www .B–u–B.de
www .B–u–B.de
www .B–u–B.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Foyer<br />
Wissenschaftliche Bibliothek<br />
Zentrale Fachbibliotheken bün<strong>de</strong>ln<br />
Kräfte / 13 Millionen Medieneinheiten<br />
und 50 000 Zeitschriftentitel __________ 6<br />
Stapelbare Kisten sorgen für überschaubare<br />
Kosten / Hochschule Darmstadt:<br />
Gar<strong>de</strong>robe in mo<strong>de</strong>rne Bibliothek<br />
verwan<strong>de</strong>lt (Hagen Schwenk) ____ 7<br />
Volltextrecherche in <strong>de</strong>n Inhaltsverzeichnissen<br />
/ Die ULB Darmstadt bietet<br />
neue Dienstleistungen an (Harald<br />
Gerlach, Ingrid Milutinovic, Wolfgang<br />
Vogt, Karl-Heinz Kratz-Lucas) ________ 8<br />
Web-Opac an Evangelischer Fachhochschule<br />
Nürnberg gestartet _______ 8<br />
Klick in die Detmol<strong>de</strong>r Theatergeschichte<br />
(Julia Hiller) ______________ 9<br />
Studie: Mehrwertsteuer auf<br />
elektronische Publikationen benachteiligt<br />
<strong>de</strong>utsche Wissenschaft _____ 9<br />
SUB Göttingen: Dokumentenlieferdienste<br />
in neuem Gewand __________10<br />
Werke <strong>de</strong>s Heiligen Augustinus im<br />
Netz / Mittelalterliche Handschriftenfragmente<br />
<strong>de</strong>r Studienbibliothek<br />
Dillingen digitalisiert (Peter Schnitzlein) _10<br />
Paul McCartney lobt Preis aus _______10<br />
Aufruf: Beteiligung am Jahr <strong>de</strong>r<br />
Geisteswissenschaften _____________10<br />
Gartenstraße 18<br />
Neue Kollegin in <strong>de</strong>r BuB-Redaktion:<br />
Fachwissen verbun<strong>de</strong>n mit journalistischer<br />
Kompetenz _______________11<br />
Blickpunkt Recht<br />
Nabelschau an <strong>de</strong>r Verbuchungstheke /<br />
Juristische Tipps für eine harmonische<br />
Klei<strong>de</strong>rordnung (Michael Haager) ____12<br />
Öffentliche Bibliothek<br />
Berliner Bibliotheken als Praxisfeld für<br />
soziale Berufe / Weiterbildung qualifi<br />
ziert für praktische Ausbildung von<br />
Stu<strong>de</strong>nten (Heidrun Hübner-Gepp,<br />
Katrin Seewald, Manuela Werner) ____14<br />
Mag<strong>de</strong>burger Hilfsprojekt unterstützt<br />
argentinische Urwald-Bücherei ______14<br />
Religion – Wasser – Poesie: Junge<br />
Fotografen in <strong>de</strong>r Stadtbücherei<br />
Hei<strong>de</strong>lberg _______________________15<br />
Spezialbibliothek<br />
Vom Dadaismus bis zur mo<strong>de</strong>rnen<br />
Kunst <strong>de</strong>r Schweiz / Kunsthaus Zürich<br />
eröffnet Bibliothek in neuen Räumen _16<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Ausbildung<br />
Stu<strong>de</strong>ntenprojekt: »BI or not 2 be« –<br />
das ist hier <strong>de</strong>r Film (Natascha Ziltz) ___17<br />
Blin<strong>de</strong> und gehörlose Nachwuchskräfte<br />
erfolgreich / Drei FaMIs mit<br />
Handicap schaffen <strong>de</strong>n Berufsstart<br />
(Karin Holste-Flinspach) ____________18<br />
Auszeichnung<br />
Hamburg holt mit Chatbot Stella<br />
<strong>de</strong>n Innovationspreis / Bibliotheken<br />
für richtungsweisen<strong>de</strong>n Einsatz von<br />
IT ausgezeichnet __________________20<br />
Karl-Preusker-Medaille: Paul Raabe<br />
für Lebenswerk geehrt _____________21<br />
Diskussion<br />
Son<strong>de</strong>rsituation in Bayern<br />
(Christina Walser, Gudrun Kulzer,<br />
Doris Schnei<strong>de</strong>r) ___________________21<br />
WB-Schlagseite<br />
(Otto-Rudolf Rothbart) _____________21<br />
Nachrichten 22<br />
FRBR-Standards in <strong>de</strong>utscher<br />
Übersetzung (Gudrun Henze) _______23<br />
Dribbelstark und treffsicher:<br />
Deutsche Bibliothekare zwei Jahre vor<br />
EM in Hochform (Klaus-Peter Böttger) _ 24<br />
Neues von IFLA ___________________24<br />
Termine<br />
Fortbildung Januar–März ___________25<br />
Kalen<strong>de</strong>rtipps _____________________26<br />
Markt 27<br />
Lesesaal<br />
Bau<br />
Roter Teppich für die Nutzer ausgerollt /<br />
Bibliotheksneubau <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Regensburg (Claus Kuttler) __________30<br />
Das Interview<br />
»Der Bestandsaufbau ohne ID<br />
wäre ein Alptraum« / Die Institutslektorin<br />
Elke Nibbrig hält <strong>de</strong>n<br />
Besprechungsdienst <strong>de</strong>r Öffentlichen<br />
Bibliotheken in Zeiten<br />
knapper Kassen für wichtiger<br />
<strong>de</strong>nn je __________________________37<br />
Politik<br />
Was sind Bibliotheken wert? /<br />
Studien zeigen: Je<strong>de</strong>r investierte<br />
Euro bringt Kommunen bis zu sechs<br />
Euro ein (Hans-Christoph Hobohm) __40<br />
Wie wird das Bibliothekswesen<br />
kampagnenfähig? / Ergebnisse<br />
einer Kooperationsveranstaltung<br />
Magazin<br />
Aus <strong>de</strong>m<br />
Berufsverband<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Inhalt | BuB<br />
<strong>de</strong>r ekz mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />
Fachstellen (Michael Reisser) ________42<br />
Bildungspartner Bibliothek<br />
Kräfte bün<strong>de</strong>ln, Bildung schaffen /<br />
Öffentliche Bibliothek und Volkshochschule<br />
unter einem Dach<br />
(Wolfram Henning) ________________46<br />
Ausland<br />
Vom Heiligen Kyrill zum mo<strong>de</strong>rnen<br />
Bibliotheksgesetz / Bulgariens langer<br />
Weg in die Europäische Union<br />
(Vanja Grashkina) _________________53<br />
Ein Recht auf exzellente Wissensstätten<br />
/ In Kanada gibt es Bibliotheksgesetze<br />
und starke Netzwerke<br />
für Bildungsarbeit (Lise Rebout,<br />
Shawn Whatley) __________________58<br />
Potzblitz, Access 2006! Technische<br />
Trends auf <strong>de</strong>m internationalen<br />
Informations-Kongress in Ottawa<br />
(Anne Christensen) ________________65<br />
Tagungen<br />
Mo<strong>de</strong>rnität und historische Atmosphäre<br />
/ Zwei Veranstaltungen <strong>de</strong>s<br />
Wolfenbütteler Arbeitskreises für<br />
Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte<br />
(Peter Vodosek) ____________67<br />
Erfolgsrezepte heiß begehrt / Fachtagung<br />
in Bad Urach lotet Strategien<br />
für Öffentliche Bibliotheken aus<br />
(Tonio Paßlick) ____________________68<br />
Fachliteratur<br />
Michael Knoche: Die Bibliothek<br />
brennt (Peter Vodosek) _____________70<br />
Anne-Katharina Weilenmann:<br />
Fachspezifi sche Internetrecherche<br />
(Jürgen Plieninger) ________________71<br />
Aus <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgruppen: Vorschläge<br />
für die Wahl zum Vorstand in <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgruppen<br />
Sachsen-Anhalt und Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg. – Aus <strong>de</strong>n Kommissionen:<br />
Checkliste »Marktanalyse für OPLs«<br />
(Kommission für One-Person Librarians).<br />
– Service: BIB-Fortbildungen •<br />
Mitglie<strong>de</strong>rnachrichten ______________73<br />
Summary / Résumé 78<br />
Stellenmarkt 79<br />
Editorial 6<br />
Impressum 39<br />
5
6 BuB | Foyer<br />
»Bibliothek 2007«<br />
wur<strong>de</strong> das vom Dachverband Bibliothek & Information Deutschland<br />
(BID) im Jahr 2003 veröffentlichte Strategiekonzept zur Weiterentwicklung<br />
<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Bibliothekswesens benannt. Nicht<br />
nur <strong>de</strong>r Titel macht 2007 eine Überprüfung <strong>de</strong>s Positionspapiers<br />
erfor<strong>de</strong>rlich, die Rahmenbedingungen haben sich ebenfalls gewan<strong>de</strong>lt.<br />
»Bibliothek 2007« besteht aus zwei Teilen: Einer Sachstandsanalyse<br />
und <strong>de</strong>m daraus abgeleiteten Vorschlag zur Errichtung einer<br />
»BibliotheksEntwicklungsAgentur« (BEA) auf Bun<strong>de</strong>sebene.<br />
Die Fakten sind unverän<strong>de</strong>rt und durch internationale Vergleichsstudien<br />
belegt: Bildungssysteme, die Bibliotheken konzeptionell<br />
und strategisch einbin<strong>de</strong>n, arbeiten effizienter und erfolgreicher.<br />
Die <strong>de</strong>utschen Schulen hingegen greifen vergleichsweise wenig<br />
auf die Infrastruktur, Angebote und Erfahrungen <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
zurück.<br />
Öffentliche Bibliotheken sind »freiwillige« Aufgabe <strong>de</strong>r Kommunen,<br />
Bildung hingegen ist vornehmlich Län<strong>de</strong>rsache und eine<br />
Pflichtveranstaltung. Zur Schließung dieser Lücke wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />
BEA eine zentrale Einrichtung vorgeschlagen, die die Län<strong>de</strong>r und<br />
kommunalen Träger vor Ort unterstützt: durch die I<strong>de</strong>ntifizierung<br />
und Vermittlung von Best Practice sowie die För<strong>de</strong>rung und Beratung<br />
in <strong>de</strong>r Fläche.<br />
Vorgezogene Bun<strong>de</strong>stagswahl und Fö<strong>de</strong>ralismusreform haben<br />
die Überzeugungsarbeit für die BEA erschwert. 2007 wird <strong>de</strong>r<br />
erste Bericht <strong>de</strong>r Kultur-Enquete <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>stages erscheinen; dabei<br />
sind auch Vorschläge zur Bibliotheksentwicklung zu erwarten.<br />
Nicht zuletzt davon wird abhängen, ob nach <strong>de</strong>r Neuordnung <strong>de</strong>r<br />
Bund-Län<strong>de</strong>rbeziehungen die BEA ein realistisches Ziel sein kann.<br />
Die BID als Dachverband und ihre Mitgliedsverbän<strong>de</strong> haben<br />
sich aber keineswegs allein auf die BEA fokussiert. Davon zeugen<br />
vielfältige Aktivitäten in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn zur Schaffung von Bibliotheksgesetzen,<br />
<strong>de</strong>r Kampf für die Informationsfreiheit (zentrales<br />
Thema auf <strong>de</strong>m Leipziger Bibliothekskongress im März) und die<br />
kritische Begleitung <strong>de</strong>r Urheberrechtsreform.<br />
Vom Vereinsausschuss <strong>de</strong>s Berufsverban<strong>de</strong>s Information Bibliothek<br />
e.V. (BIB) wur<strong>de</strong> Anfang Dezember eine weit reichen<strong>de</strong><br />
Strukturreform beschlossen, um die Interessenvertretung für die<br />
Beschäftigten im Bibliotheks- und Informationssektor zu optimieren<br />
und zu verstärken. Ein Bericht über die Details <strong>de</strong>r Reform ist<br />
für die Verbandsrubrik im Februarheft vorgesehen.<br />
Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Wie in <strong>de</strong>r vorherigen<br />
Ausgabe angekündigt, geht <strong>de</strong>n BIB-Mitglie<strong>de</strong>rn zusammen mit<br />
diesem Heft ein Exemplar <strong>de</strong>s Handbuchs »bibliothek compact«<br />
(bibcom) zu. bibcom ist als Nachfolger <strong>de</strong>s bewährten »BibliotheksKalen<strong>de</strong>rs«<br />
konzipiert wor<strong>de</strong>n. Das Nachschlagewerk enthält<br />
einen umfangreichen Informationsteil mit Terminen und Kontaktdaten<br />
wichtiger Institutionen <strong>de</strong>s Bibliotheks- und Informationswesens.<br />
Die erste bibcom-Ausgabe wird durch eine Liste <strong>de</strong>r<br />
BIB-Mitglie<strong>de</strong>r komplettiert. BIB-Mitglie<strong>de</strong>r erhalten bibcom in<br />
diesem Jahr kostenlos, das Nachschlagewerk<br />
ist außer<strong>de</strong>m für 10 Euro im<br />
Buchhan<strong>de</strong>l erhältlich.<br />
Susanne Rie<strong>de</strong>l (BIB-Vorsitzen<strong>de</strong>)<br />
Wissenschaftliche<br />
Bibliothek<br />
Zentrale<br />
Fachbibliotheken<br />
bün<strong>de</strong>ln Kräfte<br />
13 Millionen Medieneinheiten<br />
und 50 000<br />
Zeitschriftentitel<br />
Die drei Zentralen Fachbibliotheken<br />
(ZFB), in <strong>de</strong>ren Verbund<br />
die Technische Informationsbibliothek<br />
(TIB) in Hannover, die<br />
Zentralbibliothek für Medizin<br />
(ZB MED) in Köln sowie die Zentralbibliothek<br />
für Wirtschaftswissenschaften<br />
(ZBW) in Kiel<br />
gehören, wollen ihre bisherige<br />
Zusammenarbeit intensivieren.<br />
Dies teilte die TIB mit.<br />
Die Zentralen Fachbibliotheken<br />
gehören zu <strong>de</strong>n weltweit größten<br />
wissenschaftlichen Spezialbibliotheken<br />
in ihren Fachgebieten.<br />
In <strong>de</strong>r Mitteilung heißt es:<br />
»Bereits je<strong>de</strong> Bibliothek für sich<br />
besteht <strong>de</strong>n internationalen Vergleich<br />
mit ähnlichen Institutionen.<br />
Als Einheit wird jedoch eine<br />
Größe und Leistungsfähigkeit<br />
erreicht, die in <strong>de</strong>r Informationsbranche<br />
herausragend ist.«<br />
Das Ziel <strong>de</strong>r künftigen Zusammenarbeit<br />
benennt Uwe<br />
Rosemann, Direktor <strong>de</strong>r TIB:<br />
»Wir wollen unseren Kun<strong>de</strong>n<br />
einen echten Mehrwert bieten,<br />
nämlich ein erweitertes Angebot<br />
als Single-Point-of-Access, das<br />
umfassend, schnell, preiswert<br />
und eff ektiv ihren Bedarf erfüllt.<br />
Wir übernehmen damit die Literatur-<br />
und Informationsversorgung<br />
in unseren Fachgebieten<br />
für Deutschland und darüber<br />
hinaus und sichern so <strong>de</strong>n Wissenschafts-<br />
und Forschungsstandort.«<br />
Abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n die Fachgebiete<br />
Technik mit Architektur,<br />
Chemie, Informatik, Mathematik<br />
und Physik; Medizin<br />
mit Gesundheitswesen, Ernährung,<br />
Umwelt und Agrarwissenschaften<br />
sowie Volkswirtschaft,<br />
Betriebswirtschaft und Wirt-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Editorial<br />
schaftspraxis. Die Zielgruppen<br />
wie Wissenschaft, Forschung,<br />
Lehre sowie Industrie, Wirtschaft<br />
und Verwaltung können<br />
fachübergreifend und aus einer<br />
Hand bedient wer<strong>de</strong>n.<br />
Angestrebt wird mit <strong>de</strong>r engeren<br />
Kooperation eine bessere<br />
Wettbewerbsfähigkeit. »Die Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Marktes<br />
sind heute nicht mehr allein zu<br />
bewältigen. In <strong>de</strong>r Bün<strong>de</strong>lung<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Stärken und Ressourcen<br />
sehen wir die beste Ausgangssituation<br />
für zukünftige<br />
Aktivitäten, bei <strong>de</strong>nen Qualität<br />
und Service im Mittelpunkt<br />
stehen«, erklärt Ulrich Korwitz,<br />
Direktor <strong>de</strong>r ZB MED.<br />
Horst Th omsen, Direktor <strong>de</strong>r<br />
ZBW, ergänzt: »Wir gehen davon<br />
aus, dass noch erhebliches Marktpotenzial<br />
im aka<strong>de</strong>mischen und<br />
industriellen Sektor besteht –<br />
sowohl für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r<br />
Volltextversorgung als auch für<br />
neue Produkte und Geschäftsfel<strong>de</strong>r<br />
im Kontext <strong>de</strong>r Digitalen<br />
Bibliothek.«<br />
Alleinstellungsmerkmal ist<br />
<strong>de</strong>r umfassen<strong>de</strong> Bestand: Die<br />
ZFB stellen <strong>de</strong>rzeit gemeinsam<br />
rund 13 Millionen Medieneinheiten<br />
sowie über 50 000 Zeit-<br />
Alleinstellungsmerkmal<br />
ist <strong>de</strong>r umfassen<strong>de</strong> Bestand:<br />
Die ZFB stellen <strong>de</strong>rzeit<br />
gemeinsam rund 13 Millionen<br />
Medieneinheiten sowie<br />
über 50 000 Zeitschriftentitel<br />
zur Verfügung.<br />
schriftentitel zur Verfügung.<br />
Rund 14 Millionen Euro Erwerbungsmittel<br />
stehen bereit.<br />
Die nächsten Schritte auf<br />
<strong>de</strong>m Weg zu einer ZFB-Einheit<br />
führen über die Erstellung einer<br />
integrierten Gesamtstrategie zu<br />
einem tragfähigen Geschäftsmo<strong>de</strong>ll.<br />
Erste konkrete Maßnahme<br />
ist die Einstellung eines<br />
Projektmanagers, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kooperationsaufbau<br />
koordiniert<br />
und weiterentwickelt. Die wichtigsten<br />
Fel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
wer<strong>de</strong>n zunächst Produkt-<br />
und IT-Entwicklung sowie Marketing<br />
und Vertrieb sein.<br />
BuB | 59 (2007) 01
Wissenschaftliche Bibliothek<br />
Stapelbare Kisten sorgen<br />
für überschaubare Kosten<br />
Hochschule Darmstadt:<br />
Gar<strong>de</strong>robe in mo<strong>de</strong>rne<br />
Bibliothek verwan<strong>de</strong>lt<br />
Eng, dunkel, muffi g: Um die<br />
Bibliothek <strong>de</strong>s Fachbereichs<br />
Gestaltung an <strong>de</strong>r Hochschule<br />
Darmstadt war es lange Jahre<br />
nicht gut bestellt. Damit ist jetzt<br />
Schluss, ein Architektenteam<br />
aus Karlsruhe hat die Bibliothek<br />
mit knappem Budget saniert.<br />
Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Projekts: Stapelbare<br />
Bücherkisten aus preiswertem,<br />
aber soli<strong>de</strong>m Material<br />
lassen sich an die unterschiedlichen<br />
Raumsituationen optimal<br />
anpassen.<br />
Die ehemalige Gar<strong>de</strong>robe <strong>de</strong>s<br />
Hochschulgebäu<strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>r Mathil<strong>de</strong>nhöhe<br />
Darmstadt wur<strong>de</strong><br />
seit zwei Jahrzehnten als provisorische<br />
Bibliothek genutzt.<br />
Die Regale waren überla<strong>de</strong>n<br />
und baufällig, <strong>de</strong>r Raum besaß<br />
wenig Aufenthaltsqualität und<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>mentsprechend wenig<br />
von <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />
Lehren<strong>de</strong>n als Studienort genutzt.<br />
Mit <strong>de</strong>m Umbau, für <strong>de</strong>n insgesamt<br />
50 000 Euro zur Verfügung<br />
stan<strong>de</strong>n, sollten folgen<strong>de</strong><br />
Ziele erreicht wer<strong>de</strong>n: größere<br />
Regalfl ächen, attraktive, auf<br />
unterschiedliche Arbeitssituationen<br />
zugeschnittene Lese- und<br />
Rechercheplätze, verbesserte<br />
technische Infrastruktur sowie<br />
eine klare und angemessene<br />
räumliche Ordnung.<br />
Die Bibliothek fi n<strong>de</strong>t in zwei<br />
zusammenhängen<strong>de</strong>n Raumteilen<br />
mit stark unterschiedlicher<br />
Höhe Platz. Der niedrige<br />
Raumteil wur<strong>de</strong> mit Regalelementen<br />
»dicht gepackt«. Der<br />
hohe Raumteil erhielt eine<br />
umlaufen<strong>de</strong> »Haut« aus Regalen.<br />
Die Mitte <strong>de</strong>s Raumes steht für<br />
Arbeitsplätze zur Verfügung.<br />
Durch die attraktiven, auf<br />
unterschiedliche Arbeitssituati-<br />
onen zugeschnittenen Lese- und<br />
Rechercheplätze, kann <strong>de</strong>r Bibliotheksbestand<br />
nun in vielfältiger<br />
Weise genutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Zeitschriftenregale befi n<strong>de</strong>n sich<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Die leuchten<strong>de</strong> Farbigkeit <strong>de</strong>r Wandflächen und Sitzpolster schafft prägnante<br />
Kontraste. (Fotos: Jan Schimitzek, Per Schorn, Hagen Schwenk)<br />
Die traditionellen Arbeitsweisen <strong>de</strong>r konzentrierten Lesearbeit und <strong>de</strong>r<br />
zielgerichteten Recherche in analogen o<strong>de</strong>r digitalen Medien fin<strong>de</strong>t an<br />
<strong>de</strong>n großen Arbeitstischen statt.<br />
Foyer | BuB<br />
direkt am Bewegungsraum. Die<br />
Sitzbänke zwischen <strong>de</strong>n Regalreihen<br />
la<strong>de</strong>n zum entspannten<br />
Stöbern ein. Unter <strong>de</strong>n Sitzbänken<br />
versteckt sich die Klimatechnik<br />
<strong>de</strong>r benachbarten Aula.<br />
Die traditionellen Arbeitsweisen<br />
<strong>de</strong>r konzentrierten Lesearbeit<br />
und <strong>de</strong>r zielgerichteten<br />
Recherche in analogen und digitalen<br />
Medien fi n<strong>de</strong>t an <strong>de</strong>n großen<br />
Arbeitstischen statt. In <strong>de</strong>r<br />
Tischfl äche verläuft ein off ener<br />
Kabelkanal zum Anschluss von<br />
individuellen Laptops an Strom<br />
und Netzwerk. Vor <strong>de</strong>m Fenster<br />
in <strong>de</strong>n Hof befi n<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />
Alkoven. Ein beliebter Platz,<br />
<strong>de</strong>r vor allem »Bibliotheksanfängern«<br />
die Schwellenangst<br />
nimmt. Mit <strong>de</strong>n modularisierten<br />
und vorgefertigten Bücherkisten<br />
können auch komplexe Raumsituationen<br />
optimal genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n. Zur Herstellung <strong>de</strong>r<br />
Bücherkisten wer<strong>de</strong>n kunstharzbeschichtete<br />
Multiplexplatten<br />
verwen<strong>de</strong>t. Der Kunstharzfi lm<br />
ist halbtransparent und weist je<br />
nach Lichtsituation einen angenehmen,<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />
dunklen auberginefarbenen Ton<br />
auf.<br />
Bei direktem Licht scheint die<br />
Holzmaserung durch. Da es sich<br />
um Standardware im Bauwesen<br />
(für Betonschalung) han<strong>de</strong>lt und<br />
keine kostenintensive Nachbehandlung<br />
für Oberfl ächen erfolgen<br />
muss, hat dieses Material ein<br />
gutes Preis-Leistungsverhältnis.<br />
Es ist allerdings zu beachten,<br />
dass die Oberfl äche nicht die<br />
Kratz- und Abriebfestigkeit einer<br />
hochwertigen Lackierung<br />
aufweist.<br />
Für die Regale wer<strong>de</strong>n einzelne<br />
Bücherkisten zu Stapeln<br />
geschichtet. Die Kisten wer<strong>de</strong>n<br />
von Deckel zu Bo<strong>de</strong>n mit<br />
einer Schraube und mehreren<br />
Stahlstiften verbun<strong>de</strong>n. Durch<br />
die Anwendung <strong>de</strong>s Prinzips<br />
»Bücherkiste« sind eine zukünftige<br />
Vergrößerung <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
durch einfaches Aufstocken<br />
<strong>de</strong>r Regale o<strong>de</strong>r ein späterer<br />
Umzug leicht zu realisieren.<br />
Prof. Hagen Schwenk,<br />
Architekt, (Team: Katrin<br />
Lendlein, Claudia Schiedt),<br />
Bachstraße 43, 76185 Karlsruhe<br />
– Kontakt: hs@h-da.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 7<br />
Die Sitzbänke zwischen <strong>de</strong>n Regalen la<strong>de</strong>n die Benutzer zum entspannten<br />
Stöbern ein.<br />
7
8 BuB | Foyer Wissenschaftliche Bibliothek<br />
Volltextrecherche in<br />
<strong>de</strong>n Inhaltsverzeichnissen<br />
Die ULB Darmstadt bietet<br />
neue Dienstleistungen an<br />
Die Universitäts- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Darmstadt bietet<br />
ihren Benutzern verbesserte<br />
Dienstleistungen an. Laut<br />
Pressemitteilung gehören dazu<br />
neben <strong>de</strong>r Volltextrecherche<br />
in <strong>de</strong>n Inhaltsverzeichnissen<br />
<strong>de</strong>r Neuerwerbungen und <strong>de</strong>m<br />
RFID-Einsatz zur Selbstverbuchung<br />
beziehungsweise als<br />
Diebstahlsicherung auch eine<br />
Verlängerung <strong>de</strong>r Öffnungszeiten.<br />
Seit Mai vergangenen Jahres<br />
besteht die Möglichkeit, in <strong>de</strong>n<br />
Volltexten eingescannter Inhaltsverzeichnisse<br />
<strong>de</strong>r Neuerwerbungen<br />
zu recherchieren.<br />
Hierfür wur<strong>de</strong> die Suchmaschine<br />
dan<strong>de</strong>lon.com in das Katalogportal<br />
integriert. Zur Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r Recherche in <strong>de</strong>n<br />
mittlerweile etwa 10 000 eingescannten<br />
Inhaltsverzeichnissen<br />
und <strong>de</strong>r nach Relevanz sortierten<br />
Ausgaben <strong>de</strong>r Suchergebnisse<br />
wer<strong>de</strong>n maschinell erzeugte<br />
In<strong>de</strong>xate eingesetzt. Durch <strong>de</strong>n<br />
Einsatz mehrsprachiger Th esauri<br />
bei <strong>de</strong>r Recherche wird versucht,<br />
Singular/Plural, Synonyme und<br />
Mehrsprachigkeit <strong>de</strong>r Suchbegriff<br />
e zu berücksichtigten.<br />
Im Online-Katalog kann man<br />
sich die eingescannten Inhaltsverzeichnisse<br />
anzeigen lassen.<br />
Des Weiteren wird zur Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Recherchemöglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Opac mit einer Auswahl<br />
von maschinellen In<strong>de</strong>xaten angereichert.<br />
Das Einscannen <strong>de</strong>r Inhaltsverzeichnisse<br />
ist sei Herbst 2005<br />
nahtlos in <strong>de</strong>n Geschäftsgang<br />
<strong>de</strong>r Medienbearbeitung integriert.<br />
Als Software wird »intelligentCapture«<br />
<strong>de</strong>r Firma AGI<br />
– Information Management<br />
Consultants eingesetzt, welche<br />
auf Arbeitsplatz-PCs mit ange-<br />
schlossenem Scanner installiert<br />
ist.<br />
Vor <strong>de</strong>m eigentlichen Einscannen<br />
<strong>de</strong>r Bücher wird mit<br />
einem Barco<strong>de</strong>leser die Mediennummer<br />
<strong>de</strong>s Buches erfasst,<br />
um unter an<strong>de</strong>rem im eigenen<br />
Opac automatisch bibliografi -<br />
sche Daten (und falls vorhan<strong>de</strong>n<br />
auch Sacherschließungsdaten)<br />
zu ermitteln. In einer nächsten<br />
Überprüfung versucht die Erfassungssoftware<br />
zu ermitteln,<br />
ob ein eingescanntes Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>de</strong>s zu bearbeiten<strong>de</strong>n<br />
Buches in dan<strong>de</strong>lon.com vorhan<strong>de</strong>n<br />
ist. Ist dies <strong>de</strong>r Fall, kann<br />
auf das Einscannen verzichtet<br />
wer<strong>de</strong>n – ansonsten folgt nun<br />
das eigentliche Einscannen von<br />
Titelblatt und Inhaltsverzeichnis.<br />
Im Hintergrund erzeugt<br />
»intelligentCapture« vollautomatisch<br />
eine PDF-Datei, extrahiert<br />
mittels OCR <strong>de</strong>n Volltext<br />
und generiert maschinelle In<strong>de</strong>xate.<br />
Nach<strong>de</strong>m alle Bücher bearbeitet<br />
sind, wer<strong>de</strong>n die erzeugten<br />
Daten nach dan<strong>de</strong>lon.com exportiert.<br />
Zum Abschluss wer<strong>de</strong>n<br />
Importdaten für <strong>de</strong>n Verbundkatalog<br />
und <strong>de</strong>n lokalen Opac<br />
(URLs <strong>de</strong>r Inhaltsverzeichnisse<br />
und eine Auswahl maschineller<br />
In<strong>de</strong>xate) erzeugt.<br />
Zurzeit wer<strong>de</strong>n weitere Scan-<br />
Arbeitsplätze in <strong>de</strong>n Teilbibliotheken<br />
<strong>de</strong>r ULB Darmstadt eingerichtet,<br />
damit auch die dort<br />
erworbenen Neuerwerbungen<br />
eingescannt wer<strong>de</strong>n können. Im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Vorbereitungen für<br />
<strong>de</strong>n geplanten Neubau <strong>de</strong>r ULB<br />
in <strong>de</strong>r Stadtmitte sollen ab Anfang<br />
2007 auch die Inhaltsverzeichnisse<br />
schon vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Bestän<strong>de</strong> retrospektiv eingescannt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
RFID-Einsatz zur Selbstverbuchung<br />
Als eine <strong>de</strong>r ersten Universitätsbibliotheken<br />
in Deutschland hat<br />
Web-Opac an Evangelischer Verbund gehören die Bayerische<br />
Fachhochschule Nürnberg Staatsbibliothek, die Universi-<br />
gestartet<br />
täts- und Fachhochschulbib-<br />
Die Bibliothek <strong>de</strong>r Evangelischen<br />
liotheken, die regionalen staatlichen<br />
Bibliotheken sowie eine<br />
Fachhochschule Nürnberg hat Vielzahl weiterer Bibliotheken<br />
ihren Web-Opac offiziell in Be- in Bayern. Von <strong>de</strong>r Funktionstrieb<br />
genommen. Die Einrichtüchtigkeit <strong>de</strong>s neuen Systems<br />
tung verfügt über einen Be- überzeugten sich <strong>de</strong>r Generalstand<br />
von 42 000 Medieneinheidirektor <strong>de</strong>r Bayerischen Staatsten<br />
und zählte im Jahr 2005 circa bibliothek, Rolf Griebel, <strong>de</strong>r<br />
1 900 Kun<strong>de</strong>n, 25 000 Ausleihen Kanzler <strong>de</strong>r Evangelischen Fach-<br />
und knapp 2 500 Fernleihen. Die hochschule, Uwe Reißmann, <strong>de</strong>r<br />
Hochschulbibliothek ist Teil <strong>de</strong>s Leiter <strong>de</strong>r Hochschulbibliothek,<br />
Bibliotheksverbun<strong>de</strong>s Bayern Thilo Liebe, sowie <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt<br />
(BVB), <strong>de</strong>m regionalen Zusam- <strong>de</strong>r Evangelischen Fachhochmenschluss<br />
von etwa 100 Bibschule, Prof. Hans-Joachim Puch<br />
liotheken mit zusammen rund 15 (von links). (Foto: Evang. Fach-<br />
Millionen Titelnachweisen. Zum hochschule Nürnberg)<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
die ULB im April 2006 für die<br />
Freihandbereiche in <strong>de</strong>r Lehrbuchsammlung<br />
und im Off enen<br />
Magazin eine Selbstverbuchungsstation<br />
mit RFID-Technologie<br />
in Betrieb genommen.<br />
Dazu wur<strong>de</strong>n in alle entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Bücher Transpon<strong>de</strong>retiketten<br />
eingeklebt, auf <strong>de</strong>ren<br />
Chip die Buchnummer <strong>de</strong>s<br />
jeweiligen Buches gespeichert<br />
wur<strong>de</strong>. Über eine Schnittstelle<br />
zur Datenbank (Bibliothekskatalog)<br />
verfügt das System somit<br />
über alle dort gespeicherten und<br />
zur Ausleihe relevanten Angaben.<br />
Dank RFID-Technik ist<br />
die automatische Verbuchung<br />
<strong>de</strong>r Bücher durch <strong>de</strong>n Benutzer<br />
an entsprechen<strong>de</strong>n Selbstverbuchungsstationenwesentlich<br />
schneller, fehlerfreier und<br />
einfacher zu handhaben als bei<br />
herkömmlichen Systemen mit<br />
Barco<strong>de</strong>. Probleme mit <strong>de</strong>m<br />
Datenschutz gibt es im Bibliotheksbereich<br />
nicht, weil alle personenbezogenen<br />
Daten nicht auf<br />
<strong>de</strong>n Chips, son<strong>de</strong>rn nur in <strong>de</strong>r<br />
Für <strong>de</strong>n Leser bringt die neue<br />
Technologie geringere<br />
Wartezeiten, für die Mitarbeiter<br />
an <strong>de</strong>r Ausleihtheke<br />
Entlastung.<br />
Datenbank <strong>de</strong>r Bibliothek gespeichert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein Ausleihvorgang sieht nun<br />
so aus: Der Leser sucht sich die<br />
gewünschten Bücher aus <strong>de</strong>n<br />
Regalen und geht damit zum<br />
Selbstverbucher. Dort muss er<br />
sich mit seinem Leseausweis<br />
i<strong>de</strong>ntifi zieren und danach die<br />
Bücher zum Einlesen auf <strong>de</strong>n<br />
Tisch legen. Er muss dabei keinen<br />
Barco<strong>de</strong> suchen, son<strong>de</strong>rn<br />
kann das Buch beliebig positionieren.<br />
Sobald es registriert ist,<br />
erscheint eine entsprechen<strong>de</strong><br />
Meldung und das nächste Buch<br />
kann aufgelegt wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig<br />
erfolgt die Verbuchung auf<br />
das Lesekonto <strong>de</strong>s jeweiligen Benutzers.<br />
Am En<strong>de</strong> wird ein Quittungsbon<br />
ausgedruckt, aus <strong>de</strong>m<br />
ersichtlich ist, welche Bücher<br />
gera<strong>de</strong> entliehen wur<strong>de</strong>n und zu<br />
welchem Termin sie zurückgegeben<br />
wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
BuB | 59 (2007) 01
Wissenschaftliche Bibliothek<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Klick in die Detmol<strong>de</strong>r<br />
Theatergeschichte<br />
Die Lippische Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Detmold hat ihre Theaterzettel-Sammlung<br />
aus <strong>de</strong>m Zeitraum<br />
1777 bis 1953 vollständig digitalisiert<br />
und ins Netz gestellt. Die<br />
Zettel sind eine aussagekräftige<br />
Quelle für die regionale Theatergeschichte.<br />
Sie liefern Informationen<br />
zu Spielplänen, Inszenierungen<br />
und Akteuren <strong>de</strong>s Musik- und<br />
Sprechtheaters und verweisen<br />
zugleich auf Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>s Publikumsgeschmacks.<br />
Obwohl die<br />
Zeitreihe nicht vollständig erhalten<br />
ist, spiegeln sie doch die ganze<br />
Detmol<strong>de</strong>r Bühnengeschich-<br />
te und verraten manches Detail<br />
über die künstlerische und soziale<br />
Wirklichkeit früheren Theaterlebens.<br />
Die Lippische Bibliografie Online,<br />
die seit geraumer Zeit durch<br />
die Eingabe von Bildmaterialien<br />
zu einer regionalen Bilddokumentation<br />
erweitert wird, bietet unter<br />
<strong>www</strong>.llb-<strong>de</strong>tmold.<strong>de</strong> einfachen<br />
Zugang zu <strong>de</strong>n Informationen <strong>de</strong>r<br />
Theaterzettel. Es lässt sich mühelos<br />
feststellen, welche Stücke gespielt<br />
wur<strong>de</strong>n und welcher Star in<br />
Detmold ein Gastspiel gab.<br />
Dr. Julia Freifrau Hiller<br />
von Gaertringen, Stellvertreten<strong>de</strong><br />
Direktorin Lippische<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Foyer | BuB<br />
Kann das Medium aus un- Mehr Informationen zur ein- Studie:<br />
sche Bibliotheken, beim Druckvorhersehbaren<br />
Grün<strong>de</strong>n nicht gesetzten Technik gibt es unter Mehrwertsteuer auf<br />
ordnungsgemäß verbucht wer- <strong>www</strong>.bibliotheca-rfi d.com/docs/ elektronische Publika<strong>de</strong>n,<br />
erscheint die Meldung, sich dokumente/arbido_6_04_Kern.<br />
tionen benachteiligt<br />
an die Ausleihtheke zu wen<strong>de</strong>n. pdf o<strong>de</strong>r im »RFID Handbuch«<br />
Ignoriert <strong>de</strong>r Benutzer diese Auf- von Klaus Finkenzeller. <strong>de</strong>utsche Wissenschaft<br />
medium zu bleiben«, erklärte<br />
Hans Geleijnse, <strong>de</strong>r neue Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Frankfurt Group. »Der<br />
Umstieg von gedruckten auf<br />
elektronische Medien erfolgt in<br />
for<strong>de</strong>rung, so spricht am Aus-<br />
<strong>de</strong>n skandinavischen Län<strong>de</strong>rn<br />
gang beim Passieren <strong>de</strong>s Siche- Längere Öff nungszeiten<br />
Dänemark und Schwe<strong>de</strong>n viel<br />
rungsgates <strong>de</strong>r Diebstahlschutz<br />
Die hohe Mehrwertsteuer auf schneller und umfassen<strong>de</strong>r. Dort<br />
an und löst ein optisches und Bereits 2001 hatte die ULB ihre elektronische Publikationen spielt die Mehrwertsteuer keine<br />
akustisches Signal aus. Öff nungszeiten von vorher 54 benachteiligt die <strong>de</strong>utsche Rolle, weil sie am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jah-<br />
Für <strong>de</strong>n Leser bringt die neue auf 74 Wochenstun<strong>de</strong>n dras- Wissenschaft im internationalen res rückerstattet wird.«<br />
Technologie geringere Wartezeitisch verlängert. Im Jahr 2005 Vergleich erheblich. Zu diesem »Die ungünstige Regelung<br />
ten, für die Mitarbeiter an <strong>de</strong>r erfolgte die Sonntagsöff nung Ergebnis kommt eine Studie <strong>de</strong>r in Deutschland und an<strong>de</strong>ren<br />
Ausleihtheke Entlastung. Auch (83 Wochenstun<strong>de</strong>n) und seit Frankfurt Group. Die Frank- Län<strong>de</strong>rn Europas verschlechtert<br />
<strong>de</strong>r ausgedruckte Quittungsbon Oktober 2006 eine erneute Steifurt Group ist das europäische nicht nur die Informationsver-<br />
ist ein großer Fortschritt gegengerung <strong>de</strong>r Öff nungszeiten auf Forum für Wissenschaftsinforsorgung. Sie stellt auch einen<br />
insgesamt 94 Stun<strong>de</strong>n pro Womation. Ihre Mitglie<strong>de</strong>r sind großen Nachteil für die Forche.<br />
Die ULB ist nunmehr von europäische Verbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r schung und die wirtschaftliche<br />
Die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Montag bis Freitag von 8 bis 22 Autoren, Verleger, Verwer- Entwicklung dar«, warnte <strong>de</strong>s-<br />
langen Öffnungszeiten war Uhr und am Samstag und Sonntungsgesellschaften,Bibliothehalb Michael Mabe, <strong>de</strong>r Sekretär<br />
schon lange erkennbar, wenn tag von 9 bis 21 Uhr geöff net. ken, Forschungszentren und <strong>de</strong>r Frankfurt Group. In <strong>de</strong>n<br />
man sich die permanent Die Notwendigkeit <strong>de</strong>r lan- Agenturen.<br />
USA be<strong>de</strong>ute die Nullsteuer für<br />
voll besetzten Lesesäle gen Öff nungszeiten war schon<br />
elektronische Publikationen da-<br />
anschaute. lange erkennbar, wenn man Innerhalb <strong>de</strong>r meisten europäigegen einen erheblichen Wettbe-<br />
sich die permanent voll besetzschen Län<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n gedruckte werbsvorteil für Forschung und<br />
ten Lesesäle anschaute. Um <strong>de</strong>n und elektronische Publikatio- Ausbildung.<br />
über <strong>de</strong>n altgewohnten Fristzet- tatsächlichen Bedarf <strong>de</strong>r Biblinen unterschiedlich besteuert. Die Studie <strong>de</strong>r Frankfurt<br />
teln – hat man doch jetzt einen otheksbesucher herausfi n<strong>de</strong>n In Deutschland gilt für gedruck- Group »Survey on the impact<br />
Beleg in <strong>de</strong>r Hand, auf <strong>de</strong>m man zu können, wur<strong>de</strong> im Frühjahr te Publikationen ein niedriger of VAT on libraries and the sci-<br />
ablesen kann, welches Buch zu 2006 eine Benutzerbefragung Steuersatz von sieben Prozent, entifi c publication markets«<br />
einem bestimmten Zeitpunkt durchgeführt, <strong>de</strong>ren Erkennt- um die Verbreitung <strong>de</strong>r für wur<strong>de</strong> vom Soziologischen<br />
zurückgegeben wer<strong>de</strong>n muss. nisse nach Möglichkeit umge- Wissenschaft und Information Forschungsinstitut Göttingen<br />
Für <strong>de</strong>n geplanten Neubau setzt wor<strong>de</strong>n sind.<br />
unentbehrlichen Werke zu er- (SOFI) durchgeführt. Sie ist<br />
<strong>de</strong>r ULB sollen bereits jetzt alle Harald Gerlach, Ingrid Miluleichtern, während elektronische für Interssierte auf <strong>de</strong>r Website<br />
für die zukünftigen Fachlesetinovic, Wolfgang Vogt, Karl- Publikationen mit 16 Prozent <strong>de</strong>r Frankfurt Group zugängsäale<br />
vorgesehenen Bücher mit<br />
Heinz Kratz-Lucas; besteuert wer<strong>de</strong>n.<br />
lich: <strong>www</strong>.sub.uni-goettingen.<strong>de</strong>/<br />
RFID-Transpon<strong>de</strong>rn ausgestat- Universitäts- und Lan<strong>de</strong>s- »Die hohen Kosten für elek- frankfurtgroup/vat/Endbericht<br />
tet wer<strong>de</strong>n.<br />
bibliothek Darmstadt tronische Medien zwingen <strong>de</strong>ut- VAT210906.pdf.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 9<br />
9
10 BuB | Foyer Wissenschaftliche Bibliothek<br />
SUB Göttingen:<br />
Dokumentenlieferdienste<br />
in neuem Gewand<br />
Bewährt hat sich die Umstellung<br />
<strong>de</strong>r Soft- und Hardware in <strong>de</strong>r Dokumentenlieferung<br />
<strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsächsischen<br />
Staats- und Universitätsbibliothek<br />
Göttingen (SUB).<br />
Der Leiter <strong>de</strong>r dortigen Benutzungsabteilung,<br />
Jan-Jasper Fast<br />
(Foto), zieht nach fast einjähriger<br />
Nutzungszeit ein positives Fazit:<br />
»Es ist insgesamt gelungen, die<br />
wichtigen Dokumentlieferdienste<br />
sowie die gesamte Online-Fernleihe<br />
mit rund 200 000 Bestellungen<br />
pro Jahr über MyBib eDoc abzuwickeln.<br />
Das wichtigste Ziel <strong>de</strong>s<br />
Projekts war bereits nach vier Monaten<br />
erreicht. Aus heutiger Sicht<br />
ist das größte Plus die komfortable<br />
Bestellverwaltung, die wesentlich<br />
weniger Arbeitszeit bin<strong>de</strong>t<br />
als zuvor. Gern wer<strong>de</strong>n Dokumente<br />
über die benutzerfreundliche<br />
Webauslieferung zur Verfügung<br />
gestellt; dies ist beson<strong>de</strong>rs<br />
bei großen Datenmengen nützlich.«<br />
Werke <strong>de</strong>s Heiligen 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt, darunter Bruch- tan« vor allem einige Strophen<br />
Augustinus im Netz stücke aus Werken <strong>de</strong>s Heiligen aus <strong>de</strong>m »Wartburgkrieg«, ge-<br />
Mittelalterliche Handschriftenfragmente<br />
<strong>de</strong>r Studienbibliothek<br />
Dillingen digitalisiert<br />
Augustinus, aus <strong>de</strong>r Chronik schrieben auf ein Blatt, das aus<br />
Fre<strong>de</strong>gards, aus medizinischen <strong>de</strong>r berühmten »Jenaer Lie<strong>de</strong>r-<br />
Texten und aus <strong>de</strong>r Altalemanhandschrift« stammt.<br />
nischen Psalmenübersetzung. Anlass <strong>de</strong>r Digitalisierung in<br />
Für Germanisten von Interesse <strong>de</strong>r Bayerischen Staatsbiblio-<br />
sind neben <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m 13. und thek war die Tatsache, dass die<br />
14. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammen<strong>de</strong>n mittelalterlichen Handschriften<br />
Die mittelalterlichen Hand- Fragmenten aus Wolfram von und Handschriftenfragmente<br />
schriftenfragmente <strong>de</strong>r Studien- Eschenbachs »Willehalm« und <strong>de</strong>r Studienbibliothek Dillingen<br />
bibliothek Dillingen sind in <strong>de</strong>r Gottfried von Straßburgs »Tris- mit Unterstützung <strong>de</strong>r Deut-<br />
Bayerischen Staatsbibliothek<br />
schen Forschungsgesellschaft<br />
(BSB) in München vollständig<br />
am Handschriftenzentrum <strong>de</strong>r<br />
digitalisiert wor<strong>de</strong>n und stehen<br />
Bayerischen Staatsbibliothek<br />
nun <strong>de</strong>r Forschung und <strong>de</strong>r Paul McCartney<br />
fachlich erschlossen wer<strong>de</strong>n<br />
interessierten Öffentlichkeit lobt Preis aus<br />
konnten. Die Ergebnisse die-<br />
im Internet zur Verfügung.<br />
ser Erschließungsarbeit, die<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um 28 Perga- Paul McCartney macht nicht<br />
ment-Fragmente <strong>de</strong>s 8. bis nur Musik und streitet öffent-<br />
16. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />
lich mit Ehefrau Heather Mil- Die Ergebnisse liegen in<br />
Die Fragmente wur<strong>de</strong>n mit<br />
<strong>de</strong>m gesamten mittelalterlichen<br />
ls, er vergibt auch einen Preis,<br />
<strong>de</strong>r für Bibliothekare von Interesse<br />
ist: <strong>de</strong>n Digital Preserva-<br />
einem Handschriftenkatalog<br />
gedruckt vor.<br />
Handschriftenbestand <strong>de</strong>r Stution Award, <strong>de</strong>r immerhin mit<br />
dienbibliothek im Handschrif- 5 000 Pfund dotiert ist. Bewerunter an<strong>de</strong>rem ein bisher nicht<br />
tenzentrum <strong>de</strong>r BSB wissenben kann sich für <strong>de</strong>n Wettbe- bekanntes Fragment aus einer<br />
schaftlich erschlossen und, wenn werb, wer ein führen<strong>de</strong>s Pro- medizinischen Handschrift<br />
jekt in Sachen digitaler Lang- <strong>de</strong>s ausgehen<strong>de</strong>n 8. Jahrhunzeitarchivierung<br />
vorweisen <strong>de</strong>rts ans Licht brachte, liegen<br />
Die kleine Sammlung enthält kann. Auch Bewerbungen von in einem Handschriftenkatalog<br />
beachtliches Material: außerhalb <strong>de</strong>s Vereinigten Kö- gedruckt vor. Auf ihm basieren<br />
13 Fragmente stammen aus nigreichs sind laut Ausschrei- die im Online-Katalog <strong>de</strong>r Baye-<br />
<strong>de</strong>m 8. und 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt. bung ausdrücklich willkomrischen Staatsbibliothek (<strong>www</strong>.<br />
men. Allerdings heißt es dort bsb-muenchen.<strong>de</strong>) recherchier-<br />
auch: Das Projekt sollte für baren Kurzbeschreibungen, die<br />
nötig, im Institut für Buch- und das Vereinigte Königreich von zum Digitalisat führen.<br />
Handschriftenrestaurierung Nutzen sein. Bewerbungs- Die Digitalisate im Netz:<br />
auch restauriert beziehungsweischluss ist <strong>de</strong>r 31. März. Wei- <strong>www</strong>.bndlg.<strong>de</strong>~studbib und<br />
se konserviert.<br />
tere Informationen gibt es un<strong>www</strong>.bayerische-lan<strong>de</strong>sbibliothek- Die kleine Sammlung enthält ter <strong>www</strong>.conservationawards. online.<strong>de</strong>/handschriften.<br />
beachtliches Material: 13 Frag- org.uk.<br />
Peter Schnitzlein,<br />
mente stammen aus <strong>de</strong>m 8. und<br />
Bayerische Staatsbibliothek<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Aufruf:<br />
Beteiligung am Jahr <strong>de</strong>r<br />
Geisteswissenschaften<br />
Die Reihe <strong>de</strong>r Wissenschaftsjahre<br />
wird 2007 mit <strong>de</strong>m Jahr <strong>de</strong>r<br />
Geisteswissenschaften (2006:<br />
Informatikjahr) fortgesetzt. Ziel<br />
<strong>de</strong>r Wissenschaftsjahre ist es,<br />
Wissenschaft für alle zugänglich<br />
zu machen, das Interesse<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichkeit an Wissenschaft<br />
zu verstärken und junge<br />
Menschen für wissenschaftliche<br />
Themen zu begeistern.<br />
Alle Bibliotheken haben die<br />
Möglichkeit, sich mit passen<strong>de</strong>n<br />
Veranstaltungen an <strong>de</strong>m Jahr <strong>de</strong>r<br />
Geisteswissenschaften zu beteiligen.<br />
Geplante Veranstaltungen<br />
sollten an die Geschäftsstelle <strong>de</strong>s<br />
Deutschen Bibliotheksverbands<br />
(DBV) gemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Der<br />
DBV übernimmt für die Bibliotheken<br />
eine Vermittlerrolle und<br />
leitet die Anträge an die Projektstelle<br />
im Bun<strong>de</strong>sministerium für<br />
Bildung und Forschung weiter.<br />
Je<strong>de</strong> Bibliothek ist eingela<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>r DBV-Geschäftsstelle eine<br />
Veranstaltung zu benennen und<br />
knapp zu beschreiben, die zum<br />
Th ema »Geisteswissenschaften«<br />
passen könnte. Gedacht ist an<br />
eine große Breite von möglichen<br />
Veranstaltungsformen (Vortrag,<br />
Ausstellung und Ähnliches),<br />
um die Vielfalt <strong>de</strong>r Angebote<br />
darzustellen. Gewünscht sind<br />
vor allem ungewöhnliche I<strong>de</strong>en<br />
und Formate. Ausgewählte<br />
Veranstaltungen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />
offi ziellen Terminkalen<strong>de</strong>r übernommen.<br />
För<strong>de</strong>rmittel für die<br />
Veranstaltungen stehen allerdings<br />
nicht zur Verfügung. Bitte<br />
mel<strong>de</strong>n Sie Ihre I<strong>de</strong>en an bei:<br />
dbv@bibliotheksverband.<strong>de</strong><br />
BuB | 59 (2007) 01
Gartenstraße 18<br />
Neue Kollegin in <strong>de</strong>r<br />
BuB-Redaktion:<br />
Fachwissen verbun<strong>de</strong>n mit<br />
journalistischer Kompetenz<br />
Die BuB-Redaktion hat eine<br />
neue Kollegin. Julia Hellmich,<br />
1976 in Berlin geboren, studierte<br />
Bibliotheks- und Informationsmanagement<br />
in Hamburg<br />
und am Internationalen<br />
Seminar für Public Relation und<br />
Communication in Groningen.<br />
Während <strong>de</strong>s Studiums erwarb<br />
sie praktische Erfahrungen in<br />
<strong>de</strong>r Heinrich-Böll-Bibliothek in<br />
Berlin Prenzlauer Berg, in <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsstelle für Exilliteratur <strong>de</strong>r<br />
Universität Hamburg, im Lektorat<br />
<strong>de</strong>r Hamburger Bücherhallen<br />
und in <strong>de</strong>r Online-Redaktion<br />
<strong>de</strong>r Wochenzeitung »Die<br />
Zeit«. »Mich fasziniert die Vielfältigkeit<br />
<strong>de</strong>s Berufsfelds«, sagt<br />
sie, »vom Archiv im Völkerkun<strong>de</strong>museum<br />
bis zum Medienkonzern.«<br />
In ihrer Diplomarbeit<br />
zur Buchmarktforschung untersuchte<br />
sie, nach welchen Kriterien<br />
belletristische Werke im Literaturbetrieb<br />
ausgewählt und<br />
bewertet wer<strong>de</strong>n.<br />
Erste Praxis in Journalismus<br />
und Pressearbeit erwarb Julia<br />
Hellmich nach <strong>de</strong>m Diplom<br />
2003. Sie arbeitete als Hospitantin<br />
und Aushilfe in <strong>de</strong>r Pressestelle<br />
<strong>de</strong>s Hoffmann und Campe<br />
Verlags in Hamburg, im Feuilleton<br />
<strong>de</strong>s Berliner »Tagesspiegels«,<br />
schrieb unter an<strong>de</strong>rem<br />
für das Chancenressort und <strong>de</strong>n<br />
Kulturnewsletter <strong>de</strong>r »Zeit«.<br />
»Ich konnte von <strong>de</strong>n Besten lernen,<br />
das weiß ich sehr zu schätzen.<br />
Beruflichen I<strong>de</strong>alen eine<br />
Zeit lang uneingeschränkt fol-<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
gen zu können, das ist unersetzbar.<br />
Ohne die Erfahrung bei hervorragen<strong>de</strong>n<br />
Verlagen und Zeitungen<br />
wäre ich vielleicht keine<br />
Journalistin gewor<strong>de</strong>n.«<br />
Ab Sommer 2004 absolvierte<br />
Julia Hellmich ein klassisches<br />
Redaktionsvolontariat bei <strong>de</strong>r<br />
»Nordsee-Zeitung«, <strong>de</strong>r Tageszeitung<br />
Bremerhavens. Dort<br />
lernte sie das journalistische<br />
Handwerk von <strong>de</strong>r Pike auf:<br />
Schreiben von Reportagen, Berichten,<br />
Porträts, Interviews und<br />
Kommentaren im Lokalteil und<br />
Nachrichtenauswahl, Layouten<br />
und Redigieren in <strong>de</strong>n überregionalen<br />
Ressorts. Auch lan<strong>de</strong>spolitische<br />
Berichterstattung aus<br />
<strong>de</strong>r Bremer Bürgerschaft und<br />
das Schreiben von Korrespon<strong>de</strong>ntenberichten<br />
für die Agentur<br />
dpa im Büro Hannover gehörten<br />
dazu.<br />
»Diese Lehrjahre waren eine<br />
schöne, aber auch harte Zeit«,<br />
resümiert sie. »Ich habe eigentlich<br />
nur für die Arbeit gelebt –<br />
das gehört bei einer Tageszeitung<br />
dazu.« So viel Engagement<br />
wird anerkannt: Für eine große<br />
Reportage über min<strong>de</strong>rjährige<br />
Mütter in Bremerhaven wur<strong>de</strong><br />
sie mit <strong>de</strong>m ersten Preis <strong>de</strong>s örtlichen<br />
Presseclubs ausgezeichnet.<br />
Nach <strong>de</strong>m Volontariat bot<br />
man ihr eine Redakteursstelle im<br />
Wirtschafts- und Schifffahrtsressort<br />
an.<br />
Julia Hellmich entschied sich<br />
an<strong>de</strong>rs. Bei BuB möchte die<br />
Jungredakteurin neue I<strong>de</strong>en einbringen.<br />
»Mehr Interviews, Reportagen,<br />
Porträts wür<strong>de</strong>n die<br />
Zeitschrift noch attraktiver machen<br />
– neben klassischen Fachbeiträgen,<br />
die weiterhin genauso<br />
wichtig bleiben.« Um optisch<br />
neue Akzente zu setzen, hat sie<br />
eine Fotografin ins Boot geholt:<br />
Rebecca Seemann aus Berlin<br />
wird für BuB von nun an Bil<strong>de</strong>r<br />
aus <strong>de</strong>r Bibliotheks-, Bildungsund<br />
Kulturszene liefern. Noch<br />
wichtiger sind ihr jedoch Anregungen<br />
von <strong>de</strong>n Lesern: »Ich<br />
freue mich, wenn Sie uns mitteilen,<br />
welche Themen Sie interessieren,<br />
was Sie vermissen, worüber<br />
Sie gern etwas lesen o<strong>de</strong>r<br />
schreiben möchten.«<br />
BuB<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 11<br />
11
12 BuB | Foyer Recht<br />
Nabelschau an <strong>de</strong>r<br />
Verbuchungstheke<br />
Juristische Tipps für<br />
eine harmonische<br />
Klei<strong>de</strong>rordnung<br />
Der nächste Sommer kommt bestimmt,<br />
und damit auch die<br />
alljährliche Frage, wie viel Bauchfreiheit<br />
<strong>de</strong>nn nun an <strong>de</strong>r Verbuchungstheke<br />
gestattet ist. Michael<br />
Haager klärt die Rechtslage<br />
und gibt juristische Tipps für eine<br />
harmonische Klei<strong>de</strong>rordnung in<br />
Ihrer Bibliothek.<br />
Weihnachten ist vorbei, <strong>de</strong>r dazugehörige<br />
Urlaub auch, <strong>de</strong>r innere<br />
Kalen<strong>de</strong>r auf Null gestellt,<br />
das neue Jahr hat eben begonnen.<br />
Das Wetter draußen ist kalt<br />
und eher dunkel. Das ist <strong>de</strong>r Moment,<br />
in <strong>de</strong>m man die bauchfreien<br />
Zeiten <strong>de</strong>s vergangenen Sommers<br />
vermisst, wahlweise <strong>de</strong>s kommen<strong>de</strong>n<br />
herbeisehnt. Statt blanken<br />
Bauchnabeln, mit o<strong>de</strong>r ohne<br />
Chirurgenstahldurchschuss, kann<br />
man sich auch gepflegte Herrenfüße<br />
in gesun<strong>de</strong>n Sandalen vorstellen.<br />
Der Gedanke an unbe<strong>de</strong>ckte<br />
Körperteile be<strong>de</strong>utet aber<br />
nicht nur Assoziationen an die<br />
Leichtigkeit <strong>de</strong>s Sommers, son<strong>de</strong>rn<br />
auch an die endlosen Diskussionen,<br />
ob etwas mehr Textilien<br />
notwendig <strong>de</strong>n Hitzetod am Arbeitsplatz<br />
be<strong>de</strong>uten wür<strong>de</strong>n, wie<br />
Frau A o<strong>de</strong>r Herr B behaupten.<br />
Vorgesetzte können ein Lied<br />
von diesen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
singen. Neben knappen und<br />
knappsten Leibchen, Piercings darf keine arbeitsrechtlichen Kon-<br />
in allen Hautfalten, knallbunten sequenzen haben. So viel zur The-<br />
Flip-Flops und Geweihen an <strong>de</strong>n orie. Je hehrer die Gesetze, <strong>de</strong>s-<br />
falschen Stellen kamen im verganto abstrakter sind sie, und umso<br />
genen Sommer noch schwarz-rot- schwerer ist es, sie konkret angol<strong>de</strong>ne<br />
Bemalungen und Behänzuwen<strong>de</strong>n. Der juristische Laie<br />
ge dazu. Da fragte sich mancher neigt dann zum Ausdruck »Gum-<br />
Vorgesetzte, ob Bauchfrei an <strong>de</strong>r miparagraf«, <strong>de</strong>r Profi zu »Ausle-<br />
Verbuchungstheke nicht untergungsbedürftigkeit«. Damit man<br />
sagt wer<strong>de</strong>n könne – WM, Hitze nicht immer von vorne anfangen<br />
und die aufgeklärte Gesellschaft muss, beim Auslegen, sammelt<br />
hin o<strong>de</strong>r her. Die Antwort gibt – man Fälle, bei <strong>de</strong>nen aus beru-<br />
und das zu je<strong>de</strong>r Jahreszeit – das fenem Mun<strong>de</strong> Einzelfragen ent-<br />
Arbeitsrecht o<strong>de</strong>r enger, das Weischie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />
sungs- o<strong>de</strong>r Direktionsrecht. Wir üben dies einmal am kon-<br />
Prägen<strong>de</strong>s Charakteristikum kreten Beispiel, an <strong>de</strong>r Frage näm-<br />
eines Arbeitsverhältnisses ist die lich, ob eine Leiterin einer Stadt-<br />
Weisungsgebun<strong>de</strong>nheit. Der Arbücherei einem Mitarbeiter unterbeitgeber<br />
darf einseitig bestimsagen darf, bei Sommerhitze zur<br />
men, was, wo und wie <strong>de</strong>r Ar- langen Hose ein sehr kurzes, eng<br />
beitnehmer zu tun hat, um sei- anliegen<strong>de</strong>s, knallfarbenes Träne<br />
Arbeitspflicht zu erfüllen. Das gerhemd aus Netzgewebe zu tra-<br />
Direktionsrecht ist schon <strong>de</strong>shalb gen, wie es üblicherweise bei Ma-<br />
notwendig, weil ein Arbeitsverrathonläufern zu fin<strong>de</strong>n ist. Die<br />
trag stets nur einen Rahmen vor- Chefin ist <strong>de</strong>r Meinung, das sei<br />
geben kann, in <strong>de</strong>m sich das kon- <strong>de</strong>s Guten zu viel beziehungsweikrete<br />
Arbeitsverhältnis zu bewese zu wenig, und so spärlich könne<br />
gen hat. Der Arbeitgeber darf so man nicht am Verbuchungstresen<br />
umfassend Zeit, Ort, Inhalt sowie<br />
Art und Weise <strong>de</strong>r zu leisten<strong>de</strong>n<br />
arbeiten.<br />
Arbeit bestimmen, dass hieraus Waschbrett- o<strong>de</strong>r Bierbauch<br />
zugleich eine beson<strong>de</strong>re Schutzbedürftigkeit<br />
<strong>de</strong>s Arbeitnehmers Der Mitarbeiter ist <strong>de</strong>r Ansicht,<br />
entsteht.<br />
nur so sei die Hitze erträglich, im-<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass sich das merhin habe es drinnen 25 Grad<br />
Weisungsrecht an vielfältige Be- und draußen 34, und schwül sei<br />
grenzungen halten muss, an <strong>de</strong>n es auch, und wenn er mehr anzie-<br />
Arbeitsvertrag, <strong>de</strong>n Tarifvertrag, he, könne er sich we<strong>de</strong>r konzent-<br />
so vorhan<strong>de</strong>n, das Gesetz und wie rieren, noch freundlich zum Publi-<br />
stets an die Grundrechte. Überkum sein. Ästhetisch sei die Sache<br />
schreitet eine Weisung eine an- doch wohl auch in Ordnung, imwendbare<br />
Grenze, so ist sie unmerhin gebe das Hemdchen einen<br />
wirksam, Insubordination ist dann Bauch frei, <strong>de</strong>r eines »GQ«-Titel-<br />
§<br />
keine Arbeitsverweigerung und blattes würdig und gänzlich verschie<strong>de</strong>n<br />
sei, vom Bauch <strong>de</strong>s Kollegen,<br />
<strong>de</strong>ssen Kennerschaft heimischer<br />
Biere sich schon aus <strong>de</strong>ssen<br />
Körpersilhouette zweifelsfrei erschließe.<br />
Wir fragen also, ob die<br />
Chefin anweisen darf, ungeachtet<br />
<strong>de</strong>s Wetters, min<strong>de</strong>stens ein übli-<br />
Michael Haager ist Biblioches,<br />
<strong>de</strong>n Bauch be<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s T-<br />
thekar und Rechtsanwalt;<br />
Shirt zu tragen.<br />
er lebt in Tübingen – Kontakt:<br />
Vor <strong>de</strong>r Antwort noch ein paar<br />
haager@haager.com<br />
allgemeine Ausführungen zum<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Weisungsrecht: Es bezieht sich sowohl<br />
auf die einzelnen Tätigkeiten<br />
und ihre Reihenfolge als auch auf<br />
die Begleitumstän<strong>de</strong>, unter <strong>de</strong>nen<br />
die Arbeit zu verrichten ist. Dies<br />
betrifft, wie mehrfach entschie<strong>de</strong>n<br />
wur<strong>de</strong>, durchaus auch die Berufskleidung.<br />
Das Recht ermöglicht<br />
auch, die Arbeitszeit auszugestalten,<br />
also Arbeitsbeginn und<br />
-en<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r die Pausen. Kraft Weisungsrecht<br />
ist <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
auch berechtigt, <strong>de</strong>n Arbeitsort<br />
festzulegen.<br />
Der Umfang <strong>de</strong>s Weisungsrechts<br />
ist dabei dann beson<strong>de</strong>rs<br />
weitgehend, wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
keinen von vornherein feststehen<strong>de</strong>n<br />
bestimmten Arbeitsort<br />
zugewiesen bekommen hat.<br />
In letzterem Fall kann die Direktion<br />
immer auch an die sogenannte<br />
Umsetzung <strong>de</strong>nken. Vielfach wird<br />
zum Instrument <strong>de</strong>r Umsetzung<br />
gegriffen, wenn Verzerrungen im<br />
Betriebsklima auftauchen. Statt<br />
einen Arbeitnehmer, <strong>de</strong>n falschen<br />
gar, abzumahnen, kann <strong>de</strong>r Konflikt<br />
oft durch Umsetzung elegant<br />
gelöst wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Ausübung <strong>de</strong>s Direktionsrechts<br />
unterliegt, wie erwähnt,<br />
zahlreichen Beschränkungen. Es<br />
ist letztlich immer dann überhaupt<br />
noch Spielraum für Weisungen,<br />
wenn höherrangige Rechte nicht<br />
ohnehin schon alles geregelt haben.<br />
Der Arbeitsvertrag ist dabei<br />
die wichtigste Rechtsquelle. Inhaltlich<br />
schrumpft das Direktionsrecht,<br />
je konkreter die Arbeitsaufgabe<br />
im Arbeitsvertrag beschrieben<br />
ist. Soweit die Aufgabe <strong>de</strong>s<br />
Arbeitnehmers nur allgemein bezeichnet<br />
ist, etwa Bibliothekar,<br />
kann <strong>de</strong>m Arbeitnehmer je<strong>de</strong> Tätigkeit<br />
zugewiesen wer<strong>de</strong>n, die<br />
<strong>de</strong>m Berufsbild halbwegs entspricht,<br />
nicht aber eine klar min<strong>de</strong>re<br />
Tätigkeit, ungeachtet <strong>de</strong>r<br />
Vergütung.<br />
Ist hingegen eine <strong>de</strong>taillierte<br />
Tätigkeitsbeschreibung vertraglich<br />
gefasst wor<strong>de</strong>n, kann das Tätigkeitsfeld<br />
nicht durch Weisun-<br />
BuB | 59 (2007) 01
Recht<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Blickpunkt Recht<br />
Foyer | BuB<br />
gen, zum Beispiel <strong>de</strong>m Entzug von die sich auf die Gestaltung <strong>de</strong>r Zu- auf eine Umgehung <strong>de</strong>s Kündi- Wür<strong>de</strong>, auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Klei-<br />
Befugnissen, geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. sammenarbeit <strong>de</strong>r Arbeitnehmer gungsschutzes gegen Än<strong>de</strong>rungsdung, gewährleistet ist.<br />
Durch langjährigen vorbehaltlo- im weitesten Sinne beziehen. Übkündigungen hinausliefe.<br />
sen Einsatz auf einem bestimmten liche Beispiele sind hier Rauch-, Dann wäre da noch die Vor- Entfaltung <strong>de</strong>r Persönlichkeit<br />
Arbeitsplatz mit einem bestimm- Alkohol- und Radiohörverbot. schrift <strong>de</strong>s sogenannten Leisten<br />
Tätigkeitsfeld kann sich die Der Vollständigkeit halber sei ertungsbestimmungsrechtes nach Ob das Leibchen hier nun Gren-<br />
Arbeitspflicht auf diese Tätigkeit wähnt, dass die Gestattung ent- allgemeinem Schuldrecht, <strong>de</strong>nn zen überschreitet bleibt <strong>de</strong>m Au-<br />
hin konkretisieren. Eine Zuweisprechen<strong>de</strong>r Verhaltensweisen die Ausübung <strong>de</strong>s Weisungsrechts genmaß, zunächst <strong>de</strong>r Chefin,<br />
sung einer ganz an<strong>de</strong>ren Aufga- in <strong>de</strong>r Regel nicht betriebsrats- durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber, <strong>de</strong>n Gläu- nötigenfalls <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Gerichte,<br />
be ist dann nicht mehr möglich. pflichtig ist. Aber Klei<strong>de</strong>rordnunbiger, ist eine Bestimmung <strong>de</strong>r überlassen. Wir einigen uns dar-<br />
Zur Vermeidung ständiger Wangen o<strong>de</strong>r Bekleidungsvorschriften Leistung, <strong>de</strong>r Arbeit, durch <strong>de</strong>n auf, dass die Grenzen überschrit<strong>de</strong>rbewegungen<br />
durch große Bib- unterliegen <strong>de</strong>r Mitbestimmung. Schuldner, <strong>de</strong>n Arbeitnehmer. Das ten sind. Also müssen wir fragen,<br />
liotheken sei angemerkt, dass Ar- Die erteilten Weisungen müs- heißt, dass je<strong>de</strong> Weisung nur nach welche Interessen <strong>de</strong>s Betroffebeitsgerichte<br />
auch schon mal <strong>de</strong>r sen sich ferner im Rahmen <strong>de</strong>r billigem Ermessen erteilt wernen dagegen stehen. Die Hitze<br />
Ansicht waren, 13 Jahre sei noch zwischen <strong>de</strong>n sogenannten Tarif<strong>de</strong>n darf, was nichts mit geizgei- im Haus kann es nicht sein, solan-<br />
nicht langjährig.<br />
parteien gelten<strong>de</strong>n Tarifverträge len Preisen zu tun hat. Vielmehr ge die Grenzen <strong>de</strong>s Arbeitschut-<br />
Soll einem Arbeitnehmer <strong>de</strong>n- halten. Zu <strong>de</strong>n Tarifinhalten zäh- muss zwischen <strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>s zes eingehalten wer<strong>de</strong>n. Hier hilft<br />
noch ein an<strong>de</strong>rer Arbeitsbereich len bekanntlich Fragen <strong>de</strong>r Ar- Arbeitnehmers und <strong>de</strong>n betriebli- Hochdrehen <strong>de</strong>r Klimaanlage statt<br />
zugeteilt wer<strong>de</strong>n, bedarf dies eibeitszeit, vor allem aber die Einteichen Interessen abgewogen wer- <strong>de</strong>r Hem<strong>de</strong>n.<br />
ner Versetzung. Die ist nur zulung <strong>de</strong>r Vergütungsgruppen und <strong>de</strong>n. Dies gilt für Weisungen je<strong>de</strong>r Die Entfaltung <strong>de</strong>r Persönlichlässig,<br />
wenn <strong>de</strong>r Arbeitsvertrag <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r einzelnen Tä- Art, <strong>de</strong>r Arbeitgeber muss stets keit durch Kleidung? Prinzipiell ja,<br />
eine Versetzungsklausel enthält.<br />
berechtigte betriebliche Interes- aber hier? Man wird wohl zu <strong>de</strong>m<br />
Hat man eine solche Klausel vergessen,<br />
was man nicht tun sollte,<br />
dann hilft aus Sicht <strong>de</strong>s Arbeitsrechts<br />
nur die Än<strong>de</strong>rungskündigung<br />
mit allen Vor- und Nachteilen<br />
für die Beteiligten. § §§§§<br />
sen ins Feld führen können. Alles<br />
an<strong>de</strong>re wäre nahe <strong>de</strong>r Willkür.<br />
Bleiben noch die Grundrechte,<br />
insbeson<strong>de</strong>re das allgemeine Persönlichkeitsrecht,<br />
die Geschlechtergleichberechtigung<br />
und die<br />
Schluss kommen, dass bauchfrei,<br />
Waschbrett o<strong>de</strong>r Weizenbier, bei<br />
Männern zu weit geht, zumin<strong>de</strong>st<br />
<strong>de</strong>rzeit und in Bibliotheken. In<br />
Sportgeschäften o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Disco<br />
gilt An<strong>de</strong>res. Bei Frauen auch, da<br />
Damit <strong>de</strong>n Dienstherren und<br />
Gewissensfreiheit. Letztere kann geht bauchfrei heute wohl durch,<br />
-herrinnen vor lauter Direktions-<br />
gera<strong>de</strong> im Bibliotheksbereich im- auch in Bibliotheken, nicht aber<br />
recht nun nicht zu wohl wird, hat tigkeiten. Die tarifvertragliche Bemer wie<strong>de</strong>r auftauchen, wenn auf <strong>de</strong>r Bank. Entscheidungen sind<br />
das Proletariat, als es noch so hieß, wertung <strong>de</strong>r einzelnen Tätigkei- Mitarbeiter meinen, bestimmter nur im Einzelfall möglich, <strong>de</strong>r Kon-<br />
die Mitbestimmung erfun<strong>de</strong>n und ten ist Maßstab für die Eingrup- Schund müsse ja nicht erworben text ist immer mitentschei<strong>de</strong>nd.<br />
durchgesetzt. Allen Versuchen inpierung und damit für das A und und schon gar nicht eingearbeitet Also wird nun unsere Stadtbüteressierter<br />
Gruppen zum Trotz O, die Lohntüte.<br />
wer<strong>de</strong>n. Ersteres könnte vielleicht chereichefin <strong>de</strong>n Mitarbeiter bit-<br />
ist die Mitbestimmung auch noch Kommen wir zu <strong>de</strong>n gesetz- unser Marathonmann bemühen, ten, morgen, ungeachtet <strong>de</strong>r Hit-<br />
nicht wie<strong>de</strong>r ausgestorben. Der lichen Grenzen <strong>de</strong>s Direktions- wenn ihm einfällt, sein Kleidungsze, mit einem normalen T-Shirt<br />
Arbeitgeber kann also von seinem rechts. Gesetzes- o<strong>de</strong>r gar sittenstil sei Ausdruck seiner allgemei- zu kommen. Dann wird sie über-<br />
Weisungsrecht nur unter Beachwidrige Weisungen sind nichtig, nen Persönlichkeit und daher legen, ob sie bei nächster Getung<br />
<strong>de</strong>r Mitbestimmungsrech- und Bedienstete müssen sie nicht nicht Sache seiner Chefin. legenheit nicht eine Dienstverte<br />
<strong>de</strong>s Betriebs- o<strong>de</strong>r Personalrats befolgen. Gesetzliche Grenzen Und wie sieht es nun, nach<strong>de</strong>m einbarung bezüglich Bekleidung<br />
Gebrauch machen. Inhaltlich be- sind etwa Unfallverhütungsvor- wir die Theorie beherrschen, tat- anstrebt, nicht übertrieben, Bibsteht<br />
ein weitgehen<strong>de</strong>s Mitbeschriften, Arbeitszeitgesetz o<strong>de</strong>r sächlich aus in unserem Fall? Wir liotheken sind schließlich keine<br />
stimmungsrecht, soweit Fragen Jugendschutznormen. Selbstre- setzten voraus, dass we<strong>de</strong>r Tarif- Unternehmensberatungen.<br />
<strong>de</strong>r Ordnung <strong>de</strong>s Betriebes und <strong>de</strong>nd sind auch solche Weisungen noch Arbeitsvertrag über Beklei- Im Übrigen wird sie sich damit<br />
<strong>de</strong>s Verhaltens <strong>de</strong>r Arbeitnehmer und vertragliche Weisungsvorbedung Festlegungen getroffen ha- abfin<strong>de</strong>n, dass Geschmack nicht<br />
im Betrieb betroffen sind. halte nichtig, die auf eine Umgeben. Ferner setzen wir voraus, dass je<strong>de</strong>m gegeben ist. Unser Mitarhung<br />
von Gesetzen abzielen. So es keine einschlägige Dienstverbeiter wird, dank zwischenzeitlich<br />
Sittenwidrige Weisungen kann sich ein Dienstherr nicht im einbarung gibt. Dann müssen wir erfolgter Einsicht, am nächsten<br />
Arbeitsvertrag das Recht vorbe- fragen, ob die Chefin betriebliche Tag sogar mit gebügeltem Hemd<br />
Dazu gehören weniger konkrehalten, durch einseitige Erklärung Interessen geltend machen kann. zur Arbeit kommen. Ob die Weihte,<br />
arbeitsbezogene Einzelanwei- <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Arbeitszeit von In <strong>de</strong>r Tat besteht ein berechtignachtskrawatte, die er dazu trägt,<br />
sungen, die <strong>de</strong>r näheren Bestim- <strong>de</strong>r Teilzeit bis zu Vollzeitbeschäftes Interesse, dass <strong>de</strong>r Betrieb un- arbeitsrechtlich vermeidbar ist,<br />
mung <strong>de</strong>r Arbeitspflicht dienen, tigung und dadurch die Vergüter Einhaltung von allgemein gül- erfahren Sie im kommen<strong>de</strong>n De-<br />
aber alle generellen Maßnahmen, tung festlegen zu dürfen, da dies tigen Grenzen von Anstand und zemberheft.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 13<br />
13
14 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek<br />
Öffentliche<br />
Bibliothek<br />
Berliner Bibliotheken<br />
als Praxisfeld für<br />
soziale Berufe<br />
Weiterbildung qualifi ziert<br />
für praktische Ausbildung<br />
von Stu<strong>de</strong>nten<br />
Im Jahr 2002 wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />
Berliner Facharbeitskreis für die<br />
Bibliotheksarbeit mit Kin<strong>de</strong>rn,<br />
Jugendlichen und Schulen<br />
die I<strong>de</strong>e zu einer Kooperation<br />
zwischen <strong>de</strong>n Öffentlichen Bibliotheken<br />
und <strong>de</strong>r Katholischen<br />
Hochschule für Sozialwesen<br />
(KHSB) hineingetragen. Die<br />
Zusammenarbeit sollte das Ziel<br />
haben, Bibliotheken als Praxisfeld<br />
für Studieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sozialen<br />
Mag<strong>de</strong>burger Hilfsprojekt<br />
unterstützt argentinische<br />
Urwald-Bücherei<br />
Was verbin<strong>de</strong>t die Stadtbibliothek<br />
Mag<strong>de</strong>burg mit <strong>de</strong>r Bücherei im<br />
argentinischen Urwald-Städtchen<br />
Puerto Iguazú? Eine Treppe!<br />
Seit in BuB 12/2004 (Seite 731)<br />
ein Bericht über die spärlich eingerichtete<br />
Bücherei in <strong>de</strong>r 30 000<br />
Einwohner zählen<strong>de</strong>n Stadt Pu-<br />
Arbeit zu öffnen. In einer berufsbegleiten<strong>de</strong>n<br />
Fortbildung<br />
haben sich die beteiligten Bibliothekarinnen<br />
inzwischen dafür<br />
qualifi ziert, künftig Studieren<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r sozialen Arbeit im Praktikum<br />
in <strong>de</strong>r Bibliothek ausbil<strong>de</strong>n zu<br />
dürfen.<br />
Aufgrund ihrer Lage in sozialen<br />
Brennpunkten zeigten drei<br />
Bibliotheken sofort Interesse:<br />
die Bezirkszentralbibliothek für<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche (Jerusalem-Jugendbibliothek)<br />
in<br />
Berlin-Mitte, die Mittelpunktbibliothek<br />
Adalbertstraße und<br />
die Kin<strong>de</strong>rbibliothek Glogauer<br />
Straße in Berlin-Friedrichshain-<br />
Kreuzberg. In allen drei Orten:<br />
� ist <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r NutzerInnen<br />
mit Migrationshintergrund<br />
im Vergleich zu an<strong>de</strong>ren Bibliotheken<br />
sehr hoch,<br />
� sind die Bibliotheken mit ihren<br />
Angeboten zur gezielten<br />
Sprach- und Leseför<strong>de</strong>rung<br />
erto Iguazú erschienen ist, engagiert<br />
sich die Mag<strong>de</strong>burger Bibliothekarin<br />
Beate Hörning für die<br />
hilfsbedürftige Einrichtung, die<br />
in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>r weltbekannten<br />
Wasserfälle liegt. Bei<br />
mehreren Spen<strong>de</strong>naktionen kam<br />
so viel Geld zusammen, dass inzwischen<br />
eine Treppe für die argentinische<br />
Bücherei angeschafft<br />
und damit das brachliegen<strong>de</strong><br />
zweite Stockwerk <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s<br />
fest in <strong>de</strong>n jeweiligen Sozialräumen<br />
verankert,<br />
� wird Netzwerkarbeit großgeschrieben.<br />
Insgesamt also gute Voraussetzungen,<br />
um Th emenfel<strong>de</strong>r für<br />
die soziale Arbeit zu bieten. Dem<br />
guten Willen stand nur ein Aspekt<br />
im Weg: Da alle daran beteiligten<br />
Bibliothekarinnen kein<br />
abgeschlossenes Studium im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Sozialarbeit vorweisen<br />
konnten und somit keine Qualifi<br />
kation zur Praxisanleitung<br />
für Studieren<strong>de</strong> dieser Fachrichtung<br />
besaßen, wur<strong>de</strong> im ersten<br />
Durchgang eine Ausnahmeregelung<br />
geschaff en. Diese sah vor,<br />
dass eine Professorin <strong>de</strong>r Hochschule<br />
die Ausbildungsleitung<br />
übernahm und die beteiligten<br />
Bibliotheken in Treff en und<br />
Gesprächen gemeinsam mit <strong>de</strong>n<br />
Studieren<strong>de</strong>n unterstützte.<br />
Ein Praktikum mit beson<strong>de</strong>rem<br />
Mo<strong>de</strong>llcharakter also und<br />
unter folgen<strong>de</strong>r Zielstellung: Die<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Studieren<strong>de</strong>n sollten ein konkretes<br />
Aufgabengebiet erhalten<br />
und so weit bearbeiten, dass es<br />
anschließend von <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
weitergeführt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Die Rahmenbedingungen sahen<br />
für die Praktika eine Zeitspanne<br />
von 100 Tagen vor, wobei ein<br />
Tag in <strong>de</strong>r Woche zur Unterstützung<br />
<strong>de</strong>s Praktikums in <strong>de</strong>r<br />
Hochschule stattfand.<br />
2003 konnte dann mit <strong>de</strong>n<br />
ersten Praktika begonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Bezirk Friedrichshain-<br />
Kreuzberg ging es um das Th ema<br />
»Elternarbeit« – also um die<br />
Frage, wie Eltern stärker in die<br />
Arbeit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbibliotheken<br />
eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können<br />
und wie sich die Eltern besser in<br />
die Programme zur Lese- und<br />
Sprachför<strong>de</strong>rung integrieren<br />
lassen. Es wur<strong>de</strong>n Recherchen<br />
im jeweiligen Umfeld <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
teilnehmen<strong>de</strong>n Bibliotheken<br />
durchgeführt, und es wur<strong>de</strong> erkun<strong>de</strong>t,<br />
welche Institutionen<br />
Mit <strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>rn aus Mag<strong>de</strong>burg wur<strong>de</strong> die Holztreppe <strong>de</strong>r Bücherei in Puerto Iguazú finanziert. Geld für weitere Hilfsmaßnahmen<br />
kam inzwischen durch ein Benefizkonzert in <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Mag<strong>de</strong>burg zusammen. (Fotos: Líliam Ravasi / Beate Hörning)<br />
erschlossen wer<strong>de</strong>n konnte (siehe<br />
linkes Bild). In Mag<strong>de</strong>burg ist<br />
man mit diesem Zustand freilich<br />
noch nicht zufrie<strong>de</strong>n. Im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r jüngsten Aktion, einem<br />
Konzert <strong>de</strong>s »Trios Classicus« im<br />
Café <strong>de</strong>r Mag<strong>de</strong>burger Stadtbibliothek<br />
(Foto rechts), sammelte<br />
Hörning weiter flleißig Spen<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>m Geld soll nun die Einrichtung<br />
<strong>de</strong>s dringend notwendigen<br />
Lesesaals im zweiten Stock <strong>de</strong>r<br />
Bücherei von Iguazú unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine kleine Ausstellung über<br />
das Hilfsprojekt im argentinischen<br />
Urwald ist im Foyer <strong>de</strong>r<br />
Mag<strong>de</strong>burger Stadtbibliothek zu<br />
sehen. Wer helfen möchte o<strong>de</strong>r<br />
weitere Informationen wünscht,<br />
kann sich direkt an Beate Hörning<br />
wen<strong>de</strong>n. – Kontakt: beate.<br />
hoerning@stadtbibliothek.mag<br />
<strong>de</strong>burg.<strong>de</strong>. slh<br />
BuB | 59 (2007) 01
Öffentliche Bibliothek<br />
bereits Erfahrungen mit <strong>de</strong>m<br />
Th ema haben und in welcher<br />
Form die Eltern dort einbezogen<br />
sind. Die Studieren<strong>de</strong>, die in bei<strong>de</strong>n<br />
beteiligten Bibliotheken mit<br />
<strong>de</strong>m gleichen Th ema beschäftigt<br />
war, erstellte Konzepte und setzte<br />
sie in <strong>de</strong>n Bibliotheken auch in<br />
die Praxis um.<br />
Intensive Kontakte<br />
Im Bezirk Mitte wur<strong>de</strong> das Praktikum<br />
zum Th ema »Zusammenarbeit<br />
zwischen Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />
und <strong>de</strong>r Jerusalem-<br />
Jugendbibliothek« durchgeführt.<br />
Nach einer Bestandsaufnahme<br />
<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Einrichtungen<br />
wur<strong>de</strong> im Rahmen einer Fragebogenaktion<br />
ermittelt, welche<br />
Angebote <strong>de</strong>r Bibliothek genutzt<br />
wur<strong>de</strong>n, welche Grün<strong>de</strong> eine<br />
Zusammenarbeit erschweren<br />
und welche Angebote zusätzlich<br />
gewünscht wur<strong>de</strong>n. In persönlichen<br />
Gesprächen mit <strong>de</strong>n Erzieherinnen<br />
konnte <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong><br />
die Kontakte zu <strong>de</strong>n Einrichtungen<br />
intensivieren. Die<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>r Befragungen<br />
fl ossen in die Programmangebote<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek ein.<br />
Die Praktika verliefen in bei<strong>de</strong>n<br />
Bezirken erfolgreich und<br />
überzeugten die Bibliothekarinnen<br />
sehr von <strong>de</strong>r Nützlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Kooperation zwischen<br />
Hochschule und Bibliotheken.<br />
Doch wie konnten für die Bibliothekarinnen<br />
die Voraussetzungen<br />
einer Ausbil<strong>de</strong>rtätigkeit<br />
in Zukunft geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />
ohne Hilfskonstruktionen benutzen<br />
zu müssen?<br />
Die Leitungen <strong>de</strong>r Stadtbibliotheken<br />
<strong>de</strong>r interessierten Bezirke<br />
unterstützten das Anliegen,<br />
und die Hochschule zeigte<br />
ebenfalls großes Interesse an einer<br />
weiteren Zusammenarbeit.<br />
So öff neten sich die Wege für<br />
eine dienstbegleiten<strong>de</strong> Fortbildung<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel einer Zertifi<br />
zierung, die die Teilnehmerinnen<br />
zur Praktikumsanleitung<br />
berechtigt. Unter <strong>de</strong>m schönen<br />
Titel »Bibliotheken haben uns<br />
gera<strong>de</strong> noch gefehlt. Die Stadtbibliothek<br />
als Ort soziokultureller<br />
Arbeit im Gemeinwesen?!«<br />
entwickelte eine Vorbereitungsgruppe,<br />
bestehend aus <strong>de</strong>r Studi-<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Religion – Wasser – Poesie:<br />
Junge Fotografen in <strong>de</strong>r<br />
Stadtbücherei Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Sie sind Absolventen <strong>de</strong>s Fachbereichs<br />
Design/Fotografie <strong>de</strong>r<br />
FH Düsseldorf und haben bei<br />
Prof. Gerhard Vormwald au-<br />
ßeror<strong>de</strong>ntlicheAbschlussarbeiten vorgelegt: Carolin Derks<br />
erarbeitet das BeziehungsgeflechtIndividuum-Wahrnehmung-Poesie;<br />
Till Engels bil<strong>de</strong>t<br />
als Außenstehen<strong>de</strong>r mit fotografischen<br />
Mitteln ein Porträt islamischen<br />
Lebens in Deutschland<br />
Foyer | BuB<br />
ab; Thanh-Khoa Tran visualisiert<br />
<strong>de</strong>n Farben- und Formenkosmos<br />
<strong>de</strong>s »Liquid Universe«. Die Foto-<br />
Ausstellung ist noch bis zum 17.<br />
Februar in <strong>de</strong>r Stadtbücherei<br />
Hei<strong>de</strong>lberg und parallel dazu im<br />
Internet unter <strong>www</strong>.digilibri.<strong>de</strong><br />
zu sehen.<br />
enleiterin Referat Weiterbildung zipien, Einführung in die Praxisnen entschie<strong>de</strong>n), mussten aller-<br />
und Entwicklung <strong>de</strong>r KHSB anleitung, Projektmanagement, dings alle Module besucht wer-<br />
F. Schuchardt, Prof. Angelika das Buch und sein ästhetisches <strong>de</strong>n. Am En<strong>de</strong> stand auch eine<br />
Pleger, Bibliothekarinnen aus Potenzial.<br />
kleine Abschlussarbeit, die sich<br />
Friedrichshain-Kreuzberg, Lich- Von Oktober 2005 bis Juni mit <strong>de</strong>m Th ema für <strong>de</strong>n Einsatz<br />
tenberg und Mitte sowie Sabine 2006 fand die Fortbildungsreihe eines künftigen Praktikanten<br />
Mähne von »LesArt«, sechs Mo- mit verschie<strong>de</strong>nen Dozentinnen beschäftigen sollte.<br />
dule zu folgen<strong>de</strong>n Th emen: Was statt, wobei es auch möglich war, Eine Evaluierung <strong>de</strong>r unge-<br />
heißt soziokulturelle Arbeit im einzelne Module zu belegen. Um wöhnlichen Fortbildungsreihe<br />
Stadtteil?, Öff entlichkeitsarbeit, ein Zertifi kat zu erhalten (dafür zeigte, dass nicht nur die Teil-<br />
Sozialpädagogische Arbeitsprin- hatten sich acht Teilnehmerinnehmerinnen viel über einen Bereich<br />
erfahren haben, mit <strong>de</strong>m es<br />
in ihrer täglichen Arbeit große<br />
Überschneidungen und viele<br />
Bibliothek ist eine gesellige Ver<strong>de</strong>n kann, fin<strong>de</strong>t hier ein Betäti- Möglichkeiten einer gemeinsaanstaltung,<br />
wie die Stellenausgungsfeld, da die neuen Bücher men Th emenbearbeitung gibt,<br />
schreibung für ehrenamtliche foliert und mit Etiketten verse- auch die Dozenten haben einen<br />
Mitarbeiter im hessischen Hochhen wer<strong>de</strong>n müssen. Auf je<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Blickwinkel auf die Arheim<br />
zeigt:<br />
Fall trifft man hier Menschen von beitsweise innovativer Bibliothe-<br />
»Angesprochen sind da- Groß bis Klein, manches nette ken erhalten und mussten manbei<br />
Menschen, die Bücher lie- Gespräch kann geführt und Leches Vorurteil revidieren.<br />
ben und gerne mit diesen arsern mit Rat und Tat geholfen Fortbildung ist also keine<br />
beiten möchten. Die Arbeit ist wer<strong>de</strong>n. Wer einige Stun<strong>de</strong>n in Einbahnstraße, und diese Rei-<br />
abwechslungsreich. Der Bogen <strong>de</strong>r Woche Zeit hat und diese in he kann je nach Interesse in <strong>de</strong>n<br />
spannt sich vom Einsortieren <strong>de</strong>r einem Team von Gleichgesinnten nächsten Jahren erneut angebo-<br />
Bücher bis zur Ausleihe. Auch in angenehmer Atmosphäre tatten wer<strong>de</strong>n. Die frisch zertifi zier-<br />
Computerinteressierte fin<strong>de</strong>n kräftig und verantwortungsvoll ten Bibliothekarinnen je<strong>de</strong>nfalls<br />
hier entsprechen<strong>de</strong> Tätigkeiten: ehrenamtlich einsetzen möchte, können nur zu einer Teilnahme<br />
Das Eingeben <strong>de</strong>r Bücherneuzu- mel<strong>de</strong>t sich bitte beim Personal- raten und freuen sich auf hofgänge<br />
und die Verwaltung <strong>de</strong>r amt <strong>de</strong>r Stadt.«<br />
fentlich viele interessierte Stu-<br />
Vormerkungen über das Interdieren<strong>de</strong><br />
aus <strong>de</strong>m Sozialwesen!<br />
net erfolgen über <strong>de</strong>n PC. Auch<br />
wer nur sitzend beschäftigt wer-<br />
� »Hochheimer Zeitung« vom 15.<br />
September 2006<br />
Heidrun Hübner-Gepp,<br />
Katrin Seewald,<br />
Manuela Werner; Berlin<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 15<br />
15
16 BuB | Foyer Spezialbibliothek<br />
Spezialbibliothek<br />
Vom Dadaismus bis<br />
zur mo<strong>de</strong>rnen Kunst<br />
<strong>de</strong>r Schweiz<br />
Kunsthaus Zürich<br />
eröffnet Bibliothek in<br />
neuen Räumen<br />
Die öffentliche Kunst-Bibliothek<br />
<strong>de</strong>r Zürcher Kunstgesellschaft<br />
hat neue Räume und ein mo<strong>de</strong>rnisiertes<br />
Angebot. Direkt an <strong>de</strong>r<br />
belebten Rämistraße gelegen,<br />
präsentiert sie laut Mitteilung<br />
einen Bestand von über 230 000<br />
Büchern, Zeitschriften, Vi<strong>de</strong>os<br />
und weiteren Medien, <strong>de</strong>r eingesehen<br />
und zu großen Teilen<br />
ausgeliehen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Bibliothek <strong>de</strong>r Zürcher<br />
Kunstgesellschaft ist so alt wie<br />
die von Künstlern gegrün<strong>de</strong>te<br />
Vereinigung. Dem wachsen<strong>de</strong>n<br />
öff entlichen Interesse an <strong>de</strong>r Vermittlung<br />
von Kunst und neuen<br />
Medien wird das Kunsthaus Zürich<br />
jetzt gerecht, in<strong>de</strong>m es die<br />
Bibliothek mit einem eigenen<br />
Eingang gut sichtbar an die viel<br />
befahrene Rämistraße verlegt<br />
und die Nutzung elektronischer<br />
Medien vereinfacht.<br />
Die neuen Räume bieten 32<br />
Leseplätze, an <strong>de</strong>nen die Benutzer<br />
eigene Laptops ans Internet<br />
anschließen können. Acht Plätze<br />
sind bereits mit Computern ausgestattet<br />
und erlauben die elektronische<br />
Recherche im Bestand<br />
<strong>de</strong>r Kunsthaus-Bibliothek, in<br />
Datenbanken und im Internet.<br />
Lexika, Wörterbücher und<br />
weitere Nachschlagewerke zur<br />
Kunstgeschichte und angrenzen<strong>de</strong>n<br />
Fachgebieten wie Philosophie,<br />
Musik, Literatur und<br />
Geschichte stehen neben aktuellen<br />
Fachmagazinen griff bereit<br />
im Freihandbereich.<br />
Bücher und Zeitschriften, die<br />
nicht ausgestellt sind, können<br />
innerhalb weniger Minuten aus<br />
<strong>de</strong>m Magazin beschaff t wer<strong>de</strong>n.<br />
Oft wer<strong>de</strong>n nicht Texte zur<br />
Kunst gesucht, son<strong>de</strong>rn farbige<br />
Die Fotos zeigen we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n ersten Besucher <strong>de</strong>r neuen Bibliothek noch eine typische Szene aus <strong>de</strong>m Lesesaal,<br />
son<strong>de</strong>rn zwei Werke aus <strong>de</strong>m Bestand <strong>de</strong>s Kunsthauses Zürich: »Berner Schulbube« von Albert Anker (1875)<br />
und »Femme nue tenant un livre« von Félix Vallotton (1924). (Fotos: Kunsthaus Zürich)<br />
Abbildungen von Werken, die 3 000 Neuzugänge pro Jahr<br />
nur <strong>de</strong>m Namen nach bekannt<br />
o<strong>de</strong>r im Internet nur in schlech- Alle Medien wer<strong>de</strong>n auf Dauer<br />
ter Qualität zu sehen sind. Dann und in klimatisierten Magazin-<br />
hilft das Team um Leiter Th oräumen aufbewahrt. Für bemas<br />
Rosemann bei <strong>de</strong>r Suche in son<strong>de</strong>rs empfi ndliche Objekte<br />
Werkverzeichnissen, Ausstel- wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Buchbin<strong>de</strong>rei<br />
lungs- und Sammlungskatalo- <strong>de</strong>r Bibliothek spezielle Hüllen<br />
gen. Zum Ausdrucken o<strong>de</strong>r Ko- und Schachteln aus hochwertipieren<br />
<strong>de</strong>r Fundstücke steht die gem Papier und Karton herge-<br />
Infrastruktur bereit. Fotograstellt. Die Papierrestauratorin<br />
fi sche Reproduktionen – zum <strong>de</strong>s Kunsthauses berät die Bib-<br />
Beispiel von konservatorisch liothek bei <strong>de</strong>r Konservierung<br />
heiklen Werken, die nur von ge- beson<strong>de</strong>rs problematischer o<strong>de</strong>r<br />
schulten Mitarbeiterinnen und wertvoller Medien. Beschädigte<br />
Mitarbeitern angefasst wer<strong>de</strong>n Bücher wer<strong>de</strong>n repariert o<strong>de</strong>r<br />
dürfen – gehören zum Service. notfalls auch ersetzt.<br />
Die Kunsthaus-Bibliothek Die Bibliothek <strong>de</strong>s Kunsthau-<br />
steht je<strong>de</strong>rmann zur kostenlosen ses Zürich hat sich seit Anfang<br />
<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts zusammen<br />
mit <strong>de</strong>r Zürcher Kunstgesell-<br />
Alle Medien wer<strong>de</strong>n auf schaft entwickelt und auf die<br />
Dauer und in klimatisierten bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst Europas und<br />
Magazinräumen aufbewahrt. Nordamerikas spezialisiert.<br />
Nutzung off en. Gruppen – ins-<br />
1875 erschien <strong>de</strong>r erste Bibliothekskatalog.<br />
Einen beson<strong>de</strong>ren<br />
Schwerpunkt bil<strong>de</strong>t die mo<strong>de</strong>rbeson<strong>de</strong>re<br />
von Schülern und ne Kunst in <strong>de</strong>r Schweiz. Bis zur<br />
Stu<strong>de</strong>nten – können einen Ter- Eröff nung <strong>de</strong>r Bibliothek im<br />
min für die Einführung in die erweiterten Museumsgebäu<strong>de</strong><br />
Benutzung <strong>de</strong>r Bibliothek o<strong>de</strong>r 1925 blieben die Bestän<strong>de</strong> rela-<br />
die Recherche nach Fachliterativ klein (7 300 Bän<strong>de</strong>). Seit <strong>de</strong>r<br />
tur erhalten. In einem Multi- zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 20. Jahrhunmedia-Raum<br />
können Einzel<strong>de</strong>rts ist die Bibliothek mit rund<br />
personen und Gruppen bis zu 3 000 Neuzugängen pro Jahr<br />
zehn Personen Vi<strong>de</strong>os aus <strong>de</strong>r schnell gewachsen und umfasst<br />
Sammlung <strong>de</strong>s Kunsthauses an- heute 233 000 Bän<strong>de</strong>.<br />
sehen, die in <strong>de</strong>n Achtzigerjah- Neben Monografi en und<br />
ren in <strong>de</strong>r Bibliothek entstan<strong>de</strong>n Zeitschriften machen Ausstel-<br />
ist und dort konserviert wird. lungspublikationen (57 000)<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
und Auktionskataloge (11 000)<br />
einen großen Teil <strong>de</strong>s Bestan<strong>de</strong>s<br />
aus. Mit wertvollen Künstlerbüchern,<br />
Originalausgaben, Fotografi<br />
en und Manuskripten <strong>de</strong>r<br />
Dadaisten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Nachlass<br />
<strong>de</strong>r Tänzerin Suzanne Perrot-<br />
Die Bibliothek <strong>de</strong>s Kunsthauses<br />
Zürich hat sich auf die<br />
bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst Europas und<br />
Nordamerikas spezialisiert.<br />
tet zur Erforschung <strong>de</strong>s freien<br />
Tanzes in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s<br />
20. Jahrhun<strong>de</strong>rts, unterschei<strong>de</strong>t<br />
sich das Angebot <strong>de</strong>r Kunsthaus-Bibliothek<br />
von <strong>de</strong>mjenigen<br />
an<strong>de</strong>rer Zürcher Bibliotheken<br />
und leistet einen wissenschaftlichen<br />
Beitrag zum kunst- und<br />
kulturhistorischen Gedächtnis<br />
<strong>de</strong>r Schweiz.<br />
Der für 3,5 Millionen Schweizer<br />
Franken realisierte Umbau<br />
und die Neueinrichtung <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
wur<strong>de</strong>n unterstützt von<br />
<strong>de</strong>r Jubiläumsstiftung <strong>de</strong>r Credit<br />
Suisse, <strong>de</strong>r Baugarten Stiftung,<br />
<strong>de</strong>r UBS Kulturstiftung, <strong>de</strong>r<br />
Werner H. Spross Stiftung sowie<br />
<strong>de</strong>r Ernst Göhner Stiftung Zug<br />
und von Walter B. Kielholz.<br />
Öff nungszeiten: Montag bis<br />
Freitag, 13 bis 18 Uhr;<br />
Kontakt: bibliothek@kunst<br />
haus.ch – <strong>www</strong>.kunsthaus.<br />
ch/bibliothek<br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausbildung<br />
Ausbildung<br />
Stu<strong>de</strong>ntenprojekt:<br />
»BI or not 2 be« –<br />
das ist hier <strong>de</strong>r Film<br />
»BI (Bibliotheks- und Informationsmanagement<br />
) or not 2 be«<br />
lautet <strong>de</strong>r Titel eines Imagefi lms<br />
für <strong>de</strong>n Bachelor-Studiengang<br />
Bibliotheks- und Medienmanagement<br />
(ab Sommersemester<br />
2007: Bibliotheks- und Informationsmanagement)<br />
an <strong>de</strong>r<br />
Hochschule <strong>de</strong>r Medien (HdM)<br />
Stuttgart. Studieren<strong>de</strong> produzierten<br />
einen achtminütigen<br />
Streifen, um Interessenten<br />
erste Einblicke in die Inhalte <strong>de</strong>s<br />
Studiengangs zu vermitteln und<br />
dabei auch mögliche Berufsbil<strong>de</strong>r<br />
vorzustellen. Zu sehen ist<br />
<strong>de</strong>r Kurzfi lm ab sofort auf <strong>de</strong>r<br />
Website <strong>de</strong>r Hochschule (<strong>www</strong>.<br />
hdm-stuttgart.<strong>de</strong>).<br />
In Kooperation mit Prof. Wolfgang<br />
Ratzek entwickelten 16<br />
Studieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>r HdM Stuttgart<br />
im Sommersemester 2006 das<br />
Storyboard für einen Imagefi<br />
lm über <strong>de</strong>n neuen Bachelor-<br />
Studiengang Bibliotheks- und<br />
Informationsmanagement. Anschließend<br />
folgte die Realisierung:<br />
Neben Studieninhalten<br />
und <strong>de</strong>m typischen Stu<strong>de</strong>ntenalltag<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule spie-<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
len in <strong>de</strong>m Kurzfi lm vor allem<br />
die Berufsbil<strong>de</strong>r eine zentrale<br />
Rolle. Knackige Statements von<br />
bekannten Persönlichkeiten wie<br />
Claudia Lux, Direktorin <strong>de</strong>r<br />
Zentral- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Berlin und IFLA-Präsi<strong>de</strong>ntin,<br />
sowie Gabriele Beger, Direktorin<br />
<strong>de</strong>r Staats- und Universitätsbibliothek<br />
Hamburg, run<strong>de</strong>n das<br />
Gesamtbild ab.<br />
Ratzek zeigte sich beson<strong>de</strong>rs<br />
vom Engagement <strong>de</strong>r »Laien«-<br />
Filmer beeindruckt: »Es ist erfreulich<br />
zu sehen, mit welchem<br />
Ehrgeiz die Studieren<strong>de</strong>n bei<br />
<strong>de</strong>r Sache waren.« Trotz nicht<br />
immer optimaler Ausstattung<br />
hätten sich die Stu<strong>de</strong>nten nicht<br />
davon abschrecken lassen, dieses<br />
Projekt professionell durchzuziehen.<br />
Mit <strong>de</strong>m Imagefi lm soll zu<strong>de</strong>m<br />
ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n, dass<br />
Studieren<strong>de</strong> <strong>de</strong>s neuen sechssemestrigenBachelor-Studiengangs<br />
nicht nur klassisches Bibliothekswesen<br />
erwartet, son<strong>de</strong>rn<br />
auch praxisbezogene Projektarbeit.<br />
Auf diese Weise sollen die<br />
Studieren<strong>de</strong>n ein Gefühl für<br />
Teamarbeit, Zeitmanagement<br />
und Verantwortung entwickeln<br />
– Fähigkeiten, die für das spätere<br />
Berufsleben von angehen<strong>de</strong>n<br />
Bibliothekaren und Informationsspezialisten<br />
unabdingbar<br />
sind.<br />
Natascha Ziltz, 5. Semester,<br />
Hochschule <strong>de</strong>r Medien Stuttgart<br />
Gruppenbild mit Professor: Wolfgang Ratzek eingerahmt vom Filmteam<br />
<strong>de</strong>s Studiengangs Bibliotheks- und Medienmanagement<br />
(Foto: HdM Stuttgart)<br />
Foyer | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 17<br />
17
18 BuB | Foyer Ausbildung<br />
Blin<strong>de</strong> und gehörlose<br />
Nachwuchskräfte<br />
erfolgreich<br />
Drei FaMIs mit Handicap<br />
schaffen <strong>de</strong>n Berufsstart<br />
Im Sommer 2006 legten in<br />
Frankfurt am Main zwei blin<strong>de</strong><br />
und eine stark schwerhörige<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> erfolgreich die<br />
Abschlussprüfung zur Fachangestellten<br />
für Medien- und<br />
Informationsdienste (FaMI) ab.<br />
Anschließend sind alle Fachkräfte<br />
erfolgreich in ihren erlernten<br />
Beruf eingestiegen.<br />
Die blin<strong>de</strong>n Nachwuchskräfte<br />
hatten im Herbst 2003 beim<br />
Deutschen Rundfunkarchiv beziehungsweise<br />
<strong>de</strong>m Deutschen<br />
Institut für Internationale Pädagogische<br />
Forschung ihre Ausbildung<br />
zum Fachangestellten<br />
für Medien- und Informationsdienste<br />
Fachrichtung Information<br />
und Dokumentation begonnen,<br />
die stark schwerhörige<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Johann-<br />
Christian-Senckenberg-Bibliothek<br />
1 .<br />
Bun<strong>de</strong>sweit gesehen reichen<br />
Ausbildungserfahrungen mit<br />
diesen Zielgruppen zeitlich<br />
schon vor <strong>de</strong>n Fachangestelltenberuf<br />
zurück. So wur<strong>de</strong>n Gehörlose<br />
im Vorläuferberuf Assistent<br />
an Bibliotheken unter an<strong>de</strong>rem<br />
in Nordrhein-Westfalen in <strong>de</strong>n<br />
Achtzigerjahren in Mülheim/<br />
Ruhr 2 , später in Bochum und<br />
Dortmund ausgebil<strong>de</strong>t, im folgen<strong>de</strong>n<br />
Jahrzehnt auch in <strong>de</strong>r<br />
Stadtbücherei Frankfurt am<br />
Main als Vorbereitung auf die<br />
Externenprüfung beziehungsweise<br />
im Rahmen einer regulären<br />
Assistentenausbildung.<br />
Eine <strong>de</strong>r ersten Initiativen zur<br />
Berufsausbildung von Blin<strong>de</strong>n<br />
und stark Sehbehin<strong>de</strong>rten mit<br />
min<strong>de</strong>stens mittlerem Schulabschluss<br />
im IuD-Bereich war<br />
ein Projekt, das 1995 von <strong>de</strong>r<br />
Blin<strong>de</strong>nanstalt, <strong>de</strong>m Deutschen<br />
Institut für Internationale Päd-<br />
agogische Forschung und <strong>de</strong>m<br />
Deutschen Rundfunkarchiv in<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Arbeits-<br />
und Sozialverwaltungen<br />
durchgeführt wur<strong>de</strong>. 3<br />
Einschlägige Berufsbil<strong>de</strong>r<br />
und Berufsinformationen setzen<br />
jedoch unter an<strong>de</strong>rem ein normales<br />
Sehvermögen und keine<br />
Hörschädigungen voraus. Die<br />
wenige darüber hinausgehen<strong>de</strong><br />
Literatur zu <strong>de</strong>n berufsbedingten<br />
körperlichen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />
stellt fest, dass geringe funktionelle<br />
Ausfälle infolge Hörstörungen<br />
und Krankheiten <strong>de</strong>s<br />
Ohres aufgrund von Herzfehlern<br />
mit <strong>de</strong>r Ausübung <strong>de</strong>s Berufs<br />
vereinbar sind. 4 Zur grundsätzlichen<br />
Eignung dieses Berufsfel<strong>de</strong>s<br />
für Sinnesgeschädigte<br />
fi n<strong>de</strong>n sich keine Angaben.<br />
Eingeschränkte Berufswahl<br />
Gehörlosen Jugendlichen stehen<br />
heute rund ein Drittel aller<br />
anerkannten Ausbildungsberufe<br />
off en, schwerhörigen jungen<br />
Menschen – bei gegebenen<br />
Bildungsvoraussetzungen und<br />
individueller Eignung – darüber<br />
hinaus zahlreiche Berufsfel<strong>de</strong>r. 5<br />
Auch ergeben sich neue Perspektiven<br />
in Dienstleistungsbe-<br />
Mitschüler und Lehrkräfte<br />
müssen erst in die Lage<br />
versetzt wer<strong>de</strong>n, die teilweise<br />
eingeschränkte sprachliche<br />
Kompetenz Gehörloser<br />
entsprechend zu beurteilen<br />
und angemessen darauf zu<br />
reagieren.<br />
rufen über die beson<strong>de</strong>rs häufi g<br />
gewählten Ausbildungen zum<br />
Technischen beziehungsweise<br />
Bauzeichner und Zahntechniker<br />
– bei jungen Männern zusätzlich<br />
in Metallberufen – hinaus.<br />
Ebenso Büroberufe, die bisher<br />
bei vorliegen<strong>de</strong>r Gehörlosigkeit<br />
weitgehend ausschie<strong>de</strong>n, von<br />
Schwerhörigen jedoch nicht<br />
selten gewählt wur<strong>de</strong>n, können<br />
mittlerweile durch technische<br />
Hilfsmittel ausgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dennoch zeigt sich am Arbeitsmarkt<br />
eine <strong>de</strong>utlich geringere<br />
Teilhabe junger hörbehin<strong>de</strong>rter<br />
Menschen gegenüber <strong>de</strong>r Vergleichsgruppe<br />
<strong>de</strong>r Nichtbehin<strong>de</strong>rten.<br />
Ohne die Abhängigkeit von<br />
<strong>de</strong>r individuellen Ausgangslage<br />
und vom Ausbildungsbetrieb infrage<br />
zu stellen, liegen behin<strong>de</strong>rtenspezifi<br />
sche Einschränkungen<br />
im ABD-Bereich vor allem in<br />
eingeschränkten Interaktionsmöglichkeiten<br />
am Arbeitsplatz,<br />
weniger in einer erhöhten Unfallgefahr<br />
durch mangeln<strong>de</strong><br />
akustische Wahrnehmung von<br />
Gefahren.<br />
Dem Wunsch blin<strong>de</strong>r Schulabgänger<br />
beziehungsweise Umschüler<br />
nach einer Ausbildung<br />
nach <strong>de</strong>m Berufsbildungsgesetz<br />
in einer möglichst wohnortnahen<br />
Einrichtung kann in Bezug<br />
auf die fünf Fachrichtungen<br />
<strong>de</strong>s Fachangestelltenberufes am<br />
ehesten im IuD-Bereich entsprochen<br />
wer<strong>de</strong>n, und hier in<br />
beson<strong>de</strong>rem Maße bei <strong>de</strong>r Arbeit<br />
mit digitalen Medien o<strong>de</strong>r<br />
Informationen, zum Beispiel <strong>de</strong>r<br />
Bearbeitung (formaler Erfassung<br />
und inhaltlicher Erschließung)<br />
von auditiven Medien<br />
durch technische Hilfsmittel,<br />
aber auch von Büchern und<br />
Zeitschriftenaufsätzen. Auch<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>r späteren Berufsausübung<br />
von Blin<strong>de</strong>n und<br />
stark Sehgeschädigten dürften<br />
weitestgehend auf <strong>de</strong>n IuD- und<br />
Medienbereich und Teile <strong>de</strong>r<br />
Medizinische Dokumentation<br />
beschränkt sein.<br />
Realistischerweise sind Ausbildungs-<br />
und Arbeitsmöglichkeiten<br />
im Bibliothekssektor fast<br />
ausschließlich in internen Abteilungen<br />
vorstellbar.<br />
Für hochgradig Schwerhörige<br />
beziehungsweise Gehörlose<br />
kann aus <strong>de</strong>r Praxis abgeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n, dass ihre Tauglichkeit<br />
für <strong>de</strong>n Bibliotheksinnendienst<br />
weniger, in Bezug auf <strong>de</strong>n Einsatz<br />
im Publikumsbereich in<br />
Abhängigkeit von <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r<br />
individuellen Behin<strong>de</strong>rung jedoch<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger stark<br />
eingeschränkt ist. Der direkte<br />
o<strong>de</strong>r telefonische Kontakt zu <strong>de</strong>n<br />
Bibliotheksbenutzern, vor allem<br />
Ausleih- und Auskunftsdienst,<br />
Leseranmeldung, Teile <strong>de</strong>r Veranstaltungsarbeit,<br />
allgemein <strong>de</strong>r<br />
Einsatz in lebhaften Zonen <strong>de</strong>r<br />
Bibliothek, ist nur eingeschränkt<br />
möglich und in <strong>de</strong>r Regel eher<br />
nicht als Einzelperson.<br />
Da Fachangestellte für Medien-<br />
und Informationsdienste im<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bibliotheksbereich – vor allem in<br />
Öff entlichen Bibliotheken und<br />
in kleineren Bibliothekseinrichtungen<br />
insgesamt – im Normalfall<br />
zumin<strong>de</strong>st teilweise Arbeiten<br />
im Publikumsdienst wahrnehmen,<br />
unterschei<strong>de</strong>n sie sich damit<br />
von vielen Verwaltungs- und<br />
Büroberufen, mit <strong>de</strong>nen sie von<br />
<strong>de</strong>n Arbeitsverwaltungen oftmals<br />
gleichgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Rücksicht ist notwendig<br />
Der Ablauf <strong>de</strong>r praktischen Ausbildung<br />
zum Fachangestellten<br />
für Medien- und Informationsdienste<br />
und die Vermittlung <strong>de</strong>r<br />
vorgesehenen Ausbildungsinhalte<br />
für Gehörlose und Blin<strong>de</strong><br />
sollte möglichst nach <strong>de</strong>n üblichen<br />
Rahmenplänen mit <strong>de</strong>m<br />
Durchlauf sämtlicher Ausbildungsstationen<br />
ohne Schwerpunktsetzung<br />
erfolgen, auch um<br />
<strong>de</strong>m Anschein einer Anlernausbildung<br />
vorzubeugen. Zusätzliche<br />
praxisbegleiten<strong>de</strong> Unterweisungen<br />
– auch in praktisch nicht<br />
auszuführen<strong>de</strong>n Th emenbereichen<br />
– und/o<strong>de</strong>r zusätzlicher<br />
Personaleinsatz ermöglichen es,<br />
in angemessener Weise auf die<br />
Behin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Rücksicht zu nehmen.<br />
Falls unabdingbar können<br />
zu<strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>re Bedingungen<br />
laut Berufsbildungsgesetz beantragt<br />
und die Ausbildung mit<br />
1 Karin Holste-Flinspach: Ausbildung<br />
von Blin<strong>de</strong>n zum Fachangestellten<br />
für Medien- und Informationsdienste.<br />
In: Information<br />
55(2004)8, Seite 479–481<br />
2 Klaus-Peter Böttger (Mülheim/<br />
Ruhr): Ausbildung einer Gehörlosen<br />
zur Bibliotheksassistentin. In:<br />
BuB 38(1986)4 Seite 311–312<br />
3 Dokumentationsassistent:<br />
Ein Berufsfeld auch für Blin<strong>de</strong><br />
und Sehbehin<strong>de</strong>rte.In: BuB<br />
48(1996)10/11, Seite 811<br />
4 Evamarie Straube, Erich Siek: Zu<br />
Tauglichkeit und Eignung für <strong>de</strong>n<br />
Beruf Bibliotheksfacharbeiter aus<br />
arbeitsmedizinischer und bibliothekswissenschaftlicher<br />
Sicht. In:<br />
Zentralblatt für Bibliothekswesen<br />
94(1980) Seite 367<br />
5 Alle Angaben zur Gehörlosigkeit<br />
allgemein aus Kurt Wollmann:<br />
Gehörlosigkeit (http://195.<br />
185.214.164/bb/p169.htm)<br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausbildung<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Foyer | BuB<br />
Einschränkungen durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Als begleiten<strong>de</strong> Hilfe im Arbeitsleben<br />
kann die behin<strong>de</strong>rtengerechte<br />
Ausstattung <strong>de</strong>s<br />
Arbeitsplatzes mit technischen<br />
Hilfsmitteln bis zu einer För<strong>de</strong>rhöhe<br />
von 100 Prozent <strong>de</strong>r<br />
notwendigen Kosten – seien es<br />
Telefonhörer mit Verstärkersystemen,<br />
Schreibtelefone o<strong>de</strong>r<br />
Laptops mit Brailletaste – aus<br />
Fremdmitteln fi nanziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Betriebe können eine fi nanzielle<br />
För<strong>de</strong>rung (Ausbildungshilfe)<br />
erhalten und die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
ausbildungsbegleiten<strong>de</strong><br />
Hilfen (abH), sodass durch diese<br />
Prämien und Zuschüsse zu <strong>de</strong>n<br />
Kosten <strong>de</strong>r Berufsausbildung<br />
behin<strong>de</strong>rter Jugendlicher und<br />
junger Erwachsener6 sucht, von stark Schwerhörigen<br />
zu fast 25 Prozent und von <strong>de</strong>n<br />
leicht bis mittelgradig Schwerhörigen<br />
von rund <strong>de</strong>r Hälfte.<br />
Nicht alle schwerhörigen, gehörlosen,<br />
sehbehin<strong>de</strong>rten und<br />
blin<strong>de</strong>n Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n zeigen<br />
sich <strong>de</strong>r komprimierten Vermittlung<br />
theoretischer Inhalte<br />
im regulären Berufsschulunterricht<br />
gewachsen, hier sind häufi g<br />
Son<strong>de</strong>rregelungen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
So kann eine <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung<br />
entsprechen<strong>de</strong> Lernzielvermittlung<br />
im Fachklassenverband <strong>de</strong>r<br />
Berufsschule mit Integrationshelfern<br />
beziehungsweise in Zusammenarbeit<br />
mit einer Schule<br />
für Gehörlose beziehungsweise<br />
Blin<strong>de</strong> erfolgen.<br />
Für Blin<strong>de</strong> erleichtern tastbaausbilre<br />
Raumpläne und Beschriftung<br />
dungsbereiten Einrichtungen <strong>de</strong>r für Fachangestellte für Me-<br />
zumin<strong>de</strong>st keine Zusatzkosten dien- und Informationsdienste<br />
entstehen.<br />
benutzten Räume in Punkt-<br />
Das Beson<strong>de</strong>re und Neue <strong>de</strong>r schrift die Orientierung im<br />
hessischen Ausbildung nun war Schulgebäu<strong>de</strong>, die Digitalisie-<br />
und ist nicht die Ausbildung rung von Unterrichtsmaterialien<br />
von Blin<strong>de</strong>n und Gehörlosen ermöglicht ein Nacharbeiten <strong>de</strong>s<br />
zu Fachangestellten für Medi- vermittelten Lernstoff es. Diese<br />
en- und Informationsdienste an zur Verfügung gestellten schriftlichen<br />
Unterlagen dienen auch<br />
Gehörlosen, <strong>de</strong>nen ein Nachvollziehen<br />
und Mitarbeiten in normalerweise<br />
auf verbaler Kommunikation<br />
beruhen<strong>de</strong>n Unterrichtseinheiten<br />
sehr schwer fällt.<br />
Mitschüler und Lehrkräfte – üblicherweise<br />
über die Folgen von<br />
sich, son<strong>de</strong>rn die Tatsache, dass Hörschä<strong>de</strong>n nur unzureichend<br />
die Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n im Rahmen informiert – müssen zu<strong>de</strong>m oft<br />
ihrer dualen Ausbildung am Re- erst in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
gelunterricht <strong>de</strong>r zuständigen die teilweise eingeschränkte<br />
allgemeinen Berufsschule teil- sprachliche Kompetenz Gehörnehmen<br />
und nicht an zentralen loser entsprechend zu beurteilen<br />
überregionalen Berufsschulen und angemessen darauf zu reagieren.<br />
Vereinfachte Sprache<br />
Bei <strong>de</strong>r Abnahme <strong>de</strong>r Prüfung<br />
schließlich können Blin<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
Gehörlose Prüfungsmodifi kationen<br />
beantragen, beginnend bei<br />
<strong>de</strong>r Th emenstellung durch eine<br />
Umformulierung <strong>de</strong>r Aufgaben<br />
in eine vereinfachte Sprache und<br />
beispielsweise die Nicht-Verwendung<br />
von Tabellen für Blin<strong>de</strong>.<br />
Neben einer grundsätzlich<br />
gewährten Zeitverlängerung bei<br />
<strong>de</strong>n schriftlichen Prüfungsteilen<br />
kann bei <strong>de</strong>r mündlichen Prü-<br />
7<br />
fung zu<strong>de</strong>m die Mitwirkung von dungsjahr blin<strong>de</strong> und gehörlose<br />
Gebär<strong>de</strong>ndolmetschern zur Ver- Nachwuchskräfte. Eventuell inmeidung<br />
von Verständigungsteressierte Ausbildungsbetriebe<br />
problemen beitragen.<br />
sollten sich jedoch bewusst sein,<br />
In Hessen haben die bis- dass die Berufsausbildung gehörherigen<br />
Erfahrungen mit <strong>de</strong>r loser beziehungsweise blin<strong>de</strong>r<br />
erfolgreichen berufl ichen Erst- junger Menschen über die forausbildung<br />
von Gehörlosen und malen Ausbildungsaspekte hin-<br />
Blin<strong>de</strong>n dazu geführt, dass das aus in hohem Maß, insbeson<strong>de</strong>re<br />
in <strong>de</strong>r Konfrontation mit <strong>de</strong>r realen<br />
Arbeitswelt im Betrieb und<br />
Derzeit gibt es auch im mit einem hören<strong>de</strong>n und sehen-<br />
dritten und im zweiten <strong>de</strong>n Umfeld <strong>de</strong>r Kollegen, auch<br />
Ausbildungsjahr blin<strong>de</strong> und durch die individuelle soziale<br />
gehörlose Nachwuchskräfte. Integration bestimmt wird.<br />
Be<strong>de</strong>nken bei <strong>de</strong>r Berufswahl<br />
und Auswahlentscheidung, ob<br />
Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Integration von sin- Interessenten aufgrund ihrer<br />
nesgeschädigten Azubis fortge- Behin<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Lage sind,<br />
setzt wird – auch und vor allem eine Ausbildung überhaupt be-<br />
weil dadurch eine dauerhafte ziehungsweise im vorgesehenen<br />
Berufstätigkeit <strong>de</strong>r Nachwuchs- zeitlichen Rahmen zu absolviekräfte<br />
und somit wirtschaftliche ren, können durch ein Probe-<br />
Selbstständigkeit möglich erpraktikum besser eingeschätzt<br />
scheint.<br />
o<strong>de</strong>r ausgeräumt wer<strong>de</strong>n.<br />
So gibt es auch im nunmehr Karin Holste-Flinspach,<br />
dritten und zweiten Ausbil-<br />
Frankfurt am Main<br />
Bei <strong>de</strong>r Abnahme <strong>de</strong>r Prüfung<br />
können Blin<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
Gehörlose Prüfungsmodifi -<br />
kationen beantragen.<br />
unterrichtet wer<strong>de</strong>n. Eine solche<br />
duale Ausbildung, mit <strong>de</strong>n<br />
Lernorten Betrieb und zuständiger<br />
allgemeiner Berufsschule vor<br />
Ort, bil<strong>de</strong>t die Ausnahme. Die<br />
Berufsschule vor Ort wird von<br />
<strong>de</strong>n gehörlosen jungen Menschen<br />
in allen Ausbildungsberufen<br />
nur zu etwa sechs Prozent be-<br />
6 Vgl. dazu insbeson<strong>de</strong>re SGB IX §<br />
102 Abs. 3 Nr .2c in Verbindung<br />
mit § 26b SchwAV und SGB III §<br />
237<br />
7 Zum Beispiel <strong>de</strong>m Rheinisch-<br />
Westfälischen Berufskolleg in Essen<br />
(<strong>www</strong>.rwb-essen.<strong>de</strong>)<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 19<br />
19
20 BuB | Foyer Auszeichnung<br />
Auszeichnung<br />
Hamburg holt mit<br />
Chatbot Stella <strong>de</strong>n<br />
Innovationspreis<br />
Bibliotheken für richtungsweisen<strong>de</strong>n<br />
Einsatz<br />
von IT ausgezeichnet<br />
Die Bibliotheken <strong>de</strong>r Hochschulen<br />
Hamburg, Bremen<br />
und Bielefeld haben auf <strong>de</strong>m<br />
Zukunftsgipfel »eUniversity<br />
– Update Bologna« <strong>de</strong>n Innovationspreis<br />
für richtungsweisen<strong>de</strong><br />
Bibliotheks-IT gewonnen. Als<br />
Gewinner <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschlandweiten,<br />
vom Bun<strong>de</strong>sministerium<br />
für Bildung und Forschung im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Informatikjahrs<br />
2006 geför<strong>de</strong>rten Wettbewerbs<br />
erhielten sie Bücherpreise und<br />
Software-Lizenzen im Gesamtwert<br />
von 36 000 Euro. Der<br />
Bibliothekswettbewerb war<br />
einer <strong>de</strong>r Höhepunkte <strong>de</strong>s zweitägigen<br />
Kongresses zur Digitalisierung<br />
<strong>de</strong>r Hochschulen. Dies<br />
teilte das Multimedia Kontor<br />
Hamburg (MMKH) mit, das <strong>de</strong>n<br />
Wettbewerb zusammen mit<br />
<strong>de</strong>m Centrum für eCompetence<br />
in Hochschulen NRW (CeC) ins<br />
Leben gerufen hat.<br />
Die Bewertungsgrundlage <strong>de</strong>r<br />
Jury unter Vorsitz von Albert<br />
Bilo, Direktor <strong>de</strong>r UniversitätsbibliothekDuisburg-Essen,<br />
waren die IT-gestützen Benutzersysteme<br />
<strong>de</strong>r Gewinner-<br />
Bibliotheken. Die Staats- und<br />
Universitätsbibliothek Hamburg<br />
Carl von Ossietzky wur<strong>de</strong><br />
für ihre elektronische Informationsassistentin<br />
Stella prämiert<br />
– ein innovatives Chatbot-Tool,<br />
das die Mitarbeiter <strong>de</strong>r Bibliotheksauskunft<br />
entlastet.<br />
Die Bibliothek <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Bielefeld überzeugte mit<br />
<strong>de</strong>m campusweiten, portalbasiertenLernmanagement-System<br />
»easy learning«. Darin können<br />
Studieren<strong>de</strong> und Lehrkörper<br />
auf digitale Semesterapparate<br />
und E-Books zugreifen sowie<br />
gemeinsam in virtuellen Lernräumen<br />
arbeiten.<br />
Mit einem komfortablen Zugriff<br />
auf digitalisierte Inhalte<br />
von Fachzeitschriften, Bibliotheksbestän<strong>de</strong>n<br />
und Abschlussarbeiten<br />
konnte sich die Elektronische<br />
Bibliothek (E-LIB)<br />
<strong>de</strong>r Staats- und Universitätsbibliothek<br />
Bremen im Wettbewerb<br />
behaupten.<br />
Mit <strong>de</strong>m Wettbewerb »Bibliotheksinnovation<br />
2006« wollten<br />
MMKH und CeC vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong>de</strong>s weltweit exponentiell<br />
zunehmen<strong>de</strong>n Wissens<br />
Hochschulbibliotheken neue<br />
Anreize geben, ihre Datenbestän<strong>de</strong><br />
digital zu systematisieren.<br />
»Auf <strong>de</strong>r eUniversity ist es<br />
uns gelungen, nicht nur über<br />
Trends am Hochschulmarkt zu<br />
diskutieren, son<strong>de</strong>rn Technologien<br />
zur Optimierung von Lehre,<br />
Forschung und Verwaltung<br />
vorzustellen«, resümiert Veranstalter<br />
Ulrich Schmid, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>s Multimedia Kontors<br />
Hamburg. Auf <strong>de</strong>r Fachtagung<br />
präsentierten Hochschulen gemeinsam<br />
mit Branchenexperten<br />
wie SAP und Microsoft ihre zukunftsweisen<strong>de</strong>nCampus-Management-Systeme<br />
und interaktive<br />
Lehr- und Lernformen.<br />
»Der große Zustrom von<br />
über 500 Besuchern zeigt, dass<br />
die Universitäten in Informationstechnologien<br />
das Mittel <strong>de</strong>r<br />
Zukunft sehen, <strong>de</strong>m hohen Innovationsdruck<br />
standzuhalten<br />
und ihre globale Wettbewerbsfähigkeit<br />
zu steigern«, stellt Hubert<br />
Groten, Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />
Centrums für eCompetence,<br />
fest. »Aufgrund <strong>de</strong>r großen Resonanz<br />
überlegen wir gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>m Multimedia Kontor<br />
Hamburg, die Zusammenarbeit<br />
in <strong>de</strong>n nächsten Jahren<br />
fortzusetzen.« Hauptsponsoren<br />
<strong>de</strong>s diesjährigen Wettbewerbs<br />
waren die Th alia Buchhan<strong>de</strong>lsgruppe<br />
und die Elsevier GmbH.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Die Organisatoren und Finalisten <strong>de</strong>s Wettbewerbs (von links): Britta Meyer (Thalia Universitätsbuchhandlung),<br />
Anne Christensen (Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky Hamburg), Antje Kellersohn<br />
(Bibliothek <strong>de</strong>r FH Bielefeld), Martin Blenkle (SuUB Bremen), Katja Kolinke (Elsevier Verlag), Albert Bilo (Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Jury, Bibliothek <strong>de</strong>r Universität Duisburg-Essen) (Foto: Multimedia Kontor Hamburg)<br />
Mönchengladbach:<br />
Preis für lesekalische<br />
Früherziehung<br />
Die Stadtbibliothek Mönchengladbach<br />
und Jünter, das<br />
Maskottchen <strong>de</strong>s heimischen<br />
Fußballvereins Borussia, haben<br />
auf <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse<br />
einen doppelten Auswärtssieg<br />
erzielt: Die Bibliothek gewann<br />
einen Preis und Jünter die<br />
Herzen <strong>de</strong>r Messebesucher.<br />
Als drittbeste Leseinitiative<br />
Deutschlands wur<strong>de</strong> laut Pressemitteilung<br />
die lesekalische<br />
Früherziehung <strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
ausgezeichnet.<br />
Unter 335 Konkurrenten konnte<br />
sich die frühkindliche Leseför<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Stadtbibliothek auf<br />
einen Medaillenrang platzieren.<br />
Eine prominente Jury <strong>de</strong>r Initiative<br />
»Deutschland liest vor« –<br />
Schirmherrin ist Doris Schrö<strong>de</strong>r-<br />
Weitere Auszeichnungen<br />
gingen nach Bremen<br />
und Eltville im Rheingau<br />
sowie nach München.<br />
Köpf – mit <strong>de</strong>m ZDF-Mo<strong>de</strong>rator<br />
Cherno Jobatey (Morgenmagazin),<br />
Wolfgang Völz (Stimme von<br />
Käpt’n Blaubär) und <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rbuchautor<br />
Paul Maar (Das<br />
Sams) prämierte die engagierteste<br />
Vorlesegruppe Deutschlands.<br />
Den Rahmen bil<strong>de</strong>te das<br />
Deutschland-liest-vor-Fest und<br />
das 50-jährige Firmenjubiläum<br />
<strong>de</strong>s Tessloff -Verlages im großen<br />
Lesezelt auf <strong>de</strong>r Frankfurter<br />
Buchmesse.<br />
Weitere Auszeichnungen gingen<br />
nach Bremen und Eltville im<br />
Rheingau sowie nach München<br />
(Son<strong>de</strong>rpreis).<br />
Gewonnen hat aber auch<br />
Maskottchen Jünter in <strong>de</strong>r<br />
Mainmetropole – nämlich die<br />
Herzen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r (und vieler<br />
Erwachsener). Er war <strong>de</strong>r Star<br />
<strong>de</strong>s Tages, musste stun<strong>de</strong>nlang<br />
Autogramme schreiben und für<br />
unzählige Fotos bereitstehen.<br />
Der Botschafter <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r engagierte<br />
sich damit erfolgreich<br />
für die Leseför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Stadtbibliothek.<br />
BuB | 59 (2007) 01
Diskussion<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Diskussion<br />
Foyer | BuB<br />
Son<strong>de</strong>rsituation in Bayern<br />
spach die Gleichwertigkeit <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Ausbildungswege infrage.<br />
Für Bayern ist dazu zu sagen,<br />
dass <strong>de</strong>r fachliche Unterricht an<br />
<strong>de</strong>r Berufsschule die Qualität<br />
<strong>de</strong>r Bayerischen Bibliotheks-<br />
Zum Beitrag »Mittlerer Biblioschule noch nicht erreicht. Grüntheksdienst<br />
– ein Auslaufmo<strong>de</strong> dafür sind unter an<strong>de</strong>rem die<br />
<strong>de</strong>ll?« in BuB Heft 9/2006, Seite zu geringe Stun<strong>de</strong>nanzahl <strong>de</strong>s<br />
588–589, erreichte uns folgen- theoretischen Fachunterrichts<br />
<strong>de</strong>r Leserbrief:<br />
sowie die fehlen<strong>de</strong>n Fachkräfte<br />
im Lehrkörper in <strong>de</strong>r Berufs-<br />
Bezug nehmend auf <strong>de</strong>n Artischule.kel von Karin Holste-Flinspach Die ausbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bibliothe-<br />
möchten wir für die Ausbilken haben sich zu einem Qualidungssituation<br />
in Bayern Foltätszirkel zusammengeschlossen<br />
gen<strong>de</strong>s ergänzen:<br />
und bemühen sich in Zusam-<br />
In Bayern existieren die klasmenarbeit mit <strong>de</strong>r Berufsschule,<br />
sische Ausbildung zum mittleren <strong>de</strong>n bibliothekarischen Verbän-<br />
Bibliotheksdienst und die duale <strong>de</strong>n und <strong>de</strong>r Generaldirektion<br />
Ausbildung zum Fachangestell- <strong>de</strong>r bayerischen staatlichen Bibten<br />
parallel.<br />
liotheken um eine Verbesserung<br />
Bis 2004 wur<strong>de</strong>n bayerische <strong>de</strong>r Situation.<br />
Famis nach Calw o<strong>de</strong>r Son- Christina Walser, Ausbildungs<strong>de</strong>rshausen<br />
für die theoretische leiterin <strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
Ausbildung geschickt; seit 2004 Landshut (christinawalser@<br />
Der Vorstandssprecher <strong>de</strong>r Deutschen Literaturkonferenz, Burkhart Kroeber<br />
(rechts), überreicht Medaille und Urkun<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Preisträger Paul<br />
Raabe. (Foto: Carsten Lü<strong>de</strong>mann)<br />
wird <strong>de</strong>r theoretische Unterricht<br />
an <strong>de</strong>r Berufsschule für Medienberufe<br />
in München angeboten.<br />
Seit 2006 ist <strong>de</strong>r Besuch <strong>de</strong>r<br />
landshut.<strong>de</strong>);<br />
Gudrun Kulzer, Leiterin<br />
<strong>de</strong>r Stadtbücherei Straubing<br />
(gudrun.kulzer@straubing.<br />
Berufsschule in München ver- <strong>de</strong>); Doris Schnei<strong>de</strong>r, Leiterin<br />
pfl ichtend.<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschulbibliothek<br />
Karl-Preusker-Medaille: In seiner reichen Publikati- Im letzten Abschnitt ihres Ingolstadt (doris.schnei<strong>de</strong>r@fh-<br />
Paul Raabe für Lebensonstätigkeit treten neben <strong>de</strong>n Artikels stellt Frau Holste-Fliningolstadt.<strong>de</strong>)werk<br />
geehrt<br />
bibliotheksfachlichen Arbeiten<br />
auch zahlreiche germanistische<br />
Studien hervor. Vor zehn Jah-<br />
Die Deutsche Literaturkonferen bezeichnete ihn die »FAZ«<br />
renz hat am 24. Oktober 2006 als »Deutschlands bekanntesten<br />
zum elften Mal die Karl-Preus- Bibliothekar«, und das dürfte WB-Schlagseite<br />
ist nach wie vor« nicht nur »das<br />
ker-Medaille vergeben. Die nach wie vor stimmen. Seine<br />
Gedächtnis <strong>de</strong>r Menscheit zu<br />
Auszeichnung erhielt Prof. Paul Bekanntheit ist begrün<strong>de</strong>t durch<br />
bewahren und verfügbar zu hal-<br />
Raabe in Würdigung seines seinen I<strong>de</strong>enreichtum, seine Vi- Zum Beitrag »Das Buch – nur ten«, son<strong>de</strong>rn auch verfügbar zu<br />
Lebenswerks.<br />
sionen und <strong>de</strong>ren konsequenter ein Weltkulturerbe?« in BuB machen!<br />
und nimmermü<strong>de</strong>r Umsetzung Heft 10/2006, Seite 696–698, Öff entliche Bibliotheken<br />
Seit 60 Jahren ist Raabe in und in die Praxis.<br />
erreichte uns folgen<strong>de</strong> Zuschrift: haben es stets als sicherlich lo-<br />
für Bibliotheken aktiv. 1927 in Gewidmet ist die Medaille<br />
benswerte Aufgabe empfun<strong>de</strong>n,<br />
Ol<strong>de</strong>nburg geboren, leitete er Karl Benjamin Preusker (1786– Die WB-Schlagseite <strong>de</strong>s Hef- jenes Gedächtnis auch breit,<br />
von 1958 bis 1968 die Biblio- 1871), <strong>de</strong>r am 24. Oktober 1828 tes mag <strong>de</strong>n Abgesang <strong>de</strong>s an für möglichst je<strong>de</strong>rmann verthek<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Literatur- in Großenhain die erste Öff entli- sich vorzüglichen Vortragstexfügbar aufzuschlüsseln: bibarchivs<br />
in Marbach. Von 1968 che Bibliothek eröff nete. Mit <strong>de</strong>r tes entschuldigen (langjährige liografi sch, kun<strong>de</strong>nbezogen (die<br />
bis 1992 war er <strong>de</strong>r Direktor <strong>de</strong>r Verleihung <strong>de</strong>r Karl-Preusker- Leser früherer BuB-Jahrgänge DB katalogisiert doch nur für<br />
Herzog August Bibliothek in Medaille würdigt die Deutsche vielleicht sogar irritieren); eine die Ewigkeit!), systematisch,<br />
Wolfenbüttel und machte diese Literaturkonferenz Personen lediglich kleine Erweiterung inhaltserschließend, eine ver-<br />
Institution zu einer international o<strong>de</strong>r Institutionen, die auf <strong>de</strong>m (o<strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong> Anmerkung) antwortungsbewusst getroff ene<br />
anerkannten Studien- und For- Gebiet <strong>de</strong>r Literatur, <strong>de</strong>s Ver- hätte <strong>de</strong>m Text auf je<strong>de</strong>n Fall gut Auswahl sinnvoll vermittelnd.<br />
schungsstätte für das Mittelalter lagswesens, <strong>de</strong>s Buchhan<strong>de</strong>ls, angestan<strong>de</strong>n – in einer Fachzeit- W. Georg Olms müsste eigent-<br />
und die Frühe Neuzeit. Bereits <strong>de</strong>r Öff entlichen Bibliotheken schrift, die sich ihres geschichtlich mit einer <strong>de</strong>rartigen Aus-<br />
pensioniert, stellte Raabe sich o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kulturpolitik tätig sind lichen Hintergrun<strong>de</strong>s als einer weitung seines Resümees voll<br />
1992 <strong>de</strong>r einzigartigen Aufgabe, und <strong>de</strong>n Kulturauftrag <strong>de</strong>s Öf- Zeitschrift von ÖB-Bibliothe- einverstan<strong>de</strong>n sein.<br />
bis zum Jahr 2000 die Franckefentlichen Bibliothekwesens in karen bewusst bleiben könn- Otto-Rudolf Rothbart, Eningen,<br />
schen Stiftungen in Halle/Saale herausragen<strong>de</strong>r Weise verwirklite. Einfach so: »Die klassische ehemaliger Bibliothekarischer<br />
zu leiten.<br />
chen o<strong>de</strong>r unterstützen. Hauptaufgabe <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
Direktor <strong>de</strong>r ekz<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 21<br />
21
22 BuB | Foyer Nachrichten<br />
Nachrichten<br />
Berkley (USA). Der weltweit<br />
größte Preisvergleich für Bücher,<br />
BookFin<strong>de</strong>r.com, expandiert<br />
nach Europa: Über die <strong>de</strong>utschsprachige<br />
Plattform <strong>www</strong>.Just-<br />
Books.<strong>de</strong> fi n<strong>de</strong>n Buchkäufer ab<br />
sofort mehr als 100 Millionen<br />
Bücher aus 50 Län<strong>de</strong>rn zum<br />
günstigsten Preis. Über Just-<br />
Books.<strong>de</strong> lassen sich gleichzeitig<br />
alle großen Buchhandlungen<br />
und Marktplätze wie Amazon,<br />
ZVAB und Abebooks nach einem<br />
bestimmten Titel durchsuchen.<br />
Berlin. Wie komme ich als Bibliothekar<br />
ins Ausland? Wird<br />
mein Diplom anerkannt? Wo<br />
fi n<strong>de</strong> ich Praktikumsplätze während<br />
<strong>de</strong>s Studiums? Informationen<br />
und Links zu Auslandsaufenthalten<br />
für Bibliothekare<br />
gibt es in <strong>de</strong>r neuen Rubrik <strong>de</strong>s<br />
Bibliotheksportals <strong>de</strong>s Kompetenznetzwerks<br />
für Bibliothekare<br />
»Aufenthalte im Ausland«: <strong>www</strong>.<br />
bibliotheksportal.<strong>de</strong>/hauptmenue/bibliotheken/internationalekooperation/aufenthalte-im-aus<br />
Sesam öffne dich<br />
land.<br />
Die 32. Ol<strong>de</strong>nburger Kin<strong>de</strong>rund<br />
Jugendbuchmesse KIBUM<br />
Berlin. Die Zentral- und Lan- war ein voller Erfolg. Unter <strong>de</strong>m<br />
<strong>de</strong>sbibliothek (ZLB) bietet PC- Motto »Sesam öffne dich – Lite-<br />
und Internetkurse für Sehbehinrarische Begegnungen zwischen<br />
<strong>de</strong>rte in Zusammenarbeit mit Orient und Okzi<strong>de</strong>nt« gab es mit<br />
<strong>de</strong>m Allgemeinen Blin<strong>de</strong>n- und 2 700 Büchern, Hörbüchern und<br />
Sehbehin<strong>de</strong>rtenverein an. In vielseitiger Lernsoftware je<strong>de</strong><br />
zielgruppenorientierten Kursen Menge Informationen und Lese-<br />
lernen Sehbehin<strong>de</strong>rte das Arbeiten<br />
mit verschie<strong>de</strong>nen Softwareprogrammen,<br />
das Recherchieren<br />
in Bibliothekskatalogen und<br />
im Internet. Vier Selbstlernstoff<br />
für Kids und Eltern. Eine zu-<br />
PCs mit Internetzugängen für zehn Sekun<strong>de</strong>n zu hören und<br />
Sehbehin<strong>de</strong>rte stehen dafür zur testet so die Funktionsfähigkeit<br />
Verfügung. Sie sind mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Feuerschutzanlagen – sowie<br />
Schriftvergrößerungsprogramm die Nerven <strong>de</strong>r Benutzer. Diese<br />
Zoomtext ausgestattet. In Berlin könnten beruhigt an ihren Plät-<br />
leben circa 19 000 sehbehin<strong>de</strong>rte zen bleiben, teilt die Staatsbib-<br />
Menschen.<br />
liothek mit: Eine Räumung <strong>de</strong>s<br />
Hauses sei damit nicht verbun-<br />
Berlin. Die Alarmsirenen ertönen<br />
nun auch je<strong>de</strong>n Mittwoch<br />
<strong>de</strong>n.<br />
Punkt 15 Uhr im Haus Potsda- Böblingen/Sin<strong>de</strong>lfi ngen. Die<br />
mer Straße <strong>de</strong>r Staatsbibliothek. ba<strong>de</strong>n-württembergischen<br />
Leser im Haus Unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n Nachbarstädte wollen künftig in<br />
kennen <strong>de</strong>n schrillen Ton bereits <strong>de</strong>n Bereichen Technik, Schule<br />
seit Längerem. Er ist jeweils für und Bildung enger zusammen-<br />
gehörige Ausstellung hatte das<br />
Ziel, einen kritischen Blick auf<br />
das häufig verzerrt dargestellte<br />
Bild vom Orient beziehungsweise<br />
von <strong>de</strong>r arabischen Welt zu<br />
werfen und so einen Beitrag zur<br />
rationalen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung,<br />
zum Abbau von Vorurteilen und<br />
zu mehr Toleranz zu leisten. Insgesamt<br />
wur<strong>de</strong>n mehr als 35 000<br />
Besucher gezählt.<br />
arbeiten und damit Kosten sparen.<br />
Betroff en sind von diesen<br />
Plänen auch die bei<strong>de</strong>n Stadtbibliotheken.<br />
Ein gemeinsamer<br />
Einkauf, Schwerpunktbildung<br />
bei <strong>de</strong>r Fachliteratur sowie <strong>de</strong>r<br />
Wegfall einer Leitungsstelle sind<br />
ebenso im Gespräch wie ein »fl exibler<br />
Personaleinsatz«.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bonn. Mit einer Website zur<br />
Gesundheitspolitik (<strong>www</strong>.bpb.<br />
<strong>de</strong>/gesundheitspolitik) will die<br />
Bun<strong>de</strong>szentrale für politische<br />
Bildung aktuelles Wissen ver-<br />
mitteln, nicht zuletzt um die<br />
Diskussion über die Gesundheitsreform<br />
verständlich zu machen.<br />
Die neue Website spiegelt<br />
<strong>de</strong>n Stand <strong>de</strong>r Debatte, macht<br />
Gesetze und Argumente transparent<br />
und hält ein umfangreiches<br />
Serviceangebot bereit.<br />
Darmstadt. Die Leiterin <strong>de</strong>r<br />
Stadtbibliothek, Brigitte Nauhaus-Hofschen,<br />
ist seit Dezember<br />
2006 in Ruhestand.<br />
Frankfurt am Main. Für alle, die<br />
sich für Lesen, Alphabetisierung<br />
und Bildung interessieren, haben<br />
die Organisation LitCam,<br />
Google und das Unesco-Institut<br />
für lebenslanges Lernen eine Internetseite<br />
mit speziellen Informationen<br />
eingerichtet. Unter<br />
<strong>www</strong>.google.<strong>de</strong>/literacy wer<strong>de</strong>n<br />
Bücher, Artikel und Vi<strong>de</strong>os zum<br />
Th ema Lesen vorgestellt.<br />
Frankfurt am Main. Gastland<br />
<strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse wird<br />
2008 die Türkei sein. Für <strong>de</strong>n<br />
Auftritt planen türkische Organisationen<br />
ein umfangreiches<br />
Fachprogramm mit Seminaren<br />
und Workshops. Derzeit gibt es<br />
in <strong>de</strong>r Türkei rund 6 700 Verlage<br />
und 1 250 Buchhandlungen.<br />
Pro Jahr wer<strong>de</strong>n 20 000 Titel<br />
produziert, darunter 5 700 Neuerscheinungen.<br />
Freising. Mit einem Tag <strong>de</strong>r offenen<br />
Tür feierte die Stadtbibliothek<br />
En<strong>de</strong> Oktober 2006 <strong>de</strong>n<br />
Umzug in die neuen Räume an<br />
<strong>de</strong>r Weizengasse 3. Sie ist mit<br />
rund 70 000 Medien, davon sind<br />
10 000 Nonbooks, eine zentrale<br />
Institution für <strong>de</strong>n gesamten<br />
Landkreis Freising bei München.<br />
Jährlich wer<strong>de</strong>n 350 000<br />
Ausleihen verzeichnet. Mit <strong>de</strong>m<br />
größeren und attraktiveren Neubau<br />
soll diese Zahl weiter steigen.<br />
Göppingen. Auch in <strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
Göppingen erfolgt<br />
die Ausleihverbuchung inzwischen<br />
mittels RFID. Das Beson<strong>de</strong>re:<br />
Die Selbstverbuchungsterminals<br />
sind mehrsprachig ausgerichtet<br />
und ermöglichen die<br />
Wahl zwischen Deutsch, Englisch<br />
und Türkisch. Die Erst-<br />
BuB | 59 (2007) 01
Nachrichten<br />
ausstattung <strong>de</strong>s Medienbestands<br />
mit Transpon<strong>de</strong>rchips erfolgte<br />
durch Ein-Euro-Kräfte und<br />
durch die Vergabe von Schülerferienjobs.<br />
Hamm. Die Zentralbibliothek<br />
und mit ihr zusammen die VHS<br />
sowie die private Fachhochschule<br />
SRH bekommen ein neues<br />
Domizil. Bis Frühjahr 2009<br />
wird auf <strong>de</strong>r Basis eines europaweit<br />
ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs<br />
an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>s<br />
ehemaligen Horten-Gebäu<strong>de</strong>s<br />
am Willy-Brandt-Platz ein neues<br />
Gebäu<strong>de</strong> entstehen. Der Bau<br />
wer<strong>de</strong>, so Oberbürgermeister<br />
Th omas Hunsteger-Petermann,<br />
auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>r drei<br />
Nutzer in weit höherem Maße<br />
reagieren können, als dies <strong>de</strong>r<br />
anfänglich favorisierte Umbau<br />
<strong>de</strong>s Horten-Gebäu<strong>de</strong>s vermocht<br />
hätte. Darüber hinaus biete er<br />
die einmalige Chance, am Stadteingang<br />
einen architektonischen<br />
Glanzpunkt zu setzen.<br />
Köln. Eine Gruppe von Studieren<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Studiengangs<br />
Bibliothekswesen an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
hat im Rahmen eines<br />
Projekts unter Leitung von<br />
Prof. Klaus Peters Antworten zu<br />
bibliothekspolitischen Fragen<br />
aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>s Jugendmedienschutzes<br />
erarbeitet. Die<br />
Antworten sind über <strong>www</strong>.fbi.<br />
fh-koeln.<strong>de</strong>/institut/projekte/ju<br />
gendschutz/FAQ-Jugendschutz.<br />
htm zugänglich.<br />
FRBR-Standards in<br />
<strong>de</strong>utscher Übersetzung<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek<br />
hat die <strong>de</strong>utsche Übersetzung<br />
<strong>de</strong>r »Functional Requirements<br />
for Bibliographic Records«<br />
(FRBR) auf ihrer Website veröffentlicht:<br />
<strong>www</strong>.d-nb.<strong>de</strong>/standar<br />
disierung/pdf/frbr_<strong>de</strong>utsch.pdf.<br />
Die FRBR stellen ein Mo<strong>de</strong>ll<br />
dar, das unabhängig von einem<br />
Regelwerk o<strong>de</strong>r einer bestimmten<br />
Anwendung Beziehungen<br />
zwischen Entitäten benennt und<br />
dabei auf die Benutzeranfor<strong>de</strong>rungen<br />
»Fin<strong>de</strong>n«, »I<strong>de</strong>ntifizieren«,<br />
»Auswählen« und »Zu-<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
London (Großbritannien). Das<br />
größte Blog <strong>de</strong>r Geschichte wur<strong>de</strong><br />
am 17. Oktober 2006 in London<br />
gestartet. Alle Briten waren<br />
aufgerufen, ihren Tagesablauf<br />
in einem Internet-Tagebuch zu<br />
dokumentieren. Das Motto: »Je<br />
profaner, <strong>de</strong>sto besser.« Die Aktion<br />
soll künftigen Generationen<br />
einen Einblick in unseren Alltag<br />
geben. Durchgeführt wur<strong>de</strong> das<br />
Internet-Projekt von <strong>de</strong>r British<br />
Library in Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>m National Trust. Damit <strong>de</strong>r<br />
»Schnappschuss <strong>de</strong>s Alltags im<br />
beginnen<strong>de</strong>n 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt«<br />
auch wirklich überdauert, sollen<br />
die Erlebnisberichte bei <strong>de</strong>r British<br />
Library in einer sogenannten<br />
»Zeitkapsel« archiviert wer<strong>de</strong>n.<br />
Ontario (Kanada). Neben <strong>de</strong>n<br />
bekannten US-amerikanischen<br />
Studien zur Schulbibliotheksarbeit<br />
liegt auch aus Kanada eine<br />
aktuelle Untersuchung vor, die<br />
feststellt, dass Dritt- und Sechstklässler<br />
in <strong>de</strong>n Lesetests besser<br />
abschnei<strong>de</strong>n, wenn sie eine gut<br />
ausgestattete Schulbibliothek<br />
und gut ausgebil<strong>de</strong>te Teacher-<br />
Librarians haben. Die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Studie fi n<strong>de</strong>n sich unter<br />
<strong>www</strong>.peopleforeducation.com/releases/2006/april6_06.html.<br />
Potsdam. Im Vorfeld <strong>de</strong>s ersten<br />
»nationalen IT-Gipfels« unter<br />
Leitung von Bun<strong>de</strong>skanzlerin<br />
Angela Merkel am 18. Dezember<br />
gab es massiven Unmut über<br />
die selektive Einladungspolitik.<br />
gang erhalten« eingeht. Neben<br />
<strong>de</strong>r 1998 erschienenen englischsprachigen<br />
FRBR-Ausgabe liegen<br />
bereits zahlreiche Übersetzungen<br />
vor.<br />
Die FRBR haben sich seit ihrem<br />
Erscheinen 1998 nicht nur<br />
befruchtend auf theoretische<br />
Ansätze ausgewirkt. Die »FRBR<br />
Bibliography«, http://infoserv.<br />
inist.fr/wwsympa.fcgi/d_read/<br />
frbr/FRBR_bibliography.rtf, die<br />
laufend aktualisiert wird, bietet<br />
einen Überblick über Anwendungsstudien,Implementierungen<br />
und Forschungsprojekte.<br />
Gudrun Henze,<br />
Deutsche Nationalbibliothek<br />
Der Vorwurf lautete: Es wür<strong>de</strong>n<br />
nur die üblichen Verdächtigen<br />
aus Wirtschaft und Politik<br />
eingela<strong>de</strong>n. Die Vertreter <strong>de</strong>r<br />
Zivilgesellschaft – ebenso wie<br />
beispielsweise die Bibliothekare<br />
– wur<strong>de</strong>n dagegen bis zum Redaktionsschluss<br />
nicht berücksichtigt.<br />
Dieses Verhalten, so die<br />
Kritiker, laufe <strong>de</strong>m Ergebnis <strong>de</strong>s<br />
Weltinformationsgipfels von Tunis<br />
(siehe dazu auch die Berichte<br />
in BuB Heft 9/05, Seite 602 ff .,<br />
und in Heft 3/06, Seite 250 ff .)<br />
zuwi<strong>de</strong>r. Im Ausland setzte sich<br />
die Bun<strong>de</strong>sregierung gerne für<br />
Nichtregierungsorganisationen<br />
ein, zu Hause hätten dann aber<br />
die Etablierten das Sagen. Im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s IT-Gipfels soll über<br />
die künftige Ausgestaltung <strong>de</strong>r<br />
Informationsgesellschaft diskutiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Reutlingen. Im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Umsetzung <strong>de</strong>r Verwaltungsreform<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg wird die Fachstel-<br />
Foyer | BuB<br />
le Reutlingen zum Jahresanfang<br />
2007 nach 60 Jahren <strong>de</strong>n Standort<br />
Reutlingen aufgeben und im<br />
Regierungspräsidium Tübingen<br />
neu untergebracht wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Adresse ab 1. Februar lautet: Regierungspräsidium<br />
Tübingen,<br />
Fachstelle für das öff entliche<br />
Bibliothekswesen, Konrad-A<strong>de</strong>nauer-Straße<br />
20, 72072 Tübingen.<br />
Rom (Italien). In <strong>de</strong>n Räumen<br />
<strong>de</strong>s Goethe-Instituts ist eine<br />
Europäische Bibliothek eröff net<br />
wor<strong>de</strong>n. Die Biblioteca Europea<br />
ist Teil <strong>de</strong>s römischen Stadtbibliothekssystems<br />
und stellt allen<br />
Interessierten ein internationales<br />
Medienangebot zur Verfügung.<br />
Ihr Kernpunkt besteht in einem<br />
qualifi zierten Informationsdienst,<br />
<strong>de</strong>r die Orientierung<br />
und <strong>de</strong>n Zugang zu nationalen<br />
und europäischen Ressourcen<br />
erleichtern soll. Es wer<strong>de</strong>n nicht<br />
nur verschie<strong>de</strong>nsprachige Medien<br />
und Informationen gemein-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 23<br />
23
24 BuB | Foyer<br />
sam an einem Ort zugänglich<br />
gemacht, son<strong>de</strong>rn gleichzeitig<br />
Möglichkeiten einer internationalen<br />
Kommunikations- und<br />
Literaturplattform geschaff en.<br />
Neben einem Bestand von rund<br />
28 000 Medien wird die Bibliothek<br />
auch ein Veranstaltungsprogramm<br />
zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
interkulturellen Dialogs und<br />
<strong>de</strong>r europäischen Kultur- und<br />
Künstlerszene sowie eine Abteilung<br />
beherbergen, die sich speziell<br />
an Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
richtet. Geför<strong>de</strong>rt wird die Biblioteca<br />
Europea durch die Ungarische<br />
Aka<strong>de</strong>mie, die Französische<br />
Botschaft, die Botschaft <strong>de</strong>r<br />
Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>, die Botschaft <strong>de</strong>r<br />
Schweiz, <strong>de</strong>n British Council,<br />
das Österreichische Kulturinstitut,<br />
das Instituto Cervantes<br />
Dribbelstark und treffsicher:<br />
Deutsche Bibliothekare zwei<br />
Jahre vor EM in Hochform<br />
14 Jahre nach <strong>de</strong>m legendären<br />
Fußballspiel im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
82. Deutschen Bibliothekartages<br />
1992 in Bochum – BuB hatte in<br />
Heft 9/92 von einem 9:3 für die<br />
österreichischen Gäste berichtet –<br />
Roma, das Polnische Institut,<br />
das Slavische Institut und das<br />
Schweizer Institut in Rom.<br />
Siegburg. »500 x 100« lautet das<br />
Sammelmotto <strong>de</strong>r Goethe-Gesellschaft<br />
Siegburg für die Errichtung<br />
<strong>de</strong>r »Stiftung Goethe-<br />
fand endlich im September 2006<br />
in Bregenz während <strong>de</strong>s Österreichischen<br />
Bibliothekartages das<br />
Rückspiel mit Aussicht auf Revanche<br />
statt. Offenbar befruchteten<br />
die Großereignisse <strong>de</strong>r diesjährigen<br />
WM in Deutschland und <strong>de</strong>r<br />
bevorstehen<strong>de</strong>n EM in Österreich<br />
und <strong>de</strong>r Schweiz im Jahr 2008 vor<br />
allem die österreichischen Beine.<br />
Bibliothek«. Ziel <strong>de</strong>r Aktion sind<br />
500 Spen<strong>de</strong>n zu je 100 Euro, die<br />
das Gründungskapital für eine<br />
von <strong>de</strong>r Gesellschaft getragene<br />
Stiftung bil<strong>de</strong>n sollen. Stiftungszweck<br />
ist die Einrichtung einer<br />
Kultur-Institution, die vorrangig<br />
die Goethe-Bibliothek installiert<br />
und trägt. Der Bestand<br />
umfasst inzwischen 500 Medien.<br />
Weitere Informationen unter<br />
<strong>www</strong>.goethegesellschaft-su.<strong>de</strong>.<br />
Speyer. In <strong>de</strong>r diesjährigen<br />
Fortbildungsveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sarbeitsgemeinschaft<br />
Kirchliche Büchereiarbeit in<br />
Rheinland-Pfalz (LAG) haben<br />
sich 37 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter aus 26 evangelischen<br />
und katholischen Öff entlichen<br />
Büchereien getroff en, um über<br />
Den <strong>de</strong>utschen Coach dagegen<br />
plagten noch 14 Tage vor Spielbeginn<br />
Aufstellungssorgen, nicht nur<br />
bei <strong>de</strong>r Nr. 1, son<strong>de</strong>rn vor allem<br />
bei <strong>de</strong>n Nr. 5 bis 11. Vorübergehend<br />
war sogar ein mitspielen<strong>de</strong>r<br />
Coach zu befürchten. Dank kurzfristiger<br />
bayerischer Unterstützung<br />
– maßgeblich waren Klaus<br />
Kempf und die Leitung <strong>de</strong>r Baye-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Alles, was zu einem beeindrucken<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rspiel dazugehört, war gegeben: blen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Wetter, Nationalhymnen<br />
zur Einstimmung und bis in die Haarspitzen motivierte Akteure.<br />
(Foto: Gerhard Kresser / Vorarlberger Lan<strong>de</strong>sbibliothek)<br />
Nachrichten<br />
Auswahlkriterien und die Auswahl<br />
von Belletristik zu arbeiten.<br />
Die LAG vertritt die Interessen<br />
<strong>de</strong>r 480 evangelischen und katholischen<br />
Öff entlichen Büchereien<br />
in Rheinland-Pfalz. Die<br />
bei<strong>de</strong>n Kirchen stellen dort circa<br />
50 Prozent <strong>de</strong>r Öff entlichen Büchereien<br />
und leisten damit einen<br />
erheblichen Teil <strong>de</strong>r Literatur-<br />
und Medienversorgung. 2 800<br />
ehrenamtlich engagierte Männer<br />
und Frauen betreuen die<br />
Büchereien und sprechen damit<br />
jährlich mehr als 900 000 Menschen<br />
an.<br />
Stuttgart. Die Bibliothek <strong>de</strong>s<br />
Staatlichen Museums für Naturkun<strong>de</strong><br />
– Spezialbibliothek<br />
für Biologie und Geologie/Paläontologie<br />
– hat sich für Allegro-<br />
rischen Staatsbibliothek sowie die<br />
Firma Swets an <strong>de</strong>r großzügigen<br />
Münchner Verstärkung beteiligt –,<br />
die <strong>de</strong>n Kernka<strong>de</strong>r von engagierten<br />
Hobby-Fußballern quantitativ<br />
und qualitativ erheblich erweiterte,<br />
wur<strong>de</strong> eine Spielansetzung<br />
überhaupt erst möglich.<br />
Alles, was zu einem beeindrucken<strong>de</strong>n<br />
Län<strong>de</strong>rspiel dazugehört,<br />
war gegeben: blen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Wetter,<br />
Nationalhymnen zur Einstimmung,<br />
eine Live-Kommentierung,<br />
die ihresgleichen sucht, ein souverän<br />
pfeifen<strong>de</strong>s Schiedsrichter-<br />
Gespann, frenetische Zuschauermassen,<br />
zwei Mannschaften<br />
in Spiellaune und ein wun<strong>de</strong>rbar<br />
zu bespielen<strong>de</strong>r Rasen im Casino-Stadion<br />
<strong>de</strong>s SC Bregenz. Trotz<br />
Heimvorteil, Einsatz weiblichen<br />
Charmes und eines engagierten<br />
Nationalcoaches auf österreichischer<br />
Seite gab es, wie bereits<br />
1992, einen Gästesieg, <strong>de</strong>r mit<br />
T-Shirts aus <strong>de</strong>r Aktion »Österreich<br />
liest. Treffpunkt Bibliothek«<br />
belohnt wur<strong>de</strong>. Das Spiel en<strong>de</strong>te<br />
1:9, Halbzeit (0:4) – und damit<br />
geben wir zurück ins Funkhaus,<br />
verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Hoffnung<br />
auf ein weiteres Match, das die<br />
Ban<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Nachbarlän<strong>de</strong>rn<br />
noch mehr festigen möge.<br />
Klaus-Peter Böttger, Teamchef<br />
<strong>de</strong>utsche Fußball-Nationalmannschaft<br />
(<strong>de</strong>r Bibliothekare)<br />
BuB | 59 (2007) 01
Termine<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Foyer | BuB<br />
Fortbildung<br />
C als Lokalsystem entschie<strong>de</strong>n.<br />
Die ausschlaggeben<strong>de</strong>n Argu-<br />
Dort gibt es je<strong>de</strong> Menge Inmente<br />
waren die überaus große<br />
formationen darüber, wie <strong>de</strong>r<br />
Flexibilität <strong>de</strong>s Systems und die<br />
WSIS-Prozess auf nationaler,<br />
geringen Kosten. Die Bibliothek<br />
regionaler und lokaler Ebe- Januar<br />
katalogisiert seit 2000 beziene<br />
wirkungsvoll unterstützt<br />
hungsweise 2002 im Südwest-<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
<strong>de</strong>utschen Bibliotheksverbund<br />
� IFLA unterstützt die Doku- »Ausleihe mit<br />
(SWB) und in <strong>de</strong>r Zeitschriftenmentation<br />
von beson<strong>de</strong>ren Bibliotheca 2000«<br />
datenbank (ZDB). Nach <strong>de</strong>r In-<br />
Bibliotheksprojekten. In die- 23. Januar – Neustadt/<br />
stallation von Allegro-C im Insem<br />
Zusammenhang sind Fil- Weinstraße<br />
tranet <strong>de</strong>s Museums wer<strong>de</strong>n die<br />
me über Kamelbibliotheken Veranstalter: Lan<strong>de</strong>s-<br />
Daten aus SWB und ZDB regel-<br />
in Kenia sowie über Büchereibibliothekszentrummäßig in das System importiert,<br />
en im peruanischen An<strong>de</strong>n- Rheinland-Pfalz/<br />
außer<strong>de</strong>m die Katalogdaten von Neues von IFLA<br />
hochland sowie im Amazo- Büchereistelle Neustadt<br />
mit <strong>de</strong>r Museumsinventarisienasgebiet<br />
entstan<strong>de</strong>n. Klei- Referentin: Petra Brenzinger<br />
rungs-Software IMDAS erfass- � Cuba libre: Eine neue Liste ne Appetithappen bietet <strong>de</strong>r Zielgruppe: Bibliotheksleiterten<br />
Son<strong>de</strong>rdrucken. Wesentliche <strong>de</strong>r IFLA widmet sich exklusiv kanadische Filmemacher auf Innen und -mitarbeiterInnen,<br />
Merkmale <strong>de</strong>s Allegro-Opacs <strong>de</strong>r Diskussion um die Mei- seiner Homepage <strong>www</strong>.re- die mit <strong>de</strong>r EDV-Ausleihe be-<br />
sind die genaue Abbildung <strong>de</strong>r nungs- und Pressefreiheit in moteaccess.ca an. Dort kann schäftigt sind. Grundkennt-<br />
Hierarchien von mehrbändigen Kuba. Aktiv teilnehmen kön- auch die gesamte DVD benisse im Umgang mit <strong>de</strong>m PC<br />
Werken und Schriftenreihen nen IFLA-Mitglie<strong>de</strong>r sowie stellt wer<strong>de</strong>n.<br />
sollten vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />
entsprechend <strong>de</strong>r Katalogisie- Personen und Einrichtungen, � Zugegeben, das Blog »Globo- Maximal zwölf Teilnehmer.<br />
rung im SWB sowie die Mög- die in irgen<strong>de</strong>iner Weise mit libro« stammt nicht von IFLA, Programm: Erfassung und<br />
lichkeit, Daten auch in Formaten <strong>de</strong>m Thema <strong>de</strong>r Meinungs- bietet aber auch weltweite Verwaltung von Leserdaten;<br />
auszugeben, die für das Zitieren und Informationsfreiheit in News, und zwar aus Öffent- Ausleihe, Rückgabe, Ver-<br />
in wissenschaftlichen Arbeiten Castros Inselreich verbunlichen Bibliotheken: Deutschlängerung, Vormerkungen;<br />
üblich sind.<br />
<strong>de</strong>n sind. Anmeldung unsprachige Meldungen aus <strong>de</strong>r Mahnungen<br />
ter: http://infoserv.inist.fr/ praktischen Bibliotheksar- Gebühr: 20 Euro<br />
Stuttgart. Die Maus Fre<strong>de</strong>rick, wwsympa.fcgi/subrequest/ beit in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn wer- Anmeldung: Bücherei-<br />
seit 1998 jährlich im Herbst cuba-l.<br />
<strong>de</strong>n in diesem Blog zugängstelle Neustadt;<br />
Son<strong>de</strong>rbotschafterin für Lese- � Wie geht es weiter bei <strong>de</strong>r lich gemacht und regelmäßig info@buechereistelle-<br />
und Literaturför<strong>de</strong>rung in Ba- Umsetzung <strong>de</strong>r Ergebnis- ergänzt. Neben <strong>de</strong>r chrononeustadt@lbz-rlp.<strong>de</strong><strong>de</strong>n-Württemberg, war auch se <strong>de</strong>s Weltinformationsgiplogischen Übersicht besteht<br />
2006 unterwegs. Das dichten<strong>de</strong> fels (WSIS)? Tuula Haavis- die Möglichkeit, auch thema-<br />
Nagetier aus <strong>de</strong>m gleichnamito, WSIS-Koordinatorin <strong>de</strong>r tisch geordnete Informatio- »Marketing of<br />
gen Kin<strong>de</strong>rbuch von Leo Lionni, IFLA, hat einen ersten Entnen zu Themenbereichen wie Information Services« /<br />
warb in fantasievollen Aktionen wurf für künftige Aktivitäten Leseför<strong>de</strong>rung, Marketing 15. Bobcatsss-Symposium<br />
fürs Lesen und für die Benut- von Bibliotheken ins Netz ge- und Zielgruppen zu fin<strong>de</strong>n. – 29. bis 31. Januar – Prag ·<br />
zung <strong>de</strong>r Bibliotheken. Es gab stellt (<strong>www</strong>.ifla.org/III/wsis/ http://globolibro.wordpress. BuB 10/2006<br />
mehr als 3 000 Veranstaltungen<br />
innerhalb von zwei Wochen.<br />
WSIS-Action-Lines.pdf). com<br />
»Zeitgewinn durch<br />
Winnen<strong>de</strong>n. Die Stadtbücherei die Comic-Ecke gesetzt und vor Würzburg. Seit September 2006 Ordnung im Büro«<br />
ist umgezogen. Die neue Ein- lauter Schmökern nichts an<strong>de</strong>res bietet die Stadtbücherei mit 23. Januar – Stadthaus Mainz<br />
richtung befi n<strong>de</strong>t sich nun mit mehr wahrgenommen. Als er die großem Erfolg eine Schreib- Veranstalter: Lan<strong>de</strong>s-<br />
erweitertem Raum- und Me- spannen<strong>de</strong> Lektüre zur Seite legwerkstatt für Senioren an. Babibliothekszentrumte, war er allein in <strong>de</strong>r Bücherei, sierend auf <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, dass krea- Rheinland-Pfalz/<br />
die Tür war abgeschlossen. Er tives Schreiben gelernt und ge- Büchereistellen Koblenz/<br />
öff nete ein Fenster und bat Paslehrt wer<strong>de</strong>n kann, knüpft <strong>de</strong>r Neustadt<br />
santen um Hilfe, manche liefen, Kurs an die amerikanische Be- Referentin: Ilona Munique,<br />
laut Meldung in <strong>de</strong>r »WAZ«, wegung <strong>de</strong>s Creative Writing Stuttgart<br />
einfach weiter. Schließlich kam an. Auf spielerische Art wer- Zielgruppe: Interessierte<br />
die Polizei und half <strong>de</strong>m Jungen, <strong>de</strong>n Texte, Lyrik, Collagen und aus Bibliotheken und Schulen.<br />
aus <strong>de</strong>m Fenster zu steigen. Wie Gruppenarbeiten handschrift- Maximal zwölf Teilnehmer.<br />
dienangebot mitten in <strong>de</strong>r Stadt, sehr dieser das Angebot <strong>de</strong>r Bülich produziert. Weitere Infor- Gebühr: 20 Euro<br />
und zwar im Markthaus am Adcherei schätzt, war auch daran mationen gibt es bei <strong>de</strong>r Kurs- Anmeldung: Büchelerplatz<br />
3.<br />
zu sehen, dass er nach seiner Beleiterin und Buchautorin Krimi reistelle Koblenz:<br />
freiung darauf bestand, dass das Buhl in <strong>de</strong>r Stadtbücherei Würzinfo@buechereistelle- Witten. Und Kin<strong>de</strong>r lesen doch, Fenster vom Hausmeister ordburg (kriemhild.buhl@stadt.wu koblenz@lbz-rlp.<strong>de</strong>;<br />
das bestätigt ein Vorfall in <strong>de</strong>r nungsgemäß geschlossen wur<strong>de</strong> erzburg.<strong>de</strong>).<br />
Büchereistelle Neustadt:<br />
Stadtbücherei. Dort hatte sich – um <strong>de</strong>n Diebstahl wertvoller<br />
info@buechereistelle-<br />
ein Elfj ähriger nachmittags in Comics auszuschließen.<br />
neustadt@lbz-rlp.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 25<br />
25
26 BuB | Foyer Termine<br />
Februar<br />
»Katalogisieren mit Bibliotheca<br />
2000: Grundschulung«<br />
2. Februar – Koblenz<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum<br />
Rheinland-Pfalz/<br />
Büchereistelle Koblenz<br />
Dozentin: Sieglin<strong>de</strong> Schu<br />
Zielgruppe: MitarbeiterInnen<br />
aus Bibliotheken und Schulbibliotheken<br />
in <strong>de</strong>n ehemaligen<br />
Regierungsbezirken Koblenz<br />
und Trier, die künftig mit<br />
<strong>de</strong>r Software Bibliothekca<br />
2000 arbeiten wer<strong>de</strong>n. Maximal<br />
14 Teilnehmer.<br />
Gebühr: 20 Euro<br />
Anmeldung: Büchereistelle<br />
Koblenz:<br />
info@buechereistellekoblenz@lbz-rlp.<strong>de</strong><br />
»Bibliotheca 2000 –<br />
Anwen<strong>de</strong>rtreffen für<br />
Schulbibliotheken«<br />
7. Februar – Neustadt/Weinstraße<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum<br />
Rheinland-Pfalz/<br />
Büchereistelle Neustadt<br />
Mo<strong>de</strong>ratoren: Klaus Hartmann,<br />
Günter Pflaum,<br />
Michael Thomas<br />
Zielgruppe: LeiterInnen und<br />
MitarbeiterInnen von Schulbibliotheken,<br />
die mit <strong>de</strong>r Software<br />
Bibliotheca 2000 arbeiten.<br />
Maximal 16 Teilnehmer.<br />
Gebühr: 10 Euro<br />
Anmeldung: Büchereistelle<br />
Neustadt:<br />
info@buechereistelleneustadt@lbz-rlp.<strong>de</strong><br />
März<br />
»Echte Kerle lesen nicht!?<br />
Leseför<strong>de</strong>rung für Jungen<br />
in Bibliotheken«<br />
5. März – Stadthaus Mainz<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sbiblio-<br />
thekszentrum Rheinland-<br />
Pfalz/Büchereistellen<br />
Koblenz/Neustadt<br />
Referent: Robert Elstner,<br />
Leipzig<br />
Kalen<strong>de</strong>rtipps<br />
Juli 2007<br />
01 Jan Patocka wur<strong>de</strong> vor<br />
100 Jahren geboren<br />
06 Frida Kahlo wur<strong>de</strong> vor<br />
100 Jahren geboren<br />
09 David Hockney wird 70<br />
15 Gianni Versace starb vor<br />
10 Jahren<br />
17 Margarete Mitscherlich<br />
wird 90<br />
18 Kurt Masur wird 80<br />
20 Otto Schily wird 75<br />
25 Vor 50 Jahren wur<strong>de</strong> in Köln<br />
<strong>de</strong>r erste Taschenbuchla<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik eröffnet<br />
26 Vor 125 Jahren wur<strong>de</strong> die<br />
Oper »Parsifal« in Bayreuth<br />
uraufgeführt<br />
29 Harry Mulisch wird 80<br />
29 Sten Nadolny wird 65<br />
30 Arnold Schwarzenegger<br />
wird 60<br />
31 Milton Friedman wird 95<br />
August 2007<br />
02 James Krüss starb vor<br />
10 Jahren<br />
02 Isabel Allen<strong>de</strong> wird 65<br />
06 Evelyn Hamann wird 65<br />
07 Oliver Hardy starb vor 50<br />
Jahren<br />
08 Dustin Hoffmann wird 70<br />
18 Harald Schmidt wird 50<br />
18 Robert Redford wird 70<br />
24 Vor 20 Jahren wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r erste Win<strong>de</strong>nergiepark<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik in<br />
Dithmarschen eingeweiht<br />
25 Marie Marcks wird 85<br />
31 Vor 10 Jahren kam Prinzessin<br />
Diana ums Leben<br />
September 2007<br />
05 Auguste Compte starb vor<br />
150 Jahren<br />
05 Mutter Teresa starb vor<br />
10 Jahren<br />
12 Gerhard Oberlän<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong><br />
vor 100 Jahren geboren<br />
20 Sabine Christiansen wird<br />
50<br />
21 Stephen King wird 60<br />
22 Nick Cave wird 50<br />
26 Vor 50 Jahren wur<strong>de</strong> das<br />
Musical »Westsi<strong>de</strong> Story«<br />
in New York uraufgeführt<br />
27 Meat Loaf wird 60<br />
28 Donna Leon wird 65<br />
Oktober 2007<br />
01 Günter Wallraff wird 65<br />
01 Peter Stein wird 70<br />
05 Magda Szabó wird 90<br />
09 Jacques Tati wur<strong>de</strong> vor<br />
100 Jahren geboren<br />
11 Adolf Furtwängler starb<br />
vor 100 Jahren<br />
11 Sir Robert »Bobby«<br />
Charlton wird 70<br />
11 Uwe Barschel starb vor<br />
20 Jahren<br />
14 Eamon <strong>de</strong> Valera wur<strong>de</strong> vor<br />
125 Jahren geboren<br />
15 Erich Kästner erhielt vor 50<br />
Jahren <strong>de</strong>n Georg-Büchner-<br />
Preis<br />
16 Reimar Pohlmann wur<strong>de</strong><br />
vor 100 Jahren geboren<br />
16 Günter Grass wird 80<br />
17 Heinrich Böll erhielt vor 40<br />
Jahren <strong>de</strong>n Georg-Büchner-<br />
Preis<br />
17 Julius Hackethal starb vor<br />
10 Jahren<br />
20 Oskar Pastior wird 80<br />
22 Jules Roy wur<strong>de</strong> vor<br />
100 Jahren geboren<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
24 Christian Dior starb vor<br />
50 Jahren<br />
25 Julian Schutting wird 70<br />
26 Hillary Clinton wird 60<br />
November 2007<br />
01 Georg Philipp Harsdörffer<br />
wur<strong>de</strong> vor 400 Jahren<br />
geboren<br />
03 F.K. Waechter wird 70<br />
04 Bettina Wegner wird 60<br />
07 Konrad Schily wird 70<br />
11 Luigi Malerba wird 80<br />
14 Astrid Lindgren wur<strong>de</strong> vor<br />
100 Jahren geboren<br />
20 Paula Mo<strong>de</strong>rsohn Becker<br />
starb vor 100 Jahren<br />
21 Josef Issels wur<strong>de</strong> vor<br />
100 Jahren geboren<br />
28 Alberto Moravia wur<strong>de</strong> vor<br />
100 Jahren geboren<br />
29 Jean-Philippe Toussaint<br />
wird 50<br />
30 James Baldwin starb vor<br />
20 Jahren<br />
Dezember 2007<br />
02 Ulrich Wickert wird 65<br />
03 Helmut Kindler wird 95<br />
03 Alice Schwarzer wird 65<br />
05 Rudolf Bahro starb vor<br />
10 Jahren<br />
06 Peter Handke wird 65<br />
18 Steven Spielberg wird 60<br />
21 Reinhard Mey wird 65<br />
27 Sebastian Haffner wur<strong>de</strong><br />
vor 100 Jahren geboren<br />
29 Johann Friedrich Freiherr<br />
Cotta von Cottendorf starb<br />
vor 175 Jahren<br />
31 Sir Anthony Hopkins wird<br />
70<br />
BuB | 59 (2007) 01
Markt<br />
Zielgruppe: Interessierte<br />
aus Öffentlichen Bibliotheken<br />
und Schulbibliotheken.<br />
Maximal 25<br />
Teilnehmer.<br />
Gebühr: 20 Euro<br />
Anmeldung: Büchereistelle<br />
Koblenz:<br />
info@buechereistellekoblenz@lbz-rlp.<strong>de</strong>;Büchereistelle<br />
Neustadt:<br />
info@buechereistelleneustadt@lbz-rlp.<strong>de</strong><br />
»TVöD und TV-L in<br />
Bibliotheken«<br />
7. März – TU Ilmenau,<br />
Campus Center<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sverband<br />
Thüringen im DBV<br />
Referent: H. Folter, Frankfurt<br />
Programm: In <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Monaten sind zwei neue<br />
Tarifverträge in Kraft getreten,<br />
die für alle Beschäftigten im<br />
öffentlichen Dienst die bisherigen<br />
Werke (BAT und BMT-<br />
G/MTArb) abgelöst haben:<br />
<strong>de</strong>r TVöD für alle Beschäftigten<br />
bei Kommunen und beim<br />
Bund (seit 1. Oktober 2005)<br />
und <strong>de</strong>r TV-L für die Beschäftigten<br />
bei <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
(seit 1. November 2006). Davon<br />
sind auch die Beschäftigten<br />
in <strong>de</strong>n meisten – Öffentlichen<br />
wie wissenschaftlichen<br />
– Bibliotheken betroffen.<br />
TVöD/TV-L bringen viele<br />
Neuerungen mit sich (Neue<br />
Tabelle, Leistungsbezahlung,<br />
Arbeitszeitkorridor) und die<br />
Überleitung aus <strong>de</strong>m BAT eine<br />
Menge an Problemen. Es wird<br />
ein umfassen<strong>de</strong>r Überblick<br />
über bei<strong>de</strong> Tarifverträge und<br />
Gelegenheit zur Klärung<br />
offener Fragen gegeben.<br />
Gebühr: 20 Euro<br />
Anmeldung: Universitätsbibliothek<br />
Ilmenau: direktion.<br />
ub@tu-ilmenau.<strong>de</strong><br />
»Recherchieren im<br />
Internet – Interessante<br />
Internetquellen für<br />
AuskunftsbibliothekarInnen«<br />
14. März – Universitätsbibliothek<br />
Erfurt<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sverband<br />
Thüringen im DBV<br />
Mo<strong>de</strong>ration: F. Bohn, F. Freu<strong>de</strong>nberg;<br />
UFB Erfurt/Gotha<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Markt<br />
Foyer | BuB<br />
Programm: In <strong>de</strong>r Veranstal-<br />
K. G. Saur Verlag:<br />
tung wird das aktuelle Informationsangebot<br />
im Internet<br />
für AuskunftsbibliothekarIn- Ex Libris:<br />
Deutsche Geschichte im<br />
20. Jahrhun<strong>de</strong>rt Online<br />
nen vorgestellt. Weiterhin<br />
wer<strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong> Techniken<br />
<strong>de</strong>r Recherche im Internet<br />
vermittelt. In praktischen<br />
Schweizer Konsortium<br />
realisiert E-Archivierung<br />
mit DigiTool<br />
pr. – Die Online-Datenbank<br />
»Deutsche Geschichte im 20.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt« ist ein neues Pro-<br />
Übungen am PC können diese<br />
jekt <strong>de</strong>s K. G. Saur Verlags, das<br />
Techniken nachvollzogen wer- pr. – Das Konsortium <strong>de</strong>r die wissenschaftliche Beschäf<strong>de</strong>n.<br />
Maximal 15 Teilnehmer. Schweizer Hochschulbibliothetigung mit diesem Thema auf<br />
Gebühr: 20 Euro<br />
ken hat sich für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s eine neue Grundlage stellen soll.<br />
Anmeldung: Universitätsbib- Asset Management Systems<br />
liothek Ilmenau: direktion. DigiTool® entschie<strong>de</strong>n. Das Innerhalb <strong>de</strong>r Reihe machen Da-<br />
ub@tu-ilmenau.<strong>de</strong><br />
System wird durch die ETH-Bibtenbanken zu speziellen Zeiträuliothek<br />
an <strong>de</strong>r Eidgenössischen men grundlegen<strong>de</strong> Quellen und<br />
»Recherche und Katalogisie- Technischen Hochschule Zürich Fachliteratur mit <strong>de</strong>n Mitteln<br />
rung unter <strong>de</strong>r Bibliotheks- (ETH Zürich) betrieben. <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts professiosoftware<br />
PICA«<br />
nell recherchierbar.<br />
26. – 30. März – Universitäts- DigiTool ist das fl exible und leis- Das Projekt startet mit <strong>de</strong>r<br />
bibliothek Erfurt<br />
tungsfähige Repository von Ex Datenbank »Nationalsozialis-<br />
Veranstalter: Lan<strong>de</strong>sverband Libris. Die hohe Flexibilität bei mus, Holocaust, Wi<strong>de</strong>rstand<br />
Thüringen im DBV<br />
<strong>de</strong>r Handhabung <strong>de</strong>r Metadaten und Exil 1933–1945«. Rund<br />
Referentinnen: F. Vorwieger, und digitalen Objekte sowie die 40 000 Quellen, zahllose Bio-<br />
F. Schmalfuß-Pflicht; UFB Er- Möglichkeit, dass die beteiliggrafi en sowie neu aufbereitete<br />
furt/Gothaten<br />
Bibliotheken in einem ge-<br />
Programm: Im Rahmen <strong>de</strong>r meinsamen Repository arbeiten<br />
Veranstaltung wer<strong>de</strong>n grund- können, waren weitere wichtige<br />
legen<strong>de</strong> Kenntnisse zur Hand- Faktoren im Entscheidungspro- Fortbildungen <strong>de</strong>s hbz<br />
habung <strong>de</strong>r Software PICA sozess. Somit ist das Konsortium Das Fortbildungsangebot <strong>de</strong>s<br />
wie zur Recherche und Kata- <strong>de</strong>r Schweizer Hochschulbiblio- Hochschulbibliothekszentrums<br />
logisierung im Gemeinsamen theken – neben <strong>de</strong>m Hochschul- Nordrhein-Westfalen (hbz)<br />
Verbundkatalog für Katalogibibliothekszentrum Köln und für das erste Halbjahr 2007<br />
sierer vermittelt. Zielgruppe ist <strong>de</strong>m Bibliotheksverbund Bayern ist unter folgen<strong>de</strong>r Adresse im<br />
sowohl ausgebil<strong>de</strong>tes Biblio- – bereits das dritte Konsortium Internet zu fin<strong>de</strong>n: <strong>www</strong>.hbzthekspersonal<br />
als auch Inter- im <strong>de</strong>utschsprachigen Raum, nrw.<strong>de</strong>/angebote/ fortbildung/<br />
essierte mit praktischen Erfah- das DigiTool einsetzt.<br />
programm/programm1-07.<br />
rungen im Bereich »Formale Für das Projekt Zeitschriften- Aufgeführt ist dort ein breitge-<br />
Erschließung«. Die Veranstalserver wer<strong>de</strong>n zunächst digitale fächertes Seminarprogramm.<br />
tung läuft unter <strong>de</strong>r WinIBW Zeitschriften einschließlich Me-<br />
2000, Version 2.4.1. Grundtadaten gela<strong>de</strong>n. Die diff erenlegen<strong>de</strong><br />
RAK-WB-Kenntnisse zierten Lizenzmo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n vorausgesetzt. über die Zugriff sberechtigungen<br />
Gebühr: kostenlos<br />
von DigiTool abgebil<strong>de</strong>t. Eine Informationen aus Nachschla-<br />
Anmeldung: Universitätsbib- maßgebliche For<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s gewerken bieten wertvolles Reliothek<br />
Ilmenau: direktion. Konsortiums zur Unterstützung cherchematerial, das in einen<br />
ub@tu-ilmenau.<strong>de</strong><br />
von Shibboleth für <strong>de</strong>n Zugang reichen editorischen Kontext<br />
via Switch AAI, das für alle Uni- (Einführungen in <strong>de</strong>n Quellenversitäten<br />
sowie für die ETH bestand,Abkürzungsverzeich- Zürich und die EPF Lausanne nisse, Statistiken, weiterführen-<br />
produktiv im Einsatz ist, wird <strong>de</strong> Literatur) eingebettet ist.<br />
Veranstaltungen, die vom von DigiTool erfüllt.<br />
Aus dieser Materialfülle her-<br />
BIB angeboten wer<strong>de</strong>n, fin- Künftig wer<strong>de</strong>n in DigiTool aus können sich mithilfe von<br />
<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Rubrik »Aus mehr als drei Millionen Objek- Volltextsuche sowie weiteren<br />
<strong>de</strong>m Berufsverband«. Eine te gela<strong>de</strong>n, verwaltet und zu- vielfältigen Recherchemöglich-<br />
Sammlung von Links zu bibgänglich gemacht. »Wir können keiten neue Zusammenhänge<br />
liothekarischenFortbildungs- mit DigiTool das elektronische erschließen, die so bisher nicht<br />
veranstaltungen bietet die Informationsangebot für die einsichtig waren. Bei <strong>de</strong>r Aus-<br />
Website .<br />
fügbar halten«, kommentierte <strong>de</strong>n renommierte Experten bera-<br />
Matthias Töwe, Projektleiter E- tend zur Seite.<br />
Archiving, die Entscheidung.<br />
<strong>www</strong>.saur.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 27<br />
27
28 BuB | Foyer<br />
Bibliotheca:<br />
Nie<strong>de</strong>rlassung in<br />
Deutschland gegrün<strong>de</strong>t<br />
pr. – Mit <strong>de</strong>r Gründung einer<br />
eigenen Dependance in Reutlingen<br />
verstärkt die Bibliotheca<br />
RFID Library Systems AG ihre<br />
Dienstleitung und Vertriebsaktivitäten<br />
in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschsprachigen<br />
Bibliotheksbranche.<br />
Die Bibliotheca Deutschland<br />
GmbH wird seit Oktober 2006<br />
von Hartmut Mar<strong>de</strong>r geleitet.<br />
Der IT-Experte bün<strong>de</strong>lt mit<br />
seinem Team essentielles Knowhow<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheks- und RFID-<br />
Branche. In <strong>de</strong>n vergangenen elf<br />
Jahren war Mar<strong>de</strong>r im IT-Vertrieb<br />
im In- und Ausland tätig.<br />
Spezialisiert auf das Projektbusiness<br />
entwickelte und realisierte<br />
er als Vertriebsleiter komplexe<br />
kun<strong>de</strong>nspezifi sche IT-Lösungen<br />
inklusive Planung, Budgetierung<br />
und Implementierung.<br />
»Ein enger Austausch mit <strong>de</strong>n<br />
Bibliotheken ist uns wichtig,<br />
um ein Projekt erfolgreich zu<br />
realisieren«, betont Mar<strong>de</strong>r. Von<br />
<strong>de</strong>r neuen Kun<strong>de</strong>nnähe wür<strong>de</strong>n<br />
sowohl bestehen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>nbeziehungen<br />
als auch alle zukünftigen<br />
Kun<strong>de</strong>n profi tieren. Eine<br />
gute technische Beratung und<br />
Betreuung vor Ort sei nun in allen<br />
Phasen eines Projekts durch<br />
die neue Tochtergesellschaft in<br />
diesen wichtigen Märkten gewährleistet.<br />
Um Kun<strong>de</strong>nprojekte fachlich<br />
und schnell unterstützen zu können,<br />
baut Bibliotheca insgesamt<br />
auf eine Stärkung <strong>de</strong>s Knowhows<br />
im eigenen Haus. »Im Bereich<br />
Entwicklung, Technik &<br />
Support haben wir unsere Kapazitäten<br />
verdoppelt. Der Aufbau<br />
eines RFID-Competence Centers<br />
ist für die umfassen<strong>de</strong> Beratung<br />
und kompetente Betreuung<br />
<strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r RFID-Einführung<br />
unabdingbar«, erklärt<br />
Matthias Joos, CTO in <strong>de</strong>r<br />
Schweizer Zentrale. Der Biblio-<br />
<strong>de</strong>lle für die Unabhängigkeit <strong>de</strong>s<br />
Bibliothekars von bestimmten<br />
Produzenten, aber auch <strong>de</strong>r Datenschutz,<br />
die Mediensicherung<br />
und die Bedienungsfreundlichkeit<br />
bei <strong>de</strong>r Weiterentwicklung<br />
in <strong>de</strong>n Mittelpunkt.<br />
Mit über 100 erfolgreich installierten<br />
Projekten positioniert<br />
sich Bibliotheca RFID, nach<br />
eigenen Angaben, als Ansprechpartner<br />
Nummer eins in Europa<br />
für kun<strong>de</strong>nspezifi sch integrierte<br />
Lösungen. Das Unternehmen<br />
mit Hauptsitz in <strong>de</strong>r Schweiz unterhält<br />
bereits Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />
in Italien, Dänemark, Kanada<br />
und in <strong>de</strong>n USA.<br />
<strong>www</strong>.bibliotheca-rfi d.com.<br />
Zeutschel:<br />
Leistungsfähiger<br />
A2-Aufsichtscanner<br />
eine Ermüdung durch intensive<br />
Lichtbelastung vermie<strong>de</strong>n. Zum<br />
an<strong>de</strong>ren wer<strong>de</strong>n Schlagschatten<br />
und stören<strong>de</strong> Refl exe verhin<strong>de</strong>rt<br />
und damit auch bei problematischen<br />
Vorlagen für eine optimale<br />
Ausleuchtung <strong>de</strong>s Buchfalzes<br />
gesorgt.<br />
Der Omniscan 5500 liefert<br />
eine optische Scan-Aufl ösung<br />
von bis zu 600 ppi und zeichnet<br />
pr. – Für die Digitalisierung<br />
von Büchern, Zeitungen und<br />
an<strong>de</strong>ren großformatigen sich durch eine schnelle Scange-<br />
Dokumenten stellt Zeutschel schwindigkeit aus (3 Sekun<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>n Omniscan 5500 vor. Der für A2-Vorlagen bei 200 ppi).<br />
Graustufen-Scanner wur<strong>de</strong> Er besitzt einen Direktanschluss<br />
auf die Bedürfnisse von Biblio- für einen optional erhältlichen<br />
theken, Archiven und DMS- Laserprinter und unterstützt die<br />
Dienstleistern zugeschnitten. gängigsten Standardbildformate<br />
Mit praktischen Funktionen und wie TIFF G4, JPEG, JEPG2000<br />
seiner technischen Ausstattung sowie PDF und auch »durch-<br />
eignet er sich beson<strong>de</strong>rs für suchbare PDFs«.<br />
elektronische Lieferdienste und<br />
die schonen<strong>de</strong> und effi ziente<br />
Bucherfassung, aber auch als<br />
Kopierscanner im Freihandbe-<br />
<strong>www</strong>.zeutschel.<strong>de</strong><br />
reich <strong>de</strong>r Bibliotheken. Bond:<br />
Controlling als wichti-<br />
Einfaches und unkompliziertes<br />
Scannen ermöglichen mo<strong>de</strong>rnste<br />
Buchwippentechnik<br />
(mit und ohne automatische<br />
ges Hilfsmittel in Zeiten<br />
knapper Kassen<br />
Glasplatte) sowie die eingebaute pr. – Bibliothekscontrolling<br />
Kamerahöhenerkennung. Dabei ist in Zeiten knapper Kassen<br />
wer<strong>de</strong>n manuelle Än<strong>de</strong>rungen ein wichtiges Instrument, um<br />
<strong>de</strong>r Scankopfhöhe an die Erfas- Entscheidungen auf verlässliche<br />
sungssoftware übermittelt, die Analysen und Daten zu stüt-<br />
<strong>de</strong>n Anwen<strong>de</strong>r zu einer entsprezen. Immer mehr Bibliotheken<br />
chen<strong>de</strong>n Anpassung <strong>de</strong>r Grö- gestalten ihr Controlling auf<br />
thekar soll von Innovationen auf ßen- und ppi- (Pixel per Inch) Basis <strong>de</strong>r Software BIB-Control<br />
<strong>de</strong>m RFID-Sektor unmittelbar Einstellungen auff or<strong>de</strong>rt. von Bond.<br />
profi tieren. Daher rücken As- Die neue, rückwärtige Bepekte<br />
wie die Standardisierung leuchtung erfüllt zum einen er- Die Software führt gewünsch-<br />
<strong>de</strong>r Software für ein müheloses gonomische Ansprüche, <strong>de</strong>r Bete Daten aus verschie<strong>de</strong>nen Quel-<br />
Update, einheitliche Datenmonutzer wird nicht geblen<strong>de</strong>t und len zusammen: zum Beispiel<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Markt<br />
<strong>de</strong>r Bibliothekssoftware, <strong>de</strong>m<br />
Zeiterfassungssystem, Hochschul-Informationssystem,Besucherzähler,<br />
e-Ressourcen und<br />
an<strong>de</strong>re. Das Beson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>r<br />
Software: Sie ist kompatibel zu<br />
allen lokalen Bibliothekssystemen,<br />
zum Beispiel von Bond,<br />
OCLC PICA, SirsiDynix, BiblioMondo,<br />
ExLibris, LIB-IT.<br />
Mit BIB-Control lassen sich<br />
Daten einfach interaktiv Daten<br />
zu Berichten, Statistiken, Diagrammen<br />
und Analysen kombinieren.<br />
Diese können in beliebigen<br />
Formaten ausgegeben und<br />
weiterverarbeitet wer<strong>de</strong>n, zum<br />
Beispiel pdf, HTML, XLS und<br />
XML. Diese Auswertungen sind<br />
eine wichtige Basis für Entscheidungen<br />
in vielen Bereichen <strong>de</strong>r<br />
Bibliothek.<br />
BIB-Control ermöglicht, das<br />
Verhalten <strong>de</strong>r Benutzer auszuwerten,<br />
um so das Bibliotheksangebot<br />
zu verbessern und bedarfsgerecht<br />
zu erweitern. Die<br />
Software beantwortet Fragen<br />
wie: Was leihen die Benutzer<br />
überwiegend aus? Wie wer<strong>de</strong>n<br />
elektronische Ressourcen genutzt?<br />
Wie ist die Verfügbarkeitsquote?<br />
Wie hoch ist die<br />
Absenzquote? Wie amortisieren<br />
sich kostenpfl ichtige Medien?<br />
Die Software ist auch ein verlässlicher<br />
Helfer bei <strong>de</strong>r Steuerung<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek, in<strong>de</strong>m sie<br />
die Grundlage für strategische<br />
o<strong>de</strong>r monetäre Entscheidungen<br />
liefert. Investitionen für die<br />
Zukunft <strong>de</strong>r Bibliothek lassen<br />
sich mit <strong>de</strong>n aus BIB-Control<br />
gewonnenen Daten sachlich begrün<strong>de</strong>n.<br />
Wann sich eingesetztes<br />
Kapital amortisieren wird, lässt<br />
sich grafi sch darstellen. Somit<br />
liefert die Software die richtigen<br />
Argumente, um Budget-Verhandlungen<br />
sicher und fundiert<br />
zu führen. Wer<strong>de</strong>n die Auswertungen<br />
aus BIB-Control für die<br />
Öff entlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
genutzt, sorgen sie dafür,<br />
<strong>de</strong>n Stellenwert <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
zu erhöhen.<br />
Mit BIB-Control arbeiten<br />
unter an<strong>de</strong>ren die Sächsische<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek Dres<strong>de</strong>n, die<br />
Stadtbibliotheken in Bayreuth,<br />
Chemnitz, Dres<strong>de</strong>n, Düsseldorf,<br />
Hamm, Herten und Wuppertal.<br />
<strong>www</strong>.bond-online.<strong>de</strong><br />
BuB | 59 (2007) 01
Markt<br />
Springer Science:<br />
Neue Internet-Plattform<br />
bietet 12 000 Bücher<br />
pr. – Springer Science+Business<br />
Media, <strong>de</strong>r nach eigenen<br />
Angaben international zweitgrößte<br />
Verlag für Wissenschaft,<br />
Technologie und Medizin, startet<br />
sein eBook-Programm mit<br />
12 000 Büchern. Jährlich sollen<br />
weitere 3 000 Titel hinzukommen.<br />
Springer nimmt damit die international<br />
führen<strong>de</strong> Position im<br />
Publizieren von elektronischen<br />
Buchinhalten ein. Das weltweit<br />
größte Online-Angebot an wissenschaftlichen<br />
Büchern wur<strong>de</strong><br />
auf <strong>de</strong>r diesjährigen Frankfurter<br />
Buchmesse erstmalig in<br />
Deutschland <strong>de</strong>r Öff entlichkeit<br />
vorgestellt.<br />
Über die Internet-Plattform<br />
SpringerLink (<strong>www</strong>.springerlink.<br />
com) hat <strong>de</strong>r Nutzer Zugriff auf<br />
die über 12 000 Springer-eBooks<br />
zusammen mit Millionen von<br />
Artikeln aus 1 250 wissenschaftlichen<br />
Springer-Zeitschriften.<br />
Durch diese Bün<strong>de</strong>lung auf einer<br />
Plattform können Wissenschaftler<br />
leichter einzelne Buchkapitel<br />
fi n<strong>de</strong>n und sie mit ihrer Suche<br />
nach Zeitschriftenartikeln verknüpfen.<br />
Die Plattform wur<strong>de</strong><br />
im Zuge <strong>de</strong>s neuen eBook-Angebots<br />
überarbeitet und ist soeben<br />
gestartet.<br />
Die eBooks können in einzelnen<br />
Paketen erworben wer<strong>de</strong>n,<br />
die in insgesamt zwölf Fachgebiete<br />
– zum Beispiel Engineering,<br />
Medicine, Computer Science,<br />
Mathematics – unterteilt<br />
sind. Springer erlaubt einen unbegrenzten<br />
und von mehreren<br />
Nutzern gleichzeitigen Zugriff<br />
auf die eBooks. Mit <strong>de</strong>m Kauf<br />
eines eBook-Pakets für einen bestimmten<br />
Copyright-Jahrgang<br />
erwirbt eine Bibliothek für immer<br />
<strong>de</strong>n Zugriff auf diese Titel.<br />
Dank umfangreicher neuer<br />
Suchoptionen lassen sich die Bu-<br />
chinhalte schneller auffi n<strong>de</strong>n.<br />
Die eBooks können heruntergela<strong>de</strong>n<br />
und ausgedruckt wer<strong>de</strong>n.<br />
»Mit <strong>de</strong>r neuen SpringerLink-<br />
Plattform ist unsere Onlineseite<br />
und <strong>de</strong>r neue eBook-Inhalt mit<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
allen gängigen Suchmaschinen<br />
vollständig kompatibel. Wer<strong>de</strong>n<br />
Informationen mit Hilfe von<br />
Suchmaschinen wie beispielsweise<br />
Google, MSN o<strong>de</strong>r Yahoo<br />
gesucht, so wer<strong>de</strong>n unsere<br />
Inhalte in <strong>de</strong>n Suchergebnissen<br />
angezeigt«, so Olaf Ernst, Global<br />
Director of eBooks bei Springer.<br />
<strong>www</strong>.springer.com<br />
FIZ Karlsruhe:<br />
Portal erfasst<br />
Informatik-Wissen<br />
aus <strong>de</strong>r ganzen Welt<br />
pr. – Das Informationsportal<br />
für Informatik »io-port.net«<br />
erschließt internationale Fachliteratur<br />
unter einem zentralen<br />
Zugang im Web. Zur Verfügung<br />
stehen ein kostenloser Basisdienst<br />
sowie kostenpfl ichtige<br />
Mehrwertlizenzen.<br />
Web-Portale wer<strong>de</strong>n zu immer<br />
besseren Fachinformationsquellen.<br />
Mit »io-port.net« (<strong>www</strong>.<br />
io-port.net) gibt es für die Informatik<br />
seit kurzem ein Portal,<br />
in <strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rne semantische<br />
Softwarewerkzeuge die Suche<br />
nach internationalen Veröff entlichungen<br />
unterstützen und<br />
bei <strong>de</strong>r Verwaltung <strong>de</strong>r persönlichen<br />
Fachbibliothek helfen.<br />
Bereits jetzt sind mehr als zwei<br />
Millionen Zeitschriftenartikel,<br />
Konferenzbeiträge, Dissertationen<br />
o<strong>de</strong>r technische Berichte<br />
zur Informatik und zu verwandten<br />
Forschungsgebieten über<br />
io-port.net zentral unter einem<br />
Web-Zugang verfügbar.<br />
Die Nutzung <strong>de</strong>s io-port.<br />
net Basisdienstes ist kostenlos.<br />
Mehrwertdienste, von <strong>de</strong>r erweiterten<br />
Suche (mit Wortstammreduktion,<br />
Trunkierung und<br />
Verknüpfung) bis hin zur Nutzung<br />
<strong>de</strong>r semantischen Werkzeuge,<br />
die beispielsweise Vorschläge<br />
für Suchbegriff e machen<br />
o<strong>de</strong>r Fachpublikationen <strong>de</strong>m<br />
persönlichen Arbeitskontext<br />
<strong>de</strong>s Nutzers zuordnen, sind kostenpfl<br />
ichtig. Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ge-<br />
sellschaft für Informatik (GI)<br />
können die Mehrwertlizenz zu<br />
einem Son<strong>de</strong>rpreis von 50 Euro<br />
pro Jahr erwerben. Die reguläre<br />
Einzelplatzlizenz kostet 125<br />
Euro.<br />
io-port.net erfasst internationale<br />
wissenschaftliche Fachpublikationen<br />
und verknüpft die<br />
bibliografi schen Angaben mit<br />
zahlreichen weiteren Web-Informationsquellen,<br />
zum Beispiel<br />
mit <strong>de</strong>n Homepages von Autoren,<br />
Instituten, Bibliotheken<br />
und Verlagen, mit Volltextlieferdiensten,<br />
Publikationslisten von<br />
Autoren und an<strong>de</strong>ren interessanten<br />
weiterführen<strong>de</strong>n Quellen.<br />
<strong>www</strong>.fi z-karlsruhe.<strong>de</strong><br />
»Informatik im Blickpunkt«<br />
In <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rpublikation »Informatik<br />
im Blickpunkt« stellt<br />
das FIZ Karlsruhe seine professionellenInformationsdienste<br />
zu <strong>de</strong>n Gebieten Informatik<br />
und Mathematik vor und<br />
zeigt, welche Vorteile eine<br />
umfassen<strong>de</strong> Recherche in zuverlässigen<br />
Datenbanken bietet<br />
– Datenbanken, wie sie<br />
FIZ Karlsruhe über seinen Online-Dienst<br />
STN International<br />
weltweit verfügbar macht.<br />
Daneben gibt die Broschüre<br />
interessante Einblicke in weitere<br />
Themen rund um die Informatik,<br />
unter an<strong>de</strong>rem in<br />
Leben und Werk <strong>de</strong>s Universalgelehrten<br />
Gottfried Wilhelm<br />
Leibniz, <strong>de</strong>r das für die<br />
Informatik lebenswichtige Binärsystem<br />
entwickelt hat, und<br />
<strong>de</strong>s britischen Mathematikers<br />
und Kryptoanalytikers Alan<br />
Turing, einem Pionier mo<strong>de</strong>rner<br />
Computertechnik und<br />
Entschlüssler <strong>de</strong>r berühmten<br />
»Enigma«-Maschine. Die Broschüre<br />
ist sowohl auf Deutsch<br />
als auch auf Englisch kostenlos<br />
erhältlich und kann unter folgen<strong>de</strong>r<br />
Adresse bestellt wer<strong>de</strong>n:<br />
FIZ Karlsruhe, Rüdiger<br />
Mack, Hermann-von-Helmholtz-Platz<br />
1, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen;<br />
E-Mail:<br />
Ruediger.Mack@fiz-karlsru<br />
he.<strong>de</strong><br />
Foyer | BuB<br />
Elsevier:<br />
ScienceDirect<br />
College Edition für<br />
Fachhochschulen<br />
pr. – Erstmalig bietet Elsevier<br />
die ScienceDirect College Edition<br />
für europäische Fachhochschulen<br />
an. Die College Edition<br />
wur<strong>de</strong> speziell für Stu<strong>de</strong>nten,<br />
Bibliothekare und Professoren<br />
entwickelt, die wissenschaftliche<br />
Fachinformationen benötigen.<br />
Mit <strong>de</strong>r ScienceDirect College<br />
Edition erhalten Stu<strong>de</strong>nten,<br />
Bibliothekare und Professoren<br />
Online-Zugriff auf qualitativ<br />
hochwertige Volltexte aus Fachzeitschriften<br />
und Nachschlagewerken,<br />
die nur auf <strong>de</strong>r ScienceDirect-Plattform<br />
verfügbar<br />
sind.<br />
Bibliotheken können Zeitschriften<br />
und Bücher aus unterschiedlichen<br />
Th emengebieten<br />
wählen: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften,<br />
Natur- und<br />
Ingenieurwissenschaften sowie<br />
Gesundheits- und Biowissenschaften.<br />
Lothar Löbnitz, Bibliotheksleiter<br />
an <strong>de</strong>r Fachhochschule in<br />
Jena, fi n<strong>de</strong>t nur positive Worte<br />
für <strong>de</strong>n Einsatz von ScienceDirect:<br />
»Unsere Professoren und<br />
Stu<strong>de</strong>nten haben sich sehr dafür<br />
eingesetzt, auf diese qualitativ<br />
hochwertigen Inhalte online<br />
zugreifen zu können. Ich freue<br />
mich, so wichtige Informationen<br />
anbieten und <strong>de</strong>n Bibliotheksbenutzern<br />
helfen zu können, ihre<br />
Ziele hinsichtlich Studium, Lehre<br />
und Forschung verwirklichen<br />
zu können.«<br />
Die ScienceDirect College<br />
Edition ist ausschließlich für<br />
Fachhochschulen und Berufsaka<strong>de</strong>mien<br />
erhältlich. Weitere<br />
Informationen, auch zu Preisund<br />
Titellisten, gibt es auf <strong>de</strong>r<br />
Website <strong>www</strong>.info.sciencedirect.<br />
com/college.<br />
<strong>www</strong>.elsevier.com<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 29<br />
29
30 30 BuB | Lesesaal<br />
Claus Kuttler<br />
Roter Teppich<br />
für die Nutzer<br />
ausgerollt<br />
Bibliotheksneubau <strong>de</strong>r<br />
Fachhochschule Regensburg<br />
»Neue Medien in neuen Räumen«:<br />
Unter diesem Motto präsentierte sich<br />
die Hochschulbibliothek <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Regensburg im Herbst 2006 im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r ersten Bayerischen Bibliotheksnacht<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichkeit. Der hochmo<strong>de</strong>rne,<br />
geschmackvoll gestaltete<br />
Neubau gehört zu <strong>de</strong>n vielfältigen Umgestaltungen<br />
auf <strong>de</strong>m Campus, mit <strong>de</strong>nen<br />
ein Meilenstein in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Regensburger Hochschule erreicht<br />
wor<strong>de</strong>n ist. Gesamtinvestitionssumme:<br />
22,6 Millionen Euro. In folgen<strong>de</strong>m<br />
Bericht wird die neue Bibliothek vorgestellt,<br />
die sich für <strong>de</strong>n Bibliotheksleiter<br />
durch die Qualitäten »sichtbar – erlebbar<br />
– begreifbar – fi t« auszeichnet.<br />
Das Jahr 2006 war ein Jahr voller<br />
Ereignisse an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Regensburg: Am 9. März<br />
wur<strong>de</strong>n die neue Hochschulbibliothek<br />
und die neue Mensa durch <strong>de</strong>n bayerischen<br />
Staatsminister Th omas Goppel<br />
eingeweiht. Am 21. Oktober wur<strong>de</strong> das<br />
35-jährige Bestehen <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Regensburg im Rahmen eines Campusfestes<br />
gefeiert. Gleichzeitig präsentierte<br />
sich die neue Hochschulbibliothek im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r ersten Bayerischen Bibliotheksnacht.<br />
Mit Inbetriebnahme <strong>de</strong>r<br />
Neubauten für Hochschulbibliothek<br />
und Mensa sowie <strong>de</strong>r Neugestaltung <strong>de</strong>r<br />
zentralen Freianlagen ist ein Meilenstein<br />
in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Regensburg erreicht wor<strong>de</strong>n. Lehren<strong>de</strong>,<br />
Bedienstete und Studieren<strong>de</strong> erhalten<br />
mit diesen drei großen Baumaßnahmen<br />
mit einer Gesamtinvestitionssumme<br />
von 22,6 Millionen Euro nicht nur circa<br />
4 700 Quadratmeter neue, mit mo<strong>de</strong>rnster<br />
Technik ausgestattete (Haupt-)<br />
Nutzfl ächen, son<strong>de</strong>rn auch einen architektonisch<br />
und landschaftsplanerisch<br />
eindrucksvoll gestalteten Mittelpunkt,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n bisherigen Gebäu<strong>de</strong>bestand zu<br />
einem schlüssigen Gesamtensemble zusammenführt.<br />
Regensburg und die Fachhochschule<br />
Die Geschichte <strong>de</strong>r einstigen Freien<br />
Reichsstadt Regensburg, die am nördlichsten<br />
Punkt <strong>de</strong>r Donau liegt, kann<br />
man bis in die Zeit <strong>de</strong>r Kelten und Römer<br />
zurückverfolgen. Die Steinerne Brücke<br />
und <strong>de</strong>r Dom sind Zeugen <strong>de</strong>r historischen<br />
Be<strong>de</strong>utung; die Altstadt zählt zu<br />
<strong>de</strong>n am besten erhaltenen mittelalterlichen<br />
Städten Europas und wur<strong>de</strong> erst<br />
jüngst zum Weltkulturerbe <strong>de</strong>r Unesco<br />
erhoben. Heute ist Regensburg Bezirkshauptstadt<br />
<strong>de</strong>r Oberpfalz und zählt rund<br />
150 000 Einwohner. Eine Reihe von multinationalen<br />
Unternehmen, die in wichtigen<br />
Fel<strong>de</strong>rn technologisch führend<br />
sind, prägen das sich dynamisch entwickeln<strong>de</strong><br />
Wirtschaftsleben <strong>de</strong>r Stadt und<br />
bieten attraktive Rahmenbedingungen<br />
für die Hochschulen und <strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>r.<br />
Mehr als 24 000 Studieren<strong>de</strong> sind<br />
an drei Hochschulen eingeschrieben:<br />
Universität Regensburg, Fachhochschule<br />
Regensburg und Hochschule für Katholische<br />
Kirchenmusik.<br />
Die Fachhochschule Regensburg wur<strong>de</strong><br />
1971 als Hochschule für Technik,<br />
Wirtschaft und Sozialwesen gegrün<strong>de</strong>t.<br />
Mit circa 6 000 Studieren<strong>de</strong>n ist sie die<br />
drittgrößte unter <strong>de</strong>n 17 Fachhochschulen<br />
in Bayern. Rund 180 Professorinnen<br />
und Professoren lehren in 17 Studiengängen<br />
und mehr als 100 Laboratorien. Fachbereiche<br />
sind Allgemeinwissenschaften<br />
und Mikrosystemtechnik, Architektur,<br />
Bauingenieurwesen, Betriebswirtschaft,<br />
Elektro- und Informationstechnik, Informatik<br />
und Mathematik, Maschinenbau<br />
und Sozialwesen.<br />
Die Fachhochschulbibliothek<br />
Hervorgegangen aus einer Dozentenbücherei<br />
<strong>de</strong>s ehemaligen Johannes-Kepler-Polytechnikums,<br />
besteht die Fachhochschulbibliothek<br />
seit 1973. Bis heute<br />
ist sie wie die Hochschule selbst an zwei<br />
Standorten untergebracht. Im Stammgebäu<strong>de</strong><br />
ist die Teilbibliothek Prüfeninger<br />
Straße untergebracht, früher als Zentralbibliothek<br />
bezeichnet, für die Bestän<strong>de</strong><br />
Architektur und Bauingenieurwesen,<br />
und auf <strong>de</strong>m nördlich an die Universität<br />
angrenzen<strong>de</strong>n FH-Campus liegt die<br />
Teilbibliothek mit <strong>de</strong>n Bestän<strong>de</strong>n für die<br />
übrigen Fachbereiche. Mit <strong>de</strong>m Umzug<br />
dieser Teilbibliothek an <strong>de</strong>r Seybothstraße<br />
und <strong>de</strong>r Bibliothekszentrale in <strong>de</strong>n<br />
angrenzen<strong>de</strong>n Neubau im März 2006<br />
ist die neue Hochschulbibliothek entstan<strong>de</strong>n,<br />
die gemäß <strong>de</strong>m neuen bayerischen<br />
Hochschulgesetz nun auch offi ziell<br />
diesen Namen trägt. Die Teilbibliothek<br />
Prüfeninger Straße wird langfristig noch<br />
weiter betrieben wer<strong>de</strong>n. Betrachtet man<br />
die Bibliotheksstatistik, so entwickelte<br />
sich die Fachhochschulbibliothek im<br />
Laufe <strong>de</strong>r Jahre kontinuierlich weiter. Die<br />
Zahlen spiegeln aber auch das Auf und<br />
Ab <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>nzahlen und <strong>de</strong>r unterschiedlichen<br />
Mittelzuweisungen <strong>de</strong>r<br />
Hochschule einerseits sowie <strong>de</strong>r technischen<br />
Entwicklung an<strong>de</strong>rerseits wi<strong>de</strong>r.<br />
Der Neubau: Planung,<br />
Genehmigung, Bauphase<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bau<br />
Ausschlaggebend für die Errichtung eines<br />
Bibliotheksneubaus waren folgen<strong>de</strong><br />
Grün<strong>de</strong>:<br />
� Hochschulbezogener Anlass: Für die<br />
Fachhochschule Regensburg waren bei<br />
knapp 6 000 Studieren<strong>de</strong>n von 3 400<br />
fl ächenbezogenen Studienplätzen erst<br />
2 741 baulich realisiert. Ferner sollte <strong>de</strong>r<br />
Ausbau <strong>de</strong>r Fachhochschule auf <strong>de</strong>m<br />
Campusgelän<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r Seybothstraße<br />
erfolgen, auf <strong>de</strong>m mittlerweile 86 Prozent<br />
aller Studieren<strong>de</strong>n untergebracht sind.<br />
� Bibliotheksbezogener Anlass: Die<br />
bisherigen Bibliotheksräume in <strong>de</strong>r Seybothstraße<br />
mit 1500 Quadratmetern<br />
Hauptnutzfl äche, 160 Leseplätzen, Stellfl<br />
äche für 70 000 Bän<strong>de</strong> und nur zwei<br />
BuB | 59 (2007) 01
Bau<br />
Verwaltungsräumen waren für <strong>de</strong>n Betrieb<br />
zu klein gewor<strong>de</strong>n.<br />
Die ersten Planungen für die Neubauten<br />
gehen auf die Jahre vor 1995<br />
zurück. Im Jahr 1995 erfolgte dann die<br />
Antragstellung für die endgültige Planung<br />
und die Genehmigung durch die<br />
interministerielle Baukommission. Das<br />
Universitätsbauamt Regensburg (heute<br />
Staatliches Bauamt) erhielt 1996 von <strong>de</strong>r<br />
Obersten Baubehör<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Planungsauftrag<br />
zur Erstellung einer Haushaltsunterlage<br />
BAU für <strong>de</strong>n Bibliotheksneubau, die<br />
En<strong>de</strong> 2000 fertiggestellt wur<strong>de</strong>. Parallel<br />
hierzu fand für die Mensa ein EU-weiter,<br />
off ener und einstufi ger Realisierungswettbewerb<br />
statt. Der Wettbewerbsentwurf<br />
<strong>de</strong>s Architekturbüros Hans-Dieter<br />
Hecker, Freiburg, wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m ersten<br />
Preis ausgezeichnet, da dieser die städtebauliche<br />
Konzeption <strong>de</strong>r Bibliotheksplanung<br />
am besten übernommen und weitergeführt<br />
hat.<br />
Zusammen mit <strong>de</strong>r Freiraumplanung<br />
<strong>de</strong>s Münchner Büros Kluska wur<strong>de</strong> das<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
dreiteilige Projekt 2001 im Haushaltsausschuss<br />
<strong>de</strong>s bayerischen Landtags beraten<br />
und die vorliegen<strong>de</strong> Planung genehmigt.<br />
Noch im selben Jahr wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Planungsauftrag<br />
zur Erstellung <strong>de</strong>r Ausführungsunterlage<br />
BAU erteilt. Im Jahr<br />
2002 hatte <strong>de</strong>r Bibliotheksleiter zusammen<br />
mit Ministerialrätin Astrid Krüger<br />
die Gelegenheit, das Neubauprojekt <strong>de</strong>r<br />
Arbeitsgruppe Bibliotheken <strong>de</strong>s Wissenschaftsrats<br />
in Berlin vorzustellen. Die<br />
Arbeitsgruppe erteilte uneingeschränkte<br />
Zustimmung und empfahl die Einstufung<br />
in Kategorie I für <strong>de</strong>n 32. Rahmenplan,<br />
was noch im gleichen Jahr umgesetzt<br />
wur<strong>de</strong>. 2003 erhielt die Oberste<br />
Baubehör<strong>de</strong> die Freigabe zur Baudurchführung<br />
und im Juli 2003 erfolgte die<br />
feierliche Grundsteinlegung.<br />
Erstreckte sich die Planungs- und Genehmigungsphase<br />
über ein Jahrzehnt, so<br />
erfolgte dann die Bauausführung überraschend<br />
schnell: Im August 2003 wur<strong>de</strong><br />
die Baumaßnahme mit Ausführung <strong>de</strong>r<br />
Lesesaal | BuB<br />
Erdarbeiten begonnen. Gründungs- und<br />
Rohbauarbeiten schritten schnell voran.<br />
Im Sommer 2004 wur<strong>de</strong>n die Bauarbeiten<br />
eingestellt, da die Baufi rma Insolvenz<br />
beantragt hatte. Der Rohbau <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
war im Unterschied zur Mensa zu 95<br />
Prozent fertiggestellt, sodass die weiteren<br />
Arbeiten im Herbst 2004 fortgesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
konnten und <strong>de</strong>r Bauzeitenplan nicht<br />
geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n musste.<br />
Im Mai 2005 fand im Rohbau <strong>de</strong>s<br />
Bibliotheksgebäu<strong>de</strong>s das Richtfest statt.<br />
Eine spannen<strong>de</strong> Zeit ergab sich für die Bibliotheksbediensteten<br />
im zweiten Halbjahr<br />
2005 durch die Ersteinrichtung und<br />
<strong>de</strong>n Umzug im Februar 2006. Ein Höhepunkt<br />
bil<strong>de</strong>te dann im März 2006 die feierliche<br />
Einweihung durch Staatsminister<br />
Goppel mit fast 400 gela<strong>de</strong>nen Gästen<br />
im neuen Bibliotheksgebäu<strong>de</strong>. Rechtzeitig<br />
zu Beginn <strong>de</strong>s Sommersemesters 2006<br />
öff nete die neue Hochschulbibliothek<br />
ihre Pforten wie<strong>de</strong>r für ihre Nutzer, die<br />
die neuen Räume interessiert und zahlreich<br />
in Beschlag nahmen.<br />
Geräumige Arbeitsplätze machen die Veranstaltungsfläche zum beliebten Lernort für Stu<strong>de</strong>nten. Der rote Teppich und die vielen Lichtquellen<br />
sorgen für eine warme, lebendige Atmosphäre. (Foto: Braunschläger)<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 31<br />
�<br />
31
32 32 BuB | Lesesaal Bau<br />
Städtebau, Kontext, Außenraum<br />
Leitgedanke für die bauliche Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule ist, die bereits<br />
vorhan<strong>de</strong>nen Strukturen und baulichen<br />
Qualitäten <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Campus benachbarten<br />
Universität aufzunehmen und ein<br />
bauliches Zusammenwachsen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Hochschulen zu ermöglichen. Bei <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek unmittelbar benachbarten<br />
Neubauten für die Fachbereiche Maschinenbau<br />
und Mikrosystemtechnik wur<strong>de</strong><br />
dieses Konzept bereits realisiert. Der in<br />
Nord-Süd-Richtung verlaufen<strong>de</strong> Grün-<br />
rum zum Dom wird nicht beeinträchtigt.<br />
Große Teile <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>, wie Lager- und<br />
Küchenbereiche <strong>de</strong>r Mensa und Magazin-<br />
und Technikräume <strong>de</strong>r Bibliothek,<br />
wur<strong>de</strong>n in das topografi sche Relief integriert<br />
beziehungsweise eingegraben,<br />
sodass sie nicht als Baumasse in Erscheinung<br />
treten. Die Dächer als »fünfte Fassa<strong>de</strong>»<br />
sind begrünt und als Terrassen und<br />
Aufenthaltsbereiche nutzbar. Ein feingliedriger<br />
Fußgängersteg über die Wasserfl<br />
äche verbin<strong>de</strong>t die neue Eingangsterrasse<br />
zu Bibliothek und Mensa mit<br />
<strong>de</strong>m Vorplatz <strong>de</strong>s Fachbereichsgebäu<strong>de</strong>s<br />
Eingebettet in die grüne Landschaftsumgebung liegt das neue, mo<strong>de</strong>rne Gebäu<strong>de</strong> mitten auf<br />
<strong>de</strong>m Hochschulcampus. (Foto: Mairföls)<br />
zug bil<strong>de</strong>t das Rückgrat <strong>de</strong>s gesamten<br />
Hochschulcampus. Er führt vom Forum<br />
<strong>de</strong>r Universität quer durch das Gelän<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule und weiter bis zum<br />
Bahnhof und damit bis zur Altstadt. Das<br />
neue Forum <strong>de</strong>r Fachhochschule bil<strong>de</strong>t<br />
Analogie beziehungsweise Kontrapunkt<br />
zum Forum <strong>de</strong>r Universität.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>r Situierung <strong>de</strong>r Neubauten<br />
direkt im Anschluss an die be-<br />
Der in Nord-Süd-Richtung verlaufen<strong>de</strong><br />
Grünzug bil<strong>de</strong>t das Rückgrat<br />
<strong>de</strong>s gesamten Hochschulcampus.<br />
stehen<strong>de</strong>n, westlich liegen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong><br />
wird eine große zusammenhängen<strong>de</strong><br />
Grünfl äche erhalten, die mit einer mäch-<br />
tigen Wasserfl äche akzentuiert ist. Die<br />
topografi sche Tieferlegung <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s<br />
ermöglicht ein zusätzliches tagesbelichtetes<br />
»Untergeschoss«. Dadurch können<br />
die Gebäu<strong>de</strong> niedrig gehalten wer<strong>de</strong>n<br />
und die Blickachse vom Universitätsfo-<br />
Maschinenbau. Viele <strong>de</strong>rartige, um die<br />
neue Mitte angeordnete, diff erenziert gestaltete<br />
Terrassen und Plätze bieten vielfältige<br />
Aufenthaltsqualitäten und la<strong>de</strong>n<br />
zur Kommunikation ein.<br />
Für <strong>de</strong>n Lesesaal <strong>de</strong>r Bibliothek und <strong>de</strong>n<br />
Speisesaal <strong>de</strong>r Mensa wur<strong>de</strong> aufgrund <strong>de</strong>r<br />
beson<strong>de</strong>ren Lage im Zentrum <strong>de</strong>r Anlage<br />
eine freiere Form im Gegensatz zu <strong>de</strong>m<br />
aus <strong>de</strong>n frühen Siebzigerjahren stammen<strong>de</strong>n<br />
und in weiten Teilen vom rechten<br />
Winkel geprägten Baubestand gewählt.<br />
Die konvex und konkav geschwungenen,<br />
transparenten Ostfassa<strong>de</strong>n formulieren<br />
eine Überleitung <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>struktur in<br />
<strong>de</strong>n Landschaftsraum und ermöglichen<br />
vielfältige Blickbeziehungen und Verbindungen<br />
von innen nach außen.<br />
Die neue Mensa bietet 480 Plätze im<br />
Speisesaal und 180 Plätze in <strong>de</strong>r Cafeteria.<br />
Von allen Plätzen im Speisesaal<br />
schweift <strong>de</strong>r Blick über die Wasserfl äche<br />
und ins Grüne. Eine Seeterrasse lädt im<br />
Sommer zum Essen im Freien ein.<br />
Das neue Bibliotheksgebäu<strong>de</strong> besteht<br />
zum einen aus einem zweigeschossigen,<br />
halbrund geschwungenen, verglasten<br />
und klimatisierten Baukörper, zum an<strong>de</strong>ren<br />
aus einem separaten, zweigeschossigen<br />
Bibliotheksverwaltungstrakt. Unter-<br />
und Erdgeschoss wer<strong>de</strong>n durch einen<br />
Lastenaufzug sowie einen Personenauf-<br />
Im Untergeschoss führt ein Ausgang<br />
auf eine begrünte Leseterrasse, die<br />
unmittelbar an <strong>de</strong>n See grenzt.<br />
zug erschlossen. Eine innere Erschließungsachse<br />
verbin<strong>de</strong>t sowohl die bei<strong>de</strong>n<br />
Gebäu<strong>de</strong>teile <strong>de</strong>r Bibliothek untereinan<strong>de</strong>r<br />
als auch diese mit Mensa und <strong>de</strong>m<br />
bisherigen Gebäu<strong>de</strong>bestand. Ein separater<br />
Gebäu<strong>de</strong>zugang aus Richtung <strong>de</strong>s<br />
Universitätscampus und <strong>de</strong>n Parkplätzen<br />
führt in diese Kommunikationszone.<br />
Dort befi n<strong>de</strong>n sich auch die Gar<strong>de</strong>roben<br />
und in <strong>de</strong>r Fortsetzung die Cafeteria im<br />
Übergangsbereich zur Mensa.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Ebenen <strong>de</strong>s Lesesaals sind<br />
über großzügige Lufträume miteinan<strong>de</strong>r<br />
verbun<strong>de</strong>n. Sofort nach <strong>de</strong>m Eintreten<br />
bietet sich eine hervorragen<strong>de</strong> Orientierung.<br />
Die Mitte wird durch eine kreisförmige<br />
Lichtkuppel und über eine elegant<br />
geschwungene Stahltreppe akzentuiert.<br />
Eine spannen<strong>de</strong> architektonische wie<br />
bibliothekarische Beson<strong>de</strong>rheit stellt die<br />
Organisation <strong>de</strong>s Lesesaals dar: Regale,<br />
Lesetische bis hin zur Beleuchtung und<br />
Belüftung sind um <strong>de</strong>n kreisförmigen<br />
Luftraum herum konzentrisch angeordnet.<br />
Im Untergeschoss führt ein Ausgang<br />
auf eine begrünte Leseterrasse, die unmittelbar<br />
an <strong>de</strong>n See grenzt.<br />
Material und Konstruktion<br />
Die tragen<strong>de</strong> Konstruktion <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong><br />
besteht in wesentlichen Teilen aus Stahlbeton,<br />
<strong>de</strong>r weitgehend in Sichtqualität<br />
ausgeführt ist. Die Tragwerke <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Säle sind sichtbar und raumprägend<br />
ausgeführt: im Lesesaal <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
als eine netzartige Konstruktion aus unterspannten<br />
Einfeldträgern. Darüber ist<br />
eine Lage aus Brettsperrholzplatten angeordnet.<br />
Ein interessantes Detail stellt die<br />
Stahl- und Glaskonstruktion <strong>de</strong>r Lichtkuppel<br />
dar. Die Glaselemente enthalten<br />
eine bedampfte Folie, die die einfallen<strong>de</strong><br />
Strahlung wie ein Prisma refl ektiert und<br />
auf <strong>de</strong>r Seite gegenüber <strong>de</strong>m Sonnenstand<br />
ungehin<strong>de</strong>rten Durchblick ermöglicht.<br />
Die Fassa<strong>de</strong>n sind aus Stahl- und<br />
Aluminium-Pfostenriegelkonstruktion<br />
ausgeführt. Beim Ausbau wur<strong>de</strong>n keine<br />
teuren, son<strong>de</strong>rn han<strong>de</strong>lsübliche, wirt-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 59 (2007) 01
Bau<br />
schaftliche Materialien verwen<strong>de</strong>t. Weitestgehend<br />
wur<strong>de</strong>n die Materialfarben<br />
belassen, die Stahlbauteile und die Möblierung<br />
sind in Grau- und Aluminiumtönen<br />
gehalten. Die Nutzer <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s<br />
konnten während <strong>de</strong>r Ausbauphase selbst<br />
einen ein<strong>de</strong>utigen markanten Farbakzent<br />
einbringen, nämlich für die Auslegware.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
auf: »Sie haben ja für Ihre Besucher <strong>de</strong>n<br />
roten Teppich ausgelegt«, formulierte<br />
eine <strong>de</strong>r ersten Bibliotheksbesucherinnen<br />
anschaulich ihren Eindruck.<br />
Gebäu<strong>de</strong>technik und Ökologie<br />
Die Gebäu<strong>de</strong>technik entspricht <strong>de</strong>m<br />
neuesten Stand. So sind zum Beispiel<br />
Wärmerückgewinnungsanlagen, eine intelligente<br />
Steuerung <strong>de</strong>r Belüftungs- und<br />
Kühltechnik und <strong>de</strong>r Sonnenschutz- und<br />
Beleuchtungsanlagen selbstverständlich.<br />
Das Akustikkonzept mittels Lochfolien<br />
beziehungsweise Heraklit-Deckenplatten<br />
ist einfach, aber hoch wirksam.<br />
Das Sicherheitskonzept sieht mo<strong>de</strong>rnste<br />
Gebäu<strong>de</strong>leit- und Brandschutztechnik<br />
sowie ein Zugangskontrollsystem vor,<br />
an das später auch ein Zeiterfassungs-<br />
Lesesaal | BuB<br />
Vereist, verschneit und von allen Bauarbeitern verlassen: Während <strong>de</strong>s strengen Winterwetters im Februar 2006 ruht die Baustelle für einige<br />
Tage. (Foto: Hochmuth)<br />
Neuste ökonomische, ergonomische<br />
und ökologische Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
sollten optimiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Im Verwaltungstrakt und im Magazin<br />
fi n<strong>de</strong>t sich ein orangefarbener leicht gemusterter<br />
Linoleum-Bo<strong>de</strong>nbelag. Beim<br />
Betreten <strong>de</strong>s Lesesaals fällt sofort das<br />
warme, kräftige Rot <strong>de</strong>s Teppichbo<strong>de</strong>ns<br />
system angeschlossen wer<strong>de</strong>n soll. Auf<br />
eine Sprinkleranlage wur<strong>de</strong> verzichtet.<br />
Über Klimasimulationsberechnungen<br />
wur<strong>de</strong> das optimale Zusammenwirken<br />
<strong>de</strong>r technischen Anlagen, <strong>de</strong>r Nutzung<br />
und Aktivierung <strong>de</strong>r Speichermassen<br />
und <strong>de</strong>r Kühlung mittels Nachtdurchströmung<br />
ermittelt, um im Betrieb einen<br />
günstigen Energieverbrauch und damit<br />
geringe Betriebskosten zu erzielen.<br />
Die Energieversorgung erfolgt komplett<br />
über einen Versorgungskanal aus<br />
<strong>de</strong>n zentralen Energieanlagen <strong>de</strong>r Universität.<br />
Als ökologische Maßnahmen seien<br />
beispielhaft die intensiv und extensiv begrünten<br />
Dächer, die Regenwasserrückführung<br />
in <strong>de</strong>n natürlichen Kreislauf<br />
über die Einleitung in die Wasserfl äche,<br />
die Fotovoltaikanlage und <strong>de</strong>r weit über<br />
<strong>de</strong>n gefor<strong>de</strong>rten Stand hinausgehen<strong>de</strong><br />
Wärmeschutz genannt.<br />
Datenverarbeitung<br />
Die Datenverarbeitungsanlage ist als Datenhochgeschwindigkeitsnetz<br />
nach <strong>de</strong>r<br />
Gigabit-Ethernet-Normung ausgebaut.<br />
Die Arbeits- und Leseplätze sollten ursprünglich<br />
Lichtwellenleiteranschlüsse<br />
bis zum Endgerät erhalten. Allerdings<br />
än<strong>de</strong>rte das Rechenzentrum kurz vor <strong>de</strong>r<br />
Umsetzung das Konzept und führte die<br />
Vernetzung mit Hilfe hochwertiger und<br />
mo<strong>de</strong>rnster Kupfer-Koaxial-Leitungen<br />
durch. Eine WLAN-Infrastruktur ergänzt<br />
das Netz für die wenigen nicht fest<br />
verkabelten Plätze. Die Anbindung <strong>de</strong>r<br />
Gebäu<strong>de</strong> erfolgt über Lichtwellenleiter-<br />
Kabel.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 33<br />
Schick und knallrot: Das Sofa ist nicht nur ein Blickfang – es dürfte auch schnell zum gemütlichen<br />
Lieblingsplatz vieler Bibliotheksnutzer wer<strong>de</strong>n. (Foto: Mairföls)<br />
Einrichtungskonzept<br />
Gemäß <strong>de</strong>r Bauphilosophie sollte ein<br />
Gebäu<strong>de</strong> entstehen, das unterschiedliche<br />
Funktionen unter einem Dach vereint,<br />
ein »intelligentes« Gebäu<strong>de</strong>, das sich<br />
33
34 34 BuB | Lesesaal<br />
selbst steuert. Neueste ökonomische, ergonomische<br />
und ökologische Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
sollten optimiert wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />
sollte <strong>de</strong>r Bibliotheksbesucher im<br />
Mittelpunkt aller Planungen und Überlegungen<br />
stehen. Der neue Bibliotheksraum<br />
sollte sich an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r<br />
Nutzer messen lassen. Das nun übergebene<br />
Gebäu<strong>de</strong> erfüllt viele Funktionen:<br />
Wissensspeicher, Lehrbuchsammlung,<br />
Selbstbedienung, Ort <strong>de</strong>r Vermittlung<br />
von Information und Informationskompetenz<br />
– »Bibliothek begreifbar«. Dieser<br />
Ort ist Lernort für Gruppenarbeit und<br />
selbstgesteuertes Lernen, ist Sprachen-<br />
und Medienzentrum, Erschließungsort<br />
digitaler Medien und Hybridbibliothek,<br />
in <strong>de</strong>r gedruckte und elektronische Bestän<strong>de</strong><br />
parallel nutzbar sind. Gastlichkeit<br />
und Behaglichkeit wer<strong>de</strong>n gepfl egt, es ist<br />
ein Kommunikationsort und ein Ort <strong>de</strong>r<br />
Begegnung, eine soziale und kulturelle<br />
Institution und nicht zuletzt: ein mo<strong>de</strong>rner<br />
Büroarbeitsplatz.<br />
Der Bauteil Lesesaal glie<strong>de</strong>rt sich in die<br />
Funktionsbereiche Buch- und Zeitschriftenstellbereich<br />
mit Freihandaufstellung<br />
im Lesesaal und im Freihandmagazin,<br />
<strong>de</strong>n Benutzungsbereich mit Lese-, Informationsbereich,<br />
Einzelarbeitsräumen,<br />
Selbstlernzentrum und Leihstelle sowie<br />
die Nebenräume für Toiletten und Haustechnik.<br />
Eingangsbereich, Leihstelle und<br />
Lesesaal sind aus akustischen Grün<strong>de</strong>n<br />
voneinan<strong>de</strong>r abgetrennt, wobei die Wän<strong>de</strong><br />
weitgehend verglast wur<strong>de</strong>n, um einen<br />
off enen, transparenten und einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Eindruck zu vermitteln: »Bibliothek<br />
sichtbar«. Man betritt die Bibliothek<br />
durch eine Schleuse mit zwei sich schnell<br />
öff nen<strong>de</strong>n Glasschiebetüren. Im Bereich<br />
<strong>de</strong>r sich anschließen<strong>de</strong>n off en gestalteten<br />
Leihstelle sind Selbstverbuchungsplätze<br />
in Verbindung mit einer Buchsicherungsanlage<br />
installiert. Die Ausleihtheke<br />
besteht aus vier einzeln höhenverstellbaren<br />
Arbeitsplätzen, die <strong>de</strong>m im Schichtbetrieb<br />
arbeiten<strong>de</strong>n Ausleihpersonal das<br />
fl exible Sitzen o<strong>de</strong>r Stehen während <strong>de</strong>r<br />
Arbeit ermöglichen.<br />
Ein großer separater Zeitungsleseraum<br />
mit gemütlicher, ansprechen<strong>de</strong>r Möblierung<br />
ist von außen, von <strong>de</strong>r Verbindungszone<br />
aus, einzusehen und lädt nicht zuletzt<br />
wegen <strong>de</strong>s darin aufgestellten Kaffeeautomaten<br />
zum Verweilen und zur<br />
Kommunikation ein. Sechs abgeschlosse-<br />
ne Räume tragen <strong>de</strong>m Bedürfnis <strong>de</strong>r Stu-<br />
dieren<strong>de</strong>n nach Gruppenarbeitsplätzen<br />
Rechnung. Neun transparente Einzelarbeitskabinen<br />
stehen für die konzentrierte<br />
Arbeit zur Verfügung. Ein Selbstlernzentrum<br />
mit 17 geplanten Multimedia-Ar-<br />
beitsplätzen wird künftig auch als Schulungsraum<br />
für Benutzerschulungen dienen.<br />
Alle diese Son<strong>de</strong>rräume, ebenso wie<br />
die Toiletten und sonstige Nebenräume,<br />
sind direkt vom Lesesaal aus zugänglich.<br />
Das Bibliotheksmagazin war vor <strong>de</strong>m<br />
Umzug nicht zugänglich. Eine Glanzleistung<br />
stellte die Vorbereitung und Umsortierung<br />
<strong>de</strong>s Magazinbestan<strong>de</strong>s während<br />
<strong>de</strong>r Dauer eines Jahres dar, die ein »Ein-<br />
Euro-Beschäftigter« leistete, <strong>de</strong>r inzwischen<br />
angestellt wur<strong>de</strong>. So entstand ein<br />
frei zugänglicher Magazinbestand. Ein<br />
Fachhochschulbibliothek<br />
Regensburg<br />
Einwohnerzahl<br />
Regensburg: 152 000<br />
Anschrift<br />
Fachhochschule Regensburg<br />
Hochschulbibliothek<br />
Seybothstraße 2<br />
93053 Regensburg<br />
Telefon 09 41/943-10 38<br />
Bibliothek@fh-regensburg.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.fh-regensburg.<strong>de</strong>/bibliothek/on<br />
linebib<br />
Träger und Bauherr<br />
Freistaat Bayern<br />
Einrichtungen<br />
Zentralbibliothek, Teilbibliothek Architektur/Bauingenieurwesen<br />
Leitung<br />
Claus Kuttler<br />
Fläche<br />
2 390 Quadratmeter Hauptnutzungsfläche,<br />
3 909 Quadratmeter Gesamtfläche<br />
Ausstattung<br />
Lesesaal, Zeitungsleseraum, Selbstlernzentrum,<br />
6 Gruppenarbeitsräume, 6 Carrels,<br />
Freihandmagazin, 10 Bibliotheksverwaltungsräume,<br />
Besprechungsraum,<br />
Sozialraum. Regalsystem »Uniflex« von<br />
Schulz Speyer, Fahrregalanlage von Zambelli,<br />
Lesesaalstühle »Atrio« von Dietiker,<br />
Steh-Sitz-Arbeitsplätze von Leuwico, Bürodrehstühle<br />
von Hag und von Hai<strong>de</strong>r, Leseraumtische<br />
von Segis, Besucherstühle<br />
von Vitra, Wartebank von Moroso, Bücher-Rollcontainer<br />
von Flötotto.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Datenverarbeitung<br />
SISIS Sunrise-Bibliothekssystem mit Infogui<strong>de</strong><br />
im Verbund mit <strong>de</strong>r Universitätsbib-<br />
Bau<br />
gewisses Wagnis stellte die Installation<br />
<strong>de</strong>r vollautomatischen Kompaktregalanlage<br />
dar, die die Nutzer ebenfalls selbst<br />
bedienen. Der Sicherheitsbeauftragte<br />
hat die Anlage abgenommen und freigegeben<br />
und die Benutzer kommen damit<br />
erstaunlich gut zurecht: »Bibliothek erlebbar«.<br />
Der Informationsbereich besteht<br />
aus einem zentralen Auskunftsplatz und<br />
16 Opac- beziehungsweise Internet-Arbeitsplätzen.<br />
Im Untergeschoss ist aus<br />
baulichen Grün<strong>de</strong>n eine dritte Ebene<br />
entstan<strong>de</strong>n, die lose möbliert ist und mit<br />
liothek Regensburg (Regensburger Katalog),<br />
Katalogisierung im Verbundsystem<br />
(Aleph) und Online-Fernleihe im Bibliotheksverbund<br />
Bayern. Ausstattung mit<br />
Endgeräten, Medienserver, Sprachlabor<br />
RFID-Mediensicherung und -Verbuchung<br />
mit Rückgabeautomatisierung und -sortierung<br />
ist beantragt, aber <strong>de</strong>rzeit noch<br />
nicht bewilligt. Alle Arbeitsplätze sind vernetzt<br />
beziehungsweise mit Wireless-LAN<br />
versorgt.<br />
Kosten<br />
Gesamtprojekt: 22,6 Millionen Euro; Bibliothek:<br />
9,2 Millionen Euro; Ersteinrichtung<br />
circa 690 000 Euro<br />
Planung / Architekt / Gestaltung<br />
Staatliches Bauamt Regensburg, Abteilung<br />
Hochbau<br />
Bestand<br />
143 000 Bän<strong>de</strong><br />
Erwerbungsetat<br />
299 000 Euro (Jahr 2005)<br />
Zahl <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n<br />
5 757<br />
Aktive Benutzer<br />
4 836<br />
Entleihungen<br />
189 000 (Jahr 2005)<br />
Besuche<br />
185 000 (Jahr 2005)<br />
Personal<br />
10,35 Stellen (Jahr 2005)<br />
Öffnungszeiten<br />
Montag und Mittwoch 9 bis 19 Uhr; Dienstag<br />
und Donnerstag 9 bis 20 Uhr, Freitag<br />
9 bis 16 Uhr, insgesamt 49 Wochenstun<strong>de</strong>n<br />
im Semester<br />
BuB | 59 (2007) 01
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong>
36 36 BuB | Lesesaal Bau<br />
Mo<strong>de</strong>rn, schlicht, kommunikativ: Der Zeitungslesesaal lädt mit Cafétischen und elastischen<br />
Sitzmöbeln zum Verweilen ein. (Foto: Kuttler)<br />
einer Großleinwand auch als Veranstaltungsfl<br />
äche genutzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Im eigentlichen Lesesaal ist <strong>de</strong>r Freihandbestand<br />
auf bei<strong>de</strong>n Ebenen nutzbar.<br />
Der Bestandsaufstellung liegt seit <strong>de</strong>m<br />
Jahr 2000 die Regensburger Verbundklassifi<br />
kation zugrun<strong>de</strong>. Die Sachgruppen<br />
sind alphabetisch angeordnet. Kompakt<br />
im Untergeschoss nach <strong>de</strong>r alten<br />
Aufstellungssystematik zu fi n<strong>de</strong>n ist <strong>de</strong>r<br />
Claus Kuttler,<br />
geboren 1956 in<br />
Lörrach, studierte<br />
von 1975 bis 1979<br />
Mathematik, Physik<br />
und Chemie an<br />
<strong>de</strong>r Universität Tübingen.Anschließend<br />
absolvierte er<br />
bis 1982 an <strong>de</strong>r Stuttgarter Fachhochschule<br />
für öffentliche Verwaltung (später<br />
Hochschule für Bibliotheks- und<br />
Informationswesen, HBI) und in <strong>de</strong>r<br />
Universitätsbibliothek Tübingen die<br />
Ausbildung für <strong>de</strong>n gehobenen Dienst<br />
an wissenschaftlichen Bibliotheken. Ab<br />
1982 war er an <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />
im Bereich Katalogisierung und<br />
Bibliothekssysteme tätig und leitete<br />
von 1992 bis 1999 die Zentralbibliothek<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule Weihenstephan<br />
in Freising. Seit 1999 leitet Kuttler<br />
die Hochschulbibliothek <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Regensburg. – Kontakt:<br />
claus.kuttler@bib.fh-regensburg.<strong>de</strong><br />
vor 2000 erworbene Bestand. Dort fi n<strong>de</strong>t<br />
sich auch die Auslage <strong>de</strong>r circa 500 laufen<strong>de</strong>n<br />
Zeitschriften. Ganz in <strong>de</strong>r Nähe gibt<br />
es einen Ort <strong>de</strong>r Behaglichkeit, insbeson<strong>de</strong>re<br />
zum Anlesen: die Wartebänke von<br />
Moroso, von manchen auch schon mal<br />
neidisch »rote Designer Couch« genannt.<br />
Die konzentrisch angeordneten Ganzmetall-Doppelregale<br />
weisen ein interessantes<br />
Detail auf. Die Stirnseiten sind<br />
mit Acht-Millimeter-Isolierverglasung<br />
verklei<strong>de</strong>t. Für die Regalbeschriftung<br />
wur<strong>de</strong>n im Milchglas vier DIN A 4-große<br />
Fel<strong>de</strong>r ausgeätzt. Die Beschriftungsblätter<br />
lassen sich in <strong>de</strong>n dahinterliegen<strong>de</strong>n<br />
Kunststoff beschriftungstafeln leicht<br />
und fl exibel austauschen. Die verfügbare<br />
Regalstellfl äche wird für <strong>de</strong>n gesamten<br />
Bibliotheksbestand einschließlich Zuwachs<br />
bis maximal 180 000 Bän<strong>de</strong> aus-<br />
Insgesamt stehen 320 große Leseplätze<br />
zur Verfügung.<br />
reichen. Zunächst ist nur <strong>de</strong>r Bestand <strong>de</strong>r<br />
bisherigen Teilbibliothek Seybothstraße<br />
(circa 110 000 Bän<strong>de</strong>) komplett in Freihandaufstellung<br />
umgezogen wor<strong>de</strong>n, die<br />
Teilbibliothek Prüfeninger Straße (circa<br />
30 000 Bän<strong>de</strong>) wird weiterhin zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Insgesamt stehen 320 große Leseplätze<br />
zur Verfügung. Davon sind 80 Prozent<br />
fest montiert und mit Strom- und Datennetzanschlüssen<br />
versehen. Die übrigen<br />
Plätze wer<strong>de</strong>n über ein Funknetz an das<br />
Campusnetz angebun<strong>de</strong>n, sodass an allen<br />
Arbeitsplätzen digitale und gedruckte<br />
Medien integriert benutzt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Gesun<strong>de</strong> Steh-Sitz-Arbeitsplätze<br />
Der zweigeschossige, längliche Bauteil<br />
für die Bibliotheksverwaltung grenzt<br />
unmittelbar an <strong>de</strong>n Lesesaaltrakt an und<br />
umfasst einen Besprechungs-, einen Sozialraum<br />
und elf Büroräume, die <strong>de</strong>n Geschäftsgängen<br />
entsprechend angeordnet<br />
sind. Bei <strong>de</strong>r Einrichtung wur<strong>de</strong> größten<br />
Wert auf Ergonomie und gesundheitsbewusstes<br />
Arbeiten gelegt. Einige Arbeitsplätze<br />
wur<strong>de</strong>n sogar als sogenannte<br />
Steh-Sitz-Arbeitsplätze gestaltet, eine in<br />
Bibliotheksverwaltungen gewiss lei<strong>de</strong>r<br />
immer noch einmalige Einrichtung, die<br />
vom Personal begeistert aufgenommen<br />
wur<strong>de</strong>: »Bibliothek fi t«.<br />
»Sichtbar« wur<strong>de</strong> die Hochschulbibliothek<br />
<strong>de</strong>r Fachhochschule Regensburg<br />
auch durch die regelmäßige Teilnahme<br />
am Bibliotheksin<strong>de</strong>x BIX. Mit <strong>de</strong>n Daten<br />
<strong>de</strong>s Jahres 2004 gelang es, <strong>de</strong>n zweiten<br />
Platz unter <strong>de</strong>n Fachhochschulbibliotheken<br />
zu erreichen. Den Daten von 2005<br />
lagen noch die Verhältnisse in <strong>de</strong>n früheren<br />
Bibliotheksräumen zugrun<strong>de</strong> und es<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 8. Rang erreicht.<br />
Schon jetzt zeigen die Besucherzahlen<br />
und die überwiegend positiven<br />
Äußerungen, dass sich Anstrengung<br />
und Investition für <strong>de</strong>n Bibliotheksneubau<br />
gelohnt haben.<br />
Schon jetzt zeigen die Besucherzahlen<br />
und die überwiegend positiven Äußerungen,<br />
dass sich Anstrengungen und<br />
Investitionen für <strong>de</strong>n Bibliotheksneubau<br />
gelohnt haben. Interessierte Kolleginnen<br />
und Kollegen sind hiermit herzlich zum<br />
Besuch und zur Besichtigung dieses innovativen,<br />
benutzerfreundlichen Bibliotheksgebäu<strong>de</strong>s<br />
eingela<strong>de</strong>n.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 59 (2007) 01
Das Interview<br />
»Der Bestandsaufbau<br />
ohne ID wäre<br />
ein Alptraum«<br />
Die Institutslektorin Elke<br />
Nibbrig hält <strong>de</strong>n Besprechungsdienst<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichen Bibliotheken<br />
in Zeiten knapper<br />
Kassen für wichtiger <strong>de</strong>nn je<br />
Der Besprechungsdienst für Öffentliche<br />
Bibliotheken ist weltweit einzigartig: 70<br />
Lektoren in 45 <strong>de</strong>utschen Bibliotheken<br />
und ihre Kollegen in <strong>de</strong>r Reutlinger ekz.<br />
bibliotheksservice GmbH sichten <strong>de</strong>n<br />
riesigen Markt <strong>de</strong>r Neuerscheinungen.<br />
Zusammen mit 230 Rezensenten erstellen<br />
sie <strong>de</strong>n »Informationsdienst« (ID)<br />
als größtes Rezensionsorgan in Deutschland.<br />
Darin wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>s Jahr rund<br />
14 000 Bücher und an<strong>de</strong>re Medien nach<br />
bibliotheksfachlichen Kriterien unabhängig<br />
und fundiert bewertet. Elke Nibbrig<br />
kennt <strong>de</strong>n Besprechungdienst aus bei<strong>de</strong>n<br />
Blickwinkeln: Als Diplom-Bibliothekarin<br />
in <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Karlsruhe nutzt sie<br />
das Instrument für <strong>de</strong>n Bestandsaufbau,<br />
als Lektorin und Rezensentin arbeitet sie<br />
außer<strong>de</strong>m selbst beim Besprechungsdienst<br />
mit. Ihr Urteil fällt ein<strong>de</strong>utig aus:<br />
»Der ID ist das Arbeitsinstrument.« Mit<br />
<strong>de</strong>r engagierten Bibliothekarin sprach<br />
BuB-Redakteur Bernd Schleh.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
BuB: Frau Nibbrig, Sie begutachten seit<br />
zehn Jahren Bücher für <strong>de</strong>n Besprechungsdienst<br />
<strong>de</strong>r Öff entlichen Bibliotheken. Können<br />
Sie privat überhaupt noch Bücher ohne<br />
Rotstift in <strong>de</strong>r Hand lesen?<br />
Elke Nibbrig: Ja, je<strong>de</strong>rzeit. Die bei<strong>de</strong>n<br />
Bereiche kann ich gut trennen. Natürlich<br />
hat man <strong>de</strong>n Besprechungsdienst immer<br />
ein bisschen im Hinterkopf, wenn man<br />
Bücher liest o<strong>de</strong>r in Buchhandlungen<br />
stöbert. Aber ich kann auch nach zehn<br />
Jahren Mitarbeit im Besprechungsdienst<br />
noch ohne Probleme genussvoll lesen.<br />
Sie arbeiten sowohl als Lektorin als auch als<br />
Rezensentin. Worin liegt <strong>de</strong>r Unterschied?<br />
Als Institutslektorin arbeite ich am Beginn<br />
<strong>de</strong>s Entstehungsprozesses <strong>de</strong>s Produkts<br />
»Informationsdienst«. Ich bin mit<br />
<strong>de</strong>r Marktsichtung beschäftigt, das heißt<br />
ich durchforste Verlagsprospekte, lese<br />
Newsletter <strong>de</strong>r Verlage, studiere das »Börsenblatt«<br />
und klicke mich durch Verlags-<br />
Homepages. Ent<strong>de</strong>cke ich dabei Neuerscheinungen,<br />
die für Öff entliche Bibliotheken<br />
von Interesse sind, mel<strong>de</strong> ich das<br />
<strong>de</strong>r ekz, und zwar verbun<strong>de</strong>n mit einer<br />
Empfehlung für eine kurze Annotation<br />
o<strong>de</strong>r für eine ausführlichere Rezension.<br />
Als Lektorin schreibe ich darüber hinaus<br />
Annotationen für Neuerscheinungen in<br />
meinen Th emengebieten. Die Rezensionen<br />
dagegen wer<strong>de</strong>n von Rezensenten in<br />
<strong>de</strong>ren Freizeit gegen Honorar erstellt.<br />
Ist bei je<strong>de</strong>m Titel ein<strong>de</strong>utig zu klären, ob<br />
eine Rezension o<strong>de</strong>r eine Annotation notwendig<br />
ist?<br />
In 90 Prozent <strong>de</strong>r Fälle ist es ein<strong>de</strong>utig.<br />
Schwierigkeiten bei <strong>de</strong>r Zuordnung gibt<br />
es meist im Sachbuchbereich. Grundsätzlich<br />
gilt: Fachbücher, wissenschaftliche<br />
Monografi en, Berufsschulliteratur und<br />
Sammelbän<strong>de</strong> sind eher Annotationstitel,<br />
die nicht vertiefend geprüft wer<strong>de</strong>n<br />
müssen. Da reicht manchmal schon ein<br />
Blick auf die Herangehensweise <strong>de</strong>s Autors,<br />
auf die Glie<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r ins Vorwort,<br />
um zu sehen, was neu ist am Buch o<strong>de</strong>r<br />
was überarbeitet wur<strong>de</strong>. Das kann man<br />
dann mit <strong>de</strong>r Voraufl age vergleichen und<br />
so eine kurze Bewertung abgeben. Rezensionstitel<br />
dagegen müssen intensiver<br />
begutachtet wer<strong>de</strong>n. Das lässt sich nicht<br />
in <strong>de</strong>r Arbeitszeit <strong>de</strong>s Institutslektors bewältigen.<br />
Bei Rezensionstiteln han<strong>de</strong>lt es<br />
sich zum Beispiel um neue Sachbücher,<br />
um neue Buchreihen o<strong>de</strong>r um politische<br />
o<strong>de</strong>r historische Bücher, die eine genaue<br />
Prüfung erfor<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>nken Sie zum Beispiel<br />
an Titel zum Irak-Krieg. Da können<br />
Sie kein fundiertes Urteil abgeben, wenn<br />
Sie nur einen Blick ins Inhaltsverzeich-<br />
Lesesaal | BuB<br />
nis werfen. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rezension soll<br />
schließlich eine ein<strong>de</strong>utige Empfehlung<br />
stehen, für welche Art von Bibliothek<br />
beziehungsweise Bestandsgröße o<strong>de</strong>r für<br />
welche Zielgruppe das Buch geeignet ist.<br />
Ebenfalls wichtig sind Löschvermerke<br />
– sowohl bei Annotationen als auch bei<br />
Rezensionen. Mit <strong>de</strong>r Aufgabe ist Verantwortung<br />
verbun<strong>de</strong>n – und man steht ja<br />
auch mit seinem Namen für die Qualität<br />
<strong>de</strong>r Begutachtung.<br />
Wie viele Bücher besprechen Sie im Monat?<br />
Das schwankt übers Jahr stark. Es gibt<br />
jeweils im Frühjahr und im Herbst zur<br />
Frankfurter Buchmesse eine Flut von<br />
Neuerscheinungen. In meinem Th emenbereich<br />
Bautechnik fallen jährlich circa<br />
50 bis 70 Titel zur Annotation an. Als<br />
Rezensentin lese ich ungefähr noch mal<br />
circa 70 Titel im Jahr aus <strong>de</strong>n Sachgebieten<br />
EDV, Geografi e und Bautechnik.<br />
Und da bleibt noch Zeit für private Lektüre?<br />
Ja, die Zeit nehme ich mir. Ich sitze auf<br />
<strong>de</strong>m Weg zur Arbeit je<strong>de</strong>n Tag gut eine<br />
Stun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r S-Bahn, da kriegt man einige<br />
Titel durch. Und <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
Abend bleibt auch noch für private<br />
Lektüre, jetzt im Winter zusammen mit<br />
einem Single Malt am Kaminofen.<br />
Welche Voraussetzungen braucht man für<br />
die Tätigkeit als Lektorin beziehungsweise<br />
Rezensentin?<br />
Für die Arbeit als Institutslektorin<br />
ist zunächst die Bereitschaft <strong>de</strong>r Bibliotheksleitung<br />
notwendig, die dafür benötigte<br />
Arbeitszeit freizustellen. Aufs Jahr<br />
gesehen, sind das rund vier Stun<strong>de</strong>n pro<br />
Woche. Das umfasst die Marktbeobachtung<br />
und das Schreiben von Annotationen.<br />
Als Lektor selbst sollte man gute<br />
Kenntnisse im jeweiligen Fachgebiet<br />
mitbringen. Gut ist es auch, wenn man<br />
bereits einen Überblick über die Literatur<br />
<strong>de</strong>s Fachgebiets hat. Das heißt, man sollte<br />
Standardwerke, Verlage und wichtige<br />
Autoren kennen. Auch sollte man eine<br />
Vorstellung davon haben, wie die Titel in<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek genutzt wer<strong>de</strong>n. Darüber<br />
hinaus ist ein beson<strong>de</strong>rs großes Interesse<br />
am Th ema von Vorteil. Ich beispielsweise<br />
kann mich an Büchern über Brücken<br />
o<strong>de</strong>r die Renovierung von Landhäusern<br />
überhaupt nicht satt lesen, und alles was<br />
mit Bautechnik zu tun hat, begeistert<br />
mich einfach. Spaß am Lesen und eine<br />
gewisse Lei<strong>de</strong>nschaft fürs Th ema ist auch<br />
bei Rezensenten unabdingbar. Hinzu<br />
kommen handwerkliche Fähigkeiten:<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 37<br />
37
38 38 BuB | Lesesaal<br />
Man sollte gut formulieren und Gedankengänge<br />
auf <strong>de</strong>n Punkt bringen können.<br />
Außer<strong>de</strong>m muss man sich trauen,<br />
ein präzises Urteil abzugeben. Wenn ein<br />
Buch o<strong>de</strong>r eine CD-Rom nichts taugt für<br />
eine Öff entliche Bibliothek, ist es wichtig,<br />
dass man das <strong>de</strong>utlich feststellt. Damit<br />
schützt man schließlich KollegInnen<br />
in ganz Deutschland vor Fehlkäufen.<br />
Sie besprechen unter an<strong>de</strong>rem Bücher aus<br />
<strong>de</strong>n Th emenbereichen Bautechnik und<br />
EDV. Ist es für Frauen schwieriger, sich auf<br />
diesen Fel<strong>de</strong>rn zu behaupten?<br />
Dieses Gefühl hatte ich bisher nicht.<br />
Es gab noch nie entsprechen<strong>de</strong> Bemerkungen<br />
von Verlagen. Diese erhalten die<br />
Rezensionen beziehungsweise Annotationen<br />
als Gegenleistung dafür, dass sie<br />
die Besprechungsbücher kostenlos zur<br />
Verfügung stellen. Gewisse Fertigkeiten<br />
o<strong>de</strong>r ein technisches Grundverständnis<br />
sind sicherlich hilfreich: Beispielsweise<br />
kann man bei <strong>de</strong>r Beurteilung von Heimwerkerbüchern<br />
unkorrekte o<strong>de</strong>r unpräzise<br />
Arbeitsanleitungen aufspüren, wenn<br />
man schon mal selber renoviert o<strong>de</strong>r<br />
Elektrogeräte angeschlossen hat.<br />
Wie nutzt die Stadtbibliothek Karlsruhe,<br />
in <strong>de</strong>r Sie arbeiten, <strong>de</strong>n Besprechungsdienst<br />
für <strong>de</strong>n Bestandsaufbau?<br />
Für meine KollegInnen und mich ist<br />
<strong>de</strong>r ID das Arbeitsinstrument. Wir sind<br />
mit <strong>de</strong>m Personal so knapp, dass wir für<br />
<strong>de</strong>n Bestandsaufbau gar nicht mehr die<br />
Zeit hätten, selbst <strong>de</strong>n Markt <strong>de</strong>r Neuerscheinungen<br />
zu sondieren. Der Bestandsaufbau<br />
ohne ID wäre ein Alptraum.<br />
Ergeben sich darüber hinaus zusätzliche<br />
Vorteile, zum Beispiel im Auskunftsdienst?<br />
Auf je<strong>de</strong>n Fall. Als Lektorin o<strong>de</strong>r Rezensentin<br />
hat man sich ja intensiv mit<br />
einem Werk befasst. Diese Information<br />
lässt sich lei<strong>de</strong>r über <strong>de</strong>n Katalog nur ganz<br />
rudimentär an die Benutzer weitergeben.<br />
Wenn Anfragen zu bestimmten Th emen<br />
kommen, weiß ich sofort, auf welche Bücher<br />
ich verweisen kann. Und meine Kolleginnen<br />
wissen, dass sie mich zu diesen<br />
Th emen je<strong>de</strong>rzeit anrufen können. Das<br />
ist ein großes Plus für unsere Arbeit. Die<br />
Erfahrung zeigt: Genau dieser Service<br />
bringt zufrie<strong>de</strong>ne Kun<strong>de</strong>n.<br />
Sind die Besprechungsdienste <strong>de</strong>r Lektoratskooperation<br />
für eine Bibliothek in <strong>de</strong>r<br />
Größenordnung <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Karlsruhe<br />
überhaupt noch relevant? Wer<strong>de</strong>n da<br />
nicht sowieso alle Titel gekauft?<br />
Nein, bei weitem nicht. Wir sind vom<br />
Etat her zu einer Art Mangelverwaltung<br />
gezwungen. Ich kann beispielsweise von<br />
<strong>de</strong>n Titeln, die im Bereich Technik im<br />
großen ID vorgestellt wer<strong>de</strong>n, nur die<br />
Hälfte kaufen. Eine Auswahl ist also sehr<br />
wohl wichtig. Diese Situation relativiert<br />
auch <strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r gemachten Vorwurf<br />
an <strong>de</strong>n ID, er sei nicht aktuell. Wir<br />
müssen ohnehin warten, bis wir mehrere<br />
Büchervorschläge zu einem Th ema vorliegen<br />
haben, um aus diesen dann die<br />
passen<strong>de</strong>n Titel für Karlsruhe auswählen<br />
zu können. Das gilt natürlich nicht für<br />
Bestseller. Aber für solche Titel gibt es<br />
ja an<strong>de</strong>re Informationsinstrumente, wie<br />
zum Beispiel »ekz-aktuell«. Für <strong>de</strong>n überwiegen<strong>de</strong>n<br />
Teil unserer Käufe brauchen<br />
wir unbedingt <strong>de</strong>n ID mit Begutachtung<br />
– und nicht nur einen reinen Titelnachweis.<br />
Gewinnt angesichts sinken<strong>de</strong>r Erwerbungsetats<br />
<strong>de</strong>r Besprechungsdienst zusätzlich<br />
an Be<strong>de</strong>utung, weil die Bibliotheken<br />
noch genauer auswählen müssen und dabei<br />
auf soli<strong>de</strong> Informationen mehr <strong>de</strong>nn je angewiesen<br />
sind?<br />
Ja, auf je<strong>de</strong>n Fall. Als ich hier in <strong>de</strong>r<br />
Bibliothek meine Arbeit begann, war<br />
es so, dass uns <strong>de</strong>r örtliche Buchhan<strong>de</strong>l<br />
sämtliche Neuerscheinungen unverlangt<br />
zur Ansicht schickte. Man konnte die Titel<br />
in Ruhe prüfen und das zurücksen<strong>de</strong>n,<br />
was nicht in Frage kam. Doch über die<br />
Jahre wur<strong>de</strong> es immer knapper mit <strong>de</strong>m<br />
Personal und mit <strong>de</strong>n Finanzen. Den<br />
Buchhändlern war es nicht zuzumuten,<br />
diesen Service aufrechtzuerhalten, wenn<br />
<strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>r Bücher regelmäßig zurückgegeben<br />
wur<strong>de</strong>. Seither bestellen wir<br />
die Titel ausschließlich nach ID – und<br />
wir sind auf dieses Instrument unbedingt<br />
angewiesen. Das Argument, dass<br />
<strong>de</strong>r ID nur als Titeldienst genutzt wird,<br />
gilt meiner Meinung nach nur für die<br />
ganz großen Bibliotheken. Wir in Karlsruhe<br />
sind davon weit entfernt. Gera<strong>de</strong><br />
angesichts knapper Etats muss man im<br />
Hinterkopf behalten: Je<strong>de</strong>r Fehlkauf ist<br />
einer zu viel.<br />
Das heißt, es ist für Bibliotheken schwierig,<br />
ohne Besprechungsdienst einen Überblick<br />
über die Vielzahl <strong>de</strong>r Neuerscheinungen zu<br />
behalten?<br />
Es gab in diesem Jahr mehr als 70 000<br />
Neuerscheinungen, davon wer<strong>de</strong>n rund<br />
14 000 über <strong>de</strong>n großen ID transportiert.<br />
Und ich glaube nicht, dass es in Deutschland<br />
viele Bibliotheken gibt, die diese<br />
14 000 Titel tatsächlich kaufen können.<br />
Für mich wäre <strong>de</strong>r Wegfall beziehungsweise<br />
die Reduzierung <strong>de</strong>s ID auf einen<br />
reinen Titeldienst eine Katastrophe. Ich<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Das Interview<br />
könnte mir keinen fundierten Überblick<br />
über die Neuerscheinungen verschaff en,<br />
das wür<strong>de</strong> die Qualität meiner Lektoratsarbeit<br />
ernstlich bedrohen.<br />
Verlage sind an einer guten Beurteilung<br />
ihrer Bücher interessiert. Gibt es schon mal<br />
Ärger mit Verlagen, die sich zu negativ beurteilt<br />
sehen?<br />
In meinem Fall ist das bisher noch<br />
nicht vorgekommen. Es gibt eher <strong>de</strong>n<br />
umgekehrten Fall, dass Verlage die Besprechungen,<br />
wenn sie gut ausfallen, für<br />
eigene Werbezwecke nutzen. Da übernimmt<br />
<strong>de</strong>r Besprechungsdienst dann die<br />
Funktion eines Gütesiegels. Allerdings<br />
habe ich auch schon mal eine Postkarte<br />
eines Autors erhalten, <strong>de</strong>r sich über eine<br />
Rezension gefreut hat. Diese Kontakte<br />
laufen jedoch ausschließlich über die ekz,<br />
um die Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Rezensenten<br />
und Lektoren nicht zu gefähr<strong>de</strong>n.<br />
Gibt es auch Kollegen aus an<strong>de</strong>ren Bibliotheken,<br />
die sich mel<strong>de</strong>n, wenn sie die Besprechung<br />
für nicht geglückt halten?<br />
Lei<strong>de</strong>r bisher nicht. Das wür<strong>de</strong> ich<br />
mir wünschen. Eine Rückmeldung wäre<br />
hilfreich für die Arbeit. So habe ich hier<br />
vor Ort nur meine eigene Nutzungszahlen<br />
mit <strong>de</strong>m speziellen Kun<strong>de</strong>nprofi l von<br />
Karlsruhe. Es wäre interessant, auch aus<br />
an<strong>de</strong>ren Bibliotheken zu hören, wie dort<br />
die besprochenen Titel genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies könnte mit <strong>de</strong>m geplanten »virtuellen<br />
dynamischen Lektoratsdienst« Wirklichkeit<br />
wer<strong>de</strong>n. Was halten Sie davon, alle<br />
Arbeitsschritte bis hin zum vollständigen<br />
ID-Zettel für Kun<strong>de</strong>n virtuell transparent<br />
zu machen?<br />
Ich fi n<strong>de</strong>, das ist eine gute I<strong>de</strong>e. Bereits<br />
die Einführung <strong>de</strong>r Software Cly<strong>de</strong><br />
für das Verfassen <strong>de</strong>r Rezensionen und<br />
Annotationen sowie die Nutzungsmöglichkeit<br />
<strong>de</strong>r ekz-Datenbank waren große<br />
Fortschritte. Der Ausbau zum virtuellen<br />
dynamischen Lektoratsdienst wür<strong>de</strong><br />
weitere Vorteile bringen, zum Beispiel<br />
eben die Möglichkeit für Nutzer <strong>de</strong>r<br />
Besprechungsdienste, direkt ihre Kommentare<br />
einzugeben. Wobei ich mir für<br />
meine tägliche Lektoratsarbeit als Endprodukt<br />
schon noch einen ID-Zettel in<br />
Papierform wünsche, notwendig zum<br />
Beispiel für Notizen zu Vergleichstiteln<br />
und Löschvermerken.<br />
Imme wie<strong>de</strong>r wird die mangeln<strong>de</strong> Aktualität<br />
<strong>de</strong>r Besprechungen beklagt.<br />
Ich sehe das nicht als Problem. Wir<br />
sind hier auf eine qualitätvolle und unabhängige<br />
Begutachtung angewiesen, das<br />
BuB | 59 (2007) 01
Das Interview<br />
Pfer<strong>de</strong>, Whisky und<br />
je<strong>de</strong> Menge gute Bücher<br />
Elke Nibbrig (Foto: Schleh) kennt <strong>de</strong>n Besprechungsdienst<br />
für Öffentliche Bibliotheken<br />
in- und auswendig. Sie rezensiert<br />
seit zehn Jahren EDV-Literatur, Bücher und<br />
CD-Roms zur Bautechnik sowie zur Geografie.<br />
Seit 1999 ist sie außer<strong>de</strong>m im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Lektoratskooperation als Institutslektorin<br />
für das Themengebiet Bautechnik<br />
zuständig.<br />
Die Diplom-Bibliothekarin absolvierte<br />
ihr Studium von 1978 bis 1981 an <strong>de</strong>r damaligen<br />
FHB Stuttgart. Seit 1981 arbeitet<br />
sie in <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Karlsruhe. Dort<br />
ist sie Lektorin für Technik, Geografie und<br />
braucht eben Zeit. Die Bücher müssen<br />
ja auch erst zum Besprecher kommen, da<br />
steckt ein großer logistischer Aufwand<br />
von Seiten <strong>de</strong>r ekz dahinter. In <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ablauf zu<strong>de</strong>m<br />
stark optimiert.<br />
Gibt es Kontakte und Meinungsaustausch<br />
zwischen <strong>de</strong>n Lektoren beziehungsweise<br />
Rezensenten?<br />
Für die Lektoren gibt es regelmäßige<br />
Treff en, bei <strong>de</strong>nen Erfahrungen ausgetauscht<br />
und Neuentwicklungen <strong>de</strong>r<br />
Lektoratskooperation diskutiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Schön wäre es, wenn diese Treff en<br />
alle zwei bis drei Jahre stattfi n<strong>de</strong>n und<br />
mit einem praktischen Fortbildungsangebot<br />
kombiniert wer<strong>de</strong>n könnten. Für<br />
Rezensenten gab es in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren eine Internet-Diskussionsliste.<br />
Diese wur<strong>de</strong> inzwischen aber eingestellt.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Musik-CDs. Von 1988 bis 1999 war sie außer<strong>de</strong>m<br />
beim Zeitschriftendienst ZD tätig,<br />
seit 2002 arbeitet sie bei <strong>de</strong>r Deutschen Internetbibliothek<br />
mit.<br />
Nebenbei studierte Nibbrig in Teilzeit an<br />
<strong>de</strong>r Fernuniversität Hagen die Fächer Sozialwissenschaften,<br />
Psychologie und neue<br />
<strong>de</strong>utsche Literaturwissenschaft. Ihre Hobbys<br />
sind Islandpfer<strong>de</strong>, die sie selbst reitet<br />
und züchtet, das Leben auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>,<br />
Reisen nach Nor<strong>de</strong>uropa, Nordamerika<br />
und Neuseeland sowie Hochprozentiges in<br />
Form von echtem Single Malt Whisky.<br />
Elke Nibbrig wur<strong>de</strong> 1959 geboren, sie<br />
ist verheiratet und wohnt in Erlenbach<br />
im Dahner Felsenland. – Kontakt: Elke.<br />
Nibbrig@kultur.karlsruhe.<strong>de</strong> slh<br />
Off enbar gibt es keinen großen Diskussionsbedarf.<br />
Rezensenten, die ihren<br />
Dienst neu aufnehmen, bekommen bei<br />
<strong>de</strong>r ekz in Reutlingen eine Einführung.<br />
Was wür<strong>de</strong>n Sie KollegInnen raten, die an<br />
einer Tätigkeit als Lektorin o<strong>de</strong>r Rezensentin<br />
interessiert sind?<br />
Sich ein Herz fassen und sich bewerben!<br />
Das ist eine sehr bereichern<strong>de</strong> Tätigkeit.<br />
Man lernt sehr viel für seinen Beruf,<br />
und es bringt einen auch persönlich weiter.<br />
Beim Besprechungsdienst han<strong>de</strong>lt es<br />
sich um eines <strong>de</strong>r immer rarer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
ursprünglichen bibliothekarischen<br />
Arbeitsfel<strong>de</strong>r, bei <strong>de</strong>m man noch richtig<br />
Bücher anfasst und sich mit Th emen und<br />
Inhalten auseinan<strong>de</strong>rsetzt. Das kommt ja<br />
sonst im Arbeitsalltag zwischen Controlling,<br />
Kennzahlen, Bestandsprofi len und<br />
Auskunftsrecherchen eher selten vor.<br />
Lesesaal | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 39<br />
�<br />
(<strong>www</strong>.b-u-b.<strong>de</strong>)<br />
(Bis 2000: »Buch und Bibliothek«)<br />
Fachzeitschrift <strong>de</strong>s BIB . Berufsverband<br />
Information Bibliothek e.V.<br />
(<strong>www</strong>.bib-info.<strong>de</strong>)<br />
59. Jahrgang, Nr. 01, Januar 2007<br />
ISSN 0340-0301<br />
Herausgeber:<br />
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover<br />
Prof. Dr. Konrad Umlauf, Berlin<br />
Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Dale S. Askey, Kansas State University<br />
Library, Manhattan, KS . Prof. Jürgen<br />
Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lo<strong>de</strong>mann,<br />
Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und<br />
Essen . Prof. Dr. Elmar Mittler, Göttingen .<br />
Dr. Horst Neißer, StadtBibliothek Köln .<br />
Walburgis Otte, Bibliothek <strong>de</strong>r FH Ol<strong>de</strong>nburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven<br />
.<br />
Dr. Georg Ruppelt, Gottfried Wilhelm<br />
Leibniz Bibliothek/Nie<strong>de</strong>rsächsische<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek, Hannover . Barbara<br />
Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband,<br />
Berlin . Dr. Harald Weigel,<br />
Vorarlberger Lan<strong>de</strong>sbibliothek, Bregenz<br />
Redaktion und Anzeigenverwaltung:<br />
BuB<br />
Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen<br />
Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen<br />
Telefon (0 71 21) 34 91-0<br />
Telefax (0 71 21) 30 04 33<br />
E-Mail: bub@bib-info.<strong>de</strong><br />
Redaktion: Julia Hellmich (hel)<br />
Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter<br />
Mitarbeit von Michael Reisser (rei)<br />
Anzeigenverwaltung: Angela Sattler<br />
Verlag:<br />
BOCK + HERCHEN Verlag<br />
Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef<br />
Reichenbergerstraße 11 e .<br />
53604 Bad Honnef<br />
Telefon (0 22 24) 57 75<br />
Telefax (0 22 24) 7 83 10<br />
E-Mail: buh@bock-net.<strong>de</strong><br />
Herstellung:<br />
Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef<br />
Druck: Strube OHG, Gu<strong>de</strong>nsberg<br />
Erscheinungsweise:<br />
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/<br />
August und November/Dezember)<br />
Preis:<br />
je Heft € 12,50, jährlich € 88,–<br />
Studieren<strong>de</strong> sowie Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
VDB jährlich € 44,–<br />
Preise einschließlich Mehrwertsteuer<br />
und zuzüglich Versandgebühr.<br />
Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s BIB ist <strong>de</strong>r Bezug<br />
im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
BuB ist kündbar bis jeweils<br />
15. November.<br />
Bezug durch <strong>de</strong>n Verlag<br />
Redaktionsschluss<br />
für Heft 3/2007: 18. Januar<br />
Anzeigenschluss<br />
für Heft 3/2007: 6. Februar<br />
39
40 40 BuB | Lesesaal Politik<br />
Hans-Christoph Hobohm<br />
Was sind<br />
Bibliotheken<br />
wert?<br />
Studien zeigen: Je<strong>de</strong>r investierte<br />
Euro bringt Kommunen bis zu<br />
sechs Euro ein<br />
Die Beschreibung von Bibliotheken als<br />
»Ort <strong>de</strong>s lebenslangen Lernens und <strong>de</strong>r<br />
sozialen Integration o<strong>de</strong>r als Hort <strong>de</strong>s<br />
kulturellen Erbes« macht wenig <strong>de</strong>utlich,<br />
wie wichtig diese Bildungs- und<br />
Wissens-Akkus für je<strong>de</strong> Gesellschaft<br />
und je<strong>de</strong> Kommune wirklich sind. Eine<br />
empirische Studie <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Potsdam zum Wert <strong>de</strong>r Stadtbibliotheken<br />
im Berliner Bezirk Mitte beschreitet<br />
neue Wege zur Ver<strong>de</strong>utlichung von<br />
Funktion und Aufgaben von Bibliotheken.<br />
Im Ergebnis kann belegt wer<strong>de</strong>n,<br />
dass <strong>de</strong>r Bezirk Mitte mit je<strong>de</strong>m in die<br />
Stadtbibliotheken investierten Euro 5,60<br />
Euro »Gewinn erwirtschaftet«. 1<br />
Die Kosten-Nutzen-Analyse ist die<br />
erste dieser Art in Deutschland<br />
und kommt zu vergleichbaren<br />
Ergebnissen wie Studien, die seit einiger<br />
Zeit in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Mit einer repräsentativen Befragung<br />
von Nutzern <strong>de</strong>r Stadtbibliotheken<br />
im Bezirk Berlin Mitte wur<strong>de</strong><br />
ermittelt, welche wirtschaftlichen Vorteile<br />
sich durch die Bibliotheksnutzung<br />
für <strong>de</strong>n einzelnen Bürger ergeben. Über<br />
die Hälfte aller Befragten gab an, dass<br />
ihnen die Bibliotheksangebote konkret<br />
helfen, in ihrer <strong>de</strong>rzeitigen berufl ichen<br />
Tätigkeit produktiver zu sein. Praktisch<br />
100 Prozent <strong>de</strong>r Befragten betonten, dass<br />
Bibliotheken wesentlich zu ihrer Lebensqualität<br />
beitragen. Die Kosten für Alternativen<br />
<strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Bibliotheksangebote<br />
wür<strong>de</strong>n sich im Schnitt auf über<br />
200 Euro pro Nutzer summieren – die<br />
die meisten aber nicht ausgeben wür<strong>de</strong>n<br />
beziehungsweise könnten. Bei einer<br />
durchschnittlichen »Zeitinvestition« von<br />
68 Minuten pro Bibliotheksbesuch ergibt<br />
sich (umgerechnet auf einen einfachen<br />
Stun<strong>de</strong>nlohn), dass <strong>de</strong>n Besuchern <strong>de</strong>r<br />
Berliner Bibliotheken ihr Aufenthalt dort<br />
über 6,8 Millionen Euro wert wäre.<br />
Ähnliche Ergebnisse liegen schon seit<br />
einiger Zeit vor allem für angloamerikanische<br />
Län<strong>de</strong>r vor. Unlängst hatte sogar<br />
die British Library, <strong>de</strong>r man ja als nationaler<br />
Archivbibliothek zunächst nicht<br />
primär mit einer volkswirtschaftlichen<br />
Gewinn- und Verlustrechnung begegnen<br />
wür<strong>de</strong>, mit einer Studie zu ihrem<br />
wirtschaftlichen Wert für Aufsehen gesorgt.<br />
Dort wur<strong>de</strong> errechnet, dass je<strong>de</strong>s<br />
britische Pfund jährlicher öff entlicher Finanzierung<br />
4,40 Pfund für die britische<br />
Wirtschaft erzeugt. Wenn es die British<br />
Library nicht gäbe, wür<strong>de</strong> Großbritannien<br />
jährlich 280 Millionen Pfund an wirtschaftlichem<br />
Wert verlieren.<br />
Neuere Ansätze fragen<br />
nach <strong>de</strong>m »Outcome«<br />
Bisherige Untersuchungen zu Bibliotheksleistungen<br />
fragten lediglich nach<br />
reinen »Output«-Zahlen wie <strong>de</strong>r Anzahl<br />
<strong>de</strong>r beschaff ten Medien, <strong>de</strong>r getätigten<br />
Ausleihen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Besucher in <strong>de</strong>r Bibliothek.<br />
Neuere Ansätze fragen vielmehr<br />
nach <strong>de</strong>m Wert, <strong>de</strong>r durch die Bibliotheksnutzung<br />
für <strong>de</strong>n Einzelnen beziehungsweise<br />
<strong>de</strong>n Träger entsteht: nach<br />
<strong>de</strong>m sogenannten »Outcome«. Hierbei<br />
wer<strong>de</strong>n die Nutzer zum Beispiel befragt,<br />
was ihnen <strong>de</strong>r Verzicht auf <strong>de</strong>n Bibliotheksausweis<br />
wert wäre o<strong>de</strong>r was sie bereit<br />
wären, für Alternativen zu zahlen, wenn<br />
sie könnten. Über einen Metho<strong>de</strong>n-Mix<br />
wird bei dieser Art Studien versucht,<br />
die nicht-monetäre Größe »Wirkung«<br />
<strong>de</strong>r Inanspruchnahme einer Dienstleistung<br />
in Zahlen auszudrücken, um für<br />
die ökonomisch-politische Diskussion<br />
ein verständlicherer Ansprechpartner zu<br />
wer<strong>de</strong>n. »Information«, »Bildung« und<br />
»Dienstleistung« sind eben schwer fassbar,<br />
sodass es als Hilfskonstruktion wichtig<br />
ist, sie einmal in Zahlen ausdrücken<br />
zu können.<br />
Am weitesten geht dabei die in <strong>de</strong>r<br />
Betriebswirtschaft verbreitete »Kosten-<br />
Nutzen-Analyse« (in <strong>de</strong>r öff entlichen<br />
Planungspraxis in abgewan<strong>de</strong>lter Form<br />
auch als »Nutzwertanalyse« eingesetzt).<br />
Dabei wird zum Beispiel die Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Wenn die Betriebswirtschaft, die<br />
Volkswirtschaft und die internationale<br />
Praxis <strong>de</strong>n Wert von Bibliotheken<br />
erkennen, dann fragt man sich,<br />
warum Politik und Verwaltung in<br />
Deutschland dies nicht nachvollziehen<br />
können.<br />
Nutzungsfälle <strong>de</strong>r angebotenen Dienstleistungen<br />
(etwa <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
vorhan<strong>de</strong>nen DVDs) mit gemittelten<br />
Marktpreisen multipliziert, aufsummiert<br />
und auf die Gesamtkosten <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
bezogen. Auf diese Weise kann<br />
das Kosten-Nutzen-Verhältnis in Form<br />
einer Relation beziff ert wer<strong>de</strong>n. Berechnungen<br />
dieser Art variieren natürlich<br />
je nach Ansatz und je nach betroff enen<br />
Dienstleistungen. Es ist aber erstaunlich,<br />
dass das Verhältnis Kosten zu Nutzen<br />
stets über 1:2 liegt – und wie erwähnt<br />
in vielen Fällen bis zu 1:6 im Bereich<br />
Öff entlicher Bibliotheken geht – bei Berechnungen,<br />
die meist extrem vorsichtig<br />
mögliche Marktpreise schätzen. (In <strong>de</strong>r<br />
konkreten Berliner Studie ist <strong>de</strong>r Wert<br />
gemittelt über alle unterschiedlichen Ansätze<br />
immerhin noch 1:3,2 – je<strong>de</strong> »Heuschrecke«<br />
wür<strong>de</strong> sich die Finger nach<br />
einem solchen ROI (»return on investment«)<br />
lecken.<br />
Auch in unserem Pisa-Musterland<br />
Finnland wur<strong>de</strong>n ähnliche Rechnungen<br />
angestellt, die schon zu Zeiten <strong>de</strong>r fi nni-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
1 Der vorliegen<strong>de</strong> Beitrag wur<strong>de</strong> im Juli 2006<br />
in <strong>de</strong>n »Kommunalpolitischen Blättern«<br />
veröff entlicht. Weitere Informationen zum<br />
Th ema fi n<strong>de</strong>t man auf <strong>de</strong>r Website und im<br />
Blog <strong>de</strong>s Autors unter: <strong>www</strong>.hobohm.info<br />
und http://hobohm.edublogs.org (Kategorie:<br />
outcome).<br />
BuB | 59 (2007) 01
Politik<br />
schen Rezession in <strong>de</strong>n Neunzigerjahren<br />
zu einer <strong>de</strong>utlichen Erhöhung <strong>de</strong>r öff entlichen<br />
Finanzierung von Bibliotheken führten<br />
und schließlich in eine nationale »Bibliothekenstrategie<br />
2010« mün<strong>de</strong>ten, in<br />
<strong>de</strong>r die gesellschaftliche Notwendigkeit<br />
von Bibliotheken im Bildungsprozess untermauert<br />
und <strong>de</strong>ren Finanzierung und<br />
Qualitätssicherung auf Dauer sichergestellt<br />
wur<strong>de</strong>. Gera<strong>de</strong> das fi nnische Beispiel<br />
zeigt auch, dass sich das Internet und<br />
die lokale Bibliothek vor Ort überhaupt<br />
nicht ausschließen, son<strong>de</strong>rn sich eher<br />
gegenseitig benötigen. Google lässt <strong>de</strong>n<br />
Bürger im weitesten Sinn bei <strong>de</strong>r Bewältigung<br />
<strong>de</strong>r Informationsfl ut allein. Erfolgreiche<br />
Stadtbibliotheken bieten nicht nur<br />
Rechercheschulungen an, son<strong>de</strong>rn gestalten<br />
mit ihren Nutzern gemeinsam die<br />
neuen kulturellen Orte und Medien, die<br />
sich mit <strong>de</strong>m Internet ergeben haben. Die<br />
Stadtbibliothek Helsinki war die erste <strong>de</strong>r<br />
Welt, die ihren Nutzern einen umfangreichen<br />
Zugang zu <strong>de</strong>n neuen Welten ermöglichte<br />
mit ihrer »Cable-Book-Library«<br />
und die kreativ die neuen Medien mit<br />
und für die Bürger erprobte. Sie erhielt im<br />
Jahre 2000 dafür unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>n mit<br />
einer Million Dollar dotierten »Access<br />
to Learning Award« <strong>de</strong>r Bill & Melinda<br />
Gates Foundation.<br />
Die Bertelsmann Stiftung hatte 2004<br />
zusammen mit <strong>de</strong>m Marktforschungsinstitut<br />
infas für Deutschland im internationalen<br />
Vergleich eine Reihe von<br />
strukturellen Defi ziten festgestellt und<br />
konstatiert, dass wir uns angesichts <strong>de</strong>r<br />
weltweiten Entwicklung von Informationsgesellschaften<br />
in einer gefährlichen<br />
Abwärtsspirale befi n<strong>de</strong>n: Aufgrund einer<br />
fehlen<strong>de</strong>n nationalen wie kommunalen<br />
Willensbildung – gera<strong>de</strong> die erfolgreichen<br />
Län<strong>de</strong>r und Regionen haben Bib-<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
liotheksgesetze – kommt es zu stetig abnehmen<strong>de</strong>r<br />
Attraktivität <strong>de</strong>utscher Bibliotheken,<br />
die wie<strong>de</strong>rum unzureichen<strong>de</strong><br />
Nutzung und abnehmen<strong>de</strong> politische<br />
Unterstützung bedingt, obwohl Stadtbibliotheken<br />
auch in Deutschland immer<br />
noch die am häufi gsten genutzten<br />
kulturellen Einrichtungen sind. Doch es<br />
gibt alarmieren<strong>de</strong> Signale: Konnten wir<br />
Mitte <strong>de</strong>r Neunzigerjahre noch von einer<br />
Marktdurchdringung (Bibliotheksbenutzung<br />
in <strong>de</strong>r Bevölkerung) von fast 50<br />
Prozent ausgehen, so sind es heute vielfach<br />
nur noch 10 bis 15 Prozent. An<strong>de</strong>re<br />
Län<strong>de</strong>r kommen auf über 90 Prozent.<br />
Noch problematischer ist die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit im internationalen<br />
Vergleich: In Dänemark und<br />
Großbritannien sind fast 90 Prozent aller<br />
Bibliotheksbenutzer »zufrie<strong>de</strong>n« bis »sehr<br />
zufrie<strong>de</strong>n«, während das in Deutschland<br />
nur 30 bis 40 Prozent <strong>de</strong>r Bibliotheksbenutzer<br />
von sich sagen können (<strong>www</strong>.biblio<br />
thek2007.<strong>de</strong>).<br />
Informationsmanagement<br />
als Erfolgsgarant<br />
In Deutschland scheint es schwierig zu<br />
sein, in größeren beziehungsweise längerfristigen<br />
Zusammenhängen zu <strong>de</strong>nken.<br />
In <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft gilt es mittlerweile<br />
als gesicherte Erkenntnis, dass das<br />
Informationsmanagement einer Firma<br />
<strong>de</strong>n Garant für ihren nachhaltigen Erfolg<br />
darstellt. Gera<strong>de</strong> erfolgreiche Unternehmen<br />
wissen, dass ihnen das Wissensmanagement<br />
durch die Unternehmensbibliothek<br />
einen 10- bis 40-fachen »return<br />
on investment« bringt.<br />
Wenn die Betriebswirtschaft, die<br />
Volkswirtschaft und die internationale<br />
Praxis <strong>de</strong>n Wert von Bibliotheken erken-<br />
Lesesaal | BuB<br />
Prof. Dr.<br />
Hans-Christoph<br />
Hobohm lehrt<br />
Bibliothekswissenschaft<br />
an <strong>de</strong>r<br />
Fachhochschule<br />
Potsdam und<br />
ist Autor und<br />
Herausgeber<br />
zahlreicher Aufsätze und Bücher,<br />
unter an<strong>de</strong>rem zum Management<br />
von Informationseinrichtungen und<br />
zum internationalen Bibliothekswesen.<br />
Zuletzt: »Knowledge Management.<br />
Libraries and Librarians Taking<br />
up the Challenge«, München/The<br />
Hague: Saur/IFLA 2004; »Bibliotheken<br />
<strong>de</strong>r Welt: Finnland« Bad Honnef:<br />
Bock+Herchen, 2005; »Bibliotheken<br />
<strong>de</strong>r Welt: Vereinigte Staaten«,<br />
Bad Honnef: Bock+Herchen, 2006.<br />
– Kontakt: hobohm@fh-potsdam.<strong>de</strong><br />
nen, dann fragt man sich, warum Politik<br />
und Verwaltung in Deutschland dies<br />
nicht nachvollziehen können und trotz<br />
allem <strong>de</strong>nken, Bibliotheken wür<strong>de</strong>n sich<br />
nicht rechnen (<strong>www</strong>.bibliothekssterben.<br />
<strong>de</strong>). O<strong>de</strong>r um es mit Goethe zu beschreiben,<br />
<strong>de</strong>r ja auch bekanntlich an an<strong>de</strong>rer<br />
Stelle von <strong>de</strong>r Bibliothek als »Capital«<br />
sprach, »das geräuschlos unberechenbare<br />
Zinsen spen<strong>de</strong>t«: »Wie scha<strong>de</strong> ist es daher,<br />
daß man gegenwärtig nicht einsieht,<br />
welch ein großes Capital man daran besitzt,<br />
mit wie mäßigen Kosten es zu erhalten<br />
und weit höher zu treiben sei. Aber<br />
es scheint niemand einzusehen, welchen<br />
hohen Grad von Wirkung die Künste in<br />
Verbindung mit <strong>de</strong>n Wissenschaften,<br />
Handwerk und Gewerbe in einem Staate<br />
hervorbringen.«<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 41<br />
�<br />
41
42 42 BuB | Lesesaal Politik<br />
Michael Reisser<br />
Wie wird das<br />
Bibliothekswesen<br />
kampagnenfähig?<br />
Ergebnisse einer Kooperationsveranstaltung<br />
<strong>de</strong>r ekz mit <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utschen Fachstellen<br />
Massive Kürzung von Mitteln und Personal,<br />
Zwangsfusionen o<strong>de</strong>r gar Schließungen<br />
– die staatlichen Fachstellen<br />
für Öffentliche Bibliotheken stehen seit<br />
einigen Jahren unter Dauerbeschuss. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
für die Finanzministerien und<br />
Haushaltspolitiker in <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sparlamenten<br />
stehen sie immer wie<strong>de</strong>r und<br />
meist ganz weit oben auf <strong>de</strong>r Streichliste.<br />
Die Fachstellen diskutierten Mitte November<br />
auf einer Tagung in Reutlingen<br />
über wirksame Gegenstrategien.<br />
Dass die Sparkommissare <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r<br />
die Fachstellen regelmäßig<br />
zur Disposition stellen, ist kaum<br />
verwun<strong>de</strong>rlich, <strong>de</strong>nn vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
klammer Haushalte kämpfen viele<br />
Behör<strong>de</strong>n und Dienststellen um ihre<br />
Existenz. Gemessen an <strong>de</strong>r erfolgreichen<br />
Lobbyarbeit an<strong>de</strong>rer Interessengruppen,<br />
drängt sich aber die Frage auf, warum bei<br />
<strong>de</strong>n Fachstellen die Unterstützung vonseiten<br />
<strong>de</strong>r Bildungs- und Kulturpolitik<br />
immer wie<strong>de</strong>r ausgeblieben ist. An<strong>de</strong>rs<br />
formuliert: Warum interessieren sich Bildungs-<br />
und Kulturpolitiker nicht für die<br />
Bibliotheksför<strong>de</strong>rung?<br />
Bei <strong>de</strong>r Ursachenforschung ist sicherlich<br />
zu be<strong>de</strong>nken, dass die Fachstellen<br />
eine beson<strong>de</strong>re Stellung im komplexen<br />
Gefüge <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Fö<strong>de</strong>ralismus innehaben:<br />
Als nachgeordnete Dienststellen<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Lan<strong>de</strong>sregierungen sollen<br />
sie die Öff entlichen Bibliotheken in<br />
kommunaler Trägerschaft unterstützen.<br />
Jedoch liegt es allein im Ermessen je<strong>de</strong>r<br />
einzelnen Kommune, ob und wie weit<br />
sie diese »Dienstleistung« <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s in<br />
Anspruch nimmt. So gesehen kann die<br />
Lan<strong>de</strong>spolitik allenfalls mittelbar auf<br />
Entwicklung und Angebote kommunaler<br />
Bibliotheken Einfl uss nehmen.<br />
Letztlich verhin<strong>de</strong>rt also das Primat<br />
<strong>de</strong>r kommunalen Selbstverwaltung eine<br />
echte politische Steuerung <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>sweiten<br />
Bibliotheksentwicklung. Liegen<br />
Ignoranz <strong>de</strong>r Abgeordneten und Desinteresse<br />
<strong>de</strong>r Exekutive vielleicht einfach<br />
in fehlen<strong>de</strong>n Einfl ussmöglichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>spolitik begrün<strong>de</strong>t?<br />
Grundlegen<strong>de</strong> Bestandsaufnahme<br />
Die Beantwortung dieser Fragen hätte<br />
schon lange eine Sachstandsanalyse erfor<strong>de</strong>rt,<br />
die von <strong>de</strong>n Fachstellen aber immer<br />
wie<strong>de</strong>r aufgeschoben wur<strong>de</strong>. Nach<strong>de</strong>m<br />
im Jahr 2005 die Fachstellen erneut in<br />
zahlreichen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn massiv unter<br />
Druck gerieten (so sollten zum Beispiel in<br />
Sachsen alle Fachstellen ersatzlos gestrichen<br />
wer<strong>de</strong>n), entschloss sich die Fachkonferenz<br />
<strong>de</strong>r Staatlichen Büchereistellen<br />
<strong>www</strong>.fachstellen.<strong>de</strong>) gegenzusteuern.<br />
Wichtige Impulse dabei waren<br />
� die Erkenntnis, dass die Überzeugungsarbeit<br />
über »interne« Kanäle in <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sverwaltung künftig durch an<strong>de</strong>re<br />
Maßnahmen und Strategien <strong>de</strong>s Lobbyings<br />
ergänzt wer<strong>de</strong>n müssen;<br />
� die Aufwertung <strong>de</strong>r Bildungspolitik<br />
in <strong>de</strong>r öff entlichen Debatte und die<br />
sich daraus ergeben<strong>de</strong> Neujustierung <strong>de</strong>s<br />
Bildungssystems, zu <strong>de</strong>r auch die Einbindung<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheken und nicht zuletzt<br />
<strong>de</strong>r Fachstellen als Schnittstelle zwischen<br />
Lan<strong>de</strong>s- und Kommunalpolitik gehört.<br />
Auf bislang drei Tagungen hatten sich<br />
die Fachstellenvertreter in <strong>de</strong>r Folgezeit<br />
intensiv mit <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>r Fachstellen<br />
und angemessenen Formen <strong>de</strong>s Lobbyings<br />
beschäftigt (BuB Heft 11-12/2005,<br />
Seite 755–756; Heft 1/2006, Seite<br />
22–24) sowie Strategien und Mo<strong>de</strong>lle<br />
aus <strong>de</strong>r Praxis bei <strong>de</strong>r Einbindung in die<br />
Bildungsplanung erörtert (BuB Heft 11-<br />
12/2006, Seite 775 f.). Mitte November<br />
2006 folgte im schwäbischen Reutlingen<br />
in <strong>de</strong>n Räumen <strong>de</strong>r ekz.bibliotheksservice<br />
GmbH die vorerst letzte Tagung, bei<br />
<strong>de</strong>r nun die Kampagnenarbeit im öff entlichen<br />
Raum im Mittelpunkt stehen sollte.<br />
Für die dreitägige Veranstaltung hatte<br />
sich die Fachkonferenz in Kooperation<br />
mit <strong>de</strong>r ekz erneut hochkarätige Referentinnen<br />
und Referenten aus <strong>de</strong>m In- und<br />
Ausland eingela<strong>de</strong>n.<br />
Themen – Zielgruppen – Strategien<br />
Vor <strong>de</strong>n Referaten und Diskussionen 1<br />
kamen die rund 30 Fachstellenvertreter/-innen<br />
in drei Arbeitsgruppen zusammen,<br />
um zentrale Th emen für künftige<br />
Kampagnen und mögliche Zielgruppen<br />
zu bestimmen sowie <strong>de</strong>n organisatorischen<br />
Rahmen für die konstruktive Zusammenarbeit<br />
<strong>de</strong>r zu beteiligen<strong>de</strong>n Akteure<br />
zu skizzieren. Wichtige Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Beratungen, die als Arbeitshypothesen<br />
und Bezugsrahmen für die folgen<strong>de</strong><br />
Referate und Diskussionen dienen sollten,<br />
waren unter an<strong>de</strong>rem:<br />
� Bildung und Kultur allein trägt nicht:<br />
Die Bibliotheken müssten ihre Aufgaben<br />
und Funktion im Rahmen <strong>de</strong>r Bürgerinformation<br />
(»Zugang zu Wissen und Information<br />
als Bürgerrecht«) sowie bei <strong>de</strong>r<br />
Lösung gesellschaftlicher Fragen wie <strong>de</strong>r<br />
Migrations- und Unterschichtenproblematik<br />
<strong>de</strong>utlicher herausstellen.<br />
� Erfolgreiche Bibliotheksarbeit ist prinzipiell<br />
messbar (»Welchen Nutzen haben<br />
Bibliotheken?«): Allerdings fehlten zur<br />
Evaluation häufi g Kenntnisse und Erfahrungen<br />
über das erfor<strong>de</strong>rliche Instrumentarium.<br />
Hinzu komme, dass existieren<strong>de</strong><br />
Bestandsaufnahmen wie die »Deutsche<br />
Bibliotheksstatistik« (DBS) für externe<br />
Beobachter aus Politik und Medien kaum<br />
verständlich seien. Nötig wäre vielmehr<br />
eine zielgruppenadäquate Aufbereitung<br />
statistischer Daten beispielsweise in ei-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
1 Die Referate und Diskussionsbeiträge<br />
sind auf <strong>de</strong>r ekz-Website unter <strong>www</strong>.ekz.<br />
<strong>de</strong>/3682.html frei abrufbar.<br />
BuB | 59 (2007) 01
Politik<br />
nem jährlichen nationalen »Zustandsbericht«<br />
zur Lage <strong>de</strong>r Bibliotheken.<br />
� Lobbyarbeit erfor<strong>de</strong>rt Personalisierung:<br />
Dies gilt sowohl für »Galionsfi guren«,<br />
die durch ihre Prominenz und/o<strong>de</strong>r Einfl<br />
ussmöglichkeiten die Sache <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
repräsentieren, als auch für die<br />
politische Kontaktarbeit an <strong>de</strong>r Basis. Bei<br />
letzterer wer<strong>de</strong> die nötige Professionalität<br />
kaum ohne hauptamtliche Lobbyisten zu<br />
erreichen sein.<br />
� Es fehlt ein gemeinsames »Bild«, das die<br />
Bibliotheken und ihre Exponenten überzeugend<br />
und wirksam vertreten können:<br />
Der Hang zu individuellen Lösungen<br />
sowie zur Profi lierung gehe stets zulasten<br />
<strong>de</strong>s gesamten Bibliothekswesens, was sich<br />
auch in <strong>de</strong>m Unvermögen ausdrücke,<br />
zentrale Positionen auf <strong>de</strong>r politischen<br />
Bühne gemeinsam zu vertreten.<br />
Was erwarten die Bibliotheken?<br />
Nach <strong>de</strong>r Bestimmung dieser Ziele und<br />
Rahmenbedingungen aus Sicht <strong>de</strong>r<br />
Fachstellenvertreter/innen wur<strong>de</strong>n nun<br />
die Erwartungen Öff entlicher Bibliotheken<br />
unterschiedlicher Größenordnungen<br />
abgefragt.<br />
Ländlicher Raum<br />
Den Anfang machte Antonie Göhl, nebenamtliche<br />
Leiterin <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>bücherei<br />
Bisingen (Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />
rund 9 200 Einwohner, 15 500 Medien,<br />
0,94 Stellen). Sie wies darauf hin, dass<br />
von rund 540 Bibliotheken in Ba<strong>de</strong>n-<br />
Württemberg fast die Hälfte neben- o<strong>de</strong>r<br />
ehrenamtlich betreut wer<strong>de</strong>.<br />
Diese Bibliotheken hätten aber keine<br />
wirksame Interessenvertretung, da<br />
die Kommunen in <strong>de</strong>r Regel nicht im<br />
Deutschen Bibliotheksverband (DBV)<br />
organisiert seien und die Berufsverbän<strong>de</strong><br />
aufgrund ihrer mehr o<strong>de</strong>r weniger ablehnen<strong>de</strong>n<br />
Haltung zur freiwilligen Bibliotheksarbeit<br />
für die Mitarbeiter/innen<br />
wenig attraktiv erschienen.<br />
Blieben nur die Fachstellen, die aufgrund<br />
ihrer Einbindung in die Lan<strong>de</strong>sverwaltung<br />
allerdings keine echte Lobbyarbeit<br />
leisten könnten. Die Verantwortlichen<br />
vor Ort, so Göhl, »müssen<br />
sich letztlich als Einzelkämpfer durchschlagen«.<br />
Informelle Netzwerke existierten<br />
kaum. Göhl: »Kontakte ergeben<br />
sich eher zufällig.«<br />
Klein- und Mittelstädte<br />
»Lobbyarbeit muss bei <strong>de</strong>n Mandatsträgern<br />
vor Ort stattfi n<strong>de</strong>n«, stellte Julia<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Lässig, jugendlich, männlich: Die Kampagne<br />
»Österreich liest – Treffpunkt Bibliothek«<br />
setzte auf professionelle Werbemittel, die<br />
auch leseferne Gruppen animieren sollten.<br />
Bultmann (Stadtbibliothek Rheda-Wie<strong>de</strong>nbrück)<br />
als Vertreterin <strong>de</strong>r DBV-Sektion<br />
3B gleich zu Beginn ihres Vortrages<br />
dar. Dennoch dürfe bei <strong>de</strong>r politischen<br />
Überzeugungsarbeit vor Ort keinesfalls<br />
<strong>de</strong>r Bezug zu übergeordneten Entwicklungen<br />
verloren gehen.<br />
Sie plädierte nachdrücklich für eine<br />
Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Strategiekonzepts<br />
»Bibliothek 2007«, weil nur so »die<br />
Bibliotheken als Bildungseinrichtungen<br />
nachhaltig in <strong>de</strong>n Köpfen verankert wer<strong>de</strong>n<br />
können«. Auch Bibliotheksgesetze<br />
auf Bun<strong>de</strong>s- und Län<strong>de</strong>rebene könnten<br />
Türen öff nen.<br />
Nach wie vor <strong>de</strong>fi zitär sei die Kampagnenfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheken und ihrer<br />
Interessenvertreter. Als Ursache machte<br />
sie vor allem »fehlen<strong>de</strong> Strategien und<br />
eine ungenügen<strong>de</strong> Kooperation« aus.<br />
Großstädte und Ballungsräume<br />
Auf die Finanzen kam Th omas Stierle,<br />
Leiter <strong>de</strong>r Stadtbibliothek Ludwigsburg<br />
(Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, 86 000 Einwohner,<br />
230 000 Medien), gleich mehrfach<br />
zu sprechen. Nach seiner Wahrnehmung<br />
hätten sich die Bibliotheken sehr wohl als<br />
Bildungseinrichtungen bewährt: »Die<br />
Wertschätzung aufseiten <strong>de</strong>r Politik ist<br />
da, es fehlt allein das Geld für die Angebote.«<br />
Dasselbe gelte für die Lobbyarbeit.<br />
»An guten Konzepten und I<strong>de</strong>en herrscht<br />
eigentlich kein Mangel, es hapert schlicht<br />
Lesesaal | BuB<br />
an <strong>de</strong>r Umsetzung.« Dabei sollte die Finanzierung<br />
eigentlich kein Problem sein:<br />
Eine Stadt wie Ludwigsburg unterstützt<br />
die Aktivitäten <strong>de</strong>s DBV gera<strong>de</strong> mal<br />
mit rund 300 Euro im Jahr, die örtliche<br />
Volkshochschule (VHS) hingegen zahle<br />
jährlich über 11 000 Euro an ihren Verband.<br />
Dass vor diesem Hintergrund <strong>de</strong>r<br />
VHS-Verband gera<strong>de</strong> auch auf politischer<br />
Ebene regelmäßig Präsenz zeigen und vor<br />
allem wesentlich professioneller agieren<br />
könne, liege auf <strong>de</strong>r Hand. Stierle will<br />
<strong>de</strong>n Bibliotheken aber nicht nur höhere<br />
Mitgliedsbeiträge zumuten, sie müssten<br />
zu<strong>de</strong>m mehr Initiative zeigen. »Beitrag<br />
zahlen reicht nicht, es gibt auch die Verpfl<br />
ichtung, sich aktiv an <strong>de</strong>r Lobby- und<br />
Kampagnenarbeit zu beteiligen.«<br />
Kampagnen ja – aber wie?<br />
Einen Blick über Deutschlands Grenzen<br />
sowie Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Kampagnenarbeit<br />
für an<strong>de</strong>re Kultureinrichtungen<br />
sollten im Folgen<strong>de</strong>n weitere Erkenntnisse<br />
bringen.<br />
Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>: Professionalität<br />
und Verbindlichkeit<br />
Marian Koren von <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rländischen<br />
Vereniging van Openbare Bibliotheken<br />
(<strong>www</strong>.<strong>de</strong>bibliotheken.nl) wies zunächst<br />
darauf hin, dass »eine aktive Interessenvertretung<br />
durch empirische Fakten begrün<strong>de</strong>t<br />
sein muss«. Die nie<strong>de</strong>rländischen<br />
Erfahrungen zeigten zu<strong>de</strong>m die Notwendigkeit<br />
einer langfristig angelegten<br />
»Auch Bibliothekare können Pressemitteilungen<br />
schreiben, ihnen fehlen<br />
aber die Kontakte zu <strong>de</strong>n Journalisten.«<br />
(Marian Koren, nie<strong>de</strong>rländische<br />
Vereniging van Openbare<br />
Bibliotheken)<br />
Planung (»Public Aff airs Agenda«) sowie<br />
einer Professionalisierung <strong>de</strong>r politischen<br />
Kontaktarbeit und Kommunikation<br />
über die Medien – »auch Bibliothekare<br />
können Pressemitteilungen schreiben,<br />
ihnen fehlen aber die Kontakte zu <strong>de</strong>n<br />
Journalisten«. Heißt: Gute Lobbyarbeit<br />
sollte im Wesentlichen von hauptamtlichen<br />
Verbandsmitarbeiter(inne)n geleistet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Allerdings – und diese Aussage dürfte<br />
auch die <strong>de</strong>utschen Personalverbän<strong>de</strong><br />
wie <strong>de</strong>n BIB interessieren – seien beim<br />
Lobbying im Wesentlichen die Instituti-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 43<br />
43
44 44 BuB | Lesesaal<br />
onenverbän<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Pfl icht, da nur hier<br />
eine verbindliche Rückkoppelung mit<br />
<strong>de</strong>n Mitgliedsbibliotheken an <strong>de</strong>r Basis<br />
garantiert sei.<br />
Österreich: Lesen ist Bibliothek<br />
Nur etwa elf Prozent <strong>de</strong>r rund 2 400 Öffentlichen<br />
Bibliotheken Österreichs haben<br />
eine hauptamtliche Leitung. Daher<br />
ist für die meist neben- und ehrenamtlich<br />
geleiteten Bibliotheken <strong>de</strong>r Büchereiverband<br />
Österreichs (BVÖ – <strong>www</strong>.bvoe.<br />
at) ein wichtiger Ansprechpartner und<br />
Dienstleister.<br />
Nach<strong>de</strong>m sich Österreich in <strong>de</strong>r letzten<br />
Pisa-Studie <strong>de</strong>n wenig ruhmreichen 19.<br />
Platz – ausgerechnet – mit Deutschland<br />
teilen musste, sah sich <strong>de</strong>r BVÖ gefor<strong>de</strong>rt,<br />
auch die Bibliotheken in <strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>r<br />
folgen<strong>de</strong>n öff entlichen Debatte zu bringen.<br />
Allerdings, musste BVÖ-Geschäftsführer<br />
Gerald Leitner in seinem Vortrag<br />
einräumen, stan<strong>de</strong>n einer erfolgreichen<br />
lan<strong>de</strong>sweiten Lesekampagne zahlreiche<br />
Hür<strong>de</strong>n im Weg: das Image <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
(das Th ema »Lesen« wur<strong>de</strong> in Österreich<br />
ganz wesentlich von Buchhan<strong>de</strong>l<br />
und Verlagen besetzt), die fö<strong>de</strong>rale Struktur<br />
(hoher Koordinationsaufwand, Ten<strong>de</strong>nz<br />
zu individuellen Lösungen) sowie<br />
eine schulzentrierte Bildungspolitik, die<br />
– ähnlich wie in Deutschland – an<strong>de</strong>re<br />
Bildungsträger außen vor ließ.<br />
Die Kampagne »Österreich liest<br />
– Treff punkt Bibliothek« (<strong>www</strong>.oesterreichliest.at)<br />
verlief dann aber überaus<br />
erfolgreich (über die Details wird Gerald<br />
Leitner in <strong>de</strong>r nächsten BuB-Ausgabe<br />
ausführlicher berichten). Entschei<strong>de</strong>nd<br />
aus Sicht <strong>de</strong>r österreichischen Kolleginnen<br />
und Kollegen waren unter an<strong>de</strong>rem<br />
� die Personalisierung <strong>de</strong>r Kampagne<br />
(prominente Österreicher warben in<br />
Anzeigen und bei Aktionen für das<br />
Lesen, dabei wur<strong>de</strong>n bewusst unterschiedliche<br />
Zielgruppen und Teilöffentlichkeiten<br />
angesprochen),<br />
� Mobilisierung und Qualifi zierung <strong>de</strong>r<br />
Basis für die Aktionen,<br />
� lan<strong>de</strong>sweite Verwendung einheitlicher<br />
Werbematerialien,<br />
� Outsourcing an professionelle Partner<br />
für Kampagnen- und Mediaplanung,<br />
Marketing, Werbemittelherstellung<br />
sowie Presse- und Öff entlichkeitsarbeit.<br />
Bibliotheken aus Sicht eines Campaigners<br />
Jörn Brunotte, selbstständiger PR-Berater<br />
mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Museen, fi el<br />
die Aufgabe zu, <strong>de</strong>n Bibliotheken Mög-<br />
lichkeiten und Anfor<strong>de</strong>rungen professionellen<br />
Kampagnenmanagements aufzuzeigen.<br />
Er ließ gleich zu Beginn keine<br />
Zweifel aufkommen, dass hier in Sachen<br />
Image erhebliche Defi zite bestehen:<br />
»Bibliotheken gibt es in <strong>de</strong>r öff entlichen<br />
Meinung nicht, es sei <strong>de</strong>nn, sie stehen in<br />
Flammen.«<br />
Kampagnen mit negativen Botschaften<br />
seien meist wenig erfolgreich, so wür<strong>de</strong><br />
wohl auch <strong>de</strong>r Ruf nach mehr fi nanzieller<br />
Unterstützung ungehört bleiben.<br />
Sein Rat: »Bibliotheken müssen ein Nutzenversprechen<br />
in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellen,<br />
die Bibliothek soll als sympathische<br />
Dienstleitungseinrichtung erscheinen.«<br />
Erst wenn sich dieses Bild nachhaltig<br />
etabliert habe, könnten an<strong>de</strong>re Th emen<br />
wie »Bibliothek als Träger <strong>de</strong>r Leseför<strong>de</strong>rung«<br />
o<strong>de</strong>r »Bibliothek als Bildungseinrichtung«<br />
erfolgreich kommuniziert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Der von Brunotte gefor<strong>de</strong>rte Verzicht<br />
auf eine zu starke Th emenfokussierung<br />
rief in <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>n Diskussion<br />
doch einigen Wi<strong>de</strong>rspruch hervor. Gerald<br />
Leitner etwa sah hier die Gefahr <strong>de</strong>r<br />
Beliebigkeit, zumal »die Bibliotheken<br />
in unterschiedlichen Fel<strong>de</strong>rn tätig sind,<br />
aber keinen als Kernbereich <strong>de</strong>fi nieren«.<br />
Umso wichtiger sei es, in Kampagnen zur<br />
Profi lierung bestimmte Angebote beson<strong>de</strong>rs<br />
herauszustellen.<br />
Früh und vorausschauend<br />
DBV: Bibliotheken mit<strong>de</strong>nken<br />
Für die DBV-Vorsitzen<strong>de</strong> und künftige<br />
Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Bibliotheksweltverban<strong>de</strong>s<br />
IFLA, Claudia Lux (ZLB Berlin), haben<br />
die <strong>de</strong>utschen Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
auf <strong>de</strong>m politischen Parkett erheblich an<br />
Statur gewonnen. Die Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
hätten sich als verlässliche und faire<br />
Partner und Politikberater etwa bei <strong>de</strong>r<br />
Reform <strong>de</strong>s Urheberrechts erwiesen.<br />
Auf <strong>de</strong>r Grundlage klarer Positionen<br />
wie <strong>de</strong>m Strategiekonzept »Bibliothek<br />
2007« war vor allem das geschlossene<br />
Auftreten <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong> bei einer Anhörung<br />
<strong>de</strong>r Kultur-Enquete <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>stages<br />
ein wichtiger Meilenstein. Die Kommission<br />
wird voraussichtlich folgen<strong>de</strong><br />
Empfehlungen zur Bibliotheksför<strong>de</strong>rung<br />
in ihrem Abschlussbericht veröff entlichen:<br />
� gesetzliche Regelung als Rahmen<br />
für die Aufgaben- und Funktionsbeschreitung<br />
wissenschaftlicher und<br />
Öff entlicher Bibliotheken (»Bibliotheksgesetze«),<br />
� Herausstellung <strong>de</strong>r Bibliotheken als<br />
wichtige kulturelle Bildungseinrichtungen,<br />
� die For<strong>de</strong>rung nach einer abgestimmtenBibliotheksentwicklungsplanung,<br />
� Entwicklung einer nationalen Digitalisierungsstrategie.<br />
Überhaupt sei eine pro-aktive Lobbyarbeit<br />
wesentlich effi zienter und eff ektiver<br />
als je<strong>de</strong>r noch so lautstarke Protest. Dafür<br />
müssten sich die Bibliotheken aber auch<br />
frühzeitig in laufen<strong>de</strong> Entscheidungsprozesse<br />
einklinken, auch und gera<strong>de</strong> dort,<br />
»wo Bibliotheken nicht mitgedacht wer<strong>de</strong>n«.<br />
Als Beispiele nannte sie Th emen wie<br />
Stadtentwicklung, Verbraucherberatung<br />
und die Migrationsproblematik.<br />
Dachverband BID:<br />
Gemeinsam mit wenig Geld<br />
Barbara Lison (Stadtbibliothek Bremen),<br />
Sprecherin von Bibliothek & Information<br />
Deutschland (BID – <strong>www</strong>.<br />
BIDeutschland.<strong>de</strong>), warb abschließend<br />
für eine Stärkung <strong>de</strong>s Dachverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschen Bibliotheks- und Informationsverbän<strong>de</strong>.<br />
Zwar seien die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>r BID durch das Konsensprinzip<br />
in <strong>de</strong>n Entscheidungsgremien sowie<br />
vergleichsweise geringe fi nanzielle Ressourcen<br />
beschränkt. Dennoch habe die<br />
BID an Be<strong>de</strong>utung gewonnen, etwa als<br />
Koordinationsstelle bibliothekarischer<br />
Lobbyarbeit o<strong>de</strong>r durch wichtige Impulse<br />
in die (Fach-)Öff entlichkeit durch<br />
<strong>de</strong>n Deutschen Bibliothekskongress, für<br />
<strong>de</strong>n BID verantwortlich zeichnet (2007<br />
in Leipzig zum Th ema »Information und<br />
Ethik«, siehe <strong>www</strong>.bid-kongress2007.<strong>de</strong>).<br />
Lison will die Kooperation <strong>de</strong>r BID mit<br />
an<strong>de</strong>ren Akteuren im Informationssektor<br />
wie <strong>de</strong>m Archivwesen vorantreiben, auch<br />
neue Kooperationspartner wie die Verbraucherverbän<strong>de</strong><br />
und <strong>de</strong>n Öff entlichen<br />
Rundfunk gelte es zu gewinnen.<br />
Kommt die lan<strong>de</strong>sweite Kampagne?<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Politik<br />
Nicht zuletzt durch das österreichische<br />
Vorbild inspiriert, wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />
Schlussdiskussion Szenarien für eine<br />
<strong>de</strong>utschlandweite Kampagne durchgespielt.<br />
Ergebnis: Lux und die Fachstellen<br />
einigten sich auf eine abgestimmte Veranstaltungswoche<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Bibliotheken<br />
um <strong>de</strong>n 24. Oktober (»Tag <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheken«), die dann 2008 zum ersten<br />
Mal stattfi n<strong>de</strong>n soll. Denkbar wäre<br />
schon 2007 eine Art »Probelauf«.<br />
Zur Finanzierung, zu einem Motto,<br />
überhaupt zur Rolle <strong>de</strong>s DBV und <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheken vor Ort gab es unterschied-<br />
BuB | 59 (2007) 01
Politik<br />
liche Positionen. Allerdings gab es nicht<br />
wenige Diskutanten, die Extrawürste<br />
und die sprichwörtlich »handgestrickten«<br />
Lösungen nicht mehr tolerieren wollen.<br />
Stellvertretend für diese Position gab<br />
Günter Bassen, Chef <strong>de</strong>r Büchereizentrale<br />
Lüneburg, zu be<strong>de</strong>nken: »Die Beispiele<br />
aus <strong>de</strong>m Ausland zeigen <strong>de</strong>utlich, dass<br />
eine zentrale Steuerung und ein einheitliches<br />
Auftreten entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n<br />
Erfolg sind.«<br />
So löste auch die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r DBV-Vositzen<strong>de</strong>n<br />
Lux, Vorlagen für schriftliche<br />
Werbemittel zum Download bereitzustellen,<br />
die dann von <strong>de</strong>n Bibliotheken<br />
für ihre Aktivitäten angepasst wer<strong>de</strong>n<br />
können, wenig Begeisterung aus. Günter<br />
Pfl aum (Lan<strong>de</strong>sbibliothekszentrum<br />
Rheinland-Pfalz) plädierte entschie<strong>de</strong>n<br />
für einheitliches Design und qualitativ<br />
hochwertige Werbemittel, »und die müssen<br />
die Bibliotheken dann auch bezahlen«.<br />
Dies, sekundierte Ralph Deifel von<br />
<strong>de</strong>r Fachstelle in Würzburg, sei auch »eine<br />
Chance für <strong>de</strong>n DBV, sich als Dienstleister<br />
zu profi lieren«.<br />
Überhaupt müsse, so Brigitte Klein<br />
(Bezirksregierung Köln), »sichergestellt<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
sein, dass in <strong>de</strong>r lokalen Berichterstattung<br />
wichtige Grundaussagen <strong>de</strong>r Kampagne<br />
nicht untergehen«.<br />
Fazit<br />
Auch wenn über das ob und wie im DBV<br />
noch diskutiert und entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
muss: Das Konzept einer »Woche <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheken« als Ergebnis <strong>de</strong>r Reutlinger<br />
Tagung kann sich durchaus sehen<br />
lassen. Deutlich spürbar war zu<strong>de</strong>m, dass<br />
Das Konzept einer »Woche <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheken« als Ergebnis <strong>de</strong>r<br />
Reutlinger Tagung kann sich sehen<br />
lassen.<br />
die Fachstellen etwas für die Bibliotheken<br />
bewegen und sich dafür erklärtermaßen<br />
selbst in die Pfl icht nehmen lassen<br />
wollen.<br />
Allein das Th ema Lobbyismus – immerhin<br />
im Titel <strong>de</strong>r Veranstaltung angekündigt<br />
– wur<strong>de</strong> faktisch nicht behan<strong>de</strong>lt.<br />
Klar ist: Lan<strong>de</strong>sweite Kampagnen<br />
Lesesaal | BuB<br />
zur Image-Verbesserung sind eine wichtige<br />
Grundlage für die politische Kontaktarbeit.<br />
Nur wer anschaulich belegen<br />
kann, was er zu leisten in <strong>de</strong>r Lage ist, wird<br />
die Politik als Unterstützer gewinnen.<br />
Wenn aber die Fachstellen eine<br />
zentrale Vermittlerfunktion zwischen<br />
Lan<strong>de</strong>s- und Kommunalpolitik spielen<br />
sollen, dann be<strong>de</strong>utet auf Län<strong>de</strong>rebene<br />
Interessenvertretung für Bibliotheken<br />
zuallererst Lobbyarbeit für die Fachstellen.<br />
Hier fehlen nach wie vor schlüssige<br />
Konzepte und Strategien.<br />
Bestandsaufnahmen wie die »Deutsche<br />
Bibliotheksstatistik« sind für externe<br />
Beobachter aus Politik und Medien<br />
kaum verständlich.<br />
Der Autor ist hauptamtlicher Geschäftsführer <strong>de</strong>s<br />
Berufsverban<strong>de</strong>s Information Bibliothek e.V. (BIB).<br />
– Kontakt: reisser@bib-info.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 45<br />
45
46 46 BuB | Lesesaal<br />
Wolfram Henning<br />
Kräfte bün<strong>de</strong>ln,<br />
Bildung schaffen<br />
Öffentliche Bibliothek<br />
und Volkshochschule unter<br />
einem Dach<br />
Öffentliche Bibliotheken und Volkshochschulen<br />
sind Institutionen, <strong>de</strong>ren<br />
Arbeitsfel<strong>de</strong>r sich gelegentlich überschnei<strong>de</strong>n.<br />
Ob eine Zusammenarbeit<br />
sinnvoll ist und wie sie aussehen könnte,<br />
diskutierte Hannelore Jouly in ihrem<br />
Beitrag »Königswege durch Experimentierfel<strong>de</strong>r?«<br />
in <strong>de</strong>r vorigen BuB-Ausgabe.<br />
Im vorliegen<strong>de</strong>n Beitrag stellt Wolfram<br />
Henning zwei Beispiele vor, in <strong>de</strong>nen<br />
bei<strong>de</strong> Institutionen unter einem Dach<br />
vereint sind beziehungsweise vereint<br />
wer<strong>de</strong>n sollen: das Zentrum für Information<br />
und Bildung (ZIB) im westfälischen<br />
Unna und <strong>de</strong>n Wissensturm, <strong>de</strong>r im<br />
Herbst 2007 im österreichischen Linz<br />
eröffnet wird.<br />
Vor einer Weile bekam <strong>de</strong>r Autor<br />
dieses Beitrags von einer süd<strong>de</strong>utschen<br />
Stadt <strong>de</strong>n Auftrag, eine Studie<br />
über die gemeinsame Unterbringung<br />
von Bibliothek und Volkshochschule<br />
unter einem Dach vorzulegen. Anlass<br />
war eine kleine Kollektion leer stehen<strong>de</strong>r<br />
großer Bauten in einem Stadtviertel, das<br />
stabilisiert und revitalisiert wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Die vier Buchstaben »D-A-C-H« waren<br />
für die Auftraggeber von gera<strong>de</strong>zu magischem<br />
Reiz. Natürlich war von Synergie<br />
die Re<strong>de</strong>. Was könnte das wohl sein –<br />
außer <strong>de</strong>r Einsparung von Quadratmetern,<br />
vom gemeinsamen Foyer bis zu <strong>de</strong>n<br />
Toiletten? Wi<strong>de</strong>rspruch und Neugier begannen<br />
sich zu regen.<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch regte sich zu <strong>de</strong>r Behauptung,<br />
dass das gemeinsame Dach auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall etwas ungemein Positives sei,<br />
sozusagen die höchst entwickelte Form<br />
<strong>de</strong>s Miteinan<strong>de</strong>rs von Bibliothek und<br />
Volkshochschule. Diese Ansicht ist auch<br />
in Teilen <strong>de</strong>r Fachliteratur zu fi n<strong>de</strong>n. Fixe<br />
Internetsurfer kolportieren ungeprüft<br />
»tolle Beispiele«, die <strong>de</strong>r näheren Betrachtung<br />
nicht standhalten. Denn die Praxis<br />
lehrt, dass ein hervorragen<strong>de</strong>s Miteinan<strong>de</strong>r<br />
bei getrennten Dächern ebenso existiert<br />
wie beziehungsloses Nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
im gleichen Haus. Doch stärker als <strong>de</strong>r<br />
Wi<strong>de</strong>rspruch war die Neugier <strong>de</strong>s Autors<br />
auf innovative Lösungen. Wo geht räumliche<br />
Kooperation mit vernetztem Denken<br />
und Han<strong>de</strong>ln einher? Zwei »Fälle«<br />
– sprechen wir nicht gleich von Mo<strong>de</strong>llen<br />
– schälten sich heraus: das Zentrum für<br />
Information und Bildung (ZIB) in <strong>de</strong>r<br />
westfälischen Mittelstadt Unna und <strong>de</strong>r<br />
Wissensturm in Linz, <strong>de</strong>ssen Eröff nung<br />
im September 2007 bevorsteht. Die Skizzierung<br />
bei<strong>de</strong>r Beispiele fl ankiert Hannelore<br />
Joulys Aufsatz. 1<br />
»Kultur für alle« in Unna<br />
Wer vernetzte Kulturarbeit in Deutschland<br />
studieren will, kommt um Unna<br />
nicht herum. Das 2004 eröff nete Zentrum<br />
für Information und Bildung (ZIB)<br />
ist nicht <strong>de</strong>r erste Meilenstein in dieser<br />
Stadt mit 69 000 Einwohnern. I<strong>de</strong>en von<br />
einer »Kultur für alle«, Soziokulturelles<br />
und eine »Anstiftung zur Kultur <strong>de</strong>s Selbertuns«<br />
führen vielerorts ein angewelktes<br />
Dasein. Nicht so in Unna. Das ZIB<br />
präsentiert sich als Teil <strong>de</strong>s Ankerpunktes<br />
Lin<strong>de</strong>nbrauerei auf <strong>de</strong>r Route <strong>de</strong>r Industriekultur<br />
durch das Ruhrgebiet.<br />
Der Gebäu<strong>de</strong>komplex <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>nbrauerei<br />
am westlichen Rand <strong>de</strong>s Altstadtkerns<br />
wur<strong>de</strong> 1979 durch die Stadt<br />
Unna übernommen. Ein Trägerverein<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bildungspartner Bibliothek<br />
erreichte in Verhandlungen mit <strong>de</strong>r Stadt<br />
die Gründung eines soziokulturellen<br />
Zentrums. Es entstan<strong>de</strong>n Einrichtungen<br />
und Aktivitäten nicht nur für die »üblichen<br />
Verdächtigen«, son<strong>de</strong>rn auch für<br />
interessierte Bürger; das Zentrum für<br />
internationale Lichtkunst in <strong>de</strong>n Kellern<br />
<strong>de</strong>r ehemaligen Brauerei präsentiert Werke<br />
namhafter Künstler.<br />
Traditionelle Bildungseinrichtungen<br />
wie Bibliothek und Volkshochschule vegetierten<br />
zunächst in beschränkten Räumen<br />
und mit beschränkter Ausstattung<br />
dahin. Im Jahr 1999 entstand jedoch die<br />
Projekti<strong>de</strong>e für das ZIB, fünf Jahre später<br />
zogen Volkshochschule, Bibliothek, Kulturbereich,<br />
Stadtarchiv und städtischer<br />
i-Punkt in einen eindrucksvollen Gebäu<strong>de</strong>komplex<br />
ein. Er besteht aus <strong>de</strong>r alten<br />
Schwankhalle <strong>de</strong>r Brauerei (dort wur<strong>de</strong>n<br />
die Bierfässer gereinigt) in Verknüpfung<br />
mit einem transparenten, größtenteils<br />
verglasten Neubau. Bau und Ausstattung<br />
kosteten 9,3 Millionen Euro, davon waren<br />
6,1 Millionen Euro Lan<strong>de</strong>smittel, <strong>de</strong>r<br />
Eigenanteil betrug 2,4 Millionen Euro<br />
und 0,8 Millionen Euro zahlte die Bun<strong>de</strong>sagentur<br />
für Arbeit.<br />
Sicher kam es Unna zugute, dass das<br />
Land Nordrhein-Westfalen an <strong>de</strong>r prominenten<br />
Route <strong>de</strong>r Industriekultur<br />
nicht ein nur halb um- und neugenutztes<br />
Industrieareal vorweisen wollte. Voraussetzung<br />
für die großzügige Zuschussgewährung<br />
war aber ein neuartiges Konzept<br />
für die vier Einrichtungen und ihr Zusammenwirken.<br />
Das Deutsche Institut<br />
für Erwachsenenbildung (DIE) wirkte<br />
an <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s Konzeptes mit,<br />
inspiriert durch Axel Sedlack, Dezernent<br />
für Kultur und Weiterbildung in Unna.<br />
Den Bereich Bildung verantwortet Rita<br />
Weißenberg, die heute in Personalunion<br />
Bibliothek und Volkshochschule leitet.<br />
Gewisse Synergieeff ekte, erfährt man im<br />
Gespräch, seien mit dieser Konstruktion<br />
leichter zu erzielen als mit <strong>de</strong>r zuvor gegebenen<br />
getrennten Leitung bei<strong>de</strong>r Institute.<br />
Aber zu dieser grundsätzlichen Frage<br />
später.<br />
Das Angebotsprofi l <strong>de</strong>s ZIB<br />
Die Leiti<strong>de</strong>en Information, Beratung,<br />
Bildung, Kommunikation und Erlebnis<br />
unter einem Dach realisieren sich in folgen<strong>de</strong>n<br />
Angeboten:<br />
� Lesekompetenz för<strong>de</strong>rn (Bibliothek<br />
1 Hannelore Jouly: Königswege durch Experimentierfel<strong>de</strong>r?<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Volkshochschulen und Öff entlichen Bibliotheken:<br />
Stand und Perspektiven. In: BuB<br />
2006 (11/12), Seite 764 – 767<br />
BuB | 59 (2007) 01
Bildungspartner Bibliothek<br />
mit Kin<strong>de</strong>rbibliothek und Jugendbereich)<br />
� Medienkompetenz entwickeln (Medien-Kunst-Raum,<br />
Vermittlung<br />
Neuer Medien, Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
beispielsweise mit Vi<strong>de</strong>okunst und<br />
digitaler Bildbearbeitung, Tanz- und<br />
Th eaterproduktionen)<br />
� Neue Lernräume öff nen (Ateliers im<br />
Bereich bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst)<br />
� Selbststeuerung/Selbstverantwortung<br />
för<strong>de</strong>rn (Lerntreff mit Bildungsberatung)<br />
� Vernetztes Lernen ermöglichen (Konferenzraum<br />
mit audio-visueller Medientechnik)<br />
� Aufenthaltsqualität steigern (Passage,<br />
Café)<br />
� Servicequalität erhöhen (Info-Counter<br />
und Bibliotheksverbuchung, i-<br />
Punkt)<br />
� Bewährtes erhalten (Bibliotheks- und<br />
Volkshochschulangebote in neuer<br />
Form)<br />
2 Axel Sedlack: Ein Plädoyer zur Rolle <strong>de</strong>r<br />
Kulturellen Bildung. In: dis.kurs 2005 (1),<br />
Seite 34<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Die Bibliothek, für sich gesehen, ist kein<br />
Prototyp <strong>de</strong>s »Lernorts Bibliothek«. Als<br />
off enes Haus mit freier Mitte erweist<br />
sie sich als ausgesprochen hellhörig,<br />
Gruppenräume und Studios fehlen.<br />
Der Kin<strong>de</strong>rbibliothek ist ein Raum mit<br />
Materialien für Eltern und Erzieher-/innen<br />
angeschlossen. Gut entwickelt ist<br />
die Kooperation bei <strong>de</strong>r Betreuung von<br />
Schulklassen. Die Schüler erkun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek gegenüberliegen<strong>de</strong>n Lerntreff<br />
, lernen die Möglichkeiten <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
und <strong>de</strong>s Medien-Kunst-Raums<br />
sowie künftig auch <strong>de</strong>s Archivs kennen.<br />
Ein komplexes Angebot, das in einem alleinstehen<strong>de</strong>n<br />
Bibliotheksgebäu<strong>de</strong> nicht<br />
geleistet wer<strong>de</strong>n könnte.<br />
Der Lerntreff ist ein zentral gelegener,<br />
gut einsehbarer Raum von 84 Quadratmetern.<br />
Er soll off enes, zeitunabhängiges<br />
und fl exibles Lernen gemäß <strong>de</strong>n eigenen<br />
Bedürfnissen ermöglichen. Lernsoftware<br />
und technische Ausstattung sind vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Es gibt gezielte Angebote wie Bildungsberatung<br />
und Lerntypentests, Vorstellung<br />
von Selbstlernsoftware, Schülerhilfen,<br />
Treff en von Selbstlernern, die ein<br />
Selbstlernangebot <strong>de</strong>r Volkshochschule<br />
Lesesaal | BuB<br />
gebucht haben, Selbstlernangebote für<br />
das Personal <strong>de</strong>r Stadtverwaltung Unna.<br />
Ein einschlägig ausgebil<strong>de</strong>ter Lernberater<br />
steht zur Verfügung, zum Teil beraten die<br />
Besucher sich gegenseitig. Den Lerntreff<br />
besuchen 150 bis 180 Nutzer monatlich.<br />
Die Nutzer sind zum Beispiel Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendliche mit Migrationshintergrund,<br />
abends kommen Berufstätige.<br />
Der Lerntreff ist von 15 bis 21 Uhr geöff -<br />
net, samstags von 10.30 bis 14.30 Uhr.<br />
Selbstlernen be<strong>de</strong>utet hier nicht reines<br />
E-Learning. Inhaltliche Schwerpunkte<br />
sind Sprachen und EDV.<br />
Die Angebote <strong>de</strong>s ZIB sind nicht einseitig<br />
berufsbezogen: »Antizyklisch zu<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung im Weiterbildungsbereich<br />
(möglichst nur ›verwertbare‹ Angebote<br />
für die berufl iche Qualifi zierung zu<br />
för<strong>de</strong>rn) legt das ZIB großen Wert darauf,<br />
zu betonen, dass kulturell-künstlerische<br />
Erfahrungen zentrale Voraussetzungen<br />
sind für gesellschaftliche Innovationskraft<br />
und gesellschaftliche Kreativität.« 2<br />
Das in Unna ansässige Architekturbüro<br />
»weicken architekten« hatte sich mit<br />
einem neuartigen Bildungs- und Kulturkonzept<br />
sowie mit noch bestehen<strong>de</strong>n und<br />
Industriekultur im Ruhrgebiet: Zum Zentrum für Information und Bildung (ZIB) in <strong>de</strong>r ehemaligen<br />
Lin<strong>de</strong>nbrauerei gehören Volkshochschule, Bibliothek und Stadtarchiv. (Fotos: ZIB)<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 47<br />
47
48 48 BuB | Lesesaal<br />
Offenes, zeitunabhängiges und flexibles Lernen im zentral gelegenen Lerntreff <strong>de</strong>s ZIB in<br />
Unna. Monatlich nutzen 150 bis 180 Besucher dieses Angebot. (Fotos: ZIB)<br />
beträchtlich zu ergänzen<strong>de</strong>n Bauteilen<br />
<strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>nbrauerei auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />
Städtebaulich erwünscht war die Schaffung<br />
eines Platzes vor <strong>de</strong>m Zentrum. Die<br />
Schwankhalle sollte erhalten und genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n, die tragen<strong>de</strong>n Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gewölbekeller<br />
waren zu berücksichtigen.<br />
Wesentliches Entwurfselement <strong>de</strong>s ZIB<br />
ist eine diagonal geführte, zweigeschossige<br />
Passage. Der Besucher, <strong>de</strong>r sie durch<br />
das auff ällige »Rote Tor« am neu geschaffenen<br />
Lin<strong>de</strong>nplatz betritt, erreicht zunächst<br />
rechts <strong>de</strong>n zentralen Info-Counter<br />
und <strong>de</strong>n Eingang in die gut einsehbare<br />
Bibliothek. Zur Linken zeigen sich teils<br />
off ene Volkshochschulbereiche in <strong>de</strong>r<br />
Schwankhalle und, direkt an <strong>de</strong>r Passage<br />
gelegen, <strong>de</strong>r Lerntreff . Der Passage folgend<br />
erreicht man am Stadtarchiv vorbei<br />
weitere Seminarräume, eine Treppe führt<br />
in die bei<strong>de</strong>n Obergeschosse mit Volkshochschulräumen<br />
und Büros.<br />
Insgesamt erscheint die Raumorga-<br />
nisation zweckmäßig und spiegelt die<br />
Gleichberechtigung <strong>de</strong>r Partner wi<strong>de</strong>r.<br />
Die Bibliothek, durch eine eigene Innentreppe<br />
erschlossen, ist in allen drei<br />
Geschossen präsent, unterhalb <strong>de</strong>r Ein-<br />
gangsebene befi n<strong>de</strong>t sich abgesenkt<br />
die Kin<strong>de</strong>rbibliothek. Das ganze Haus<br />
wirkt freundlich und hell, die Farben<br />
Gelb, Orange und Rot dominieren. Die<br />
Volkshochschulräume sind ästhetisch<br />
ansprechend gestaltet und lassen <strong>de</strong>n<br />
Klassenzimmermuff früherer Lernhöhlen<br />
vergessen.<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Aus Besuchen, Gesprächen und Beobachtungen<br />
ergibt sich nach gut zwei Jahren<br />
folgen<strong>de</strong>s Bild:<br />
� Das Angebotsprofi l und das daraus<br />
hervorgegangene diff erenzierte Raumangebot<br />
bewähren sich. Die Nutzer <strong>de</strong>s<br />
Hauses können ein Ganzes erleben, statt<br />
einer puren Addition von Institutionen.<br />
� Es gibt jährlich 9 000 Kursbesucher<br />
und 130 000 Bibliotheksbesucher.<br />
� Volkshochschule und Bibliothek bearbeiten<br />
bestimmte Th emen gemeinsam,<br />
zum Beispiel Leseför<strong>de</strong>rung, Eltern und<br />
Familie, Selbstlernen, Sprachen, Gesundheit.<br />
� Das ZIB, in sich vernetzt, integriert<br />
sich in Netzwerke, die von Bun<strong>de</strong>s- und<br />
Lan<strong>de</strong>sregierung geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, zum<br />
Beispiel das Projekt »Medienpartner Bibliothek<br />
und Schule« in Nordrhein-Westfalen.<br />
� Gleichwohl muss die personelle Vernetzung<br />
im Haus noch intensiver wer<strong>de</strong>n.<br />
Es ist nicht so, dass sich Bibliothek und<br />
Studiengangsleiter <strong>de</strong>r Volkshochschule<br />
laufend kreative I<strong>de</strong>en zuspielen.<br />
� Die Bibliothek hat für ihre interne<br />
Organisation lediglich drei bibliothekarische<br />
Planstellen und eine Assistentenstelle.<br />
Und das in einer Stadt mit 69 000<br />
Einwohnern – für die es zurzeit nur<br />
60 000 Medien gibt.<br />
� An einigen Stellen fehlen Quadratmeter,<br />
Kürzungen waren zu verkraften. Die<br />
Kursräume <strong>de</strong>r Volkshochschule könnten<br />
größer sein, ein Veranstaltungssaal<br />
für 150 bis 200 Personen wird vermisst.<br />
� Eine wichtige Konzepti<strong>de</strong>e, <strong>de</strong>r zentrale<br />
Counter, harrt noch <strong>de</strong>r Umsetzung.<br />
Info-Point und Verbuchung erlebte<br />
<strong>de</strong>r Autor durch Tür und Glaswand getrennt.<br />
Wie tragfähig die Konzeption ist und<br />
wie viel bisher schon in Unna erreicht<br />
wur<strong>de</strong>, zeigt <strong>de</strong>r internationale Vergleich.<br />
An einem Wettbewerb <strong>de</strong>r EU »Developing<br />
local learning centres and learning<br />
partnerships« beteiligten sich Einrichtungen<br />
aus 31 Staaten. Zu <strong>de</strong>n vier Auserwählten,<br />
die sich im Dezember 2005<br />
in Brüssel vorstellen durften, gehörte das<br />
ZIB aus Unna! Wie man mit <strong>de</strong>m Erfolg<br />
umgeht? Man weiß, dass man auf <strong>de</strong>m<br />
Weg ist. Axel Sedlack gebraucht das Bild<br />
vom 400-Meter-Lauf: Nach <strong>de</strong>m Start<br />
herrscht ein gewisses Durcheinan<strong>de</strong>r,<br />
dann formiert sich das Feld.<br />
Der Wissensturm in Linz<br />
Öff entliche Bibliothek und Volkshochschule<br />
unter einem Dach? Die Kompassna<strong>de</strong>l<br />
weist nach Linz in Österreich – obwohl<br />
<strong>de</strong>r dortige »Wissensturm« erst im<br />
Herbst 2007 eröff net wer<strong>de</strong>n soll. Aber<br />
man betrachtet <strong>de</strong>n hochragen<strong>de</strong>n Bau<br />
schon jetzt als großartige Verheißung<br />
– österreichweit und international.<br />
Der städtische Kontext im Vergleich<br />
zum oben beschriebenen Beispiel kann<br />
unterschiedlicher nicht sein. Hier das<br />
unauff ällige Unna, das mit klugen Anstrengungen<br />
weit mehr erreicht als die<br />
städtischen Ressourcen hergeben. Dort<br />
die strahlen<strong>de</strong>, traditionsreiche Kultur-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Bildungspartner Bibliothek<br />
3 Hubert Hummer: Ein Wissensturm als Zeichen<br />
kommunaler Bildungsarbeit. 2005.<br />
<strong>www</strong>.linz.at/images/artikel_hessische_blaetter.pdf<br />
BuB | 59 (2007) 01
Bildungspartner Bibliothek<br />
stadt, die sich in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />
die »ars electronica« und ein neues Kunstmuseum<br />
geleistet hat. Ein neues Musiktheater<br />
ist in Bau, das an <strong>de</strong>n Bahnhof<br />
angrenzen<strong>de</strong> Innenstadtviertel befi n<strong>de</strong>t<br />
sich im Umbruch, und im Jahr 2009 wird<br />
man Kulturhauptstadt Europas sein. Allerdings,<br />
und das erinnert sehr an Unna,<br />
wie es vorher war: Man fi n<strong>de</strong>t eine in engste<br />
Gehäuse hineingestopfte Stadtbibliothek!<br />
Ist es in Unna <strong>de</strong>r Kultur<strong>de</strong>zernent,<br />
<strong>de</strong>r die Entwicklung vorangetrieben hat,<br />
so steht in Linz <strong>de</strong>r Volkshochschulleiter<br />
Hubert Hummer für Aufbruch und Bün<strong>de</strong>lung<br />
<strong>de</strong>r Kräfte.<br />
»Lebensbegleiten<strong>de</strong>s Lernen« soll das<br />
wichtigste Ziel sein. Volkshochschule<br />
und Bibliothek sollen inhaltliche, organisatorische<br />
und räumliche Synergien erzielen.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Einrichtungen wur<strong>de</strong>n<br />
bereits 2004 zu einer Organisationseinheit<br />
zusammengeführt und unter Hummers<br />
Leitung gestellt. Die Einzelheiten<br />
<strong>de</strong>r Organisation sind gegenwärtig ein<br />
Th ema lebhafter Beratungen.<br />
Die Volkshochschule Linz betreibt<br />
schon jetzt ein Selbstlernzentrum für<br />
Sprachen und EDV sowie eine Medienwerkstatt<br />
mit Fernseh- und Radiostudios.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Die Stadtbibliothek bietet Internetnutzung<br />
in allen Zweigstellen. Die Zweigstellen<br />
fungieren auch als »Stadtinformationsbüros«,<br />
wo Bürger Serviceleistungen<br />
in Anspruch nehmen können. Der Wissensturm<br />
bezweckt, »unterschiedlichen<br />
Lernformen und Lernarrangements Platz<br />
zu geben, Formen <strong>de</strong>s geplanten und organisierten<br />
Lernens genauso vorzusehen<br />
wie Möglichkeiten selbstorganisierten<br />
Lernens, formelles Lernen genauso wie<br />
informelles, Lernen in sozialen Bezügen<br />
genauso wie Lernen im Netz«. Von <strong>de</strong>r<br />
»Lust auf Lernen in Linz« ist stabreimend<br />
die Re<strong>de</strong>. 3 Die Lernumwelt im Turm<br />
soll Anregungen schaff en, auch wenn<br />
man eigentlich nur das Bistro o<strong>de</strong>r eine<br />
Ausstellung besuchen wollte. Es soll berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass die Bibliothek<br />
im Gegensatz zur Volkshochschule mit<br />
sehr hohen Anteilen von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
zu rechnen hat. Fünf Funktionen<br />
<strong>de</strong>s Wissensturms wer<strong>de</strong>n hervorgehoben.<br />
Der Wissensturm soll:<br />
� ein »Zentrum für Sprachen und interkulturelle<br />
Begegnung« wer<strong>de</strong>n. Das<br />
entspricht <strong>de</strong>m Kulturentwicklungsplan<br />
<strong>de</strong>r Stadt Linz aus <strong>de</strong>m Jahr 2000. Dies<br />
erfor<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>n emotionalen und kreativen<br />
Lesesaal | BuB<br />
Komponenten <strong>de</strong>s Lernens beson<strong>de</strong>re<br />
Aufmerksamkeit zu widmen,<br />
� ein Ort für Lesekompetenz und Literatur<br />
sein, von <strong>de</strong>n Alphabetisierungskursen<br />
(die die Volkshochschule jetzt<br />
schon anbietet) angefangen,<br />
� ein Haus <strong>de</strong>r Medien sein und Medienkompetenz<br />
vermitteln. Medien wer<strong>de</strong>n<br />
gezielt, auch zur Unterhaltung, eingesetzt,<br />
aber auch zur Selbstbedienung,<br />
etwa bei Entleihung, Rückgabe und<br />
Sortierung von Bibliotheksbestän<strong>de</strong>n<br />
(RFID-Technologie),<br />
� ein Beratungszentrum wer<strong>de</strong>n, von<br />
Bildungsberatung und Rechtsberatung<br />
(die schon existieren) bis hin zur beson<strong>de</strong>rs<br />
zu akzentuieren<strong>de</strong>n Lernberatung.<br />
Lehren<strong>de</strong> und hauptamtliches Personal<br />
<strong>de</strong>s Wissensturms sollen umfassend qualifi<br />
ziert wer<strong>de</strong>n,<br />
� ein digitaler Ort wer<strong>de</strong>n, mit eigenem<br />
Portal und nutzbar von <strong>de</strong>r eigenen Wohnung<br />
aus.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Fachabteilungen – Volkshochschule<br />
und Bibliothek – sollen sich<br />
an sechs gemeinsamen »Produkten« ausrichten.<br />
Das sind inhaltliche Bereiche wie<br />
etwa Sprachen, Lesen und Literatur o<strong>de</strong>r<br />
Gesundheit. Je<strong>de</strong>r dieser Bereiche bietet<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 49<br />
49
In <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbibliothek können Schüler ihre Hausaufgaben machen.<br />
Kultur ist einfach fesselnd: Lesung am Tag <strong>de</strong>r offenen Tür in <strong>de</strong>r ZIB-Bibliothek.<br />
Medien, Information, Beratung als bibliothekarische<br />
Kompetenzen sowie Kurse<br />
und Veranstaltungen als Volkshochschul-Kernkompetenzen.<br />
Im zentralen<br />
Selbstlernzentrum treff en sich Volkshochschul-<br />
und Bibliothekskompetenzen.<br />
Dieses Konzept soll auch die Zweigstellenarbeit<br />
prägen. Die Bibliothek soll<br />
auf drei Geschossen circa 120 000 Medien<br />
auf einer Fläche von circa 2 300 Quadratmetern<br />
anbieten. Die themenzentrierte<br />
Aufstellung soll sich an <strong>de</strong>n sechs<br />
zentralen Sachbereichen orientieren. In<br />
allen Bibliotheksstockwerken sind PCs<br />
für unterschiedliche Einsatzbereiche geplant.<br />
Der gesamte Turm wird als »Hot-<br />
Spot« für kabellose Internetverbindung<br />
ausgerüstet. 4<br />
Vision für einen Lernort<br />
Wie <strong>de</strong>utlich sind Bibliothek und Volkshochschule<br />
noch unterscheidbar? Zustimmend<br />
zitiert Hubert Hummer eine<br />
»Vision« von Konrad Umlauf:<br />
»Die Öff entliche Bibliothek <strong>de</strong>r Zukunft,<br />
verstan<strong>de</strong>n als Ort <strong>de</strong>s lebenslangen<br />
selbstgesteuerten Lernens, wird<br />
ebenso ein virtueller wie ein realer Ort<br />
sein. Als realer Ort liegt eine raumorganisatorische<br />
Zusammenfassung mit<br />
Einrichtungen <strong>de</strong>r Erwachsenenbildung<br />
nahe. Sie könnte folgen<strong>de</strong>rmaßen gestaltet<br />
sein: Das gemeinsame Gebäu<strong>de</strong><br />
entfaltet sich als mehrfl ügelige Anlage<br />
um einen überdachten, natürlich belichteten<br />
Innenhof, zu <strong>de</strong>m sich breite<br />
Galeriegeschosse öff nen. Diese sind Medienaufstellorte<br />
und Angebotsfl ächen<br />
für vernetzte Multimedia-Stationen,<br />
Nutzerarbeitsplätze, Leseplätze. Die<br />
Galerien führen zu <strong>de</strong>n Lernräumen, die<br />
sich entlang <strong>de</strong>r Außenhaut <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s<br />
entwickeln. Die Lernräume wer<strong>de</strong>n<br />
von Kursgruppen und individuellen<br />
Lernern benutzt. Das Personal vereinigt<br />
in sich traditionell bibliothekarische<br />
Kompetenzen (Informations- und Medienmanagement)<br />
mit Kompetenzen<br />
<strong>de</strong>r Erwachsenenbildung und fokussiert<br />
bei<strong>de</strong> mit Blick auf Lernberatung. An<br />
<strong>de</strong>n Beratungsplätzen kann das Publikum<br />
ebenso Auskünfte über individuell<br />
geeignete Medien – gegebenenfalls nach<br />
Durchlaufen eines kurzen Tests zur Feststellung<br />
<strong>de</strong>r persönlichen Kompetenzen<br />
und <strong>de</strong>s individuellen Lernstils – wie über<br />
empfehlenswerte Lernsettings und Kurse<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Mo<strong>de</strong>rne Atmosphäre mit knalligen Farben – die Bibliotheksräume präsentieren sich jugendlich<br />
und lebendig.<br />
Bildungspartner Bibliothek<br />
4 Hubert Hummer: Der Wissensturm <strong>de</strong>r<br />
Stadt Linz. Ein kommunales Zentrum für<br />
Bildung, Kultur und Medien. In: BIX 2006,<br />
Seite 52 – 54<br />
BuB | 59 (2007) 01
Bildungspartner Bibliothek<br />
bekommen und Kursbelegungen anmel<strong>de</strong>n.<br />
Die Frage, ob diese Einrichtung eine<br />
Bibliothek o<strong>de</strong>r eine Volkshochschule ist,<br />
interessiert we<strong>de</strong>r das Personal noch die<br />
Kun<strong>de</strong>n.« 5<br />
Turmbau für 30 Millionen Euro<br />
Die Stadt Linz wird in <strong>de</strong>n 63 Meter hohen<br />
Wissensturm rund 30 Millionen<br />
Euro investieren. Der Entwurf <strong>de</strong>r Architekten<br />
Franz Kneidinger und Heinz Stögmüller<br />
wird jetzt von Architekt Manfred<br />
Diessl ausgeführt. Im Jahr 2004 hat die<br />
Stadt <strong>de</strong>n Bau beschlossen, die Eröff nung<br />
soll im September 2007 sein.<br />
Der Standort ist bemerkenswert: am<br />
Eingang zur Linzer Innenstadt und in<br />
unmittelbarer Nähe zum neu gestalteten<br />
Hauptbahnhof, <strong>de</strong>r gleichzeitig Drehscheibe<br />
für <strong>de</strong>n öff entlichen Nahverkehr<br />
ist. Zusätzlich besteht eine unmittelbare<br />
Anbindung an die Stadtautobahn. Im<br />
Untergeschoss <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s und in <strong>de</strong>r<br />
Tiefgarage eines benachbarten Hotels<br />
wer<strong>de</strong>n Parkplätze angeboten. Der Baukörper<br />
besteht aus einem zweigeschossigen<br />
Flachbau, einem dreigeschossigen<br />
Längsriegel und einem ellipsenförmigen<br />
Turm mit 15 Geschossen. Die Nettonutzfl<br />
äche beträgt 15 000 Quadratmeter.<br />
Der Haupteingang führt in eine zentrale<br />
zweigeschossige Halle, die von oben belichtet<br />
wird. Sie wird als »Herzstück«,<br />
»Marktplatz«, »bewegte, allenfalls auch<br />
›laute‹ Zone« bezeichnet. Zwei benachbarte<br />
Anlaufstellen empfangen <strong>de</strong>n Besucher:<br />
� <strong>de</strong>r I-Point ist Anlaufstelle für Erstauskünfte,<br />
� <strong>de</strong>r S-Point ist anspruchsvolleres Servicecenter<br />
– zum Beispiel für Kurseinschreibungen<br />
und Medienentleihung.<br />
Nahe <strong>de</strong>m S-Point wer<strong>de</strong>n automatische<br />
Medienrückgabe und Medienverbuchung<br />
angeordnet. Zwischen S-Point und<br />
Selbstbedienungselementen wird sich <strong>de</strong>r<br />
Eingang in die von dort bereits einsehbare<br />
Bibliothek befi n<strong>de</strong>n, außer<strong>de</strong>m führt<br />
das Foyer ins Bistro sowie zu <strong>de</strong>n Aufzügen,<br />
die <strong>de</strong>n Turm erschließen. Alle<br />
Funktionen sollen auch getrennt nutzbar<br />
sein. Die unterschiedlichen Öff nungszeiten<br />
von Bibliothek und Volkshochschule<br />
erfor<strong>de</strong>rn das. Im Foyer und auf einer<br />
Freifl äche im ersten Obergeschoss soll es<br />
5 Konrad Umlauf: Die Öff entliche Bibliothek<br />
als Lernort. In: Richard Stang/Achim Puhl<br />
(Hrsg.): Bibliotheken und lebenslanges Lernen.<br />
Bielefeld: W. Bertelsmann, 2001, Seite<br />
52<br />
6 Hubert Hummer: siehe Fußnote 4, Seite 4<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Ausstellungen und Installationen geben.<br />
Das rund um das Zentrum angeordnete<br />
Obergeschoss <strong>de</strong>r Bibliothek öff net<br />
sich zur Halle und bil<strong>de</strong>t einen weiten,<br />
großzügig belichteten Raum. Dort sind<br />
multifunktionaler Seminarraum, Selbstlernzentrum<br />
und Medienwerkstatt angeordnet.<br />
»Im Selbstlernzentrum wer<strong>de</strong>n<br />
EDV-Arbeitsplätze und mo<strong>de</strong>rne, allenfalls<br />
auch experimentelle Unterrichtstechnologien<br />
konzentriert. Das SLZ als<br />
›Raum im Raum‹ wird off en, halboff en<br />
und geschlossen bespielbar sein und ist<br />
sowohl von <strong>de</strong>r Bibliothek als auch von<br />
<strong>de</strong>r Volkshochschule aus zugänglich.<br />
Es soll auch als ›Lernlabor‹ dienen. Auf<br />
Beratung wird beson<strong>de</strong>rer Wert gelegt<br />
wer<strong>de</strong>n, wobei zwischen Benutzungsberatung,<br />
allgemeiner Lernberatung und<br />
Fachberatung (beispielsweise für Sprachenlernsoftware)<br />
unterschie<strong>de</strong>n wird<br />
und nicht immer alles gleichzeitig (schon<br />
aus fi nanziellen Grün<strong>de</strong>n) machbar ist.« 6<br />
Das zweite Obergeschoss dient überwiegend<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek. Es wird dort Wert<br />
gelegt auf unterschiedliche Arten von<br />
Arbeitsplätzen und Medienabspielstationen.<br />
Mit ihrem zweiten Obergeschoss<br />
ragt die Bibliothek bereits in <strong>de</strong>n Turm<br />
Lesesaal | BuB<br />
hinein, dort wird die Kin<strong>de</strong>rbibliothek<br />
mit einem auch von <strong>de</strong>r Volkshochschule<br />
aus betretbaren Kin<strong>de</strong>rbetreuungsbereich<br />
kombiniert. Drittes und viertes<br />
Obergeschoss dienen <strong>de</strong>r Verwaltung.<br />
Seminar- und Fachräume <strong>de</strong>r Volkshochschule<br />
befi n<strong>de</strong>n sich im 5. bis 15. Stock<br />
<strong>de</strong>s Wissensturms. An Fachräumen sind<br />
vorgesehen: ein Bewegungszentrum, ein<br />
Kreativzentrum, eine Küche und die<br />
EDV-Räume (Technikzentrum). Teile<br />
<strong>de</strong>r Infrastruktur – die oberen Geschosse<br />
mit Blick auf Linz – sollen auch fallweise<br />
vermarktet wer<strong>de</strong>n.<br />
Synergieeffekte im Wissensturm<br />
Folgen<strong>de</strong> Synergieeff ekte wer<strong>de</strong>n angeführt:<br />
� Aufbau gemeinsamer inhaltlicher<br />
Schwerpunkte,<br />
� Bistro,<br />
� Veranstaltungssaal,<br />
� Kin<strong>de</strong>rbetreuung,<br />
� Selbstlernzentrum,<br />
� Service-Point,<br />
� Bibliothekskun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n gezielt auf<br />
Volkshochschulangebote aufmerksam<br />
gemacht und umgekehrt,<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 51<br />
Eine helle Umgebung, Freiraum und Ruhe bietet <strong>de</strong>r Lesebereich an <strong>de</strong>r Fensterfront im ersten<br />
Obergeschoss <strong>de</strong>s Hauses.<br />
51
52 52 BuB | Lesesaal Bildungspartner Bibliothek<br />
� Organisationsentwicklung. Dieser<br />
Prozess dürfte in die Richtung gehen,<br />
dass es eine Gesamtleitung gibt, darunter<br />
die Abteilungen Bibliothek und<br />
Volkshochschule, und eine Organisationsabteilung<br />
für Rechnungswesen<br />
und Controlling.<br />
Die große Bewährungsprobe<br />
Linz hat ein äußerst ambitioniertes Konzept<br />
von großer – vielleicht zu großer –<br />
Geschlossenheit. Sieht man in Unna die<br />
Fä<strong>de</strong>n sich luftig, wenn auch planvoll vernetzen,<br />
steht man in Linz vor einer strengen<br />
Architektur <strong>de</strong>s Zusammenwirkens.<br />
Das Gebäu<strong>de</strong> hat schon jetzt Wahrzeichencharakter.<br />
Das unterstreicht <strong>de</strong>n<br />
Rang <strong>de</strong>r Dinge, die dort geschehen, so<br />
wie bei einem geglückten Museums- o<strong>de</strong>r<br />
Th eaterbau. Der Name »Wissensturm«<br />
fügt Inhalte und Architektur einprägsam<br />
zusammen. Raumorganisatorisch ist die<br />
Bibliothek mit ihren zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />
Flächen auf wenigen Ebenen sehr gut<br />
bedient. Den Volkshochschulbesuchern<br />
muss ein hervorragen<strong>de</strong>s Leitsystem helfen,<br />
das richtige <strong>de</strong>r zahlreichen Turmgeschosse<br />
anzusteuern. Vier Panoramalifte<br />
sind vorgesehen. Personalentwicklung<br />
wird ein zentrales Th ema sein, um die<br />
hohen Ansprüche <strong>de</strong>s Konzepts erfüllen<br />
zu können.<br />
Bei allem Beifall für das Gesamtvorhaben:<br />
120 000 Medien als Zentralbibliotheksangebot<br />
für 203 000 Einwohner<br />
– das sind knappe Ressourcen für eine<br />
große I<strong>de</strong>e. Die absichtsvolle Nähe von<br />
Kin<strong>de</strong>rbibliothek und Kin<strong>de</strong>rbetreuung<br />
gibt zu <strong>de</strong>nken.<br />
Es geht um die Entwicklung und Steuerung<br />
eines Bildungsgroßbetriebes mit<br />
»Developing local learning centres«<br />
ist heute ein europäisches Thema.<br />
zwei unterschiedlichen Partnern. Und an<br />
dieser Stelle wird die Sache brisant: Stärkt<br />
es wirklich die innovativen Kräfte und<br />
die Eigendynamik von Bibliothek und<br />
Volkshochschule, wenn die eine Einrichtung<br />
als Spiegel <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren gemeint ist?<br />
Kann für die Bibliothek nur – o<strong>de</strong>r fast<br />
nur – Schwerpunkt sein, was auch für die<br />
Volkshochschule Schwerpunkt ist, und<br />
umgekehrt? Wann schlägt die Vorstel-<br />
lung von <strong>de</strong>n sechs gemeinsamen Bereichen<br />
in hemmen<strong>de</strong> I<strong>de</strong>ologie um? Hier<br />
wird man Kontrollen einbauen müssen.<br />
7 Hannelore Jouly: siehe Fußnote 1, S. 767<br />
Prof. Wolfram<br />
Henning hat nach<br />
<strong>de</strong>m Studium von<br />
Germanistik, Zeitungswissenschaft<br />
und Theaterwissenschaft<br />
und<br />
<strong>de</strong>r bibliothekarischen<br />
Ausbildung<br />
in Stuttgart seine berufliche Laufbahn<br />
1968 als Direktionsassistent bei <strong>de</strong>r<br />
Stadtbibliothek Bremen begonnen. Bis<br />
2005 lehrte er an <strong>de</strong>r Hochschule <strong>de</strong>r<br />
Medien Stuttgart (und ihren Vorläuferinstituten)<br />
Bibliothekskonzepte, Bibliotheksbau<br />
und Kulturmanagement.<br />
Vorträge und Publikationen, beson<strong>de</strong>rs<br />
zu Bibliotheksbau und -einrichtung,<br />
einschlägige Beratungstätigkeit im Inund<br />
Ausland, Mitwirkung in Wettbewerbsjurys<br />
zum Bibliotheksbau. Henning<br />
gehört <strong>de</strong>r 2006 einberufenen<br />
Arbeitsgruppe zur Überarbeitung <strong>de</strong>s<br />
DIN-Fachberichts 13 »Bau und Nutzungsplanung<br />
von Bibliotheken« an.<br />
– Kontakt: Wolfram Henning, Pfarrstr.<br />
86, 70734 Fellbach, henning@hdmstuttgart.<strong>de</strong><br />
Zwei Profi le, ein Experimentierfeld<br />
»Developing local learning centres«<br />
ist heute ein europäisches Th ema. An<br />
<strong>de</strong>utsche Traditionen sei erinnert. Im<br />
Jahr 1955 präsentierte die Stadt Marl in<br />
Nordrhein-Westfalen die »insel« als Haus<br />
<strong>de</strong>r Erwachsenenbildung mit Volkshochschule,<br />
Stadtbibliothek und einem bei<strong>de</strong>n<br />
Einrichtungen zugeordneten Lesesaal.<br />
Ein halbes Jahrhun<strong>de</strong>rt zuvor vereinigte<br />
Erwin Ackerknecht in Stettin in seiner<br />
Hand die Leitung von Stadtbibliothek<br />
und Volkshochschule. In <strong>de</strong>n Sechzigerjahren<br />
<strong>de</strong>s vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
wur<strong>de</strong>n gemeinsame Neubauten etwa in<br />
Wolfsburg und Ludwigsburg realisiert.<br />
Heute hat das Lernen an<strong>de</strong>re Ziele, Inhalte,<br />
Formen, Techniken, einen an<strong>de</strong>ren<br />
zeitlichen Rahmen und einen gewan<strong>de</strong>lten<br />
wirtschaftlichen und politischen<br />
Kontext.<br />
Das gemeinsame Dach ist gar nicht<br />
das zentrale Th ema. Die baulichen und<br />
raumorganisatorischen Fragen lassen<br />
sich bei entsprechen<strong>de</strong>r Sorgfalt lösen.<br />
Die Ausstrahlung <strong>de</strong>s Hauses kann beträchtlich<br />
sein. Hannelore Jouly hat komprimiert<br />
dargestellt, wo die eigentlichen<br />
Schwierigkeiten liegen: in <strong>de</strong>r Überbrückung<br />
unterschiedlicher Unternehmenskulturen.<br />
Und ein Dach muss nicht ein<br />
Profi l be<strong>de</strong>uten: »Volkshochschulen und<br />
Öff entliche Bibliothek bleiben in vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Form und mit eigenem Netzwerk<br />
erhalten. Zwischen Volkshochschulen<br />
und Öff entlicher Bibliothek wird ein<br />
experimentelles Feld entwickelt, in <strong>de</strong>m<br />
Mo<strong>de</strong>lle erprobt wer<strong>de</strong>n.« 7 Ein eigenes<br />
Profi l und spannen<strong>de</strong> Experimente mit<br />
Partnern – was können sich mutige Bibliothekare<br />
mehr wünschen? Unter wie<br />
vielen Dächern auch immer.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Der Wissensturm in Linz wird im Herbst 2007 eröffnet – <strong>de</strong>r hochragen<strong>de</strong> Bau gilt jetzt schon<br />
österreichweit und international als Verheißung. (Foto: Pertlwieser)<br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausland<br />
Vanja Grashkina<br />
Vom Heiligen Kyrill<br />
zum mo<strong>de</strong>rnen<br />
Bibliotheksgesetz<br />
Bulgariens langer Weg in<br />
die Europäische Union<br />
Die bei<strong>de</strong>n südosteuropäischen Län<strong>de</strong>r<br />
Bulgarien und Rumänien gehören seit<br />
<strong>de</strong>m Jahreswechsel zur Europäischen<br />
Union. Wie steht es in <strong>de</strong>n neuen<br />
Beitrittslän<strong>de</strong>rn um die Bibliotheken?<br />
BuB stellt zunächst <strong>de</strong>n langen Weg <strong>de</strong>r<br />
bulgarischen Bibliothekare in die EU vor,<br />
im nächsten Heft werfen wir einen Blick<br />
ins Nachbarland Rumänien.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Die Entstehung <strong>de</strong>r ersten Bibliotheken<br />
(Zaren- und Klosterbibliotheken)<br />
im 9. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
hängt eng mit <strong>de</strong>n Heiligen Brü<strong>de</strong>rn Kyrill<br />
und Method zusammen. Den bei<strong>de</strong>n<br />
Brü<strong>de</strong>rn ist das kyrillische Alphabet zu<br />
verdanken, sie übersetzten die heiligen<br />
Schriften ins Altkirchenslawische und<br />
verbreiteten sie unter <strong>de</strong>n slawischen<br />
Völkern. Die ersten wissenschaftlichen<br />
Bibliotheken entstan<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Gründung<br />
<strong>de</strong>r Bulgarischen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r<br />
Wissenschaften (1869) und <strong>de</strong>r Sofi oter<br />
Universität (1888). Eine <strong>de</strong>r ersten von<br />
<strong>de</strong>n Bulgaren nach <strong>de</strong>r »Befreiung« (von<br />
<strong>de</strong>r türkischen Fremdherrschaft) gegrün<strong>de</strong>ten<br />
Institutionen ist die Nationalbibliothek<br />
namens »Hl. Kyrill und Method«<br />
am 10. Dezember 1878.<br />
Eine historische Übersicht<br />
Öff entliche Bibliotheken und Schulbibliotheken<br />
entstehen gegen Mitte <strong>de</strong>s 19.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts. Die bulgarische Tradition<br />
<strong>de</strong>r Öff entlichen Bibliotheken ist insofern<br />
beson<strong>de</strong>rs, als sie eng mit <strong>de</strong>n sogenannten<br />
Volkslesehallen zusammenhängt<br />
(bulgarisch »Tschitalischte« = Ort<br />
<strong>de</strong>s Lesens/Lesehalle, von »tscheta« =<br />
lesen).<br />
Die Gründung <strong>de</strong>r Lesehallen ist <strong>de</strong>r<br />
privaten Initiative patriotisch gesinnter<br />
und hochgebil<strong>de</strong>ter Bulgaren zu verdanken,<br />
die sich für die Bewahrung <strong>de</strong>r kulturellen<br />
I<strong>de</strong>ntität und <strong>de</strong>r Muttersprache<br />
<strong>de</strong>r Bulgaren einsetzten. Neben Büchereien,<br />
betreiben die »Lesehallen« vielfältige<br />
Kultur-, Bildungs- und aufklärerische<br />
Aktivitäten, wie zum Beispiel Klubs, Zirkel,<br />
Sprach-, Tanzkurs- und Laientheatergruppen.<br />
Die Lesehallen zeichnen sich<br />
durch ihre <strong>de</strong>mokratischen Traditionen<br />
aus und übernehmen in <strong>de</strong>n jeweiligen<br />
Orten die Funktion einer öff entlichen,<br />
für je<strong>de</strong>rmann zugänglichen Bibliothek.<br />
Nach <strong>de</strong>r Staatsgründung Bulgariens<br />
(1878) wird kein weiteres, paralleles Netz<br />
Öff entlicher Bibliotheken eingerichtet,<br />
und die Lesehallen (auch als »Kulturhäuser«<br />
bezeichnet) sind bis heute noch oft<br />
das Rückgrat <strong>de</strong>r bibliothekarischen Versorgung<br />
dieser Orte.<br />
In <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Sozialismus wur<strong>de</strong> ein<br />
einheitliches und fl ächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s Bibliothekssystem,<br />
das auch ein Netzwerk<br />
fachlicher Bibliotheken einschloss, aufgebaut.<br />
Das gesamte System war hierarchisch<br />
geglie<strong>de</strong>rt, wur<strong>de</strong> direkt vom Staat<br />
gesteuert und diente <strong>de</strong>r kommunistischen<br />
I<strong>de</strong>ologie als Propagandainstrument.<br />
Im Jahre 1989 umfasste das System<br />
circa 10 000 Bibliotheken (wissen-<br />
Lesesaal | BuB<br />
schaftliche, Öff entliche, Schul-, Hochschul-,<br />
Berufsgenossenschafts- und<br />
Spezialbibliotheken). Der Staat investierte<br />
erhebliche Geldmittel in Gebäu<strong>de</strong>,<br />
Anlagen, Ausstattung, Buchankauf,<br />
bibliothekarische Ausbildung und Qualifi<br />
zierung, vor allem auch <strong>de</strong>r Bibliothekleitungen,<br />
da Bibliotheken als äußerst<br />
wichtige i<strong>de</strong>ologische Institutionen und<br />
als ein Schlüsselfaktor für Ausbildung<br />
und Wissenschaft verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n.<br />
Nach 1990, in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Übergangs<br />
zur Marktwirtschaft und <strong>de</strong>r Demokratisierung<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft, begann für<br />
die Bibliotheken eine schwere Zeit, die<br />
geprägt war von <strong>de</strong>r Enti<strong>de</strong>ologisierung<br />
ihrer Tätigkeit und vom Zusammenbruch<br />
<strong>de</strong>s einheitlichen Bibliothekssystems.<br />
Die Wirtschafts- und Finanzkrise,<br />
die das Land durchlebte, wirkte sich<br />
auch unmittelbar auf die Bibliotheken<br />
aus. Über 3 000 Bibliotheken wur<strong>de</strong>n<br />
geschlossen – darunter jedoch auch eine<br />
nicht unerhebliche Anzahl ineffi zienter<br />
Bibliotheken (vorwiegend Berufsgenossenschafts-<br />
und Spezialbibliotheken).<br />
Für die meisten Schul- und Lesehallenbibliotheken<br />
ging es in dieser Perio<strong>de</strong> um<br />
das Überleben.<br />
Die Entlassungen im Bereich <strong>de</strong>s öffentlichen<br />
Haushalts traf auch das Bibliothekenpersonal<br />
beson<strong>de</strong>rs hart. So wur<strong>de</strong><br />
zum Beispiel die Belegschaft <strong>de</strong>r Nationalbibliothek<br />
im Vergleich zum Jahr<br />
1989 um mehr als 40 Prozent reduziert,<br />
was zum Abbau von Funktionen im Stellen-<br />
und Dienstleistungsbereich führte.<br />
Die Mittel für Bestandsaufbau und Un-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 53<br />
Die Europa-Uhr am Battenberg-Platz in Sofia,<br />
fotografiert im November 2006: noch<br />
42 Tage bis zum Beitritt (Foto: GI Sofia)<br />
53
54 54 BuB | Lesesaal<br />
Starker Glaube an die<br />
Kraft von Normen<br />
Bulgarien, das seit <strong>de</strong>m 1. Januar <strong>de</strong>r<br />
Europäischen Union (EU) angehört, wird<br />
bisher in Deutschland nur wenig, und<br />
wenn, dann vor allem als Urlaubsland<br />
wahrgenommen; dies trotz <strong>de</strong>r langen<br />
Tradition im kulturellen Austausch zwischen<br />
Bulgarien und Deutschland und <strong>de</strong>r<br />
immer intensiver wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />
Beziehungen.<br />
Das Bulgarienbild schließt Gegensätze<br />
ein: ursprüngliche Natur – Raubbau und<br />
Umweltprobleme, wirtschaftlicher Aufschwung<br />
– Armut, kulturelle und ethnische<br />
Vielfalt – nationalistische Ten<strong>de</strong>nzen.<br />
Wi<strong>de</strong>rsprüche, die sich wohl in vielen europäischen<br />
Län<strong>de</strong>rn, in »alten« wie »neuen«<br />
EU-Staaten, mehr o<strong>de</strong>r weniger ausgeprägt<br />
fi n<strong>de</strong>n lassen.<br />
In einer vielschichtigen Gemengelage bewegen<br />
sich auch die bulgarischen Bibliotheken<br />
und Bibliothekare: Es gibt<br />
� eine erhabene und reiche Buch-, Leseund<br />
Bibliothekstradition, geprägt vom<br />
Stolz auf das erste slawische Alphabet,<br />
ein wichtiger Aspekt <strong>de</strong>r nationalen<br />
I<strong>de</strong>ntifi kation, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>utlich zum<br />
Beispiel auch in <strong>de</strong>r Konzeption und im<br />
Design <strong>de</strong>s letztjährigen Stands Bulgariens<br />
auf <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse<br />
wi<strong>de</strong>rspiegelte,<br />
� einen starken Glauben an die Kraft von<br />
Normen, Richtlinien und Direktiven,<br />
� in <strong>de</strong>r bulgarischen Informations- und<br />
Wissensgesellschaft Kommunikationsund<br />
Automatisierungstechnologien,<br />
Management- und Business-Strategien,<br />
die oft als Zaubermittel und Selbstzweck,<br />
nicht als Instrument für die Bibliotheksarbeit<br />
gesehen wer<strong>de</strong>n,<br />
� auf <strong>de</strong>r materiellen Seite: Blocka<strong>de</strong>n,<br />
Stagnation, zum Teil sogar Vernachlässigung<br />
o<strong>de</strong>r Verfall durch mangeln<strong>de</strong>s<br />
öffentliches Interesse und fehlen<strong>de</strong> Zuwendung.<br />
Wie positionieren sich nun die bulgarischen<br />
Bibliotheken, das Buch- und Verlagswesen<br />
im Allgemeinen heute? Worum<br />
kreisen die Gedanken bulgarischer<br />
Bibliothekare, was bestimmt ihr alltägliches<br />
Bibliotheksgeschäft? Welche Hoffnungen,<br />
welche Ängste, wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m<br />
EU-Beitritt verbun<strong>de</strong>n? Vanja Grashkina<br />
beschreibt die Situation aus <strong>de</strong>r Mitte<br />
<strong>de</strong>s Geschehens und <strong>de</strong>r Spannungsfel<strong>de</strong>r<br />
heraus, als Bibliotheksdirektorin und als<br />
Präsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Bulgarischen Bibliotheks-<br />
terhalt <strong>de</strong>r Bibliotheken gingen spürbar<br />
zurück. Bibliothekssammlungen und<br />
-bestän<strong>de</strong> veralteten und entsprachen<br />
nicht mehr <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten und sich in<br />
Bewegung befi ndlichen Bedürfnissen,<br />
gera<strong>de</strong> von jungen Lesern. Die schwere<br />
Krise verzögerte die Einführung mo<strong>de</strong>rner<br />
Technologien.<br />
Heute bestehen im Land über 6 900<br />
Bibliotheken, davon sind mehr als 3 300<br />
Öff entliche Bibliotheken (Lesehallen-,<br />
Regional- und Gemein<strong>de</strong>bibliotheken),<br />
circa 2 599 Schulbibliotheken, 381 Spezial-<br />
und mehr als 50 Universitätsbibliotheken.<br />
Trotz <strong>de</strong>r ernsten Folgen durch<br />
die wirtschaftliche und politische Krise<br />
befi n<strong>de</strong>n sich die Bibliotheken nicht in<br />
einer Stagnation. Zu verdanken ist das<br />
vor allem <strong>de</strong>m Engagement und <strong>de</strong>r Initiative<br />
<strong>de</strong>r Bibliothekare. Auch <strong>de</strong>r Bibliotheksverband<br />
ULISO (Union of Library<br />
and Information Service Offi cers), <strong>de</strong>r<br />
als Berufsverband seit <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong> (1990)<br />
existiert, spielte eine führen<strong>de</strong> Rolle bei<br />
<strong>de</strong>r Erneuerung und Weiterentwicklung<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheken.<br />
Aktiver Berufsverband<br />
Im Jahr 2001 gelang es <strong>de</strong>m Bibliotheksverband<br />
und <strong>de</strong>m Lehrstuhl für Bibliotheks-<br />
und Informationswissenschaften<br />
im Rahmen eines ULISO-Projekts namens<br />
»Hl. Kliment Ochridski« an <strong>de</strong>r Sofi<br />
oter Universität, ein Fortbildungszentrum<br />
für Bibliothekare einzurichten. Das<br />
Zentrum spielt eine wesentliche Rolle<br />
für die Weiterbildung und bei <strong>de</strong>r beruflichen<br />
Kontaktpfl ege. In <strong>de</strong>r Hauptsache<br />
wer<strong>de</strong>n themenbezogene Schnellkurse<br />
zu <strong>de</strong>n gegenwärtigen Informationstechnologien,<br />
zur Internetnutzung<br />
sowie zu Bibliotheksmanagement und<br />
Marketing durchgeführt. Bislang wur<strong>de</strong>n<br />
850 Bibliothekare in 80 Kursen fortgebil<strong>de</strong>t.<br />
Die bulgarische Gesetzgebung wird<br />
<strong>de</strong>rzeit an die europäischen Normen und<br />
Direktiven angepasst, die gesetzliche<br />
Grundlage für Bibliotheken jedoch ist<br />
noch nicht mo<strong>de</strong>rnisiert. Als Ergebnis<br />
einer Initiative <strong>de</strong>s Bibliotheksverban<strong>de</strong>s<br />
wur<strong>de</strong> im Jahr 2000 ein neues Gesetz<br />
über die Pfl ichtexemplarabgabe von<br />
Druck- und an<strong>de</strong>ren Erzeugnissen verabschie<strong>de</strong>t.<br />
1999 wur<strong>de</strong> das »Gesetz über<br />
<strong>de</strong>n Kulturschutz« beschlossen, das das<br />
Statut <strong>de</strong>r kommunalen Kultureinrichtungen,<br />
zu <strong>de</strong>nen auch die Gemein<strong>de</strong>bibliotheken<br />
zählen, behan<strong>de</strong>lt.<br />
Die staatliche Politik unterstützt die<br />
Bibliotheken in verschie<strong>de</strong>nen Bereichen,<br />
die zum Beispiel gesetzliche Regelungen,<br />
Bestands- und Personalaufbau betreff en.<br />
Bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Achtzigerjahre hatte<br />
man mit <strong>de</strong>r Automatisierung bibliotheksverwalterischer<br />
und bibliografi -<br />
scher Arbeitsgänge sowie mit <strong>de</strong>m Aufbau<br />
integrierter Netze in Bibliotheken<br />
begonnen. Dabei spielte das Projekt<br />
»Nationales Automatisiertes Bibliotheksinformationsnetzwerk«,<br />
das 1993 vom<br />
bulgarischen Bibliotheksverband und<br />
von <strong>de</strong>r Soros-Stiftung unterstützt wur-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Ausland<br />
verbands.<br />
Simone Bertram, Goethe-Institut Sofia<br />
– Kontakt: lib@sofia.goethe.org; <strong>www</strong>.<br />
goethe.<strong>de</strong>/sofia Die bulgarische Nationalbibliothek trägt <strong>de</strong>n Namen »Hl. Kyrill und Method«: Den bei<strong>de</strong>n<br />
Brü<strong>de</strong>rn ist das kyrillische Alphabet zu verdanken. (Foto: GI Sofia)<br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausland<br />
<strong>de</strong>, eine ausschlaggeben<strong>de</strong> Rolle. Das<br />
Projekt trug ganz wesentlich zur schnellen<br />
Automatisierung <strong>de</strong>r großen wissenschaftlichen<br />
und regionalen Bibliotheken<br />
bei. Die Nationalbibliothek hat die<br />
Retrokatalogisierung <strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
bulgarischen Schrifttums von 1878 bis<br />
zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs bereits<br />
abgeschlossen (als Teil <strong>de</strong>s Retroprojekts<br />
»Katalog <strong>de</strong>s Nationalen Schrifttums«);<br />
die Katalogisate stehen allen an<strong>de</strong>ren<br />
Bibliotheken zur Verfügung, was die<br />
Retrokatalogisierung auf nationalem<br />
Maßstab beschleunigt. Vor allem an <strong>de</strong>n<br />
Universitätsbibliotheken (Sofi oter Universität,<br />
Universitäten Nordost-Bulgariens,<br />
Universität Plovdiv) sind wichtige<br />
Retrokatalogisierungsprojekte im Gang,<br />
die meisten mit Unterstützung internationaler<br />
Programme.<br />
Einer nationalen Studie zufolge verfügen<br />
die Nationalbibliothek, etwa 90<br />
Prozent <strong>de</strong>r Regionalbibliotheken, 68<br />
Prozent <strong>de</strong>r Universitätsbibliotheken, 57<br />
Prozent <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Fachbibliotheken<br />
und 27 Prozent <strong>de</strong>r Spezialbibliotheken<br />
<strong>de</strong>rzeit über elektronische<br />
Kataloge.<br />
Eine weitere prioritäre Aufgabe sehen<br />
die Bibliotheken darin, Zugang zu <strong>de</strong>n<br />
be<strong>de</strong>utendsten Referenz- und Volltextdatenbanken<br />
zu ermöglichen. Die ersten<br />
nationalen Programme waren wegen <strong>de</strong>r<br />
eingeschränkten Nutzung <strong>de</strong>s Internets<br />
noch auf CD-Roms angewiesen (1995).<br />
Im Jahr 2002 konstituierte sich das Bulgarische<br />
Informationskonsortium, das<br />
insgesamt 40 Bibliotheken umfasst. Das<br />
Konsortium vertritt das Land innerhalb<br />
<strong>de</strong>s internationalen eIFL-Projekts und<br />
ermöglicht <strong>de</strong>n Zugang zu <strong>de</strong>n Datenbanken<br />
von EBSCO, Oxford Reference<br />
Online, Emerald Fulltext, InfoTrac Custom<br />
Journals und vielem mehr.<br />
Die großen Öff entlichen, wissenschaftlichen<br />
und regionalen sowie die<br />
zentralen Fachbibliotheken bieten elektronische<br />
Literaturbeschaff ungsdienste<br />
an und nutzen aktiv verschie<strong>de</strong>ne Dokumentlieferdienste.<br />
Auch Informationsanfragen<br />
sind meist online möglich.<br />
Im Mai 2006 präsentierte die Staatliche<br />
Agentur für Informationstechnologie<br />
und Kommunikation eine Studie, die<br />
untersucht, inwieweit die bulgarischen<br />
Bibliotheken bereit und in <strong>de</strong>r Lage sind,<br />
als Wissenszentren in <strong>de</strong>r Informations-<br />
gesellschaft zu fungieren. Die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Studie haben nochmals ver<strong>de</strong>utlicht,<br />
dass unverzüglich Maßnahmen zum<br />
Aufbau eines nationalen Bibliotheksinformationsnetzwerks<br />
getroff en wer<strong>de</strong>n<br />
müssen, die Verbesserung <strong>de</strong>s Zustands<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
schwächer ausgestatteter Bibliotheken<br />
mit eingeschlossen.<br />
Wichtige Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r<br />
Buch- und Leseför<strong>de</strong>rung<br />
Die neuen Technologien ersetzen nicht<br />
die traditionelle Buch- und Leseför<strong>de</strong>rungsfunktion<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheken. Im<br />
April 2006 kam es im Vorfeld <strong>de</strong>s EU-<br />
Beitritts Bulgariens zur Unterzeichnung<br />
Lesesaal | BuB<br />
Bulgarische Idylle: Holzhaus auf <strong>de</strong>m Land (Foto: Greta Gancheva/GI Sofia)<br />
eines »Memorandums zur Erarbeitung einer<br />
nationalen Politik <strong>de</strong>r Leseför<strong>de</strong>rung<br />
und <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s bulgarischen<br />
Verlags-, Buchhan<strong>de</strong>ls- und Bibliothekswesens<br />
sowie <strong>de</strong>r Lesehallen«.<br />
Der Bibliotheksverband schloss sich<br />
<strong>de</strong>m Memorandum an und etablierte in<br />
diesem Rahmen das nationale Programm<br />
»Lesen<strong>de</strong>s Bulgarien«. In das Programm<br />
fl ossen nützliche Erfahrungen einschlägiger<br />
<strong>de</strong>utscher Initiativen, Institutionen<br />
und Bibliotheken ein. Das Goethe-Ins-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 55<br />
Basar in <strong>de</strong>r bulgarischen Hauptstadt Sofia (Foto: GI Sofia)<br />
55
56 56 BuB | Lesesaal<br />
Die Alexan<strong>de</strong>r-Nevski-Gedächtnis-Kathedrale in Sofia: Der monumentale Sakralbau wur<strong>de</strong><br />
1892 bis 1912 errichtet und nach <strong>de</strong>m heilig gesprochenen russischen Nationalhel<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
13. Jahrhun<strong>de</strong>rts benannt. (Foto: GI Sofia)<br />
titut Sofi a hatte im November 2005 die<br />
Veranstaltung »Lesen – Investition für<br />
die Zukunft: Leseför<strong>de</strong>rung in Bulgarien<br />
und in Deutschland« organisiert. Über<br />
100 bulgarische Bibliothekare besuchten<br />
die Fortbildung, sie erfuhren unter<br />
an<strong>de</strong>rem von <strong>de</strong>n vielfältigen Aktivitäten<br />
<strong>de</strong>r »Stiftung Lesen«, und 30 Mitarbeiterinnen<br />
aus Kin<strong>de</strong>rabteilungen Öff entlicher<br />
Bibliotheken sowie bulgarische<br />
Deutschlehrerinnen hatten die Möglichkeit,<br />
sich in einem praxisorientierten<br />
Workshop von »LesArt« (Berlin) fortzubil<strong>de</strong>n.<br />
In Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Stadtbibliothek<br />
Sofi a und <strong>de</strong>r Regionalbibliothek<br />
Varna setzte das Goethe-Institut Sofi a<br />
seine Veranstaltungsreihe zur Leseför<strong>de</strong>rung<br />
mit Erzählaben<strong>de</strong>n und einem<br />
Workshop <strong>de</strong>r Erzählkünstlerin Katharina<br />
Ritter fort. Das Interesse seitens <strong>de</strong>s<br />
bulgarischen Publikums war außergewöhnlich<br />
groß.<br />
Die bulgarischen Öff entlichen Bibliotheken<br />
schenken gera<strong>de</strong> Leseför<strong>de</strong>rungsaktivitäten<br />
für Kin<strong>de</strong>r eine beson<strong>de</strong>re<br />
Beachtung. Eine Reihe von Bibliotheken<br />
(zum Beispiel Varna, Pasardschik, Stara<br />
Zagora, Schumen) entwickelte eigene<br />
Programme, die Vorleseaktionen mit<br />
prominenten Persönlichkeiten, Th eaterauff<br />
ührungen, I<strong>de</strong>en- und Malwerkstätten,<br />
Lesenächte, Programme zur Feriengestaltung<br />
in Camps, Internetseiten und<br />
so weiter umfassen. Einige <strong>de</strong>r Bibliothe-<br />
ken arbeiten mit Designern und Malern<br />
zusammen und versuchen so, ihre Kin<strong>de</strong>rabteilung<br />
in für Kin<strong>de</strong>r attraktive und<br />
anregen<strong>de</strong> Orte zu verwan<strong>de</strong>ln.<br />
Zum Internationalen Tag <strong>de</strong>s Buches,<br />
<strong>de</strong>m 23. April, initiierten <strong>de</strong>r Bibliotheksund<br />
<strong>de</strong>r Verlegerverband im vergangenen<br />
Jahr unter <strong>de</strong>r Schirmherrschaft<br />
<strong>de</strong>r Gattin <strong>de</strong>s Staatspräsi<strong>de</strong>nten, Zorka<br />
Parvanova, <strong>de</strong>n ersten lan<strong>de</strong>sweiten Lesemarathon.<br />
In mehr als 30 Städten und<br />
Dörfern fan<strong>de</strong>n Leseaktivitäten in Bibliotheken,<br />
Buchhandlungen, Museen<br />
und Galerien statt; Tausen<strong>de</strong> von Menschen,<br />
von jung bis alt, nahmen daran<br />
teil, lokale Radio- und Fernsehstationen<br />
begleiteten die Veranstaltungen an vielen<br />
<strong>de</strong>r Orte aktiv.<br />
Bewahrung <strong>de</strong>s schriftlichen Kulturerbes<br />
Die Pfl ege, Restaurierung und Bewahrung<br />
<strong>de</strong>s schriftlichen Kulturerbes hat in<br />
<strong>de</strong>n bulgarischen Bibliotheken eine lange<br />
Tradition. 1997 erarbeitete <strong>de</strong>r Bibliotheksverband<br />
einen Entwurf für ein<br />
nationales Programm zum Schutz von<br />
Bibliotheksbestän<strong>de</strong>n. Die großen wissenschaftlichen<br />
Bibliotheken konzentrieren<br />
heute ihre Kräfte darauf, kulturell<br />
wertvolle Schriftzeugnisse zu digitalisieren<br />
und für eine breite Öff entlichkeit<br />
zugänglich zu machen. Die Nationalbibliothek<br />
richtet ein Digitalisierungszentrum<br />
ein und arbeitet an einem<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Ausland<br />
Konzept zur Digitalisierung <strong>de</strong>r wertvollsten<br />
Handschriftensammlungen,<br />
Archive und alten, auf <strong>de</strong>m Balkan herausgegebenen,<br />
Drucke ihrer Bestän<strong>de</strong>.<br />
Ähnliches unternehmen auch die<br />
Zentralbibliothek <strong>de</strong>r Bulgarischen Aka<strong>de</strong>mie<br />
<strong>de</strong>r Wissenschaften und einige <strong>de</strong>r<br />
Regionalbibliotheken. Die Regionalbibliothek<br />
Varna hat viel Erfahrung bei <strong>de</strong>r<br />
Konzipierung multimedialer Angebote,<br />
zum Beispiel in Zusammenhang mit<br />
<strong>de</strong>m Projekt »Altes Varna«, das sich durch<br />
die enge Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n städtischen<br />
Museen auszeichnet.<br />
Auch die internationale Konferenzreihe<br />
mit <strong>de</strong>r Universität Emporia (USA),<br />
die im November 2006 zum vierten Mal<br />
in Sofi a stattfand und an <strong>de</strong>r sich über 150<br />
Teilnehmer aus 30 Län<strong>de</strong>rn beteiligt hatten,<br />
widmete sich <strong>de</strong>m Th ema »Globalisierung,<br />
Digitalisierung, Zugänglichkeit<br />
und Bewahrung <strong>de</strong>s Kulturerbes«. Im<br />
Laufe <strong>de</strong>r drei Konferenztage wur<strong>de</strong>n<br />
120 Vorträge gehalten. Parallel zur Konferenz<br />
verlief ein Seminar mit <strong>de</strong>m Fokus<br />
auf <strong>de</strong>m Schutz von Bestän<strong>de</strong>n bei Naturkatastrophen.<br />
Es sind bereits Bestrebungen im Gange,<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Digitalisierungsvorhaben<br />
eff ektiver zu koordinieren.<br />
Derzeit bemüht man sich darum, ein<br />
Kulturerbe-Gesetz zu erarbeiten; <strong>de</strong>n<br />
Bibliotheken wird darin ein wichtiger<br />
Stellenwert beigemessen.<br />
Informationszugang für alle<br />
In <strong>de</strong>n vergangenen Jahren arbeiteten<br />
eine Mehrzahl <strong>de</strong>r Universitäts- und<br />
Öff entlichen Bibliotheken daran, ihre<br />
Bestän<strong>de</strong>, Ausstattung und Dienstleistungen<br />
<strong>de</strong>n Bedürfnissen von behin<strong>de</strong>rten<br />
und sozial schlechter gestellten<br />
Personengruppen anzupassen beziehungsweise<br />
sie entsprechend zu erweitern.<br />
Dies geschieht in Zusammenarbeit<br />
mit Nichtregierungsorganisationen, wie<br />
etwa <strong>de</strong>m Verband <strong>de</strong>r Blin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
»Zentrum für Unabhängiges Leben«, mit<br />
staatlichen Behör<strong>de</strong>n, Sozialämtern <strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong>n und vielen an<strong>de</strong>ren.<br />
An <strong>de</strong>m Projekt »Zugang zu elektronischer<br />
Information in Bulgarischen Bibliotheken<br />
für Sehschwache« <strong>de</strong>s Bibliotheksverbands<br />
mit Unterstützung durch<br />
<strong>de</strong>n British Council in Sofi a beteiligen<br />
sich 31 bulgarische Bibliotheken (zum<br />
Beispiel in Montana, Varna, Pasardschik,<br />
Stara Zagora, Burgas). Es ist ein Internet-<br />
Portal entstan<strong>de</strong>n, das urheberfreie elektronische<br />
Bibliotheksbestän<strong>de</strong> und Volltexte<br />
für Sehbehin<strong>de</strong>rte versammelt. An<br />
neun Standorten konnten Arbeitsplätze<br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausland<br />
mit entsprechen<strong>de</strong>r Spezialsoftware ausgerüstet<br />
und die Bibliothekare in ihre<br />
Anwendung eingeführt wer<strong>de</strong>n. Auch<br />
nach Abschluss <strong>de</strong>s eigentlichen Projekts<br />
wird das Internet-Portal von <strong>de</strong>n beteiligten<br />
Bibliotheken weiterentwickelt und<br />
weiter bestückt.<br />
Aufbau öff entlicher Informationszentren<br />
Ein Hauptanliegen <strong>de</strong>r bulgarischen Öffentlichen<br />
Bibliotheken besteht darin,<br />
ihre Möglichkeiten und Kapazitäten im<br />
Hinblick auf Online-Auskunftsdienste<br />
für Bürgerinnen und Bürger sowie administrative<br />
Behör<strong>de</strong>n zu verbessern.<br />
Im Rahmen eines bibliothekarischen<br />
Erfahrungsaustausches zwischen 17<br />
Bibliotheken in Bulgarien und <strong>de</strong>n USA<br />
(Bun<strong>de</strong>sstaaten Colorado und Iowa) entstan<strong>de</strong>n<br />
zu diesem Zweck in fünf ausgewählten<br />
Bibliotheken <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Pilot-<br />
Informationszentren. Finanziert wer<strong>de</strong>n<br />
diese und verschie<strong>de</strong>ne an<strong>de</strong>re Maßnahmen<br />
(zum Bespiel auch Praktika bulgarischer<br />
Bibliothekare an ihren Partnerbibliotheken<br />
in <strong>de</strong>n USA, ein Leitfa<strong>de</strong>n<br />
zur Einrichtung von Informationszen-<br />
Die Geschichte<br />
Südosteuropas mitgeprägt<br />
Bulgarien, das über eine Lan<strong>de</strong>sfläche<br />
von circa 111 000 Quadratkilometer<br />
verfügt, liegt auf <strong>de</strong>r Balkanhalbinsel.<br />
Das Land prägte über die Jahrtausen<strong>de</strong><br />
die Geschichte Südosteuropas und<br />
Europas aktiv mit. Bereits im 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
entstan<strong>de</strong>n, entwickelte sich<br />
<strong>de</strong>r bulgarische Staat in seiner mo<strong>de</strong>rnen<br />
Gestalt nach zwei Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />
byzantinischer Herrschaft (10. bis 12.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt) und fünf Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />
türkischer Fremdherrschaft (14. bis 19.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt) seit <strong>de</strong>m Jahr 1878 (auch<br />
als »Jahr <strong>de</strong>r Befreiung« bezeichnet).<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r vergangenen 125 Jahre<br />
war das Land Verfassungsmonarchie<br />
und Sozialistische Volksrepublik;<br />
seit 1990 ist es eine parlamentarische<br />
Republik. Bulgarien hat heute 7,5 Millionen<br />
Einwohner verschie<strong>de</strong>ner ethnischer<br />
und religiöser Zugehörigkeit.<br />
Nach <strong>de</strong>n Bulgaren sind Türken, Roma<br />
und Sinti, Armenier und Ju<strong>de</strong>n die wichtigsten<br />
ethnischen Gruppen. 85,7 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Bevölkerung sind christlich-orthodox,<br />
13,1 Prozent Muslime; Katholiken,<br />
Protestanten und Ju<strong>de</strong>n gehören<br />
zum Min<strong>de</strong>rheitenanteil <strong>de</strong>r sonstigen<br />
religiösen Gruppen. Die Amtssprache<br />
ist Bulgarisch.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
tren, diverse Seminare und Ähnliches)<br />
noch bis En<strong>de</strong> 2006 durch das Büro für<br />
kulturellen Austausch und Bildungsaustausch<br />
<strong>de</strong>s Außenministeriums <strong>de</strong>r USA.<br />
Die Funktion <strong>de</strong>r Informationszentren<br />
soll <strong>de</strong>n Beitrag ver<strong>de</strong>utlichen, <strong>de</strong>n Öffentliche<br />
Bibliotheken zur Demokratisierung<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft leisten können;<br />
damit sollen sie auch stärker ins Blickfeld<br />
<strong>de</strong>r öff entlichen Behör<strong>de</strong>n rücken. Auf<br />
<strong>de</strong>r Website zum amerikanisch-bulgarischen<br />
Bibliotheksaustausch sind mehr als<br />
700 thematisch geordnete Internet-Links<br />
zur Bürgerinformation in Bulgarien aufgelistet.<br />
Nationale Bibliothekswoche<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r vergangenen Jahre erkannten<br />
die Bibliothekare, dass konsequentes<br />
Herangehen und Han<strong>de</strong>ln gefragt sind,<br />
um die Aufmerksamkeit <strong>de</strong>r politischen<br />
Entscheidungsträger und <strong>de</strong>r Öff entlichkeit<br />
auf die Bibliotheken und <strong>de</strong>ren<br />
Potenzial zur Entwicklung <strong>de</strong>r Informationsgesellschaft<br />
zu lenken.<br />
Vor diesem Hintergrund organisiert<br />
<strong>de</strong>r Verband jährlich eine »Nationale<br />
Bibliothekswoche«. 2006 fand vom 15.<br />
bis zum 24. Mai, <strong>de</strong>m bulgarischen Feiertag<br />
<strong>de</strong>s slawischen Schrifttums und <strong>de</strong>r<br />
Kultur, eine konzentrierte Lobbykampagne<br />
unter <strong>de</strong>m Motto »Bibliotheken – Investition<br />
in die Zukunft« statt. 48 Bibliothekare<br />
aus 28 Städten und Dörfern <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s waren aktiv beteiligt. Den Auftakt<br />
zur Kampagne machte die Eröff nung <strong>de</strong>r<br />
Ausstellung »Die gegenwärtige bulgarische<br />
Bibliothek« im Parlamentsgebäu<strong>de</strong>.<br />
Im Anschluss daran diskutierten in Sofi a<br />
Vertreter <strong>de</strong>r Berufsverbän<strong>de</strong> mit Ministern,<br />
Parlamentariern und kommunalen<br />
Politikern über nach wie vor ungelöste<br />
Probleme <strong>de</strong>r Bibliotheken (fehlen<strong>de</strong><br />
nationale Strategie zur Entwicklung <strong>de</strong>s<br />
Bibliothekswesens, fehlen<strong>de</strong> gesetzliche<br />
Grundlage, Hinterherhinken bei Technologien<br />
und Standards).<br />
In <strong>de</strong>n Städten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s fan<strong>de</strong>n<br />
Treff en zwischen Bibliothekaren und<br />
Abgeordneten <strong>de</strong>r jeweiligen Wahlkreise<br />
und Behör<strong>de</strong>n statt, die an einigen Orten<br />
zu konkreten Ergebnissen für die Bibliotheken<br />
führten. Bei Aktionen wie einem<br />
»Tag <strong>de</strong>r off enen Tür« schrieben sich in<br />
<strong>de</strong>n Bibliotheken insgesamt über 4 800<br />
neue Leser ein, die Internet-Nutzung<br />
wur<strong>de</strong> kostenlos angeboten.<br />
Eines <strong>de</strong>r wichtigsten Resultate aus<br />
diesen konzertierten Aktivitäten ist <strong>de</strong>r<br />
konkrete Einstieg <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />
Kultur und <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s in die Arbeit<br />
an einer gesetzlichen Regelung für die<br />
Lesesaal | BuB<br />
Vanja Grashkina ist<br />
seit 2002 im zweiten<br />
Mandat Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s bulgarischen<br />
Verban<strong>de</strong>s<br />
<strong>de</strong>r Bibliothekare<br />
(ULISO, Union of<br />
Library and Information<br />
Service Officers)<br />
und Vizedirektorin <strong>de</strong>s »Nationalen<br />
Zentrums für Information und<br />
Dokumentation«. Sie war Dozentin am<br />
Staatlichen Bibliothekarischen Institut<br />
und Leiterin <strong>de</strong>r Erwerbungsabteilung<br />
an <strong>de</strong>r Nationalbibliothek »Hl. Hl. Kyrill<br />
und Method«.<br />
Grashkina studierte in Sofia und<br />
Minsk Bibliothekswissenschaften und<br />
Bibliografie. Für die internationalen<br />
Projekte <strong>de</strong>r Europäischen Kommission<br />
für Bibliotheken wie PLDP, PUBLICA,<br />
PULMAN, CALIMERA ist sie Projektkoordinatorin<br />
in Bulgarien. Sie hat circa<br />
30 Veröffentlichungen in <strong>de</strong>r Fachpresse,<br />
unter an<strong>de</strong>rem in englischer<br />
und russischer Sprache, auf <strong>de</strong>n Gebieten<br />
Bibliothekstätigkeit und Informationsgesellschaft<br />
sowie zum Thema Bestandsaufbau<br />
in Bibliotheken verfasst.<br />
Grashkina wur<strong>de</strong> 1959 in Jakoruda<br />
(Südbulgarien) geboren, sie ist verheiratet<br />
und hat ein Kind.<br />
bulgarischen Bibliotheken unter Beteiligung<br />
eines britischen Experten. Unsere<br />
Hoff nungen sind groß, dass diese Arbeiten<br />
in die Verabschiedung eines mo<strong>de</strong>rnen<br />
Gesetzesentwurfs mün<strong>de</strong>n und so<br />
die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
garantiert wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Obwohl langsamer und zähfl üssiger<br />
als wünschenswert, orientieren sich die<br />
bulgarischen Bibliotheken immer stärker<br />
an mo<strong>de</strong>rnen Ten<strong>de</strong>nzen und Standards.<br />
Die Beteiligung an mehreren europäischen<br />
Projekten, wie zum Beispiel PUL-<br />
MAN, CALIMERA, CERTIDoc, AIT-<br />
ME spielt dabei eine wichtige Rolle.<br />
Ausgewählte Links:<br />
Bulgarischer Bibliotheksverband (ULI-<br />
SO): <strong>www</strong>.lib.bg<br />
Bulgarisches Informationskonsortium:<br />
<strong>www</strong>.bic.bg<br />
Amerikanisch-bulgarische Bibliothekspartnerschaften,<br />
Portal zur Bürgerinformation:<br />
<strong>www</strong>.ableportal.bg<br />
Elektronische Informationsportal für<br />
Sehbehin<strong>de</strong>rte: <strong>www</strong>.libsu.uni-sofi a.bg/<br />
project_access/in<strong>de</strong>x.html<br />
Lesen – Investition für die Zukunft,<br />
Goethe-Institut Sofi a: <strong>www</strong>.goethe.<strong>de</strong>/<br />
ins/bg/sof/wis/sbi/les/<strong>de</strong>in<strong>de</strong>x.htm<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 57<br />
�<br />
57
58 58 BuB | Lesesaal Ausland<br />
Lise Rebout, Shawn Whatley<br />
Ein Recht auf<br />
exzellente<br />
Wissensstätten<br />
In Kanada gibt es Bibliotheksgesetze<br />
und starke Netzwerke<br />
für Bildungsarbeit<br />
Kanada gehört zu <strong>de</strong>n fortschrittlichen<br />
Bildungslän<strong>de</strong>rn mit mo<strong>de</strong>rnen Bibliotheken.<br />
Zu<strong>de</strong>m gelingt es dort offenbar,<br />
verschie<strong>de</strong>ne Funktionen und Leitbil<strong>de</strong>r<br />
dieser komplexen Institutionen miteinan<strong>de</strong>r<br />
zu vereinbaren: Wissenschaftliche<br />
und Öffentliche Bibliotheken sind<br />
Kultur- und Bildungsstätten, bieten ein<br />
intellektuelles Forum und sind digitale<br />
Informationsbörsen, sie sind Studien-<br />
und Freizeitorte – um nur einige Beispiele<br />
zu nennen. Diese mo<strong>de</strong>rnen Wissenszentren<br />
sind aber auch einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Orte, an <strong>de</strong>nen man sich wohl fühlen<br />
kann. Im Jahr 2008 wird Kanada Gastgeber<br />
<strong>de</strong>s IFLA-Weltkongresses sein.<br />
Im vorliegen<strong>de</strong>n Bericht beschreiben<br />
zwei Bibliothekare, die an <strong>de</strong>n Goethe-<br />
Instituten von Montreal und Toronto<br />
tätig sind, die historische Entwicklung<br />
und aktuelle Trends <strong>de</strong>s in mancherlei<br />
Hinsicht vorbildlichen kanadischen Bibliothekswesens.<br />
Kanada ist ein Land <strong>de</strong>r Kontraste<br />
und <strong>de</strong>r Komplexität mit rund 32<br />
Millionen Einwohnern. Das Land<br />
besteht aus zehn Provinzen und drei Territorien.<br />
Ähnlich <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />
verfügen die Provinzen über<br />
eine beachtliche Autonomie und han<strong>de</strong>ln<br />
eigenverantwortlich in Angelegenheiten<br />
wie Erziehung und Gesundheitswesen.<br />
Die Provinzen sind in einem Staatenbund<br />
zusammengeschlossen, <strong>de</strong>r Hauptsitz<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung liegt in Ottawa,<br />
Ontario. Kanada ist weltweit bekannt<br />
für seine beeindrucken<strong>de</strong> Landschaft,<br />
die Weite <strong>de</strong>s Raumes, eine artenreiche<br />
Tierwelt, Städte mit hoher Lebensqualität<br />
und ein friedliches Zusammenleben<br />
vieler Völkergruppen.<br />
Nach<strong>de</strong>m Kanada von <strong>de</strong>n »First Nations«<br />
bewohnt war, erlebte das Land<br />
Mitte <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts – ausgehend<br />
von Frankreich – seine erste Immigrationswelle<br />
aus Europa. Kurze Zeit später<br />
erreichten auch die Briten Kanada. Ein<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Sieg für die Zukunft <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>n Toren <strong>de</strong>r Stadt<br />
Quebec im Jahre 1759 errungen. Die<br />
Franzosen wur<strong>de</strong>n besiegt und Kanada<br />
wur<strong>de</strong> in das britische Empire integriert.<br />
Englisch und Französisch sind seit 1969<br />
die bei<strong>de</strong>n offi ziellen Sprachen. Doch<br />
Kanada beginnt sich gegenwärtig von <strong>de</strong>r<br />
I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r zwei Grün<strong>de</strong>rnationen zu distanzieren<br />
und konzentriert sich ganz auf<br />
eine multikulturelle Zukunft.<br />
Bibliotheken in Quebec<br />
Zunächst ein kleiner historischer Rückblick.<br />
Bis 1960 dominierte die Kirche<br />
das Leben <strong>de</strong>r Quebecer Gesellschaft.<br />
Der Bevölkerung wur<strong>de</strong>n die kirchlichen<br />
Lehren aufgezwungen und alles<br />
künstlerische und intellektuelle Schaff en<br />
wur<strong>de</strong> strengstens kontrolliert. Das Lesen,<br />
als Anstoß zum freien Denken und<br />
somit äußerst gefährlich für die Kirche,<br />
wur<strong>de</strong> jedoch nicht vollständig verboten.<br />
Statt<strong>de</strong>ssen stellte die Kirche <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
Bibliotheken zur Verfügung, in<br />
<strong>de</strong>nen sich ausschließlich Werke befan<strong>de</strong>n,<br />
die ihren Lehren entsprachen, um so<br />
die Menschen nach ihrem Glauben heranzuziehen:<br />
In diesem Sinne wird 1844<br />
die erste öff entliche französischsprachige<br />
Bibliothek eröff net, das »Œuvre <strong>de</strong>s Bons<br />
Livres«, welches später umbenannt wird<br />
in »Cabinet <strong>de</strong> Lecture Paroissial« und<br />
schließlich in »Cercle Ville Marie«.<br />
Kurz darauf beginnt <strong>de</strong>r Bischof von<br />
Quebec, Monseigneur Bourget, einen<br />
wahren Feldzug gegen die Bibliothek<br />
<strong>de</strong>s Institut Canadien <strong>de</strong> Montréal und<br />
seine »schlechten Bücher«. 1 Nach seiner<br />
Zwangsschließung im Jahre 1880 versucht<br />
das Institut, seine über 10 000 Werke<br />
große Sammlung <strong>de</strong>r Stadt Montreal<br />
zu vermachen, die das Angebot jedoch<br />
ablehnt. 2 Ebenso lehnt die Stadt im Jahr<br />
1905 die Spen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s amerikanischen<br />
Millionärs und Wohltäters Andrew Carnegie<br />
ab, die <strong>de</strong>m Bau einer Öff entlichen<br />
Bibliothek dienen sollte. Als im Jahr 1915<br />
die neue Bibliothek St.-Sulpice errichtet<br />
wird, die <strong>de</strong>n Bestand <strong>de</strong>r Cercle Ville<br />
Marie und aller Bibliotheken von St.-Sulpice<br />
übernimmt, ist es auch <strong>de</strong>r Klerus,<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bau in Auftrag gibt. Die Bibliothek<br />
soll <strong>de</strong>r gesamten Bevölkerung gelten<br />
und verzögert somit <strong>de</strong>n Bau einer<br />
Stadtbibliothek.<br />
In <strong>de</strong>n Jahren 1936 bis 1959, <strong>de</strong>r Regierungszeit<br />
von Maurice Duplessis,<br />
herrscht für die Menschen in Quebec die<br />
Zeit <strong>de</strong>r sogenannten »gran<strong>de</strong> noirceur«<br />
(tiefe Dunkelheit). Jegliche künstlerische<br />
Kreativität wird streng unterdrückt.<br />
Es folgt die »Révolution Tranquille«<br />
(Stille Revolution), eingeleitet 1960<br />
durch die Regierung Jean Lesages. Diese<br />
Regierung und alle nachfolgen<strong>de</strong>n hatten<br />
<strong>de</strong>n Wunsch, <strong>de</strong>r Bevölkerung zu besserer<br />
Bildung zu verhelfen, aber auch das<br />
künstlerische und intellektuelle Schaff en<br />
in Quebec zu unterstützen. Bibliotheken<br />
wer<strong>de</strong>n seit<strong>de</strong>m von <strong>de</strong>n jeweiligen Regierungen<br />
sehr geför<strong>de</strong>rt und bekommen<br />
fortwährend fi nanzielle und politische<br />
Unterstützung, um so <strong>de</strong>n beträchtlichen<br />
Rückstand, <strong>de</strong>n sie im Vergleich zu<br />
<strong>de</strong>n Bibliotheken im englischsprachigen<br />
Raum Kanadas aufweisen, aufzuholen:<br />
So haben die Öff entlichen Bibliotheken<br />
zum Beispiel seit 1960 einen eigenen Rat<br />
sowie eine (Beratungs-)Kommission innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Regierung. 3<br />
Im Jahr 1962 wur<strong>de</strong>n die ersten zentralen<br />
Leihbibliotheken für die ländliche<br />
1 <strong>www</strong>.biographi.ca/FR/ShowBio.<br />
asp?BioId=39507<br />
2 Marcel Lajeunesse: Lecture publique et culture<br />
au Québec: XIXe et XXe siècles. Sainte-Foy:<br />
Presses <strong>de</strong> l‘Université du Québec,<br />
2004, Seite 20<br />
3 Jean-Paul Baillargeon: Les bibliothèques<br />
publiques et la révolution tranquille au Québec.<br />
In: BBF, 2005-1, http://bbf.enssib.fr/<br />
sdx/BBF/pdf/bbf-2005-1/01-baillargeon.<br />
pdf<br />
4 Les bibliothèques publiques, une responsabilité<br />
à partager: Rapport <strong>de</strong> la Commission<br />
d‘étu<strong>de</strong> sur les bibliothèques publiques du<br />
Québec 1987<br />
5 Ministère <strong>de</strong> la Culture et <strong>de</strong>s Communications:<br />
Le temps <strong>de</strong> lire, un art <strong>de</strong> vivre: Politique<br />
<strong>de</strong> la lecture et du livre. Québec, 1998<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausland<br />
Bevölkerung eingerichtet, und im Jahr<br />
1967 folgte die Errichtung <strong>de</strong>r Nationalbibliothek,<br />
die Bibliothèque Nationale<br />
du Québec. Mit <strong>de</strong>m Plan Vaugeois von<br />
1980, einem Fünfj ahresplan zur Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Öff entlichen Bibliotheken,<br />
<strong>de</strong>r für die Stadtgemein<strong>de</strong>n fi nanzielle<br />
Unterstützungen seitens <strong>de</strong>r Regierung<br />
vorsah, gelang es durch Aufbau und Sanierung<br />
<strong>de</strong>r Infrastruktureinrichtungen,<br />
ungefähr 90 bis 92 Prozent <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
einen Zugang zu <strong>de</strong>n Bibliotheksangeboten<br />
zu verschaff en. Einen neuen<br />
Anstoß gab auch <strong>de</strong>r 1987 erschienene<br />
Sauvageau-Bericht über das Leseverhalten<br />
in Quebec, <strong>de</strong>r auch die vier Hauptaufgaben<br />
<strong>de</strong>r Öff entlichen Bibliotheken<br />
festlegt: eine erzieherische Funktion zu<br />
erfüllen, einen Zugang zu Kultur und<br />
Information zu verschaff en, ein Ort <strong>de</strong>r<br />
Freizeitgestaltung zu sein und sich für<br />
Chancengleichheit einzusetzen. 4 Die Sta-<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
tistiken über das Leseverhalten in Quebec<br />
blieben jedoch eher enttäuschend,<br />
was die Regierung 1998 dazu veranlasste,<br />
mit ihrem Bericht »Le temps <strong>de</strong> lire, un<br />
art <strong>de</strong> vivre« 5 das erste Mal eine wirkliche<br />
Politik zugunsten <strong>de</strong>r Leseför<strong>de</strong>rung ins<br />
Leben zu rufen.<br />
Diese Unterstützungen haben es <strong>de</strong>n<br />
Bibliotheken in Quebec ermöglicht, ein<br />
Netzwerk aufzubauen, das <strong>de</strong>r räumlichen<br />
Situation und <strong>de</strong>r Bevölkerungslage<br />
<strong>de</strong>r Region entspricht. Insgesamt leben in<br />
<strong>de</strong>r Provinz Quebec 7,6 Millionen Menschen<br />
auf einer Gesamtfl äche von 1,6<br />
Millionen Quadratkilometer. Quebec<br />
hat somit zehnmal weniger Einwohner<br />
als Deutschland in einem Gebiet, das fast<br />
fünfmal so groß ist! Allerdings sind 97<br />
Prozent <strong>de</strong>r Quebecer Bevölkerung auf<br />
nur 20 Prozent <strong>de</strong>r Gesamtfl äche Quebecs<br />
konzentriert (das Gebiet entlang <strong>de</strong>s<br />
St. Lorenz Stromes), und 80 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Lesesaal | BuB<br />
Bevölkerung wohnen in städtischen Gebieten.<br />
Um dieser Situation gerecht wer<strong>de</strong>n<br />
zu können, haben die Bibliotheken<br />
Quebecs ein breit gefächertes Netzwerk<br />
entwickelt, um auch <strong>de</strong>r Bevölkerung in<br />
<strong>de</strong>n ländlichen Regionen einen Zugang<br />
zu ihren Angeboten zu verschaff en.<br />
Netzwerk Universitätsbibliotheken<br />
Die Universitätsbibliotheken arbeiten gemeinschaftlich<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Quebecer<br />
Hochschulrektorenkonferenz CREPUQ<br />
zusammen (Conférence <strong>de</strong>s Recteurs et<br />
<strong>de</strong>s Principaux <strong>de</strong>s Universités du Québec).<br />
Der ehrenamtlich tätige Ausschuss<br />
<strong>de</strong>r Bibliotheken innerhalb <strong>de</strong>s Gremiums<br />
setzt sich aus <strong>de</strong>n Leitern und Leiterinnen<br />
<strong>de</strong>r 18 Universitätsbibliotheken Quebecs<br />
zusammen. Seine Aufgabe besteht darin,<br />
durch Kooperation die Erweiterung <strong>de</strong>r<br />
Bestän<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Informationsangebo-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 59<br />
Mitten im Zentrum von Montreal liegt die eindrucksvolle Gran<strong>de</strong> Bibliothèque. Sie ist eine <strong>de</strong>r Hauptattraktionen <strong>de</strong>r Stadt – ein Treffpunkt<br />
und Veranstaltungsort für Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, Theateraufführungen. (Foto: Bernard Fougères)<br />
59
60 60 BuB | Lesesaal<br />
te zu för<strong>de</strong>rn. Die Gemeinschaftspolitik<br />
beschränkt sich aber nicht nur auf Neuanschaff<br />
ungen, son<strong>de</strong>rn umfasst ebenso<br />
Personalaustausch, Bestandserfassung<br />
(zum Beispiel Einführung von gemeinsamen<br />
Normen bei <strong>de</strong>r Bestandserfassung,<br />
Datenaustausch) und die Fernleihe.<br />
Angesichts <strong>de</strong>r großen räumlichen<br />
Distanz vieler Universitäten zueinan<strong>de</strong>r,<br />
hat die CREPUQ für die Fernleihe einen<br />
unabhängigen Zustellerservice ins Leben<br />
gerufen, <strong>de</strong>n sogenannten PEBUQUILL<br />
(Prêts Entre Bibliothèques Universitaires<br />
Québécoises/Quebec Universities Interlibrary<br />
Loans). Dieser Service verbin<strong>de</strong>t<br />
alle Universitätsbibliotheken in ganz<br />
Quebec miteinan<strong>de</strong>r und unterhält einen<br />
zusätzlichen Lieferungsservice mit <strong>de</strong>m<br />
in ähnlicher Weise funktionieren<strong>de</strong>n<br />
Netzwerk von Ontario, <strong>de</strong>m IUTS (Inter<br />
University Transit System), und mit <strong>de</strong>r<br />
Bibliothèque Nationale du Canada.<br />
Netzwerk Öffentliche Bibliotheken<br />
Damit die Stadt- und Landbevölkerung<br />
gleichermaßen Bibliotheksangebote in<br />
Anspruch nehmen kann, hat man das<br />
Netzwerk so aufgebaut, dass es auf <strong>de</strong>r<br />
einen Seite die eigenständigen Stadtbibliotheken<br />
gibt und auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite<br />
die Bibliotheken, die an die regionalen<br />
Fachstellen (die CRSBP) angeschlossenen<br />
sind. Insgesamt gibt es in Quebec<br />
heute 105 eigenständige Bibliotheken,<br />
in je<strong>de</strong>r städtischen Gemein<strong>de</strong> ab einer<br />
Größe von 5 000 Einwohnern. Die an<br />
die CRSBP angeschlossenen Bibliotheken<br />
sind in <strong>de</strong>n kleineren Gemein<strong>de</strong>n<br />
angesie<strong>de</strong>lt und können fast 95 Prozent<br />
<strong>de</strong>r ländlichen Bevölkerung Quebecs einen<br />
Zugang zu ihren Diensten verschaffen.<br />
6 Die Fachstellen selbst sind auch in<br />
einem Netzwerk zusammengefasst, <strong>de</strong>m<br />
RCRSBPQ, o<strong>de</strong>r Réseau Biblio du Québec<br />
(Vereinigung <strong>de</strong>r regionalen Fachstellen<br />
für die Öff entlichen Bibliotheken<br />
Quebecs). Es bietet ebenfalls gemeinsame<br />
Dienste an.<br />
Der Aufbau <strong>de</strong>s Netzwerkes ist somit<br />
dreistufi g. Zunächst gibt es die Bibliotheken;<br />
diese wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n CRS-<br />
BP-Fachstellen unterstützt, und diese<br />
nutzen wie<strong>de</strong>rum selber <strong>de</strong>n Service <strong>de</strong>s<br />
Réseau Biblio. Die CRSB-Fachstellen<br />
sind hauptsächlich für die Organisation<br />
<strong>de</strong>r Fernleihe, die Bereitstellung und <strong>de</strong>n<br />
Austausch <strong>de</strong>r Bücherbestän<strong>de</strong> und die<br />
Unterstützung bei Veranstaltungen und<br />
Werbung verantwortlich. Das Netzwerk<br />
Biblio ist zuständig für die integrierten<br />
Dienste (gemeinsame Auswahl und Anschaff<br />
ungen, Medienbearbeitung, Ver-<br />
sand <strong>de</strong>r vorbereiteten und eingeschlagenen<br />
Bücher an die Kun<strong>de</strong>nbibliotheken),<br />
die gemeinsame Katalogisierung 7<br />
und <strong>de</strong>n Publikationsservice. Außer<strong>de</strong>m<br />
kümmert man sich dort um die Ausbildung<br />
<strong>de</strong>s Personals, eine <strong>de</strong>r Grundvoraussetzungen<br />
für die Qualität <strong>de</strong>s Bibliothekswesens<br />
und ein beson<strong>de</strong>rs wichtiger<br />
Punkt, da in <strong>de</strong>n angeschlossenen Bibliotheken<br />
insgesamt fast 8 700 Beschäftigte<br />
ehrenamtlich arbeiten. Das Ministerium<br />
für Kultur und Kommunikation in Que-<br />
bec hatte <strong>de</strong>shalb im Jahr 1993 bei <strong>de</strong>r Erarbeitung<br />
eines Ausbildungsprogramms<br />
für Bibliothekare mitgeholfen: Die überwiegend<br />
als Selbststudium angelegten<br />
Kurse bestehen aus sieben Ausbildungseinheiten,<br />
die sich auf die jeweiligen Tätigkeitsbereiche<br />
beziehen.<br />
Die Bibliothek <strong>de</strong>r École Polytechnique<br />
und die Gran<strong>de</strong> Bibliothèque<br />
Unser kurzer Überblick über das Bibliotheksnetzwerk<br />
in Quebec wäre unvollständig,<br />
wenn man nicht auch einen<br />
Blick auf die neuen Bibliotheken<br />
werfen wür<strong>de</strong>. Charakteristisch für die<br />
Richtung, die das Bibliothekswesen in<br />
Quebec eingeschlagen hat, sind die Bibliothek<br />
<strong>de</strong>r École Polytechnique (Technische<br />
Hochschule) und die BanQ.<br />
Die gera<strong>de</strong> erst im Herbst 2005 eingeweihte<br />
Bibliothek <strong>de</strong>r École Polytechnique<br />
erstreckt sich über die bei<strong>de</strong>n<br />
obersten Etagen <strong>de</strong>r neuen Pavillons <strong>de</strong>r<br />
Hochschule und ist ein gutes Beispiel für<br />
zwei neue Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
Quebecs, nämlich sich für die Umwelt<br />
einzusetzen und ein »intellektuelles Forum«<br />
zu sein. 8 Die Lasson<strong>de</strong>-Pavillons,<br />
in <strong>de</strong>nen sich die Bibliothek befi n<strong>de</strong>t,<br />
sind in <strong>de</strong>r Tat schon bereits mehrere<br />
Male für Umweltfreundlichkeit ausge-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Ausland<br />
Die »Library and Archives Canada«, die aus <strong>de</strong>r Fusion von Nationalbibliothek und Nationalarchiv<br />
hervorging, verfügt über doppeltes Finanzvolumen und über mehr politischen Einfluss<br />
als ihre Vorgängerinstitutionen. (Foto: Library and Archives Canada)<br />
zeichnet wor<strong>de</strong>n: Beispiele dafür sind das<br />
begrünte Dach, die Wärme- und Regenwasserrückgewinnung<br />
und <strong>de</strong>r Einsatz<br />
von wie<strong>de</strong>rverwertetem Material. Auch<br />
die Möblierung <strong>de</strong>r Bibliothek wur<strong>de</strong><br />
so angefertigt, dass Umweltbelastungen<br />
möglichst niedrig gehalten wer<strong>de</strong>n; etwa<br />
durch die Verwendung von Strohplatten<br />
und Klebstoff auf Wasserbasis. Und die<br />
Herstellungskosten erwiesen sich letztendlich<br />
sogar günstiger als das im Han<strong>de</strong>l<br />
erhältliche Mobiliar. Dieses »grüne«<br />
Umfeld soll <strong>de</strong>n Nutzern einen Rahmen<br />
bieten, welcher »das Lernen för<strong>de</strong>rt, die<br />
Forschung unterstützt, die Zusammenarbeit<br />
vereinfacht und das Auftauchen<br />
zahlreicher neuer I<strong>de</strong>en anregt« 9 .<br />
Die Bibliothek ist in verschie<strong>de</strong>ne Bereiche<br />
unterteilt: ergonomisch gestaltete<br />
Einzelplätze für stilles Arbeiten, Sitz-<br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausland<br />
ecken für Gruppenarbeit, ein PC-Pool<br />
für Schulungen über elektronische Literaturrecherche<br />
und <strong>de</strong>n Online-Katalog,<br />
Computerparks, Aufenthaltsraum und<br />
Ausstellungsfoyer. Diese Infrastruktur<br />
sowie die neuen Sammlungen kultureller<br />
Werke machen aus <strong>de</strong>r Bibliothek nicht<br />
nur einen Ort <strong>de</strong>s Studierens und <strong>de</strong>r Information,<br />
son<strong>de</strong>rn ein Tor zur Welt.<br />
Auch die BAnQ kann sich sehen lassen.<br />
Im Januar 2006 wur<strong>de</strong>n Quebecs<br />
Gran<strong>de</strong> Bibliothèque, die Nationalbibliothek<br />
und die Nationalarchive zur<br />
Bibliothèque et Archives nationales du<br />
Québec zusammengelegt, kurz BAnQ<br />
(Nationalbibliothek und -archive von<br />
Quebec). Die BAnQ widmet sich <strong>de</strong>r<br />
Anschaff ung, Erhaltung und Verbreitung<br />
<strong>de</strong>s in Druck-, Archiv- und Filmform<br />
dokumentierten kulturellen Erbes.<br />
Die Fusion wur<strong>de</strong> 2004 aufgrund von<br />
Staatsreformen beschlossen und nach<br />
<strong>de</strong>m Beispiel <strong>de</strong>s bereits auf Bun<strong>de</strong>sebene<br />
erfolgten Zusammenschlusses <strong>de</strong>r Nationalbibliothek<br />
und <strong>de</strong>r Nationalarchive<br />
umgesetzt.<br />
Das Glanzstück dieser ganz neuen<br />
Einrichtung, und gleichzeitig sein publikumswirksamstes<br />
Aushängeschild,<br />
ist zweifellos die im Frühjahr 2005 eingeweihte<br />
Gran<strong>de</strong> Bibiliothèque 10 : Mitten<br />
im Zentrum von Montreal gelegen,<br />
ist diese eindrucksvolle Bibliothek eine<br />
<strong>de</strong>r neuen Hauptattraktionen <strong>de</strong>r Metropole<br />
gewor<strong>de</strong>n. Viel mehr als nur eine<br />
einfache Öff entliche Bibliothek ist sie<br />
auch Treff punkt und Veranstaltungsort<br />
für Ausstellungen, Lesungen, Konzerte,<br />
Th eaterauff ührungen et cetera, sie wur<strong>de</strong><br />
innerhalb nur eines Jahres zu einem<br />
wichtigen Kulturort in Quebec.<br />
6 Ministère <strong>de</strong> la Culture et <strong>de</strong>s Communications:<br />
Bibliothèques publiques. Statistiques<br />
2002. Québec, 2005<br />
7 Gesamtkatalog: <strong>www</strong>.biblioweb.qc.ca<br />
8 respecter l’environnement et être un »foyer<br />
intellectuel« : Richard Drumont, Leiter <strong>de</strong>r<br />
Bibliothek <strong>de</strong>s École Polytechnique in »Cultiver<br />
l’intelligence, la nouvelle bibliothèque<br />
<strong>de</strong> l’École Polytechnique«: <strong>www</strong>.polymtl.<br />
ca/biblio/apropos/presentations/iatule-<br />
2006-paperfr.pdf<br />
9 Richard Drumont: Cultiver l’intelligence,<br />
la nouvelle bibliothèque <strong>de</strong> l’École Polytechnique,<br />
unter <strong>www</strong>.polymtl.ca/biblio/apropos/presentations/iatule-2006-paperfr.pdf<br />
10 Siehe auch: Gernot U. Gabel: Neue Attraktion<br />
in <strong>de</strong>r Welthauptstadt <strong>de</strong>s Buches. In:<br />
BuB (10) 2005, Seite 126–129<br />
11 Das Zitat »une institution plus forte et plus<br />
dynamique« stammt aus <strong>de</strong>m Text: <strong>www</strong>.<br />
banq.qc.ca/portal/dt/a_propos_banq/<br />
communiques/courants/com_2006_01_<br />
25.jsp<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob <strong>de</strong>r<br />
Zusammenschluss wirklich eine Institution<br />
geschaff en hat, die in je<strong>de</strong>r Hinsicht<br />
»stärker und dynamischer« 11 ist. Aber<br />
allein die Internetseite verschaff t schon<br />
mal einen Eindruck von <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r<br />
Aufträge und Aufgaben sowie von <strong>de</strong>r<br />
gelungenen Integration verschie<strong>de</strong>ner<br />
Funktionsbereiche. Anstatt zum Beispiel<br />
zwei verschie<strong>de</strong>ne Rubriken für »Archiv«<br />
und »Bibliothek« anzubieten, sind diese<br />
bei<strong>de</strong>n Bereiche auf <strong>de</strong>r Internetseite<br />
Lesesaal | BuB<br />
miteinan<strong>de</strong>r verknüpft und bieten <strong>de</strong>n<br />
Benutzern somit einen umfassen<strong>de</strong>n Service.<br />
Man sieht <strong>de</strong>utlich, wie sehr sich die<br />
Mitarbeiter aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Tätigkeitsbereichen<br />
eine enge Zusammenarbeit<br />
wünschen, um von <strong>de</strong>n speziellen<br />
Kenntnissen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren zu profi tieren.<br />
Bei <strong>de</strong>r Ahnenforschung zum Beispiel<br />
haben die Benutzer mittlerweile Zugriff<br />
auf mehrere Datenbanken und können<br />
Suchanfragen gleichzeitig in bei<strong>de</strong>n Online-Katalogen,<br />
IRIS (Bibliothek) und<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 61<br />
Die Bibliothek <strong>de</strong>r École Polytechnique ist ein Beispiel für zwei neue Ten<strong>de</strong>nzen <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
Quebecs: sich für die Umwelt einzusetzen und ein intellektuelles Forum zu sein.<br />
(Foto: Productions Punch inc)<br />
61
62 62 BuB | Lesesaal<br />
PISTARD (Archiv), durchführen. Die<br />
von allen gewünschte Synergie ist somit<br />
auf <strong>de</strong>r Internetseite bereits Realität.<br />
Bibliotheken im<br />
englischsprachigen Kanada<br />
Auch zu <strong>de</strong>n Bibliotheken im englischsprachigen<br />
Teil Kanadas sei zunächst ein<br />
historischer Überblick unternommen.<br />
Kanada ist eine Nation von Einwan<strong>de</strong>rern.<br />
Daher gab es seit <strong>de</strong>r Gründung<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s ein großes Interesse an Bibliotheken<br />
als soziale Einrichtungen. Immigranten<br />
haben seit Generationen von<br />
<strong>de</strong>m stetig wachsen<strong>de</strong>n und sich ausbreiten<strong>de</strong>n<br />
Bibliothekssystem profi tiert. Im<br />
englischsprachigen Kanada entwickelten<br />
sich die Public Libraries ziemlich früh und<br />
entstan<strong>de</strong>n oft gleich nach <strong>de</strong>r Gründung<br />
von Städten und Gemein<strong>de</strong>n. Ein Beispiel<br />
dafür ist Vancouver. Die Stadt Vancouver<br />
begann ab 1870 sehr schnell zu wachsen,<br />
aber schon 1869 war die Bibliothek <strong>de</strong>s<br />
London Mechanics Institute gegrün<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n, die später die Vancouver Public<br />
Library wur<strong>de</strong>. 12 Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />
französischen Nachbarn lebten die englischen<br />
Provinzen nie unter <strong>de</strong>m Dogma<br />
<strong>de</strong>r Katholischen Kirche. Das englischsprachige<br />
Kanada hat Bibliotheken nicht<br />
nur als notwendige Einrichtung für Einwan<strong>de</strong>rer<br />
gesehen, die sich weiterbil<strong>de</strong>n<br />
und integrieren wollten, son<strong>de</strong>rn auch als<br />
Institution zur Freizeitgestaltung.<br />
Ein interessanter und wichtiger Aspekt<br />
in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s kanadischen<br />
Bibliothekssystems ist die Einführung<br />
einer Bibliotheksgesetzgebung in <strong>de</strong>n<br />
meisten Provinzen. Im Gegensatz zu<br />
Deutschland können sich Kanadier<br />
auf ein gesetzlich verankertes Recht auf<br />
Öff entliche Bibliotheken berufen. Auf<br />
dieser Grundlage hat sich ein fest verankertes<br />
Netzwerk von Public Libraries<br />
herausgebil<strong>de</strong>t, das von Küste zu Küste<br />
von Library Boards verwaltet wird. Das<br />
Bibliotheksgesetz garantiert eine angemessene<br />
Versorgung und stellt sicher,<br />
dass bei Kürzung <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r für örtliche<br />
Bibliotheken die Rechte <strong>de</strong>r Bürger nicht<br />
verletzt wer<strong>de</strong>n. Trotz dieser Gesetzgebung<br />
ist die Situation oft nicht optimal,<br />
aber Kanada nähert sich mit diesem Mo<strong>de</strong>ll<br />
Skandinavien an, wo im allgemeinen<br />
Bibliotheken einen hohen Stellenwert in<br />
<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n haben.<br />
Von 1900 bis 1917 wur<strong>de</strong>n in Kana-<br />
da über 125 Bibliotheken gegrün<strong>de</strong>t, oft<br />
durch großzügige För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Carnegie<br />
Foundation. 13 Trotz dieser Baukonjunktur<br />
gibt es immer noch ein vordringliches<br />
Problem. Die Bevölkerungsdichte<br />
in Kanada ist außergewöhnlich niedrig.<br />
Abgesehen von <strong>de</strong>n großen Städten,<br />
verteilen sich die Einwohner auf weite<br />
Flächen und auf winzige Dörfer, in <strong>de</strong>nen<br />
eine eigenständige Bibliothek nicht<br />
gerechtfertigt wäre. Daher wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>rs<br />
im Westen Kanadas die Politik eines<br />
regionalen Bibliothekssystems verfolgt.<br />
Den Kern dieses Systems bil<strong>de</strong>t ein zentrales<br />
Depot, von <strong>de</strong>m aus Materialien an<br />
kleine örtliche Zweigstellen, die oft Hun<strong>de</strong>rte<br />
von Kilometern auseinan<strong>de</strong>r liegen,<br />
weitergeleitet wer<strong>de</strong>n. Auf diese Weise ist<br />
es kanadischen Bibliothekaren möglich,<br />
die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Nutzer in ländlichen<br />
Gegen<strong>de</strong>n auf eff ektive und kostengünstige<br />
Weise zu <strong>de</strong>cken.<br />
Ganz an<strong>de</strong>rs ist die Situation in <strong>de</strong>n<br />
Metropolen im englischsprachigen Kanada.<br />
Ein Beispiel: Die Toronto Public<br />
Library ist mit 99 Zweigstellen und einer<br />
Es entspricht <strong>de</strong>r Philosophie <strong>de</strong>r<br />
Öffentlichen Bibliotheken im englischsprachigen<br />
Kanada, dass je<strong>de</strong>r<br />
Bürger kostenlosen Zugang zu <strong>de</strong>n<br />
Dienstleistungen hat.<br />
Ausleihe von 30 500 000 Einheiten im<br />
Jahr 2005 eines <strong>de</strong>r größten Bibliothekssysteme<br />
<strong>de</strong>r Welt. 14 In Städtischen Zentren<br />
wur<strong>de</strong>n Public Libraries meistens<br />
sehr früh eingerichtet und sind zu einem<br />
festen Bestandteil <strong>de</strong>s bürgerlichen<br />
Lebens gewor<strong>de</strong>n. Wie auch immer die<br />
Umstän<strong>de</strong>, Debatten o<strong>de</strong>r Hintergrün<strong>de</strong><br />
waren, die kanadischen Bibliothekare<br />
haben diese Probleme gelöst und das Resultat<br />
ist eine Nation mit einem gut vernetzten<br />
System von Bibliotheken in je<strong>de</strong>r<br />
Größe und Form.<br />
Universitätsbibliotheken im<br />
englischsprachigen Kanada<br />
Universitätsbibliotheken in <strong>de</strong>n englischsprachigen<br />
Provinzen variieren sehr,<br />
sowohl in Größe und Charakter als auch<br />
in <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Dienstleistungen. Es ist<br />
bedauerlich, dass nur äußerst wenig von<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung und Geschichte dieser<br />
Bibliotheken dokumentiert ist, eine Tatsache,<br />
auf die immer wie<strong>de</strong>r von diversen<br />
Wissenschaftlern hingewiesen wird. 15<br />
Wir wissen, dass die meisten Universitätsbibliotheken<br />
als beschei<strong>de</strong>ne Institutionen<br />
anfi ngen, aber in gewissen Zeiten<br />
in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s fl orierten<br />
und rapi<strong>de</strong> gewachsen sind. Zwei Zeiträume<br />
weisen ein außergewöhnliches<br />
Wachstum und eine beispiellose Aus-<br />
<strong>de</strong>hnung auf: Zum einen waren es die<br />
Jahre nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg, als<br />
ein Strom von Soldaten aus <strong>de</strong>m Krieg<br />
zurückkehrte, um das Studium wie<strong>de</strong>r<br />
aufzunehmen. Zum an<strong>de</strong>ren war es die<br />
Zeit <strong>de</strong>r sogenannten »Baby Boomer«<br />
(Mitte bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sechzigerjahre), die<br />
in Massen die Universitäten bevölkerten.<br />
Die Bibliotheken mussten sich <strong>de</strong>n<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen rapi<strong>de</strong> wachsen<strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntenzahlen<br />
stellen und gleichzeitig <strong>de</strong>n<br />
ersten Anfängen <strong>de</strong>r Automatisierung<br />
gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />
Heute sind die Universitätsbibliotheken<br />
ein fester und integrierter Teil <strong>de</strong>r<br />
aka<strong>de</strong>mischen Landschaft. Schon in ihrem<br />
frühen Stadium haben Universitätsbibliotheken<br />
im englischsprachigen Kanada,<br />
im Gegensatz zu <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
in Europa, die Überzeugung vertreten,<br />
dass Stu<strong>de</strong>nten und Lehrkräfte vom freien<br />
Zugang zu <strong>de</strong>m Bestand profi tieren.<br />
Besucher wer<strong>de</strong>n ermuntert, das Buchund<br />
Medienangebot direkt am Regal<br />
zu prüfen und nicht, wie in <strong>de</strong>n meisten<br />
Europäischen Systemen, Materialien anzufor<strong>de</strong>rn,<br />
ohne sie vorher angesehen zu<br />
haben. Das ist einer <strong>de</strong>r vielen Faktoren,<br />
die die Universitätsbibliotheken in <strong>de</strong>n<br />
englischsprachigen Provinzen so einla<strong>de</strong>nd<br />
machen: Stu<strong>de</strong>nten fi n<strong>de</strong>n oft Material,<br />
das sie unter Umstän<strong>de</strong>n am Opac<br />
übersehen hätten. Ein weiterer Beweis<br />
<strong>de</strong>r benutzerfreundlichen Einstellung ist<br />
die Tatsache, dass alle Bestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Universitätsbibliotheken<br />
im englischsprachigen<br />
Kanada entwe<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Library<br />
of Congress (LC) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Dewey Systematik<br />
katalogisiert sind. Daher fi n<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheksbenutzer Material zu einem<br />
bestimmten Th ema immer an <strong>de</strong>r gleichen<br />
Stelle, ob das nun in Vancouver o<strong>de</strong>r<br />
in Toronto ist.<br />
Unter <strong>de</strong>n aka<strong>de</strong>mischen Bibliotheken<br />
im englischsprachigen Kanada muss <strong>de</strong>r<br />
hervorragen<strong>de</strong> Bestand <strong>de</strong>r Universität<br />
von Toronto erwähnt wer<strong>de</strong>n. Die Bibliothek<br />
ist die viertgrößte Universitätsbibliothek<br />
in Nordamerika. 16 Die University<br />
of Toronto ist ferner bahnbrechend in<br />
<strong>de</strong>r Einführung von »Information Commons«,<br />
ein Konzept, das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Neunzigerjahre<br />
an vielen Universitäten zur<br />
Belebung <strong>de</strong>r Bibliotheken verwirklicht<br />
wur<strong>de</strong>: Nach<strong>de</strong>m klar wur<strong>de</strong>, dass die<br />
Nutzung elektronischer Medien und traditioneller<br />
Quellen sowie Kommunikation<br />
und gemeinsames Lernen wichtige<br />
Komponenten im Leben eines mo<strong>de</strong>rnen<br />
Stu<strong>de</strong>nten sind, haben sich Universitätsbibliotheken<br />
umorganisiert. Im Falle <strong>de</strong>r<br />
University of Toronto be<strong>de</strong>utet dies, dass<br />
Hun<strong>de</strong>rte von Computern zur Verfügung<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Ausland<br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausland<br />
stehen, bequeme Sitzecken zum Verweilen<br />
einla<strong>de</strong>n und Coff ee Shops und Restaurants<br />
für das leibliche Wohl sorgen.<br />
Die kreative Umgestaltung verhalf <strong>de</strong>n<br />
Universitätsbibliotheken im englischsprachigen<br />
Kanada dazu, wie<strong>de</strong>r zum<br />
Mittelpunkt <strong>de</strong>s stu<strong>de</strong>ntischen Lebens zu<br />
wer<strong>de</strong>n. Das Konzept <strong>de</strong>r Bibliothek ist<br />
ganz auf die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Universität<br />
im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt zugeschnitten.<br />
Public Libraries im<br />
englischsprachigen Kanada<br />
Die Toronto Public Library ist mit circa<br />
17 Millionen Besuchern pro Jahr das<br />
eindrucksvollste Beispiel einer Mega-<br />
Bibliothek in einem großstädtischen<br />
Ballungsgebiet im englischsprachigen<br />
Kanada. Kleinere Öff entliche Bibliotheken<br />
im ganzen Land verzeichnen ebenfalls<br />
hohe Benutzerzahlen. Aufgrund<br />
aktiver Werbung und ständig verbesserter<br />
Leistungen besitzen mehr Bürger in<br />
Kanada einen Leseausweis als in an<strong>de</strong>ren<br />
Industriestaaten. Wie kam es zu diesem<br />
In fast allen Großstädten bieten<br />
Public Libraries Einwan<strong>de</strong>rern, die<br />
Englisch als Zweitsprache lernen<br />
müssen, Intensivkurse, Seminare<br />
und Programme an.<br />
Aufschwung? Die Antwort liegt in <strong>de</strong>n<br />
hervorragen<strong>de</strong>n Serviceleistungen, Einrichtungen<br />
und Programmen.<br />
Öff entliche Bibliotheken spielen zusammen<br />
mit kommunalen, lan<strong>de</strong>sweiten<br />
und bun<strong>de</strong>sweiten Initiativen eine<br />
Schlüsselrolle bei <strong>de</strong>m oft komplizierten<br />
Prozess <strong>de</strong>r Einbürgerung von Immigranten<br />
in Kanada. In fast allen Großstädten<br />
bieten Public Libraries Einwan<strong>de</strong>rern,<br />
die Englisch als Zweitsprache<br />
lernen müssen, Intensivkurse, Seminare<br />
und Programme an. Es entspricht <strong>de</strong>r<br />
Philosophie <strong>de</strong>r Öff entlichen Bibliotheken<br />
im englischsprachigen Kanada, dass<br />
je<strong>de</strong>r Bürger kostenlosen Zugang zu <strong>de</strong>n<br />
Dienstleistungen hat. Einer <strong>de</strong>r Grundsätze<br />
<strong>de</strong>r Institution ist es, die Kenntnisse<br />
zu vermitteln, die notwendig sind, um<br />
sich in die kanadische Gesellschaft zu<br />
integrieren. Es wird daher nicht nur Englischunterricht<br />
angeboten, son<strong>de</strong>rn zum<br />
Beispiel auch Schulungen für Arbeitssu-<br />
chen<strong>de</strong>. Oft wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re kommunale<br />
Organisationen hinzugezogen wie Agenturen,<br />
die Wohnungen vermitteln, sich<br />
um die Gesundheitsfürsorge und an<strong>de</strong>re<br />
Lebensnotwendigkeiten kümmern.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Die Public Libraries im englischsprachigen<br />
Kanada haben von Anfang an die<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung, die Automatisierung<br />
und technischer Fortschritt mit sich<br />
bringen, rückhaltlos angenommen. Die<br />
Toronto Public Library bietet einen professionellen»Chat-with-a-Librarian-Service«<br />
an sowie eine Hotline, unter <strong>de</strong>r Bibliotheksmitarbeiter<br />
rund um die Uhr in<br />
<strong>de</strong>n unterschiedlichsten Sprachen Anfragen<br />
beantworten. Auf freien Internetzu-<br />
gang wird beson<strong>de</strong>rs viel Wert gelegt, um<br />
<strong>de</strong>n Stellenwert <strong>de</strong>r Bibliotheken bei <strong>de</strong>r<br />
Nutzung mo<strong>de</strong>rner Informationstechnologie<br />
zu <strong>de</strong>monstrieren. Bibliothekare im<br />
englischsprachigen Kanada waren in <strong>de</strong>n<br />
vergangenen Jahren äußerst eff ektiv bei<br />
<strong>de</strong>r Lobbyarbeit. Josephine Bryant, City<br />
Librarian <strong>de</strong>r Stadt Toronto, berichtet<br />
darüber, dass diese Anstrengungen sich<br />
in einem jährlichen Zuwachs von zehn<br />
Millionen Dollar für Infrastruktur-Projekte<br />
wie neue Bibliotheken und Renovierungsarbeiten<br />
auszahlen. 17 Durch<br />
sorgfältige Pfl ege <strong>de</strong>r Beziehung zur<br />
Stadtverwaltung und unermüdliche Hinweise<br />
auf Stellenwert und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />
Bibliotheken im öff entlichen Leben, sind<br />
die Public Libraries auf <strong>de</strong>m besten Wege,<br />
sich einer Renaissance zu erfreuen.<br />
Lesesaal | BuB<br />
Canadian Library Association /<br />
Library und Archives<br />
Die American Library Association<br />
(ALA) hat seit ihrer Gründung 1876 einen<br />
großen Einfl uss auf Bibliotheken,<br />
Ausbildung von Bibliothekaren und<br />
Bibliotheksentwicklung in Kanada genommen.<br />
Bereits im Jahr 1900 hielt<br />
die ALA ihre Jahrestagung an <strong>de</strong>r Mc-<br />
Gill Universität in Montreal ab. 18 Man<br />
Die mo<strong>de</strong>rne Gran<strong>de</strong> Bibliothèque wur<strong>de</strong> innerhalb nur eines Jahres zu einem <strong>de</strong>r wichtigsten<br />
Kulturorte in Quebec. (Foto: Bernard Fougères)<br />
12 Phyllis Gale: Th e Development of the Public<br />
Library in Canada. Chicago: University of<br />
Chicago Press, 1965<br />
13 Henry Cummings Campbell: Canadian Libraries.<br />
Toronto: Pendragon Press, 1971<br />
14 <strong>www</strong>.torontopubliclibrary.ca/pdfs/<br />
2005ªnnual_report.pdf<br />
15 Peter F. McNally: Readings in Canadian<br />
Library History. Ottawa: Canadian Library<br />
Association, 1986<br />
16 <strong>www</strong>.newsan<strong>de</strong>vents.utoronto.ca/bios/00/<br />
moore.htm<br />
17 Dave McGinn: »City’s Libraries‚ a Little<br />
More Happening«. National Post, Toronto,<br />
29. August 2006<br />
18 Dolores F. Donnelly: Th e National Library<br />
of Canada: A historical analysis of the forces<br />
which contributed to its establishment and<br />
to the i<strong>de</strong>ntifi cation of its role and responsibilities.<br />
Ottawa: Canadian Library Association,<br />
1973<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 63<br />
63
64 64 BuB | Lesesaal<br />
wollte kanadische Bibliothekare für die<br />
Aktivitäten <strong>de</strong>r ALA gewinnen und die<br />
Bindung zwischen bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn stärken,<br />
um in Fragen <strong>de</strong>r Ausbildung und<br />
Entwicklung von Bibliotheksstrategien<br />
enger zusammenzuarbeiten. Aber zu<br />
diesem Zeitpunkt begannen die kanadischen<br />
Bibliothekare bereits mit einem<br />
eigenen Verband zu liebäugeln, um die<br />
spezifi schen kanadischen Bedürfnisse<br />
aufzugreifen.<br />
So wur<strong>de</strong> 1901 als Vorläufer <strong>de</strong>r Canadian<br />
Library Association die Ontario<br />
Library Association gegrün<strong>de</strong>t, ein Jahr<br />
nach <strong>de</strong>m historischen Treff en in Mon-<br />
Die Canadian Library Association<br />
wur<strong>de</strong> 1946 ins Leben gerufen.<br />
treal. Die Canadian Library Association<br />
wur<strong>de</strong> 1946 ins Leben gerufen. Auch<br />
wenn <strong>de</strong>r Verband eine eigene Richtung<br />
verfolgte, so lehnte er sich doch sehr stark<br />
an die ALA an. Dieser Trend ist auch in<br />
<strong>de</strong>r Gegenwart noch zu beobachten, auf<br />
<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r bibliothekswissenschaftlichen<br />
Praxis, Forschung und Ausbildung.<br />
Heute ist die CLA <strong>de</strong>r Dachverband<br />
für alle Bibliothekare im englischsprachigen<br />
Kanada. Jährlich wer<strong>de</strong>n<br />
Konferenzen an wechseln<strong>de</strong>n Orten<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s abgehalten. Die Mitglie<strong>de</strong>r<br />
wer<strong>de</strong>n aufgerufen, sich <strong>de</strong>n Komitees,<br />
Arbeitsgruppen und Interessengruppen<br />
anzuschließen. Das wie<strong>de</strong>rum garantiert<br />
abwechslungsreiche und anregen<strong>de</strong> Sitzungen<br />
mit Diskussionen zu relevanten,<br />
aktuellen Th emen.<br />
Kurz nach <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r CLA<br />
wur<strong>de</strong>n Rufe nach einer Nationalbibliothek<br />
laut und die Gründung einer<br />
nationalen Bibliografi schen Zentralstelle<br />
verfolgt. So wur<strong>de</strong> 1951 unter Prime<br />
Minister Louis St-Laurent die National<br />
Library of Canada geschaff en. Es war das<br />
ursprüngliche Ziel <strong>de</strong>r Organisation, als<br />
koordinieren<strong>de</strong>s Organ für die weit verstreuten<br />
Bibliotheken aller Größenordnungen<br />
zu fungieren. Dazu übernahm<br />
die neue Nationalbibliothek eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Rolle im Aufbau von Netzwerken<br />
zwischen Bibliotheken. Sie wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m<br />
die übergeordnete Anlaufstelle für<br />
kleinere Bibliotheken, <strong>de</strong>nen oftmals Expertise<br />
auf bestimmten Gebieten fehlte.<br />
Die National Library wuchs über die<br />
Jahre an neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen. Dabei<br />
wur<strong>de</strong> nie das ursprüngliche Mandat<br />
aus <strong>de</strong>n Augen verloren, als nationales<br />
bibliografi sches Zentrum und Sammelstelle<br />
für alle Materialarten zu fungieren,<br />
Lise Rebout, geboren<br />
1975 in Frankreich,<br />
absolvierte<br />
von 1999 bis 2001<br />
das Bibliotheksstudium<br />
für die Arbeit<br />
an Öffentlichen<br />
Bibliotheken an <strong>de</strong>r<br />
HBI Stuttgart. Nach<br />
<strong>de</strong>m Examen arbeitete sie bis 2005 als<br />
Bibliothekarin am Goethe-Institut Paris.<br />
Seit 2005 ist sie Leiterin <strong>de</strong>r Bibliothek<br />
<strong>de</strong>s Goethe-Instituts Montreal. –<br />
Kontakt : rebout@montreal.goethe.org<br />
Shawn Whatley,<br />
geboren 1974 in<br />
Saskatchewan, Kanada,absolvierte<br />
von 1996 bis<br />
1999 das Masterstudium»Information<br />
Studies« an<br />
<strong>de</strong>r University of<br />
Toronto. Von 2002 bis 2004 arbeitete<br />
er als Bibliothekar am Goethe-Institut<br />
New York. Seit 2004 ist er als<br />
Library Project Manager am Goethe-Institut<br />
Toronto tätig. – Kontakt:<br />
libraryservice@toronto.goethe.org<br />
die von und über Kanada in bei<strong>de</strong>n offi -<br />
ziellen Sprachen veröff entlicht wer<strong>de</strong>n. 19<br />
Die National Library of Canada verfügte,<br />
wie so viele Nationalbibliotheken weltweit,<br />
nicht über die fi nanziellen Mittel,<br />
die dieser Institution angemessen wären.<br />
Auch für Kanada triff t das Phänomen<br />
<strong>de</strong>r Unterfi nanzierung bibliothekarischer<br />
Einrichtungen zu.<br />
Nach Jahrzehnten politischer Debatten<br />
und Streitigkeiten grün<strong>de</strong>te das Par-<br />
Dank einer raschen Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />
hat das junge Bibliothekswesen in<br />
Quebec es geschafft, <strong>de</strong>nselben<br />
Standard wie die englischsprachigen<br />
Bibliotheken zu erreichen.<br />
lament im Mai 2004 eine neue Institution:<br />
»Library and Archives Canada«. Im<br />
Wesentlichen verschmolzen die National<br />
Library mit <strong>de</strong>n National Archives zu<br />
einer neuen innovativen staatlichen Körperschaft.<br />
Es gab viele Grün<strong>de</strong> für diese<br />
ungewöhnliche Fusion, die mit Interesse<br />
in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn beobachtet wird. In<br />
erster Linie verfügte die neue Institution<br />
über das doppelte Finanzvolumen und<br />
daher auch über mehr politischen Ein-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Ausland<br />
fl uss. Zum an<strong>de</strong>ren war die Regierung<br />
<strong>de</strong>r Meinung, dass die Zusammenführung<br />
<strong>de</strong>r Aufgaben Konservierung, Bibliothek<br />
und Archiv Synergien erzeugen<br />
wür<strong>de</strong>. Es ging auf und ab mit <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>rschuhen stecken<strong>de</strong>n Institution,<br />
aber nach <strong>de</strong>n Anfangsjahren erweist sich<br />
Library & Archives Canada als eine neue,<br />
starke Organisation, die sich ganz <strong>de</strong>r<br />
Dokumentation und Erhaltung <strong>de</strong>s kulturellen<br />
Erbes Kanadas widmet – zum<br />
Wohl jetziger und zukünftiger Generationen.<br />
Die Bibliotheken Kanadas freuen<br />
sich darauf, im Jahr 2008 Gastgeber <strong>de</strong>r<br />
IFLA-Weltkonferenz sein zu dürfen. Es<br />
ist wohl kaum ein Zufall, dass dieser<br />
74. Kongress unter <strong>de</strong>m Motto: »Bibliotheken<br />
ohne Grenzen: Auf ein globales<br />
Verständnis zusteuern« 20 stehen wird.<br />
Die Bibliotheken in Kanada geben sich<br />
größte Mühe, dieses Ziel auch in die Tat<br />
umzusetzen. Die erste Grenze, die langsam<br />
aber sicher überwun<strong>de</strong>n wird, ist die<br />
Grenze zwischen <strong>de</strong>n Bibliotheken in<br />
Quebec und <strong>de</strong>n Bibliotheken im englischsprachigen<br />
Raum Kanadas. Dank<br />
einer raschen Mo<strong>de</strong>rnisierung hat das<br />
noch ganze junge Bibliothekswesen in<br />
Quebec es geschaff t, <strong>de</strong>nselben Standard<br />
wie die englischsprachigen Bibliotheken<br />
zu erreichen und erfreut sich jetzt ebenso<br />
großer Beliebtheit. Man kann darüber<br />
hinaus feststellen, dass sich die früher<br />
so klaren Grenzen zwischen <strong>de</strong>n Tätigkeitsbereichen<br />
Archiv, Bibliothek und<br />
Kulturzentrum mehr und mehr aufzulösen<br />
beginnen: Institutionen fusionieren,<br />
Öff entliche Bibliotheken erweitern ihr<br />
Kulturprogramm, es wird zunehmend<br />
im Netzwerk gearbeitet, Online-Dienste<br />
wer<strong>de</strong>n immer umfassen<strong>de</strong>r.<br />
Bibliotheksbenutzer in Kanada haben<br />
somit Zugriff auf eine unglaubliche Fülle<br />
von Informationen, Wissen und Freizeitangeboten.<br />
Wir la<strong>de</strong>n Sie herzlich dazu<br />
ein, die vielfältige kanadische Bibliothekslandschaft<br />
2008 bei Ihrem Besuch<br />
in <strong>de</strong>r Stadt Quebec-Stadt selbst zu ent<strong>de</strong>cken.<br />
21<br />
19 Jean Rémi Brault: Th e National Library of<br />
Canada: Essays in honour of Guy Sylvestre.<br />
Montreal: Asted Press, 1996<br />
20 Bibliothèques sans frontières: Naviguer vers<br />
une compréhension globale/Libraries without<br />
bor<strong>de</strong>rs: Navigating towards global<br />
un<strong>de</strong>rstanding (noch keine offi zielle Übersetzung<br />
ins Deutsche vorhan<strong>de</strong>n)<br />
21 Die Autoren möchten sich bei Ulla Habekost<br />
vom Goethe-Institut Toronto und bei<br />
Natalie Spießer für die Übersetzungen bedanken.<br />
BuB | 59 (2007) 01
Ausland<br />
Anne Christensen<br />
Potzblitz,<br />
Access 2006!<br />
Technische Trends auf <strong>de</strong>m<br />
internationalen Informations-<br />
Kongress in Ottawa<br />
Im Internetlexikon Wikipedia wird das<br />
Klima in Kanada als ein hauptsächlich<br />
»boreales« beschrieben: lange, kalte<br />
Winter und kurze, heiße Sommer. Von<br />
Gewittern ist nicht die Re<strong>de</strong>. Aber auf<br />
<strong>de</strong>r Konferenz »Access 2006« in <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>shauptstadt Ottawa blitzte und<br />
donnerte es <strong>de</strong>nnoch kräftig. Denn die<br />
sogenannten »Lightning and Thun<strong>de</strong>r<br />
Talks« waren ein wichtiges Trend-Barometer<br />
auf dieser Tagung, auf <strong>de</strong>r mehr<br />
als 220 Bibliothekare und IT-Spezialisten<br />
aus allen Bibliothekssparten zusammentrafen:<br />
Eine Stun<strong>de</strong> pro Konferenztag<br />
gehörte dieser Form <strong>de</strong>s informellen<br />
Vortrags, und die fünf- beziehungsweise<br />
zehnminütigen Kurzpräsentationen,<br />
zu <strong>de</strong>nen man sich im Falle <strong>de</strong>r »Lightning<br />
Talks« erst kurz vorher anmel<strong>de</strong>te,<br />
gehörten fast durchweg zu <strong>de</strong>n Höhepunkten<br />
<strong>de</strong>r Veranstaltung.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Den Auftakt <strong>de</strong>r viertägigen Konferenz<br />
bil<strong>de</strong>te ein »Hackfest«. Der<br />
Name ist Programm: In lockerer<br />
Run<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> gemeinsam an <strong>de</strong>r Integration<br />
von »Google Maps« für Bestandsnachweise<br />
in Bibliothekskatalogen und<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung eines Bibliotheksspiels<br />
getüftelt und dabei <strong>de</strong>r eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re<br />
»Hack« von Amazon-, Google- und<br />
OCLC-Services zustan<strong>de</strong> gebracht. 1 Das<br />
Vermischen von Bibliotheksservices mit<br />
an<strong>de</strong>ren Diensten – also das Herstellen<br />
sogenannter Mash-Ups, die ein wesentliches<br />
Element <strong>de</strong>s Web 2.0 sind – war auch<br />
im Vortragsprogramm ein roter Fa<strong>de</strong>n. 2<br />
Viele <strong>de</strong>r Vortragen<strong>de</strong>n sind in <strong>de</strong>r<br />
nordamerikanischen Szene als »Mover<br />
und Shaker« bekannt. Die Namen<br />
Richard Akerman, Roy Tennant und Clifford<br />
Lynch tauchen auch in <strong>de</strong>n einschlägigen<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Weblogs regelmäßig<br />
auf, und ihre programmatischen<br />
Th esen zur Entwicklung <strong>de</strong>r »Bibliothek<br />
2.0« haben diesseits <strong>de</strong>s Atlantiks dieselbe<br />
Brisanz.<br />
Megatrend »Do it yourself«<br />
Auf <strong>de</strong>r Konferenz wur<strong>de</strong> ein beeindrucken<strong>de</strong>s<br />
Spektrum an selbst erstellten<br />
Softwareprodukten vorgestellt. Wegen<br />
<strong>de</strong>r Unzufrie<strong>de</strong>nheit mit kommerziellen<br />
Produkten wer<strong>de</strong>n vielerorts die Ärmel<br />
hochgekrempelt und eigene Lösungen<br />
programmiert. Ein Beispiel dafür ist das<br />
Softwarepaket »Evergreen«, ein modulares<br />
integriertes Bibliothekssystem. Es<br />
wur<strong>de</strong> im US-amerikanischen Bun<strong>de</strong>sstaat<br />
Georgia für die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s dortigen<br />
Verbun<strong>de</strong>s Öff entlicher Bibliotheken,<br />
»Pines«, entwickelt, nach<strong>de</strong>m man<br />
sich für keine auf <strong>de</strong>m Markt angebotene<br />
Lösung hatte erwärmen können. 3<br />
An <strong>de</strong>r Oregon State University hat<br />
man sich an die Entwicklung einer eigenen<br />
Metasuchmaschine gewagt. »LibraryFind«<br />
heißt das Produkt, das ebenfalls<br />
bereits im Einsatz ist und mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r lokale<br />
Bibliothekskatalog sowie zahlreiche<br />
weitere Datenbanken gleichzeitig durchsucht<br />
wer<strong>de</strong>n können. 4 Ebenso wie die<br />
kommerziellen Metasuchmaschinen eignet<br />
sich »LibraryFind« zwar nur bedingt<br />
für die qualifi zierte inhaltliche Suche,<br />
doch <strong>de</strong>m Bedürfnis nach einem schnellen<br />
Überblick über Art und Menge von<br />
Literaturnachweisen aus verschie<strong>de</strong>nen<br />
Quellen kann die Suchmaschine sicher<br />
gerecht wer<strong>de</strong>n.<br />
Ebenfalls aus <strong>de</strong>r »Do it Yourself«-<br />
Ecke kommt zumin<strong>de</strong>st einer von drei<br />
interessanten neuen Bibliothekskatalogen,<br />
die auf <strong>de</strong>r Konferenz vorgestellt<br />
Lesesaal | BuB<br />
wur<strong>de</strong>n. An <strong>de</strong>r University of Rochester<br />
im Bun<strong>de</strong>sstaat New York baut man mithilfe<br />
von För<strong>de</strong>rgel<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n »Extensible<br />
Catalog« 5 . Das Opac-Modul <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten<br />
Bibliothekssoftware hat wohl bald<br />
ausgedient: In Rochester exportiert man<br />
die bibliografi schen Daten aus <strong>de</strong>r Katalogdatenbank<br />
in eine eigene SQL-Datenbank.<br />
Diese wer<strong>de</strong>n dann über ein neues,<br />
selbst entwickeltes Interface suchbar<br />
gemacht – <strong>de</strong>r jeweils aktuelle Ausleihstatus<br />
wird per Liveabfrage an die Ausleihdatenbank<br />
ermittelt. Das allein wäre<br />
noch kein »2.0«-Projekt, wenn nicht die<br />
Anzeige dieser Daten durch eine Vielzahl<br />
von weiteren Informationen angereichert<br />
wür<strong>de</strong>: Der »Extensible Catalog« wird die<br />
API-Schnittstellen von Amazon, Google,<br />
Technorati und FindArticles nutzen,<br />
um Daten zu jeweils verwandten Büchern<br />
und Artikeln heranzuziehen, nach<br />
Weblogs mit ähnlichen Th emen zu suchen<br />
und die Metadaten mit Rezensionen und<br />
Links zu Leseproben anzureichern. Der<br />
»Extensible Catalog« ist ein Opensource-<br />
Produkt und wird zur Nachnutzung zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Diese Kombination von bibliothekarischen<br />
Diensten mit <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rer Anbieter<br />
auf einer speziell dafür ausgelegten<br />
Katalogplattform – das ist ein Beispiel<br />
für die auf <strong>de</strong>r Konferenz eingefor<strong>de</strong>rte<br />
»Service oriented architecture« (SOA),<br />
die <strong>de</strong>n Grundriss für die »Bibliothek<br />
2.0« bil<strong>de</strong>t. Es wird darauf aufgebaut,<br />
dass die Anbieter von Informationen wie<br />
Google, Amazon und eben Bibliotheken<br />
diese über frei zugängliche Schnittstellen<br />
öff nen und zur Weiterverwendung<br />
freigeben. Richard Akerman, einer <strong>de</strong>r<br />
Vor<strong>de</strong>nker auf diesem Gebiet, for<strong>de</strong>rte<br />
programmatisch: »Destroy the silos«<br />
– also die Zerstörung von autonom nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
existieren<strong>de</strong>n Datensammlungen.<br />
6 Talis, ein britischer Anbieter<br />
von Bibliothekssystemen, hat sich darauf<br />
bereits vorbereitet und entwickelt mit <strong>de</strong>r<br />
Plattform »Cenote« eine ähnliche Lösung<br />
wie in Rochester. 7<br />
Eine etwas an<strong>de</strong>re, wenngleich nicht<br />
weniger interessante Richtung <strong>de</strong>r Opac-<br />
Entwicklung haben Kollegen an <strong>de</strong>r<br />
North Carolina State University eingeschlagen.<br />
Dort wur<strong>de</strong> in die kommerzielle<br />
Software von En<strong>de</strong>ca investiert, um<br />
ein neues Kataloginterface aufzubauen,<br />
das ein dynamisches »Drill-Down« mit<br />
unterschiedlichen formalen und inhaltlichen<br />
Facetten ermöglicht. Die Ergebnisse<br />
einer Suche wer<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>r Anzeige<br />
analysiert und dann mit jeweils sinnvollen<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>s Eingrenzens und<br />
Erweiterns angeboten. Beispielsweise er-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 65<br />
65
66 66 BuB | Lesesaal<br />
gibt eine Stichwortsuche nach »Baseball«<br />
knapp über 1 000 Treff er, die unter an<strong>de</strong>rem<br />
nach weiteren über- und untergeordneten<br />
Schlagwörtern, nach Sprachen und<br />
Län<strong>de</strong>rn eingegrenzt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Damit holt dieser Opac ein Maximum an<br />
Informationen aus <strong>de</strong>n bibliografi schen<br />
Daten heraus. Das ist allerdings auch<br />
nicht ohne Aufwand, und die Fragen<br />
danach, welche Daten auf welche Weise<br />
für das Drill-Down verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n,<br />
beschäftigte das Team von Informationstechnikern<br />
und Bibliothekaren recht<br />
lange. Ein weiteres nützliches Extra ist<br />
<strong>de</strong>r Button zum Eingrenzen <strong>de</strong>r Suche<br />
auf jeweils aktuell verfügbare Titel. Die<br />
Einführung <strong>de</strong>s neuen Kataloges in <strong>de</strong>r<br />
Bibliothekswelt lief übrigens unter <strong>de</strong>r<br />
Überschrift »putting lipstick on pigs«.<br />
Wenn <strong>de</strong>r Prophet nicht<br />
zum Berg kommt…<br />
Den »geschminkten Schweinen« zum<br />
Trotz ist bei <strong>de</strong>n nordamerikanischen<br />
Kollegen die im Jahr 2005 veröff entlichte<br />
»Perceptions«-Studie von OCLC in aller<br />
Mun<strong>de</strong>, nach <strong>de</strong>r 89 Prozent <strong>de</strong>r BenutzerInnen<br />
ihre Suche mit Suchmaschinen<br />
und nur 2 Prozent mit <strong>de</strong>r Website ihrer<br />
jeweiligen Bibliothek beginnen. 8 Der<br />
ambitionierte neue Opac – wird er übersehen?<br />
Eine <strong>de</strong>utsch-amerikanische Koalition<br />
aus Bibliothekaren und Informatikern<br />
sagt <strong>de</strong>n »Perceptions«-Ergebnissen<br />
mit seiner LibX-Toolbar <strong>de</strong>n Kampf an. 9<br />
Die clevere Erweiterung für Firefox, die<br />
von Annette Bailey und Godmar Back von<br />
Virginia Tech entwickelt wur<strong>de</strong>, sorgt für<br />
Sichtbarkeit von Bibliotheken und ihren<br />
Dienstleistungen auf <strong>de</strong>n zwei gängigsten<br />
Einstiegsseiten von Studieren<strong>de</strong>n,<br />
nämlich Amazon und Google Scholar.<br />
Ein Bibliotheks-Icon – überraschend<br />
einfach und völlig legal in die Seiten <strong>de</strong>r<br />
Branchenriesen zu integrieren – führt<br />
von dort zu Suchanfragen nach <strong>de</strong>m jeweiligen<br />
Buch o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zeitschrift im<br />
lokalen Katalog. Standardisierte Nummern<br />
wie ISBN und ISSN wer<strong>de</strong>n bei<br />
Verwendung <strong>de</strong>r Toolbar automatisch<br />
zu Links, die eine OpenURL an einen<br />
jeweils hinterlegten LinkResolver sen<strong>de</strong>n<br />
und <strong>de</strong>n Benutzern so <strong>de</strong>n Weg zum Volltext<br />
verkürzen.<br />
Toolbars mit Eingabefenster für Katalogabfragen<br />
sowie Links zu <strong>de</strong>n wich-<br />
tigsten Informationsangeboten wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>rzeit auch von an<strong>de</strong>ren Universitätsbibliotheken<br />
angeboten, zum Beispiel <strong>de</strong>r<br />
ULB Münster. 10 Die LibX-Toolbar geht<br />
jedoch darüber hinaus und macht sich<br />
neben <strong>de</strong>r OpenURL auch noch einen<br />
Anne Christensen<br />
ist Bibliothekarin<br />
und arbeitet<br />
in <strong>de</strong>r Abteilung<br />
IuK-Technik<br />
/ Digitale Bibliothek<br />
<strong>de</strong>r Staats- und Universitätsbibliothek<br />
Hamburg. Außer<strong>de</strong>m studiert<br />
sie zurzeit im Fernstudium am Institut<br />
für Bibliotheks- und Informationswissenschaft<br />
<strong>de</strong>r Humboldt Universität<br />
zu Berlin. Im Herbst 2006 verbrachte<br />
Anne Christensen sechs Wochen als<br />
Praktikantin an <strong>de</strong>r Brown University<br />
Library in Provi<strong>de</strong>nce, Rho<strong>de</strong> Island<br />
(USA). Auf <strong>de</strong>r Access-Konferenz stellte<br />
sie <strong>de</strong>n Hamburger Chatbot »Stella«<br />
mit großem Erfolg <strong>de</strong>m nordamerikanischen<br />
Publikum vor. – Kontakt: anne.<br />
christensen@sub.uni-hamburg.<strong>de</strong><br />
an<strong>de</strong>ren interessanten Dienst zunutze,<br />
nämlich »xISBN« von OCLC11 . Damit<br />
kann man eine gegebene ISBN mit <strong>de</strong>nen<br />
weiterer verwandter Titel, also zum<br />
Beispiel früherer o<strong>de</strong>r späterer Ausgaben<br />
und Übersetzungen, assoziieren.<br />
Die OpenURL, das standardisierte<br />
Format zur Übertragung bibliografi scher<br />
Daten über das HTTP-Protokoll, wird in<br />
erster Linie dazu verwen<strong>de</strong>t, Metadaten<br />
zu Artikeln, Büchern et cetera aus einer<br />
bibliografi schen Datenbank an einen<br />
LinkResolver zu sen<strong>de</strong>n. Diese Link-<br />
Resolver lösen die OpenURLs auf und<br />
weisen auf Grundlage einer eigenen Wissensbasis<br />
<strong>de</strong>n Weg zum Volltext, sei es<br />
<strong>de</strong>r Artikel in elektronischer Form o<strong>de</strong>r<br />
die gedruckte Ausgabe per Nachweis<br />
im Bibliothekskatalog. Bei <strong>de</strong>n LinkResolvern<br />
han<strong>de</strong>lt es sich in <strong>de</strong>r Regel um<br />
kommerzielle Produkte, beispielsweise<br />
SFX von ExLibris o<strong>de</strong>r LinkSolver von<br />
Ovid. Unter <strong>de</strong>m für <strong>de</strong>utsche Ohren<br />
vielleicht verwirren<strong>de</strong>n Titel »Umlaut«<br />
hat Ross Singer von Georgia Tech die<br />
Fähigkeiten dieser kommerziellen Produkte<br />
um ein gutes Dutzend Funktionen<br />
erweitert. Der »Umlaut« ging als Sieger<br />
<strong>de</strong>s diesjährigen »OCLC Research Software<br />
Contest« hervor, <strong>de</strong>n sich die vielen<br />
kreativen Programmierer hierzulan<strong>de</strong><br />
für 2007 übrigens unbedingt vormerken<br />
sollten. Es gibt Reisen nach Dublin (<strong>de</strong>m<br />
in Ohio, nicht <strong>de</strong>m in Irland) und Geld<br />
zu gewinnen! 12<br />
Aber zurück zum »Umlaut« und <strong>de</strong>ssen<br />
Funktionalitäten. Die eigentliche<br />
Innovation liegt auch dabei wie<strong>de</strong>r an<br />
<strong>de</strong>r Anreicherung vorhan<strong>de</strong>ner Daten<br />
mit Informationen von an<strong>de</strong>ren Stellen.<br />
Neben <strong>de</strong>m Link zum Volltext als typi-<br />
schem Ergebnis von LinkResolving liefert<br />
<strong>de</strong>r »Umlaut« zusätzliche Metadaten<br />
von Amazon sowie passen<strong>de</strong> Weblinks<br />
auf Grundlage einer Abfrage bei Social-<br />
Bookmarking-Diensten wie Connotea<br />
und CiteULike. Außer<strong>de</strong>m analysiert<br />
<strong>de</strong>r »Umlaut« eine OpenURL eingehend:<br />
Eine Abfrage bei <strong>de</strong>m erwähnten xISBN-<br />
Dienst von OCLC ist ebenso enthalten<br />
wie eine Spezialfunktion zur I<strong>de</strong>ntifi -<br />
kation von Kongressschriften – diese<br />
Literaturgattung mit ihren bibliografi -<br />
schen Spezialitäten hat sich nämlich als<br />
Herausfor<strong>de</strong>rung für das LinkResolving<br />
erwiesen und <strong>de</strong>r »Umlaut« sorgt mithilfe<br />
einer Erkennung von Schlüsselwörtern<br />
(Proceedings, Papers, Transactions) für<br />
eine bessere Auffi ndbarkeit dieser Materialien.<br />
Dufte Konferenz, parfümfrei<br />
Als Kuriosum zum Schluss sei erwähnt,<br />
dass die Access-Konferez eine parfümfreie<br />
war. Alle Teilnehmer waren gebeten,<br />
mit Rücksicht auf potenzielle Allergien<br />
im Auditorium auf Duftwässer aller<br />
Art zu verzichten. Leicht beunruhigen<strong>de</strong><br />
Fantasien von Geruchskontrollen am<br />
Eingang blieben jedoch Fantasien.<br />
Die nächste Access-Konferenz fi n<strong>de</strong>t<br />
im Herbst 2007 in Kanadas Westen statt<br />
– über Victoria nahe Vancouver hörte<br />
man viel Gutes in Ottawa und das Programm<br />
wird sicherlich genauso inspirierend<br />
und spannend sein wie 2006. Neben<br />
<strong>de</strong>n in diesem Beitrag schwerpunktmäßig<br />
vorgestellten Technikthemen geht<br />
es bei Access auch um Fragen wie Digitalisierung<br />
o<strong>de</strong>r Informationspolitik. BI<br />
International för<strong>de</strong>rt übrigens Reisen zu<br />
Konferenzen wie Access – an dieser Stelle<br />
sei für die Unterstützung gedankt!<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Ausland<br />
1 http://hackfest.kicks-ass.net<br />
2 Das gesamte Programm ist einzusehen unter:<br />
<strong>www</strong>.access2006.uottawa.ca/?page_<br />
id=5<br />
3 http://open-ils.org<br />
4 http://dllab.library.oregonstate.edu/content/<br />
section/4/28<br />
5 <strong>www</strong>.lib.rochester.edu/in<strong>de</strong>x.<br />
cfm?PAGE=3601<br />
6 Mehr zur »Service oriented architecture«<br />
kann man in Richard Akermans Blog nachlesen:<br />
http://scilib.typepad.com<br />
7 http://cenote.talis.com<br />
8 OCLC: Perceptions of Libraries and Information<br />
Resources. Dublin, OH : OCLC,<br />
2005. Seite 35. <strong>www</strong>.oclc.org/reports/<br />
2005perceptions.htm<br />
9 ww.libx.org<br />
10 http://ulbms.mylibrarytoolbar.com<br />
11 <strong>www</strong>.oclc.org/research/projects/xisbn<br />
12 <strong>www</strong>.oclc.org/research/announcements/<br />
features/umlaut-about.htm<br />
BuB | 59 (2007) 01
Tagungen<br />
Peter Vodosek<br />
Mo<strong>de</strong>rnität<br />
und historische<br />
Atmosphäre<br />
Zwei Veranstaltungen <strong>de</strong>s<br />
Wolfenbütteler Arbeitskreises<br />
für Bibliotheks-, Buch- und<br />
Mediengeschichte<br />
Mit gleich zwei Veranstaltungen innerhalb<br />
von drei Wochen ist <strong>de</strong>r Wolfenbütteler<br />
Arbeitskreis für Bibliotheks-,<br />
Buch- und Mediengeschichte im Herbst<br />
2006 an die Öffentlichkeit getreten. Mit<br />
<strong>de</strong>m großen Symposium »Forschungsbibliothek<br />
im Aufbruch: Göttingen und<br />
die Bibliotheksentwicklung in Deutschland,<br />
Europa und <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten<br />
im 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt« und mit<br />
<strong>de</strong>r 14. Jahrestagung <strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />
unter <strong>de</strong>m Titel »Buchwissenschaftliche<br />
Forschung – Bestandsaufnahme und<br />
Perspektiven«.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Verabschiedung<br />
<strong>de</strong>s langjährigen Direktors<br />
<strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rsächsischen Staats- und<br />
Universitätsbibliothek Göttingen, Prof.<br />
Elmar Mittler, organisierte er gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>r Bibliothek im September 2006<br />
das zweitägige Symposium »Forschungsbibliothek<br />
im Aufbruch: Göttingen und<br />
die Bibliotheksentwicklung in Deutschland,<br />
Europa und <strong>de</strong>n Vereinigten Staaten<br />
im 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt«.<br />
Das Th ema war mit Bedacht gewählt.<br />
Zum einen schuf <strong>de</strong>r 1993 eröff nete<br />
Neubau <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek und<br />
die sich anschließen<strong>de</strong> Sanierung <strong>de</strong>s<br />
historischen Universitätsquartiers die<br />
Möglichkeit, in <strong>de</strong>r Paulinerkirche und<br />
<strong>de</strong>n angrenzen<strong>de</strong>n Räumlichkeiten das<br />
Konzept einer Forschungsbibliothek<br />
weiter zu entwickeln. 1 Zum an<strong>de</strong>ren gelang<br />
es bei <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r Universität<br />
im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, von Anfang an<br />
einen Bestand an Forschungsliteratur<br />
auf- und damit die Bibliothek zu einer<br />
Forschungsbibliothek auszubauen. Wegen<br />
ihrer Erwerbungspolitik und ihrer<br />
benutzerorientierten Arbeitsweise galt<br />
die Bibliothek bis weit in das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
als Mo<strong>de</strong>lleinrichtung.<br />
Nun sind diese Fakten für die Bibliotheksgeschichte<br />
kein Novum. Aber es sind<br />
noch genügend Fragen off en, die näherer<br />
Untersuchungen bedürfen. Das Symposium,<br />
<strong>de</strong>ssen Leitung in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n von<br />
Prof. Wolfgang Schmitz (Universitätsund<br />
Stadtbibliothek Köln) lag, beschäftigte<br />
sich mit drei Schwerpunktthemen,<br />
nämlich »Grundlagen«, »Beziehungen<br />
Göttingens zu <strong>de</strong>n einzelnen Regionen«<br />
und »Einfl uss Göttingens auf einzelne<br />
Bibliotheken«, zu <strong>de</strong>nen 16 Referentinnen<br />
und Referenten Antworten suchten.<br />
Dem Selbstverständnis dieser von ihren<br />
Anfängen an international ausgerichteten<br />
Institution entsprechend kamen sie<br />
aus Dänemark, Finnland, Frankreich,<br />
Litauen, <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n, Schwe<strong>de</strong>n<br />
und Ungarn, unter ihnen die Direktoren<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r europäischer Bibliotheken<br />
wie Erland Kolding Nielsen (Königliche<br />
Bibliothek Kopenhagen), Esko A. Hägli<br />
(National- und Universitätsbibliothek<br />
Helsinki), Graham Jefcoate (Universitätsbibliothek<br />
Nijmwegen) und Lászlo Szögi<br />
(Universitätsbibliothek Budapest).<br />
Lesesaal | BuB<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 67<br />
Exellente Vorträge<br />
Dem be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Einfl uss auf die Entwicklung<br />
in <strong>de</strong>n USA trugen zwei Beiträge<br />
Rechnung. 2 Die Vorträge, die sich<br />
durchweg durch Exzellenz auszeichneten,<br />
können an dieser Stelle nicht im Ein-<br />
zelnen referiert wer<strong>de</strong>n, doch wird man<br />
sie im Laufe <strong>de</strong>s Jahres 2007 in einem<br />
Tagungsband nachlesen können. Das<br />
Symposium war von <strong>de</strong>r gastgeben<strong>de</strong>n<br />
Bibliothek hervorragend organisiert. Das<br />
Ambiente, in das auch das benachbarte,<br />
vorbildlich restaurierte Heyne-Haus,<br />
ehemaliges Wohnhaus <strong>de</strong>s zweiten Direktors<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek, Christian Gottlob<br />
Heyne, 3 einbezogen war, war ausgesprochen<br />
inspirierend. Es ist das Surplus altehrwürdiger<br />
Bibliotheken, Mo<strong>de</strong>rnität<br />
mit historischer Atmosphäre zu verbin<strong>de</strong>n.<br />
Das gilt natürlich auch für die Veranstaltung<br />
in <strong>de</strong>r Herzog August Bibliothek<br />
in Wolfenbüttel, über die im Folgen<strong>de</strong>n<br />
berichtet wer<strong>de</strong>n soll. Dort fand im Oktober<br />
die 14. Jahrestagung <strong>de</strong>s Wolfenbütteler<br />
Arbeitskreises für Bibliotheks-,<br />
Buch- und Mediengeschichte statt. Es<br />
ist gute Tradition <strong>de</strong>s Arbeitskreises,<br />
sich in größeren zeitlichen Abstän<strong>de</strong>n<br />
mit »the state of the art« <strong>de</strong>r Disziplinen<br />
beziehungsweise Wissenschaften zu befassen,<br />
die im Zentrum seiner Arbeit stehen.<br />
Nach einschlägigen Tagungen und<br />
Seminaren zum Stand <strong>de</strong>r Bibliotheksgeschichte<br />
war die Jahrestagung 2006<br />
<strong>de</strong>r buchwissenschaftlichen Forschung<br />
gewidmet. »Buchwissenschaftliche Forschung<br />
– Bestandsaufnahme und Perspektiven«<br />
war folgerichtig das Programm<br />
überschrieben. 4 Monika Estermann (His-<br />
1 Vgl. dazu die Broschüre »Das Historische<br />
Gebäu<strong>de</strong>: Keimzelle <strong>de</strong>r Georgia Augusta«.<br />
Göttingen: Nie<strong>de</strong>rsächsische Staats- und<br />
Universitätsbibliothek, 2006, Seite 107<br />
2 1766 hielt sich Benjamin Franklin in Göttingen<br />
auf und wur<strong>de</strong> in die »Königliche<br />
Societät <strong>de</strong>r Wissenschaften« aufgenommen.<br />
Er initiierte <strong>de</strong>n Schriftentausch mit<br />
<strong>de</strong>r von ihm mitbegrün<strong>de</strong>ten »American<br />
Society held at Phila<strong>de</strong>lphia for Promoting<br />
Useful Knowledge«. George Ticknor, späterer<br />
Professor in Harvard, und Edward<br />
Everett, späterer Präsi<strong>de</strong>nt von Harvard, die<br />
bei<strong>de</strong> 1815/16 in Göttingen studiert hatten,<br />
benutzten ihre Göttinger Bibliothekserfahrungen<br />
für die Reform <strong>de</strong>r Bibliothek von<br />
Harvard und später bei <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r<br />
Boston Public Library.<br />
3 Heyne, zugleich berühmter Altphilologe,<br />
stand in Verbindung mit Th omas Jeff erson,<br />
<strong>de</strong>m dritten Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r USA, <strong>de</strong>r seine<br />
Edition <strong>de</strong>r »Ilias« benutzte.<br />
4 Die Tagung verstand sich auch als ein Beitrag<br />
zur Aktualisierung <strong>de</strong>r als Klassiker<br />
gelten<strong>de</strong>n Publikation »Die Erforschung<br />
<strong>de</strong>r Buch- und Bibliotheksgeschichte in<br />
Deutschland«, herausgegeben von Werner<br />
Arnold, Wolfgang Dittrich und Bernhard<br />
Zeller. Wiesba<strong>de</strong>n: Harrassowitz, 1987, die<br />
Paul Raabe zum 60. Geburtstag gewidmet<br />
war.<br />
67
68 68 BuB | Lesesaal<br />
torische Kommission <strong>de</strong>s Börsenvereins<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls) und Prof.<br />
Ursula Rautenberg (Universität Erlangen)<br />
waren für Konzept und Leitung verantwortlich.<br />
Die Th emen <strong>de</strong>r insgesamt zwölf<br />
Vorträge waren breit gestreut. Wissenschaftstheoretische<br />
Fragen (Prof. Georg<br />
Stanitzek, Universität Siegen) wur<strong>de</strong>n<br />
ebenso angesprochen wie Digitalisierungsprobleme<br />
(Th omas Stäcker, Herzog<br />
August Bibliothek Wolfenbüttel),<br />
die Erforschung <strong>de</strong>s Lesens (Jonathan<br />
Green, Michigan und Erlangen) und Forschungsstand,<br />
Desi<strong>de</strong>rate und Perspektiven<br />
<strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>s Buchhan<strong>de</strong>ls von<br />
<strong>de</strong>r Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart<br />
(Oliver Duntze, Berlin, und Monika Estermann).<br />
Auch diese Referate, ergänzt<br />
durch weitere Beiträge, sollen in absehbarer<br />
Zeit in gedruckter Form vorliegen.<br />
Wie in Wolfenbüttel Usus war <strong>de</strong>r<br />
Tagung die jährliche Sitzung <strong>de</strong>s Geschäftsausschusses<br />
<strong>de</strong>s Arbeitskreises<br />
vorgeschaltet, die vom stellvertreten<strong>de</strong>n<br />
Vorsitzen<strong>de</strong>n Peter Vodosek geleitet wur<strong>de</strong>.<br />
Aus ihr dürften zwei Informationen<br />
interessieren. Die Publikation <strong>de</strong>r Beiträge<br />
<strong>de</strong>r 13. Jahrestagung vom Mai 2004<br />
mit <strong>de</strong>m Th ema »Die 70er und 80er Jahre<br />
<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts« ist in Arbeit und<br />
soll in <strong>de</strong>r ersten Jahreshälfte 2007 erscheinen.<br />
Als nächste Veranstaltungen<br />
sind in Vorbereitung beziehungsweise in<br />
Aussicht genommen (die Überschriften<br />
sind zunächst Arbeitstitel):<br />
� November 2007: »Bibliotheken im<br />
Altertum«<br />
� Herbst 2008: 15. Jahrestagung »Buch<br />
und Religion«<br />
� Herbst 2009: »Das Buch in China« (in<br />
thematischem Zusammenhang mit<br />
<strong>de</strong>m Gastland <strong>de</strong>r Frankfurter Buchmesse)<br />
� Herbst 2010: 16. Jahrestagung »Buch<br />
und Volksaufklärung«<br />
Grundsätzlich bestand Einverständnis,<br />
die in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren erfolgreich<br />
durchgeführten <strong>de</strong>utsch-britischen bibliothekshistorischen<br />
Seminare, von <strong>de</strong>nen<br />
bisher vier abwechselnd in London<br />
und Wolfenbüttel stattgefun<strong>de</strong>n haben,<br />
fortzusetzen. Wie in diesen Zeiten bei<br />
allen Planungen, steht vor einer Ausweitung<br />
<strong>de</strong>r Aktivitäten <strong>de</strong>r Finanzierungsvorbehalt.<br />
Geprüft wer<strong>de</strong>n soll außer<strong>de</strong>m<br />
die Realisierbarkeit eines elektronischen<br />
Newsletters für <strong>de</strong>n Arbeitskreis.<br />
Kontakt: Prof. em. Dr. Peter Vodosek,<br />
Seestraße 89, 70174 Stuttgart;<br />
E-Mail Vodosek@iuk.hdm-stuttgart.<strong>de</strong><br />
Tonio Paßlick<br />
Erfolgsrezepte<br />
heiß begehrt<br />
Fachtagung in Bad Urach<br />
lotet Strategien für Öffentliche<br />
Bibliotheken aus<br />
»Der Wind ist schärfer gewor<strong>de</strong>n«,<br />
stellen die Macher <strong>de</strong>r Webseite <strong>www</strong>.<br />
bib-info.<strong>de</strong>/bibliothekssterben mehr<br />
o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r lakonisch fest – <strong>de</strong>nn Bibliotheksschließungen<br />
sind trotz Pisa-Katastrophe<br />
keine Seltenheit in Deutschland.<br />
Dabei ist die Entwicklung <strong>de</strong>r Öffentlichen<br />
Bibliotheken in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
drei Jahrzehnten bekanntlich eindrucksvoll<br />
gewesen. Mittlerweile jedoch kämpfen<br />
auch in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg nicht<br />
nur die einzelnen Einrichtungen und<br />
(häufi g) auch ihre Träger selber, son<strong>de</strong>rn<br />
an vor<strong>de</strong>rster Front auch die Fachstellen,<br />
<strong>de</strong>r DBV-Lan<strong>de</strong>sverband und <strong>de</strong>r Berufsverband<br />
Information Bibliothek (BIB)<br />
gegen Kürzungen im Bibliotheksbereich.<br />
Auf einer Tagung in Bad Urach suchte<br />
man nach Lösungsstrategien.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Tagungen<br />
Dass <strong>de</strong>r fi nanzielle Druck vorhan<strong>de</strong>n<br />
ist, braucht dabei nieman<strong>de</strong>m<br />
vermittelt zu wer<strong>de</strong>n. Wo<br />
aber Prioritäten setzen, wenn die Budgets<br />
enger wer<strong>de</strong>n? Und welche tauglichen,<br />
für die Nutzer und vor allem auch die Politiker<br />
nachvollziehbaren Argumente entwerfen,<br />
die im Spannungsfeld zwischen<br />
kommunalen Pfl ichtaufgaben und sogenannten<br />
Freiwilligkeitsleistungen <strong>de</strong>n<br />
Bestand sichern helfen und gleichzeitig<br />
Visionen ermöglichen? Fachstellen und<br />
Bibliotheksverbän<strong>de</strong> sind in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
sechs Jahren einen Weg gegangen,<br />
<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n Beifall <strong>de</strong>s Städtetages fand:<br />
Bei sechs gemeinsam mit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>szentrale<br />
für politische Bildung organisierten<br />
Fachtagungen in Bad Urach wur<strong>de</strong> das<br />
praktische Rüstzeug für ein konsensfähiges<br />
Leitbild für Öff entliche Bibliotheken<br />
in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg erarbeitet und an<br />
Standards gefeilt.<br />
Bereits im Jahr 2005 waren dabei<br />
Orientierungswerte formuliert und Argumente<br />
für Verwaltungen entworfen<br />
wor<strong>de</strong>n, die eine Arbeitsgruppe von engagierten<br />
Bibliotheksleitern anschließend<br />
zu Entscheidungshilfen für die bibliothekarische<br />
und politische Alltagsarbeit<br />
verfeinerte. Die Fachtagung 2006 in Bad<br />
Urach hat sehr effi zient daran angeknüpft<br />
und dabei konkrete Standards und Zielwerte<br />
auf ihre qualitative und quantitative<br />
Anwendbarkeit in unterschiedlich<br />
gelagerten Fällen untersucht. Allerdings:<br />
Der Wunsch von Prof. Birgit Dankert,<br />
»Strategien zur Aufnahme, Akzeptanz<br />
und Umsetzung <strong>de</strong>r Zielwerte in Politik<br />
und Berufsöff entlichkeit zu entwickeln«,<br />
kam wegen <strong>de</strong>r intensiven Diskussion um<br />
Standards und Rollenspektren noch zu<br />
kurz. Dafür entwickelten die Tagungsteilnehmer<br />
eine bemerkenswerte Intensität<br />
bei <strong>de</strong>r Aufstellung von Kennzahlen<br />
und Bedarfsplanungen.<br />
In seinen »Strategischen Anmerkungen<br />
zur Positionierung von Bibliotheken<br />
im öff entlichen Diskurs« hatte Prof.<br />
Th omas Knubben vom Institut für Kulturmanagement<br />
an <strong>de</strong>r Pädagogischen<br />
Hochschule Ludwigsburg ohnehin an<br />
die inneren Potenziale <strong>de</strong>r Bibliothek erinnert;<br />
strategische Ziele müssten nicht<br />
nur anhand von externen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
von internen Faktoren revidiert, entschie<strong>de</strong>n,<br />
implantiert und operativ umgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Diesen pragmatischen Ansätzen haben<br />
sich auch die Bibliotheksverbän<strong>de</strong><br />
und Fachstellen nie verschlossen. Im<br />
Gegenteil: Die Tagungen in Bad Urach<br />
und die entsprechen<strong>de</strong> Auswertung und<br />
Verfeinerung in Arbeitsgruppen sowie<br />
BuB | 59 (2007) 01
Tagungen<br />
die »Implantierung« durch Vorträge bei<br />
Ausschüssen <strong>de</strong>s Städtetags, vor Gremien<br />
von Bürgermeistern und Kulturreferenten<br />
sind eher ein Musterbeispiel dafür,<br />
wie sich eine Interessengruppe im ständigen<br />
Dialog mit Entscheidungsträgern<br />
besser aufstellen kann. Viel zu oft wird<br />
dieser Diskurs erst beobachtet, wenn<br />
bereits negative Entscheidungen gefällt<br />
wor<strong>de</strong>n sind und sich die Lobbyisten im<br />
viel aufwendigeren Wi<strong>de</strong>rstand gegenüber<br />
Kürzungen o<strong>de</strong>r gar Schließungen<br />
von Einrichtungen befi n<strong>de</strong>n, die noch<br />
vor kurzer Zeit in <strong>de</strong>r vollmundig begrün<strong>de</strong>ten<br />
Hoff nung auf anhalten<strong>de</strong>s<br />
Wachstum als unverzichtbar dargestellt<br />
wor<strong>de</strong>n sind.<br />
Zielgruppenanalyse notwendig<br />
Th omas Knubben verfolgte <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>n<br />
Ansatz, keine i<strong>de</strong>alistischen Ziele als normative<br />
Grundlage für Standards zu empfehlen,<br />
son<strong>de</strong>rn eher Rahmenbedingungen<br />
für Kulturpolitik <strong>de</strong>r nächsten Jahre<br />
zu prognostizieren. Dabei will er weniger<br />
<strong>de</strong>n revidierbaren politischen Vereinbarungen<br />
trauen, son<strong>de</strong>rn einer ständigen<br />
Vergewisserung <strong>de</strong>s kulturellen Auftrags.<br />
Die Bestandssicherung <strong>de</strong>r Einrichtung<br />
könne nur erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn die<br />
Notwendigkeit <strong>de</strong>r Ausstattung und <strong>de</strong>r<br />
Maßnahmen im Austausch mit <strong>de</strong>n Nutzern<br />
auch belegt wer<strong>de</strong>. Dies wie<strong>de</strong>rum<br />
schaff e die Einrichtung nur, wenn sie ihre<br />
Zielgruppen erreicht, mithin eine ständige<br />
Zielgruppenanalyse betreibt.<br />
Ob das eingangs erwähnte Bibliothekssterben<br />
lediglich ein Zwischentief<br />
o<strong>de</strong>r eine langfristige Klimaverän<strong>de</strong>rung<br />
ist, versuchte Knubben anhand einiger<br />
fi nanzpolitischer Parameter zu beantworten.<br />
Um sich über die Aussichten klar<br />
zu wer<strong>de</strong>n, braucht man nur, wie Knubben,<br />
einige Eckdaten gegenüberzustellen.<br />
Während die Zahl <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
zwischen 1977 und 2001 von 1244 auf<br />
9327 gestiegen ist, haben sich gleichzeitig<br />
die Kreditmarktschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r öff entlichen<br />
Hand verzehnfacht (von rund 250<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro im Jahr 1977 auf 2,25<br />
Billionen Euro im Jahr 1998). »International<br />
ist die Blase <strong>de</strong>r Kulturkonjunktur<br />
schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Achtzigerjahre geplatzt,<br />
national in <strong>de</strong>n Neunzigerjahren«, ver<strong>de</strong>utlichte<br />
Knubben.<br />
Man braucht kein Prophet zu sein,<br />
um zu erkennen, dass Lösungen in dieser<br />
Situation nicht von außen kommen und<br />
erst recht nicht von <strong>de</strong>r Kommunalpolitik<br />
erwartet wer<strong>de</strong>n können. Deshalb<br />
seien Standards als abstrakte Erkenntnis<br />
zwar hilfreich, entschei<strong>de</strong>nd sei aber, ob<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
die Bibliotheken es schaff en, selber eine<br />
politische Größe im öff entlichen Diskurs<br />
zu wer<strong>de</strong>n. Im Spannungsfeld <strong>de</strong>r<br />
Kulturpolitik zwischen Profi lierung und<br />
Partizipation kann die Legitimation für<br />
alle Konzepte und Ausgaben nur über das<br />
Publikum erfolgen. Das Publikum triff t<br />
seine Entscheidungen durch direkte und<br />
indirekte Beiträge (Eintrittsgel<strong>de</strong>r, Steuern)<br />
und vor allem durch Gewährung<br />
und Entzug von Legitimität. Wie Gerhard<br />
Schulze in seiner Analyse <strong>de</strong>r Erlebnisgesellschaft<br />
ausgeführt hat, ist <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
unter <strong>de</strong>n vier Akteuren im<br />
Wettbewerb neben <strong>de</strong>m Künstler, <strong>de</strong>m<br />
Kulturpolitiker und <strong>de</strong>n Körperschaften<br />
<strong>de</strong>r sogenannte Nutzer, das Publikum,<br />
das mit seiner Erlebnisnachfrage auch<br />
<strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>s Wettbewerbs steuert.<br />
Obwohl Bibliotheken die höchsten<br />
Nutzerzahlen und die höchste generative<br />
Streubreite unter <strong>de</strong>n Kultureinrichtungen<br />
aufweisen, so Knubben, sei <strong>de</strong>r<br />
PR-Erfolg gering. Woran liegt das? Und<br />
wie lässt sich im Publikum eine durchsetzungsfähige<br />
Lobby aufbauen? Ein Problem<br />
ist: In Bibliotheken herrscht eine<br />
Trägerorientierung, die Nutzerorientierung<br />
ist eher selten, zumal sich <strong>de</strong>r Leser<br />
individuell und kontemplativ begreift<br />
und keine gestalten<strong>de</strong> Rolle gegenüber<br />
<strong>de</strong>r Bibliothek einnimmt. Besucherorientierung<br />
ist außer<strong>de</strong>m nicht auf Kenntnis<br />
<strong>de</strong>r Bedürfnisse <strong>de</strong>r Nutzer beschränkt,<br />
son<strong>de</strong>rn meint vielmehr auch die Kenntnis<br />
<strong>de</strong>r Bedürfnisse <strong>de</strong>r »Noch-nicht-Besucher«<br />
und <strong>de</strong>r »Nicht-mehr-Besucher«.<br />
Besucherzufrie<strong>de</strong>nheit kann also nicht<br />
nur innerhalb <strong>de</strong>r Bibliotheksmauern<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Defi zite im Bereich Marketing<br />
Auch im Bereich Marketing ent<strong>de</strong>ckte<br />
Knubben Defi zite; die Bibliotheken<br />
müssten sich auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r Aufmerksamkeiten<br />
besser verkaufen. Dafür<br />
sind eine Reihe von Instrumenten bekannt–<br />
von Besucherclubs über För<strong>de</strong>rvereine<br />
bis zu speziellen Online-Diensten<br />
–, wie Hannelore Vogt in ihrer Dissertation<br />
zur »Besucherorientierung in Öff entlichen<br />
Bibliotheken« sinngemäß feststellt.<br />
Argumente für eine sinnvolle Vernetzung<br />
und für die Stärken <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />
sind genug vorhan<strong>de</strong>n, sie müssen<br />
nur kommuniziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Bedarf von Bibliotheken und die<br />
Verfügbarkeit von Ressourcen haben<br />
sich auseinan<strong>de</strong>rentwickelt, wie Ilona<br />
Glashoff von <strong>de</strong>n Zentralen Bibliotheksdiensten<br />
<strong>de</strong>r Hamburger Öff entlichen<br />
Bücherhallen erläuterte. Sie zitierte aus<br />
Lesesaal | BuB<br />
Tonio Paßlick ist<br />
seit 1986 Kulturamtsleiter<br />
in<br />
Weil am Rhein.<br />
Zuvor arbeitete er<br />
als Redakteur <strong>de</strong>r<br />
Badischen Zeitung.<br />
Nach wie vor ist<br />
er auch als Musiker,<br />
Mo<strong>de</strong>rator, Buchautor, Rezitator,<br />
Schauspieler, Märchenerzähler und<br />
Reiseleiter tätig. Zu seinen persönlichen<br />
Lieblingsprojekten gehören die<br />
Umwandlung einer Kirche in eine Bibliothek<br />
und einer ehemaligen Sei<strong>de</strong>nstoffweberei<br />
in ein Kulturzentrum.<br />
Paßlick begleitet die Tagungen in Bad<br />
Urach von Anfang an als Mo<strong>de</strong>rator<br />
und Referent.<br />
<strong>de</strong>n gemeinsamen Richtlinien von IFLA<br />
und Unesco, an <strong>de</strong>nen sie mitgewirkt<br />
hatte und die bereits im Jahr 1994 in<br />
13 Sprachen veröff entlicht wor<strong>de</strong>n sind:<br />
»Die Öff entliche Bibliothek, <strong>de</strong>r lokale<br />
Zugang zum Wissen, liefert eine Grundvoraussetzung<br />
für lebenslanges Lernen,<br />
unabhängige Entscheidungsfi ndung und<br />
kulturelle Entwicklung <strong>de</strong>s einzelnen<br />
und <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Gruppen«,<br />
heißt es dort in <strong>de</strong>m Manifest für die Öffentliche<br />
Bibliothek (<strong>www</strong>.ifl a.org/VII/<br />
s8/unesco/germ.htm).<br />
Regierungen sind <strong>de</strong>mnach aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />
die Entwicklung von Öff entlichen<br />
Bibliotheken aktiv zu unterstützen. Neben<br />
<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung, dass die Öff entlichen<br />
Bibliotheken gebührenfrei zugänglich<br />
sein sollten, wird dabei auch <strong>de</strong>r Hinweis<br />
gegeben, dass eine lan<strong>de</strong>sweite Bibliothekszusammenarbeit<br />
und Koordination<br />
zu sichern sei, die per Gesetzgebung<br />
ein nationales Bibliotheksnetzwerk<br />
<strong>de</strong>fi nieren und för<strong>de</strong>rn könne, das auf<br />
anerkannten Dienstleistungsstandards<br />
basiert. Davon ist man in Deutschland<br />
noch weit entfernt, weshalb die Ergebnisse<br />
<strong>de</strong>r Uracher Tagung nicht hoch genug<br />
bewertet wer<strong>de</strong>n können. Ilona Glashoff<br />
ist sich jedoch <strong>de</strong>r schwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Chancen<br />
für gesetzliche Verankerung bewusst.<br />
Standards sollten keine Regelwerke, son<strong>de</strong>rn<br />
Werkzeuge sein. Die gesellschaftlichen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen weltweit seien als<br />
Chance für die Bibliotheken zu sehen, als<br />
Mo<strong>de</strong>rator und Wissensvermittler eine<br />
unverzichtbare Rolle einzunehmen.<br />
Margit Gindner-Brenner vom Städtetag<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg würdigte die<br />
bisherigen Bemühungen um Standards<br />
für Öff entliche Bibliotheken. Sie seien<br />
nicht nur Hinweise auf die Profi lverbes-<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 69<br />
69
70 70 BuB | Magazin<br />
serung <strong>de</strong>r Einrichtungen, son<strong>de</strong>rn auch<br />
hilfreiche Kriterien zur Beurteilung ihrer<br />
gesellschaftlichen Relevanz und damit<br />
wichtige Entscheidungshilfen für die<br />
Träger. Die Geschäftsstelle <strong>de</strong>s Städtetages<br />
wer<strong>de</strong> die Leitbild-Diskussion aufmerksam<br />
weiter begleiten, versprach die<br />
Politikerin, erwähnte aber auch <strong>de</strong>n absehbaren<br />
Aufwand für das Fundraising.<br />
Dieser Hinweis darauf, dass auch konsensfähige<br />
Standards letztlich abhängig<br />
sind von fi nanziellen Ressourcen, wur<strong>de</strong><br />
nicht als Entmutigung aufgefasst. Es<br />
wur<strong>de</strong>n bibliothekarische Tätigkeiten<br />
diskutiert, die Bibliothekare für quantifi<br />
zierbar, qualifi zierbar, standardisierbar<br />
und normierbar halten. Die anwesen<strong>de</strong>n<br />
Vertreter <strong>de</strong>r Fachstellen, nämlich Jürgen<br />
Blim (Tübingen), Gerhard Brü<strong>de</strong>rlin<br />
(Karlsruhe), Giselher Reichardt (Freiburg)<br />
und Ingrid Veigel-Schendzielorz (Stuttgart)<br />
unterstützten dabei die Mo<strong>de</strong>ratoren<br />
Eberhard Kusber (Stadtbibliothek<br />
Oberkirch), Tonio Paßlick und Birgit<br />
Dankert bei <strong>de</strong>m Versuch, die Erkenntnisse<br />
aus früheren Tagungen in konkrete<br />
Empfehlungen mün<strong>de</strong>n zu lassen.<br />
Die Teilnehmer diskutierten engagiert<br />
über Zusammenhänge zwischen personeller<br />
Ausstattung und <strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />
zur Evaluation, über Zielbestän<strong>de</strong><br />
und Aktualitätsquote, das jeweilige Profi<br />
l einer Einrichtung, die Qualität von<br />
Serviceleistungen, die Zahl <strong>de</strong>r Internetplätze<br />
und das virtuelle Angebot.<br />
Je konkreter die Standards zu Papier<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n konnten, <strong>de</strong>sto mehr<br />
wuchs in <strong>de</strong>n Diskussionen auch die Zuversicht,<br />
die Inhalte durch entsprechen<strong>de</strong><br />
Strategien zu beför<strong>de</strong>rn, damit bis zum<br />
Tag <strong>de</strong>r Bibliotheken 2007 nicht nur ein<br />
weiteres Positionspapier gegen Sparmaßnahmen<br />
im politischen Raum diskutiert<br />
wird, son<strong>de</strong>rn ein Werkzeug für Politiker,<br />
Publikum und Mitarbeiter gleichermaßen<br />
entsteht. Bereits En<strong>de</strong> Juli waren<br />
die Detailergebnisse aus Bad Urach in die<br />
Leitbild-Kommentare eingearbeitet und<br />
allen Beteiligten zur Verfügung gestellt<br />
wor<strong>de</strong>n. Doch dabei will man es nicht<br />
belassen. Best-Practice-Beispiele sollen<br />
die Ergebnisse <strong>de</strong>r Bad Uracher Tagungen<br />
letztlich zum Katalysator für einen<br />
zeitgemäßen und zugleich professionellen<br />
Umgang mit <strong>de</strong>n Zukunftsherausfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Bibliothekswesens reifen<br />
lassen. Ein Prozess, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Veröf-<br />
fentlichung keinesfalls been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
soll, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Resonanzbo<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n<br />
Diskurs zwischen Fachleuten, Publikum<br />
und Politik bil<strong>de</strong>n kann. Ein Handlungselement<br />
eben, so wie es im zitierten IFLA-<br />
Manifest betont wird.<br />
»Wo aber Gefahr<br />
ist, wächst das<br />
Retten<strong>de</strong> auch«<br />
Bericht über <strong>de</strong>n Brand <strong>de</strong>r Herzogin<br />
Anna Amalia Bibliothek<br />
Knoche, Michael: Die Bibliothek brennt.<br />
Ein Bericht aus Weimar. Göttingen: Wallstein,<br />
2006. 144 Seiten: Illustrationen.<br />
– gebun<strong>de</strong>n 16,– Euro<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Privatanschrift <strong>de</strong>s Rezensenten: Prof. em. Dr.<br />
Peter Vodosek, Seestraße 89, 70174 Stuttgart;<br />
E-Mail Vodosek@iuk.hdm-stuttgart.<strong>de</strong><br />
Fachliteratur<br />
Noch nie hat die Katastrophe einer<br />
<strong>de</strong>utschen Bibliothek national<br />
wie international einen <strong>de</strong>rartigen<br />
Wi<strong>de</strong>rhall gefun<strong>de</strong>n wie <strong>de</strong>r Brand<br />
<strong>de</strong>r Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />
(HAAB) in Weimar in <strong>de</strong>r Nacht vom 2.<br />
auf <strong>de</strong>n 3. September 2004. Das hat ohne<br />
Zweifel mit <strong>de</strong>r Geschichte, mit Rang<br />
und Be<strong>de</strong>utung einer Institution zu tun,<br />
die, wenn sie auch nicht mehr so heißt,<br />
als die Bibliothek <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Klassik<br />
schlechthin gilt und die nicht zuletzt von<br />
1797 bis 1832 unter <strong>de</strong>r Oberleitung Goethes<br />
stand. Nicht weniger aber trug dazu<br />
die ebenso engagierte wie professionelle<br />
Öff entlichkeitsarbeit <strong>de</strong>r Leitung und<br />
zahlreicher Freun<strong>de</strong> bei, <strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>nen<br />
Kulturverlust weiten Kreisen <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung bewusst zu machen. Allein<br />
die Präsenz in <strong>de</strong>n Printmedien – Zeitungen,<br />
Zeitschriften, Büchern –, von allen<br />
an<strong>de</strong>ren Medien ganz zu schweigen, war<br />
und ist noch immer erstaunlich. Aber beschränken<br />
wir uns auf die Bücher!<br />
Bereits mit Redaktionsschluss 25.<br />
Oktober 2004, also knapp acht Wochen<br />
nach <strong>de</strong>m Brand, erschien am 9. November<br />
2004 die erste selbstständige Publikation<br />
unter <strong>de</strong>m schönen Titel-Zitat »…<br />
auf daß von Dir die Nach-Welt nimmer<br />
schweigt« 1 , mit Geleit- und Grußworten<br />
vom Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten bis zum Th üringer<br />
Ministerpräsi<strong>de</strong>nten. Die nur<br />
fünf Monate später nach <strong>de</strong>m traurigen<br />
Ereignis in Betrieb genommene bauliche<br />
Erweiterung, das schon Jahre vorher<br />
geplante Studienzentrum für die Forschungsbibliothek,<br />
wur<strong>de</strong> in einem Bildband<br />
zur Architektur vorgestellt. 2<br />
Die an dieser Stelle anzuzeigen<strong>de</strong> Neuerscheinung<br />
berichtet über die Geschehnisse<br />
vom 2. September 2004, <strong>de</strong>r Brandnacht,<br />
bis zum 5. Februar 2005, <strong>de</strong>r Eröff<br />
nung <strong>de</strong>s Studienzentrums, aus <strong>de</strong>r<br />
persönlichen Sicht <strong>de</strong>s Direktors, Michael<br />
Knoche. Zwischen die Ereignisberichte<br />
eingeschoben sind einzelne, die historischen<br />
Fakten referieren<strong>de</strong> Kapitel unter<br />
<strong>de</strong>n Überschriften: Der Rokokosaal, Die<br />
Baugeschichte <strong>de</strong>s Grünen Schlösschens,<br />
Geschichte und Bestand <strong>de</strong>r Bibliothek,<br />
Wie kam die Herzogin Anna Amalia<br />
Bibliothek zu ihrem Namen?<br />
Immer wie<strong>de</strong>r erstaunlich sind die Belege<br />
für die Wellen <strong>de</strong>r Hilfsbereitschaft<br />
– man muss hier schon im Plural sprechen<br />
–, aber auch die mit viel Phantasie<br />
ins Werk gesetzten Aktionen, von <strong>de</strong>nen<br />
<strong>de</strong>r Weimarer Kin<strong>de</strong>r bis zur Fünf-Millionen-Spen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Vodafone-Stiftung. So<br />
nimmt es nicht wun<strong>de</strong>r, dass es bereits im<br />
Oktober 2007 möglich sein wird, am Geburtstag<br />
<strong>de</strong>r Namenspatronin Herzogin<br />
BuB | 59 (2007) 01
Fachliteratur<br />
Anna Amalia das historische Gebäu<strong>de</strong><br />
im alten Glanz wie<strong>de</strong>r zu öff nen, auch<br />
wenn vieles an Einrichtung, Büchern<br />
und Kunstgegenstän<strong>de</strong>n unwie<strong>de</strong>rbringlich<br />
verloren ist o<strong>de</strong>r noch Jahrzehnte <strong>de</strong>s<br />
geduldigen Zusammentragens bedarf.<br />
Der Autor verschweigt aber auch nicht<br />
die Kontroversen, »schrille Töne«, wie<br />
er sie nennt, so am 21. September 2004<br />
in <strong>de</strong>r »taz«, wo »die rückwärts gewandte<br />
Geisteshaltung ›einiger durchgeknallter<br />
Immer wie<strong>de</strong>r erstaunlich sind die<br />
Belege für die Wellen <strong>de</strong>r Hilfsbereitschaft,<br />
aber auch die mit viel Phantasie<br />
ins Werk gesetzten Aktionen, von<br />
<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Weimarer Kin<strong>de</strong>r bis<br />
zur Fünf-Millionen-Spen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Vodafone-Stiftung.<br />
Schöngeister‹« bekrittelt wird, »die <strong>de</strong>n<br />
Verlust ein paar alter Schwarten« bejammern.<br />
Das lesenswerte kleine Buch, sicher<br />
auch eine Hommage an die vielen Helfer,<br />
Spen<strong>de</strong>r und Sponsoren, hat auch seine<br />
– unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n – Schwächen. Interessieren<br />
<strong>de</strong>n Leser wirklich die Namen von<br />
Diplom-Bibliothekarinnen, <strong>de</strong>ren Stellen<br />
aus Drittmittelprojekten fi nanziert<br />
wer<strong>de</strong>n? Wer außer Fachkollegen – und<br />
vermutlich nicht einmal die – will im Gesamtzusammenhang<br />
dieses Buches etwas<br />
über Signaturenvergabe und verän<strong>de</strong>rte<br />
Eintragungen im Katalog erfahren? Aber<br />
das sind Petitessen. Was bleibt ist ein optimistisch<br />
stimmen<strong>de</strong>r Eindruck vom<br />
ciceronischen »consensus omnium bonorum«,<br />
<strong>de</strong>r Verbun<strong>de</strong>nheit aller Wohlgesonnenen<br />
im Geist, um einer großen<br />
Sache willen.<br />
Peter Vodosek<br />
1 »… auf daß von Dir die Nach-Welt nimmer<br />
schweigt«. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />
in Weimar nach <strong>de</strong>m Brand. Hrsg.<br />
von <strong>de</strong>r Stiftung Weimarer Klassik und<br />
Kunstsammlungen und <strong>de</strong>r Th üringischen<br />
Lan<strong>de</strong>szeitung… . Weimar: Stiftung Weimarer<br />
Klassik …, 2004. 122 Seiten, Abb. –<br />
Pp. ISBN 3-7443-0127-3. Das Zitat stammt<br />
aus einem Huldigungsgedicht <strong>de</strong>s Weimarer<br />
und später Göttinger Bibliothekars Johann<br />
Matthias Gesner auf <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bib-<br />
liothek, Herzog Wilhelm Ernst.<br />
2 Die Herzogin-Anna-Amalia Bibliothek<br />
in Weimar: das Studienzentrum. Berlin:<br />
Nicolai, 2006. 95 Seiten, Abb. kart. ISBN<br />
3-89479-347-3. 19,90 Euro<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
»Fachspezifi sche<br />
Internetrecherche«<br />
Eine Linksammlung ausgewählter<br />
Quellen zur Beschaffung<br />
wissenschaftlicher<br />
Informationen im Netz<br />
Weilenmann, Anne-Katharina: Fachspezifi<br />
sche Internetrecherche. Für Bibliothekare,<br />
Informationsspezialisten und<br />
Wissenschaftler. München: Saur, 2006<br />
(Bibliothekspraxis; 38). 205 Seiten: Illustrationen.<br />
– gebun<strong>de</strong>n 29,80 Euro<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Anschrift <strong>de</strong>s Rezensenten:<br />
Dr. Jürgen Plieninger, Eberhard Karls Universität,<br />
Institut für Politikwissenschaft, Bibliothek,<br />
Melanchthonstraße 36, 72074 Tübingen; juergen.<br />
plieninger@uni-tuebingen.<strong>de</strong><br />
Magazin | BuB71<br />
71<br />
Eine Linksammlung zwischen zwei<br />
Buch<strong>de</strong>ckel zu packen erscheint<br />
im Grun<strong>de</strong> unsinnig, da we<strong>de</strong>r die<br />
Links angeklickt noch aktualisiert wer<strong>de</strong>n<br />
können. Wenn jetzt <strong>de</strong>r Saur-Verlag<br />
das Wagnis unternommen hat, eine<br />
Linksammlung zur fachspezifi schen Recherche<br />
– und um nichts an<strong>de</strong>res han<strong>de</strong>lt<br />
es sich hier – als Buch zu publizieren, so<br />
muss das Konzept schon gut sein, damit<br />
die eingangs angesprochenen Nachteile<br />
ausgeglichen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Zuverlässig statt umfassend<br />
Der Verlag hat eine erfahren<strong>de</strong> Autorin<br />
gewonnen: Anne-Katharina Weilenmann<br />
ist eine Schweizer Bibliothekarin, welche<br />
bereits seit langem eine Linksammlung<br />
erstellt und pfl egt: biblink.ch. Der Ausweg<br />
aus <strong>de</strong>m Dilemma, <strong>de</strong>n Verlag und<br />
Autorin ersonnen haben, besteht nun<br />
darin, kein umfassen<strong>de</strong>s Kompendium<br />
<strong>de</strong>r Quellen <strong>de</strong>r Fachrecherche zu erstellen,<br />
das schnell veralten wür<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />
lediglich eine Auswahl qualitätvoller<br />
Suchdienste anzubieten, die bereits seit<br />
längerer Zeit bestehen und zuverlässig<br />
aktualisiert wer<strong>de</strong>n. Mithilfe dieser Einschränkung<br />
nach Qualitäts- und Verfügbarkeitskriterien<br />
wur<strong>de</strong> das Risiko<br />
schnelllebiger Angebote vermie<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />
Leser <strong>de</strong>s Buches kann sich von <strong>de</strong>n aufgeführten<br />
Diensten weiter zu <strong>de</strong>n sonst<br />
relevanten Angeboten leiten lassen.<br />
Zum Ausgleich für die Begrenzung<br />
<strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r angezeigten Quellen wer<strong>de</strong>n<br />
sie eingehen<strong>de</strong>r charakterisiert. Zu<br />
je<strong>de</strong>r Haupteintragung bekommt <strong>de</strong>r<br />
Leser inhaltliche Beschreibung, Urheber,<br />
Sprache, Kosten sowie bis zu vier weiterführen<strong>de</strong><br />
Links zu vergleichbaren Angeboten<br />
aufgeführt. Beson<strong>de</strong>rs beachtenswerte<br />
Quellen sind mit einem Screenshot<br />
illustriert. Die Beschreibungen sind meist<br />
nicht nur <strong>de</strong>skriptiv, son<strong>de</strong>rn enthalten<br />
Vergleiche mit und Verweisungen zu an<strong>de</strong>ren<br />
Einträgen.<br />
Die Sammlung umfasst rund 160<br />
Quellen für die thematische Suche und<br />
ist systematisch nach <strong>de</strong>r DDC aufgebaut.<br />
In je<strong>de</strong>m Fachgebiet wer<strong>de</strong>n die<br />
Quellen in drei Kategorien aufgelistet:<br />
� Subject Gateways (fachwissenschaftliche<br />
Portale)<br />
� Referenzwerke und<br />
� Bibliographien/Datenbanken.<br />
Bei <strong>de</strong>n Subject Gateways spielen die<br />
virtuellen Fachbibliotheken eine prominente<br />
Rolle. Referenzwerke und Bibliographien<br />
sind in größerer Zahl enthalten,<br />
hier wur<strong>de</strong>n auch Volltext-Angebote mit<br />
aufgeführt. Die Einträge sind fast ausge-
72 72 BuB | Magazin Neue Fachliteratur<br />
glichen <strong>de</strong>utsch- und englischsprachig,<br />
lediglich fünf sind in an<strong>de</strong>ren Sprachen<br />
erstellt wor<strong>de</strong>n. Die überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit<br />
<strong>de</strong>r angegebenen Quellen ist kostenlos<br />
zu nutzen, <strong>de</strong>r Rest erlaubt zumin<strong>de</strong>st<br />
eine kostenlose Recherche.<br />
Blick auf das Wesentliche<br />
Den Hauptteil, in <strong>de</strong>m auf 140 Seiten die<br />
Quellen aufgeführt wer<strong>de</strong>n, hat die Autorin<br />
durch einen dreißigseitigen »Apparat«<br />
ergänzt, in <strong>de</strong>m unter an<strong>de</strong>rem ein<br />
fünfzehnseitiges alphabetisches Register<br />
<strong>de</strong>r Internetquellen (auch jener, die innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Einträge genannt wer<strong>de</strong>n)<br />
und ein neunseitiges Stichwortregister<br />
<strong>de</strong>r Erschließung dienen.<br />
Bleibt noch die neunzehnseitige Einleitung<br />
zu erwähnen, in <strong>de</strong>r die Autorin<br />
über das Suchen und Fin<strong>de</strong>n im Internet<br />
und über Suchstrategien schreibt. Diese<br />
Abhandlungen sind etwas verklausuliert<br />
formuliert, vermitteln aber durchaus <strong>de</strong>n<br />
State of the Art, da mit Verweisen auf die<br />
relevanten Beiträge knapp die Diskussion<br />
zur Internetsuche und die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Stufen <strong>de</strong>s Suchprozesses dargestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch neueste Entwicklungen wie<br />
das Web 2.0 greift die Autorin auf. Diese<br />
Einleitung ist informativ, interessant zu<br />
lesen, stellt aber keine Voraussetzung für<br />
die Nutzung <strong>de</strong>s Werkes dar.<br />
Es bleibt zum Schluss die Frage: Stellt<br />
das Buch wirklich einen guten Einstieg in<br />
die fachwissenschaftliche Recherche dar?<br />
Bieten nicht die einschlägigen Virtuellen<br />
Es han<strong>de</strong>lt sich um kein umfassen<strong>de</strong>s<br />
Kompendium für die Fachrecherche,<br />
das schnell veralten wür<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />
um eine Auswahl qualitätvoller<br />
Suchdienste, die längere Zeit bestehen<br />
und zuverlässig aktualisiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Fachbibliotheken (Zugang über <strong>www</strong>.<br />
vascoda.<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r die Internetbibliothek<br />
(<strong>www</strong>.internetbibliothek.<strong>de</strong>) <strong>de</strong>nselben<br />
o<strong>de</strong>r vielleicht sogar einen größeren Gebrauchswert?<br />
Die Sammlung ermöglicht einen großartigen<br />
Überblick zu fachspezifi schen<br />
Recherchezugängen, <strong>de</strong>r durch die enge<br />
Auswahl und durch die breite Berücksich-<br />
tigung von Referenzwerken einen echten<br />
Mehrwert darstellt, da Linksammlungen<br />
und Portale in ihrer Breite oft zu unübersichtlich<br />
sind, um <strong>de</strong>n Blick auf das Wesentliche<br />
zu richten. Hier wird also eine<br />
Auswahl geboten, <strong>de</strong>ren Nutzung Zeit<br />
spart, da sie <strong>de</strong>m »Pareto-Prinzip« folgt<br />
(Aufl istung von wenigen Suchdiensten,<br />
mit <strong>de</strong>nen viele <strong>de</strong>r möglichen Ergebnisse<br />
erzielen wer<strong>de</strong>n).<br />
Alternative Einstiege außen vor<br />
Als Manko ist freilich festzustellen, dass<br />
die Beschränkung auf fachspezifi sche<br />
Quellen die allgemeinen Recherchedienste<br />
außen vor lässt, die für eine thematische<br />
Suche ebenfalls als Einstieg<br />
sinnvoll sind.<br />
Hierzu gehören beispielsweise allgemeine<br />
Aufsatzdatenbanken wie ingenta<br />
(<strong>www</strong>.ingentaconnect.com), Verzeichnisse<br />
von E-Journals wie die Elektronische<br />
Zeitschriftenbibliothek (EZB – <strong>www</strong>.<br />
bibliothek.uni-regensburg.<strong>de</strong>/ezeit) o<strong>de</strong>r<br />
Ein Werk, das aufgrund seiner<br />
Konzeption einen guten Überblick<br />
über Fachquellen ermöglicht und<br />
auf vieles hinweist, was man bisher<br />
im Informationsdschungel konkurrieren<strong>de</strong>r<br />
Webangebote<br />
übersehen hat.<br />
Open-J-Gate (<strong>www</strong>.openj-gate.com), die<br />
Verzeichnisse von Fachdatenbanken<br />
wie das Datenbank-Infosystem (DBIS<br />
– <strong>www</strong>.bibliothek.uni-regensburg.<strong>de</strong>/dbinfo).<br />
Ja, selbst Genios (<strong>www</strong>.gbi.<strong>de</strong>),<br />
zum Einstieg in die Recherche von Zeitungsartikeln,<br />
hätte hier erwähnt wer<strong>de</strong>n<br />
sollen!<br />
Damit ist ein wichtiger systematischer<br />
Zugang – insbeson<strong>de</strong>re zu bibliographischen<br />
Angaben – außen vor gelassen<br />
wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r zugegebenermaßen nur<br />
schwierig in die gewählte Systematik<br />
hätte eingeglie<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können. Aber<br />
zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>r Einleitung hätte dieser<br />
alternative Einstieg in die thematische<br />
Suche erwähnt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Alles in allem ein Werk, das aufgrund<br />
seiner Konzeption einen guten Überblick<br />
über Fachquellen ermöglicht, zum<br />
Blättern und Schmökern verleitet und<br />
auf vieles hinweist, was man bisher im<br />
Informationsdschungel konkurrieren<strong>de</strong>r<br />
Webangebote übersehen hat. Insofern<br />
ist die »Fachspezifi sche Internetrecherche«<br />
eine lohnen<strong>de</strong> Lektüre für jene, die<br />
in wissenschaftlichen und Öff entlichen<br />
Bibliotheken die Linksammlungen pfl egen<br />
o<strong>de</strong>r Kurse zur Schulung <strong>de</strong>r Informationskompetenz<br />
durchführen.<br />
Jürgen Plieninger<br />
Neue Fachliteratur<br />
Entwicklung von Medienkompetenz im<br />
Hochschulbereich. Perspektiven, Kompetenzen<br />
und Anwendungsbeispiele.<br />
Düsseldorf [u.a.]: kopaed-Verlag, 2006<br />
(Schriftenreihe Medienkompetenz <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s Nordrhein-Westfalen; 4). 155<br />
Seiten: Illustrationen. – broschiert 14,80<br />
Euro<br />
Hall, Murray G.; Köstner, Christina: …<br />
allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern<br />
… Eine österreichische Institution<br />
in <strong>de</strong>r NS-Zeit. Wien; Köln; Weimar:<br />
Böhlau, 2006. 617 Seiten: Illustrationen.<br />
– gebun<strong>de</strong>n 59,– Euro<br />
Netzwerk Schulbibliothek. Veronika<br />
Fink/Markus Fritz [Hrsg.]. Bozen: Pädagogisches<br />
Institut und Amt für Bibliotheken<br />
und Lesen, 2006 (Projektberichte<br />
aus <strong>de</strong>m Pädagogischen Institut; 14).<br />
104 Seiten: Illustrationen. – broschiert<br />
12,– Euro<br />
Stock, Wolfgang G.: Information Retrieval.<br />
Informationen suchen und fi n<strong>de</strong>n.<br />
[Lehrbuch]. München [u.a.]: Ol<strong>de</strong>nbourg,<br />
2007 (Einführung in die Informationswissenschaft;<br />
1). XI, 598 Seiten:<br />
Illustrationen, grafi sche Darstellungen.<br />
– broschiert 44,80 Euro<br />
Thema: Diskurs Kulturpolitik. Kulturstatistik,<br />
Chronik, Literatur, Adressen.<br />
Herausgegeben für das Institut für Kulturpolitik<br />
<strong>de</strong>r Kulturpolitischen Gesellschaft<br />
e.V. von Norbert Sievers […]. Essen:<br />
Klartext-Verlag, 2006 (Jahrbuch für<br />
Kulturpolitik; 6). 480 Seiten: grafi sche<br />
Darstellungen. – gebun<strong>de</strong>n 19,90 Euro<br />
Umlauf, Konrad: Medienkun<strong>de</strong>. Unter<br />
Mitarbeit von Susanne Hein und Daniella<br />
Sarnowski. 2., aktualisierte und neu<br />
gefasste Aufl age. Wiesba<strong>de</strong>n: Harrassowitz,<br />
2006 (Bibliotheksarbeit; 8). 350<br />
Seiten: Tabellen, grafi sche Darstellungen<br />
– broschiert 34,– Euro<br />
Vom Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Wissensorganisation<br />
im Informationszeitalter. Festschrift für<br />
Walther Umstätter zum 65. Geburtstag.<br />
Herausgegeben von Petra Hauke und<br />
Konrad Umlauf. 2. Aufl age. Bad Honnef:<br />
Bock + Herchen, 2007 (Beiträge zur<br />
Bibliotheks- und Informationswissenschaft;<br />
1). VI, 379 Seiten: Illustrationen,<br />
grafi sche Darstellungen. – gebun<strong>de</strong>n<br />
27,50 Euro[auch kostenfrei unter http://<br />
edoc.hu-berlin.<strong>de</strong>]<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 59 (2007) 01
Aus <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgruppen<br />
Aus <strong>de</strong>n<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppen<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Sachsen-Anhalt:<br />
Vorschläge für die Wahl zum<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppenvorstand <strong>de</strong>r<br />
nächsten Amtszeit 2007 bis<br />
2010<br />
Liebe Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe Sachsen-Anhalt,<br />
die laufen<strong>de</strong> Amtszeit <strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Sachsen-Anhalt en<strong>de</strong>t im<br />
Frühjahr 2007.<br />
Die Wahl <strong>de</strong>s neuen Vorstan<strong>de</strong>s ist<br />
nach § 2 <strong>de</strong>r gültigen »Ordnung zur<br />
Wahl <strong>de</strong>r Vorstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppen<br />
<strong>de</strong>s Berufsverban<strong>de</strong>s Information Bibliothek<br />
e.V. (BIB)« schriftlich vorzunehmen<br />
(Briefwahl). Wahlvorschläge können<br />
von je<strong>de</strong>m Mitglied <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Sachsen-Anhalt bis zum 31. Januar 2007<br />
schriftlich und formlos bei <strong>de</strong>r zuständigen<br />
Wahlleiterin eingereicht wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Kandidat(inn)en wer<strong>de</strong>n sich an einem<br />
noch festzulegen<strong>de</strong>n Termin <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
vorstellen.<br />
Die Wahl <strong>de</strong>r Vorstandsmitglie<strong>de</strong>r erfolgt<br />
ausschließlich per Briefwahl. Eine<br />
Liste <strong>de</strong>r Wahlberechtigten erstellt <strong>de</strong>r<br />
Wahlausschuss in Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsstelle. Diesbezügliche Fragen<br />
und Mitteilungen sind an <strong>de</strong>n Wahlausschuss<br />
zu richten.<br />
Zur ordnungsgemäßen Durchführung<br />
<strong>de</strong>r Wahl bitten wir alle Mitglie<strong>de</strong>r,<br />
die entsprechen<strong>de</strong>n Passagen <strong>de</strong>r Satzung<br />
und <strong>de</strong>r Wahlordnung zu beachten<br />
(<strong>www</strong>.bib-info.<strong>de</strong>/lg_wahl.htm).<br />
Sen<strong>de</strong>n Sie bitte Ihre Kandidaturvorschläge<br />
o<strong>de</strong>r persönlichen Kandidaturen<br />
bis zum 31. Januar 2007 an die Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s vom amtieren<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>svorstand<br />
einberufenen Wahlausschusses:<br />
� Andrea Kiefer (Vorsitz), Stadtbibliothek<br />
Halle (Saale), Salzgrafenstraße<br />
2, 06108 Halle<br />
� Weitere Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Wahlausschusses:<br />
Brita Schüttler und Martina<br />
Klemm (bei<strong>de</strong> Stadtbibliothek<br />
Halle(Saale))<br />
� Vertretungen: Lydia Krause und Beate<br />
Ruthert (bei<strong>de</strong> Universitäts- und Lan<strong>de</strong>sbibliothek<br />
Halle (Saale)).<br />
Der Wahlausschuss <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Sachsen-Anhalt<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg:<br />
Kandidatinnen und Kandidaten<br />
für <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgruppenvorstand<br />
2007 bis 2010 gesucht<br />
Liebe Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />
die Amtszeit für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Lan<strong>de</strong>sgruppenvorstand<br />
en<strong>de</strong>t Mitte dieses<br />
Jahres. Für die Vorstandswahlen (Amtsperio<strong>de</strong><br />
2007 bis 2010) wer<strong>de</strong>n noch<br />
dringend Kandidatinnen und Kandidaten<br />
gesucht. Falls Sie eine Kollegin o<strong>de</strong>r<br />
einen Kollegen für geeignet halten o<strong>de</strong>r<br />
selbst kandieren wollen, dann mel<strong>de</strong>n<br />
Sie Ihren Vorschlag beziehungsweise<br />
Ihre Vorschläge doch bitte formlos in<br />
schriftlicher Form an die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Wahlausschusses <strong>de</strong>r BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg (Kontaktdaten siehe<br />
im Folgen<strong>de</strong>n).<br />
Wer noch unschlüssig ist und sich<br />
vorab über die Arbeit im BIB-Lan<strong>de</strong>svorstand<br />
informieren möchte, kann sich gerne<br />
an <strong>de</strong>n amtieren<strong>de</strong>n Vorstand wen<strong>de</strong>n.<br />
Bitte setzen Sie sich bei off enen Fragen<br />
einfach mit <strong>de</strong>n Vorstandsmitglie<strong>de</strong>rn<br />
Elisabeth Sträter (Telefon 0 71 21/303-<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen/Bremen:<br />
Einladung zu <strong>de</strong>n BIB-Stammtischen<br />
in Hannover: »Klönen«<br />
und Erfahrungsaustausch<br />
Für BIB-Mitglie<strong>de</strong>r (und an<strong>de</strong>re Kolleginnen<br />
und Kollegen) im Raum Hannover<br />
gibt es einen regelmäßig tagen<strong>de</strong>n<br />
Stammtisch.<br />
Alle zwei Monate fi n<strong>de</strong>n die Treffen<br />
statt, mal mit, mal ohne Besichtigungen<br />
o<strong>de</strong>r Vorträge. Eingela<strong>de</strong>n<br />
sind alle Beschäftigten in Bibliotheken,<br />
unabhängig von Ausbildung o<strong>de</strong>r Position,<br />
sowie Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Studieren<strong>de</strong><br />
aus <strong>de</strong>r Region. Im Mittelpunkt<br />
stehen neue persönliche und berufl<br />
iche Kontakte, gemütliches Beisammensein,<br />
Fortbildung und natürlich Erfahrungs-<br />
und Informationsaustausch .<br />
Aus <strong>de</strong>m Berufsverband Lesesaal | BuB 73<br />
28 57; elisabeth.straeter@reutlingen.<strong>de</strong>,<br />
elistrae@online.<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r Angela Gutjahr-<br />
Zipfel (biblioserv@web.<strong>de</strong>) in Verbindung.<br />
Wahlvorschläge sollten bis 5. Februar<br />
bei <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Wahlausschusses<br />
eingehen. Die Kandidatinnen und<br />
Kandidaten wer<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
dann auf <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung am<br />
12. Februar in Tübingen vorstellen (eine<br />
Einladung zur Versammlung erfolgt separat).<br />
Bitte beachten Sie, dass auch noch<br />
auf <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung eine Erklärung<br />
zur Kandidatur möglich ist.<br />
� Nähere Einzelheiten zum Wahlverfahren<br />
erteilt die Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Wahlausschusses Inka Heiler, c/o<br />
Stadtbücherei Stuttgart, Stadtteilbücherei<br />
West, Bebelstraße 22, 70193<br />
Stuttgart; inka.heiler@stuttgart.<strong>de</strong>.<br />
� Weitere Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Wahlausschusses<br />
sind Gabriele Aichele (Stuttgart)<br />
und Nicole Santner (Stadtbücherei<br />
Fellbach).<br />
� Vertreterinnen: Claudia Henglein<br />
(Stadtbücherei Fellbach; Hinweis:<br />
Claudia Henglein kandidiert nicht<br />
mehr für <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgruppenvorstand)<br />
und Renate Goldbrunner<br />
(Stadtbibliothek Reutlingen).<br />
Der Wahlausschuss <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sgruppe Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 73<br />
Termine im ersten Halbjahr 2007:<br />
� Mittwoch, 28. Februar, 16 Uhr, NDR<br />
Lan<strong>de</strong>sfunkhaus Nie<strong>de</strong>rsachsen (Han-<br />
nover, Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 22,<br />
<strong>www</strong>.ndr.<strong>de</strong>); Führung durch die Sen<strong>de</strong>säle,<br />
Hörfunk- und Fernsehbereiche mit<br />
anschließen<strong>de</strong>m Kaff eetrinken.<br />
� Mittwoch, 25. April, 15 Uhr, Wilhelm-Busch-Museum<br />
(Hannover, Georgengarten,<strong>www</strong>.wilhelm-busch-museum.<strong>de</strong>):<br />
Führung durch die Son<strong>de</strong>rausstellung<br />
»So viel Busch wie nie« anlässlich<br />
<strong>de</strong>s 175. Geburtstages von Wilhelm<br />
Busch am 15. April 2007, anschließend<br />
gemütliches Beisammensein (4,50 Euro<br />
Eintrittsgeld im Wilhelm-Busch-Museum<br />
für Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r)<br />
� Dienstag, 26. Juni, 18 Uhr, Restaurant<br />
»Maestro« (Hannover, Künstlerhaus, Sophienstraße<br />
2; <strong>www</strong>.maestro-hannover.<br />
<strong>de</strong>): Kennenlernen, »Klönen« und Erfahrungsaustausch.<br />
Anmeldung…<br />
…bitte bis jeweils spätesten zwei Wochen<br />
vorher bei Elke König-Gerdau, c/o Stadtbibliothek<br />
Neustadt a. Rbge., Schloßstraße<br />
1, 31535 Neustadt a. Rbge.; Telefon<br />
0 50 32/93 97 19, Telefax 0 50 32/943 80;<br />
ekoenig-gerdau@neustadt-a-rbge.<strong>de</strong>.
BuB | Aus <strong>de</strong>m Berufsverband<br />
74 74 BuB | Lesesaal<br />
Aus <strong>de</strong>n<br />
Kommissionen<br />
Kommission für<br />
One-Person Librarians:<br />
Checkliste Nummer 17:<br />
»Marktanalyse für OPLs«<br />
Unter <strong>de</strong>r Internet-Adresse <strong>www</strong>.bib-info.<br />
<strong>de</strong>/komm/kopl/pub/oplcheck.htm hat die<br />
OPL-Kommission <strong>de</strong>s BIB eine weitere<br />
Handreichung eingestellt. Th ema ist die<br />
»Marktanalyse« in One-Person Libraries.<br />
Die Autorin Sabine Köhrer-Weisser behan<strong>de</strong>lt<br />
darin die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Marktanalyse<br />
für OPLs und bietet vor allem<br />
einige Fragebogen an, mit <strong>de</strong>ren Hilfe<br />
ohne große Vorarbeit Benutzerumfragen<br />
zur Marktanalyse vorgenommen wer<strong>de</strong>n<br />
können.<br />
Die »Checkliste« ist wie gewohnt eine<br />
PDF-Datei (500 KB), wie die an<strong>de</strong>ren<br />
kann auch diese Arbeitshilfe frei herunter<br />
Fortbildungstermine<br />
Januar<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen/Bremen<br />
Beschwer<strong>de</strong>management – Umgang<br />
mit Beschwer<strong>de</strong>n am Beispiel <strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />
Ol<strong>de</strong>nburg (IBIT)«<br />
(Fortbildung, im Anschluss Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
<strong>de</strong>r BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Nie<strong>de</strong>rsachsen/Bremen)<br />
Inhalt: Professioneller Umgang mit<br />
Kritik und Beschwer<strong>de</strong>n ist notwendig<br />
zur Steigerung <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit<br />
und zur Optimierung <strong>de</strong>s Geschäftsganges.<br />
Die Einbindung <strong>de</strong>s<br />
Beschwer<strong>de</strong>managements in <strong>de</strong>n Arbeitsablauf<br />
<strong>de</strong>r Universitätsbibliothek<br />
Ol<strong>de</strong>nburg wird vorgestellt.<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe Nie-<br />
<strong>de</strong>rsachsen/Bremen<br />
Zielgruppe: Bibliotheksmitarbeiter/innen<br />
aus allen Bibliothekssparten<br />
Referentin: Christine Gläser, Informations-,<br />
Bibliotheks- und IT-Diens-<br />
gela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Grundsätzlich gilt, dass<br />
die OPL-Handreichungen nicht nur für<br />
kleine Bibliotheken geeignet sind. In vielen<br />
Fällen können die Checklisten auch<br />
in größeren wissenschaftlichen und Öffentlichen<br />
Bibliotheken eins zu eins verwen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n. – In <strong>de</strong>r Reihe »Checklisten«<br />
sind neben <strong>de</strong>r neuesten Ausgabe<br />
noch folgen<strong>de</strong> Arbeitshilfen erschienen:<br />
1. Bibliotheksumzug<br />
2. Ein Intranet erstellen<br />
3. Sparen<br />
4. Bibliothekssoftware<br />
5. Ausson<strong>de</strong>rung<br />
6. Personalmanagement<br />
7. eJournals verwalten<br />
8. Aufbau einer Bibliothek<br />
9. Umsystematisieren<br />
10. Eine Homepage erstellen<br />
11. Marketing einzelner Dienste <strong>de</strong>r<br />
OPL<br />
12. Image von One-Person Libraries<br />
13. Die Teaching OPL<br />
14. Nutzung und Einsatz von RSS<br />
15. PHP und MySQL<br />
16. Wikis erstellen.<br />
�<br />
te (IBIT) Ol<strong>de</strong>nburg (BIB-Kommission<br />
Neue Technologien)<br />
Termin: Samstag, 20. Januar 2007,<br />
10 bis 14 Uhr<br />
Ort: Hannover, Gottfried Wilhelm<br />
Leibniz Bibliothek, Waterloostraße 8<br />
(<strong>www</strong>.gwlb.<strong>de</strong>)<br />
Teilnehmerzahl: Unbegrenzt<br />
Kosten: Keine<br />
Anmeldung bis 15. Januar bei Elke<br />
König-Gerdau c/o Stadtbibliothek<br />
Neustadt a. Rbge., Schloßstraße<br />
1, 31535 Neustadt a. Rbge.;<br />
Telefon 0 50 32/93 97 19, Telefax<br />
0 50 32/943 80; gerdau@neustadta-rbge.<strong>de</strong><br />
BIB-Fortbildungen<br />
Die aktuelle Gesamtübersicht <strong>de</strong>r vom<br />
Berufsverband Information Bibliothek<br />
angebotenen Fortbildungsveranstaltungen<br />
sowie weitere Informationen<br />
und Links zur beruflichen Weiterbildung<br />
fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r BIB-Website unter<br />
<strong>www</strong>.bib-info.<strong>de</strong>/event.htm. Fortbildungen<br />
an<strong>de</strong>rer Anbieter sind in je<strong>de</strong>r<br />
BuB-Ausgabe im Hauptteil unter »Termine«<br />
aufgeführt.<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten: Im Anschluss an die<br />
Fortbildung wer<strong>de</strong>n sich die Kandidatinnen<br />
und Kandidaten für die Wahl<br />
zum BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppenvorstand<br />
2007/2010 im Rahmen <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
persönlich vorstellen.<br />
Bayern<br />
»Gewerblicher Rechtsschutz:<br />
Wie können Patente, Gebrauchsmuster,<br />
Geschmacksmuster und Marken recherchiert<br />
wer<strong>de</strong>n?« (Fortbildung)<br />
Inhalt: Im Alltag begegnet fast<br />
je<strong>de</strong>m irgendwo ein gewerbliches<br />
Schutzrecht – sei es eine technische<br />
Neuerung wie die neueste LCD-Technik<br />
in einem Fernsehgerät, das Design<br />
<strong>de</strong>s Joggingschuhs o<strong>de</strong>r die vielen<br />
Markennamen beim Einkauf. Auskunftsbibliothekaren<br />
wird immer<br />
wie<strong>de</strong>r die Frage nach eingetragenen<br />
Schutzrechten gestellt: Wer ist <strong>de</strong>r<br />
Inhaber? Wie kann ich danach suchen?<br />
Die Vorträge geben einen Überblick<br />
über die verschie<strong>de</strong>nen Schutzrechtsarten,<br />
Anmel<strong>de</strong>verfahren und<br />
Informationsdienstleistungen beim<br />
Deutschen Patent- und Markenamt.<br />
In einem kurzen Rundgang sehen die<br />
Teilnehmer/innen <strong>de</strong>n öffentlich zugänglichen<br />
Recherchesaal, die so genannte<br />
Auslegehalle. Am Nachmittag<br />
wer<strong>de</strong>n die verschie<strong>de</strong>nen Datenbankangebote<br />
<strong>de</strong>s DPMA vorgeführt<br />
und praktisch am PC ausprobiert<br />
und geübt.<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Bayern in Kooperation mit <strong>de</strong>m<br />
Deutschen Patent- und Markenamt<br />
(DPMA)<br />
Zielgruppe: Alle interessierten<br />
Kolleg(inn)en<br />
Referenten: Hubert Rothe, Hil<strong>de</strong>gard<br />
Schmoeckel, Georgina Lindow-Eickhoff<br />
(alle DPMA)<br />
Termin: Montag, 22. Januar 2007,<br />
10.30 Uhr bis 17 Uhr<br />
Ort: München, Deutsches Patent- und<br />
Markenamt, Zweibrückenstraße 12<br />
(<strong>www</strong>.dpma.<strong>de</strong>)<br />
Treffpunkt: 10.30 Uhr in <strong>de</strong>r Eingangshalle<br />
<strong>de</strong>s DPMA<br />
Kosten: BIB-Mitglie<strong>de</strong>r 15 Euro, Nicht-<br />
Mitglie<strong>de</strong>r 35 Euro<br />
Teilnehmerzahl: 24 (max.)<br />
Anmeldung bis 17. Januar bei Christa<br />
Waltenberg; Telefon 089/233-927 07,<br />
Telefax 089/76 77 29 59; christa.<br />
waltenberg@stbiblio.m.shuttle.<strong>de</strong><br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Termine<br />
BuB | 59 (2007) 01
Termine<br />
(Anmeldung bitte jeweils mit Namen<br />
und Dienststelle, Adresse, Angaben<br />
zur BIB-Mitgliedschaft, Telefon/-fax,<br />
E-Mail).<br />
Februar<br />
Rheinland-Pfalz<br />
»Neue Tarife im öffentlichen Dienst<br />
– was sich än<strong>de</strong>rt, was bleibt?«<br />
(Informationsveranstaltung)<br />
Inhalt: In <strong>de</strong>n Jahren 2005 und 2006<br />
sind für die Beschäftigten bei Bund,<br />
Län<strong>de</strong>rn und Kommunen neue Tarifverträge<br />
in Kraft getreten. Dabei wur<strong>de</strong>n<br />
im Vergleich zum BAT neue Akzente<br />
gesetzt. Wichtige Neuregelungen<br />
im TVöD und im TV-L sowie die<br />
Auswirkungen auf die Beschäftigten in<br />
Bibliotheken sollen vorgestellt und diskutiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Themenschwerpunkte<br />
dieser Veranstaltung wer<strong>de</strong>n sein: Offene<br />
Fragen aus <strong>de</strong>r Überleitung aus<br />
<strong>de</strong>m BAT in TVöD und TV-L, Neuregelung<br />
in <strong>de</strong>n manteltariflichen Vereinbarungen<br />
(u.a. Arbeitszeitgestaltung,<br />
Entgeltfortzahlung, Freistellungen,<br />
Elternzeit), Vorstellung <strong>de</strong>r neuen Regelungen<br />
für eine leistungsbezogene<br />
Vergütung.<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Rheinland-Pfalz und BIB-Kommission<br />
Eingruppierung und Besoldung<br />
Zielgruppe: Beschäftigte in Bibliotheken,<br />
die sich über die Überleitung in<br />
<strong>de</strong>n Tarifvertrag <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r sowie <strong>de</strong>ssen<br />
Neuregelungen informieren möchten.<br />
Referentin: Kristina Lippold, Sächsische<br />
Lan<strong>de</strong>sbibliothek – Staats- und<br />
Universitätsbibliothek (Vorsitzen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r BIB-Kommission Eingruppierung<br />
und Besoldung)<br />
Termin: Mittwoch, 7. Februar 2007,<br />
10 bis 16.30 Uhr<br />
Ort: Mainz, Öffentliche Bücherei Anna<br />
Seghers (<strong>www</strong>.bibliothek.mainz.<strong>de</strong>)<br />
Kosten: BIB-Mitglie<strong>de</strong>r 15 Euro, Nicht-<br />
Mitglie<strong>de</strong>r 30 Euro<br />
Teilnehmerzahl: 16 (max.)<br />
Anmeldung bis 24. Januar bei Petra<br />
Tremmel, c/o Universitätsbibliothek,<br />
Paul-Ehrlich-Straße 32, 67663 Kaiserslautern;<br />
Telefon 06 31/205-22 89;<br />
tremmel@ub.uni-kl.<strong>de</strong>.<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten: Teilnehmer/innen<br />
haben die Möglichkeit, mit ihren Fragen<br />
an die Referentin bis zum 15. Januar<br />
(kristinalippold@web.<strong>de</strong>) die Veranstaltung<br />
mitzugestalten.<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
»RFID in Bibliotheken: Erfahrungsberichte<br />
aus Öffentlichen und<br />
wissenschaftlichen Bibliotheken«<br />
(Fortbildung, im Anschluss Mitglie<strong>de</strong>rversammlung<br />
<strong>de</strong>r BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg)<br />
Inhalt: Führung durch die Stadtbücherei<br />
Tübingen mit Besichtigung<br />
<strong>de</strong>r Selbstverbuchungsgeräte<br />
(RFID) sowie Referate zu <strong>de</strong>n Themen<br />
� »Vom Barco<strong>de</strong> zum Smart-Label:<br />
Bibliotheksautomatisierung auf RFID-<br />
Basis« (Hans-Wolfgang Klemm, StB<br />
Reutlingen)<br />
� »RFID in <strong>de</strong>r Stadtbücherei<br />
Stuttgart« (Christine Brunner,<br />
StB Stuttgart )<br />
� »Selbstverbuchung mit RFID in<br />
<strong>de</strong>r Münchner Stadtbibliothek«<br />
(Eva Schubert, StB München)<br />
� »7 mal 24 h – RFID macht’s möglich«<br />
(Uwe Dierolf, UB Karlsruhe)<br />
� »RFID in kleinen Bibliotheken«<br />
(Ute Sager, StB Kronberg im Taunus)<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Zielgruppe: Mitarbeiter/innen in Bibliotheken<br />
Termin: Montag, 12. Februar 2007,<br />
10.30 bis ca. 15.45 Uhr<br />
Ort: Tübingen, Stadtbücherei, Nonnengasse<br />
19 (<strong>www</strong>.tuebingen.<strong>de</strong>/19_<br />
1643.html)<br />
Kosten: BIB-Mitglie<strong>de</strong>r 20 Euro<br />
(stu<strong>de</strong>ntische Mitglie<strong>de</strong>r kostenfrei),<br />
Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r 40 Euro (Betrag ist<br />
passend in bar vor Ort zu bezahlen)<br />
Teilnehmerzahl: 80 Personen (max.)<br />
Anmeldung bis 5. Februar bei<br />
Elisabeth Sträter, c/o Stadtbibliothek,<br />
Spendhausstraße 2, 72764 Reutlingen;<br />
Telefon 0 71 21/303-28 57;<br />
elisabeth.straeter@reutlingen.<strong>de</strong><br />
Beson<strong>de</strong>rheiten: Teilnehmer/innen<br />
erhalten keine Anmel<strong>de</strong>bestätigung.<br />
In begrün<strong>de</strong>ten Fällen kann die Teilnahme<br />
bis 14 Tage vor Veranstaltungsbeginn<br />
abgesagt wer<strong>de</strong>n. Bei<br />
späterer Absage o<strong>de</strong>r Nichtteilnahme<br />
gilt die Veranstaltung als besucht<br />
und wird berechnet. Bei begrenzter<br />
Teilnehmerzahl wer<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r be-<br />
Aus <strong>de</strong>m Berufsverband Lesesaal | BuB 75<br />
vorzugt. Geben Sie <strong>de</strong>shalb bei <strong>de</strong>r<br />
Anmeldung unbedingt an, ob Sie bereits<br />
Mitglied sind o<strong>de</strong>r die Mitgliedschaft<br />
beantragt haben! Bitte auch die<br />
dienstliche und private Telefonnummer<br />
bzw. E-Mail-Adresse angeben,<br />
damit Sie ggf. bei kurzfristigen Än<strong>de</strong>rungen<br />
noch benachrichtigt wer<strong>de</strong>n<br />
können! Im Anschluss fin<strong>de</strong>t um 16.15<br />
Uhr die Mitglie<strong>de</strong>rversammlung <strong>de</strong>r<br />
BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
statt.<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Besichtigung <strong>de</strong>r Zentralbibliothek<br />
Bremen sowie <strong>de</strong>r Stadtteilbibliothek<br />
Bremen-Vahr (Exkursion)<br />
Inhalt: Die Zentralbibliothek in<br />
Bremen hat in hohem Maße die Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>r Selbstbedienung für Ihre<br />
Kundinnen und Kun<strong>de</strong>n eingeführt<br />
und so Personal für weitere Dienstleistungen<br />
freigestellt. Geplant ist die<br />
Vorstellung <strong>de</strong>s Gesamtkonzeptes <strong>de</strong>s<br />
Hauses, insbeson<strong>de</strong>re die Bereiche<br />
Selbstbedienung, Präsentation, Kin<strong>de</strong>r-<br />
und Jugendbibliothek, Multimediaspielwiese,<br />
Lesegarten und Grafotek.<br />
Nach dieser Führung besteht die<br />
Möglichkeit an tiefer gehen<strong>de</strong>n Erörterungen.<br />
Am Nachmittag fin<strong>de</strong>t die<br />
Besichtigung <strong>de</strong>r Stadtteilbibliothek<br />
Bremen-Vahr statt. Diese wur<strong>de</strong> in das<br />
Einkaufszentrum <strong>de</strong>s Stadtteils integriert<br />
und hat ihr Angebot speziell auf<br />
die Bevölkerungsstruktur vor Ort<br />
ausgerichtet.<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Termin: Montag, 26. Februar 2007,<br />
ab 11.30 Uhr, En<strong>de</strong> ca. 17 Uhr<br />
(Abfahrt Hbf Bremen)<br />
Ort: Bremen, Zentralbibliothek,<br />
Forum Am Wall 201 (<strong>www</strong>.stadtbib<br />
liothek-bremen.<strong>de</strong>)<br />
Kosten: Die Führungen sind kostenfrei,<br />
die Reisekosten sowie die Kosten<br />
in Bremen für die Fahrt in die Vahr sind<br />
von <strong>de</strong>n Teilnehmer(inne)n selbst zu<br />
tragen.<br />
Anmeldung bei Dorothee Eberbach-<br />
Houtrouw; Telefon 02 28/84 99-156;<br />
d.eberbach@aid-mail.<strong>de</strong><br />
Beson<strong>de</strong>rheiten: Geplant ist die eigene<br />
Anreise nach Bremen. Ab Bonn<br />
fährt z.B. ein IC um 7.44 Uhr ab und<br />
ist um 11.12 Uhr in Bremen. Der IC<br />
hält auf <strong>de</strong>m Weg nach Bremen in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Städten in NRW.<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 75
BuB | Aus <strong>de</strong>m Berufsverband<br />
76 76 BuB | Lesesaal<br />
März<br />
Hamburg<br />
»In zehn Schritten zur<br />
Teaching Library« (Forbildung)<br />
Inhalt: Immer mehr wissenschaftliche<br />
und Öffentliche Bibliotheken in<br />
Deutschland bezeichnen sich als Teaching<br />
Library. Sie bieten eine Reihe<br />
von Unterrichts- o<strong>de</strong>r Trainingseinheiten<br />
an, in <strong>de</strong>nen die Informationskompetenz<br />
von Lernen<strong>de</strong>n aus Schulen<br />
o<strong>de</strong>r Hochschulen geför<strong>de</strong>rt wird.<br />
Diese bibliothekspädagogischen Veranstaltungen<br />
sind in das Curriculum<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Bildungsträgers eingebun<strong>de</strong>n<br />
und behan<strong>de</strong>ln Themen wie<br />
»Übungen am Katalog für 5. Klassen«<br />
o<strong>de</strong>r Ȇbungen in <strong>de</strong>r Datenbank AB<br />
für Diplomand/inn/en <strong>de</strong>s Studiengangs<br />
XY«. Die Planung solcher Veranstaltungen<br />
ist für Bibliothekspersonal<br />
ohne pädagogische Vorbildung<br />
eine schwierige und komplexe Aufgabe.<br />
Hier will das Seminar helfen: Die<br />
Teilnehmer/innen wer<strong>de</strong>n in Gruppen<br />
drei bis vier bibliothekspädagogische<br />
Veranstaltungen einsatzfertig planen.<br />
Nach Bedarf erfolgt die Erstellung weiterer<br />
Materialien bzw. die Behandlung<br />
weiterer Schritte zur Teaching Library<br />
(Veranstaltungsi<strong>de</strong>e, Inhaltsanalyse,<br />
didaktische Reduktion, Lernziele,<br />
Metho<strong>de</strong>n, Ablaufmatrix, Evaluation,<br />
kontinuierlicher Verbesserungsprozess,<br />
Fortbildungen, Bibliothekscurriculum).<br />
Nicht behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n Themen<br />
wie Bibliotheksführungen, allgemeine<br />
Bibliothekseinführungen mit<br />
Katalog<strong>de</strong>monstration, Leseför<strong>de</strong>rung<br />
o<strong>de</strong>r Autorenlesung.<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe Hamburg<br />
Zielgruppe: Mitarbeiter/innen aus<br />
wissenschaftlichen und Öffentlichen<br />
Bibliotheken, die (künftig) Unterrichtseinheiten<br />
planen und durchführen<br />
(Hinweis: eigene Materialien können<br />
mitgebracht wer<strong>de</strong>n).<br />
Referent: Detlev Dannenberg, Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften,<br />
Hamburg<br />
Termin: 5. bis 7. März 2007, jeweils<br />
von 9 bis 17 00 Uhr<br />
Ort: Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek(<strong>www</strong>.sub.uni-hamburg.<strong>de</strong>)<br />
Kosten: BIB-/VDB-Mitglie<strong>de</strong>r 100<br />
Euro, Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r 170 Euro<br />
Anmeldung bis 12. Februar bei Ina<br />
Krause, c/o TUB Hamburg-Harburg,<br />
21071 Hamburg; Telefon 040/428 78-<br />
37 84, i.krause@tu-harburg.<strong>de</strong>. (Bitte<br />
geben Sie an, ob Sie Mitglied im BIB<br />
bzw. VDB sind. Es erfolgt eine Anmel<strong>de</strong>bestätigung.)<br />
Bayern<br />
»Online-Recherche in<br />
One-Person Libraries (OPLs)«<br />
(Workshop)<br />
Inhalt: Das Recherchieren in Katalogen,<br />
Datenbanken und in Quellen,<br />
die das World Wi<strong>de</strong> Web bietet, wird<br />
immer mehr zu einer Schlüsselqualifikation<br />
<strong>de</strong>r OPL. Der Workshop beginnt<br />
mit einem Kurstag in München<br />
und wird dann bis En<strong>de</strong> Juli als Online-Workshop<br />
mit eigener Lernplattform<br />
und per Mailingliste fortgeführt.<br />
Sie lernen dabei, wie Sie qualitätvolle<br />
Online-Recherchen für Ihre Bibliothek<br />
durchführen können. Mithilfe von<br />
Übungen und Diskussion <strong>de</strong>r Ergebnisse<br />
vertiefen Sie Ihre Kenntnisse und<br />
lernen das Potenzial <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Suchmittel kennen. Grundkenntnisse<br />
im Umgang mit PC und Browser<br />
sowie Zugang zum Internet wer<strong>de</strong>n<br />
vorausgesetzt.<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Bayern in Kooperation mit <strong>de</strong>r<br />
OPL-Kommission <strong>de</strong>s BIB<br />
Zielgruppe: Bibliotheksmitarbeiter/innen<br />
in OPLs <strong>de</strong>s wissenschaftlichen<br />
Bibliothekswesens<br />
Referent: Jürgen Plieninger, Bibliothek<br />
<strong>de</strong>s Instituts für Politikwissenschaft<br />
<strong>de</strong>r Universitätsbibliothek Tübingen<br />
(OPL-Kommission <strong>de</strong>s BIB)<br />
Termin: Montag, 29. März 2007,<br />
10 bis 17 Uhr<br />
Ort: München, Stadtbibliothek,<br />
Rosenheimer Straße 5, Multimedia-<br />
Studio (Zugang über Personaleingang)<br />
(<strong>www</strong>.muenchner-stadtbiblio<br />
thek.<strong>de</strong>)<br />
Kosten: BIB-Mitglie<strong>de</strong>r 35 Euro,<br />
Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r 80 Euro<br />
Teilnehmerzahl: 24 (max.)<br />
Anmeldung bis 12. Februar bei<br />
Jürgen Plieninger, c/o Institut für<br />
Politikwissenschaft – Bibliothek,<br />
Melanchthonstraße 36, 72074<br />
Tübingen; Telefon 0 70 71/297 61 41,<br />
Telefax 0 70 71/20 24 17; juergen.<br />
plieninger@gmail.com.<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
»Train the Trainer – Führen und Leiten<br />
von Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n« (Workshop)<br />
Inhalt: Ausbil<strong>de</strong>r/innen in Bibliotheken<br />
bewältigen in <strong>de</strong>r Regel Tagesgeschäft<br />
und Ausbildungsverpflichtungen parallel.<br />
Pädagogische und methodische<br />
Kenntnisse können helfen, die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Ausbildung und die Bedürfnisse<br />
<strong>de</strong>r Azubis besser handhaben<br />
zu können. In diesem Workshop<br />
wer<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>ne Kenntnisse mit<br />
praxisnahen Übungen, Fallbeispielen<br />
und Gruppenarbeit überprüft und<br />
weiterentwickelt. Behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n<br />
dabei u.a. Weitergabe von Fachwissen<br />
und Arbeiten mit <strong>de</strong>m Rahmenplan,<br />
Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> bestmöglich för<strong>de</strong>rn,<br />
Stärkung <strong>de</strong>r Eigeninitiative bei<br />
Jugendlichen, Gesprächsformen in <strong>de</strong>r<br />
Ausbildung wie Einführung, Lob und<br />
Anerkennung o<strong>de</strong>r Problem- und Motivationsgespräche.<br />
Veranstalter: BIB-Lan<strong>de</strong>sgruppe<br />
Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
Zielgruppe: Ausbil<strong>de</strong>r/innen in<br />
Bibliotheken<br />
Referentin: Betriebspädagogin<br />
Marion Jamnig, Eppstein<br />
Termin: Montag, 26. März 2007,<br />
9.30 bis 16.30 Uhr<br />
Ort: Stuttgart, Bibliothek <strong>de</strong>r Musikhochschule,<br />
Urbanstraße 25 (<strong>www</strong>.<br />
mh-stuttgart.<strong>de</strong>/studium/bibliothek)<br />
Kosten: BIB-Mitglie<strong>de</strong>r 40 Euro (stu<strong>de</strong>ntische<br />
Mitglie<strong>de</strong>r kostenfrei),<br />
Nicht-Mitglie<strong>de</strong>r 80 Euro (Betrag ist<br />
passend in bar vor Ort zu bezahlen)<br />
Teilnehmerzahl: 16 (max.)<br />
Anmeldung bis 15. Februar bei Claudia<br />
Henglein, c/o Stadtbücherei Fellbach,<br />
Berliner Platz 5, 70734 Fellbach;<br />
claudia.henglein@fellbach.<strong>de</strong><br />
Beson<strong>de</strong>rheiten: Teilnehmer/innen<br />
erhalten eine Anmel<strong>de</strong>bestätigung.<br />
In begrün<strong>de</strong>ten Fällen kann die Teilnahme<br />
bis 14 Tage vor Veranstaltungsbeginn<br />
abgesagt wer<strong>de</strong>n. Bei<br />
späterer Absage o<strong>de</strong>r Nichtteilnahme<br />
gilt die Veranstaltung als besucht<br />
und wird berechnet. Bei begrenzter<br />
Teilnehmerzahl wer<strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>r bevorzugt.<br />
Geben Sie <strong>de</strong>shalb bei <strong>de</strong>r<br />
Anmeldung unbedingt an, ob Sie bereits<br />
Mitglied sind o<strong>de</strong>r die Mitgliedschaft<br />
beantragt haben! Bitte auch die<br />
dienstliche und private Telefonnummer<br />
bzw. E-Mail-Adresse angeben,<br />
damit Sie ggf. bei kurzfristigen Än<strong>de</strong>rungen<br />
noch benachrichtigt wer<strong>de</strong>n<br />
können!<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
Termine<br />
BuB | 59 (2007) 01
Mitglie<strong>de</strong>r<br />
BuB | 59 (2007) 01<br />
Aus <strong>de</strong>m Berufsverband Lesesaal | BuB 77<br />
Impressum »Aus <strong>de</strong>m Berufsverband«<br />
Herausgeber:<br />
BIB . Berufsverband Information<br />
Bibliothek e.V., Postfach 13 24,<br />
72703 Reutlingen<br />
Redaktion:<br />
Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig,<br />
Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig<br />
Telefon 0 68 61/79 06-92/-93<br />
Telefax 0 68 61/79 06-97<br />
stadtbibliothek@merzig.<strong>de</strong><br />
Redaktionsschluss für<br />
Verbandsmitteilungen<br />
BuB Heft 3/2007: 18. Januar<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong> 77
78<br />
BuB | Summary/Résumé<br />
Summary of<br />
the Main Articles<br />
Joining Forces, Shaping Education: The Public<br />
Library and the Adult Education Center<br />
un<strong>de</strong>r One Roof (Wolfram Henning)<br />
(pp. 46–52)<br />
Public libraries and adult education centers<br />
are institutions whose fields of work overlap<br />
in a variety of ways. Wolfram Henning investigates<br />
here two examples in which both<br />
institutions are united un<strong>de</strong>r one roof: The<br />
Center for Information and Education (Zentrum<br />
für Information und Bildung; ZIB) in<br />
Unna (Westfalia; 69 000 resi<strong>de</strong>nts) and proposed<br />
Knowledge Tower (Wissensturm) in<br />
Austria’s Linz (188 000 resi<strong>de</strong>nts) which will<br />
open in Autumn 2007. Located in a former<br />
brewery, ZIB is an exemplary project even<br />
by European standards. The guiding i<strong>de</strong>a is<br />
to offer information, counselling, education,<br />
communication and exciting events un<strong>de</strong>r<br />
one roof. Inclu<strong>de</strong>d within the ZIB are,<br />
among other things, a children’s library, a<br />
young adult center, art studios, dance and<br />
theater productions, a learning center with<br />
counsellors, a café, and information <strong>de</strong>sk<br />
and various educational courses. The Knowledge<br />
Tower already exists as an impressive<br />
building in the downtown center of Linz.<br />
There are plans to open a »Center for Languages<br />
and Intercultural Encounters«, a<br />
meeting point for reading competency and<br />
literature, a media center and a counselling<br />
center. These cases are both successful or<br />
promising examples of i<strong>de</strong>as that are not<br />
new. The key to the success is to be found<br />
in the fact that individual strong points are<br />
not sacrificed. The top priority is not to find<br />
a joint profile, but rather fruitful common<br />
grounds for experimentation.<br />
From St. Cyril to Mo<strong>de</strong>rn Library Law:<br />
Bulgaria’s Long Journey to the European<br />
Union (Vanja Grashkina) (pp. 53–57)<br />
The southeastern European countries of<br />
Bulgaria and Romania joined the European<br />
Union (EU) on January 1, 2007. So what is<br />
the library world in these new EU member<br />
countries like? This article provi<strong>de</strong>s an overview<br />
of the long journey of Bulgaria’s librarians<br />
into the EU, while the February issue will<br />
take a look at its neighbor Romania.<br />
The founding of Bulgaria’s first libraries<br />
(royal and monastery libraries) in the 9th<br />
century is closely linked to the two Byzantine<br />
monk brothers, Saint Cyril and Saint Methodius.<br />
They credited with establishing the<br />
Cyrillic alphabet and translating the Holy<br />
Bible into the Old Church Slavonic liturgical<br />
language and helping to propagate it among<br />
the Slavic peoples. The first scholarly libraries<br />
were established around the time that the<br />
Bulgarian Aca<strong>de</strong>my of Sciences (1869) and<br />
the University of Sofia (1888) were foun<strong>de</strong>d.<br />
One of the first institutions foun<strong>de</strong>d<br />
after the liberation of Bulgaria from Turkish<br />
rule was the Saint Cyril and Saint Methodius<br />
National Library in 1878. Public libraries and<br />
school libraries came into being toward the<br />
end of the 19th century.<br />
Since then the Bulgarian library world has<br />
gone through several transformations and<br />
survived some difficult »dry spells«. Due to<br />
the entry into the EU, there is clearly a new<br />
sense of elan and energy to be sensed in the<br />
Balkans and librarians are taking an optimistic<br />
view of the future. Although progress<br />
is slower and more complex than had been<br />
hoped, Bulgaria’s libraries are focussing to<br />
an increasing <strong>de</strong>gree on implementation of<br />
mo<strong>de</strong>rn standards and procedures. A significant<br />
aspect of this trend is their participation<br />
in several European projects such as PUL-<br />
MAN, CALIMERA, CERTIDoc, and AITME.<br />
Translated by Martha Baker<br />
Résumé <strong>de</strong>s<br />
principaux articles<br />
Unir les efforts pour créer <strong>de</strong> la culture:<br />
la bibliothèque <strong>de</strong> lecture publique et<br />
l‘université populaire sous le même toit<br />
(Wolfram Henning) (pp. 46–52)<br />
Les bibliothèques <strong>de</strong> lecture publique et<br />
les universités populaires sont <strong>de</strong>s institutions<br />
dont les missions se recoupent toujours.<br />
Wolfram Henning examine <strong>de</strong>ux exemples<br />
d‘hébergement commun <strong>de</strong>s 2 institutions<br />
dans un même bâtiment: le Centre<br />
pour l‘information et la formation (ZIB)<br />
d‘Unna en Westphalie (environ 69 000 habitants)<br />
et le projet <strong>de</strong> Tour du Savoir, qui<br />
doit s‘ouvrir à l‘automne 2007 à Linz en Autriche<br />
(environ 188 000 habitants). Le centre<br />
pour l‘information et la culture (ZIB) situé<br />
dans une ancienne brasserie est exemplaire<br />
même à l‘échelle européenne. Les<br />
idées directrices qui inspirent l‘offre sont<br />
l‘information, le conseil, la formation, la<br />
communication et l‘aventure sous un même<br />
toit. Le ZIB propose entre autres une bibliothèque<br />
avec espace enfance et adolescence,<br />
<strong>de</strong>s ateliers d‘art, <strong>de</strong>s productions <strong>de</strong> théâtre<br />
et <strong>de</strong> danse, un espace <strong>de</strong> rencontre pour<br />
l‘apprentissage et le conseil en formation,<br />
un café, un comptoir d‘information et <strong>de</strong>s<br />
cours variés. Quant à la Tour du Savoir, elle<br />
est un bâtiment imposant au centre-ville <strong>de</strong><br />
Linz. Sont prévus »un centre <strong>de</strong> langues et<br />
<strong>de</strong> rencontres interculturelles«, un lieu pour<br />
la lecture et la littérature, une maison <strong>de</strong>s<br />
medias documentaires, et un centre <strong>de</strong> conseil.<br />
Les <strong>de</strong>ux réalisations sont couronnées<br />
<strong>de</strong> succès ou promettent <strong>de</strong> l‘être, mais les<br />
idées ne sont pas neuves. La clé du succès<br />
tient au fait qu‘aucune ne renonce à ses<br />
points forts. Le plus important n‘est pas<br />
d‘avoir un profil commun, mais <strong>de</strong>s champs<br />
d‘expérimentation communs fructueux.<br />
De Saint Cyril à la récente loi sur les bibliothèques:<br />
la longue route <strong>de</strong> la Bulgarie vers<br />
l‘union européenne (Vanja Grashkina)<br />
(pp. 53–57)<br />
Les <strong>de</strong>ux pays du sud-est européen que sont<br />
la Bulgarie et la Roumanie, appartiennent<br />
<strong>de</strong>puis le début <strong>de</strong> l‘année à l‘Union Européenne.<br />
Quelle est la situation <strong>de</strong>s bibliothèques<br />
dans ces nouveaux états membres?<br />
Dans ce numéro, BuB présente la longue<br />
route <strong>de</strong>s bibliothécaires bulgares vers l‘UE,<br />
dans le prochain numéro nous regar<strong>de</strong>rons<br />
du côté <strong>de</strong> l‘état voisin, la Roumanie.<br />
La naissance <strong>de</strong>s premières bibliothèques<br />
bulgares (bibliothèques royales et monastiques)<br />
au 9e siècle est intimement liée aux<br />
<strong>de</strong>ux saints que sont les frères Cyril et Métho<strong>de</strong>.<br />
C‘est aux <strong>de</strong>ux frères que l‘on doit<br />
l‘alphabet cyrillique, ce sont eux qui ont<br />
traduit les Saintes Ecritures en vieux slave<br />
d‘église et qui les ont répandues parmi<br />
les peuples slaves. Les premières bibliothèques<br />
savantes sont nées avec la fondation<br />
<strong>de</strong> l‘académie bulgare <strong>de</strong>s sciences (1869)<br />
et <strong>de</strong> l‘université <strong>de</strong> Sofia (1888). L‘une <strong>de</strong>s<br />
premières institutions créées par les Bulgares<br />
après la »libération« (<strong>de</strong> la domination<br />
turque), a été la bibliothèque nationale<br />
nommée »Saints Cyril et Métho<strong>de</strong>« en<br />
1878. Les bibliothèques publiques et les bibliothèques<br />
scolaires sont nées au milieu du<br />
19e siècle.<br />
Depuis cette époque, les bibliothèques<br />
bulgares se sont souvent transformées et<br />
elles ont connu plusieurs traversées du désert.<br />
Avec l‘entrée dans l‘UE il règne dans<br />
ce pays <strong>de</strong>s balkans une atmosphère <strong>de</strong> pionniers,<br />
et les bibliothécaires regar<strong>de</strong>nt eux<br />
aussi vers l‘avenir avec optimisme. Même si<br />
c‘est avec plus <strong>de</strong> lenteur et <strong>de</strong> résistance<br />
qu‘on ne le souhaiterait, les bibliothèques<br />
bulgares s‘orientent vers les modèles et les<br />
tendances mo<strong>de</strong>rnes. La participation à plusieurs<br />
projets européens (comme PULMAN,<br />
CALIMERA, CERTIDoc, AITME) est déterminante<br />
pour y parvenir.<br />
Traduit par Suzanne Rousselot<br />
<strong>www</strong>.<strong>B–u–B</strong>.<strong>de</strong><br />
BuB | 59 (2007) 01