I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky
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(wieder), warum der Erzähler, wenn es um einen Monolog geht (ob innerer oder<br />
gesprochener geht nicht klar hervor), in die Figur hineinschlüpft, wenn er sich beim Dialog<br />
heraushält.<br />
3.5 Vogt: Erzählsituationen und narrative Sprechweisen<br />
Im Kapitel ”Die typischen Erzählsituationen” in seinem Buch ”Aspekte erzählender Prosa”<br />
diskutiert Vogt Stanzels Typologie der Erzählsituationen und analysiert Abschnitte einiger<br />
Romane mit Hilfe Stanzelscher Begriffe.<br />
Stanzels Ich-Erzählsituation lasse ich wegen ihrer relativen Außenseiterstellung im Verhältnis<br />
zu den anderen Erzählsituationen in diesem Zusammenhang beiseite. Die auktoriale<br />
Erzählsituation ist im Stanzelabschnitt im Kapitel ”Theoretische Ausgangspunkte” für meine<br />
Zwecke hier schon hinreichend beschrieben worden. Weil Vogt an einer älteren Definition der<br />
personalen Erzählsituation festhält, als diejenige, die in ”Theorie des Erzählens” vorkommt,<br />
muß aber kurz auf diese (ältere Definition) eingegangen werden. In Stanzels Buch ”Die<br />
typischen Erzählsituationen im Roman” von 1955 wird eine neutrale Erzählsituation als<br />
Variante der personalen Erzählsituation dargestellt. Vogt beschreibt das Verhältnis zwischen<br />
den beiden wie hier folgt: ”’Neutral’ heißt dabei: vom Standpunkt eines unsichtbar bleibenden<br />
Beobachters (oder Kamera) aus, ’personal’ im engeren Sinn: aus dem Blickwinkel einer der<br />
Handlungspersonen selbst.” 66 Und abrundend etwas weiter voran im Text: ”Es ist also [...]<br />
durchaus sinnvoll, die neutrale Erzählsituation zumindest als Variante der personalen gelten zu<br />
lassen.” 67<br />
Wie kombiniert nun Vogt die narrativen Sprechweisen mit den verschiedenen<br />
Erzählsituationen? Als typisch für auktoriales Erzählen nennt Vogt in Anlehnung an Stanzel den<br />
Erzählerkommentar: ”Das ’auszeichnende Merkmal’ auktorialen Erzählens ist Stanzel zufolge<br />
eben jene Kommentarfunktion des Erzählers, die sich in Erzählereinmischungen, Anreden an<br />
den Leser, reflektierenden Abschweifungen ausdrückt” 68 . Eine weitere Sprechweise<br />
auktorialen Erzählens ist die indirekte Rede: ”Hinzu kommt im Bereich der Personenrede bzw.<br />
Bewußtseinswiedergabe die indirekte Rede, in der die auktorial referierende und<br />
summierende Funktion des Erzählers besonders spürbar ist.” 69<br />
Die erlebte Rede wird von Vogt als Sprechweise vor allem personalen Erzählverhaltens<br />
klassifiziert. In einem Kommentar zu Kafkas ”Der Prozeß” schreibt er u.a.: ”Für diese<br />
ausgeprägt personale Erzählsituation ist die erlebte Rede eines der wichtigsten<br />
Gestaltungsmittel.” 70 An einer anderen Stelle nennt er, Dorrit Cohn zitierend, die erlebte Rede<br />
”Quintessenz personalen Erzählens” 71 . Vogt sieht aber auch Spuren von auktorialem<br />
Erzählen in der erlebten Rede: ”[Andererseits] ist kaum zu überhören, daß in der erlebten<br />
66 Vogt 1998 S. 50<br />
67 Vogt 1998 S. 57<br />
68 Vogt 1998 S. 58<br />
69 Vogt 1998 S. 60<br />
70 Vogt 1998 S. 169<br />
71 Vogt 1998 S. 166