Hexenverfolgung in einer frühneuzeitlichen Großstadt - Technische ...

Schwerhoff, Hexenverfolgung (1996)
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besseren Kreisen rekrutieren.
Bisher sind uns nur Formen der Hilfs– oder Heilmagie begegnet, Praktiken, die vom
Phänomen des Hexenwesens weit entfernt zu sein scheinen. Ein dritter Bereich führt
näher heran, nämlich der Schadens– und Schutzzauber. Auch bei diesen handelt es
sich um eine Alltagsrealität, nicht um eine Kopfgeburt wahnhafter Gelehrter. Es ist
unstrittig, daß prinzipiell mit Hilfe magischer Flüche und zauberischer Praktiken
versucht wurde, Gesundheit und Eigentum von ungeliebten Mitmenschen zu
schädigen. Ebenso gab es vielfältige magisch anmutende Hilfsmittel, um potentielle
Schädiger zu identifizieren, ihren Zauber unwirksam und vielleicht sogar sie selber
unschädlich zu machen. Dafür gab es Spezialisten wie etwa den Quacksalber Cyriacus
Vense, der gesegnete Kräuter und Wurzeln als Präventivmedizin gegen Zauberei
verkaufte, oder den Beschwörer Jan Schultheiß, der einen Poltergeist mit geweihtem
Wachs und Salz besiegen wollte. Auch in diesem Metier begegnet man Geistlichen, wie
etwa dem alten Pater Claes, der als Hexenbanner praktizierte. 13 Überhaupt bieten auf
dem städtischen Dienstleistungssektor der Magie längst nicht nur Frauen ihre Künste
an. Lediglich der wichtige Bereich des Schadenszaubers, der "schwaren Magie", die ja
weniger als Dienstleistung für andere angeboten, sondern im eigenen Interesse
ausgeübt wurde, wurde vorwiegend weiblichen Personen zugeschrieben.
Vorwürfe wegen Zauberei betrafen überwiegend die Beeinträchtigung der
menschlichen Gesundheit. Hier läßt sich so etwas wie ein städtisches Profil erkennen,
denn auf dem Land traten daneben die Bezauberung von Vieh und die
Beeinträchtigung der Ernte in Erscheinung. Eher eine urbane Erscheinung war vielleicht
auch der Liebeszauber, mit dem eine abgewiesene oder verlassene Frau ihren
Geliebten zurückzuzwingen versuchte.
Die bereits erwähnten Hexenbanner verweisen auf die vielfältigen Formen des
Umgangs mit einer verdächtigen Zauberin. So konnte das bezauberte Opfer versuchen,
die verdächtige Zauberin zur Rücknahme ihres Malefiziums zu bewegen. Das konnte
durch gütliches Zureden oder durch Vermittler geschehen, aber auch durch Gewalt; es
gibt einige Zeugnisse für das Verprügeln angeblicher Zauberinnen. Schließlich gab es
die Möglichkeit, dieSchädigerin vor Gericht zu verklagen.
War die Obrigkeit erst einmal eingeschaltet, drohte der als Zauberin berüchtigten
Person zusätzliche Gefahr durch den Vorwurf, eine Hexe zu sein. Denn nach der
Hexenlehre bildete die schädigende Zauberei, das Malefizium, ein zentrales Element im
Horrorgemälde der Hexerei. Daneben stellten Pakt und Buhlschaft mit dem Teufel
sowie die Teilnahme am antichristlichen Ritual des Hexensabbats die wichtigsten
Bestandteile des Hexenbildes dar. Erst in der Kombination fügten sich diese Elemente