812-1884), Édouard Baldus<br />

(1813-1889), Hippolyte Bayard (1801-1887) und Henri Le<br />

Secq (1818-18<strong>82</strong>). Sie waren die Pioniere der Mission photographique<br />

– damals Mission héliographique genannt – und<br />

erstellten als Erste im Auftrag des Staates Außenaufnahmen,<br />

um damit ein Zeugnis von den vielfältigen französischen<br />

Monumenten abzulegen und die Bedeutung ihres<br />

Schutzes beziehungsweise ihrer Restaurierung aufzuzeigen.<br />

Auf diese Weise leisteten die fünf mit ihrer Arbeit einen<br />

Beitrag dazu, dass sich der Begriff « Kulturerbe » in Frankreich<br />

im Bewusstsein der Menschen verankerte.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Der Fotograf Édouard Baldus im Jahr 1853<br />

und drei seiner Fotos, die den Zustand<br />

bekannter Denkmäler dokumentieren:<br />

Pont Royal und Louvre (1852), Pont<br />

du Gard (Gard, 1850) und Fassade der<br />

Kaiserlichen Bibliothek des Louvre (1856).<br />

Fotografie –<br />

eine französische Tradition<br />

Um den Ursprung der Mission héliographique im Jahr<br />

1851 zu verstehen, muss man einige Jahrzehnte zurückgehen,<br />

an den Anfang des 19. Jahrhunderts. Um 1<strong>82</strong>4<br />

gelang es dem französischen Erfinder Joseph Nicéphore<br />

Niépce (1765-1833) als Erstem, nach einer Belichtungszeit<br />

von mehreren Tagen eine kleine Bilderserie auf<br />

Zinnplatten zu fixieren, die mit einer Art natürlichem<br />

Teer – genannt Judäa-Bitumen – bedeckt waren. Dieses<br />

Material hatte die Eigenschaft, im Licht auszuhärten.<br />

Es gelang Niépce zwar nicht auf Anhieb, die Bilder dauerhaft<br />

zu fixieren, doch gemeinsam mit Louis Jacques<br />

Mandé Daguerre (1787-1851) konnte er den Prozess verbessern.<br />

Die beiden entwickelten ein Verfahren, mit dem<br />

man bei einer kürzeren Belichtungszeit stabilere Bilder<br />

erhielt, und legten damit den Grundstein für die Fotografie.<br />

Nach dem Tod von Niépce im Jahr 1833 setzte<br />

Daguerre die Arbeit alleine fort, verbesserte 1838 den<br />

fotografischen Prozess erneut und erfand die Daguerreotypie,<br />

die erstmals eine Entwicklungsphase beinhaltete.<br />

Die Belichtungszeit betrug nun weniger als 30 Minuten,<br />

das Bild wurde auf einer Silberplatte durch Eintauchen<br />

in eine gesättigte Meersalzlösung dauerhaft fixiert. In<br />

der Folge wurde das Verfahren durch Hippolyte Bayard<br />

(der 1851 an der ersten Mission héliographique teilnahm)<br />

erneut weiterentwickelt: Dieser entdeckte im Juli 1839<br />

eine Möglichkeit, um direkt positive Bilder auf Papier<br />

zu erhalten. Der Schotte William Henry Fox Talbot<br />

(1800-1877) erfand schließlich das Prinzip des Positiv-<br />

Negativ-Verfahrens, das die Reproduktion von fotografischen<br />

Bildern ermöglichte. Ein ungeheurer Fortschritt!<br />

Eine Verbesserung folgte also auf die andere, sodass die<br />

Fotografie in Frankreich, in Europa, auf der ganzen Erde<br />

mit Fug und Recht von sich reden machte.<br />

Eine dringende Aufgabe: Kulturgüter<br />

erfassen und restaurieren<br />

Parallel zu den Erfindungen im Bereich der Fotografie,<br />

begannen die Franzosen, sich nicht nur über die Vielfalt<br />

und den Reichtum ihres architektonischen Kulturerbes<br />

bewusst zu werden, sondern gleichzeitig auch der<br />

Notwendigkeit, dass dieses in vielen Fällen restauriert<br />

werden musste. Die Französische Revolution hatte einerseits<br />

zwar einen gesellschaftlichen Fortschritt gebracht,<br />

andererseits jedoch auch schreckliche Spuren hinterlassen,<br />

vor allem an religiösen Gebäuden und Schlössern. In<br />

Kreisen der Politik machte man sich allmählich Sorgen.<br />

Ab 1834 wurden Inspektoren damit beauftragt, durch<br />

Frankreich zu reisen und Kulturgüter des Landes, die<br />

verlassen oder in schlechtem Zustand waren, zu erfassen.<br />

Bereits die ersten Rückmeldungen veranlassten den Staat<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 81


ART DE VIVRE Kulturerbe<br />

Der Fotograf Gustave Le<br />

Gray (um 1856) und eines<br />

seiner Fotos vom Château de<br />

Chenonceau (Indre-et-Loire),<br />

das im Rahmen der Mission<br />

héliographique (1851) entstand.<br />

Rechte Seite: der Fotograf<br />

Henri Le Secq auf der Kirche<br />

Notre-Dame de Paris (1853).<br />

dazu, umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen ins Auge<br />

zu fassen. Großen Architekten wie Eugène Viollet-le-Duc<br />

(1814-1879) sollte dabei eine bedeutende Rolle zufallen.<br />

Um die Ausführung der Arbeiten jedoch planen und die<br />

entsprechenden Finanzmittel bereitstellen zu können,<br />

benötigte man im Vorfeld zunächst Skizzen, Zeichnungen<br />

und Abbildungen der betroffenen Monumente. Man<br />

schickte also ganze Heerscharen von Zeichnern und Malern<br />

los, die mit Skizzenblöcken und Staffeleien unter dem<br />

Arm durch das Land zogen. All das benötigte allerdings<br />

Zeit, und die Zeit drängte … Da kam der fotografische<br />

Fortschritt genau im richtigen Moment!<br />

Die Lösung: Fotografien<br />

Obwohl die für die Daguerreotypie notwendige Ausrüstung<br />

schwer war und bis dato vor allem im Studio für<br />

Stillleben und Porträts eingesetzt worden war, weckte diese<br />

Technik das Interesse der um das Kulturerbe besorgten<br />

Politiker. Angesichts der dringend benötigten Bilder als<br />

Ausgangsbasis für die anstehenden Arbeiten beschloss<br />

die gerade ins Leben gerufene Commission des monuments<br />

historiques auf Anregung eines ihrer Mitglieder, Prosper<br />

Mérimée (1803-1870), die Möglichkeiten zu nutzen,<br />

die sich durch die Fortschritte in der Fotografie boten.<br />

Mithilfe dieser Technik sollte schnell und wirkungsvoll<br />

aufgezeigt werden, in welch schlechtem Zustand viele<br />

Kirchen, Schlösser und andere Gebäude in Frankreich<br />

bereits waren. Die Kommission rief also 1851 die Mission<br />

héliographique ins Leben und erteilte damit den ersten<br />

öffentlichen Auftrag für die Erstellung von Fotografien in<br />

Frankreich.<br />

Fünf Fotografen auf Mission<br />

Zu diesem Zeitpunkt kamen also die fünf Fotografen<br />

Baldus, Bayard, Le Gray, Le Secq und Mestral ins Spiel.<br />

Sie waren aufgrund ihres offensichtlichen Interesses – teilweise<br />

auch aufgrund ihrer Arbeit im Bereich der Fotografie<br />

– ausgewählt worden und erhielten den Auftrag, 175<br />

gefährdete Gebäude in ganz Frankreich zu fotografieren.<br />

Jeder von ihnen bekam eine bestimmte Streckenvorgabe,<br />

der er mit mehr oder weniger gutem Willen folgte. Die<br />

auf Fotografie spezialisierte Historikerin Anne de Mondenard<br />

beschreibt dies in einem fesselnden Werk 1 , das<br />

dem Unterfangen gewidmet ist: Baldus war zunächst in<br />

Burgund zugange und begab sich anschließend in die<br />

Provence; Bayard beschränkte sich auf die Normandie; Le<br />

Gray und Mestral legten mehr als 3000 Kilometer vom<br />

Pays de la Loire bis ins Limousin, vom Bordelais bis ins<br />

Languedoc, von der Rhône über die Auvergne bis nach<br />

Paris zurück, während Le Secq sich auf den Norden und<br />

Osten Frankreichs konzentrierte. Eines ist auf jeden Fall<br />

sicher: Alle zogen im Sommer 1851 für eine Dauer von<br />

drei Monaten mit ihrem sperrigen, schweren und empfindlichen<br />

Material los. Der Staat übernahm die Kosten<br />

für Reise, Unterkunft und Verpflegung, das eigentliche<br />

« Gehalt » erhielten die fünf Fotografen erst bei ihrer<br />

<strong>82</strong> · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Rückkehr, nach Ablieferung ihrer Arbeit. Vereinbart war<br />

ein Betrag in Höhe von heute 15 000 Euro, was für die<br />

damalige Zeit eine enorme Summe war.<br />

Vorreiter der heutigen Fotografie<br />

Bei der Umsetzung der Aufnahmen zeigten sich die<br />

fünf « Kulturerbe-Reporter » durchaus einfallsreich. Sie<br />

gehörten zu den ersten Fotografen, die in großem Stil Fotografien<br />

im Außenbereich erstellten. Dazu mussten Sie<br />

zunächst lernen, ihre Apparate zu beherrschen, das Licht<br />

geschickt einzusetzen, die benötigte Entfernung im Verhältnis<br />

zu den oft sehr großen Gebäuden richtig einzuschätzen,<br />

Perspektiven zu nutzen, mit vorhandenen Mitteln<br />

Stative zu basteln … Sie entdeckten dabei ganz neue<br />

Dinge und leisteten, ohne es zu wissen, einen Beitrag zur<br />

Weiterentwicklung der Fototechnik. Besonders Le Gray<br />

zeigte sich in dieser Hinsicht ausgesprochen erfinderisch.<br />

Bevor er für die Mission aufbrach, gelang es ihm, ein Verfahren<br />

zu entwickeln, um das Fotografieren schneller zu<br />

machen. Er war der Einzige, der bis zu 30 Aufnahmen<br />

pro Tag erstellte – eine wahre technische Meisterleistung<br />

für das Jahr 1851!<br />

Fehlende Publikation<br />

Baldus, Bayard, Le Gray, Le Secq und Mestral kamen<br />

von ihrer Reise durch Frankreich mit Tausenden<br />

von Aufnahmen zurück. Nicht alle waren gelungen und<br />

verwendbar, manche waren mehr, manche weniger interessant.<br />

Durch den langen Entwicklungsprozess dauerte<br />

es bis ins Frühjahr 1852, bis die Commission des monuments<br />

historiques die Arbeiten unter die Lupe nehmen konnte.<br />

Am Ende wählte sie 258 Fotografien aus. Die Fotografen<br />

erhielten ihre Bezahlung, man dankte ihnen für die<br />

« Qualität ihrer Arbeit » und ihre « Kreativität ». In der<br />

Folge nutzte die Kommission die Fotos zwar in der Tat für<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

Aktuell in Revue de la Presse:<br />

Le retour des traditionnels<br />

bains du jour de l’An<br />

Février <strong>2022</strong><br />

Novembre 2020<br />

Novembre 2020<br />

• N o 2 | 6 9 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

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B1–C2 B1–C2<br />

B1–C2<br />

AC AC T TUA L ILT IÉT É<br />

ACTUALITÉ<br />

• Éditorial • Nouvelle-Calédonie : 2021, le retour :<br />

à l’anormal courte • Nouvelle-Calédonie victoire du non à :<br />

Page l’indépendance<br />

courte<br />

2<br />

victoire du non à<br />

Page<br />

l’indépendance<br />

3<br />

Page 3<br />

P OLITIQUE<br />

ENVIRONNEMENT<br />

ENVIRONNEMENT<br />

• Le président Macron<br />

habitué • Protection des déclarations des oiseaux : en<br />

polémiques France, • Protection la chasse des à oiseaux la glu a du : en<br />

Page plomb France,<br />

3 dans la l’aile chasse à la glu a du<br />

Page<br />

plomb<br />

4<br />

dans l’aile<br />

Page 4<br />

MOBILITÉ<br />

SOCIÉTÉ<br />

SOCIÉTÉ<br />

• À bord des cars Macron,<br />

la • France Violences à très policières petite vitesse : en<br />

: en<br />

| Getty Images<br />

| Photo : Getty Images<br />

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S p r ac h t r a i n i n g • L a n d e s k u n d e • Vo k a b e l h i l f e n • Ü b u n g s material<br />

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Michel Houellebecq,<br />

La Citroën Ami est<br />

La Citroën Ami est<br />

LA FRANCE ET L’EUROPE<br />

La moutarde de Dijon<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

miroir de notre temps, vient de publier<br />

une « Anéantir mini-urbaine ». L’écrivain électrique dépeint à deux condiment la chanson est française, victime du nous dérègle-<br />

a quittés<br />

a vécu une annus horribilis. Le célèbre<br />

dans places. une huitième mini-urbaine Pratique roman et moderne, électrique les maux elle à de deux peut ment à 93 la climatique, ans. chanson Muse française, de l’inflation la rive nous gauche, et a des quittés elle<br />

notre être places. société. conduite Pratique sans permis et moderne, et se loue elle peut à pénuries. fut, à 93 dans ans. le Paris Muse d’après-guerre, de la rive gauche, la elle<br />

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12<br />

Lire l’article en page 14<br />

reine de Saint-Germain-des-Prés.<br />

Lire l’article en page 5<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

Lire l’article en page 5<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

Arc de triomphe :<br />

un débat à fleur de drapeau<br />

Il n’y a aucun<br />

doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun<br />

doute d’une : je époque suis l’écrivain<br />

d’une liste. époque<br />

les thèmes les plus importants<br />

des d’un enfants les écrivain thèmes nés de les capital couples plus ». importants de Michel la<br />

génération Houellebecq d’un écrivain Erasmus assure capital se que sentent ». ce Michel sera<br />

pleinement Houellebecq dernier européens. « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />

4 ne Au le promets lendemain dernier pas « Interventions du absolument vote pour » le : de « Je<br />

Brexit cesser ne en promets de juin penser, 2016, pas jamais absolument autant moins de<br />

de de drapeaux cesser de de européens penser, communiquer mais n’avaient au mes moins<br />

flotté pensées de dans cesser et les mes rues de communiquer opinions du Royaume-<br />

public,<br />

pensées Parce hors qu’à cas et mes d’urgence l’aune opinions de morale cet au pu-<br />

mes<br />

Uni.<br />

événement, grave blic, hors – par beaucoup cas exemple d’urgence de une Britanniquelisation<br />

grave se sont – de par découverts l’euthanasie exemple euro-<br />

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la<br />

| Picture Alliance<br />

| Photo : Getty Images<br />

| Photo : Getty Images


ART DE VIVRE Kulturerbe<br />

Eine nach wie vor aktuelle Mission<br />

Der Fotograf Auguste Mestral<br />

(um 1856) und eines seiner<br />

Fotos, das im Rahmen seiner<br />

Beteiligung an der Mission<br />

héliographique (1851) in<br />

der Sainte-Chapelle (Paris)<br />

entstand. Rechte Seite:<br />

Der Fotograf Hippolyte<br />

Bayard posiert in seinem<br />

Garten (um 1847).<br />

die Lancierung einiger Arbeiten, beschränkte sich dann<br />

aber erstaunlicherweise darauf, sie einfach zu archivieren.<br />

Es gab keinerlei Veröffentlichung, wie man es angesichts<br />

der neuartigen Vorgehensweise hätte erwarten können.<br />

Für die fünf Fotografen war das eine herbe Enttäuschung.<br />

Glücklicherweise wurde man sich in Pressekreisen darüber<br />

bewusst, welche Bedeutung die Mission im Hinblick<br />

auf die Weiterentwicklung fotografischer Techniken<br />

gehabt hatte, und verbreitete die Erkenntnisse unter den<br />

eigenen Fotografen. Für Le Gray war die Mission sowieso<br />

ein Glücksfall, denn er wurde in der Folge zum offiziellen<br />

Fotografen der kaiserlichen Familie bestellt.<br />

Im Anschluss an die Mission von 1851 vergab der<br />

französische Staat regelmäßig öffentliche Aufträge an Fotografen.<br />

So auch 1983, als die Délégation à l’aménagement<br />

du territoire et à l’action régionale DATAR (eine staatliche<br />

Investitionsförderungsgesellschaft) rund dreißig Fotografen<br />

– sowohl erfahrene als auch junge – damit beauftragte,<br />

das Land zu bereisen und den Wandel der natürlichen und<br />

städtischen Landschaften auf französischem Territorium<br />

zu dokumentieren und auf diese Weise ein « Porträt » des<br />

französischen Landschaftsbilds der damaligen Zeit zu<br />

zeichnen. Zu den Auserwählten gehörten beispielsweise<br />

Raymond Depardon und Robert Doisneau (1912-1994).<br />

Zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten nutzte man<br />

wieder die « menschliche Perspektive » und keine Luftbilder,<br />

um das Staatsgebiet zu präsentieren. Gleichzeitig<br />

wurde ausdrücklich ein « künstlerischer » Blickwinkel<br />

gewünscht, frei von allen « administrativen » Zwängen.<br />

Vor allem aber wurde, im Gegensatz zur Mission héliographique<br />

aus dem Jahr 1851, ein Teil der erstellten Fotografien<br />

publiziert. Es entstand ein schönes Buch 2 , das heute<br />

leider vergriffenen ist. Zu sehen sind die Werke jedoch<br />

auf einer diesem Projekt gewidmeten Website 3 . Mit der<br />

erneuten Vergabe eines umfangreichen öffentlichen Auftrags<br />

an Fotografen zum Thema Radioscopie de la France:<br />

regards sur un pays traversé par la crise sanitaire setzt die<br />

französische Regierung also die Tradition der Mission<br />

photographique fort. Die Jury besteht aus Vertretern der<br />

Französischen Nationalbibliothek (BNF) – denen die<br />

Leitung des Projekts obliegt –, Vertretern des Kulturministeriums<br />

und qualifizierten Personen aus Fotografie und<br />

Presse. Aus allen Bewerbungen wurden 200 Fotografen<br />

ausgewählt, die entweder seit 2018 einen Abschluss an<br />

einer Journalismus- oder Kunstschule gemacht haben<br />

oder eine Presseveröffentlichung aus den vergangenen<br />

vier Jahren nachweisen können, welche eine Zusammenarbeit<br />

rechtfertigt. Jeder Fotograf hat für die Fotos ein<br />

Jahr Zeit und erhält dafür eine pauschale Vergütung von<br />

22 000 Euro. Am Ende wird die Nationalbibliothek die<br />

Werke in ihre Sammlungen aufnehmen, sie im ganzen<br />

Land im Rahmen entsprechender Aktivitäten einsetzen,<br />

eine Retrospektive organisieren und ein Buch über die<br />

Arbeiten veröffentlichen. Genug also, um die Fotografien<br />

breit zu streuen. Offensichtlich hat man aus den Fehlern<br />

der Mission héliographique von 1851 gelernt … Insofern<br />

wird die Öffentlichkeit die in diesem Rahmen realisierten<br />

Aufnahmen begutachten können. Wir halten Sie auf dem<br />

Laufenden.<br />

1 La Mission héliographique, cinq photographes<br />

parcourent la France en 1851, Monum, Éditions du<br />

patrimoine, 2002, 320 Seiten, ISBN 978-285<strong>82</strong>26900.<br />

2 Paysages photographies: La mission photographique<br />

de la DATAR; travaux en cours, 1984-1985,<br />

Éditions Hazan, 1985, 518 Seiten, vergriffen.<br />

3 https://missionphoto.datar.gouv.fr<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 85


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Winterliche Illuminationen – 81<br />

Der Faszinierende Zauber der<br />

Lichterstädte<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse 79<br />

in Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne 77<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />

noch authentisch zu?<br />

Winterurlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />

Wellness in den Bergen – Nach 43<br />

dem Sport die Erholung<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Städteplanung – Champs-<br />

75<br />

Élysées: eine Aufforderung zum<br />

Träumen?<br />

Coup de cœur – Die<br />

65<br />

Straßenbuchhändler an den<br />

Seine-Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />

als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées 36<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die<br />

Renaissance<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

50<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />

/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />

zwischen Erinnerung und Blick in<br />

die Zukunft<br />

Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />

Recht auf etwas schönes !<br />

Hauts-de-France –<br />

79<br />

Hortillonnages von Amiens:<br />

von einer Verrückten Idee zum<br />

jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: 77<br />

von der Vergangenheit in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

Marne – In der Heimat des<br />

40<br />

Champagners<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Bas-Rhin – Baumwipfelpfad:<br />

ein ganz neue Art, das<br />

Elsass zu entdecken<br />

Elsass / Grand Est – Das<br />

Geheimnis des fehlenden Turms<br />

der Kathedrale von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Meuse – Wandern mal anders – Die<br />

Begegnung von zeitgenössischer<br />

Kunst und ländlichem Raum<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen<br />

der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />

zur Zeit der Streichhölzer<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner<br />

und die drittgrößte Music Hall<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus<br />

Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

80<br />

76<br />

74<br />

70<br />

69<br />

68<br />

65<br />

64<br />

62<br />

61<br />

Château de Lunéville – Wie 52<br />

Phoenix aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />

an die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />

im Elsass<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein<br />

40<br />

wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />

Roche<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />

La Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer<br />

Region<br />

Burgund – Eine Rundfahrt zum<br />

Auftanken!<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz,<br />

das weiße Gold prägt eine ganze<br />

Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein<br />

Zwischenstopp für Neugierige auf<br />

dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite<br />

Leben eines Steinbruchs<br />

Belfort – Die wiederentdeckte<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté –<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre<br />

Lumières de Noël<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein<br />

Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein<br />

Automobilmuseum<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />

Sabine<br />

Relais Bernard Loiseau –<br />

Seaulieu<br />

78<br />

77<br />

76<br />

75<br />

74<br />

73<br />

71<br />

69<br />

69<br />

68<br />

67<br />

66<br />

66<br />

64<br />

63<br />

61<br />

61<br />

43<br />

39<br />

74<br />

71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de la Loire / Maine et Loire<br />

– Fontevraud, eine Abtei, die ihrer<br />

Zeit schon immer voraus war<br />

81<br />

Pays de la Loire / Mayenne – 80<br />

Musée Robert Tatin: verwirrende<br />

Riesen und Wunderwerke<br />

Centre-Val-de Loire / Indre-et- 80<br />

Loir – Château de Chenonceau:<br />

florale Kunst im Schloss<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik<br />

76<br />

der Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />

Die kulturelle Revanche<br />

74<br />

eines kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des<br />

Universums!»<br />

Pays de la Loire – Die schöne 70<br />

Geschichte des größten<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />

Reise ins Land der Troglodyten<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf 66<br />

der Mayenne<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />

Garten<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein 58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />

und Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />

Bitte zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der<br />

36<br />

Geheimnisse und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie – Biennale La Forêt 74<br />

Monumentale: Wenn Kunst den<br />

Wald verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />

in Granville: Wo für Christian Dior<br />

alles gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité 71<br />

von Granville zu den Chausey-<br />

Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />

gefeiert werden !<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

36<br />

Rolleboise<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – 77<br />

im Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno<br />

auf Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Finistère – Pont-Aven:<br />

75<br />

inspirierende Bretagne!<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />

de cœur für die größte bretonische<br />

Insel


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☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 60<br />

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☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 81


Finistère – Locronan, die<br />

66<br />

bretonische Seele par excellence<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete<br />

61<br />

Pfarrbezirke<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />

Kultur und der Heilpflanzen<br />

HOTELS<br />

Castel Clara – Port Goulphar, 70<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux- 79<br />

Sèvres – Pougne-Hérisson: der<br />

Nabel der Welt<br />

Nouvelle-Aquitaine – Talmontsur-Gironde:<br />

zwischen Himmel<br />

75<br />

und Fluss am Ende der Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />

Naturismus<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de 66<br />

cœur: Parc de Majolan<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />

46<br />

Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Klöster – Abteien, die sogar 40<br />

Kinder begeistern<br />

Marais Poitevin – Die grünen 38<br />

Kanäle des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />

aus einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne / Haute-Loire – Le 81<br />

Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der 68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans 63<br />

de Travassac, eine Spektakuläre<br />

Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei<br />

Airbus in Toulouse<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

60<br />

46<br />

Gouffre de Padirac – Der<br />

44<br />

Erdmitte ein Stückchen<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne –<br />

47<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

13 Languedoc-<br />

Roussillon<br />

45<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Weintourismus – Domaine<br />

81<br />

Riberach, es lebe die<br />

Entschleunigung!<br />

Hérault – Brassens & Sète, les 80<br />

Copains d'abord<br />

Aude – Die große Höhle von 65<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

64<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der<br />

60<br />

glücklichen Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

59<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende 57<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn 57<br />

die Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn 47<br />

ein Krieger zum Klosterbruder<br />

wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, 47<br />

ein Synonym für Dynamik<br />

HOTELS<br />

Domaine Riberach - Bélesta 81<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und<br />

morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Grignan – Im Land der schönen 40<br />

Briefe: eine Reise nach Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf 39<br />

der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />

aus Nyons<br />

HOTELS<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Alpen – La Grande Odyssée<br />

Savoie-Mont-Blanc – Blaue Augen,<br />

weißes Fell und Hundegebell<br />

81<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La<br />

Grange au Lac: wie im inneren<br />

eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian:<br />

das Gedächtnis des Wassers<br />

77<br />

71<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 79<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 78<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den<br />

Calanques von Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d’Azur – 75<br />

Château La Coste: ein Hauch<br />

von Verrücktheit zwischen<br />

provenzalischen Reben<br />

Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le 71<br />

Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

Marseille – Eine fast<br />

70<br />

hundertjährige Liebeserklärung ist<br />

noch immer atuell<br />

Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />

in der Camargue<br />

Provence – Lavendel: eine<br />

67<br />

überraschende deutschfranzösische<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem 67<br />

Berg der Schäfer<br />

Alpes-de-Haute-Provence – 66<br />

Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />

die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

HOTELS<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Côte d'Azur – Die Magie eines<br />

mimosengelben und azurblauen<br />

Winters<br />

Saint-Tropez – Gemälde versus<br />

Realität<br />

Île de Port-Cros: von<br />

Schriftstellern, Naturschutz und<br />

einer zerrissenen Hose<br />

Paul Ricard – zwei Inseln, ein<br />

Schicksal<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke<br />

am Mittelmeer<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo<br />

Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

Ile de Port-Cros – Kleine<br />

Trauminsel im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die<br />

Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Nizza – <strong>Frühling</strong>sgefühle einer<br />

Diva<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-<br />

Arnoux-Saint-Auban<br />

81<br />

81<br />

79<br />

75<br />

74<br />

65<br />

63<br />

39<br />

38<br />

36<br />

32<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

APPETITANREGER<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Potage d'hiver au chou-fleur et 81<br />

aux épices<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

SALATE<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und 66<br />

knusprigen Hähnchenflügeln<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux endives 80<br />

Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />

camembert<br />

Tourte Printanière aux<br />

70<br />

champignons de Paris<br />

Tarte d’automne aux champignons 60<br />

et à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon 63<br />

fumé<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte<br />

68<br />

Mayonnaise<br />

DESSERTS<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

GEBÄCK<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Weintourismus – Domaine<br />

81<br />

Riberach, es lebe die<br />

Entschleunigung!<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79<br />

Wein – Château La Coste: ein 76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat


Wein/Portrait – Glucklich wie<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer<br />

Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim<br />

Aperitif à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht<br />

grundsätzlich im Holzfass<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon<br />

immer über Champagner wissen<br />

wollten<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer<br />

Winzer im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />

plaît »<br />

Bier – Schattendasein oder<br />

Geheimtipp?<br />

Lirac – Das « mediterranste »<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin!<br />

Vive la santé!<br />

Angélique de Niort – Likor aus<br />

einer Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

64<br />

63<br />

61<br />

60<br />

59<br />

58<br />

57<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: 77<br />

ein Elsässer «provoziert» die Welt<br />

der Schokolade<br />

Gastronomie – Champignons: 70<br />

Jacky Roulleau, der Gärtner der<br />

Nacht<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />

der Rolls-Royce unter den<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Das beste aller 66<br />

Baguettes<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein<br />

62<br />

Sternekoch, der die Pariser an den<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher<br />

Sternekoch im Land der<br />

Feinschmecker<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />

der Bretagne<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 39<br />

der Normandie<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus 36<br />

Nyons<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu<br />

züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision<br />

der Gebietsgrenzen der<br />

AOC Champagne: ein neuer<br />

Goldrausch?<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

79<br />

78<br />

73<br />

Politik – Sind die Regionen das<br />

Erfolgsrezept für den Tourismus ?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutschfranzösische<br />

Freundschaft: welch<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Medien – Die politische<br />

Ausrichtung französischer Medien<br />

Tourismus – Hauptsache<br />

außergewöhnlich<br />

Volksabstimmungen –<br />

Modethema im Wahlkampf<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am<br />

Welterbe Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Am Tag als… 3 Juni 1895… "Die<br />

Bürger von Calais" eingeweiht<br />

wurden<br />

Geschichte – Auvergne / Haute-<br />

Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />

das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Geschichte – Sanary-sur-Mer:<br />

die "Hauptstadt der deutschen<br />

Literatur im Exil"<br />

Ce qui fait débat – Soll man<br />

die Basilika Sacré-cœur in Paris<br />

schützen oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich<br />

das gute französische Brot<br />

geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Geschichte – Koch und Pasteur:<br />

eine konstruktive Rivalität als<br />

Hoffnungsträger<br />

Kulturschock – Die Königin von<br />

Arles<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Demografie: mehr<br />

Franzosen, aber nicht überall …<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche<br />

Streit im das Erbe von Saint-<br />

Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France» (2)<br />

René Martin, der französische<br />

Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

70<br />

69<br />

65<br />

63<br />

59<br />

46<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

81<br />

81<br />

80<br />

80<br />

79<br />

79<br />

79<br />

77<br />

76<br />

76<br />

75<br />

74<br />

74<br />

74<br />

71<br />

70<br />

69<br />

69<br />

68<br />

Ernährung – Vorsicht vor<br />

triploiden Austern!<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

Marseillaise à pétanque, der<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />

der vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />

Elyx, des Botschafters der guten<br />

Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers<br />

in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den<br />

Kulissen des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />

Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

Winterschlussverkauf – Der<br />

andere Wintersport<br />

Simone Hérault – Die Stimme<br />

Frankreichs<br />

Berühmtheiten – Die 100<br />

bekanntesten Franzosen<br />

Frankreichbild – Frankreichs<br />

Image in der Welt<br />

Académie Française – Die<br />

Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />

des Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

Winterurlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne<br />

in Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

67<br />

63<br />

63<br />

62<br />

62<br />

61<br />

60<br />

60<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

40<br />

39<br />

39<br />

39<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Kultur – Die andere Seite von 81<br />

Victor Hugo: der Zeichner<br />

Interview – "Der Doppelgänger": 81<br />

30 Jahre deutschsprachige<br />

Literatur in Frankreich<br />

Kultutrerbe – Der Wandteppich 80<br />

von Bayeux soll wieder in altem<br />

Glanz erstrahlen<br />

Kultur / Comic (5) – Interview: 79<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus 78<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater,<br />

so der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille 78<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote, 77<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um 77<br />

Van Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues<br />

vertes, l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten<br />

rund um die französische<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La<br />

Roque d’Anthéron<br />

Geschichte – Der Neandertaler:<br />

Unser Urahn erhält ein neues<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache,<br />

Kartografie eines Systems à la<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />

in Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse<br />

zwischen den Welten<br />

Lebensart<br />

76<br />

73<br />

72<br />

71<br />

68<br />

67<br />

67<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein 81<br />

Mythos wird 100 Jahre alt<br />

Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />

Zurück an die Côte d'Or<br />

Produkte – Meteor: die größte der 80<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de<br />

78<br />

Cherbourg<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das 74<br />

meistgelesene Magazin im<br />

Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de<br />

71<br />

Provence<br />

Produkte – Das<br />

70<br />

Gemüsepassiergerät aus Edelstahl<br />

namens Moulinex<br />

Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />

eine kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon:<br />

68<br />

der Champagner unter den<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen 67<br />

Aperitif!<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />

aus Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


ART DE VIVRE Rezept<br />

Als Marcel Proust noch ein Kind war, gab ihm seine Tante immer<br />

kleine Madeleines, die sie in Tee eintunkte. Als Erwachsener machte<br />

der Schriftsteller zufällig die Erfahrung, dass der Geschmack eines<br />

Madeleines bei ihm Erinnerungen an seine Kindheit wachrief. Das<br />

Phänomen, dass eine Erinnerung an die Vergangenheit plötzlich<br />

durch etwas ganz Alltägliches ins Gedächtnis gerufen wird – in diesem<br />

Fall durch den Geschmack oder Geruch eines einfachen Gebäcks –<br />

inspirierte Proust zu einem seiner berühmtesten Texte in « Der Weg<br />

zu Swann », dem ersten Band der « Suche nach der verlorenen Zeit ».<br />

Seitdem ist « La Madeleine de Proust » ein geläufiger Ausdruck in<br />

der französischen Sprache, mit dem man etwas bezeichnet, das mit<br />

einer subjektiven Erinnerung verbunden ist. Abgesehen davon ist das<br />

kleine Gebäckstück in Muschelform, das ursprünglich aus Commercy<br />

(Lothringen) stammt, nach wie vor ein Klassiker der französischen<br />

Patisserie. Es ist zeitlos, und sowohl Klein als auch Groß verzehren<br />

es gerne als Nachmittagsimbiss zu einem Tee oder einer heißen<br />

Schokolade. Auch ich mag es so am liebsten. Bonne dégustation!<br />

La Madeleine<br />

de Proust<br />

Für ca. 24 Madeleines<br />

Zubereitung: etwa 20 Minuten<br />

Kühlzeit: mindestens eine Stunde,<br />

im Idealfall 12 Stunden<br />

Backzeit: 10 Minuten<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Zutaten:<br />

3 frische Eier<br />

125 g Zucker<br />

125 g Butter<br />

125 g Mehl<br />

1 TL Orangenblütenwasser<br />

oder die abgeriebene<br />

Schale einer Zitrone<br />

½ TL Backpulver<br />

Spezifisches Zubehör:<br />

Backform für Madeleines<br />

aus Silikon oder Metall<br />

Zubereitung:<br />

• Butter in einem Topf oder in der<br />

Mikrowelle schmelzen lassen.<br />

• Eier mit dem Zucker schlagen, bis<br />

eine helle, schaumige Masse entstanden<br />

ist. Orangenblütenwasser<br />

oder abgeriebene Zitronenschale<br />

hinzufügen. Das gesiebte Mehl<br />

und das Backpulver nach und nach<br />

gut einrühren. Zerlassene Butter<br />

zufügen und erneut verrühren.<br />

• Mit Folie abdecken und mindestens<br />

eine Stunde (im Idealfall 12 Stunden)<br />

in den Kühlschrank stellen.<br />

• Backofen auf 220° C vorheizen.<br />

Mein Tipp: Teig erst im letzten<br />

Moment aus dem Kühlschrank<br />

nehmen. Der Temperaturschock,<br />

der entsteht, wenn der sehr kalte<br />

Teig in den heißen Ofen kommt,<br />

ist das Geheimnis, um die schöne<br />

Wölbung zu erhalten, die klassische<br />

Madeleines auszeichnet.<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 91


ART DE VIVRE Kulturschock<br />

Liebe Erika,<br />

erinnerst du dich noch daran, als du mich im vergangenen Sommer in Paris besucht hast und wir zusammen<br />

in den Louvre gegangen sind? Die Person am Eingang wollte unsere Personalausweise sehen, um überprüfen zu<br />

können, ob wir auch wirklich Anrecht auf vergünstige Eintrittstickets haben. Du hast laut aufgelacht, als du<br />

sahst, wie ich etwas verlegen ein kleines, gefaltetes Dokument – anders passte es nicht in meinen Geldbeutel –<br />

aus meiner Tasche zog, das bereits ganz vergilbt war und sein « Überleben » als offizielles Dokument nur ein paar<br />

Streifen Klebeband zu verdanken hatte. Dabei war dieses unglaubliche « Ding » in der Tat mein französischer<br />

Personalausweis! Zugegeben, er war immerhin schon 30 Jahre zuvor ausgestellt worden. Ich hatte mir bereits<br />

angewöhnt, mich beim Vorzeigen dieser « Antiquität » automatisch zu rechtfertigen: « Ja, ich weiß, ich habe mich<br />

verändert ... Die Zeit vergeht so schnell, aber das bin wirklich ich » ... Die Frau am Eingang lächelte mich an<br />

und bemerkte freundlich, dass die neuen Personalausweise im europäischen Format mittlerweile auch in Frankreich<br />

eingeführt seien ... « Schauen Sie, Ihre Freundin hat so einen. Er ist viel praktischer einzustecken und auch<br />

wesentlich robuster » ... Daraufhin hast du mir deinen deutschen Personalausweis gezeigt, der wie neu aussah und<br />

in der Tat viel moderner und zweckmäßiger war. Und er trug sogar das Symbol der EU, das auf meinem alten<br />

Ausweis natürlich auch nicht zu sehen war. Im ersten Moment habe ich nichts gesagt, aber insgeheim dachte ich<br />

mir, dass es wirklich an der Zeit ist, den Ausweis erneuern zu lassen!<br />

Gesagt, getan. Vor einigen Tagen konnte ich nun meinen neuen Personalausweis abholen. Der Antrag war gar<br />

nicht kompliziert, und es ging relativ schnell. Ich bin wirklich froh, dass ich es gemacht habe! Abgesehen von<br />

der praktischen Seite und der Tatsache, dass er wohl sicherer ist, bin ich stolz darauf, endlich ein Dokument<br />

vorweisen zu können, das sowohl das Symbol Frankreichs als auch das der Europäischen Union trägt. Nach all<br />

der langen Zeit, in der wir bereits den Aufbau Europas unterstützen, war das auch notwendig! Ich schreibe dir<br />

aber heute nicht nur, weil ich den neuen Ausweis zum Teil dir zu verdanken habe, sondern auch, weil es sein<br />

kann, dass dieser in einigen Monaten ein wahrhaftiges Sammlerstück ist! Die Geschichte ist unglaublich.<br />

Gemäß den europäischen Vorgaben ist der neue Personalausweis, im Gegensatz zum alten Modell, zweisprachig<br />

abgefasst, nämlich Französisch und Englisch. Die Bezeichnung Carte nationale d’identité sowie die verschiedenen<br />

Titel wie Nom, Prénom, Sexe, Date de naissance, Taille sind also in beiden Sprachen angegeben. Ich weiß,<br />

für dich ist das nichts Neues. Als du mir im Louvre deinen deutschen Personalausweis zeigtest, ist<br />

mir sofort aufgefallen, dass man in Deutschland in Sachen<br />

Übersetzung noch weiter geht, da der Ausweis nicht nur<br />

in zwei, sondern in drei Sprachen – Deutsch, Englisch,<br />

Französisch – abgefasst ist. Ich gestehe, dass ich das im<br />

Hinblick auf die deutsch-französischen Beziehungen auf<br />

meinem neuen Kartenausweis gerne ebenso gehabt hätte<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


Aber Schwamm drüber, darum geht es hier gar nicht.<br />

Stell dir vor, die Académie française, diese altehrwürdige<br />

Hüterin der französischen Sprache, verlangt zum ersten<br />

Mal in ihrer Geschichte die Außerkraftsetzung eines administrativen<br />

Dokuments, da sie es als illegal einstuft.<br />

Bei diesem Dokument handelt es sich genau um den<br />

neuen französischen Personalausweis, der 2021 eingeführt<br />

wurde. Und der Grund, wirst du dich jetzt fragen? Jetzt<br />

darfst du lachen, weil er zweisprachig ist.<br />

Ich schwöre, das ist keine Übertreibung! Es stand heute im Figaro, und ich dachte mir, das muss ich dir unbedingt<br />

mitteilen. Hélène Carrère d’Encausse, ihres Zeichens « Sekretär der Académie française auf Lebenszeit »<br />

(und nicht « Sekretärin », wie man eigentlich sagen würde, denn Madame ist gegen weibliche Funktions- und<br />

Berufsbezeichnungen) empört sich in dem Artikel ganz unverhohlen und erinnert daran, dass laut Artikel 2<br />

der Verfassung Französisch « die Sprache der Republik » ist. Zudem schreibt ein Gesetz aus dem Jahr 1994 für<br />

administrative Dokumente die französische Sprache vor. Madame « le » secrétaire perpétuel äußert sich eindeutig:<br />

« Unter dem Vorwand, dass die Europäische Union eine zweisprachige Angabe der Titel empiehlt, malträtiert man<br />

ein grundlegendes Prinzip. » Kurz, sie zieht gegen den zweisprachigen Personalausweis in den Krieg! Die neuen<br />

Ausweise wären eine derartige Gefahr für die Sprache, dass die Akademie, wie der Artikel ausführt, bereits<br />

« eine Anwaltskanzlei beauftragt hat ». Diese hat den Premierminister angeschrieben, « um die Verfügung für die<br />

Ausstellung der neuen Personalausweise außer Kraft zu setzen ». Wenn schon, denn schon! Und wenn das nicht<br />

reichen sollte, haben die Mitglieder der Akademie bereits das weitere Vorgehen angekündigt: « Sollte keine Entscheidung<br />

getroffen werden, um Französisch erneut als einzige Sprache auf dem Personalausweis festzuschreiben »,<br />

würden sie « Einspruch beim Conseil d’État einlegen »!<br />

Liebe Erika, ich kann mir vorstellen, dass du dir nun dieselbe Frage stellst, wie ich sie mir gestellt habe:<br />

Was wird aus den Ausweisen, die seit 2021 ausgegeben wurden – also auch aus meinem? Glücklicherweise hat<br />

sich ein Rechtsprofessor in einem Interview folgendermaßen geäußert: « Die Außerkraftsetzung eines Gesetzestextes<br />

kann nicht rückwirkend geschehen. Bereits gedruckte Ausweise bleiben gültig. Lediglich diejenigen, die nach der<br />

Entscheidung ausgegeben werden, müssten geändert werden » ... Da bin ich aber beruhigt. Ich muss gestehen, ich<br />

würde der Regierung ja am liebsten vorschlagen, die zukünftigen Ausweise in Französisch, Englisch ... und Deutsch<br />

zu verfassen! Egal, ob die Académie française das verstehen will oder nicht!<br />

Herzliche Grüße


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische Produkte (32)<br />

« Der Geschichtenerzähler »<br />

Lunii<br />

Es war einmal, im Jahr 2013, eine junge Französin<br />

namens Maëlle Chassard. Sie lebte in Paris, studierte<br />

Design und musste wie alle ihre Kommilitonen<br />

zum Abschluss ihres Studiums den Professoren ein Projekt<br />

für die Entwicklung eines innovativen Produktes präsentieren.<br />

Es wäre nun naheliegend gewesen, dass sich die<br />

24-jährige Maëlle dazu von der digitalen Welt, also von all<br />

den Bildschirmen, Tablets und « vernetzten Objekten », die<br />

mittlerweile quasi zum Alltag gehörten, hätte inspirieren<br />

lassen. Doch Maëlle fühlte sich von dieser beschleunigten,<br />

« alles vernetzenden » Welt überhaupt nicht angezogen. Im<br />

Gegenteil. Sie ist eher jemand, der sich Zeit nimmt, der<br />

gerne ein wenig träumt und der Fantasie freien Lauf lässt.<br />

Im Umfeld von Maëlle weiß man nur zu gut, dass die junge<br />

Frau nicht unbedingt alles « so wie alle anderen » macht,<br />

sondern gerne eigene Wege geht …<br />

Und so trat sie am Tag der Projektpräsentation mit<br />

ihrem Prototyp in den Händen vor die Professoren. Es<br />

war ein kleines, seltsames Holzkästchen im minimalistischen<br />

Design, auf dem sich einige einfache Knöpfe<br />

abzeichneten. Auf den ersten Blick erinnerte das Objekt<br />

an ein Radio. Enthusiastisch erläuterte die junge Studentin<br />

ihre Idee: Sie wollte ein kleines Gerät entwickeln, das<br />

gut in Kinderhände passt und mit dem man Geschichten<br />

anhören kann, ganz ohne Bildschirm oder gar WLAN<br />

beziehungsweise Bluetooth-Verbindung. Das Gerät hatte<br />

bereits einen Namen: « Mein Geschichtenerzähler ». Das<br />

Konzept überzeugte nicht nur die Professoren, die Maëlle<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


den Studienabschluss zuerkannten, sondern auch die<br />

Öffentlichkeit. Als « Mein Geschichtenerzähler » einige<br />

Monate später auf der Messe Futur en Seine vorgestellt<br />

wurde, weckte er spontan die Neugier und das Interesse<br />

vieler Besucher und wurde sogar mit dem Publikumspreis<br />

ausgezeichnet.<br />

Hinter dem simplen, geschichtenerzählenden Kästchen<br />

steht die Idee, der Vorstellungskraft und Fantasie des<br />

Kindes wieder eine zentralere Rolle einzuräumen. Dieser<br />

Ansatz hob sich in einer Welt, die mehr und mehr auf Digitalisierung<br />

und Vernetzung setzt, wohltuend ab. Maëlle<br />

wurde klar, dass die Menschen von ihrem Projekt angetan<br />

waren, sogar sehr angetan! Es schien so, als würde die<br />

Rückkehr zu einfachen, authentischen Dingen – kleinen<br />

Kindern eine Geschichte zum Einschlafen vorzulesen –<br />

den Gesprächspartnern selbst eine gewisse Ruhe und Gelassenheit<br />

verleihen. Aufgrund der Reaktionen beschloss<br />

die junge Frau 2014 gemeinsam mit drei Freunden – Thomas,<br />

Igor und Eric – das Unternehmen Lunii zu gründen<br />

und den modernen und zugleich äußerst nostalgisch anmutenden<br />

« Geschichtenerzähler » weiterzuentwickeln.<br />

Nach einer intensiven Forschungs- und Entwicklungsphase<br />

stand schließlich das definitive Aussehen des<br />

Produktes. Letztendlich wird zwar kein Holz, sondern<br />

Kunststoff verwendet, da Holz als zu schwer und zu spröde<br />

beurteilt wurde, der minimalistische Retrolook der ursprünglichen<br />

Idee wurde jedoch beibehalten. Der zentrale<br />

Punkt ist die sehr einfache Funktionsweise, sodass Kinder<br />

im Alter von drei bis acht Jahren es problemlos bedienen,<br />

überall mitnehmen und damit ihre eigenen Geschichten<br />

kreieren können: Denn Ma Fabrique à Histoires, wie das<br />

Spielzeug in Frankreich heißt, kann mehr als immer<br />

« nur » dieselben Geschichten erzählen. Kinder können<br />

mit dem Gerät auf der Basis bestimmter Elemente ihre eigene<br />

Handlung zusammenstellen, indem sie zum Beispiel<br />

die Hauptperson oder den Handlungsort mithilfe eines<br />

großen Knopfes bestimmen. Auf diese Weise werden sie<br />

– genau wie Maëlle sich das von Anfang an vorstellte –<br />

selbst zum Akteur der Geschichte.<br />

Ab 2016 erhielt das « Abenteuer Lunii » starken Aufwind.<br />

Im Laufe der Jahre verkaufte sich das Spielzeug<br />

– nicht zuletzt dank der besten Werbung, die es gibt,<br />

nämlich der Mund-zu-Mund-Propaganda – im wahrsten<br />

Sinne des Wortes « wie warme Semmeln ». Mehr als eine<br />

Million Exemplare wurden inzwischen in Europa und<br />

Nordamerika abgesetzt. Dennoch bleiben die Unternehmer<br />

mit beiden Füßen auf der Erde: Lunii beschäftigt<br />

zwar heute rund 100 Personen und wächst kontinuierlich<br />

weiter, dennoch werden ökologisches Bewusstsein und<br />

menschliche Werte großgeschrieben. 2020 wurde beispielsweise<br />

die Produktion von China nach Frankreich<br />

zurückverlagert, im Juli 2021 erhielt das Unternehmen<br />

daher das Label Origine France Garantie. Mit Akteuren<br />

aus den Bereichen Gesundheit und Bildung werden regelmäßig<br />

Partnerschaften abgeschlossen. So spendet Lunii<br />

unter anderem immer wieder « Geschichtenerzähler »<br />

an Krankenhäuser. Was den Inhalt des kleinen « Zauberkästchens<br />

» angeht, so wird dieser Jahr für Jahr um<br />

Hunderte neuer Geschichten ergänzt. Inzwischen gibt es<br />

insgesamt 3600 in acht Sprachen (darunter Deutsch), die<br />

von 70 Autorinnen und Autoren verfasst wurden. Über<br />

eine ausgefeilte Applikation können Eltern heute sogar<br />

eigene Geschichten aufnehmen und im Gerät ihres Kindes<br />

abspeichern. Offensichtlich ist Fantasie nach wie vor<br />

ein Motor von Lunii, wie die unleugbare Erfolgsstory des<br />

französischen Unternehmens zeigt. Eine Erfolgsstory, die<br />

in gewisser Weise etwas von einem Märchen hat …<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />

die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />

befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer sind. In den letzten<br />

Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und<br />

Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52),<br />

Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer<br />

(<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la<br />

girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom<br />

(<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl « Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Hulotte, « das meistgelesene Magazin im Tierbau »<br />

Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 74), Savon de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe<br />

(<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung Ölzeug von Guy Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die Künstlerfarben<br />

La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas von Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der Parapluie de<br />

Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66), Ricard aux Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten « Made in<br />

plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79), Meteor, die<br />

Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät Größte der kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70), Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), (<strong>Nr</strong>. 80) und Chanel N°5, die berühmteste<br />

Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72), L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Nummer in der Welt der Düfte (<strong>Nr</strong>. 81).<br />

Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

…<br />

die französische Softwarelösung für<br />

die Vereinbarung von Arztterminen<br />

Worum handelt es sich dabei?<br />

Das Unternehmen Doctolib wurde 2013 von dem<br />

jungen Pariser Stanislas Niox-Chateau gegründet, der<br />

es Patienten ermöglichen wollte, Arzttermine online<br />

zu vereinbaren, um so den Zugang zur medizinischen<br />

Versorgung zu verbessern. Gleichzeitig erleichtert die<br />

Softwarelösung Arztpraxen und Fachpersonen im Gesundheitswesen<br />

das Patienten- und Terminmanagement.<br />

Wie funktioniert das System?<br />

Es ist ganz einfach: Man lädt entweder die kostenlose<br />

App Doctolib herunter oder loggt sich auf der Website<br />

www.doctolib.fr ein. Anschließend kann man einen<br />

Arzttermin oder eine Videosprechstunde bei einer<br />

Gesundheitsfachkraft in Frankreich reservieren, sofern<br />

diese die Software nutzt. Die Suche ist nach Namen, Ort<br />

(GPS-Ortung ist möglich), Fachbereich oder auch nach<br />

bestimmten Einrichtungen<br />

möglich.<br />

Anschließend<br />

werden<br />

die verfügbaren<br />

Termine angezeigt.<br />

Will man<br />

einen Termin<br />

buchen, muss<br />

man zunächst ein<br />

Konto eröffnen<br />

oder sich mit<br />

einem bestehenden<br />

Konto einloggen.<br />

Nach der<br />

Buchung erhält man eine<br />

Terminbestätigung per E-<br />

Mail und in der Folge Terminerinnerungen<br />

per SMS.<br />

Wie viel kostet das?<br />

Für den Patienten ist die<br />

Dienstleistung kostenlos.<br />

Der Arzt bezahlt für die<br />

Software zur Terminverwaltung<br />

einen monatlichen<br />

Betrag von 139 €<br />

(beziehungsweise 129 €<br />

bei jährlicher Zahlung).<br />

Welches sind die wesentlichen Vorteile?<br />

Abgesehen von der Tatsache, dass man damit rund um<br />

die Uhr einen Arzttermin vereinbaren kann, hat das System<br />

den großen Vorteil, dank GPS-Ortung einen Arzt<br />

oder andere medizinische Fachkräfte in der Nähe suchen<br />

zu können. Auf diese Weise kann man vergleichen,<br />

welcher Arzt in der Umgebung den frühesten Termin<br />

frei hat, denn in Frankreich ist es vor allem in ländlichen<br />

Gebieten mit geringer Ärztedichte nicht ungewöhnlich,<br />

mehrere Monate auf einen Termin bei einem Spezialisten<br />

warten zu müssen. Der Service reduziert zudem<br />

die Wartezeit am Telefon und bietet die Möglichkeit,<br />

bei mehreren Terminvorschlägen den passenden auszusuchen.<br />

Des Weiteren wissen Patienten im Voraus, ob<br />

der Arzt die Europäische Krankenversicherungskarte<br />

anerkennt oder welche Zahlungsmittel im Falle einer<br />

Vorleistung akzeptiert werden. Für Urlauber kann auch<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong>


die Frage interessant sein, ob in einer bestimmten<br />

Arztpraxis Fremdsprachen gesprochen werden.<br />

Nutzen die Franzosen das Angebot?<br />

Ja, Doctolib findet sogar sehr großen Anklang und<br />

spielt besonders im Rahmen der Coronaviruskrise eine<br />

sehr große Rolle, da über die Plattform Impftermine<br />

reserviert werden können. Vor allem eine Zahl beweist<br />

dies eindrücklich: Am 13. Juli 2021 wurden nach der<br />

Ankündigung über die Einführung des Pass sanitaire<br />

– wie das digitale COVID-Zertifikat in Frankreich<br />

genannt wird – innerhalb weniger Stunden 1,3 Millionen<br />

Impftermine über die Plattform vereinbart. Seit<br />

Beginn der Pandemie registrierte Doctolib insgesamt 85<br />

Millionen Terminvereinbarungen für die Impfung, und<br />

alles lief ohne wesentliche technische Probleme ab. Die<br />

Franzosen vertrauen Doctolib inzwischen, viele nutzen<br />

das Angebot regelmäßig. Das Unternehmen konnte<br />

sich 2021 im Klassement der beliebtesten französischen<br />

Unternehmen sogar vom 43. auf den 11. Platz verbessern<br />

(Quelle: jährliche Umfrage des Instituts IFOP im<br />

Auftrag von Eight Advisory und Le Journal du Dimanche),<br />

was einer spektakulären Verbesserung entspricht.<br />

Ist Doctolib erfolgreich?<br />

Zweifellos, sowohl was die Zufriedenheit von Ärzten<br />

und Patienten angeht, als auch im Hinblick auf den<br />

unternehmerischen Erfolg. Doctolib hat die Gewohnheiten<br />

der Franzosen bei der Vereinbarung von<br />

Arztterminen vollkommen über den Haufen geworfen<br />

und ist heute ein unverzichtbarer Partner im Rahmen<br />

der französischen Impfpolitik. Die Anzahl der Beschäftigten<br />

stieg von vier im Jahr 2013 auf heute mehr als<br />

2300. Zu Jahresbeginn informierte das Unternehmen<br />

darüber, dass <strong>2022</strong> weitere 700 Neueinstellungen<br />

geplant sind. Der Börsenwert wird auf 880 Millionen<br />

Euro geschätzt: Das macht aus Doctolib ein « Einhorn<br />

» der französischen Technologieunternehmen.<br />

Ist das System vertrauenswürdig?<br />

Die elektronische Verarbeitung persönlicher Daten ist<br />

selbstverständlich immer eine wichtige und überaus<br />

sensible Angelegenheit, insbesondere wenn diese<br />

Daten einen Zusammenhang mit der Gesundheit<br />

haben. Doctolib bekam dies 2020 in Deutschland zu<br />

spüren. Das Unternehmen, dessen Angebot dort seit<br />

2016 existiert, hatte auf der deutschen Website seines<br />

Dienstes zwei Marketing-Cookies gesetzt, die Daten<br />

an Großunternehmen im Bereich Onlinewerbung (u. a.<br />

Facebook) übermittelten. Inzwischen versichert Doctolib,<br />

alle notwendigen Maßnahmen ergriffen zu haben, um<br />

diesen Fehler zu korrigieren und die Vertraulichkeit der<br />

eingegebenen Daten zu gewährleisten. Dazu hat man vor<br />

Kurzem Tanker, eine international als zuverlässig anerkannte<br />

Spitzentechnologie zur Sicherung sensibler Daten,<br />

übernommen. Auf diese Art will das Unternehmen seine<br />

Entschlossenheit zum Ausdruck bringen, in diesem<br />

Bereich ein Musterbeispiel zu werden. Die Investition<br />

bestätigt auf jeden Fall, dass Doctolib alles daransetzt,<br />

sich in Europa als führendes Unternehmen im Bereich<br />

E-Health zu behaupten. Wir werden am Ball bleiben …<br />

Freiheit beginnt<br />

beim Lesen<br />

Sparen Sie<br />

10 %!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in Situationen wie der jüngeren Vergangenheit<br />

tun Aktivitäten wie Lesen und eventuell sogar<br />

die Vorbereitung des nächsten Frankreichurlaubs<br />

mehr denn je gut.<br />

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das seit 2005 ganz von Menschen kreiert wird, die in<br />

Frankreich leben, für nur<br />

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pro Jahr für 4 Ausgaben (Deutschland)<br />

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www.frankreicherleben.de


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine Doucet,<br />

Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs Quetsub, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 19/2021<br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

À la Saint-Pascal, s’il fait beau, l’été sera méridional – wenn es am Tag<br />

des Heiligen Pascal schön ist, wird der Sommer südländisch –, lautet<br />

eine der altüberlieferten Redensarten, an denen die Franzosen<br />

sehr hängen, vor allem, wenn sie einen Bezug zum Wetter haben.<br />

Zufälligerweise wird ab dem Tag des Heiligen Pascal, nämlich dem<br />

17. Mai, die nächste Ausgabe von Frankreich erleben im Handel<br />

erhältlich sein. Hoffen wir also, dass es der Wettergott an diesem Tag<br />

gut mit uns meint und dass wir uns dann auf einen wunderschönen<br />

Sommer freuen können.<br />

Doch bis es so weit ist, erhalten Sie wie immer auf der letzten Seite<br />

einige Hinweise auf die kommende Sommerausgabe.<br />

Zunächst zwei Fotos:<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 6,90 E (D), 7,60 E (A),<br />

11,90 CHF (CH), 8,10 E (F/L/B/NL), 8,10 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 24,90 E (D), 26,90 E (A),<br />

39,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 32,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2022</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach<br />

unten): Titel: Valentin Flauraud, im Auftrag von Saype • S.3: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.4: Nicole Cobac, Ajc Presse; Serge Robin, Ajc Presse; Valentin<br />

Flauraud, im Auftrag von Saype, Cédric Brown, Ajc Presse; Alain Lardière,<br />

Ajc Presse; Emmanuel Juppeaux, Terre Sauvage; Dr; Jc Albert, Ajc Presse<br />

• S.6-7: Serge Robin, Ajc Presse; Pixabay; Florian Hulleu, Paris 2024 •<br />

S.8-9: Bouillon Pigalle/République, Dr; Pixabay • S.10-11: Serge Robin, Ajc<br />

Presse; Waterstudio, Dr; Pixabay • 12-13: Dr • S. 14: Maxime Reychman,<br />

Julliard; Cédric Brown, Ajc Presse; Francesca Mantovani CC0; Astrid di<br />

Crollalanza, Albin Michel; Dr; Lula Bornak, Hanser Verlag • S.16: Dr • S.17:<br />

Arte, Dr • S.20: Dr • S.22-31: Serge Robin, Ajc Presse • S.32-37: CéDric<br />

Brown, Ajc Presse • S.38-39: Jc Albert, Ajc Presse • S.40-41: Présidence<br />

de la République • S.42-47: Jc Albert, Ajc Presse • S.48-53: Malika Turin,<br />

Dr; OTCHC-ChrisBogaerts-Com; Manu Tranche, les Ardents Editeurs, Dr;<br />

OTCHC Jérémy Truant • S.54-59: Valentin Flauraud, im Auftrag von Saype •<br />

S.62-63: Elodie Cayot, Jean Becker, Belfort Tourisme; Romain Venot; Regis<br />

Ravegnani; Jean-François Lami • S.64: Valentin Flauraud; PinkF; Klaus<br />

Tummers; Steeve Eggleton • S.66: Philippe Matsas, Flammarion • S.70-77:<br />

Emmanuel Juppeaux et Emmanuel Boitier, Terre Sauvage • S.78: Sarah<br />

Sergent, Paris Tourist Office • S.80-85: CC0 et Domaine public • S.90-91:<br />

Gérard Rival, Ajc Presse • S.92-93: Dr • S.94, Lunii, Dr • S.96: Serge Robin,<br />

Ajc Presse, Doctolib, Dr • S.98: Pixabay; Archives Nationales, Dr<br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Frühling</strong> <strong>2022</strong><br />

Und dann zwei Hinweise, von denen jeder eine Verbindung zu einem<br />

der Fotos hat.<br />

• Da ich einer der bekanntesten Orte Frankreichs bin, meint man,<br />

alles über mich zu wissen. Doch in diesem Artikel werden Sie lesen,<br />

dass fast kein Besucher meine wahre Geschichte kennt.<br />

• Ich bin eine Schafrasse, deren Wolle als außergewöhnlich<br />

eingestuft wird und daher besonders gefragt ist. Die ersten<br />

Vertreter meiner Rasse kamen am Vorabend der Französischen<br />

Revolution als Geschenk des spanischen Königs nach Frankreich,<br />

und ich war unfreiwillig der Auslöser eines mehr als 200 Jahre<br />

andauernden Handelskrieges. Das Aushängeschild in Sachen<br />

Züchtung und Wolle befindet sich seit jeher in Rambouillet, im<br />

Großraum Paris.<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

L E<br />

_ _ N_ - _ A _ _ _ - _ I _ _ E _<br />

D A S M _ _ I _ O _ _ H _ _<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 83 - Sommer <strong>2022</strong><br />

Erscheint am 17. Mai <strong>2022</strong>


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Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks Lubéron,<br />

nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser atemberaubende<br />

Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im<br />

Ort mit. Die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen Design bilden<br />

eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence finden<br />

werden. Der beheizte Infinity-Pool und 2.600 qm große Garten sind Garant für einen<br />

erholsamen Urlaub. Die Villa verfügt über Platz für bis zu zehn Personen, doch durch<br />

den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />

www.provence-living.fr

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