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I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky

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absolute.” 29 Sie behauptet also, daß die Ich-Er-Grenze an der Reflektorseite eine Bruchstelle<br />

im Kreis bedeute.<br />

Cohn stellt weiter den Sektor zwischen der Ich-Erzählsituation und der personalen<br />

Erzählsituation, wo der innere Monolog dominiert, in Frage. Sie meint, daß beim inneren<br />

Monolog keine Mittelbarkeit vorliege und daß dieser deswegen keinen Platz auf dem<br />

Typenkreis innehaben sollte: ”If we now remember that Stanzel’s root concept of ’narrative<br />

situation’ is predicated on the generic characterization of ’mediacy of presentation’, it becomes<br />

clear why the autonomous monologue - if its radical nature is fully acknowledged - has no<br />

place on the circle of narrative situations. Stanzel’s inclusion of this form in his typology seems<br />

to me, dictated solely by the exigencies of his circular continuum.” 30 (Cohns Gedanken zum<br />

inneren Monolog werden zusammen mit dem, was sie über den Dialog sagt, etwas näher im<br />

Kapitel ”Erzählverhalten - Sprechweisen” behandelt.)<br />

Stanzel siedelt die erlebte Rede im Sektor zwischen auktorialem und personalem<br />

Erzählverhalten an. Cohn will diesen Sektor tilgen und der erlebten Rede einen Platz am<br />

Reflektorpol, also innerhalb der personalen Erzählsituation, geben. Sie hat folgende Erklärung<br />

dafür: ”Clearly the modus vivendi he attributes to the narrator at the modal reflector pole<br />

sounds very much like a handbook description of free indirect style (FIS) or erlebte Rede.” 31<br />

In ihrer Auseinandersetzung mit dem Stanzelschen Begriff ”Perspektive” kommt Cohn zu<br />

dem Schluß, daß Außenperspektive und Erzählermodus miteinander korrespondieren, sowie<br />

Innenperspektive und Reflektormodus miteinander und daß daher die Kategorie<br />

”Perspektive” überflüssig sei oder daß eine Einteilung in Modus und Perspektive nicht<br />

gerechtfertigt sei. Sie beruft sich dabei u.a. auf Stanzels eigene Worte. Im Moduskapitel in<br />

”Theorie des Erzählens” schreibt er: ”Es besteht offensichtlich eine enge Korrespondenz<br />

zwischen Innenperspektive und dem durch eine Reflektorfigur dominierten<br />

Darstellungsmodus auf der einen Seite und zwischen Außenperspektive und dem durch eine<br />

Erzählerfigur dominierten Darstellungsmodus auf der anderen Seite.” 32 (Dem Zitat aus der<br />

englischen Übersetzung, das Cohn in ihrem Text heranzieht, nämlich ”there is evidently a<br />

close correspondence between internal perspective and the mode of representation<br />

dominated by the narrator on the other hand” 33 fehlen wichtige Teile, um verständlich zu sein,<br />

und ich vermute, daß es sich hier um einen Druckfehler handle.) Wenn es um Ich-Erzählungen<br />

geht, meint Cohn, daß Stanzels ”erzählendes Ich” mit dem Erzählermodus übereinstimme<br />

und sein ”erlebendes Ich” mit dem Reflektormodus.<br />

Am Ende faßt Cohn ihre Einwände gegen Stanzels Theorie zusammen und entwirft dabei<br />

einen alternativen Typenkreis. Sie betont aber, daß ihre kritischen Bemerkungen nicht als eine<br />

Ablehnung von Stanzels Modell gesehen werden dürfen. ”I would like to cast my main<br />

strictures in terms of a series of friendly amendments, made expressly from within Stanzel’s<br />

29 Cohn 1981 S. 168<br />

30 Cohn 1981 S. 170<br />

31 Cohn 1981 S. 172<br />

32 Stanzel 2001 S. 190<br />

33 Cohn 1981 S. 176

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