Hexenverfolgung in einer frühneuzeitlichen Großstadt - Technische ...
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Schwerhoff, <strong>Hexenverfolgung</strong> (1996)<br />
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So kann uns vorläufig nur e<strong>in</strong> Analogieschluß weiterhelfen. Seit 1590 kam es, wie<br />
Midelfort für Südwestdeutschland und nach ihm auch Behr<strong>in</strong>ger für Bayern<br />
herausgestellt hat, zu e<strong>in</strong>er Konfessionalisierung der Hexenfrage. Bis zu diesem<br />
Zeitpunkt hatte es <strong>in</strong> allen konfessionellen Lagern Vertreter e<strong>in</strong>er vorsichtigen Haltung<br />
ebenso wie Protagonisten unnachgiebiger Verfolgung gegeben. Danach polarisierte<br />
sich die Diskussion entlang der Bekenntnisgrenzen, wobei die elaborierte<br />
Hexenlehre,die Positionen des Hexenhammers oder des Jesuiten Mart<strong>in</strong> Delrio zwar<br />
nicht de jure, aber de facto zum katholischen Dogma erhoben wurde. Süddeutsche<br />
Juristenfakultäten wie die der Universitäten Freiburg oder Ingolstadt erfüllten <strong>in</strong> diesem<br />
Prozeß e<strong>in</strong>e entscheidende Multiplikatorenfunktionen. 38 Die Vermutung liegt nahe, daß<br />
an der gegenreformatorisch geprägten Kölner Universität die Herausbildung e<strong>in</strong>er<br />
speziellen katholischen Position zur Hexenfrage nachvollzogen bzw. zum<strong>in</strong>dest rezipiert<br />
wurde. Die große Welle von Hexenprozessen <strong>in</strong> der Stadt ab 1626, entscheidend<br />
mitbetrieben von Absolventen der örtlichen Fakultät, wäre dann e<strong>in</strong> zusätzlicher Beleg<br />
für die praktische Wirkung der Kölner Universitätsausbildung.<br />
Kathar<strong>in</strong>a Henot und Christ<strong>in</strong>a Plum<br />
Die große Hexenprozeßwelle der Jahre 1627–1630 ist durch die – nach damaligen<br />
Standards hervorragende – Dissertation von Friedrich Wilhelm Siebel von 1959<br />
ausführlich bearbeitet worden. Allerd<strong>in</strong>gs handelt es sich dabei um e<strong>in</strong>e<br />
rechtswissenschaftliche Arbeit, die nicht genug über die politischen und und kaum<br />
etwas über die sozialgeschichtlichen H<strong>in</strong>tergründe der Prozesse offenlegt. Viele Fragen<br />
s<strong>in</strong>d noch offen und können auch hier nicht beantwortet werden; Siebels Anmerkungen<br />
dokumentieren die großen Berge von Archivmaterial <strong>in</strong> Köln und Düsseldorf, durch die<br />
sich e<strong>in</strong> Neubearbeiter h<strong>in</strong>durchzuarbeiten hätte. Ich muß mich hier also auf die<br />
Skizzierung e<strong>in</strong>iger grober L<strong>in</strong>ien beschränken. Dabei kommt mir e<strong>in</strong>e neue,<br />
verdienstvolle Edition zur Hilfe; 1992 wurde e<strong>in</strong>e zentrale Quelle zu den Vorgängen der<br />
damaligen Zeit, das sog. Hexenprotokoll, von Wolfgang Herborn und Jürgen Macha der<br />
Allgeme<strong>in</strong>heit zugänglich gemacht. Schon auf Grundlage dieser Quelle lassen sich<br />
e<strong>in</strong>ige Mißverständnisse klären und unsere Kenntnisse der Ereignisse verbreitern.<br />
Zwei Prozesse s<strong>in</strong>d es vor allem, die bisher die Aufmersamkeit der Forschung auf sich<br />
gelenkt haben, gleichsam der Anfang und der Anfang vom Ende: sie verb<strong>in</strong>den sich mit<br />
den Namen Kathar<strong>in</strong>a Henot und Christ<strong>in</strong>a Plum. Das Verfahren gegen Kathar<strong>in</strong>a<br />
Henot darf wohl als e<strong>in</strong>es der am meisten zitierten <strong>in</strong> der wissenschaftlichen und<br />
populären Hexenliteratur gelten; nicht zufällig ist es die Skulptur dieser Kölner