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Historische Gewässerentwicklung Mur Graz - EZB (Eberstaller ...

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INTERREG III/B CADSES – SUMAD:<br />

AP 1.1.2<br />

<strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der<br />

<strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Februar 2006<br />

2006


INTERREG III/B CADSES – SUMAD:<br />

AP 1.1.2<br />

<strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der<br />

<strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Projektbearbeitung:<br />

DI Doris <strong>Eberstaller</strong> - Fleischanderl<br />

DI Dr. Jürgen <strong>Eberstaller</strong><br />

ezb<br />

eberstaller zauner büros<br />

TB f. Angewandte Gewässerökologie,<br />

Fischereiwirtschaft,<br />

Kulturtechnik und Wasserwirtschaft<br />

1180, Währingerstraße 156/6<br />

Wien, Februar 2006


INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

I Inhaltsverzeichnis<br />

1 PROJEKTBESCHREIBUNG UND PROJEKTZIELE ......................... 2<br />

2 PROJEKTGEBIET.................................................................................... 3<br />

3 METHODIK............................................................................................... 4<br />

3.1 AUSWAHL DER HISTORISCHEN ZEITSCHNITTE UND ABGRENZUNG DES<br />

PROJEKTGEBIETES............................................................................................ 4<br />

3.2 VERWENDETES DATENMATERIAL UND DATENQUELLEN..................... 4<br />

3.3 DATENEINGABE UND DATENAUSWERTUNG......................................... 6<br />

3.3.1 Scannen, Entzerren und Vektorisieren ......................................... 6<br />

3.3.2 Flächenbilanzierung..................................................................... 7<br />

4 ERGEBNISSE ............................................................................................ 9<br />

4.1 FLÄCHENBILANZ DER AQUATISCHEN STRUKTURTYPEN ...................... 9<br />

4.1.1 Entwicklung der Wasser- und Schotterflächen............................. 9<br />

4.1.2 Veränderungen der Lebensraumzusammensetzung ................... 12<br />

4.2 HISTORISCHE SOHLLAGEN ................................................................. 16<br />

4.2.1 Sohländerungen von 1875 bis 1891 ........................................... 16<br />

4.2.2 Sohländerungen von 1891 bis 2005 ........................................... 18<br />

5 GIS - THEMENKARTEN....................................................................... 20<br />

6 HISTORISCHE KARTENWERKE IM ÜBERBLICK ....................... 27<br />

7 DATENANHANG .................................................................................... 31<br />

8 LITERATUR ............................................................................................ 33<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

1 Projektbeschreibung und Projektziele<br />

Vorliegendes Projekt ist Teil des INTERREG III/B CADSES / SUMAD -<br />

Projektes, in dem für die <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong> bis zur Kainachmündung<br />

ein Vorlandmanagementplan entwickelt werden soll. Auftraggeber der<br />

Studie ist das Amt der Stmk. Landesregierung - FA 19A,<br />

Wasserwirtschaftliche Planung.<br />

Ziel des vorliegenden Arbeitspaketes ist die Darstellung der historischen<br />

Entwicklung der <strong>Mur</strong> (insbesondere Sohllage), der Nebengewässer und<br />

der Vorländer seit der Regulierung am Endes des 19. Jahrhunderts.<br />

Projektgebiet ist die <strong>Mur</strong> im Bereich südlich von <strong>Graz</strong> (Feldkirchen) -<br />

Wildon.<br />

Die zweidimensionale Rekonstruktion der historischen Gewässerverläufe<br />

basiert auf der CAD und GIS - unterstützten Auswertung historischer<br />

Kartenwerke bzw. Bildmaterial, die einen Überblick über den Zustand vor<br />

Beginn der Regulierungstätigkeit bis in die heutige Zeit (Zustand 2000-<br />

2004) liefern sollen.<br />

Beginnend vom Jahr 1820 werden die Auswirkungen der<br />

wasserbaulichen Eingriffe auf den morphologischen Zustand der <strong>Mur</strong><br />

anhand von vier ausgewählten historischen Situationen dokumentiert<br />

und analysiert. Fokus der Analysen ist die detaillierte Evaluierung des<br />

Untersuchungsgebietes hinsichtlich der natürlichen, ehemals prägenden,<br />

abiotischen Rahmenbedingungen als Basis für das Gewässerökosystem<br />

<strong>Mur</strong>. Dementsprechend werden folgende thematische Schwerpunkte<br />

behandelt:<br />

� Quantifizierung der Wasser- und Landlebensräume der<br />

natürlichen Flusslandschaft vor Beginn der Regulierungstätigkeit<br />

� Dokumentation und Bilanzierung anthropogener Eingriffe in das<br />

Gewässersystem <strong>Mur</strong><br />

� Erhebung der historischen Sohllagen<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

2 Projektgebiet<br />

Das Bearbeitungsgebiet umfasst die <strong>Mur</strong> und ihre Vorländer<br />

(Hochwasserabflussgebiete) zwischen der Stadtgrenze von <strong>Graz</strong> und der<br />

Mündung der Kainach in Wildon (16,9 Fluss-Km). Das Projektgebiet<br />

entspricht im Wesentlichen dem HQ300- Überflutungsgebiet mit einer<br />

Fläche von rund 28,7 km² (siehe Abb. 1).<br />

Abb.1: Lage des Untersuchungs-<br />

gebietes (rote Markierung);<br />

Kartengrundlage: ÖK 50, BEV Wien<br />

Die <strong>Mur</strong> hat in diesem Abschnitt<br />

folgende Kennwerte:<br />

Einzugsgebiet ca. 7000 km²<br />

MQ rd. 125 m³/s<br />

HQ5 650 m³/s<br />

HQ10 760 m³/s<br />

HQ30 980 m³/s<br />

HQ100 1220 m³/s<br />

Sohlgefälle rd. 2 m / km<br />

Die ursprünglich verzweigte <strong>Mur</strong><br />

wurde in diesem Abschnitt Ende des<br />

19. Jhdts. reguliert, wobei mit dem<br />

Aushub flussbegleitende Dämme<br />

errichtet wurden. Im nördlichsten<br />

Abschnitt zwischen der Stadtgrenze<br />

von <strong>Graz</strong> und Mellach treten rechts-<br />

und linksufrig sowohl beim 30-<br />

jährlichen als auch beim 100-<br />

jährlichen Hochwasser breitflächige<br />

Überflutungen der Vorländer auf, die<br />

bis zu den Rändern der<br />

Siedlungsgebiete reichen.<br />

In diesem Abschnitt hat sich die<br />

Sohle der <strong>Mur</strong> seit der Regulierung<br />

eingetieft.<br />

An diesen Abschnitt schließt der Rückstaubereich des <strong>Mur</strong>kraftwerkes<br />

Mellach an, welches zwischen Weitendorf und Werndorf situiert ist.<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Auch hier kommt es rechtsufrig trotz eines Einfassungsdammes zu<br />

Ausuferungen bei größeren Hochwassern.<br />

Im dritten Abschnitt zwischen der Unterwasser- Eintiefung des<br />

Kraftwerkes Mellach und der Kainach- Mündung kommt es auch bei<br />

HQ100 zu keinen Ausuferungen.<br />

3 Methodik<br />

3.1 Auswahl der historischen Zeitschnitte und Abgrenzung<br />

des Projektgebietes<br />

Um sowohl die morphologische Entwicklung als auch den Einfluss der<br />

Regulierungstätigkeit im Untersuchungsgebiet abschätzen und<br />

quantifizieren zu können, wurden nach Durchsicht des vorhandenen<br />

Kartenmaterials 4 historische Situationen als repräsentativ ausgewählt.<br />

Die Situation 1820 dient zur Beschreibung des natürlichen Zustands, die<br />

Situation 1874 zeigt den Flussverlauf und lokale Regulierungsbauten<br />

kurz vor Beginn der <strong>Mur</strong>regulierung. Den Zustand kurz vor der<br />

Fertigstellung der Regulierungsarbeiten veranschaulicht die Situation<br />

1877-1890. 1952 dokumentiert die Auswirkungen der Regulierung und<br />

die rasch zunehmende Verlandung der Vorländer. Der Zeitschnitt 2000 -<br />

2004 verdeutlicht den aktuellen Zustand. Als Projektgebiet wird der<br />

Überflutungsraum des HQ300 herangezogen (vgl. Kap.2).<br />

3.2 Verwendetes Datenmaterial und Datenquellen<br />

Ausschlaggebend für die Erfüllung der Projektziele sind vor allem die<br />

Anzahl und die Qualität der verfügbaren historischen Kartenwerke und<br />

Vermessungen. Daher erfolgte im ersten Arbeitsschritt eine<br />

umfangreiche Recherche, um ausreichend viele Unterlagen über den<br />

gesamten zu beobachtenden Zeitabschnitt von 1820 bis 2000-2004 zu<br />

gewinnen.<br />

Über das Gis- Stmk (via Stmk. Landesarchiv) konnten die Josephinische<br />

Landesaufnahme (1787) und der überaus genaue Franziszeische<br />

Kataster (1820, M:1:5000) in digitaler Form bezogen werden.<br />

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Diese Kartenwerke bilden den natürlichen Zustand der <strong>Mur</strong> ab. Aufgrund<br />

der mangelnden Genauigkeit der Josephinischen Landesaufnahme - und<br />

dem damit verbundenen hohen Entzerrungsaufwand - musste jedoch auf<br />

eine weitere Auswertung verzichtet werden.<br />

Um den Zustand kurz vor und nach der Regulierung darzustellen (1874<br />

bzw.1877-1890), wurde auf die <strong>Mur</strong>regulierungskarten von<br />

HOCHENBURGER (1894) zurückgegriffen (Univ. Bibliothek BOKU).<br />

Ebenfalls in diesem Werk enthalten sind die in Kap. 4.3 ausgewerteten<br />

Detail- Längenschnitte der <strong>Mur</strong> von <strong>Graz</strong> bis Wildon.<br />

Entzerrte Luftbilder aus dem Jahr 1952, sowie die ÖK 1956 (BEV Wien;<br />

aufgenommen 1930-1949; vollst. Revision 1950/51; einzelne Nachträge<br />

1956) dienten als Grundlage zur Erhebung des Gewässerzustandes der<br />

Situation von 1952. Die digitalen Datengrundlagen konnten von der TU<br />

<strong>Graz</strong> (SULZER et al., (2005); Arbeiten zu AP 1.3.1 Realnutzung –<br />

Bestand und Entwicklung (Teil von WP3/5-data basis and measures for<br />

the social and economic forms of use of the alluvial plains)) übernommen<br />

werden. Die durch die TU <strong>Graz</strong> außerhalb des Auenbereiches erhobene<br />

Flächennutzung wurde direkt in die Erhebung der Gewässerverläufe von<br />

1952 miteinbezogen, und im Auenbereich in Zusammenschau mit den<br />

oben erwähnten Bild- und Kartenwerken vervollständigt. Aufgrund des<br />

geringen Aufnahmemaßstabes der ÖK (M: 1:50.000) können v.a.<br />

kleinere Stillgewässer im Auenbereich jedoch deutlich unterrepräsentiert<br />

sein.<br />

Der aktuelle Zustand von 2000 bzw. 2004 gründet sich auf einer<br />

Kombination von zweierlei Datenquellen. Der aktuelle Verlauf der <strong>Mur</strong><br />

sowie der Verlauf der größeren Mühlbäche konnten wiederum aus Daten<br />

des AP 1.3.1 - Realnutzung übernommen werden. Die im Auenbereich<br />

gelegenen Still- und Nebengewässer wurden der aktuellen SUMAD-<br />

Studie von HOLZINGER et al. (2006) entnommen.<br />

Eventuelle Ergänzungen erfolgten in Zusammenschau mit der digitalen<br />

Katastralmappe bzw. Orthofotos des GIS- Stmk. (2003 bzw. 2004) und<br />

aktuellen Vermessungsdaten (Quelle: Vermessung ERM bzw. SSG).<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb.2:<br />

Franziszeischer<br />

Kataster (1820)<br />

nach der<br />

Entzerrung:<br />

Genauigkeiten im<br />

Meterbereich<br />

bestätigen sich nach<br />

Überlagerung mit der<br />

aktuellen DKM (mittlere<br />

Abb. bzw. Abb. unten)<br />

3.3 Dateneingabe und Datenauswertung<br />

3.3.1 Scannen, Entzerren und Vektorisieren<br />

Nach der Übernahme der digitalen Daten bzw. Scannen wurden die<br />

Kartenwerke von 1820 bzw. 1874-1890 CAD- unterstützt auf<br />

Lagerichtigkeit und eventuelle Vermessungsfehler überprüft. Waren in<br />

den Kartenwerken zu große Abweichungen feststellbar, wurden diese<br />

mittels AutoCAD Land Desktop entzerrt.<br />

Beginnend vom aktuellen<br />

Zustand bis zurück ins Jahr<br />

1820 konnten ausreichend<br />

Passpunkte gefunden werden,<br />

um alle Kartenwerke lagerichtig<br />

einzupassen bzw. zu entzerren.<br />

Ergebnis dieses Arbeits-<br />

schrittes ist die Erstellung einer<br />

konsistenten, über den<br />

gesamten Beobachtungszeit-<br />

raum reichenden, chrono-<br />

logischen Reihenfolge lage-<br />

richtiger Quelldaten. Durch die<br />

Entzerrung konnten Papier-<br />

eingang, Vermessungsfehler<br />

oder Ungenauigkeiten in den<br />

historischen Kartenwerken<br />

großteils ausgeglichen werden.<br />

Nach der Entzerrung wurden<br />

sämtliche für die Fragestellung<br />

interessanten Kartenwerke in<br />

ArcGIS 8.3 importiert und zwei-<br />

dimensional rekonstruiert.<br />

Hierbei erfolgte nochmals eine Überprüfung und Korrektur der<br />

Lagegenauigkeit der in den Kartenwerken ausgewiesenen Strukturen.<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Auf diese Art und Weise konnten verbliebene Lagefehler, je nach<br />

Situation, auf 0-50 m reduziert werden. Als Bearbeitungsmaßstab wurde<br />

bei allen Zeitschnitten 1: 5000 gewählt.<br />

Zeigte sich, dass ein Kartenwerk einzelne Strukturen (z.B. Gewässer,<br />

Schotterflächen, Regulierungsbauten etc.) nur unzureichend genau<br />

abbildet, musste bei den Auswertungen auf andere Datenquellen<br />

zurückgegriffen werden. Stand jedoch keine weitere Informationsquelle<br />

zur Verfügung, wurde in der jeweiligen Situationskarte der Zustand des<br />

vorher- oder nachfolgenden Zeitschnitts übernommen. Um die<br />

Ergebnisse leichter „lesbar“ zu machen, erfolgte die Erstellung von<br />

digitalen Themenkarten mit entsprechendem Kartendesign.<br />

3.3.2 Flächenbilanzierung<br />

Aufbauend auf die zweidimensionale GIS- Auswertung des<br />

Kartenmaterials konnte ein digitaler, flächenhafter Vergleich<br />

ausgewählter Strukturtypen für den Zeitraum von 1820 bis 2000-2004<br />

durchgeführt werden.<br />

Grundsätzlich wird das Projektgebiet in 3 verschiedene Flächenklassen<br />

wie Umland-, Wasser- und Schotterflächen eingeteilt. Die Situationen<br />

1820, 1874 und 1877-90 enthalten zusätzlich die Flächenklasse<br />

„Regulierungsbauwerke“. Als Ergänzung sind in den GIS- Datentabellen<br />

der Situationen 1952 und 2000/2004 zusätzlich die Nutzungstypen des<br />

AP 1.3.1 Realnutzung – Bestand und Entwicklung inkludiert.<br />

Die räumliche Abgrenzung der aquatischen Grundtypen erfolgte anhand<br />

des aktiven Gewässerbettes (Summe aller Wasser- und Schotter- bzw.<br />

Sandflächen), welches definitionsgemäß durch Flächen mit mehrjähriger<br />

Vegetation begrenzt wird (entspricht in etwa der Wasserfläche bei<br />

sommerlichem Mittelwasser (MWso)). Umlandlandflächen repräsentieren<br />

die Summe der tief- und höher liegenden Vegetationsflächen (Gelände<br />

oberhalb des Niveaus des sommerlichen Mittelwassers) inklusive<br />

bebauter Flächen und Verkehrswege. Die Bilanzierung der Flächenwerte<br />

erfolgt sowohl in Absolutwerten, als auch in Prozent der Fläche des<br />

Projektgebietes. Ebenso erfolgt eine Umrechnung der Flächenwerte auf<br />

ha/km Luftlinie (bezogen auf Projektgebietsachse).<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Ausschlaggebend für die Flächenanteile von Wasser- und<br />

Schotterflächen sind die dem jeweiligen Zeitschnitt zugrunde liegenden<br />

Aufnahmewasserstände. Detaillierte Angaben über die Wasserstände<br />

sind jedoch in den zu Verfügung stehenden historischen Kartenwerke<br />

nicht enthalten, und mussten nach Abschluss der Kartenerstellung<br />

vergleichend ermittelt werden.<br />

Tab. 1: Auflistung der den Zeitschnitten zugrunde<br />

liegenden Aufnahmewasserstände<br />

ungefährer Aufnahmewasserstand<br />

Zeitschnitt<br />

2000/2004 NW - MW<br />

1952 NW<br />

1877-1890 +NW<br />

1874 +NW<br />

1820 NW<br />

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4 Ergebnisse<br />

4.1 Flächenbilanz der aquatischen Strukturtypen<br />

Wie bereits in Kap.3.3.2 beschrieben, erfolgt die Flächen-Bilanzierung<br />

auf Basis der 4 Flächenklassen (Wasser, Sand- bzw. Schotterflächen,<br />

Regulierungsbauwerke, Umlandflächen). Im Fall der Situationen 1952<br />

und 2000/2004 werden auch die Flächenanteile des AP 1.3.1 -<br />

Realnutzung mit angeführt. Die Ergebnisse der Flächenbilanzierung aller<br />

Zeitschnitte in Tabellenform sind im Datenanhang enthalten (siehe S.31).<br />

Die Bilanzierung der Flächenwerte erfolgt sowohl in Absolutwerten, als<br />

auch in Prozent der Fläche des Projektgebietes (insgesamt rd. 28,7 km²).<br />

Zur besseren Vergleichbarkeit mit anderen Projekten ähnlicher<br />

Fragestellung (histor. <strong>Gewässerentwicklung</strong> der Donau – Machland,<br />

Lobau) werden die Flächenwerte zusätzlich auf ha/km Luftlinie (Länge<br />

der Projektgebietsachse = 16,9 km) umgerechnet.<br />

4.1.1 Entwicklung der Wasser- und Schotterflächen<br />

Im ersten Auswertungsschritt erfolgt eine Bilanzierung der Flächen von<br />

Wasser- und Schotterflächen welche die Veränderungen im Zuge der<br />

letzten rund 180 Jahre am anschaulichsten widerspiegeln.<br />

Betrachtet man die Veränderung der Flächenanteile bzw. die Änderung<br />

der Verhältniswerte von Gewässer- und Schotterflächen unter einander,<br />

so wird das Ausmaß der durch die Regulierung bedingten<br />

Veränderungen ersichtlich. Flussbauliche Eingriffe führen an der <strong>Mur</strong><br />

innerhalb der letzten 180 Jahre insgesamt zu einer Reduktion der<br />

Wasserflächen um etwa 57% ihrer anfänglichen Ausdehnung. Entfallen<br />

1820 beispielsweise noch rund 16% der Projektgebietsfläche auf<br />

Wasserflächen, so sind es im aktuellen Zustand nur rund 7% (194 ha<br />

statt ursprünglich 450 ha).<br />

Von 1820 bis 1874 gehen die Flächenwerte von Wasser- und<br />

Schotterflächen bereits deutlich zurück. Die Wasserflächen verlieren<br />

rund 25% ihrer Ausdehnung, die Schotterflächen gehen in diesem<br />

Zeitraum um rund 90% zurück.<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Fläche<br />

[ha]<br />

Was die Wasserflächen betrifft, können diese Flächenverluste in der seit<br />

1820 deutlich angestiegenen Zahl an punktuell gesetzten<br />

Regulierungseingriffen begründet werden. Das scheinbar<br />

überproportionale „Schrumpfen“ der Schotterflächen in der Situation<br />

1874 muss jedoch kritisch betrachtet werden. Einerseits sind diese<br />

Verluste durch den höheren Aufnahmewasserstand dieser Situation<br />

bedingt (MW statt NW), andererseits führt auch die geringere<br />

Aufnahmegenauigkeit der Kartenwerke zu einer Flächen- Abnahme.<br />

450,00<br />

400,00<br />

350,00<br />

300,00<br />

250,00<br />

200,00<br />

150,00<br />

100,00<br />

50,00<br />

0, 00<br />

Situation 1820<br />

Situation 1874<br />

Situation 1877-1890<br />

Situation 1952<br />

Schotter- /Sandflächen<br />

Gewässer<br />

Gewässer<br />

Situation 2000/2004 Schotter- /Sandflächen<br />

Abb.3: Flächenvergleich von Wasser- und Schotterflächen innerhalb des Untersuchungszeitraumes<br />

Beobachtet man die Veränderungen während der <strong>Mur</strong>regulierung von<br />

1876-1891, so bleiben die Werte von 1874 bzw. 1877-90 relativ<br />

unverändert. Unmittelbar vor Fertigstellung der Regulierungsarbeiten ist<br />

ein geringfügiger Anstieg an Wasserflächen (+1%) durch den Bau des<br />

neuen Regulierungsgerinnes parallel zum bestehenden alten Lauf<br />

bemerkbar (von 12,1 auf 12,9% der Projekt- Gebietsfläche). Obwohl<br />

sich bei den Flächenwerten kaum Änderungen ergeben haben, ist die<br />

Veränderung der Gewässerlebensräume gravierend.<br />

53% dieser insgesamt 371 ha Wasserflächen wurden im Zuge der<br />

Regulierung vom Hauptstrom abgetrennt (197ha), und werden nicht<br />

mehr aktiv durchströmt. Im Hauptstrom führen die Regulierungsarbeiten<br />

zu einem völligen Verlust von Schotterinseln.<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb 4:<br />

Die <strong>Mur</strong> bei Werndorf<br />

im Jahr 1952:<br />

Deutlich erkennbar sind<br />

großflächige<br />

Schotterbänke<br />

im zukünftigen<br />

Oberwasser des KW<br />

Mellach<br />

(Bildquelle: GIS Stmk,<br />

Entzerrung TU <strong>Graz</strong>)<br />

Ab 1875 durchgeführte Räumungen von Sedimentbänken im<br />

Regulierungsprofil verstärken den Effekt der Regulierung. Sämtliche<br />

abgetrennte Gewässerarme werden nicht mehr durchströmt, und<br />

unterliegen rasch fortschreitender Verlandung. Aufgrund der oben<br />

beschriebenen unzureichenden Aufnahmegenauigkeit muss in diesem<br />

Zeitschnitt insgesamt auf eine Bilanzierung der Schotterflächen<br />

verzichtet werden (s. Tabelle 2: folgende Seite).<br />

Über den gesamten Untersuchungszeitraum nimmt sich die Verringerung<br />

der Schotter- bzw. Sandflächen dramatisch aus. Bezogen auf<br />

Niederwasser gehen diese von ursprünglich rund 66ha Fläche im Jahr<br />

1820 (2,3% des PJ- Geb.) auf 2,8 ha im Jahr 1952 (0,1% des PJ- Geb.)<br />

zurück. Bedingt durch den Bau des KW Mellach erfolgt ein deutlicher<br />

Anstieg der Gewässerflächen (von 185 auf 194 ha, entspr. 0,3%).<br />

Gleichzeitig verschwinden jedoch auch die letzten der 1952 noch<br />

vorhandenen Schotterbänke (vgl. Abb.4 und Abb.5), was den insgesamt<br />

erlittenen Verlust an Gewässerdynamik unterstreicht.<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb.5:<br />

Die <strong>Mur</strong> bei Werndorf im<br />

Jahr 2004:<br />

Deutlich erkennbar sind<br />

Die Auswirkungen nach<br />

Kraftwerksbau:<br />

Durch Einstau<br />

steigt die Flussbreite<br />

beträchtlich, die<br />

Schotterbänke sind bis auf<br />

kleinstflächige Reste im<br />

Mündungsbereich der<br />

Mühlbäche gänzlich<br />

verschwunden<br />

4.1.2 Veränderungen der Lebensraumzusammensetzung<br />

Bedingt durch die Regulierung wird der ehemalige Flusstyp der <strong>Mur</strong><br />

völlig verändert. Durch die massive Abdämmung aller, im breiten<br />

Schotterbett verlaufenden Seitenarme und Nebengewässer verläuft der<br />

einstmals großflächig verzweigte Fluss ab 1891 durchgehend in einem<br />

kanalartigen Regulierungsgerinne. Für den verzweigten Flusstyp<br />

charakteristische Schotter- und Inselflächen gehen vollständig verloren.<br />

Bis auf wenige, kleine stehende Gewässer im Auenbereich verlanden die<br />

vom Hauptstrom abgetrennten Gewässerflächen fast gänzlich (siehe<br />

Tab. 2). Im abgedämmten Hinterland überwiegt nach dem Wegfall<br />

flussdynamischer Prozesse die Sedimentation, während im Hauptstrom<br />

die Konzentration des Abflusses zu einer stetigen Eintiefung der<br />

Flusssohle führt.<br />

Tab.2: Flächenwerte der unterschiedenen Strukturtypen in [ha] und in % der Projektgebietsfläche<br />

1820 1874 1877-1890 1952 2000-2004<br />

Typ [ha] % [ha] % [ha] % [ha] % [ha] %<br />

Gewässer 449,6 15,6 349,2 12,1 371,0 12,9 185,5 6,4 194,2 6,7<br />

Schotter- /Sandflächen 66,2 2,3 5,6 0,2 0,0 k.A. 2,8 0,1 0,0 0,0<br />

Umland 2369,1 82,1 2530,9 87,7 2493,1 86,4 2698,1 93,5 2692,0 93,3<br />

Regulierungsbauwerke 1,3 0,0 0,6 0,0 22,4 0,8 k.A. k.A. k.A. k.A.<br />

Summe 2886,3 100,0 2886,3 100,0 2886,3 100,0 2886,3 100,0 2886,3 100,0<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb.6:<br />

Die <strong>Mur</strong> in Wildon<br />

1820 und 2004:<br />

Durch Abtrennung<br />

der zahlreichen<br />

Seitenarme und<br />

Nebengewässer erfolgt<br />

eine massive<br />

Reduktion der<br />

benetzten Breite.<br />

Im Gegensatz zu den permanent durchflossenen Wasserkörpern haben<br />

einseitig angebundene Altarme bzw. isolierte Altwässer im unregulierten<br />

<strong>Mur</strong>system jedoch nur untergeordneten Stellenwert. Im natürlichen<br />

Zustand nehmen diese Habitattypen an der <strong>Mur</strong> durchwegs nur<br />

Flächenanteile von wenigen Prozent ein. Untersuchungen der<br />

historischen Donau im Machland und an der Donau östlich von Wien<br />

belegen hier vergleichbare Werte. Beispielsweise entfallen nur 2,6 % der<br />

gesamten Wasserflächen im Jahr 1720 an der unregulierten Donau<br />

östlich von Wien auf diesen Gewässertyp (EBERSTALLER-<br />

FLEISCHANDERL et al. (2004), HOHENSINNER et al. (2004)).<br />

Interessante Ergebnisse liefert die Auswertung der historischen<br />

Flussbreiten, Uferlinien und Inselflächen. Erreicht das heutige<br />

Regulierungsprofil im Bereich Wildon heute eine Breite von rund 60m, so<br />

waren es 1820 - alle Flussarme zusammengerechnet - 348m (vgl.<br />

Abb.6). Konkret schlägt sich dies im Bereich von Wildon in einer<br />

Reduktion der benetzten Breite um 82% der ursprünglichen Ausdehnung<br />

nieder. Summiert man alle Flächen auf, die 1820 bei sommerlichem<br />

Mittelwasser von Wasser umgeben waren (ausgenommen der von<br />

Mühlbächen eingeschlossenen Flächen), so erreichen Inselflächen im<br />

historischen Zustand Flächenanteile von rund 23% an der gesamten<br />

Projektgebietsfläche.<br />

Jahreszeitliche Schwankungen der Wasserstände ergaben deshalb stets<br />

hohe – und für die Ökologie wesentliche - Veränderungen im Bereich der<br />

benetzten Breite. Im Gegensatz dazu sind heute die Böschungen des<br />

Regulierungsprofils fast durchgehend mit Steinsicherungen befestigt.<br />

Nennenswerte Flächenänderungen zwischen NW und MWso sind somit<br />

fast völlig ausgeschlossen.<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb.7:<br />

Die <strong>Mur</strong> in<br />

Kalsdorf<br />

1820 und 2004:<br />

Zahlreiche<br />

waldbedeckte und<br />

vegetationsfreie Inseln<br />

gliedern den breit<br />

verzweigten Flusslauf.<br />

Messungen der ehemaligen Wasseranschlagslinien/Uferlinien geben<br />

einen guten Überblick über den Grad der Verzahnung von Wasser- und<br />

Landlebensräumen. HOLZINGER (2006) belegt im nördlichen, auf UVE-<br />

Niveau bearbeiteten Untersuchungsgebiet von 1820 bis heute einen<br />

Verlust von 85% der Uferlinien.<br />

Durch die Regulierung wurde auch die Häufigkeit der Überflutungen im<br />

Auenbereich reduziert. Zumindest Lokale Absenkung des (Grund-)<br />

Wasserspiegels, fehlende Überflutungsdynamik und Ablagerung von<br />

Feinsedimenten verändern diesen Lebensraum nachhaltig. Durch<br />

Maßnahmen wie Gewässervernetzung und Anbindung von Altarmen<br />

könnte die ökologische Funktionsfähigkeit des Nebenarmsystems wieder<br />

hergestellt werden.<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

1820<br />

Abb.8:<br />

Morphologische Veränderungen der<br />

<strong>Mur</strong> von 1820 bis 2000/2004<br />

Im Überblick<br />

1874<br />

1952<br />

1877<br />

2000<br />

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Abb.9:<br />

Det ail-Längenprofil der <strong>Mur</strong><br />

von <strong>Graz</strong>- Wildon:<br />

Aufzeichnungen in<br />

HOCHENBURGER (1894)<br />

lassen eine Rekonstruktion<br />

der historischen<br />

Sohllagen zu<br />

5 <strong>Historische</strong> Sohllagen<br />

Aufzeichnungen von Hochenburger (1894) lassen eine Rekonstruktion<br />

die historischen Sohllagen der <strong>Mur</strong> vor der Regulierung Ende des<br />

19.Jahrhunderts zu.<br />

Die in den historischen Messungen angegebenen Seehöhen beziehen<br />

sich auf den Pegelnullpunkt an der Franz-Carlbrücke in <strong>Graz</strong> bei<br />

344,985m ü. Adria. Angegebener Aufnahmewasserstand der<br />

historischen Vermessungen ist Niederwasser. Unsicherheiten bestehen<br />

in der Vergleichbarkeit der historischen und aktuellen Wasserspiegel. Da<br />

die Vermessung aus dem Jahr 2005 im Winter bei Niederwasser<br />

durchgeführt wurde, kann jedoch eine gute Vergleichbarkeit der Werte<br />

angenommen werden.<br />

5.1.1 Sohländerungen von 1875 bis 1891<br />

Von 1875 bis 1891 bewirkt die Errichtung mehrerer Durchstiche eine<br />

deutliche Veränderung der Sohllagen. Alleine zwischen Kalsdorf - Wildon<br />

wurden insgesamt mehr als 4km Durchstiche mit einem Aushub von<br />

mehr als 135.000m³ angelegt. Geschiebemassen, die aus den<br />

Leitkanälen der Durchstiche erodiert werden, verursachen in Folge<br />

massive Anlandungen in flussab gelegenen Abschnitten. In diesen<br />

Abschnitten wurden ab 1875 gezielte Geschieberäumungen<br />

durchgeführt, die eine zusätzliche Streckung des Flussverlaufs<br />

bewirkten.<br />

Die in Tab. 2 rot gekennzeichneten Bereiche decken sich exakt mit den<br />

in HOCHENBURGER (1894) beschriebenen Bereichen mit Durchstichen<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

(z.B. km 6,1-10,5 (inkl. Gössendorfer Durchstich): im Mittel -1m;<br />

Enzelsdorfer Durchstich km 12-14: -0,8m; Neumühl- Durchstich 18,3-<br />

19,2: -0,7m; Leitkanal km 22: -0,4m).<br />

Grüne Bereiche kennzeichnen Bereiche mit Anlandungen. Von km 20,2<br />

bis 22,86 wurde kein Durchstich ausgeführt, hier wurden lediglich drei<br />

kürzere Flussbuchten vom Hauptstrom abgetrennt, auch in der Bilanz<br />

scheint dieser Abschnitt neutral auf.<br />

Tab.2: Vergleich der historischen Sohllagen 1876,1891 und 2005, absolute und mittlere Änderungen der Sohllage in Meter<br />

Ort<br />

FlussKM<br />

(1891)<br />

Längenschnitt der <strong>Mur</strong> im Projektgebiet<br />

FlussKM<br />

(2005)<br />

Höhe 1876<br />

(m)<br />

Höhe 1891<br />

(m)<br />

Höhe 2005<br />

(m)<br />

Sohländerung<br />

1876-1891<br />

Sohländerung<br />

1891-2005 Legende<br />

A2-Brücke 6,136 171,850 330,70 328,90 326,84 -1,80 -2,06 neutral<br />

171,220 325,63<br />

7,000 327,83 326,52 324,88 -1,30 -1,64 Eintiefung<br />

170,365 322,88<br />

8,000 324,50 323,83 322,37 -0,67 -1,47 Aufhöhung<br />

169,330 321,48<br />

9,000 321,54 321,20 320,77 -0,34 -0,43<br />

168,430 319,61<br />

10,000 318,20 318,75 318,52 0,55 -0,23 mittlere Eintiefung<br />

166,490 314,85 A 2 bis flussab<br />

11,000 315,90 316,26 315,90 0,36 -0,36 Kalsdorfer Brücke<br />

Kalsdorfer Brücke 11,746 166,240 314,40 314,32 -0,08<br />

12,000 313,88 314,10 313,77 0,22 -0,33 -0,83 m<br />

165,540 312,80<br />

13,000 312,20 311,40 311,56 -0,80 0,16<br />

164,512 310,49<br />

14,000 308,81 309,01 309,34 0,20 0,33 mittlere Aufhöhung<br />

163,500 308,27 flussab Kalsdorfer<br />

15,000 305,81 306,75 307,33 0,94 0,58 Brücke bis Stau<br />

162,600 306,62 KW Mellach<br />

16,000 303,75 304,31 306,02 0,56 1,71 0,69 m<br />

161,425 305,47<br />

17,000 301,29 301,95 305,47 0,66<br />

160,600 305,47 Stauraum<br />

18,000 299,89 299,18 305,47 -0,72<br />

159,420 305,47<br />

KW Mellach 159,000 294,61<br />

19,000 298,48 297,79 294,59 -0,68 -3,21<br />

158,140 293,18<br />

20,000 296,18 296,27 293,02 0,08 -3,25<br />

157,720 292,74<br />

157,210 292,36<br />

21,000 294,39 294,55 292,32 0,16 -2,23<br />

156,290 292,18 mittlere Eintiefung<br />

156,490 292,24 UW KW Mellach<br />

22,000 292,72 292,71 292,14 -0,02 -0,57 -2,31 m<br />

155,330 292,00<br />

Brücke Wildon 22,860 155,534 291,46 291,04 -0,42<br />

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Abb.10:<br />

Längenschnitt der <strong>Mur</strong> von 1876,<br />

1891 und 2005 im Vergleich<br />

Seehöhe (m)<br />

5.1.2 Sohländerungen von 1891 bis 2005<br />

Neben der Unterwassereintiefung am KW Mellach befinden sich die im<br />

Projektgebiet am stärksten von Eintiefungsprozessen betroffenen<br />

Bereiche heute v. a. flussab der A2-Brücke in Feldkirchen bis unterhalb<br />

der Kalsdorfer Brücke. Im Mittel wurden Teile dieses Abschnitts bereits<br />

während der Regulierungsarbeiten um 1m abgesenkt, seit 1891 kamen<br />

noch weitere 0,83m hinzu.<br />

Die seit 1876 insgesamt höchsten Eintiefungen finden sich im Bereich<br />

der heutigen A2 Brücke, hier wurde die <strong>Mur</strong>sohle (absolut) um<br />

insgesamt 3,9m abgesenkt (vgl. Tab.2, ehemals km 6,1).<br />

335,0<br />

330,0<br />

325,0<br />

320,0<br />

315,0<br />

310,0<br />

305,0<br />

300,0<br />

295,0<br />

290,0<br />

A2 Brücke<br />

Kalsdorfer Brücke<br />

Längenschnitt <strong>Mur</strong><br />

6,14<br />

7,00<br />

8,00<br />

9,00<br />

10,00<br />

11,00<br />

12,00<br />

13,00<br />

14,00<br />

15,00<br />

16,00<br />

17,00<br />

18,00<br />

19,00<br />

20,00<br />

21,00<br />

22,00<br />

22,86<br />

Fluss- Km (1891)<br />

KW Mellach<br />

Höhe 1876 (m)<br />

Höhe 1891 (m)<br />

Höhe 2005 (m)<br />

Von km 165,5 bis 161,4 (flussab Kalsdorfer Brücke bis Stau Mellach)<br />

sind seit 1891 leichte Auflandungen von 0,2 – 0,6m zu bemerken,<br />

inwieweit diese auf die Stauerrichtung Mellach zurückzuführen sind lässt<br />

sich auf Basis dieser Daten nicht mit Sicherheit beurteilen. Die hohen<br />

Werte von 1,71m Sohlaufhöhung direkt im Stauwurzelbereich des KW<br />

Mellach sind demgegenüber vermutlich direkt auf die Stauerrichtung<br />

zurückzuführen.<br />

Die starken Eintiefungen unterhalb km 159-155,3 resultieren aus der<br />

Unterwassereintiefung am KW Mellach. Im Mittel beträgt die Eintiefung in<br />

diesem Abschnitt 2,3m, Spitzenwerte von unterhalb des Kraftwerks<br />

erreichen (absolute) 3,2 Meter.<br />

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Brücke Wildon


INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb. 11:<br />

Darstellung der<br />

Arbeitsschritte zur<br />

Errichtung des 1,1 km<br />

langen Gössendorfer<br />

Durchstichs, mehrere<br />

schmale Leitkanäle<br />

geben den neuen Lauf<br />

des Regulierungs-<br />

gerinnes vor.<br />

Oben: Zustand 1855,<br />

unten Endzustand<br />

im Jahr 1880<br />

Bis zur Brücke Wildon hin läuft die Sohleintiefung langsam aus, die<br />

absolute Eintiefung geht hier auf rund 0,6m zurück.<br />

Aufgrund der Unsicherheiten der Aufnahmewasserspiegel (vgl. Kap. 4.2)<br />

sind die Absolutwerte der Sohländerungen zwischen 1876 und 2005<br />

kritisch zu betrachten, sie geben jedoch einen guten Überblick über die<br />

relativen Änderungen der Sohllage im Längsverlauf.<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

6 GIS - Themenkarten<br />

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Abb. 12: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong>: Aktueller Zustand 2000-2004<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb. 13: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong>: Zustand 1952<br />

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Abb. 14: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong>: Zustand kurz vor Abschluss der Regulierung, 1877-1890<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb. 15: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong>: Zustand kurz vor der Regulierung, 1874<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb. 16: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong>: natürlicher Zustand 1820<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb. 17: Gewässerverlauf 1820 unterlegt mit ÖK50 (BEV Wien)<br />

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7 <strong>Historische</strong> Kartenwerke im Überblick<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb. 18: Franziszeischer Kataster 1817 überlagert mit Digitaler Katastralmappe<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb. 19: Franziszeischer Kataster 1817<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Abb. 20: Josephinische Landesaufnahme 1787<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

8 Datenanhang<br />

Situation 2000/2004<br />

Typ<br />

Nutzung (lt. AP 1.3.1<br />

Realnutzung ) Summe [ha]<br />

Gewässer Gewässer (ergänzt) 194,2<br />

Gewässer Summe 194,2<br />

Landwirtschaftl. Nutzung Ackerbau 1101,1<br />

Grünland 213,9<br />

Streuobstfläche 18,2<br />

Landwirtschaftl. Nutzung Summe 1333,2<br />

Sonstiges Schotterabbau 1,2<br />

Sonstiges 10,9<br />

Sonstiges Summe 12,1<br />

Verkehr/Wohnen/Industrie Erholungseinrichtung 22,3<br />

Industrie und Gewerbe 50,4<br />

Sonstig bebaute Fläche 42,9<br />

Verkehrsfläche 95,3<br />

Wohnen 298,7<br />

Verkehr/Wohnen/Industrie<br />

Summe 509,6<br />

Wald Wald 837,1<br />

Wald Summe 837,1<br />

Gesamt 2886,3<br />

Situation 1952<br />

Nutzung (lt. AP 1.3.1<br />

Typ<br />

Realnutzung ) Summe [ha]<br />

Gewässer Gewässer (ergänzt) 185,5<br />

Gewässer Summe 185,5<br />

Landwirtschaftl. Nutzung Ackerbau 653,8<br />

Grünland 927,1<br />

Streuobstfläche 93,5<br />

Landwirtschaftl. Nutzung Summe 1674,3<br />

Sonstiges Schotterabbau 0,0<br />

Sonstiges 4,1<br />

Sonstiges Summe 4,1<br />

Verkehr/Wohnen/Industrie Erholungseinrichtung 0,0<br />

Industrie und Gewerbe 9,2<br />

Sonstig bebaute Fläche 2,6<br />

Verkehrsfläche 56,3<br />

Verkehr/Wohnen/Industrie<br />

Wohnen 128,4<br />

Summe 196,6<br />

Wald Wald 824,3<br />

Wald Summe 824,3<br />

Gesamt 2886,3<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

Situation 1874<br />

Typ Summe [ha] [ha/km Luftlinie]<br />

Gewässer 349,2 20,7<br />

Schotter- /Sandflächen 5,6 0,3<br />

Vegetationsbedeckte Flächen 2530,9 149,8<br />

Regulierungsbauwerke 0,6 0,0<br />

Summe 2886,3 170,9<br />

Situation 1877-1890<br />

Typ Summe [ha] [ha/km Luftlinie]<br />

Gewässer verlandend 197,2 11,7<br />

Gewässer Regulierungsprofil 173,9 10,3<br />

Summe Gewässer 371,0 22,0<br />

Schotter- /Sandflächen 0,0 0,0<br />

Vegetationsbedeckte Flächen 2493,1 147,6<br />

Regulierungsbauwerke 22,2 1,3<br />

Summe 2886,3 170,9<br />

Situation 1820<br />

Typ Summe [ha] [ha/km Luftlinie]<br />

Gewässer 449,6 26,6<br />

Schotter- /Sandflächen 66,2 3,9<br />

Vegetationsbedeckte Flächen 2369,1 140,3<br />

Regulierungsbauwerke 1,3 0,1<br />

Summe 2886,3 170,9<br />

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INTERREG IIIB / CADSES – SUMAD, AP 1.1.2: <strong>Historische</strong> <strong>Gewässerentwicklung</strong> der <strong>Mur</strong> südlich von <strong>Graz</strong><br />

9 Literatur<br />

EBERSTALLER-FLEISCHANDERL, D., HOHENSINNER, S., JUNGWIRTH, M.<br />

(2004): Donau 1726 - 2001. Flussmorphologische Entwicklung der Donau im<br />

Wiener Teil des Nationalparks Donau-Auen 1726 - 2001 (Bereich Lobau, Strom-<br />

km 1924,4 - 1907,6). Endbericht, im Auftrag der MA 49 Forstamt und<br />

Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien.<br />

HOCHENBURGER, F. (1894): Darstellung der in der Periode 1874 - 1891<br />

durchgeführten Arbeiten der <strong>Mur</strong> - Regulierung in Steiermark. - K.K. Minist. d.<br />

Innern, Wien.<br />

HOHENSINNER, S., HABERSACK, H., JUNGWIRTH, M., ZAUNER, G. (2004):<br />

Reconstruction of the characteristics of a natural alluvial river-floodplain system<br />

and hydromorphological changes following human modifications: the Danube<br />

River (1812-1991). River Research and Applications, 20 (1), 25-41.<br />

HOLZINGER W., BRUNNER H., DEPISCH, B., FRIEß, T., HÖLLRIEGL,<br />

R.,HUEMER, S., KAMMEL W. ,KOMPOSCH, B. (2006): Tiere, Pflanzen und<br />

deren Lebensräume in den <strong>Mur</strong>-Auen zwischen <strong>Graz</strong> und Wildon, INTERREG<br />

IIIB/CADSES „SUMAD“, im Auftrag der Stmk. Landesregierung FA19A.<br />

SULZER, W., et al. (2005): AP 1.3.1 Realnutzung – Bestand und Entwicklung<br />

(Teil von WP3/5-data basis and measures for the social and economic forms of<br />

use of the alluvial plains)), digitale Daten. Teil des INTERREG IIIB/CADSES<br />

„SUMAD“, im Auftrag der Stmk. Landesregierung FA19A.<br />

ezb eberstaller zauner büros 33

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