Hexenverfolgung in einer frühneuzeitlichen Großstadt - Technische ...
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Schwerhoff, <strong>Hexenverfolgung</strong> (1996)<br />
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zurückzukehrten. Aber auch über das Ende der Hexenprozesse vor Ort wird man noch<br />
weiter forschen können und müssen.<br />
Die Ergebnisse <strong>in</strong> vergleichender Perspektive<br />
Betrachten wir zum Abschluß noch e<strong>in</strong>mal die Umrisse der Hexenprozesse <strong>in</strong> der Stadt<br />
Köln und stellen sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en vergleichenden Zusammenhang. Spätestens seit dem<br />
15.Jahrhundert und m<strong>in</strong>destens bis <strong>in</strong>s späte 17.Jahrhundert h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> 70<br />
s<strong>in</strong>d<br />
Untersuchungsverfahren gegen alle Arten von Magie und gegen schädigende Zauberei<br />
überliefert, die aber selten mit e<strong>in</strong>er schwereren Strafe als dem Stadtverweis enden.<br />
Derartige Verfahren, es mögen <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>hundert oder mehr gewesen se<strong>in</strong>, s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>e gleichsam "endemische" Ersche<strong>in</strong>ung, die immer wieder auftrat. 71 Davon<br />
abzugrenzen ist die Epoche der <strong>Hexenverfolgung</strong>en, die <strong>in</strong> Köln, nimmt man die<br />
H<strong>in</strong>richtungen als Eckdaten, von 1617 bis 1655 dauerte. Ihren Höhepunkt erreichte sie<br />
mit m<strong>in</strong>destens 24 H<strong>in</strong>richtungen und <strong>in</strong>sgesamt 33 Prozessen <strong>in</strong> den Jahren 1627 bis<br />
1630. Dazu kommen noch m<strong>in</strong>destens 8 zusätzliche H<strong>in</strong>richtungen wegen Hexerei im<br />
17.Jahrhundert; die Verfolgungen beg<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>richtungswelle1617/18<br />
und schließen 1647 bis 1655 mit e<strong>in</strong>igen isolierten, aber relativ dicht<br />
h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>anderfolgenden Prozessen ab. 72<br />
H<strong>in</strong>zu kommen weitere Ermittlungen,<br />
Verhaftungen und Prozesse vor dem Hochgericht mit wahrsche<strong>in</strong>lich nicht tötlichem<br />
Ausgang.<br />
Die Bewertung dieser Zahlen hängt sehr stark vom Vergleichsobjekt ab. Die größeren<br />
Städte des Reiches werden von der historischen Forschung <strong>in</strong>sgesamt als eher<br />
verfolgungsfe<strong>in</strong>dlich e<strong>in</strong>geschätzt. In Frankfurt oder Nürnberg kam es zwar ebenso wie<br />
<strong>in</strong> Köln zu etlichen Ermittlungsverfahren; dort wurden aber entweder überhaupt ke<strong>in</strong>e<br />
oder nur wenige Todesurteile wegen Zauberei und Hexerei ausgesprochen. 73 Auch die<br />
süddeutsche Reichsstadt Augsburg folgte dieser L<strong>in</strong>ie. Zauberei und Hexerei kamen <strong>in</strong><br />
Augsburg zwar sehr häufig vor Gericht, zwischen 1581 und 1653 gab es 101 Prozesse;<br />
das erste Todesurteil wurde allerd<strong>in</strong>gs erst 1625 gegen die von ihrer Tochter Maria<br />
besagte Dorothea Braun verhängt. Bis Mitte des 17.Jahrhunderts kam es <strong>in</strong>sgesamt<br />
nur zu drei H<strong>in</strong>richtungen, bevor <strong>in</strong> der zweiten Jahrhunderthälfte vierzehn Hexen zum<br />
Tode verurteilt wurden, alle<strong>in</strong> fünf <strong>in</strong> den Jahren 1685/6. 74 Auch die Stadt Münster<br />
wurde von e<strong>in</strong>er eher ger<strong>in</strong>geren Verfolgungsaktivität geprägt. Hier kam es zwischen<br />
1552 und 1644 zu Verfahren gegen <strong>in</strong>sgesamt 40 Personen, es wurden fünf<br />
Todesurteile verhängt, drei weitere Personen starben <strong>in</strong> Haft. E<strong>in</strong> Höhepunkt lag wie <strong>in</strong><br />
Köln <strong>in</strong> der Zeit zwischen 1627 und 1635, obwohl es hier ke<strong>in</strong>e echten Kettenprozesse