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Hexenverfolgung in einer frühneuzeitlichen Großstadt - Technische ...

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Schwerhoff, <strong>Hexenverfolgung</strong> (1996)<br />

13<br />

____________________________________________________________________________________________<br />

Patrizier<strong>in</strong>, die im Zusammenhang des modernen Figurenprogramms am hiesigen<br />

Rathaus dieses dunkle Kapitel der Kölner Geschichte seit 1988 repräsentiert. 39 Dabei<br />

kann man sich kaum e<strong>in</strong> untypischeres Verfahren vorstellen als jenen Prozeß, der, wie<br />

jüngst nochGerhard Schormann darstellte, "bis heute Rätsel aufgibt". 40 Kathar<strong>in</strong>a<br />

gehörte nicht zu den typischen Opfern von Hexereianklagen. Sie entstammte e<strong>in</strong>er<br />

adligen Familie, ihr Vater war kaiserlicher Postmeister gewesen und ihr Bruder Dr.<br />

Hartger Henot bekleidete als Domkapitular, kaiserlicher und kurfürstlicher Hofrat sowie<br />

apostolischer Protonotar e<strong>in</strong>flußreiche Stellungen. Sicherlich war es auch andernorts<br />

möglich, daß Angehörige der Oberschicht erfolgreich der Hexerei angeklagt werden<br />

konnten. Allerd<strong>in</strong>gs geschah das gewöhnlich im fortgeschrittenen Stadium e<strong>in</strong>er<br />

Prozeßwelle. Der Henot–Prozeß aber stellte den Auftakt der Prozesse <strong>in</strong> der Stadt Köln<br />

(nicht aber im Kurfürstentum 41 ) dar. Die Indizien, die zur Verhaftung führten, nehmen<br />

sich vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ausnehmend dürftig aus. Den Ausgangspunkt bildeten die<br />

Beschuldigungen e<strong>in</strong>iger besessener Laienschwestern des Klosters St.Klara,<br />

Kathar<strong>in</strong>as Pakt mit dem Teufel sei die Quelle ihres Leidens. Diese Beschuldigungen<br />

wurden schnell von der öffentlichen Me<strong>in</strong>ung der Stadt, vom "geme<strong>in</strong>en Geschrei",<br />

aufgenommen. Ihr Echo fanden sie <strong>in</strong> der Besagung der zu Lechenich gefangenen und<br />

h<strong>in</strong>gerichteten Sophia Agnes von Langenberg. 42 Der Umgang der städtischen Obrigkeit<br />

mit Kathar<strong>in</strong>a ist von Beg<strong>in</strong>n an von merkwürdiger E<strong>in</strong>seitigkeit gekennzeichnet.<br />

Versuche der Verdächtigen, den Beschuldigungen auf dem Rechtsweg zu begegnen,<br />

wurden im August und im Oktober 1626 erfolglos abgeschmettert, ihre Verhaftung<br />

dagegen am 9. Januar 1627 beschlossen. Angeblich hatte sich e<strong>in</strong>e der besessenen<br />

Laienschwestern bereiterklärt, formell als Kläger<strong>in</strong> aufzutreten. Diese Kläger<strong>in</strong> tritt aber<br />

im folgenden nicht mehr hervor. Der Rat läßt se<strong>in</strong>e Syndici, se<strong>in</strong>e Rechtsgelehrten,<br />

Fragestücke für e<strong>in</strong> mögliches erstes Verhör der Gefangenen zusammenstellen; aber<br />

dieses Verhör kam offenbar nie zustande, e<strong>in</strong> für das Vorgehen <strong>in</strong> Krim<strong>in</strong>alfällen<br />

ebenfalls völlig unübliches Verfahren. Vielmehr wurde Kathar<strong>in</strong>a sofort nach E<strong>in</strong>treffen<br />

e<strong>in</strong>es belastenden Folterprotokolls aus Lechenich am 18. Januar an das Hohe Gericht<br />

geliefert. Fast hat es den Ansche<strong>in</strong>, als wollte der Rat die Gefangene möglichst schnell<br />

aus se<strong>in</strong>em Verantwortungsbereich abschieben. Vor dem Schöffengericht setzte sich<br />

das Verfahren ebenso befremdlich fort, wie es vor dem Rat begonnen hatte. Alle<br />

Bemühungen ihres Verteidigers und alle E<strong>in</strong>gaben ihrer Familie blieben erfolglos.<br />

Rechtswidrig wurde sie mehr als dreimal, sehr wahrsche<strong>in</strong>lich vier– oder fünfmal<br />

gefoltert, ansche<strong>in</strong>end aber, ohne e<strong>in</strong> Geständnis zu erlangen. Ihr Verteidiger versuchte<br />

sogar, e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen des Reichskammergerichts zugunsten se<strong>in</strong>er Mandant<strong>in</strong> zu<br />

erreichen.Trotz e<strong>in</strong>es Mandates dieses Gerichts wurde sie am 19. Mai 1627 aufgrund

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