Hexenverfolgung in einer frühneuzeitlichen Großstadt - Technische ...
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Schwerhoff, <strong>Hexenverfolgung</strong> (1996)<br />
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zu dem angste<strong>in</strong>flößenden Bild der teuflisch <strong>in</strong>spirierten Verschwörung der Hexen.<br />
Während es sich bei der Zauberei um e<strong>in</strong>e seit jeher bekannte Vorstellung bzw. um<br />
e<strong>in</strong>e angewandte Praxis handelte, war die Hexerei e<strong>in</strong>e vergleichsweise neue<br />
Ersche<strong>in</strong>ung, die sich endgültig erst im Lauf des 15.Jahrhunderts verfestigt hatte. 14<br />
Diese neue Vorstellung wurde <strong>in</strong> den verschiedenen Regionen Europas und auch<br />
Deutschlands durchaus unterschiedlich schnell adaptiert. Deswegen ist die Feststellung<br />
wichtig, daß <strong>in</strong> der Stadt Köln bereits e<strong>in</strong> Verhör aus dem Jahr 1507 auf das<br />
ausgebildete Hexereistereotyp h<strong>in</strong>deutet. Tr<strong>in</strong>g<strong>in</strong> von Breisig gesteht hier, der Teufel<br />
hätte sie <strong>in</strong> ihrem Haus auf dem Holzmarkt besucht, hätte sie Gott und den Heiligen<br />
abschwören lassen, ihr zum Zeichen des Paktes e<strong>in</strong> Zeichen auf die Stirn gedrückt und<br />
sie schließlich genotzüchtigt. Bei e<strong>in</strong>er "vergaderonge", also e<strong>in</strong>er Zusammenkunft <strong>in</strong><br />
der Ville hätte die Hexengesellschaft getanzt, gegegessen und getrunken, e<strong>in</strong>ige hätten<br />
e<strong>in</strong> großes Gewitter gemacht, um alles, was Gott geschaffen habe, zu verderben. 15 Wie<br />
populär der Glaube an Hexen <strong>in</strong> der Stadt e<strong>in</strong>ige Jahre später bereits war, belegt e<strong>in</strong>e<br />
Erzählung des Kölner Ratsherren Hermann von We<strong>in</strong>sberg. Das Be<strong>in</strong>leiden e<strong>in</strong>er als<br />
Zauber<strong>in</strong> berüchtigten Nachbar<strong>in</strong> wurde – sicherlich mit e<strong>in</strong>er guten Portion Humor –<br />
damit erklärt, daß sie es sich e<strong>in</strong>mal bei der Ausfahrt zum Sabbat am Domkran<br />
gestoßen hätte. 16<br />
Die Kölner Verfolgungspraxis im 16. Jahrhundert<br />
Die Kenntnis des Hexereistereotyps bedeutete allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>eswegs automatisch das<br />
Ingangsetzen e<strong>in</strong>er Hexen<strong>in</strong>quisition. Im Gegenteil: Das ganze 16.Jahrhundert h<strong>in</strong>durch<br />
besaß das Sammelvergehen der Hexerei ke<strong>in</strong>erlei Bedeutung <strong>in</strong> der Kölner<br />
Strafverfolgungspraxis. Über e<strong>in</strong>e Bestrafung der Tr<strong>in</strong>g<strong>in</strong> von Breisig ist nichts bekannt,<br />
e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>richtung kann wohl ausgeschlossen werden. Auch gegen Ende des<br />
Jahrhunderts, alsandernorts die Scheiterhaufen loderten, legten die städtischen<br />
Verfolgungsbeamten Zurückhaltung an den Tag. Um 1590 z.b. erzählten e<strong>in</strong>ige Frauen<br />
ohne Zwang <strong>in</strong> Turmhaft von nächtlichen Umtrieben und Besuchen, von Feen und auch<br />
von Teufelsersche<strong>in</strong>ungen, alles rätselhafte E<strong>in</strong>zelheiten, die durchaus als H<strong>in</strong>weise<br />
auf Hexerei verstanden werden konnten. Die Ermittler zeigten sich jedoch<br />
des<strong>in</strong>teressiert und vertieften diese D<strong>in</strong>ge nicht. 17 Das sollte sich erst zu Beg<strong>in</strong>n des<br />
17.Jahrhunderts ändern.<br />
Die Zurückhaltung <strong>in</strong> Sachen Hexenprozeß darf allerd<strong>in</strong>gs nicht mit e<strong>in</strong>er "aufgeklärten"<br />
Haltung gegenüber Magie und Zauberei überhaupt verwechselt werden. Über die<br />
verschiedenen dargestellten Formen von praktizierter Magie s<strong>in</strong>d wir ja deswegen so