Wirkungsweise und Wirksamkeit von Einlagen - currex
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S_16_19.qxd 16.11.2005 12:05 Seite 18<br />
MEDIZIN & TECHNIK]<br />
2 Verschiedene Pelotten zur Abstützung der<br />
Metatarsalknochen.<br />
des plantaren Drucks unterhalb der<br />
medialen Fußbereiche durch laterale<br />
Keile unter dem Vor- <strong>und</strong> Rückfuß<br />
nachweisbar (Van Gheluwe, 2004).<br />
Andere Studien kamen nicht zu eindeutigen<br />
Ergebnissen sondern stellten<br />
eine große Variationsbreite <strong>von</strong> Reaktionen<br />
auf <strong>Einlagen</strong> fest, aus denen<br />
keine systematischen Einflüsse auf das<br />
Bewegungsmuster des Sprunggelenkkomplexes<br />
abzuleiten waren (Stackhouse<br />
et al. 2000, Nigg et al. 2003,<br />
Nigg et al. 1998, Stacoff et al. 2000).<br />
Maßnahmen zur Beeinflussung der<br />
Kniebewegung <strong>und</strong> -belastung<br />
Über komplexe mathematische Modelle<br />
lassen sich auf der Basis der auftretenden<br />
Bodenreaktionskräfte unter Zuhilfenahme<br />
<strong>von</strong> Bewegungsdaten die<br />
Kraft- <strong>und</strong> Drehmomentbelastungen<br />
der höher liegenden Gelenke berechnen.<br />
Die Beeinflussung der Kniebewegung<br />
<strong>und</strong> die damit angestrebte Reduzierung<br />
der Gelenkbelastung sind eng<br />
mit der Stabilisierung des Rückfußes<br />
<strong>und</strong> der Tibiarotation verknüpft. Mediale<br />
<strong>und</strong> laterale Keile im Rückfußbereich<br />
können die auftretenden Gelenkmomente<br />
im Knie verändern: das Abduktionsmoment<br />
kann sich bei medialen<br />
Keilen erhöhen <strong>und</strong> bei lateralen<br />
Keilen verringern (eigene Untersuchungen).<br />
Eine Reduzierung der Belastung<br />
im Femoropatellargelenk durch<br />
<strong>Einlagen</strong> erwies sich allerdings als<br />
nicht so groß wie die Effekte durch<br />
Krafttraining für den medialen Anteil<br />
des Oberschenkelmuskels (Neptune et<br />
al. 2000). Weiterhin zeigt sich eine Erhöhung<br />
der Aktivität des Oberschenkelmuskels<br />
durch <strong>Einlagen</strong> während<br />
langsamer kontrollierter Kräftigungsübungen<br />
(Hertel et al. 2005). Bei<br />
schnellen explosiven Übungen konnte<br />
dieser Effekt nicht bestätigt werden.<br />
[18] Orthopädieschuhtechnik 11/2005<br />
Andere Untersuchungen konnten keine<br />
klaren Ergebnisse darstellen. Nester<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter (2003) stellten nur<br />
minimale Effekte im Kniegelenk bei<br />
der Nutzung <strong>von</strong> medialen <strong>und</strong> lateralen<br />
Keilen fest. Für die Effektivität <strong>von</strong><br />
<strong>Einlagen</strong> bei der Versorgung <strong>von</strong><br />
Osteoarthritis konnte bislang kein<br />
Nachweis erbracht werden (Brouwer et<br />
al. 2005).<br />
Verminderung der Fußbelastung<br />
Die Verwendung <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />
Materialien bei der Gestaltung <strong>von</strong><br />
<strong>Einlagen</strong> erlaubt eine variable Unterstützung<br />
beziehungsweise Entlastung<br />
des Fußes. So haben sich zum Beispiel<br />
individuell angepasste <strong>Einlagen</strong> in der<br />
Prävention <strong>von</strong> Ulzera bei Diabetikern<br />
als hilfreich erwiesen, auch wenn keine<br />
bestimmte Art <strong>von</strong> <strong>Einlagen</strong> empfohlen<br />
werden kann (Spencer 2000).<br />
Andere Studienergebnisse empfehlen<br />
ebenfalls individuell angepasste <strong>Einlagen</strong><br />
um die Kontaktfläche des gesamten<br />
Fußes zu erhöhen <strong>und</strong> damit Spitzendrücke<br />
zu mildern (Albert et al.<br />
1994, Li et al. 2000). Durch langlebigere<br />
Materialien kann die Versorgung<br />
noch effektiver gestaltet werden (Jahn<br />
2004).<br />
Die wissenschaftliche Evidenz für<br />
die Effektivität <strong>von</strong> <strong>Einlagen</strong> zur Verringerung<br />
der Fußbelastung ist aber in<br />
vielerlei Hinsicht immer noch unzureichend.<br />
Einige Studien stellen keinen<br />
Zusammenhang zwischen der Intervention<br />
durch die Einlage <strong>und</strong> der Fußbelastung<br />
fest (Butler et al. 2003). Es<br />
herrscht keine Klarheit darüber, ob<br />
dämpfende <strong>Einlagen</strong> das Auftreten <strong>von</strong><br />
Stressfrakturen im Unterschenkel oder<br />
Mittelfuß verringern können (Rome et<br />
al. 2005). Außerdem konnte bis heute<br />
kein Einfluss auf das Phänomen des<br />
Fersenschmerzes nachgewiesen werden<br />
(Crawfort et al. 2000).<br />
Afferenzstimulierende <strong>Einlagen</strong><br />
Die Beeinflussung der Muskelaktivität<br />
ist ein weiteres Ziel der <strong>Einlagen</strong>versorgung.<br />
Jede Einflussnahme auf den<br />
Körper führt zu einer neuromuskulären<br />
Anpassung, die sich in veränderten<br />
Aktivitätsmustern der beteiligten Muskulatur<br />
ausdrückt (Jahrling 2003, Vogt<br />
et al. 2005, Kimmeskamp et al. 2002).<br />
Die Reduzierung der afferenten Signale<br />
der Fußsohle zum Beispiel durch Abkühlung<br />
des Fußes mit Eiswasser<br />
bewirkt eine deutlich reduzierte Fuß-<br />
<strong>Einlagen</strong>versorgung<br />
belastung bei nachweislich verändertem<br />
Bewegungsablauf (Eils et al.<br />
2002, Eils et al. 2004). Außerdem können<br />
Winkelstellungen in Gelenken bei<br />
der Verwendung einer Sohle mit aufgerauter<br />
Oberflächenstruktur besser reproduziert<br />
werden als bei Sohlen mit<br />
glatter Oberfläche (Waddington et al.<br />
2003). Diese Mechanismen machen<br />
sich afferenzverändernde <strong>Einlagen</strong> zunutze,<br />
um einzelne Muskelgruppen gezielt<br />
zu aktivieren oder zu hemmen<br />
<strong>und</strong> damit systematisch in den Bewegungsablauf<br />
einzugreifen. Ludwig <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter (2004) wiesen in Einzelfalluntersuchungen<br />
eine verstärkte Aktivität<br />
der Peronealmuskulatur durch<br />
laterale Druckpunkte nach. Mediale<br />
Druckpunkte bewirkten eine Zunahme<br />
der Aktivität des vorderen Schienbeinmuskels,<br />
welche sich allerdings auch<br />
in abgeschwächter Form durch eine<br />
konventionelle Sporteinlage einstellte.<br />
Bei Kindern mit Zerebralparese konnten<br />
Verbesserungen der Balancefähigkeit<br />
durch afferenzstimulierende <strong>Einlagen</strong><br />
festgestellt werden (Burtner et al.<br />
1999, Wang et al. 2005).<br />
Zusammenfassung/Ausblick<br />
Trotz des Nachweises der Wirkung spezieller<br />
Maßnahmen in einzelnen Studien<br />
gelingt es nicht, ein stimmiges Gesamtbild<br />
zu entwerfen, an dem sich<br />
die Gestaltung <strong>von</strong> <strong>Einlagen</strong> orientieren<br />
kann. Die Unterschiede zwischen<br />
den einzelnen Studien hinsichtlich des<br />
Studiendesigns beeinträchtigen die<br />
Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Ein<br />
weiteres Problem stellt die Unterschiedlichkeit<br />
der getesteten <strong>Einlagen</strong><br />
dar. Jede Studie verwendet eigene <strong>Einlagen</strong>,<br />
die sich in Form, Material <strong>und</strong><br />
Eigenschaften <strong>von</strong> anderen unterscheiden.<br />
Die Variationsbreite <strong>von</strong> <strong>Einlagen</strong><br />
ist sehr groß, so dass es schwierig ist,<br />
einheitliche Kriterien <strong>und</strong> Maßstäbe<br />
festzulegen. Neben diesen Aspekten<br />
sorgt die oftmals geringe Probandenzahl<br />
für nicht aussagekräftige Ergebnisse.<br />
Solche Studien verbieten Rückschlüsse<br />
auf die gesamte Bevölkerung.<br />
Ein weiterer Kritikpunkt sind die wenig<br />
praxisorientierten Fragestellungen der<br />
Studien, die wenig konkrete Empfehlungen<br />
für die Praxis der <strong>Einlagen</strong>gestaltung<br />
zulassen. Studien wie <strong>von</strong> Hsi<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern (2005) zur optimalen<br />
Positionierung <strong>von</strong> Pelotten sind die<br />
seltene Ausnahme. Die genannten Faktoren<br />
tragen dazu bei, dass wider-