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Informationen 2004 - WSD Mitte - Wasser- und ...

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100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

26<br />

Uferböschungen zu schonen [18]. Hauptgr<strong>und</strong> für die<br />

Einrichtung des Schleppmonopols war jedoch, die<br />

Schleppkosten <strong>und</strong> damit die Transportkosten gering zu<br />

halten <strong>und</strong> so dem Staat ein <strong>Mitte</strong>l zur Ausdehnung seiner<br />

Eisenbahntarifpolitik zu geben, um so die Preise bei<br />

wirtschaftlichen Verschiebungen – insbesondere im Agrarsektor<br />

– regulieren zu können.<br />

Schon 1915 nahm das Königliche Schleppamt Hannover<br />

seinen Betrieb auf. Mit der Übertragung der <strong>Wasser</strong>straßen<br />

von den Ländern auf das Reich durch den Staatsvertrag<br />

vom 29. Juli 1921 entstand aus dem staatlichen<br />

Schleppbetrieb der Reichsschleppbetrieb. Die in Privatbesitz<br />

befindlichen Schleppkähne (ohne eigenen Antrieb)<br />

wurden an bestimmten Punkten des Kanalsystems zu<br />

Schleppzügen zusammengestellt <strong>und</strong> von staatlichen<br />

Schleppern zu ihren Bestimmungsorten bzw. Häfen befördert<br />

(Abb. 12). Das Schleppmonopol bezog sich ausschließlich<br />

auf nichtselbstfahrende Schiffseinheiten; im<br />

Gegensatz zur Eisenbahn<br />

bestand somit<br />

trotzdem noch die<br />

Möglichkeit des privaten<br />

Betriebs von<br />

Schiffen. Zudem wurde<br />

eine großzügige<br />

Übergangszeit für die<br />

privaten Schleppbetriebe<br />

auf dem DEK<br />

vereinbart. 1938<br />

schließlich wurde das<br />

Schleppmonopol des<br />

MLK auf den südlichen<br />

DEK erweitert.<br />

Ende der dreißiger<br />

Jahre waren die<br />

<strong>Wasser</strong>straßen durch<br />

die extreme Ankurbelung<br />

des Binnenmarktes<br />

nahezu vollständig<br />

ausgelastet. Engpasskriterium<br />

war<br />

mittlerweile die<br />

Schiffsgeschwindigkeit<br />

geworden, da<br />

durch die sehr unterschiedlichenSchiffsabmessungen<br />

<strong>und</strong> die bis dahin hydraulisch z.T. sehr<br />

ungünstigen Schiffsformen nur Fahrgeschwindigkeiten<br />

bis zu 5 km/h, teilweise sogar noch darunter, erreicht<br />

wurden. Dies beeinträchtigte die Leistungsfähigkeit der<br />

Kanäle insgesamt erheblich.<br />

Neben den bereits erwähnten Schifffahrtsabgaben war<br />

somit auch noch ein Schlepplohn zu entrichten. Dieser<br />

war in Abhängigkeit der Tragfähigkeit <strong>und</strong> der Schleppentfernung<br />

(Tragfähigkeits-km) sowie einem geringen ladungsabhängigen<br />

Zuschlag zu entrichten, während<br />

Schifffahrtsabgaben bekanntlich ladungs-, mengen- <strong>und</strong><br />

wegabhängig berechnet werden (ladungsabhängige<br />

Tonnen-km). Für einen 700t-Kahn mussten z.B. für die<br />

303 km lange Fahrt von Herne nach Peine 318,15<br />

Reichsmark (RM) als Schlepplohn <strong>und</strong> 1.052,10 RM<br />

Schifffahrtsabgaben entrichtet werden; für die Leerfahrt<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

zurück waren dagegen 212,10 RM Schlepplohn <strong>und</strong> nur<br />

10,60 RM Schifffahrtsabgaben zu zahlen. [10]<br />

Der Fahrzeugpark des Reichsschleppbetriebs umfasste<br />

1938 schon 175 Fahrzeuge. Durch die kriegsbedingt erhöhte<br />

Nachfrage nach Transporten, insbesondere von<br />

Kohle <strong>und</strong> Erz, vor allem zu den Hüttenwerken in Salzgitter,<br />

wurde ab 1940 zudem ein umfangreiches Schlepper-<br />

Neubauprogramm initiiert, das 167 zusätzliche Schlepper<br />

umfassen sollte.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Reichsschleppbetrieb<br />

in den B<strong>und</strong>esschleppbetrieb umorganisiert, von der damaligen<br />

<strong>Wasser</strong>straßendirektion Münster getrennt <strong>und</strong><br />

als eigenständiger Behördenzweig der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es geführt. Unter der<br />

Konkurrenz der selbstfahrenden Schiffseinheiten unterlag<br />

der B<strong>und</strong>esschleppbetrieb zahlreichen Rationalisierungen<br />

im Schlepperbestand <strong>und</strong> beim Personal, bis er zum<br />

31.12.1967 ersatzlos aufgelöst wurde.<br />

Abb. 12 - Schleppschifffahrt: Schlepper mit Schleppverband [19]<br />

Wiederaufbau <strong>und</strong> Verkehrsentwicklung<br />

nach 1945<br />

Der 2. Weltkrieg hatte auch an den B<strong>und</strong>eswasserstraßen,<br />

die gemäß Artikel 87 <strong>und</strong> Artikel 89 des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />

im Eigentum <strong>und</strong> in der unmittelbaren Verwaltung<br />

des B<strong>und</strong>es stehen, große Schäden hinterlassen. Neben<br />

vielen zerstörten Brücken, welche die Schifffahrtswege<br />

versperrten, <strong>und</strong> einer großen Anzahl gesunkener Fahrzeuge,<br />

waren auch an den unmittelbaren Kanalbauwerken<br />

Schäden eingetreten. So waren Kanalseitendämme<br />

zerbombt worden <strong>und</strong> die Haltungen teilweise leer gelaufen.<br />

Große Schäden im Einzugsgebiet des MLK entstanden<br />

insbesondere durch die Bombardierung <strong>und</strong> die damit<br />

einhergehende teilweise Zerstörung der Ederstaumauer<br />

sowie die Sprengung der Kanalbrücke Minden<br />

wenige Tage vor Kriegsende am 04. April 1945 durch zurückweichende<br />

deutsche Truppen (Abb. 13).

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