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I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky

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Rede einer Figur stets auch der Erzähler mitspricht” 72 .<br />

Vogt findet die Begriffe ”innerer Monolog” und ”stream of consciousness” unklar und mitunter<br />

auf verwirrende Weise benutzt: ”Verschärft wird diese Begriffsverwirrung noch dadurch, daß<br />

die Formel stream of consciousness teils als Synonym für Inneren Monolog, teils aber auch -<br />

und wiederum uneinheitlich - als Abgrenzungs- oder Gegenbegriff verwendet wird.” 73 Er<br />

glaubt aber nicht, dieses Problem lösen zu können: es sei ”unrealistisch auf eine einheitliche,<br />

allgemein akzeptierte Terminologie zu hoffen.” 74 Stattdessen ”sollte man einfach sehr genau<br />

prüfen, wie diese Begriffe im jeweiligen Kontext gemeint sind” 75 . Stream of consciousness<br />

verbindet Vogt mit einer personalen Erzählsituation: ”die stream of consciousness-Technik<br />

erscheint als Radikalisierung personalen Erzählens.” 76<br />

Die Erzählsituation bei direkter Rede wird von Vogt einerseits als personal, andererseits als<br />

neutral eingestuft. (In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, daß Vogt die<br />

neutrale Erzählsituation als Teil oder Variante der personalen betrachtet.) Einmal schreibt er<br />

dazu: ”Direkte Personenrede wirkt szenisch unmittelbar, vergegenwärtigend und zeitdeckend<br />

- und hat von daher starke Affinität zur personalen Erzählsituation.” 77 In seiner Analyse von<br />

Hebels Kalendergeschichte ”Unverhofftes Wiedersehen” behauptet er an einer Stelle: ”In der<br />

ersten Szene scheint personales oder gar neutrales Erzählen noch zu dominieren; sie ist<br />

überwiegend aus direkter Wechselrede, also zeitdeckend aufgebaut.” 78 Aus dem hier<br />

Gesagten geht wohl hervor, daß Vogt die direkte Rede in erster Linie als Sprechweise<br />

personalen Erzählens ansieht. Die Frage ist, wie seine etwaige Einschätzung der direkten<br />

Rede als neutrales Erzählen eigentlich zu deuten sei. ”Neutral” wird ja von ihm als ”vom<br />

Standpunkt eines unsichtbar bleibenden Beobachters (oder einer Kamera) aus” 79 definiert.<br />

3.6 Hamann: Arten von Erzählverhalten und narrative Sprechweisen<br />

Elsbeth Hamann unternimmt in ihrer Abhandlung ”’Effi Briest’ aus erzähltheoretischer Sicht”<br />

eine vielseitige Untersuchung von Fontanes Roman. In ziemlicher Übereinstimmung mit<br />

Petersens Modell analysiert sie das Erzählverhalten mit Hilfe der drei Typen ”auktorial”,<br />

”personal” und ”neutral”. (Im Hamannabschnitt im zweiten Teil gehe ich näher auf Hamanns<br />

Definitionen von diesen Typen ein.)<br />

Hamann klassifiziert ”Kommentare zum Erzählten”, Zusammenfassung und Raffung als<br />

auktoriale Erzählelemente. Weiter verknüpft sie indirekte Rede und Gedankenbericht mit<br />

auktorialem Erzählen. Die erlebte Rede wird von ihr als eine Erscheinung aufgefaßt, die auf ein<br />

überwiegend personales Erzählverhalten deutet. Sie schreibt über diese Sprechweisen:<br />

72 Vogt 1998 S. 165<br />

73 Vogt 1998 S. 191<br />

74 Vogt 1998 S. 191<br />

75 Vogt 1998 S. 192<br />

76 Vogt 1998 S. 183<br />

77 Vogt 1998 S. 154<br />

78 Vogt 1998 S. 111<br />

79 Vogt 1998 S. 50

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