24.12.2012 Aufrufe

I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky

I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky

I Allgemeine Erzähltheorie - Bodil Zalesky

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

den Redeweisen der Figuren und der des Erzählers groß ist.<br />

Der Terminus ”Reliefbildung” wird auch für andere Bereiche als den sprachlich-stilistischen<br />

benutzt. Unter einem epischen Relief versteht Petersen ”die vom jeweiligen Text<br />

ausgelöste höchst unterschiedliche Aufnahme der Erzählung durch den Leser.” 16 Ein Text mit<br />

starker Reliefbildung kann z.B. mehrere Handlungsstränge oder Höhepunkte haben, zwischen<br />

verschiedenen Erzählformen oder Arten des Erzählverhaltens wechseln. Schwache<br />

Reliefbildung kann z.B. bedeuten, daß in einem Text das Erzählverhalten gleich bleibt und nur<br />

eine Darbietungsart vorkommt, daß alles am gleichen Ort passiert.<br />

Mit Hilfe dieser Kategorientafel kann man, behauptet Petersen, einen erzählenden Text als<br />

Erzählsystem, in dem alle Kategorien des Erzählens untereinander in einer Korrespondenz<br />

stehen, analysieren.<br />

2. Diskussion einiger Aspekte in Stanzels Theorie<br />

2.1 Hintergrund<br />

Wie aus dem vorigen Kapitel hervorgeht, bildet Stanzels System einen wichtigen<br />

theoretischen Ausgangspunkt für meine Untersuchung. Seine Theorien haben eine zentrale<br />

Stellung in der erzähltheoretischen Forschung, besonders, aber nicht nur, im<br />

deutschsprachigen Raum. Viele Narratologen haben sein Modell eingehend diskutiert und<br />

sich mit seinen Ideen auseinandergesetzt. Einige von ihnen haben auch versucht, sein Modell<br />

für ihre Zwecke zu modifizieren oder weiterzuentwickeln. Hier folgen in Zusammenfassung<br />

einige Beiträge zur Stanzeldiskussion.<br />

2.2 Jochen Vogts Kritik<br />

Ein Teilkapitel (”’So wunderlich sind diese Elemente zu verschlingen...’ Für und wider Stanzels<br />

Romantypologie”) in Jochen Vogts Buch ”Aspekte erzählender Prosa” setzt sich mit F.K.<br />

Stanzels Typologie der Erzählsituationen auseinander. Vogt meint, daß Stanzels<br />

Romantypologie zwar auf sehr nuancierte Beobachtungen einer großen Anzahl von<br />

Erzähltexten baue, aber kein eigentliches System darstelle. Er behauptet dann auch, daß<br />

gerade dieser nichtsystematische Charakter von Stanzels Modell zu dessen großer<br />

Brauchbarkeit für direkte Textinterpretationen beitrage, und er nennt es dabei ”eine Art<br />

erzähltheoretischer Werkzeugskasten” 17 . Vogt betont weiter, daß viele Erzähltheoretiker<br />

ähnliche Positionen Stanzels Konzept gegenüber einnehmen. ”Mehrfach wurde die<br />

instrumentelle Brauchbarkeit von Stanzels Beschreibungsmerkmalen anerkannt, die<br />

theoretisch-systematische Grundlegung aber bemängelt.” 18 Er stellt die Positionen der<br />

16 Petersen 1993 S. 86<br />

17 Vogt 1998 S. 82<br />

18 Vogt 1998 S. 84

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!