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I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky

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er begnügt sich damit, die Rede bzw. die Gedanken in die Erzählung einzuverleiben. Je<br />

auktorialer erzählt wird, desto deutlicher wird der Rahmen um die Rede markiert.<br />

Der innere Monolog drückt die Innenwelt der Figur mit den Worten der Figur aus. Hier ist das<br />

Erzählverhalten also personal.<br />

Typisch für personales Erzählverhalten bei der Personenrede ist das ”Ich-sagen” der Figuren<br />

und daß die Figuren direkt mit ihren eigenen Worten sprechen. Für die direkte<br />

Rede/Gedankenwiedergabe und den inneren Monolog gilt beides. Für die erlebte Rede, die<br />

ja eine Mischung aus personalen und auktorialen Elementen ist, gilt, daß die Sprache der<br />

einzelnen Figur meistens stark zum Ausdruck kommt.<br />

Ausnahmsweise kann sich eine auktoriale Regie auch in der direkten Rede oder<br />

Gedankenwiedergabe und im inneren Monolog bemerkbar machen. Das Gesagte oder<br />

Gedachte muß zwar immer auf der Normalebene als personales Erzählen betrachtet werden;<br />

es kann aber vorkommen, daß ein bestimmter Satz oder eine bestimmte Folge von Sätzen<br />

eine zusätzliche Bedeutung auf der Makroebene bekommt, z.B. bei Vorausdeutungen oder<br />

Motivketten, die für die Figur nicht durchschaubar sind. Hier manifestiert sich die<br />

organisatorische Kapazität des auktorialen Erzählers. Oder anders ausgedrückt: Das Gesagte<br />

oder Gedachte hat eine bestimmte Rolle im Hier und Jetzt der Romanwelt und gleichzeitig<br />

eine andere Funktion, die zur Gliederung der Gesamtkomposition beiträgt.<br />

Mein Modell würde in der schematischen Zusammenstellung, die ich in 3.8 benutze,<br />

folgendes Aussehen haben:<br />

Erzählerkommentar<br />

Erzählerbericht<br />

indirekte Rede/Gedankenwiedergabe<br />

erlebte Rede<br />

direkte Rede/Gedankenwiedergabe<br />

innerer Monolog<br />

auktorial<br />

auktorial, personal<br />

auktorial<br />

personal/auktorial<br />

personal (auktorial)<br />

personal (auktorial)<br />

Dies ist das einzige Mal, daß ich den Erzählerbericht mit der Kategorie ”Erzählverhalten” direkt<br />

im Schema in Verbindung gebracht habe. Ich habe dieses tun können, weil ich mich auf eine<br />

Definition von dem Begriff festgelegt habe und dann bei meiner Einstufung von dieser<br />

ausgegangen bin. In Teilkapitel 3.8 habe ich den Erzählerbericht als offene Kategorie<br />

behandelt und nicht explizit mit verschiedenen Arten des Erzählverhaltens verknüpft, weil ich<br />

bei den von mir herangezogenen Theoretikern eine nur ziemlich geringe Übereinstimmung<br />

zwischen ihren Definitionen unter sich und weiter zwischen ihnen und meiner<br />

89 Die Klammern um ein Erzählverhalten bedeuten, daß es da um ein zusätzliches, mögliches<br />

Erzählverhalten bei der einen oder anderen Sprechweise geht, welches aber kein eigentliches<br />

Charakteristikum der jeweiligen Sprechweise ausmacht.<br />

89

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