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I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky

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Elemente ein: ”ER, indirekt zitierte Rede, Redebericht und weitgehend dramatisierte Szene<br />

stehen dem Mimetisch-Dramatischen näher als stark raffender Handlungsbericht eines<br />

Erzählers und auktorialer Kommentar. [...] Auktorialer Gedankenbericht, Gedankendarstellung<br />

analog zur indirekten Rede, sowie ER gehören zu den narrativen Formen, innerer Monolog<br />

kann aber unter bestimmten Voraussetzungen auch als mimetisch-dramatische Form<br />

angesehen werden.” 44 Den Dialog identifiziert Stanzel als mimetisch-dramatisches Element im<br />

Roman: ”Die Dialogszene ist daher, streng betrachtet, ein ’corpus alienum’ im epischen Raum,<br />

denn ein ausführliches Zitat von direkter Rede muß im Roman als eine Umgehung der<br />

Mittelbarkeit, d.h. des Modus der Vermittlung durch einen Erzähler, betrachtet werden.” 45 In<br />

seinem früheren Werk ”Typische Erzählsituationen im Roman” hat Stanzel ”die weitgehend<br />

dialogisierte Szene mit knappen, unpersönlich gehaltenen Hinweisen auf die Sprechsituation<br />

und die sie begleitende Handlung” 46 mit dem Begriff ”neutrale Erzählsituation” bezeichnet, hat<br />

aber später diesen als unklar aus seinem Begriffsapparat eliminiert.<br />

In ”Theorie des Erzählens” äußert sich Stanzel nur sehr beiläufig zur Erzählsituation beim<br />

Erzählerkommentar, in ”Die typischen Erzählsituationen im Roman” hingegen wird sie deutlich<br />

definiert: ”Tritt der Autor durch Leseranreden, Kommentare zur Handlung, Reflexionen usw.<br />

hervor, so übersetzt der Leser die Kluft zwischen seiner Welt und der dargestellten<br />

Wirklichkeit sozusagen geführt von der Hand des Autors, es wird auktorial erzählt.” 47 Andere<br />

auktoriale Sprechweisen oder Erzählelemente sind seiner Meinung nach alle raffenden<br />

Erzählarten (”jede Art der erzählenden Zusammenfassung, Raffung, Verkürzung von<br />

Handlung und Rede” 48 ) sowie Hinweise auf den iterativen Charakter des Erzählten. Weiter<br />

nennt er die indirekte Rede (”[Während die Ausbreitung von ER bei Rede- und<br />

Gedankenwiedergabe die Tendenz zur personalen ES hin verstärkt,] wirkt die gehäufte<br />

Verwendung von indirekter Rede und von Gedankenbericht als Verstärkung der Tendenz zur<br />

auktorialen Erzählsituation.” 49 ) und schließlich die Dialogregie (”Die Dialogregie durch verba<br />

dicendi und andere Inquitformeln ist eine Aufgabe des Erzählers.” 50 ).<br />

Der innere Monolog hat seinen Platz auf dem Typenkreis in der Nähe der personalen<br />

Erzählsituation. Im laufenden Text in ”Theorie des Erzählens” wird dieser oft in Verbindung mit<br />

der personalen Erzählsituation und dem Reflektormodus genannt: ”Innerer Monolog, Erlebte<br />

Rede und personale ES, also die Formen des Reflektor-Modus, postulieren<br />

Unmittelbarkeit” 51 , ”’[s]zenische Darstellung’ als Spiegelung des Geschehens im Bewußtsein<br />

einer Romanfigur ist Domäne der personalen ES und des inneren Monologs” 52 , ”[f]ür den<br />

inneren Monolog gelten daher die Interpretationsbedingungen, die für den<br />

Darstellungsmodus Reflektor maßgeblich sind.” 53 Ob der innere Monolog als eine typische<br />

44 Stanzel 2001 S. 94<br />

45 Stanzel 2001 S. 93<br />

46 Stanzel 2001 S. 193<br />

47 Stanzel 1955 S. 23<br />

48 Stanzel 2001 S. 244<br />

49 Stanzel 2001 S. 243<br />

50 Stanzel 2001 S. 243<br />

51 Stanzel 2001 S. 172<br />

52 Stanzel 2001 S. 193<br />

53 Stanzel 2001 S. 199

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