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Toplitzbach - Hochwasserschutz mit fischökologischer Fachplanung

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<strong>Toplitzbach</strong> – <strong>Hochwasserschutz</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>fischökologischer</strong> <strong>Fachplanung</strong><br />

Photodokumentation & Baubericht<br />

Verfasser:<br />

Zauner Gerald<br />

Ratschan Clemens<br />

ezb – TB Zauner<br />

TB für Angewandte Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft<br />

Siedlungstraße 140<br />

4090 Engelhartszell a.d. Donau<br />

zauner@ezb-fluss.at Tel.Nr. 07717 / 717611 FAX:07717 / 717644<br />

Engelhartszell, im Juni 2004


ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

1 Einleitung und Kurzcharakterisierung des Gebietes<br />

Natürliche Seeausrinne sind grundsätzlich durch ungewöhnlich hohe Fischbestände<br />

gekennzeichnet, welche vor allem durch Faktoren wie das ausgeglichene Abflussregime, die<br />

kontinuierliche Nährstoffzufuhr und in weiterer Folge gute Entwicklung von benthischen<br />

Invertebraten zurückzuführen sind („lake effect“). Weiters trägt aber auch eine freie<br />

Durchwanderbarkeit von Fluss – Seen – Systemen zu einer hohen Produktivität bei, weil<br />

dadurch unterschiedliche Altersstadien von Fischen die optimalen Lebensräume hinsichtlich<br />

Laichsubstrat, Temperatur, Nahrungsverfügbarkeit, Prädationsrisiko etc. aufsuchen können.<br />

Der <strong>Toplitzbach</strong> ist insofern eine Besonderheit, als er auf kurzer Strecke zwei Seen verbindet:<br />

Er fließt auf einer Strecke von 1,5 km vom Toplitzsee (718 m.ü.A.) in den Grundlsee (708<br />

m.ü.A.) und überwindet dabei eine Höhendifferenz von etwa 10 m, was einem Gefälle von<br />

etwa 7%0 entspricht.<br />

Schon seit langer Zeit wurden hier durch den Menschen wasserbauliche Eingriffe getätigt,<br />

welche aufgrund dieses langen Bestehens oft nicht mehr wahrgenommen bzw. als natürlich<br />

akzeptiert werden. Allerdings werden bei detaillierter, unvoreingenommener Betrachtung<br />

deutliche Defizite in der Gewässerstruktur deutlich. Besonders aber weist der verhältnismäßig<br />

geringe Fischbestand, welcher im Zuge der Ist – Bestandserhebung des fischökologischen<br />

Monitorings erhoben wurde, deutlich auf strukturelle Defizite im System hin, die die oben<br />

genannten positiven Faktoren in diesem Seeausrinn überlagern.<br />

Abbildung 1: Lage des Projektgebietes. Quelle: Alpenvereinskarte Nr. 15/1 Totes Gebirge West, Stand<br />

1996.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Die wesentlichsten und gravierendsten anthropogenen Maßnahmen wurden gesetzt, um den<br />

<strong>Toplitzbach</strong> für die Holzdrift zu adaptieren. Beim Ausrinn wurde eine Klause errichtet,<br />

welche nicht fischpassierbar ist und alljährlich dutzenden bis hunderten Fischen, die zum<br />

Laichen aus dem Toplitzsee in den Bach absteigen, am Wiederaufstieg in den See hindert.<br />

Auf der gesamten Strecke wurden im Gewässer liegende Steine ausgeräumt und teils am Ufer<br />

liegen gelassen, teils zur Errichtung von Steinschlichtungen zur Ufersicherung verwendet.<br />

Weiters wurden einige Mäanderbögen des Baches <strong>mit</strong> Durchstichen begradigt, welche die<br />

Länge des Bachlaufes deutlich verkürzten und so<strong>mit</strong> das Gefälle erhöhten. Als Ausgleich<br />

dazu wurden einige Schwellen in Form von Querhölzern eingebaut, die zusätzliches zur<br />

Klause Kontinuumsprobleme <strong>mit</strong> sich bringen.<br />

Später wurden weitere Ufersicherungen, oft in Form von Längswerken aus Rundhölzern,<br />

errichtet. Auch die harte Regulierung der Bachmündung in den Grundlsee hat eine<br />

Verschlechterung der Lebensraumqualität für aquatische Organismen zur Folge.<br />

Die beiden Seen beherbergen eine hoch spezialisierte Fischfauna, deren Bestände durch<br />

verschiedene Faktoren, Gewässerstruktur, Seeneutrophierung, falsche Bewirtschaftung, aber<br />

auch die Einschleppung der gebietsfremden Fischarten Hecht und Flussbarsch, stark<br />

zurückgegangen sind. Beinahe die gesamte Fischfauna nutzt obligatorisch oder zusätzlich die<br />

Zubringer, vor allem den abflussstärksten <strong>Toplitzbach</strong>, als Laich- und Jungfischhabitat. Die<br />

Arten Seeforelle (Salmo trutta forma lacustris), Seesaibling (Salvelinus alpinus) und Elritze<br />

(Phoxinus phoxinus) stehen heute auf der Roten Liste, die im Bach vorkommenden bzw.<br />

laichenden Arten Koppe (Cottus gobio) und Seelaube (Chalcalburnus alburnoides) werden in<br />

der Fauna – Flora – Habitat – Richtlinie der Europäischen Union geführt. Bei einer<br />

strukturellen Aufwertung des <strong>Toplitzbach</strong>es und Herstellung einer freien Durchwanderbarkeit<br />

des Systems für Fische ist von einer deutlichen Verbesserung der Bestände bzw. des<br />

Erhaltungszustandes dieser gefährdeten Arten auszugehen.<br />

Deshalb wurde in den Jahren 2003 und 2004 das gegenständliche Projekt in Angriff<br />

genommen, welches zum Ziel hat, alle wesentlichen strukturellen Defizite im <strong>Toplitzbach</strong> von<br />

der Klause bis zur Mündung zu entschärfen. So wurde das Gewässer <strong>mit</strong> Ausnahme einer<br />

morphologisch hochwertigen, etwa 150 m langen „Referenzstecke“ im Herbst 2003 auf<br />

beinahe der gesamten Bachlänge rückgebaut.<br />

Um die Seeklause fischpassierbar zu machen, wurde entschieden, nicht die Klause selbst zu<br />

adaptieren, sondern den Unterwasserspiegel durch Errichtung einer naturnahen,<br />

fischpassierbaren Rampe aufzuhöhen und dadurch das Gefälle nicht in der Klause selbst,<br />

sondern auf einer längeren Strecke abzubauen. Weiters wurde die Mündungsstrecke einseitig<br />

großzügig aufgeweitet, so dass hier entsprechend dem natürlichen Leitbild ein Mündungsdelta<br />

rekonstruiert werden konnte. Diese Arbeiten wurden im Frühjahr 2004 fertig gestellt und<br />

werden in der folgenden Photodokumentation vorgestellt.<br />

Bei diesem Projekt wurde bewusst auf eine ins Detail gehenden Planung im Voraus<br />

verzichtet, weil erfahrungsgemäß im Zuge der Bauarbeiten ständig auf die angetroffenen<br />

Bedingungen (Untergrund, Materialverfügbarkeit etc.) reagiert werden muß. Stattdessen war<br />

während der Bauarbeiten ständig ein Mitarbeiter der Firma ezb, TB Zauner zur ökologischen<br />

Bauaufsicht vor Ort anwesend.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Vor Baubeginn wurde ein Restrukturierungskonzept erstellt, welches neben den<br />

grundsätzlichen Rahmenbedingungen wie strukturelle Hauptdefizite, Laufform, Gefälle,<br />

<strong>Hochwasserschutz</strong>erfordernisse und Grundbesitzverhältnissen auch auf die ökologischen<br />

Ansprüche der standortgemäßen Fischfauna eingeht und darauf eine grobe Verortung von<br />

Maßnahmen vorsieht. Im Zuge der Bauarbeiten bestätigte sich die Sinnhaftigkeit und<br />

Umsetzbarkeit dieser Maßnahmen, sodass eine detailoptimierte, im Sinne der angetroffenen<br />

Rahmenbedingungen angepasste Umsetzung einer leitbildorientierten Restrukturierung<br />

gewährleistet werden konnte.<br />

Um den Erfolg der Baumaßnahmen bzw. die zeitliche Entwicklung des Fischbestandes in<br />

Reaktion auf die verbesserte gewässermorphologische Situation zu dokumentieren, ist ein<br />

mehrjähriges fischökologisches Monitoring vorgesehen.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

2 Dokumentation des Zustandes vor Umbau -<br />

Defizitanalyse<br />

Charakterisierung der Hauptdefizite im System:<br />

• Lineare Laufform (Abbildung 2)<br />

• Geringe Tiefenvarianz (Abbildung 3)<br />

• Geringe Breitenvarianz (Abbildung 4<br />

• Steine ausgeräumt (Abbildung 5)<br />

• Glatte Ufersicherungen (Abbildung 7)<br />

• Fehlende Geschiebedynamik, homogene Substratverteilung (Abbildung 6)<br />

• Geringer Totholzanteil (Abbildung 2 bis Abbildung 5)<br />

• Kontinuumsprobleme: 5 Schwellen <strong>mit</strong> Höhenunterschied bis 30 cm (Abbildung 8)<br />

• Klause: Fisch – unpassierbar durch Schusstafeln, abgelösten Strahl (Abbildung 9)<br />

• Unbefriedigende Mündungssituation (Abbildung 10)<br />

Abbildung 2: Die lineare Laufform hat eine geringe Breiten – und Tiefenvarianz zur Folge. Aufgrund der<br />

fehlenden Lebensraumvielfalt stehen hier für viele Arten und Altersstadien nur minimale Flächen<br />

optimaler Mikrohabitate zur Verfügung!<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Abbildung 3: Stromauf der Fußgängerbrücke war die monoton seichte Gewässermorphologie besonders<br />

auffällig. Derartige Bereiche können bei extremer Niedrigwasserführung sogar ein Migrationshindernis<br />

für große Seeforellen darstellen.<br />

Abbildung 4: Blick stromauf zum Bereich der großen Laufverschwenkung. Auch hier war vor Umbau –<br />

neben dem künstlich begradigten Lauf - eine sehr geringe Tiefen- und Breitenvarianz zu konstatieren.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Abbildung 5: Im Abschnitt unterhalb der Klause war die Monotonisierung der Gewässermorphologie<br />

durch das im Zuge der Regulierung erfolgte Ausräume n von Steinen besonders markant. Diese Steine<br />

sind links als Uferwall zu erkennen.<br />

Abbildung 6: Über die gesamte Gewässerbreite einheitlichen Strömungs- und Tiefenverhältnisse führen<br />

zu einer einheitlichen Substratverteilung. Ein Aufsortieren des Substrates kann nicht stattfinden, welches<br />

kieslaichenden Fischarten wie Bachforelle, Seeforelle, Elritze oder Seelaube das Anlegen von Laichplätzen<br />

auf Stellen <strong>mit</strong> optimalen Korngrößen ermöglichen würde.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Abbildung 7: Vielerorts bestanden glatte Ufersicherungen in Form von eingewachsenen<br />

Steinschlichtungen und <strong>mit</strong>tels Piloten eingebauten Längswerken aus Holz.<br />

Abbildung 8: An 5 Stellen bestanden Querbauwerke in Form von Holzschwellen <strong>mit</strong> einer Fallhöhe von<br />

bis zu 30 cm. Derartige Schwellen können, vor allem bei niedrigem Wasserstand, für schwimmschwache<br />

Altersstadien und Arten (z.B. Koppe) ein unüberwindbares Migrationshindernis darstellen.<br />

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Abbildung 9: Die Klause stellte vor Umbau ein Migrationshindernis zum Toplitzsee dar. Aufgrund der<br />

hohen Strömungsgeschwindigkeit des dünnen Wasserfilms auf den Schusstafeln (kleines Bild links), des<br />

abgelösten Strahles beim Ausstieg und der fehlenden Möglichkeit, davor Anlauf zu nehmen (kleines Bild<br />

rechts), ist das Bauwerk für alle Arten und Stadien als unpassierbar einzuschätzen.<br />

Abbildung 10: Die <strong>Toplitzbach</strong> – Mündung war vor dem Umbau beidseitig von <strong>mit</strong> Blockstein<br />

gesicherten, steilen Uferböschungen begrenzt. Dadurch wurde eine Nutzung des Mündungsbereiches<br />

durch Badegäste erschwert. Aufgrund der Überbreite und der symmetrischen Profilform traten bei<br />

herbstlichem Niedrigwasser sehr geringe maximale Wassertiefen auf, was in manchen Jahren die<br />

Einwanderbarkeit für laichwillige Seeforellen erschwerte.<br />

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3 Dokumentation der Bauphase<br />

Abbildung 11: Einbau mehrerer Tonnen schwerer Blocksteine für die Rampe unterhalb der Klause.<br />

Abbildung 12: Das Bild zeigt das Graben der ersten Laufverschwenkung etwa 300 m stromab der Klause.<br />

Der lineare Altlauf ist im Hintergrund noch zu erkennen. Die Prallhangbereiche wurden aufgrund der<br />

hohen hydraulischen Belastung dieser ersten Verschwenkung nach einer langen, nur leicht pendelnen<br />

Strecke massiv gesichert, linksufrig durch eine raue Blocksteinschlichtung (siehe Abbildung 34) und<br />

rechtsufrig durch Piloten und Wurzelstöcke (siehe Abbildung 13), die zusätzlich durch Blocksteine<br />

strukturiert werden.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Abbildung 13: Einbau von Wurzelstöcken und Piloten zur Prallhangstabilisierung im Bereich der ersten<br />

Laufverschwenkung.<br />

Abbildung 14: Einbau von Wurzelstöcken zur Bildung einer buhnenartigen Verschwenkung des<br />

Gewässers. Der Stock wird durchbohrt und <strong>mit</strong> einem Stahlseil am Piloten fixiert.<br />

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Abbildung 15: Einbau von Wurzelstöcken zur Bildung einer weniger massiven buhnenartigen<br />

Verschwenkung des Gewässers. Hier genügte ein Hinterfüllen der durch die Wurzelstöcke gesicherten<br />

Böschungsfront <strong>mit</strong> Grobschotter, um dauerhaft eine pendelnde Linienführung zu etablieren.<br />

Abbildung 16: Die im Bach liegenden Holzschwellen wurden ausnahmslos entfernt.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Abbildung 17: Graben eines neuen Laufes bei der zweiten Laufverschwenkung. Der Bagger verfüllt den<br />

Altlauf im Hintergrund <strong>mit</strong> dem ausgehobenen Material. Durch diese Maßnahme wird der <strong>Toplitzbach</strong> in<br />

einer Durchstichstrecke, entsprechend de m natürlichen Vorbild, in einen geschwungenen Lauf verlegt.<br />

Abbildung 18: Der Bereich nach Fertigstellung. Man beachte die flachen Ufer, welche bei allen<br />

Wasserständen einen flachen Gradienten von Wassertiefe und Strömungsgeschwindigkeit gewährleisten,<br />

sowie den im unteren Teil als Bucht erhaltenen Altlauf (links im Bildhintergrund)!<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Abbildung 19: Zur Sohlstabilisierung beim Dotationsbauwerk für den Mühlbach wurde eine Pilotenreihe<br />

gschlagen. Um ein seichtes Überströmen bei Niedrigwasser zu verhindern, welches die Fischpassierbarkeit<br />

beeinträchtigen könnte, wurde auf ein asymmetrisches Profil geachtet, wobei der tiefste Punkt in diesem<br />

Fall nahe dem Außenufer rechts liegt (siehe auch Abbildung 35).<br />

Abbildung 20: Der Fußgängersteg zwischen Strand und GH Rostiger Anker wurde ca. 30 m in Richtung<br />

stromauf versetzt. Dadurch konnte un<strong>mit</strong>telbar nach der Brücke entsprechend dem natürlichen Vorbild<br />

ein aufgeweitetes Mündungsdelta <strong>mit</strong> mehreren Armen und versetzten Inseln rekonstruiert werden.<br />

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Abbildung 21: Mit dem beim Aushub des Nebenarmes und Tieferlegen des Geländes im<br />

Mündungsbereich anfallenden Material wurden entsprechend dem Leitbild eines Mündungsdeltas<br />

versetzte, flache Inseln in den See vorgeschüttet.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

4 Dokumentation von umgesetzten Bauelementen und<br />

Gewässerstrukturen<br />

Grundsätzlich wurden die Maßnahmen nach Möglichkeit wenig massiv ausgeführt, um den<br />

Bach nicht in einem aufgezwungenen Lauf zu konservieren, sondern ihm nach der<br />

Bauausführung eine gewisse Dynamik zu ermöglichen bzw. zurückzugeben. Aufgrund des<br />

aufkommenden Bewuchses und dessen Verwurzelung ist von einer natürlichen Stabilisierung<br />

dieser Bauelemente auszugehen, die verhindern soll, dass der Bach bei Hochwässern wieder<br />

in den regulierten, gestreckten Lauf durchbricht. Lokal wurden aufgrund äußerer<br />

Erfordernisse (Einstau der Klause, Nachhaltigkeit von Laufverschwenkungen,<br />

Dotierungsbauwerk für den Mühlbach, Sockel der Fußgängerbrücke) verhältnismäßig massive<br />

Bauwerke errichtet, jedoch wurde auch hier auf eine im Detail ökologisch optimierte<br />

Ausführung geachtet.<br />

Folgende naturnahe Bauelemente und Gewässerstrukturen wurden umgesetzt bzw.<br />

rekonstruiert:<br />

• Laufverschwenkungen <strong>mit</strong>tels Wurzelstöcken und Steinen (Abbildung 18)<br />

• Flache Schotterbänke und Buchten (Abbildung 18)<br />

• Rauhbäume (Abbildung 22:)<br />

• Wurzelstöcke (Abbildung 23, Abbildung 24)<br />

• Störsteine (Abbildung 25)<br />

• Uferanbrüche (Abbildung 26)<br />

• Angeströmter Fels (Abbildung 27)<br />

• Nebengerinne (Abbildung 28)<br />

• Schaffung bzw. Aufwertung von Feuchtflächen und stagnierenden Kleingewässern,<br />

Initiierung eines Bruchwaldes (Abbildung 29, Abbildung 30)<br />

• Aufweitung <strong>mit</strong> Nebenarmen und Inseln (Abbildung 31)<br />

• Mündungsdelta <strong>mit</strong> Furkation zwischen versetzten Inseln (Abbildung 32)<br />

Technische, massiv ausgeführte Bauwerke:<br />

• Aufgelöste Rampe zum Einstau der Klause (Abbildung 33)<br />

• Raue Steinschlichtungen (Abbildung 34)<br />

• Dotierungsbauwerk und Sohlgurt (Abbildung 35)<br />

• Brückensicherung und Sohlgurt zur Abflusskonzentration im Hauptarm des<br />

Mündungsdeltas (Abbildung 36)<br />

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Abbildung 22: Rauhbäume können sowohl als<br />

lokale Ufersicherung als auch zur Strömungslenkung<br />

eingesetzt werden. Sie zeichnen sich durch<br />

eine große Oberfläche und eine vielfältige, von<br />

gering durchströmten Mikrohabitaten durchsetze<br />

Struktur aus, was eine hohe Eignung als<br />

Fischeinstand und Lebensraum für eine hohe Dichte<br />

und Vielfalt an wirbellosen Tieren zur Folge hat.<br />

Sämtliche Rauhbäume wurden durch Stahlseile<br />

gesichert, welche durch angebohrte Piloten bzw.<br />

Bäume am Ufer gezogen und <strong>mit</strong> Klemmen<br />

zusammengehalten werden.<br />

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Abbildung 23: Im Herbst eingebaute Wurzelstöcke von Laubgehölzen trieben großteils im Frühjahr<br />

wieder aus, wodurch nach vollendeter Verrottung des eigentlichen Stockes von einer ausreichenden<br />

Stabilität der <strong>mit</strong>tels Wurzelstöcken konstruierten Strukturen ausgegangen werden kann.<br />

Abbildung 24: Dieser Wurzelstock wurde weniger zur Ufersicherung eingebaut, sondern soll durch seine<br />

strukturreiche Form attraktive Fischeinstände bilden.<br />

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ezb, TB ZAUNER PHOTODOKUMENTATION TOPLITZBACH<br />

Abbildung 25: Hinter Störsteinen bilden sich strömungsberuhigte Zonen und so<strong>mit</strong> attraktive<br />

Fischeinstände. Durch lokale Totholzanlandungen und Ansammlung von Laubpaketen wird eine<br />

zusätzliche Oberflächenvergrößerung und erhöhte Substratvielfalt erreicht, sodass es hier zur<br />

Entwicklung von besonders hohen Dichten von be nthischen Invertebraten komme n kann<br />

(Fischnährtiere!). Im abgebildeten Bereich wurde eine Blockrutschung von der steilen Böschung<br />

rekonstruiert.<br />

Abbildung 26: Im Bereich von Prallhängen wurden in Abschnitten, wo aufgrund der Umlandnutzung<br />

keine Sicherung erforderlich ist, Uferanbrüche initiiert. Hier kann der Bach Geschiebe erodieren und<br />

dynamisch umlagern. Weiters bieten derartige Steilufer dem Eisvogel die Möglichkeit zur Anlage von<br />

Bruthöhlen.<br />

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Abbildung 27: Angeströmter Fels weist zwar eine glatte Oberfläche auf, aufgrund der hohen Energieumwandlung<br />

wird hier langfristig eine sehr hohe Wassertiefe erhalten bleiben, die eine hervorragende<br />

Eignung als Adultfischhabitat und Einstand für migrierende Großfische (Seeforelle!) zur Folge hat.<br />

Abbildung 28: Zwischen dem Mühlbach und de m Hauptgerinne liegen etliche Nebengerinne, welche hoch<br />

attraktive Jungfischhabitate darstellen.<br />

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Abbildung 29: Durch verstärkte Anbindung bestehender Nebengerinne und Graben neuer Nebenarme<br />

wurden im Wald im Bereich zwischen dem Mühlbach und dem Hauptarm attraktive Kleingewässer und<br />

bei hohem Wasserstand überstaute Feuchtflächen geschaffen.<br />

Abbildung 30: Durch die Vernässung der Waldfläche in Folge der vermehrten Anbindung bzw.<br />

Neuschaffung von Nebengewässern wurde die Qualität und Ausdehnung von Feuchtbiotopen verbessert.<br />

Hier liegen stagnierende Kleingewässer, die wertvolle Amphibiengewässer und Reproduktionsareale für<br />

Fische bilden.<br />

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Abbildung 31: Stromab des Fußgängerstegs im Wald wurde – entsprechend dem geringen Gefälle in<br />

diesem Abschnitt – durch Graben von versetzten Nebenarmen bzw. Schütten von Inseln – eine<br />

furkierende Aufweitungsstrecke rekonstruiert. Die Inselköpfe wurden entsprechend dem natürlichen<br />

Vorbild durch Wurzelstöcke (und verdeckte Piloten) gesichert.<br />

Abbildung 32: Blick vom Sichtstein vor der versetzten Fußgängerbrücke Richtung Mündungsdelta bzw.<br />

Grundlsee. Im Vordergrund liegt der große Nebenarm, welcher sich im Bildhintergrund weiter verzweigt,<br />

sodass insgesamt 4 versetzte Inseln entstehen. Die Uferlinie lag vor Umbau im Bereich der Weiden in der<br />

Bild<strong>mit</strong>te, durch Vorschütten des beim Absenken des Deltas gewonnenen Schottermaterials wurde das<br />

Delta etwa 25 m seewärts erweitert. Der Hauptarm des Baches ist rechts im Bildhintergrund zu erkennen.<br />

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Abbildung 33: Blick stromauf auf die naturnahe Rampe und die dadurch eingestaute Klause. Die Rampe<br />

wurde eine m natürlichen Felsriegel nachempfunde n, der den Bach quert. Anstehender Fels bildet den<br />

Ausrinn vieler alpiner Seen. Bei der Bauausführung wurde auf eine raue Sohle und das Vorliegen von<br />

strömungsberuhigten Zonen innerhalb der Rampe geachtet, um eine optimale Fischpassierbarkeit zu<br />

gewährleisten.<br />

Abbildung 34: Dieses Bauwerk zur Sicherung der ersten Laufverschwenkung wurde als rauhe<br />

Steinschlichtung ausgeführt und ist aufgrund der exponierten Situierung massiv gefertigt. Es wurde<br />

besonders auf eine raue Oberfläche geachtet; zusätzlich wurde durch den Einbau von kleineren<br />

Wurzelstöcken die Sicherung verdeckt, sodass auch das Bewachsen des Bauwerkes möglich ist und<br />

strömungsberuhigte Fischeinstände entstehen.<br />

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Abbildung 35: Das alte, morsche Dotierungsbauwerk für den Mühlbach wurde durch diese Konstruktion<br />

ersetzt. Es wurde ähnlich einer Krainerwand durch längs liegenden Stämme und herausragende<br />

Wurzelstöcken ein hydraulisch raues Bauwerk konstruiert, das einerseits das Ufer sichert und für eine<br />

passende Dotierung des Mühlbaches sorgt, andererseits aber auch attraktive Fischeinstände bietet. Links<br />

im Bild ist der Sohlgurt zu erkennen, welcher als Pilotreihe ausgeführt wurde (siehe auch Abbildung 19).<br />

Abbildung 36: Blick vom Hauptarm in de n Nebenarm des Mündungsdeltas. Links ist die neue<br />

Brückensicherung zu erkennen, von der sich ein Sohlgurt aus eingegrabenen Steinen bis zur ersten Insel<br />

zieht. Dieser Gurt soll den Abfluss bei Niedrigwasser im Hauptarm konzentrieren, um eine verbesserte<br />

Einwanderbarkeit für große Seeforellen zu gewährleisten.<br />

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5 Gegenüberstellung von repräsentativen Stellen: Vorher -<br />

Nachher<br />

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