MinD-Mag 146
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa. Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
Februar 2022 MAGAZIN 146 Der Berg ruft 35 Jahre Ski SIG Vive la France! Auf 12 Seiten Mensa France im Mag Tanja Gabriele Baudson Was ist Hochbegabung?
- Seite 2 und 3: Anzeige Auf der Suche nach netten O
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- Seite 48 und 49: UNPROMINENTE PROMINENTE Warum ist e
- Seite 50 und 51: NATURPHÄNOMENE Wandern ins Badepar
Februar 2022<br />
MAGAZIN <strong>146</strong><br />
Der Berg ruft<br />
35 Jahre<br />
Ski SIG<br />
Vive la France!<br />
Auf 12 Seiten<br />
Mensa France<br />
im <strong>Mag</strong><br />
Tanja Gabriele Baudson<br />
Was ist<br />
Hochbegabung?
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EDITORIAL<br />
C'est la vie<br />
Von Erwin Klein<br />
„Sur le Pont d'Avignon“, „la vie en rose“,„allez les bleus“, „voulez-vous coucher avec moi“ – es<br />
gibt ein paar französische Phrasen, die wirklich alle kennen.<br />
U<br />
m dem eingerosteten Schulfranzösisch<br />
auf die Sprünge<br />
zu helfen, folgt jetzt eine kleine<br />
Spielerei, verbunden mit einer<br />
mittelschweren Herausforderung<br />
(Ms lieben Herausforderungen!):<br />
Ein Editorial komplett en français.<br />
Voici la raison : Au <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>,<br />
nous avons décidé de rendre hommage<br />
à notre voisin français, et de Sandes Dindar<br />
lui dédier douze pages au total. (Mensa France)<br />
Vous vous rappellerez peut-être, que dans le passé<br />
nous avons déjà quitté le cadre étroit de Mensa<br />
Allemagne, notamment pour jeter un coup d'œil<br />
vers ce qui se passe chez les autres : Que font-ils ?<br />
Comment s’organisent-ils ? Quelles sont les activitées<br />
et fêtes organisées par et pour les Mensas voisins<br />
? Et comme Mensa France a changer l’apparence<br />
de leur magazine l'année dernière, l'idée nous est<br />
venue, de nous faire connaître les uns aux autres<br />
dans nos publications respectives.<br />
Dans le <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> vous pourrez donc découvrir<br />
ce qui se passe chez nos voisins, et ceux-ci pourrons<br />
nous connaître, nous. (Qui sait? Peut-être que<br />
nous deviendrons des célébrités dans l’Hexagone ?).<br />
C'est grâce à Gudrun Holtmans et Sandes Dindar<br />
(photo dessus) que tout s'est très bien passé. Ces<br />
deux femmes ont établi et tenu le contact et réglé<br />
tout problème de manière efficace et charmante.<br />
C’est clair que, suite à cette expérience tout à fait<br />
positive, agréable et encourageante, une virée à<br />
Paris est notée tout en haut sur la liste „to do“ de<br />
l’année 2022. Avez vous envie de découvrir notre<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> ? Vous y découvrirez plein de petits tuyaux<br />
pour une visite à Paris, qui mettent (bien evidemment)<br />
l’accent sur la restauration.<br />
C'est la France! C'est la vie.<br />
Et sinon ? Quoi de neuf ?<br />
La Ski-SIG fête ses 35 ans. Cela fait 35 ans d'aventures<br />
alpinistes en hiver ainsi qu'en été. Hors saison<br />
de neige, les activités sans skis prennent le dessus,<br />
bien sûr. Moi-même, j'avais la chance de pouvoir<br />
m’y joindre il y a quelques années en Autriche. Ces<br />
jours conviviaux comptent parmi mes mémoires<br />
de Mensan les plus précieux. Compliments à Sabine<br />
Haas, qui se charge tous les ans de toute cette organisation.<br />
Et quand on lui demande quels sont ses<br />
vœux pour l'avenir du SIG, la réponse est qu’elle aimerait<br />
que d'autres se joignent à elle, pour organizer<br />
encore plus d’événements ski supplémentaires,<br />
car la demande de participations dépasse largement<br />
l'offre possible de places!<br />
Léquipe d'organisation de la rencontre annuelle<br />
de Nuremberg à beaucoup de mérite ! Après<br />
avoir parfaitement tout preparé pour recevoir la<br />
foule Mensa chez eux, l’évenement a éte annulé<br />
deux fois (en 2020 et cette année en 2022) en raison<br />
de la pandemie. Lisez la totalité de cette histoire<br />
triste, dramatique, garnie de petites gouttes<br />
d'espoir, à partir de la page 29.<br />
Mais, bien sur, dans le monde Mensa, chaque<br />
événement annulé, est compensé par pleins d’autres,<br />
attreillants. C'est le cas de l'EMAG, qui est<br />
prévu pour la fin-juillet, à Strasbourg (encore la<br />
France!). Si vous souhaitez noter ce rdv dans votre<br />
agenda, consultez nos pages<br />
spéciales.<br />
Und wem das hier auf Französisch<br />
zu mühsam ist, kann die<br />
deutsche Version finden unter<br />
mind-mag.de/link/editorial.<br />
Bleibt gesund!<br />
Erwin ist Chefredakteur des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>.<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 3
INHALT<br />
MAGAZIN <strong>146</strong><br />
Editorial<br />
C'est la vie<br />
Ein Editorial fast komplett en français 3<br />
Schwarzes Brett<br />
Extra-Einnahmen durch Amazon 5<br />
Aus der Redaktion 5<br />
Der Vorstand beim Notar 6<br />
Fragebogen zu Austritten 6<br />
Demnächst olympisch 7<br />
Ein M von nebenan<br />
„Nur noch schnell die Welt retten –<br />
das muss ich jetzt nicht mehr …“<br />
Ingo Lederer, ein Österreicher bei <strong>MinD</strong> 8<br />
Mensa forsch(t)<br />
Maximal viel Gutes tun<br />
Eine Einführung in den Effektiven Altruismus 14<br />
SIG-Ecke<br />
Natur-Sehnsüchte, frühes Aufstehen<br />
und Freiheit auf dem Berg?<br />
35 Jahre SkiSIG bei Mensa 16<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
Was ist Hochbegabung?<br />
Mensas Ansatz im Kontext verschiedener<br />
Paradigmen. 20<br />
Nürnberg<br />
Absage Jahrestreffen 2022 – mal wieder<br />
Ein Rückblick aus Sicht des Kernteams 28<br />
Mensa France<br />
La France im <strong>Mag</strong><br />
Mensa<strong>Mag</strong>, Nationalhymne und Tipps für Paris 31<br />
„Im Mittelpunkt stehen die Mitglieder“<br />
Interview mit dem Chefredakteur des Mensa<strong>Mag</strong> 33<br />
Dunkles Bier und Pink Floyd<br />
Portrait chinois von Xavier della Chiesa 35<br />
Vom Marais bis zu den Arènes de Lutèce<br />
Was Einheimische ihren Freunden zeigen 36<br />
Allons enfants ...<br />
Die Marseillaise: Was singen die da eigentlich? 39<br />
Preiswert essen in Paris<br />
Herbert zur Nedden über seine drei Favoriten 40<br />
Gourmandise und Nachhaltigkeit<br />
EMAG 2022: Strasbourg bereit sich vor 41<br />
Prismenfernglas<br />
Ein Bonbon im Büro? Nett!<br />
Wort-Import aus Frankreich 42<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
Verschiedenheit als „Normalfall“<br />
Über Inklusion in der Schule 44<br />
Filmkunst<br />
Die Lust am Gruseln<br />
Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser 46<br />
Unprominente Prominente<br />
Warum ist es nachts dunkel?<br />
Heinrich Wilhelm Matthias Olbers 48<br />
Naturphänomene<br />
Wandern ins Badeparadies<br />
Pool-Landschaften im Grand Canyon 50<br />
Rätsel<br />
Dosun Fuwari 53<br />
Information 54<br />
Vorstand, Impressum 56<br />
Scheer Ware<br />
„Wir müssen dringend was ändern!“<br />
Wie man zuverlässig kompetente Köpfe verliert 58<br />
4 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022<br />
Titelfoto: Sabine Haas
Terminkalender<br />
Schwarzes Brett<br />
Extra-Einnahmen<br />
durch Amazon<br />
3.650,40 Euro sind im vergangenen Jahr von Amazon an die<br />
<strong>MinD</strong>-Stiftung überwiesen worden. Und das, ohne dass<br />
irgendjemand irgendetwas spenden musste.<br />
M<br />
öglich wurde das<br />
durch die Initiative<br />
AmazonSmile.<br />
Die funktioniert so,<br />
dass der Konzern von jedem Einkauf<br />
0,5 Prozent an eine gemeinnützige<br />
Organisation nach Wahl überweist.<br />
Kleinvieh, sicher. Aber insgesamt<br />
hat Amazon 2021 genau<br />
18.852.998,03 Euro an die teilnehmenden<br />
Organisationen in Deutschland<br />
und Österreich ausgeschüttet.<br />
Kein so schlechtes Ergebnis.<br />
Wie kann ein M durch seinen Online-Einkauf<br />
die <strong>MinD</strong>-Stiftung unterstützen?<br />
Ziemlich simpel: Im<br />
Browser „Smile.Amazon.de“<br />
eingeben, anmelden<br />
und die gemeinnützige<br />
Organisation<br />
der Wahl<br />
(hier „<strong>MinD</strong>-Stiftung“)<br />
anwählen.<br />
Danach shoppen<br />
gehen, und Amazon überweist<br />
besagte 0,5 Prozent an die Stiftung.<br />
Kostet nichts extra, erfordert keine<br />
zusätzlichen Aktionen.<br />
Und bei der nächsten Bestellung<br />
ist alles schon voreingestellt – wichtig<br />
ist nur: Starten über „Smile.Amazon“.<br />
Unterm Strich: Die einfachste Art,<br />
unseren Verein und seine Stiftung<br />
zu unterstützen.<br />
Berry sagt<br />
„Zwei Dinge sind Zeichen von Schwäche:<br />
Schweigen, wenn man reden müsste, und<br />
sprechen, wenn man schweigen sollte.“<br />
Altes persisches Sprichwort<br />
aus vorislamischer Zeit<br />
Aus der<br />
Redaktion<br />
Es hagelt Absagen: Nach<br />
der Silvesterfeier jetzt das<br />
Jahrestreffen − und bange<br />
Blicke gehen schon Richtung<br />
EMAG im Juli.<br />
Für uns heißt das seltsamerweise<br />
Mehrarbeit. Die<br />
Planungen für das April-<br />
Heft zum JT und zur Mitgliederversammlung<br />
waren<br />
ziemlich fortgeschritten<br />
− jetzt fangen wir halt von<br />
vorn an. Die Wirklichkeit<br />
kann die schönsten Pläne<br />
kaputt machen.<br />
Genug gejammert, kommen<br />
wir zum Punkt: Die<br />
(Mehr-)Arbeit muss gestemmt<br />
werden, und dazu<br />
suchen wir mal wieder fähige<br />
Ms, die Lust auf <strong>Mag</strong>azin-<br />
Machen haben.<br />
Themen vorschlagen, Recherchieren,<br />
Schreiben, Organisieren,<br />
Redigieren, Texten<br />
hinterher telefonieren,<br />
Trost-Schokolade besorgen:<br />
Wir können Mitarbeit<br />
in fast allen Bereichen gut<br />
gebrauchen.<br />
Einschlägige Erfahrung ist<br />
hilfreich, aber nicht Bedingung.<br />
Wichtig sind: Verlässlichkeit,<br />
Resilienz, Spaß am<br />
Umsetzen, Einsatzfreude.<br />
Wir bieten: Stress, Deadlines,<br />
unangenehme Nachfragen<br />
− aber auch das<br />
Dabeisein in einem tollen<br />
Team und tonnenweise Lob<br />
und Anerkennung.<br />
Kontakt:<br />
mindmag@mensa.de<br />
Datum Uhrzeit Titel Ort Veranstalter<br />
13.02.2022 15:00 bis 17:00 (Un)bekannte Literaturklassiker - Arno<br />
Schmidt: Seelandschaft mit Pocahontas<br />
online<br />
Axel Fröscher<br />
09.03.2022 11:30 bis 12:00 M3 ONLINE (Mittwochs-Morgen-MENSchen) online Ronald Bieber<br />
05.04.2022 20:00 bis 22:30 ONLINE: Spieleabend online Susanne Severin<br />
09.04.2022 bis 24.04.2022 Mensa Juniors Ostercamps 2022 <strong>Mag</strong>deburg Mensa in Deutschland<br />
27.07.2022 bis 31.07.2022 European Mensa Annual Gathering (EMAG) Strasbourg Mensa Frankreich
Schwarzes Brett<br />
„Alles anders als sonst!“<br />
Der Vorstand war beim Notar<br />
Vor der Beurkundung: Mel, Ansgar und Swante. <br />
A<br />
m 30. Dezember 2021 waren<br />
Ansgar, Swante und Mel bei<br />
einem Notar in Münster. Wir haben<br />
die Satzungsänderungsbeschlüsse<br />
bis auf den Beschluss<br />
S5 dort beurkunden lassen, um<br />
sie eintragen zu lassen. Die Eintragung<br />
ist Voraussetzung, damit<br />
sich die Satzung tatsächlich<br />
ändert.<br />
Wann diese Eintragung erfolgt,<br />
hängt davon ab, wie schnell das<br />
Registergericht den Antrag bearbeiten<br />
wird. Da unsere Anträge<br />
immer recht kompliziert<br />
sind, unsere Satzung sehr kompliziert<br />
ist (und beispielsweise<br />
auch beim Personal des Notars<br />
für Schweißperlen auf der Stirn<br />
gesorgt hat), kann es durchaus<br />
sein, dass die Eintragung nicht<br />
bis zur nächsten Mitgliederversammlung<br />
erfolgt sein wird. Zu<br />
gegebener Zeit müssen wir darüber<br />
nachdenken, was das für uns<br />
bedeutet. Gegebenenfalls müssen<br />
Anträge darauf Rücksicht<br />
nehmen.<br />
Soweit die Sachlage. Für Mel<br />
und Swante war diese Art Termin<br />
ganz neu – aber auch der<br />
Notar outete sich und gab zu,<br />
Vereinsvertreter einer Organisation<br />
dieser Größe nicht oft zu<br />
treffen. „Meine Mitarbeiterin<br />
hat mich angerufen und meinte<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong><br />
im Netz lesen<br />
Das <strong>Mag</strong> ist abrufbar unter:<br />
www.mensa.de/about/mindmagazin/<br />
und auf der <strong>Mag</strong>azin-<br />
Plattform „Yumpu“. Zu finden<br />
auf Yumpu.com, Suchbegriff:<br />
Mind-<strong>Mag</strong>azin.<br />
Foto: Mel Jäger<br />
‚Alles ist anders als sonst!‘“, sagte<br />
er, sodass die Idee der Mitarbeiterin,<br />
unser Anliegen noch<br />
kurz vor Feierabend zu bearbeiten,<br />
nicht ganz aufging.<br />
Mensa ist eben ein ziemlich<br />
großer Verein, wenn wir uns lokal<br />
umschauen: Wie viel ist wohl<br />
im Tischtennis- oder Karnevalsverein<br />
um die Ecke geregelt?<br />
M sucht M<br />
Neugierige (55) sucht interessanten,<br />
einfühlsamen Mann zum gemeinsamen<br />
Entdecken: eher Bewegendes<br />
draußen als Couch-Zeit daheim, eher<br />
Bücher als Smartphone, eher Tee als<br />
Wein, eher Ungewöhnliches als Bekanntes.<br />
Freue mich auf Dich, Deine Welt und<br />
viel Gemeinsames! Auf bald: GemeinsamEntdecken@web.de<br />
Wer auch dabei sein will: Mail an<br />
chefredakteur@mensa.de genügt.<br />
Fragebogen zu Austritten<br />
Vor einiger Zeit hat sich im<br />
Wissenschafts-Forschungs-<br />
Team eine kleine Gruppe gebildet,<br />
die sich mit dem Thema<br />
„Austritte bei Mensa“ beschäftigt.<br />
Als Ergebnis gibt es<br />
jetzt eine standardisierte Online-Befragung<br />
der Austritte.<br />
Austretende erhalten nun innerhalb<br />
der Austritts-Bestätigungs-E-Mail<br />
einen Link zur<br />
Umfrage. Sobald eine belastbare<br />
Menge Antworten zusammen<br />
gekommen sind,<br />
werten wir diese aus und stellen<br />
euch die Ergebnisse vor.<br />
Das soll keine einmalige Sache<br />
sein, die Auswertung soll<br />
in Zukunft möglichst automatisch<br />
erfolgen. Bisher gab<br />
es wenige Informationen zu<br />
den Gründen für einen Austritt<br />
– diese Lücke hoffen wir<br />
zu schließen.
outique.mensa.de<br />
Demnächst<br />
olympisch<br />
(Winter-)Olympischer Geist auch bei Mensa.<br />
Jan Gregor Putensen ließ sich von der frischen<br />
Schneedecke zu ganz neuen Sportvarianten inspirieren:<br />
Sesselskifahren (oben), Schlittschuh-<br />
Geländelaufen und Hindernis-Rodeln haben<br />
das Potential zur Massentauglichkeit. Und<br />
damit wäre der Weg zu den nächsten Oympischen<br />
Spielen vorgezeichnet. Besonders Sesselskifahren<br />
wird von Experten eine große Zukunft<br />
prophezeit, da praktisch jeder Fernsehsessel<br />
als Sportgerät umgerüstet werden kann.<br />
(Zuerst veröffentlicht in HaMLet, dem Ortsblatt<br />
für Norddeutschland. Dank an Marisa Haufe)<br />
Abbildung ähnlich
EIN M VON NEBENAN<br />
„Nur noch schnell die<br />
Welt retten – das muss ich<br />
jetzt nicht mehr …“<br />
Ingo Lederer, ein Österreicher bei Mensa in Deutschland.<br />
Der österreichische Akzent ist nicht zu überhören: Mir<br />
gegenüber sitzt Ingo Lederer entspannt mit einer Tasse Tee<br />
an einem Wintermorgen. Im Laufe des Gespräches werden<br />
wir öfter lachen, trotz ernster Themen. Wie man es schafft,<br />
sich von dem Glauben zu befreien, nie auffallen und sich<br />
ständig anpassen zu müssen, und wofür Sportwagenfahren<br />
trotz allem Umweltbewusstsein gut sein kann, das lest ihr<br />
auf den kommenden Seiten.<br />
Ingo, du kommst ja ursprünglich aus<br />
Österreich, das erkennt man leicht<br />
an deinem Akzent. Trotzdem bist<br />
du in Deutschland Mensa-Mitglied<br />
geworden. Wie kam es dazu?<br />
Gleich nach dem Studium in Leoben/Steiermark<br />
bin ich in die<br />
Schweiz zum Arbeiten gegangen<br />
und nach weiteren fünf Jahren<br />
dann in Deutschland gelandet.<br />
Mensa Österreich hat sich<br />
damit für mich nie ergeben. Obwohl<br />
ich als Jugendlicher schon<br />
ein Buch „Mensa – Rätsel für<br />
Hochbegabte“ hatte. Das habe<br />
ich mir als Zwölfjähriger gekauft,<br />
weil ich schon immer gerne<br />
gerätselt habe.<br />
Es gab damals noch kein Internet<br />
und auch bei uns in der<br />
Stadt keine Bibliothek mit Fachbüchern<br />
zu besonderen Themen,<br />
da war es schwer, den Wissensdurst<br />
zu stillen. 1982 kam<br />
der erste Commodore C-64 und<br />
mein Schulkollege hatte den<br />
ersten in der Stadt und ich durfte<br />
am Nachmittag und Wochenende<br />
immer ein bisschen mit<br />
Bereits im Kindergarten waren<br />
mir alle Aktivitäten mit anderen<br />
Kindern ein Gräuel: Malen,<br />
Zeichnen, Basteln … Aber sitzen<br />
und nachdenken, das war toll!<br />
ihm herumprogrammieren. Das<br />
war ein absolutes Highlight.<br />
Bereits im Kindergarten waren<br />
mir alle Aktivitäten mit anderen<br />
Kindern ein Gräuel: Malen,<br />
Zeichnen, Basteln … Aber<br />
sitzen und nachdenken, das war<br />
toll! Für meine Mutter war das<br />
damals nicht einfach, weil ich<br />
anders war als die anderen und<br />
man damit meinte, ich hätte ein<br />
Problem. Kinder sind da ja auch<br />
sehr ehrlich, „Streber“ fiel öfter,<br />
es gab Rangeleien auf dem<br />
Schulhof. Hinterher, jetzt, nach<br />
Erkennen der Hochbegabung,<br />
wird vieles bewusst und nachvollziehbar.<br />
Aber damals war<br />
das anders.<br />
Ich hatte damals auch nicht<br />
die Möglichkeit, herauszufinden,<br />
ob es Mensa in Österreich<br />
zum damaligen Zeitpunkt überhaupt<br />
gab und ob Aktivitäten<br />
angeboten wurden oder in welcher<br />
Form der Verein vernetzt<br />
war. Durch den Umzug in die<br />
Schweiz und den Beginn meines<br />
Arbeitslebens geriet das<br />
8 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
EIN M VON NEBENAN<br />
Ingo am Spieltisch. (Brett-)Spiele ist eins seiner zahlreichen Interessengebiete. <br />
Foto: Thomas Salin<br />
Thema dann sehr lange in Vergessenheit.<br />
Das heißt, im familiären Umfeld<br />
war das Thema „Hochbegabung“<br />
überhaupt nicht Thema?<br />
Auf keinen Fall. „Nur nicht auffallen!“,<br />
war die Devise. Der Bub<br />
fällt sowieso schon auf! Daher<br />
bloß nicht übertreiben oder sich<br />
selbst als was Besonderes herausstellen.<br />
Das gab Ärger.<br />
Wie bist du dann am Ende<br />
zum Thema gekommen?<br />
Im Wesentlichen erst viele Jahre<br />
später durch die Erkrankung<br />
meines eigenen Sohnes. Wir<br />
wussten lange Zeit nicht, was<br />
mit ihm los ist.<br />
Wir lebten damals in Freiburg<br />
und die dortige Uniklinik versuchte<br />
zu helfen und ihn zu behandeln.<br />
Ich habe nicht verstanden,<br />
was die eigentlich von<br />
meinem Sohn wollten; für mich<br />
selbst klang das alles sehr normal,<br />
was er mir erzählte. Im weiteren<br />
Verlauf bin ich dann auf<br />
die Themen Asperger-Spektrum,<br />
Autismus, und in diesem<br />
Zusammenhang auch auf Hochbegabung<br />
gestoßen. Das war<br />
dann der Startschuss.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Freiburg hat ein großes Asperger-Zentrum;<br />
ich habe mich für<br />
eine Autismus-Testreihe angemeldet,<br />
um Klarheit zu bekommen.<br />
Die Wartezeit war allerdings<br />
so lang, dass sich das erstmal<br />
nicht ergeben hat.<br />
Und ich habe mir zu wenig<br />
Zeit für mich genommen, da<br />
ich für meine Familie da war<br />
und gearbeitet habe. Durch Zufall<br />
stieß ich auf eine Anzeige,<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 9
EIN M VON NEBENAN<br />
in der Freiwillige für eine Studie<br />
für ein neues Antidepressivum<br />
gesucht wurden. Die Teilnahme<br />
an der Studie hat mir geholfen.<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
war mir nicht klar, dass ich in einem<br />
Burnout drin war und eine<br />
Depression hatte.<br />
Erst als ich in der Depressions-Studie<br />
war, bin ich dann<br />
zum Autismus-Test gekommen<br />
und dann auch im Spektrum gelandet,<br />
allerdings ohne Diagnose.<br />
Weil ich gesellschaftlich gesehen<br />
bereits Karriere gemacht<br />
hatte und eine Familie habe,<br />
wurde mir aber wegen fehlendem<br />
Leidensdruck keine Diagnose<br />
erstellt. Dies hat mich weiter<br />
beschäftigt.<br />
Das ist ja schon ein<br />
gesellschaftliches Thema: Mit der<br />
Annahme, dass nur unter etwas<br />
gelitten werden „darf“, wenn man<br />
keine Karriere, Familie, Haus, Hund<br />
hat, fällst du ja raus. Und dennoch<br />
haben die Themen der Hochbegabung<br />
und Asperger ja durchaus Einfluss<br />
auf dein tägliches Leben.<br />
Ich habe in den Tests keinen Leidensdruck<br />
vorgetäuscht, dass<br />
sie den Eindruck bekamen, dass<br />
ich dringend Hilfe benötigt hätte.<br />
Zeitgleich kam dann das Thema<br />
„Hochbegabung“ und der<br />
Eintritt bei Mensa.<br />
Am Ende war es rückblickend<br />
eine anstrengende und lange<br />
Reise, die mir aber geholfen hat,<br />
mein Leben im mittleren Lebensalter<br />
umzukrempeln. Ich<br />
habe festgestellt, dass ich mich<br />
zuwenig um mich selbst gekümmert<br />
hatte, Selbstfürsorge war<br />
mir vom Begriff und vom Inhalt<br />
nicht wirklich bekannt. Ich<br />
beschloss, Abstand zu nehmen,<br />
Sehr nerdig per T-Shirt: 21 ist<br />
nur die halbe Wahrheit.<br />
<br />
Foto: I. Lederer<br />
habe in Hessen einen neuen Job<br />
angenommen und wurde zum<br />
Wochenendpendler. Das war vor<br />
fünf Jahren.<br />
Die persönliche Selbsterforschung<br />
mit den verschiedenen Tests,<br />
Depressionen, Asperger, Autismus,<br />
Hochbegabung, das sind für sich<br />
genommen schon große Bereiche,<br />
die einen Einfluss auf das Selbst<br />
haben. Du bist aber auch noch<br />
Vater und wolltest dich um<br />
deine Kinder kümmern, leitest<br />
dann aber gleichzeitig auch die<br />
geografische sowie die Trennung<br />
von Job und Familie ein. Das ist<br />
schon sehr viel auf einmal.<br />
Da wächst die Erkenntnis,<br />
du musst was ändern, sonst<br />
bleibst du in einer Spirale<br />
nach unten. Ein bisschen ist<br />
das wie bei Münchhausen,<br />
sich selbst mit den Haaren<br />
aus dem Sumpf ziehen.<br />
Ja, die durchlebte Depression<br />
hat mich verändert. Da wächst<br />
die Erkenntnis, du musst was<br />
ändern, sonst bleibst du in einer<br />
Spirale nach unten. Ein bisschen<br />
ist das wie bei Münchhausen,<br />
sich selbst mit den Haaren<br />
aus dem Sumpf ziehen. Hilfe<br />
von außen konnte ich nicht annehmen,<br />
wie ich sie gebraucht<br />
hätte. Einige wollten mir sicherlich<br />
helfen, diese Hilfe war aber<br />
nicht in der Form, die mir genutzt<br />
hätte.<br />
Du hast vorhin gesagt, du hast dir<br />
rückwirkend dein Leben erklären<br />
können. Welche Punkte kannst du<br />
dir für die Zukunft rausholen? Gehst<br />
du mit dem Thema „Hochbegabung“<br />
nun anders um, im beruflichen<br />
Umfeld beispielsweise?<br />
Gute Frage, ich glaube, was mir<br />
diesbezüglich am meisten geholfen<br />
hat, war die Ausbildung<br />
zum Mediator. Geduldig sein<br />
mit den anderen, sich als Unbeteiligter<br />
in den Konflikt von anderen<br />
reinbegeben und einfach<br />
zuhören, achtsam sein. Zu lernen,<br />
wie ein Konflikt entsteht,<br />
besprochen wird und aufgelöst<br />
werden kann.<br />
Das hat mir als Person geholfen,<br />
selbst ruhig zu werden. Und<br />
ich habe gelernt, manche Dinge<br />
auch passieren zu lassen und<br />
nicht immer alles kontrollieren<br />
zu wollen. Und zu priorisieren:<br />
Es ist nicht immer alles gleich<br />
wichtig im Leben.<br />
Ein Beispiel aus der Schule:<br />
Als hochbegabtes Kind erledigst<br />
du die Hausaufgaben noch in<br />
der Schule oder auf dem Nachhauseweg.<br />
Und wenn du dort<br />
ankommst, bist du fertig und<br />
hast frei. Die anderen Kinder<br />
10 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
hingegen schaffen es teilweise<br />
gar nicht in der Zeit.<br />
Diese Reflektionsgabe hat das<br />
Kind in diesem Moment einfach<br />
nicht und meint, alle anderen<br />
wären faul und dumm, weil sie<br />
nicht so schnell sind wie man<br />
selbst. Ich bin also ruhiger und<br />
gelassener mit den anderen geworden.<br />
Ich habe erkannt, dass<br />
man den anderen auch mal den<br />
Raum lassen muss.<br />
Außerdem versuche ich, nicht<br />
mehr alles so persönlich zu nehmen.<br />
Und ich nehme einen<br />
Gang zurück: Ich bin entspannter<br />
als früher. Gegebenenfalls<br />
bleibt dann mal was liegen, das<br />
fällt den meisten Menschen gar<br />
nicht auf, weil es etwas völlig<br />
Normales ist.<br />
Wie findest du (berufliche) Erfüllung?<br />
In einem Großkonzern ist die<br />
Hochbegabung tatsächlich eine<br />
tägliche Herausforderung: Manche<br />
betrieblichen Abläufe stehen<br />
in einem Kontrast zu meinem<br />
Taten- und Wissensdrang.<br />
In einem Großkonzern<br />
ist die Hochbegabung<br />
tatsächlich eine tägliche<br />
Herausforderung: Manche<br />
betrieblichen Abläufe stehen<br />
in einem Kontrast zu meinem<br />
Taten- und Wissensdrang.<br />
Ich überlege inzwischen sehr<br />
genau, wieso ich etwas tue und<br />
ob ich das für mich oder für andere<br />
tue.<br />
Ernstes Thema, aber auch sehr<br />
wichtig. Ich kann mir gut vorstellen,<br />
dass einige Hochbegabte genau<br />
diesen Spagat täglich aushalten<br />
müssen zwischen „ich tue in der<br />
Arbeit sehr stupide Jobs“ und<br />
gleichzeitig möchte ich kreativ<br />
sein und tüfteln. Das kann in einem<br />
Angestellten-Leben frustrierend sein.<br />
Es ist schön zu hören, dass du durch<br />
die Mediationsausbildung und die<br />
Achtsamkeit gelernt hast, ruhiger<br />
mit dir selbst zu werden. Wie stillst<br />
du deinen Tatendrang derzeit?<br />
EIN M VON NEBENAN<br />
Da helfen mir beispielsweise<br />
meine ehrenamtlichen Betätigungen<br />
in mehreren Vereinen.<br />
Dadurch komme ich immer<br />
wieder mit den verschiedensten<br />
Menschen und Gesprächsthemen<br />
zusammen und es gibt<br />
immer etwas zu tun. Und gerade<br />
bei Mensa kann ich mich mit<br />
allen meinen Lieblingsthemen<br />
beschäftigen. Die regelmäßigen<br />
Treffen mit anderen Hochbegabten<br />
helfen, diese Lücke zu füllen.<br />
Ansonsten ein bisschen Sport,<br />
da kann der Kopf auch mal ausschalten.<br />
In dieser Stunde wird<br />
dann die Welt mal nicht gerettet.<br />
Kannst du dich an deine ersten<br />
Mensa-Erfahrungen erinnern?<br />
2015 bin ich eingetreten. Ich<br />
hatte Glück, weil in Freiburg viele<br />
Studierende sind. Dort wurde<br />
auch viel getestet und die Community<br />
der Hochbegabten war<br />
relativ groß. Damit gab es viele<br />
Veranstaltungen und eine große<br />
Anzahl von Gesprächsthemen,<br />
da konnte ich gut anknüpfen.<br />
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EIN M VON NEBENAN<br />
Und auch jetzt: Ich bin mit<br />
meiner neuen Lebenspartnerin<br />
gemeinsam nach Tübingen gezogen.<br />
Wir hatten unsere Kisten<br />
noch nicht mal ausgepackt, als<br />
es am zweiten Tag gleich eine<br />
Führung durch die Ausstellung<br />
in der Kunsthalle gab. Das war<br />
unser erstes Mensa-Event hier.<br />
Wir haben hier das Glück, dass<br />
wir in der Nähe eines Ballungsraums<br />
leben mit vielen Ms, die<br />
aktiv auch etwas anbieten und<br />
das Vereinsleben gestalten.<br />
Was ist für dich das größte<br />
Geschenk der Hochbegabung?<br />
Zu erkennen, dass es doch an<br />
mir liegt, dass ich manchmal<br />
schneller bin als andere. (Ingo<br />
lacht.) Ich gewinne ja gerne – bei<br />
Brettspielen ist das ja so eine Sache.<br />
Deswegen sind die Mensa-Brettspiel-Abende<br />
so furchtbar,<br />
weil ich selten gewinne (Der<br />
Schalk in seinen Augen ist nicht zu<br />
übersehen.)<br />
Inzwischen habe ich mich mit<br />
Brettspielen aber so arrangiert,<br />
dass ich aus reinem Spaß an der<br />
Freude spiele. Im Grunde geht<br />
es ja immer um Lean Management<br />
oder Ressourcen-Mangel-<br />
Verwaltung: Man hat nie genug<br />
von nichts und muss irgendwie<br />
über die Runden kommen – und<br />
davon habe ich in meinem Beruf<br />
schon genug.<br />
Insofern mag ich inzwischen<br />
Spiele mit Glücks- oder Zufallscharakter<br />
ganz gerne. Wenn<br />
also jemand einen guten Tipp<br />
für solche Spiele hat – gerne<br />
her damit! Und eine neue Herausforderung<br />
für mich sind die<br />
kollaborativen Spiele, bei denen<br />
man nur gemeinsam mit anderen<br />
gewinnen kann. Da darf ich<br />
Ingo zeigt das Rätselbuch von<br />
Victor Serebriakoff.<br />
<br />
Foto: Ulrike Dürnfeld<br />
gar nicht mehr tricksen – das ist<br />
spannend für mich!<br />
Eine Herausforderung für deinen<br />
neuen Lebensabschnitt!<br />
Die Intervalle werden kürzer,<br />
in denen ich Dinge verändern<br />
möchte. Und trotzdem steigt im<br />
Gegensatz dazu meine Resilienz<br />
und Geduld. Früher war ich sehr<br />
ungeduldig, alles gleich, jetzt,<br />
und sofort. Jetzt denke ich mehr<br />
über die Strategie nach: Will ich<br />
das wirklich? Was will ich in<br />
fünf oder zehn Jahren haben?<br />
Wenn du an die Schwarmintelligenz<br />
von Mensa denkst, hättest du<br />
einen Wunsch, mit was man auf<br />
dich zukommen kann? Oder<br />
wofür wir sie nutzen sollten?<br />
Ich mach erst viel mit mir selbst<br />
aus. Ich bin immer noch etwas<br />
zurückhaltend, und dieses Interview<br />
heute hier ist ein Schritt<br />
Früher war ich sehr ungeduldig,<br />
alles gleich, jetzt, und sofort.<br />
Jetzt denke ich mehr über<br />
die Strategie nach: Will ich<br />
das wirklich? Was will ich in<br />
fünf, zehn Jahren haben?<br />
hin, dass ich mich mehr zeige.<br />
Das ist für mich persönlich auch<br />
ein Risiko. Ich erwarte und brauche<br />
jetzt nicht die Schwarmintelligenz<br />
für mein Leben; da beschränke<br />
ich mich auf die wenigen<br />
Menschen, mit denen ich<br />
mich schon intensiv austauschen<br />
kann.<br />
Für die Schwarmintelligenz<br />
von Mensa fände ich es gut,<br />
wenn wir konsequenter unserem<br />
Vereinszweck nachgehen.<br />
Und intern mehr darüber diskutieren<br />
und die Vereinsziele eindringlicher<br />
kommunizieren. Ich<br />
gebe es zu, ich genieße momentan<br />
sehr das Geselligkeitsniveau<br />
von Mensa, und das macht großen<br />
Spaß.<br />
Aber das ernsthafte Stück darüber,<br />
„Intelligenz zum Wohle<br />
der Menschheit nutzen“ – wenn<br />
wir unsere IQ-Zahlen wirklich<br />
einsetzen wollen, müssen wir<br />
aus der Spaßveranstaltungsecke<br />
rauskommen. Also mehr<br />
in die NGO-Richtung und beispielsweise<br />
darüber reden, was<br />
eigentlich an Projekten für die<br />
Gesellschaft schon läuft. Davon<br />
bekomme ich zu wenig mit.<br />
Dazu gibt es derzeit eine<br />
beginnende Diskussion auf der<br />
Ebene der Vereinsaktiven. Da<br />
können wir sicherlich noch<br />
aktiver werden in Bezug auf die<br />
vereinsinterne Kommunikation.<br />
Ich finde Erfüllung, wenn ich<br />
mich einbringen und wirksam<br />
werden kann und dieses Tun<br />
bei anderen eine Verbesserung<br />
bringt. In unserem Verein können<br />
wir auf etwas so Großartigem<br />
aufbauen und trotzdem<br />
ständig verändern.<br />
12 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
Anzeige<br />
Auch während der Pandemie haben wir<br />
gelernt, dass sich am Ende die richtigen<br />
Personen finden, Gruppen bilden können.<br />
Daraus können wir viel machen.<br />
Wir haben so viele Ideen, die sehr kreativ<br />
und nicht Mainstream sind, mit denen<br />
wir etwas erreichen können. Auch<br />
während der Pandemie haben wir gelernt,<br />
dass sich am Ende die richtigen<br />
Personen finden, Gruppen bilden können.<br />
Daraus können wir viel machen.<br />
Wir können und sollten unsere Intelligenz<br />
auf ein Ziel hin nutzen! Sodass wir<br />
am Ende sagen können, dass wir Ms sind,<br />
ohne als Verschwörer, Eliteclub oder stigmatisierte<br />
Personen betrachtet zu werden.<br />
Sondern als Menschen mit besonderen<br />
Fähigkeiten, die diese auch einsetzen.<br />
Und wenn wir anfangen, können wir die<br />
anderen 98 Prozent mitnehmen.<br />
Lieber Ingo, vielen Dank für das Gespräch!<br />
Die Fragen stellte Ulrike Dürnfeld<br />
Ingos weitere Interessen<br />
• Zahlentheorie<br />
• (Brett)Spiele<br />
• Ernährung<br />
• Laufen<br />
• Verschwörungstheorien diskutieren<br />
Wenn es<br />
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mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 13<br />
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MENSA FORSCH(T)<br />
Maximal viel Gutes tun<br />
Eine Einführung in den Effektiven Altruismus.<br />
Von Georg Arndt und Swante Scholz<br />
Wir als Menschheit haben in den letzten Jahrzehnten große<br />
Fortschritte gemacht – wir haben Hunger zurückgedrängt,<br />
Krankheiten besiegt und hunderte Millionen Menschen von<br />
Armut befreit. Dennoch bleibt noch viel zu tun, viele Leben<br />
zu verbessern.<br />
I<br />
m Vergleich erscheinen die<br />
Ressourcen, die uns dafür<br />
zur Verfügung stehen, gering.<br />
Wäre es daher nicht wünschenswert,<br />
diese Ressourcen<br />
so effizient wie möglich<br />
einzusetzen, um so vielen<br />
Menschen wie möglich zu<br />
helfen?<br />
Dies ist das Leitmotiv einer<br />
neuen Bewegung, die seit circa<br />
zehn Jahren versucht, maximal<br />
viel Gutes zu tun: der Effektive<br />
Altruismus (kurz: EA).<br />
Die Grundidee des EA ist, dass<br />
der beste Ansatz, um in einer<br />
bestimmten Situation zu helfen,<br />
häufig um Größenordnungen<br />
günstiger oder effektiver ist als<br />
der typische Ansatz für diese Situation.<br />
Daher lohnt es sich, aktiv<br />
nach diesem besten Ansatz<br />
zu suchen.<br />
Ein Beispiel: Kinder in Entwicklungsländer<br />
nehmen häufig<br />
weniger Schulbildung in Anspruch,<br />
als ihnen zustehen würde.<br />
Intuitive Maßnahmen zur<br />
Steigerung der Schulquote, wie<br />
etwa Schuluniformen, Schulmahlzeiten<br />
oder gar direkte Bezahlung<br />
der Eltern, sind überraschend<br />
ineffektiv. Was allerdings<br />
hilft, ist die Entwurmung<br />
der Kinder. Pro eingesetztem<br />
Dollar kann so ein vielfach stärkerer<br />
Effekt erzielt werden.<br />
EA versucht, solche hoch effektiven<br />
Interventionen durch<br />
Empirie und Forschung zu identifizieren.<br />
Dabei konzentriert<br />
sich die Bewegung auf Interventionen,<br />
die einen großen Effekt<br />
versprechen, relativ leicht umsetzbar<br />
und verhältnismäßig<br />
vernachlässigt sind. Dieser Ansatz<br />
bildet einen der Grundpfeiler<br />
der EA-Bewegung.<br />
Der andere Grundpfeiler von<br />
EA ist die Überlegung, dass es<br />
aus moralischer Sicht schwer<br />
vertretbar ist, die Interessen<br />
von uns geographisch nahestehenden<br />
Menschen über diejenigen<br />
von Menschen auf der anderen<br />
Seite der Erde zu stellen:<br />
Ein Leben dort sollte<br />
denselben Wert haben wie<br />
ein Leben hier. Diese Überzeugung<br />
kann zusätzlich<br />
ausgeweitet werden auf zukünftige<br />
Generationen oder<br />
andere Tiere (siehe Abbildung).<br />
Seit seiner Gründung hat der<br />
EA entlang dieser Grundpfeiler<br />
weitere Themen aufgegriffen,<br />
insbesondere Tierwohl, Klimawandel<br />
und Vermeidung<br />
existentieller Katastrophen, die<br />
(menschliches) Leben als Ganzes<br />
gefährden könnten. Das<br />
Thema, das uns am meisten am<br />
Herzen liegt: Nach den besten<br />
uns zur Verfügung stehenden<br />
Schätzungen sehen wir uns einem<br />
Risiko von eins in sechs gegenüber,<br />
dass die Menschheit<br />
noch in diesem Jahrhundert ihr<br />
Ende findet. Ein Großteil dieses<br />
Risikos, etwa 80 Prozent, konzentriert<br />
sich auf lediglich zwei<br />
14 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
Faktoren: menschengemachte<br />
Pandemien und Künstliche Intelligenz<br />
1 .<br />
Im Folgenden beschreiben wir,<br />
Georg und Swante, wie wir zum<br />
EA gekommen sind, und wie wir<br />
aktuell versuchen, diese Probleme<br />
anzugehen.<br />
Georg<br />
Auf den Wandel<br />
vorbereiten<br />
I<br />
ch persönlich kam mit dem<br />
EA das erste mal Ende 2018 in<br />
Berührung. Ich hatte einige Monate<br />
zuvor bereits entschieden,<br />
meine Karriere in einem Beratungsunternehmen<br />
an den Nagel<br />
zu hängen und mir stattdessen<br />
etwas zu suchen, was ich als<br />
sinnvoller für die Welt erachte.<br />
Während dieser Suche drückte<br />
mir ein Freund zufällig Doing<br />
Good Better, eines der „Standardwerke”<br />
im EA, in die Hand.<br />
Ich verschlang das Buch und<br />
begann, mich in die Bewegung<br />
einzulesen. Ich war bereits vorher<br />
an verwandten Bewegungen<br />
interessiert, die sich mit rationaler<br />
Entscheidungsfindung<br />
und kontinuierlicher Selbstverbesserung<br />
beschäftigen, daher<br />
stieß der EA bei mir auf fruchtbaren<br />
Boden.<br />
Es dauerte nicht lang, bis ich<br />
„Superintelligence“ gefunden<br />
und gelesen hatte – ein Buch<br />
über die Herausforderung, eine<br />
KI zu konstruieren, die uns intellektuell<br />
weit überlegen ist,<br />
aber trotzdem in unserem Sinne<br />
handelt. Wie für so viele andere<br />
in der Bewegung war die<br />
Lektüre dieses Buches ein Wendepunkt<br />
für mich: Ich bewarb<br />
mich als Projektmanager an<br />
dem Institut, das von Nick Bostrom,<br />
dem Autor von „Superintelligence“,<br />
geleitet wird, und<br />
zog von Berlin nach Oxford.<br />
Seitdem sind intellektuell<br />
wie emotional zwei extrem intensive<br />
Jahre vergangen, in denen<br />
sich viele meiner Ansichten<br />
dazu, was „wichtig” ist, stark<br />
geändert haben. Auch heute<br />
bin ich noch für EA-Organisationen<br />
im operativen Bereich<br />
tätig. Thematisch treibt mich<br />
vor allem um, wieviel Zeit uns<br />
noch bleibt, bis hochentwickelte<br />
KI unser Leben fundamental<br />
verändert; und was wir heute<br />
schon tun können, um die Gesellschaft<br />
auf den kommenden<br />
Wandel vorzubereiten.<br />
Swante<br />
Wichtig und auch<br />
sinnstiftend<br />
M<br />
ein Einstieg in den Effektiven<br />
Altruismus begann<br />
2019, als der australische Philosoph<br />
Peter Singer – einer der<br />
einflussreichsten Philosophen<br />
der EA-Bewegung – an meiner<br />
Uni einen Gastvortrag zum Thema<br />
„Animal Liberation” gehalten<br />
hat.<br />
Ich hatte schon als Teenager<br />
Singers Buch „Praktische Ethik”<br />
gelesen, und fand seine utilitaristische<br />
Perspektive zu Themen<br />
wie Tierethik und Entwicklungshilfe<br />
sehr nachvollziehbar.<br />
In seinem Vortrag bewarb Singer<br />
auch die Organisation Giving<br />
What We Can (GWWC), deren<br />
Mitglieder sich verpflichten,<br />
MENSA FORSCH(T)<br />
für den Rest ihres Lebens mindestens<br />
zehn Prozent ihres Einkommens<br />
an effektive Wohltätigkeitsorganisationen<br />
zu spenden.<br />
Ein paar Monate später, als<br />
ich nach meinem Studium einen<br />
Job bei einem großen, internationalen<br />
IT-Unternehmen<br />
begann, bin ich GWWC selbst<br />
beigetreten. Zunächst habe ich<br />
zehn Prozent meines Einkommens<br />
gespendet; aktuell spende<br />
ich circa fünfzig Prozent.<br />
Mein ursprünglicher Plan war,<br />
primär an Hilfsorganisationen<br />
wie die „Against Malaria Foundation”<br />
zu spenden. Seitdem ich<br />
allerdings bei EA-Webseiten wie<br />
80000hours.org von existenziellen<br />
Risiken gelesen habe, erschien<br />
mir dies als ein deutlich<br />
dringlicheres Problemfeld. Daher<br />
spende ich aktuell primär an<br />
Forschung zu sicherer KI.<br />
Darüber hinaus bin ich seit<br />
ungefähr einem Jahr auch in der<br />
EA-Community aktiv: Ich habe<br />
an mehreren Online-Konferenzen<br />
teilgenommen, und organisiere<br />
EA-Workshops innerhalb<br />
von Mensa und an meinem Arbeitsplatz.<br />
Ich persönlich halte diese<br />
Themen für unglaublich wichtig<br />
und auch sinnstiftend, und<br />
kann jedem nur empfehlen, sich<br />
damit auseinanderzusetzen.<br />
Bist du neugierig geworden?<br />
Dann schau dir doch weiterführende<br />
Materialien an, die wir<br />
unter 2 gesammelt haben. Oder<br />
besuch doch vielleicht mal eine<br />
lokale EA-Veranstaltung in deiner<br />
Stadt 3 .<br />
1 The Precipice, Toby Ord (2020) 2 EA-Link Sammlung: bitly.com/swantes-ea-links 3 eahub.org/groups/<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 15
SIG-ECKE<br />
Natur-Sehnsüchte,<br />
und Freiheit<br />
35 Jahre SkiSIG bei Mensa.<br />
Ganz oben: Die Ski SIG im<br />
März 2017 auf der Zugspitze.<br />
Von links nach<br />
rechts: Elmar, Christian,<br />
Jörg, Sabine, Oliver, Winfried,<br />
Volker, Andreas,<br />
Kristina und Natascha.<br />
Alle Fotos: Sabine Haas<br />
16 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
frühes Aufstehen<br />
auf dem Berg<br />
Von Sabine Haas und<br />
Andreas Leidler<br />
Wie alles begann<br />
1986 auf der Mitgliederversammlung<br />
in Hamburg haben wir die<br />
Ski SIG gegründet. Und zu viert<br />
ging es im März 1988 erstmals gemeinsam<br />
auf große Fahrt. Eine Woche<br />
nach Olang/Südtirol im Skigebiet<br />
Kronplatz.<br />
Beim Durchblättern der Fotos<br />
kommen nostalgische<br />
Gefühle hoch. Damals,<br />
Ende der Achtziger, fuhren<br />
wir zu viert mit einem<br />
kleinen VW Golf<br />
nach Olang. Vier Personen,<br />
vier Paar Ski<br />
im Auto, Skischuhe,<br />
Gepäck – eng war es,<br />
und schön. Es gab tolle<br />
Gespräche und es wurde<br />
viel gespielt.<br />
Übernachtet haben<br />
wir damals in einem billigen<br />
Viererzimmer und<br />
uns selbst verpflegt. Wie<br />
das eben so war zu Studentenzeiten.<br />
Es gab keine Beschneiungsanlagen,<br />
keine<br />
Skihelme, keine Protektoren.<br />
Heute hat sich viel geändert,<br />
was die äußeren Rahmenbedingungen<br />
betrifft.<br />
Aber wir fahren immer noch Ski!<br />
Und schön ist es noch immer! Wir<br />
genießen die guten Gespräche und<br />
Spielabende. Und das gute Essen.<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 17
SIG-ECKE<br />
Süchtig nach draußen<br />
– oben – weiß – Sonne<br />
Schneebedeckte sonnenüberflutete<br />
Gipfelketten, weite fließende<br />
Täler oder schroffe Wände;<br />
die Berge haben eine sprichwörtlich<br />
magische Anziehungskraft.<br />
Breite sanfte Pisten, die in gedachtem<br />
Walzertakt in Formation<br />
befahren werden können,<br />
eine kurvenreiche Waldstrecke<br />
oder auch Herausforderungen<br />
wie eine Weltcupabfahrt. Zwischen<br />
diesen Polen liegt unser<br />
sportliches Betätigungsfeld.<br />
Wir, das ist die Ski SIG mit einem<br />
festen Kern von fünfzehn<br />
bis zwanzig Ms und mehr als<br />
doppelt so vielen Skifahrenden,<br />
die sich gelegentlich dazugesellen<br />
und die sich alle darin einig<br />
sind, dass Skisport der schönste,<br />
eleganteste, erlebnisreichste<br />
und zudem ein naturverbundener<br />
Sport ist. Mit etwa 12 bis 20<br />
Ms startet die Gruppe dann immer<br />
in neue Abenteuer.<br />
Seit Langem hat sich die Tradition<br />
herausgebildet, dass wir<br />
als Ski SIG mit schöner Regelmäßigkeit<br />
zwei Mal pro Wintersaison<br />
gemeinsam unserem<br />
(hoffentlich!) weißen Hobby frönen.<br />
Wetterbedingte Fehlschläge<br />
sind leider nicht ausgeschlossen,<br />
aber da machen wir immer<br />
das Beste daraus.<br />
Schon zur Saisoneröffnung<br />
geht es Anfang bis Mitte Dezember<br />
in den Schnee, um die fahrerischen<br />
Fähigkeiten nach der<br />
Sommerpause zu testen. Doch<br />
Ski fahren ist wie Fahrrad fahren:<br />
Du verlernst es nicht. Das<br />
schönste Erlebnis ist es, morgens<br />
nach Sonnenaufgang,<br />
Selbstverpflegung im Chalet in Ehrwald im März 2019. Von links nach<br />
rechts: Volker, Winfried, Alex, Natascha, Jörg, Andreas, Mike, Sabine.<br />
Gemeinsame Abfahrt vom Hintertuxer Gletscher im Dezember 2016.<br />
Ski SIG-Sommerfest in Bad Nauheim im Sommer: Katja mit Hund Mili,<br />
Sabine, Nina, Monika, Sabine, Vincent, Jörg, Martin, Christian, Winfried,<br />
Mike und Andreas (von links).<br />
18 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
SIG-ECKE<br />
April 2016 in<br />
Ehrwald: Mike genießt<br />
die Sonne.<br />
wenn die Pisten noch leer sind<br />
und der Schnee noch frisch, die<br />
ersten Spuren durch den unberührten<br />
Schnee zu ziehen. Daher<br />
kommt auch der Name<br />
„Früh“-stück.<br />
In den letzten Jahren hat sich<br />
eine freundschaftliche Beziehung<br />
zu einem sehr angenehmen<br />
Hotel im Tuxertal entwickelt,<br />
das uns nach allen Regeln<br />
der Gastfreundschaft verwöhnt.<br />
Dort ist nach einem langen Skitag<br />
dann das Saunabad eine ausgesprochene<br />
Wohltat. Zusammen<br />
mit dem Hintertuxer Gletscher<br />
bietet das Gebiet mehr als<br />
200 Kilometer Pisten, was für<br />
abwechslungsreiche Abfahrten<br />
sorgt. Als Erkennungsmerkmal,<br />
falls wir uns in diesen Weiten<br />
einmal verlieren sollten, dient<br />
die leuchtend orangefarbene<br />
Weste mit dem Ski SIG-Mblem.<br />
Zum Saisonausklang im März/<br />
April zieht es uns ein zweites<br />
Mal auf die Bretter. Auch hier<br />
hat sich in den letzten Jahren<br />
eine gewisse Tradition eingestellt.<br />
In Ehrwald in der Nähe<br />
der Zugspitze stehen zwei benachbarte<br />
Chalets, die für unsere<br />
Bedürfnisse ideal sind. Insbesondere<br />
die exzellente Ausstattung<br />
der Küchen regt zu<br />
Aktivitäten an, da wir in diesem<br />
Fall Selbstversorger sind<br />
und sich unter uns viele Gourmets<br />
und einige hervorragende<br />
Hobbyköche befinden. Aus diesem<br />
Grund gerieten die Abende<br />
in den Chalets auch schon<br />
mal zu aufwändigen Koch- und<br />
Schmaus-Events. Und alle helfen<br />
mit.<br />
Ausblick 2022<br />
Unsere nächste Fahrt geht<br />
vom 31. März bis 3. April 2022<br />
wieder nach Ehrwald. Wir sind<br />
ausgebucht. Das ist generell ein<br />
Problem der Ski SIG, wenn wir<br />
Fahrten organisieren und Neumitglieder<br />
anfragen. Skifahrten<br />
sind immer dann schön, wenn<br />
die Gruppe nicht zu groß ist.<br />
Auch gibt es Kapazitätsgrenzen<br />
in den Hotels und Ferienwohnungen.<br />
Wir würden uns freuen, wenn<br />
weitere Ms Skifahrten organisieren,<br />
denn ich kann nicht immer<br />
nur Urlaub machen. Ihr<br />
seid trotzdem herzlich eingeladen,<br />
euch in Ehrwald eine Unterkunft<br />
selbst zu buchen und<br />
mit uns Ski zu fahren.<br />
Vom 14. bis 18. Dezember 2022<br />
fahren wir wieder ins Zillertal<br />
nach Vorderlanersbach (dort<br />
4-Sterne-Hotel, Dreiviertel-Pension,<br />
Wellness); einige wenige<br />
Plätze sind noch frei.<br />
Und wir veranstalten im Sommer<br />
immer ein schönes Ski SIG-<br />
Sommerfest in Bad Nauheim,<br />
da wird toll gegrillt und jeder<br />
bringt etwas mit. Überhaupt ist<br />
es einfach schön miteinander.<br />
Wer mitfahren möchte bei den<br />
Fahrten oder wer selbst etwas<br />
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gerne bei mir melden.<br />
Sabine Haas, M307,<br />
shaas@haas-haas.de.<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 19
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Was ist Hochbegabung?<br />
Mensas Ansatz im Kontext verschiedener Paradigmen.<br />
Von Tanja Gabriele Baudson<br />
Wenn man sich in einem Hochbegabtenverein die Frage stellt, was Hochbegabung<br />
eigentlich ist, wirft das … nun ja, Fragen auf. Schließlich haben wir bei Mensa doch ein<br />
ganz klares Kriterium, um Hochbegabung zu definieren! 1<br />
A<br />
ber ein IQ von mindestens<br />
130 ist nur eine von vielen<br />
Möglichkeiten, die einer ganz<br />
eigenen Tradition entstammt;<br />
und wie wir Hochbegabung definieren,<br />
ist keineswegs beliebig,<br />
sondern hat Konsequenzen, beispielsweise<br />
für die Förderung.<br />
Ist ein im Grunde exklusives<br />
Konzept wie Hochbegabung<br />
jetzt, da die Inklusion Einzug in<br />
die Schulen gehalten hat, überhaupt<br />
noch zeitgemäß? Und wie<br />
bringen wir die verschiedenen<br />
Auffassungen von Hochbegabung,<br />
die es im Lauf der Zeit gegeben<br />
hat, überein – sofern das<br />
überhaupt möglich ist?<br />
Hochbegabung: ein<br />
vielfältiger Begriff<br />
Hochbegabung ist ein abstrakter<br />
Begriff, ein sogenanntes<br />
„Konstrukt“, dessen Bedeutung<br />
durch soziale Aushandlungsprozesse<br />
festgelegt wird.<br />
Das unterscheidet sie von konkreten<br />
Dingen, die sich anhand<br />
ihrer Eigenschaften beschreiben<br />
lassen und deren Funktion sich<br />
über die Zeit auch nicht großartig<br />
ändert. Ein Tisch beispielsweise<br />
lässt sich heute noch genauso<br />
benutzen wie vor tausend<br />
Jahren, weil die „Idee des Tischs“<br />
nach wie vor funktioniert: Man<br />
kann sich daran setzen, Dinge<br />
darauf ablegen, Aktivitäten daran<br />
durchführen, die eine stabile,<br />
ebene Unterlage benötigen, und<br />
vieles mehr.<br />
Lässt sich unter diesen<br />
Bedingungen überhaupt<br />
so etwas wie ein Konsens<br />
erzielen, über was wir<br />
eigentlich reden, wenn wir<br />
von Hochbegabung sprechen?<br />
Allzu optimistisch sollte man<br />
da vielleicht nicht sein.<br />
Das ist bei Hochbegabung<br />
nicht ganz so einfach; die vielen<br />
Definitionsversuche mit ihren<br />
unterschiedlichen Schwerpunkten<br />
legen davon beredtes<br />
Zeugnis ab. Hinzu kommt, dass<br />
„Hochbegabung“ im Gegensatz<br />
zum Tisch kein wertneutraler<br />
Begriff ist – das legt schon die<br />
darin steckende „Gabe“ und deren<br />
quantitative Einordnung<br />
(„hoch“) nahe.<br />
Lässt sich unter diesen Bedingungen<br />
überhaupt so etwas wie<br />
ein Konsens erzielen, über was<br />
wir eigentlich reden, wenn wir<br />
von Hochbegabung sprechen?<br />
Allzu optimistisch sollte man da<br />
vielleicht nicht sein: In der Wissenschaft<br />
stehen sich psychologische<br />
Forschung und pädagogische<br />
Anwendung scheinbar<br />
unvereinbar gegenüber, und im<br />
alltäglichen Diskurs verunklaren<br />
zahlreiche Stereotype und<br />
Klischees den Begriff dermaßen,<br />
dass sich ernsthaft die Frage<br />
stellt, ob man nicht besser da-<br />
1 Interessanterweise ist die Idee von Mensa als Hochbegabtenverein ja ein ziemlich deutsch(sprachig)es Ding. In den meisten anderen<br />
Ländern firmieren wir als „high-IQ society“, was den Begriff schon mal deutlich entfrachtet.<br />
20 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
ran täte, ihn gleich komplett abzuschaffen.<br />
Bevor wir aber zu derart drastischen<br />
Mitteln greifen, schauen<br />
wir doch erst mal, welchen praktischen<br />
Zweck der Begriff überhaupt<br />
erfüllt – oder vielmehr,<br />
welchen praktischen Zwecken er<br />
aktuell dient und in der Vergangenheit<br />
gedient hat. Klar ist: Es<br />
scheint Menschen zu geben, deren<br />
Begabung das durchschnittliche<br />
Ausmaß weit übersteigt;<br />
und diese müssen wir irgendwie<br />
bezeichnen können.<br />
Aber ist Hochbegabung eine<br />
Eigenschaft, die man entweder<br />
hat oder nicht? Möglicherweise<br />
sogar eine, die den gesamten<br />
Menschen prägt, sodass man<br />
von „den Hochbegabten“ sprechen<br />
könnte, im Gegensatz zu<br />
… ja, was eigentlich? Den nicht<br />
Hochbegabten? Den durchschnittlich<br />
Begabten? Oder ist<br />
Hochbegabung nicht doch eher<br />
ein Verhalten, das sich unter bestimmten<br />
günstigen Umständen<br />
zeigt, etwa, wenn die Anreize<br />
stimmen und die Umgebung<br />
das Verhalten wertschätzt? Das<br />
Man kann sich ein Paradigma<br />
ungefähr so vorstellen wie<br />
eine Brille, durch die man die<br />
Welt betrachtet. Irgendwann<br />
stellt man fest, dass man damit<br />
nicht mehr gut sehen kann –<br />
dann braucht man eine neue.<br />
sich unter Umständen vielleicht<br />
sogar entwickeln kann, wenn<br />
man es nur richtig fördert?<br />
Paradigmen im<br />
Wandel der Zeit<br />
Der Streit, was Hochbegabung<br />
nun ist und was das praktisch<br />
bedeutet, hält die Begabungsforschung<br />
und -förderung mittlerweile<br />
schon seit Jahrzehnten<br />
auf Trab.<br />
Der pädagogische Psychologe<br />
David Yun Dai unterscheidet<br />
drei sogenannte „Paradigmen“<br />
der Begabungsförderung – Systeme<br />
von Denkweisen und Praktiken,<br />
die ein bestimmtes Feld<br />
über einen längeren Zeitraum<br />
dominieren. Ein „Paradigma“<br />
umfasst folglich deutlich mehr<br />
als einen „Begriff“. Man kann<br />
sich ein Paradigma ungefähr so<br />
vorstellen wie eine Brille, durch<br />
die man die Welt betrachtet. Irgendwann<br />
stellt man fest, dass<br />
man damit nicht mehr gut sehen<br />
kann – dann braucht man<br />
eine neue.<br />
Der Wissenschaftstheoretiker<br />
Thomas S. Kuhn hat das als „Paradigmenwechsel“<br />
bezeichnet.<br />
Nun ist es aber nicht so, dass<br />
ein solcher Paradigmenwechsel<br />
reibungslos abliefe, auch<br />
wenn die Evidenz dafür spricht,<br />
dass er dringend nötig ist. Um<br />
bei dem Brillenbeispiel zu bleiben:<br />
Man sieht zwar nicht mehr<br />
scharf, aber eine neue Brille kostet<br />
Geld, man muss zum Optiker,<br />
sich umgewöhnen … dass man<br />
das Unvermeidliche unter diesen<br />
Umständen vielleicht noch<br />
ein wenig herauszögern will, ist<br />
wohl nur menschlich.<br />
Wie heftig die Ablehnung sein<br />
kann, mit der neue Sichtweisen<br />
(und diejenigen, die sie ver-<br />
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Was macht ein<br />
Paradigma aus?<br />
Vielfach wurden Genies<br />
auch Schwächen, gar<br />
Wahnsinn zugeschrieben;<br />
das disharmonische<br />
Hochbegabtenstereotyp,<br />
das uns bis heute<br />
verfolgt, lässt grüßen.<br />
treten) konfrontiert sind, mag<br />
das Beispiel von Ignaz Semmelweis<br />
illustrieren. Seine Kollegen<br />
verlachten und ignorierten<br />
seine Idee, dass Erkrankungen<br />
durch Mikroorganismen ausgelöst<br />
werden und durch Hygienemaßnahmen<br />
verhindert werden<br />
können, selbst dann noch,<br />
als er den Zusammenhang zwischen<br />
Kindbettfieber und ungewaschenen<br />
Medizinerhänden<br />
nach allen Regeln der Wissenschaft<br />
nachgewiesen hatte.<br />
Seine Empfehlung an die Kollegen,<br />
sich zwischen Leichensektion<br />
und Geburtshilfe vielleicht<br />
doch mal die Hände zu waschen,<br />
fassten diese gar als persönliche<br />
Beleidigung auf.<br />
Für Semmelweis ging die Geschichte<br />
übrigens nicht gut aus.<br />
Er wurde als Nestbeschmutzer<br />
aus dem akademischen Betrieb<br />
gemobbt, zwangspsychiatrisiert<br />
und nach heutigen Erkenntnisstand<br />
wahrscheinlich sogar ermordet,<br />
was einem eine Ahnung<br />
davon gibt, wie ungeheuer<br />
stark – und destruktiv – die<br />
Selbsterhaltungskräfte des Establishments<br />
sein können.<br />
Ein neues Paradigma setzt<br />
sich also nicht unbedingt durch<br />
nüchterne Überzeugungsarbeit<br />
durch: Was ihm zum Durchbruch<br />
verhilft, so Max Planck,<br />
ist vielmehr das sukzessive Ableben<br />
der Vertreter des alten Paradigmas.<br />
Naturwissenschaftliche Paradigmen,<br />
wie sie bei Kuhn im<br />
Fokus stehen, befassen sich im<br />
Wesentlichen mit zwei philosophischen<br />
Fragen: der Ontologie<br />
(worum es geht) und der Epistemologie<br />
(mit welchen Methoden<br />
man Erkenntnisse darüber<br />
gewinnen kann). Nun ist es in<br />
der Begabungsförderung aber<br />
eben nicht so, dass wir die Entscheidung,<br />
welches Paradigma<br />
das beste ist, auf Basis eindeutiger<br />
Naturgesetze klar entscheiden<br />
könnten.<br />
Begabungsförderung ist nämlich<br />
ein höchst normatives Unterfangen:<br />
Welche Ergebnisse<br />
sie zeitigen soll und warum,<br />
wie wir Fördermaßnahmen implementieren<br />
wollen und wer<br />
davon profitieren soll, ist keineswegs<br />
in Stein gemeißelt,<br />
sondern stets abhängig vom<br />
sozialen, historischen und kulturellen<br />
Kontext, in dem diese<br />
Förderung stattfinden soll.<br />
Wenn wir verschiedene Paradigmen<br />
miteinander vergleichen<br />
wollen, können wir das nach Dai<br />
und Chen (2013) anhand der folgenden<br />
Fragen tun:<br />
• „Was“ – die Grundannahmen:<br />
Was ist das Wesen von (Hoch-)<br />
Begabung, woraus besteht sie,<br />
welche Förderbedürfnisse ergeben<br />
sich daraus?<br />
• „Wozu“ – der Zweck: Welche<br />
Ziele verfolgt Förderung, und<br />
welche Kriterien legen wir dabei<br />
an?<br />
• „Wer“ – die Zielgruppe: Welche<br />
Menschen sollen gefördert<br />
werden, und mit welchen<br />
Identifikationsmethoden finden<br />
wir sie?<br />
• „Wie“ – die Strategie: Auf welchen<br />
Wegen erreichen wir unser<br />
Ziel, und wie bestimmen<br />
wir, ob sie funktionieren?<br />
Idealerweise sollten die Antworten<br />
auf alle vier Fragen zusammenpassen<br />
– wenn sich<br />
das „Wozu“ der Förderung beispielsweise<br />
aus dem Streben<br />
nach mehr Gerechtigkeit im Bildungssystem<br />
speist, die Identifikationsmethoden<br />
jedoch vorwiegend<br />
privilegierte Kinder<br />
finden, wäre das nicht stimmig.<br />
Was sind nun die Paradigmen<br />
der Begabungsförderung, und<br />
wie haben sie sich im Lauf der<br />
Zeit verändert?<br />
Die Anfänge: Das<br />
hochbegabte Kind<br />
Das Genie, das seine Inspiration<br />
direkt aus der Hand irgendwelcher<br />
überirdischer Mächte<br />
erhält, braucht sich um Begabungsförderung<br />
keine Gedanken<br />
zu machen: Ob es ihm gelingt,<br />
Herausragendes hervorzubringen,<br />
liegt schlichtweg nicht<br />
in seiner Hand.<br />
Vielfach wurden Genies auch<br />
Schwächen, gar Wahnsinn zugeschrieben;<br />
das disharmonische<br />
Hochbegabtenstereotyp,<br />
das uns bis heute verfolgt,<br />
lässt grüßen. Mit den ersten IQ-<br />
Tests – die Skalen von Alfred Binet<br />
und Théodore Simon wurden<br />
1905 publiziert, die IQ-Formel<br />
erfand William Stern 1912 –<br />
ließ sich nun das menschliche<br />
22 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
Leistungspotenzial objektiv quantifizieren<br />
und ermitteln, welcher Anteil<br />
der Schülerschaft eine besondere<br />
Begabung aufweist und ob es gegebenenfalls<br />
Untergruppen gibt.<br />
Im Zuge der Industrialisierung<br />
und Massenproduktion sowie der<br />
weitgehenden Standardisierung der<br />
Bildung in Folge der Schulpflicht<br />
(wenn die Eltern in der Fabrik schuften,<br />
müssen die Kinder ja irgendwie<br />
betreut werden) war es nur konsequent,<br />
die nüchterne Logik der wissenschaftlichen<br />
Methode auch einzusetzen,<br />
um das Wesen der menschlichen<br />
Intelligenz zu verstehen – seine<br />
positivistischen Wurzeln kann der<br />
IQ-Test, der das mythische Genie ein<br />
Stück weit entzaubert und verobjektiviert,<br />
wohl nicht verleugnen.<br />
Um diese Zeit entstand auch das<br />
Paradigma des hochbegabten Kindes,<br />
das den Begabungsdiskurs bis in die<br />
1990-er Jahre dominierte. Zentral ist<br />
hierbei die Annahme, dass (Hoch-)<br />
Begabung eine allgemeine, flexible<br />
Fähigkeit ist, die sich durch IQ-Tests<br />
messen lässt. Hochbegabte gelten in<br />
diesem Paradigma in zweierlei Hinsicht<br />
als „anders“ oder „besonders“.<br />
Lewis Terman, der Initiator der<br />
wohl größten Längsschnittstudie<br />
zu Hochbegabung, sieht das hohe<br />
Leistungspotenzial als ihr wichtigstes<br />
Merkmal, insbesondere, weil er<br />
es als Potenzial zur Verbesserung<br />
der Menschheit insgesamt erachtet<br />
Das Paradigma des hochbegabten<br />
Kindes dominierte den<br />
Begabungsdiskurs bis in die<br />
1990-er Jahre. Zentral ist hierbei<br />
die Annahme, dass (Hoch-)<br />
Begabung eine allgemeine,<br />
flexible Fähigkeit ist, die sich<br />
durch IQ-Tests messen lässt.<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 23<br />
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
(dass Terman ein prominenter<br />
Vertreter der eugenischen Bewegung<br />
war, versteht sich fast<br />
von selbst), zum anderen aber<br />
auch ihre besonderen sozialen<br />
und emotionalen Bedürfnisse.<br />
Für letzteres zeichnet insbesondere<br />
die Höchstbegabtenforscherin<br />
Leta Hollingworth verantwortlich.<br />
Begabungsförderung dient<br />
also einmal der produktiven<br />
Nutzung von Potenzialen, zum<br />
anderen aber auch dem ethischen<br />
Imperativ, jedem Kind<br />
zu geben, was es braucht. (Hier<br />
war William Stern mit seiner<br />
Begabungsethik übrigens Vorreiter.)<br />
Gefördert wird überwiegend<br />
in separaten Programmen<br />
für Hochbegabte, was diesen die<br />
Chance gibt, mit ähnlich begabten<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
zusammenzukommen.<br />
Von der Person<br />
zum Prozess:<br />
Talententwicklung<br />
Der IQ ist ein breites Fähigkeitsmaß,<br />
das Leistung und<br />
Erfolg recht gut vorhersagt;<br />
wenn man ihn jedoch als einziges<br />
Kriterium heranzieht, fällt<br />
eine Vielzahl an Begabungen<br />
durchs Raster. Auch sagt ein<br />
hoher IQ nicht unbedingt kreative<br />
Höchstleistungen voraus.<br />
Damit aus dem hohen Potenzial<br />
auch etwas Großes werden<br />
kann, braucht es mehr.<br />
Dieses Paradigma unterscheidet<br />
sich von dem des „hochbegabten<br />
Kindes“ vor allem darin,<br />
dass im Talententwicklungsansatz<br />
die Identifikation der Begabung<br />
nicht genügt.<br />
Die „Zone der proximalen<br />
Entwicklung“ besagt<br />
im Wesentlichen, dass<br />
Menschen sich am besten<br />
weiterentwickeln, wenn<br />
die Aufgabenschwierigkeit<br />
gerade ein wenig über ihrem<br />
Fähigkeitsniveau liegt,<br />
sodass sie sich anstrengen<br />
müssen. Wir wachsen mit<br />
den Anforderungen.<br />
Es geht darum, individuelle<br />
Potenziale zu entwickeln und<br />
dabei auch die erforderliche<br />
Motivation aufzubauen, die es<br />
braucht, um über einen langen<br />
Zeitraum „dranzubleiben“, die<br />
persönliche Nische zu finden<br />
und in einem bestimmten Bereich<br />
herausragende Leistungen<br />
zu erbringen. Der IQ, der<br />
dazu diente, hochbegabte Kinder<br />
zu „finden“, spielt entsprechend<br />
eine weniger zentrale<br />
Rolle: Hier geht es darum, alle<br />
Talente in ihrem Werden zu unterstützen,<br />
der Ansatz ist also<br />
inklusiver.<br />
Das geschieht durch lebensweltlich<br />
relevante Probleme aus<br />
der jeweiligen „Domäne“, die<br />
eine tiefe, eigenständige Auseinandersetzung<br />
mit der Materie<br />
und ein Kennenlernen der Methoden<br />
erlauben – auch außerhalb<br />
des regulären Unterrichts.<br />
Mentoring hilft dabei, die Krisen,<br />
die bei einer so langfristigen<br />
Perspektive wohl unabdingbar<br />
sind, besser zu bewältigen.<br />
Der Vielfalt<br />
gerecht werden:<br />
Differenzierung<br />
Das Differenzierungsparadigma<br />
basiert auf einem simplen<br />
Grundsatz: Begabte Menschen<br />
haben individuelle Bedürfnisse,<br />
und der Unterricht sollte ebenso<br />
individuell auf diese eingehen.<br />
Passung und Flexibilität<br />
sind hier also zentral, Heterogenität<br />
ist die Norm, sodass auch<br />
nichts dagegen spricht, alle Kinder<br />
gemeinsam zu unterrichten.<br />
Eine wichtige Rolle spielt hierbei<br />
die „Zone der proximalen<br />
Entwicklung“. Dieses Konzept<br />
des sowjetischen Psychologen<br />
Lew Wygotski besagt im Wesentlichen,<br />
dass Menschen sich<br />
am besten weiterentwickeln,<br />
wenn die Aufgabenschwierigkeit<br />
gerade ein wenig über ihrem<br />
Fähigkeitsniveau liegt, sodass<br />
sie sich anstrengen müssen.<br />
Wir wachsen mit den Anforderungen.<br />
Ein wenig Hilfe<br />
ist dabei durchaus erlaubt – was<br />
das Kind heute mit Unterstützung<br />
kann, kann es morgen alleine,<br />
so Wygotski.<br />
Ein Vorteil dieses Ansatzes<br />
ist seine klare Handlungsorientierung:<br />
Was braucht das Kind<br />
jetzt, um im Lehrplan optimal<br />
voranzuschreiten, und wie kann<br />
man ihm dabei bestmöglich<br />
helfen? Was braucht es – mehr<br />
Komplexität? Höheres Tempo?<br />
Tiefere Auseinandersetzung mit<br />
dem Stoff?<br />
Das Differenzierungsparadigma,<br />
das kein gesondertes Curriculum<br />
oder gar eine eigene Pädagogik<br />
für Hochbegabte fordert,<br />
ist also durchaus etwas weniger<br />
ambitioniert als die beiden<br />
24 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Was?<br />
Wozu?<br />
Wer?<br />
Wie?<br />
Hochbegabtes Kind Talententwicklung Differenzierung<br />
essentialistisch (Hochbegabung<br />
als „Ding“ mit bestimmten notwendigen<br />
Eigenschaften); kategorial;<br />
exklusiv; statisch; Fähigkeit<br />
ist etwas Allgemeines<br />
Umsetzung des Potenzials zum<br />
Nutzen der Gesellschaft; besonderen<br />
Bedürfnissen der Hochbegabten<br />
gerecht werden<br />
Mit IQ-Tests ermittelte, scheinbar<br />
homogene Teilgruppe<br />
Eigene Programme für Hochbegabte<br />
(Pull-out, Separation)<br />
Entwicklung und Ausdifferenzierung<br />
von Fähigkeiten;<br />
Veränderbarkeit; Begabungen<br />
sind vielfältig<br />
und bereichsspezifisch<br />
Unterstützung von Leistungsexzellenz<br />
und Innovation<br />
in einem bestimmten<br />
Bereich<br />
Auswahl der Zielgruppe<br />
basierend auf bereichsspezifischen<br />
Fähigkeiten<br />
Enrichment, lebensweltliche<br />
Relevanz und Authentizität,<br />
Mentoring; Einbeziehung<br />
aller Lebensbereiche<br />
Vergleichende Gegenüberstellung der drei Paradigmen (nach Dai & Chen, 2013, S. 159)<br />
Fokus auf Individualität jedes<br />
Menschen und Passung<br />
mit der Lernumwelt; außergewöhnliche<br />
Leistungen<br />
sind kontextabhängig<br />
Reagieren auf individuelle<br />
Bedürfnisse aller Schüler<br />
und Schülerinnen in konkreten<br />
Situationen innerhalb<br />
des Unterrichts<br />
Identifikation von Stärken<br />
und Bedürfnissen in spezifischen<br />
Lernsituationen<br />
Unterricht im individuell angemessenen<br />
Lerntempo,<br />
Anpassungen von Lehrplan<br />
und Unterricht zwecks Herstellung<br />
von Passung<br />
anderen Paradigmen, bei denen<br />
die herausragende Leistung<br />
das erwünschte Ergebnis ist. Diagnostik<br />
ist hier kein einmaliges<br />
Ereignis, sondern ständige<br />
Begleiterin des pädagogischen<br />
Prozesses, um bestmöglich fördern<br />
zu können.<br />
Hochbegabung ist dann nicht<br />
mehr länger eine Eigenschaft<br />
der Person, sondern ein Verhalten,<br />
das in optimal passenden<br />
Umweltkonstellationen in Erscheinung<br />
tritt. So wie die „Zerbrechlichkeit“<br />
eines Glases offenbar<br />
wird, wenn es auf einer<br />
harten Oberfläche landet, zeigt<br />
sich auch die „Hochbegabung“<br />
eines Menschen erst, wenn ihm<br />
die Umstände erlauben, diese<br />
auch zu zeigen.<br />
Passung ist nicht nur für den<br />
Lernfortschritt Hochbegabter<br />
essentiell, sondern für alle Kinder.<br />
Da der Unterricht sich an<br />
den individuellen Bedürfnissen<br />
orientiert, bekommen grundsätzlich<br />
alle Kinder die Chance<br />
auf anspruchsvolle Aufgaben,<br />
sobald sie diese benötigen.<br />
Der Rückhalt für solche Maßnahmen<br />
ist also vermutlich größer<br />
als bei den oft als eher elitär<br />
wahrgenommenen exklusiven<br />
Begabtenförderprogrammen,<br />
von denen gefühlt nur wenige<br />
profitieren.<br />
Die Auflösung von Kategorien<br />
wie „hochbegabt“ und „nicht<br />
hochbegabt“, die der Individualität<br />
eines Menschen nicht gerecht<br />
werden, ist ein Grundprinzip<br />
der Inklusion.<br />
Und Mensa?<br />
Mit dem IQ-Kriterium, das<br />
die Welt in „Hochbegabte“ und<br />
„nicht Hochbegabte“ unterteilt,<br />
sowie dem Satzungszweck,<br />
menschliche Intelligenz zum<br />
Wohle der Menschheit aufzuspüren<br />
und zu fördern, verortet<br />
sich Mensa recht klar in der<br />
postpositivistischen Tradition<br />
des begabten Kindes – was bei<br />
einem Verein, der letztes Jahr<br />
seinen 75. Geburtstag gefeiert<br />
hat, nicht weiter verwundert:<br />
Zum Zeitpunkt der Gründung<br />
gab es schlichtweg noch keine<br />
Alternative.<br />
Die Tatsache, dass eine einmalige<br />
Testung genügt, um den<br />
Status „hochbegabt“ auf ewig zu<br />
zementieren, steht damit in Einklang,<br />
ebenso das in vereinsinternen<br />
Diskussionen über die<br />
eigene Begabung immer wieder<br />
berichtete Gefühl des Andersseins.<br />
Auch das unselige Erbe<br />
der Eugenik ist kein wirklicher<br />
Sympathieverstärker. Immerhin:<br />
Was die „Förderung“, also<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 25
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
die Angebote des Vereins betrifft,<br />
ist Mensa in Deutschland<br />
weniger exklusiv als andere<br />
Mensas, wo man als Nichtmitglied<br />
teilweise nicht mal zum<br />
Schnuppern zum Stammtisch<br />
kommen darf.<br />
Auch in der Kommunikation<br />
nach außen wird bei uns<br />
eher ein Ansatz propagiert, der<br />
Hochbegabung als Inklusionsthema<br />
begreift. Strategisch<br />
lohnt sich für den Verein möglicherweise<br />
die Frage, was eigentlich<br />
der Sinn unseres Vereins ist<br />
(die Satzungsziele geben da einige<br />
Hinweise) und wie wir uns<br />
in einer egalitären Gesellschaft<br />
positionieren wollen. Auf dieser<br />
Grundlage könnten wir dann<br />
überlegen, welche Konsequenzen<br />
wir aus den genannten Inkohärenzen<br />
ziehen wollen.<br />
Was bedeutet<br />
das praktisch?<br />
Ein Bildungssystem, das Inklusion<br />
und Chancengerechtigkeit<br />
als erstrebenswerte Ziele erachtet,<br />
tut sich mit einer kategorialen,<br />
statischen und wenig individualisierten<br />
Auffassung von<br />
Hochbegabung, wie sie das IQ-<br />
Kriterium von 130 und darüber<br />
nahe legt, naturgemäß schwer.<br />
Und man muss sagen: nicht<br />
ganz zu Unrecht. Denn eine<br />
quasi irreversible Zuordnung<br />
und somit Chancenzuteilung<br />
aufgrund einer einmaligen<br />
Messung vorzunehmen, widerspricht<br />
dem pädagogischen Gedanken<br />
ganz massiv. Ist das Begabungsverständnis<br />
unseres<br />
Vereins also im Grunde anachronistisch?<br />
Sind wir die vom<br />
Aussterben bedrohten Dinosau-<br />
Was die Vorurteile angeht,<br />
können wir vielleicht auch<br />
einmal überlegen, was die<br />
Zugehörigkeit zu einem<br />
Verein wie Mensa nach außen<br />
signalisiert. Es geht um den<br />
Status „hochbegabt“, nicht um<br />
das, was man daraus macht.<br />
rier, die einem Paradigma anhängen,<br />
das von der Realität<br />
überholt worden ist?<br />
Mit Blick auf aktuelle Trends<br />
in der Begabungsförderung<br />
könnte man diese Frage am<br />
ehesten wohl mit einem klaren<br />
„Jein“ beantworten. Solange<br />
Lehrkräfte überwiegend noch<br />
nicht in der Lage sind, der Heterogenität<br />
an Lernbedürfnissen<br />
in ihren Klassenzimmern<br />
tatsächlich in ihrer gesamten<br />
Bandbreite zu begegnen, wird<br />
es wohl auch weiterhin Förderprogramme<br />
geben, die sich exklusiv<br />
an Hochbegabte richten<br />
– dass diese funktionieren, ist ja<br />
gut nachgewiesen.<br />
Welche Rolle der IQ in der Diagnostik<br />
spielen sollte, ist eine<br />
ganz andere Frage. In der Praxis<br />
ist das Ergebnis eines IQ-Tests<br />
so gut wie nie das einzige Zulassungskriterium<br />
für eine Begabungsförderung.<br />
Die Mehrzahl<br />
der Lehrkräfte (die nur unter<br />
ganz bestimmten, eng umgrenzten<br />
Voraussetzungen selbst testen<br />
dürfen) steht dem IQ eher<br />
skeptisch gegenüber – vermutlich<br />
gerade, weil er als so fixiert<br />
und somit als „unpädagogisch“<br />
wahrgenommen wird.<br />
Dabei könnte man IQ-Tests<br />
ja nicht nur zur Klassifikation<br />
verwenden, sondern auch<br />
zur (möglicherweise sogar wiederholten)<br />
Feststellung der aktuellen<br />
Lernvoraussetzungen,<br />
was wiederum extrem nützlich<br />
wäre, um einen objektiveren<br />
Anhaltspunkt für die individuelle<br />
Förderung zu haben als das<br />
subjektive Lehrkrafturteil. Aber<br />
die sinnvolle Nutzung des kompletten<br />
diagnostischen Arsenals<br />
wird durch Unwissen und<br />
Vorurteile auf beiden Seiten behindert<br />
(und politisch teilweise<br />
sogar aktiv blockiert). Die überwiegende<br />
Zahl der Lehrkräfte<br />
wäre wohl nicht in der Lage, das<br />
Ergebnis eines IQ-Tests für die<br />
pädagogische Arbeit nutzbar zu<br />
machen.<br />
Was die Vorurteile angeht,<br />
können wir vielleicht auch einmal<br />
überlegen, was die Zugehörigkeit<br />
zu einem Verein wie<br />
Mensa nach außen signalisiert.<br />
Es geht um den Status „hochbegabt“,<br />
nicht um das, was man<br />
daraus macht; darauf reagiert<br />
eine leistungsorientierte Gesellschaft<br />
grundsätzlich eher verschnupft.<br />
Ausruhen auf<br />
dem Status<br />
Wenn der Status genügt, entbindet<br />
das einen natürlich ein<br />
Stück weit von der Verantwortung,<br />
das Leistungsversprechen<br />
der hohen Begabung auch einlösen<br />
zu müssen. Für diejenigen,<br />
die sich ohnehin schon zu viel<br />
Leistungsdruck machen, kann<br />
das möglicherweise entlastend<br />
sein. Auch kann das Wissen um<br />
das eigene Potenzial extrem beflügeln,<br />
auch etwas daraus machen<br />
zu wollen.<br />
26 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Problematisch wird es vermutlich<br />
dann, wenn die Außenwelt<br />
den Eindruck hat, man<br />
ruhe sich auf dem bloßen Status<br />
aus, und wenn dieser Status<br />
dann noch mit einer höheren<br />
Wertigkeit verbunden wird.<br />
Letzteres geht ja oft genug gar<br />
nicht mal von den Hochbegabten<br />
selbst aus, sondern von denjenigen,<br />
die sich aufgrund ihres<br />
„Nichthochbegabtenstatus“ unterlegen<br />
fühlen – als würde die<br />
Intelligenz eines anderen Menschen<br />
etwas an ihrer eigenen<br />
ändern …<br />
Grundsätzlich liefert das Differenzierungsparadigma<br />
mit<br />
seiner inklusiven Weltsicht einen<br />
guten und menschenfreundlichen<br />
Ansatz. Dass man<br />
mit dem Status quo arbeitet und<br />
versucht, Menschen optimal in<br />
der Entfaltung ihrer vielfältigen<br />
Potenziale zu unterstützen, indem<br />
man ihnen gibt, was sie gerade<br />
brauchen; dass Barrieren<br />
abgebaut und Menschen nicht<br />
abgeschrieben werden, sondern<br />
im Gegenteil eine zweite, dritte<br />
oder auch vierte Chance bekommen,<br />
erlaubt es nicht zuletzt,<br />
eine wichtige Gemeinsamkeit<br />
wahrzunehmen: dass alle<br />
Menschen sich entwickeln und<br />
wachsen wollen und dabei Unterstützung<br />
verdienen.<br />
Vielleicht muss es ja auch<br />
nicht immer gleich ein Paradigmenwechsel<br />
sein, solange eine<br />
friedliche Koexistenz der verschiedenen<br />
Paradigmen möglich<br />
ist.<br />
Literatur<br />
Dai, D. Y. & Chen, F. (2013).<br />
Three paradigms of gifted<br />
education: In search of conceptual<br />
clarity in research<br />
and practice. Gifted Child<br />
Quarterly, 57, 151–168.<br />
Lo, C. O. & Porath, M. (2017).<br />
Paradigm shifts in gifted<br />
education: An examination<br />
vis-à-vis its historical situatedness<br />
and pedagogical sensitivities.<br />
Gifted Child Quarterly,<br />
61, 343–360.<br />
Über die Autorin:<br />
Tanja Gabriele Baudson ist Professorin<br />
für Differentielle Psychologie<br />
und psychologische<br />
Begabungsforschung an der<br />
Hochschule Fresenius Heidelberg.<br />
Bei Mensa leitet sie das<br />
Ressort Wissenschaft und Forschung.<br />
Anzeige
JAHRESTREFFEN NÜRNBERG 2022<br />
Absage Jahrestreffen 2022<br />
Nürnberg – mal wieder<br />
Von Ulrike Dürnfeld und Christoph Ruge für das Orgateam<br />
Irgendwie fühlt es sich an<br />
wie ein Déjà-vu: vor knapp<br />
zwei Jahren schrieben<br />
wir bereits einmal einen<br />
Text über die Absage des<br />
Jahrestreffens in Nürnberg.<br />
Ein Rückblick auf die letzten<br />
Monate aus Sicht des<br />
Kernteams.<br />
F<br />
rohen Mutes nahmen wir<br />
vom Orgateam im Mai 2021<br />
unsere Planungen für das Jahrestreffen<br />
2022 wieder auf. Unser<br />
Ziel: Den 2020 in die Schublade<br />
gepackten Eventplan wieder<br />
herauszuholen und im<br />
Copy/Paste-Stil nach 2022 zu<br />
kopieren. Nachdem wir nicht<br />
von vorne anfangen mussten,<br />
beschlossen wir, uns vorerst<br />
monatlich zu treffen und unsere<br />
Fortschritte in den einzelnen<br />
Bereich zu dokumentieren.<br />
Auf ein Neues!<br />
Zweimal Nürnberg, zweimal vergebliche<br />
Arbeit.<br />
Die Stimmung ist gut bei unserem<br />
ersten Treffen. Natürlich<br />
besprechen wir auch Covid-19,<br />
das Thema wird uns von nun<br />
an begleiten. Wir sind uns vollkommen<br />
bewusst, dass das Jahrestreffen<br />
2022 anders werden<br />
würde als 2020: Wird es Auflagen<br />
geben? In welcher Form?<br />
Mit wie vielen Teilnehmenden<br />
können wir überhaupt rechnen,<br />
werden wieder so viele nach<br />
Nürnberg kommen wollen wie<br />
2020?<br />
Wir werden als erstes all unsere<br />
Veranstaltenden anschreiben<br />
und hoffen, dass möglichst<br />
viele durch die Pandemie-Zeiten<br />
gekommen sind. Und dann<br />
werden wir dafür sorgen müssen,<br />
dass alle Verträge möglichst<br />
gute Stornobedingungen<br />
für uns bekommen. Wir brauchen<br />
eine neue Gala-Dinner-Location;<br />
denn das Hotel aus 2020<br />
gibt es nicht mehr. Es bleibt also<br />
spannend.<br />
Erste Absagen<br />
Die Veranstaltenden sind<br />
größtenteils begeistert, dass wir<br />
wieder anfangen zu planen. Allerdings<br />
bekommen wir sehr oft<br />
den Hinweis, man könne sich<br />
frühestens im Herbst zu konkreten<br />
Terminen, Bedingungen<br />
und Teilnahme-Zahlen äußern.<br />
Einige Firmen sagen uns bereits<br />
jetzt ab, leider auch das Rundfunkmuseum.<br />
Wir merken, dass die Planungen<br />
schwieriger werden. Müssen<br />
wir uns einen Plan B überlegen?<br />
Beispielsweise den Buchungsstart<br />
nach hinten verschieben,<br />
dann gäbe es keinen<br />
Frühbucher-Rabatt mehr. Und:<br />
Eine bis Sommer 2022 andauernde<br />
Großbaustelle vor der<br />
Tür unseres Tagungshotels wird<br />
großen Einfluss auf unsere Erreichbarkeit<br />
haben.<br />
2G naht<br />
Wir haben inzwischen ein weiteres<br />
Hotel für das Gala-Dinner<br />
angesehen und sind begeistert.<br />
28 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
JAHRESTREFFEN NÜRNBERG 2022<br />
Da war die Stimmung noch gut: Das Kernteam der JT-Orga mit<br />
(von links) Alexandra Burger, Christoph Ruge, Ulrike Dürnfeld,<br />
Norbert Düll und Elena Bail (kleines Foto). Foto: Johannes Handl<br />
Das Angebot ist am Ende leider<br />
preislich ziemlich weit weg von<br />
dem, was wir verlangen können.<br />
Wir überlegen, welche weiteren<br />
Gala-Dinner-Locations möglich<br />
sind.<br />
Wir erstellen eine erste Version<br />
des Finanzplans und arbeiten<br />
die neuen Vorstandsmitglieder<br />
ein. Weil wir noch unsicher<br />
sind ob der Zahl der Teilnehmenden,<br />
übernehmen wir erst<br />
mal die Zahlen vom letzten Mal<br />
ins neue Template.<br />
Endlich können wir die Sondernews<br />
mit den ausgehandelten<br />
Hotelkontingenten versenden.<br />
Dafür mussten wir beim<br />
Stadtmarketing neue Hotels anfragen.<br />
Wir freuen uns über die<br />
Begeisterung im Verein und<br />
sind wieder motiviert.<br />
In Nürnberg und Bayern gilt<br />
derzeit: „Großveranstaltungen<br />
ab 1.000 Personen dürfen nur<br />
Geimpfte, Genesene und Getestete<br />
besuchen: Hier gilt die 3G-<br />
Regel unabhängig von der Inzidenz<br />
und zwar sowohl innen als<br />
auch außen.“<br />
Zeitgleich bekommen wir weitere<br />
Absagen von Firmen und<br />
Veranstaltenden, Faber-Castell<br />
beispielsweise, MAN, der Bayerische<br />
Rundfunk, die Messe<br />
Nürnberg, die Tucher Brauerei<br />
… Auch die Gastronominnen<br />
und Gastronomen stellen die<br />
Frage, wer 2G/3G-Regeln überprüft.<br />
Müssen wir am Ende den<br />
Impfstatus von unseren Teilnehmenden<br />
täglich überprüfen?<br />
Wie sollen wir das umsetzen?<br />
Wir blicken uns gegenseitig<br />
ratlos an.<br />
Getrübte Stimmung<br />
Anfang Oktober trifft sich das<br />
Großveranstaltungsteam zu seiner<br />
Fachtagung in Nürnberg.<br />
Wir sind für Sonntagvormittag<br />
eingeplant und stellen unseren<br />
aktuellen Stand vor. Es wird lange<br />
gesprochen über 2G und 3G:<br />
Wer ist wann wie zuständig?<br />
Wie können wir die Info bei den<br />
Teilnehmenden abfragen, was<br />
ist erlaubt und wo stoßen wir an<br />
die Grenzen des Datenschutzes?<br />
Wir haben viele Fragen und vertagen<br />
sie näher hin zu unserem<br />
Eventdatum.<br />
Und die ersten Gedanken<br />
tauchen auf: Was sind unsere<br />
Schmerzpunkte, beim Reißen<br />
welcher Meilensteine würden<br />
wir selbst die Reißleine ziehen<br />
wollen? Unter welchen Bedingungen<br />
würden wir nicht weiter<br />
planen wollen?<br />
Momentan wäre es gut<br />
für uns, wenn wir einen<br />
späteren und flexibleren<br />
Buchungsstart sowie ein<br />
Buchungsende haben. Und<br />
wir wünschen uns einen<br />
möglichst späten Rechnungslauf,<br />
um noch Zeit zu gewinnen<br />
für das Erstellen von<br />
möglichen Events.<br />
Bis in den November passiert<br />
wenig; wieder ein paar Absagen<br />
mehr, unter anderem die gefragte<br />
Foto-Safari.<br />
Die Stimmung in unserem<br />
Team ist getrübter als noch vor<br />
sechs Monaten. Es ist Herbst,<br />
und wir sind mit unserem Projektplan<br />
weit hinter Plan. Es ist<br />
unglaublich mühsam, motiviert<br />
am Planen zu bleiben, wenn<br />
die äußeren Umstände so unklar<br />
sind und wohl auch bleiben.<br />
Das Vortragsprogramm aus<br />
2020 muss komplett überarbeitet<br />
werden, da mehrere Vortragende<br />
bereits ihre Teilnahme<br />
für 2022 abgesagt haben. Wir<br />
werden uns wohl an den Gedanken<br />
gewöhnen müssen, dass<br />
wir nur das Programm anbieten<br />
können, das wir derzeit organisieren<br />
können.<br />
Zumindest gibt es bei der Location<br />
für das Gala-Dinner gute<br />
Neuigkeiten: Nachdem wir zwei<br />
weitere Locations aufgetan und<br />
besichtigt hatten, konnten wir<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 29
JAHRESTREFFEN NÜRNBERG 2022<br />
mit unserem Tagungshotel einen<br />
wirklich guten Deal aushandeln.<br />
Wir freuen uns darüber<br />
sehr, weil die Zusammenarbeit<br />
mit unserem Tagungshotel<br />
hervorragend funktioniert.<br />
Der Show-Down<br />
Und dann kommt der Dezember<br />
und pünktlich zur Vorweihnachtszeit<br />
die Omikron-Variante.<br />
Wir hatten gehofft, die<br />
Pandemie würde ihrem Ende<br />
entgegen gehen oder zumindest<br />
„seitwärts“ verlaufen. Mit<br />
der Omikron-Variante hingegen<br />
steigt die Unsicherheit für<br />
die Planung auf einen neuen<br />
Höchststand.<br />
Kommt eine weitere Welle,<br />
wenn ja, wann und wie heftig?<br />
Werden wir im April möglicherweise<br />
noch Kontaktbeschränkungen<br />
haben? Oder wird dann<br />
wieder alles offen sein, weil die<br />
Welle in den Monaten davor<br />
schon durchgelaufen ist?<br />
Wir wissen um den Rückhalt<br />
der Vereinsführung, das entlastet.<br />
Da die Organisation der<br />
Mitgliederversammlung inzwischen<br />
ein eigenes Orga-Team<br />
hat, können wir uns vollkommen<br />
auf die Durchführung des<br />
Jahrestreffens konzentrieren.<br />
Wir treffen uns schließlich<br />
nach den Weihnachtsfeiertagen<br />
am 30. Dezember – und reden<br />
eineinhalb Stunden, was wir<br />
tun sollen. Alle sind betrübt, eigentlich<br />
liegt die Entscheidung<br />
schon in der Luft, nur traut sich<br />
niemand, sie auszusprechen.<br />
Einerseits möchten wir nicht<br />
das Jahrestreffen sein, dass es<br />
nie gab und als „Stadt ohne Jahrestreffen“<br />
in Erinnerung bleiben,<br />
andererseits erscheint es<br />
30 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022<br />
Foto: Uwe Niklas<br />
uns wenig sinnvoll, in der aktuellen<br />
Situation an den bisherigen<br />
Planungen festzuhalten.<br />
Uns geht die Unsicherheit auf<br />
die Nerven, die Motivation und<br />
Luft ist raus. Andererseits gibt<br />
es auch viele Ms, die gerne nach<br />
Nürnberg kommen wollten, gegebenenfalls<br />
auch ohne Programm.<br />
Wir wägen alles ab, diskutieren<br />
eine mögliche Verschiebung<br />
in den Sommer. In der<br />
Hoffnung, dass es dann pandemietechnisch<br />
besser wird. Das<br />
würde aber bedeuten, dass wir<br />
komplett alles noch einmal von<br />
vorne beginnen und am Jahresanfang<br />
2022 richtig durchstarten<br />
müssten. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass wir in den<br />
kommenden Monaten konkrete<br />
Zusagen bekommen werden,<br />
schätzen wir allerdings eher<br />
niedrig ein. Damit entfällt auch<br />
diese Option.<br />
Verschieben wir nochmal um<br />
zwei Jahre? Hier merken wir<br />
sehr schnell: Nochmal zwei<br />
Jahre on hold, das schaffen wir<br />
nicht mehr. Wir brauchen eine<br />
Pause nach vier Jahren Planung<br />
und zwei Absagen des Jahrestreffens.<br />
Wir entwickeln uns<br />
selbst weiter und können momentan<br />
auch nicht absehen, wo<br />
für uns persönlich die Reise hingehen<br />
wird.<br />
Ganz ausschließen möchten<br />
wir die Option zwar nicht, dass<br />
wir irgendwann doch nochmal<br />
unseren Eventplan herausholen.<br />
Nach langer Überlegung beließen<br />
wir: Absage des Jahrestreffens<br />
2022 in Nürnberg. Damit<br />
geht auch die Zusammenarbeit<br />
in diesem Orga-Team zu Ende.<br />
Schade.<br />
Und dennoch: Es fühlt sich gut<br />
an, dass wir nun eine Entscheidung<br />
haben. Die Entscheidungsfindung<br />
war zwar anstrengend –<br />
aber nun ist sie ausgesprochen,<br />
wir sind befreiter und trotz aller<br />
Trauer wird am Ende des Meetings<br />
gelacht.<br />
Tolle Zusammenarbeit<br />
Wir hatten eine tolle Zeit zusammen,<br />
haben viel Zuspruch<br />
von Vereinsmitgliedern, Veranstaltenden<br />
und Gästen bekommen<br />
und nun, am Ende, sind wir<br />
weiterhin befreundet – das ist<br />
doch das Beste, was einem Team<br />
passieren kann!<br />
Wir freuen uns über alle Gäste,<br />
die sich vielleicht doch zu einem<br />
Besuch im April 2022 in<br />
Nürnberg entschließen, und<br />
werden daher versuchen, so viel<br />
wie mögliche Informationen zu<br />
verfügbaren Events und zumindest<br />
Reservierungen für ein Lokal<br />
pro Abend auf Selbstzahlerbasis<br />
bereitzustellen. Ms müssen<br />
sich dann selbst um die<br />
Orga kümmern, normalerweise<br />
funktioniert der M-Schwarm in<br />
diesem Fall gut über Messenger-<br />
Dienste und Mailinglisten.<br />
Am Ende bleibt uns nicht<br />
mehr viel zu sagen. Der Jahreswechsel<br />
macht den Blick frei<br />
nach vorne – und am Ende zählt<br />
der Zusammenhalt.<br />
Ade,<br />
Euer Orga-Team Jahrestreffen<br />
2020 und 2022 Nürnberg
MENSA RUBRIK FRANCE TITEL<br />
La France im <strong>Mag</strong><br />
Das Mensa<strong>Mag</strong>, die Nationalhymne und Tipps für Paris.<br />
B<br />
onjour! Das <strong>Mag</strong> wird für<br />
ein paar Seiten bleu-blancrouge<br />
und sehr französisch.<br />
Im Zuge unserer Bemühungen,<br />
mehr über Mensa International<br />
und besonders die Mensas<br />
in unseren Nachbarländern zu<br />
berichten, gibt es seit vergangenen<br />
Sommer einen guten Kontakt<br />
zu unserem Schwesterblatt<br />
Mensa<strong>Mag</strong> in Frankreich.<br />
Mails gingen hin- und her, Informationen<br />
wurden ausgetauscht,<br />
leider gab es wegen der<br />
Pandemie noch keine persönlichen<br />
Begegnungen (wir werden<br />
das nachholen). Und es entstand<br />
der Plan, gegenseitig über<br />
die Arbeit und die Redaktion zu<br />
berichten.<br />
Voilà. Deswegen gibt es auf<br />
den nächsten Seiten eine umfangreiche<br />
Präsentation des<br />
Mensa<strong>Mag</strong> – wir bilden einfach<br />
die fast komplette letzte Ausgabe<br />
ab, damit man sich wirklich<br />
ein Bild machen kann –, Chefredakteur<br />
Xavier della Chiesa beantwortet<br />
einige Fragen zur Arbeit<br />
der Redaktion und erstellt<br />
ein in Frankreich sehr beliebtes<br />
Portrait chinois (das ist ein standardisierter<br />
Fragebogen).<br />
Das Gleiche wird im Mensa<strong>Mag</strong><br />
über unser <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong><br />
stattfinden.<br />
Foto: Nathalie Schubert<br />
Aber, hey!, es ist Frankreich,<br />
und die Redaktion sitzt in Paris!<br />
Das wollten wir natürlich nutzen.<br />
Und baten um ein paar Insider-Tipps<br />
für die nächste Reise<br />
dorthin. Haben wir auch sofort<br />
und gern erhalten.<br />
Gut und günstig<br />
essen in Paris<br />
Paris im Frühling, es gibt<br />
schlechtere Möglichkeiten –<br />
falls Corona es möglich macht.<br />
Ergänzend hat Herbert zur<br />
Nedden, LocSec in Hamburg<br />
und bekennender Frankophiler,<br />
seine Erfahrungen zum Thema<br />
„Günstig und gut essen in Paris“<br />
beigesteuert.<br />
Die Redaktion des Mensa<strong>Mag</strong><br />
hat uns versichert, dass jedes<br />
M, die/der nach Paris kommt,<br />
hochwillkommen ist und sich<br />
gern an sie wenden kann. Das<br />
ist doch ein Angebot.<br />
Dann wäre da noch die Nationalhymne.<br />
Wer ansatzweise<br />
verstehen will, warum Franzosen<br />
sind wie sie sind, sollte sich<br />
deren Text ansehen – die Melodie<br />
kennen sowieso alle. Da ist<br />
wenig von Frieden und Freundschaft<br />
die Rede, da geht es revolutionär-ruppig<br />
zu. Wir drucken<br />
die deutsche Übersetzung ab.<br />
„Aux armes, citoyens, Formez<br />
vos bataillons“ – aber eigentlich<br />
sind sie ganz lieb. Und verstehen<br />
eine Menge vom guten Leben.<br />
Wir lassen uns gern inspirieren.<br />
ek<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 31
MENSA FRANCE<br />
32 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
MENSA FRANCE<br />
„Im Mittelpunkt stehen<br />
die Mitglieder“<br />
Interview mit Xavier della Chiesa, dem<br />
Chefredakteur des französischen Mensa<strong>Mag</strong>.<br />
Wie abhängig / unabhängig ist die<br />
Redaktion von Mensa<strong>Mag</strong> bei der<br />
Themenfindung und den Texten?<br />
Die Rubrik „Frankreich und Regionen“<br />
spiegelt vor allem die<br />
Veranstaltungen oder Ereignisse<br />
des vorangegangenen Quartals<br />
wider; sie ist also in erster<br />
Linie von den aktuellen Vorkommnissen<br />
abhängig.<br />
Die meisten anderen Rubriken<br />
des <strong>Mag</strong>azins widmen sich<br />
grundsätzlicheren Themen; das<br />
sind solche, die den Verantwortlichen<br />
im Austausch mit Ms<br />
oder auf Facebook begegnen,<br />
oder natürlich auch solche, die<br />
Mitglieder uns spontan und initiativ<br />
vorschlagen.<br />
Das Thema der Hauptrubrik,<br />
des „Dossier“, wird vom Chefredakteur<br />
auf Vorschlag des Verantwortlichen<br />
einer der Rubriken<br />
gewählt: Diesem Artikel liegen<br />
journalistische Recherchen<br />
zu einem Aspekt der Hochbegabung<br />
zugrunde. In Bezug auf die<br />
behandelten Themen versucht<br />
die Redaktion, so breit und so<br />
wenig einengend wie möglich<br />
Xavier della Chiesa, Chefredakteur des Mensa<strong>Mag</strong>, mit „seiner“ Zeitschrift<br />
und „seinem“ Bier.<br />
Foto: XdC<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 33
MENSA FRANCE<br />
zu sein. In erster Linie geht es<br />
um das Leben und die Aktivitäten<br />
unserer Mitglieder.<br />
Die Veröffentlichung der Artikel<br />
selber unterliegt der Zustimmung<br />
des Chefredakteurs und<br />
des Vorstands, die über die Integrität<br />
der Äußerungen und ihre<br />
Übereinstimmung mit der Politik<br />
von Mensa France wachen.<br />
Anders als <strong>MinD</strong> hat Mensa FR<br />
eine regionale und eine nationale<br />
Ebene.<br />
Was sind die inhaltlichen<br />
Schwerpunkte?<br />
Das <strong>Mag</strong>azin enthält acht Rubriken<br />
mit unterschiedlichen Inhalten:<br />
Außer „Frankreich und<br />
Regionen“ und dem „Dossier“,<br />
die beide bereits erwähnt wurden,<br />
haben wir die drei Rubriken<br />
„Passions“ (Hobbys/ Leidenschaft),<br />
„Métiers“ (Berufe)<br />
und „Arts“ (Kunst), in die Ms<br />
Themen einbringen, für die sie<br />
brennen, in denen sie ihre Berufe<br />
oder ihre Werke als Künstlerinnen<br />
und Künstler vorstellen<br />
können.<br />
Die Rubrik „Lesen“ informiert<br />
über das Erscheinen von Werken,<br />
die von einem Mitglied geschrieben<br />
wurde; das kann ein<br />
Roman, eine Gedichtsammlung<br />
oder ein Essay sein.<br />
In der jetzt erstmals enthaltenen<br />
Rubrik „Internationales“<br />
werden Artikel zwischen dem<br />
Mensa<strong>Mag</strong> und den <strong>Mag</strong>azinen<br />
der Chapter in anderen Ländern<br />
ausgetauscht. Schließlich informiert<br />
unsere Rubrik „Offizielles“<br />
die Mitglieder über die monatlichen<br />
Beschlüsse des Vorstands<br />
und nennt die nationalen und<br />
regionalen Verantwortlichen<br />
unseres Vereins.<br />
Wie viele Leute arbeiten<br />
regelmäßig mit? Wie hoch<br />
ist der Anteil professioneller<br />
Redakteure und Grafiker?<br />
Die Redaktion besteht aus 13<br />
ständigen Mitgliedern: einem<br />
„semiprofessionellen“ Chefredakteur<br />
(neben meinem Beruf<br />
als Archivar beschäftige ich<br />
mich mit der internen Kommunikation<br />
der Einrichtung, in der<br />
ich arbeite), die Verantwortlichen<br />
für die acht Rubriken, von<br />
denen einer Journalist von Beruf<br />
ist, eine Redaktionssekretärin,<br />
die auch beruflich Korrektur<br />
liest, und drei professionellen<br />
Grafikern.<br />
Das macht insgesamt fünf<br />
Fachleute im Redaktionsteam;<br />
die anderen sind Freiwillige, deren<br />
Motivation darin liegt, das<br />
<strong>Mag</strong>azin mitzugestalten beziehungsweise<br />
an den Inhalten einer<br />
bestimmten Rubrik mitzuarbeiten.<br />
In der Zusammenarbeit<br />
mit den Profis können sie Techniken<br />
des Verlagswesens lernen.<br />
Darüber hinaus gibt es vier<br />
oder fünf weitere Freiwillige,<br />
die mehr oder weniger regelmäßig<br />
Artikel schreiben oder<br />
schreiben lassen. Sie unterstützen<br />
das <strong>Mag</strong>azin und versorgen<br />
es auf diese Weise mit weiteren<br />
Inhalten.<br />
Die Mitglieder, die Thema eines<br />
Artikels sind, tragen punktuell<br />
bei; normalerweise nur<br />
einmal. Aber nichts hindert ein<br />
Mitglied, das zum Beispiel seinen<br />
Beruf vorgestellt hat, daran,<br />
zu einem späteren Zeitpunkt<br />
seine Begeisterung für ein anderes<br />
Thema mit uns zu teilen.<br />
Nützliche<br />
Informationen<br />
Das Mensa<strong>Mag</strong> erscheint zweimal<br />
im Jahr, außerdem gibt es<br />
alle drei Monate das interne <strong>Mag</strong>azin<br />
„Contacts“. Beide Hefte<br />
werden von Xavier della Chiesa<br />
geleitet.<br />
Sie sind (nach dem Einloggen)<br />
als pdf erhältlich unter www.<br />
mensa.org/publications/france-contacts.<br />
Informationen zu Mensa<br />
France gibt es unter https://<br />
mensa-france.net/<br />
Geplante Veranstaltungen von<br />
Mensa France finden sich hier:<br />
https://mensa-france.net/actualitesevenements/<br />
Die nächsten Termine:<br />
Mars 2021 – PARIS – Intelligence<br />
Day : « Hauts Potentiels : une<br />
force pour l’Organisation »<br />
Conférence sur l’intelligence artificielle<br />
le 29 septembre à Dijon<br />
34 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
MENSA FRANCE<br />
Dunkles Bier und Pink Floyd<br />
Portrait chinois von Xavier della Chiesa.<br />
Zur Erklärung:<br />
Das „Portrait chinois“ ist eine<br />
Fragetechnik, die dazu dienen<br />
soll, Aspekte der Persönlichkeit<br />
zu erkennen und Geschmäcker<br />
oder Vorlieben zu identifizieren.<br />
Dazu wird meist ein Fragebogen<br />
erstellt, und möglichst<br />
mehreren Menschen vorgelegt.<br />
Berühmt geworden ist beispielweise<br />
der historische Fragebogen<br />
von Marcel Proust.<br />
Das Portrait chinois in diesem<br />
<strong>Mag</strong> geht zurück auf den in<br />
Frankreich populären Literaturkritiker<br />
Bernard Pivot, der Mitte<br />
der 1970er Jahre begann, den<br />
Gästen seiner Sendung diese<br />
zehn Fragen zu stellen.<br />
Ihr Lieblingswort?<br />
Yamakoz (das bedeutet „Widerschein<br />
des Mondes im Wasser<br />
des Sees“ auf Türkisch – nein,<br />
ich spreche kein Türkisch! ;-) )<br />
Das Wort, das Sie hassen?<br />
Jedes, je nachdem, in welchem<br />
Zusammenhang es verwendet<br />
wird.<br />
Ihre Lieblingsdroge?<br />
Dunkles Bier – vorzugsweise<br />
das von Pelforth.<br />
Der Klang oder das Geräusch,<br />
das Sie mögen?<br />
Die ersten vier Minuten von<br />
„Shine On You Crazy Diamond“<br />
von Pink Floyd.<br />
Der Klang oder das Geräusch,<br />
das Sie hassen?<br />
Das eines Motorrollers in meiner<br />
Straße, vor allem, wenn ich<br />
mit einem dunklen Bier auf<br />
dem Balkon sitze und „Shine<br />
On You Crazy Diamond“ höre.<br />
Ihr Lieblingsfluch, -schimpfwort<br />
oder Ihre Lieblingsblasphemie?<br />
Alle, die aus dem Herzen kommen<br />
und Bewunderung zum<br />
Ausdruck bringen.<br />
Die Person, die eine neue<br />
Banknote zieren sollte?<br />
Für Frankreich: Arthur Rimbaud;<br />
für Deutschland: Alfred<br />
Wegener... für Europa: Baruch<br />
Spinoza.<br />
Die Pflanze, der Baum oder<br />
das Tier, in dem Sie gerne<br />
wiedergeboren werden<br />
möchten?<br />
Fledermaus.<br />
Wenn es Gott gibt, was würden<br />
Sie nach Ihrem Tod gerne<br />
von ihm hören?<br />
Ich hätte gerne, dass er mich<br />
fragt: „Was hältst du von meinem<br />
Sinn für Humor?“, aber<br />
ich bin mir nicht sicher, ob ich<br />
mich trauen würde, ihm darauf<br />
zu antworten...<br />
Die identischen Fragen (Interview<br />
und Portrait chinois) wurden<br />
vom Chefredakteur des<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>, Erwin Klein, für das<br />
französische Mensa<strong>Mag</strong> beantwortet.<br />
Wer möchte, kann ja vergleichen<br />
...<br />
Der Beruf, den Sie nicht hätten<br />
machen wollen?<br />
Jeden unkreativen anderen als<br />
meinen (Kartograph-Archivar).<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 35
MENSA FRANCE<br />
Vom Marais bis zu den<br />
Arènes de Lutèce<br />
Was Einheimische ihren Freunden<br />
zeigen, wenn sie Paris besuchen.<br />
Von der Redaktion des Mensa<strong>Mag</strong><br />
Saint Ouen Flohmarkt<br />
Bummeln und stöbern Sie am<br />
Sonntag auf dem „Marché aux<br />
Puces de Saint-Ouen“.<br />
Ich gehe gerne dorthin, weil<br />
man dort wahre Schätze finden<br />
kann. Für Buchliebhaber empfehle<br />
ich, einen Blick in die „La<br />
Librairie de l'Avenue“ zu werfen.<br />
31, Rue Lécuyer<br />
93400 Saint-Ouen<br />
¼ +33 1 40 11 95 85<br />
Gut essen und trinken im<br />
„Verre Volé“:<br />
Nur einen Steinwurf vom Canal<br />
Saint Martin entfernt, im Herzen<br />
des 11. Arrondissements,<br />
bietet das Bistro täglich wechselnde<br />
Vorspeisen und Gerichte<br />
aus frischen und saisonalen<br />
Produkten, sowie eine Weinkarte<br />
mit mehr als 400 natürlich<br />
hergestellten Weinen.<br />
Anschließend können Sie einen<br />
Spaziergang entlang des Canal<br />
Saint Martin machen ... ganz<br />
wunderbar!<br />
Alle Fotos: Nathalie Schubert<br />
Dienstag bis Samstag 10-13 Uhr<br />
/ 16-20 Uhr<br />
Montag 16 bis 20 Uhr und Sonntag<br />
10 bis 13 Uhr<br />
Verre Volé<br />
38, rue Oberkampf<br />
¼ +33 1 43 14 99 46<br />
Ein „ökologischer“<br />
Spaziergang<br />
Machen Sie einen „ökologischen“<br />
Spaziergang auf den alten<br />
Abschnitten des kleinen<br />
Gürtels, welcher sich im Laufe<br />
der Zeit zu einem Korridor entwickelt<br />
hat, auf dem sich Vegetation<br />
und Tierarten frei entwickeln<br />
konnten. Herrlich, dieses<br />
bisschen Grün mitten in der<br />
Stadt!<br />
Schön ist es, den Spaziergang<br />
im Osten von Paris im 12. Arrondissement<br />
zu beginnen und<br />
dann dem „Gürtel“ in den Süden<br />
zu folgen:<br />
https://www.paris.fr/pages/lapetite-ceinture-et-ses-promenades-ecologiques-7855<br />
36 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
MENSA FRANCE<br />
Argentinisch essen?<br />
Dann müssen Sie zu Onoto gehen!<br />
Ein Freund, der drei Jahre<br />
in Buenos Aires verbracht hat,<br />
hat mich hierher geschleppt.<br />
Wer gutes Fleisch mag, ist hier<br />
genau richtig.<br />
Aber Vorsicht, das Restaurant<br />
ist sehr klein: Kommen Sie mit<br />
maximal 3 Personen – oder rufen<br />
Sie sie an, um zu reservieren.<br />
Onoto<br />
8 rue Cavallotti, 75018 Paris<br />
¼ +33 9 71 45 00 28<br />
Das Quartier Latin<br />
Flanieren Sei durch das Quartier<br />
Latin im 5. Arrondissement!<br />
Das Quartier Latin ist auch<br />
als Studentenviertel von Paris<br />
bekannt. Wer nach günstigen<br />
Bars und Restaurants sucht<br />
und etwas vom quirligen Pariser<br />
Studentenleben mitbekommen<br />
möchte, ist hier richtig. Es<br />
befindet sich südlich der Seine<br />
zwischen der Kathedrale Notre-<br />
Dame und dem Pariser Park Jardin<br />
du Luxembourg.<br />
Zum Entspannen laden nebenan<br />
die zahlreichen Bänke im<br />
Park des botanischen Gartens<br />
„Jardin des Plantes“ ein, genau<br />
gegenüber der Pariser Moschee.<br />
Einkaufen im Opernviertel<br />
Zum Einkaufen ist das Opernviertel<br />
sehr schön. Ich empfehle<br />
die Galeries Lafayette mit ihrer<br />
wunderschönen Kuppel im<br />
Art-Deco-Stil! Danach können<br />
Sie von der Opéra Garnier zum<br />
Louvre laufen.<br />
Galeries Lafayette<br />
40 Bd Haussmann<br />
¼ +33 1 42 82 34 56<br />
Falafel essen im Marais.<br />
Meiner Ansicht nach finden Sie<br />
die besten Falafel in Paris hier:<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 37
MENSA FRANCE<br />
Das „as du Fallafel“ im Marais.<br />
Köstlich und kombinierbar<br />
mit einem Spaziergang in der<br />
tollen Nachbarschaft des Marais.<br />
Sollte es zu voll sein, laden<br />
diverse andere Falafel-Restaurants<br />
in der Nachbarschaft ein.<br />
L'as du Fallafel<br />
34 rue des Rosiers<br />
¼ +33 1 48 87 63 60<br />
Eine Buchhandlung wie<br />
keine andere<br />
In der Nähe von Notre Dame<br />
verbirgt sich eine kleine ungewöhnliche<br />
Buchhandlung:<br />
„Shakespeare and Company“.<br />
Sie ist sowohl Café als auch<br />
Buchhandlung, vornehmlich in<br />
englischer Sprache. Ein Wahrzeichen<br />
für Literaturliebhaber!<br />
Shakespeare and Company<br />
war auch wie ein kleines Hotel<br />
für Autoren, Intellektuelle und<br />
Künstler der damaligen Zeit, die<br />
dort für ein paar Nächte bleiben<br />
konnten, um die Fantasie anzuregen.<br />
Heute sind Betten und Möbel<br />
Teil der Inszenierung, umgeben<br />
von Hunderttausenden Büchern<br />
an den Wänden. Die Atmosphäre<br />
der Schriftsteller von einst,<br />
die vorbeikamen und dort zwischen<br />
den Bücherstapeln schliefen,<br />
ist noch spürbar!<br />
Shakespeare and Company.<br />
37 Rue de la Bûcherie,<br />
¼ +33 1 43 25 40 93<br />
Die Arènes de Lutèce<br />
Machen Sie einen Ausflug ins<br />
antike Rom im Herzen von Paris:<br />
die Arènes de Lutèce. Monsieur<br />
Victor Hugo haben wir es<br />
zu verdanken, dass dieses Stück<br />
Geschichte den Parisern erhalten<br />
geblieben ist.<br />
49 Rue Monge,<br />
¼ +33 1 45 35 02 56<br />
Die mexikanische Küche<br />
entdecken<br />
Die ECHTE! Und nicht die von<br />
Supermärkten oder Fastfood-<br />
Restaurants, welche oftmals<br />
nichts mit der mexikanischen<br />
Küche gemein haben?<br />
Dann essen Sie bei Anahuacalli!<br />
Hier fehlt nur die Sonne und der<br />
mexikanische Duft….<br />
Anahuacalli<br />
30 rue des Bernardins<br />
¼ +33 1 43 26 10 20<br />
38 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
MENSA RUBRIK FRANCE TITEL<br />
Allons, enfants ...<br />
Die Marseillaise: Was singen die da eigentlich?<br />
Allons, enfants de la Patrie,<br />
Le jour de gloire est arrivé !<br />
Contre nous de la tyrannie<br />
L'étendard sanglant est levé, (2x)<br />
Entendez-vous dans les campagnes<br />
Mugir ces féroces soldats ?<br />
Ils viennent jusque dans vos bras<br />
Égorger vos fils, vos compagnes !<br />
Aux armes, citoyens,<br />
Formez vos bataillons,<br />
Marchons, marchons !<br />
Qu'un sang impur<br />
Abreuve nos sillons !<br />
Die deutsche Übersetzung (alle Strophen)<br />
Auf, Kinder des Vaterlandes,<br />
Der Tag des Ruhmes ist gekommen!<br />
Gegen uns ist der Tyrannei<br />
Blutiges Banner erhoben. (2×)<br />
Hört ihr auf den Feldern<br />
Diese wilden Soldaten brüllen?<br />
Sie kommen bis in eure Arme,<br />
Um euren Söhnen, euren Gefährtinnen<br />
die Kehlen durchzuschneiden.<br />
Zu den Waffen, Bürger,<br />
Formiert eure Truppen,<br />
Marschieren wir, marschieren wir!<br />
Unreines Blut<br />
Tränke unsere Furchen!<br />
Was will diese Horde von Sklaven,<br />
Von Verrätern, von verschwörerischen Königen?<br />
Für wen diese gemeinen Fesseln,<br />
Diese seit langem vorbereiteten Eisen? (2×)<br />
Franzosen, für uns, ach! welche Schmach,<br />
Welchen Zorn muss dies hervorrufen!<br />
Man wagt es, daran zu denken,<br />
Uns in die alte Knechtschaft zu führen!<br />
Was! Ausländische Kohorten<br />
Würden über unsere Heime gebieten!<br />
Was! Diese Söldnerscharen würden<br />
Unsere stolzen Krieger niedermachen! (2×)<br />
Großer Gott! Mit Ketten an den Händen<br />
Würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.<br />
Niederträchtige Despoten würden<br />
Über unser Schicksal bestimmen!<br />
Kehrreim<br />
Zittert, Tyrannen und ihr Niederträchtigen,<br />
Schande aller Parteien,<br />
Zittert! Eure verruchten Pläne<br />
Werden euch endlich heimgezahlt! (2×)<br />
Jeder ist Soldat, um euch zu bekämpfen,<br />
Wenn sie fallen, unsere jungen Helden,<br />
Zeugt die Erde neue,<br />
Die bereit sind, gegen euch zu kämpfen.<br />
Kehrreim<br />
Franzosen, ihr edlen Krieger,<br />
Versetzt eure Schläge oder haltet sie zurück!<br />
Verschont diese traurigen Opfer,<br />
Die sich widerwillig gegen uns bewaffnen. (2×)<br />
Aber diese blutrünstigen Despoten,<br />
Aber diese Komplizen von Bouillé,<br />
Alle diese Tiger, die erbarmungslos<br />
Die Brust ihrer Mutter zerfleischen!<br />
Kehrreim<br />
Heilige Liebe zum Vaterland,<br />
Führe, stütze unsere rächenden Arme.<br />
Freiheit, geliebte Freiheit,<br />
Kämpfe mit deinen Verteidigern! (2×)<br />
Unter unseren Flaggen, damit der Sieg<br />
Den Klängen der kräftigen Männer zu Hilfe eilt,<br />
Damit deine sterbenden Feinde<br />
Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!<br />
Kehrreim<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 39
MENSA FRANCE<br />
Preiswert essen in Paris<br />
Von Herbert zur Nedden<br />
E<br />
inige Jahre lang durfte ich<br />
acht Wochen pro Jahr in Paris<br />
arbeiten, und da blieb es<br />
nicht aus, dass ich ein paar interessante<br />
und vor allem preiswerte<br />
Lokale gesucht und gefunden<br />
habe.<br />
Mein Favorit ist die Auberge<br />
St-Séverin (28 Rue Saint-Séverin)<br />
im Quartier Latin südlich<br />
der Île de Paris.<br />
In der Auberge St-Séverin<br />
kann man sehr preiswert ein<br />
durchaus schmackhaftes Dreigängemenü<br />
genießen. Sie haben<br />
zwei Menüs unter 20 Euro<br />
im Angebot, bei denen du Vor-,<br />
Haupt- und Nachspeise wählen<br />
kannst – und alles, was ich dort<br />
je gegessen habe, hat gemundet,<br />
und alle, die ich da mal mit<br />
hingeschleppt habe, waren mit<br />
meiner Wahl sehr einverstanden.<br />
Die nächstgelegene Métro<br />
ist die M4 Saint-Michel, aber<br />
von der M1 (auch „la une“ genannt)<br />
aus, kann man die 15 Minuten<br />
Fußweg über die Île de Paris<br />
vorbei am Rathaus und Notre-Dame<br />
genießen.<br />
Zweitplatziert ist die Ferme de<br />
l’Aveyron (186 Avenue Charlesde-Gaulle)<br />
in Neuilly-sur-Seine<br />
und damit kurz vor La Défense<br />
dicht neben der M1-Station<br />
Pont de Neuilly. In der Ferme de<br />
l’Aveyron legendär ist die Vorspeise<br />
„Charcuterie“, bei der es<br />
sich um diverse Salamisorten,<br />
einige Pasteten und ein paar<br />
andere Wurstleckereien handelt,<br />
die 12 Euro kostet (zumindest<br />
war das 2019 der Preis) –<br />
und zwar im „à volonté“-Paket,<br />
sprich soviel du magst.<br />
Der Wirt hat sich problemlos<br />
damit angefreundet, dass<br />
ich die Charcuterie einfach als<br />
Hauptgang genossen habe und<br />
dann als Nachtisch eine Kleinigkeit.<br />
Kleines Schmankerl: Wenn<br />
du eine Flasche Wein bestellst<br />
und diese nur halb austrinkst,<br />
zahlst du nur die halbe.<br />
Aller guten Dinge sind drei,<br />
und damit kommen wir zur Académie<br />
de la Bière (88 Bis, Boulevard<br />
de Port-Royal) in Paris nahe<br />
der RER B Port-Royal. Wie der<br />
Name schon suggeriert, gibt es<br />
hier Bier und davon eine recht<br />
große Auswahl.<br />
Doch gab es neben den Bieren<br />
einen weiteren Grund für<br />
mich, hier immer wieder mal<br />
zu essen: Moules au Roquefort,<br />
sprich Miesmuscheln in Roquefort-Soße<br />
– richtig lecker, und<br />
das schreibt jemand, der diesen<br />
Käse an sich nicht mag.<br />
Und noch einen Tipp für die,<br />
die Wein trinken mögen: Ich<br />
habe über die Jahre häufig die<br />
billigste oder zumindest eine<br />
preiswerte Flasche Bordeaux<br />
von der Karte genommen und<br />
bin damit gut gefahren.<br />
Übrigens, wenn die Bedienung<br />
fragt, ob du Wasser wünschst<br />
und „plate ou gazeuse“, dann<br />
antworte mit „une carafe d’eau“,<br />
wenn du auch mit einfachem<br />
Leitungswasser zufrieden bist.<br />
Denn das kostet nichts, wohingegen<br />
Mineralwasser auf der<br />
Rechnung auftaucht.<br />
Leider bieten diese drei Restaurants<br />
eine Kleinigkeit nicht:<br />
Den Nachtisch „Café Gourmand“<br />
– das ist ein Kaffee (eigentlich<br />
ein Espresso, aber das nennen<br />
die halt „café“) mit mehreren<br />
der angebotenen Nachtische in<br />
Kleinformat. Das erspart einem<br />
die Wahl und ist abwechslungsreich.<br />
40 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
MENSA FRANCE<br />
Gourmandise und<br />
Nachhaltigkeit<br />
EMAG 2022: Strasbourg bereitet sich vor.<br />
V<br />
om 27. bis 31. Juli wird in<br />
Straßburg das diesjährige<br />
European Mensa Annual Gathering<br />
(EMAG) stattfinden – so<br />
Corona es zulässt.<br />
Strasbourg, eine der Hauptstädte<br />
der Europäischen Union,<br />
ist eine vielfältige Metropole<br />
zwischen Frankreich und<br />
Deutschland. Die Stadt ist leicht<br />
mit dem Zug oder mit dem Flugzeug<br />
zu erreichen.<br />
Der Hauptveranstaltungsort<br />
ist das Ciarus, ein außergewöhnliches<br />
Hotel- und Veranstaltungszentrum<br />
mitten in der<br />
Stadt (www.ciarus.com). Die<br />
Lage ist zu Fuß vom Bahnhof<br />
(1,5 km zu Fuß in 20 Minuten)<br />
oder mit dem Bus (eine dreiminütige<br />
Fahrt mit einem zweiminütigen<br />
Spaziergang) erreichbar.<br />
Vom Flughafen pendelt ein<br />
häufiger Zugshuttle in acht Minuten<br />
zum Bahnhof.<br />
Das Ciarus ist eine tolle Anlage.<br />
Es ermöglicht uns, die Konferenzen<br />
zu veranstalten, es bietet<br />
eine erschwingliche Unterkunft,<br />
Selbstbedienungsverpflegung<br />
und viele gemütliche<br />
Ruhebereiche. Da es 400 Meter<br />
von Grand'Ile, dem historischen<br />
und dynamischen Zentrum von<br />
Straßburg, entfernt liegt, können<br />
die meisten anderen Orte<br />
zu Fuß erreicht werden. Anfang<br />
2022 wird die Unterkunft mit<br />
Sonderpreisen für die Veranstaltung<br />
im Ciarus und in einer<br />
Vielzahl von Hotels in der Nähe<br />
vorgestellt werden.<br />
Wir, das Organisationsteam,<br />
empfehlen, mit der Auswahl der<br />
Unterkunft zu warten, bis unsere<br />
Angebote verfügbar sind. Wir<br />
verhandeln derzeit über Gruppentarife.<br />
Der Titel der Veranstaltung<br />
lautet: EMAG'ine our World.<br />
Das Organisationsteam hat sich<br />
entschieden, die Veranstaltung<br />
und Ihren Aufenthalt um vier<br />
vielversprechende Ziele herum<br />
aufzubauen: Lachen, Denken,<br />
Teilen, Engagieren.<br />
Es ist noch zu früh, um unser<br />
Programm zu enthüllen. Wir<br />
können jedoch folgende Ankündigung<br />
geben: Es ist inspiriert<br />
von der französischen<br />
Gastronomie und „gourmandise“<br />
und schöpft aus dem europäischen<br />
Status der Stadt. Das<br />
Team achtet besonders auf die<br />
ökologischen und sozialen Auswirkungen<br />
der Veranstaltung,<br />
ohne Kompromisse bei den Preisen<br />
oder dem Vergnügen einzugehen.<br />
Alle Informationen zum EMAG<br />
gibt es auf https://emag22.fr/<br />
Außerdem empfehlenswert: die<br />
Facebook-EMAG-Gruppe, zu finden<br />
unter EMAG 2022.<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 41
PRISMENFERNGLAS<br />
Ein Bonbon im Büro? Nett!<br />
PRISMENFERNGLAS<br />
Warum Prismenfernglas?<br />
Prismenfernglas steht für die<br />
Buntheit des Lebens, vor allem der<br />
Sprache — das Fernglas steht für den<br />
Blick über den Tellerrand.<br />
Unter dieser Rubrik erscheinen<br />
regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />
und Etymologie.<br />
Wort-Import aus Frankreich.<br />
Von Hartmut Blessing<br />
I<br />
mmer wieder übernahmen<br />
wir Wörter aus unserem<br />
Nachbarland Frankreich. Dabei<br />
gab es hauptsächlich zwei Wellen:<br />
Von den französischen Rittern<br />
kamen zu uns Ausdrücke<br />
für Kampfspiel und feine, höfische<br />
Sitte, darunter „fein“, „Lanze“<br />
und „Abenteuer“. „Fein“<br />
stammt über „fin“, „zart“, von<br />
galloromanisch „finus“, „Äußerstes,<br />
Bestes“. Die „Lanze“,<br />
altfranzösisch „lance“ war im<br />
Lateinischen noch die „lancea“,<br />
„Speer“. Das „Abenteuer“, „aventure“<br />
hatte auch einen lateinischen<br />
Vorgänger: „Adventura“,<br />
„was noch kommen wird“.<br />
Interessanter ist die zweite<br />
Welle: Seit dem Dreißigjährigen<br />
Krieg übernahmen wir<br />
Ausdrücke für feine Sitte, Kleidung,<br />
Speisen und Heerwesen,<br />
darunter „Felleisen“, „aktuell“,<br />
„nett“, „Balance“, „Bonbon“,<br />
„brav“, „Büro“, „Chance“, „Toilette“,<br />
„Dame“, „Garage“, „Boulevard“<br />
und „mutterseelenallein“.<br />
Manche Wörter verschleiern<br />
ihren Ursprung, wie das „Felleisen“,<br />
eine Art lederner Rucksack,<br />
von französisch „valise“,<br />
„Koffer“. Manche ändern ihre Bedeutung,<br />
wie „aktuell“, von französisch<br />
„actuel“, welches noch<br />
„wirklich“ bedeutete und von lateinisch<br />
„actualis“, „tätig“, abstammt.<br />
Aus lateinisch „nitidus“, „glänzend,<br />
sauber“ wurde französisch<br />
„net“, „rein“ und daraus<br />
unser „nett“. Verwandt ist „netto“,<br />
der „Reinbetrag“. „Balancieren“<br />
leitet sich über „balancer“<br />
von lateinisch „bilanx“ her,<br />
„zwei Schalen besitzend“, womit<br />
die Balkenwaage mit zwei Schalen<br />
gemeint war.<br />
„Bonbon“ bedeutet wörtlich<br />
„doppelt gut“. „Brav“ bedeutete<br />
einst „tapfer, mutig“, von lateinisch<br />
„barbarus“, „wild“. Das<br />
„Büro“ war eine Kanzlei, in der<br />
ein grober Wollstoff, lateinisch<br />
„burra“, auslag, der als Schreibunterlage<br />
oder zum leichteren<br />
Zählen von Münzen diente.<br />
„Chance“ kam auch aus dem<br />
Lateinischen, nämlich „cadentia“,<br />
„das Fallen“ des Würfels,<br />
der auf die richtige Zahl fällt.<br />
Ähnlich ist die „Kadenz“ in der<br />
Musik, eine Akkordfolge. „Toilette“<br />
stammt von „toile“, einem<br />
Tuch zum Einschlagen des<br />
Nachtgewandes, wurde dann<br />
aber auf den Raum übertragen,<br />
in dem man dies tat.<br />
Französisch „dame“ kommt<br />
von lateinisch „domina“,<br />
„(Haus-)Herrin“. Hier kam es zur<br />
Pejoration, zur Bedeutungsverschlechterung.<br />
War einst „frouwe“,<br />
germanisch für „Frau“, die<br />
edle Frau und „Weib“ der normale<br />
Ausdruck, verschob sich<br />
das zu „Dame“ (edle Frau), „Frau“<br />
(Normalbegriff) und „Weib“<br />
(meist heute ein Schimpfwort).<br />
Manche Wörter waren erst<br />
deutsch und kamen über Frankreich<br />
wieder zu uns, wie „Garage“<br />
von „garer“, „schützen“, welches<br />
von althochdeutsch „waron,<br />
biwaran“, „bewahren“, abstammt,<br />
oder der „Boulevard“,<br />
eine breite Straße, aus mittelhochdeutsch<br />
„bolwerc“, ein<br />
Schutzbau, an dem so eine Straße<br />
lag. Manches wurde umgedeutet,<br />
wie „mutterseelenallein“<br />
aus „moi tout seul“, „ich ganz allein“.<br />
42 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Verschiedenheit als<br />
„Normalfall“<br />
Über Inklusion in der Schule.<br />
Von Corina Rohen<br />
Hochbegabung und Inklusion – passt das zusammen? Na klar! Im Rahmen mehrerer Artikel<br />
zum Thema Inklusion wollen wir im Ressort Wissenschaft und Forschung verschiedene<br />
Dimensionen von Heterogenität in den Blick nehmen und fragen, was die Anerkennung von<br />
Vielfalt für die Gesellschaft und das Individuum bedeutet.<br />
I<br />
nklusion heißt, dass alle Menschen<br />
an allen Lebensbereichen<br />
gleichberechtigt teilhaben<br />
sollen, egal, wie verschieden<br />
sie sind – das ist ein Menschenrecht.<br />
Die Pädagogik liefert passende<br />
Konzepte, wie man mit<br />
dieser Vielfalt umgehen kann.<br />
Dass Lerngruppen heterogen<br />
sind, ist im Kindergarten- und<br />
Schulalltag Realität. Im Sinne<br />
des inklusiven Gedankens wird<br />
Verschiedenheit als gewollter<br />
„Normalfall“ angenommen. Inklusion<br />
verlangt konsequenterweise<br />
eine „Schule für alle“,<br />
eine Pädagogik der Vielfalt, die<br />
selbstverständlich auch Hochbegabung<br />
mit einschließt.<br />
„Egalitäre Differenz“, so hat<br />
die Erziehungswissenschaftlerin<br />
Annedore Prengel die Tatsache<br />
bezeichnet, dass Unterschiede<br />
im Grunde sich ergänzende<br />
Konstrukte sind. In diesem Gedanken<br />
„kommt der Wunsch<br />
zum Ausdruck, auf vielfältige<br />
Weise leben zu können“ (Prengel,<br />
2001). Praktisch heißt das,<br />
dass alle Schülerinnen und<br />
Schüler an allen Phasen des Unterrichts<br />
teilhaben können und<br />
somit gleiche Entwicklungschancen<br />
haben und an Bildung<br />
partizipieren sollen.<br />
Dass Vielfalt in der Schule vorkommt<br />
und dass man mit ihr<br />
umgehen muss, ist nicht neu.<br />
Vergleichsstudien wie PISA haben<br />
die Debatte um Bildungsgerechtigkeit<br />
und die bildungspolitischen<br />
Ansprüche, die daraus<br />
entstehen, neu entfacht.<br />
Einklassige Volksschulen gab es<br />
noch bis weit ins 20. Jahrhundert;<br />
auch die Ansätze von Maria<br />
Montessori basieren auf individualisiertem<br />
Lernen.<br />
Heterogenität wird im Alltagssprachgebrauch<br />
häufig gleichbedeutend<br />
mit Verschiedenheit,<br />
Vielfalt oder auch Differenz verwendet.<br />
Dimensionen der<br />
Heterogenität<br />
In der Wissenschaft unterscheiden<br />
die meisten Modelle<br />
zwischen verschiedenen Heterogenitätsdimensionen<br />
– etwa<br />
leistungsbedingte, soziokulturelle,<br />
migrationsbedingte, gesundheits-<br />
und körperbezogene,<br />
geschlechtsbezogene, sprachliche,<br />
Alters- und Entwicklungsheterogenität.<br />
„Die Zahl der Merkmale, nach<br />
denen man eine Gruppe als<br />
mehr oder weniger heterogen<br />
klassifizieren kann, [ist allerdings]<br />
im Prinzip unendlich:<br />
Haarfarbe, Körpergröße, Charaktereigenschaften<br />
und Freizeitinteressen,<br />
soziale Bindungen<br />
oder Familiengröße – in all<br />
diesen Aspekten können sich<br />
Mitglieder einer Lerngruppe<br />
mehr oder weniger (un)ähnlich<br />
sein“ (Trautmann & Wischer,<br />
2011).<br />
44 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Welche Dimensionen von<br />
Heterogenität sind nun für<br />
das schulische Lernen relevant?<br />
Eine einheitliche Liste<br />
gibt es nicht, denn je nach (Forschungs-)Perspektive<br />
werden<br />
unterschiedliche Prioritäten in<br />
den Blick genommen.<br />
So fragt die psychologische<br />
Lehr-Lernforschung vor allem<br />
nach Bedingungsfaktoren<br />
schulischer Leistung. Im öffentlichen<br />
Diskurs ist nämlich<br />
eine interessante Diskrepanz<br />
zu beobachten, wie Helmke und<br />
Weinert (1997) herausstellen:<br />
Die Rahmenbedingungen auf<br />
gesellschaftlicher, schulischer<br />
und Klassenebene werden als<br />
sehr bedeutsam eingeschätzt,<br />
spielen jedoch faktisch nur eine<br />
geringe Rolle.<br />
Am wichtigsten für Schulleistungen<br />
und Leistungsunterschiede<br />
sind die Lernenden<br />
selbst mit ihren vielfältigen<br />
Merkmalen und Verhaltensweisen<br />
– und das wiederum wird in<br />
der Debatte eher vernachlässigt.<br />
Die Heterogenität der Lernenden<br />
zeigt sich beispielsweise in<br />
ihrem Wissen, ihrer Intelligenz,<br />
ihrer Motivation und ihren Strategien<br />
zur Problembewältigung<br />
(„Metakognition“).<br />
Eine zweite (Forschungs-)Perspektive<br />
auf Heterogenitätsdimensionen<br />
liefern sozial- und<br />
erkenntniskritische Zugänge.<br />
Anders als bei der psychologischen<br />
Lehr-Lernforschung geht<br />
es hierbei um gesellschaftliche<br />
Ungleichheiten und weniger<br />
um die Frage, welche Heterogenitätsmerkmale<br />
Schülerinnen<br />
und Schüler mit in die Schule<br />
bringen.<br />
Hier stehen also soziale und<br />
strukturelle Unterschiede im<br />
Fokus, die das Lernverhalten beeinflussen.<br />
Diese Unterscheidungen<br />
werden allerdings nicht<br />
einfach hingenommen, sondern<br />
kritisch hinterfragt. Die<br />
Heterogenitätsdimensionen fallen<br />
schließlich nicht vom Himmel,<br />
sondern müssen als soziale<br />
Konstrukte und historische und<br />
gesellschaftliche Zuschreibungen<br />
verstanden werden, durch<br />
die Unterschiede überhaupt erst<br />
offenkundig werden.<br />
Was „normal“ ist und was „abweichend“,<br />
ist also Ergebnis sozial<br />
konstruierter Unterschiede –<br />
Etikettierung hat somit weitreichende<br />
Folgen.<br />
Inklusion will dieses Etikettierungs-Dilemma<br />
überwinden.<br />
Das Problem dabei: Gerade Bildungsinstitutionen<br />
müssen kategorisieren<br />
und unterscheiden,<br />
um notwendige personelle,<br />
räumliche und sachliche<br />
Ressourcen zu erhalten – das sogenannte<br />
„Etikettierungs-Ressourcen-Dilemma“.<br />
Ressourcen<br />
sollten jedoch nicht vereinzelt<br />
Kindern mit entsprechendem<br />
Förderbedarf zugewiesen werden,<br />
sondern der gesamten inklusiven<br />
Schule, da das inklusive<br />
Konzept alle Kinder in den<br />
Blick nimmt.<br />
Inklusion<br />
Hochbegabter<br />
Eine solche Etikettierung<br />
kann auch in Beziehung auf<br />
Hochbegabung stattfinden, beispielsweise,<br />
wenn ein entsprechend<br />
hoher IQ-Wert Voraussetzung<br />
ist, um an einem Begabtenförderprogramm<br />
teilzunehmen.<br />
In einer inklusiven Schule<br />
sollte dies aufgrund der Anerkennung<br />
von Vielfalt, wozu<br />
selbstverständlich auch hohe<br />
Intelligenz gehört, obsolet sein.<br />
Bei Underachievern, also Kindern<br />
und Jugendlichen, die trotz<br />
hoher Intelligenz nicht die entsprechenden<br />
schulischen Leistungen<br />
zeigen, könnte eine Diagnostik,<br />
die besondere Begabungen<br />
identifiziert, jedoch<br />
weiterhin hilfreich sein. Insofern<br />
kann auch bei Hochbegabung<br />
im inklusiven Konzept ein<br />
Etikettierungs-Dilemma vorliegen.<br />
Inklusion bedeutet also keineswegs<br />
nur einseitige Unterstützung<br />
von Menschen mit Beeinträchtigungen,<br />
sondern Anerkennung<br />
der Tatsache, dass<br />
Menschen verschieden sind –<br />
und dass sich Potenziale besser<br />
entfalten können, wenn man<br />
auf unterschiedliche Bedürfnisse<br />
so gut wie möglich eingeht.<br />
Literatur<br />
Heimlich, U. (2014): Einleitung: Inklusion<br />
und Sonderpädagogik. In: Heimlich, U. &<br />
Kahlert, U. (Hrsg.): Inklusion in Schule und<br />
Unterricht. Wege zur Bildung für alle.<br />
Heinzel, F. (2008) Umgang mit Heterogenität<br />
in der Grundschule. In: Ramseger, M.<br />
& Wagener, M. (Hrsg.): Chancenungleichheit<br />
in der Grundschule. Ursachen und<br />
Wege aus der Krise.<br />
Helmke, A. & Weinert, F.E. (1997): Bedingungsfaktoren<br />
schulischer Leistungen.<br />
In: Weinert, F.E. (Hrsg.): Psychologie des<br />
Unterrichts und der Schule.<br />
Prengel, A. (2001): Egalitäre Differenz<br />
in der Bildung. In: Lutz, H. & Wenning, N.<br />
(Hrsg.): Unterschiedlich verschieden. Differenz<br />
in der Erziehungswissenschaft.<br />
Rohen, C. & Wulfmeyer, M. (2021): (Hoch-)<br />
Begabung im inklusiven Sachunterricht.<br />
Theoretische Überlegungen und erprobte<br />
Unterrichtsvorschläge.<br />
Seitz, S. (2005): Zeit für inklusiven Sachunterricht.<br />
Basiswissen Grundschule.<br />
Band 18.<br />
Trautmann, M. & Wischer, B. (2011): Heterogenität<br />
in der Schule. Eine kritische<br />
Einführung.<br />
Wellenreuther, M. (2005): Lehren und Lernen<br />
– aber wie? Empirisch-experimentelle<br />
Forschungen zum Lehren und Lernen im<br />
Unterricht.<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 45
FILMKUNST<br />
Die Lust am Gruseln<br />
Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser.<br />
Von Karin Polz<br />
W<br />
isst ihr, was „Angstlust“<br />
ist? Vielleicht habt ihr sie<br />
schon mal gespürt, als ihr Achterbahn<br />
gefahren seid, Bungeejumping<br />
ausprobiert habt – oder<br />
einen Horrorfilm angeschaut<br />
habt. Angstlust entsteht, wenn<br />
eine gefährliche oder angstmachende<br />
Situation überwunden<br />
wird und sich danach ein erleichtertes,<br />
beglückendes Gefühl<br />
einstellt.<br />
Dass Horrorfilm-Fans dieses<br />
Gefühlskarussell gerne durchleben,<br />
liegt natürlich daran, dass<br />
sie wissen, dass sie in Sicherheit<br />
sind und sich in keine reale<br />
Gefahr begeben müssen. Über<br />
Angstlust gibt es eine ganze Reihe<br />
psychologischer Abhandlungen,<br />
die das Phänomen genauer<br />
untersuchen. Doch von der<br />
Theorie zur Praxis: 2022 gibt es<br />
zahlreiche Möglichkeiten, seine<br />
Angstlust im Kino auszuleben.<br />
Ein paar Vorschläge.<br />
Scream<br />
ab 13. Januar<br />
S<br />
cream ist der Inbegriff des<br />
Horrorfilms. Das liegt nicht<br />
nur daran, dass die Reihe bisher<br />
fünf Kinofilme und eine TV-<br />
Serie hervorgebracht hat. Vielmehr<br />
hat der erste „Scream“-Kinofilm<br />
im Jahr 1996 das damals<br />
fast tote Genre neu belebt. Wobei<br />
„belebt“ vielleicht nicht das<br />
passende Wort ist, wenn man<br />
an die grausamen Filmmorde<br />
denkt. Auch die Maske, die die<br />
Killer im Film tragen, war stilbildend:<br />
Sie steht heute quasi<br />
als Symbol für Horror.<br />
Im fünften Kinofilm treffen<br />
die Zuschauer auf alte Bekannte<br />
wie Sidney Prescott, die Journalistin<br />
Gale Weathers und den<br />
Ex-Sheriff Dewey. Auch die Morde<br />
haben enge Bezüge zu früheren<br />
Scream-Filmen: Der Killer<br />
tötet vor allem Teenager, die<br />
eine Verbindung zu den Opfern<br />
ehemaliger Gräueltaten haben.<br />
Nicht mehr dabei ist der Verantwortliche<br />
für die ikonische<br />
Inszenierung: Regisseur Wes<br />
Craven ist 2015 gestorben. Auch<br />
das ständige Zitieren anderer<br />
Horrorfilme soll angeblich ein<br />
Ende haben. Der Effekt habe<br />
sich abgenutzt, wird gemunkelt.<br />
Allerdings: Echte „Scream“-Fans<br />
werden die Suche nach den Anspielungen<br />
auf andere Horrorfilme<br />
sicher vermissen.<br />
46 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
FILMKUNST<br />
Fotos: Scream: © 2021 Paramount Pictures The Black Phone: © 2021 UNIVERSAL STUDIOS<br />
Jeepers Creepers:<br />
Reborn<br />
(ab 17. Februar)<br />
T<br />
eil 1 von 2001 ist ein Kult-<br />
Klassiker, Teil 3 kam nicht<br />
mal mehr in die Kinos, sondern<br />
2017 gleich auf DVD raus. Doch<br />
jetzt soll ein vierter Teil die Jeepers-Creepers-Reihe<br />
wieder auf<br />
die Erfolgsspur bringen. Ob das<br />
gelingen kann? Schwachpunkt<br />
der Horror-Saga ist eindeutig<br />
die Story. Denn die basiert auf<br />
der Legende vom Creeper, der<br />
jeden 23. Frühling aufersteht,<br />
um 23 Tage lang Jagd auf Menschen<br />
zu machen. In den ersten<br />
drei Filmen macht er genau<br />
das: Er verfolgt Menschen, tötet<br />
Menschen, wird von Menschen<br />
bekämpft. Darüberhinaus darf<br />
man nicht viel Handlung erwarten.<br />
Im vierten Teil versucht das<br />
neue Kreativteam – unter anderem<br />
sind Regie und Drehbuch<br />
neu besetzt – die Lücke durch<br />
Visionen und Prophezeiungen<br />
zu füllen. Das Mädchen Laine<br />
macht diese mystischen Erfahrungen,<br />
als sie mit ihrem Freund<br />
unterwegs ist zu einem Horror-<br />
Festival. Sie befürchtet, dass etwas<br />
Böses heraufbeschworen<br />
wurde. Und so wird es kommen<br />
– selbst wenn die Gefahr besteht,<br />
dass auch diesmal der Erfolg des<br />
ersten Jeepers-Creepers-Films<br />
nicht erreicht wird.<br />
The Black Phone<br />
ab 23. Juni<br />
E<br />
in paar Wochen länger müssen<br />
Horrorfans jetzt noch<br />
auf den eigentlich für Jahresanfang<br />
angekündigten Film „The<br />
Black Phone“ warten. Für mich<br />
am schockierendsten an diesem<br />
Film: Der sonst eher sanftmütige<br />
Figuren darstellende Ethan<br />
Hawke spielt einen Psychopathen,<br />
der unzählige Kinder entführt.<br />
Sehr überzeugend allerdings,<br />
wie Kritiker bestätigen.<br />
Die Story erzählt von Finney,<br />
einem dreizehnjährigen Jungen,<br />
der entführt und in einen Kellerraum<br />
gesperrt wird. Dort hängt<br />
an der Wand ein schwarzes Telefon.<br />
Jedesmal, wenn es klingelt,<br />
sind frühere Opfer des Killers<br />
am Apparat und geben Finney<br />
Tipps, wie er entkommen kann.<br />
Horrorfans sind gespannt,<br />
denn Drehbuch und Regie von<br />
„The Black Phone“ liegen in der<br />
Hand von Scott Derrickson. Dessen<br />
Film „Sinister“ (übrigens<br />
ebenfalls mit Ethan Hawke) galt<br />
lange Zeit als gruseligster Horrorfilm<br />
aller Zeiten (siehe Extra-<br />
Fakten). Wer „The Black Phone“<br />
sehen will, sollte übrigens auf<br />
jeden Fall den Trailer meiden –<br />
dort wird schon viel zu viel verraten,<br />
bemängelt die Horrorfilm-Community.<br />
Extra-Fakten<br />
Horror treibt den<br />
Puls hoch<br />
W<br />
ie untersucht man, welcher<br />
Horrorfilm der gruseligste<br />
ist? Ganz einfach, indem man<br />
prüft, wie hoch sich der Herzschlag<br />
von Zuschauern durch<br />
Schockeffekte treiben lässt. Zu<br />
dieser Methode hat 2020 das<br />
sogenannte „Science of Scare<br />
Project“ der britischen Firma<br />
Broadband Choices gegriffen<br />
und „Sinister“ zum gruseligsten<br />
Film aller Zeiten gekürt. 2021<br />
wurde die Studie mit neuen Filmen<br />
wiederholt und ein neuer<br />
Sieger gekürt: Der Film „Host“,<br />
der eher unbekannt und nur<br />
56 Minuten lang ist. Er brachte<br />
den Puls auf durchschnittlich 88<br />
Herzschläge pro Minute. Für die<br />
Studie mussten 250 Testpersonen<br />
in speziellen Räumen eine<br />
Auswahl von 40 Filmen schauen.<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 47
UNPROMINENTE PROMINENTE<br />
Warum ist es nachts dunkel?<br />
Heinrich Wilhelm Matthias Olbers und der Nachweis,<br />
dass das Universum nicht unendlich ist.<br />
Von Lars-Hendrik Schilling<br />
Heinrich Wilhelm Matthias Olbers.<br />
Lithografie von Rudolf Suhrlandt/Wikimedia<br />
commons<br />
Name: Heinrich Wilhelm Matthias<br />
Olbers<br />
Lebensdaten: 11. Oktober 1758<br />
in Arbergen bei Bremen bis 2.<br />
März 1840 in Bremen<br />
In aller Kürze: Heinrich Wilhelm<br />
Olbers formulierte das Olbers’sche<br />
Paradoxon. Er fragte,<br />
warum es eigentlich nachts<br />
dunkel sei, und zeigte damit,<br />
dass das Universum nicht unendlich<br />
groß und unendlich alt<br />
sein kann.<br />
Im Detail: Manche Fragen<br />
scheinen völlig banal, entwickeln<br />
im richtigen Kontext aber<br />
plötzlich große Schlagkraft.<br />
Heinrich Wilhelm Olbers stellte<br />
eine solche Frage, die als das Olbers’sche<br />
Paradoxon in die Geschichte<br />
der Astronomie einging:<br />
„Warum ist es nachts dunkel?“<br />
Heinrich Wilhelm Olbers war<br />
fast lebenslang Bremer. Zwar<br />
wurde er 1758 in Arbergen als<br />
achtes von 16 Kindern eines Pastors<br />
geboren, die Familie zog<br />
aber schon 1760 nach Bremen,<br />
wo Olbers große Teile seines Lebens<br />
verbringen sollte.<br />
Sein Studium führte ihn für<br />
ein paar Jahre nach Göttingen,<br />
wo er einen doppelten Lebensweg<br />
aufnahm: hauptberuflich<br />
Arzt, mit großem Eifer Hobbyastronom.<br />
Olbers studierte Medizin,<br />
besuchte aber auch astronomische<br />
Vorlesungen.<br />
Nach seiner medizinischen<br />
Doktorarbeit über das menschliche<br />
Auge zog er zurück nach<br />
Bremen. Dort führte Heinrich<br />
Wilhelm Olbers bis zu seinem<br />
Ruhestand eine Arztpraxis.<br />
Dieser gutbürgerliche Teil seines<br />
Lebens war wenig spektakulär:<br />
Er war zweimal verheiratet,<br />
überlebte jedoch beide Ehefrauen<br />
und war am Ende somit<br />
doppelter Witwer. Er hatte eine<br />
Tochter namens Henriette Marie<br />
Dorothea, welche ebenfalls<br />
vor ihm starb, und einen Sohn<br />
namens Georg Heinrich, der ihn<br />
deutlich überlebte. Heinrich<br />
Wilhelm Olbers verstarb im Alter<br />
von 81 Jahren. Alles in allem<br />
nicht gerade legendär.<br />
Bedeutend sind dagegen seine<br />
Beiträge zur Astronomie. Schon<br />
als Medizinstudent beobachtete<br />
er einen Kometen, während<br />
er nachts über einen Patienten<br />
wachte, und entwickelte eine<br />
Methode zur Bahnbestimmung,<br />
die bis heute Anwendung findet.<br />
Olbers beobachtete allgemein<br />
eine Vielzahl von Kometen,<br />
was ihm unter anderem deshalb<br />
möglich war, weil er nachts gut<br />
wach sein konnte. Einigen Berichten<br />
zufolge reichten ihm<br />
vier Stunden Schlaf pro Nacht.<br />
Dabei entdeckte er mehrere<br />
Kometen und zwei wichtige<br />
Asteroiden im Asteroidengürtel<br />
(Pallas und Vesta). Er wurde<br />
in mehrere astronomische Gesellschaften<br />
als Mitglied aufgenommen.<br />
Heute ist Heinrich Wilhelm<br />
Olbers Astronomen vor allem<br />
48 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
UNPROMINENTE PROMINENTE<br />
wegen des Paradoxons bekannt,<br />
welches er formulierte und das<br />
nach ihm benannt ist: „Warum<br />
ist es nachts dunkel?“<br />
Um zu verstehen, warum das<br />
eine bahnbrechende Frage war,<br />
müssen wir uns einmal verdeutlichen,<br />
was seinerzeit über das<br />
Universum bekannt war. Die<br />
meisten Astronomen damals<br />
dachten, das Universum wäre<br />
unendlich groß und unendlich<br />
alt. Die meisten glaubten außerdem,<br />
der christliche Gott hätte<br />
es vor einiger Zeit irgendwann<br />
erschaffen.<br />
Unendlich groß<br />
und unendlich alt<br />
Das klingt wie ein Widerspruch,<br />
ist es aber nicht, denn<br />
die Annahme war, Gott hätte<br />
das Universum sozusagen im<br />
laufenden Betrieb erschaffen.<br />
Beispielsweise hätte das Licht<br />
von entfernten Sternen sich<br />
nicht erst zu uns auf den Weg<br />
machen müssen, sondern wäre<br />
bereits auf dem Weg zu uns erschaffen<br />
worden. Für den Beobachter<br />
sieht ein solches Universum<br />
aus, als wäre es unendlich<br />
alt.<br />
Das hat als Hypothese den<br />
wundervollen Vorteil, dass es<br />
die Frage nach dem Anfang<br />
des Universums völlig unnötig<br />
macht. Wenn das Universum<br />
schon ewig existiert (oder zumindest<br />
so wirkt), dann ergibt<br />
jene Frage einfach keinen Sinn.<br />
Das war nicht bloß aus Sicht der<br />
Physik elegant, weil man dann<br />
keinen Mechanismus für die<br />
Entstehung des Alls brauchte; es<br />
kam auch der Religion sehr entgegen,<br />
weil man dann Gott nicht<br />
Olbers-Denkmal in Bremen in<br />
den Wallanlagen Foto: Florean Fortescue/<br />
Wikimedia commons<br />
darin einschränken musste, wie<br />
genau er die Welt erschaffen<br />
habe.<br />
Zumal man damals auch noch<br />
keinerlei Beobachtungen kannte,<br />
die auf einen Anfang des<br />
Universums hingedeutet hätten.<br />
Das Universum ist einfach so alt<br />
(13,8 Milliarden Jahre), dass es<br />
für die damaligen Astronomen<br />
mit ihren damaligen Mitteln unendlich<br />
alt aussah.<br />
Des Weiteren dachte man, das<br />
Weltall sei unendlich groß, weil<br />
man auch mit den besten Teleskopen<br />
keinen Rand hatte ausmachen<br />
können. Und analog<br />
zum unendlichen Alter schafft<br />
dieser Ansatz natürlich auch die<br />
Frage ab, ob hinter diesem Rand<br />
noch irgendwas anderes existieren<br />
mag.<br />
Es überwindet also jede Menge<br />
Schwierigkeiten, anzunehmen,<br />
das Universum wäre unendlich<br />
groß und unendlich alt.<br />
Dieses Modell hat aber selbst ein<br />
ganz erhebliches Problem, welches<br />
Heinrich Wilhelm Olbers<br />
aufbrachte und welches nach<br />
ihm als Olbers’sches Paradoxon<br />
bezeichnet wird: Wäre das Universum<br />
unendlich groß und unendlich<br />
alt, sollte es nachts nicht<br />
dunkel sein.<br />
Denn dann hätte das Licht aller<br />
Sterne im All Zeit genug gehabt,<br />
bis zu uns zu kommen.<br />
Und weil es eben unendlich viele<br />
Sterne gäbe, müsste der Blick<br />
auf jeden Punkt am Nachthimmel<br />
auf einen Stern fallen. Das<br />
Universum kann also nicht<br />
grenzenlos sein und schon immer<br />
existiert haben.<br />
Nicht einmal Olbers selbst erkannte<br />
die ganze Schlagkraft<br />
seines Paradoxons. Er dachte,<br />
es müsse einfach große Dunkelwolken<br />
(zum Beispiel Staubnebel)<br />
geben, die das Licht auf<br />
seinem Weg absorbierten. Das<br />
kann aber nicht sein, denn in einem<br />
unendlichen alten Universum<br />
wären diese Wolken durch<br />
das Licht der Sterne dahinter solange<br />
aufgeheizt worden, bis sie<br />
ebenso hell glühten.<br />
Nein, das Olbers’sche Paradoxon<br />
war unser erster Hinweis<br />
auf das, was im 20. Jahrhundert<br />
in der Urknalltheorie mündete.<br />
Es zeigt, dass das Universum<br />
nicht in Zeit und Raum unendlich<br />
sein kann. Deshalb ist es<br />
nachts dunkel.<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 49
NATURPHÄNOMENE<br />
Wandern ins<br />
Badeparadies<br />
Pool-Landschaften im Grand Canyon.<br />
Von Peter Schmidt<br />
W<br />
er einmal einen völlig abgefahrenen<br />
Badeurlaub<br />
machen möchte, ist im Grand<br />
Canyon genau richtig. Nein, ich<br />
meine nicht Rafting, sondern<br />
Schwimmen und Planschen unter<br />
pittoresken Wasserfällen in<br />
türkisfarbenen Pools umgeben<br />
von grünen Bäumen. Ganz genau<br />
so, wie man sich das Paradies<br />
vorstellt. Travertin macht‘s<br />
möglich!<br />
Wer nur die Viewpoints am<br />
South Rim abfährt, hat den<br />
Grand Canyon zwar gesehen,<br />
aber nicht erlebt. Um den Grand<br />
Canyon zu erfassen, muss man<br />
Peter Schmidt im Pool der<br />
Mooney Falls.<br />
reinwandern. Richtig runter.<br />
Denn die spektakulärsten Stellen<br />
am und im Grand Canyon<br />
lassen sich nur auf abenteuerduftigen<br />
Pisten und Wanderwegen<br />
erleben.<br />
Noch bevor die Sonne aufgeht<br />
breche ich auf, steige in einen<br />
steilen und steinigen Seitenarm<br />
des weitverzweigten Grand Canyons<br />
ab. Sobald die aufgehende<br />
Sonne den felsigen Wüstengrund<br />
der immer tiefer werdenden<br />
Havasu-Schlucht erreicht,<br />
legt sich eine flimmernde, stehende<br />
Hitze über das Stammesgebiet<br />
der Havasupai.<br />
Diesmal ist mein Ziel nicht der<br />
Colorado, sondern eine Oase<br />
voller toller Pools. Um sie zu<br />
erreichen, liebe Ms, müsst ihr<br />
stundenlang durch sengende<br />
Hitze wandern. Oder gut hoch<br />
zu Ross sein, denn eine Straße<br />
dorthin gibt es nicht. Die einzige<br />
Straße in der Nähe endet<br />
am sogenannten Hualapai Hilltop.<br />
Von dort sind es 16 Kilometer.<br />
Auf dem Pfad liegt das Indianerdorf<br />
Supai, ein Kleinod aus<br />
vergangener Zeit, wo ihr Proviant<br />
finden könnt.<br />
Wenige Kilometer hinter Supai<br />
laden die ersten türkisfarbe-<br />
50 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
NATURPHÄNOMENE<br />
Stundenlanges Wandern<br />
durch sengende Hitze, um<br />
schließlich hier zu landen:<br />
die Havasu Falls mit Pool.<br />
Alle Fotos: Peter Schmidt<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 51
NATURPHÄNOMENE<br />
Die Pools unterhalb<br />
der Havasu Falls:<br />
eine Bilderbuch-<br />
Badelandschaft.<br />
nen Pools in Terrassenform zum<br />
Baden ein. Die blaugrüne Farbe<br />
des Wassers geht auf seine hohe<br />
Kalkkonzentration zurück.<br />
Calciumcarbonat ist ein Kalkstein,<br />
der in Süßwasserquellen<br />
chemisch aus Calcium- und Hydrogencarbonat-Ionen<br />
unter Beteiligung<br />
von Kohlendioxid ausgefällt<br />
wird. Der Kalk lagert sich<br />
am Grund des Flusses ab. Hölzer<br />
und Blätter beschleunigen<br />
dabei den Prozess der Bildung<br />
von bildschönen Travertin-Terrassen.<br />
Diese natürlichen Staumauern<br />
bilden den Rahmen unzähliger<br />
Pools.<br />
Pittoreske Wasserfälle verbinden<br />
die auf mehreren Ebenen<br />
liegenden Pools. Ganz oben<br />
sind die Kaskaden der Navajo-<br />
Falls. Dann kommen die Havasu<br />
Falls. Dort stürzt das Wasser in<br />
einen großen Pool, der gesäumt<br />
ist von weiteren Pools, treppenartig<br />
getrennt durch weiße<br />
Mauern aus Travertin. Hier ist<br />
das Camp und das Herz der paradiesisch<br />
anmutenden Badelandschaft.<br />
Später folgen coloradowärts<br />
die Mooney Falls und<br />
weitere.<br />
Die Mooney Falls.<br />
Der Weg zu den Mooney Falls<br />
erfordert Schwindelfreiheit, Balancierfähigkeit<br />
und Griffkraft.<br />
Denn ein bisschen Sport muss<br />
sein. Wacklige Brücken, die<br />
über das türkisfarben strömende<br />
Wasser führen, enge Kletterhöhlen,<br />
steile Leitern und Eisenketten,<br />
an denen man sich<br />
gut festhalten muss, machen<br />
den weiteren Verlauf des Trails<br />
zu einem speziellen Parcours.<br />
Fast senkrecht steigt man in den<br />
Canyon zum herrlichen Mooney-Pool<br />
ab.<br />
Wer hier finisht, den erwartet<br />
eine zauberhafte Umgebung.<br />
Und wer dann noch mutig ist,<br />
kann sich auf eine der Baumschaukeln<br />
setzen und im hohen<br />
Bogen schwungvoll über eine<br />
kleine Kaskade in einen tiefergelegenen<br />
Pool fliegen. Je weiter,<br />
desto platsch!<br />
52 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
RÄTSEL<br />
E<br />
in passender deutscher<br />
Name für dieses<br />
Rätsel wäre Ballons<br />
und Eisenkugeln. Das<br />
Dosun Fuwari ist mir<br />
zum ersten Mal 2017<br />
auf der WM in Bangalore<br />
begegnet. Die Rätselart<br />
habe ich noch nie<br />
in wirklich schwierig<br />
gesehen, und auch mir<br />
ist noch kein wirklich<br />
schwieriges Exemplar<br />
Dosun Fuwari<br />
gelungen. Vielleicht<br />
mögen ja einige der<br />
<strong>Mag</strong>-Leser es selbst mal<br />
probieren? Ich würde<br />
mich sehr freuen, wenn<br />
jemand mir das Ergebnis<br />
dann zuschickt. :)<br />
Silke Berendes<br />
Anleitung:<br />
Tragen Sie in jedes Gebiet<br />
einen weißen und<br />
einen schwarzen Kreis<br />
so ein, dass sich niemals<br />
über einem weißen<br />
Kreis ein schwarzer<br />
Kreis oder ein leeres<br />
Feld befindet und<br />
niemals unter einem<br />
schwarzen Kreis ein<br />
weißer Kreis oder ein<br />
leeres Feld befindet.<br />
Auflösungen<br />
Ausgabe 145<br />
Auflösungen im nächsten Heft<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 53
ORGANISATION<br />
Wer weiß mehr?<br />
Organisatoren lokaler Treffen.<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />
04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />
06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />
07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 – 39 649 614<br />
Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />
09…<br />
Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />
10…<br />
Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />
Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />
19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />
KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />
20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />
Hamburg-Harburg / HEIKE HARNACK /<br />
21… 0162-4 291 482<br />
Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />
22…<br />
Ahrensburg / HERBERT ZUR NEDDEN /<br />
0152 – 51 364 568<br />
23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />
Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />
Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />
24…<br />
Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />
0170 – 6 053 874<br />
Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />
25…<br />
Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />
26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />
28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />
30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />
32… Minden / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />
Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />
33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />
0521 – 42 826 586<br />
34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />
Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />
35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />
Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />
36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />
37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />
Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />
38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />
05323 – 997 724<br />
39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />
41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />
42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />
44…<br />
45…<br />
Dortmund / KERSTIN PAUL-KRUMMRICH /<br />
0231 – 9 586 387<br />
Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />
Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />
Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />
46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />
47…<br />
48…<br />
Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />
Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />
Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />
Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />
Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />
49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />
Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />
50…<br />
Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />
52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />
53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160 – 7 082 153<br />
55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />
56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />
57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />
58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />
59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />
60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />
61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />
63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 0162 – 8 492 917<br />
64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />
65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />
66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />
67…<br />
68…<br />
69…<br />
Kaiserslautern und Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 –<br />
2 701 102 / MARC HILLER / 0176 – 81 687 948<br />
Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />
06221 – 3016 66<br />
Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />
06221 – 3016 66<br />
70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0151 – 72 712 329<br />
72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />
75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />
54 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
ORGANISATION<br />
PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />
76…<br />
77…<br />
Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />
Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 – 2 701 102<br />
Pfalz / MARC HILLER / 06731 – 9 079 640<br />
Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />
07821 – 37 679<br />
78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />
79…<br />
80…<br />
81…<br />
Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />
0177 – 7 607 919<br />
München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />
München / CHRISTIAN ROSENKRANZ /<br />
0176 – 61 198 156<br />
München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />
089 – 30 004 913<br />
83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />
84...<br />
85…<br />
Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />
08762 – 2 189<br />
Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0157 – 35 663 678<br />
Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />
0179 – 3 217 777<br />
86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />
87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />
88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />
89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />
89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />
90… Nürnberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />
91… Erlangen / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />
93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />
94…<br />
Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />
Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />
95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />
96… Bamberg / CORNELIA SCHUMANN / 0151 – 401 419 32<br />
96… Coburg / FRANK EISENWIENER / 09561 – 6 209 400<br />
97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />
99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 – 4 162 631<br />
Termine & Treffen<br />
Eine Übersicht mit aktuellen<br />
Treffen und Terminen gibt<br />
es im Internet unter:<br />
ř db.mensa.de/events<br />
Die E-Mailadressen der<br />
lokalen Ansprechpersonen<br />
findet ihr unter:<br />
ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />
Adressänderungen<br />
Da Postvertriebsstücke von der<br />
Post nicht nachgesandt werden,<br />
kommen <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azine<br />
trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />
an die Geschäftsstelle<br />
zurück. Änderungen von Adressen<br />
oder Daten bitte an die<br />
Geschäftsstelle oder selbst im<br />
eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />
ř office@mensa.de<br />
Änderungswünsche an<br />
der Tabelle bitte an:<br />
ř mindmag@mensa.de<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 55
INFORMATION<br />
Internet<br />
Ì www.mensa.de<br />
Ì www.mensa.de/social/<br />
eMVZ<br />
Ì https://db.mensa.de<br />
Schlichter<br />
Christiane Schmetzer<br />
¼ 07822 / 780 027<br />
ì schmetzer@kabelbw.de<br />
Michael Robert Biber<br />
¼ 0175 / 1 649 242<br />
ì biber@newdirection.de<br />
Monika Maria Sommer<br />
ì monika@msommer.de<br />
Kinder- und Jugendbereich<br />
Camps:<br />
Michael Bonfert<br />
Regional:<br />
Annette Schlüter<br />
Daniela Hirscheider<br />
Volker Schwarz<br />
¼ 0179 / 6 758 335<br />
ì kiju-ko@mensa.de<br />
Spenden an Mensa<br />
<strong>MinD</strong>-Stiftung gGmbH<br />
IBAN:<br />
DE26 5109 0000 0071 4576 05<br />
BIC: WIBADE5W<br />
SIGHT<br />
Couchsurfen und mehr im smarten<br />
Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />
Andrea Schwelm<br />
ì sight@mensa.de<br />
Sozialfonds<br />
Frank Pirman<br />
¼ 08452 / 7333169<br />
ì frank.pirman@t-online.de<br />
IBAN:<br />
DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />
BIC: GENODEM1GLS<br />
Sozialprojekt zum JT<br />
Jörg Büttner<br />
Sebastianstraße 21 a<br />
10179 Berlin<br />
¼ 030 / 33 878 731<br />
ì mann-le@web.de<br />
IBAN:<br />
DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />
BIC: NORSDE51XXX<br />
Vereinskonto<br />
ì kasse@mensa.de<br />
IBAN:<br />
DE03 5109 0000 0071 4586 01<br />
BIC: WIBADE5W<br />
Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />
Leitender Psychologe (NSP)<br />
Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />
Bahnhofstr. 15, 25497 Prisdorf<br />
¼ 04101 / 5 055 884<br />
ì testbetrieb@mensa.de<br />
Intelligenztest<br />
Termine und Anmeldemöglichkeit<br />
gibt es auf unseren Webseiten.<br />
Ì www.mensa.de<br />
Verwaltung<br />
Geschäftsführung<br />
Martin Jäkle<br />
gf@mensa.de<br />
Geschäftsstelle<br />
Cirsten Novellino<br />
Wandlhamerstraße 2<br />
82166 Gräfelfing<br />
¼ 089 / 86 466 251<br />
Fax: 089 / 86 466 252<br />
ì office@mensa.de<br />
Geschäftszeiten<br />
Dienstag und Donnerstag<br />
8:30 bis 16:30 Uhr<br />
International/<br />
Deutschsprachige Nachbarn<br />
International Office<br />
Michael Freenan<br />
Executive Director Mensa<br />
International Ltd.<br />
Slate Barn, Church Lane,<br />
Caythorpe<br />
Lincolshire NG 32 3EL<br />
United Kingdom<br />
¼ 0044 / 1 400 272 675<br />
Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />
ì mensainternational@<br />
mensa.org<br />
Ì www.mensa.org<br />
Chairman<br />
Björn Liljeqvist<br />
ì chairman-mil@mensa.org<br />
NatReps<br />
Peter Fröhler<br />
ì peter.froehler@mensa.de<br />
Yu Jin Son<br />
ì yu_jin.son@mensa.de<br />
Mensa Österreich<br />
Gerald Schmidt<br />
Paulasgasse 17/3/26<br />
A-1110 Wien<br />
ì vorsitz@mensa.at<br />
Ì www.mensa.at<br />
Mensa Schweiz<br />
Christine Ryser<br />
Ruchackerweg 5<br />
CH-4565 Recherswil<br />
ì chair@mensa.ch<br />
Ì www.mensa.ch<br />
56 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
IMPRESSUM<br />
Vorstand<br />
Christian Ambach<br />
Wissenschaft & Forschung,<br />
Bildung, Strategie,<br />
Marketing, Webseite<br />
Impressum<br />
<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin<br />
Die offizielle Zeitschrift<br />
von Mensa in Deutschland e.V.<br />
ISSN 1866-9867<br />
Anzeigen<br />
Martin Jäkle<br />
gf@mensa.de<br />
0151 / 72 712 329<br />
ì christian.ambach@mensa.de<br />
Melanie Jäger<br />
Regionale Struktur,<br />
Mensa Youth Regional,<br />
KiJu Regional, Testbetrieb,<br />
Ortsblätter, BoutIQue<br />
ì melanie.jaeger@mensa.de<br />
Rüdiger Klings<br />
IT, Datenschutz (IT),<br />
Organisation,<br />
Vorschlagswesen,<br />
Ansprechpartner GF<br />
ì ruediger.klings@mensa.de<br />
Ansgar Lindhauer<br />
Recht & Compliance,<br />
Datenschutz (Recht),<br />
Finanzen<br />
ì ansgar.lindhauer@mensa.de<br />
Swante Scholz<br />
Mensa Youth Überregional,<br />
Großveranstaltungen,<br />
<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>, Prävention,<br />
Mitgliederbetreuung, SIGs<br />
ì swante.scholz@mensa.de<br />
Yu Jin Son<br />
Vorsitz,<br />
Internationales,<br />
Kooperationen,<br />
Presse & Öffentlichkeitsarbeit<br />
ì yu_jin.son@mensa.de<br />
Redaktionsanschrift<br />
ì mindmag@mensa.de<br />
Herausgeber<br />
Mensa in Deutschland e.V.<br />
Rodinger Straße 19<br />
93413 Cham<br />
Registergericht: Köln, VR 8190<br />
Kontakt<br />
Wandlhamerstraße 2<br />
82166 Gräfelfing<br />
Zuständig im Vorstand<br />
und V.i.S.d.P.:<br />
Swante Scholz<br />
Chefredakteur<br />
Erwin Klein<br />
ì chefredakteur@mensa.de<br />
Redaktion<br />
Babette Mairoth-Voigtmann<br />
Christina Zejewski<br />
Cornelia Capito<br />
Jan Zbikowski<br />
Julian Lemburg<br />
Kathrin Viergutz<br />
Katrin Sluka<br />
Martin Sluka<br />
Ralf Müller<br />
Sören Köser<br />
Swen Neumann<br />
Ulrike Dürnfeld<br />
Uta Viegener<br />
Layout<br />
BT Media<br />
Celler Straße 1<br />
38518 Gifhorn<br />
Druck<br />
Passavia GmbH & Co. KG<br />
Medienstraße 5b<br />
94036 Passau<br />
Ì www.passavia.de<br />
Auflage<br />
15.300<br />
Abo für Nichtmitglieder<br />
Jährlich einschließlich Zustellung<br />
und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />
Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />
Die mit dem Namen des Verfassers<br />
oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />
Beiträge geben die Meinung<br />
des Autors wieder. Nachdruck nur<br />
mit schriftlicher Zustimmung und<br />
mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />
behält sich vor, Leserbriefe und<br />
eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />
veröffentlichen.<br />
Redaktionsschluss<br />
Ausgabe 147: 15. Februar 2022<br />
Ausgabe 148: 15. April 2022<br />
Ausgabe 149: 15. Juni 2022<br />
mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022 | 57
SCHEER WARE<br />
„Wir müssen dringend<br />
was ändern!“<br />
Oder: Wie man zuverlässig kompetente Köpfe verliert.<br />
Von Heinz-Detlef Scheer<br />
„Ich habe jetzt 15 Jahre für dieses<br />
Unternehmen gearbeitet! Aber<br />
jetzt ist Schluss!“ erzählt mir<br />
eine Kundin wütend. „Ich habe<br />
den Service-Bereich mit aufgebaut,<br />
dann bin ich nach sieben<br />
Jahren in die Produktentwicklung<br />
gegangen. Ich bin Ingenieurin<br />
mit fast 20 Jahren Berufserfahrung<br />
im Anlagenbau! Ich<br />
habe motivierte Mitarbeiter, die<br />
auch nicht immer einfach sind<br />
… trotzdem: wir sind kurz davor,<br />
den M42 zur Produktreife zu<br />
bekommen. Und der wurde ja<br />
schon in der Fachpresse gelobt,<br />
noch bevor er überhaupt marktreif<br />
ist.<br />
Dann kam der neue junge Bereichsleiter,<br />
dem der erfreuliche<br />
Ruf vorauseilte, unser Unternehmen<br />
auf den neusten Stand<br />
bringen zu wollen.<br />
Ein, zwei Kollegen wurden etwas<br />
unruhig, aber ich habe mich<br />
gefreut, denn es ist doch klar:<br />
Wenn man viele Jahre in einem<br />
Bereich erfolgreich zusammenarbeitet,<br />
dann gibt es schon mal<br />
Situationen, wo man etwas betriebsblind<br />
wird, also unbewusst<br />
in einer nicht notwendigermaßen<br />
extrem effektiven Routine<br />
steckenbleibt.“<br />
„Haben Sie Beispiele?“ fragte<br />
ich. „Na klar: das Outfit des M42<br />
sollte modern wirken! Mein<br />
Sohn sagte schon, das Ding<br />
sähe aus wie ein Symbol für die<br />
Neunziger! Obwohl die neueste<br />
Technik drin verbaut war …“ –<br />
„Fanden Sie das denn auch?“,<br />
fragte ich nach. „Naja, da muss<br />
man sich fragen, ob das Aussehen<br />
für eine solche Industrieanlage<br />
relevant ist, aber irgendwie<br />
stimmte das. Das Ding<br />
passte eigentlich so wenig zum<br />
Image unserer Firma wie unsere<br />
tatsächlich aus den Neunzigern<br />
stammende hierarchische<br />
Struktur“.<br />
Eine neue Generation<br />
von Führungskräften<br />
„Und was hat sich dort entwickelt?“,<br />
jetzt wurde das Gespräch<br />
immer interessanter. „Es<br />
wurde die Fusion mit einem<br />
amerikanischen Partner genutzt.<br />
Das bedeutete eine neue<br />
Generation von Führungskräften.<br />
Ich habe ehrlich geglaubt,<br />
und damit war ich nicht allein,<br />
dass jetzt die Unternehmenskultur<br />
moderner würde, die Entscheidungswege<br />
schlanker und<br />
die Beteiligung möglichst aller<br />
klugen Köpfe eher hierarchieunabhängiger<br />
würde.<br />
„Und das Ergebnis?“ fragte ich<br />
neugierig, denn das ist doch bei<br />
vielen Unternehmen gerade das<br />
Problem im Moment: Wie können<br />
wir uns schnell und erfolgreich<br />
erneuern oder modernisieren?<br />
„Ja, das kann ich Ihnen sagen,<br />
Herr Scheer! Das Klima ist derart<br />
rau geworden, dass wir eine<br />
regelrechte Kündigungswelle<br />
erleben. Die Neuen machen einfach,<br />
was sie wollen, und die Beteiligung<br />
an Entscheidungsprozessen<br />
ist gleich null.<br />
Mein eigener Chef sagt, das<br />
wäre ein Rückschritt in die siebziger<br />
Jahre! Und bei der Lage auf<br />
dem Arbeitsmarkt im Moment<br />
sind die besten, vor allem die<br />
erfahrensten MitarbeiterInnen<br />
natürlich schon verschwunden.<br />
Mein Job geht übrigens zum ersten<br />
des nächsten Monats auch<br />
zu Ende.<br />
Ich gehe zu <strong>Mag</strong>er und Co., die<br />
suchen Leute wie mich. Gehaltserhöhung<br />
inklusive. Schade ist<br />
es trotzdem. Der M42 wird wohl<br />
gar nicht erst gebaut. Und das<br />
trotz aller guter Kritiken und bereits<br />
einiger Bestellungen.“<br />
58 | mind magazin <strong>146</strong>/februar 2022
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