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Informationen 2004 - WSD Mitte - Wasser- und ...

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100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

14<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

100 Jahre<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

Mit dem preußischen „Gesetz, betreffend die Herstellung<br />

<strong>und</strong> den Ausbau von <strong>Wasser</strong>straßen“ vom 1. April 1905<br />

wurde die Rechtsgr<strong>und</strong>lage u.a. für den Bau eines Schifffahrtskanals<br />

zwischen dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal bei<br />

Bergeshövede <strong>und</strong> Hannover geschaffen. Diese zunächst<br />

als Ems-Weser-Kanal bezeichnete Kanalstrecke<br />

bildet heute das westliche Teilstück des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />

Nach jahrzehntelanger kontroverser Diskussion über die<br />

Notwendigkeit einer solchen <strong>Wasser</strong>straße wurde damit<br />

der Startschuss zur Verbindung des schon zu Beginn des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts wichtigen Industriezentrums an Rhein<br />

<strong>und</strong> Ruhr mit den Räumen Hannover, Magdeburg <strong>und</strong><br />

Berlin gegeben. Am 1. April 1905 schlug damit die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />

des <strong>Mitte</strong>llandkanals. Die Bauarbeiten zwischen<br />

Bergeshövede <strong>und</strong> Hannover erfolgten in den Jahren<br />

1906 bis 1916. Kurz nach dem 1. Weltkrieg wurden<br />

die Arbeiten in Richtung Osten weitergeführt. Mit dem Erreichen<br />

der Elbe <strong>und</strong> der Fertigstellung des Schiffshebewerks<br />

Rothensee bei Magdeburg im Jahre 1938 war<br />

schließlich die Idee der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung vom<br />

Rhein über Ems <strong>und</strong> Weser zur Elbe Wirklichkeit geworden.<br />

Seit den 60er Jahren wird der <strong>Mitte</strong>llandkanal (MLK) zu<br />

einer <strong>Wasser</strong>straße von europäischer Bedeutung ausgebaut.<br />

Diese Ausbauarbeiten sind zwischen Bergeshövede<br />

<strong>und</strong> der Schleuse Sülfeld bei Wolfsburg abgeschlossen.<br />

Durch die Inbetriebnahme der Kanalbrücke über die<br />

Elbe <strong>und</strong> der Doppelschleuse Hohenwarthe im November<br />

2003 wurde erstmals die wasserstandsunabhängige<br />

Querung der Elbe möglich. Mit der Fertigstellung der<br />

Bauarbeiten zwischen Sülfeld <strong>und</strong> Magdeburg im Jahre<br />

2008 kann der MLK durchgehend von Großmotorgüterschiffen<br />

<strong>und</strong> Schubverbänden mit einer Abladetiefe von<br />

2,80 m befahren werden. Im Herzen Europas präsentiert<br />

sich der MLK aber schon heute in seinem h<strong>und</strong>ertsten<br />

Jubiläumsjahr als moderner <strong>und</strong> wirtschaftlicher Verkehrsweg<br />

der Binnenschifffahrt, auf dem rd. 22 Mio. Tonnen<br />

Güter pro Jahr umweltfre<strong>und</strong>lich, energiesparsam,<br />

sicher <strong>und</strong> zuverlässig transportiert werden.<br />

Frühe Planungen, Visionen<br />

<strong>und</strong> Auseinandersetzungen<br />

Die Idee, eine Kanalverbindung zwischen Rhein <strong>und</strong> Elbe<br />

<strong>und</strong> weiter bis zur Oder herzustellen, reicht bis weit in<br />

das 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück. Bedingt durch die Ausrichtung<br />

der teilweise schon im <strong>Mitte</strong>lalter schiffbaren größeren<br />

Flüsse Norddeutschlands in Richtung Nord- <strong>und</strong> Ostsee,<br />

wurde bereits früh der verkehrliche <strong>und</strong> damit ein-<br />

Reinhard Henke<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Andreas Hüsig<br />

WSA Uelzen<br />

hergehend auch der strategische Nutzen einer West-Ost-<br />

<strong>Wasser</strong>straßenverbindung erkannt.<br />

Den ersten Versuch zum Bau eines solchen <strong>Wasser</strong>weges<br />

unternahm Herzog Julius von Braunschweig (1568-<br />

1589). Er hatte die Absicht, Oker <strong>und</strong> Aller schiffbar zu<br />

machen <strong>und</strong> mit der Weser sowie mit der Elbe zu verbinden.<br />

Er scheiterte aber vor dem Reichskammergericht an<br />

der Klage des Bürgermeisters <strong>und</strong> des Rates der Stadt<br />

Braunschweig bei Kaiser Rudolf II. gegen diese „Grabenwerksunternehmungen",<br />

wie sie das Vorhaben herablassend<br />

nannten. „Der Fürst sei nicht befugt, zweifelhafte<br />

<strong>und</strong> ungewisse Dinge, die ebensowohl zum Schaden<br />

<strong>und</strong> Nachteil als zu Nutz <strong>und</strong> Frommen auslaufen<br />

<strong>und</strong> gedeihen möchten, im Fürstentum zu unternehmen."<br />

Der verkehrlich wie strategisch visionäre Gedanke des<br />

Herzogs wurde im beginnenden merkantilistischen Zeitalter<br />

noch nicht von allen Herrschaften geteilt.<br />

Die Verwirklichung stromverbindender Kanalbauten in<br />

Deutschland begann dennoch bereits in den Jahren 1662<br />

bis 1668 mit dem Bau des Friedrich-Wilhelm-Kanals, des<br />

heutigen Oder-Spree-Kanals. Er stellte die Verbindung<br />

der Stromgebiete von Elbe <strong>und</strong> Oder her, indem er den<br />

Raum Berlin mit der Oder bei Fürstenberg verband. Eine<br />

zweite - nördliche - Verbindung aus dem Raum Berlin zur<br />

Oder entstand 1743 bis 1746 unter Friedrich dem Großen<br />

mit dem zweiten Finow-Kanal. Dieser wurde bereits ab<br />

1540 geplant <strong>und</strong> von 1605 bis 1620 erstmals erbaut,<br />

verfiel aber schnell, so dass erst dem „zweiten Anlauf“<br />

durch die Initiative Friedrich des Großen Erfolg beschieden<br />

war. [9]<br />

Ebenfalls während der Regierungszeit Friedrich des Großen<br />

entstand 1743 bis 1745 der Plauer Kanal zwischen<br />

dem Plauer See <strong>und</strong> der Elbe bei Parey. Zusammen mit<br />

dem 1865 bis 1872 errichteten Ihle-Kanal bildet er den<br />

heutigen Elbe-Havel-Kanal <strong>und</strong> verkürzt den <strong>Wasser</strong>weg<br />

zwischen Brandenburg <strong>und</strong> Magdeburg, der bis dahin<br />

über die Untere Havel führte, um etwa 100 km.<br />

Nachdem 1773/1774 der Bromberger Kanal von der Oder<br />

über die Netze bis zur Weichsel gebaut worden war, bestand<br />

bereits Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts ein durchgehender<br />

Schifffahrtsweg zwischen Königsberg, Breslau,<br />

Berlin, Dresden <strong>und</strong> Hamburg. Friedrich der Große hatte<br />

erkannt, dass der Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßen zu leistungsfähigen<br />

Verkehrswegen eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

für die wirksame Förderung von Handel <strong>und</strong> Verkehr bildete.<br />

Als weitere logische Konsequenz wurden auf seine<br />

Initiative hin Pläne ausgearbeitet, den Rhein mit der<br />

Maas <strong>und</strong> der Ems durch Kanäle zu verbinden, um so<br />

den Rhein an einen deutschen Nordseehafen, d.h. der

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