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Pilotstudie Oberes Donautal - EZB (Eberstaller-Zauner Büros)

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<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Gewässerökologische Evaluierung neugeschaffener Schotterstrukturen<br />

im Stauwurzelbereich des Kraftwerks Aschach<br />

Gerald <strong>Zauner</strong>, Peter Pinka & Otto Moog<br />

Im Auftrag der Wasserstraßendirektion<br />

Wien, im Oktober 2001<br />

Impressum:<br />

Herausgeber & Verleger: Wasserstraßendirektion • Hetzgasse 2, 1030 Wien.<br />

Gestaltung und Satz: Norbert Novak • 1080 Wien.<br />

Druck: Beham-Druck • 4090 Engelhartszell.<br />

1


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Zum Geleit<br />

Die Donau nimmt als Verkehrsweg eine herausragende<br />

Stellung innerhalb der transeuropäischen<br />

Verbindungen ein. Sie darf als Fließgewässer<br />

nicht nur der Nutzung als Wasserstraße,<br />

als Freizeitraum oder Energielieferant für<br />

den Menschen dienen, sondern muss auch als<br />

komplexer Lebensraum für verschiedenste Tiere<br />

und Pflanzen gesehen werden. Diesem Umstand<br />

wird bei der Erhaltung der Schifffahrtsrinne<br />

durch die Wasserstraßendirektion in verantwortungsvoller<br />

Weise Rechnung getragen.<br />

Grundlage für jegliche Baumaßnahme in der<br />

Donau ist die Kenntnis über deren gewässerökologische<br />

Zusammenhänge. Die vorliegende<br />

Studie stellt den Endpunkt einer Serie von Untersuchungen<br />

dar, die die Verbesserung der Lebensbedingungen<br />

für gefährdete Arten in den<br />

staugeregelten Abschnitten der österreichischen<br />

Donau zum Ziel haben.<br />

Bereits seit 15 Jahren werden von der Wasserstraßendirektion<br />

Verbesserungsmaßnahmen<br />

durchgeführt, die darauf abzielen, die Stauwurzelbereiche<br />

der Stauräume zu revitalisieren<br />

und für gefährdete strömungsliebende Arten<br />

Lebens- und Rückzugsräume zu schaffen. In<br />

einem europaweit einzigartigen Pilotprojekt<br />

wurde im Raum Engelhartszell der Stauwurzelbereich<br />

des Kraftwerks Aschach mit etwa<br />

60.000 m 3 Schotter in Ufernähe strukturiert.<br />

2<br />

Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie<br />

Nach Abschluss der Arbeiten wurde von der<br />

Abteilung für Hydrobiologie der Universität für<br />

Bodenkultur der Erfolg der Maßnahmen mit einem<br />

umfangreichen Monitoringprogramm im<br />

Auftrag der Wasserstraßendirektion begleitet.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchung liegen<br />

nunmehr als Bericht vor und lassen die durchgeführten<br />

Verbesserungsmaßnahmen als großen<br />

Erfolg erscheinen.<br />

So wurde in den Untersuchungen ein signifikanter<br />

Anstieg bei den Reproduktionszahlen<br />

der standorttypischen Leitfischart, der Nase<br />

nachgewiesen. Durch die Erhöhung der Lebensraumdiversität<br />

konnte die Artenvielfalt der<br />

Benthosorganismen vergrößert werden.<br />

All diese positiven biologischen Effekte<br />

konnten mit den vielfältigen Nutzungsformen<br />

am Donaustrom wie Schifffahrt, Energieerzeugung,<br />

Tourismus und Hochwasserschutz durch<br />

eine beispielhafte Planung, Ausführung und<br />

Beweissicherung in Einklang gebracht werden.<br />

Zusammenfassend können die durchgeführten<br />

Maßnahmen als erfolgreiche Methode zur<br />

ökologischen Verbesserung von Stauwurzelbereichen<br />

der österreichischen Donau betrachtet<br />

werden.<br />

Bundesministerin<br />

Dipl.Ing. Dr. Monika Forstinger


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Gewässerökologische Evaluierung neugeschaffener Schotterstrukturen<br />

im Stauwurzelbereich des Kraftwerks Aschach<br />

Gerald <strong>Zauner</strong>, Peter Pinka & Otto Moog<br />

BearbeiterInnen der Beiträge<br />

Abiotik und Strukturierungsmaßnahmen: <strong>Zauner</strong> G. & M. Renk<br />

Fischökologie: Pinka P. & G. <strong>Zauner</strong><br />

Evaluierung neugeschaffener Uferstrukturierungen im Stauwurzelbereich<br />

des Kraftwerks Aschach anhand der wirbellosen Bodenfauna:<br />

Schmidt-Kloiber A., Nesemann H., Moog O., Graf W. & B. Baumgartner<br />

MitarbeiterInnen<br />

M. Car<br />

K. Egger<br />

A. Eisner<br />

R. Hartwig<br />

M. Hinterhofer<br />

C. Hörl<br />

M. Hochfellner<br />

S. Hohensinner<br />

G. Hollerer<br />

G. Holzer<br />

B. Janecek<br />

J. Kodada<br />

A. Melcher<br />

T. Ofenböck<br />

A. Römer<br />

E. Schager<br />

F. Sporka<br />

M. Straif<br />

S. Urbanek<br />

C. Wiesner<br />

R. Wimmer, Büro ORCA<br />

A. Zitek<br />

Universität für Bodenkultur<br />

Institut für Wasservorsorge, Gewässerökologie<br />

& Abfallwirtschaft<br />

Abteilung für Hydrobiologie,<br />

Fischereiwirtschaft und Aquakultur<br />

Leiter: O.Univ.Prof.Dr. M. Jungwirth<br />

Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie<br />

Wasserstraßendirektion<br />

Wien, im Oktober 2001<br />

3


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung und Zielsetzung ........................................................................................................................ 7<br />

2 Problemstellung .......................................................................................................................................... 9<br />

3 Untersuchungsgebiet ................................................................................................................................ 11<br />

3.1 Kurzcharakteristik der Donau in Österreich und im Untersuchungsgebiet..............................................11<br />

3.2 Anthropogene Veränderungen der Donau im Untersuchungsgebiet ........................................................12<br />

4 Gewässerökologisches Leitbild ................................................................................................................ 14<br />

4.1 Allgemeines ....................................................................................................................................................14<br />

4.2 Flusstypische Komponenten im Oberen <strong>Donautal</strong> .....................................................................................15<br />

5 Kurzanalyse bestehender Defizite im Untersuchungsgebiet<br />

und Zielsetzung von Maßnahmen ........................................................................................................... 15<br />

6 Umsetzung der Strukturierungsmaßnahmen.........................................................................................17<br />

6.1 Bauausführung ...............................................................................................................................................17<br />

6.2 Beschreibung der Strukturierungsbereiche .................................................................................................18<br />

6.2.1 Struktur Fallau (Strecke 5) ................................................................................................................18<br />

6.2.2 Struktur Kramesau (Strecke 15) .......................................................................................................20<br />

6.2.3 Struktur Luger (Strecke 17) ...............................................................................................................20<br />

6.2.4 Hakenbuhne Saagbachmündung (inkl. Strecke 7) .........................................................................21<br />

7 Morphologische und sedimentologische Evaluierung der Strukturierungsmaßnahmen ................. 22<br />

7.1 Methodik ........................................................................................................................................................22<br />

7.1.1 Vermessung ........................................................................................................................................22<br />

7.1.2 Sedimente...........................................................................................................................................23<br />

7.2 Struktur Fallau................................................................................................................................................24<br />

7.2.1 Morphologie ......................................................................................................................................24<br />

7.2.2 Sedimente...........................................................................................................................................27<br />

7.3 Struktur Kramesau .........................................................................................................................................28<br />

7.3.1 Morphologie ......................................................................................................................................28<br />

7.3.2 Sedimente...........................................................................................................................................31<br />

7.4 Struktur Luger ................................................................................................................................................32<br />

7.4.1 Morphologie ......................................................................................................................................32<br />

7.4.2 Sedimente...........................................................................................................................................33<br />

7.5 Ergebnisse und Schlussfolgerungen.............................................................................................................34<br />

8 Fischökologische Evaluierung der Strukturierungsmaßnahmen ........................................................ 38<br />

8.1 Allgemeines ....................................................................................................................................................38<br />

8.2 Methodik ........................................................................................................................................................39<br />

8.2.1 Untersuchungsgebiet .........................................................................................................................39<br />

8.2.2 Befischungsmethodik ........................................................................................................................39<br />

8.2.2.1 Elektrofischerei ..................................................................................................................40<br />

8.2.2.2 Uferzugnetz ........................................................................................................................40<br />

8.2.2.3 Langleinen ..........................................................................................................................41<br />

8.2.2.4 Termine ..............................................................................................................................41<br />

8.2.3 Grundgesamtheiten ...........................................................................................................................41<br />

8.3 Artenspektrum ...............................................................................................................................................42<br />

8.3.1 Historischer Rückblick zur Fischvergesellschaftung im Untersuchungsgebiet ............................. 42<br />

8.3.2 Aktuelles Artenspektrum ..................................................................................................................43<br />

8.3.3 Einteilung des Artenspektrums nach ökologischen Gilden ...........................................................43<br />

8.4 Artenvergesellschaftung ................................................................................................................................47<br />

8.4.1 Artenvergesellschaftung im gesamten Untersuchungsabschnitt in den Jahren 1989 und 1999 .. 47<br />

8.4.1.1 Saisonalität .........................................................................................................................48<br />

8.4.2 Artenvergesellschaftung in den unveränderten Strecken vor und nach Strukturierung.............. 49<br />

8.4.2.1 Gesamtartenverteilungen aller Strecken ..........................................................................49<br />

8.4.2.2 Artenverteilung einzelner unveränderter Strecken .........................................................50<br />

8.4.3 Fischartenverteilungen in den neu strukturierten Strecken ...........................................................53<br />

8.4.3.1 Schotter-Strukturierungsmaßnahmen ...............................................................................53<br />

8.4.3.2 Strecken mit Nebengewässercharakter – Hakenbuhne ..................................................57<br />

8.4.3.3 Verteilung ausgewählter Arten in Abhängigkeit vom Sohlsubstrat ............................... 59<br />

4


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

8.5 Bestände .........................................................................................................................................................61<br />

8.5.1 Individuendichten im gesamten Untersuchungsabschnitt in den Jahren 1989 und 1998/99 ...... 61<br />

8.5.2 Individuendichten in den unveränderten Strecken in den Jahren 1989 und 1998/99 ................62<br />

8.5.3 Individuendichten in den strukturierten Strecken 5,7,15 und 17 ..................................................63<br />

8.6 Reproduktion .................................................................................................................................................65<br />

8.6.1 Einleitung ...........................................................................................................................................65<br />

8.6.2 Jungfischvergesellschaftungen in den strukturierten Strecken ......................................................65<br />

8.6.2.1 Jungfischfauna in den drei Strukturierungsstrecken .......................................................66<br />

8.6.2.2 Vergleich der Jungfische in Strecke 5 vor und nach Strukturierung .............................67<br />

8.6.3 Evaluierung der Strukturierungsmaßnahmen in Hinblick auf Reproduktion<br />

und Jungfischhabitat der Leitfischart Nase ......................................................................................67<br />

8.6.4 Populationsaufbau ausgewählter Arten in den Strukturierungsstrecken ......................................72<br />

8.7 Zusammenfassende Diskussion....................................................................................................................75<br />

9 Evaluierung der Uferstrukturierungen anhand<br />

der wirbellosen Bodenfauna (Makrozoobenthos) ................................................................................. 81<br />

9.1 Allgemeines ....................................................................................................................................................81<br />

9.2 Methodik und Probenentnahmedesign........................................................................................................83<br />

9.2.1 Qualitative Probenentnahme ............................................................................................................83<br />

9.2.2 Quantitative Probenentnahme ..........................................................................................................84<br />

9.2.3 Weitere Methoden .............................................................................................................................85<br />

9.2.4 Laborarbeit .........................................................................................................................................85<br />

9.2.5 Auswertung ........................................................................................................................................85<br />

9.3 Untersuchungsstellen und -termine .............................................................................................................86<br />

9.4 Ergebnisse und Diskussion ...........................................................................................................................87<br />

9.4.1 Faunenmenge und -dichte ................................................................................................................87<br />

9.4.2 Taxonomische Zusammensetzung ...................................................................................................89<br />

9.4.2.1 Vergleich der Taxazahlen mit anderen Untersuchungen an der Donau .......................91<br />

9.4.2.2 Habitatspezifische Taxazusammensetzung ......................................................................93<br />

9.4.2.3 Diversitätsindices ...............................................................................................................94<br />

9.4.3 Biozönotische Kenngrößen ..............................................................................................................94<br />

9.4.3.1 Saprobität ...........................................................................................................................94<br />

9.4.3.2 Verteilung der funktionellen Ernährungstypen ...............................................................95<br />

9.4.3.3 Biozönotischen Regionen .................................................................................................96<br />

9.4.4 Neozoa im Untersuchungsgebiet .....................................................................................................98<br />

9.4.5 Die Muschelfauna im Untersuchungsgebiet ..................................................................................101<br />

9.4.6 Die Eintags-, Stein- und Köcherfliegenfauna im Untersuchungsgebiet ...................................... 102<br />

9.4.7 Methodenvergleich Taucher/Schiff ................................................................................................107<br />

9.4.7.1 Biomassen und Individuen .............................................................................................107<br />

9.4.7.2 Taxazahl ...........................................................................................................................108<br />

9.4.7.3 Biozönotische Kenngrößen ............................................................................................109<br />

9.4.7.4 Diskussion ........................................................................................................................111<br />

9.5 Der ökologische Zustand des Donaustaues Aschach<br />

im Licht der EU-Wasserrahmenrichtlinie ...................................................................................................111<br />

9.6 Zusammenfassung .......................................................................................................................................115<br />

10 Zusammenfassende Kurzdiskussion ..................................................................................................... 117<br />

10.1 Allgemeines ..................................................................................................................................................117<br />

10.2 <strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong> .......................................................................................................................117<br />

10.3 Morphologie und Sedimentologie ..............................................................................................................118<br />

10.4 Fischökologie ...............................................................................................................................................119<br />

10.5 Benthosbiozönose .......................................................................................................................................120<br />

10.6 Ökosoziale Aspekte .....................................................................................................................................121<br />

11 Literaturverzeichnis ................................................................................................................................ 123<br />

12 Glossar...................................................................................................................................................... 129<br />

Fotonachweis ........................................................................................................................................... 132<br />

5


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Danksagung<br />

Unser besonderer Dank gilt den Vertretern der<br />

Wasserstraßendirektion, welche für das Zustandekommen<br />

und die Finanzierung vorliegender<br />

Arbeit verantwortlich zeichnen. Insbesondere<br />

danken wir Herrn Baudirektor D.I. Nemetz,<br />

sowie Herrn Hofrat D.I. Wösendorfer und<br />

Herrn Rat D.I. Dieplinger. Dank gebührt auch<br />

allen Ämtern, Behörden und Institutionen, welche<br />

uns in unserer Arbeit unterstützten. Weiters<br />

Abstract<br />

Preliminary ecological studies conducted in<br />

1989 demonstrated that the riparian zone<br />

along the head of the impoundment of the<br />

Danube hydropower plant Aschach is deficient<br />

in structural elements compared with<br />

the „Leitbild“ (target view). This is reflected<br />

for example in the extremely low percentage<br />

of site-specific fish species that would normally<br />

depend on such structures. The benthic<br />

biocoenoses also impressively confirm the<br />

paucity of water-type-specific choriotopes.<br />

Based on these structural deficits, the water<br />

way authority has conducted revitalization<br />

measures designed to ecologically improve<br />

6<br />

danken wir allen Fischereiberechtigten für die<br />

unbürokratische Erteilung der fischereilichen<br />

Genehmigungen, welche die klaglose Abwicklung<br />

der Untersuchungen im Freiland ermöglichten.<br />

Nicht zuletzt möchten sich die Autoren bei<br />

allen direkt an der Untersuchung beteiligten<br />

Mitarbeitern herzlich bedanken.<br />

the head of the impoundment. The „Leitbild“<br />

of river-typical elements serves as a template<br />

to ensure that the newly established habitats<br />

can fulfill the ecological function of their original<br />

counterparts. The focus is on promoting<br />

the autochthonous fauna. As studies on the<br />

ecological effects of revitalization measures in<br />

impounded areas are rare, the aquatic ecology<br />

here was evaluated six years after implementation<br />

of the revitalization measures. This encompassed<br />

aspects such as fish ecology,<br />

benthic biocoenoses, morphology and sedimentology.<br />

The abiotic and biotic succession<br />

in the revitalized sections is documented.


1 Einleitung und Zielsetzung<br />

Das Erscheinungsbild der Gewässer unterliegt<br />

auf Grund natürlicher Prozesse einer laufenden<br />

dynamischen Veränderung. Es ist aber auch<br />

gleichsam ein Spiegelbild des Grades der<br />

Raumnutzung und der sozio-ökonomischen<br />

Verhältnisse, die seit Beginn des Industriezeitalters<br />

die natürlichen Veränderungsprozesse<br />

mehr und mehr überlagerten (BUHMANN et al.,<br />

2001). Mit zunehmender Beeinträchtigung und<br />

Veränderung kam es aber auch zu einer gesellschaftlichen<br />

Sensibilisierung für die Probleme<br />

in Fließgewässern.<br />

Lange Zeit waren Gewässerschutzerfordernisse<br />

primär auf Aspekte der Gewässergüte<br />

konzentriert. Heute finden sich unter dem Begriff<br />

Gewässerschutz all jene Agenda subsummiert,<br />

die einen Beitrag zur Beurteilung und Sicherung<br />

der ökologischen Funktionsfähigkeit<br />

bzw. der Integrität von Fließgewässersystemen<br />

leisten. Im Rahmen des modernen Gewässerschutzes<br />

ist anzustreben, die durch unterschiedlichste<br />

anthropogene Maßnahmen gestörten<br />

bzw. schwer beeinträchtigten Fließgewässer<br />

mit Hilfe entsprechender Sanierungsbzw.<br />

Revitalisierungsmaßnahmen ökologisch<br />

zu ertüchtigen (MUHAR et al., 1995).<br />

Auch in der EU wurde dieser Entwicklung in<br />

den letzten Jahren in Form der Wasserrahmenrichtlinie<br />

Rechnung getragen, die u.a. auf Erhalt<br />

und Verbesserung des ökologischen Zustandes<br />

der Gewässer abzielt. In dieser Richtlinie<br />

ist auch die Forderung beinhaltet, die ökologischen<br />

Verhältnisse in stark anthropogen<br />

überformten Flusslandschaften zu verbessern.<br />

Mit dem Inkrafttreten der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />

im Jahr 2000 wurde den Mitgliedstaaten<br />

der konkrete Auftrag erteilt .........alle<br />

künstlichen und erheblich veränderten Wasserkörper<br />

mit dem Ziel, spätestens 15 Jahre nach<br />

Inkrafttreten dieser Richtlinie zu schützen und<br />

zu verbessern, um ein gutes ökologisches Potential<br />

......zu erreichen.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Bereits 1985, 15 Jahre vor Inkrafttreten der<br />

Wasserrahmenrichtlinie, erhielt die Wasserstraßendirektion<br />

mit Erlassung der Wasserstraßenverordnung<br />

den gesetzlichen Auftrag u.a. mit<br />

Planung, Errichtung, Wiederherstellung und<br />

Instandhaltung von Lebensräumen für Tiere<br />

und Pflanzen die Lebensbedingungen an den<br />

Ufern und in den ufernahen Bereichen zu verbessern.<br />

In Erfüllung dieses gesetzlichen Auftrages<br />

wurde im Stauwurzelbereich des Stauraumes<br />

Aschach seitens der Wasserstraßendirektion<br />

ein Pilotprojekt durchgeführt, welches die Verbesserung<br />

der gewässerökologischen Verhältnisse<br />

zum Ziel hat.<br />

Die Wasserstraßendirektion beauftragte die<br />

Abteilung für Hydrobiologie, Fischereiwirtschaft<br />

und Aquakultur der Universität für Bodenkultur<br />

im Jahre 1989 mit der Erstellung der<br />

„Fischökologischen Studie <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong>“,<br />

in der einerseits ökologische Defizite im Stauraum<br />

Aschach aufgezeigt und weiters ein Maßnahmenpaket<br />

erarbeitet wurde, welches als<br />

Ziel die nachhaltige gewässerökologische Aufwertung<br />

des Stauwurzelbereiches hat. Einige<br />

der in der Studie formulierten Maßnahmen,<br />

beispielsweise die Schaffung von kiesigen<br />

Flachwasserzonen, wurden Anfang der Neunziger-Jahre<br />

umgesetzt. Dabei stand nicht die<br />

Wiederherstellung der ursprünglichen Situation,<br />

sondern vielmehr das sektorale Ziel, eine<br />

möglichst naturgemäße Lebensgemeinschaft<br />

im Revitalisierungsabschnitt zu etablieren, im<br />

Vordergrund.<br />

Da Untersuchungen, welche die ökologischen<br />

Effekte von Strukturierungsmaßnahmen<br />

in Stauhaltungen dokumentieren, kaum vorliegen,<br />

führte die Abteilung für Hydrobiologie im<br />

Auftrag der Wasserstraßendirektion weitere<br />

Studien durch. Für die vorliegende Arbeit liegen<br />

daher neben fischökologischen und<br />

benthosbiozönotischen Basisdaten vor Umset-<br />

7


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

zung der Maßnahmen, morphologische und<br />

sedimentologische Erhebungsergebnisse kurz<br />

nach Bauabschluss vor. Die eigentliche gewässerökologische<br />

Evaluierung wird sechs Jahre<br />

nach Umsetzung der Strukturierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt und beinhaltet fischökologische,<br />

benthosbiozönotische, morphologische<br />

und sedimentologische Aspekte. Diese dokumentieren<br />

die abiotische und biotische Sukzession<br />

in den Revitalisierungsabschnitten.<br />

Die begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen,<br />

welche sich über einen Zeitraum<br />

von insgesamt 12 Jahren erstrecken, unterstreichen<br />

somit den Pilotcharakter des Gesamtprojektes.<br />

8<br />

Hauptzielsetzung der Gesamtstudie ist es<br />

somit zu überprüfen, welche gewässerökologischen<br />

Effekte Strukturierungsmaßnahmen im<br />

Stauwurzelbereich des Stauraumes Aschach<br />

bringen. Dabei wird im Rahmen der Evaluierung<br />

jenen Aspekten besonderes Augenmerk<br />

geschenkt, welche die Überprüfung der ökologischen<br />

Funktionen der neugeschaffenen<br />

Strukturen im Sinne ursprünglicher Elemente<br />

zum Inhalt haben. Für zukünftige Maßnahmen<br />

in anderen Donaustauen können aus den Ergebnissen<br />

der Studie nützliche Erkenntnisse<br />

gesammelt werden. Diese <strong>Pilotstudie</strong> liefert somit<br />

auch einen wertvoller Beitrag für die Umsetzung<br />

der EU-Wasserrahmenrichtlinie.


2 Problemstellung<br />

Weitgehend natürliche und/oder naturnahe<br />

Fließgewässer sind heute in Mitteleuropa sehr<br />

selten. Vor allem an größeren Fließgewässern<br />

ist bereits ein hoher Prozentsatz der Fließstrecken<br />

durch anthropogene Maßnahmen wie Regulierungen<br />

und Kraftwerke zerstört bzw.<br />

schwer beeinträchtigt. Besonders gravierend<br />

erweisen sich diesbezüglich energiewirtschaftliche<br />

Nutzungen, die nicht zuletzt auf Grund<br />

ihrer Nachhaltigkeit aus limnologisch/fischökologischer<br />

Sicht zu tiefgreifenden Änderungen<br />

des aquatischen Lebensraumes und folglich<br />

der Lebensgemeinschaften führen (JUNG-<br />

WIRTH & WAIDBACHER, 1989).<br />

Dies gilt insbesondere für die Donau. Bewirkte<br />

die große Regulierung im 19. Jahrhundert<br />

primär eine Änderung im flächenmäßigen<br />

Anteil der einzelnen Habitattypen, so entstanden<br />

durch die Stauhaltungen ab 1952 völlig<br />

neuartige ökologische Bedingungen, die entscheidende<br />

Auswirkungen auf die Biozönosen<br />

haben.<br />

STROM KM<br />

JOCHENSTEIN<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

m.ü.N.N.<br />

BRD<br />

ASCHACH<br />

OTTENSHEIM<br />

ABWINDEN<br />

WALLSEE<br />

YBBS<br />

MELK<br />

2200 2100 2000<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Mit dem Bau des Kraftwerkes Freudenau<br />

verbleiben von den 352 österreichischen<br />

Stromkilometern nur mehr ca. 70 km als freie<br />

Fließstrecke. Der übrige österreichische Donauabschnitt<br />

präsentiert sich als fast lückenlose<br />

Staukette (Abb. 2.1).<br />

In Abhängigkeit von der Lage im Längsverlauf<br />

von Stauen weichen nachfolgend genannte<br />

Parameter mehr oder weniger von ihrer ursprünglichen<br />

Ausprägung ab:<br />

• Fließgeschwindigkeit<br />

• Geschiebehaushalt<br />

• Sedimentbeschaffenheit<br />

• Flussmorphologie/Strukturaustattung<br />

• Wasserstandsamplituden<br />

• Longitudinale und laterale Vernetzung.<br />

Aus ökologischer Sicht ergeben sich weitreichende<br />

Konsequenzen. Durch die Verringerung<br />

der Fließgeschwindigkeit geht der Lebensraum<br />

vieler rheophiler Organismen verlo-<br />

(RÜHRSDORF)<br />

ALTENWÖRTH<br />

KW in BETRIEB KW PROJEKT<br />

Abb. 2.1: Kraftwerksbauten an der Donau und die verbleibenden Fließstrecken.<br />

zur Zeit freie Fließstrecken<br />

GREIFENSTEIN<br />

WIEN (Freudenau)<br />

1900<br />

CSFR<br />

(HAINBURG)<br />

9


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

ren und es kommt zur Ablagerung großer<br />

Mengen von Feinsedimenten. Der Aufstau unterbricht<br />

das Flusskontinuum, unterbindet<br />

den Geschiebetrieb und führt zum Verlust<br />

ökologisch wertvoller Flachwasserzonen. Außerdem<br />

geht mit der Errichtung von Stauhaltungen<br />

eine starke Linearisierung und Monotonisierung<br />

der Uferstrukturen einher. Der<br />

Blockwurf ist der dominierende Habitattyp<br />

der Uferzone (SCHIEMER et al. 1994). Die Veränderungen,<br />

verringerte Fließgeschwindigkeit,<br />

geändertes Sohlsubstrat und große Tiefen im<br />

Stau bieten beispielsweise vielen standorttypischen<br />

Fischarten nur mehr unzureichende<br />

Voraussetzungen, um eigenständige, ausgewogene<br />

Populationen zu erhalten. Im Stauraum<br />

ändert sich das Faunenbild gegenüber<br />

der freien Fließstrecke in charakteristischer<br />

Weise. Es findet eine Verschiebung von den<br />

strömungsliebenden, donautypischen Arten<br />

zu solchen, welche die Schwankungen le-<br />

10<br />

benswichtiger Umweltfaktoren innerhalb weiter<br />

Grenzen ertragen, statt.<br />

Das Ausmaß der Abweichung von der ursprünglichen<br />

Situation korreliert mit der Intensität<br />

des Staueinflusses. Die Abnahme der<br />

flusstypischen Ausprägung ist innerhalb der<br />

einzelnen Stauräume in Längsrichtung vom<br />

Staubeginn (Stauwurzel) zum Kraftwerk hin<br />

zu beobachten. Daraus leitet sich aus ökologischer<br />

Sicht die besondere Bedeutung von<br />

Stauwurzelbereichen ab. Diese Abschnitte<br />

weisen noch nennenswerte flussähnliche<br />

Charakteristika wie Fließgeschwindigkeit,<br />

Wasserstandsschwankungen und vergleichsweise<br />

geringe Wassertiefen auf.<br />

Dies gilt insbesondere für den Stauraum<br />

Aschach. Mit einer Gesamtlänge von mehr als<br />

42 km und einer Stauhöhe von über 16 m<br />

kommen die charakteristischen Veränderungen<br />

in dieser Stauhaltung besonders massiv<br />

zum Tragen.


3 Untersuchungsgebiet<br />

3.1 Kurzcharakteristik der Donau<br />

in Österreich und im<br />

Untersuchungsgebiet<br />

Die Donau trifft bei Passau auf österreichisches<br />

Staatsgebiet, durchfließt Oberösterreich, Niederösterreich,<br />

Wien und verlässt kurz vor<br />

Pressburg das Bundesgebiet. Der österreichische<br />

Anteil des Flusses beträgt 352 km, das<br />

sind 12,3 % seiner Gesamtlänge. Es wird ein<br />

Höhenunterschied von 156 m überwunden,<br />

was ein Durchschnittsgefälle von 0,44 ‰ ergibt.<br />

Auf Grund der hohen Wasserführung und<br />

dem Gefälle wird die Donau als Energielieferant<br />

genützt. Die heutige Stromlandschaft ist<br />

Abb. 3.1: Untersuchungsgebiet<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

durch eine Kette von Kraftwerken und Stauräumen<br />

geprägt. Als freie Fließstrecken liegen nur<br />

mehr die Bereiche in der Wachau und stromab<br />

des Kraftwerkes Freudenau bis zur Staatsgrenze<br />

vor.<br />

Das Untersuchungsgebiet liegt in der Donaugrenzstrecke<br />

zur Bundesrepublik Deutschland<br />

und stellt somit den westlichsten Teil der<br />

österreichischen Donau dar (Abb. 3.1). In diesem<br />

Abschnitt beträgt die Mittelwasserführung<br />

ca. 1450 m 3 /sec. Der unmittelbare Untersuchungsbereich<br />

umfasst den Stauwurzelbereich<br />

11


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

des Stauraumes Aschach. Dieser Stauraum ist<br />

der zweitälteste der österreichischen Donaustaue.<br />

Mit einer Länge von über 42 km handelt<br />

es sich hier auch um den längsten Donaustau<br />

Österreichs.<br />

3.2 Anthropogene Veränderungen<br />

der Donau im<br />

Untersuchungsgebiet<br />

Der weitestgehend unbeeinflusste Zustand<br />

wurde mit der Errichtung der Donaukraftwerke<br />

Jochenstein (1956) und Aschach (1964), sowie<br />

der Fertigstellung der Kraftwerkskette am Inn<br />

grundlegend verändert. Durch den Rückstau<br />

des Kraftwerks Aschach in Kombination mit<br />

der Unterwassereintiefung des Kraftwerks Jochenstein<br />

wurden die bis dahin flach angeströmten<br />

Schotterbänke im unmittelbaren Untersuchungsbereich<br />

um ca. 2,5 m eingestaut<br />

und verloren somit den Großteil ihrer ökologischen<br />

Funktionen. Das Unterwasser des Oberliegerkraftwerks<br />

Jochenstein wird bei Mittelwasserführung<br />

um ca. 1,2 m eingestaut. Das<br />

12<br />

Jochensteiner Kachlet wurde im Zuge der Unterwassereintiefung<br />

für das Kraftwerk entfernt,<br />

eine bis zu 50 m in den Strom reichende Vorschüttung<br />

für den Bundesstraßenbau vernichtete<br />

wertvolle Flachwasserbereiche in der Stauwurzel<br />

des Kraftwerks Aschach. Zudem wurde<br />

im Zuge der Kraftwerkserrichtung der bei<br />

Strom-km 2196,0 rechtsufrig gelegene Altarm<br />

Oberranna zugeschüttet und somit seiner<br />

Funktion als Einstands- und Reproduktionsraum<br />

beraubt. Die Wasseranschlagszonen werden<br />

durch die Verbauung der Ufer mit Wasserbausteinen<br />

ausschließlich vom Blockwurf gebildet.<br />

Neben der morphologischen Veränderung<br />

kam es außerdem zu Beeinflussungen der<br />

Fließgeschwindigkeitsverhältnisse und der<br />

Wasserstandsamplituden. Während im ungestauten<br />

Zustand durchschnittlich Fließgeschwindigkeiten<br />

von ca. 2 m/sec zu verzeichnen<br />

waren, reduziert der Rückstau bei Mittelwasser<br />

im Stauwurzelbereich diese auf ca.<br />

50 % des ursprünglichen Wertes. Ähnlich verhalten<br />

sich die Wasserstandsamplituden. War<br />

die Spiegeldifferenz zwischen Mittelwasser<br />

und Niederwasser ehemals ca. 1,5 m, so ist<br />

Arbeiten zur Eintiefung<br />

und Einengung der Donau<br />

im Bereich Engelhartszell<br />

(um 1960).


heute beim Pegel Engelhartszell nur mehr ein<br />

Unterschied von etwa 0,6 m zu verzeichnen<br />

(Abb. 3.2).<br />

Verglichen mit den Verhältnissen in den zentralen<br />

Stauabschnitten kommen trotzdem die<br />

abiotischen Komponenten Fließgeschwindigkeit,<br />

Sohlsubstrat und Wasserstandsamplituden<br />

in der Stauwurzel dem ursprünglichen Charakter<br />

des ungestauten Stromes relativ nahe. So<br />

liegen bei einer Wasserführung von etwa<br />

2500 m 3 /sec in Bezug auf Fließgeschwindigkeit<br />

und Wasserspiegelgefälle ähnliche Verhältnisse,<br />

wie in frei fließenden Abschnitten der Donau,<br />

vor.<br />

Die heutige Feststoffsituation wird durch die<br />

Donaukraftwerke Kachlet (Bayern) und Jochenstein,<br />

sowie durch die Kraftwerkskette am<br />

Inn bestimmt. Der Eintrag von Geschiebe aus<br />

der Donaustrecke oberhalb der Innmündung<br />

wird durch die Staustufe Kachlet weitgehend<br />

verhindert. Das im Inn transportierte Geschiebe<br />

wird an den Geschiebeeintragsstellen durch<br />

Baggerung vollständig entfernt. Den einzigen<br />

Feststoff bilden heute Feinsedimente aus der<br />

Ton/Schlufffraktion, die, in durch Einstau entstandenen<br />

Überbreiten, Anlandungen bilden.<br />

Meter über Adria<br />

282,3<br />

282,1<br />

281,9<br />

281,7<br />

281,5<br />

281,3<br />

281,1<br />

280,9<br />

280,7<br />

280,5<br />

2203,00<br />

2202,00<br />

Q = 1820 m 3 /s<br />

Q = 1630 m 3 /s<br />

Q = 1546 m 3 /s<br />

Q = 1101 m 3 /s<br />

Q = 739 m 3 /s<br />

2201,00<br />

2200,00 2199,00<br />

Stromkilometer<br />

Q = 683 m 3 /s<br />

2198,00<br />

2197,00<br />

2196,00<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Diese Anlandungen liegen vorwiegend stromab<br />

des Kipppegels und können, wie im Stauraum<br />

Aschach (Stand 1999: ca. 25 Mio. m 3 ,<br />

Quelle: WSD), enorme Kubaturen annehmen.<br />

Im unmittelbaren Untersuchungsabschnitt der<br />

Stauwurzel liegen in Bezug auf das Sohlsubstrat<br />

durchaus ursprüngliche Verhältnisse vor.<br />

Das kiesige, nicht kolmatierte Substrat dominiert<br />

den Sohlbereich (siehe Foto), wobei in<br />

ufernahen, strömungsarmen Zonen Ablagerungen<br />

von Feinsedimenten anzutreffen sind.<br />

Unterwasseraufnahme der schottrigen Sohle (Foto: ORCA).<br />

Abb. 3.2: Typische Wasserspiegellagen<br />

bei unterschiedlichenDurchflüssen<br />

in der Stauwurzel (eigene<br />

Messungen 1989).<br />

13


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

4 Gewässerökologisches Leitbild<br />

4.1 Allgemeines<br />

Das Verständnis um die ursprüngliche Ausprägung<br />

und die ökologischen Funktionen der<br />

verschiedenen Lebensraumelemente ist wesentliche<br />

Voraussetzung für die Verbesserung<br />

der Lebensraumverhältnisse. Aus diesem<br />

Grund nimmt das sogenannte „Leitbild“ im<br />

Rahmen von ökologisch orientierten wasserwirtschaftlichen<br />

Konzepten eine zentrale Position<br />

ein und ist bereits fixer Bestandteil von<br />

umfassenden Planungsprojekten. Es stellt eine<br />

anhand von abiotischen und biotischen Charakteristika<br />

definierte Zielvorstellung für die<br />

künftige Entwicklung des Fließgewässers und<br />

des von ihm geprägten Umlandes dar und ist<br />

damit wesentliche Voraussetzung für eine einheitliche,<br />

zielgerichtete Maßnahmenplanung.<br />

Zudem ermöglicht es, die Abweichung des<br />

derzeitigen Zustandes eines Fließgewässersystems<br />

von dieser „Zielvorstellung“ zu beurteilen.<br />

Letztendlich kann mithilfe des Leitbildes<br />

auch eine Erfolgskontrolle der durchgeführten<br />

Maßnahmen vorgenommen werden.<br />

14<br />

In den vorangegangenen Kapiteln wurden<br />

bereits die massiven Veränderungen der Lebensraumverhältnisse<br />

in Stauhaltungen der<br />

Donau angesprochen. Die Rahmenbedingungen<br />

im Sinne der ursprünglichen Ausprägung<br />

zu verändern, sind in einer modernen Kulturlandschaft<br />

allerdings nur in sehr geringem Ausmaß<br />

möglich. Aus diesem Grund ist es erforderlich,<br />

Strukturierungsmaßnahmen im Planungsstadium<br />

auf ihre zentrale ökologische<br />

Wirkung hin auszurichten. Das Wissen um die<br />

ökologische Bedeutung abiotischer Faktoren<br />

und um die autökologischen Ansprüche der<br />

aquatischen Organismen ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung für den Erfolg im Sinne der ökologischen<br />

Funktionstüchtigkeit von Maßnahmen.<br />

Dieses Wissen macht es möglich, ausgehend<br />

von einem „Idealbild“ des Gewässersystems<br />

auf Basis der bestehenden Nutzungsansprüche<br />

und unumgänglichen Rahmenbedingungen<br />

zielgerichtet Maßnahmen zu formulieren. In<br />

Schlögener Schlinge – leitbildkonforme<br />

Strukturen in<br />

Form von Inseln und flach<br />

auslaufenden Schotterbänken<br />

(um 1960).


weiterer Folge dienen diese als Basis für Revitalisierungskonzepte,<br />

mit denen die Verbesserung<br />

der ökologischen Funktionsfähigkeit erreicht<br />

werden kann.<br />

4.2 Flusstypische Komponenten im<br />

Oberen <strong>Donautal</strong><br />

Während die Donau in den Beckenlandschaften<br />

dem Furkationstyp zuzuordnen ist, weist<br />

sie in den durchaus sehr engen Durchbruchstälern,<br />

wie im Oberen <strong>Donautal</strong> (siehe Foto:<br />

Schlögener Schlinge), einen gestreckten Lauf<br />

mit einem Durchschnittsgefälle von 0,44 ‰<br />

auf. Daraus resultieren kurzgefasst nachfolgend<br />

aufgelistete Charakteristika, die ganz wesentlich<br />

die gewässerökologische Ausgangssituation<br />

bestimmen.<br />

5 Kurzanalyse bestehender Defizite im<br />

Untersuchungsgebiet und<br />

Zielsetzung von Maßnahmen<br />

Die Ergebnisse der „Fischökologischen Studie<br />

<strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong>“ (WAIDBACHER et al., 1991)<br />

verdeutlichen den Handlungsbedarf im Stauwurzelbereich<br />

des Donaukraftwerkes Aschach.<br />

Im Vergleich zu ungestauten Donauabschnitten<br />

zeigt sich, dass u.a. die Leitfischarten Barbe<br />

und Nase extrem geringe Anteile aufweisen.<br />

Das Fehlen der Laich- und Jungfischhabitate ist<br />

in diesem Zusammenhang klar erkennbar. Die<br />

im Zuge der Stauerrichtung durchgeführte monotone<br />

Ausgestaltung der Ufer, das Überstauen<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Abiotische Komponenten:<br />

• Stabile Laufform mit dynamischen Kiesbänken<br />

und Inseln.<br />

• Asymmetrische Flussprofile mit flach<br />

auslaufenden Gleithängen.<br />

• Dominanz kiesiger Substrate im gesamten<br />

Profil; starker Geschiebetrieb.<br />

• Mosaikartig verteilte Choriotope in den<br />

Uferzonen.<br />

• Ausgeprägter Gradient im Querprofil<br />

hinsichtlich der Fließgeschwindigkeit.<br />

• Große Wasserstandsamplituden.<br />

• Longitudinale und laterale Vernetzung des<br />

gesamten Gewässersystems.<br />

Biotische Komponenten:<br />

• Dominanz lithophiler/rheophiler Organismen.<br />

• Hohe Artenzahl auf Grund der Habitatsvielfalt.<br />

• Charakteristische Einnischung in die unterschiedlichen<br />

Habitate.<br />

• Saisonal verstärktes Auftreten migrierender<br />

Organismen.<br />

von Schotterbänken und das Fehlen von Rückzugsgebieten<br />

in Form von strömungsberuhigten<br />

Zonen zeichnet dafür verantwortlich. Demgegenüber<br />

fallen hohe Anteile ubiquitärer Arten<br />

wie Aitel und Aal auf, was wiederum mit<br />

der uferstrukturellen Situation (ausschließlich<br />

Blockwurf) erklärbar ist. Analog dazu zeigen<br />

auch die benthosbiozönotischen Ergebnisse,<br />

dass das Fehlen charakteristischer Choriotope<br />

die gewässertypspezifische Artendiversität<br />

stark beeinträchtigt. Auch wenn die Anteile ge-<br />

15


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

wässertypischer Faunenelemente als sehr gering<br />

zu bezeichnen sind, ist dennoch mit deren<br />

aktueller Präsenz ein hohes Besiedlungspotential<br />

gegeben.<br />

Bei Gegenüberstellung der vorherrschenden<br />

abiotischen Verhältnisse mit der Auflistung leitbildkonformer<br />

Komponenten zeigt sich, dass<br />

vor allem in Bezug auf „asymmetrische Flussprofile<br />

mit flach auslaufenden Gleithängen“<br />

und hinsichtlich „mosaikartig verteilter Choriotope<br />

in den Uferzonen“ große Defizite bestehen.<br />

Monotones Blockwurfufer im Untersuchungsgebiet.<br />

Basierend auf den Erkenntnissen der Studie<br />

und darin aufgelisteter Defizite wird die Initiierung<br />

von Habitaten vorgeschlagen, welche die<br />

ökologische Funktion ursprünglicher Lebensräume<br />

erfüllen können. Übergeordnetes Ziel ist<br />

dabei die Förderung der autochthonen Fauna.<br />

Vernetzt man die abiotischen Komponenten<br />

des Leitbildes mit den ökologischen Ansprüchen<br />

der standorttypischen Fauna, so ist dies<br />

am ehesten erreichbar mit der Errichtung von:<br />

• seicht überströmten Schotterbereichen im<br />

Sommer und Herbst,<br />

• strömungsgeschützten Buchten mit überschwemmter<br />

Ufervegetation im Frühsommer<br />

und<br />

• strömungsgeschützten Stellen bei Hochwasserdurchgang.<br />

Darüberhinaus ergeben sich positive Effekte<br />

aus landschaftsästhetischer Sicht durch:<br />

16<br />

• Unterbrechung der monotonen Blockwürfe,<br />

• Auflockerung der Uferlinie durch Inseln<br />

mit und ohne Vegetation.<br />

Während in freien Fließstrecken vergleichsweise<br />

günstige abiotische Rahmenbedingungen<br />

zur Realisierung derartiger Ziele vorliegen,<br />

sind in Stauhaltungen für die Umsetzung leitbildkonformer<br />

Maßnahmen enge Grenzen gesetzt<br />

(ZAUNER & KARL, 1996).<br />

Wie bereits in der Problemstellung erläutert,<br />

liegt in Stauräumen longitudinale Zonierung<br />

hinsichtlich der hydrologischen Verhältnisse<br />

vor. Aus diesem Grund ist die Möglichkeit der<br />

Verbesserung der ökologischen Situation von<br />

der Situierung einzelner Maßnahmen innerhalb<br />

eines Stauraumes abhängig. Stauwurzelabschnitte<br />

zeichnen sich durch fließstreckenähnliche<br />

Verhältnisse aus. Diese zeigen sich in<br />

Form vergleichsweise hoher Amplituden der<br />

Wasserstände im saisonalen Verlauf. Auch bezüglich<br />

der Fließgeschwindigkeit gleichen die<br />

Verhältnisse jenen von Fließstrecken. Dominantes<br />

Sohlsubstrat innerhalb der Querprofile<br />

ist Schotter.<br />

Derartige Rahmenbedingungen liegen im<br />

Stauraum Aschach nur im Bereich Engelhartszell<br />

vor (Abb. 5.1). Aus diesem Grund plante<br />

die Wasserstraßendirektion zwei „Biotopprojekte“<br />

im obersten Stauwurzelbereich. Nach<br />

Einholung der erforderlichen wasserrechtlichen,<br />

naturschutzrechtlichen und schifffahrtsrechtlichen<br />

Genehmigungen wurden die Projekte<br />

1993 realisiert.<br />

Meter über Adria<br />

282,0<br />

281,8<br />

281,6<br />

281,4<br />

281,2<br />

281,0<br />

Jahresreihe 1991-2000<br />

280,8<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Monat<br />

7 8 9 10 11 12<br />

Abb.5.1: Monatliche Mittelwerte der Jahresreihe 1991-2000<br />

bei der Pegelstelle Engelhartszell .


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

6 Umsetzung der Strukturierungsmaßnahmen<br />

6.1 Bauausführung<br />

Wie eingangs bereits beschrieben, führte der<br />

Ausbau der Donau zu einer drastischen Verarmung<br />

an flusstypischen Schotterbänken und<br />

Inseln. Derartige Strukturen können jedoch<br />

durch Aufhöhung überstauter Schotterbänke in<br />

flussmorphologisch günstig gelegenen Bereichen<br />

errichtet werden. Die im Zuge der Unterwassereintiefung<br />

durchgeführten Arbeiten reduzierten<br />

im unmittelbaren Untersuchungsgebiet<br />

die überstauten Schotterbänke und somit<br />

auch die potentiellen Strukturierungsbereiche.<br />

Relevante „Aufstandsflächen“ für Strukturierungen<br />

finden sich im Bereich der Fallauerbachmündung<br />

und im Nahbereich der Ortschaft<br />

Kramesau.<br />

In diesen Abschnitten wurde mittels<br />

60.000 m 3 Schotter eine Gesamtuferlänge von<br />

1700 m strukturiert. Die Baggerung bzw. Schüttung<br />

der Schotterstrukturen wurde an drei<br />

Uferabschnitten im Juli 1993 durchgeführt. Als<br />

Geräte kamen Eimerkettenbagger und Schutenentleerer<br />

zum Einsatz.<br />

Das für die Schüttung notwendige Schottermaterial<br />

wird unmittelbar im Anschluss Richtung<br />

Strommitte entnommen und durch Umset-<br />

Typische Uferausformung in der Stauwurzel des KW Aschach<br />

im Bereich Engelhartszell vor Umsetzung der Maßnahmen.<br />

Schüttung der Strukturen mittels eines Schutenentleerers.<br />

Endgültige Formgebung mittels Planierraupe.<br />

zen in Ufernähe eingebracht. Auf Grund der<br />

reduzierten Wasserspiegelschwankungen ist<br />

die endgültige Höhenlage der Strukturelemente<br />

von großer Bedeutung.<br />

Identer Uferabschnitt nach Schüttung der Schotterbank (Niederwassersituation)<br />

17


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Das im Juli 1993 aufgebrachte Schottermaterial<br />

wurde im darauffolgenden Winter, bei entsprechend<br />

niedrigem Wasserstand, mit einer<br />

Planierraupe endgültig geformt. Dieser<br />

Bauschritt war notwendig, da die gewünschten<br />

flachen Böschungsneigungen im Wasseranschlagsbereich<br />

mit dem Schutenentleerer nicht<br />

erzielt werden konnten. Um die Beständigkeit<br />

und Funktion unterschiedlicher Habitate testen<br />

zu können, wurden die Strukturierungsbereiche<br />

hinsichtlich ihrer Grundform unterschiedlich<br />

ausgestaltet.<br />

18<br />

Ein Bereich (Struktur „Fallau“) zeichnet sich<br />

durch eine stromaufliegende kleine flache Inselstruktur<br />

und durch eine verschleppte Bachmündung<br />

mit anschließender Schotterbank<br />

aus. Die Länge der Struktur beträgt ca. 400 m.<br />

Die Struktur „Kramesau“ setzt sich aus einer<br />

Vielzahl von unterschiedlichen Einzelstrukturen<br />

zusammen, wobei Inselstrukturen und<br />

Buchtsituationen dominieren (Länge 800 m).<br />

Eine langgestreckte, vergleichsweise monotone<br />

500 m lange Schotterbank ist die Struktur<br />

„Luger“.<br />

Abb. 6.1: Lage der Strukturierungsbereiche<br />

im Untersuchungsgebiet.


6.2 Beschreibung der<br />

Strukturierungsbereiche<br />

6.2.1 Struktur Fallau (Strecke 5)<br />

Die neugeschaffene Schotterstruktur Fallau erstreckt<br />

sich von Strom-km 2201,8 bis Strom-km<br />

2201,4 am rechten Ufer der Donau (Foto). Innerhalb<br />

der Strecke liegt die Mündung des Fallauerbaches<br />

(Leithenbach). Flussauf dieser ist<br />

eine kleine Insel vorgelagert. Bachabwärts erstreckt<br />

sich eine großflächige Schotterbank.<br />

Die Strecke beschreibt einen typischen Gleithang<br />

der Donau, welcher sich auch in der flachen<br />

Hangneigung widerspiegelt. Die Gesamtstruktur<br />

hat eine Länge von ca. 400 m.<br />

Für den Bereich Fallau liegen in Abhängigkeit<br />

vom Abfluss folgende Wasserspiegelgefälle<br />

vor (Quelle: KWD 1996):<br />

Abfluss in m3/sec Gefälle in ‰<br />

680 RNQ 96 0,025<br />

1430 MQ 96 0,125<br />

3450 HSQ 96 0,275<br />

8820 HQ 100 0,411<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Die Wasserspiegelschwankungen betragen<br />

in diesem Bereich (Quelle: KWD 1996):<br />

RNW 96 279,91 m.ü.A<br />

1,06 m<br />

MW 96 280,97 m.ü.A 3,49 m<br />

2,43 m 8,16 m<br />

HSW 96 283,40 m.ü.A 7,10 m<br />

HW 100 288,07 m.ü.A<br />

4,67 m<br />

Auf Grund stufenweise erfolgter Stauzielerhöhungen<br />

des Kraftwerks Aschach sind die<br />

KWD 96 – Werte für RNW und MW nicht mehr<br />

realistisch. Für diese Arbeit werden daher die<br />

aus Wasserspiegelaufnahmen ermittelten Werte<br />

für den Bereich Fallau RNW = 280,75 m.ü.A.<br />

und MW = 281,75 m.ü.A. herangezogen, welche<br />

die typischen Spiegellagen des Winterniederwassers<br />

und des Frühjahrsmittelwassers<br />

charakterisieren.<br />

Bereich Fallau vor Errichtung der Kraftwerke. Bereich Fallau nach Strukturierung.<br />

19


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

6.2.2 Struktur Kramesau (Strecke 15)<br />

Die neugeschaffene Schotterstruktur Kramesau<br />

erstreckt sich von Strom-km 2199,6 bis Stromkm<br />

2189,9 am linken Donauufer. Die Anschüttungen<br />

fußen auf einer ca. 3 m hoch überstauten<br />

Schotterbank, welche am Gleithang einer<br />

leichten Flusskrümmung liegt. Die Strecke ist<br />

durch äußerst heterogene morphologische Verhältnisse<br />

gekennzeichnet, welche sich bei Mittelwasser<br />

und Niederwasser in langen Wasseranschlagslinien<br />

widerspiegeln. In dieser Strecke<br />

liegt hohe Strömungsdiversität vor. Gut angeströmte<br />

Bereiche wechseln mit strömungsarmen<br />

Zonen in buchtähnlichen Situationen.<br />

Wasserspiegelgefälle und Spiegelschwankungen<br />

sind trotz generell geringerer Werte<br />

durchaus mit denen der Struktur Fallau vergleichbar.<br />

6.2.3 Struktur Luger (Strecke 17)<br />

Die neugeschaffene Schotterstruktur Luger erstreckt<br />

sich von Strom-km 2198,3 bis Strom-km<br />

2197,8 am linken Donauufer. Die Anschüttung<br />

fußt am unteren Ende einer überstauten, ehemals<br />

2 km langen und 130 m breiten Schotterbank<br />

(Foto). Die Struktur zeichnet sich durch<br />

relativ monotone Verhältnisse in Bezug auf die<br />

Formgebung aus. Dies bedingt auch relativ<br />

20<br />

Hakenbuhnen unmittelbar nach der Schüttung.<br />

Flussaufwärtiger Teil der<br />

Struktur Kramesau.<br />

Strecke 17 vor Errichtung des KW Aschach – die Schotterbank<br />

liegt nach Einstau drei Meter unter dem Wasserspiegel.


gleichförmige Strömungsverhältnisse im gesamten<br />

Uferbereich.<br />

Die unmittelbare Nähe zur Struktur Kramesau<br />

bedingt sehr ähnliche Gefällsverhältnisse<br />

und Spiegellagen.<br />

6.2.4 Hakenbuhne Saagbachmündung<br />

(inkl. Strecke 7)<br />

Ein weiterer Strukturierungsbereich wurde<br />

am rechten Ufer bei Strom-km 2198,75 etwa<br />

200 m flussab der Saagbachmündung limnologisch<br />

beprobt. Die ca. 50 m lange Hakenbuhne<br />

wurde im Zuge eines Dükerbaus als<br />

ökologische Kompensationsmaßnahme errichtet.<br />

Sie ist im Gegensatz zu den drei<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Nach Strukturierung bildet eine schmale Schotterbank den<br />

Land/Wasser-Übergangsbereich.<br />

erstgenannten Strukturen ausschließlich<br />

mittels Steinwurf gestaltet und bildet bei<br />

Mittelwasser einen ca. 700 m 2 großen Ruhigwasserbereich.<br />

Die geringe Höhe der Hakenbuhne<br />

erlaubt bei höheren Abflüssen<br />

Überströmung und verhindert somit Sedimentation<br />

von Feinfraktionen.<br />

Hakenbuhne flussab der<br />

Saagbachmündung.<br />

21


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

7 Morphologische und sedimentologische<br />

Evaluierung der Strukturierungsmaßnahmen<br />

7.1 Methodik<br />

7.1.1 Vermessung<br />

Die Außenaufnahme wird mit einem Tachymeter<br />

LEICA TCA 1102 durchgeführt, wobei Zusatzinformationen,<br />

wie Böschungskanten,<br />

Blockwurf, Sand, Schotter, ... ebenfalls mitgespeichert<br />

werden. Die Aufnahme folgt zu Beginn<br />

den Geländekanten (BOK, BUK) und der<br />

Wasseranschlagslinie, danach wird über das<br />

gesamte Vermessungsgebiet eine möglichst<br />

gleichmäßige Punktwolke gelegt. Die erhobenen<br />

Daten sind horizontale Distanz, Höhenunterschied<br />

und Horizontalwinkel, welche im<br />

Vermessungsgerät in absolute Koordinaten (X,<br />

Y, Z) umgerechnet und verspeichert werden.<br />

Die Messung der Unterwasserpunkte (bis<br />

100 m vom Ufer entfernt) erfolgt mittels Boot<br />

und einer 4,5 m langen Reflektorstange, bzw.<br />

22<br />

mittels Echolotboot und GPS der Wasserstraßendirektion.<br />

Die Messung wird in das Gauß-<br />

Krüger-System eingehängt. Die Genauigkeit<br />

der Messung liegt, auf Grund von Messfehlerüberlegungen,<br />

im Dezimeterbereich.<br />

Die weitere Bearbeitung erfolgt durch das<br />

Übertragen der Koordinaten aus dem Vermessungsgerät<br />

in einen PC mittels des Programms<br />

Softdesk CIVIL SURVEY, welches unter Auto-<br />

CAD läuft. Die Koordinaten werden über<br />

Punktwolke und Dreiecksvermaschung zu einem<br />

digitalen Geländemodell (DGM) generiert.<br />

Über Bearbeitung dieses DGMs erfolgt<br />

die Erstellung der Schichten- und Schattierungspläne<br />

und der Profile, die an aussagekräftigen<br />

Punkten genommen werden.<br />

Geodätische Vermessung<br />

der Strukturen.


Die Daten der Vermessung 1994 (ZAUNER et<br />

al., 1996) werden mittels identer Methodik bearbeitet,<br />

um Vergleiche zu den Daten von 2000<br />

anstellen zu können. Die nachfolgend diskutierten<br />

Bilanzierungen beziehen sich auf diese<br />

zwei Datensätze (Messung 1994 und 2000). Die<br />

Definition der Klassenbreiten ergibt sich aufgrund<br />

von ökologisch relevanten Höhenzonierungen.<br />

Dadurch variieren die Klassenbreiten<br />

zwischen einigen Dezimetern und wenigen<br />

Metern. Für alle Berechnungen werden die<br />

Vermessungsdaten sowohl der unmittelbaren<br />

Strukturierungsbereiche, als auch die Bereiche<br />

der Ursohle bis in eine Entfernung von 100 m<br />

vom Ufer herangezogen, um allfällige Beeinflussungen<br />

unveränderter Zonen dokumentieren<br />

zu können.<br />

7.1.2 Sedimente<br />

Die Vorgangsweise bei der Sedimentkartierung<br />

wurde auf bereits durchgeführte Untersuchungen<br />

an der freifließenden Donau im Raum Klosterneuburg<br />

(WAIDBACHER et al., 1996) abgestimmt,<br />

um die Ergebnisse der Untersuchungen<br />

vergleichen zu können.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Die Schotterstrukturen wurden begangen,<br />

die zu klassifizierenden Choriotope in den bereits<br />

erstellten Lageplan mittels Maßband eingemessen<br />

und durch visuelle Abschätzung einzelnen<br />

Typen zugeordnet. Die Feldergebnisse<br />

wurden anschließend digitalisiert und in das<br />

bereits vorhandene Planmaterial einbezogen.<br />

Der für die Fragestellung relevante Schotterbereich<br />

weist kurz nach seiner Schaffung noch<br />

relativ homogene Strukturen auf. Die davon<br />

abweichenden Teilflächen (Cluster) werden<br />

vermessen und deren Choriotopzusammenstellung<br />

klassifiziert. Diese Vorgangsweise wurde<br />

ebenso sechs Jahre nach Errichtung wiederholt.<br />

Innerhalb dieser Cluster werden Patches<br />

(Teilprobenflächen) ausgewählt und Detailuntersuchungen<br />

(Siebkornanalysen) vorgenommen.<br />

Die Probe wird an der Strukturoberfläche<br />

bis in eine Tiefe von 10 cm entnommen.<br />

Die Sedimentproben werden im Labor 24<br />

Stunden bei 80°C getrocknet und anschließend<br />

gesiebt, wobei folgende Siebe Verwendung fanden:<br />

0,063; 0,1; 0,2; 0,63; 1; 2; 4; 6,3; 10 und 20<br />

mm. Korngrößen über 20 mm wurden mit einem<br />

Maßband gemessen. Aus den Gewichtsanteilen<br />

der verschiedenen Korngrößen wurden<br />

Siebkurven der einzelnen Probenstellen erstellt.<br />

Sedimentprobe – visuelle<br />

Abschätzung und Entnahme<br />

der Probe.<br />

23


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

7.2 Struktur Fallau<br />

7.2.1 Morphologie<br />

Die Struktur Fallau zeichnet sich bei Mittelwasser<br />

durch seicht überronnene, großflächige<br />

Areale aus. Weiters findet sich in dieser Strecke<br />

ein kleine, einen Meter über Mittelwasser herausragende<br />

Insel. Im oberen Drittel der Untersuchungsstrecke<br />

mündet der Fallauerbach,<br />

welcher nach Starkregenereignissen durchaus<br />

nennenswerte Geschiebemengen bringt, in<br />

eine Bucht. Daran schließt eine unterschiedlich<br />

stark angeströmte Schotterbank an.<br />

Die Gegenüberstellung der Schattierungspläne<br />

(Abb. 7.1) zeigt bereits den Trend der<br />

morphologischen Veränderungen.<br />

Massive Erosionen sind an der Insel erkennbar.<br />

Dabei kommt es, wie im Profil (Abb. 7.2)<br />

ersichtlich, zum „Umkippen“ der Insel, wobei<br />

der Nebenarm und die hinter der Insel liegende<br />

Bucht verfüllt werden. Weiters unterliegt die<br />

Inselaußenseite zusätzlichen Erosionserscheinungen.<br />

Die Umlagerungsprozesse wandeln<br />

den ehemaligen Inselbereich in eine Schotter-<br />

Abb. 7.1: Struktur Fallau: Vergleich der morphologischen<br />

Situationen von 1994 und 2000.<br />

24<br />

LEGENDE:<br />

bank um. Die unmittelbare Mündungsstrecke<br />

des Fallauerbaches unterliegt hoher Dynamik.<br />

Diese ist einerseits durch Hochwasserereignisse<br />

des Baches selbst und anderseits durch Donauhochwässer<br />

bedingt. So erklären sich Anlandungen<br />

im Sohlbereich des Baches und<br />

Umlagerungen an der bach- und donauseitigen<br />

Uferböschung. Feinsedimentanlandungen im<br />

Anschluss an die Bachmündung sind im Schattierungsplan<br />

erkennbar und im Profil der<br />

Abb. 7.3 dargestellt. Nach 70 m liegen Strömungsverhältnisse<br />

vor, welche weitere Feinsedimentanlandungen<br />

verhindern und somit die<br />

ursprüngliche Substratfraktionierung gewährleisten.<br />

Diese stabilen Verhältnisse sind im Profil<br />

(Abb. 7.4) dargestellt und haben auch für<br />

den stromabwärtigen Bereich Gültigkeit.<br />

Die oben beschriebenen Veränderungen<br />

sind in der Bilanzierung der Höhenklassen<br />

quantitativ erfasst. Die in der Abb. 7.5 ersichtliche<br />

Klasse bis 276,75 m repräsentiert die Tiefenzone<br />

des Sohlbereiches, der durch die Maßnahmen<br />

nicht verändert wurde. Der idente Flächenanteil<br />

1994 und 2000 zeigt, dass an der<br />

Ursohle faktisch keine Verlagerungen aufgetreten<br />

sind. Die darauffolgende zwei Meter mäch-<br />

verschiedene Wassertiefenzonen Bereich zwischen Nieder- und Mittelwasser Vegetationszone


m.ü.A<br />

Niederwasser<br />

1994<br />

2000<br />

Entfernung zum Ufer in Metern<br />

Abb. 7.2: Der Schnitt durch die der Schotterbank vorgelagerten<br />

Insel zeigt Sedimentumlagerung in Richtung Ufer.<br />

m.ü.A.<br />

m.ü.A.<br />

Niederwasser<br />

Niederwasser<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Entfernung zum Ufer in Metern<br />

Entfernung zum Ufer in Metern<br />

1994<br />

2000<br />

Abb. 7.3: Im Strömungsschatten der Fallauerbachmündung<br />

kommt es während Hochwasserereignissen zu großflächigen<br />

Feinsedimentanlandungen.<br />

1994<br />

2000<br />

Abb. 7.4: Stabile Schotterbank flussab der Fallauerbachmündung.<br />

25


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Tab. 7.1. Länge der Wasseranschlagslinien bei charakteristischen Wasserständen und deren Verhältnis zur Streckenlänge<br />

in der Struktur Fallau.<br />

tige Klasse nimmt zugunsten höher liegender<br />

Zonen ab. Zurückzuführen ist dies primär auf<br />

Anlandungen im Bereich der Bachmündung.<br />

Die Klasse, welche den Bereich bis zwei Meter<br />

unter NW (278,75 - 280,75 m) umfasst, wird einerseits<br />

durch Anlandungen in ehemals tieferen<br />

Zonen und anderseits durch Verlandungen<br />

im Bereich des Nebenarmes und der Bachmündung<br />

beeinflusst. Dies bedingt wiederum<br />

die Zunahme im Bereich zwischen NW und<br />

MW. Zuwächse erfährt diese Klasse auch durch<br />

die starke Erosion der nächsthöheren Zone (Insel<br />

und Landzunge zwischen Donau und<br />

Bach). Die Abnahme in der Klasse über MW<br />

wird teilweise durch Anlandungen kompensiert.<br />

Massivere Anlandungen sind in der letzten<br />

relevanten Höhenklasse zu erkennen. Geschiebe<br />

des Fallauerbaches einerseits und<br />

Schwebstoffablagerungen der Donau andererseits<br />

sind hiefür verantwortlich. Grundsätzlich<br />

ist aus den Veränderungen der Höhenverteilung<br />

eine positive Mengenbilanz ableitbar.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

26<br />

NW-Linie MW-Linie Streckenlänge Faktor-NW Faktor-MW<br />

Fallau 1994 493 452 378 1,3 1,2<br />

Fallau 2000 410 404 376 1,09 1,07<br />

Prozentanteile<br />

60<br />

54,2 55,3<br />

12,0<br />

8,6<br />

10,6 9,8 10,1<br />

12,8<br />

5,0<br />

2,3<br />

Vorangegangene Beschreibungen dokumentieren<br />

durchwegs dynamische Prozesse,<br />

welche von Umlagerungen geprägt sind. Diese<br />

beeinflussen Lage und Höhe der Strukturen.<br />

Die Ermittlung der Länge charakteristischer<br />

Wasseranschlagslinien zeigt den Trend, welchem<br />

die Strukturen unterlegen sind.<br />

Die Entwicklung der in oben stehender Tabelle<br />

aufgelisteten Faktoren weist auf Linearisierung<br />

der Wasseranschlagslinien hin, wobei die<br />

aktuelle Situation als stabil einzuschätzen ist.<br />

10,3<br />

7,7<br />

272-276,75 276,75-278,75 278,75-280,75 280,75-281,5 281,5-282 282-284,25 284,25-286,25<br />

Höhenklassen in Metern<br />

Wintersituation: Fallauerbachmündung mit anschließender<br />

Schotterbank.<br />

1994<br />

2000<br />

0,4<br />

1,0<br />

Abb. 7.5: Verteilung der<br />

Höhenklassen in der Struktur<br />

Fallau im Jahr 1994 kurz<br />

nach Errichtung und im<br />

Jahr 2000.


7.2.2 Sedimente<br />

Die sedimentologischen Erhebungen aus dem<br />

Jahr 1994 dokumentieren relativ heterogene<br />

Substratsverhältnisse im gesamten Abschnitt.<br />

Die frisch geschüttete, überformte Struktur<br />

wird in allen Bereichen von einer typischen<br />

Kornzusammensetzung gebildet, welche das<br />

Sohlsubstrat der Donau im Untersuchungsgebiet<br />

prägt. In dieser Zusammensetzung bilden<br />

insbesondere die Grobsand-Mittelkiesfraktionen<br />

(0,63-20 mm) hohe Gewichtsanteile. Kurz<br />

nach Errichtung der Strukturen sind bereits<br />

kleine Feinsedimentlinsen feststellbar.<br />

Wie aus den morphologischen Erhebungen<br />

ersichtlich, ergeben sich nach sechs Jahren Veränderungen,<br />

welche sich auch in der Kornzusammensetzung<br />

der Struktur niederschlagen.<br />

Der Inselbereich, der massiven Erosionen unterlag,<br />

zeigt hinsichtlich der Kornzusammensetzung<br />

einen Vergröberungstrend. Dies manifestiert<br />

sich besonders in der Reduktion des<br />

Sandanteiles (Abb. 7.6). Demgegenüber sind<br />

die vergleichsweise stabilen morphologischen<br />

Verhältnisse auch in der Kornzusammensetzung<br />

großflächiger Areale feststellbar. Beim<br />

Vergleich der Siebkornanalysen ergeben sich<br />

nur geringfügige Unterschiede, was sich besonders<br />

in den sehr ähnlichen Anteilen der<br />

sandig-mittelkiesigen Fraktionen widerspiegelt<br />

(Abb. 7.7). In den strömungsarmen Bereichen<br />

ergeben sich mit der veränderten Morphologie<br />

auch hinsichtlich der Kornzusammensetzung<br />

gravierende Abweichungen. Die geschüttete,<br />

typische Kornzusammensetzung des Sohlbereiches<br />

wird von zum Teil mächtigen Feinsedimenten<br />

überlagert. Diese setzen sich zu 25<br />

Gewichtsprozenten aus Grobschluff und zu 75<br />

Gewichtsprozenten aus Feinsand zusammen.<br />

(Abb. 7.8.)<br />

in Prozent<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

75<br />

50<br />

25<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

1994<br />

2000<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

Korngröße in mm<br />

Abb. 7.6: Die Siebkornanalyse dokumentiert im Bereich der<br />

Insel eine Vergröberung der Kornzusammensetzung, die auf<br />

Reduktion des Sandanteils zurückzuführen ist.<br />

in Prozent<br />

100<br />

1994<br />

2000<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

Korngröße in mm<br />

Abb. 7.7: Großflächige Areale zeigen nur geringe Änderung<br />

in der morphologischen Ausprägung. Diese Stabilität ist auch<br />

anhand der Siebkornanalysen ersichtlich.<br />

in Prozent<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

1994<br />

2000<br />

0,01 0,1 1 10 100<br />

Korngröße in mm<br />

Abb. 7.8: Die Feinsedimentanlandungen in der Struktur Fallau<br />

setzen sich aus Grobschluff und Feinsand zusammen.<br />

27


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

7.3 Struktur Kramesau<br />

7.3.1 Morphologie<br />

Die Struktur Kramesau weist nach Bauausführung<br />

äußerst heterogene Ausformung auf. Der<br />

Bereich ist geprägt durch eine große Inselstruktur<br />

am oberen Ende der Strecke und reiche<br />

Verzahnung des Ufers, welche eine lange<br />

Wasseranschlagslinie bedingen.<br />

Erwartungsgemäß ergeben sich durchaus<br />

starke morphologische Veränderungen, wie<br />

der Vergleich der Schattierungspläne (Abb. 7.9)<br />

deutlich zeigt.<br />

Starke Veränderungen können vor allem an<br />

der großen Insel beobachtet werden. Im Gegensatz<br />

zur flach überflossenen Vorinsel, die<br />

nur geringen Höhenverlust aufweist, wird der<br />

mittlere und hintere Inselteil, welcher über Mittelwasser<br />

herausragt, erodiert und an die Inselinnenseite,<br />

bzw. zum Teil auch Richtung<br />

Strommitte verlagert (Abb. 7.10). Weiters lagern<br />

sich im Strömungsschatten der Insel Feinsedimente<br />

mit geringer Mächtigkeit an.<br />

Die daran anschließenden drei Hakenbuhnen<br />

weisen anfangs jeweils ca. 2,5 m tiefe Ruhigwasserbereiche<br />

auf. Die über Mittelwasser<br />

Abb. 7.9: Der Vergleich der Situationen von 1994 und 2000<br />

zeigt für den heterogen und kleinräumig strukturierten Bereich<br />

Kramesau massive morphologische Veränderungen.<br />

28<br />

LEGENDE:<br />

ragenden Hakenbuhnen sind vor allem an den<br />

Buhnenscheiteln starken Erosionen ausgesetzt.<br />

Die Umlagerung des Schotters erfolgt primär in<br />

die Ruhigwasserbereiche. Während das erste<br />

Buhnenfeld aktuell bei Mittelwasser an der<br />

Tiefstelle ca. 2 m misst, kommt es in den zwei<br />

nachfolgenden Buhnenfeldern auf Grund von<br />

Feinsedimentablagerungen zur gänzlichen Verlandung.<br />

Aus den zwei Hakenbuhnen entwikkelt<br />

sich eine Bankstruktur (Abb. 7.11).<br />

Das anschließende Blockwurfufer wird massiv<br />

mit Feinsedimenten überlagert (Abb. 7.12).<br />

Die Mächtigkeit dieser Anlandung beträgt im<br />

Mittel 2,5 m. Erklärbar ist dies mit der strömungsabweisenden<br />

Wirkung der letzten Hakenbuhne.<br />

Die zwei verlandeten Buhnen bilden<br />

mit der neu entstandenen Sedimentbank<br />

mittlerweile eine einheitliche Bankstruktur<br />

Ähnlich wie die große Inselstruktur am oberen<br />

Ende des Strukturierungsbereiches unterliegt<br />

die nachfolgende kleine, schmale Insel<br />

starker Erosion. Dies zeigt sich im Abflachen<br />

des Inselscheitels und in Anlandungen innenund<br />

außenseitig der Insel. Zum Teil verlagert<br />

sich das Erosionsmaterial auch in den anschließenden<br />

Ruhigwasserbereich, welcher zusätzlich<br />

mit angeschwemmten Feinmaterial aufgefüllt<br />

wird.<br />

verschiedene Wassertiefenzonen Bereich zwischen Nieder- und Mittelwasser Vegetationszone


m.ü.A.<br />

Niederwasser<br />

1994<br />

2000<br />

Entfernung zum Ufer in Metern<br />

Abb. 7.10: Der über Mittelwasser herausragende Teil der Insel<br />

in der Struktur Kramesau wird abgeflacht und umgelagert.<br />

m.ü.A.<br />

m.ü.A.<br />

Niederwasser<br />

Niederwasser<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

1994<br />

2000<br />

Entfernung zum Ufer in Metern<br />

Abb. 7.11: Massive Feinsedimentanlandungen sind in den Ruhigwasserbereichen<br />

der Hakenbuhnen zu verzeichnen.<br />

1994<br />

2000<br />

Entfernung zum Ufer in Metern<br />

Abb. 7.12: Der Strömungsschatten der Hakenbuhnen reicht<br />

weit stromab und führt zu Feinsedimentanlagerung an den<br />

mit Blockwurf gesicherten Ufern der Struktur Kramesau.<br />

29


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Tab. 7.2: Länge der Wasseranschlagslinien bei charakteristischen Wasserständen und deren Verhältnis zur Streckenlänge<br />

in der Struktur Kramesau.<br />

Bei der Betrachtung der Bilanzierung der<br />

Höhenklassen (Abb. 7.13) sind die oben beschriebenen<br />

Veränderungen quantitativ erklärbar.<br />

Die Abnahme der Tiefenklasse von 272-<br />

276,75 m ist am ehesten durch Verluste zugunsten<br />

höherer Klassen im Bereich der Vorinsel,<br />

der Hakenbuhnen und am Ende der Strecke<br />

nach der kleinen Insel zu erklären. Die darauffolgende<br />

zwei Meter mächtige Klasse verzeichnet<br />

leichte Zugewinne und zwar vorwiegend<br />

im Bereich der Schluffbank und im Anschluss<br />

an die kleine Insel am Ende der Strecke.<br />

Eine starke Zunahme ist in der nächsthöheren<br />

Klasse ersichtlich, welche sich speziell<br />

durch das Abhobeln der Inseln, aber auch<br />

durch das Verlanden der Ruhigwasserbereiche<br />

in und unterhalb der Hakenbuhnen erklärt.<br />

Der starke Zugewinn der Klasse von 280,75-<br />

281,5 m im Bereich der verlandeten Haken-<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

30<br />

NW-Linie MW-Linie Streckenlänge Faktor-NW Faktor-MW<br />

Kramesau 1994 1660 1167 712 2,33 1,64<br />

Kramesau 2000 1308 798 717 1,82 1,11<br />

Prozentanteile<br />

50<br />

38,6<br />

35,1<br />

25,7<br />

24,3<br />

22,1<br />

19,1<br />

9,2<br />

9,0<br />

4,2<br />

3,0<br />

272-276,75 276,75-278,75 278,75-280,75 280,75-281,5 281,5-282 282-284,25<br />

Höhenklassen in Metern<br />

buhnen wird vor allem durch die Abnahme<br />

dieser Klasse im Bereich der Inseln ausgeglichen<br />

und führt dazu, dass die Anteile von 1994<br />

und 2000 faktisch ident sind.<br />

Die nächsthöhere Klasse verliert vorwiegend<br />

auf den Inseln und den Hakenbuhnen an<br />

Anteilen, wobei die Zuwächse der darauffolgenden<br />

Klasse auf Feinsedimentanlandungen<br />

im Bereich der Ufervegetation (Weidenbewuchs)<br />

zurückzuführen.<br />

Die intensive Verzahnung der Uferlinie bei<br />

unterschiedlichen Wasserständen kommt in<br />

den hohen Niederwasser und Mittelwasserfaktoren<br />

zum Ausdruck (Tab. 7.2). Sechs Jahre<br />

nach Bauabschluss weist der Niederwasserfaktor<br />

mit 1,82 trotz starker Linearisierung einen<br />

relativ hohen Wert auf.<br />

Für die Struktur Kramesau sind, trotz der in<br />

Summe ausgeglichenen Bilanz, starke morphologische<br />

Veränderungen ersichtlich.<br />

1994<br />

4,6<br />

2000<br />

5,1<br />

Abb. 7.13: Verteilung der<br />

Höhenklassen in der Struktur<br />

Kramesau im Jahr 1994<br />

kurz nach Errichtung und<br />

im Jahr 2000.


7.3.2 Sedimente<br />

Ähnlich wie bei der Struktur Fallau sind kurz<br />

nach Errichtung auch hier verhältnismäßig<br />

gleichsortierte Kiesfraktionen belegbar. Darüberhinaus<br />

finden sich auch bereits in Buchten<br />

und in strömungsarmen Zonen Feinsedimentlinsen.<br />

Der Trend – gleichbleibender Zusammensetzung<br />

der geschütteten Strukturen auf<br />

großen Flächen – ist auch hier gegeben<br />

in Prozent<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

1994<br />

2000<br />

0,01 0,1 1<br />

Korngröße in mm<br />

10 100<br />

Abb. 7.14: Die Siebkornanalysen zeigen auch in der Struktur<br />

Kramesau für große Flächen stabile Verhältnisse an.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Erodierte Inselgruppe der<br />

Struktur Kramesau.<br />

(Abb. 7.14). Auf Grund der Gestaltung ergeben<br />

sich zum Teil enorme Feinsedimentanlandungen.<br />

Diese setzen sich, ähnlich wie die Anlandungen<br />

in der Struktur Fallau, zu einem Drittel<br />

aus Grobschluff und zu zwei Drittel aus Feinsand<br />

zusammen. Signifikante Vergröberungstrends<br />

können an der Struktur Kramesau nicht<br />

belegt werden.<br />

31


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

7.4 Struktur Luger<br />

7.4.1 Morphologie<br />

Die neugeschaffene Schotterstruktur Luger erstreckt<br />

sich von Strom-km 2198,3 bis Strom-km<br />

2197,8 am linken Donauufer. Die Struktur<br />

zeichnet sich durch relativ monotone Verhältnisse<br />

in Bezug auf die Formgebung aus. Dies<br />

bedingt auch gleichförmige Strömungsverhältnisse<br />

im gesamten Uferbereich.<br />

Der Vergleich der Schattierungspläne<br />

(Abb. 7.15) zeigt klar, dass diese Struktur in ihrer<br />

homogenen Ausführung erhalten bleibt.<br />

Zu Vereinheitlichungen kommt es lediglich<br />

an kleinen Landzungen, die von einigen Hochwässern<br />

bzw. dem Wellenschlag begradigt<br />

werden. Die gravierendste Veränderung ist am<br />

unteren Ende der Strecke festzustellen. Diese<br />

rührt allerdings von Baumaßnahmen eines<br />

zwischenzeitlich errichteten Gasdükkers her<br />

32<br />

und ist somit in der Diskussion der morphologischen<br />

Veränderungen nicht von Relevanz.<br />

Bei Betrachtung der Bilanzierung der Höhenklassen<br />

(Abb. 7.16) fällt geringfügige Abnahme<br />

der tiefen Bereiche (2742-276,75) auf.<br />

Dies ist auf den beschriebenen Dükkerbau zurückzuführen.<br />

Die in den Schattierungsplänen erkennbare<br />

Stabilität der Struktur Luger wird durch die Bilanz<br />

der mittleren Tiefenklassen weiter unterstrichen.<br />

Dabei kommt es zwar zu internen<br />

Umlagerungen vor allem der Klasse von 278,75<br />

-280,75 m und zu Begradigungen in der Klasse<br />

280,75-281,50 m; die prozentuellen Anteile<br />

bleiben allerdings unverändert.<br />

Die leichten Zunahmen in den Bereichen<br />

über 281,50 m lassen sich vor allem durch Sedi-<br />

Tab. 7.3: Länge der Wasseranschlagslinien bei charakteristischen Wasserständen und deren Verhältnis zur Streckenlänge<br />

in der Struktur Luger.<br />

NW-Linie MW-Linie Streckenlänge Faktor-NW Faktor-MW<br />

Luger 1994 554 532 498 1,11 1,07<br />

Luger 2000 515 504 494 1,04 1,02<br />

Abb. 7.15: Die Struktur Luger bleibt in ihrer relativ homogenen<br />

und geradlinigen Ausformung sechs Jahre nach Errichtung<br />

faktisch unverändert.<br />

LEGENDE:<br />

verschiedene Wassertiefenzonen Bereich zwischen Nieder- und Mittelwasser Vegetationszone


mentationstendenzen im Weidenbewuchs begründen.<br />

Die schon eingangs erwähnte Einförmigkeit<br />

der Struktur spiegelt sich auch in den Niederwasser-<br />

und Mittelwasser-Faktoren der Wasseranschlagslinien<br />

wider. Veränderungen sind<br />

hier nicht zu erwarten (Tab. 7.3).<br />

Prozentanteile<br />

60<br />

58,0<br />

56,6<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

15,5 15,0<br />

13,7 13,7<br />

272-276,75 276,75-278,75 278,75-280,75 280,75-281,5 281,5-282 282-284,25<br />

5,6<br />

5,7<br />

Höhenklassen in Metern<br />

2,5<br />

1994<br />

3,2<br />

4,7<br />

2000<br />

5,9<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Stabile Schotterbänke bieten Weiden attraktive Standorte.<br />

7.4.2 Sedimente<br />

Abb. 7.16: Verteilung der Höhenklassen<br />

in der Struktur Luger<br />

im Jahr 1994 kurz nach Errichtung<br />

und im Jahr 2000.<br />

Die stabilen morphologischen Verhältnisse in<br />

dieser langgestreckten Struktur kommen auch<br />

in der Sukzession der Sedimente zum Ausdruck.<br />

Während die unter Mittelwasser liegende<br />

Zone hinsichtlich der Kornzusammensetzung<br />

als unverändert zu bezeichnen ist, zeigt<br />

die höherliegende Zone Verfeinerungstendenzen.<br />

Offensichtlich kommt es in diesem schmalen<br />

Bereich zu Akkumulierungen von sandigen<br />

Fraktionen, was mit dem Einfluss des Wellenschlages<br />

erklärbar ist. Großflächige Anlandungen<br />

von Feinsedimenten sind nicht zu belegen.<br />

Lediglich am Böschungsfuß der Schüttung sind<br />

diese kleinräumig anzutreffen.<br />

33


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

7.5 Ergebnisse und<br />

Schlussfolgerungen<br />

Die vergleichenden Untersuchungen hinsichtlich<br />

der morphologischen und sedimentologischen<br />

Entwicklung der neugeschaffenen Strukturen<br />

belegen deren grundsätzliche Beständigkeit.<br />

Bei Gegenüberstellung der Tiefenzonenklassen<br />

zeigt sich, dass in den unmittelbaren<br />

Strukturierungsabschnitten nach sechs Jahren<br />

sehr ähnliche Tiefenverhältnisse vorliegen.<br />

Trotzdem sind dynamische Prozesse zu bemerken,<br />

welche primär in Form von Erosion vergleichsweise<br />

kleinräumiger Strukturen wie Inseln<br />

und Buchten erkennbar sind. Für die Umgestaltung<br />

ist zu einem Großteil der Wellenschlag<br />

der Schifffahrt verantwortlich. Hochwässer<br />

haben in dem Zusammenhang weniger<br />

Einfluss. Demgegenüber wirken sich Hochwässer<br />

in Bezug auf Sedimentation von Feinsubstraten<br />

massiv aus. In strömungsberuhigten<br />

Zonen kommt es nach entsprechenden Abflussereignissen<br />

zu massiven Feinsedimentablagerungen.<br />

Dies erklärt auch die Reduktion der<br />

Anteile von tieferen Zonenklassen bei gleichzeitiger<br />

Zunahme der Anteile seichterer. Deren<br />

Anteil nimmt auch auf Kosten der über Mittel-<br />

Prozentanteile<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

34<br />

48,4<br />

46,6<br />

18,6 18,3<br />

16,5<br />

15,3<br />

8,3<br />

8,8<br />

3,8<br />

2,9<br />

wasser liegenden Areale zu. Bei einer kumulativen<br />

Bilanzierung aller Strukturierungsbereiche<br />

(Abb. 7.17) kommt der Trend gleichbleibender<br />

Anteile der Tiefenklassen deutlich zum<br />

Tragen.<br />

Umlagerungen, welche aufgrund vorhin beschriebener<br />

Prozesse resultieren, drücken sich<br />

auch in der Entwicklung der Uferanschlagslinien<br />

aus. Die Vereinheitlichung der Strukturen<br />

zeigt sich sehr deutlich mit den diesbezüglich<br />

errechneten Faktoren. Bei der besonders heterogen<br />

ausgebildeten Struktur Kramesau ergab<br />

sich kurz nach Errichtung auf Grund der Streckenlänge<br />

und Wasseranschlagslinie bei NW<br />

ein Faktor von 2,33; bei Mittelwasser 1,64.<br />

Sechs Jahre danach reduzieren sich die Werte<br />

auf 1,82 bzw. 1,11. An der Struktur Fallau zeigt<br />

sich ein ähnlicher Trend. Die Struktur Luger<br />

weist bereits mit Bauabschluss kurze Uferanschlagslinien<br />

auf. Referenzdaten aus der frei<br />

fließenden Donau östlich von Wien (WÖSEN-<br />

DORFER & LEBERL, 1987) repräsentieren Werte für<br />

regulierte naturnahe Abschnitte der Donau<br />

(NW = 1,42 und MW = 1,25). Diese Werte erge-<br />

6,6<br />

5,4<br />

272-276,75 276,75-278,75 278,75-280,75 280,75-281,5 281,5-282 282-284,25 284,25-286,25<br />

Höhenklassen in Metern<br />

1994<br />

2000<br />

0,1<br />

0,2<br />

Abb. 7.17: Kumulative Betrachtung<br />

der Verteilung<br />

der Höhenklassen aller<br />

Strukturen im Jahr 1994<br />

kurz nach Errichtung und<br />

im Jahr 2000.


en sich aufgrund relativ großräumiger Verzahnungen.<br />

Der Trend längerer Anschlagslinien<br />

bei NW ist auch in diesem Donauabschnitt erkennbar<br />

(Tab. 7.4). Für die vergleichsweise<br />

schmalen und kurzen Strukturierungsbereiche<br />

lassen sich aufgrund der Kleinräumigkeit und<br />

fortschreitender Umlagerungsprozesse langfristig<br />

kürzere Anschlagslinien erwarten.<br />

Zusammenfassend lässt sich die morphologische<br />

Entwicklung der Strukturen folgendermaßen<br />

skizzieren: Flache, großflächige Struk-<br />

Tab. 7.4: Verhältnis der Wasseranschlagslinien zur Streckenlänge<br />

in den Strukturen und in der freien Fließstrecke östlich<br />

von Wien bei charakteristischen Wasserständen.<br />

Faktor-NW Faktor-MW<br />

Kramesau 2000 1,82 1,11<br />

Fallau 2000 1,09 1,07<br />

Luger 2000 1,04 1,02<br />

östl. v. Wien 1,42 1,25<br />

turelemente stellen sich als relativ stabile Elemente<br />

dar. Ab- und Anlandungen sind kaum<br />

gegeben. An diesen Strukturen ist durch den<br />

Wellenschlag laterale Bewegung des Schotterkörpers<br />

bemerkbar, was positive Effekte in<br />

Hinblick auf die äußere Dekolmation mit sich<br />

bringt. Demgegenüber bewirkt die erodierende<br />

Kraft der Wellen im Fall von Kleinstrukturen,<br />

wie kleinen Inseln und Buchten ein Abflachen<br />

bzw. ein „Umkippen“ dieser Elemente.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Weiters zeigt sich vor allem nach Durchgang<br />

entsprechender Hochwasserereignisse Sedimentation<br />

in strömungsarmen Bereichen.<br />

Interessante Aspekte ergeben sich im Zusammenhang<br />

mit der Weiterentwicklung von<br />

Strukturen mittels Feinsedimentanlandungen.<br />

Bei entsprechender Ausformung initiieren<br />

Strukturen massive Anlandungen. Diese können<br />

wie in einem Teilbereich der Struktur Kramesau<br />

lokal 6000 m 3 betragen. Die Sedimentation<br />

ist limitiert durch den Gradienten der<br />

Fließgeschwindigkeit in Richtung Flussmitte.<br />

Dieser Gradient gewährleistet bei nachträglichem<br />

Überschütten der Anlandungen mit<br />

Schotter im angeströmten Bereich dauerhaft<br />

kiesige Substratverhältnisse (Abb. 7.18).<br />

Massive Feinsedimentanlandungen im Strömungsschatten<br />

der Schotterstrukturen.<br />

Abb. 7.18: Mächtige Feinsedimentanlandungen<br />

bieten Basis<br />

für kostengünstige Errichtung<br />

weiterer Schotterbänke.<br />

35


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Für zukünftige Strukturierungsprojekte ergeben<br />

sich somit neue Ansätze, welche wirtschaftlich<br />

großzügige Lösungen ermöglichen.<br />

Stellt man beispielsweise das Verhältnis zwischen<br />

der eingebrachten Schottermenge zu der<br />

daraus gewonnenen, zwischen Herbst und<br />

Frühjahr trockenfallenden Fläche, so ergibt<br />

sich, bei alleiniger Verwendung von Schotter,<br />

ein Wert von 0,194 (1 m 3 Schotter ergibt<br />

0,194 m 2 Fläche). Bei oben dargestellter Vorgangsweise<br />

würde mit einem Kubikmeter der<br />

dreifache Flächenwert erzielbar sein.<br />

Neben zum Teil massiven Feinsedimentablagerungen<br />

in strömungsarmen Zonen zeigen die<br />

Siebkornanalysen, dass im Zeitraum von sechs<br />

Jahren die Kornverteilungen auf den Schotterbänken<br />

nur unwesentlichen Veränderungen unterliegen.<br />

Bereits kurz nach Schüttung der Strukturen<br />

stellt sich ein relativ stabiles Gleichgewicht<br />

der Fraktionen ein. In den Bereichen, wo<br />

Erosion vorherrscht, kommt es vermehrt zu Auswaschung<br />

von Feinanteilen. Dies betrifft hauptsächlich<br />

Inselzonen, welche auf Grund der Lateralbewegung<br />

des Schotters bei gleichzeitiger<br />

Verfüllung des Nebenarmes an Höhe verlieren.<br />

Vergleiche mit der Kornzusammensetzung<br />

natürlicher Schotterbänke der Donaufließstre-<br />

Summenprozent<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

0,000001 0,00001 0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10 100<br />

Korngrößen in mm<br />

36<br />

Engelhartszell 2000<br />

Engelhartszell 1994<br />

Klosterneuburg<br />

cke bei Klosterneuburg (WAIDBACHER et al.,<br />

1996) zeigen, dass diese grundsätzlich große<br />

Übereinstimmung aufweisen.<br />

Die Gegenüberstellung der gepoolten Siebkornanalysen<br />

Engelhartszell 1994 und 2000,<br />

sowie Klosterneuburg (Abb. 7.19) ergibt große<br />

Übereinstimmung der Datensätze aus Engelhartszell.<br />

Unterschiede zu den Proben aus der<br />

freien Fließstrecke bei Klosterneuburg sind insofern<br />

zu erkennen, dass in den untersuchten<br />

Schotterstrukturen des Stauraumes Aschach ein<br />

tendenziell höherer Anteil an Korngrößen kleiner<br />

als 6,3 mm vorhanden ist. Der höhere Anteil<br />

an Korngrößen über 20 mm in Klosterneuburg<br />

erklärt sich aus den Einflüssen von Geschiebetrieb,<br />

Hochwässern und Wellenschlag.<br />

Die permanente Exposition der Schotterbank<br />

führte zur Erosion der Feinanteile. Demgegenüber<br />

lassen sich die höheren Feinanteile in den<br />

geschütteten Schotterstrukturen durch die Entnahme<br />

des Baggergutes aus der Stromsohle eines<br />

Gleithanges erklären. Ein weiterer Grund<br />

für die Erhöhung der Feinkornanteile könnte<br />

im Einstau (bereits seit 1964) dieses Stauwurzelbereiches<br />

begründet sein. Eine erwartete<br />

Auswaschung der feinen Fraktionen ist bis<br />

dato nicht feststellbar.<br />

Abb. 7.19: Vergleich der<br />

Korngrößenverteilungen<br />

im Bereich Engelhartszell<br />

(1994 und 2000) mit Klosterneuburg.


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Während Hochwasserereignissen<br />

kann es lokal zu<br />

massiven Feinsedimentanlandungen<br />

kommen.<br />

Diese Anlandungen unterliegen<br />

hoher Dynamik - einen<br />

Hinweis darauf geben<br />

freigespülte Weidenwurzeln.<br />

37


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

8 Fischökologische Evaluierung<br />

der Strukturierungsmaßnahmen<br />

8.1 Allgemeines<br />

Die umfassenden Erhebungen der aquatischen<br />

Fauna (Fische und Benthos) im Oberen <strong>Donautal</strong><br />

im Jahr 1989 belegten strukturelle Defizite<br />

in diesem Donauabschnitt. Basierend auf<br />

den Erhebungsergebnissen wurden mit dem<br />

Ziel der ökologischen Aufwertung des Stauwurzelbereiches<br />

Strukturierungsmaßnahmen<br />

durchgeführt. Nachfolgende Kapitel behandeln<br />

die fischökologische Evaluierung der neugeschaffenen<br />

Strukturen. Die Streckenauswahl<br />

für die Erhebungen im Jahr 1989 wurde bereits<br />

unter dem Aspekt potentieller Strukturierungsbereiche<br />

durchgeführt. Aus diesem Grund ist<br />

es möglich, mit Hilfe der verfügbaren Daten<br />

detailliert allfällige Veränderungen sowohl in<br />

den umgestalteten als auch in den unveränderten<br />

Strecken aufzuzeigen.<br />

38<br />

Der Schrätzer – bevorzugt schwach strömende Bereiche.<br />

Die Nase – Leitfischart der österreichischen Donau.<br />

Der Semling – eine verschollene<br />

Fischart wurde<br />

im Zuge vorliegender Studie<br />

in Österreich wiederentdeckt.


8.2 Methodik<br />

8.2.1 Untersuchungsgebiet<br />

Zur Evaluierung der neugeschaffenen Strukturen<br />

werden fischökologische Daten nicht nur<br />

unmittelbar in den Strukturierungsabschnitten,<br />

sondern auch in flussauf und flussab angrenzenden<br />

Strecken erhoben. Dies soll einerseits<br />

eine mögliche Beeinflussung benachbarter, unveränderter<br />

Strecken dokumentieren und andererseits<br />

eventuelle generelle Abweichungen<br />

vom fischökologischen Gesamtzustand belegen.<br />

Das Untersuchungsgebiet umfasst somit den<br />

Donauabschnitt vom Kraftwerk Jochenstein bei<br />

Stromkilometer 2203,3 bis zur Ortschaft Oberranna<br />

bei km 2196,0, wobei jeweils beide Uferzonen<br />

in ihrer gesamten Länge beprobt werden.<br />

Das Untersuchungsgebiet ist deckungsgleich<br />

mit dem der Voruntersuchung im Jahr<br />

1989 und wird analog dieser Studie ebenfalls in<br />

insgesamt 20 Strecken unterteilt. Flussmorphologische<br />

Charakteristika, Strömungsverhältnisse<br />

und Substratgegebenheiten werden als Unterscheidungskriterien<br />

zur Streckenauswahl<br />

herangezogen. Innerhalb der Strecken liegen<br />

somit weitgehend homogene Bedingungen<br />

vor. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wird die<br />

damalige Streckeneinteilung auch bei der nun<br />

durchgeführten Evaluierung übernommen. Die<br />

detaillierte Streckenbeschreibung ist in der Vorstudie<br />

umfassend dargestellt.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Die Lage der tatsächlichen Strukturierungsmaßnahmen<br />

deckt sich mit den in der Vorstudie<br />

definierten potentiellen Strukturierungsbereichen.<br />

Nach den Flur- bzw. Ortsnamen werden<br />

die strukturierten Strecken Fallau (Strecke<br />

5), Kramesau (Str. 15) und Luger (Str. 17)<br />

genannt (siehe auch Kapitel Realisierung der<br />

Projekte).<br />

Neben diesen drei Schotterstrukturen wird<br />

ein weiterer Abschnitt, Strecke 7, ebenfalls<br />

morphologisch verändert. Als ökologische<br />

Kompensationsmaßnahme im Rahmen eines<br />

Gasdükkerbaues, wird im Jahr 1997 diese<br />

Strecke durch den Bau einer Hakenbuhne aus<br />

großen Blocksteinen in einen Ruhigwasserbereich<br />

umgewandelt. Die speziellen Verhältnisse<br />

in dieser Strecke werden daher auch gesondert<br />

dargestellt.<br />

8.2.2 Befischungsmethodik<br />

Die Beprobung von Fließgewässern der<br />

Größenordnung der Donau ist methodisch aufwändig.<br />

Daher werden verschiedene Methoden<br />

zur fischökologischen Erhebung herangezogen.<br />

Analog zur Erhebung im Rahmen der Vorstudie<br />

stellen Elektrobefischungen den<br />

Schwerpunkt der Erhebungen der Fischfauna<br />

in den ufernahen Zonen der Befischungsstrecken<br />

dar. Zur Erfassung der Jungfischfauna<br />

werden mit Hilfe von Uferzugnetzen flachere<br />

Uferbereiche beprobt. Die Besiedlung der Ge-<br />

Befischung mittels dem Elektrofangboot. Elektrobefischung der unmittelbaren Uferzone.<br />

39


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

wässersohle in uferfernen Stellen dokumentieren<br />

Befischungen mit Langleinen.<br />

Die Befischungen finden an mehreren Terminen,<br />

verteilt über das Jahr statt, um möglichst<br />

das gesamte Artenspektrum zu erfassen<br />

und auch saisonale Veränderungen sowohl in<br />

den Artenvergesellschaftungen als auch innerhalb<br />

der Populationen einzelner Arten erfassen<br />

zu können.<br />

8.2.2.1 Elektrofischerei<br />

Die Elektrobefischungen werden mit dem großen<br />

Elektrofangboot der Abt. für Hydrobiologie<br />

sowie mit E-Handaggregaten durchgeführt.<br />

Bei der Elektrofischerei werden Fische im Wirkungsbereich<br />

des im Wasser aufgebauten<br />

Gleichstromfeldes von der Anode (Fangpol)<br />

angezogen (Galvanotaxis) und in ihrem Nahbereich<br />

betäubt (Galvanonarkose). Die betäubten<br />

Fische werden gekeschert, nach Artzugehörigkeit<br />

bestimmt, vermessen und wieder<br />

rückversetzt. Es sei darauf hingewiesen, dass<br />

Elektrobefischungen sowohl größen- als auch<br />

artenselektiv wirken. Besonders Kleinfischarten<br />

(z.B. die Koppe) und Jugendstadien bleiben<br />

daher unterrepräsentiert.<br />

Mit dem speziell adaptierten Elektrofangboot<br />

(Antrieb 60 PS, E-Aggregat 10 kW, individuelle<br />

elektronische Ansteuerung von 10 Anoden)<br />

werden Streifen in Fließrichtung befischt,<br />

wobei Fische innerhalb eines Wirkungsbereiches<br />

von ca. 6 m Breite und 3 m Tiefe erfasst<br />

werden (siehe Foto). Auf Grund der Selektivität<br />

werden schwerpunktmäßig Adultfische mit<br />

dieser Methode gefangen.<br />

Zusätzlich kommen zur Befischung in den<br />

ufernächsten Strukturen Rückenaggregate (2,5<br />

kW) zum Einsatz, wobei entweder watend<br />

oder von einem kleinen Alu-Boot aus gefischt<br />

wird. Klein- und Jungfische werden mit dieser<br />

Methode erhoben.<br />

Bei hoher Fischdichte oder großer Strömungsgeschwindigkeit<br />

kann aus methodischen<br />

Gründen nur ein Teil der betäubten Fische<br />

gekeschert werden. Für die quantitative<br />

Abschätzung des Fischbestandes wird daher in<br />

40<br />

Tab. 8.1: Befischungstermine 1989 und 1998/99.<br />

1989 gr. Boot Rücken Uferzug<br />

6.-8.6.89 x x x<br />

10.-12.7.89 x x x<br />

18.-12.9.89 x x x<br />

1998/99<br />

2.6.97 qualitativ<br />

13.-16.7.98 x x x<br />

17.-18.8.98 x x<br />

6.10.98 x<br />

8.-9.10.98 x x<br />

7.4.99 qualitativ<br />

19.-20.4.99 x x<br />

7.5.99 x<br />

16.6.99 qualitativ<br />

24.-25.6.99 x x x<br />

3.-6.8.99<br />

19.-20.8.9<br />

qualitativ x<br />

jeder Befischungsstrecke für jede Fischart der<br />

Fangerfolg (= prozentueller Anteil der gefangenen<br />

Fische an den betäubten) abgeschätzt und<br />

daraus der Gesamtbestand ( = 100 %) abgeleitet.<br />

Um vergleichbare Daten zu erhalten, wird<br />

die Dichte aller Teststrecken bezogen auf<br />

10 min Befischungsdauer angegeben.<br />

8.2.2.2 Uferzugnetz<br />

In den Flachwasserzonen kommt ein Uferzugnetz<br />

(1 m Höhe, Flügellängen 5 m, 2 mm Maschenweite)<br />

zur Anwendung. Mit dieser semiquantitativen<br />

Beprobung (catch per unit effort)<br />

lassen sich hauptsächlich Jung- und Kleinfische<br />

nachweisen.<br />

Beprobung mittels Uferzugnetz.


8.2.2.3 Langleinen<br />

Eine weitere „catch per unit effort“ Methode ist<br />

die Befischung mit Langleinen. Jeweils 50 m<br />

Hauptleine und 50 Seitenschnüre mit gleicher<br />

Beköderung (Maden) sowie gleiche Expositionsdauer<br />

gewährleisten die Vergleichbarkeit<br />

der Ergebnisse dieser Methode an verschiedenen<br />

Strecken. Die Langleinen werden über<br />

Nacht ausgelegt und dienen zur Beprobung<br />

des unmittelbaren Sohlbereiches.<br />

8.2.2.4 Termine<br />

Zeitlicher Schwerpunkt der Befischungen im<br />

Rahmen der Evaluierung ist der Zeitraum vom<br />

Sommer 1998 bis Sommer 1999. Dabei finden<br />

an insgesamt vier Terminen (17.-18.8.98, 8.-<br />

9.10.98, 19.-20.4.99, 24.-25.6.99) Befischungen<br />

aller 20 Strecken des Untersuchungsabschnittes<br />

statt, um Veränderungen der Fischassoziationen<br />

im Jahresverlauf umfassend zu dokumentieren.<br />

1989 finden ebenfalls an mehreren Terminen<br />

Elektrobefischungen des gesamten Untersuchungsgebietes<br />

statt. Aus Gründen der<br />

Vergleichbarkeit werden drei Termine aus dem<br />

Jahr 1989 ausgewählt, die zur weiteren Auswertung<br />

herangezogen werden.<br />

Daneben finden vor allem zur Dokumentation<br />

der Jungfischfauna sowie Aspekten der Reproduktion<br />

(Laichtermine etc.) an einigen weiteren<br />

Terminen Beprobungen statt. Methodisch<br />

wird der Schwerpunkt auf Uferzugnetzbefischung<br />

gelegt, zusätzlich werden qualitative<br />

Elektrobefischungen durchgeführt, um so z.B.<br />

die Einnischung juveniler Stadien in unterschiedliche<br />

Mesohabitate zu dokumentieren.<br />

8.2.3 Grundgesamtheiten<br />

Die Fragestellungen vorliegenden Projektes<br />

bedingen hohe Untersuchungsintensität in allen<br />

Fachdisziplinen. Die detaillierten fischökologischen<br />

Erhebungen setzen sich, wie schon<br />

im vorigen Kapitel erwähnt, sowohl aus einer<br />

hohen Zahl an Befischungsmethoden als auch<br />

einer entsprechenden Anzahl an Terminen zu-<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

sammen. Dieser hohe Aufwand schlägt sich<br />

auch in einer großen Datenmenge nieder. Im<br />

Weiteren vorgenommene Analysen und Interpretationen<br />

sind daher durch entsprechende<br />

Daten gut abgesichert und weisen hohe Aussagekraft<br />

auf.<br />

Bei den Befischungen der insgesamt 20<br />

Strecken mit Elektrofangboot und Handaggregaten<br />

werden an drei Terminen 1989 9805 Individuen<br />

und 1998/99 an vier Terminen 7993<br />

Ind. gefangen. Damit werden bei den Elektrobefischungen<br />

insgesamt ca. 18000 Individuen<br />

gefangen. Die Grundgesamtheiten der Voruntersuchung<br />

1989 sowie der Erhebungen im<br />

Rahmen der Evaluierung in den Jahren 1998/99<br />

sind damit annähernd gleich groß.<br />

Häufigste Art ist in allen Jahren erwartungsgemäß<br />

die Laube. Dieser Schwarmfisch dominiert<br />

mit ca. 12000 Ind. die Artenverteilung.<br />

Dieses massenhafte Auftreten lässt die Anteile<br />

anderer Arten vergleichsweise unterrepräsentiert<br />

erscheinen. Daher wird der Anteil der Laube<br />

in den meisten nachfolgenden Abbildungen<br />

nicht dargestellt und nur verbal diskutiert.<br />

Zur Beantwortung spezifischer Fragestellungen<br />

betreffend der Jungfischfauna und Einnischung<br />

juveniler Individuen finden intensive<br />

Netzbefischungen sowie qualitative Elektrobefischungen<br />

statt. Dabei werden im Rahmen der<br />

Evaluierung in etwa 6000 Ind. gefangen.<br />

Die Gesamtgrundmenge der im Rahmen der<br />

fischökologischen Studien gefangenen Individuen<br />

beträgt somit ca. 24000 Individuen, wobei<br />

jedes dieser gefangenen Individuen auf Artniveau<br />

bestimmt und vermessen wird.<br />

41


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

8.3 Artenspektrum<br />

8.3.1 Historischer Rückblick zur<br />

Fischvergesellschaftung im<br />

Untersuchungsgebiet<br />

Eine Bibliographie zur Fischfauna Oberösterreichs<br />

wird 1983 von AUBRECHT herausgegeben.<br />

Dieser führt für den Lebensraum der Donau<br />

nur Übersichtswerke, jedoch keine spezifischen<br />

Arbeiten aus dem Untersuchungsbereich<br />

an. In der von KERSCHNER 1956 veröffentlichten<br />

Studie über die historische Entwicklung des<br />

Linzer Fischmarktes findet man allerdings Hinweise,<br />

dass mitunter größere Mengen an Fi-<br />

Tab. 8.2: Fischmengen am Linzer Markt (aus KERSCHNER, 1956)<br />

42<br />

schen aus dem Raum Aschach auf den Linzer<br />

Wochenmarkt geliefert wurden.<br />

Eine umfangreiche Zusammenstellung der<br />

Fischvergesellschaftungen in der Umgebung<br />

von Passau erfolgte bereits 1871 durch LORI.<br />

Dieser führt für das Gebiet 37 Fischarten an,<br />

die, wie aus der Tab. 8.3 hervorgeht, bis auf<br />

Bachneunauge und Karausche, alle auch durch<br />

vorliegende Untersuchung belegt werden kön-<br />

Fischmengen am Linzer Markt in den Jahren 1902 bis 1905, 1930 und 1951 bis 1954<br />

Fischarten 1902 1903 1904 1905 1930 1951 1952 1953 1954<br />

Aale 3 6 1 4 4 3<br />

Aeschen 3.652 3.225 2.765 2.263<br />

Barben 2.548 3.126 3.723 3.771 2.395 2.213 2.233 1.165<br />

Barsche 2.883 4.086 4.126 4.768 120 136<br />

Blaunasen 218 399 540 716 144 22 136 18<br />

Brachsen 4.651 4.505 4.455 4.298 3.510 1.530 1.344 777<br />

Bratfische 10.827 11.066 15.320 12.234 * 930 445 530<br />

Eiteln 3.314 3.199 4.235 3.226 480 546 444 405<br />

Forellen 630 679 548 538<br />

Haseln 1.794 1.899 2.370 2.321<br />

Hechte 5.827 5.881 6.166 5.824 750 626 712 450<br />

Huchen 114 150 110 53 58 3 2<br />

Karauschen 573 350 849 553 60<br />

Karpfen 779 1.005 1.101 1.620 25 130 87 129<br />

Näslinge 13.369 14.132 18.910 15.299 5.808 7.460 6.040 4.728<br />

Nerflinge 240 411 384 415 90 171 255 33<br />

Reinanken 4<br />

Rotaugen 13.286 18.764 19.134 20.241 5.624 3.200 2.224 760<br />

Rutten 1.023 1.495 985 894 50 22 32 46<br />

Seider 851 842 760 855 210 210 165 72<br />

Schiede 141 115 104 117 252 78<br />

Schille 191 239 321 139 58 41 44 24<br />

Schleien 239 366 442 469 567 720 375 342<br />

Welse 11 14 10 7 8 2<br />

Zingel 44 56 90 26 32<br />

Bachsaiblinge 60 28 80 81<br />

Schratzen 227 12<br />

Regenbogenforellen 6 16 56 120<br />

Koppen 100 329 17 1<br />

Kaulbarsche 10 138 184 220<br />

Lauben 80 10 20<br />

Gründling 10<br />

Sterlet 1<br />

Zwergwelse, amerik. 103 401<br />

"Goldkarpfen" 1.150<br />

Steinbeißer 8<br />

Bitterlinge 44<br />

Bißgurn 310<br />

Anzahl der Fische (Stk.) 67.611 76.613 89.067 81.844 53.827 19.802 18.080 14.812 9.620<br />

Es sind nur wenige Angaben und die Endsumme bekannt<br />

* die Anlieferung der Bratfische ("Stöckerlfische")<br />

wurde für das Jahr 1951wegen der geringen<br />

Anlieferungen und nicht genau erfassten Anzahl<br />

hier nicht berücksichtigt.


nen. Genaue quantitative Angaben wurden<br />

von LORI (1871) nicht gemacht. Dominanz der<br />

rheophilen Cypriniden Nase und Barbe kann<br />

aber als sicher angenommen werden. Einerseits<br />

berichtet LORI von massenhaften Nasenfängen<br />

während der Laichzeit, andererseits bezeichnen<br />

HECKEL und KNER (1858) das Vorkommen<br />

beider Arten als „sehr gemein“. Auch zählten,<br />

laut Fischmarktbericht für die Jahrhundertwende<br />

(KERSCHNER, 1956), Nasen neben Rotaugen<br />

am Linzer Fischmarkt zu den am häufigsten<br />

angebotenen Fischarten. Die Tabelle 8.2<br />

wurde aus dem Bericht KERSCHNERs unverändert<br />

übernommen. Auf die Dominanz der Nase<br />

weist weiters das Angebot von „Bratfisch“ (geräucherte<br />

Nasen) hin. LORI führt Blaunase und<br />

Zobel als eher seltene Arten an. Das Vorkommen<br />

der Zope wird nur von SIEBOLD für die<br />

oberösterreichische Donau erwähnt (HECKEL<br />

und KNER, 1858; SIEBOLD, 1863; LORI, 1871). Die<br />

Donauperciden Schrätzer, Zingel und Streber<br />

sind in historischen Arbeiten über das Untersuchungsgebiet<br />

ausgewiesen, wobei HECKEL und<br />

KNER den Schrätzer und LORI den Zingel als<br />

häufiger gegenüber den anderen beiden Arten<br />

herausstreichen.<br />

8.3.2 Aktuelles Artenspektrum<br />

Die Donau, seit jeher für ihren Fischartenreichtum<br />

bekannt, weist auch aktuell eine hohe Artenzahl<br />

auf. Im Rahmen vorliegender Studie in<br />

den Jahren 1998/99 und der Voruntersuchung<br />

im Jahr 1989 werden insgesamt 51 Arten dokumentiert.<br />

Davon werden fünf Arten aktuell belegt,<br />

welche 1989 im Untersuchungsgebiet<br />

nicht nachgewiesen wurden. Dabei gelingt mit<br />

dem Fang des Semlings (Barbus peleponnensius)<br />

die „Neuentdeckung“ einer Art, welche seit<br />

den 60er Jahren in Österreich als verschollen<br />

gilt (ZAUNER, 1998). Mittlerweile sind weitere<br />

Funde dieser Art aus der Steiermark und Kärnten<br />

bekannt. Die weiteren vier Arten sind Donaukaulbarsch,<br />

Huchen, Kesslergründling und<br />

Blaubandbärbling. Interessant erscheint der<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Reproduktionsnachweis der Coregone, welche<br />

als standortfremde Art seit Jahrzehnten im<br />

Stauraum Aschach besetzt wird.<br />

Weit mehr als die Hälfte der im Stauraum<br />

Aschach dokumentierten Fischarten wird auf<br />

der Roten Liste (SPINDLER, 1997) ein Gefährdungsstatus<br />

zuerkannt. So gelten laut dieser Liste<br />

nicht weniger als neun Arten als „vom Aussterben<br />

bedroht“, d.h. das Überleben dieser<br />

Arten ist ohne das Setzen geeigneter Maßnahmen<br />

unwahrscheinlich.<br />

Die von der EU 1992 verabschiedete Flora-<br />

Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) nennt als<br />

Hauptziel die Erhaltung der biologischen Vielfalt.<br />

Zur Wiederherstellung oder Wahrung eines<br />

günstigen Erhaltungszustandes der natürlichen<br />

Lebensräume und der Arten von gemeinschaftlichem<br />

Interesse sind besondere Schutzgebiete<br />

auszuweisen. Nicht weniger als neun<br />

aktuell im Stauraum Aschach nachgewiesene<br />

Fischarten werden im Anhang II dieser Richtlinie<br />

als solche Arten von gemeinschaftlichem<br />

Interesse angeführt. Dieser hohe Anteil gefährdeter<br />

Fischarten war schlussendlich auch<br />

mitentscheidend für die Nominierung des Oberen<br />

<strong>Donautal</strong>s als NATURA 2000-Gebiet.<br />

8.3.3 Einteilung des Artenspektrums<br />

nach ökologischen Gilden<br />

Lebensraumcharakteristika wie Flussbettausgestaltung,<br />

Wassertemperatur, Fließgeschwindigkeit<br />

und Substrat sind wesentliche Faktoren,<br />

welche für die Entwicklung einer flusstypischen<br />

Fischfauna verantwortlich sind. Neben<br />

den günstigen Verhältnissen hinsichtlich oben<br />

genannter Faktoren, verdankt die Donau ihren<br />

Fischartenreichtum auch der geographischen<br />

Lage als Verbindungsachse zwischen West und<br />

Ost. Abgesehen von vielen Arten mit weiter<br />

Verbreitung in Europa kommen hier auch eine<br />

Anzahl von Fischen vor, die nur im Donaugebiet<br />

leben. Die hohe Zahl von Arten erklärt<br />

sich in der Vielfalt der Einzellebensräume, welche<br />

von den verschiedensten Arten besiedelt<br />

43


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Tab. 8.3: Historische (LORI, 1871) und aktuelle Fischartenliste (1989 und 1999) des Oberen <strong>Donautal</strong>s, Gefährdungsgrad nach der<br />

Roten Liste (SPINDLER, 1997) sowie Auflistung nach der FFH-Richtlinie (1992).<br />

Name wissenschaftlicher Name Abkürzung<br />

44<br />

Passau LORI<br />

(1871)<br />

Fischökologische Studie<br />

<strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong> und akutelle<br />

Studie (1990 und 1999) Rote Liste – Status 1997 FFH-Art<br />

Petromyzonidae<br />

Bachneunauge<br />

Acipenseridae<br />

Lampetra planeri La.pl. x gef., st. gef. oder v.A.b.?<br />

Sterlet<br />

Anguillidae<br />

Acipenser ruthenus Ac.ru. x x vom Aussterben bedroht<br />

Aal<br />

Esocidae<br />

Anguilla anguilla An.an. x vom Aussterben bedroht<br />

Hecht<br />

Coregonidae<br />

Esox lucius Es.lu. x x gefährdet<br />

Coregone<br />

Thymallidae<br />

Coregonus sp. Co.sp. x gef., st. gef. oder v.A.b.?<br />

Äsche<br />

Salmonidae<br />

Thymallus thymallus Th.th. x x gefährdet<br />

Huchen Hucho hucho Hu.hu. x x vom Aussterben bedroht x<br />

Bachforelle Salmo trutta forma fario Sa.tr.f.f. x x nicht zuordenbar<br />

Seeforelle Salmo trutta forma lacustris Sa.tr.f.l. x gef., st. gef. oder v.A.b.?<br />

Bachsaibling Salvelinus fontinalis Sa.fo. x<br />

Regenbogenforelle<br />

Cyprinidae<br />

Oncorhynchus mykiss On.my. x<br />

Brachse Abramis brama Ab.br. x x<br />

Zope Abramis ballerus Ab.ba. x stark gefährdet<br />

Zobel Abramis sapa Ab.sa. x x gefährdet<br />

Schneider Alburnoides bipunctatus Al.bi. x x gefährdet<br />

Laube Alburnus alburnus Al.al. x x<br />

Schied Aspius aspius As.as. x x gefährdet x<br />

Barbe Barbus barbus Ba.ba. x x gefährdet<br />

Semling Barbus peleponnensius Ba.pe. x ausgestorben oder verschollen x<br />

Güster Blicca bjoerka Bl.bj. x x<br />

Karausche Carassius carassius Ca.ca. x stark gefährdet<br />

Giebel Carassius autatus gibelio Ca.au.gi. x<br />

Nase Chondrostoma nasus Ch.na. x x gefährdet<br />

Graskarpfen, Amur Ctenopharyngodon idella Ct.id. x<br />

Karpfen Cyprinus carpio Ca.ca. x x vom Aussterben bedroht<br />

Weißflossengründling Gobio albipinnatus Go.al. x x<br />

Gründling Gobio gobio Go.go. x x<br />

Kesslergründling Gobio kessleri Go.ke. x vom Aussterben bedroht<br />

Aitel Leuciscus cephalus Le.ce. x x<br />

Nerfling Leuciscus idus Le.id. x x stark gefährdet<br />

Hasel Leuciscus leuciscus Le.le. x x<br />

Sichling, Ziege Pelecus cultratus Pe.cu. x x potentiell gefährdet<br />

Elritze Phoxinus phoxinus Ph.ph. x x gefährdet<br />

Rotauge Rutilus rutilus Ru.ru. x x<br />

Frauennerfling Rutilus pigus virgo Ru.pi.vi. x x vom Aussterben bedroht x<br />

Rotfeder Scardinius erythrophthalmus Sc.er. x potentiell gefährdet<br />

Schleie Tinca tinca Ti.ti. x x potentiell gefährdet<br />

Blaunase, Russnase Vimba vimba Vi.vi. x x gefährdet<br />

Blaubandbärbling<br />

Cobitidae<br />

Pseudoraspora parva Ps.pa. x<br />

Schlammpeitzger Misgurnus fossilis Mi.fo. x x vom Aussterben bedroht x<br />

Schmerle<br />

Siluridae<br />

Noemacheilus barbatulus No.ba. x x<br />

Wels<br />

Gadidae<br />

Siluris glanis Si.gl. x x stark gefährdet<br />

Aalrutte<br />

Gasterosteidae<br />

Lota lota Lo.lo. x x stark gefährdet<br />

Dreistacheliger Stichling<br />

Cottidae<br />

Gasterosteus aculeatus Ga.ac. x<br />

Koppe<br />

Percidae<br />

Cottus gobio Co.go. x x x<br />

Flussbarsch Perca fluviatilis Pe.fl. x x<br />

Kaulbarsch Gymnocephalus cernua Gy.ce. x x<br />

Donaukaulbarsch Gymnocephalus baloni Gy.ba. x<br />

Schrätzer Gymnocephalus schraetser Gy.sc. x x potentiell gefährdet x<br />

Zander Stizostedion lucioperca St.lu. x x<br />

Streber Zingel streber Zi.st. x x vom Aussterben bedroht x<br />

Zingel<br />

Gobiidae<br />

Zingel zingel Zi.zi. x x potentiell gefährdet x<br />

Marmorgrundel Protherorinus marmoratus Pr.ma. x


werden. Der Hauptfluss, Nebenarme, Altarme,<br />

Tümpel etc. bieten Fischen mit unterschiedlichsten<br />

Ansprüchen entsprechende Lebensräume.<br />

Auch im Oberen <strong>Donautal</strong> zwischen<br />

Passau und Aschach waren derartige Lebensräume<br />

vorzufinden. Trotz der Enge des Tales<br />

konnte sich die Donau in einigen Bereichen in<br />

mehrere Arme aufteilen, Inseln formen und<br />

großflächige Schotterbänke ausbilden.<br />

In Tab. 8.4 werden die Arten der Donau<br />

nach dem Klassifizierungsschema der österreichischen<br />

Flussfischfauna (ZAUNER & EBERSTALLER,<br />

1999) aufgelistet. Als Klassifizierungskriterien<br />

werden dabei die drei Parameter: generelle<br />

Strömungspräferenz adulter und juveniler Individuen,<br />

Fließgeschwindigkeitsverhältnisse am<br />

Laichplatz und Strukturgebundenheit herangezogen.<br />

Somit sind die Arten von oben nach<br />

unten mit abnehmender Rheophilie dargestellt.<br />

Die Fischarten des Untersuchungsgebietes<br />

setzen sich ca. 50 % aus Arten zusammen, welche<br />

zumindest während eines gewissen Lebensstadiums<br />

an fließende Gewässerabschnitte<br />

gebunden sind.<br />

Ein Großteil der donautypischen Fischarten<br />

findet sich in der ökologischen Gruppe rheophiler<br />

Arten wider. Der Lebenszyklus vieler<br />

dieser Arten spielt sich ausschließlich im<br />

Hauptstrom ab (Nase, Barbe, Frauennerfling,<br />

Perciden, Gobios etc.). Für ihre Jugendentwicklung<br />

sind sie je nach Art und Lebensstadium<br />

an unterschiedliche Uferzonen gebunden.<br />

Vor allem Flachwasserzonen, welche bei wechselnden<br />

Wasserständen einen Gradienten von<br />

Strömungsgeschwindigkeit und Nahrungsangebot<br />

darbieten, stellen wertvolle Reproduktions-<br />

und Brutareale dar. Die Dominanz rheo-<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Legende zu Tab. 8.3:<br />

ausgestorben oder verschollen: Trotz Suche, kein Nachweis einer Population innerhalb der letzten 10 Jahre<br />

Vom Aussterben bedroht: Das Überleben der Art ist ohne das Setzen geeigneter Maßnahmen unwahrscheinlich<br />

Stark gefährdet: Kleine Populationen und/oder im gesamten heimischen Verbreitungsgebiet signifikant rückläufig<br />

Gefährdet: Regionaler Rückgang oder lokal verschwunden<br />

Potentiell gefährdet: Kleine Populationen am Rande ihres Verbreitungsgebietes oder inselhaftes Vorkommen,<br />

gute Bestände sind selten und bei Intensivierung der anthropgenen Eingriffe gefährdet<br />

Gefährdungsgrad nicht genau bekannt: Eine Gefährdung liegt mit Sicherheit vor. Eine exakte Zuordnung zu einer der Kategorien 1-3 ist<br />

nach derzeitigem Wissenstand nicht möglich.<br />

Nicht genügend bekannt: Es liegen zu wenige Informationen über die natürliche Entwicklung der autochthonen Bestände vor.<br />

Eine Gefährdung wird vermutet.<br />

philer Arten im Stauwurzelbereich ist Ausdruck<br />

der abiotischen Verhältnisse in diesem Donauabschnitt.<br />

Der Stauwurzelbereich ist im gesamten<br />

Stauraum jener Abschnitt, welcher die naturnächsten<br />

Rahmenbedingungen aufweist. Innerhalb<br />

der Gruppe rheophiler Fische, deren<br />

gesamter Lebenszyklus sich im Hauptfluss abspielt,<br />

bevorzugen einige Arten (Schrätzer, Zobel,<br />

Blaunase) mäßig strömende Abschnitte.<br />

Diese Arten spielen in der Artenassoziation des<br />

Stauraumes eine wesentliche Rolle, da sie mit<br />

den Lebensraumbedingungen in Stauhaltungen<br />

gut zurecht kommen.<br />

Einzig die Gruppe der Limnophilen („Stillwasserliebenden“)<br />

ist mit vergleichsweise geringen<br />

Anteilen vertreten. Dies erklärt sich vor<br />

allem dadurch, dass die Erhebungen ausschließlich<br />

im Hauptstrom stattfinden und größere<br />

Bereiche mit Nebengewässercharakteristik<br />

im unmittelbaren Nahbereich nicht vorzufinden<br />

sind.<br />

Das Vorkommen derartiger Gewässerlebensräume<br />

fördert eine entsprechende Zönose, wie<br />

die Ergebnisse der Voruntersuchung zeigen, in<br />

der auch zwei größere Nebengewässersysteme<br />

beprobt werden. Beide liegen flussab des Untersuchungsgebietes,<br />

ersteres in der Schlögener<br />

Schlinge, ca. 15 km flussab von Engelhartszell,<br />

zweiteres, das Biotop Windstoss, noch<br />

weitere 20 km flussab. In diesen Bereichen gelingt<br />

der Nachweis von zwei Vertretern aus der<br />

Gruppe der Limnophilen: Rotfeder Scardinius<br />

erythrophtalmus und Schlammpeitzger Misgurnus<br />

fossilis. Trotz des nur punktuellen Vorhandenseins<br />

derartiger Stillwasserzonen weist das<br />

Vorkommen dieser beiden Arten auf das hohe<br />

Besiedlungspotential der Donau hin.<br />

45


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Tab. 8.4: Klassifizierungsschema der österreichischen<br />

Flussfischfauna (ZAUNER & EBERSTALLER, 1999).<br />

46<br />

rheophil<br />

oligorheophil<br />

indifferent<br />

limnophil<br />

Arten ohne Strukturbezug<br />

rheophil<br />

rheopar<br />

oligorheophil<br />

rheopar<br />

oligorheophil<br />

euryopar<br />

indifferent<br />

rheopar<br />

indifferent<br />

euryopar<br />

oligorheophil<br />

limnopar<br />

indifferent<br />

limnopar<br />

limnophil<br />

limnopar<br />

Arten mit geringem Strukturbezug<br />

Streber<br />

Steingressling<br />

Nase<br />

Barbe<br />

Äsche<br />

Frauennerfling<br />

Kesslergründling<br />

Huchen<br />

Strömer<br />

Hausen<br />

Sternhausen<br />

Waxdick<br />

Schneider<br />

Weißflossengründling<br />

Semling<br />

Gründling<br />

Schmerle<br />

Bachforelle<br />

Bachsaibling<br />

Koppe<br />

Blaunase<br />

Zobel<br />

Sterlet<br />

Glattdick<br />

Zingel<br />

Schrätzer<br />

Goldsteinbeißer<br />

Steinbeißer<br />

Zope<br />

Schied<br />

Graskarpfen<br />

Hasel<br />

Regenbogenforelle<br />

Laube<br />

Brachse<br />

Rotauge<br />

Flussbarsch<br />

Tolstolob<br />

Marmorkarpfen<br />

Elritze<br />

Blaubandbärbling<br />

Güster<br />

Nerfling<br />

Zander<br />

Kaulbarsch<br />

Wolgazander<br />

Aitel<br />

Aalrutte<br />

Wels<br />

Aal<br />

Marmorgrundel<br />

Kesslergrundel<br />

Donaukaulbarsch<br />

Sichling<br />

Karpfen<br />

Giebel<br />

Hecht<br />

Rotfeder<br />

Karausche<br />

Bitterling<br />

Moderlieschen<br />

Sonnenbarsch<br />

Schleie<br />

Dreistacheliger Stichling<br />

Neunstacheliger Stichling<br />

Hundsfisch<br />

Schlammpeitzger<br />

Arten mit hohem Strukturbezug


8.4 Artenvergesellschaftung<br />

8.4.1 Artenvergesellschaftung im<br />

gesamten Untersuchungsabschnitt in den<br />

Jahren 1989 und 1999<br />

Im Jahr 1989 wird die Artenassoziation der<br />

Uferzonen (Abb. 8.1) vom Aitel mit 36,7 % dominiert.<br />

Rheophile Elemente nehmen in dieser<br />

Artenassoziation vergleichsweise geringe Anteile<br />

ein. Auffallend ist vor allem der geringe<br />

Anteil der Nase. Blaunase, Hasel, Barsch und<br />

Aal sind in etwa mit gleich hohen Anteilen vertreten.<br />

Diese Artenvergesellschaftung spiegelt<br />

sehr deutlich die uferstrukturelle Situation des<br />

Stauwurzelbereiches wider. Das Fehlen typischer<br />

Habitate für Kieslaicher lässt sich gut ableiten.<br />

Eine Trendwende ist in der Artenassoziation<br />

1999 erkennbar. Die aktuelle Artenverteilung<br />

wird von der Leitfischart der österreichischen<br />

Donau, der Nase, deutlich dominiert, die einen<br />

Anteil von 27 % aufweist. Neben dieser strömungsliebenden<br />

Art weist auch das indifferente<br />

Aitel mit mehr als 15 % noch hohe Anteile<br />

auf. Die nächsthäufigsten Arten sind<br />

Flussbarsch, Bachforelle, Hasel, Aal und Barbe<br />

in Prozent<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

Si.gl.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

mit Anteilen an der Artenvergesellschaftung<br />

zwischen 5 und 8 %, während alle weiteren<br />

Arten deutlich geringere Anteile einnehmen.<br />

Dieser erste grobe Vergleich aller Strecken, unveränderter<br />

und veränderter, weist bereits auf<br />

positive Beeinflussung hin.<br />

Diese Veränderungen bei einzelnen Arten<br />

sind sehr unterschiedlich ausgeprägt, neben<br />

starken Zunahmen bei Bachforelle (2 auf<br />

6,5 %), Schrätzer (0,5 auf 2,6 %) oder Aalrutte<br />

(0 auf 1,2 %) sind auch deutliche Abnahmen zu<br />

beobachten. So nimmt u.a. die Blaunase deutlich<br />

(siehe Kapitel Saisonalität), die Hasel weniger<br />

stark ab.<br />

Neben den schon vorhin erwähnten Zunahmen<br />

einzelner Arten ist natürlich der massive<br />

Anstieg der Nase besonders hervorzuheben.<br />

Die Nase wird 1989 mit einem Anteil von nur<br />

3% dokumentiert, weist aber nach Realisierung<br />

der Strukturierungsmaßnahmen die größte<br />

Zunahme (27 %) auf.<br />

36,7<br />

1989<br />

1999<br />

Abb. 8.1: Prozentuelle Artenverteilung<br />

aller 20 Untersuchungsstrecken<br />

in den<br />

Jahren 1989 (3 Termine)<br />

und 1998/99 (4 Termine)<br />

ohne Berücksichtigung der<br />

Laube. Die Arten sind nach<br />

der Rheophilie gereiht, wobei<br />

links die Arten mit der<br />

höchsten Strömungspräferenz<br />

stehen, rechts die „Ruhigwasser<br />

liebenden“ (stagnophilen)<br />

Arten. Diese Anordnung<br />

wird auch bei allen<br />

folgenden Artenverteilungen<br />

berücksichtigt.<br />

Abkürzungen der Arten<br />

siehe Tab. 8.3<br />

47


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

in Prozent<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Diese grundlegenden Veränderungen in den<br />

Artenvergesellschaftungen lassen sich auch bei<br />

Darstellung in Rheophilieklassen anhand des<br />

Klassifizierungsschemas (Abb. 8.2) erkennen.<br />

Deutlich ist eine Entwicklung, weg von der<br />

Dominanz Indifferenter, hin zu einer „rheophilen“<br />

Fischartenvergesellschaftung ersichtlich.<br />

Dabei gilt der Augenmerk vor allem der Gruppe<br />

rheophil/rheopar, zu der Arten wie Nase<br />

und Barbe gehören. Auch Bachforelle, Koppe<br />

oder Gründling zählen zu dieser Gruppe. Alle<br />

diese präferieren als Adulte Bereiche mit hohen<br />

Strömungsgeschwindigkeiten sowohl als<br />

Lebensraum als auch als Laichhabitate, die in<br />

Form der neugeschaffenen Schotterstrukturen<br />

nun im Untersuchungsabschnitt existieren.<br />

48<br />

rheophil rheopar<br />

Nase<br />

1989<br />

1999<br />

Barbe<br />

Abb. 8.2: Prozentueller Anteil der Gruppe rheophil/rheopar<br />

sowie von Nase und Barbe an den Artenverteilungen im gesamten<br />

Untersuchungsabschnitt in den Jahren 1989 und<br />

1999 mit Berücksichtigung der Laube.<br />

in Prozent<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Ch.na. Ba.ba. Sa.tr. Ab.sa. Gy.sc. Le.le. Pe.fl. St.lu. An.an. Le.ce.<br />

So ist auch der signifikante Anstieg dieser<br />

Gruppe um mehr als das Doppelte mit den<br />

Strukturierungsmaßnahmen gut zu erklären.<br />

Obwohl in oben stehender Abbildung auch der<br />

indifferente Massenfisch Laube berücksichtigt<br />

ist, fällt der Zuwachs hoch aus. Dabei zeigen<br />

die Leitarten der Donau sehr unterschiedliche<br />

Entwicklungen. Während die Nase den bei<br />

weitem höchsten Anstieg zu verzeichnen hat,<br />

bleibt die Barbe, trotz ähnlicher Ansprüche, in<br />

etwa gleich stark vertreten.<br />

8.4.1.1 Saisonalität<br />

Eine spezifische Eigenschaft von Fischartenvergesellschaftungen<br />

sind ihre Fluktuationen im<br />

Jahresverlauf. Dabei spielen vor allem autökologische<br />

Ansprüche der einzelnen Arten eine<br />

zentrale Rolle. Als vagile Organismen führen<br />

Fische im saisonalen Verlauf Standortwechsel<br />

und weitläufige Migrationen durch. Auslöser<br />

dafür können beispielweise Reproduktion,<br />

Aufsuchen von Wintereinständen etc. sein.<br />

Im Rahmen der aktuellen Erhebungen werden<br />

an vier Terminen Befischungen durchgeführt,<br />

um einerseits die Saisonalität der Fischvergesellschaftungen<br />

zu beschreiben, andererseits<br />

um im Jahresverlauf alle Arten auch weitgehend<br />

zu erfassen.<br />

Erwartungsgemäß sind große Schwankungen<br />

in den Anteilen einzelner Arten zu dokumentieren,<br />

die u.a. auch artspezifische Anpassungen<br />

an die sich ändernden Bedingungen im<br />

Jahresverlauf darstellen (Abb. 8.3).<br />

Oktober<br />

August<br />

Juni<br />

April<br />

Abb. 8.3: Prozentuelle Anteile<br />

der 10 häufigsten Arten in<br />

den Jahren 1998/99 im Jahresverlauf.


So fällt der hohe Anteil der Bachforelle im<br />

zeitigen Frühjahr mit ca. 20 % auf, der an keinem<br />

weiteren Termin mehr dokumentiert wird.<br />

Eine derartige Veränderung im Jahresverlauf<br />

tritt auch im Umgehungsbach des Donaukraftwerkes<br />

Freudenau (EBERSTALLER et. al., 2001) auf<br />

und weist damit auf die vergleichsweise hohe<br />

Aktivität der Bachforelle auch in der kalten Jahreszeit<br />

hin (Abb. 8.4).<br />

in Prozent<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

20,8<br />

April<br />

Juni<br />

August<br />

FAH Freudenau<br />

Aschach<br />

Oktober<br />

Abb. 8.4: Vergleich der prozentuellen Anteile der Bachforelle<br />

an 4 Terminen im Jahresverlauf im Stauwurzelbereich Aschach<br />

und im Umgehungsgerinne beim Kraftwerk Freudenau/Wien.<br />

Andere Arten, wie z.B. Zobel oder Schrätzer,<br />

zwei typische Frühjahrslaicher, werden erst bei<br />

entsprechend höheren Wassertemperaturen in<br />

den Uferzonen dieses Donauabschnittes belegt.<br />

Auch hier zeigt der Vergleich mit dem<br />

Umgehungsbach des Donaukraftwerkes Freudenau<br />

zeitgleiche Aktivität.<br />

in Prozent<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Juni<br />

Juli<br />

September<br />

Abb. 8.5: Vergleich der prozentuellen Anteile der Blaunase an<br />

3 Terminen im Jahresverlauf.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Dass das vermehrte Auftreten in den Uferzonen<br />

artspezifisch sehr unterschiedlich sein<br />

kann, zeigt das Beispiel der Blaunase<br />

(Abb. 8.5). Diese Art wird 1989 noch in höheren<br />

Anteilen gefangen und zählt damals mit<br />

9% zu den häufigsten Arten. Dabei zeigt dieser<br />

Cyprinide einen ausgeprägten Jahresverlauf.<br />

Liegt der Anteil im Juni und Juli jeweils unter<br />

4%, steigt dieser im September auf über 20 %<br />

an.<br />

8.4.2 Artenvergesellschaftung in den<br />

unveränderten Strecken vor und nach<br />

Strukturierung<br />

8.4.2.1 Gesamtartenverteilungen aller<br />

Strecken<br />

Im Untersuchungsabschnitt, der in insgesamt<br />

20 Befischungsstrecken unterteilt ist, bleiben<br />

im Zeitraum von 1989 bis zur vorliegenden<br />

Evaluierung 16 Strecken in struktureller und<br />

morphologischer Ausformung weitgehend unverändert.<br />

Trotz der monotonen Uferausformung<br />

des gesamten Stauwurzelbereiches lässt<br />

sich der Untersuchungsabschnitt in deutlich<br />

voneinander differenzierte Bereiche unterteilen.<br />

Diese umfassen sowohl stark angeströmte<br />

Abschnitte mit Felsuntergrund (Strecke 1) als<br />

auch kleine altarmähnliche Habitate (Hafen Luger).<br />

Insgesamt dominieren mäßig angeströmte<br />

Strecken mit blockwurfgesicherten Uferzonen.<br />

Trotz der relativen Konstanz in der Streckencharakteristik<br />

(Habitatausstattung, Strömungsverhältnisse<br />

etc.) zeigen sich auch in diesen<br />

Abschnitten Veränderungen in den Assoziationen,<br />

die aber keinen grundsätzlichen Wechsel<br />

in den Dominanzen bringen (Abb. 8.6). So ist<br />

zwar ein deutlicher Rückgang bei der häufigsten<br />

Art, dem Aitel, zu dokumentieren (von 38<br />

auf 22 %), die damit noch immer einen fast<br />

doppelt so hohen Anteil wie die nächsthäufigste<br />

Art aufweist.<br />

Im Gegensatz zur Gesamtgegenüberstellung<br />

der Untersuchungen (Kap. 8.4.1), in der auch<br />

49


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

in Prozent<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

die Daten der strukturierten Strecken integriert<br />

sind, werden hier bei der Gruppe der Rheophilen<br />

nur geringfügige Veränderungen beobachtet.<br />

So kann zwar auch in diesen Strecken die<br />

Nase ihren Anteil deutlich erhöhen. Die Verdoppelung<br />

auf 6 % fällt aber doch bei weitem<br />

geringer aus als ihr Ansteigen auf über 25 % im<br />

gesamten Abschnitt.<br />

Auffallend sind die hohen Anteile der Bachforelle,<br />

welche mit ca. 7 % häufigste rheophile<br />

Art ist. Dieser hohe Anteil dürfte auf den Einfluss<br />

einiger rhithraler Zubringer zurückzuführen<br />

sein, aus denen durch Abdrift und Abwanderung<br />

zahlreiche Forellen in die Donau gelangen.<br />

Auch in der Vorstudie wurden hohe Anteile<br />

der Bachforelle dokumentiert. Beim Vergleich<br />

der Artenverteilungen ist auch eine Zunahme<br />

beim Aal zu erkennen. Trotz Abweichungen<br />

liegen die Veränderungen im Bereich<br />

natürlicher Schwankungen. Die grundsätzlich<br />

unveränderte Assoziation weist auf konstante<br />

Rahmenbedingungen in den unveränderten<br />

Strecken hin.<br />

50<br />

1989 n = 2182<br />

1999 n = 1666<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

37,9<br />

Abb. 8.6: Prozentuelle<br />

Artenverteilungen aller<br />

unveränderter Strecken in<br />

den Jahren 1989 und<br />

1999.<br />

8.4.2.2 Artenverteilung einzelner<br />

unveränderter Strecken<br />

Wie auch in der zuvor dargestellten Gesamtartenverteilung<br />

der morphologisch unveränderten<br />

Strecken zeigt auch die differenzierte Betrachtung<br />

der Einzelstrecken keine grundlegende<br />

Änderung der Fischassoziationen. Zwar<br />

treten in den Einzelstrecken größere Veränderungen<br />

als in der Gesamtbetrachtung auf, die<br />

Abweichungen in der Artenzusammensetzung<br />

bleiben aber auch hier weitgehend im Bereich<br />

natürlicher Bestandesveränderungen.<br />

Da die Beschreibung der aktuellen Artenverteilungen<br />

aller Einzelstrecken den Rahmen vorliegender<br />

Studie sprengen würde und auch<br />

nicht zielführend ist, werden im Weiteren die<br />

fischökologischen Verhältnisse zweier charakteristischer<br />

Strecken (Strecke 1 und 12) und<br />

ihre Veränderungen beschrieben.<br />

Strecke 1 (Strom-km 2203,1-2202,5) beginnt<br />

ca. 100 m unterhalb des KW Jochensteins am<br />

rechten Ufer und weist den geringsten Staueinfluss<br />

auf. Die Strecke zeichnet sich durch grobblockiges<br />

Substrat sowie vergleichsweise hohe<br />

Fließgeschwindigkeiten auf.<br />

Strecke 12 (Strom-km 2201,1-2200,0) liegt<br />

linksufrig und weist felsigen Untergrund mit<br />

eingelagertem Schotter auf. Die direkten Ufer-


in Prozent<br />

45,00<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

in Prozent<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

1989 n = 299<br />

1999 n = 252<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

1989 n = 270<br />

1999 n = 131<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

bereiche beider Strecken sind mit Blocksteinen<br />

gesichert.<br />

Von den unveränderten Einzelstrecken weist<br />

die Strecke 1 die größten Abweichungen im<br />

Verlauf der letzten zehn Jahre auf (Abb. 8.7).<br />

Diese konzentrieren sich auf die zwei Arten<br />

Nase und Aitel. So fällt einerseits die massive<br />

Zunahme des Kieslaichers Nase von 2 % auf<br />

weit über 25 % auf. Gleichzeitig verliert die bisher<br />

häufigste Art, das Aitel, massiv (von über<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Abb. 8.7: Prozentuelle Artenverteilungen<br />

in der<br />

Strecke 1 (1989 und 1999).<br />

Abb. 8.8: Prozentuelle Artenverteilungen<br />

in der<br />

Strecke 12 (1989 und<br />

1999).<br />

40 % auf unter 20 %), bleibt damit aber trotzdem<br />

immer noch zweithäufigste Art.<br />

Da diese massiven Veränderungen in den<br />

Vergesellschaftungen trotz der Konstanz der<br />

strukturellen Ausformung auftreten und in diesem<br />

Ausmaß auch nur in dieser Strecke beobachtet<br />

werden, dürfte dies auf Einflüsse aus<br />

den Strukturierungsbereichen herrühren. Die<br />

oftmaligen Beprobungen schließen saisonale<br />

Bestandesschwankungen aus. Weiters spre-<br />

51


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

chen auch die autökologischen Ansprüche der<br />

Nase für diese Überlegung. Diese rheophile Art<br />

ist für ihre hohe Mobilität bekannt und führt<br />

nicht nur zur Laichzeit weite Wanderungen<br />

durch. Beispielsweise konnte STEINMANN et. al<br />

(1937) im Untersuchungsgebiet mit Hilfe von<br />

Markierungen Migrationen der Nase von über<br />

100 km belegen. So ist es auch erklärbar, dass<br />

es durch die Unterbrechung des Gewässerkontinuums<br />

zu einem Staueffekt am Kraftwerk<br />

kommt, was das gehäufte Auftreten in der<br />

Strecke 1 unmittelbar unterhalb des Kraftwerkes<br />

erklärt.<br />

Während die fischökologischen Verhältnisse<br />

im gesamten Untersuchungsabschnitt deutlich<br />

die Fischregion des Epipotamals indizieren,<br />

treten gerade in dieser Strecke auch verstärkt<br />

hyporhithrale Elemente auf. So werden Äsche<br />

und Huchen in dieser Strecke belegt. Auch ein<br />

dritter Vertreter des Hyporhithrals, der Schneider,<br />

kommt vermehrt hier vor. Dies erklärt sich<br />

auch mit allfälligen Staueffekten bzw. den hohen<br />

Fließgeschwindigkeiten.<br />

Die Strecke 12 beginnt ca. 1,5 km flussab<br />

und weist bereits stärkeren Staueinfluss auf.<br />

Aus morphologischer Sicht ist sie durchaus mit<br />

Strecke 1 vergleichbar.<br />

52<br />

Aktuell ist in dieser Strecke der Aal die häufigste<br />

Art, der seinen Anteil von 1989 auf 1999<br />

auf in etwa 22 % verdoppeln kann. Das Aitel,<br />

bisher dominierend, liegt mit ebenfalls über<br />

20 % nur knapp dahinter. Bis auf die Bachforelle<br />

(aktuell 7 %) sind Vertreter der Rheophilen<br />

deutlich unterrepräsentiert. Die Barbe, vor<br />

zehn Jahren mit 17 % noch zweithäufigste Art,<br />

weist derzeit nur mehr einen Anteil von ca. 2 %<br />

auf. Ebenfalls massiv verliert die Blaunase.<br />

Die Betrachtung der Anteile verschiedener<br />

Rheophilieklassen an den Vergesellschaftungen<br />

einzelner Strecken zeigt, dass trotz der<br />

deutlichen Zu- bzw. Abnahmen einzelner Arten<br />

keine großen Veränderungen der fischökologischen<br />

Verhältnisse auftreten. In nachfolgender<br />

Abbildung sind neben den zwei schon<br />

oben beschriebenen Strecken 1 und 12 noch<br />

zwei weitere, Strecke 2 und 20, dargestellt.<br />

So zeigt sich bei Strecke 1 mit einer deutlichen<br />

Zunahme der Nase auch ein deutliches<br />

Ansteigen der Rheophilen, der mit einem<br />

Rückgang der Indifferenten verbunden ist. In<br />

der unmittelbar flussabliegenden Stecke 2 stellt<br />

sich die Situation ganz anders dar. Hier kommt<br />

es nur zu einer geringen Reduktion der Dominanz<br />

Indifferenter, während alle anderen<br />

Abb. 8.9: Prozentuelle Anteile<br />

der ökologischen<br />

Gruppen in 4 Untersuchungsstrecken<br />

(1989 und<br />

1999).


Rheophilieklassen deutlich unterrepräsentiert<br />

bleiben. Damit wird die Theorie des Ansteigens<br />

der Rheophilen in Strecke 1 durch den<br />

Staueffekt verstärkt.<br />

Auch in den beiden anderen Strecken ist<br />

eine Vorherrschen der indifferenten Arten, vertreten<br />

vor allem durch Aitel und Aal, zu belegen.<br />

Geringfügige Veränderungen liegen im<br />

Bereich natürlicher Schwankungen und weisen<br />

nicht auf grundlegende Veränderungen der<br />

fischökologischen Verhältnisse hin.<br />

Zusammenfassend kann die Situation in den<br />

unveränderten Strecken wie folgt beurteilt werden.<br />

Beim Vergleich der aktuellen Datensätze<br />

mit denen der Vorstudie zeigt sich, dass die<br />

Assoziationen in den durch Strukturierungsmaßnahmen<br />

nicht betroffenen Strecken nur<br />

unwesentliche Abweichungen aufweisen. Verschiebungen<br />

in einigen Teilbereichen erklären<br />

sich mit positiven Einflüssen aus den strukturierten<br />

Strecken.<br />

8.4.3 Fischartenverteilungen in den neu<br />

strukturierten Strecken<br />

In vier Strecken des Untersuchungsabschnittes<br />

werden im Zeitraum zwischen 1989 und<br />

1998/99 Maßnahmen gesetzt, die als Ziel die<br />

Verbesserung der strukturellen Ausstattung des<br />

Lebensraumes haben. Im Folgenden werden<br />

anhand verschiedener Kriterien die Effekte dieser<br />

Strukturierungen diskutiert, wobei eine Differenzierung<br />

der Strecken auf Grund der Gestaltungsmaßnahmen<br />

erfolgt. Zuerst werden<br />

die als Schotterstrukturen ausgeformten Strekken<br />

5, 15 und 17 dargestellt. Strecke 7, durch<br />

den Bau einer Hakenbuhne ökologisch aufgewertet,<br />

wird getrennt dargestellt und diskutiert.<br />

Im Anschluss werden Zusammenhänge zwischen<br />

Ufer- bzw. Sohlsubstrat und Fischvergesellschaftung<br />

erörtert.<br />

Neben Artenzusammensetzung und Bestandeswerten<br />

ist auch die Zahl der gefangenen<br />

Individuen ein Beurteilungskriterium. So zeigt<br />

sich in den vier Maßnahmenstrecken ein massi-<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

ver Anstieg der Individuenzahlen. Werden<br />

1989 in den Strecken 5, 7, 15 und 17 im Zuge<br />

der Elektrobefischungen insgesamt nur 463 Individuen<br />

gefangen, so steigt 1998/99 die Zahl<br />

der hier dokumentierten Fische deutlich auf<br />

1472 Individuen an. Noch positiver fällt diese<br />

Veränderung bei Betrachtung der 16 unveränderten<br />

Strecken auf. Hier sinkt die Zahl der bei<br />

den Elektrobefischungen gefangenen Individuen<br />

deutlich von 2182 im Jahr 1989 auf 1666 Individuen<br />

im Jahr 1998/99 (Werte ohne Lauben).<br />

8.4.3.1 Schotter-<br />

Strukturierungsmaßnahmen<br />

Gesamtartenverteilungen<br />

Anhand der Gesamtartenverteilung (Abb. 8.10)<br />

sind die massiven Veränderungen zu sehen,<br />

denen die fischökologischen Verhältnisse in<br />

den strukturierten Bereichen unterlagen. So ist<br />

vor allem der Anstieg der Nase bemerkenswert,<br />

welche aktuell einen Anteil von 57,8 % erreicht<br />

und damit im Vergleich zur Situation 1989 ihren<br />

Anteil mehr als verzehnfachen kann. In<br />

den unveränderten Strecken liegt ihr Anteil aktuell<br />

dagegen nur bei 6 %. Mit diesem Wert erreicht<br />

die Leitart der österreichischen Donau<br />

zumindest in den Strukturierungsbereichen ihrem<br />

ursprünglichen Status entsprechende Anteile.<br />

Doch auch andere rheophile Arten, wie<br />

Äsche, Huchen oder Weißflossengründling,<br />

weisen im Vergleich zur Referenzsituation höhere<br />

Anteile auf. Einzig bei der Barbe ist ein<br />

entgegengesetzter Trend zu verzeichnen. Der<br />

Anteil dieser Art sinkt von 9,6 auf 6,5 % ab,<br />

wobei zu bemerken ist, dass der Rückgang in<br />

den unveränderten Strecken deutlich stärker<br />

ausfällt.<br />

Auch in der Gruppe der „mäßig strömungsliebenden“<br />

(oligorheophilen) kommt es zu Veränderungen.<br />

So weist der Schrätzer deutliche<br />

Zuwächse auf und liegt bei ca. 4 %. Andere<br />

Arten aus dieser Gruppe wiederum, wie Blaunase<br />

oder Hasel, weisen sinkende Prozentsätze<br />

auf, wobei durch den hohen Nasenanteil alle<br />

53


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

in Prozent<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

anderen Arten relativ unterrepräsentiert sind.<br />

Hier geben die Bestandeswerte (siehe Kapitel<br />

8.5) mehr Aufschluss.<br />

Massive Rückgänge sind bei zwei indifferenten<br />

Arten zu dokumentieren. Das Aitel, 1989<br />

noch mit über 31 % dominierendes Element in<br />

diesen Strecken, verliert massiv und weist aktuell<br />

nur mehr 5,5 % auf. Der stark strukturbezogene<br />

Aal wird fast gänzlich aus dem System<br />

verdrängt und sinkt von 14 auf 0,1 % ab.<br />

Gerade die Entwicklung von Aal und Aitel<br />

weist auf die veränderten Verhältnisse in diesen<br />

drei Strukturierungsstrecken hin. Durch die<br />

Wiederherstellung leitbildkonformer Strukturen<br />

werden diese beiden Arten aus dem System<br />

verdrängt, in dem sie ursprünglich nicht<br />

bzw. nur mit geringeren Anteilen vertreten waren.<br />

Mittels der Zuordnung der einzelnen Arten<br />

zu deren Rheophilieklassen kommen die Veränderungen<br />

im System besonders deutlich zum<br />

Ausdruck.<br />

Der aktuell hohe Anteil strömungsliebender<br />

Arten auf den neugeschaffenen Schotterstrukturen<br />

entspricht jenem der ursprünglichen Vergesellschaftung<br />

und weist auf die Akzeptanz<br />

54<br />

57,8<br />

1989 n = 351<br />

1999 n = 1243<br />

31,62<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Hu.hu.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

Si.gl.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

der Maßnahmen durch diese Gruppe hin. Auch<br />

der Rückgang der Indifferenten, welche keine<br />

spezifische Anpassung an die Lebensraumbedingungen<br />

auf den Schotterstrukturen aufweisen,<br />

und noch mehr der gleichbleibend geringe<br />

Anteil der Limnophilen entspricht ebenso<br />

den allgemeinen Kenntnissen hinsichtlich der<br />

Habitatpräferenzen der einzelnen Arten.<br />

in Prozent<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abb. 8.10: Prozentuelle<br />

Gesamtartenverteilungen<br />

der strukturierten Strecken<br />

5,15 und 17 (1989 und<br />

1999).<br />

Abb. 8.11: Prozentuelle Anteile der ökologischen Gruppen in<br />

den Strukturierungsstrecken im Vergleich 1989 und 1999.


Diskussion einzelner<br />

Strukturierungsabschnitte<br />

Strecke 5 – Fallau<br />

Die abiotischen sowie die biotischen Verhältnisse<br />

in der rechtsufrig gelegenen Strecke 5<br />

werden durch die niveaugleiche Mündung des<br />

Fallauerbaches geprägt. Dieser mündet auf einem<br />

neugeschaffenen Schwemmkegel, der<br />

flussab in eine Bucht mit einer daran anschließenden<br />

Schotterbank übergeht.<br />

Der Vergleich der Artenvergesellschaftungen<br />

vor und nach Bau der Strukturen zeigt deutlich<br />

divergierende Verhältnisse. Mit Ausnahme der<br />

Barbe zeigen alle Rheophilen Zuwächse, wobei<br />

neben der Nase mit ca. 60 % auch Äsche,<br />

Huchen, Weißflossengründling und Bachforelle<br />

zu dieser Gruppe zählen. Oligorheophile<br />

zeigen unterschiedliche Entwicklungen: Blaunase<br />

und Zobel nehmen ab, Zingel, Schrätzer<br />

und Hasel hingegen zu. Dabei scheint vor allem<br />

der Zuwachs der Hasel bemerkenswert,<br />

die in der Adultfischfauna aller anderen Strekken<br />

abnimmt.<br />

Neben dem massiven Rückgang des Aitels<br />

(ca. ein Zehntel des ursprünglichen Wertes)<br />

und dem völligen Fehlen des Aals, ist das verstärkte<br />

Auftreten des Zanders bemerkenswert.<br />

in Prozent<br />

57,7<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Hu.hu.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

1989 n = 124<br />

1989 n = 303<br />

Gy.sc.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Von diesem Raubfisch werden vor allem juvenile<br />

Exemplare verstärkt dokumentiert.<br />

Die deutliche Aufwertung dieser Strecke<br />

durch die heterogene morphologische Ausformung<br />

sowie die niveaugleiche Bachmündung<br />

zeigt sich auch in der Zahl rheophiler Arten.<br />

Von 1989 auf 1998/99 erhöht sich diese von<br />

drei auf sieben.<br />

Strecke 15 – Kramesau<br />

Die Strecke 15 liegt am linken Donauufer und<br />

stellt die flächenmäßig größte und gleichzeitig<br />

auch strukturell heterogenste Maßnahme dar.<br />

In den wenigen Jahren seit Errichtung ergaben<br />

sich Umformungen (Inselabflachung, Verlandung<br />

von Buhnen, etc.). Trotzdem hat sich an<br />

der grundlegenden Ausformung dieses Bereiches<br />

seit dem Bau nichts Wesentliches verändert<br />

(siehe Kapitel 7).<br />

Wie schon in Strecke 5 treten auch hier<br />

massive Veränderungen in der Fischartenassoziation<br />

auf, die in ihren Verläufen große Übereinstimmung<br />

aufweisen. Diese Parallelen verstärken<br />

die Annahme einer grundsätzlichen<br />

positiven Entwicklung in derartigen Strukturierungsbereichen,<br />

zumal die Strecken einige<br />

Kilometer voneinander räumlich getrennt an<br />

gegenüberliegenden Ufern liegen. Weiters<br />

sind in den dazwischen liegenden Strecken<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

42,7<br />

Le.ce.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Abb. 8.12: Prozentuelle Artenverteilungen<br />

in der<br />

Strecke 5 (1989 und 1999).<br />

55


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

in Prozent<br />

58,7<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

keine bzw. nur geringe Veränderungen zu dokumentieren.<br />

Auch in der Strecke 15 erhöht sich der Anteil<br />

der rheophilen Gruppe in einem vergleichbaren<br />

Ausmaß wie in Strecke 5. Die Nase ist hier<br />

mit 58,7 % die dominierende Art; 1989 weist sie<br />

nur ca. 2 % auf. Im Gegenzug kommt es zu<br />

einem massiven Rückgang von Aitel und Aal.<br />

Die beiden Arten wiesen 29 bzw. 25 % Anteil<br />

auf, zehn Jahre später sinkt ihr Anteil auf 6<br />

bzw. 0,1 %. Werden 1989 noch 36 Aale in dieser<br />

Strecke gefangen, kann 1999 nur mehr ein<br />

56<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

in Prozent<br />

50,9<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Ch.na.<br />

Th.th.<br />

Hu.hu.<br />

Ba.ba.<br />

Go.al.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Vi.vi.<br />

Sa.tr.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

1989 n = 144<br />

1999 n = 824<br />

Le.le.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

Pe.fl.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Le.ce.<br />

An.an.<br />

Gy.ba.<br />

Cy.ca.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Individuum nachgewiesen werden. Mit 6 % ist<br />

das Aitel in dieser Strecke hinter Nase, Barbe<br />

und auch Hasel nur vierthäufigste Art. Erfreulich<br />

ist auch der Trend höherer Artenzahlen in<br />

der Klasse der Rheophilen. Huchen, Äsche und<br />

Gründling zählen beispielsweise in dieser<br />

Strecke dazu.<br />

Strecke 17 – Luger<br />

Die Strecke 17 ist im Gegensatz zu den beiden<br />

vorhin diskutierten vergleichsweise homogen<br />

in Form einer schmalen Schotterbank mit ge-<br />

1989 n = 83 1999 n = 116<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Le.ce.<br />

An.an.<br />

Es.lu.<br />

Ga.ac.<br />

Abb. 8.13: Prozentuelle<br />

Artenverteilungen in der<br />

Strecke 15 (1989 und<br />

1999).<br />

Abb. 8.14: Prozentuelle<br />

Artenverteilungen in der<br />

Strecke 17 (1989 und<br />

1999).


adliniger Uferführung und einheitlicher Höhenzonierung<br />

ausgebildet. Ausgedehnte flache<br />

Buchtbereiche und kleinräumige Verzahnungen,<br />

wie sie vor allem in Strecke 15 vorzufinden<br />

sind, fehlen. Mit einer Länge von 500 m ist<br />

diese Maßnahme jedoch die zweitlängste.<br />

Die aktuelle Fischvergesellschaftung in diesem<br />

Bereich zeigt eine in weiten Teilen gleichläufige<br />

Entwicklung wie in Strecke 5 und 15.<br />

Auch hier erreicht die Nase einen Anteil von<br />

51 % (1989: 8 %) und ist damit die klar vorherrschende<br />

Art. Die ursprünglich in diesem Bereich<br />

dominante Hasel verliert zwar deutlich an<br />

Anteilen, ist aber nach der Nase mit 13 % noch<br />

immer zweithäufigste Art. Neben Zuwächsen<br />

bei den meisten Rheophilen und zwei von drei<br />

Oligorheophilen sind Rückgänge bei den meisten<br />

Indifferenten nachzuweisen. Einige Arten<br />

dieser Klasse verschwinden gänzlich (z.B. Aal,<br />

Regenbogenforelle, Nerfling). Einzig der indifferente<br />

Hecht kommt neu hinzu.<br />

8.4.3.2 Strecken mit<br />

Nebengewässercharakter – Hakenbuhne<br />

Ein Großteil der Befischungsstrecken liegt<br />

direkt im Hauptabflussprofil der Donau und<br />

weist entsprechend dieser Lage in Abhängigkeit<br />

vom Abfluss vergleichbare Fließgeschwindigkeiten<br />

auf. Drei der insgesamt 20 Strecken<br />

in Prozent<br />

40,00<br />

35,00<br />

30,00<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Go.al.<br />

1989 n = 113<br />

1999 n = 229<br />

Go.go.<br />

Sa.tr.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

St.lu.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

weisen aktuell eine deutlich divergierende<br />

Charakteristik hinsichtlich Fließgeschwindigkeit<br />

und Einfluss des Wellenschlages auf, Strecke<br />

7, welche 1997 durch den Bau einer Hakenbuhne<br />

in ihrer Charakteristik verändert<br />

wurde und Strecke 10, ein stark verlandeter<br />

Altarmrest im Bereich der Ortschaft Oberranna<br />

(Strom-km 2196,0). Linksufrig liegt weiters bei<br />

Strom-km 2197,5 Strecke 19, der Hafen Luger.<br />

Strecke 7<br />

In der mittels Hakenbuhne umstrukturierten<br />

Strecke treten große Veränderungen auf, die<br />

vor allem indifferente bzw. mäßig strömungsliebende<br />

Arten betreffen. Von den insgesamt<br />

19 Arten, die in den beiden Untersuchungsperioden<br />

belegt werden, weisen 14 Arten Zunahmen<br />

auf bzw. werden nach Umstrukturierung<br />

erstmals nachgewiesen. Nur fünf Arten zeigen<br />

Abnahmen, die in ihrer Höhe sehr unterschiedlich<br />

ausfallen. Rheophile, hier durch Nase, Barbe,<br />

Weißflossengründling, Gründling und<br />

Bachforelle vertreten, bleiben in Summe etwa<br />

gleich.<br />

Den deutlichsten Zuwachs zeigt der<br />

Flussbarsch, ein typischer Vertreter der Indifferenten,<br />

der von 4 auf 22 % steigt. Auch der<br />

Zuwachs des Hechts weist auf die Charakteristik<br />

dieser Strecke hin, da dieser bevorzugt ste-<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

Si.gl.<br />

An.an.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Abb. 8.15: Prozentuelle Artenverteilungen<br />

in der<br />

Strecke 7 (1989 und 1999).<br />

57


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

hende Bereiche aufsucht und dort vermehrt<br />

nachzuweisen ist.<br />

Neben den Änderungen in der Artenzusammensetzung<br />

weisen auch die insgesamt höheren<br />

Fangzahlen auf eine erhöhte Attraktivität<br />

dieses Bereiches hin.<br />

Strecke 10 und 19<br />

Im Gegensatz zur Strecke 7 sind die Strecken<br />

10 und 19 bereits 1989 als strömungsgeschützte<br />

Bereiche zu charakterisieren und erfahren seither<br />

keine Veränderung in ihrer morphologischen<br />

und strukturellen Ausformung. Die abiotischen<br />

Rahmenbedingungen in diesen beiden<br />

Bereichen (Strecke 10 und 19) sind miteinander<br />

gut vergleichbar und werden daher zusammenfassend<br />

dargestellt.<br />

Die Lebensraumbedingungen in diesen Ruhigwasserbereichen<br />

begünstigen eine Vergesellschaftung,<br />

welche deutlich von Indifferenten<br />

geprägt ist. Im Gegensatz zu den Artenassoziationen<br />

im Hauptstrom ist das Aitel nur<br />

in vergleichsweise geringen Anteilen vertreten.<br />

Dominierende Art in beiden Untersuchungen<br />

ist der euryöke Flussbarsch, der Anteile bis<br />

28 % erreicht. Weitere häufige Indifferente sind<br />

Rotauge, Aitel und Hasel, wobei sich das Aitel<br />

entsprechend der Rolle als „typischster“ Ubi-<br />

in Prozent<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

58<br />

1989 n = 219<br />

1999 n = 392<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

Gy.ba.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

quist auch hier zweit- bzw. dritthäufigste Art<br />

ist. Mit 12 % erreicht das Aitel allerdings nicht<br />

dieselbe Bedeutung wie im Hauptstrom.<br />

Daneben treten auch andere Charakterarten<br />

stehender Bereiche verstärkt auf. So ist der<br />

Hecht, ein optisch orientierter Räuber, mit Anteilen<br />

über 5 % zu belegen. Auch der Stichling,<br />

ein Pionierfisch, kommt in den Ruhigwasserbereichen<br />

häufig vor und ist aktuell vierthäufigste<br />

Art.<br />

Die Laube, welche in der Abbildung nicht<br />

dargestellt ist, wird wie im gesamten Untersuchungsabschnitt<br />

auch in den beiden Ruhigwasserbereichen<br />

in Schwärmen dokumentiert. Vor<br />

allem im Hafen Luger, der mit Tiefen bis zu 3 m<br />

bei Mittelwasser weit tiefgründiger als die<br />

Strecke 10 (max. 1 m) ist, wird die Laube massenhaft<br />

gefangen.<br />

Vergleich der Strecken 7, 10 und 19<br />

Die schon eingangs erwähnte Überstimmung<br />

der aktuellen fischökologischen Verhältnisse in<br />

der strukturierten Strecke 7 mit der Situation in<br />

den beiden „Nebengewässern“ des Untersuchungsgebietes<br />

wird noch deutlicher bei Zuordnung<br />

in ökologische Gruppen.<br />

So sind in diesen drei Strecken jeweils die<br />

Indifferenten mit Anteilen zwischen 60 und<br />

Abb. 8.16: Prozentuelle Artenverteilungen<br />

der Strecken<br />

10 und 19 (1989 und<br />

1999).


Abb. 8.17: Prozentuelle Anteile der ökologischen Gruppen an<br />

den Artenverteilungen in den Strecken 7, 10 und 19 (1999).<br />

90 % die dominierende Gruppe. In der Strecke<br />

7 ist mit ca. 20 % ein vergleichsweiser hoher<br />

Anteil der Rheophilen nachzuweisen, der in<br />

den beiden anderen Bereichen jeweils deutlich<br />

niedriger liegt (unter 10 %). Dies weist auf die<br />

innigere Vernetzung dieser Strecke mit dem<br />

Hauptstrom hin. Bereits bei erhöhtem Mittelwasser<br />

kommt es zu einem Überströmen der<br />

Hakenbuhne. Diese wechselnden Bedingungen<br />

schlagen sich auch in den niedrigen Anteilen<br />

der Limnophilen nieder.<br />

in Prozent<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

8.4.3.3 Verteilung ausgewählter Arten in<br />

Abhängigkeit vom Sohlsubstrat<br />

Neben einer Vielzahl abiotischer Parameter<br />

spielt das Sohlsubstrat eine entscheidende Rolle<br />

für die Etablierung von Fischassoziationen.<br />

Neben der Funktion als unmittelbarer Lebensraum<br />

weist es einen wichtigen Stellenwert als<br />

Reproduktionsfläche, Nahrungsareal und Refugialraum<br />

auf. Vor Errichtung der Strukturierungsbereiche<br />

waren die ufernahen Sohlbereiche<br />

fast ausschließlich durch Blockwurf begrenzt.<br />

Zwar schließt in der Stauwurzel am Fuß<br />

der blockwurfbefestigten Böschung großteils<br />

die schottrige Ursohle an, doch ist diese meist<br />

mehrere Meter hoch überstaut und kann somit<br />

viele ihrer ursprünglichen ökologischen Funktionen<br />

kaum noch erfüllen.<br />

Im Zuge der Untersuchungen wurde bei der<br />

Festlegung der Befischungsstrecken auch auf<br />

Sohlverhältnisse im Uferbereich Rücksicht genommen.<br />

Bei den Befischungen wurde die unmittelbar<br />

beprobte Zone bezüglich des Sohlsubstrats<br />

klassifiziert. In den meisten Fällen ist<br />

eindeutige Zuordnung zu einem Substrattyp<br />

möglich, in einigen Fällen liegen Mischsubstra-<br />

Blockwurf/Geröll<br />

Schlamm<br />

Schotter<br />

Nase n = 834 Barbe n = 152 Barsch n = 254 Aitel n = 480 Aal n = 184<br />

Blockwurf/Geröll 11,15 30,26 35,04 55,63 79,89<br />

Schlamm 2,64 9,87 59,45 28,13 18,48<br />

Schotter 86,21 59,87 5,51 16,25 1,63<br />

Abb. 8.18: Prozentuelle Verteilung verschiedener Fischarten auf unterschiedlichen Substrattypen im Uferbereich.<br />

59


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

te vor. Nachfolgend werden ausgewählte Arten<br />

mit unterschiedlichen autökologischen Ansprüchen<br />

diskutiert, wobei artspezifisch deren<br />

Verteilung in den drei Hauptsubstrattypen dargestellt<br />

ist (Abb. 8.18).<br />

Die Aufteilung der Fänge zeigt für die einzelnen<br />

Arten zum Teil klare Präferenzen für<br />

unterschiedliche Sohlsubstrate.<br />

So werden von der Leitfischart Nase über<br />

86 % aller gefangenen Individuen auf Schotterbänken<br />

gefangen. Die geringe Akzeptanz für<br />

schlammige Bereiche spiegelt sich im unbedeutenden<br />

Anteil auf schlammigem Untergrund<br />

wider. Ca. 11 % der Nasen sind auf<br />

Blockwurf belegbar. Dies ist umso bemerkenswerter,<br />

da Blockwurfufer nach wie vor im Untersuchungsgebiet<br />

dominieren. Eine der Nase<br />

ähnliche Verteilung zeigt sich bei der Barbe,<br />

wobei die Bindung an Schottersubstrat nicht so<br />

stark ausgeprägt ist. Die Barbe, die durch die<br />

gesetzten Maßnahmen nicht in der Intensität<br />

wie die Nase gefördert werden konnte, zeigt<br />

zwar auch eine klare Präferenz für schottriges<br />

Substrat, ihre Ansprüche sind aber weiter gestreut.<br />

Diese Fischart weist in allen Strecken<br />

Dichterückgänge auf, einzig in der Strecke 15<br />

kann sie ihren Anteil annähernd verdoppeln.<br />

Die heterogene Ausformung dieser Strecke, in<br />

in Prozent<br />

16,0<br />

14,0<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

60<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Go.ke.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

85,5 65,9<br />

Al.al.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

der neben seicht überströmten Schotterbänken<br />

auch ausgeprägte Tiefstellen und Ruhigwasserbereiche<br />

vorkommen, scheint für die Barbe<br />

wesentliche Voraussetzung für ein höheres<br />

Aufkommen zu sein.<br />

Beim ubiquitären Barsch korreliert offensichtlich<br />

die Habitatpräferenz für ruhige Bereiche<br />

sehr stark mit den dort vorherrschenden<br />

Substratbedingungen. Aitel und Aal zeigen<br />

eine ihrer Autökologie entsprechende Verteilung.<br />

So kann sich der Aal auf den Schotterstrukturen<br />

nicht etablieren und wird weitgehend<br />

zurückgedrängt. Auf den starken Strukturbezug<br />

von Aitel und Aal wurde bereits<br />

mehrfach hingewiesen. Dieser zeigt sich in den<br />

jeweils hohen Anteilen im Blockwurf, der beim<br />

Aal sogar 80 % ausmacht.<br />

Nicht nur für die Adultfische, sondern auch<br />

für juvenile Stadien sind deutliche Substratpräferenzen<br />

belegbar, wie nachfolgende Aufteilung<br />

im Jahresüberblick zeigt (Abb. 8.19).<br />

Die Jungfisch- und Kleinfischfauna, dokumentiert<br />

durch Uferzugnetzbefischungen, wird<br />

von der Laube dominiert. Dieser Massenfisch<br />

stellt aber keine spezifischen Ansprüche bezüglich<br />

des Sohlsubstrates und nimmt sowohl<br />

auf Schlamm- als auch auf Schottersohle die<br />

mit Abstand höchsten Anteile ein.<br />

Pe.fl.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Schlamm<br />

Schotter<br />

n = 4491<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

Abb. 8.19: Prozentuelle Artenverteilung<br />

der Jungfischfauna<br />

auf unterschiedlichem<br />

Sohlsubstrat.


Demgegenüber zeigen die meisten anderen<br />

Arten klare Präferenzen bezüglich des Sohlsubstrates.<br />

Auf Schotter ist die Nase nach der Laube<br />

mit 15 % häufigste Art, während sie gleichzeitig<br />

die schlammige Sohle nur in geringen<br />

Anteilen besiedelt. Ebensolche Verteilung zeigt<br />

die Barbe, die nicht nur als Juveniler ähnliche<br />

Ansprüche wie die Nase an ihren Lebensraum<br />

stellt.<br />

Wie schon vorhin erwähnt, zeigt der Weißflossengründling<br />

klare Präferenz für eher ruhige<br />

Bereiche und bevorzugt demnach schlammigen<br />

Untergrund.<br />

Noch deutlicher ist diese Präferenz beim<br />

Stichling, einem Pionierfisch, ausgeprägt, der<br />

mit seinen vergleichsweise hohen Anteilen<br />

überrascht. Auf Schotter wird diese Art nur in<br />

geringen Anteilen nachgewiesen, während der<br />

Stichling auf Schlamm sogar vierthäufigste Art<br />

ist.<br />

8.5 Bestände<br />

Neben der Entwicklung der Artenvergesellschaftungen<br />

lassen auch die Bestandesveränderungen<br />

detaillierte Aussagen zur Evaluierung<br />

Individuen pro 10 min<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

1989 n = 34,5<br />

1999 n = 28,7<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

No.ba.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Ps.pa.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

Si.gl.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

der Strukturierungsmaßnahmen zu. Dabei ist<br />

zu berücksichtigen, dass neben der morphologischen<br />

Ausformung noch zahlreiche weitere<br />

Faktoren Einfluss auf Fischbestände ausüben<br />

können: Konkurrenzphänomene, artspezifische<br />

Zyklen, aber auch Prädatordruck sind nur<br />

einige der möglichen Einflussgrößen.<br />

Im Folgenden werden die aktuellen Bestandesdaten<br />

der Referenzsituation gegenübergestellt.<br />

Zur Beschreibung der Bestände werden -<br />

auch aus Gründen der Vergleichbarkeit - ausschließlich<br />

die Individuendichten herangezogen,<br />

dargestellt als Fang pro 10 min Befischungszeit<br />

unter Berücksichtigung des jeweiligen<br />

Fangerfolges.<br />

8.5.1 Individuendichten im gesamten<br />

Untersuchungsabschnitt in den Jahren<br />

1989 und 1998/99<br />

Auch bei Betrachtung der Bestandesentwicklung<br />

des gesamten Untersuchungsabschnitts<br />

zeigen sich auf den ersten Blick Veränderungen,<br />

denen die Fischfauna im Gewässersystem<br />

unterlag (Abb. 8.20).<br />

Abb. 8.20: Individuendichten<br />

aller Untersuchungsstrecken<br />

in den Jahren 1989<br />

und 1999.<br />

61


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Trotz eher geringer Verschiebungen in der<br />

Artenvergesellschaftung (siehe Kap. 8.4)<br />

kommt es innerhalb eines Zeitraumes von<br />

zehn Jahren zu einer deutlichen Bestandesreduktion.<br />

Die aktuelle Dichte nimmt im Vergleich<br />

zur Referenzsituation im Jahr 1989<br />

deutlich von 34,5 auf 28,7 Ind./10 min Fangzeit<br />

ab. Dies bedeutet einen Rückgang um<br />

über 15 %.<br />

Da innerhalb der Artenvergesellschaftungen<br />

selbst nur geringe Veränderungen zu beobachten<br />

sind und die betroffenen Arten vom<br />

positiven Einfluss der Strukturierungsmaßnahmen<br />

profitieren, sind andere Einflussfaktoren<br />

für die allgemeine Bestandesabnahme anzunehmen.<br />

Von den Arten mit deutlichen Zuwächsen<br />

sind vor allem Nase und Bachforelle zu nennen.<br />

Die Nase ist aktuell auch die häufigste<br />

Art im Untersuchungsabschnitt mit über<br />

5 Ind./10 min, was einer Verfünffachung seit<br />

1989 entspricht, knapp gefolgt vom Aitel mit<br />

ebenfalls ca. 5 Ind./10 min. Alle anderen Arten<br />

dagegen liegen deutlich unter 3 Ind. pro<br />

10 min.<br />

Individuen pro 10 min<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

62<br />

1989 n = 35,2<br />

1999 n = 25,2<br />

8.5.2 Individuendichten in den<br />

unveränderten Strecken in den Jahren<br />

1989 und 1998/99<br />

In den 16 unveränderten Strecken fällt die Bestandesreduktion<br />

wesentlich stärker aus als im<br />

gesamten Abschnitt (Abb. 8.21). Hier sinkt die<br />

Gesamtdichte von 35,2 auf 25,2 Ind./min, d.h.<br />

um fast ein Drittel, ab. Die Dichte des Aitels<br />

sinkt deutlich auf weniger als die Hälfte des<br />

Wertes von 1989, trotzdem bleibt dieser Ubiquist<br />

häufigste Art. Auch bei anderen Arten,<br />

wie Barbe oder Hasel, nehmen die Individuendichten<br />

massiv ab.<br />

Neben dem generell negativen Trend in den<br />

Beständen vieler Arten sind vereinzelt durchaus<br />

positive Tendenzen erkennbar, die vor allem<br />

auf zwei Ursachen zurückzuführen sind:<br />

Langjährige Populationszyklen und Einflüsse<br />

der Strukturierungsmaßnahmen.<br />

Für Bachforelle (vierfache Dichte) und Aalrutte<br />

(1989 nur als Einzelexemplar dokumentiert)<br />

trifft ersteres zu. Bei der Aalrutte wird<br />

eine derartige zyklische Veränderung auch für<br />

die Donau in Wien (EBERSTALLER et al., 2001) belegt.<br />

Vom positiven Einfluss der Strukturierungsmaßnahmen<br />

profitiert vor allem die Nase<br />

deutlich und kann durch „Ausstrahlungseffek-<br />

12,08<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

No.ba.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Ps.pa.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

Si.gl.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

Abb. 8.21: Individuendichten<br />

aller 16 unveränderter<br />

Strecken in den Jahren 1989<br />

und 1999.


te“ aus den Strukturierungsabschnitten die Bestandesdichte<br />

steigern.<br />

8.5.3 Individuendichten in den<br />

strukturierten Strecken 5,7,15 und 17<br />

Alle Strukturierungsstrecken<br />

Eine gänzlich andere Bestandesentwicklung ist<br />

in den Strukturierungsstrecken vorzufinden.<br />

Die gemittelte Darstellung aller vier Maßnahmenstrecken<br />

zeigt einen massiven Anstieg der<br />

Individuendichte von 31,7 auf aktuell 42,8<br />

Ind./10 min. Dieser Zuwachs um ca. 30 % stellt<br />

einen deutlichen Gegensatz zur Entwicklung in<br />

den unveränderten Strecken, wo die Dichte in<br />

den letzten 10 Jahren um ca. 1/3 abnahm, dar.<br />

Vor Schaffung der Strukturen waren die Bestandeswerte<br />

zwischen den einzelnen Abschnitten<br />

deutlich ausgeglichener. So betrugen<br />

1989 die Gesamtindividuendichten in den unveränderten<br />

Strecken 35,2 Ind./10 min, in den<br />

vier potentiellen Strukturierungsstrecken dagegen<br />

nur 31,7 Ind./10 min. Aktuell wird dagegen<br />

in den Strukturierungsabschnitten mit 42,8<br />

Ind./10 min gegenüber 25,2 Ind./10 min in den<br />

unveränderten Strecken ein deutlich höhere<br />

Individuen pro 10 min<br />

20,58<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

No.ba.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Ps.pa.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

Si.gl.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Bestand dokumentiert.<br />

In den vier neugestalteten Strecken dominiert<br />

die Leitart Nase mit über 20 Ind./10 min.<br />

Entsprechend ihren Lebensraumbedingungen<br />

findet dieser Kieslaicher hier geeignete Habitate<br />

vor.<br />

Barbe und Hasel, die im gesamten Stauwurzelbereich<br />

eine massive Abnahme zu verzeichnen<br />

haben, bleiben hier in ihren Bestandeswerten<br />

annähernd konstant. Ein deutlicher Zuwachs<br />

kann beim Schrätzer verzeichnet werden,<br />

der nach Nase, Aitel, Hasel und Bachforelle<br />

nun die insgesamt fünft-häufigste Art ist.<br />

Bestandesdichten der Nase und des Aitels<br />

in den Strukturierungsbereichen<br />

Die spezifische Bindung an den Lebensraum<br />

und seine Ausstattung lässt sich anhand einzelner<br />

Arten gut dokumentieren. So weisen die<br />

zwei Hauptarten Nase und Aitel deutlich divergierende<br />

Entwicklungen in den Beständen auf.<br />

Die Nase zeigt hohe Übereinstimmung zwischen<br />

ihren Bestandeswerten und der Heterogenität<br />

der Strecke. Die lineare Uferausformung<br />

der Strecke 17 bietet der Nase zwar ein<br />

durchaus attraktives Habitat, was sich auch in<br />

einer Dichte von ca. 15 Ind./10 min nieder-<br />

1989 n = 31,7<br />

1999 n = 42,8<br />

Abb. 8.22: Individuendichten<br />

in den veränderten<br />

Strecken 5,7,15 und 17<br />

(1989 und 1999).<br />

63


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Individuen pro 10 Minuten<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

schlägt. Die typische Einnischung der einzelnen<br />

Alterstadien dieser Art (siehe Kapitel 8.6)<br />

erfordert allerdings eine heterogenere Ausformung,<br />

um für alle Stadien auch im saisonalen<br />

Verlauf geeigneten Lebensraum zu bieten.<br />

Strecken 5 und 15 bieten beispielsweise deutlich<br />

vielfältigere Mesohabitate und auch entsprechend<br />

höhere Nasendichten.<br />

Im Vergleich zur Nase besteht beim Aitel ein<br />

gänzlich divergierender Zusammenhang zwischen<br />

Bestandesdichte und Struktur. Die Bestandeswerte<br />

dieser Art gehen in den Maßnahmenstrecken<br />

deutlich zurück, wobei die Dichte<br />

64<br />

Strecke 5<br />

1999<br />

1989<br />

Strecke 7<br />

Strecke 15<br />

Strecke 17<br />

Abb. 8.23: Individuendichten der Nase in den strukturierten<br />

Strecken (1989 und 1999).<br />

Individuen pro 10 min<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Individuen pro 10 Minuten<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Strecke 5<br />

Strecke 7<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Ru.pi.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

No.ba.<br />

Sa.tr.<br />

Sa.tr.f.l.<br />

Sa.fo.<br />

Co.go.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Ps.pa.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

Si.gl.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Pe.cu.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

Strecke 15<br />

1999<br />

1989<br />

Strecke 17<br />

Abb. 8.24: Individuendichten des Aitel in den strukturierten<br />

Strecken (1989 und 1999).<br />

umso geringer ist, je mehr die Struktur dem<br />

Leitbild einer flachen Schotterbank entspricht.<br />

Die beinahe unveränderte Dichte in Strecke 7<br />

hingegen erklärt sich mit der aus Blockwurf<br />

gestalteten Struktur der Hakenbuhne, welche<br />

mit ihren Hohlräumen gute Einstände bietet.<br />

Bestandesentwicklung in Strecke 15<br />

Im Gegensatz zu Aitel oder Aal präferiert die<br />

Leitart der freien Fließstrecke, die Nase, seichte<br />

Schotterbänke. Diese dienen nicht nur als Reproduktionsraum,<br />

sondern auch als wichtige<br />

Jungfischhabitate oder „Weideplätze“, wobei<br />

1989 1999<br />

Abb. 8.25: Individuendichten<br />

aller Arten in der Strecke 15<br />

(1989 und 1999).


aber im Verlauf der Entwicklung unterschiedliche<br />

Mesohabitate in diesen Bereichen aufgesucht<br />

werden (siehe Kap. 8.6)<br />

Entsprechend diesen Ansprüchen erreicht<br />

die Nase auch in der Strecke 15 die mit Abstand<br />

höchste Dichte. Dieser Strukturierungsabschnitt<br />

stellt die heterogenste und auch<br />

großflächigste Maßnahme mit Inseln, ausgedehnten<br />

Buchten, Flachwasserbereichen, Kolke<br />

etc. dar. So belegen die Elektrobefischungen<br />

eine Nasendichte von über 40 Ind./10 min.<br />

Dieser hohe Wert wird von keiner anderen<br />

Fischart an keinem Termin auch nur annähernd<br />

erreicht.<br />

8.6 Reproduktion<br />

8.6.1 Einleitung<br />

Die Dokumentation erfolgreicher Reproduktion<br />

sowie das Jungfischaufkommen in den<br />

Strukturierungsbereichen ist ein weiterer<br />

Schwerpunkt vorliegender Studie. Wie bereits<br />

im Kap. 8.3.3 erwähnt, ist ein Großteil der ursprünglich<br />

in diesem Donauabschnitt weit verbreiteten<br />

Arten zur ökologischen Gruppe rheophil/rheopar<br />

(ZAUNER & EBERSTALLER, 1999) zu<br />

in Prozent<br />

15,0<br />

42,0 20,6<br />

12,0<br />

9,0<br />

6,0<br />

3,0<br />

0,0<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Go.ke.<br />

Hu.hu.<br />

Al.bi.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

zählen, d.h. zu den strömungsliebenden Arten,<br />

welche als Laichhabitat überronnene Kiesflächen<br />

benötigen.<br />

Darüber hinaus weisen Juvenile meist enge<br />

Einnischung in Uferzonen auf, wobei nicht nur<br />

die Fließgeschwindigkeit einen entscheidenden<br />

Parameter darstellt, sondern auch klare<br />

Präferenzen für Sohlsubstrat, Wassertiefe etc.<br />

artspezifisch vorliegen.<br />

In einem weiteren Kapitel wird insbesondere<br />

Reproduktion und Jungfischaufkommen der<br />

Nase diskutiert. Anhand dieser Leitfischart können,<br />

stellvertretend für eine Vielzahl anderer<br />

Arten, die Effekte der Strukturierungsmaßnahmen<br />

gezeigt werden.<br />

8.6.2 Jungfischvergesellschaftungen in<br />

den strukturierten Strecken<br />

Im Zuge der spezifischen Jungfischerhebungen<br />

(Uferzugnetze, spezifische E-Befischungen)<br />

werden in den drei Strukturierungsstrecken 5,<br />

15 und 17 insgesamt 4653 Individuen gefangen.<br />

Die Laube weist wiederum den höchsten<br />

Anteil auf. Ohne ihre Berücksichtigung werden<br />

1395 Individuen aus 24 Arten gefangen, wobei<br />

die Nase mit 42 % dominiert. Einen überraschend<br />

hohen Anteil weist die Hasel auf, wel-<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

n = 1395<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Ga.ac.<br />

Co.sp.<br />

Abb. 8.26: Prozentuelle Gesamtartenverteilungen<br />

der<br />

Jungfischerhebungen (ohne<br />

Laube) in den Strukturierungsstrecken<br />

5,15 und 17.<br />

65


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

che mit über 20 % zweithäufigste Art ist. In der<br />

Adultfischfauna weist diese Art dagegen einen<br />

deutlich geringeren Anteil mit rückläufiger<br />

Tendenz auf.<br />

Ca. zwei Drittel aller Individuen zählen zur<br />

Gruppe der Rheophilen, welche mit acht Arten<br />

vertreten ist. Auch die Oligorheophilen stellen<br />

einige Vertreter, wie Blaunase, Zobel, Schrätzer<br />

und Donaukaulbarsch. Insgesamt zehn indifferente<br />

Arten werden belegt. Wie auch bei den<br />

Adultfischen ist ihr Anteil in den strukturierten<br />

Strecken vergleichsweise gering.<br />

Der hohe Anteil der Hasel zeigt, dass für ein<br />

weites Spektrum an Arten in der Donau, Schotterbänke<br />

durchaus bedeutende Habitate darstellen.<br />

Diese Art zählt zu den mäßig strukturgebundenen,<br />

strömungsindifferenten Fließwasserlaichern<br />

und weist bezüglich der Lebensraumansprüche<br />

eine vergleichsweise breite<br />

Amplitude auf. Ihre Reproduktionsareale<br />

sind allerdings an fließende Gewässerabschnitte<br />

gebunden.<br />

8.6.2.1 Jungfischfauna in den drei<br />

Strukturierungsstrecken<br />

Die aktuellen Jungfischvergesellschaftungen<br />

zeigen deutlich divergierende Verteilungen in<br />

den drei strukturierten Strecken (Abb. 8.27).<br />

Diese unterscheiden sich wiederum zum Teil<br />

von der dort anzutreffenden Adultfischfauna.<br />

Die Nase, welche in allen Strecken bei den<br />

Adulten deutlich dominiert, kann diese vorherrschende<br />

Rolle bei den Juvenilen nur in<br />

Strecke 5 (Fallau) erreichen. In den zwei anderen<br />

Strecken macht ihr die Hasel diese Stellung<br />

streitig, sie ist in Strecke 15 und 17 dominierende<br />

Art.<br />

Der Rückgang der Nase ist nicht nur mit einem<br />

Anstieg der Hasel, sondern auch anderer<br />

mäßig strömungsliebender, sowie auch indifferenter<br />

und sogar limnophiler Elemente begleitet.<br />

So erreicht u.a. der Schrätzer in Strecke 17<br />

einen vielfach höheren Anteil als die Nase und<br />

ist dort zweithäufigste Art. Andererseits weist<br />

der Stichling sowohl in Strecke 15 als auch 17<br />

höhere Anteil als das Aitel auf.<br />

66<br />

Ch.na.<br />

Le.le.<br />

Ba.ba.<br />

Le.le.<br />

Ba.ba.<br />

Le.le.<br />

Gy.sc.<br />

Gy.sc.<br />

Ba.ba.<br />

Gy.sc.<br />

Go.al.<br />

Go.al.<br />

Ch.na.<br />

Go.al.<br />

Ch.na.<br />

Weitere<br />

Weitere<br />

Weitere<br />

Pe.fl.<br />

St.lu.<br />

Ga.ac.<br />

Le.ce.<br />

Ab.br.<br />

Pe.fl.<br />

St.lu.<br />

Ga.ac.<br />

Le.ce.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Go.go.<br />

Pe.fl.<br />

St.lu.<br />

Ga.ac.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Abb. 8.27: Prozentuelle Artenverteilungen der 12 häufigsten<br />

Arten der drei Schotterstrukturierungsbereiche (oben: Strecke<br />

5, Mitte: Strecke 15 und unten: Strecke 17).<br />

Als Grund für die Unterschiedlichkeiten in<br />

den Jungfischassoziationen ist die individuelle,<br />

morphologische Ausprägung in Kombination<br />

mit den Strömungsverhältnissen zu nennen.<br />

Die zum Teil sehr kleinräumige heterogene<br />

Strukturierung und Strömungsdiversifizierung<br />

resultiert in einer extrem hohen Habitatdiversität,<br />

welche vor allem für Jungfische eine Vielzahl<br />

unterschiedlichster Nischen bietet.


8.6.2.2 Vergleich der Jungfische in<br />

Strecke 5 vor und nach Strukturierung<br />

Die Jungfischfauna (ohne Berücksichtigung<br />

der Laube) in Strecke 5 (Fallau) wird im Gegensatz<br />

zu den beiden anderen von der Nase<br />

dominiert. Diese Art kommt 1989 noch sehr<br />

untergeordnet vor; nur einige wenige Exemplare<br />

werden dokumentiert.<br />

Zehn Jahre später sind in den Strukturierungsbereichen<br />

hohe Jungfischdichten dieser<br />

Art zu dokumentieren. So werden aktuell auf<br />

den neugeschaffenen Schotterbänken 465 Individuen<br />

der Nase gefangen, was bei einer<br />

Grundgesamtheit von 693 Individuen einem<br />

Anteil von 67 % entspricht.<br />

Auch vor Umsetzung der Strukturierungsmaßnahmen<br />

wies die Strecke 5 vergleichsweise<br />

hohe Attraktivität auf. Die Jungfischfauna<br />

war von der Kleinfischart Weißflossengründling,<br />

aber auch von Hasel und Barbe geprägt.<br />

Der direkte Vergleich der Absolutzahlen<br />

(Abb. 8.28) zeigt, dass auch aktuell hohe Individuenzahlen<br />

von Barbe und Hasel belegbar<br />

sind, welche sich in der prozentuellen Verteilung<br />

(Abb. 8.27) auf Grund der Dominanz der<br />

Nase in vergleichsweise geringen Prozentsätzen<br />

niederschlagen, aber eine Vervielfachung<br />

gegenüber 1989 bedeuten.<br />

Individuen<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

465<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Gegenteilige Entwicklungen auf den schottrigen<br />

Bereichen weisen vor allem die Gründlingsarten<br />

auf. Der Weißflossengründling<br />

nimmt stark ab, der Gründling verschwindet<br />

gänzlich.<br />

Diese Ergebnisse decken sich auch mit denen<br />

anderer Jungfischerhebungen aus dem<br />

Jahr 1989 aus den unmittelbar flussauf liegenden<br />

Strecken 3 und 4. In Flachwasserbereichen<br />

mit schluffigem Substrat war neben dem Weißflossengründling<br />

auch der Zobel deutlich häufiger.<br />

Auch wenn in der Darstellung nicht berücksichtigt,<br />

ist die Massenfischart Laube in beiden<br />

Untersuchungen jeweils häufigste Art.<br />

8.6.3 Evaluierung der Strukturierungsmaßnahmen<br />

in Hinblick auf<br />

Reproduktion und Jungfischhabitat<br />

der Leitfischart Nase<br />

Ch.na. Ba.ba. Go.al. Go.go. Gy.sc. Le.le. Ab.br. Pe.fl. St.lu. Le.ce. Ga.ac.<br />

Auf eine Fischart wird im Zusammenhang mit<br />

der unmittelbaren Bewertung der Einzelmaßnahmen<br />

näher eingegangen.<br />

Wie bereits eingangs erläutert, ist die Nase<br />

als Leitfischart der österreichischen Donau anzusehen.<br />

Im Untersuchungsgebiet ist es auf<br />

Strecke 5 – 1989 n = 113<br />

Strecke 5 – 1999 n = 693<br />

Abb. 8.28: Individuenzahlen<br />

der in Strecke 5 mit Uferzugnetzen<br />

gefangenen Fische<br />

(1989 und 1999)<br />

67


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Grund der wasserbaulicher Eingriffe (siehe<br />

Kap.3.2) zu gravierenden Änderungen der<br />

abiotischen Rahmenbedingungen gekommen.<br />

Die verringerte Fließgeschwindigkeit und vor<br />

allem das Überstauen aller Schotterbänke verschlechterte<br />

die Lebensverhältnisse der Nase<br />

ganz wesentlich. Massive strukturelle Defizite<br />

bestehen vor allem in Hinblick auf Reproduktionsareale<br />

und Jungfischhabitate. Die Strukturierungsmaßnahmen<br />

sollen dies zum Teil kompensieren.<br />

Im Zuge der saisonalen Erhebungen wurde<br />

versucht, wesentliche Lebensphasen der Nase<br />

zu dokumentieren.<br />

Reproduktion<br />

Einzig an einem Untersuchungstermin (7.4.99)<br />

gelang es adulte Individuen in größerer Anzahl<br />

unmittelbar auf seicht überronnenen Schotterflächen<br />

zu fangen. Der Fangtermin entsprach<br />

dem durch Referenzbefischungen an anderen<br />

Donauabschnitten ermittelten Laichtermin (Anfang<br />

April) bei einer Wassertemperatur von ca.<br />

9° C, nachdem Ende März nur vereinzelt Nasen<br />

gefangen wurden. Nasenlaichplätze weisen<br />

laut Literatur eine mittlere Wassertiefe von<br />

20 cm und Fließgeschwindigkeiten von 0,6-<br />

1,5 m/s (KECKEIS, 1998; MELCHER, 1999; EBERSTAL-<br />

LER et. al., 2001) auf.<br />

Nach STEIN (1989) werden die befruchteten<br />

Eier auf Grund der Strömung während und<br />

nach dem Ablaichen verdriftet. Die klebrigen<br />

Eier haften am Untergrund und werden auch in<br />

Die klebrigen Eier der Nase werden in die kiesige Sohle eingespült.<br />

68<br />

das kiesig-steinige Substrat (Interstitial) eingespült,<br />

vorausgesetzt der Lückenraum ist groß<br />

genug (DEDUAL, 1990). Die Orte der Embryonalentwicklung<br />

liegen in unmittelbarer Nähe flussab<br />

der Laichplätze. Die Entwicklungsdauer<br />

der Eier bis zum Schlupf der Larven hängt mit<br />

der vorherrschenden Wassertemperatur zusammen.<br />

PENAZ (1974) gibt eine Inkubationsdauer<br />

bis zum Schlupf zwischen 99,3 Tagesgraden<br />

(bei 17,3°C) und 231,3 T° (bei 10°C) an. DEDUAL<br />

(1990) stellt eine Entwicklungsdauer der Eier<br />

von 124 Tagesgraden bei Wassertemperaturen<br />

von 13 bis 14°C fest. An der Donau/Wien wird<br />

1999 eine Inkubationsdauer der Eier von ungefähr<br />

240 bis 250 Tagesgraden beobachtet, wobei<br />

am 28.4.99 die ersten abdriftenden Larven<br />

bei einer Wassertemperatur von 10,5°C dokumentiert<br />

wurden.<br />

Jungfischentwicklung und -einnischung<br />

Entsprechend genannter Eientwicklungsdauer<br />

werden im Rahmen der Evaluierung am 7. Mai<br />

1999 Befischungen durchgeführt, die als Ziel<br />

den Nachweis von Larven hatten. Die erfolgreichen<br />

Erhebungen zeigen deutlich, dass sich<br />

Nasenlarven vom rasch überströmten Laichplatz<br />

zügig in Areale einnischen, welche nur<br />

wenige Zentimeter tief sind, und faktisch keine<br />

Strömung aufweisen (siehe Abb. 8.29). Durch<br />

die geringe Wassertiefe und Fließgeschwindigkeit<br />

ist die Erwärmung dieser Bereiche möglich,<br />

was für die als ausgesprochen thermophil<br />

geltenden juvenilen Nasen (STEINHÖRSTER, 1996),<br />

förderlich ist. Schnell erwärmende Gewässerabschnitte<br />

üben eine anziehende und wachstumsfördernde<br />

Wirkung auf Fischlarven und<br />

Jungfische aus (ALABASTER & LLOYD, 1980).<br />

Diese Lebensraumpräferenzen bestätigen<br />

auch Untersuchungen an der mittleren Isar<br />

(SCHUBERT, 1998), in der als Brutstandort für juvenile<br />

Nasen (Länge ca. 15 mm) Bereiche mit<br />

einer Tiefe von 0 - 20 cm und einer Fließgeschwindigkeit<br />

von < 5 cm/sec. angegeben werden.<br />

Dabei weisen mehr als 74 % aller Individuen<br />

einen Uferabstand von weniger als 1 m<br />

auf.


Im Fall der Strukturierungsbereiche bieten<br />

vor allem die eingestauten Sukzessionsflächen<br />

bzw. deren Randbereiche ideale Habitate für<br />

die in diesem Stadium ca. 12 mm langen Larven.<br />

Schon nach wenigen Wochen wechseln die<br />

nun morphologisch ausdifferenzierten Kleinnasen<br />

mit einer Länge von 20 - 30 mm in andere<br />

Habitate. Die sind in dieser Entwicklungsphase<br />

schwach angeströmte Schotterbänke,<br />

welche Fließgeschwindigkeiten von weniger<br />

als 10 cm/sec und geringe Wassertiefen (10 -<br />

40 cm) aufweisen.<br />

Mit zunehmender Körperlänge nischen sich<br />

Jungfische in Bereiche mit höheren Fließgeschwindigkeiten<br />

ein. So sind Jungnasen mit einer<br />

Körperlänge von 35 - 70 mm in den Sommermonaten<br />

Juli und August auf gut angeströmten<br />

(bis zu 50 cm/sec) Schotterflächen<br />

anzutreffen.<br />

Bemerkenswert erscheint die habitatspezifische<br />

Verteilung der Jungfische im Oktober. Ein<br />

Großteil der 0+- und 1+-Nasen ist zu dieser Zeit<br />

in strömungsarmen Buchtbereichen nachzuweisen.<br />

Offensichtlich wechseln die Jungfische<br />

zur kalten Jahreszeit in derartige Refugialhabitate.<br />

Dies deckt sich gut mit Untersuchungen<br />

an der Pielach, einem Donauzubringer in NÖ<br />

(MELCHER, 1999). Bei einer Wassertiefe von ca.<br />

45 - 75 cm sammeln sich die Jungnasen über<br />

feinkörnigem Substrat ohne Strömung.<br />

Die detaillierten saisonalen Erhebungen zeigen<br />

sehr deutlich, dass die Verfügbarkeit unterschiedlicher<br />

Habitate im Jahreszyklus für Nasen<br />

im ersten Lebensjahr essentiell ist. Grundsätzlich<br />

gilt, dass sowohl die longitudinale Situierung,<br />

als auch die laterale Ausformung von<br />

Einzelstrukturen die Möglichkeiten für das Aufkommen<br />

der Brut wesentlich beeinflussen.<br />

Eine in diesem Zusammenhang bedeutende<br />

Bewandtnis kommt den Reproduktionsarealen<br />

zu, die in einer nahen Entfernung flussauf bzw.<br />

parallel zu den weiteren Entwicklungsräumen<br />

situiert sein müssen. Da die nach dem Laichvorgang<br />

anschließende Embryonalentwicklung<br />

im Interstitial der seicht überströmten Schotter-<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

bänke stattfindet, ist einerseits ausreichende<br />

Verfügbarkeit der Flächen und vor allem deren<br />

granulometrische Qualität ausschlaggebend.<br />

Vorteilhafter Einfluss dürfte in diesem Fall<br />

durch den Wellenschlag gegeben sein, da die<br />

lokale oberflächige Umlagerung des Schotterkörpers<br />

positive Effekte in Hinblick auf die äußere<br />

Dekolmation mit sich bringt.<br />

Aus den Untersuchungsergebnissen lässt<br />

sich eine elementare Rolle für die Verdriftungsphase<br />

der Larven von den Laichhabiten zu den<br />

weiteren Larval- bzw. Jungfischhabitaten ableiten.<br />

Den im Laufe der ontogenetischen Entwicklung<br />

der Nasenbrut sich ändernden ökologischen<br />

Ansprüchen an das Habitat ist insofern<br />

Rechnung zu tragen, dass diese bei jeweils typischen<br />

Wasserständen auch verfügbar sind. So<br />

bieten flache Schotterbänke mit einem breiten<br />

Strömungsgradienten und uferseitiger Vegetation,<br />

welche fließend ins Umland übergeht, bezüglich<br />

der Habitatsansprüche während der<br />

warmen Jahreszeit und den gegebenen hydrologischen<br />

Rahmenbedingungen ideale Aufwuchsverhältnisse.<br />

Abb. 8.29: Nächstfolgende Doppelseite:<br />

Darstellung der saisonalen Einnischung von Jungnasen im ersten<br />

Lebensjahr in der Struktur Kramesau (grüne Balken in<br />

den Längenfrequenzdiagrammen = 0+-Jahrgang).<br />

von links nach rechts:<br />

Längenfrequenzdiagramm juveniler Nasen<br />

und Laichareale der Nasen im April.<br />

Längenfrequenzdiagramm der Nasenlarven<br />

und Habitate im Mai<br />

Längenfrequenzdiagramm und<br />

Jungfischhabitate im Frühsommer<br />

Längenfrequenzdiagramm im Oktober und Herbsthabitate<br />

69


April<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Seichte, stark überströmte Schotterbänke sind die<br />

Laichareale der Nase. Im zeitigen Frühjahr bei einer<br />

Wassertemperatur von ca. 9°C findet ein intensives<br />

Laichspiel statt. Dabei werden die Eier befruchtet und<br />

abgelegt. Die hohe Strömung spült die klebrigen Eier in<br />

das schottrige Substrat ein und sorgt für optimale<br />

Sauerstoffversorgung.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

70<br />

Individuenzahl April<br />

n = 267<br />

5<br />

15<br />

25<br />

35<br />

45<br />

55<br />

65<br />

75<br />

85<br />

95<br />

105<br />

115<br />

125<br />

135<br />

145<br />

155<br />

165<br />

175<br />

185<br />

195<br />

205<br />

215<br />

225<br />

235<br />

245<br />

LAGEPLAN KRAMESAU:<br />

Länge in mm<br />

Einnischung und Entwicklung der<br />

Mai<br />

Wenige Wochen danach schlüpfen ca. 12 mm große Larven<br />

aus den Eiern und sammeln sich in strömungs-beruhigten<br />

Zonen. In flachen Buchten erwärmt sich bei intensiver<br />

Sonneneinstrahlung das Wasser schnell und bietet für die<br />

wärmeliebenden Jungfischschwärme optimale<br />

Wachstumsbedingungen. Gleichzeitig sind diese hier auch<br />

vor Räubern geschützt.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

92<br />

Individuenzahl Mai<br />

n = 116<br />

1 2<br />

5<br />

15<br />

25<br />

35<br />

45<br />

55<br />

65<br />

75<br />

85<br />

95<br />

105<br />

115<br />

125<br />

135<br />

145<br />

155<br />

165<br />

175<br />

185<br />

195<br />

205<br />

215<br />

225<br />

235<br />

245<br />

Länge in mm<br />

verschiedene Wassertiefenzonen Bereich zwischen Nieder- und Mittelwasser Vegetationszone


Jungnasen im saisonalen Verlauf<br />

Juni<br />

Mit einer Körperlänge von 20-30 mm werden im Frühsommer<br />

seichte, mäßig strömende Bereiche aufgesucht.<br />

Kleinlebewesen im Schotterlückenraum dienen als<br />

Nahrung. Bis in den August erreichen sie bei vergleichsweise<br />

hohen Wassertemperaturen Längen von ca. 70 mm.<br />

Zu dieser Zeit werden dann stärker strömende Bereiche in<br />

tieferen Zonen besiedelt.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

286 259<br />

Individuenzahl Juni<br />

n = 671<br />

5<br />

15<br />

25<br />

35<br />

45<br />

55<br />

65<br />

75<br />

85<br />

95<br />

105<br />

115<br />

125<br />

135<br />

145<br />

155<br />

165<br />

175<br />

185<br />

195<br />

205<br />

215<br />

225<br />

235<br />

245<br />

Länge in mm<br />

Oktober<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Im Herbst sammeln sich die Jungnasen in tiefgründigen,<br />

stehenden Bereichen. Dieser erneute Ortswechsel weist<br />

auf die komplexe Einnischung der Nase im ersten Lebensjahr<br />

hin. Die neugeschaffenen Schotterstrukturen bieten<br />

mit ihrer kleinräumigen und heterogenen Strukturierung<br />

für die verschiedenen Lebensphasen der Jungnasen<br />

adäquate Habitate.<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Individuenzahl Oktober<br />

n = 246<br />

3 4<br />

5<br />

15<br />

25<br />

35<br />

45<br />

55<br />

65<br />

75<br />

85<br />

95<br />

105<br />

115<br />

125<br />

135<br />

145<br />

155<br />

165<br />

175<br />

185<br />

195<br />

205<br />

215<br />

225<br />

235<br />

245<br />

Länge in mm<br />

71


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Wachstum juveniler Nasen<br />

Auch in Bezug auf die wachstumsspezifische<br />

Entwicklung der Larven bzw. der Jungfische<br />

ergeben sich interessante Ergebnisse.<br />

Die Körperlängen der 0+-Individuen (Jungfische<br />

dieses Reproduktionsjahres) zeigen bei<br />

einer genauen Betrachtung anhand des Längenfrequenzdiagramms<br />

im August (Abb. 8.30)<br />

ein vergleichsweise großes Längenklassenspektrum.<br />

Verfolgt man in weiterer Folge die<br />

Wachstumsentwicklung dieser Altersklasse, so<br />

zeigt sich, dass die bereits im August tendenziell<br />

erkennbare zwei-gipfelige Kurve von Termin<br />

zu Termin immer ausgeprägter wird. Im<br />

April des darauffolgenden Jahres (ein Jahr alte<br />

Individuen) ist dies sehr klar erkennbar (siehe<br />

auch Abb. 8.29).<br />

Diese Entwicklung ist auf die im April oftmals<br />

vorherrschenden instabilen Witterungsverhältnisse<br />

zurückzuführen. Warmwetterphasen<br />

werden zu dieser Zeit oft von Kaltwettereinbrüchen<br />

abgelöst. Da im Fall der Nase der<br />

Reproduktionstermin zumeist Anfang April<br />

liegt, werden Laichvorgänge häufig unterbrochen<br />

bzw. wenige Wochen später wieder fortgesetzt.<br />

Der daraus resultierende Wachstumsvorteil<br />

der Larven des ersten Laichtermins ist<br />

somit evident. Die in den Längenfrequenzdiagrammen<br />

ersichtlichen zwei Kohorten in der<br />

Altersklasse 0+ sind damit erklärbar. Dass dieses<br />

Phänomen nicht spezifisch mit der Situation<br />

im Untersuchungsgebiet im Zusammenhang<br />

steht, zeigen auch Untersuchungen an<br />

anderen Donauabschnitten (EBERSTALLER et al.,<br />

2001) bzw. in Donauzubringern (POKORNY,<br />

2000). Hier wurden 1999 ebenfalls zwei Laichtermine<br />

dokumentiert, welche ca. drei Wochen<br />

auseinanderliegen.<br />

Abhängig von den Witterungsverhältnissen<br />

und damit der Wassertemperatur zeigt sich dagegen<br />

bei einer langsamen, kontinuierlichen<br />

Erwärmung nur ein Laichtermin bzw. ein nahes<br />

Zusammenrücken der Laichtermine. Bei<br />

oftmaliger Wetterverschlechterung können dagegen<br />

sogar mehrere Laichtermine beobachtet<br />

werden. HOFER (1994) konnte an der Aare ins-<br />

72<br />

gesamt vier Laichtermine der Nase im Zeitraum<br />

vom 21.4. bis 26.5.1993 beobachten, wobei der<br />

erste Termin den Hauptlaichgang darstellte.<br />

Individuenzahl<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

August: n = 250<br />

5<br />

15<br />

25<br />

35<br />

45<br />

55<br />

65<br />

75<br />

85<br />

95<br />

105<br />

115<br />

125<br />

135<br />

145<br />

155<br />

165<br />

175<br />

185<br />

195<br />

205<br />

215<br />

225<br />

235<br />

245<br />

Länge in mm<br />

Abb. 8.30 Längenfrequenzen der Jungnasen im August.<br />

8.6.4 Populationsaufbau ausgewählter<br />

Arten in den Strukturierungsstrecken<br />

Neben der Nase ist auch für viele weitere Arten<br />

erfolgreiche Reproduktion belegt. Die zum Teil<br />

sehr unterschiedlichen artspezifischen Ansprüche<br />

an Reproduktionsareal und Jungfischhabitat<br />

bestätigen die hohe ökologische Wertigkeit<br />

der gesetzten Maßnahmen.<br />

Nachfolgend wird anhand der Längenfrequenzdiagramme<br />

von Barbe, Zander und<br />

Äsche kurz auf die Reproduktionsverhältnisse<br />

dieser Arten eingegangen.<br />

Barbe<br />

Die Barbe, wie die Nase ein Leitfisch der österreichischen<br />

Donau und in der gleichen ökologischen<br />

Klasse (Kap.8.3.3) vertreten, kann von<br />

den Strukturierungsmaßnahmen deutlich profi-<br />

Die Barbe – typischer Donaufisch.


Individuen<br />

45<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

5 2540557085100115130145160175190205220350250265280295310325340355370385400415430445460475490505520535550570585<br />

tieren. Bei sogar generell rückläufiger Bestandesentwicklung<br />

kann diese Art zwar nicht in<br />

der Dichte und Häufigkeit wie die Nase nachgewiesen<br />

werden. Aus dem Längenfrequenzdiagramm<br />

(Abb. 8.31) ist trotzdem ein deutlich<br />

positiver Einfluss der neugeschaffenen Schotterbänke<br />

ableitbar.<br />

Dominiert wird das Frequenzdiagramm von<br />

Individuen des 0+-Jahrganges und 1+-Jahrganges.<br />

Erstere erreichen im Spätsommer eine<br />

Größe von ca. 25 mm. Die Dokumentation der<br />

0+-Individuen gelingt vornehmlich auf den<br />

Individuenzahl<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Länge in mm<br />

n = 259<br />

50<br />

70<br />

90<br />

110<br />

130<br />

150<br />

170<br />

190<br />

210<br />

230<br />

250<br />

270<br />

290<br />

310<br />

330<br />

350<br />

370<br />

390<br />

410<br />

430<br />

450<br />

470<br />

490<br />

510<br />

530<br />

550<br />

570<br />

590<br />

610<br />

630<br />

650<br />

670<br />

690<br />

Länge in mm<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

neugeschaffenen Schotterstrukturen. Auch von<br />

dieser Art werden aktuell nur wenige Adulte<br />

dokumentiert. Durch den guten Reproduktionserfolg<br />

ist aber ein sukzessives Ansteigen<br />

der Adultfischdichten zu erwarten.<br />

Zander<br />

Neben den bisher genannten Arten ist auch der<br />

Populationsaufbau des Zanders insofern interessant,<br />

da diese Fischart große fischereiwirtschaftliche<br />

Bedeutung hat. Der Zander ist somit<br />

eine der wenigen Fischarten, welche auch<br />

n = 119<br />

Abb. 8.31: Längenfrequenzdiagramm<br />

der<br />

Barbe (Sommersituation).<br />

Abb. 8.32: Längenfrequenzdiagramm<br />

des Zanders.<br />

73


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

durch Besatzmaßnahmen in ihrem Bestand beeinflusst<br />

wird. Bei der Betrachtung des Diagramms<br />

(Abb. 8.32) zeigt sich, dass die höchsten<br />

Individuendichten gerade in jenen Längenklassen<br />

zu verzeichnen sind, welche nicht<br />

durch Besatz gestärkt werden. Diese Individu-<br />

Äsche<br />

Als Besonderheit ist die Äsche im Untersuchungsgebiet<br />

anzusprechen. Sie besiedelt als<br />

Leitfischart des Hyporhithrals primär kühle Gebirgsflüsse.<br />

Ihre Stellung als Leitfischart verliert<br />

sie im Übergang zum Epipotamal, wo Nase<br />

und Barbe diese Rolle übernehmen. Ihr Vorkommen<br />

und Reproduktion im Untersuchungsgebiet<br />

zeigen einmal mehr, dass hyporhithrale<br />

Elemente in diesem Donauabschnitt<br />

beheimatet sind. Auf Grund des Fehlens von<br />

Zubringern, in denen Äschen anzutreffen sind,<br />

weist der Fang mehrerer juveniler Individuen<br />

(siehe Abb. 8.33) auf erfolgreiche Reproduktion<br />

im Untersuchungsgebiet hin.<br />

74<br />

Individuen<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

45<br />

55<br />

65<br />

75<br />

85<br />

95<br />

105<br />

115<br />

125<br />

135<br />

Jungzander – in den Strukturierungsbereichen<br />

häufig anzutreffen.<br />

en rühren zur Gänze aus natürlicher Reproduktion<br />

her. Das Faktum, dass der Zander unter<br />

den Jungfischen zu den zehn häufigsten Arten<br />

zählt, bestätigt wiederum die hohe ökologische<br />

Qualität der Strukturierungsmaßnahmen.<br />

145<br />

155<br />

Länge in mm<br />

165<br />

1999 n = 13<br />

175<br />

185<br />

Abb. 8.33: Längenfrequenzen juveniler Äschen.<br />

195<br />

205<br />

215<br />

225<br />

Äsche – Leitfischart im Hyporhithral;<br />

reproduziert im<br />

Untersuchungsgebiet.


8.7 Zusammenfassende Diskussion<br />

Fischökologische Untersuchungen im Jahr<br />

1989 belegen für den Stauwurzelbereich des<br />

KW Aschach/Donau extrem geringe Anteile<br />

standorttypischer Fischarten. Zurückzuführen<br />

ist dies auf ein massives Defizit in Bezug auf<br />

leitbildkonforme Uferstrukturelemente. Aufbauend<br />

auf die Untersuchungsergebnisse wurden<br />

Verbesserungsmaßnahmen formuliert, von<br />

denen einige dieser Vorschläge 1993 im Stauwurzelbereich<br />

des KW Aschach umgesetzt<br />

wurden. Um die ökologischen Defizite zumindest<br />

teilweise zu kompensieren, wurden primär<br />

Strukturen geschaffen, welche sich am<br />

Leitbild der durch die Stauerrichtung verloren-<br />

in Prozent<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

57,8<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

gegangenen Lebensräume orientieren. Dies<br />

wurde mittels seicht überströmter Schotterstrukturen<br />

versucht, die auch strömungsberuhigte<br />

Zonen beinhalten. Dabei galt es Habitate<br />

zu schaffen, welche die Funktion ursprünglicher<br />

Lebensräume erfüllen sollen.<br />

Sechs Jahre nach Umsetzung der Maßnahmen<br />

wird mittels fischökologischer Untersuchungen<br />

die ökologische Wirksamkeit der<br />

neuen Strukturen überprüft.<br />

Die Untersuchungsergebnisse zeigen massive<br />

Veränderungen in den Artenverteilungen,<br />

welche besonders in den Strukturierungsstrecken<br />

zum Tragen kommen.<br />

37,3<br />

1989 n = 2369<br />

1999 n = 1243<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

Th.th.<br />

Hu.hu.<br />

Go.al.<br />

Go.go.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Zi.zi.<br />

Gy.sc.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

On.my.<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Bl.bj.<br />

Le.id.<br />

St.lu.<br />

Gy.ce.<br />

Le.ce.<br />

Lo.lo.<br />

Si.gl.<br />

An.an.<br />

Pr.ma.<br />

Gy.ba.<br />

Cy.ca.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Ti.ti.<br />

Ga.ac.<br />

Bachforelle aus dem Untersuchungsgebiet<br />

– mit 7 %<br />

nimmt sie einen hohen Anteil<br />

in der Fischartenassoziation<br />

ein.<br />

Abb. 8.34: Prozentuelle<br />

Artenverteilungen im gesamtenUntersuchungsabschnitt<br />

im Jahr 1989 und<br />

in den drei Strukturierungsbereichen<br />

(Strecke<br />

5,15 und 17) im Jahr 1999.<br />

75


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

in Prozent<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

War die Nase vor zehn Jahren nur mit 2 % an<br />

der Gesamtartenassoziation vertreten, so dominiert<br />

sie die Strukturierungsbereiche heute mit<br />

über 57 % (Abb. 8.34). Die starke Zunahme<br />

dieser strömungsliebenden Art steht stellvertretend<br />

für die positiven Veränderungen in Richtung<br />

eines leitbildkonformen Zustandes im Gewässersystem<br />

und in weiterer Folge auch in<br />

der Fischfauna. Positiv ist auch die starke Reduktion<br />

von Aitel und Aal zu werten. Ihre Anteile<br />

erreichten vor zehn Jahren untypisch<br />

hohe Werte, und waren Indiz für die fischökologisch<br />

unbefriedigende Situation vor Errichtung<br />

der Strukturen. Der Trend, verstärktes<br />

Auftreten rheophiler, donautypischer Arten auf<br />

Kosten ubiquitärer Arten, spiegelt sich auch in<br />

der starken Zunahme des Anteiles der Rheo-<br />

76<br />

Ch.na.<br />

Ba.ba.<br />

R.p.v.<br />

Go.sp.<br />

Sa.tr.<br />

Vi.vi.<br />

Ab.sa.<br />

Der Hecht – Ruhigwasserbereiche fördern sein Aufkommen.<br />

Gy.sc.<br />

Rest rheo A<br />

Ab.ba.<br />

As.as.<br />

Le.le.<br />

Rest rheo B<br />

Ab.br.<br />

Ru.ru.<br />

Pe.fl.<br />

Stauraum n = 2370<br />

Fließstrecke n = 12754<br />

Bl.bj.<br />

St.lu.<br />

Le.ce.<br />

Ca.au.gi.<br />

Es.lu.<br />

Rest Eury.<br />

Sc.er.<br />

Abb. 8.35: Prozentuelle Artenverteilungen<br />

im zentralen<br />

Stau sowie in der freien<br />

Fließstrecke (WAIDBACHER,<br />

1989).<br />

philen wider und entspricht dem fischökologischen<br />

Leitbild.<br />

Leitbildkonforme Assoziationen sind in den<br />

frei fließenden Abschnitten der Donau vorzufinden.<br />

In Abb. 8.35 ist eine derartige Zönose<br />

dargestellt. Verglichen mit der Vergesellschaftung<br />

des Stauraumes Altenwörth fallen vor allem<br />

die hohen Anteile der Nase in der Fließstrecke<br />

und gleichzeitig die des Rotauges im<br />

Stauraum auf.<br />

Diese Unterschiede in den Assoziationen<br />

sind mit den unterschiedlichen abiotischen<br />

Verhältnissen erklärbar. Während im fließenden<br />

und insgesamt dynamischeren Abschnitt<br />

die klassischen rheophilen Arten der Donau,<br />

Nase und Barbe, neben ebenfalls typischen Indifferenten<br />

wie Brachse, die Vergesellschaftung<br />

prägen, kehren sich im Stauraum die Verhältnisse<br />

um. Entsprechend der Vereinheitlichung<br />

der abiotischen Rahmenbedingungen, die<br />

durch eine massive Abnahme der Fließgeschwindigkeiten<br />

und Wasserspiegelschwankungen,<br />

Feinsedimentauflagen etc. gekennzeichnet<br />

sind, dominieren Ubiquisten (Rotauge,<br />

Aitel, etc.) mit einer weiten ökologischen<br />

Amplitude diesen überformten Lebensraum.<br />

Der Vergleich der fischökologischen Situationen<br />

im Stauwurzelbereich Aschach vor und<br />

nach der strukturellen Aufwertung mit jenen in


Individuen pro 10 min<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0 Ch.na. Ba.ba. Th.th. Hu.hu. Go.al. Go.go. Go.sp. Sa.tr.<br />

Individuen pro 10 min<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

40,08<br />

Str. 2<br />

Str. 12<br />

Str. 5<br />

Str. 15<br />

Str. 2<br />

Str. 12<br />

Str. 5<br />

Str. 15<br />

0 Ch.na. Ba.ba. Th.th. Hu.hu. Go.al. Go.go. Go.sp. Sa.tr.<br />

Abb. 8.36: Individuendichten der Gruppe rheophil/rheopar<br />

(oben: 1989, unten: 1999).<br />

freien Fließstrecken und im zentralen Stau anderer<br />

Donauabschnitte zeigt nun deutliche Parallelen<br />

in den Artenassoziationen. Die neugeschaffenen<br />

Schotterstrukturen, die bei Betrachtung<br />

des gesamten Stauraumes mit einer Länge<br />

von über 40 km nur als punktuelle Habitatsverbesserungen<br />

bezeichnet werden können, aber<br />

im räumlich eng begrenzten Stauwurzelbereich<br />

doch bedeutende Anteile einnehmen, bringen<br />

eine massive ökologische Verbesserung. Die<br />

Nase, deren historisches Vorkommen in der<br />

oberösterreichischen Donau von HECKEL und<br />

KNER (1858) als „sehr gemein“ beschrieben<br />

wird, ist 1989 nur untergeordnet vorhanden<br />

und kann sich aber zehn Jahre danach zumindest<br />

in den Strukturierungsbereichen wieder<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

als Massenfisch etablieren. Ein stärkeres Aufkommen<br />

auch anderer rheophiler Arten ist<br />

ebenfalls dokumentiert. Da in den Strukturierungsbereichen<br />

Sukzessionsprozesse weiter<br />

andauern, ist vor allem der zukünftigen Entwicklung<br />

vieler anderer Arten hohe Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. So ist beispielsweise die<br />

Bestandsentwicklung der Barbe noch unklar,<br />

da sich diese Art in den Fängen bisher nicht in<br />

dem Ausmaß der Nase durchsetzen konnte.<br />

Ihre ähnlichen ökologischen Ansprüche lassen<br />

aber durchaus einen vergleichbaren Aufwärtstrend<br />

erwarten.<br />

Neben den Artenzusammensetzungen lässt<br />

auch die Entwicklung der Bestände weitgehende<br />

Aussagen über die Auswirkungen der Strukturierungsmaßnahmen<br />

zu (vgl. Kap. 8.5). Der<br />

dokumentierte Dichterückgang im gesamten<br />

Untersuchungsabschnitt erfolgte trotz prinzipieller<br />

Konstanz der abiotischen Rahmenbedingungen<br />

wie Fließgeschwindigkeit, Wassertemperatur,<br />

etc. sowie einer zeitgleichen strukturellen<br />

Attraktivierung in Form der Schaffung<br />

heterogener Schotterbänke. Bisher nicht im<br />

Detail erfasste neue Einflüsse, zu denen auch<br />

geänderte Prädationsverhältnisse zu zählen<br />

sind, die aber auf Grund der Fragestellungen<br />

vorliegender Studie nicht näher behandelt werden,<br />

dürften für den deutlichen Dichterückgang<br />

verantwortlich sein.<br />

Wie der Vergleich strukturierter mit morphologisch<br />

unveränderten Strecken zeigt<br />

(Abb. 8.34), erfolgte der Bestandesrückgang<br />

Der Frauennerfling – einer der seltensten Fische im Oberen<br />

<strong>Donautal</strong>.<br />

77


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Abb. 8.37: Längenfrequenzdiagramm<br />

der Nase in allen<br />

Untersuchungsstrecken im<br />

Jahr 1989.<br />

vornehmlich in unveränderten Strecken. Eine<br />

parallele, gegenläufige Entwicklung ist in den<br />

Strukturierungstrecken belegbar. Während in<br />

den morphologisch unveränderten Strecken,<br />

deren Ufer weitgehend mit Blocksteinen gesichert<br />

sind, Rückgänge zu verzeichnen sind,<br />

vervielfachen sich auf den Schotterstrukturen<br />

die Bestandesdichten. Dabei profitieren großteils<br />

rheophile Arten von dieser Entwicklung.<br />

Beispielhaft sind in Abb. 8.36 vier Strecken gegenübergestellt,<br />

wobei es sich um jeweils zwei<br />

strukturierte sowie zwei unstrukturierte Strecken<br />

handelt. Deutlich sind die differierenden<br />

Entwicklungen sichtbar, wobei vor allem die<br />

Zuwächse in Strecke 5 und 15 eklatant ausfallen.<br />

Die schwerpunktmäßige Erfassung und Dokumentation<br />

der Nase zeigt ein deutliches Ansteigen<br />

dieser Art. Juvenile Nasen sind in allen<br />

Entwicklungsphasen an Habitate im Hauptstrom<br />

angewiesen (SCHIEMER & WAIDBACHER,<br />

1992). Dabei werden jedoch im saisonalen Verlauf<br />

sehr unterschiedliche Lebensräume mit variierender<br />

abiotischer Ausprägung aufgesucht.<br />

Diese enge Einnischung bei der Mesohabitatauswahl<br />

(siehe auch Kapitel 8.6) weist auf die<br />

Bedeutung kleinräumiger Vernetzung verschiedener<br />

Habitate und somit reicher und vielfältiger<br />

Strukturierungen hin.<br />

78<br />

Verdeutlicht wird die Bedeutung gut vernetzter<br />

und strukturierter Schotterbänke bei<br />

Betrachtung des Populationsaufbaus der Nase<br />

vor und nach der Maßnahmenumsetzung<br />

(Abb. 8.37 und 8.38). So werden im Jahr 1989<br />

im Rahmen der Voruntersuchung insgesamt<br />

weit weniger als 100 Individuen der Nase gefangen.<br />

Die Fischlängen decken zwar ein weites<br />

Spektrum ab und weisen dadurch auf das<br />

Vorhandensein aller Jahrgänge hin. Von einem<br />

natürlichen Populationsaufbau war zu dieser<br />

Zeit aber nicht zu sprechen. Vor allem Juvenile,<br />

die im Idealzustand die größten Kohorten bilden,<br />

sind in viel zu geringem Ausmaß vorhanden.<br />

Einen natürlichen Populationsaufbau zeigt<br />

hingegen die Nase zehn Jahre später. Sowohl<br />

0+- als auch 1+-Individuen sind in hohen<br />

Stückzahlen entsprechend eines funktionierenden,<br />

natürlichen Aufkommens vertreten. Flach<br />

auslaufende Schotterbänke mit einer kleinräumigen,<br />

heterogenen Verzahnung, die neben<br />

stark angeströmten Bereichen auch Buchten<br />

mit stehendem Charakter umfassen, stellen für<br />

die wechselnden Ansprüche einzelner Entwicklungsstadien<br />

funktionsfähige Habitate dar.<br />

Anhand der saisonalen Einnischung juveniler<br />

Individuen einer einzigen Art, nämlich der<br />

Nase, lassen sich weitreichende Aussagen über


die Ausformung fischökologisch funktionsfähiger<br />

Maßnahmen in Stauwurzelbereichen machen<br />

und deren Bedeutung für die Fischfauna<br />

gut abschätzen. Das Wechselspiel zwischen<br />

Mesohabitat und Altersstadium erfordert einen<br />

weitgehend intakten Lebensraum.<br />

Derart positive Effekte auf Grund von Strukturierungsmaßnahmen<br />

sind auch aus anderen<br />

Fließgewässern dokumentiert. Das Phänomen<br />

der enormen Steigerung der Reproduktionszahlen<br />

ist auch in einem Revitalisierungsabschnitt<br />

der Oberen Drau belegt (ZAUNER & PIN-<br />

KA, 2000).<br />

Hier dominiert die Äsche als Leitfisch die<br />

Fischartenassoziation. Ähnlich der Nase, weist<br />

die Äsche in Abhängigkeit von ihrer Lebens-<br />

Individuenzahl<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

50<br />

70<br />

90<br />

110<br />

130<br />

150<br />

170<br />

190<br />

210<br />

230<br />

250<br />

270<br />

290<br />

310<br />

330<br />

350<br />

370<br />

390<br />

410<br />

430<br />

450<br />

470<br />

490<br />

510<br />

530<br />

550<br />

570<br />

Länge in mm<br />

reguliert n = 52<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

phase eine differenzierte Einnischung innerhalb<br />

des Flussquerprofils auf. Dabei kommt<br />

den sehr seichten Zonen von Schotterbänken<br />

für die Juvenilphasen eine eminente Bedeutung<br />

zu. Mit zunehmendem Längenwachstum<br />

kommt es zu einer Verschiebung hin zu tieferen<br />

Zonen innerhalb des Profils. Adulte Äschen<br />

hingegen suchen wiederum im Zuge der Reproduktion<br />

geeignete Seichtbereiche auf<br />

Schotterbänken auf.<br />

Diese sehr ausgeprägte Einnischung spiegelt<br />

sich auch in den Längenfrequenzdiagrammen<br />

(Abb. 8.39) der Äsche ganz deutlich wider.<br />

Bereits auf den ersten Blick ist aus dem Diagramm<br />

des Revitalisierungsabschnittes die<br />

hohe Attraktivität dieser Maßnahme für die<br />

Individuenzahl<br />

26<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

50<br />

70<br />

90<br />

110<br />

130<br />

150<br />

170<br />

190<br />

210<br />

230<br />

250<br />

270<br />

290<br />

310<br />

330<br />

350<br />

370<br />

390<br />

410<br />

430<br />

450<br />

470<br />

490<br />

510<br />

530<br />

550<br />

570<br />

Länge in mm<br />

Abb. 8.38: Längenfrequenzdiagramm<br />

der Nase in allen<br />

Untersuchungsstrecken im<br />

Jahr 1999.<br />

Abb. 8.39: Längenfrequenzdiagramm der Äsche an der Oberen Drau (links: reguliert, rechts: nach Revitalisierung).<br />

nach Revitalisierung n = 399<br />

79


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Äsche erkennbar. Ein beinahe klassischer Populationsaufbau<br />

kann für diesen Abschnitt belegt<br />

werden. Es finden sich neben hohen<br />

Stückzahlen juveniler Altersklassen auch nennenswerte<br />

Anteile Adulter. Dies weist auf den<br />

in diesem Abschnitt vorliegenden gut ausgeprägten<br />

tiefen- und geschwindigkeitsspezifischen<br />

Gradienten hin.<br />

Die Daten aus dem Revitalisierungsabschnitt<br />

resultieren aus einer ca. 1 km langen Strecke.<br />

Mehr als doppelt so lang ist die Referenzstrekke<br />

für einen monotonen Regulierungsabschnitt.<br />

Aus dieser Strecke sind für die Erstellung<br />

des Längenfrequenzdiagrammes nur 52<br />

Individuen verfügbar. Auffallend sind die<br />

enorm geringen Anteile Juveniler. Die Populationsstruktur<br />

wird vielmehr von Adulten geprägt,<br />

die sich in diesem, ausschließlich mit<br />

Blockwurf gesicherten Abschnitt primär in der<br />

Flussmitte finden.<br />

Die Revitalisierungsmaßnahmen an der<br />

Oberen Drau wurden mittels des Modells zur<br />

Beurteilung der fischökologischen Funktionsfähigkeit<br />

(SCHMUTZ et. al., 2000) in Hinblick auf<br />

ihre ökologische Wirksamkeit überprüft. Dabei<br />

zeigte es sich, dass Revitalisierungsmaßnahmen<br />

die Verbesserung der fischökologischen<br />

Funktionsfähigkeit bewirken.<br />

Auch wenn die Anwendung des Modells zur<br />

Beurteilung der fischökologischen Funktions-<br />

80<br />

Junghuchen – findet sich<br />

vornehmlich, vergesellschaftet<br />

mit Jungnasen,<br />

auf Schotterbänken.<br />

fähigkeit für vorliegende Studie kaum möglich<br />

ist, so sind dennoch für einzelne Beurteilungskriterien<br />

signifikante Verbesserungen erkennbar.<br />

Unter diesem Aspekt können die Strukturierungsmaßnahmen<br />

als wertvoller Beitrag zu<br />

Verbesserung der fischökologischen Funktionsfähigkeit<br />

beurteilt werden.<br />

Zusammenfassend lässt sich für die Fischfauna<br />

im Oberen <strong>Donautal</strong> eine positive Entwicklung<br />

in Richtung einer leitbildkonformen,<br />

rheophilen Artenvergesellschaftung feststellen.<br />

Dabei zeigen die drei als Schotterbänke strukturierten<br />

Bereiche Fallau, Kramesau und Luger<br />

eine sehr ähnliche Entwicklung, die vor allem<br />

durch den enormen Zuwachs bei der Leitfischart<br />

Nase gekennzeichnet sind. Hohe Bedeutung<br />

kommt dabei der heterogenen und<br />

kleinräumigen Verzahnung der Habitate zu, da<br />

viele Arten und ihre Altersstadien in einer engen<br />

Beziehung zu ihrem Lebensraum stehen.<br />

Aus fischökologischer Sicht sind aber weitere<br />

Maßnahmen förderlich, da die momentane<br />

räumliche Ausdehnung bei Betrachtung des<br />

gesamten Stauraumes nur relativ gering erscheint.<br />

Ein Großteil der rheophilen Arten mit<br />

Präferenz für seicht überströmte Bereiche sind<br />

in ihrer Reproduktion auf diese „hot spots“ angewiesen.<br />

Zur Abpufferung eventueller negativer<br />

Einflüsse ist auch eine entsprechende flächige<br />

Ausdehnung erforderlich.


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

9 Evaluierung der Uferstrukturierungen anhand<br />

der wirbellosen Bodenfauna (Makrozoobenthos)<br />

9.1 Allgemeines<br />

In das Donau-Ökosystem wird seit dem<br />

19. Jahrhundert verstärkt eingegriffen: Maßnahmen<br />

zum Hochwasserschutz (Donauregulierung),<br />

die Bedeutung als europäische Wasserstraße,<br />

die Verwendung als „Vorfluter“ für<br />

Abwässer und die Nutzung der Wasserkraft<br />

veränderten den natürlichen Charakter des Donausystems<br />

noch bevor es wissenschaftlich untersucht<br />

werden konnte.<br />

Die meisten Nutzungsformen der Donau<br />

schwächen die ökologische Funktionsfähigkeit<br />

des Stromes und stehen daher im Widerspruch<br />

zu den Anforderungen des modernen Gewässerschutzes<br />

(Österreichisches Wasserrechtsgesetz,<br />

EU Wasserrahmenrichtlinie) sowie dem<br />

national wie auch international vereinbarten<br />

Ziel einer nachhaltigen Nutzung unserer Ressourcen<br />

(Nationaler Umweltplan 1995, Vertrag<br />

von Amsterdam 1999).<br />

Mit nur mehr zwei freien Fließstrecken im<br />

österreichischen Donau-Abschnitt stellen die<br />

Stauhaltungen eine besondere Herausforderung<br />

zur Umsetzung des modernen Gewässermanagements<br />

dar.<br />

Durch den Aufstau werden morphologische<br />

und hydraulische Eigenschaften des Gewässers<br />

verändert: Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit<br />

und der Turbulenz, Erhöhung<br />

der Sedimentation mit Anhäufung feinkörnigen<br />

Sediments im Flussbett, Unterbindung des Geschiebetriebes,<br />

Vergrößerung der Wassertiefe<br />

und der Wasseroberfläche oder flächenmäßige<br />

Zunahme lenitischer Bereiche sind nur einige<br />

Beispiele dafür (vgl. HERZIG 1984, TITTIZER 1997).<br />

Dem Stauraum Aschach kommt hier eine<br />

wichtige Zeigerfunktion zu, da ein zwar durch<br />

Aufstau denaturierter, durch die Enge des<br />

Durchbruchstales jedoch anthropogen im Hinblick<br />

auf die Flussmorphologie kaum veränderter<br />

Bereich der Donau vorliegt.<br />

1985, im gleichen Jahr, in dem die „ökologische<br />

Funktionsfähigkeit“ als öffentliches Interesse<br />

in das österreichische Wasserrechtsgesetz<br />

(§§ 104, 105) aufgenommen wurde, erhielt die<br />

österreichische Wasserstraßendirektion den gesetzlichen<br />

Auftrag zur (u. a.) Wiederherstellung<br />

und Instandhaltung der Lebensräume für Pflanzen<br />

und Tiere (Wasserstraßenverordnung).<br />

Im Kontext dieser Verpflichtung initiierte die<br />

Wasserstraßendirektion eine <strong>Pilotstudie</strong> zur<br />

Verbesserung der naturräumlichen Situation im<br />

Stauwurzelbereich des KW Aschach. Aufbauend<br />

auf dieser „Fischökologischen Studie <strong>Oberes</strong><br />

<strong>Donautal</strong>“ wurden in ausgewählten Uferbereichen<br />

Schotterstrukturen geschaffen, die dem<br />

Charakter der ursprünglichen Uferstrukturen<br />

nachempfunden wurden.<br />

Für die Gestaltung der neuen Uferflächen<br />

wurden 60.000 m 3 Schotter eingesetzt. Ziel der<br />

Maßnahmen ist die Wiederherstellung einer<br />

möglichst intakten Flora und Fauna, welche<br />

die Anforderungen an ein ökologisch funktionsfähiges<br />

Gewässer erfüllen.<br />

Vorliegende Studie dokumentiert die Entwicklung<br />

der wirbellosen Bodenfauna (Makrozoobenthos)<br />

im Anschluss an eine fünfjährige<br />

Stabilisierungsphase nach den Bauarbeiten von<br />

1993.<br />

Als Makrozoobenthos wird die Lebensgemeinschaft<br />

des Gewässerbodens bezeichnet.<br />

Die Mehrzahl der Benthostiere setzt sich aus<br />

Wirbellosen zusammen, zum Beispiel Muscheln,<br />

Schnecken, Krebse oder Insektenlarven.<br />

81


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Im biologischen Monitoring nimmt das Makrozoobenthos<br />

weltweit eine wichtige Stellung<br />

ein, da die Verwendung benthischer Indikatoren<br />

viele Vorteile bietet (siehe Kasten).<br />

• Benthostiere sind „unbestechliche“ Indikatoren.<br />

Das Ergebnis einer Benthosaufnahme<br />

ist nicht durch Bewirtschaftung (Ernte,<br />

Besatz) beeinflussbar. Die Menge und die<br />

Zusammensetzung der Benthosfauna kann –<br />

mit Ausnahme von Flusskrebsen und ev.<br />

Großmuscheln (im Gegensatz zu manchen<br />

Fischarten) – nicht manipuliert werden.<br />

• Die Vertreter des Makrozoobenthos besiedeln<br />

alle nur denkbaren aquatischen<br />

Lebensräume und können damit als Umweltanzeiger<br />

vieler unterschiedlicher<br />

Gewässertypen bzw. aquatischer Teillebensräume<br />

herangezogen werden.<br />

• Die benthischen Evertebraten sind zur<br />

Eigenbewegung fähig und können damit<br />

ehemals beeinträchtigte Gewässerabschnitte<br />

rasch wiederbesiedeln. Sie sind aber im<br />

Regelfall zu ortsgebunden, um Schadeinflüssen<br />

ausweichen zu können.<br />

• Die benthische Makrofauna tritt zumeist in<br />

sehr hohen Artenzahlen von mehreren<br />

hundert Spezies pro Fließgewässerabschnitt<br />

auf und überstreicht eine große Vielfalt<br />

systematischer Gruppen mit jeweils sehr<br />

unterschiedlichen Ansprüchen an ihre Umwelt.<br />

Auf diese Weise ist ein breites Spektrum<br />

an Reaktionen auf Umweltstress gegeben.<br />

• Langzeitindikatoren: die relativ langen<br />

Lebenszyklen befähigen viele Arten des<br />

Makrozoobenthos zur Bioindikation zeitlich<br />

schwankender Umweltsituationen. Im<br />

speziellen kann die arttypische Entwicklungsdauer,<br />

die von wenigen Tagen bis zu<br />

vielen Jahren reicht, für die Analyse länger<br />

zurückliegender Einflüsse herangezogen<br />

werden. Auf der anderen Seite sind die<br />

Entwicklungszyklen so kurz, dass in überschaubarer<br />

Zeit Änderungen messbar sind<br />

(Erfolgskontrolle).<br />

82<br />

• Die qualitative Beprobung ist einfach<br />

und mit kostengünstiger Ausrüstung zu<br />

bewerkstelligen.<br />

• Ein hoher taxonomischer und ökologischer<br />

Kenntnisstand und moderne Bestimmungsliteratur<br />

ermöglichen verlässliche<br />

Determinationen und Interpretationen.<br />

(vgl. MOOG 1994)<br />

Ein dem Stand der Technik entsprechender<br />

Gebrauch makrozoobenthischer Indikatoren<br />

ist allerdings aufwendig und erfordert den Einsatz<br />

zahlreicher Fachspezialisten. Vor allem bei<br />

quantitativer Arbeitsweise macht die geklumpte<br />

Verteilung des Makrozoobenthos eine große<br />

Zahl von Parallelproben erforderlich. Zusätzlich<br />

bedingen die saisonalen Variationen von<br />

Vorkommen und Häufigkeit der Individuen oft<br />

mehrmalige Besammlungen pro Jahr. Die sorgfältige<br />

Zählung, Wägung und vor allem Bestimmung<br />

der Organismen ist sehr zeitaufwendig<br />

und dementsprechend kostenintensiv. Für die<br />

biozönotische Auswertung ist die Bestimmung<br />

aller nach dem Stand der Wissenschaft determinierbarer<br />

Organismen bis zum Artniveau unbedingt<br />

notwendig (ÖNORM M 6232 1997 und<br />

„Richtlinie zur Bestimmung der saprobiologischen<br />

Gewässergüte von Fließgewässern“,<br />

BMLF 1999). Ohne Kenntnis der Arten ist kein<br />

relevanter Bezug zu den Umweltfaktoren herstellbar.<br />

Mithilfe der makrozoobenthischen Indikatoren<br />

lassen sich wichtige Fragen einer<br />

ökologische Optimierung von Donaustauräumen<br />

lösen:<br />

• Dokumentation von Unterschieden zwischen<br />

der benthischen Besiedlung vor und<br />

nach der Errichtung der Schotterstrukturen.<br />

• Aufzeigen der ökologischen Wertigkeit von<br />

„herkömmlichem“ Blockwurf im Vergleich<br />

zu den neu geschaffenen Schotterstrukturen.<br />

• Erfassung und Erkennung standorttypischer,<br />

wertvoller „Zeigerarten“.


• Charakterisierung und Bewertung der neu<br />

geschaffenen Lebensräume.<br />

• Diskussion des ökologischen Potentials<br />

von Restrukturierungsmaßnahmen.<br />

• Beitrag zum Prozess der Ausweisung von<br />

„erheblich veränderten Wasserkörpern“<br />

nach EU-Wasser-Rahmen-Richtlinie.<br />

9.2 Methodik und<br />

Probenentnahmedesign<br />

Es kommen mehrere lebensraumspezifische<br />

Beprobungsstrategien zur Anwendung:<br />

• Qualitative Besammlung aller vorhandenen<br />

Teillebensräume zur vollständigen Erfassung<br />

des benthischen Arteninventars der Schotterstrukturen<br />

und des Blockwurfes.<br />

• Entnahme quantitativer Proben (5-10<br />

Parallelproben) zur Charakteristik von<br />

Menge und Dichte der Besiedlung auf den<br />

Schotterstrukturen und dem Blockwurf.<br />

• Dokumentation der benthischen Besiedlung<br />

in den unterschiedlichen Tiefenbereichen<br />

der Donau (Querschnitt und Sohle).<br />

• Erfassung der saisonalen Dynamik durch<br />

drei Besammlungstermine (Sommer 1998,<br />

Winter 1999, Frühjahr 1999).<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Die Bezeichnung der Teillebensräume<br />

(Tab. 9.1) richtet sich nach der ÖNORM M<br />

6232, der FAUNA AQUATICA AUSTRIACA (MOOG 1995)<br />

und der „Richtlinie zur Bestimmung der saprobiologischen<br />

Gewässergüte von Fließgewässern“<br />

(BMLF 1999).<br />

9.2.1 Qualitative Probenentnahme<br />

Die qualitative Probenentnahme dient der Erfassung<br />

des Artenbestandes.<br />

Hiezu werden alle Teillebensräume mit einem<br />

standardisierten Handnetz (Maschenweite<br />

100 µm) beprobt. Zur Probenentnahme an der<br />

Gewässersohle (Sand und Kies) wird das Netz<br />

auf dem Gewässerboden aufgestellt, stromaufwärts<br />

der Öffnung bewegbares Sediment mit<br />

der Hand oder dem Fuß aufgewirbelt und die<br />

vom Untergrund gelösten Organismen in den<br />

Netzbeutel geschwemmt. Ufervegetation, Wasserpflanzen<br />

und Baumwurzeln werden mit<br />

dem Handnetz abgestreift.<br />

An Hartsubstraten (Felsen, Blöcke, Steine<br />

oder Totholz) anhaftende Organismen werden<br />

mit der Pinzette gesammelt.<br />

Feinsedimente werden mittels Plastikrohr<br />

(Stechcore) ausgestochen.<br />

Abkürzung<br />

Substratbezeichnung<br />

Verbale Beschreibung Durchmesser<br />

HYG Hygropetrische dünner Wasserfilm über steinigem<br />

Stellen Substrat<br />

MGL Megalithal große Steine und Blöcke, anstehender<br />

Fels<br />

> 40 cm<br />

MAL Makrolithal grobes Blockwerk, etwa kopfgroße 20 - 40 cm<br />

(Blöcke) Steine bis maximal 40 cm Durchmesser<br />

vorherrschend mit variablen Anteilen<br />

von Steinen, Kies und Sand<br />

MSL Mesolithal faust- bis handgroße Steine mit<br />

6,3 - 20 cm<br />

(Steine) variablem Kies- und Sandanteil<br />

MIL Mikrolithal Grobkies (Taubenei- bis<br />

2 - 6,3 cm<br />

(Grobkies) Kinderfaustgröße) mit Anteilen von<br />

Mittel- und Feinkies sowie Sand<br />

AKL Akal (Kies) Fein- und Mittelkies 0,2 - 2 cm<br />

PSM Psammal Sand 0,063 - 2 mm<br />

PSP Psammopelal sandiger Schlamm<br />

PEL Pelal Schlick, Schluff und Schlamm < 0,063 mm<br />

ARG Argillal Tonfraktion<br />

Tab. 9.1: Abiotische Choriotop-Typologie<br />

nach<br />

„Richtlinie zur Bestimmung<br />

der saprobiologischen Gewässergüte<br />

von Fließgewässern“<br />

(BMLF 1999).<br />

83


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Tab. 9.2: Skala zur Schätzung der Abundanz von Makrozoobenthos<br />

nach „Richtlinie zur Bestimmung der saprobiologischen<br />

Gewässergüte von Fließgewässern“ (BMLF 1999).<br />

Bereits im Freiland werden die Dominanzverhältnisse<br />

mit einer Häufigkeitsschätzung ermittelt<br />

(siehe Tab. 9.2).<br />

Das qualitativ gesammelte Tiermaterial wird<br />

mit 70 %-igem Alkohol an Ort und Stelle fixiert<br />

und zur weiteren Bearbeitung ins Labor gebracht.<br />

9.2.2 Quantitative Probenentnahme<br />

Die quantitative Probenentnahme dient der Ermittlung<br />

der Faunendichte.<br />

Kiesige bis schottrige Substrate werden mit<br />

Kastensamplern von 0,04 bis 0,1 m 2 Grundfläche<br />

besammelt. Die Maschenweite der Fangnetze<br />

beträgt 100 µm. Durch Aufwühlen des<br />

Substrates innerhalb der Besammlungsfläche<br />

werden die Organismen aus der Bodenzone in<br />

die freie Welle getrieben und mit Hilfe der Strömung<br />

in das Fangnetz befördert. Steine ab<br />

etwa 10 cm Größe werden kontrolliert vom<br />

84<br />

Häufigkeitsstufe verbale Beschreibung<br />

1 vereinzelt<br />

2 spärlich<br />

3 mehrfach<br />

4 zahlreich<br />

5 massenhaft<br />

Gerätetaucher bei der Probenentnahme am Blockwurf.<br />

Aufwuchs befreit, harte Oberflächen mittels<br />

Spachtel und Bürste abgekratzt.<br />

Für die quantitative Beprobung von Feinsedimenten<br />

wird ein Stechcore (Sammelfläche<br />

21,3 cm 2 ) verwendet.<br />

In tieferen Zonen der Schotterstrukturen, an<br />

der Donausohle sowie am Blockwurf werden<br />

quantitative Proben nach zwei Gesichtspunkten<br />

entnommen und diskutiert:<br />

• Direktentnahme von Hand mit oben genannten<br />

Geräten durch einen Taucher<br />

(Dipl.-Ing. R. Wimmer, Büro ORCA).<br />

• Baggerproben von einem Schiff aus: mithilfe<br />

der Baggerschaufel (Löffelbagger) wird<br />

ungestörtes Bodensubstrat zur Beprobung<br />

kontrolliert an die Oberfläche befördert.<br />

Durch umsichtige Handhabung der Schaufel<br />

wird versucht, ein Abschwemmen von<br />

Feinsubstrat und Organismen hintan zu<br />

halten. Nach Abfließen des Wasserüberstandes<br />

werden direkt in der Schaufel quadratische<br />

Metallrahmen mit einer Grundfläche<br />

von 0,1 m 2 auf das Substrat aufgesetzt. Das<br />

innerhalb der Rahmen befindliche Substrat<br />

wird bis in eine Tiefe von 10 cm abgetragen<br />

und in einen Kübel befördert.<br />

Je nach Fragestellung und verwendetem Gerät<br />

werden bei den quantitativen Probenentnahmen<br />

fünf bis zehn Parallelproben entnommen.<br />

Alle quantitativen Proben werden in Plastikgefäße<br />

überführt, mit Formaldehyd auf eine<br />

Endkonzentration von 4 % fixiert und zur weiteren<br />

Bearbeitung ins Labor gebracht.<br />

An sämtlichen quantitativen und qualitativen<br />

Probenentnahmestellen werden folgende<br />

hydromorphologische und physikochemische<br />

Milieufaktoren erhoben: mittlere Strömungsgeschwindigkeit,<br />

Wassertiefe, Choriotopstruktur,<br />

Wassertemperatur und elektrische Leitfähigkeit.


9.2.3 Weitere Methoden<br />

Die Verwendung von Lichtfallen ist unverzichtbar<br />

für die vollständige Erhebung eines Arteninventars,<br />

da viele Tiere im Larvenstadium<br />

nicht bestimmt werden können oder nicht das<br />

ganze Jahr über im Gewässer leben. Lichtfallen<br />

bilden eine kostengünstige Möglichkeit das Artenspektrum<br />

durch Fänge ausgereifter, geflügelter<br />

Insekten (Adultfänge) zu vervollständigen.<br />

Im Prinzip wird bei dieser Methode eine<br />

batteriebetriebene Schwarzlichtröhre auf einen<br />

Kübel, in dem sich ein Gemisch aus Wasser<br />

und Netzmittel befindet, aufgesetzt.<br />

Zur vollständigen Erfassung des Artenspektrums<br />

werden ferner Adultfänge mit einem Kescher<br />

durchgeführt, wobei die Ufervegetation<br />

abgestreift wird.<br />

9.2.4 Laborarbeit<br />

Die weitere Bearbeitung der Proben im Labor<br />

folgt den Vorgaben der ÖNORM M 6232 unter<br />

Einhaltung der Kriterien von Qualitätssicherung<br />

und Qualitätskontrolle.<br />

Alle Tiere der quantitativen und qualitativen<br />

Besammlungen werden im Labor mittels Stereolupe<br />

und Mikroskop auf Artniveau bestimmt,<br />

gezählt und gewogen. Die Bestim-<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

mung der einzelnen Großgruppen wird von taxonomischen<br />

Fachspezialisten durchgeführt.<br />

Das bearbeitete Tiermaterial wird – getrennt<br />

nach systematischen Einheiten – in 70 %-igem<br />

Ethanol konserviert und aufbewahrt.<br />

• Wenigborster: Dr. F. Sporka<br />

• Schnecken, Muscheln, Egeln,<br />

höhere Krebse: H. Nesemann<br />

• Eintagsfliegen: Dipl.-Ing. T. Ofenböck,<br />

Dipl.-Ing. A. Römer<br />

• Wasserkäfer: Dr. J. Kodada<br />

• Köcherfliegen, Steinfliegen: Dr. W. Graf<br />

• Zuckmücken: Dr. B. Janecek<br />

• Kriebelmücken: Dr. M. Car<br />

• übrige Gruppen: Dr. W. Graf,<br />

Dipl.-Ing. T. Ofenböck, Dipl.-Ing. A. Römer<br />

9.2.5 Auswertung<br />

Probenentnahme mit dem<br />

Baggerschiff.<br />

Die Diskussion der aquatischen Zönosen wird<br />

im Hinblick auf die Artengarnitur, die Dominanzstruktur,<br />

die Diversität, die Biomasse- und<br />

Individuenverteilung, die saprobiologische<br />

Einstufung, die längenzonale Verteilung nach<br />

biozönotischen Regionen und die Zuordnung<br />

zu funktionellen Ernährungstypen vorgenommen.<br />

85


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Schotterstruktur Engelhartszell/Fallau.<br />

Die Einstufung der Indikatororganismen<br />

und die Berechnungsweise richten sich nach<br />

der FAUNA AQUATICA AUSTRIACA (MOOG 1995). Die<br />

rechnerische Auswertung wird mit dem Computerprogramm<br />

ECOPROF (Version 2.0) durchgeführt.<br />

86<br />

9.3 Untersuchungsstellen und<br />

-termine<br />

Sommeraspekt, 17. und 18.8.1998<br />

Die Probenentnahme am linken Donauufer erfolgt<br />

beim Gasthof Luger bei Stromkilometer<br />

2198,0 (Strecke 17) und in Kramesau zwischen<br />

Stromkilometer 2199,2 und 2199,6 auf der neu<br />

geschaffenen Schotterstruktur (Strecke 15) und<br />

bei Stromkilometer 2199,85 auf der Blockwurfverbauung.<br />

Die Probenentnahme am rechten Ufer erfolgt<br />

auf der Schotterbank bei Engelhartszell/<br />

Fallau bei Stromkilometer 2201,6 (Strecke 5).<br />

Winteraspekt, 8.2.1999<br />

Am linken Donauufer erfolgt die Probenentnahme<br />

auf der Schotterbank zwischen Stromkilometer<br />

2199,1 und 2199,6 (Strecke 15).<br />

Abb. 9.1: Lage der beprobten Teillebensräume auf der Schotterstruktur Kramesau, 17./18.8.1998 (Quelle des Verlaufes der Schotterstrukturen:<br />

Dieplinger 1994).<br />

Abb. 9.2: Lage der beprobten Teillebensräume auf der Schotterstruktur Kramesau, 8.2.1999 (Quelle des Verlaufes der Schotterstrukturen:<br />

Dieplinger 1994).


Am rechten Donauufer wird der Blockwurf<br />

bei Engelhartszell bei Stromkilometer 2200,2<br />

beprobt.<br />

Frühjahrsaspekt, 30. und 31.3.1999<br />

Die Probenentnahme am linken Donauufer findet<br />

in Kramesau zwischen Stromkilometer<br />

2199,1 und 2199,4 auf der Schotterstruktur<br />

(Strecke 15) bzw. an der „Ursohle“ statt.<br />

Die Probenentnahme am rechten Donauufer<br />

erfolgt bei Engelhartszell zwischen Stromkilometer<br />

2201,6 und 2200,2. Bei Strom-km 2201,6<br />

werden die Proben auf der Schotterstruktur<br />

Engelhartszell/Fallau (Strecke 5) entnommen.<br />

Bei Strom-km 2200,2 wird die Blockwurfverbauung<br />

beprobt.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Einen Überblick der quantitativen Sammelstellen<br />

mit Angabe der Bezeichnung und der dominierenden<br />

Substrattypen im Querverlauf der<br />

Donau gibt Abb. 9.4.<br />

9.4 Ergebnisse und Diskussion<br />

9.4.1 Faunenmenge und -dichte<br />

Die Menge der Indikatororganismen gibt Auskunft<br />

über standörtlich ausgeglichene, fördernde<br />

bzw. hemmende Einflüsse. Beispielsweise<br />

führt Belastung durch Nährstoffe oder organische<br />

Abwässer zu einer Zunahme, während<br />

Strukturverringerung durch wasserbauliche<br />

Maßnahmen für Schifffahrt, Hochwasserschutz<br />

Abb. 9.3: Lage der beprobten Teillebensräume auf der Schotterstruktur Kramesau, 30./31.3.1999 (Quelle des Verlaufes der Schotterstrukturen:<br />

Dieplinger 1994).<br />

Abb. 9.4: Lage der Probenstellen im Querschnitt ohne Maßstab (Quelle: Baumgartner 1999); zur Substratsbezeichnung siehe<br />

Tab. 9.1; zur Teillebensraumbestimmung siehe Tab. 9.3.<br />

87


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

quantitative Probenentnahme 30. & 31.3.1999<br />

Lage Substrat<br />

Kramesau<br />

KUB I Uferbereich der Schotterstruktur Sand/(Schlamm)<br />

KUB II Uferbereich der Schotterstruktur Sand/(Schlamm)<br />

KBO "Böschung oben": oberer Bereich der<br />

Schotterstruktur<br />

Sand/Kies/Steine<br />

KBU "Böschung unten": Böschungsfuß der<br />

Schotterstruktur<br />

Schlamm/Sand/Kies<br />

KS Sohle ("Sohle Rand") Steine<br />

Engelhartszell<br />

EBO "Block oben": oberer Bereich der<br />

Blockwurfverbauung<br />

Blöcke<br />

EBU "Block unten": tieferer Bereich der<br />

Blockwurfverbauung<br />

Blöcke<br />

ES Sohle Kies/Steine<br />

und Energiegewinnung Verringerungen des<br />

Tierbestandes mit sich bringen.<br />

Die Faunenmenge wird auch als Abundanz<br />

bezeichnet und kann in Form von Gewicht<br />

(Biomasse) oder Zählzahlen (Individuendichten)<br />

angegeben werden.<br />

Die Biomasse der österreichischen Donaufauna<br />

schwankt zwischen 2,00 g/m 2 und 38,23<br />

g/m 2 (siehe Abb. 9.5), (Literaturangaben zusammengefasst<br />

in SCHMIDT-KLOIBER et al. 1999).<br />

Die aktuellen Biomassenwerte für die<br />

Stromsohle („Sohle Mitte“) werden aus den<br />

88<br />

Tab. 9.3: Teillebensraumbezeichnung<br />

und Substratbeschreibung<br />

der quantitativen<br />

Probenentnahme durch<br />

den Taucher im März 1999.<br />

vom Baggerschiff entnommenen Proben im<br />

Bereich Engelhartszell und Kramesau gemittelt.<br />

Alle anderen Biomassewerte errechnen sich<br />

aus den Tauchproben. Die Größenordnung der<br />

Biomasse an der Sohle ist den Befunden der<br />

Erstaufnahmen (JANECEK et al. 1991) vergleichbar<br />

und fügt sich gut in das Bild der bereits aus<br />

der Literatur bekannten Donau-Biomassen ein.<br />

Auffallend sind die vergleichsweise hohen<br />

mittleren Biomassen der „Sohle Rand“<br />

(52,53 g/m 2 ) und der „Schotterstruktur Kramesau“<br />

(32,54 g/m 2 ).<br />

Abb. 9.5: Vergleich von Donau-Biomassen<br />

mit Vertrauensgrenzen.


Individuen/m 2 Gramm/m 2<br />

Einen detaillierten Überblick über die Biomassen-<br />

und Individuenverteilung im Donauquerschnitt<br />

zeigt Abb. 9.6.<br />

Innerhalb des besammelten Transektes fallen<br />

zwei Teillebensräume mit einer vergleichsweise<br />

hohen Biomasse auf:<br />

• Die schlammigen und sandigen Habitate<br />

der Uferbereiche (45,49 g/m 2 ) werden dicht<br />

von diversen „wurmförmigen“ Lebewesen<br />

(Naididae, Tubificidae, Hypania invalida)<br />

und Zuckmückenlarven besiedelt.<br />

• Die Biomasse der „Sohle Rand“ steigt auf<br />

52,53 g/m 2 , wovon mehr als 75 % zu den<br />

pontokaspischen Neueinwanderern (siehe<br />

Kapitel 9.4.4), vornehmlich Kleinkrebse<br />

(Amphipoda) und Vielborster (Polychaeta)<br />

marinen Ursprungs, gehören. Andere dominierende<br />

Großgruppen sind die Egel und<br />

die Strudelwürmer. Die hohe Biomasse<br />

spiegelt möglicher Weise die ausgeprägte<br />

Sedimentstabilität dieses Habitates wider.<br />

Im Gegensatz dazu kommt es an der Böschung<br />

und in der „Sohle Mitte“ durch<br />

Wellenschlag respektive Wasserbewegung<br />

zu permanenten Geschiebeumlagerungen,<br />

die sich negativ auf die Faunendichte<br />

auswirken.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Abb. 9.6: Biomassen- und<br />

Individuenverteilung im<br />

Donau-Querschnitt.<br />

Der Biomassebefund wird durch die Individuenverteilung<br />

bestätigt:<br />

• Die höchste Individuenabundanz (59.145,7<br />

Ind./m 2 ) wird ebenfalls in den Uferbereichen<br />

gefunden, wo die Fauna von „wurmförmigen“<br />

Lebensformen dominiert wird,<br />

hauptsächlich von Nematoden und Tubificiden<br />

(Limnodrilus claparedeianus,<br />

Potamothrix moldaviensis).<br />

• Die zweithöchste Individuendichte weist<br />

der Bereich „Sohle Rand“ auf (38683,33<br />

Ind./m 2 ). Die Gewässersohle ist hier dicht<br />

vom Schlickkrebs Corophium curvispinum<br />

bedeckt, welcher 60 % der Gesamtindividuenzahl<br />

ausmacht.<br />

9.4.2 Taxonomische Zusammensetzung<br />

Die Anzahl der Arten einer Biozönose zählt<br />

zum Kernstück zahlreicher biologischer Bewertungsmethoden.<br />

Grundsätzlich wird davon<br />

ausgegangen, dass ungestörte (optimale) Lebensräume<br />

einen ausgewogenen und vergleichsweise<br />

hohen Artenbestand aufweisen<br />

und dass die Artenzahl eines Lebensraumes<br />

unter Umweltstress abnimmt. In der österrei-<br />

89


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Tab. 9.4: Im Untersuchungsgebiet nachgewiesene Taxa.<br />

90<br />

TURBELLARIA<br />

Turbellaria Gen. sp.<br />

DENDROCOELIDAE<br />

Dendrocoelum romanodanubiale (CODREANU)<br />

DUGESIIDAE<br />

Dugesia cf. gonocephala DUGES<br />

Dugesia sp.<br />

NEMATODA<br />

Nematoda Gen. sp.<br />

MERMITHIDAE<br />

Gastromermis sp.<br />

Hydromermis sp.<br />

Lanceimermis sp.<br />

Mermithidae Gen. sp.<br />

Romanomermis sp.<br />

MONONCHIDAE<br />

Mononchidae Gen. sp.<br />

GASTROPODA<br />

BITHYNIIDAE<br />

Bithynia tentaculata (LINNAEUS, 1758)<br />

HYDROBIIDAE<br />

Lithoglyphus naticoides (C. PFEIFFER, 1828)<br />

Potamopyrgus antipodarum (GRAY, 1843)<br />

PLANORBIDAE<br />

Ancylus fluviatilis O.F. MÜLLER, 1774<br />

BIVALVIA<br />

SPHAERIIDAE<br />

Casertiana casertana (POLI, 1791)<br />

Casertiana henslowana (SHEPPARD, 1823)<br />

Casertiana milium (HELD, 1836)<br />

Casertiana moitessieriana (PALADILHE, 1866)<br />

Casertiana obtusalis (LAMARCK, 1818)<br />

Casertiana subtruncata (MALM, 1855)<br />

Casertiana supina (A. SCHMIDT, 1851)<br />

Pisidium amnicum (O.F. MÜLLER, 1774)<br />

Sphaerium corneum (LINNAEUS, 1758)<br />

Sphaerium rivicola (LAMARCK, 1818)<br />

Sphaerium sp. juv.<br />

UNIONIDAE<br />

Anodonta anatina (LINNAEUS, 1758)<br />

Unio pictorum (LINNAEUS, 1758)<br />

POLYCHAETA<br />

AMPHARETIDAE<br />

Hypania invalida (GRUBE, 1860)<br />

OLIGOCHAETA<br />

ENCHYTRAEIDAE<br />

Cernosvitoviella sp.<br />

Lumbricillus rivalis LEVINSON, 1883<br />

GLOSSOSCOLECIDAE<br />

Criodrilus lacuum HOFFMEISTER, 1845<br />

LUMBRICIDAE<br />

Eiseniella tetraedra (SAVIGNY, 1826)<br />

LUMBRICULIDAE<br />

Bythonomus lemani (GRUBE, 1879)<br />

Stylodrilus heringianus CLAPAREDE, 1862<br />

Stylodrilus sp.<br />

NAIDIDAE<br />

Amphichaeta leydigii TAUBER, 1879<br />

Chaetogaster setosus SVETLOY, 1925<br />

Nais alpina SPERBER, 1948<br />

Nais bretscheri MICHAELSEN, 1899<br />

Nais christinae KASPRZAK, 1973<br />

Nais elinguis MÜLLER, 1773<br />

Nais simplex PIGUET, 1906<br />

Nais stolci HRABE, 1981<br />

Pristina foreli (PIGUET, 1906)<br />

Pristinella menoni (AIYER, 1929)<br />

Vejdovskyella comata (VEJDOVSKY, 1883)<br />

Vejdovskyella intermedia (BRETSCHER, 1896)<br />

TUBIFICIDAE<br />

Aulodrilus pluriseta (PIGUET, 1906)<br />

Limnodrilus claparedeianus RATZEL, 1868<br />

Limnodrilus hoffmeisteri CLAPAREDE, 1862<br />

Limnodrilus profundicola (VERILL, 1871)<br />

Limnodrilus sp.<br />

Limnodrilus udekemianus CLAPAREDE, 1862<br />

Potamothrix danubialis (HRABE)<br />

Potamothrix moldaviensis (VEJDOVSKY &<br />

MRAZEK, 1902)<br />

Potamothrix vejdovskyi (HRABE, 1941)<br />

Psammoryctides barbatus (GRUBE, 1861)<br />

Psammoryctides moravicus (HRABE, 1934)<br />

Rhyacodrilus coccineus (VEJDOVSKY, 1879)<br />

Tubifex tubifex (MÜLLER, 1774)<br />

HIRUDINEA<br />

ERPOBDELLIDAE<br />

Dina punctata JOHANNSON, 1927<br />

Erpobdella octoculata (LINNAEUS, 1758)<br />

GLOSSIPHONIIDAE<br />

Pseudosmittia sp.<br />

Rheocricotopus chalybeatus (EDWARDS, 1929)<br />

Rheocricotopus effusus (WALKER, 1856)<br />

Rheocricotopus fuscipes (KIEFFER, 1909)<br />

Rheotanytarsus sp.<br />

Stictochironomus cf. maculipennis<br />

(MEIGEN, 1818)<br />

Stictochironomus sp.<br />

Sympotthastia macrocera SERRA-TOSIO, 1968<br />

Sympotthastia sp.<br />

Synorthocladius semivirens (KIEFFER, 1909)<br />

Tanytarsini Gen. sp.<br />

Tanytarsus cf. brundini LINDEBERG, 1963<br />

Glossiphonia complanata (LINNAEUS, 1758)<br />

PISCICOLIDAE<br />

Caspiobdella fadejewi (EPSHTEIN, 1961)<br />

AMPHIPODA<br />

COROPHIIDAE<br />

Corophium curvispinum (SARS, 1895)<br />

GAMMARIDAE<br />

Dikerogammarus haemobaphes<br />

(EICHWALD, 1841)<br />

Dikerogammarus sp.<br />

Dikerogammarus villosus (SOVINSKY, 1894)<br />

Echinogammarus ischnus (BEHNING, 1889)<br />

Echinogammarus trichiatus (MARTYNOV, 1932)<br />

Gammarus fossarum KOCH, 1835<br />

Gammarus roeselii GERVAIS, 1835<br />

Niphargus sp.<br />

Obesogammarus obesus (SARS, 1894)<br />

DECAPODA<br />

ATYIDAE<br />

Atyaephyra desmaresti (MILLET, 1831) Ö<br />

ISOPODA<br />

JANIRIDAE<br />

Jaera istri VIEUILLE, 1979<br />

EPHEMEROPTERA<br />

BAETIDAE<br />

Baetis alpinus PICTET, 1843-1845<br />

Baetis rhodani PICTET, 1843-1845<br />

Baetis sp.<br />

CAENIDAE<br />

Caenis luctuosa (BURMEISTER, 1839)<br />

Caenis sp. juv.<br />

HEPTAGENIIDAE<br />

Ecdyonurus sp. juv.<br />

Ecdyonurus venosus (FABRICIUS, 1775)<br />

Ecdyonurus venosus-Gr.<br />

Heptagenia sulphurea (MÜLLER, 1776)<br />

POLYMITARCYIDAE<br />

Ephoron virgo (OLIVIER, 1791)<br />

POTAMANTHIDAE<br />

Potamanthus luteus (LINNAEUS, 1767)<br />

ODONATA<br />

GOMPHIDAE<br />

Gomphus vulgatissimus (LINNAEUS, 1758)<br />

PLECOPTERA<br />

LEUCTRIDAE<br />

Leuctra sp.<br />

NEMOURIDAE<br />

Nemoura sp.<br />

Protonemura sp.<br />

MEGALOPTERA<br />

SIALIDAE<br />

Sialis cf. fuliginosa (PICTET)<br />

Sialis sp.<br />

COLEOPTERA<br />

ELMIDAE<br />

Elmis sp.<br />

Limnius sp.<br />

Oulimnius tuberculatus (MÜLLER, 1806)<br />

GYRINIDAE<br />

Gyrinidae Gen. sp.<br />

TRICHOPTERA<br />

BRACHYCENTRIDAE<br />

Brachycentrus subnubilus CURTIS, 1834<br />

Micrasema minimum McLACHLAN, 1876<br />

Oligoplectrum maculatum (FOURCROY, 1785)<br />

GLOSSOSOMATIDAE<br />

Glossosoma boltoni CURTIS, 1834<br />

HYDROPSYCHIDAE<br />

Hydropsyche bulgaromanorum MALICKY, 1977<br />

Hydropsyche contubernalis McLACHLAN, 1865<br />

Hydropsyche exocellata DUFOUR, 1841 Ö<br />

Hydropsyche guttata PICTET, 1834<br />

Hydropsyche sp.<br />

HYDROPTILIDAE<br />

Hydroptila sp.<br />

LEPIDOSTOMATIDAE<br />

Lepidostoma hirtum (FABRICIUS, 1775)<br />

LEPTOCERIDAE<br />

Ceraclea annulicornis (STEPHENS, 1836)<br />

Ceraclea sp.<br />

LIMNEPHILIDAE<br />

Allogamus auricollis (PICTET, 1834)<br />

Potamophylax sp.<br />

ODONTOCERIDAE<br />

Odontocerum albicorne (SCOPOLI, 1763)<br />

PSYCHOMYIIDAE<br />

Psychomyia pusilla (FABRICIUS, 1781)<br />

Tanytarsus sp.<br />

Thienemannia sp.<br />

Thienemannimyia Gr., Gen. indet.<br />

Tvetenia calvescens (EDWARDS, 1929)<br />

Tvetenia verralli (EDWARDSS, 1929)<br />

Tvetenia cf. vitracies SAETHER, 1969<br />

Virgatanytarsus sp.<br />

EMPIDIDAE<br />

Hemerodromia sp.<br />

LIMONIIDAE<br />

Antocha sp.<br />

SIMULIIDAE<br />

Simulium erythrocephalum (DE GEER, 1776)<br />

DIPTERA<br />

Diptera Gen. sp.<br />

CERATOPOGONIDAE<br />

Ceratopogonidae Gen. sp.<br />

CHIRONOMIDAE<br />

Ablabesmyia longistyla FITTKAU, 1962<br />

Apsectrotanypus trifascipennis<br />

(ZETTERSTEDT, 1838)<br />

Brillia bifida (KIEFFER, 1909)<br />

Bryophaenocladius sp.<br />

Chironominae Gen. sp.<br />

Chironomini Gen. sp.<br />

Chironomus acutiventris WÜLKER, RYSER &<br />

SCHOLL, 1983<br />

Chironomus sp.<br />

Cladotanytarsus mancus-Gr.<br />

Cladotanytarsus sp. 1<br />

Cladotanytarsus vanderwulpi (EDWARDS, 1929)<br />

Conchapelopia sp.<br />

Cricotopus fuscus (KIEFFER, 1909)<br />

Cricotopus sp.<br />

Cricotopus tremulus (LINNAEUS, 1758)<br />

Cricotopus triannulatus MACQUART, 1826<br />

Cryptochironomus sp.<br />

Diamesa cinerella MEIGEN, 1835<br />

Diamesa cinerella-Gr.<br />

Diamesa insignipes KIEFFER, 1908<br />

Diplocladius cultriger KIEFFER, 1908<br />

Einfeldia pagana (MEIGEN, 1838)<br />

Eukiefferiella claripennis (LUNDBECK, 1898)<br />

Eukiefferiella clypeata (KIEFFER, 1923)<br />

Eukiefferiella coerulescens (KIEFFER, 1926)<br />

Eukiefferiella devonica/ilkleyensis<br />

Eukiefferiella gracei (EDWARDS, 1929)<br />

Eukiefferiella lobifera GOETGHEBUER, 1934<br />

Eukiefferiella minor/fittkaui<br />

Eukiefferiella sp.<br />

Eukiefferiella tirolensis GOETGHEBUER, 1938<br />

Glyptotendipes pallens (MEIGEN, 1804)<br />

Harnischia sp.<br />

Heterotrissocladius marcidus (WALKER, 1856)<br />

Macropelopia cf. nebulosa (MEIGEN, 1804)<br />

Metriocnemini Gen. sp.<br />

Microchironomus tener (KIEFFER, 1918)<br />

Micropsectra atrofasciata-Agg.<br />

Micropsectra notescens (WALKER, 1856)<br />

Micropsectra sp.<br />

Microtendipes cf. britteni (EDWARDS, 1929)<br />

Microtendipes chloris-Gr.<br />

Monodiamesa nitida (KIEFFER, 1918)<br />

Monodiamesa sp.<br />

Nanocladius rectinervis (KIEFFER, 1911)<br />

Neozavrelia sp.<br />

Odontomesa fulva (KIEFFER, 1919)<br />

Orthocladiinae Gen. sp.<br />

Orthocladiini COP<br />

Orthocladius ashei SOPONIS, 1990<br />

Orthocladius frigidus (ZETTERSTEDT, 1838)<br />

Orthocladius fuscimanus (KIEFFER, 1908)<br />

Orthocladius cf. glabripennis<br />

(GOETGHEBUER, 1921)<br />

Orthocladius obumbratus JOHANNSEN, 1905<br />

Orthocladius rivicola KIEFFER, 1921<br />

Orthocladius rivicola-Gr.<br />

Orthocladius rivulorum KIEFFER, 1909<br />

Orthocladius rubicundus (MEIGEN, 1818)<br />

Orthocladius sp.<br />

Orthocladius thienemanni KIEFFER, 1906<br />

Orthocladius wetterensis BRUNDIN, 1956<br />

Paracladius conversus (WALKER, 1856)<br />

Paracladopelma mikiana<br />

(GOETGHEBUER, 1937)<br />

Paracladopelma cf. nigritula<br />

(GOETGHEBUER, 1942)<br />

Paracladopelma nigritula-Gr.<br />

Parakiefferiella bathophila (KIEFFER, 1912)<br />

Parametriocnemus stylatus (KIEFFER, 1924)<br />

Paraphaenocladius sp.<br />

Paratanytarsus dissimilis JOHANNSEN, 1905<br />

Paratendipes cf. albimanus (MEIGEN, 1818)<br />

Paratrichocladius rufiventris (MEIGEN, 1830)<br />

Paratrichocladius skirwithensis<br />

(EDWARDS, 1929)<br />

Paratrissocladius excerptus (WALKER, 1856)<br />

Pentaneurini Gen. sp.<br />

Polypedilum aegyptium KIEFFER, 1925<br />

Polypedilum albicorne (MEIGEN, 1938)<br />

Polypedilum convictum (WALKER, 1856)<br />

Polypedilum laetum (MEIGEN, 1818)<br />

Polypedilum scalaenum-Gr.<br />

Potthastia gaedii (MEIGEN, 1838)<br />

Potthastia longimana (KIEFFER, 1922)<br />

Potthastia longimana-Gr.<br />

Procladius sp.<br />

Prodiamesa delphinensis SERRA-TOSIO, 1964<br />

Prodiamesa olivacea (MEIGEN, 1818)<br />

Prodiamesa rufovittata GOETGHEBUER, 1932<br />

Simulium ornatum MEIGEN, 1818<br />

Simulium variegatum MEIGEN, 1818<br />

TIPULIDAE<br />

Tipula sp.<br />

BRYOZOA<br />

Bryozoa Gen. sp.


chischen Praxis der Beurteilung der ökologischen<br />

Funktionsfähigkeit, im europäischen<br />

Umweltmonitoring (EU-Wasserrahmenrichtlinie),<br />

aber auch in Übersee (US-EPA) kommt<br />

der Artenzahl eine Schlüsselfunktion zu (MOOG<br />

1994, CHOVANEC et al. 1994, 1996, ÖNORM M<br />

6232 1997, BARBOUR et al. 1999, KARR & CHU<br />

1999).<br />

Da nicht alle Organismen bis zum Artniveau<br />

bestimmt werden können, hat sich der Ausdruck<br />

Taxazahl durchgesetzt. Damit wird die<br />

Summe aller taxonomisch (bestimmungstechnisch)<br />

erfassbaren Einheiten beschrieben.<br />

Während der gesamten Untersuchungsperiode<br />

werden 229 Taxa nachgewiesen (siehe<br />

Tab. 9.4).<br />

9.4.2.1 Vergleich der Taxazahlen mit<br />

anderen Untersuchungen an der Donau<br />

In Tab. 9.4 werden die erhobenen Taxazahlen<br />

der jeweiligen Großgruppen den Taxazahlen<br />

der Erststudie (JANECEK et al. 1991) und anderer<br />

Donaubefunde in diesem Bereich gegenüber-<br />

Tab. 9.5: Vergleich der Taxazahlen mit anderen Donau-Untersuchungen.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

gestellt (MOOG et al. 2000).<br />

Die aktuellen Untersuchungen belegen einen<br />

deutlichen Anstieg der Taxavielfalt. Die<br />

bislang aktuellsten Zusammenstellungen der<br />

Donauarten (MOOG et al. 1995, 2000) listen für<br />

den Donauabschnitt zwischen dem Kraftwerk<br />

Jochenstein und dem Kraftwerk Aschach 142<br />

Taxa auf. In vorliegender Studie können 229<br />

Taxa nachgewiesen werden. Dieser Anstieg<br />

der Taxavielfalt ist besonders bemerkenswert,<br />

da bei MOOG et al. (2000) die Ergebnisse mehrerer<br />

Untersuchungen zusammengefasst wurden<br />

und außerdem einen größeren Donauabschnitt<br />

umfassen als in vorliegender Studie.<br />

Vergleich 1989-1999<br />

Im direkten Vergleich mit den Erstaufnahmen<br />

von 1989 bestätigt sich eine Erhöhung der Taxazahl<br />

im Untersuchungsgebiet von 65 auf 229<br />

Taxa (JANECEK et al. 1991). Die Restrukturierungsmaßnahmen<br />

tragen in diesem Fall offensichtlich<br />

zu einer Erhöhung der Taxavielfalt<br />

bei.<br />

MOOG et JANECEK<br />

vorliegende Studie<br />

al. 2000 et al. 1991<br />

17.08.1998 – 31.03.1999<br />

Jochenstein<br />

bis<br />

Aschach<br />

gesamt Sohle<br />

Rand<br />

Sohle<br />

Mitte<br />

gesamt Sohle<br />

Rand<br />

Sohle<br />

Mitte<br />

Struktur K Struktur E Block<br />

PORIFERA 1 1 1 - - - - - - -<br />

TURBELLARIA 5 1 1 - 4 3 3 4 3 3<br />

NEMATODA - 1 1 1 7 1 5 2 6 1<br />

GASTROPODA 14 2 1 1 6 3 1 5 2 2<br />

BIVALVIA 13 4 4 4 11 4 5 10 5 2<br />

POLYCHAETA 1 1 1 - 1 1 1 1 1 1<br />

OLIGOCHAETA 21 11 3 9 32 7 6 26 13 9<br />

HIRUDINEA 6 2 - 2 4 1 3 2 1 1<br />

MYSIDACEA 1 - - - - - - - - -<br />

AMPHIPODA 3 2 2 2 10 6 5 10 6 5<br />

DECAPODA - - - - 1 - - - - 1<br />

ISOPODA 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1<br />

EPHEMEROPTERA 6 3 1 3 11 3 2 9 4 4<br />

PLECOPTERA - - - - 3 1 - 2 1 1<br />

ODONATA - - - - 1 - - 1 - -<br />

HETEROPTERA 1 - - - - - - - - -<br />

MEGALOPTERA 1 - - - 2 - - 2 - -<br />

COLEOPTERA 3 1 - 1 4 - - 3 2 -<br />

TRICHOPTERA 13 3 2 3 17 6 5 7 9 11<br />

DIPTERA 50 31 8 17 113 19 32 71 40 55<br />

BRYOZOA 1 1 - - 1 - - 1 - 1<br />

SUMME 142 65 26 44 229 56 69 157 94 98<br />

91


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Taxazahl<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

In der Mitte der Donau („Sohle Mitte“) wirkt<br />

sich der Einsatz des Baggerschiffes besonders<br />

positiv auf die gründliche Erfassung der Donauarten<br />

aus. Der Bestand dieses bislang nicht<br />

optimal besammelten Habitates erhöht sich<br />

von 44 auf 69 Taxa.<br />

Vergleich Schotterstruktur-ursprüngliche<br />

Substrate („Sohle Rand“ bzw. Blockwurf)<br />

Die ökologische Bewertung der neu geschaffenen<br />

Schotterstrukturen erfolgt durch einen Vergleich<br />

der Taxazahlen mit jenen der „Sohle<br />

Rand“ als auch mit dem Blockwurf, da beide<br />

Habitate die Gegebenheiten vor der Restrukturierung<br />

widerspiegeln. Der Blockwurf dient<br />

ferner als Vergleichssituation für nicht strukturierte<br />

Abschnitte der Donau.<br />

Auf der „Sohle Rand“ werden 1989 26 Taxa<br />

gefunden. Diese Zahl steigt mit Errichtung der<br />

Schotterstruktur auf 157 Taxa. Berücksichtigt<br />

man den Einfluss der höheren Probenanzahl,<br />

indem man nur Proben aus dem Jahre 1999<br />

zum Vergleich heranzieht, ist von einem Anstieg<br />

der Taxa von 56 auf 157 durch die Restrukturierung<br />

auszugehen.<br />

Das Techno-Megalithal des Blockwurfes<br />

wird aktuell von 98 Taxa besiedelt. Auch hier<br />

schlägt sich im Vergleich die neue biologische<br />

Reichhaltigkeit der Schotterstrukturen mit 157<br />

Taxa deutlich zu Buche.<br />

92<br />

Gesamt<br />

Sohle Rand<br />

1989<br />

Sohle Mitte<br />

1999<br />

Struktur<br />

Blockwurf<br />

Abb. 9.7: Vergleich der Taxazahlen der Untersuchungen 1989<br />

und 1999.<br />

Auf den Schotterstrukturen in Engelhartszell<br />

werden mit geringerem Beprobungsumfang 94<br />

Taxa gefunden. Kombiniert man die beiden<br />

Schotterstrukturen und ihre Taxavielfalt zu einem<br />

Habitattyp, werden sie von insgesamt 188<br />

Taxa besiedelt. In Gegenüberstellung mit dem<br />

vormals vorherrschenden Habitat „Blockwurf“<br />

kommt dies einer Verdoppelung der Artenzahl<br />

gleich. Auch BANNING et al. (1990) haben in ihren<br />

Untersuchungen an der deutschen Donau<br />

einen deutlichen Zusammenhang zwischen<br />

Substrat- und Artenvielfalt festgestellt.<br />

Die Auswertung der Artenzahlen belegt in<br />

eindrucksvoller Weise, dass durch die Restrukturierungsmaßnahmen<br />

im Stauwurzelbereich<br />

des Kraftwerkes Aschach für das Makrozoobenthos<br />

nicht nur mehr Lebensräume geschaffen<br />

wurden, sondern diese auch tatsächlich<br />

besiedelt werden (vgl. BAUMGARTNER 1999).<br />

Der Buchtbereich – ein wichtiger Habitattyp der neu geschaffenen<br />

Uferstruktur bei Kramesau.


9.4.2.2 Habitatspezifische<br />

Taxazusammensetzung<br />

Die Beurteilung der neu geschaffenen Schotterstrukturen<br />

erfordert ein besonderes Augenmerk<br />

auf das Vorkommen der einzelnen Taxa<br />

in den unterschiedlichen Teillebensräumen<br />

(Habitaten). Auf diese Weise ist eine Charakteristik<br />

der habitatgebundenen Lebensweise vieler<br />

Arten möglich.<br />

Abb. 9.8 zeigt den Einfluss der unterschiedlichen<br />

Substrate innerhalb der Schotterstruktur<br />

auf die Gesamttaxazahl.<br />

Ein gutes Beispiel der Substratgebundenheit<br />

der Fließgewässerfauna gibt die Tatsache, dass<br />

von den 229 vorgefundenen Taxa nur 12 in allen<br />

Teillebensräumen vorkommen, 97 besiedeln<br />

mehr als einen Teillebensraum. In den<br />

durch die Restrukturierungsmaßnahmen geschaffenen<br />

Teillebensräumen siedeln sich unterschiedliche,<br />

spezifische Zönosen an: 15<br />

Taxa werden ausschließlich in der Sohlenmitte<br />

vorgefunden, sechs im Teillebensraum „Sohle<br />

Rand“. 47 Taxa besiedeln ausschließlich die<br />

Böschungen und 32 nur die Uferbereiche.<br />

Auch der Blockwurf bietet einer spezifischen<br />

Zönose Lebensraum: 31 Taxa kommen nur am<br />

„Techno-Megalithal“ der Uferverbauung vor.<br />

Insgesamt werden die neugeschaffenen<br />

Schotterstrukturen in Kramesau und in Engelhartszell<br />

– bestehend aus „Böschung“ und<br />

„Ufer“ – von 91 Taxa besiedelt, die in keinem<br />

anderen Teillebensraum vorkommen.<br />

Durch die im Zuge der Restrukturierung aufgebrachten<br />

Schottermassen wurden vielfältige<br />

Abb. 9.8: Anzahl der Taxa in den einzelnen Teillebensräumen der Schotterstruktur Kramesau.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

neue Strukturen geschaffen, die an sich schon<br />

eine Bereicherung der vorhandenen Lebensräume<br />

bieten. Darüber hinaus wird durch die<br />

Heterogenität des Schotterkörpers die Entstehung<br />

weiterer Habitate bewusst initiiert. So<br />

werden zum Beispiel in den Buchten der<br />

Schotterstrukturen durch die verringerte Strömungsgeschwindigkeit<br />

Sand und Schlamm abgelagert.<br />

In der Vergangenheit wurden diese<br />

für die Uferbereiche der frei fließenden Donau<br />

typischen kleinkörnigen Sedimente einhergehend<br />

mit der Kanalisierung des Flusses in ein<br />

geradliniges Korsett zunehmend ausgewaschen<br />

und weggespült.<br />

Die nun wieder entstehenden sandigen und<br />

schlammigen Substrate erlauben in weiterer<br />

Folge die Entwicklung einer reichen Feinsediment-Fauna<br />

(Tubificidae, Naididae und Nematoda)<br />

(TITTIZER 1990). Die Schotterstrukturen<br />

bieten aber auch gefährdeten Arten wie etwa<br />

der Malermuschel (Unio pictorum), der Teichmuschel<br />

(Anodonta anatina) oder der Flusslibelle<br />

Gomphus vulgatissimus einen Lebensraum.<br />

Außerdem finden sich hier Substrat-Spezialisten,<br />

wie etwa sandgrabenden Zuckmükken<br />

(Odontomesa fulva, Prodiamesa olivacea)<br />

oder die in der Donau fast ausgerottete Eintagsfliege<br />

Ephoron virgo (Uferaas). Diese Bereiche<br />

stellen auch ein wichtiges Habitat für<br />

eine reichhaltige, an gut durchlüftete Feinsedimente<br />

angepasste Mollusken-Fauna dar, z.B.<br />

für den Steinkleber (Lithoglyphus naticoides)<br />

oder die Erbsenmuschelarten Casertiana henslowana<br />

und Casertiana moitessieriana.<br />

93


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Eine relativ hohe Taxazahl (31) besiedelt<br />

den durch seine harte Oberfläche schwer bewohnbaren<br />

Blockwurf. Diese Tatsache erklärt<br />

sich durch die unterschiedlichen Strukturen innerhalb<br />

des Blockwerkes. In den Zwischenräumen<br />

der großen Blöcke können sich Sand und<br />

Schlamm ablagern. Obwohl es sich bei der<br />

Blockwurfverbauung um ein künstliches Substrat<br />

handelt, erfüllt sie eine wichtige Funktion<br />

als Ersatz für natürliche felsige Uferhabitate<br />

oder aber auch für Totholz. TITTIZER & SCHLEUTER<br />

(1989) beschreiben die ökologische Funktion<br />

der Blockwurfverbauung: „Der durch die fahrenden<br />

Schiffe erzeugte Sog und Schwall wirkt<br />

selektierend auf die Biozönose der Uferbereiche.<br />

Nur einige wenige an diese Brandungsverhältnisse<br />

angepasste Organismen können der<br />

hier vorherrschenden mechanischen Belastung<br />

standhalten. Da jedoch in einem gestauten<br />

Fluss in der Regel Stillwasserbereiche dominieren,<br />

tragen diese Brandungszonen zur Bereicherung<br />

der Strukturvielfalt des Lebensraumes<br />

bei.“<br />

9.4.2.3 Diversitätsindices<br />

Es werden die Diversitätsindices nach SHANNON<br />

& WEAVER (1948) und WILHM & DORRIS (1968)<br />

berechnet. Die Werte können im Bereich von 0<br />

bis unendlich liegen. In Fließgewässern werden<br />

meist Werte zwischen 3 und 8 erzielt.<br />

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass mit<br />

steigendem Index eine Erhöhung der Artenvielfalt<br />

einhergeht. Es ergibt sich für alle untersuchten<br />

Teillebensräume ein recht einheitli-<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

94<br />

Shannon & Weaver<br />

Wilhm & Dorris<br />

KUB I KUB II KBO KBU KS K gesamt EBO EBU ES E gesamt<br />

Kramesau Engelhartszell<br />

Abb. 9.9: Diversitätsindices nach Shannon & Weaver bzw.<br />

Wilhm & Dorris in den einzelnen Teillebensräumen.<br />

ches Bild. Auffallend ist der Rückgang der Diversität<br />

im unteren Böschungsbereich und an<br />

der Sohle in Kramesau. Die Werte der Blockwürfe<br />

(EBO und EBU) liegen durchwegs unter<br />

jenen der Schotterstrukturen.<br />

9.4.3 Biozönotische Kenngrößen<br />

9.4.3.1 Saprobität<br />

Die Gesamt-Beurteilung der Gewässergüte innerhalb<br />

des Stauwurzelbereiches des Kraftwerks<br />

Aschach indiziert beta-mesosaprobe Bedingungen<br />

(Abb. 9.10). Das entspricht der Gewässergüteklasse<br />

II. Diese Werte stimmen gut<br />

mit den biologischen Untersuchungen der<br />

Bundesanstalt für Wassergüte in Wien, die jährlich<br />

durchgeführt werden, überein (KAVKA et al.<br />

2000). Auch MOOG et al. (2000) stufen bei einem<br />

Saprobienindex von 2,05 den Donauabschnitt<br />

zwischen dem Kraftwerk Jochenstein<br />

und dem Kraftwerk Aschach mit Gewässergüteklasse<br />

II ein. Lediglich westlich des Untersuchungsgebietes<br />

wird die Gewässergüteklasse<br />

noch mit II-III angegeben: MAUCH (1999) ermittelte<br />

für den bayerischen Donauabschnitt zwischen<br />

Staustufe Abbach und Jochenstein für<br />

den Saprobienindex den Wert 2,37 (errechnet<br />

nach DIN).<br />

Verglichen mit der Studie von JANECEK et al.<br />

(1991), in der ebenfalls die Gewässergüteklasse<br />

II für das Untersuchungsgebiet Kramesau/<br />

Engelhartszell angegeben wird, ist die saprobielle<br />

Situation gleich geblieben.<br />

Neben einer herkömmlichen Gütebewertung<br />

des Donauabschnittes wird die Saprobität<br />

für alle besammelten Teillebensräume getrennt<br />

berechnet. Auf diese Weise lassen sich kleinräumige<br />

Muster im Sauerstoffhaushalt biologisch<br />

klar herausarbeiten.<br />

Vergleicht man die Saprobienindices in den<br />

einzelnen Teillebensräumen in Kramesau, lässt<br />

sich ein Anstieg des Saprobienindex feststellen,<br />

der mit abnehmender Entnahmetiefe, geringerer<br />

Strömungsgeschwindigkeit und kleinerem<br />

Korndurchmesser des Substrates korreliert (siehe<br />

Abb. 9.11). Die Sohlen-Fauna wird von Or-


Saprobielle Valenzen<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Kramesau<br />

xenosaprob<br />

oligosaprob<br />

beta-mesosaprob<br />

alpha-mesosaprob<br />

polysaprob<br />

Engelhartszell<br />

Abb. 9.10: Saprobielle Valenzen: Vergleich Kramesau-<br />

Engelhartszell.<br />

ganismen abgelöst, die geringere Sauerstoffkonzentrationen<br />

tolerieren. Ein Zeichen, dass<br />

durch lokale Anreicherungen von organischer<br />

Substanz, hervorgerufen durch geringere Strömungsgeschwindigkeiten<br />

in den Uferbereichen,<br />

sohlnahe Sauerstoffzehrung gegeben ist.<br />

9.4.3.2 Verteilung der funktionellen<br />

Ernährungstypen<br />

Zum Inventar einer modernen ökologischen<br />

Analyse von Fließgewässern zählt die Auswertung<br />

der funktionellen Ernährungstypen. Darunter<br />

versteht man eine typologische Gliederung<br />

der Gewässerfauna im Hinblick auf Fressgewohnheiten,<br />

Ernährungsweise und Nahrungspräferenz.<br />

Auf diese Weise gewinnt der<br />

Fachmann wertvolle Einblicke in die trophische<br />

Struktur von Ökosystemen. Die bekanntesten<br />

Fresstypen sind zum Beispiel Räuber, Parasiten,<br />

Blattzerkleinerer, Weidegänger und Filtrierer.<br />

Entnahmetiefe in Metern Strömungsgeschwindigkeit in m/s<br />

6<br />

1<br />

SI log<br />

Korndurchmesser [m]<br />

0,9<br />

5<br />

Entnahmetiefe [m]<br />

Strömungsgeschwindigkeit [m/s] 0,8<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

2,09<br />

2,09<br />

2,36<br />

2,45<br />

KS KBU KBO KUB II KUB I<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Die Verteilung der Ernährungstypen weist<br />

zwei Schwerpunkte auf:<br />

• Detritusfresser (Nahrung: organisches<br />

Feinsediment) bzw. Weidegänger (Nahrung:<br />

Algen) dominieren in den Ufer- und<br />

oberen Böschungsbereichen und auch in<br />

den oberen Regionen des Blockwurfes.<br />

Der hohe Anteil an Detritusfressern in den<br />

Proben des Blockwurfs zeigt die Reaktion<br />

der Biozönose auf den erhöhten Feinsedimentanteil<br />

in den Block-Zwischenräumen.<br />

• Der Anteil der Filtrierer ist in den Sohlbereichen<br />

am höchsten und auf das Vorkommen<br />

von Corophium curvispinum zurückzuführen.<br />

Das dort vorherrschende Hartsubstrat<br />

bietet für diese Art ideale Lebensbedingungen,<br />

da die Schlickkrebse durch<br />

ihre Fähigkeit Wohnröhren zu spinnen an<br />

diesen schwer besiedelbaren Oberflächen<br />

einen Wettbewerbsvorteil besitzen. Dadurch<br />

verdrängen diese pontokaspischen<br />

Einwanderer die indigene Zuckmückenfauna<br />

(JANECEK & MOOG 1994). In den genannten<br />

Teillebensräumen ist auch der potamale<br />

Schwerpunkt in der biozönotischen Regions-Verteilung<br />

am deutlichsten ausgeprägt.<br />

BANNING et al. (1990) beschreiben<br />

den hohen Anteil filtrierender und strudelnder<br />

Organismen in der funktionellen<br />

Ernährungstypen-Verteilung für die Lebensgemeinschaften<br />

des Donau-Potamals als<br />

kennzeichnend.<br />

2,74<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

Abb. 9.11: Abhängigkeit der SI-<br />

Werte von Korndurchmesser, Entnahmetiefe<br />

und Strömungsgeschwindigkeit<br />

in Kramesau.<br />

95


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

9.4.3.3 Biozönotischen Regionen<br />

Die Beobachtung, dass im Längenverlauf einer<br />

Fließstrecke jeweils typische Zönosen einander<br />

ablösen, führte schon vor über 130 Jahren zur<br />

Beschreibung von „Fischregionen“ (FRITSCH<br />

1872). Diese längenzonalen Verteilungsmuster<br />

nach biozönotischen Regionen nehmen aber<br />

auch im modernen Gewässermonitoring eine<br />

wichtige Rolle ein und haben Eingang in die<br />

Beurteilung der ökologischen Funktionsfähigkeit<br />

gefunden: abhängig von der Verschiebung<br />

der Regionsschwerpunkte oder der Abflachung<br />

der Verteilungskurven lassen sich die Auswirkungen<br />

von Umweltstressoren auf die<br />

Benthoszönosen anschaulich darstellen und<br />

diskutieren (MOOG 1992).<br />

Analysiert man den aus der Fachliteratur erhebbaren<br />

makrozoobenthischen Artenbestand<br />

im Hinblick auf die längenzonale Struktur, so<br />

weist die biozönotische Regionsverteilung der<br />

Bodenfauna der Donau bei Engelhartszell ein<br />

epipotamales Maximum (Barbenregion) mit<br />

hyporhithralen und metapotamalen Anteilen<br />

auf (MOOG et al. 2000, Abb. 9.14).<br />

Diese „biotischen“ Ergebnisse stimmen sehr<br />

gut mit der maximalen Morgentemperatur<br />

96<br />

Verteilung der funktionellen Ernährungstypen<br />

KUB I<br />

KUB II<br />

KBO<br />

KBU<br />

KS<br />

Sonstige<br />

Parasiten<br />

Räuber<br />

Holzfresser<br />

Blattminierer<br />

EBO<br />

Detritusfresser<br />

passive Filtrierer<br />

aktive Filtrierer<br />

Weidegänger<br />

Zerkleiner<br />

EBU<br />

ES<br />

Abb. 9.12: Verteilung der<br />

funktionellen Ernährungstypen<br />

in den einzelnen Teillebensräumen.<br />

(MOOG & WIMMER 1994) von etwa 21°C (21,3°C<br />

am 20.7.1976 und 21,0°C am 4.8.1990; HYDRO-<br />

GRAPHISCHES ZENTRALBÜRO 1994) und den Ergebnissen<br />

des Gefälls/Breiten-Diagramms von<br />

HUET (1954) überein, die beide epipotamale<br />

Bedingungen indizieren.<br />

In den unterschiedlichen Teillebensräumen<br />

etablieren sich, wie aus Abb. 9.13 ersichtlich,<br />

Faunengesellschaften mit verschiedenen biozönotischen<br />

Schwerpunkten. In den Uferbereichen<br />

sowie an der „Böschung oben“ weist die<br />

Fauna hohe rhithrale Anteile neben einem<br />

durchgehenden epipotamalen Peak auf. Im<br />

Uferbereich Kramesau dominieren die litoralen<br />

Elemente z.T. deutlich, hier sind auch verstärkt<br />

profundale Anteile zu erwähnen. Mit zunehmender<br />

Gewässertiefe fallen die rhithral eingestuften<br />

Arten aus und es bildet sich eine rein<br />

potamale bzw. litorale Zönose aus. Im Wesentlichen<br />

wird die Fauna von epipotamalen Organismen<br />

geprägt. Auch anhand der längenzonalen<br />

Verbreitung der Gesellschaften ist damit<br />

durch die Uferstrukturen eine Abfolge von unterschiedlichen<br />

Zönosen im Donauquerschnitt<br />

belegbar.


4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Für die Bewertung der ökologischen Funktion<br />

der Strukturierungsmaßnahmen ist bemerkenswert,<br />

dass die neu geschaffenen Schotterbänke<br />

von einer sehr diversen Fauna besiedelt<br />

werden. Es finden sich rhithrale Elemente<br />

(z.B.: Eintagsfliegen: Baetis alpinus, Köcherfliegen:<br />

Oligoplectrum maculatum, Odontocerum<br />

albicorne und Micrasema minimum),<br />

aber auch eine Vielzahl an bezüglich der bio-<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Längenzonale Verteilung nach biozönotischen Regionen<br />

KUB I<br />

Eukrenal<br />

Hypokrenal<br />

Epirhithral<br />

Metarhithral<br />

Hyporhithral<br />

KUB II<br />

Epipotamal<br />

Metapotamal<br />

Hypopotamal<br />

Litoral<br />

Profundal<br />

KBO<br />

KBU<br />

Längenzonale Verteilung nach biozönotischen Regionen<br />

Kramesau<br />

KS<br />

Engelhartszell<br />

EBO<br />

EBU<br />

ES<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

zönotischen Regionsverteilung indifferenten,<br />

euryöken Arten (z.B.: Würmer: Vejdovskyella<br />

intermedia, V. comata und Limnodrilus claparedeianus).<br />

Die Fauna des Staubereiches weicht klar<br />

von einem epipotamalen Referenzzustand ab<br />

und geht zu einer Gemeinschaft über, die von<br />

epi- und metapotamalen sowie hohen litoralen<br />

Anteilen geprägt ist. Diese Abweichung kann<br />

Eukrenal<br />

Hypokrenal<br />

Epirhithral<br />

Metarhithral<br />

Hyporhithral<br />

Litoral<br />

MOOG et al. (2000)<br />

Epipotamal<br />

Metapotamal<br />

Hypopotamal<br />

Profundal<br />

Abb. 9.13: Längenzonale<br />

Verteilung nach biozönotischen<br />

Regionen für die einzelnen<br />

Teillebensräume.<br />

Abb. 9.14: Vergleich der<br />

biozönotischen Regionsverteilungen.<br />

97


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

durch die veränderten Fließgeschwindigkeiten<br />

erklärt werden. Das Verhältnis zwischen Gefälle<br />

und Breite eines Flusses dient als Indikator,<br />

um die Effekte der Fließbedingungen auf die<br />

Fischfauna beziehungsweise auf die biozönotische<br />

Region, wie sie von den benthischen Wirbellosen<br />

indiziert wird, darzustellen (HUET<br />

1954). Während die Breite der Donau gleich<br />

blieb (275 m), wurde im Zuge des Einstaus<br />

durch das Kraftwerk Aschach das ursprüngliche<br />

Gefälle von 0,43 ‰ auf 0,15 ‰ verringert.<br />

Das erste Verhältnis indiziert epipotamale Bedingungen,<br />

das zweitere indiziert hingegen<br />

eine Übergangszone zwischen epi- und metapotamalen<br />

Bereichen. Der vergleichsweise<br />

hohe Anteil an litoralen Elementen scheint ein<br />

Indikator für untypisch hohe Sedimentation<br />

von Feinsubstraten zwischen den groben Fraktionen<br />

zu sein.<br />

9.4.4 Neozoa im Untersuchungsgebiet<br />

Als Neozoa werden Arten definiert, die aufgrund<br />

menschlicher Aktivitäten seit 1492 in<br />

neue Territorien eingewandert sind und die in<br />

diesen Gebieten reproduzieren können (KIN-<br />

Art<br />

98<br />

ZELBACH 2000). Die Fauna der Donau ist seit den<br />

letzten 100 Jahren in großem Maße von solchen<br />

Neozoen beeinflusst.<br />

Einige der in der Donau gefundenen, als<br />

Neozoen bezeichnete Elemente, gehören in<br />

Wirklichkeit zur bodenständigen subfossilen<br />

Donaufauna. Viele Arten erreichten das obere<br />

Donausystem in Österreich relativ spät, erst<br />

nach 1960. Seit 1980 hat die Anzahl an einwandernden<br />

Krebstieren rasch zugenommen, ein<br />

Prozess, der immer noch im Gange ist (TITTIZER<br />

1996).<br />

Die seit etwa hundert Jahren genauer belegte,<br />

rasch fortschreitende Ausbreitung zahlreicher<br />

als Neozoa angesprochener Krebstiere<br />

wurde offensichtlich durch die Gewässerverschmutzung,<br />

welche die heimische ursprüngliche<br />

Kleinkrebsbestände dezimiert hat, stark<br />

gefördert. Hierdurch gelangten salztolerante<br />

expansive Arten in Konkurrenzvorteil. Ebenso<br />

trägt der Ausbau der Flüsse, die Schaffung einheitlicher<br />

Stauhaltungen und die Zunahme der<br />

Verschleppung durch Schifffahrt zur Begünstigung<br />

der Ausbreitung bei. Darüber hinaus<br />

wurden mehrfach unterbrochene Kanalverbindungen<br />

zwischen Rhein- und Donaugebiet<br />

wiederhergestellt und ermöglichen vielen Ma-<br />

Tab. 9.6: Übersicht über die im Untersuchungsgebiet vorkommenden Neozoa; geordnet nach dem Zeitpunkt des ersten dokumentierten<br />

Auftretens in Österreich.<br />

Lithoglyphus naticoides Mittlere Donau ca. 1950 1989<br />

Hypania invalida Schwarzes Meer ca. 1960 1989<br />

Corophium curvispinum Schwarzes Meer ca. 1960 1989<br />

Jaera istri Schwarzes Meer ca. 1960 1989<br />

Echinogammarus ischnus Schwarzes Meer ca. 1985 1999<br />

Dikerogammarus<br />

haemobaphes<br />

Schwarzes Meer 1985 1989<br />

Potamopyrgus<br />

Neuseeland 1985 1999<br />

antipodarum<br />

Dikerogammarus villosus Schwarzes Meer 1991 1999<br />

Caspiobdella fadejewi Schwarzes Meer 1993 1999<br />

Obesogammarus obesus Schwarzes Meer 1994 1999<br />

Echinogammarus<br />

Schwarzes Meer 1995 1999<br />

trichiatus<br />

Ursprung<br />

Vorkommen in<br />

Österreich seit<br />

Vorkommen im<br />

Untersuchungsgebiet<br />

Atyaephyra desmaresti Frankreich 1998 1998<br />

Corbicula fluminea Südostasien 1999 -


krozoobenthosorganismen seither eine ungehinderte<br />

Verbreitung (Fossa Carolina, um 1000;<br />

Ludwig-Main-Donau-Kanal, 1839-1945; Rhein-<br />

Main-Donau-Kanal, seit 1987).<br />

Tab. 9.6 gibt Aufschluss über bemerkenswerte<br />

Neozoa, die das Untersuchungsgebiet erfolgreich<br />

innerhalb der letzten 10 Jahre besiedelt<br />

haben. Vier der angeführten Arten (Dikerogammarus<br />

villosus, Echinogammarus ischnus,<br />

E. trichiatus und Obesogammarus obesus)<br />

konnten bei den Erstaufnahmen 1989 in der<br />

Donau noch nicht festgestellt werden. Vor 10<br />

Jahren war Corophium curvispinum die dominante<br />

Art in den Uferblockwürfen (JANECEK et<br />

al. 1991), während in der hier vorliegenden<br />

Studie die Fauna dieses Lebensraumes von<br />

Obesogammarus obesus dominiert wird.<br />

Die „Sohle Rand“ wird dicht von Corophium<br />

curvispinum besiedelt, der 60 % der Gesamtindividuenabundanz<br />

ausmacht. Die häufige Entwicklung<br />

dieses Neozoons wurde bereits in<br />

der Erststudie dargestellt und diskutiert (JANE-<br />

CEK et al. 1991, JANECEK & MOOG 1994).<br />

Die Muschelart Corbicula fluminea wurde<br />

vor kurzem zum ersten Mal für die österreichische<br />

Donau nachgewiesen (FISCHER & SCHULTZ<br />

1999). Die Körbchenmuschel wurde im Rahmen<br />

vorliegender Untersuchungen nicht vorgefunden,<br />

muss aber das Untersuchungsgebiet<br />

zufolge der stromabwärts gerichteten Ausbreitung<br />

zumindest durchquert haben.<br />

In Nordamerika wurde die Körbchenmuschel<br />

Corbicula fluminea als eingeschleppte<br />

Art wegen ihrer Massenvermehrung als Schädling<br />

in der Bauwirtschaft bekannt. Die Muscheln<br />

können bei der Schottergewinnung aus<br />

Flussläufen nicht maschinell von Steinen getrennt<br />

werden, da Größe, Form und Gewicht<br />

den Kieselsteinen ähnlich sind. Sie gelangen<br />

auf diese Weise bei Verwendung von frisch gebaggertem<br />

Schotter in den Beton von Bauwerken,<br />

wo sie als noch lebende Tiere zu wandern<br />

beginnen während der Beton aushärtet. Die<br />

dadurch entstehenden zahlreichen Gänge und<br />

Hohlräume können anstelle eines kompakten<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

und tragfähigen Baukörpers zur Instabilität der<br />

Bauwerke führen.<br />

Besprechung ausgewählter Neozoa<br />

Im Rahmen vorliegender Studie konnte die<br />

Süßwassergarnele Atyaephyra desmaresti<br />

im Oktober 1998 erstmals für Österreich nachgewiesen<br />

werden (MOOG et al. 1999). Diese ursprünglich<br />

aus dem mediterranen Raum stammende<br />

Garnele wanderte über den Main-Donau-Kanal<br />

in die Donau ein, ihr bislang südlichster<br />

Nachweis gelang in der niederbayerischen<br />

Donau (WEINZIERL et al. 1997, WITTMANN et<br />

al. 1999). Das Tier wurde, für Benthosorganismen<br />

ungewöhnlich, im Zuge einer Elektrobefischung<br />

im Uferblockwurf oberhalb Kramesau<br />

gefangen.<br />

Der aus dem Schwarzmeergebiet stammende<br />

Flohkrebs Dikerogammarus villosus<br />

wurde 1989 noch nicht im Untersuchungsgebiet<br />

gefunden. Die Art hat ähnlich wie D.<br />

haemobaphes in jüngster Zeit weite Gebiete<br />

Mitteleuropas kolonisiert. Im Ungarischen Donau-Stromabschnitt<br />

ist D. villosus seit Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts nachweisbar (DUDICH<br />

1927). Ab 1991 wird sie in Bayern oberhalb<br />

von Passau im Uferblockwurf gefunden (NESE-<br />

MANN et al. 1995), in den folgenden Jahren erfolgte<br />

eine starke Bestandszunahme. Die Einwanderung<br />

von D. villosus drängte D.<br />

haemobaphes stark zurück. Bis zur Einwande-<br />

Der Flohkrebs Corophium curvispinum ist ein häufiger Besiedler<br />

der Randbereiche der Sohle und des Uferblockwurfes;<br />

Zeichnung: verändert nach CARAUSU et al., 1955.<br />

99


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

rung von Obesogammarus obesus war D. villosus<br />

der dominante und oft massenhaft vorkommende<br />

Flohkrebs.<br />

Auch Echinogammarus ischnus entstammt<br />

dem Schwarzmeergebiet und ist im Ungarischen<br />

Stromabschnitt seit Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts nachweisbar (DUDICH 1927). Die<br />

Art ist offensichtlich schon seit längerer Zeit,<br />

etwa in den achtziger Jahren, in die obere Donau<br />

eingedrungen (TITTIZER & BANNING, pers.<br />

Mitt.), konnte aber im oberösterreichischen<br />

Untersuchungsgebiet im Jahre 1989 nicht erhoben<br />

werden. SCHULTE & WEINZIERL (1990) konnten<br />

die Art lediglich durch Einzelfunde am Jochenstein<br />

1980 und 1994 belegen. Im Wiener<br />

und Tullner Becken trat E. ischnus nach der<br />

Errichtung der Staustufe Greifenstein 1987 auf<br />

(PÖCKL 1988). Die Bestandsdichte hat seitdem<br />

offensichtlich überall zugenommen, denn E.<br />

ischnus wurde 1999 auch vereinzelt bei Engelhartszell<br />

gefunden.<br />

Der dritte neu ins Untersuchungsgebiet eingewanderte<br />

Flohkrebs Echinogammarus trichiatus<br />

kommt ursprünglich ebenfalls aus<br />

dem Schwarzen Meer. Die Art wurde erst in<br />

jüngster Zeit ab 1996 um Passau gefunden<br />

(WEINZIERL et al. 1997). Seine Ausbreitung dürfte<br />

wahrscheinlich durch die Schifffahrt begünstigt<br />

worden sein und auf punktueller Einschleppung<br />

beruhen. E. trichiatus besiedelte ab Sommer<br />

1998 auch die oberösterreichische Donau,<br />

seine Bestandsdichte nahm seither zu. Im gleichen<br />

Zeitraum wurde dieser Flohkrebs bei<br />

Wien noch nicht belegt, es kann daher ein<br />

noch unzusammenhängendes Verbreitungsmuster<br />

angenommen werden. Mit weiterer Ausbreitung<br />

ist aber zu rechnen. Bevorzugte Lebensräume<br />

in der Donau im Untersuchungsgebiet<br />

sind Flachwasserbereiche angeströmter<br />

Schotterbänke mit steinigen Substraten (Mesolithal).<br />

Obesogammarus obesus ist eine pontokaspische<br />

Art, die in den Unterläufen einiger<br />

großer Zuflüsse zum Schwarzen Meer vorkommt<br />

(CARAUSU et al. 1955). O. obesus ist weniger<br />

weit flussaufwärts verbreitet als andere<br />

100<br />

pontokaspische Flohkrebse und hat sich erst in<br />

jüngster Zeit stärker ausgebreitet. Früher war<br />

die Art nur aus der unteren Donau bekannt,<br />

mit obersten Fundstellen am Eisernen Tor (DU-<br />

DICH 1947, KARAMAN 1953). Bis etwa 1992 erreichte<br />

sie in der Donau den Budapester Raum<br />

(NESEMANN et al. 1995) und breitete sich danach<br />

sehr schnell bis in die obere Donau aus. Fast<br />

zeitgleich wurde O. obesus in der Kleinen Ungarischen<br />

Tiefebene (1994, CSÁNYI, pers. Mitt.),<br />

bei Klosterneuburg (Winter 1994/95), bei Passau<br />

und unterhalb von Regensburg (WEINZIERL<br />

et al. 1996) gefunden. Im Jahre 1998 war O.<br />

obesus in Augewässern in Wien (Geschirrwasser)<br />

vertreten. Im Hauptstrom der Donau entwickelte<br />

die Art bis 1999 sehr rasch individuenreiche<br />

Bestände und wurde stellenweise zum<br />

häufigsten Flohkrebs. Zum Teil scheint der zuvor<br />

aspektbestimmende Dikerogammarus villosus<br />

durch O. obesus zurückgedrängt worden<br />

zu sein.<br />

Neu im Untersuchungsgebiet ist seit 1998<br />

die aus Neuseeland nach Europa eingeschleppte<br />

Wattschnecke Potamopyrgus antipodarum.<br />

Sie wurde Mitte der achtziger Jahre<br />

erstmalig in Österreich nachgewiesen. Die Ausbreitung<br />

erfolgte rasch, gegenwärtig kommt<br />

die Art schon in einem Großteil der potentiell<br />

besiedelbaren Gewässer vor. P. antipodarum<br />

wird als widerstandsfähig gegenüber organischer<br />

Verschmutzung und tolerant gegenüber<br />

Salzgehalt eingestuft und kommt in stark beeinträchtigten<br />

Fließgewässern oft massenhaft<br />

als Folge fehlender Konkurrenz (vollständiger<br />

Ausfall der ursprünglichen Fauna) vor. In artenreichen<br />

Lebensgemeinschaften, wie sie<br />

auch für das Untersuchungsgebiet typisch sind,<br />

bleibt die Schnecke verhältnismäßig selten und<br />

nimmt nie eine dominierende Rolle ein.<br />

Der Flusssteinkleber Lithoglyphus naticoides<br />

gehört zu den Leit- oder Charakterarten<br />

metapotamaler Ströme und Tieflandflüsse. Die<br />

Schnecke bildet in pelo-rheophilen Lebensgemeinschaften<br />

oft Massenvorkommen aus und<br />

gehört zu den bezüglich Gewässergüte und<br />

Sauerstoffgehalt anspruchsvollen Arten. Sie


war noch vor etwa zwei Jahrzehnten in der<br />

österreichischen Donau weitgehend verschwunden<br />

und hat offensichtlich nur in wenigen<br />

Nebengewässern überlebt. Mittlerer Weile<br />

wurden wieder starke Bestandszunahmen in<br />

weiten Bereichen beobachtet und L. naticoides<br />

konnte auf allen geeigneten Weichböden des<br />

oberösterreichischen Untersuchungsabschnittes<br />

angetroffen werden. Die Schnecke wurde<br />

im Flachwasser auf Schlamm- und Sandsubstraten<br />

der neu gestalteten Uferstrukturen in<br />

Kramesau regelmäßig gefunden. Sie bevorzugt<br />

hier solche Bereiche im Kehrwasser oder Stillwasser,<br />

die durch die vorgelagerten Strukturen<br />

(Schotterinseln) geschützt sind und auch zu<br />

den optimalen Lebensräumen flussbewohnender<br />

Erbsen- und Kugelmuscheln gehören.<br />

9.4.5 Die Muschelfauna im<br />

Untersuchungsgebiet<br />

Die Muschelfauna im Untersuchungsgebiet<br />

wird von 10 Arten der Erbsen- und Kugelmuscheln<br />

gebildet.<br />

Die Flusskugelmuschel (Sphaerium rivicola)<br />

ist besonders in der Donau von Oberösterreich<br />

bis zur Wachau in höherer Stetigkeit<br />

verbreitet, fehlt aber in den Abschnitten im<br />

Tullner und Wiener Becken weitgehend. Die<br />

Art bevorzugt epi- bis metapotamale Regionen<br />

größerer Fließgewässer. Im Untersuchungsgebiet<br />

kam sie in teilweise individuenreichen Populationen<br />

in tieferen Zonen des Uferblockwurfes<br />

vor. S. rivicola gehört in Österreich zu<br />

den bestandsrückläufigen Arten, die große Teile<br />

ihrer früheren Verbreitung offenbar durch<br />

starke Gewässerverschmutzung verloren haben.<br />

Sie kommt gegenwärtig nur noch in Donau,<br />

March und Thaya in größeren Beständen<br />

vor.<br />

Sphaerium corneum zählt zu den typischen<br />

Arten der österreichischen Donau und<br />

ist hier auch sehr häufig. Sie wurde auch im<br />

Schlamm und Sand der neu geschaffenen Uferstrukturen<br />

bei Kramesau zahlreich angetroffen.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Ebenfalls konnte sich Pisidium supinum<br />

in den Uferbereichen gut etablieren. Diese für<br />

das Potamal großer Flüsse charakteristische Art<br />

war in den qualitativen Aufsammlungen der<br />

ufernahen Flachwasserbereiche oft die dominierende<br />

Kleinmuschel. Nur in geringer Individuenzahl<br />

trat dort die euryöke und weit verbreitete<br />

Erbsenmuschel Pisidium casertanum<br />

auf.<br />

Pisidium amnicum ist in Mitteleuropa im<br />

Fortbestand bedroht und rückläufig. Diese Muschel<br />

gehört in Österreich zu den stark gefährdeten<br />

Arten. Sie ist heute sehr selten und wurde<br />

in zahlreichen Fließgewässern der Ökoregion<br />

„Ungarische Tiefebene“ durch frühere Gewässerverschmutzung<br />

ausgelöscht. Erst innerhalb<br />

der neunziger Jahre konnte sich Pisidium<br />

amnicum ausgehend von wenigen isolierten<br />

Restpopulationen wieder punktuell erholen.<br />

Besonders in Oberösterreich erfolgten Bestandszunahmen<br />

in Traun und Donau. Sehr erfreulich<br />

ist auch die Wieder- oder Neubesiedlung<br />

der Engelhartszeller Donau, insbesondere<br />

die Kolonisierung der neu geschaffenen Uferstrukturen.<br />

Im Jahre 1989 kam P. amnicum nur<br />

vereinzelt im künstlich gestalteten Biotop<br />

Windstoß vor. 1999 wurde die Art regelmäßig<br />

im schlammig-sandigen Sediment der Still- und<br />

Kehrwasserzonen in Kramesau gefunden.<br />

Die Kleinmuschel Pisidium moitessierianum<br />

ist seltener Besiedler von Feinsedimenten<br />

Die Kugelmuschel (Sphaerium corneum) ist auf den neu geschaffenen<br />

Schotterstrukturen bei Kramesau häufig anzutreffen.<br />

101


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

langsam strömender Fließgewässer der Hügelländer<br />

und Niederungen. Die Art wurde 1999<br />

erstmalig für das Untersuchungsgebiet in Kramesau<br />

nachgewiesen. Sie wurde vor zehn Jahren<br />

noch nicht gefunden. Dieses neue Auftreten<br />

ist insofern erfreulich, als es mit dem positiven<br />

Effekt der Uferstrukturierungen in direktem<br />

Zusammenhang steht. Die Art ist in Österreich<br />

nur in unzusammenhängender Verbreitung<br />

bekannt und tritt nur in wenigen Gewässern<br />

mit höheren Individuenzahlen auf. Das<br />

bevorzugte Mikrohabitat von P. moitessierianum<br />

wird kaum von anderen Mollusken besiedelt,<br />

denn es handelt sich um lockere Feinsande<br />

mit Genisten aus Pflanzenteilen und Molluskenschalenresten.<br />

Hier lebt diese Erbsenmuschel<br />

auf der Sedimentoberfläche.<br />

9.4.6 Die Eintags-, Stein- und Köcherfliegenfauna<br />

im Untersuchungsgebiet<br />

Arteninventar<br />

Die aquatische Fauna der österreichischen Donau<br />

ist relativ gut bekannt. Zusammenfassende<br />

und abschnittsbezogene Inventarlisten finden<br />

sich u.a. bei MOOG et al. (1995, 2000). Von den<br />

bisher 1289 bekannten aquatischen Evertebratenarten<br />

in der Donau stellen die Insektenordnungen<br />

der Ephemeroptera (Eintagsfliegen –<br />

40 Arten), Plecoptera (Steinfliegen – 7 Arten)<br />

und Trichoptera (Köcherfliegen – 106 Arten)<br />

nur etwa 12 % der Gesamtfauna. Aufgrund der<br />

gut bekannten Autökologie und ihrer – relativ<br />

gesehen – langen aquatischen Lebensdauer,<br />

sind sie jedoch besonders aussagekräftig und<br />

stehen als Bioindikatoren in der Diskussion der<br />

ökologischen Funktionsfähigkeit von Fließgewässern<br />

oftmals im Vordergrund.<br />

Im Folgenden sollen einige wichtige Vertreter<br />

dieser Gruppen besprochen werden. Die<br />

vorliegende Benthosuntersuchung stellt allerdings<br />

– trotz Besammlungsterminen zu drei<br />

Jahreszeiten – eine Momentaufnahme innerhalb<br />

eines zeitlichen Kontinuums dar, die naturgemäß<br />

nur einen entwicklungsbedingten<br />

102<br />

Ausschnitt aus einer größeren Artenfülle der<br />

Donaufauna abbildet.<br />

Eintagsfliegen (Ephemeroptera)<br />

Neben weit verbreiteten und relativ euryöken<br />

Arten wie Baetis alpinus und B. rhodani, die<br />

weniger auf Strukturen als etwa auf die Strömungsgeschwindigkeit<br />

reagieren, finden sich<br />

auch seltenere Habitatspezialisten größerer<br />

Flüsse und Ströme im Untersuchungsgebiet.<br />

Die Eintagsfliege (Baetis alpinus) ist im Untersuchungsgebiet<br />

häufig anzutreffen.<br />

Darunter die filtrierende Art Ephoron virgo,<br />

welche in selbst gegrabenen Wohnröhren<br />

lebt. Ab den sechziger Jahren war diese zur<br />

Massenentwicklung neigende Art flächenhaft<br />

im Aussterben begriffen. Seit den achtziger Jahren<br />

breitet sie sich wieder aus und wurde in<br />

letzter Zeit punktuell in Deutschland (Rhein,<br />

Oder, Elbe, Main, Neckar) und auch an der<br />

Donau in Oberösterreich wieder in größerer<br />

Zahl beobachtet. Ursache für die Erholung der<br />

Populationen in Mitteleuropa ist vermutlich die<br />

Verbesserung der Wasserqualität. Zum Aufbau<br />

vitaler Populationen muss eine gute Sauerstoffversorgung<br />

auch in tieferen Sedimentschichten<br />

gewährleistet sein, was in kolmatierten Abschnitten<br />

und Stauen auszuschließen ist. Bevorzugte<br />

Habitate sind nach SCHLEUTER et al.<br />

(1989) tiefere Zonen, die durch ein Substratgemisch<br />

von Kies-Sand und Schluff charakterisiert<br />

sind. Es können aber auch die Unterseiten<br />

von Steinblöcken besiedelt werden (HAYBACH<br />

1998). Im Vergleich zu der in Mitteleuropa fast


völlig ausgestorbenen Palingenia longicauda,<br />

welche ebenfalls in solchen Wohnröhren in<br />

Lehmwänden lebt, dürfte Ephoron virgo hinsichtlich<br />

der besiedelbaren Substrate sowie der<br />

Flussgröße deutlich plastischer sein. Ein gravierender<br />

Einfluss auf die Populationen durch<br />

Neozoa ist nach neueren Untersuchungen von<br />

KURECK et al. (2001) nicht auszuschließen. Vor<br />

allem die Flohkrebsart Dikerogammarus villosus,<br />

ein pontokaspischer Einwanderer, scheint<br />

als räuberischer Organismus einen deutlich negativen<br />

Einfluss auf die Populationsdichten<br />

von E. virgo zu haben. Larve und Exuvien der<br />

im Sommer schlüpfenden Art konnten in den<br />

lenitischen (strömungsberuhigten) Bereichen<br />

der neu geschaffenen Schotterstrukturen beobachtet<br />

werden.<br />

Eine weitere stenotope Flussart ist Potamanthus<br />

luteus, die ebenfalls in hyporhithralen<br />

bis epipotamalen Abschnitten und hier<br />

in strömungsberuhigten Zonen auf Hartsubstraten<br />

auftritt. Je nach Entwicklungsstadium<br />

werden Algen von Steinoberseiten abgeweidet<br />

oder feinpartikuläres organische Material gefressen,<br />

daneben können auch mit den Vorderbeinen<br />

kleine Partikel aus der fließenden Welle<br />

gefiltert werden. Entsprechend dieser Fressgewohnheiten<br />

ist diese Art auf relativ grobkörniges<br />

und nicht verschlammtes Material angewiesen.<br />

Ihr Vorkommen in Kramesau wird allerdings<br />

schon bei JANECEK et al. (1991) erwähnt.<br />

Zu den algenabweidenden Formen zählen<br />

Arten der Gattung Ecdyonurus sowie die Art<br />

Die Eintagsfliege Heptagenia sp. lebt auf gröberen und stabilen<br />

Steinfraktionen.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Heptagenia sulphurea. Die bevorzugten<br />

Substrate dieser Arten sind gröbere und stabile<br />

Steinfraktionen (u.a. BANNING 1998). Staubereiche<br />

mit Feinfraktionen sind kein geeigneter<br />

Lebensraum. Schlüpfreife Tiere hielten sich in<br />

Kramesau bevorzugt in den unteren Böschungsbereichen<br />

auf strömungsberuhigten<br />

Mesolithalfraktionen auf.<br />

Steinfliegen (Plecoptera)<br />

Die ursprüngliche Plecopterenfauna großer<br />

mitteleuropäischer Flüsse und ihrer Nebenarmsysteme<br />

ist nur noch schwer zu rekonstruieren.<br />

Typische Elemente der Donau, des Rheins und<br />

der Weichsel wie Marthamea vitripennis, Xanthoperla<br />

apicalis, Oemopteryx loewii, Brachyptera<br />

trifasciata, Taeniopteryx araneoides und<br />

Isogenus nubecula müssen etwa seit Mitte unseres<br />

Jahrhunderts als ausgestorben gelten.<br />

Obwohl ihre z.T. massenhafte Entwicklung so<br />

auffallend war, dass z.B. Brachyptera braueri<br />

aufgrund dieses Phänomens von der an der<br />

Moldau ansässigen Bevölkerung als „Pragfliege“<br />

bezeichnet wurde (LANDA et al. 1997), liegen<br />

rezent nur noch wenige Funde isolierter<br />

Restpopulationen dieser Art vor. Von B. trifasciata<br />

wird 1868 berichtet, dass in den Italienischen<br />

Alpen Zweige unter dem Gewicht der<br />

Fliegen brachen (RAVIZZA & ZWICK 1981). Viele,<br />

vor allem kleinere und unauffällige Formen,<br />

dürften schon vor ihrer „wissenschaftlichen“<br />

Entdeckung aus den Flüssen verschwunden<br />

sein.<br />

Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden von<br />

BRAUER & LÖW (1857) folgende Arten für die<br />

Donau gemeldet: Isogenus nubecula, Oemopteryx<br />

loewii, Xanthoperla apicalis, Brachyptera<br />

braueri, Brachyptera trifasciata, Taeniopteryx<br />

araneoides, Perlodes microcephalus, Chloroperla<br />

tripunctata, Capnia nigra und Isoperla<br />

obscura.<br />

Die Gründe für den Niedergang der Plecopterenfauna<br />

sind vielfältig und berühren einen<br />

Komplex von abiotischen Generalfaktoren wie<br />

Substratverteilung, Strömungsgeschwindigkeit,<br />

Temperatur und Sauerstoffgehalt des Gewäs-<br />

103


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Die noch im vorigen Jahrhundert in der Donau lebende Steinfliege<br />

Brachyptera trifasciata gilt heute hier als ausgestorben.<br />

sers, auf dessen Veränderung besonders die<br />

empfindliche Gruppe der Steinfliegen sensibel<br />

reagiert. I. nubecula z.B. konnte noch bis in<br />

die 50-er Jahre mitten in Wien gefunden werden.<br />

Nachweise von Marthamea vitripennis,<br />

Isogenus nubecula und Isoperla obscura liegen<br />

aus der slowakischen Donau aus etwa der gleichen<br />

Zeit vor (BRTEK & ROTHSCHEIN 1964). Kurz<br />

darauf setzte der Bau von Kraftwerksanlagen<br />

ein. Es scheint, dass die Überlagerung der Effekte<br />

der Längs- und Querbauwerke die vermutlich<br />

durch Isolation schon geschwächten<br />

Populationen zum endgültigen Verschwinden<br />

gebracht hat.<br />

Auch wenn punktuell eine Wiederherstellung<br />

ehemaliger Strukturen und Lebensräume<br />

positiv zu sehen ist, ist eine Wiederkehr dieses<br />

Segmentes der Flussfauna durch Restrukturierungsmaßnahmen<br />

nur mehr schwer möglich.<br />

Charakteristische Flussarten sind nämlich insbesondere<br />

von der Fragmentierung ihrer Lebensräume<br />

betroffen, da Unterläufe naturgemäß<br />

in größerer Distanz voneinander entfernt<br />

liegen und ein genetischer Austausch bzw.<br />

eine Rekolonisierung daher eingeschränkt ist.<br />

Restpopulationen sind aus diesem Grund meist<br />

auch bei sehr geringen Veränderungen biotisch<br />

relevanter Faktoren durch ständige Ausdünnungseffekte<br />

extrem gefährdet.<br />

104<br />

Heutige Plecopterenfauna der Donau<br />

Rezent sind aus der Donau nur wenige Steinfliegenarten<br />

gesichert nachgewiesen. Brachyptera<br />

risi und Taeniopteryx schoenemundi<br />

konnten erst kürzlich von OFENBÖCK (1998) im<br />

Larvenstadium gefunden werden. Aus dem<br />

Oberen Donaubereich ist nach MARTEN (1997)<br />

die in Mitteleuropa extrem seltene und erst in<br />

jüngster Zeit wieder punktuell nachgewiesene<br />

Art Besdolus imhoffi bekannt. In Österreich<br />

lebt die Art in den Donauzubringern Steyr und<br />

Traisen. Ein ursprüngliches Vorkommen in der<br />

österreichischen Donau selbst bleibt fraglich.<br />

Unbestimmbare Larven der Gattungen Leuctra,<br />

Amphinemura und Chloroperla konnten bei<br />

Untersuchungen der Stromsohle von BRETSCHKO<br />

& SCHÖNBAUER (1996) festgestellt werden.<br />

Im Zuge vorliegender Studie konnten die<br />

Larven nicht näher bestimmbarer Arten der<br />

Gattungen Leuctra, Nemoura und Protonemura<br />

nachgewiesen werden. Zusätzlich konnte<br />

am Jochenstein überraschend Dinocras megacephala<br />

in der Lichtfalle gefunden werden.<br />

Eine auch heute noch aus der Donau bekannte Steinfliege ist<br />

Protonemura sp.


Köcherfliegen (Trichoptera)<br />

Mit etwa 100 Arten stellen die Köcherfliegen<br />

innerhalb des EPT-Komplexes den höchsten<br />

Anteil an der Donaufauna. Allerdings sind etwa<br />

die Hälfte der Arten auf die Auenbereiche<br />

(langsam durchflossene Seitenarme und Stillgewässer)<br />

beschränkt und kommen nur vereinzelt<br />

in der fließenden Donaustrecke vor.<br />

Die Köcherfliegenzönose im untersuchten<br />

Donauabschnitt wird vornehmlich aus strömungsliebenden<br />

und filtrierenden Formen der<br />

Gattung Hydropsyche gebildet. Die meisten der<br />

hier auftretenden Arten sind für große Flüsse<br />

kennzeichnend, vor allem Hydropsyche bulgaromanorum,<br />

H. contubernalis und H. exocellata.<br />

Der Nachweis letzterer Art in Engelhartszell<br />

ist als Erstfund für Österreich zu werten.<br />

Allerdings war die Art aus dem deutschen Abschnitt<br />

der Donau schon lange bekannt, mit einem<br />

Auftreten in Österreich war also zu rechnen.<br />

Neben den Flussarten konnten auch Arten<br />

mit meta- bis hyporhithraler Verbreitung – also<br />

Die Köcherfliege Odontocerum albicorne als erwachsenes<br />

Tier.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Bachformen – wie Odontocerum albicorne,<br />

Micrasema minimum, Oligoplectrum maculatum<br />

und Allogamus auricollis belegt werden<br />

(siehe unten).<br />

Artenverteilung der EPT-Taxa<br />

Wie schon erwähnt, sind die Strömungsgeschwindigkeit<br />

und damit verbunden die Substratstruktur,<br />

neben der Wassertemperatur und<br />

den Nahrungsressourcen, sogenannte Generalfaktoren<br />

für die Verteilung unterschiedlicher<br />

Organismen in aquatischen Ökosystemen.<br />

Mithilfe ihres selbst gesponnenen Netzes verschafft sich die<br />

Köcherfliege Hydropsyche sp. ihre Nahrung.<br />

Doch nicht alle Arten sind während ihrer larvalen<br />

Entwicklung an nur einen Lebensraum gebunden<br />

und können als ortstreu gelten. So befinden<br />

sich Erstlarven von Hydropsychen nahe<br />

der Eiablageplätze in der Strommitte und wandern<br />

im Zuge ihrer Entwicklung immer mehr in<br />

Ufernähe. Ein ähnliches Verhalten ist auch von<br />

Eintagsfliegen der Familie Heptageniidae bekannt.<br />

Eine Diskussion über Lebensraumpräferenzen<br />

etlicher Arten birgt bei Nichtberücksichtigung<br />

der unterschiedlichen Stadiengrößen<br />

daher die Gefahr einer unklaren Aussage<br />

in sich. Das Auftreten oder die Absenz vitaler<br />

Populationen einer Art kann von Habitattypen<br />

abhängig sein, die diese Art in einer Phase ihrer<br />

Entwicklung (Eiablageplätze, larval, während<br />

der sensiblen Phase des Schlupfes (Emergenz)<br />

oder als Adulttier/Partnerfindung) essentiell<br />

benötigt. Diese indirekte Wirkung von<br />

105


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Strukturen kann bei zeitlich punktuellen Beprobungen<br />

nur über das Gesamtartenspektrum<br />

beurteilt werden. Daher trägt die Summe aller<br />

Teillebensbereiche und ihre enge räumliche<br />

Vernetzung zum Bestand einer standorttypischen<br />

Zönose eines Gewässerabschnittes wesentlich<br />

bei.<br />

Das Einnischen unterschiedlicher Arten entlang<br />

des Strömungsgradienten kann anhand<br />

der habitatbezogenen Beprobungen mittels<br />

Baggerschiff und Taucher an einigen EPT-Spezies<br />

gut nachvollzogen werden. Vor allem die<br />

weniger stark angeströmten Bereiche der neu<br />

geschaffenen Strukturen werden von einer Reihe<br />

von Arten exklusiv besiedelt. Zu ihnen zählen<br />

vor allem Organismen, die strömungsberuhigtere<br />

Zonen mit guter Sauerstoffversorgung<br />

ohne Verschlammungstendenzen benötigen,<br />

wie die schon weiter oben besprochenen Eintagsfliegen<br />

Ephoron virgo und Potamanthus<br />

luteus. Darunter befinden sich weiters Weidegänger,<br />

wie die an der oberen Donau seltene<br />

Köcherfliegenart Glossosoma boltoni sowie die<br />

rhithralen Zerkleinerer Potamophylax sp. und<br />

Odontocerum albicorne. Ebenfalls strömungsberuhigte<br />

Bereiche benötigt Allogamus auricollis,<br />

da bei dieser Larve keine besonderen<br />

morphologischen Strömungsanpassungen vorhanden<br />

sind. Schlüpfreife und daher auf Artniveau<br />

bestimmbare Ecdyonurus venosus Larven<br />

konnten ebenfalls nur hier gefunden werden,<br />

ein Beispiel für oben besprochene Lateralwanderungen.<br />

An diese Bereiche schließt der Lebensraum<br />

„Sohle Rand“ an. Die Gewässertiefe und Strömungsgeschwindigkeit<br />

erhöhen sich, nur hier<br />

treten die Köcherfliegen Ceraclea annulicornis<br />

und Lepidostoma hirtum und die weit verbreitete<br />

Eintagsfliege Baetis alpinus auf. Der<br />

Weidegänger Heptagenia sulphurea tritt hinzu.<br />

Alle anderen Arten zeigen eine weitgehend<br />

indifferente Substratpräferenz. Für die schon<br />

erwähnten Filtrierer, zu denen auch v.a. Hydropsyche-Arten,<br />

Brachycentrus subnubilus<br />

und Oligoplectrum (Brachycentrus) macula-<br />

106<br />

tum zählen, sind vor allem stabile Flusssedimente<br />

in höherer Strömung von Bedeutung.<br />

Daher kommen sie – neben der Flusssohle –<br />

auch am Techno-Megalithal des Blockwurfes<br />

massiv vor.<br />

Verteilung der Fauna im Donauquerschnitt<br />

Unterzieht man das gesamte Makrozoobenthos<br />

einer Cluster-Analyse (mit Präsenz/Absenz-Daten),<br />

wird die Verteilung distinkter Artengemeinschaften<br />

entlang des Strömungs- und<br />

Korngrößengradienten auf die unterschiedlichen<br />

Strukturen der Donau im Lateralschnitt<br />

erkennbar. Die Zönose des Ufers trennt sich<br />

dabei am deutlichsten, hier dominieren Bewohner<br />

der Feinsubstrate in strömungsberuhigten<br />

Zonen. Die gefährdete Flusslibelle<br />

Gomphus vulgatissimus wurde beispielsweise<br />

ausschließlich hier gefunden.<br />

Die gefährdete Flusslibelle Gomphus vulgatissimus ist im Larvenstadium<br />

auf Feinsubstrate angewiesen.<br />

Die Fauna der Böschung zeigt bereits Ähnlichkeiten<br />

mit den Habitaten Blockwurf, „Sohle<br />

Mitte“ und „Sohle Rand“, separiert sich jedoch<br />

noch klar von diesen. Es treten schon vornehmlich<br />

Lithal-(Hartsubstrat-)besiedler gemischt<br />

mit Faunenelementen der Weichböden<br />

auf. Der Blockwurf und beide Lebensräume<br />

der Sohle („Sohle Mitte“ und „Sohle Rand“)<br />

werden von relativ einheitlichen Gesellschaften<br />

bewohnt, wobei zwischen den beiden Habitaten<br />

der Sohle aufgrund der vorliegenden Information<br />

keine Trennung mehr ersichtlich ist.


SohleMitte<br />

SohleRand<br />

Blockwurf<br />

Böschung<br />

Ufer<br />

Daraus wird ersichtlich, welche essentielle<br />

Funktion die ufernahen Flachwasserbereiche<br />

für das Gesamtartenspektrum besitzen und<br />

welche Faunensegmente im Falle beidseitiger<br />

Uferverbauungen ausfallen. Diese Resultate<br />

können zur Diskussion der Wasserrahmenrichtlinie<br />

um das Entwicklungspotenzial von<br />

„heavily modified waterbodies“ beitragen.<br />

9.4.7 Methodenvergleich Taucher/Schiff<br />

Die Gegenüberstellung der Beprobungsarten<br />

durch Taucher und Schiffsbagger erbringt<br />

wichtige Hinweise zur Methodik und Diskussion<br />

für ein künftiges Monitoring tiefer Fließstrecken<br />

der Donau.<br />

Tab. 9.7 fasst das Probendesign kurz zusammen<br />

und dient als Legende für die im Folgenden<br />

verwendeten Kurzbezeichnungen der Proben.<br />

Es werden jeweils einander bezüglich Ent-<br />

Taucher<br />

Tiefe<br />

[m] Substrat Schiff<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

1E-01 2,6E-01<br />

Distance (Objective Function)<br />

4,1E-01 5,7E-01 7,2E-01<br />

Abb. 9.15: Clusteranalyse für die unterschiedlichen Teillebensräume mit Präsenz/Absenz-Information.<br />

nahmetiefe entsprechende Teillebensräume<br />

gegenüber gestellt.<br />

9.4.7.1 Biomassen und Individuen<br />

Abb. 9.16 vergleicht die Gesamtbiomassen der<br />

Taucher- und Schiffproben. Bei Einzel-Balken<br />

gibt es kein entsprechendes Pendant der jeweils<br />

anderen Beprobungsart (siehe auch<br />

Tab. 9.7).<br />

Mit Ausnahme des Blockwurfes (ESCH V,<br />

EBU) ist in allen Teillebensräumen eine deutlich<br />

höhere mittlere Gesamtbiomasse bei den<br />

vom Taucher entnommenen Proben festzustellen.<br />

Der Vergleich der Gesamtindividuenzahlen<br />

in den einzelnen Entnahmetiefen liefert ein<br />

ähnliches Ergebnis (Abb. 9.17). Auch hier liegen<br />

die Individuenzahlen der vom Taucher<br />

entnommenen Proben über den entsprechenden<br />

Schiff-Proben, wiederum ist das Probenpaar<br />

ESCH V/EBU die Ausnahme.<br />

Tab. 9.7: Vergleich der Probenstellen vom 30./31.3.1999 (Tiefe, Substrat); K: Stellen in Kramesau, E: Stellen in Engelhartszell; zu<br />

den Substratabkürzungen siehe Tab. 9.1.<br />

Tiefe<br />

[m] Substrat Lebensraum<br />

KUB I 0,6 PSM<br />

KUB II 0,6 PSM<br />

KBO 0,4-1,0 PSM/MIL/MSL KSCH III 1,1-1,5 MSL/PSM/AKL Schotterstruktur<br />

KBU 2,9-3,9 PEL/PSM/MIL KSCH I+II 2,9-3,5 MSL/AKL Schotterstruktur<br />

KS 4,8-5,5 MSL KSCH IV-S 6,0 MSL „Ursohle“<br />

EBO 1,0 MGL<br />

EBU 2,0-3,0 MGL ESCH V 4,0-7,0 MGL Blockwurf<br />

ES 5,5 MIL/MSL ESCH VI-S 8,5 MSL/PSM „Ursohle“<br />

ESCH VII 2,0-2,5 MIL/AKL<br />

ESCH VIII 4,5 MAL/MSL<br />

107


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Gramm pro Quadratmeter<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

9.4.7.2 Taxazahl<br />

Mit Ausnahme des Bereiches „Engelhartszell<br />

Sohle“ sind auch die Taxazahlen der Tauchproben<br />

höher. Diese Ausnahme ist jedoch methodisch<br />

begründet, da einer einzelnen Tauchprobe<br />

das Ergebnis von sechs Schiffsproben gegenübergestellt<br />

wird.<br />

Diversität<br />

Beim Vergleich der Diversitätsindizes der beiden<br />

Beprobungsmethoden für die Schotterstruktur<br />

Kramesau ergeben sich ähnliche Wer-<br />

108<br />

KUB I<br />

KUB II<br />

KSCH III<br />

Individuen pro Quadratmeter<br />

160000<br />

140000<br />

120000<br />

100000<br />

80000<br />

60000<br />

40000<br />

20000<br />

0<br />

KUB I<br />

KUB II<br />

bunte Balken: Taucher<br />

blaue Balken: Schiff<br />

KBO<br />

KSCH I+II<br />

KBU<br />

bunte Balken: Taucher<br />

blaue Balken: Schiff<br />

KSCH III<br />

KBO<br />

KSCH I+II<br />

KBU<br />

KSCH IV-S<br />

KSCH IV-S<br />

KS<br />

KS<br />

EBO<br />

ESCH V<br />

EBU<br />

ESCH VI-S<br />

ES<br />

te: Der Index nach SHANNON & WEAVER ergibt 3,4<br />

bei den vom Taucher entnommenen Proben<br />

bzw. 3,04 bei den Schiff-Proben. Nach WILHM &<br />

DORRIS ergeben sich die Werte 4,9 (Taucher)<br />

und 4,38 (Schiff). Dieser Unterschied deutet<br />

auf eine größere Artenvielfalt in den Taucher-<br />

Proben hin.<br />

Für die Schotterstrukturen in Engelhartszell<br />

ergeben sich bei beiden Diversitätsindizes wiederum<br />

ähnliche Werte: Bei den Taucher-Proben<br />

ergibt der Index nach WILHM & DORRIS 4,7,<br />

bei den vom Schiff entnommen Proben 4,8.<br />

EBO<br />

ESCH V<br />

EBU<br />

ESCH VI-S<br />

ES<br />

Abb. 9.16: Vergleich der<br />

Gesamtbiomassen Taucher-<br />

Schiff mit Vertrauensgrenzen<br />

(95 %).<br />

Abb. 9.17: Vergleich der Gesamtindividuenzahl<br />

Taucher-<br />

Schiff mit Vertrauensgrenzen<br />

(95 %).


100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Nach SHANNON & WEAVER kommt es zu folgenden<br />

Ergebnissen: 3,26 (Taucher) und 3,33<br />

(Schiff).<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Anzahl Taxa<br />

Böschung oben<br />

Böschung unten<br />

Wilhm & Dorris<br />

Shannon & Weaver<br />

Sohle<br />

Taucher Schiff<br />

Taucher Schiff<br />

Kramesau Engelhartszell<br />

Abb. 9.19: Vergleich Diversitätsindices Taucher-Schiff.<br />

gemeinsame Taxa<br />

gesamt<br />

Schiff<br />

Taucher<br />

Blockwurf unten<br />

Sohle<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Abb. 9.18: Vergleich der<br />

Taxazahlen Taucher-Schiff.<br />

9.4.7.3 Biozönotische Kenngrößen<br />

Saprobielle Situation<br />

Trotz der unterschiedlichen Entnahmemethoden<br />

ergibt die saprobielle Auswertung für Kramesau<br />

ein ähnliches Bild. Bei der Taucher-Methode<br />

ergibt sich mit 61 eingestuften Taxa ein<br />

Saprobienindex von 2,17 und bei den vom<br />

Schiff aus entnommenen Proben (42 eingestufte<br />

Taxa) errechnet sich ein SI von 2,14. In beiden<br />

Fällen wird die Obergrenze von Gewässergüteklasse<br />

II indiziert.<br />

Auch in Engelhartszell wird bei beiden Entnahmemethoden<br />

die Gewässergüteklasse II indiziert:<br />

Bei den Taucher-Proben errechnet sich<br />

der SI bei 36 eingestuften Taxa zu 2,04 und bei<br />

den Schiff-Proben ergibt sich für den Saprobienindex<br />

der Wert 2,12 (mit 42 eingestuften<br />

Taxa).<br />

109


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Vergleich Verteilung der saprobiellen Valenzen Kramesau<br />

Fresstypenverteilung<br />

Entgegen der Änderung der Artenzusammensetzung<br />

bei den unterschiedlichen Entnahmemethoden<br />

ergeben sich beim Vergleich der<br />

funktionellen Fresstypenverteilung nur geringfügige<br />

Unterschiede. Lediglich im unteren Böschungsbereich<br />

ist ein unterschiedliches Bild in<br />

110<br />

Taucher<br />

xenosaprob<br />

oligosaprob<br />

beta-mesosaprob<br />

alpha-mesosaprob<br />

polysaprob<br />

Schiff<br />

Vergleich Verteilung der saprobiellen Valenzen EHZ<br />

6<br />

xenosaprob<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Taucher<br />

oligosaprob<br />

beta-mesosaprob<br />

alpha-mesosaprob<br />

polysaprob<br />

Abb. 9.20: Methodenvergleich der Saprobität in Kramesau. Abb. 9.21: Methodenvergleich der Saprobität in Engelhartszell.<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Sonstige<br />

Parasiten<br />

Räuber<br />

Holzfresser<br />

Blattminierer<br />

Taucher-KBO<br />

Detritusfresser<br />

passive Filtrierer<br />

aktive Filtrierer<br />

Weidegänger<br />

Zerkleiner<br />

Schiff-KSCH III<br />

Abb. 9.22: Vergleich der funktionellen Ernährungstypen Taucher-Schiff<br />

im Teillebensraum KBO (Kramesau Böschung).<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Taucher-KS<br />

Sonstige<br />

Parasiten<br />

Räuber<br />

Holzfresser<br />

Blattminierer<br />

Schiff<br />

der Fresstypenverteilung ersichtlich: hier überwiegen<br />

in den vom Taucher entnommenen<br />

Proben die aktiven Filtrierer, wohingegen in<br />

der Baggerprobe die Detritusfresser den<br />

Hauptanteil ausmachen.<br />

Generell bleiben aber die Maxima der Verteilungen<br />

in allen Fällen erhalten.<br />

Detritusfresser<br />

passive Filtrierer<br />

aktive Filtrierer<br />

Weidegänger<br />

Zerkleiner<br />

Schiff-KSCH IV-S<br />

Abb. 9.23: Vergleich der funktionellen Ernährungstypen Taucher-Schiff<br />

im Teillebensraum KS (Kramesau Sohle).


9.4.7.4 Diskussion<br />

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse des<br />

Methodenvergleichs ist im Kasten dargestellt.<br />

• Die mittlere Gesamtbiomasse ist bei den<br />

Schiffproben in allen Teillebensräumen,<br />

außer am unteren Blockwurf in<br />

Engelhartszell, geringer als bei den vom<br />

Taucher entnommenen Proben.<br />

• Die Gesamtindividuenzahlen sind bei<br />

den Schiffproben in allen<br />

Teillebensräumen, außer am unteren<br />

Blockwurf in Engelhartszell, geringer als<br />

bei den vom Taucher entnommenen<br />

Proben.<br />

• Die Taxazahlen sind bei den Schiffproben<br />

in allen Teillebensräumen, außer an der<br />

Sohle in Engelhartszell, geringer als bei<br />

den vom Taucher entnommenen Proben.<br />

• Beide Methoden dürften selektiv arbeiten:<br />

es wurden bei den verschiedenen<br />

Entnahmemethoden unterschiedliche Taxa<br />

erfasst.<br />

• Die biozönotischen Kenngrößen<br />

überstreichen unabhängig von der<br />

Sammelmethode ähnliche Bereiche<br />

(Saprobität, Diversität,<br />

Fresstypenverteilung).<br />

Die unterschiedliche Sammeleffizienz lässt<br />

sich wie folgt erklären:<br />

• Faunenmenge: Auch bei umsichtiger<br />

Handhabung des Schiffbaggers sind Abschwemmverluste<br />

beim Heben des Probengutes<br />

unvermeidlich. Auf diese Weise<br />

werden oberflächennahe, vor allem nicht<br />

sessile Organismen ausgedünnt. Beispielsweise<br />

bleiben im Vergleich zu 14 Wurmarten<br />

aus den Tauchproben nur mehr drei<br />

Wurmarten in den Schiffproben über.<br />

Vorteile des Schiffbaggers sind bei einer<br />

vollständigen Besammlung des Blockwurfes<br />

gegeben, da neben dem Hartsubstrat<br />

auch die Sedimente der Blockzwischenräume<br />

erfasst werden.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

• Artengarnitur: Die Entnahme der Tauchproben<br />

erfolgt gezielt, die Proben werden in<br />

einem Netz transportiert und können nicht<br />

mehr ausgedünnt werden. Mit dem Löffelbagger<br />

wiederum können Bereiche der<br />

Flusssohle entnommen werden, welche die<br />

physische Grenze des Tauchers bei der<br />

Probenentnahme bei weitem übertreffen.<br />

Generell ist hier festzuhalten, dass Tauchgänge<br />

in rasch überströmten Tiefen großer<br />

Flüsse eine gewaltige Gefahrenquelle<br />

darstellen und deshalb einer mechanisierten<br />

Vorgangsweise der Vorzug zu geben ist.<br />

Aus dem Methodenvergleich lassen sich folgende<br />

Schlüsse für die künftige Besammlung<br />

tiefer Donaustrecken ableiten:<br />

• Für mengenbezogene Aussagen (Biomasse,<br />

Individuendichte) sind Tauchproben<br />

vorzuziehen.<br />

• Die Erhebung des Artbestandes erfordert<br />

den Einsatz beider Methoden.<br />

• Für die Berechnung zönotischer Kenngrößen<br />

(Diversität, Saprobitätsindex, Fresstypenverteilung)<br />

kann auf je eine der Methoden<br />

zurückgegriffen werden.<br />

9.5 Der ökologische Zustand des<br />

Donaustaues Aschach im Licht<br />

der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />

Seit dem Jahr 2000 ist die österreichische Wasserwirtschaft<br />

verpflichtet, ihre Maßnahmen in<br />

ein umfassendes Gesamtkonzept zum europäischen<br />

Gewässermanagement einzubinden. Die<br />

legistische Grundlage dazu stellt die „Richtlinie<br />

des Rates der Europäischen Union zur Schaffung<br />

eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen<br />

der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik“<br />

– kurz „EU-Wasserrahmenrichtlinie“ dar<br />

(RAT DER EUROPÄISCHEN UNION 2000).<br />

111


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Im Artikel 1 dieser Richtlinie werden die Mitgliedsstaaten<br />

dazu aufgefordert, folgende Ziele<br />

zu verwirklichen:<br />

„Vermeidung einer Verschlechterung des<br />

ökologischen Zustands der Oberflächengewässer<br />

und Vermeidung ihrer Verschmutzung und<br />

Sanierung dieser Gewässer mit dem Ziel, in allen<br />

Oberflächenwasserkörpern [...] spätestens 15<br />

Jahre nach Inkrafttreten dieser Richtlinie einen<br />

guten Zustand der Oberflächengewässer bzw.<br />

im Falle stark veränderter oder künstlicher<br />

Wasserkörper ein gutes ökologisches Potential<br />

[...] der Oberflächengewässer zu erreichen.“<br />

Das in der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)<br />

festgeschriebene politische Ziel ist somit die<br />

Erhaltung oder Wiederherstellung des zumindest<br />

„guten ökologischen Zustandes“. Der Tatsache<br />

Rechnung tragend, dass die Gewässer<br />

der europäischen Kulturlandschaft einem starken<br />

und auch vielfältigen Nutzungsdruck ausgesetzt<br />

sind, bietet die WRRL die Möglichkeit,<br />

für stark veränderte Wasserkörper ein modifiziertes<br />

Güteziel festzulegen, das im Kontext<br />

der sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen<br />

Baggerschiff bei der Probenentnahme.<br />

112<br />

erreichbar ist. Solche Gewässer werden als „erheblich<br />

veränderte Wasserkörper“, im englischen<br />

Originaltext „heavily modified water bodies“,<br />

bezeichnet.<br />

Als „erheblich veränderte Wasserkörper“<br />

werden solche Gewässer definiert, die „durch<br />

physikalische Veränderungen durch den Menschen<br />

in ihrem Wesen erheblich verändert“<br />

wurden.<br />

Die Mitgliedstaaten können einen Oberflächenwasserkörper<br />

als künstlich oder erheblich<br />

verändert einstufen, wenn (WRRL, Artikel 4)<br />

a) die zum Erreichen eines guten ökologischen<br />

Zustands erforderlichen Änderungen der hydromorphologischen<br />

Merkmale dieses Körpers<br />

signifikante negative Auswirkungen<br />

hätten auf:<br />

i) die Umwelt im weiteren Sinne,<br />

ii) die Schifffahrt, einschließlich Hafenanlagen,<br />

oder die Freizeitnutzung,<br />

iii) die Tätigkeiten, zu deren Zweck das<br />

Wasser gespeichert wird, wie Trinkwasserversorgung,<br />

Stromerzeugung oder<br />

Bewässerung<br />

iv) die Wasserregulierung, den Schutz vor<br />

Überflutungen, die Landentwässerung;<br />

oder<br />

v) andere ebenso wichtige nachhaltige<br />

Entwicklungstätigkeiten des Menschen.<br />

b) die nutzbringenden Ziele, denen die künstlichen<br />

oder veränderten Merkmale des Wasserkörpers<br />

dienen, aus Gründen der technischen<br />

Durchführbarkeit oder aufgrund unverhältnismäßiger<br />

Kosten nicht in sinnvoller<br />

Weise durch andere Mittel erreicht werden<br />

können, die eine wesentlich bessere Umweltoption<br />

darstellen.<br />

Eine genaue Vorgangsweise zur Ausarbeitung<br />

von Kriterien, die zur Entscheidungsfindung<br />

für oder gegen eine Einstufung eines Gewässers<br />

als „heavily modified“ herangezogen<br />

werden können, steht allerdings noch aus. Gegenwärtig<br />

hat sich ein europäischer Arbeits-


kreis zur Lösung dieser wichtigen Entscheidungsprobleme<br />

etabliert („A Research Project<br />

on the Identification and Designation of Heavily<br />

Modified Waterbodies under the Water Framework<br />

Directive“).<br />

Die österreichische Donaustrecke bietet in<br />

bezug auf alle in Artikel 4 genannten Kriterien<br />

ein Paradebeispiel zur Diskussion der „heavily<br />

modified-Problematik“. Die Ergebnisse aus<br />

dem Untersuchungsgebiet im Stauwurzelbereich<br />

Aschach bieten wertvolle Informationen<br />

zur diesbezüglichen Beurteilung von Durchbruchsstrecken<br />

der Donau.<br />

Ohne dem zitierten europäischen Projekt<br />

vorgreifen zu wollen, wird die Situation im<br />

Stauwurzelbereich des Donaustaues Aschach<br />

im Kontext der Bestimmungen zur Ausweisung<br />

eines Gewässers als stark veränderter Lebensraum<br />

kurz skizziert.<br />

In Tabellenform (siehe Tab. 9.8) werden<br />

dazu die sich aus der hydro-morphologischen<br />

Situation abzuleitenden Pro- und Contra-Argumente<br />

einander gegenübergestellt. Die Pro-Argumente<br />

unterstützen eine Einstufung der untersuchten<br />

Donaustrecke in die allgemeine Kategorie<br />

von Oberflächengewässern (Zielzustand:<br />

guter ökologischer Zustand). Die Contra-Argumente<br />

würden eine Ausweisung des<br />

Untersuchungsabschnittes als „stark veränderter<br />

Wasserkörper“ befürworten (Zielzustand:<br />

gutes ökologisches Potential).<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Begünstigt durch die Situation als Durchbruchsstrecke<br />

sind trotz Aufstau durch das Donaukraftwerk<br />

Aschach zahlreiche donautypische<br />

Strukturen erhalten. Da im Untersuchungsgebiet<br />

die Donau in einem Talmäander<br />

das Granit/Gneis-Gebiet der Böhmischen Masse<br />

durchschneidet bleiben folgende Charakteristika<br />

fast unverändert:<br />

• die Linienführung des Flussschlauches<br />

• die Reduktion von Augebieten auf ufernahe<br />

Bereiche, da die Felsen und Hangwälder<br />

teilweise uferbildend wirken<br />

• die Zusammensetzung der Bettsedimente<br />

in der Stauwurzel<br />

• die Strömungsgeschwindigkeit im<br />

Stauwurzelbereich.<br />

Probengut der Stromsohle an der Oberfläche.<br />

Tab. 9.8: Gegenüberstellung der Kriterien für eine Ausweisung der Untersuchungsstrecke im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie.<br />

Kriterien Pro-Argumente Contra-Argumente<br />

Linienführung natürliche Linienführung<br />

erhalten<br />

Strömungsgeschwindigkeit um etwa 50 % geringer<br />

Gewässertiefe um 2,5 m erhöht<br />

Bettsedimente: (Strommitte)<br />

Stauwurzel natürlich bis naturnahe<br />

vor Wehr Feinsedimentanteil erhöht<br />

Geschiebeführung unterbunden<br />

Bettsedimente, Uferzone teilweise restauriert Blockwurf<br />

Augewässer keine natürlichen Augewässer<br />

Migrationsmöglichkeiten Schleuse größtenteils unterbrochen<br />

Laterale Vernetzung teilweise restauriert größtenteils gestört<br />

113


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Als negative Auswirkungen für die Erlangung<br />

eines guten ökologischen Zustandes sind<br />

anzusehen:<br />

• Erhöhung des Wasserspiegels um durchschnittlich<br />

2,5 m<br />

• unterbrochene Geschiebeführung durch<br />

das Oberliegerkraftwerk Jochenstein<br />

• Reduktion der Migrationsmöglichkeiten auf<br />

die Schleusenbereiche; dadurch keine Wandermöglichkeiten<br />

für viele wirbellose Tiere<br />

• Zerstörung vieler Uferbereiche durch<br />

Blockwurf<br />

• Reduktion der mittleren Strömung um 50 %.<br />

Aus Sicht der Benthoszönosen sind folgende<br />

Reaktionen der Bodenfauna auf die durch den<br />

Aufstau veränderten Milieubedingungen zu bemerken:<br />

• Die Restaurierung der Uferabschnitte<br />

ermöglicht eine (Wieder-)Besiedlung durch<br />

eine artenreiche und standorttypische<br />

Bodenfauna. Sogar vom Aussterben<br />

bedrohte Arten finden hier einen<br />

Lebensraum.<br />

• Die Tatsache einer Überstauung der<br />

Donausohle um etwa 2,5 m dürfte keine<br />

nachhaltige Schadwirkung auf die<br />

Bodenfauna mit sich führen.<br />

• Trotz der 50 % Reduktion der<br />

Strömungsgeschwindigkeit bleiben im<br />

Sohlbereich sowohl die Schotterfraktionen<br />

als auch Elemente der standorttypischen<br />

Fauna erhalten.<br />

114<br />

• Der Rückgang der mittleren Strömung<br />

führt insgesamt zu einer Potamalisierung<br />

der Benthoszönosen. Die vormals<br />

hyporhithral/epipotamal geprägte Fauna<br />

verschiebt sich zu einer epipotamalen/<br />

metapotamalen Zönose mit hohen Litoralund<br />

Profundalanteilen.<br />

• Als nachteilig für die Benthosfauna, wenn<br />

auch in vorliegender Studie nicht<br />

untersucht, ist das Fehlen der<br />

Geschiebenachfuhr anzusehen.<br />

• Schifffahrt (z.B. Transport durch<br />

Bilgewasser oder durch Sportboote), der<br />

Ausbau der Donau als Staukette sowie<br />

die künstliche Verbindung zum Main-<br />

Rhein-System fördert das teilweise<br />

dominante Auftreten wettbewerbsstarker<br />

Neozoen.<br />

In Bezug auf die Uferbereiche des Stauwurzelabschnitts<br />

ist auf Basis der Bodenfauna davon<br />

auszugehen, dass sich im Anschluss an<br />

eine Restaurierung der Litoralzonen eine<br />

Benthosbesiedlung einstellt, die einem guten<br />

ökologischen Zustand einer Donaufließstrecke<br />

entspricht. Die Reaktion der Bodenfauna auf<br />

Renaturierungsmaßnahmen im mittleren und<br />

unteren Staubereich kann auf Basis vorliegender<br />

Datenlage nicht abgeschätzt werden.<br />

Für die Sohlbereiche ist bei Beibehaltung<br />

der gegenwärtigen Nutzungsformen der Donau<br />

von einem Abweichen vom guten Zustand<br />

auszugehen. Allerdings ist für eine bindende<br />

Aussage die Ausarbeitung einer künftigen Beurteilungsmethode<br />

noch abzuwarten.


9.6 Zusammenfassung<br />

Die Wasserstraßendirektion renaturierte zur<br />

Verbesserung der naturräumlichen Situation im<br />

Stauwurzelbereich des KW Aschach einen<br />

1,2 km langen Uferbereich der Donau bei Engelhartszell.<br />

Ziel der Maßnahme ist die Wiederherstellung<br />

einer möglichst naturnahen, intakten<br />

Biozönose, welche die Anforderungen an<br />

ein ökologisch funktionsfähiges Gewässer erfüllt.<br />

Das Kapitel „Makrozoobenthos“ dokumentiert<br />

die Entwicklung der wirbellosen Bodenfauna<br />

im Anschluss an eine fünfjährige Stabilisierungsphase<br />

nach den Bauarbeiten von<br />

1993. Besondere Aufmerksamkeit wird einer<br />

Analyse der ökologischen Funktion der neugeschaffenen<br />

Schotterstrukturen geschenkt.<br />

Methodische Erkenntnisse:<br />

Die Beweissicherung umfasst Probenentnahmen<br />

aller Lebensraumtypen (Habitate) im Hinblick<br />

auf eine vollständige und flächenbezogene<br />

Erfassung der wirbellosen Bodenfauna (Makrozoobenthos).<br />

Im Zuge der sehr schwierigen<br />

Beprobung der Stromsohle werden verschiedene<br />

Methoden gewählt, ihre Praktikabilität an<br />

großen Flüssen getestet und für die künftige<br />

Anwendung diskutiert: Die Probenentnahme<br />

durch Taucher ist zwar risikoreich und zeitaufwändig,<br />

aber unentbehrlich für eine genaue<br />

Charakteristik von Dichte und Menge sowie<br />

Artenzusammensetzung der Bodenfauna. Das<br />

mit geringerem Aufwand zu entnehmende Probenmaterial<br />

aus der Schaufel von Baggerschiffern<br />

umgrenzt die Faunendichte zwar ungenau,<br />

liefert aber für zahlreiche Routineanwendungen<br />

hinreichend genaue Daten.<br />

Fauneninventar:<br />

Die neu geschaffenen Schotterstrukturen werden<br />

von eigenständigen und standorttypischen<br />

Faunengesellschaften strömungsberuhigter Zonen<br />

besiedelt. Diese Flachwasser-Zönosen zeigen<br />

deutliche Unterschiede zu denen der Sohle<br />

und des Blockwurfes. Eine hohe Anzahl von<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

157 Arten kommt ausschließlich auf den neuen<br />

Schotterstrukturen vor (68 % der Gesamttaxazahl).<br />

Vergleicht man die heutigen Befunde mit<br />

der Situation vor der Restrukturierung, so ist<br />

vor allem die höhere Artenvielfalt dieses Donauabschnittes<br />

durch die nun größere Habitatdiversität<br />

zu erwähnen. Die Fauna des außerhalb<br />

der Renaturierungszone befindlichen<br />

Blockwurfes weist Ähnlichkeiten mit jener der<br />

Stromsohle auf, ist jedoch artenärmer. Der<br />

Blockwurf bietet keinen Ersatz für strukturreiche<br />

Uferregionen, die v.a. von Weichbodenbesiedlern<br />

genutzt werden.<br />

Besiedlungsstruktur:<br />

Aus den Befunden lässt sich ableiten, dass die<br />

Schotterstrukturen eine nachweisbare Lebensraum-Bereicherung<br />

für das Makrozoobenthos<br />

darstellen. Sie bieten eine deutliche<br />

Aufwertung der naturräumlichen Situation im<br />

Stauwurzelbereich. Interessant ist die Tatsache,<br />

dass eine enge räumliche Einnischung speziell<br />

adaptierter Arten der Schotterstrukturen mit<br />

der Änderung des Strömungs-/Substrat-Gradienten<br />

einher geht. Beispielsweise besiedeln<br />

grabende Filtrierer wie Muscheln (Pisidium supinum,<br />

P. amnicum, P. moitessierianum,<br />

Sphaerium sp., Anodonta anatina, Unio pictorum)<br />

individuenreich den kiesig-sandigen<br />

Bereich der Uferstrukturen, während die sandig-schlammigen<br />

Zonen einer reichen Wurmund<br />

Zweiflügler-Gemeinschaft wichtigen Lebensraum<br />

bieten. Weidegänger wie die Eintagsfliege<br />

Ecdyonurus venosus oder die Hakenkäfer<br />

Elmis sp., Limnius sp. und die Köcherfliege<br />

Glossosoma boltoni präferieren hingegen<br />

stabile Hartsubstrate der Mikro-/Mesolithal-<br />

Fraktion.<br />

Naturschutz:<br />

Die eingebrachten Strukturen bieten über den<br />

ökologischen Aspekt hinaus einen geeigneten<br />

Lebensraum für die – teilweise sehr stark ge-<br />

115


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

fährdete – donautypische Muschel- und Wasserschnecken-Fauna.<br />

Sogar die heutzutage so<br />

selten gewordenen sandlebenden Fluss-Libellen<br />

(Gomphus vulgatissimus) oder Tieflandfluss-Eintagsfliegen<br />

(Ephoron virgo) können<br />

sich hier wieder ansiedeln. Die Schotterstrukturen<br />

erweisen sich damit sowohl hinsichtlich<br />

Fragen des Naturschutzes sowie des Erhaltes<br />

und der Wiederherstellung der ökologischen<br />

Funktionsfähigkeit als besonders wertvoll.<br />

Zoogeographie:<br />

Aus faunistischer Sicht sind zwei Erstnachweise<br />

für Österreich (Köcherfliegen: Hydropsyche<br />

exocellata, Süßwassergarnelen: Atyaephyra<br />

desmaresti) erwähnenswert. Weiters erfolgt<br />

durch vorliegende Studie eine Dokumentation<br />

116<br />

der Einwanderung von Neozoen (vor allem<br />

Kleinkrebse).<br />

Gewässerbewertung:<br />

Aus der vorliegenden Beweissicherung geht<br />

eindrucksvoll hervor, welche essentielle Funktion<br />

die ufernahen Flachwasserbereiche für das<br />

Gesamtartenspektrum und damit auch die ökologischen<br />

Funktionen besitzen und welche<br />

Faunensegmente im Falle beidseitiger Uferverbauungen<br />

ausfallen. Vorliegende Ergebnisse<br />

zeigen das ökologische Reservoir von Renaturierungsmaßnahmen<br />

in Durchbruchsstrecken<br />

der Donau auf und tragen wertvolle Datengrundlagen<br />

zur Diskussion der Wasserrahmenrichtlinie<br />

um das Entwicklungspotenzial von<br />

„erheblich veränderten Gewässerstrecken“ bei.


10 Zusammenfassende Kurzdiskussion<br />

10.1 Allgemeines<br />

Das „freie Fließen“ ist eines der wesentlichsten<br />

Kriterien in der flusstypischen Dynamik und<br />

somit Motor für die Entwicklung und das Weiterbestehen<br />

intakter aquatischer Zönosen. Diese<br />

Dynamik wurde in den fünfziger- und sechziger<br />

Jahren im Oberen <strong>Donautal</strong> stark eingeschränkt.<br />

Mit der Errichtung der Kraftwerke Jochenstein<br />

und Aschach entstanden völlig neuartige<br />

ökologische Bedingungen, die entscheidende<br />

Auswirkungen auf die gesamte aquatische<br />

Fauna haben. Auf Grund der verringerten<br />

Fließgeschwindigkeit ändern sich beispielsweise<br />

die Substratverhältnisse. In zentralen Staubereichen<br />

wird großflächig Feinsediment abgelagert,<br />

wobei der Schotter, der das natürliche<br />

Substrat der Donau bildet, bis zu mehreren<br />

Metern überdeckt wird. Diese neuen Faktoren,<br />

verringerte Fließgeschwindigkeit, geändertes<br />

Substrat und große Tiefen im Stau, bieten beispielsweise<br />

vielen Fischarten nur mehr unzureichende<br />

Voraussetzungen, um eigenständige,<br />

ausgewogene Populationen zu erhalten.<br />

In den Stauräumen änderte sich das Faunenbild<br />

gegenüber der freien Fließstrecke in charakteristischer<br />

Weise. Es hat eine Verschiebung<br />

von strömungsliebenden, donautypischen Arten,<br />

zu solchen, welche die Schwankungen lebenswichtiger<br />

Umweltfaktoren innerhalb weiter<br />

Grenzen ertragen, stattgefunden. Neben<br />

dem Aufstau erschwert auch die im Zuge der<br />

Stauerrichtung durchgeführte monotone Ausgestaltung<br />

der Ufer und der Verlust von Altwässern<br />

vielen Fischarten ein Aufkommen. Aber<br />

auch in Hochwasserfällen verschärfen sich für<br />

viele Arten die Lebensbedingungen in den<br />

Stauräumen. Rückzugsgebiete in Form von<br />

strömungsberuhigten, überschwemmten Bereichen,<br />

welche im ungestauten Zustand großflä-<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

chig vorhanden waren, fehlen im zentralen<br />

Stauraum.<br />

Das Ausmaß der Abweichung von der ursprünglichen<br />

Situation korreliert mit der Intensität<br />

des Staueinflusses. Die Abnahme der flusstypischen<br />

Ausprägung ist innerhalb der einzelnen<br />

Stauräume in Längsrichtung vom Staubeginn<br />

(Stauwurzel) zum Kraftwerk hin zu beobachten.<br />

Daraus leitet sich aus ökologischer<br />

Sicht die besondere Bedeutung von Stauwurzelbereichen<br />

ab. Diese Abschnitte weisen noch<br />

nennenswerte flusstypähnliche Charakteristika<br />

wie erhöhte Fließgeschwindigkeit, ausgeprägte<br />

Wasserstandsschwankungen und vergleichsweise<br />

geringe Wassertiefen auf.<br />

10.2 <strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Ökologische Voruntersuchungen (WAIDBACHER<br />

et al., 1991) aus dem Jahr 1989 zeigen, dass im<br />

Stauwurzelbereich des Donaukraftwerks<br />

Aschach ein Defizit in Bezug auf leitbildkonforme<br />

Uferstrukturelemente vorliegt. Dies spiegelt<br />

sich u.a. auch in extrem geringen Anteilen<br />

von standorttypischen Fischarten wider, welche<br />

speziell auf diese Strukturen angewiesen<br />

sind. Bestätigt wird dies auch anhand benthosbiozönotischer<br />

Untersuchungen, welche eindrucksvoll<br />

den Mangel an gewässertypischen<br />

Choriotopen dokumentieren. Zurückzuführen<br />

sind diese Defizite primär auf die Monotonie<br />

hinsichtlich Ausprägung der Uferzonen und<br />

der trogförmigen Flussprofile. Ableitend aus<br />

den Defiziten sind in dieser Arbeit Maßnahmen<br />

formuliert, welche das Ziel der ökologischen<br />

Aufwertung des Stauwurzelbereiches verfol-<br />

117


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

gen. Diese Maßnahmen orientieren sich am<br />

Leitbild flusstypischer Elemente, um zu gewährleisten,<br />

dass die neuentstandenen Habitate<br />

die ökologische Funktion ursprünglicher Lebensräume<br />

erfüllen. Zentrales Ziel ist dabei die<br />

Förderung der autochthonen Fauna.<br />

Im Rahmen von „Biotopprojekten“ realisierte<br />

die Wasserstraßendirektion vorgeschlagene<br />

Maßnahmen. Mit der Schaffung von seicht<br />

überströmten Schotterstrukturen und strömungsberuhigten<br />

Zonen wurde in Teilbereichen<br />

versucht, das Defizit an flusstypischen<br />

Elementen zu kompensieren. Das Gesamtvolumen<br />

der umgelagerten Schottermengen beträgt<br />

ca. 60.000 m 3 . Eine morphologische und sedimentologische<br />

Beweissicherung unmittelbar<br />

nach Bauabschluss dokumentiert Gestalt und<br />

Kornzusammensetzung der neugeschaffenen<br />

Strukturen.<br />

Fünf Jahre nach Bauabschluss beauftragte<br />

die Wasserstraßendirektion die Abteilung für<br />

Hydrobiologie der Universität für Bodenkultur<br />

mittels fischökologischer und benthosbiozönotischer<br />

Untersuchungen, die ökologische Wirksamkeit<br />

dieser Maßnahmen zu überprüfen.<br />

Parallel zu den biologischen Untersuchungen<br />

werden abermals morphologische und sedimentologische<br />

Erhebungen durchgeführt.<br />

Dank der vergleichenden morphologischen<br />

und sedimentologischen Erhebungen ist es<br />

möglich, die Sukzession der Strukturen zu belegen.<br />

Fischökologische und benthosbiozönotische<br />

Erhebungen zu verschiedenen Terminen dokumentieren<br />

einerseits saisonale Einnischungstrends<br />

und gewährleisten andererseits statistische<br />

Absicherung der Datensätze.<br />

10.3 Morphologie<br />

und Sedimentologie<br />

Über die morphologische und sedimentologische<br />

Entwicklung von künstlich geschaffenen<br />

Schotterstrukturen und deren Beständigkeit<br />

118<br />

bzw. granulometrische Sukzession liegen bis<br />

dato keine Datensätze vor. Vorliegende Arbeit<br />

erlaubt nun, erste richtungsweisende Aussagen<br />

mit Hilfe vergleichender Untersuchungen zu<br />

treffen. Sechs Jahre nach Bauabschluss lassen<br />

sich die Strukturierungsmaßnahmen in Bezug<br />

auf deren Beständigkeit wie folgt beurteilen.<br />

Innerhalb des Zeitraumes seit Errichtung der<br />

Strukturen wirkten Einflüsse wie Wellenschlag<br />

und Hochwässer auf die Strukturen ein. Vor allem<br />

in den Jahren 1996 und 1997 kam es auf<br />

Grund der vorherrschenden Abflussverhältnisse<br />

zum langzeitigen vollständigen Überströmen<br />

der Strukturen.<br />

Beim Vergleich der morphologischen Aufnahmen<br />

zeigt sich, dass die grundsätzliche<br />

Ausformung der Strukturen seit Errichtung als<br />

stabil zu bezeichnen ist. Dynamische Prozesse<br />

sind insofern zu bemerken, als sich bei vergleichsweise<br />

kleinräumigen Strukturen, wie Inseln<br />

und Buchten, morphologische Vergleichmäßigung<br />

einstellt. Für die Umgestaltung ist zu<br />

einem Großteil der Wellenschlag der Schifffahrt<br />

verantwortlich. Hochwässer haben in dem Zusammenhang<br />

weniger Einfluss. Demgegenüber<br />

wirken sich Hochwässer in Bezug auf Sedimentation<br />

von Feinsubstraten massiv aus. In<br />

strömungsberuhigten Zonen kommt es nach<br />

entsprechenden Abflussereignissen zu massiven<br />

Feinsedimentablagerungen. Zusammenfassend<br />

lässt sich die morphologische Entwicklung<br />

der Strukturen folgendermaßen skizzieren.<br />

Flache, großflächige Strukturelemente stellen<br />

relativ stabile Elemente dar. Ab- und Anlandungen<br />

sind kaum gegeben. An diesen Strukturen<br />

ist durch den Wellenschlag laterale Bewegung<br />

des Schotterkörpers bemerkbar, was<br />

positive Effekte in Hinblick auf die äußere Dekolmation<br />

mit sich bringt. Demgegenüber bewirkt<br />

die erodierende Kraft der Wellen im Fall<br />

von Kleinstrukturen, wie kleinen Inseln und<br />

Buchten, ein Abflachen bzw. ein „Umkippen“<br />

dieser Elemente. Weiters zeigt sich vor allem<br />

nach Durchgang entsprechender Hochwasserereignisse<br />

Sedimentation in strömungsarmen<br />

Bereichen. Neben zum Teil massiven Feinsedi-


mentablagerungen in strömungsarmen Zonen<br />

zeigen die Siebkornanalysen, dass im Zeitraum<br />

von sechs Jahren die Kornverteilungen auf den<br />

Schotterbänken nur unwesentlichen Veränderungen<br />

unterliegen. Bereits kurz nach Schüttung<br />

der Strukturen stellt sich ein vergleichsweise<br />

stabiles Gleichgewicht der Fraktionen<br />

ein. Vergleiche mit der Kornzusammensetzung<br />

natürlicher Schotterbänke in Fließstrecken der<br />

Donau zeigen, dass diese große Übereinstimmung<br />

aufweisen. In den Bereichen, wo Erosion<br />

vorherrscht, kommt es vermehrt zu Auswaschung<br />

von Feinanteilen. Dies betrifft hauptsächlich<br />

Inselzonen, welche auf Grund der Lateralbewegung<br />

des Schotters bei gleichzeitiger<br />

Verfüllung des Nebenarmes an Höhe verlieren.<br />

Interessante Aspekte ergeben sich im Zusammenhang<br />

mit der Weiterentwicklung von<br />

Strukturen mittels Feinsedimentanlandungen.<br />

Bei entsprechender Ausformung initiieren<br />

Strukturen massive Anlandungen. Diese Sedimentation<br />

ist limitiert durch den Gradienten<br />

der Fließgeschwindigkeit in Richtung Flussmitte.<br />

Der Strömungsgradient gewährleistet bei<br />

nachträglichem Überschütten der Anlandungen<br />

mit Schotter im angeströmten Bereich dauerhaft<br />

kiesige Substratverhältnisse. Gleichzeitig<br />

bieten die Feinsedimentanlandungen am Fuß<br />

der mit Steinsatz gesicherten Böschung optimale<br />

Standortbedingungen für Weiden, welche<br />

bei erhöhten Wasserständen wertvolle Refugialhabitate<br />

für Jungfische darstellen.<br />

Während Hochwasserereignissen bieten die eingestauten<br />

Weiden wertvolle Refugialräume.<br />

10.4 Fischökologie<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Die fischökologische Evaluierung der Strukturierungsmaßnahmen<br />

bringt den Nachweis der<br />

grundsätzlichen Funktionstüchtigkeit der neugeschaffenen<br />

Strukturen als Elemente zur Förderung<br />

einer leitbildkonformen Fischfauna.<br />

Dabei gelingt im Rahmen der Erhebungen der<br />

Nachweis einer großen Anzahl an FFH-Fischarten,<br />

die zum Teil hohen Gefährdungsgrad aufweisen.<br />

Zu diesen zählt auch der Semling, welcher<br />

im Rahmen vorliegender Studie erstmals<br />

seit den 60er Jahren in Österreich wieder nachgewiesen<br />

werden konnte. Nicht zuletzt dank<br />

vorliegender Datengrundlage wird das Obere<br />

<strong>Donautal</strong> auch als NATURA 2000-Gebiet nominiert.<br />

Verglichen mit der Situation vor Schaffung<br />

der Strukturen sind vor allem bei den Rheophilen<br />

um Vieles höhere Anteile in den Assoziationen<br />

nachzuweisen. Von diesen Arten besiedelt<br />

insbesondere die Leitfischart des Epipotamals,<br />

die Nase, die heterogenen, neugeschaffenen<br />

Schotterbänke in den höchsten Dichten. Ausgehend<br />

von hohen Zuwächsen in den Strukturierungsbereichen<br />

erfolgt auch eine sukzessive<br />

Besiedlung umliegender Bereiche durch rheophile<br />

Elemente.<br />

Trotz dieser Ausstrahlungseffekte kommt es<br />

aber in den unveränderten Strecken zu einem<br />

deutlichen Bestandesrückgang. Dieser betrifft<br />

das gesamte Artenspektrum und bleibt nicht<br />

auf eine spezielle ökologische Gruppe beschränkt.<br />

Zusammenhänge mit den Strukturierungsmaßnahmen<br />

sind auszuschließen, zumal<br />

dieser Trend zur Zeit an der gesamten österreichischen<br />

Donau erkennbar ist.<br />

Die Veränderungen in den Fischassoziationen<br />

der Strukturierungsbereiche zeigen eine<br />

Entwicklung in Richtung einer leitbildkonformen<br />

Fischvergesellschaftung und folgen einem<br />

einheitlichen Muster. In allen drei Strukturierungsstrecken<br />

sind neben hohen Dichteanstiegen<br />

auch gleichlaufende Verschiebungen in<br />

den Artenvergesellschaftung zu beobachten.<br />

119


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Charakteristisch ist ein Ansteigen der Abundanzen<br />

der Vertreter der rheophilen Gruppe,<br />

allen voran der Leitfischarten Nase und Barbe.<br />

Gleichzeitig findet aber auch eine Abnahme<br />

bisher dominierender Ubiquisten wie Aitel<br />

oder Aal statt. Prinzipiell sind hohe Abundanzen<br />

dieser Arten Ausdruck gestörter Fischzönosen<br />

und weisen auf unattraktive Verhältnisse<br />

für spezialisiertere Arten hin. Blockwurfufer in<br />

Stauzonen stellen solche Habitate dar. Das sukzessive<br />

Verschwinden dieser Arten aus den<br />

Strukturierungsbereichen bei einer gleichzeitigen<br />

Zunahme strömungsliebender Kieslaicher<br />

zeigt die hohe Qualität der Lebensräume.<br />

Ein kleinstrukturierter vielfältiger Lebensraum<br />

ist im Weiteren auch ein entscheidendes<br />

Kriterium für das erfolgreiche Aufkommen gewisser<br />

Arten. Anhand der Juvenilstadien der<br />

Nase, die eine enge Einnischung bezüglich der<br />

Parameter Fließgeschwindigkeit, Wassertiefe,<br />

Sohlsubstrat etc. aufweisen, wird die Bedeutung<br />

heterogener Strukturierungen deutlich.<br />

Mit den im Jahresverlauf schwankenden typischen<br />

Wasserständen der Donau zeigen einzelne<br />

Bereiche wechselnde abiotische Verhältnisse.<br />

Dabei ist Übereinstimmung der saisonalen<br />

Lebensraumpräferenzen mit der angebotenen<br />

Habitataustattung erforderlich. In den untersuchten<br />

Strukturierungsbereichen konnte diese<br />

positive Korrelation belegt werden.<br />

Neben dem Fehlen überströmter Schotterbänke<br />

wies die Voruntersuchung von 1989<br />

auch ein Defizit an Ruhigwasserbereichen auf.<br />

Die Erhebungen in einer neugeschaffenen Hakenbuhne<br />

dokumentieren die positiven Effekte<br />

vor allem für strömungsindifferente Arten.<br />

Insgesamt weist die rasche Besiedlung der<br />

verschiedenen Strukturierungsbereiche auf das<br />

hohe Revitalisierungspotential der Donau hin.<br />

Das große Artenspektrum und das Aufkommen<br />

von Arten mit zum Teil sehr spezifischen Einnischungen<br />

erfordert hohe Ansprüche an die<br />

Ausformung der Lebensräume.<br />

Die vorliegende Studie belegt die positive<br />

Wirkung der gesetzten Maßnahmen für die ursprüngliche<br />

Fischfauna. Mit der daraus resultie-<br />

120<br />

renden Verbesserung der fischökologischen<br />

Funktionsfähigkeit bestätigt sich die Richtigkeit<br />

des eingeschlagenen Weges durch Schaffung<br />

von Schotterstrukturen. Für eine nachhaltige<br />

und weitreichendere Entwicklung der autochthonen<br />

Fischfauna sollte darüber hinaus zukünftig<br />

das größtmögliche Raumpotential genutzt<br />

werden.<br />

10.5 Benthosbiozönose<br />

Die benthosbiozönotische Beweissicherung<br />

umfasst Aufsammlungen aller Lebensraumtypen<br />

(Habitate) in Hinblick auf eine vollständige<br />

und flächenbezogene Erfassung der wirbellosen<br />

Bodenfauna (Makrozoobenthos). Im<br />

Zuge der schwierigen Beprobung der Stromsohle<br />

werden verschiedene Methoden gewählt<br />

und ihre Praktikabilität an großen Flüssen getestet.<br />

Die neugeschaffenen Schotterstrukturen<br />

werden von eigenständigen und standorttypischen<br />

Faunengesellschaften strömungsberuhigter<br />

Zonen besiedelt. Diese Zönosen zeigen<br />

deutliche Unterschiede zu denen der Sohle<br />

und des Blockwurfes. Dieses Phänomen kann<br />

auch auf funktioneller Ebene anhand der<br />

Fresstypenverteilung, der Verteilung der biozönotischen<br />

Regionen und des unterschiedlichen<br />

Arteninventars im Donauquerschnitt nachvollzogen<br />

werden. Eine hohe Anzahl von 157 Arten<br />

kommt ausschließlich auf den Schotterstrukturen<br />

vor (68 % der Gesamttaxazahl).<br />

Es kann eine enge räumliche Einnischung<br />

speziell adaptierter Arten der Schotterstruktur<br />

gemäß des Strömungs-/Substrat-Gradienten<br />

beobachtet werden. Beispielsweise besiedeln<br />

grabende Filtrierer wie Muscheln individuenreich<br />

den kiesig-sandigen Bereich der Uferstrukturen.<br />

Weidegänger präferieren hingegen<br />

stabile Hartsubstrate der Mikro-/Mesolithal-<br />

Fraktion.<br />

Die eingebrachten Strukturen bieten darüber<br />

hinaus einen geeigneten Lebensraum für


die donautypische Muschel- und Wasserschnecken-Fauna,<br />

darunter einige gefährdete<br />

und rückläufige Arten. Auch sandlebende,<br />

heute seltene flusstypische Libellen oder Eintagsfliegen<br />

können sich hier ansiedeln. Die<br />

Schotterstrukturen erweisen sich damit sowohl<br />

hinsichtlich Fragen des Naturschutzes sowie<br />

der ökologischen Funktionsfähigkeit als besonders<br />

wertvoll.<br />

Vergleicht man die heutigen Befunde mit<br />

der Situation vor der Strukturierung, so ist vor<br />

allem die höhere Artenvielfalt dieses Donauabschnittes<br />

durch die nun größere Habitatdiversität<br />

zu erwähnen. Die Fauna des Blockwurfes<br />

weist Ähnlichkeiten mit jener der Stromsohle<br />

auf, sie ist jedoch artenärmer. Der Blockwurf<br />

bietet keinen Ersatz für strukturreiche Uferregionen,<br />

die v.a. von Weichbodenbesiedlern genutzt<br />

werden.<br />

Daraus lässt sich ableiten, dass die Schotterstrukturen<br />

eine nachweisbare Lebensraum-Bereicherung<br />

für das Makrozoobenthos darstellen.<br />

Sie bieten eine deutliche ökologische Aufwertung<br />

im Stauwurzelbereich.<br />

Aus faunistischer Sicht sind zwei Erstnachweise<br />

für Österreich (Köcherfliegen: Hydropsyche<br />

exocellata, Süßwassergarnelen: Atyaephyra<br />

desmaresti) erwähnenswert. Weiters erfolgt<br />

durch vorliegende Studie eine Dokumentation<br />

der Einwanderung von Neozoen (vor allem<br />

Kleinkrebse).<br />

Aus den vorliegenden Resultaten wird ersichtlich,<br />

welche essentielle Funktion die ufernahen<br />

Flachwasserbereiche für das Gesamtartenspektrum<br />

besitzen und welche Faunensegmente<br />

im Falle beidseitiger Uferverbauungen<br />

ausfallen. Darüberhinaus tragen die Ergebnisse<br />

wertvolle Datengrundlagen zur Diskussion der<br />

Wasserrahmenrichtlinie um das Entwicklungspotential<br />

der „heavily modified waterbodies“<br />

bei.<br />

10.6 Ökosoziale Aspekte<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Die Strukturierungsmaßnahmen zeigen nicht<br />

nur positive Effekte in Bezug auf die limnologischen<br />

Verhältnisse, sondern bedingen auch einen<br />

erheblichen Nutzungsdruck durch Angler,<br />

Bootsfahrer und Badegäste.<br />

Angler nutzen die ufernahen Schotterbänke<br />

auf Grund der leichten Zugänglichkeit während<br />

der ganzen Saison. Darüber hinaus ist in<br />

den Sommermonaten reger Badebetrieb zu beobachten.<br />

Einheimische, Feriengäste, sowie<br />

Radfahrer vom unmittelbar vorbeiführenden<br />

Radweg Passau - Wien verwenden die Schotterufer<br />

als Lager- und Badeplatz. Von Ruderern<br />

und Motorbootfahrern werden die Schotterbänke<br />

als Anlege- und Rastplätze benutzt.<br />

Ausgehend vom eigentlichen Errichtungsziel,<br />

die limnologischen Verhältnisse in der<br />

Stauwurzel zu verbessern, zeigt sich, dass mit<br />

der „Multifunktionalität“ der Strukturierungsmaßnahmen<br />

eine Vielzahl von Aufgaben erfüllt<br />

werden, welche weit über den eigentlichen Errichtungszweck<br />

hinausreichen.<br />

Dieser Effekt ist besonders hoch zu bewerten,<br />

da dadurch die Akzeptanz und das Verständnis<br />

für ökologisch orientierte Maßnahmen<br />

Freizeitnutzung der Strukturen.<br />

121


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

in der Gesellschaft wächst. Stand man anfangs<br />

der Schaffung von „Biotopen“ eher skeptisch<br />

gegenüber, so werden aktuell von den verschiedenen<br />

Nutzern auch für andere Bereiche<br />

ähnliche Maßnahmen gewünscht. Es ist allerdings<br />

zu gewährleisten, dass der eigentliche<br />

Errichtungszweck nicht außer Acht gelassen<br />

wird. Störung und starker Betritt beispielsweise<br />

verhindern das Aufkommen von Sukzessionsvegetation.<br />

Der grundsätzliche Ausschluss der<br />

Erholungssuchenden von derartigen Biotopen<br />

erscheint trotzdem nicht zweckmäßig. Verständnis<br />

für Zusammenhänge in der Natur<br />

kann der Mensch nur durch das Erleben der<br />

Natur erlangen. Erst wenn er den Wert von Lebensräumen<br />

selbst erfährt, ist er bereit für deren<br />

Erhaltung einzutreten. Um die Aktivitäten<br />

der Erholungssuchenden jedoch künftig zu<br />

lenken, sollte beim Bau bereits darauf geachtet<br />

werden, dass Zonen, die weniger leicht zugänglich<br />

sind, geschaffen werden. So könnte<br />

etwa ein größerer Anteil an Inselflächen diesem<br />

Umstand Rechnung tragen.<br />

Dieser Aspekt und vor allem die positiven<br />

Untersuchungsergebnisse unterstützen die Forderung<br />

nach weiteren Schotterstrukturen im<br />

122<br />

Stauwurzelbereich des Kraftwerks Aschach, da<br />

neben der quantitativen Erhöhung des Lebensraumangebotes<br />

auch der anthropogene Nutzungsdruck<br />

großräumiger verteilt werden würde.<br />

Nichtzuletzt ist mit einem Biotopverbundsystems<br />

auch wesentliche landschaftsästhetische<br />

Aufwertung gegeben, welche sich am<br />

Leitbild der ursprünglichen Flusslandschaft orientiert.<br />

Dies kommt wiederum einer Region zu<br />

gute, in der Fremdenverkehr ein wesentlicher<br />

Wirtschaftsfaktor ist. So ist in der EU-Wasserrahmenrichtlinie<br />

neben dem Ziel in ....erheblich<br />

veränderten Wasserkörpern spätestens<br />

15 Jahre das gute ökologische Potential zu erreichen.....<br />

auch die Forderung deponiert<br />

......den Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung<br />

von Gewässern stärker in andere politische<br />

Maßnahmen der Gemeinschaft zu integrieren,<br />

so z.B. in die Energiepolitik, die Verkehrspolitik,<br />

die Landwirtschaftspolitik, die Fischereipolitik,<br />

die Regionalpolitik und die<br />

Fremdenverkehrspolitik.<br />

Vorliegende Arbeit zeigt auf, dass gerade mit<br />

der Schaffung von leitbildkonformen Strukturen<br />

der richtige Weg gewählt wurde, mit dem<br />

eine Fülle von Zielen erreicht werden kann.<br />

Freizeitnutzung der Strukturen.


11 Literaturverzeichnis<br />

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nebst einer kurzen Charakteristik aller europäischen<br />

Neuropteren Gattungen.- Verlag<br />

Carl Gerold’s Sohn, Perlidae: 27-31, Wien.<br />

BRETSCHKO, G. & SCHÖNBAUER, B. (1996):<br />

Beschreibung der räumlichen und zeitlichen<br />

Verteilung der benthischen Lebensgemeinschaften<br />

und der Fischbiozönosen im Projektsbereich<br />

der KW Freudenau (Limnologische<br />

Beweissicherung). Band I: Limnologisches<br />

Zustandsbild. – Studie im Auftrag der<br />

Donaukraft, 225 pp.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

BRTEK, J. & ROTHSCHEIN, J. (1964): Ein Beitrag<br />

zur Kenntnis der Hydrofauna und des<br />

Reinheitszustandes des tschechoslowakischen<br />

Abschnittes der Donau.- Biologicke<br />

Prace 10 (5): 1-64.<br />

BUHMANN D., HUTTER, G. & LUTZ, S. (2001):<br />

Fließgewässer in Vorarlberg Gewässerinventar.<br />

Teil 1. Schriftenreihe Lebensraum<br />

Vorarlberg, Bd. 47. Amt der Vorarlberger<br />

Landesregierung. Bregenz.<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND<br />

FORSTWIRTSCHAFT (1999): Richtlinie zur<br />

Bestimmung der saprobiologischen Gewässergüte<br />

von Fließgewässern.- Wasserwirtschaftskataster,<br />

Bundesministerium für<br />

Land- und Forstwirtschaft ,Wien, 144pp.<br />

CARAUSU, S., DOBREANU, E. & MANOLACHE,<br />

C. (1955): Amphipoda, forme salmastre si de<br />

apa dulce.- Fauna Rep. pop. Romine,<br />

Crustacea 4 (4): 1-407.<br />

CHOVANEC, A., H. HEGER, V. KOLLER-KREI-<br />

MEL, O. MOOG, T. SPINDLER & H. WAID-<br />

BACHER (1994): Anforderungen an die Erhebung<br />

und Beurteilung der ökologischen<br />

Funktionsfähigkeit von Fließgewässern -<br />

eine Diskussionsgrundlage.- Österr. Wasserund<br />

Abfallwirtschaft 46, 11/12: 257-264.<br />

CHOVANEC, A., KOLLER-KREIMEL, V., MOOG,<br />

O. & WEISS S. (1996): Assessment of the<br />

ecological integrity of running waters – the<br />

Austrian approach. Proceedings of the International<br />

Workshop on Assessment and Classification<br />

of Rivers. 5.-7. Nov. 1995.<br />

DEDUAL; M. (1990): Biologie et Problèmes de<br />

Dynamique de Population du Nase (Chondrostoma<br />

nasus ) dans la Petite Sarine. Thèse<br />

du Doctorat de l‚universitè de Fribourg<br />

(Suisse).<br />

123


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

DIEPLINGER, K. (1994): Morphologische und<br />

sedimentologische Untersuchung der neugeschaffenen<br />

Schotterstrukturen im Stauwurzelbereich<br />

des Kraftwerks Aschach (Bereich<br />

Kramesau, Strom-km 2199,6 bis Stromkm<br />

2198,9, linkes Ufer) in Hinblick auf die<br />

fischökologischen Verhältnisse.- Diplomarbeit<br />

an der Universität der Bodenkultur,<br />

Wien, 80 pp.<br />

DUDICH, E. (1927): Neue Krebstiere in der<br />

Fauna Ungarns.- Arch. Balatonicum 1: 343-<br />

387.<br />

DUDICH, E. (1947): Die höheren Krebse (Malakostraka)<br />

der Mittel-Donau. – Fragm. faun.<br />

hung. 10: 125-132.<br />

EBERSTALLER, J., PINKA, P. & HONSOWITZ,<br />

H. (2001): Fischaufstiegshilfe Donaukraftwerk<br />

Freudenau. Überprüfung der Funktionsfähigkeit<br />

der FAH am KW Freudenau.<br />

Schriftenreihe der Forschung im Verbund.<br />

Bd. 72, im Auftrag der Austrian Hydropower<br />

AG, Wien.<br />

FISCHER, W. & SCHULTZ, P. (1999): Erstnachweis<br />

von Corbicula cf. fluminea (O.F. Müller<br />

1774) (Mollusca: Bivalvia: Corbiculidae) aus<br />

Österreich, sowie ein Nachweis von lebenden<br />

Microcolpia daudebartii acicularis (Ferussac<br />

1821) (Mollusca: Gastropoda: Melanopsidae)<br />

aus Bad Deutsch-Altenburg (NÖ,<br />

Österreich). Club Conchylia Informationen,<br />

Band 31 Heft 3/ 4, 23 – 26.<br />

FRITSCH, A. (1872): Die Fische Böhmens.- Arb.<br />

zool. Station Landesforsch. Böhmen: 111-<br />

116.<br />

HAYBACH, A. (1998): Die Eintagsfliegen (Insecta:<br />

Ephemeroptera) von Rheinland-Pfalz.<br />

Dissertation am Fachbereich Biologie der<br />

Johannes Gutenberg Universität, Mainz. 417<br />

pp.<br />

HECKEL, J. &. KNER, R. (1858): Die Süßwasserfische<br />

der Österreichischen Monarchie. Verlag<br />

von Wilhelm Engelmann, Leipzig:<br />

338pp.<br />

HERZIG, A. (1984): Zur Limnologie von Laufstauen<br />

alpiner Flüsse. - ÖWWV 36, H. 5/6:<br />

95-103.<br />

124<br />

HOFER, K. 1994: Verdriftung und Habitatwahl<br />

der Nase (Chondrostoma nasus, Linné 1758,<br />

Cyprinidae) während der Frühentwicklung.<br />

Diplomarbeit Universität Bern.<br />

HUET, M. (1954): Biologie, profiles en long et<br />

en travers des eaux courantes.- Bull. Franz.<br />

Pisc. 175: 41-53.<br />

HYDROGRAPHISCHES ZENTRALBÜRO IM<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND<br />

FORSTWIRTSCHAFT (1994): Die Wassertemperaturen<br />

in Österreich im Zeitraum<br />

1981-1990. Beiträge zur Hydrographie<br />

Österreichs, Heft Nr. 56: 207 pp.<br />

JANECEK, B. F. U. & MOOG, O. (1994): Das<br />

Makrozoobenthos als Indikator der ökologischen<br />

Funktionsfähigkeit von Hartsubstraten<br />

des Uferblockwurfes in Fluss-Stauräumen.-<br />

Wiss. Mitt. Niederösterr. Landesmuseum,<br />

8: 257-269.<br />

JANECEK, B. F. U., MOOG, O. & NESEMANN,<br />

H. (1991): Benthosbiozönotische Untersuchungen.-<br />

In: WAIDBACHER, H. et al.:<br />

Fischökologische Studie <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong>.<br />

Studie im Auftrag der Wasserstraßendirektion<br />

Wien, p. 100-146.<br />

JANISCH, R. (1980): Ergebnisse der fischereilichen<br />

Beweissicherung im Zusammenhang<br />

mit der Errichtung des Donaukraftwerkes<br />

Abwinden-Asten. Naturkundliches Jahrbuch<br />

der Stadt Linz:26: 31-102.<br />

JUNGWIRTH, M. & WAIDBACHER, H. (1989):<br />

Fischökologische Zielsetzungen bei Fließgewässerrevitalisierungen.<br />

Wiener Mitteilungen<br />

Band 88; 105 – 119.<br />

KARAMAN, S. (1953): Pontokaspische Amphipoden<br />

der jugoslawischen Fauna. – Acta<br />

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KARR, J.R. & E.W. CHU (1999): Restoring life in<br />

running waters. Better biological monitoring.-<br />

Island Press, Washington D.C. Covelo,<br />

California; 206 pp.


KAVKA, G., KRÄMER, D., KREITNER, P., MAU-<br />

THNER-WEBER, R., OFENBÖCK, G.,<br />

RAUCHBÜCHL, A., RODINGER, W., SIE-<br />

GEL, P. & VEKILOV, M. (2000): Wassergüte<br />

der Donau 1999.- Schriftenreihe des Bundesamtes<br />

für Wasserwirtschaft, Band 11,<br />

Wien, 125 pp.<br />

KECKEIS, H. (1998): Fortpflanzungsbiologie<br />

und ökologische Kennzeichnung der Laichgebiete<br />

von Flußfischen in Fließgewässern<br />

verschiedener Größenordnung. Endbericht.<br />

Forschungsauftrag des Bundesministeriums<br />

für Wissenschaft und Forschung. GZ.<br />

45.189/2-27b/91.<br />

KERSCHNER, T. (1956): Der Linzer Markt für<br />

Süsswasserfische, insbesondere in seiner<br />

letzten Blüte vor dem ersten Weltkrieg. Naturkundliches<br />

Jahrbuch der Stadt Linz: 119-<br />

155.<br />

KINZELBACH, R. (2000): Akklimatisationsgesellschaften.<br />

Neozoen – Newsletter der Arbeitsgruppe<br />

Neozoen, Nr. 3, 1 – 3.<br />

KURECK, A., BIEG, R. & OTTENBERG, R.<br />

(2001): Einfluss von Futtermenge und Neozoen<br />

auf die Überlebensrate und Wachstum<br />

von Ephoron virgo (Ephemeroptera) im<br />

Rhein.- DGL, Tagungsbericht 2000 (Tutzing).<br />

LANDA, V., HELESIC, J,. SOLDAN, T. &<br />

ZAHRADKOVA, S. (1997): Stoneflies (Plecoptera)<br />

in the River Vlatava, Czech Republic;<br />

a century of extinction.- in: Landolt, P.,<br />

& Sartori, M.: Ephemeroptera & Plecoptera,<br />

Biology-Ecology-Systematics, Fribourg/<br />

Switzerland: 288-29.<br />

LORI, T. (1871): Die Fische in der Umgegend<br />

von Passau. 9.Jahresbericht des naturhistorischen<br />

Vereines in Passau: 99-104.<br />

MARTEN, M. (1997): Ephemeroptera and Plecoptera<br />

of the River Danube in Baden-Württemberg.-<br />

in: Landolt, P., & Sartori, M.: Ephemeroptera<br />

& Plecoptera, Biology-Ecology-<br />

Systematics, Fribourg/Switzerland: 167-175.<br />

MAUCH, E. (1999): Das biologische Bild der<br />

Donau in Bayern.- Augsburg, 56 pp.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

MELCHER, A. (1999): Biotische Habitatmodellierung<br />

im Rahmen eines Gewässerbetreuungskonzeptes<br />

anhand der Lebensraumansprüche<br />

der Nase (Chondrostoma nasus),<br />

Diplomarbeit Univ. f. Bodenkultur, Wien.<br />

MOOG, O. & WIMMER, R. (1994): Comments<br />

to the water temperature based assessment<br />

of biocoenotic regions according to ILLIES &<br />

BOTOSANEANU.- Verh. Internat. Verein<br />

Limnol., Band 25: 1667-1673, E.<br />

Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung,<br />

Stuttgart.<br />

MOOG, O. (1992): Das Konzept der biozönotischen<br />

Regionen – ein Hilfsmittel zur Charakteristik<br />

anthropogener Einflüsse auf benthische<br />

Fließwasserzönosen. DGL - Erweiterte<br />

Zusammenfassungen der Jahrestagung<br />

1992, Band II: 622-626.<br />

MOOG, O. (1994): Ökologische Funktionsfähigkeit<br />

des aquatischen Lebensraumes.-<br />

Wiener Mitteilungen – Wasser, Abwasser,<br />

Gewässer, Band 120: 16-59 (Gewässerbetreuungskonzepte<br />

– Stand und Perspektiven),<br />

Wien.<br />

MOOG, O. [Ed.] (1995): Fauna Aquatica Austriaca,<br />

Lieferung Mai/95.- Wasserwirtschaftskataster,<br />

Bundesministerium für<br />

Land- und Forstwirtschaft.<br />

MOOG, O., BRUNNER, S. HUMPESCH, U. H. &<br />

SCHMIDT-KLOIBER, A. (2000): The distribution<br />

of benthic invertebrates along the<br />

Austrian stretch of the River Danube and its<br />

relevence as an indicator of zoogeographical<br />

and water quality patterns – part 2. Large<br />

Rivers Vol. 11, Nr. 4; Arch. Hydrobiol. Suppl.<br />

115/4; Wien, p. 473-509.<br />

MOOG, O., HUMPESCH, U. H. & KONAR, M.<br />

(1995): The distribution of benthic invertebrates<br />

along the Austrian stretch of the River<br />

Danube and its relevence as an indicator of<br />

zoogeographical and water quality patterns<br />

– part 1.- Arch. Hydrobiol. Suppl. 101; Large<br />

Rivers 9; E. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung;<br />

Stuttgart, p. 121 – 213.<br />

125


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

MOOG, O., NESEMANN, H., ZITEK, A. & MEL-<br />

CHER, A. (1999): Erstnachweis der Süßwassergarnele<br />

Atyaephyra desmaresti (Millet<br />

1831) (Decapoda) in Österreich.- Lauterbornia<br />

35: 67-70, Dinkelscherben.<br />

MUHAR, S., S. SCHMUTZ & JUNGWIRTH, M.<br />

(1995): River restoration concepts - goals<br />

and perspectives. - Hydrobiologia 303: 183 -<br />

194. Kluwer Acad.Publ., Belgium.<br />

NATIONALER UMWELTPLAN (NUP) (1995):<br />

Bundesministerium für Umwelt, Jugend und<br />

Familie: 324 pp.<br />

NESEMANN, H., PÖCKL, M., & WITTMANN,<br />

K.J. (1995): Distribution of epigean Malacostraca<br />

in the middle and upper Danube<br />

(Hungary, Austria, Germany).- Miscellaea<br />

Zoologica Hungarica 10: 49-68.<br />

OFENBÖCK, G. (1998): Kolonisationssampler<br />

zur Beprobung großer Flüsse.- Wasserwirtschaftskataster,<br />

Bundesministeriums für<br />

Land- und Forstwirtschaft Wien; 169 pp.<br />

ÖNORM M 6232 (1997): Richtlinien für die ökologische<br />

Untersuchung und Bewertung von<br />

Fließgewässern. – zweisprachige Fassung,<br />

Österreichische Normungsinstitut Wien.<br />

PENAZ, M. (1974): Early development of the<br />

nase carp (Chondrostoma nasus L.). Zoologicke<br />

Listy 3 (23); 275-288.<br />

PÖCKL, M. (1988): Bestimmungsschlüssel für<br />

Pericarida der österreichischen Donau<br />

(Crustacea, Malacostraca).- Wasser & Abwasser<br />

32: 89-110.<br />

POKORNY, B. (2000): Untersuchungen zur<br />

Drift und Habitatwahl der frühen Entwicklungsstadien<br />

der Nase (Chondrostoma nasus<br />

L.) an der Pielach. Diplomarbeit Univ. f.<br />

Bodenkultur, Wien.<br />

RAT DER EUROPÄISCHEN UNION (2000):<br />

Richtlinie des Rates zur Schaffung eines<br />

Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft<br />

im Bereich der Wasserpolitik.-<br />

Brüssel, Fassung vom Juli 2000.<br />

RAVIZZA, C. & ZWICK, P. (1981): Un dimenticato<br />

opusculo ottocentesco della letturata<br />

entomologica italiana.- Natura 72: 119-129.<br />

126<br />

SCHIEMER, F. & WAIDBACHER, H. (1992).<br />

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Fish Fauna, John Wiley & Sons, Ldt.<br />

SCHIEMER, F., JUNGWIRTH, M. & IMHOF, G.<br />

(1994): Die Fische der Donau – Gefährdung<br />

und Schutz. Ökologische Bewertung der<br />

Umgestaltung der Donau. Grüne Reihe des<br />

Bundesministeriums für Umwelt, Jugend<br />

und Familie. Band 5.<br />

SCHLEUTER, A., SCHLEUTER, M. & TITTIT-<br />

ZER, T (1989): Beitrag zur Autökologie von<br />

Ephoron virgo (Olivier).- Spixiana 12<br />

(2):135-144.<br />

SCHMIDT-KLOIBER, A., MOOG, O. & GRAF,<br />

W. (1999): Biozönotische Charakteristik und<br />

naturräumliche Bewertung der linksufrigen<br />

Donau-Auen des Tullner Beckens auf Basis<br />

makrozoobenthischer Indikatoren.- Band 50<br />

– Schriftenreihe Forschung im Verbund:<br />

Gießgang Greifenstein Makrozoobenthos;<br />

Wien, 198 pp.<br />

SCHMUTZ, S., KAUFMANN, M., VOGL, B.,<br />

JUNGWIRTH, M. (2000): Methodische<br />

Grundlagen und Beispiele zur Bewertung<br />

der fischökologischen Funktionsfähigkeit<br />

österreichischer Fließgewässer. Studie im<br />

Auftrag des BMLF Wien.<br />

SCHUBERT, M., (1998): Verhalten und Präferenzen<br />

der Jungstadien von Nase (Chondrostoma<br />

nasus L.) und Äsche (Thymallus thymallus<br />

L.) unter Berücksichtigung standorttypischer<br />

Faktoren. Diplomarbeit Ludwig-<br />

Maximillian-Universität, München.<br />

SCHULTE, H. & WEINZIERL, A. (1990): Beiträge<br />

zur Faunistik einiger Wasserinsektenordnungen<br />

(Ephemeroptera, Plecoptera,<br />

Coleoptera, Trichoptera) in Niederbayern.-<br />

Lauterbornia 6: 1-83, Dinkelscherben.<br />

SHANNON, C. E. & WEAVER, W. (1948): The<br />

mathematical theory of communication.-<br />

Univ. Illinois Press; Urbana, Illinois.<br />

SIEBOLD, C.T..E. (1863): Die Süßwasserfische<br />

von Mitteleuropa. Verlag von Wilhelm Engelmann,<br />

Leipzig: 430pp.


SPINDLER, T. (1997). Fischfauna in Österreich,<br />

Ökologie - Gefährdung - Bioindikation -<br />

Gesetzgebung. Umweltbundesamt, Wien.<br />

STEIN, H. (1989): Ökologische Zustandserfassung<br />

und Beweissicherung Untere Isar –<br />

Fachteil Fischfauna.<br />

STEINHÖRSTER, U. (1996): Präferenzen juveniler<br />

Nasen (Chondrostoma nasus). In: 3.Symposium:<br />

Ökologie, Ethologie und Systematik<br />

der Fische. Salzburg.<br />

STEINMANN, P., KOCH, W. & SCHEURING, L.<br />

(1937): Die Wanderung unserer Süßwasserfische.<br />

Dargestellt auf Grund von Markierungsversuchen.<br />

Zeitschrift für Fischerei<br />

und deren Hilfswissenschaften 35, 369-467.<br />

TITTIZER, T. & SCHLEUTER, A. (1989): Über<br />

die Auswirkungen wasserbaulicher Maßnahmen<br />

auf die biologischen Verhältnisse in<br />

den Bundeswasserstraßen.- Deutsche Gewässerkundliche<br />

Mitteilungen (DGM) 33,<br />

Heft 3/4: 91-97.<br />

TITTIZER, T. (1990): Über den Einfluß hydrodynamischer<br />

und gewässermorphologischer<br />

Faktoren auf das Makro-zoobenthos<br />

der Donau und ihrer Nebenflüsse. Kurzreferat,<br />

28. Arbeitstagung der Internationalen<br />

Arbeitsgemeinschaft Donauforschung<br />

(IAD), 79 – 89.<br />

TITTIZER, T. (1996): Vorkommen und Ausbreitung<br />

aquatischer Noezoen (Makrozoobenthos)<br />

in den Bundeswasserstraßen.- in:<br />

Gebhardt, H., Kinzelbach, R. & Schmidt-Fischer,<br />

S. (Hrsg.): Gebietsfremde Tierarten -<br />

Auswirkungen auf einheimische Arten, Lebensgemeinschaften<br />

und Biotope - Situationsanalyse:<br />

p. 49-86, Ecomed, Landsberg.<br />

TITTIZER, T. (1997): Auswirkung der Stauregelung<br />

auf das Makrozoobenthos der Donau.-<br />

IAD Limnologische Berichte Donau - Band<br />

II - 32. Konferenz der IAD Wien/Österreich;<br />

Wien, p.147 – 160.<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

WAIDBACHER, H., HAIDVOGL, G. & WIM-<br />

MER, R. (1996): Beschreibung der räumlichen<br />

und zeitlichen Verteilung der benthischen<br />

Lebensgemeinschaften und der Fischbiozönosen<br />

im Projektsbereich des KW<br />

Freudenau (Limnologische Beweissicherung).<br />

Bd. 2, Fischökologische Verhältnisse.<br />

Gutachten im Auftrag der Donaukraftwerke<br />

AG.<br />

WAIDBACHER, H., ZAUNER, G., KOVACEK, H.<br />

& MOOG, O. (1991): Fischökologische Studie<br />

oberes <strong>Donautal</strong> in Hinblick auf Strukturierungsmaßnahmen<br />

im Stauraum Aschach<br />

(Oberösterreich). Im Auftrag der Wasserstraßendirektion.<br />

WAIDBACHER, H. (1989): Veränderungen der<br />

Fischfauna durch die Errichtung des Donaukraftwerkes<br />

Altenwörth. In: HARY, N. &<br />

NACHTNEBEL, H.P.: Ökosystem-Studie Donau-stauraum<br />

Altenwörth, Veränderungen<br />

durch das Donaukraftwerk Altenwörth.<br />

Österr. Akademie der Wissenschaften. Veröff.<br />

D. MAB Programmes; Bd. 14, Wien.<br />

WEINZIERL, A., POTEL, S. & BANNING, M.<br />

(1996): Obesogammarus obesus (Sars 1894)<br />

in der oberen Donau (Amphipoda, Gammaridae).-<br />

Lauterbornia 26: 87-89, Dinkelscherben.<br />

WEINZIERL, A., SEITZ, G. & THANNEMANN,<br />

R. (1997): Echinogammarus trichiatus (Amphipoda)<br />

und Atyaephyra desmaresti (Decapoda)<br />

in der bayerischen Donau.- Lauterbornia<br />

31: 31-32, Dinkelscherben.<br />

WILHM, J. L. & DORRIS, T. C. (1968): Biological<br />

Parameters of Water Quality.- Bioscience 18:<br />

477-481.<br />

WITTMANN, K. J., THEISS, J., & BANNING, M.<br />

(1999): Die Drift von Mysidaceen und Dekapoden<br />

und ihre Bedeutung für die Ausbreitung<br />

von Neozoen im Main-Donau-System.-<br />

Lauterbornia 35: 53-66, Dinkelscherben.<br />

127


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

WÖSENDORFER H. & LEBERL, S. (1987): Uferzonen<br />

der Donau von Wien bis zur Marchmündung,<br />

Landschaftsökologische Untersuchung<br />

von Strom-km 1920-1880. Wasserstraßendirektion<br />

Wien, 39 pp.<br />

ZAUNER, G., DIEPLINGER, K. & SCHLÖGL, R.<br />

(1996): Morphologische und sedimentologische<br />

Beweissicherung der neugeschaffenen<br />

Schotterstrukturen im Stauwurzelbereich<br />

des Kraftwerkes Aschach; Bereich Engelhartszell<br />

Strom-km 2201,8 - 2201,4, rechtes<br />

Ufer; Bereich Kramesau Strom-km 2199,6-<br />

2198,9 und Bereich Schattenthal Strom-km<br />

2198,3-2197,8, linkes Ufer. Im Auftrag der<br />

Wasserstraßendirektion.<br />

ZAUNER, G. & KARL, B. (1996): Vorstudie Donaulandschaft<br />

Eferdinger Becken, Rahmenbedingungen<br />

und generelle Möglichkeiten<br />

zur Verbesserung der ökologischen Situation<br />

im Überflutungsbereich der Donau zwischen<br />

Aschach und Ottensheim. Im Auftrag<br />

der Wasserstraßendirektion.<br />

ZAUNER, G. & EBERSTALLER, J. (1999): Klassifizierungsschema<br />

der österreichischen Flußfischfauna<br />

in Bezug auf deren Lebensraumansprüche,<br />

Österr. Fischerei, Jg. 52, Heft 8/<br />

9; 198-205.<br />

ZAUNER, G. & PINKA, P. (2000): Fischökologie<br />

in: MUHAR (2000): Beurteilung flußbaulicher<br />

Maßnahmen an der Oberen Drau in<br />

Hinblick auf die Verbesserung der ökologischen<br />

Funktionsfähigkeit, Studie im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für Land- und<br />

Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.<br />

ZAUNER, G. (1998). Der Semling – eine verschollene<br />

Fischart wurde wiederentdeckt.<br />

Österreichs Fischerei, 10: 218.<br />

128


12 Glossar<br />

abiotisch: unbelebt bzw. nicht durch Leben<br />

oder biologische Systeme bedingt<br />

Abundanz: Anzahl von Organismen in bezug<br />

auf eine Flächen- oder Raumeinheit<br />

adult: erwachsen (geschlechtsreif)<br />

Akal: Fein- und Mittelkies; 0,2-2 cm<br />

allochthon: anderenorts entstanden, gebietsfremd,<br />

nicht heimisch, nicht bodenständig<br />

alpha-mesosaprob: Bezeichnung für stark<br />

verunreinigtes Wasser (Güteklasse III, Signalfarbe<br />

gelb)<br />

amphibische Zonen: Übergangsbereiche<br />

zwischen Land und Wasser<br />

Amphipoda: Flohkrebse<br />

anaerob: Milieu ohne freien oder gebundenen<br />

Sauerstoff<br />

anthropogen: durch menschlichen Einfluss<br />

bedingt<br />

Artendominanz: Vorherrschen von Arten<br />

Assoziation: gemeinsames Vorkommen von<br />

zwei oder mehreren Arten in einem Bestand<br />

autochthon: bodenständig, biotopeigen; im<br />

selben Gebiet oder Biotop entstanden<br />

autotroph: sich ohne Mitwirkung anderer Lebewesen<br />

ernährend<br />

Benthal: Bodenzone eines Gewässers<br />

Benthos: Gesamtheit der im Benthal lebenden<br />

Organismen<br />

beta-mesosaprob: Bezeichnung für mäßig<br />

verunreinigtes Wasser (Güteklasse II, Signalfarbe<br />

grün)<br />

Biomasse: Gewicht einer Organismengruppe<br />

pro Flächen- oder Volumseinheit<br />

biotisch: belebt, lebend; auf die biologischen<br />

Aspekte der Umwelt eines Organismus bezogen<br />

Biozönose: Lebensgemeinschaft in einem Lebensraum<br />

Bivalvia: Muscheln<br />

Chironomidae: Zuckmücken<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Choriotop: Teillebensräume eines Gewässers,<br />

die sich über das Substrat differenzieren<br />

und meist mosaikartig miteinander verflochten<br />

sind<br />

Coleoptera: Käfer<br />

CPOM: grobes organisches Material, z.B. Falllaub<br />

Crustacea: Krebstiere<br />

Dekolmation: Freispülen des Schotters<br />

Detritus: Gesamtheit der toten organischen<br />

Partikel, die im Wasser schweben oder am<br />

Grund des Gewässers abgelagert sind<br />

disjunkt: vom übrigen Verbreitungsareal einer<br />

Art räumlich getrennt<br />

distinkt: bestimmt, deutlich<br />

Diversität: Artenmannigfaltigkeit, Artenreichtum,<br />

Bezeichnung für die Vielfalt in Organismengemeinschaften<br />

beurteilt nach Artendichten<br />

und Einheitlichkeit der Individuendichten<br />

dominant: vorherrschend bzw. häufig<br />

Dominanz: prozentualer Anteil einer Organismengruppe<br />

an der Gesamtindividuenzahl<br />

einer Organismengemeinschaft<br />

Ephemeroptera: Eintagsfliegen<br />

epilithisch: auf der Gesteinsoberfläche<br />

Epipotamal: Barbenregion<br />

Epirhithral: Obere Forellenregion<br />

Eulimnion: Freiwasserkörper<br />

euryök: Bezeichnung für Organismen, die<br />

Schwankungen lebenswichtiger Umweltbedingungen<br />

innerhalb weiter Grenzen ertragen<br />

(Gegensatz: stenök)<br />

eutroph: reich an Nährstoffen<br />

Evertebraten: wirbellose Tierwelt<br />

Exuvie: abgelegte Tierhaut (z.B. bei Häutung<br />

von Insekten)<br />

Fauna: Gesamtheit der Tierarten eines bestimmten<br />

Gebietes<br />

Fischfauna: Fischwelt<br />

129


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Flussmorphologie: Ausformung, Gestalt und<br />

Struktur des Flussbettes<br />

Furkation: Aufgabelung eines Flusses in verschiedene<br />

Teilarme<br />

Gastropoda: Schnecken<br />

Gilde: Gruppe von Arten mit ähnlichen Strategien<br />

der Ressourcennutzung oder ähnlichen<br />

Lebensformtypen<br />

Habitat: Lebensraum eines Organismus oder<br />

einer Gemeinschaft innerhalb eines Biotops<br />

Heteroptera: Wanzen<br />

Hirudinea: Egel<br />

Hydrachnidia: Wassermilben<br />

Hyporhithral: Äschenregion<br />

hyporheisches Interstitial: durchflossenes<br />

Lückensystem der Gewässersohle<br />

Ichthyozönose: Fischgemeinschaft<br />

Imago: erwachsenes Stadium bei Insekten<br />

indifferent: Bezeichnung für Organismen, die<br />

keine ausgeprägte Präferenz bezüglich eines<br />

lebensraumbestimmenden Faktors (z.B.<br />

Fließgeschwindigkeit) zeigen<br />

Indikator: Zeiger, Anzeiger<br />

Indikatorart: Art, die (beweiskräftige) Hinweise<br />

auf andere Merkmale gibt<br />

Inundationsfläche: Überflutungsfläche<br />

Interspezifisch: zwischenartlich, zwischen<br />

Arten<br />

Intraspezifisch: innerartlich, innerhalb von<br />

Arten<br />

juvenil: jugendlich (nicht geschlechtsreif)<br />

Kolmation: Auflandung, Aufschlickung durch<br />

Absetzen von Sinkstoffen<br />

Konkurrenz: Wechselbeziehung zwischen<br />

Organismen (oder Arten)<br />

Krenal: Lebensraum der Quellen<br />

Kriterium: Ausprägung eines Merkmals, die<br />

für Klassifikations- und Bewertungszwecke<br />

herangezogen wird (z.B. Artenzahl)<br />

lateral: seitwärts gelegen<br />

Leitfähigkeit: (unspez.) Summenparameter<br />

des Gesamtionenhaushaltes<br />

lenitisch: Bezeichnung für einen durch langsam<br />

fließendes Wasser gekennzeichneten<br />

Biotop<br />

Limnologie: Lehre von den Binnengewässern<br />

130<br />

limnophil: Bezeichnung für Organismen, die<br />

ruhige Gewässer bevorzugen<br />

Lithal: Steine, Fels<br />

lithorheophil: Bezeichnung für aquatische<br />

Organismen, die vorzugsweise auf Steinen<br />

vorkommen und hohe Fließgeschwindigkeit<br />

bevorzugen<br />

Litoral: die Uferzone von Gewässern<br />

lotisch: Bezeichnung für einen durch schnellfließendes,<br />

turbulentes Wasser gekennzeichneten<br />

Biotop<br />

Makrolithal (Blöcke): grobes Blockwerk,<br />

etwa kopfgroße Steine vorherrschend mit<br />

variablen Anteilen von Steinen, Kies und<br />

Sand; 20-40 cm<br />

Makrophyten: submerse Wasserpflanzen,<br />

inkl. Moose und Characeen, lebende Pflanzenteile;<br />

Wurzelbärte, Ufergrasbüschel etc.;<br />

Bezeichnung für alle mit bloßem Auge deutlich<br />

erkennbaren pflanzlichen Organismen<br />

Makrozoobenthos: Sammelbezeichnung für<br />

Tiere, die den Gewässerboden bewohnen<br />

und zumindest in einem Lebensstadium mit<br />

freiem Auge sichtbar sind<br />

Megalithal: große Steine und Blöcke, anstehender<br />

Fels; > 40 cm<br />

Mesohabitat: Teillebensraum, meist als gewässermorphologisch<br />

einheitlicher Teillebensraum<br />

bezeichnet<br />

Migration: Wanderung<br />

Mikrohabitat: unmittelbarer Aufenthaltsort eines<br />

Individuums<br />

Mikrolithal: Grobkies (Taubenei- bis Kinderfaustgröße)<br />

mit Anteilen von Mittel- und<br />

Feinkies sowie Sand; 2-6,3 cm<br />

Nematoden: Fadenwürmer<br />

Neozoa: aus entfernten Gebieten oder anderen<br />

Kontinenten nach 1492 (neu) eingewanderte<br />

oder eingebürgerte Tierarten<br />

Nische: Summe aller abiotischen und biotischen<br />

Faktoren, die auf einen Organismus<br />

einwirken. Ort oder Lebensraum, der diese<br />

Bedingungen aufweist, die für eine erfolgreiche<br />

Existenz eines Organismus in einem<br />

gegebenen Habitat notwendig sind. Rolle<br />

eines Organismus im Ökosystem


Ökosystem: funktionelle Einheit von Lebewesen<br />

und ihrer Umwelr in der Biosphäre, ein<br />

offenes System – durch Stoffkreisläufe zur<br />

Selbstregulierung befähigt, nie scharf abzugrenzen<br />

Ökoton: Übergangszone zwischen zwei oder<br />

mehreren verschiedenen Gemeinschaften<br />

Odonata: Libellen<br />

Oligochaeta: Wenigborster<br />

oligosaprob: Bezeichnung für kaum verunreinigtes<br />

Wasser (Güteklasse I, Signalfarbe<br />

blau)<br />

oligotroph: nährstoffarm<br />

Pelal: Schlick, Schluff, Ton und Schlamm; <<br />

0,063 mm<br />

pelophil: schlammliebend<br />

pelorheophil: Bezeichnung für aquatische<br />

Organismen, die vorzugsweise auf Feinsedimenten<br />

vorkommen und höhere Fließgeschwindigkeiten<br />

bevorzugen<br />

phytophil: Bezeichnung für tierische Organismen,<br />

die mit Vorliebe Pflanzen besiedeln,<br />

die der Ernährung, aber auch als Wohn-,<br />

Schutz- und Jagdraum dienen<br />

piscivor: fischfressend<br />

polysaprob: Bezeichnung für übermäßig verschmutztes<br />

Wasser (Güteklasse IV, Signalfarbe<br />

rot)<br />

pontisch: Verbreitungsangabe für Organismen,<br />

die im Einzugsgebiet des Schwarzen<br />

Meeres vorkommen<br />

pontokaspisch: Verbreitungsangabe für Organismen,<br />

die im Einzugsgebiet des Aralsees,<br />

des Schwarzen und Kaspischen Meeres vorkommen<br />

Population: Reproduktionsgemeinschaft in einem<br />

abgegrenzten Raum<br />

Populationsdynamik: Wechsel von Populationsdichten<br />

in Raum und Zeit<br />

Potamal: sommerwarme (> 20°C) sandigschlammige<br />

Zone eines Fließgewässers;<br />

große Temperaturschwankungen im Jahresverlauf<br />

Potamon: die im Potamal lebenden Organismen,<br />

auch Potamocoen<br />

<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

Prädation: Räuberdruck<br />

Präferenz: Bevorzugung<br />

Profundal: der sich an das Litoral anschließende,<br />

lichtarme bis lichtlose Bodenbereich des<br />

Süßwassers<br />

Psammal: Sand; 0,063-2 mm<br />

Refugialraum: Refugium; Rückzugsgebiet (Erhaltungsgebiet)<br />

für bestimmte Arten (Relikte)<br />

oder Lebensgemeinschaften<br />

Reproduktion: Vermehrung<br />

Revitalisierung: Wiederbelebung<br />

rheobiont: Bezeichnung für Organismen, die<br />

(ausschließlich) in Gewässern mit starker<br />

Strömung leben<br />

rheophil: Bezeichnung für Organismen, die<br />

sich mit Vorliebe in Gewässern mit starker<br />

Strömung aufhalten<br />

Rhithral: sommerkalte (< 20°C), steinig-kiesige<br />

Zone eines Fließgewässers<br />

Ripal: Uferzone<br />

Saprobiensystem: eine Zusammenstellung<br />

von Organismen, deren ökologischer Verbreitungsschwerpunkt<br />

(Vorkommen und<br />

Häufigkeit) in bestimmten Belastungszonen<br />

eines Gewässers liegt und die für solche Belastungszustände<br />

daher eine Indikatorfunktion<br />

haben; wird zur Charakterisierung der<br />

Gewässergüte herangezogen<br />

Saprobienindex: kennzeichnet die Gewässerverschmutzung<br />

Schluff: Feinsediment; Korngröße 0,0063 –<br />

0,002 mm<br />

Schwebstoffe: die durch Turbulenzen im Wasser<br />

in Schwebe gehaltenen Partikel (mineralische<br />

und/oder organische)<br />

Sediment: Anhäufung von Lockermaterial, das<br />

durch mechanische oder chemische Zerstörung<br />

von Festgesteinen entstanden ist<br />

semiterrestrisch: Bezeichnung für Organismen,<br />

die den Land-Wasser-Übergang besiedeln<br />

und sowohl im Wasser als auch an<br />

Land leben können<br />

sessil: Bezeichnung für Organismen, die unfähig<br />

zu aktiver Fortbewegung sind<br />

stagnophil: ruhigwasserliebend<br />

131


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

stenök: Bezeichnung für Organismen, die<br />

Schwankungen lebenswichtiger Umweltfaktoren<br />

nur innerhalb enger Grenzen ertragen<br />

(Gegensatz: euryök)<br />

stenotop: Bezeichnung für Organismen, die<br />

eine enge Verbreitung haben; d.h. in nur<br />

wenigen, sehr ähnlichen Biotopen vorkommen<br />

stochastisch: vom Zufall bedingt/abhängig<br />

Sukzession: die gesetzmäßige zeitliche Abfolge<br />

verschiedener Pflanzen- oder/und Tiergesellschaften<br />

bzw. Lebensgemeinschaften<br />

am selben Ort nach Änderung wichtiger<br />

Standortfaktoren oder nach tiefgreifenden<br />

Störungen des Lebensraumes.<br />

Taxon/Taxa: systematische Gruppe, d.h. eine<br />

Einheit des biologischen Systems<br />

Techno-Megalithal: Uferblockwurf, Fraktion<br />

größer 40 cm Korndurchmesser<br />

Trichoptera: Köcherfliegen<br />

vagil: frei beweglich<br />

Valenz: Reaktionsbreite einer Art gegenüber<br />

einem bestimmten Umweltfaktor<br />

Vertebrata: Wirbeltiere<br />

Fotonachweis<br />

Titelseite und Umschlag: A. Schmidt-Kloiber, G. <strong>Zauner</strong><br />

Bild S. 12 und 20 links: Grenzkraftwerke (GKW)<br />

Bild S. 13: Büro ORCA<br />

Luftbild S.14: AHP; freigegeben vom BM f. Landesverteidigung mit Zl. 309614-Luft/III/60<br />

Bild S. 70 links unten: A. Zitek, rechts unten: Ch. Wiesner<br />

Bild S. 71 links unten: A. Melcher<br />

Bilder Kapitel 9: A. Schmidt-Kloiber<br />

Restliche Bilder: G. <strong>Zauner</strong><br />

132


<strong>Pilotstudie</strong> <strong>Oberes</strong> <strong>Donautal</strong><br />

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