Materialmappe_Die Wand_Endfassung
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IM GESPRÄCH MIT DEM REGISSEUR JORIS LÖSCHBURG<br />
Wie genau bist du auf das Stück DIE WAND gekommen und was hat dich davon überzeugt über diese<br />
Geschichte den Film zu drehen?<br />
Ich erlebe die Coronapandemie als eine Zeit, in der wir alle mit dem Thema Isolation und Einsamkeit<br />
konfrontiert sind. Das kann sich äußern durch das Gefühl der Trennung von Freunden und anderen<br />
geliebten Menschen, das kann aber auch sein, dass man plötzlich auf sich selbst zurückgeworfen wird,<br />
sich also auf ungewohnte Weise mit sich auseinandersetzen muss. Auch die Erfahrung als Schüler oder<br />
Schülerin eine Maske tragen zu müssen und plötzlich lauter maskierte Gesichter um sich zu haben,<br />
kann eine Isolationserfahrung sein und da bietet DIE WAND eine sehr starke Vorlage, um über unterschiedlichste<br />
Arten der Einsamkeit und auch der unsichtbaren Grenzen nachzudenken.<br />
Was waren deine Beweggründe, die Rolle der Protagonistin dreifach zu besetzen?<br />
Mir war bei der Inszenierung wichtig, dass am Ende für die Zuschauer*innen möglichst viele Interpretationsmöglichkeiten<br />
entstehen und dass man die Geschichte nicht als die Geschichte einer konkreten<br />
Person erlebt, sondern als eine Allegorie für etwas, das uns allen passieren könnte, ja das wir sogar<br />
alle schon zumindest ansatzweise erlebt haben… Bei uns gibt es ja auch keine Natur-Kulissen auf der<br />
Bühne, obwohl die Handlung eigentlich in den Bergen spielt, das heißt, ich bin allgemein auf eine abstrakte<br />
Art und Weise an den Stoff gegangen, um möglichst viele Interpretationsmöglichleiten offenzuhalten.<br />
Was empfindest du als die Stärken der Inszenierung?<br />
Mir war bei der Inszenierung wichtig, dass man, obwohl es sich um eine abstrakte Figur handelt, zu<br />
unserer Protagonistin eine große Nähe aufbauen kann. Es ist uns, meiner Ansicht nach, gelungen sowohl<br />
über die Spielweise unserer drei Darstellerinnen als auch über die Kamera sehr intime Situationen<br />
herzustellen. Ein Beispiel wäre, wenn sich die Protagonistin selbst filmt und in die Kamera spricht, voller<br />
Verzweiflung und mit Tränen in den Augen oder auch, wenn alle drei Darstellerinnen plötzlich zusammenkommen<br />
und sich mal in den Armen liegen und dann wieder ganz einsam auf der Bühne sitzen.<br />
In dieser großen Nähe und in diesem Näherkommen eines Menschen in einer existentiellen, abgründigen<br />
Situation, sehe ich eine große Stärke der Inszenierung.<br />
Theaterpädagogisches Begleitmaterial I Klara Ring I Telefon: 03981 277170 I E-Mail: k.ring@tog.de