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I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky

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verschiedenen Sprechweisen, die in einem narrativen Werk vorkommen können, was aber<br />

nicht heißen soll, daß sie alle gleich narrativ oder erzählend sind. In gewisser Anlehnung an<br />

Petersens Einteilung stelle ich hier zu Anfang des Kapitels ein Schema über diese<br />

Sprechweisen auf. Petersen schreibt darüber im Kapitel ”Arten der Darbietung”: ”Es handelt<br />

sich um den Erzählerbericht, die erlebte Rede, die indirekte Rede, den inneren Monolog<br />

sowie den Dialog bzw. die direkte Rede. Dies sind die Wege, auf denen der Narrator das<br />

Geschehen sprachlich vermitteln kann. Über den Erzählerbericht ist zu dem Gesagten noch<br />

einiges hinzuzufügen. Der Terminus bezeichnet als Oberbegriff das, was man gemeinhin und<br />

im täglichen Sprachgebrauch ’Erzählen’ nennt, schließt also Beschreiben ebenso ein wie die<br />

Vorausdeutung, ist auch nicht an einen festen Tempusgebrauch gebunden. Im Gegensatz zu<br />

den erörternden Eingriffen eines auktorialen Erzählers, seinen Reflexionen, Kommentaren,<br />

Kritiken etc., ist der Erzählerbericht aber der Handlung, den Figuren, kurzum: dem<br />

Erzählgegenstand zugewandt, weniger dem Narrator oder Leser.” 35 Petersen betrachtet also<br />

auf eine Weise den Kommentar des Erzählers als eine Art corpus alienum im Erzählwerk. Ich<br />

habe wie Petersen den Erzählerkommentar vom Erzählerbericht getrennt, ihn aber nicht aus<br />

den narrativen Arten der Darbietung ausgeschlossen, sondern ihm einen eigenen Platz in<br />

meinem Schema über die narrativen Sprechweisen gegeben. Hier folgt nun mein Schema<br />

(Die Nebeneinanderstellung von Rede und Gedankenwiedergabe rührt von Schwarze her.):<br />

• Erzählerkommentar<br />

• Erzählerbericht<br />

• indirekte Rede/Gedankenwiedergabe<br />

• erlebte Rede<br />

• direkte Rede/Gedankenwiedergabe<br />

• innerer Monolog<br />

Die komplizierteste der Kategorien ist der Erzählerbericht, den man sehr unterschiedlich<br />

definieren kann. Jochen Vogt präsentiert an einer Stelle in ”Aspekte erzählender Prosa” eine<br />

Art Definition von dem Begriff. In dieser stützt er sich zu großen Teilen auf die Ideen Eberhard<br />

Lämmerts. Vogt schreibt: ”Dieser konventionelle (und ein wenig mißverständliche) Begriff soll<br />

alle Textelemente bezeichnen, die unmittelbar dem Erzähler bzw. der Erzählinstanz<br />

zuzuschreiben sind, wobei neben der ’berichtenden’ Funktion im engeren Sinne (nach<br />

Weinrich: neben dem Erzählen) auch andere Funktionen (das Besprechen) eine Rolle<br />

spielen. Eberhard Lämmert hat in Bauformen des Erzählens vier verschiedene ’Erzählweisen’<br />

unterschieden, deren Zusammenspiel den sogenannten Erzählerbericht konstituiert” 36 . Diese<br />

Erzählweisen sind, nach Lämmert (über Vogt), ”Bericht” einschließend ”Redebericht”,<br />

”szenische Darstellung”, ”Beschreibung” und ”Erörterung”. Bei Vogt und bei Lämmert ist also,<br />

anders als in meinem Modell, der Erzählerkommentar Bestandteil des Erzählerberichts. Der<br />

”Erzählerbericht” bleibt natürlich trotz meines Abtrennens des Erzählerkommentars aus der<br />

Kategorie immer noch ziemlich heterogen, aber ich mache dessen ungeachtet keine weitere<br />

Aufteilung, weil ich nicht weiß, wo genau ich die Grenzen ziehen sollte. Hans-Wilhelm<br />

Schwarze schreibt zu diesem Thema: ”Der Übergang vom Erzählen im Sinne von Bericht<br />

und Beschreibung zu direktem, szenischem Erzählen im Sinne von Zeigen erfolgt, wenn sich<br />

35 Petersen 1993 S. 80<br />

36 Vogt 1998 S. 145

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