24.12.2012 Aufrufe

Informationen 2004 - WSD Mitte - Wasser- und ...

Informationen 2004 - WSD Mitte - Wasser- und ...

Informationen 2004 - WSD Mitte - Wasser- und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr,<br />

Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

WASSER- UND SCHIFFFAHRTSVERWALTUNG DES BUNDES<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

1905 - 2005<br />

<strong>Informationen</strong><br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsdirektion<br />

<strong>Mitte</strong>


<strong>Informationen</strong><br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>


Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeitern der Dienststellen im Geschäftsbereich<br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

<strong>Mitte</strong> blicke ich auf ein erfolgreiches<br />

Jahr <strong>2004</strong> zurück. Erfolgreich<br />

deshalb, weil wir unsere Aufgaben zum Erhalt<br />

<strong>und</strong> zur Verbesserung der <strong>Wasser</strong>straßeninfrastruktur<br />

für den Verkehrsträger<br />

Binnenschifffahrt trotz knapper Ressourcen<br />

kontinuierlich <strong>und</strong> zielgerichtet weitergeführt<br />

haben. Moderne <strong>Wasser</strong>straßen sind<br />

bei einem auch künftig weiter steigenden<br />

Verkehrsaufkommen eine wirtschaftliche,<br />

umweltfre<strong>und</strong>liche, sichere <strong>und</strong> damit unverzichtbare Alternative zum Gütertransport auf Straße <strong>und</strong><br />

Schiene.<br />

Im Rahmen unserer Investitionsmaßnahmen haben wir den Ausbau der 80 km langen Osthaltung des<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanals zwischen Sülfeld <strong>und</strong> Magdeburg planmäßig weitergeführt. Der Streckenausbau ist<br />

inzwischen auf einer Länge von 52 km abgeschlossen. Sofern ausreichend Investitionsmittel auch in<br />

den nächsten Jahren zur Verfügung stehen, können wir den Ausbau der Osthaltung Ende 2008 abschließen.<br />

Als weiteren wichtigen Baustein zur Fertigstellung des Projektes 17 der Verkehrsprojekte<br />

Deutsche Einheit haben wir in <strong>2004</strong> mit dem Neubau der Schleuse Sülfeld-Süd bei Wolfsburg begonnen.<br />

Die Schleuse Uelzen am Elbe-Seitenkanal wird noch in 2005 fertig gestellt, mit den Planungen<br />

der neuen Schleusen Minden <strong>und</strong> Dörverden wurde begonnen.<br />

Die Fernbedienzentrale für Schleusen im <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden hat im Februar <strong>2004</strong><br />

ihren Betrieb aufgenommen. Sie wurde durch Herrn B<strong>und</strong>esminister Dr. Manfred Stolpe offiziell ihrer<br />

Bestimmung übergeben. Aus dieser neuen Zentrale werden künftig insgesamt elf Schleusen fernbedient<br />

<strong>und</strong> fernüberwacht. Durch dieses innovative Konzept können sowohl die Wirtschaftlichkeit des<br />

Schleusenbetriebes als auch der Service für die Binnenschifffahrt durch längere Betriebszeiten gesteigert<br />

werden.<br />

Neben ihren vielfältigen Aufgaben zur Unterhaltung, zum Betrieb <strong>und</strong> zum Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßen<br />

leisten die Dienststellen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> seit Jahren einen erheblichen<br />

Beitrag zur Berufsausbildung junger Menschen. Auch zur Unterstützung der Ausbildungsoffensive der<br />

B<strong>und</strong>esregierung wurde die Anzahl der Ausbildungsplätze in <strong>2004</strong> nochmals um 20 auf 137 erhöht.<br />

Die Ausbildungsquote von 10,2 % <strong>und</strong> die anhaltend guten Ausbildungsergebnisse sind nur durch<br />

das hohe Engagement der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter erreichbar, die zusätzlich zu ihren eigentlichen<br />

Aufgaben die Ausbildung am Arbeitsplatz übernehmen.<br />

Im April 2005 werden wir gemeinsam mit dem B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

das 100-jährige Jubiläum des <strong>Mitte</strong>llandkanals festlich begehen. Mit dem preußischen<br />

<strong>Wasser</strong>gesetz vom 1. April 1905 wurde der Bau des westlichen Teilstücks dieser wichtigen West-Ost-<br />

<strong>Wasser</strong>straße zwischen Bergeshövede <strong>und</strong> Hannover (damals Ems-Weser-Kanal) einschl. der Stichkanäle<br />

nach Osnabrück <strong>und</strong> Hannover-Linden sowie der Bau von Eder- <strong>und</strong> Diemeltalsperre beschlossen.<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Finanzen wird aus Anlass des Jubiläums eine Sonderbriefmarke "100<br />

Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal" herausgeben.<br />

Die vorliegende Informationsschrift <strong>2004</strong> beinhaltet viele aktuelle <strong>und</strong> informative Beiträge <strong>und</strong> soll<br />

auf die Vielfältigkeit der Aufgaben der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es aufmerksam<br />

machen. Ich wünsche allen Leserinnen <strong>und</strong> Lesern bei der Lektüre viel Vergnügen.<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Präsident der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong>


Liebe Kolleginnen,<br />

liebe Kollegen,<br />

wie in den vergangenen Jahren liegt uns nun auch für das Jahr <strong>2004</strong> eine neue Informationsschrift der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> vor. Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter aus allen Verwaltungsbereichen<br />

berichten wieder über ihre Aufgabenschwerpunkte im vergangenen Jahr bei Betrieb, Unterhaltung<br />

<strong>und</strong> Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßen in der Region. Darüber hinaus gibt die Informationsschrift einen<br />

Ausblick auf ein besonderes Ereignis, das uns im April 2005 ins Haus steht <strong>und</strong> durch eine Festveranstaltung<br />

besonders gewürdigt wird: 100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal!<br />

Die Hauptaufgabe der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> ihrer nachgeordneten Ämter ist die<br />

Bereitstellung sicher befahrbarer <strong>und</strong> wirtschaftlich leistungsfähiger <strong>Wasser</strong>straßen, die Ordnung des<br />

Schiffsverkehrs <strong>und</strong> die Sicherung der Vorflut an den natürlichen <strong>Wasser</strong>straßen im Sinne einer k<strong>und</strong>enorientierten<br />

Dienstleistung. Hierzu haben alle Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen im Jahre <strong>2004</strong> mit hoher Motivation<br />

<strong>und</strong> großem Engagement einen wichtigen Beitrag geleistet. Mit unserem Einsatzwillen werden<br />

wir auch in den kommenden Zeiten dazu beitragen, dass der Binnenschifffahrt ein leistungsfähiger <strong>und</strong><br />

sicherer Verkehrsweg zur Verfügung steht. Dies ist jedenfalls unser Ziel über das Jahr <strong>2004</strong> hinaus. Dabei<br />

werden wir uns nicht durch Personaleinsparungen sowie Gutachten <strong>und</strong> Überlegungen zu einer "Äußeren<br />

Reform" entmutigen lassen.<br />

In den kommenden Jahren wird auch im Zusammenhang mit der Erweiterung der europäischen Union<br />

eine erhebliche Zunahme des Gütertransports zwischen den westeuropäischen Industrieländern <strong>und</strong><br />

den mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen Ländern erwartet. Hierbei kann die Binnenschifffahrt einen erheblichen<br />

Beitrag zur Bewältigung dieser zusätzlichen Verkehrsmengen leisten. Dieses ist jedoch nur möglich,<br />

wenn durch eine funktionsgerechte <strong>und</strong> kompetente <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung eine moderne<br />

<strong>und</strong> leistungsfähige <strong>Wasser</strong>straßeninfrastruktur zur Verfügung gestellt wird.<br />

Ich hoffe, dass diese Informationsschrift bei allen Leserinnen <strong>und</strong> Lesern das Interesse an der Arbeit der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es fördert <strong>und</strong> sie gleichzeitig von der Notwendigkeit der<br />

Weiterentwicklung des Verkehrssystems Binnenschiff/<strong>Wasser</strong>straße überzeugt.<br />

Karl-Heinz Kuhlmann<br />

Vorsitzender des Bezirkspersonalrates bei der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong>


<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Vorwort des Präsidenten der<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Vorwort des<br />

Bezirkspersonalratsvorsitzenden<br />

Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

des B<strong>und</strong>es (WSV)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

des B<strong>und</strong>es<br />

Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

in Hannover<br />

Die Aufgaben der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

Aktuelles <strong>und</strong> Informatives<br />

8 - 13<br />

14 - 33<br />

Nachrichten<br />

▸ Tag des offenen Denkmals<br />

▸ Ausbildungsleistungen nochmals gesteigert<br />

Baubeginn der Schleuse Sülfeld Süd am<br />

▸ <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

▸ Neuer Leiter des Dezernates Planfeststellung<br />

▸ Neuer Leiter beim WSA Hann.Münden<br />

Erneuerung der Dokumentations- <strong>und</strong><br />

▸ Ansageeinrichtung für den NIF<br />

▸ Das NBA Hannover hat einen neuen Chef<br />

▸ Außenbezirk Hameln stellte sich vor<br />

Die Planung der neuen Schleusen Dörverden <strong>und</strong><br />

▸ Minden hat begonnen<br />

B<strong>und</strong>esminister Dr. Manfred Stolpe zu Besuch beim<br />

▸ <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

1905 - 2005<br />

Aufsatzbeiträge<br />

34 Die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung der<br />

Edertalsperre<br />

38<br />

42<br />

Gr<strong>und</strong>instandsetzung Wehr Hameln<br />

Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen im<br />

Zuge von Deichertüchtigungen an den<br />

Scheusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser<br />

46 Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen<br />

beim WSA Minden<br />

51<br />

Projekt Seelze-Süd<br />

- Verknüpfung von wasser- <strong>und</strong><br />

städtebaulichen Interessen<br />

53 Streckenausbau im Bereich der Liegestelle<br />

Rühen<br />

(Baulos Niedersachsen 2b)<br />

57<br />

60<br />

63<br />

Planung der neuen Kanalüberführung<br />

Elbeu<br />

Ersatzmaßnahmen auf ehemals militärisch<br />

genutzten Flächen am Beispiel Hillersleben<br />

Erfahrungen mit verschiedenen<br />

Pfahlgründungssystemen für<br />

Brückenwiderlager<br />

66 Einsatz von Ingenieurtauchern<br />

69<br />

73<br />

78<br />

79<br />

81<br />

83<br />

GIS-Einsatz in der WSV<br />

= WSV-eGovernment ?<br />

Das Personalentwicklungskonzept für die<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

Informationszentren<br />

Veröffentlichungen<br />

Vorträge<br />

Adressen der Dienststellen im<br />

Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>


Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen sind neben<br />

den Straßen <strong>und</strong> Schienenwegen ein<br />

unverzichtbarer Teil des Verkehrswegenetzes<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />

Sie verbinden die großen Seehäfen<br />

einerseits mit der Hohen See, andererseits<br />

mit ihrem jeweiligen Hinterland<br />

sowie die bedeutendsten Industrie- <strong>und</strong><br />

Handelszentren untereinander. So stehen<br />

den deutschen Seehäfen leistungsfähige,<br />

sichere <strong>und</strong> wirtschaftliche Zufahrtswege<br />

an Nord- <strong>und</strong> Ostsee zur<br />

Verfügung. Im Binnenland besitzt die<br />

überwiegende Zahl der deutschen<br />

Großstädte einen <strong>Wasser</strong>straßenanschluss<br />

mit eigenem Binnenhafen. Hinzu<br />

kommt eine Vielzahl von regionalen<br />

kleineren <strong>und</strong> größeren Umschlagstellen<br />

entlang der <strong>Wasser</strong>straßen.<br />

Die deutschen Seewasserstraßen<br />

(23.000 km²) in der deutschen Bucht<br />

<strong>und</strong> in der Ostsee gehören zu den am<br />

dichtesten befahrenen Revieren der<br />

Welt. Sie nehmen die Verkehre zu den<br />

deutschen Seehäfen auf, wo jährlich<br />

etwa 315 Mio. Tonnen Güter umgeschlagenen<br />

werden. Auf den Binnenwasserstraßen<br />

(7.300 km) wird jährlich<br />

eine Verkehrsleistung von rd. 65 Mrd.<br />

tkm erbracht, was etwa 90% der Güterverkehrsleistung<br />

der Bahn entspricht.<br />

Die Binnenschifffahrt befördert pro Jahr<br />

rd. 240 Mio. Tonnen, insbesondere<br />

Massengüter wie Baustoffe, Erze, Kohle,<br />

Mineralöle <strong>und</strong> landwirtschaftliche<br />

Produkte. Hinzu kommt der Transport<br />

von schweren <strong>und</strong> sperrigen Gütern,<br />

die auf dem Landwege nicht transportiert<br />

werden können <strong>und</strong> zunehmend<br />

der Containertransport. Das Binnenschiff<br />

zeichnet sich dabei als umweltfre<strong>und</strong>liches,<br />

kostengünstiges <strong>und</strong> sicheres<br />

Verkehrsmittel mit geringem<br />

Energieverbrauch aus.<br />

Neben der Nutzung als Verkehrsweg<br />

dienen die <strong>Wasser</strong>straßen auch der<br />

<strong>Wasser</strong>versorgung, der Energiegewinnung,<br />

dem Hochwasserschutz sowie<br />

der Freizeitgestaltung <strong>und</strong> der Erholung<br />

der Bevölkerung. Die <strong>Wasser</strong>wege mit<br />

ihren Ufern erfüllen darüber hinaus eine<br />

wichtige Biotopfunktion <strong>und</strong> sind Lebensraum<br />

für eine Vielzahl von Pflanzen<br />

<strong>und</strong> Tieren.<br />

In der deutschen Küstenregion <strong>und</strong> im<br />

Binnenbereich sind r<strong>und</strong> 1.000.000 Arbeitsplätze<br />

direkt oder indirekt von den<br />

<strong>Wasser</strong>straßen <strong>und</strong> den See- <strong>und</strong> Binnenhäfen<br />

abhängig.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

1


2<br />

Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

des B<strong>und</strong>es<br />

Nach dem Gr<strong>und</strong>gesetz ist der B<strong>und</strong> Eigentümer der B<strong>und</strong>eswasserstraßen.<br />

Er verwaltet sie durch eigene Behörden<br />

– die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung – <strong>und</strong> nimmt<br />

die staatlichen Aufgaben im Bereich der Binnen- <strong>und</strong> Seeschifffahrt<br />

wahr (Art. 87 <strong>und</strong> 89 GG).<br />

Wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für die Tätigkeit der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsverwaltung sind das B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz,<br />

das Binnenschifffahrtsaufgabengesetz <strong>und</strong> das Seeaufgabengesetz<br />

mit den hierzu gehörenden weiteren<br />

Rechtsverordnungen.<br />

Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung ist dem B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen nachgeordnet.<br />

Sie gliedert sich in eine <strong>Mitte</strong>linstanz <strong>und</strong> eine<br />

Unterinstanz. Die <strong>Mitte</strong>linstanz besteht aus sieben <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsdirektionen in Kiel, Aurich, Hannover,<br />

BAW<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Wasser</strong>bau<br />

Karlsruhe (Hamburg, Ilmenau)<br />

<strong>WSD</strong> Nord<br />

Kiel<br />

WSA<br />

Lübeck<br />

WSA<br />

Tönning<br />

WSA<br />

Brunsbüttel<br />

WSA<br />

Kiel - Holtenau<br />

WSA<br />

Strals<strong>und</strong><br />

WSA<br />

Hamburg<br />

WSA<br />

Cuxhaven<br />

NBA NOK<br />

Rendsburg<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

<strong>WSD</strong> Nordwest<br />

Aurich<br />

WSA<br />

Bremen<br />

WSA<br />

Bremerhaven<br />

WSA<br />

Wilhelmshaven<br />

WSA<br />

Emden<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr,<br />

Bau - <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

BfG<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e<br />

Koblenz (Berlin)<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Hannover<br />

WSA<br />

Hann .Münden<br />

WSA<br />

Verden<br />

WSA<br />

Minden<br />

WSA<br />

Braunschweig<br />

WSA<br />

Uelzen<br />

NBA<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

Hannover<br />

WNA<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

Helmstedt<br />

<strong>WSD</strong> West<br />

Münster<br />

WSA<br />

Köln<br />

Münster, Mainz, Würzburg <strong>und</strong> Magdeburg. Den <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsdirektionen sind als Unterinstanz insgesamt<br />

39 <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter sowie sieben<br />

Neubauämter nachgeordnet. Den <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämtern<br />

sind regionale Außenbezirke sowie jeweils<br />

ein Bauhof bzw. eine Werkstatt zugeordnet. Für spezielle<br />

Aufgaben sind bei einigen Direktionen bzw. <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsämtern zusätzlich sog. Fach- oder Bündelungsstellen<br />

eingerichtet.<br />

Zur <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung gehören außerdem<br />

vier B<strong>und</strong>esoberbehörden, die B<strong>und</strong>esanstalt für<br />

<strong>Wasser</strong>bau in Karlsruhe mit Außenstellen in Hamburg <strong>und</strong><br />

Ilmenau, die B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e in Koblenz<br />

mit einer Außenstelle in Berlin, das B<strong>und</strong>esamt für Seeschifffahrt<br />

<strong>und</strong> Hydrographie in Hamburg <strong>und</strong> Rostock sowie<br />

die B<strong>und</strong>esstelle für Seeunfalluntersuchung in Hamburg.<br />

In der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (ohne Oberbehörden)<br />

sind rd. 13.500 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

beschäftigt.<br />

WSA<br />

Duisburg-Rhein<br />

WSA<br />

Duisburg-<br />

Meiderich<br />

WSA<br />

Rheine<br />

WSA<br />

Meppen<br />

WNA<br />

Datteln<br />

BSH<br />

B<strong>und</strong>esamt für Seeschifffahrt<br />

<strong>und</strong> Hydrographie<br />

Hamburg <strong>und</strong> Rostock<br />

<strong>WSD</strong> Südwest<br />

Mainz<br />

WSA<br />

Freiburg<br />

WSA<br />

Mannheim<br />

WSA<br />

Bingen<br />

WSA<br />

Heidelberg<br />

WSA<br />

Stuttgart<br />

WSA<br />

Koblenz<br />

WSA<br />

Trier<br />

WSA<br />

Saarbrücken<br />

BSU<br />

B<strong>und</strong>esstelle für<br />

Seeunfalluntersuchung<br />

Hamburg<br />

<strong>WSD</strong> Süd<br />

Würzburg<br />

WSA<br />

Aschaffenburg<br />

WSA<br />

Schweinfurt<br />

WSA<br />

Nürnberg<br />

WSA<br />

Regensburg<br />

WNA<br />

Aschaffenburg<br />

<strong>WSD</strong> Ost<br />

Magdeburg<br />

WSA<br />

Dresden<br />

WSA<br />

Magdeburg<br />

WSA<br />

Lauenburg<br />

WSA<br />

Brandenburg<br />

WSA<br />

Berlin<br />

WSA<br />

Eberswalde<br />

WNA<br />

Berlin<br />

WNA<br />

Magdeburg


Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

<strong>Mitte</strong> in Hannover<br />

Zuständigkeitsbereich<br />

Der Zuständigkeitsbereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

(<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong> in Hannover umfasst folgende B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

mit einer Gesamtlänge von 1.247 km:<br />

Weser<br />

von Hann.Münden bis etwa 8 km oberhalb der Bremer<br />

Weserschleuse Hemelingen,<br />

Werra<br />

von Falken bei Treffurt bis Hann.Münden,<br />

Fulda<br />

von Bebra-Blankenheim bis Hann.Münden,<br />

Aller<br />

von Celle bis zur Einmündung in die Weser bei Verden,<br />

Leine<br />

von Hannover bis zur Einmündung in die Aller einschließlich<br />

Ihme <strong>und</strong> „Schneller Graben“,<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

von der Abzweigung aus dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal bei<br />

Bergeshövede bis zur Elbe bei Magdeburg mit seinen<br />

Stichkanälen nach Ibbenbüren, Osnabrück, Hannover-<br />

Linden, Misburg, Hildesheim <strong>und</strong> Salzgitter sowie seinen<br />

Verbindungskanälen zur Weser in Minden <strong>und</strong> zur Leine in<br />

Hannover,<br />

Elbe-Seitenkanal<br />

von der Abzweigung aus dem <strong>Mitte</strong>llandkanal bei Edesbüttel<br />

bis zur Einmündung in die Elbe bei Artlenburg.<br />

Zu diesen B<strong>und</strong>eswasserstraßen gehören als b<strong>und</strong>eseigene<br />

Anlagen auch die Eder- <strong>und</strong> die Diemeltalsperre.<br />

Dienststellen<br />

Zum Geschäftsbereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> gehören fünf <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsämter in Hann.Münden, Verden, Minden,<br />

Braunschweig <strong>und</strong> Uelzen sowie das Neubauamt für<br />

den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals in Hannover <strong>und</strong> das<br />

<strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamt Helmstedt. Die Anschriften<br />

dieser Dienststellen finden Sie auf Seite 83.<br />

Den fünf <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämtern sind im inneren<br />

Aufbau insgesamt zwanzig Außenbezirke sowie jeweils<br />

ein Bauhof bzw. eine Werkstatt (WSA Hann.Münden) zugeordnet.<br />

Die Außenbezirke sind für die Verkehrssicherung<br />

<strong>und</strong> bautechnische Unterhaltung eines ihnen zugewiesenen<br />

<strong>Wasser</strong>straßenabschnitts zuständig. Die Bauhöfe<br />

bzw. die Werkstatt sind zuständig <strong>und</strong> verantwortlich für<br />

alle werkstattrelevanten Unterhaltungsarbeiten an den<br />

maschinen- <strong>und</strong> elektrotechnischen Anlagen im jeweiligen<br />

WSA-Bereich. Die Unterhaltung der nachrichtentechnischen<br />

Anlagen sowie die Instandsetzungsarbeiten an<br />

<strong>Wasser</strong>fahrzeugen <strong>und</strong> schwimmenden Geräten (soweit<br />

Regiearbeiten) obliegen für den gesamten Zuständigkeitsbereich<br />

der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> dem Bauhof Minden.<br />

Innerer Aufbau der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Die <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> gliedert sich in ihrem inneren Aufbau in die<br />

Dezernate<br />

A – Administration<br />

C – Controlling<br />

SR – Schifffahrt <strong>und</strong> Recht<br />

M – Regionales Management<br />

N – Neubau<br />

P – Planfeststellung<br />

Außerdem sind der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

• die Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />

(SAF) in der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

des B<strong>und</strong>es,<br />

• die Drucksachenstelle der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />

• eine Lohnrechnungsstelle<br />

für die zentrale Bearbeitung überregionaler Aufgaben angegliedert.<br />

Die SAF organisiert <strong>und</strong> führt Schulungsmaßnahmen<br />

im Bereich der Aus- <strong>und</strong> Fortbildung für Beschäftigte<br />

der B<strong>und</strong>esverwaltung für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

durch. Die Drucksachenstelle ist für die Herstellung<br />

sowie Verteilung von Vordrucken <strong>und</strong> Verwaltungsvorschriften<br />

in Papierform bzw. digitaler Form b<strong>und</strong>esweit<br />

für die Dienststellen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

tätig. Die Lohnrechnungsstelle ist zuständig für<br />

die Zahlbarmachung der Löhne der Arbeiterinnen <strong>und</strong> Arbeiter<br />

der <strong>WSD</strong>’n Nordwest, West <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong> sowie des<br />

Luftfahrtb<strong>und</strong>esamtes <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esstelle für Flugunfalluntersuchung<br />

in Braunschweig.<br />

Weiterhin nimmt die „Fachstelle Vermessungs- <strong>und</strong> Kartenwesen“<br />

bei der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> gebündelt Ausführungsaufgaben<br />

für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter <strong>und</strong> die Neubauämter<br />

des Geschäftsbereichs wahr. Hierbei handelt es<br />

sich insbesondere um Aufgaben der Kartenherstellung<br />

<strong>und</strong> -fortführung, der Peilauswertung <strong>und</strong> der Auswertung<br />

von geodätischen Lage- <strong>und</strong> Höhennetzen.<br />

Eine weitere Bündelungsstelle für den gesamten Geschäftsbereich<br />

der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> zur Bearbeitung von Ingenieuraufgaben<br />

des Maschinenbaus, des Schiffbaus <strong>und</strong><br />

der Elektro- <strong>und</strong> Nachrichtentechnik besteht mit der<br />

„Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong>“ beim <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsamt Minden.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

3


4<br />

Die Aufgaben der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

Die gr<strong>und</strong>gesetzlich normierte Verwaltungstätigkeit der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es (WSV)<br />

erstreckt sich auf die <strong>Wasser</strong>straßen in ihrer Verkehrsfunktion<br />

sowie auf die staatlichen Aufgaben der Binnen-,<br />

Küsten- <strong>und</strong> Seeschifffahrt. Besonderheit der WSV – im<br />

Vergleich zu Schiene <strong>und</strong> Straße – ist die regional sehr<br />

unterschiedliche Ausprägung der Infrastruktur (Küstengewässer,<br />

Tideströme, freifließende Flüsse, Flüsse mit<br />

Schleusen <strong>und</strong> Wehren, Kanäle) <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

regional sehr unterschiedlichen Schifffahrtsbedingungen.<br />

Der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> ihren<br />

nachgeordneten Ämtern obliegen nach dem B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz<br />

<strong>und</strong> dem Binnenschifffahrtsaufgabengesetz<br />

folgende Aufgaben:<br />

Unterhaltung der <strong>Wasser</strong>straßen<br />

Die Unterhaltung der Binnenwasserstraßen umfasst die<br />

Erhaltung eines ordnungsgemäßen Zustands für den<br />

<strong>Wasser</strong>abfluss <strong>und</strong> die Erhaltung der Schiffbarkeit. Dabei<br />

ist den Belangen des Naturhaushalts Rechnung zu tragen;<br />

Bild <strong>und</strong> Erholungswert der Gewässerlandschaft sind zu<br />

berücksichtigen. Außerdem sind die Erfordernisse des<br />

Denkmalschutzes zu berücksichtigen. Zur Unterhaltung<br />

gehören auch Arbeiten zur Beseitigung oder Verhütung<br />

von Schäden an Ufergr<strong>und</strong>stücken, die durch die Schifffahrt<br />

entstanden sind oder entstehen können, soweit die<br />

Schäden den Bestand der Ufergr<strong>und</strong>stücke gefährden.<br />

Im Rahmen der Unterhaltung der Binnenwasserstraßen ist<br />

dafür zu sorgen, dass in den Flussstrecken eine ausreichend<br />

breite <strong>und</strong> tiefe Fahrrinne für die Schifffahrt zur Verfügung<br />

steht. Besonders nach Hochwässern können sich<br />

störende Anlandungen bilden, die durch Baggerungen beseitigt<br />

werden müssen. Daneben sind die durch<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Sicherheitstor Haldensleben<br />

Strömung, Wellenschlag <strong>und</strong> Eisgang verursachten Schäden<br />

an den Strombauwerken, insbesondere an Deckwerken<br />

<strong>und</strong> Buhnen zu beseitigen. An den staugeregelten<br />

Flüssen kommt die Unterhaltung der Wehranlagen,<br />

Schleusenkanäle <strong>und</strong> Schleusen hinzu. An den künstlichen<br />

<strong>Wasser</strong>straßen (Kanäle) sind neben dem Gewässerbett<br />

zusätzlich die landseitigen Betriebswege, Seitendämme<br />

<strong>und</strong> -gräben bzw. Einschnittböschungen <strong>und</strong> eine<br />

Vielzahl von Ingenieurbauwerken, wie Schleusen, Pumpwerke,<br />

Sicherheitstore, Brücken, Düker <strong>und</strong> Durchlässe,<br />

zu unterhalten.<br />

Zu den Unterhaltungsarbeiten gehören die Inspektion <strong>und</strong><br />

Beurteilung des Ist-Zustands, die ständige Wartung <strong>und</strong>,<br />

sofern erforderlich, die Instandsetzung des Gewässerbetts<br />

<strong>und</strong> der baulichen Anlagen. So wird die Fahrrinnenbreite<br />

<strong>und</strong> -tiefe der Flüsse <strong>und</strong> Kanäle mit speziellen Peilschiffen<br />

regelmäßig vermessen <strong>und</strong> auf Abweichungen hin geprüft.<br />

Die regelmäßige Inspektion der Ingenieurbauwerke<br />

hat den Zweck, etwa eingetretene Mängel am Bauwerk<br />

rechtzeitig zu erkennen, um diese dann zu beseitigen, bevor<br />

größerer Schaden eintritt oder die Betriebs- bzw.<br />

Bauwerkssicherheit beeinträchtigt wird. Die Dammstrecken<br />

an den Kanälen werden im Rahmen einer Damminspektion<br />

durch regelmäßige Begehungen laufend beobachtet<br />

<strong>und</strong> überwacht. Die mechanischen, hydraulischen<br />

<strong>und</strong> elektrotechnischen Teile der Schleusen, Wehre,<br />

Pumpwerke, Sicherheitstore usw. werden im Rahmen<br />

einer sog. Planmäßigen Unterhaltung gepflegt <strong>und</strong> gewartet.<br />

In den <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämtern wird die Aufgabe<br />

der Unterhaltung durch fachk<strong>und</strong>ige Ingenieure <strong>und</strong> Techniker<br />

verschiedener Fachrichtungen, in den Außenbezirken<br />

<strong>und</strong> Bauhöfen ergänzend durch einen Regiebetrieb<br />

wahrgenommen, der aus Fachhandwerkern, wie <strong>Wasser</strong>bauern,<br />

Maschinen- <strong>und</strong> Motorenschlossern, Stahlbauern,<br />

Elektrikern <strong>und</strong> Nachrichtentechnikern besteht. Dieser<br />

Regiebetrieb ist mit Land- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fahrzeugen sowie<br />

Arbeitsgeräten ausgestattet. Entsprechend seiner personellen<br />

<strong>und</strong> technischen Ausstattung wird der Regiebetrieb<br />

vorrangig für folgende Aufgaben eingesetzt:<br />

Sicherh


• Inspektion <strong>und</strong> Wartung von Gewässerbett,<br />

Schifffahrtsanlagen <strong>und</strong> Ingenieurbauwerken,<br />

• Soforteinsätze zur Vermeidung von<br />

Schifffahrtssperren <strong>und</strong> bei Havarien,<br />

• Überwachung der von Firmen auszuführenden<br />

Arbeiten,<br />

• Betrieb von Schifffahrtsanlagen (z.B.<br />

Schleusen, Pumpwerke, Sicherheitstore),<br />

• Kleinere Instandsetzungsarbeiten am<br />

Gewässerbett <strong>und</strong> an den Anlagen.<br />

Die größeren Instandsetzungsmaßnahmen<br />

werden über öffentliche Ausschreibungen<br />

an geeignete Fachunternehmen<br />

der Wirtschaft oder des Handwerks vergeben.<br />

Als besondere Aufgabe hat die <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung für die Eisbekämpfung<br />

auf den B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

zu sorgen, soweit diese wirtschaftlich vertretbar<br />

ist.<br />

Setzen <strong>und</strong> Betreiben von Schifffahrtszeichen<br />

Zur Verkehrsregelung, Verkehrslenkung<br />

sowie zum Schutz von Anlagen sind an<br />

den <strong>Wasser</strong>straßen Schifffahrtszeichen<br />

zu setzen <strong>und</strong> zu betreiben. Die Schifffahrtszeichen<br />

sind in verschiedene Gruppen<br />

eingeteilt:<br />

• feste visuelle Schifffahrtszeichen<br />

(z.B. Tafelzeichen, Signallichtanlagen),<br />

• schwimmende visuelle Schifffahrtszeichen<br />

(z.B. Fahrwassertonnen),<br />

• auditive Schifffahrtszeichen (z.B. Nebelschallanlagen),<br />

• funktechnische Schifffahrtszeichen<br />

(z.B. Nautischer Informationsfunk).<br />

Betrieb von Schifffahrtsanlagen<br />

Zu den Schifffahrtsanlagen gehören die Schleusen,<br />

Schiffshebewerke, Pumpwerke <strong>und</strong> Sicherheitstore. Diese<br />

Anlagen sind vor Ort zum Teil mit Betriebspersonal besetzt,<br />

das im Schichtbetrieb tätig ist.<br />

Besondere Bedeutung kommt der Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale<br />

Minden zu. In dieser ständig besetzten Zentrale<br />

werden verschiedene Betriebsaufgaben <strong>und</strong> Dienste für<br />

die Schifffahrt aus dem Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

<strong>Mitte</strong> gebündelt wahrgenommen:<br />

Gr<strong>und</strong>instandsetzung der Schachtschleuse Minden<br />

Schifffahrtszeichen am <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

• <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung des <strong>Mitte</strong>llandkanals <strong>und</strong> des<br />

Elbe-Seitenkanals mit der Fernbedienung <strong>und</strong> Fernüberwachung<br />

von Pumpwerken,<br />

• Fernbedienung <strong>und</strong> -überwachung der Sicherheitstore<br />

am <strong>Mitte</strong>llandkanal <strong>und</strong> Elbe-Seitenkanal,<br />

• Fernüberwachung der Wehre der <strong>Mitte</strong>lweser <strong>und</strong> der<br />

unteren Fulda,<br />

• Notfallmeldestelle,<br />

• Nautischer Informationsfunk (NIF) für <strong>Mitte</strong>llandkanal,<br />

Elbe-Seitenkanal <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong>lweser.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

5


6<br />

Die Einrichtung eines Melde- <strong>und</strong> Informationssystems<br />

Binnenschifffahrt (MIB) für Gefahrgutschiffe befindet sich<br />

in der Vorbereitung.<br />

Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter Braunschweig, Verden<br />

<strong>und</strong> Minden planen <strong>und</strong> realisieren zur Zeit gemeinsam<br />

mit der Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> im Rahmen eines<br />

b<strong>und</strong>esweiten Programms die Automatisierung <strong>und</strong><br />

Fernbedienung der Schleusen ihres Zuständigkeitsberei-<br />

ches. Hierzu werden an der Schleuse Anderten bei Hannover,<br />

an der Schleuse Wedtlenstedt am Stichkanal Salz-<br />

gitter <strong>und</strong> im Dienstgebäude des WSA Minden Fernbedienzentralen<br />

eingerichtet. An den jeweiligen Schleusen<br />

wird künftig kein Betriebspersonal mehr vor Ort eingesetzt,<br />

sondern die Schleusen werden durch Schichtleiter von<br />

den Fernbedienzentralen aus fernbedient. Die Zentralen in<br />

Minden <strong>und</strong> Wedtlenstedt haben ihren Betrieb bereits aufgenommen.<br />

Schifffahrtswesen<br />

Hier obliegen der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> ihren nachgeordneten<br />

Ämtern u.a. folgende Aufgaben:<br />

• die Förderung der Binnenflotte <strong>und</strong> des Binnenschiffsverkehrs<br />

sowie das Führen von Binnenschifffahrtsstatistiken,<br />

• die Verhütung der von der Schifffahrt ausgehenden<br />

Gefahren <strong>und</strong> schädlichen Umwelteinwirkungen im<br />

Sinne des B<strong>und</strong>esimmissionsschutzgesetzes,<br />

• die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten im Schiffsverkehr,<br />

• die Verkehrsregelung, Verkehrsberatung <strong>und</strong> Verkehrsunterstützung<br />

auf den <strong>Wasser</strong>straßen,<br />

• die schifffahrtspolizeiliche Genehmigung von Sondertransporten<br />

sowie von Veranstaltungen auf den <strong>Wasser</strong>straßen,<br />

• die Ausstellung von Befähigungszeugnissen (Patenten),<br />

• die Ausstellung von Schifferdienstbüchern <strong>und</strong> Ölkontrollbüchern,<br />

• die Ausstellung von Kennzeichen für Kleinfahrzeuge.<br />

Die schifffahrtspolizeilichen Vollzugsaufgaben<br />

werden nach zwischen dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den<br />

Ländern abgeschlossenen Vereinbarungen<br />

durch die <strong>Wasser</strong>schutzpolizeien der Länder<br />

ausgeübt.<br />

Gewässerk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />

Aufgabe ist die Beschaffung von Daten über<br />

die Gewässer <strong>und</strong> ihre <strong>Wasser</strong>führung, sofern<br />

<strong>und</strong> soweit diese für die Schifffahrt Bedeutung<br />

haben oder aber für Bau-, Betriebs- <strong>und</strong> Unterhaltungsbelange<br />

der <strong>Wasser</strong>straßen benötigt<br />

werden.<br />

Hierzu sind folgende Daten – insbesondere<br />

zur Beobachtung der Gewässermorphologie –<br />

notwendig:<br />

• Gewässerquerschnitte mit Form <strong>und</strong> Beschaffenheit<br />

der Gewässersohle,<br />

• Geschiebebewegungen,<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale Minden<br />

• Abflussprofile,<br />

• <strong>Wasser</strong>stände, Fließgeschwindigkeiten, Abflussmengen,<br />

• Luft- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>temperatur,<br />

• Windstärke, Windrichtung, <strong>Wasser</strong>standsänderungen<br />

infolge Windstau.<br />

Die <strong>Wasser</strong>stände der Fließgewässer werden an gewässerk<strong>und</strong>lichen<br />

Pegeln ständig beobachtet. An den Kanälen<br />

wird die Einhaltung der zulässigen <strong>Wasser</strong>spiegelschwankungen<br />

durch Betriebspegel überwacht. Der Ausgleich der<br />

<strong>Wasser</strong>verluste aus dem Schleusenbetrieb, aus Verdunstung<br />

<strong>und</strong> Versickerung sowie infolge von <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />

für Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft erfolgt durch den Betrieb<br />

von Pumpwerken.<br />

Darüber hinaus unterhält die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

im Benehmen mit den jeweiligen Landesbehörden<br />

einen <strong>Wasser</strong>stands- <strong>und</strong> Hochwassermeldedienst.<br />

Pegel Vlotho


Strompolizeiliche Aufgaben<br />

Zur Gefahrenabwehr hat die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsverwaltung Maßnahmen zu treffen,<br />

um die B<strong>und</strong>eswasserstraßen in einem für die<br />

Schifffahrt erforderlichen Zustand zu halten. Sie<br />

umfasst insbesondere die Beseitigung von<br />

Schifffahrtshindernissen sowie die Bearbeitung<br />

von in diesem Zusammenhang notwendig werdenden<br />

strompolizeilichen Verfügungen.<br />

Dritte, d.h. Einzelpersonen, Firmen <strong>und</strong> andere<br />

Behörden benötigen für die Benutzung der B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

oder für die Errichtung, die<br />

Veränderung <strong>und</strong> den Betrieb von Anlagen in,<br />

über oder unter einer B<strong>und</strong>eswasserstraße oder<br />

an ihrem Ufer eine sog. strom- <strong>und</strong> schifffahrtspolizeiliche<br />

Genehmigung. Durch Bedingungen<br />

<strong>und</strong> Auflagen in diesen Genehmigungen wird<br />

eine Beeinträchtigung des für die Schifffahrt erforderlichen<br />

Zustands der <strong>Wasser</strong>straße oder<br />

der Sicherheit <strong>und</strong> Leichtigkeit des Verkehrs<br />

verhütet oder ausgeglichen.<br />

Wahrnehmung der Eigentümerinteressen<br />

(Liegenschaftsverwaltung)<br />

Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen einschl. angrenzender Ufergr<strong>und</strong>stücke<br />

<strong>und</strong> Betriebsgelände sind privatrechtliches<br />

Eigentum der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland im Sinne des<br />

Bürgerlichen Rechts. Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter<br />

vertreten in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich die Eigentümerinteressen<br />

des B<strong>und</strong>es. Die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Aufgaben umfassen die Gr<strong>und</strong>stücksbewertung, den<br />

Gr<strong>und</strong>stücksverkehr sowie die Abwicklung von Verträgen<br />

mit Dritten. So hat jedes <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt mit<br />

einer Vielzahl von Nutzern der b<strong>und</strong>eseigenen Liegenschaften<br />

<strong>und</strong> Ufergr<strong>und</strong>stücke Gestattungs- <strong>und</strong> Nutzungsverträge<br />

abgeschlossen.<br />

Aus- <strong>und</strong> Neubau von B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

einschließlich Planfeststellung<br />

Beim Ausbau handelt es sich um Maßnahmen<br />

zur wesentlichen Umgestaltung einer B<strong>und</strong>eswasserstraße,<br />

eines oder beider Ufer, die über<br />

die Unterhaltung hinausgehen <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>eswasserstraße<br />

als Verkehrsweg betreffen. Bei<br />

dem Neubau oder Ausbau einer B<strong>und</strong>eswasserstraße<br />

sind in Linienführung <strong>und</strong> Bauweise<br />

das Bild <strong>und</strong> die Erholungseignung der Gewässerlandschaft<br />

sowie die Erhaltung <strong>und</strong> Verbesserung<br />

des Selbstreinigungsvermögens des<br />

Gewässers zu beachten <strong>und</strong> die natürlichen<br />

Lebensgr<strong>und</strong>lagen zu bewahren.<br />

Aus- <strong>und</strong> Neubau von B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

bedürfen vorab der Planfeststellung. Anhörungs-<br />

<strong>und</strong> Planfeststellungsbehörde ist die<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion.<br />

Die Neu- <strong>und</strong> Ausbauvorhaben werden über öffentliche<br />

Ausschreibungen vergeben <strong>und</strong> durch<br />

Wende- <strong>und</strong> Liegestelle Fallersleben Nord<br />

geeignete Fachunternehmen der Bauwirtschaft ausgeführt.<br />

Den Dienststellen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

obliegt hierbei die Fachplanung, die Entwurfsaufstellung<br />

<strong>und</strong> Entwurfsprüfung, die Ausschreibung <strong>und</strong><br />

Vergabe sowie die Überwachung <strong>und</strong> Abrechnung der<br />

Bauarbeiten.<br />

Im Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> befinden sich folgende Neu-<br />

<strong>und</strong> Ausbauvorhaben in der Planung bzw. in der Ausführung:<br />

• Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals zwischen Sülfeld <strong>und</strong><br />

Magdeburg im Rahmen des Projektes 17 der Verkehrsprojekte<br />

Deutsche Einheit,<br />

• Ausbau der Stichkanäle Osnabrück, Hannover-<br />

Linden, Hannover-Misburg <strong>und</strong> Hildesheim,<br />

• Anpassung der <strong>Mitte</strong>lweser zwischen Minden <strong>und</strong><br />

Bremen,<br />

• Neubau von Schleusen. Die Schleusen Uelzen II <strong>und</strong><br />

Sülfeld befinden sich in der Bauausführung, neue<br />

Schleusen in Bolzum, Minden <strong>und</strong> Dörverden in der<br />

Bauplanung.<br />

Neubau Schleuse Uelzen II<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

7


8<br />

Eingang zum Hauptpumpwerk<br />

Tina Gemeinhardt, Hetharini Sieniawski,<br />

Michaela Günther (obere Reihe),<br />

Sandra Hummel <strong>und</strong> Tobias Kinkeldey<br />

(v.l.n.r.) haben am 02.08.<strong>2004</strong> ihre Ausbildung<br />

zur/zum Verwaltungsfachangestellten bei der<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> begonnen.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Nachrichten<br />

� Tag des offenen Denkmals am 12.09.04 in Minden<br />

Das <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt (WSA) Minden hatte am<br />

Tag des offenen Denkmals das Hauptpumpwerk, die alte Kanalbrücke<br />

<strong>und</strong> die Schachtschleuse zur Besichtigung für interessierte<br />

Besucher geöffnet. Diese 1911 bis 1914 im Zuge<br />

der Herstellung des <strong>Wasser</strong>straßenkreuzes Minden errichteten<br />

Bauwerke stehen seit einigen Jahren unter Denkmal-<br />

Besichtigung der Pumpenhalle<br />

schutz. Es wurden mehrere Führungen angeboten, zu denen<br />

insgesamt über 300 Interessierte kamen. Dabei wurden<br />

durch das WSA Minden zunächst Erläuterungen zu den 90<br />

Jahre alten Bauwerken gegeben. Anschließend konnten die<br />

Anlagen mit entsprechenden Einblicken in die Technik erlebt<br />

werden. Die Resonanz war ausgesprochen positiv.<br />

�Ausbildungsleistungen<br />

nochmals gesteigert<br />

Die Dienststellen im Geschäftsbereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion (<strong>WSD</strong>)<br />

<strong>Mitte</strong> haben <strong>2004</strong> die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze nochmals erhöht. Zunächst<br />

war für August <strong>2004</strong> die Einstellung von 31 neuen Auszubildenden vorgesehen, wobei<br />

die Ausbildungsverträge beginnend im Herbst 2003 bis zum Frühjahr <strong>2004</strong> abgeschlossen<br />

wurden.<br />

Im Rahmen des "Nationalen Paktes für Ausbildung" zwischen der B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> der Wirtschaft wurden auch in der B<strong>und</strong>esverwaltung für Verkehr, Bau- <strong>und</strong><br />

Wohnungswesen weitere Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt. Obwohl im Bereich<br />

der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> die angestrebte Ausbildungsquote von 7 % der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten bereits in den vorhergehenden Jahren überschritten<br />

wurde, konnte auch die <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> noch 20 weitere Ausbildungsplätze kurzfristig<br />

Anfang Juli <strong>2004</strong> zur Besetzung bereit stellen. Die Vielzahl der bei den Dienststellen<br />

der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> im Juli noch eingehenden Bewerbungen bestätigte diese Vorgehensweise.<br />

Eingestellt wurden noch Auszubildende für die Berufe Verwaltungsfachangestellte/r,<br />

Bauzeichner/in, Binnenschiffer/in, Fachinformatiker/in, Industriemechaniker/in<br />

<strong>und</strong> Energieelektroniker/in.<br />

Mit den insgesamt 51 neuen Ausbildungsplätzen erhöhte sich die Gesamtzahl der im<br />

Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse auf 137 <strong>und</strong> die<br />

Ausbildungsquote auf 10,2 %.


Nachrichten<br />

� Baubeginn der Schleuse Sülfeld Süd am <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

In Sülfeld (Stadt Wolfsburg) wurde am 22. April <strong>2004</strong> der<br />

offizielle Startschuss zum Beginn der Bauarbeiten für die<br />

neue Schleuse Sülfeld Süd gegeben. Mit dem Bau der<br />

Schleuse im Rahmen des Projektes 17 der Verkehrsprojekte<br />

Deutsche Einheit wird ein weiterer Engpass in der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung<br />

zwischen dem Ruhrgebiet <strong>und</strong> Berlin<br />

beseitigt.<br />

Im Januar <strong>2004</strong> starteten bereits die Abbrucharbeiten des<br />

alten Schleusenbauwerks. Der symbolische erste Spatenstich<br />

wurde durch den Präsidenten der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

<strong>Mitte</strong>, Prof. Dierk Schröder, dem Leiter des<br />

Neubauamtes für den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals, Dieter<br />

Eichler, dem Bürgermeister der Stadt Wolfsburg, Manfred<br />

Kolbe, <strong>und</strong> dem Vertreter der bauausführenden Firmen<br />

ARGE Schleuse Sülfeld Süd, Albert Wösthoff, vorgenommen.<br />

Die bestehende Doppelschleusenanlage Sülfeld am <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

hat ihren Betrieb 1938 aufgenommen. Ihre Abmessungen<br />

genügen heute nicht mehr den Anforderungen<br />

der modernen Güterschifffahrt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird die<br />

südliche Schleuse abgerissen <strong>und</strong> durch eine neue Schleuse<br />

ersetzt. Die Schleusenkammer wird 225 m lang, 12,50 m<br />

breit <strong>und</strong> erhält eine <strong>Wasser</strong>tiefe von mindestens 4 m. Größere<br />

Schiffseinheiten mit einer Abladetiefe von 2,80 m <strong>und</strong><br />

einer Tragfähigkeit von bis zu 3.500 Tonnen werden die<br />

neue Schleuse ungehindert passieren können. Die Fertigstellung<br />

der Bauarbeiten für die neue Schleuse ist bis Ende<br />

2007 vorgesehen.<br />

Während der Bauzeit wird der Verkehr über die bestehende<br />

Nordschleuse abgewickelt. Dabei wird die Schleuse „r<strong>und</strong><br />

um die Uhr“ im 24-St<strong>und</strong>en-Betrieb eingesetzt.<br />

Startschuss zum Baubeginn<br />

Mit der Inbetriebnahme der neuen Schleuse Sülfeld Süd<br />

<strong>und</strong> der Fertigstellung der Ausbauarbeiten in der Osthaltung<br />

des <strong>Mitte</strong>llandkanals kann die Binnenschifffahrt den rd. 325 km langen <strong>Mitte</strong>llandkanal mit modernen Großmotorgüterschiffen<br />

<strong>und</strong> Schubverbänden ab 2009 uneingeschränkt befahren.<br />

� Neuer<br />

Leiter<br />

des<br />

Dezernates<br />

Planfeststellung<br />

Am 1. Januar 2005 hat Regierungsdirektor Gunther Jenner die Leitung<br />

des Dezernates Planfeststellung in der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

<strong>Mitte</strong> übernommen. Sein Vorgänger, Regierungsdirektor Karl Delisle,<br />

hat am 31. Dezember <strong>2004</strong> nach langjähriger Tätigkeit seine Freistellungsphase<br />

der Altersteilzeit begonnen. Delisle war über Jahre zuständig<br />

für die Planfeststellung der Neubaumaßnahmen im Geschäftsbereich.<br />

Jenner war vor seinem Wechsel in das Dezernat Planfeststellung sieben<br />

Jahre Leiter der Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (SAF) in<br />

Hannover. Zum 1. Januar 2005 hat Oberregierungsrätin Angela Pleban<br />

hier die Nachfolge als Leiterin der SAF übernommen.<br />

Gunther Jenner (links) <strong>und</strong> Karl Delisle<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

9


10<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Nachrichten<br />

� Neuer Leiter beim WSA Hann.Münden<br />

Am 01. November <strong>2004</strong> hat Bauoberrat Christian Hoppmann die Leitung des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes<br />

Hann.Münden übernommen. Sein Vorgänger, Baudirektor Uwe Klemm, der fast neun Jahre die Dienststelle erfolgreich leitete,<br />

ist am 01. Oktober <strong>2004</strong> in die Freistellungsphase der Altersteilzeit eingetreten.<br />

Herr Hoppmann war vorher u.a. beim WNA Magdeburg als Baubevollmächtigter für den Neubau der Schleuse Hohenwarthe<br />

(Projekt 17 VDE) <strong>und</strong> als Sachbereichsleiter für den Streckenausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals im Bereich des <strong>Wasser</strong>straßenkreuzes<br />

Magdeburg <strong>und</strong> des Elbe-Havel-Kanals zuständig. Zuletzt war Herr Hoppmann beim B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Wohnungswesen im Referat EW 21 (Management der Binnenwasserstraßen) tätig.<br />

Uwe Klemm<br />

Christian Hoppmann<br />

� Erneuerung der Dokumentations- <strong>und</strong> Ansageeinrichtung für<br />

den NIF<br />

Der Nautische Informationsfunk (NIF) dient der Übermittlung von Nachrichten zwischen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

(WSV) <strong>und</strong> der Schifffahrt, die sich auf den Schutz von Personen oder auf die Fahrt oder die Sicherheit von Schiffen<br />

beziehen. Im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> wird der NIF von der Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale<br />

Minden aus über 22 UKW-Funkstellen entlang von <strong>Mitte</strong>llandkanal, Elbe-Seitenkanal <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong>lweser gesendet.<br />

Die Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> hat für die Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale Minden die Dokumentations- <strong>und</strong> Ansageeinrichtung<br />

für den NIF an den neuesten Stand der technischen Entwicklung angepasst.<br />

Ausgelöst wurde die Maßnahme durch das Versagen der mechanischen Komponenten der Dokumentationseinrichtung.<br />

Über diese Einrichtung wurde bisher die Aufzeichnung der Gespräche des NIF mit Magnetbändern vorgenommen. Mit<br />

dem neuen System werden die Gespräche digital aufgezeichnet. Die Wechselzyklen der Speichermedien haben sich damit<br />

entscheidend verlängert <strong>und</strong> die Archivierung der Gespräche kann so computergestützt organisiert werden.<br />

Die neue Ansageeinrichtung vereinfacht den Arbeitsablauf bei den Lagemeldungen erheblich. Eine Lagemeldung wird<br />

dreimal am Tag (9:00, 13:00 <strong>und</strong> 17:00 Uhr) von der Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale aus gesendet. Vor Einführung des neuen<br />

Systems wurden die Lagemeldungen im Schifffahrtsbüro des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes Minden in einer Word-<br />

Datei geschrieben <strong>und</strong> der Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale zugeleitet. Dort musste der Text auf ein Aufzeichnungsgerät gesprochen<br />

werden. Die Länge der Lagemeldung kann bis zu 10 Minuten betragen. Entstand bei dem Aufsprechen der Meldung<br />

ein Fehler, musste der gesamte Text wiederholt aufgezeichnet werden.<br />

Heute werden die Lagemeldungen weiterhin in einer Word-Datei geschrieben, aber die Textinformationen werden durch<br />

ein spezielles Programm in menschliche Sprache umgewandelt. Die Sprachinformationen können den Anforderungen der<br />

WSV angepasst werden. Bereits aufgezeichnete Meldungen können aus dem Archiv aufgerufen <strong>und</strong> erneut verwendet<br />

werden.


Nachrichten<br />

� Das NBA Hannover hat einen neuen Chef<br />

Am 16. Januar <strong>2004</strong> wurde der neue Leiter des Neubauamtes (NBA) für den<br />

Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals in Hannover, Bauoberrat Dieter Eichler, vom<br />

Präsidenten der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion (<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong>, Prof. Dierk<br />

Schröder, in sein neues Amt eingeführt. Sein Vorgänger, Baudirektor Johann<br />

Röben, hat am 1. Dezember 2003 die Leitung des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes<br />

Braunschweig übernommen.<br />

Dieter Eichler war bisher als Sachbereichsleiter beim <strong>Wasser</strong>straßen-<br />

Neubauamt Magdeburg tätig. Mit der Übernahme der Leitung des NBA Hannover<br />

ist er nunmehr maßgeblich verantwortlich für den Neubau von Schleusen<br />

im Geschäftsbereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong>. Besondere Bedeutung kommt hierbei<br />

der Fertigstellung der Schleuse Uelzen II am Elbe-Seitenkanal sowie<br />

Johann Röben (links) <strong>und</strong> Dieter Eichler dem Neubau der Schleuse Sülfeld am <strong>Mitte</strong>llandkanal bei Wolfsburg zu.<br />

Weitere Schleusenprojekte der näheren Zukunft sind die Neubauten der<br />

Schleusen Bolzum (Stichkanal Hildesheim), Minden (Abstieg vom <strong>Mitte</strong>llandkanal zur Weser) <strong>und</strong> Dörverden (<strong>Mitte</strong>lweser).<br />

Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt des NBA Hannover ist der Ausbau der Stichkanäle Osnabrück, Hannover-<br />

Linden <strong>und</strong> Hildesheim.<br />

� Außenbezirk Hameln stellte sich vor<br />

Am 19. September <strong>2004</strong> führte der Abz. Hameln zum<br />

erstenmal auf seinem Betriebsgelände einen „Tag der offenen<br />

Tür“ durch.<br />

<strong>Wasser</strong>taxi<br />

gegeben. Außerdem war im Staubereich eine <strong>Wasser</strong>baustelle<br />

mit Großgeräten (<strong>Wasser</strong>fahrzeugen) der<br />

WSV eingerichtet. Auf dem Parkplatz stellte sich eine<br />

Tauchergruppe des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes<br />

Minden vor. Von großem Interesse war hierbei für die<br />

Besucher die technische Ausrüstung der Taucher.<br />

Das angebotene Rahmenprogramm mit Aktionen für<br />

Groß <strong>und</strong> Klein wurde begeistert angenommen <strong>und</strong><br />

der Reinerlös der Veranstaltung einem Kinderheim gestiftet.<br />

Auch mit dieser Veranstaltung konnte das <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsamt Hann.Münden die Beziehungen zur regionalen<br />

Öffentlichkeit ausbauen <strong>und</strong> festigen.<br />

Die interessierte Bevölkerung konnte sich anhand von<br />

Ausstellungstafeln <strong>und</strong> Informationsmaterial über die<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV) des B<strong>und</strong>es<br />

informieren. Einen Schwerpunkt der <strong>Informationen</strong> bildete<br />

die Aufgabendarstellung des Außenbezirks.<br />

Zur Besichtigung der nahen Schleppzugschleuse wurde<br />

ein „<strong>Wasser</strong>-Taxi“ angeboten. Diese Möglichkeit einer<br />

Bootsfahrt wurde von den Besuchern zahlreich angenommen.<br />

Im Bereich der Schleuse wurden weitere <strong>Informationen</strong><br />

über die Geschichte der Staustufe Hameln<br />

Infostand des WSA Hann.Münden<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

11


12<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Nachrichten<br />

� Die Planung der neuen Schleusen Dörverden <strong>und</strong> Minden hat<br />

begonnen<br />

Die Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Untersuchungen zur Anpassung der <strong>Mitte</strong>lweser mit der Optimierung der<br />

Schleusenlängen in Dörverden <strong>und</strong> Minden haben dazu geführt, dass der Neubau dieser Schleusen mit mindestens 140 m<br />

Länge in den „Vordringlichen Bedarf (Neue Vorhaben)“ des B<strong>und</strong>esverkehrswegeplans 2003 eingestellt wurde.<br />

Neue Schleuse Dörverden<br />

Die vorhandene Schleusenanlage besteht aus der 1910 errichteten <strong>und</strong> ca. 1920 auf nutzbare 251 m Länge umgebauten<br />

Schleppzugschleuse sowie aus der 1935 errichteten kleinen Schleuse. Der Schleusenbetrieb wird heute im wesentlichen<br />

über die kleine Schleuse abgewickelt. Beide Schleusen besitzen nicht die erforderlichen Abmessungen für die zukünftigen<br />

Anforderungen aus der Schifffahrt.<br />

Die neue Schleuse erhält daher eine Nutzlänge von 139 m, eine Fallhöhe von 4,60 m bei Normalstau in Ober- <strong>und</strong> Unterwasser,<br />

eine Drempeltiefe von 4,00 m <strong>und</strong> eine Kammerbreite von 12,50 m.<br />

Die neue Schleuse wird aus nautischen Gründen in der Achse des Schleusenkanals errichtet. Die kleine Schleuse bleibt<br />

während der Bauzeit in Betrieb. Die Schleppzugschleuse wird infolge des Neubaus verfüllt bzw. abgebrochen. Auch die<br />

Vorhäfen müssen für die neue Schleuse <strong>und</strong> die größeren Schiffsabmessungen angepasst werden. Für die Schleusenkammer<br />

ist eine Befüllung über das Obertor, das als Drucksegmenttor mit Füllmuschel ausgebildet wird, vorgesehen. Die<br />

Entleerung erfolgt über kurze Torumläufe im Unterhaupt. Als Untertor soll ein Stemmtor zum Einsatz kommen, welches<br />

kammerseitig durch eine Stoßschutzanlage gesichert wird.<br />

Für den Neubau der Schleuse Dörverden ist ein Planfeststellungsverfahrens erforderlich, das im Juni 2005 eingeleitet<br />

werden soll. Die Baudurchführung soll 2007 beginnen. Nach einer ca. 3-jährigen Bauphase ist die Inbetriebnahme der<br />

neuen Schleuse Ende 2009 vorgesehen. Die Anlage wird dann von der Fernbedienzentrale in Minden aus ferngesteuert<br />

betrieben.<br />

Neue Schleuse Minden<br />

Die neue Schleuse wird am <strong>Wasser</strong>straßenkreuz Minden im Verbindungskanal Nord auf der Ostseite der 1915 in Betrieb<br />

genommenen Schachtschleuse errichtet. Während der Bauzeit wird der Betrieb der alten Schleuse voll aufrecht erhalten.<br />

Die neue Schleuse Minden erhält eine<br />

Nutzlänge von 139 m, eine Fallhöhe<br />

von 13,30 m bei normalen Betriebswasserständen,<br />

eine Drempeltiefe von<br />

4,00 m <strong>und</strong> eine Kammerbreite von<br />

12,50 m. Das Schleusungswasser wird<br />

aus dem <strong>Mitte</strong>llandkanal entnommen.<br />

Deshalb wird die Schleuse mit Sparbecken<br />

ausgerüstet, die eine <strong>Wasser</strong>ersparnis<br />

von ca. 60% ermöglichen.<br />

Für die Befüllung der Schleusenkammer<br />

ist am Oberhaupt ein Einlaufbauwerk<br />

vorgesehen, von dem aus das<br />

<strong>Wasser</strong> in das Gr<strong>und</strong>laufsystem gespeist<br />

wird. Die Entleerung erfolgt über<br />

das Gr<strong>und</strong>laufsystem <strong>und</strong> die Torumläufe<br />

in das Auslaufbauwerk am Unterhaupt.<br />

Das Untertor wird als Stemmtor<br />

ausgebildet <strong>und</strong> kammerseitig mit einem<br />

Stoßschutz gesichert. Das Ober-<br />

Schachtschleuse Minden<br />

tor ist als Zugsegmenttor geplant.<br />

Bei der Gestaltung der Ansicht der neuen Schleuse wird auf die Ensemblewirkung, die die denkmalgeschützte alte<br />

Schachtschleuse mit einschließt, besonderes Augenmerk gelegt.<br />

Die Vorhäfen werden der neuen Schleuse <strong>und</strong> den größeren Schiffsabmessungen angepasst. Außerdem müssen neue<br />

Liegemöglichkeiten für die Fahrgastschifffahrt eingeplant werden.<br />

Für die neue Schleuse werden Flächen des Bauhofes des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes Minden in Anspruch genommen,<br />

was den Abbruch <strong>und</strong> Ersatz wichtiger Funktionsgebäude <strong>und</strong> Werkstätten als vorbereitende Maßnahme erforderlich<br />

macht. Auch im Zusammenhang mit der neuen Trassierung der Bauhofstraße <strong>und</strong> dem Neubau einer Brücke mit ca.<br />

120 m Stützweite über den unteren Vorhafen wird diese Neustrukturierung des Bauhofes erforderlich.<br />

Auch für den Neubau der Schleuse Minden ist die Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens erforderlich, das im<br />

August 2005 eingeleitet werden soll. Die Baudurchführung soll <strong>Mitte</strong> 2007 beginnen <strong>und</strong> nach einer ca. 3,5-jährigen Bauphase<br />

mit der Inbetriebnahme der neuen Schleuse Ende 2010 abgeschlossen werden. Die Anlage wird dann von der<br />

Fernbedienzentrale in Minden aus ferngesteuert betrieben.


Nachrichten<br />

� B<strong>und</strong>esminister Dr. Manfred Stolpe zu Besuch beim<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden<br />

Am 5. Februar <strong>2004</strong> hat der B<strong>und</strong>esminister für Verkehr,<br />

Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen, Dr. Manfred Stolpe,<br />

das <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt (WSA) Minden besucht.<br />

Anlass seines Besuches war die Ehrung von Auszubildenden,<br />

die sich im Jahr 2003 aufgr<strong>und</strong> herausragender<br />

Ausbildungsleistungen in der B<strong>und</strong>esverkehrs- <strong>und</strong><br />

Bauverwaltung besonders ausgezeichnet haben sowie<br />

die Inbetriebnahme der Fernbedienzentrale für Schleusen<br />

im Dienstgebäude des WSA Minden.<br />

Herr B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe betonte in seiner Ansprache<br />

die hohe Bedeutung einer qualifizierten Berufsausbildung<br />

<strong>und</strong> verwies auf das Ziel der B<strong>und</strong>esregierung,<br />

möglichst jedem/jeder Jugendlichen einen<br />

Ausbildungsplatz in der Industrie, im Handwerk oder in<br />

der Verwaltung zur Verfügung zu stellen. Auch in den<br />

Dienststellen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

hat die Berufsausbildung junger Menschen einen hohen<br />

Stellenwert. So wurden bei der schon traditionellen Ehrung<br />

der Auszubildenden mit hervorragenden Prüfungsergebnissen<br />

auch vier Auszubildende aus dem Bereich<br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> ausgezeichnet.<br />

Nach der Ehrung besuchte Dr. Manfred Stolpe die Ausbildungswerkstatt<br />

beim Bauhof des WSA Minden. Mehr<br />

als 40 Jugendliche erlernen hier den Beruf zum/zur Industriemechaniker/in<br />

oder Energieelektroniker/in. Die<br />

Ausbildungsleistungen dieser Einrichtung des B<strong>und</strong>es<br />

haben in der Region einen hohen Stellenwert <strong>und</strong> einen<br />

hervorragenden Ruf. Auszubildende der Werkstatt sind<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer guten <strong>und</strong> sehr guten Prüfungsergebnisse<br />

bereits mehrfach durch das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen, die IHK Bielefeld<br />

<strong>und</strong> die in Minden ansässige WAGO-Stiftung ausgezeichnet<br />

worden. Während eines R<strong>und</strong>gangs ließ sich<br />

Dr. Stolpe durch den Ausbildungsleiter Klaus Fuhrmann<br />

<strong>und</strong> die anwesenden Auszubildenden über die technische<br />

Ausstattung der Werkstatt <strong>und</strong> die Inhalte der<br />

Ausbildung unterrichten.<br />

Im Anschluss an den Besuch der Ausbildungswerkstatt<br />

hat B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe die neu eingerichtete<br />

Fernbedienzentrale für Schleusen der <strong>Mitte</strong>lweser <strong>und</strong><br />

des <strong>Mitte</strong>llandkanals im Dienstgebäude des WSA Minden<br />

in Betrieb genommen. Nach der Inbetriebnahme<br />

ließ sich Dr. Stolpe durch die Leiterin der Fernbedienzentrale,<br />

Brigitte Kaßner-Meyer, die Betriebsabläufe<br />

<strong>und</strong> die technische Einrichtung der Zentrale erläutern<br />

<strong>und</strong> nahm selbst über den Schleusenfunk mit einem auf<br />

der <strong>Mitte</strong>lweser fahrenden Binnenschiffer Kontakt auf.<br />

Aus der neuen Zentrale werden künftig 11 Schleusen -<br />

sechs Schleusen der <strong>Mitte</strong>lweser, drei Mindener<br />

Schleusen <strong>und</strong> zwei Schleusen des Stichkanals Osnabrück<br />

- fernbedient <strong>und</strong> fernüberwacht. Zur Zeit sind die<br />

Schleusen Petershagen, Schlüsselburg <strong>und</strong> die Untere<br />

Schleuse Minden an die Zentrale angeschlossen. Der<br />

Anschluss der übrigen Schleusen erfolgt nacheinander<br />

in den Jahren <strong>2004</strong> - 2007.<br />

B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe mit den zu ehrenden Auszubildenden<br />

B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe in der Ausbildungswerkstatt mit Herrn<br />

Fuhrmann (links) <strong>und</strong> Herrn Prof. Schöder (rechts)<br />

Inbetriebnahme der Fernbedienzentrale<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

13


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

14<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

100 Jahre<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

Mit dem preußischen „Gesetz, betreffend die Herstellung<br />

<strong>und</strong> den Ausbau von <strong>Wasser</strong>straßen“ vom 1. April 1905<br />

wurde die Rechtsgr<strong>und</strong>lage u.a. für den Bau eines Schifffahrtskanals<br />

zwischen dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal bei<br />

Bergeshövede <strong>und</strong> Hannover geschaffen. Diese zunächst<br />

als Ems-Weser-Kanal bezeichnete Kanalstrecke<br />

bildet heute das westliche Teilstück des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />

Nach jahrzehntelanger kontroverser Diskussion über die<br />

Notwendigkeit einer solchen <strong>Wasser</strong>straße wurde damit<br />

der Startschuss zur Verbindung des schon zu Beginn des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts wichtigen Industriezentrums an Rhein<br />

<strong>und</strong> Ruhr mit den Räumen Hannover, Magdeburg <strong>und</strong><br />

Berlin gegeben. Am 1. April 1905 schlug damit die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />

des <strong>Mitte</strong>llandkanals. Die Bauarbeiten zwischen<br />

Bergeshövede <strong>und</strong> Hannover erfolgten in den Jahren<br />

1906 bis 1916. Kurz nach dem 1. Weltkrieg wurden<br />

die Arbeiten in Richtung Osten weitergeführt. Mit dem Erreichen<br />

der Elbe <strong>und</strong> der Fertigstellung des Schiffshebewerks<br />

Rothensee bei Magdeburg im Jahre 1938 war<br />

schließlich die Idee der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung vom<br />

Rhein über Ems <strong>und</strong> Weser zur Elbe Wirklichkeit geworden.<br />

Seit den 60er Jahren wird der <strong>Mitte</strong>llandkanal (MLK) zu<br />

einer <strong>Wasser</strong>straße von europäischer Bedeutung ausgebaut.<br />

Diese Ausbauarbeiten sind zwischen Bergeshövede<br />

<strong>und</strong> der Schleuse Sülfeld bei Wolfsburg abgeschlossen.<br />

Durch die Inbetriebnahme der Kanalbrücke über die<br />

Elbe <strong>und</strong> der Doppelschleuse Hohenwarthe im November<br />

2003 wurde erstmals die wasserstandsunabhängige<br />

Querung der Elbe möglich. Mit der Fertigstellung der<br />

Bauarbeiten zwischen Sülfeld <strong>und</strong> Magdeburg im Jahre<br />

2008 kann der MLK durchgehend von Großmotorgüterschiffen<br />

<strong>und</strong> Schubverbänden mit einer Abladetiefe von<br />

2,80 m befahren werden. Im Herzen Europas präsentiert<br />

sich der MLK aber schon heute in seinem h<strong>und</strong>ertsten<br />

Jubiläumsjahr als moderner <strong>und</strong> wirtschaftlicher Verkehrsweg<br />

der Binnenschifffahrt, auf dem rd. 22 Mio. Tonnen<br />

Güter pro Jahr umweltfre<strong>und</strong>lich, energiesparsam,<br />

sicher <strong>und</strong> zuverlässig transportiert werden.<br />

Frühe Planungen, Visionen<br />

<strong>und</strong> Auseinandersetzungen<br />

Die Idee, eine Kanalverbindung zwischen Rhein <strong>und</strong> Elbe<br />

<strong>und</strong> weiter bis zur Oder herzustellen, reicht bis weit in<br />

das 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück. Bedingt durch die Ausrichtung<br />

der teilweise schon im <strong>Mitte</strong>lalter schiffbaren größeren<br />

Flüsse Norddeutschlands in Richtung Nord- <strong>und</strong> Ostsee,<br />

wurde bereits früh der verkehrliche <strong>und</strong> damit ein-<br />

Reinhard Henke<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Andreas Hüsig<br />

WSA Uelzen<br />

hergehend auch der strategische Nutzen einer West-Ost-<br />

<strong>Wasser</strong>straßenverbindung erkannt.<br />

Den ersten Versuch zum Bau eines solchen <strong>Wasser</strong>weges<br />

unternahm Herzog Julius von Braunschweig (1568-<br />

1589). Er hatte die Absicht, Oker <strong>und</strong> Aller schiffbar zu<br />

machen <strong>und</strong> mit der Weser sowie mit der Elbe zu verbinden.<br />

Er scheiterte aber vor dem Reichskammergericht an<br />

der Klage des Bürgermeisters <strong>und</strong> des Rates der Stadt<br />

Braunschweig bei Kaiser Rudolf II. gegen diese „Grabenwerksunternehmungen",<br />

wie sie das Vorhaben herablassend<br />

nannten. „Der Fürst sei nicht befugt, zweifelhafte<br />

<strong>und</strong> ungewisse Dinge, die ebensowohl zum Schaden<br />

<strong>und</strong> Nachteil als zu Nutz <strong>und</strong> Frommen auslaufen<br />

<strong>und</strong> gedeihen möchten, im Fürstentum zu unternehmen."<br />

Der verkehrlich wie strategisch visionäre Gedanke des<br />

Herzogs wurde im beginnenden merkantilistischen Zeitalter<br />

noch nicht von allen Herrschaften geteilt.<br />

Die Verwirklichung stromverbindender Kanalbauten in<br />

Deutschland begann dennoch bereits in den Jahren 1662<br />

bis 1668 mit dem Bau des Friedrich-Wilhelm-Kanals, des<br />

heutigen Oder-Spree-Kanals. Er stellte die Verbindung<br />

der Stromgebiete von Elbe <strong>und</strong> Oder her, indem er den<br />

Raum Berlin mit der Oder bei Fürstenberg verband. Eine<br />

zweite - nördliche - Verbindung aus dem Raum Berlin zur<br />

Oder entstand 1743 bis 1746 unter Friedrich dem Großen<br />

mit dem zweiten Finow-Kanal. Dieser wurde bereits ab<br />

1540 geplant <strong>und</strong> von 1605 bis 1620 erstmals erbaut,<br />

verfiel aber schnell, so dass erst dem „zweiten Anlauf“<br />

durch die Initiative Friedrich des Großen Erfolg beschieden<br />

war. [9]<br />

Ebenfalls während der Regierungszeit Friedrich des Großen<br />

entstand 1743 bis 1745 der Plauer Kanal zwischen<br />

dem Plauer See <strong>und</strong> der Elbe bei Parey. Zusammen mit<br />

dem 1865 bis 1872 errichteten Ihle-Kanal bildet er den<br />

heutigen Elbe-Havel-Kanal <strong>und</strong> verkürzt den <strong>Wasser</strong>weg<br />

zwischen Brandenburg <strong>und</strong> Magdeburg, der bis dahin<br />

über die Untere Havel führte, um etwa 100 km.<br />

Nachdem 1773/1774 der Bromberger Kanal von der Oder<br />

über die Netze bis zur Weichsel gebaut worden war, bestand<br />

bereits Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts ein durchgehender<br />

Schifffahrtsweg zwischen Königsberg, Breslau,<br />

Berlin, Dresden <strong>und</strong> Hamburg. Friedrich der Große hatte<br />

erkannt, dass der Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßen zu leistungsfähigen<br />

Verkehrswegen eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />

für die wirksame Förderung von Handel <strong>und</strong> Verkehr bildete.<br />

Als weitere logische Konsequenz wurden auf seine<br />

Initiative hin Pläne ausgearbeitet, den Rhein mit der<br />

Maas <strong>und</strong> der Ems durch Kanäle zu verbinden, um so<br />

den Rhein an einen deutschen Nordseehafen, d.h. der


Emsmündung, anzuschließen. Strategischer Hintergr<strong>und</strong><br />

dieser Planungen war, das bestehende holländische Monopol<br />

brechen zu können. Weitere Pläne sahen vor, auch<br />

Weser <strong>und</strong> Elbe parallel zum Küstenverlauf im Binnenland<br />

durch einen Kanal zu verbinden. [17]<br />

Militärisch-strategische Überlegungen waren der Hintergr<strong>und</strong><br />

für Pläne Napoleons, eine schiffbare Verbindung<br />

zwischen Rhein <strong>und</strong> Elbe bis zur Ostsee zu errichten, die<br />

vor allem auf die Sicherung der eroberten Territorien abzielte.<br />

Doch auch diese Gedanken haben das grobe Planungsstadium<br />

niemals überschritten.<br />

Den entscheidenden Wendepunkt, der zur Wiederaufnahme<br />

konkreter Überlegungen zur Verbindung der<br />

nordwestdeutschen Stromgebiete durch Kanäle <strong>und</strong><br />

schließlich zu ihrer Realisierung führte, markiert die im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert einsetzende Industrialisierung, hier insbesondere<br />

die Erfindung der Dampfmaschine. Diese ermöglichte<br />

eine erheblich effizientere industrielle Produktion.<br />

Damit einhergehend entstand eine höhere Nachfrage<br />

nach Kohle, dem für die Dampfmaschine erforderlichen<br />

fossilen Energiebrennstoff.<br />

Dementsprechend entwickelte sich eine erhebliche Verkehrsnachfrage<br />

für den Transport von Massengütern aus<br />

den Kohlefördergebieten im Westen Deutschlands in die<br />

wirtschaftlich aufblühenden Regionen. Gerade in der <strong>Mitte</strong><br />

Deutschlands fehlte, im Gegensatz zu dem bereits bestehenden<br />

<strong>Wasser</strong>straßennetz östlich Berlins, ein Verkehrsweg,<br />

der einen möglichst günstigen Transport der<br />

für die wirtschaftliche Entwicklung unentbehrlichen Kohle<br />

ermöglichte. So entstand erneut – <strong>und</strong> diesmal konkreter<br />

– das Konzept, vorhandene natürliche <strong>Wasser</strong>wege<br />

durch Kanäle zu verbinden. Als funktionierendes Beispiel<br />

hierfür galt neben dem <strong>Wasser</strong>straßennetz im Osten<br />

Deutschlands das seit einigen Jahrzehnten bestehende,<br />

insbesondere für die damaligen Verhältnisse dichte Netz<br />

von Kanälen für die Schifffahrt in Frankreich.<br />

Aus dieser wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus begründet,<br />

beginnt hier die Geschichte des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />

Die Planungen für den Bau<br />

des <strong>Mitte</strong>llandkanals bis zum<br />

Preußischen <strong>Wasser</strong>gesetz<br />

vom 01. April 1905<br />

Auf Initiative <strong>und</strong> im Auftrag der Industrie des Ruhrgebietes<br />

überreichte Kreisbaumeister von Hartmann am 24.<br />

April 1856 dem Preußischen Minister für Handel, Gewerbe<br />

<strong>und</strong> öffentliche Arbeiten eine Denkschrift zum Bau einer<br />

Schifffahrtsverbindung vom Rhein über die Weser zur<br />

Elbe, die ein von ihm geleitetes Kanal-Komitee ausgearbeitet<br />

hatte.<br />

Der preußische König Wilhelm I. ordnete sieben Jahre<br />

später, vor allem auf Drängen des westfälischen Provinziallandtags,<br />

den Beginn technischer Vorarbeiten für den<br />

Rhein-Elbe-Kanal an.<br />

Es kam allerdings zu erheblichen Auseinandersetzungen<br />

über die geplante Linienführung des Kanals, da durch<br />

den Bau sowie langfristig durch den Betrieb des Kanals<br />

die anliegenden Städte <strong>und</strong> Gemeinden sich erheblichen<br />

wirtschaftlichen Aufschwung <strong>und</strong> Wohlstand erhofften.<br />

Daher bildeten sich vielerorts Komitees, die entspre-<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

chend der lokalen Interessenlage eine Trassierung des<br />

Kanals durch ihren Ort befürworteten. So existierten neben<br />

der Nordlinie, die schließlich als Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />

Kanal <strong>und</strong> abzweigend von Bergeshövede in Richtung<br />

Osten als MLK realisiert wurde, durchaus Überlegungen<br />

zu südlicher verlaufenden Trassen. Besonders interessant<br />

war dabei die sog. „Mittlere Tunnellinie“, die den<br />

Teutoburger Wald mit dem Johannisberg bei Bielefeld<br />

durch einen Schifffahrtstunnel queren sollte. Aber die<br />

südlicheren Linien fanden schließlich keine Akzeptanz,<br />

da sie bis zu 52 Schleusen allein zwischen Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Minden erforderten. [2] Dennoch wurden die Planungen<br />

durch die Vielzahl regionaler Interessengruppen erheblich<br />

beeinflusst <strong>und</strong> erschwert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der politischen Ereignisse 1864/66 (Krieg mit<br />

Dänemark <strong>und</strong> Österreich) <strong>und</strong> 1870/71 (Krieg mit Frankreich)<br />

wurden die ehrgeizigen Kanalprojekte zunächst unterbrochen.<br />

Der nach Beendigung des deutsch-französischen Krieges<br />

wiedereinsetzende wirtschaftliche Aufschwung von Industrie<br />

<strong>und</strong> Verkehr war Gr<strong>und</strong> für die Preußische Regierung,<br />

dem Preußischen Landtag im Jahre 1877 eine<br />

Denkschrift „über die im Preußischen Staat vorhandenen<br />

<strong>Wasser</strong>straßen, deren Verbesserung <strong>und</strong> Vermehrung"<br />

vorzulegen. Bedenken, der Bau einer Kanalverbindung<br />

würde das seit 1840 intensiv ausgebaute Schienennetz<br />

vollständig substituieren, wurden u.a. von Bismarck<br />

selbst verworfen, da im Gegenteil „selbst das ausgedehnteste<br />

Eisenbahnnetz bezüglich des Transportes von<br />

Massengütern keinen Ersatz für Kanäle bieten kann“. Der<br />

gleichsam praktische <strong>und</strong> wirtschaftlich nachweisbare wie<br />

strategisch-visionäre Ansatz zur Schaffung des „Rhein-<br />

Weser-Elbe-Kanals“ löste erneut Planungsaktivitäten<br />

aus.<br />

„Der Rhein-Weser-Elbe-Kanal", so heißt es in dieser<br />

Denkschrift, „ist bestimmt, die Handelsstraßen des<br />

Rheingebietes mit den <strong>Wasser</strong>wegen der Ems, Weser<br />

<strong>und</strong> Elbe in Verbindung zu setzen <strong>und</strong> im Anschluss an<br />

die von der Elbe aus weiter nach Osten hin bereits bestehenden<br />

<strong>Wasser</strong>straßen in der Richtung von Westen<br />

nach Osten eine durchgehende Querverbindung für die<br />

Binnenschifffahrt herzustellen, welche von den Rheinmündungen<br />

bis zum Memelstrom reichen würde. Von<br />

den in der Richtung von Süd nach Nord in die Nordsee<br />

<strong>und</strong> in die Ostsee sich ergießenden schiffbaren Strömen<br />

rechtwinklig durchkreuzt, würde der Kanal eine großartige<br />

Straße für den Weltverkehr bilden <strong>und</strong> den durchschnittenen<br />

Landesteilen das Gleiche bieten, was ein<br />

großer Strom den Bewohnern eines Schifffahrtsgebietes<br />

gewährt."<br />

Das Jahr 1877 stellt somit neben dem Jahr 1856 einen<br />

Meilenstein in der Vorgeschichte des MLK dar. Nachdem<br />

die Vision geboren war, galt es wiederum, Widerstände<br />

zu überwinden. Neben den bereits erwähnten Auseinandersetzungen<br />

hinsichtlich der Trassenführung, meldeten<br />

sich erneut aus verschiedensten Beweggründen heraus<br />

Befürworter <strong>und</strong> Gegner des Kanalprojekts aus allen Bereichen<br />

der Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Bevölkerung zu Worte.<br />

Die unterschiedlichen Auffassungen mündeten in erbitterten<br />

Konfrontationen zwischen den Gruppen.<br />

Als wichtiger Initiator <strong>und</strong> immer wieder unermüdlich die<br />

Vorteile der Schaffung eines West-Ost-<strong>Wasser</strong>weges<br />

propagierender Förderer des MLK muss Dr.-Ing. Leo<br />

Sympher erwähnt werden. Auf politischer Ebene galt Kai-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

15


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

16<br />

ser Wilhelm I. <strong>und</strong> auch später Kaiser Wilhelm II. als Unterstützer<br />

der von Sympher vorangetriebenen Ideen <strong>und</strong><br />

technischen Planungen.<br />

Gegner des Kanalbauprojektes, allen voran die vorwiegend<br />

landwirtschaftlich geprägten Ostprovinzen (östlich<br />

Berlins) sahen in dem Kanal vor allem eine Bedrohung<br />

ihrer Interessen, da das Eindringen fremden Getreides<br />

<strong>und</strong> Holzes vom Rhein her <strong>und</strong> eine Verdrängung ihrer<br />

Erzeugnisse aus angestammten westlichen Märkten befürchtet<br />

wurden. Mit – aus heutiger Sicht – bemerkenswerter<br />

Offenheit sorgte man sich ferner um „unges<strong>und</strong>e"<br />

Lohnentwicklungen im landwirtschaftlichen Sektor durch<br />

einen vom Kanalbau zurecht prognostizierten Nachfragesog<br />

nach Arbeitskräften.<br />

Der industrielle Westen dagegen wollte vor allem seine<br />

Absatzchancen durch eine preisgünstige Transportmöglichkeit<br />

nach Osten verbessern. Die westdeutsche<br />

Schwerindustrie steigerte damals ihre Produktion mit bis<br />

dato unbekannten Steigerungsraten. Im Ruhrgebiet nahm<br />

die Kohleförderung von 1840 bis 1890 von einer Mio. t<br />

auf 35 Mio. t jährlich zu; die Produktion von Rohstahl<br />

steigerte sich im gleichen Zeitraum von 0,2 Mio. t auf 2<br />

Mio. t/Jahr. Nicht ganz zu Unrecht befürchteten die ost-<br />

<strong>und</strong> mitteldeutschen Stein- <strong>und</strong> Braunkohlereviere, durch<br />

eine über den günstigen <strong>Wasser</strong>weg in den mittel- <strong>und</strong><br />

ostdeutschen Markt eindringende Ruhrkohle, von den<br />

westlichen Märkten verdrängt zu werden.<br />

Andererseits existierten auch schon damals reale finanzielle<br />

Interessen privater wie gewerblicher Verbraucher.<br />

Der Kanal sollte u.a. der damals noch auf dem Land-<br />

Seeweg über Emden <strong>und</strong> Stettin in die Reichshauptstadt<br />

beförderten Ruhrkohle einen deutlichen Frachtvorsprung<br />

gegenüber der noch in Berlin vorherrschenden englischen<br />

Kohle verschaffen <strong>und</strong> damit zur Senkung des<br />

Kohlepreises beitragen.<br />

Der Entwurf eines Gesetzes für „den Bau eines Schifffahrtskanals<br />

von Dortm<strong>und</strong> nach der unteren Ems zur<br />

Verbindung des westfälischen Kohlegebietes mit dem<br />

Emshafen" vom 24. März 1882 wurde vom Abgeordnetenhaus<br />

angenommen, vom Herrenhaus dagegen abgelehnt.<br />

Die wirtschaftliche Notwendigkeit für einen günstigen<br />

Transportweg zwischen dem wirtschaftlich prosperierenden<br />

Westen <strong>und</strong> der (damaligen) <strong>Mitte</strong> Deutschlands bestand<br />

aber nach wie vor. Folgerichtig wurde am 13. März<br />

1886 eben dieser Gesetzentwurf in modifizierter Form<br />

erneut im Preußischen Landtag eingebracht. Um die äußerst<br />

einflussreichen Interessenvertreter der östlichen<br />

Landesteile, vor allem die ostelbischen Großagrarier, zusammengeschlossen<br />

im konservativen „B<strong>und</strong>e der<br />

Landwirte“, wohlgesinnt zu stimmen, wurde dieser Gesetzentwurf<br />

um den Bau des Oder-Spree-Kanals, welcher<br />

als Friedrich-Wilhelm-Kanal aus dem Jahr 1668 bereits<br />

in Gr<strong>und</strong>zügen existierte, erweitert. Dieses Gesetz<br />

wurde nunmehr am 9. Juli 1886 angenommen <strong>und</strong> beinhaltete,<br />

den Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal als Teil eines Schifffahrtskanals<br />

zu bauen, „welcher bestimmt sei, den Rhein<br />

mit der Ems <strong>und</strong> in einer den Interessen der mittleren <strong>und</strong><br />

unteren Weser <strong>und</strong> Elbe entsprechenden Weise mit diesen<br />

Strömen zu verbinden." Nach nur siebenjähriger<br />

Bauzeit wurde der Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal 1899 – wohlgemerkt<br />

noch ohne Anschluss an den Rhein – fertig gestellt.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Es müssen in diesem Zusammenhang auch die Pläne<br />

der damaligen Zeit für die Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse<br />

auf der Weser, insbesondere der Oberweser,<br />

erwähnt werden. Im beginnenden 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

wurden die Forderungen, die Weser als Schifffahrtsweg<br />

besser nutzbar zu gestalten <strong>und</strong> nach einheitlichen technischen<br />

Regeln zu unterhalten, zunehmend intensiver.<br />

Diese mündeten u.a. in die Denkschrift von 1814 <strong>und</strong> die<br />

Weserschifffahrtsakte von 1823. So wurden nach den<br />

großen Überschwemmungen an der Weser, insbesondere<br />

im Jahre 1841, <strong>und</strong> dem etwa zeitgleich beginnenden<br />

Übergang von der Treidel- zur Dampfschifffahrt die ersten<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse<br />

auf der Oberweser durchgeführt. In den Folgejahren<br />

erfuhr die Weser weitere Ausbaumaßnahmen, mit<br />

denen die Hoffnung auf eine konstantere <strong>Wasser</strong>führung<br />

verb<strong>und</strong>en war <strong>und</strong> eine Fahrwassertiefe von einem Meter<br />

angestrebt wurde. Weitere Bemühungen, festgehalten<br />

in den Denkschriften von 1879 – „Betr. Regulierung der<br />

Oberweser von Münden bis Bremen“ – sowie von 1884,<br />

1890 <strong>und</strong> 1893, in denen die bis dahin erfolgten Regulierungsmaßnahmen<br />

beschrieben waren, mündeten<br />

schließlich in der Gründung der aus Wirtschaftskreisen<br />

zusammengesetzten „Freien Vereinigung der Weserschifffahrts-Interessenten“.<br />

Diese forderte 1895 schließlich,<br />

die Oberweser zwischen Münden <strong>und</strong> Hameln zu<br />

kanalisieren, was jedoch von der Preußischen Regierung<br />

abgelehnt wurde. Dennoch wurde 1897 von der Preußischen<br />

Strombauverwaltung über die Projektierung von 26<br />

Staustufen mit Nadelwehren berichtet. Bis Bremen sollten<br />

sich noch 24 weitere Staustufen anschließen. Wenngleich<br />

die Planungen nicht umgesetzt wurden, da zu viel<br />

Zeitverlust durch die Schleusungsvorgänge <strong>und</strong> damit eine<br />

Unattraktivität des Verkehrsweges befürchtet worden<br />

war, so beinhalteten diese doch bereits Überlegungen,<br />

mit Hilfe eben dieser Staustufen die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

für den technisch nun schon mehrfach projektierten MLK<br />

zu gewährleisten. Alternativ entstand der Plan, mit Hilfe<br />

von Talsperren im oberen Einzugsgebiet der Weser den<br />

MLK mit ausreichend <strong>Wasser</strong> zu versorgen. Insofern griffen<br />

die Überlegungen zur Kanalisierung der Weser <strong>und</strong><br />

zum Bau des MLK an dieser Schnittstelle bei Minden ineinander.<br />

In der logischen Weiterführung des auf den Denkschriften<br />

von 1856 <strong>und</strong> 1877 basierenden <strong>und</strong> mit der Fertigstellung<br />

des Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanals eingeleiteten Vorhabens<br />

zur Realisierung eines Verkehrsweges zwischen Rhein<br />

<strong>und</strong> Oder, plante die preußische Regierung nun den<br />

westlichen Anschluss des Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanals an den<br />

Rhein <strong>und</strong> den östlichen Anschluss zur Weser <strong>und</strong> zur<br />

Elbe. Die für den Bau des MLK erforderlichen <strong>Mitte</strong>l wurden<br />

allerdings noch 1899 vom Abgeordnetenhaus mit der<br />

Mehrheit der konservativen Parteien abgelehnt. Die Kanalgegner<br />

begründeten ihre Entscheidung im Wesentlichen<br />

in der Erwartung negativer Auswirkungen auf die<br />

Eisenbahn, wenngleich Sympher diese 1899 in der<br />

Denkschrift „Die wirtschaftliche Bedeutung des Rhein-<br />

Elbe-Kanals“ widerlegt hatte [17]. Darüber hinaus fürchtete<br />

die schlesische Kohleindustrie <strong>und</strong> der mitteldeutsche<br />

Braunkohletagebau die Konkurrenz des rheinischwestfälischen<br />

Industriegebietes. Die einflussreiche<br />

Landwirtschaft Ostdeutschlands sah nach wie vor große<br />

finanzielle Einbußen durch billiges Getreide aus Übersee<br />

(Kanada, Argentinien) voraus <strong>und</strong> befürwortete daher ei-


nen verkehrlichen Protektionismus [16]. Die Argumente<br />

zur Verhinderung des MLK waren offensichtlich über Jahre<br />

<strong>und</strong> Jahrzehnte dieselben geblieben.<br />

Nachdem auch 1901 eine zweite <strong>Mitte</strong>llandkanalvorlage -<br />

trotz einer Erweiterung um großzügige <strong>Wasser</strong>straßenpläne<br />

für den Osten<br />

Deutschlands - im Landtag<br />

scheiterte, änderte<br />

die preußische Regierung<br />

ihre Strategie. Auch<br />

ohne die Anbindung an<br />

die Elbe, konnte der<br />

Nachweis geführt werden,<br />

dass selbst der Bau<br />

eines <strong>Wasser</strong>weges nur<br />

bis nach Hannover volkswirtschaftlich<br />

von hohem<br />

Nutzen war. Daher beschränkte<br />

die preußische<br />

Regierung im April 1904<br />

ihren Antrag zum Bau<br />

einer Schifffahrtsverbindung<br />

auf den Bau<br />

eines Kanals vom Rhein<br />

über den Dortm<strong>und</strong>-<br />

Ems-Kanal bis nach<br />

Hannover. Da dem kleinstaatlichen,<br />

<strong>und</strong> gerade<br />

nicht globalen Ansinnen<br />

der agrarwirtschaftlich<br />

geprägten östlichen Landesteile<br />

sowie dem dortigen<br />

protektionistischen<br />

wirtschaftlichen Denken<br />

der ansässigen Industrie<br />

somit quasi Rechnung<br />

getragen wurde, stimmten<br />

beide Häuser des<br />

Landtags diesem Antrag<br />

zu.<br />

Darauf basierend wurde<br />

mit dem „Gesetz, betreffend<br />

die Herstellung <strong>und</strong><br />

den Ausbau von <strong>Wasser</strong>straßen<br />

vom 01. April<br />

1905“ endlich die<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lage für den<br />

Bau des MLK bis Hannover<br />

geschaffen. Neben<br />

dieser wegweisenden<br />

Entscheidung wurden<br />

weitere große wasserbauliche<br />

Maßnahmen in<br />

das Gesetz aufgenommen,<br />

so u.a. die zum<br />

Bau des „Rhein-Weser-<br />

Kanals“ erforderlichen<br />

Ergänzungsmaßnahmen<br />

am Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />

Kanal, die am MLK neu<br />

zu bauenden Zweigkanäle,<br />

der Bau des Rhein-<br />

Herne-Kanals, die Kanalisierung<br />

der Lippe sowie<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

die Durchführung von Regulierungsarbeiten in der Weser<br />

unterhalb von Hameln. Das Gesetz regelte überdies den<br />

Bau von Staubecken, später als Diemel- <strong>und</strong> Edertalsperre<br />

realisiert, um die <strong>Wasser</strong>versorgung des MLK zu sichern.<br />

Weiterhin beinhaltete das Gesetz Regelungen zur<br />

Abb. 1 - Zusammenstellung der durch die Preußischen <strong>Wasser</strong>gesetze von 1904, 1905 <strong>und</strong> 1906 auszuführenden Baumaßnahmen [17]<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

17


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

18<br />

Finanzierung des Baus einschließlich der Beteiligung der<br />

betroffenen Provinzen sowie für die zu erhebenden<br />

Schifffahrtsabgaben, auch auf regulierten Flüssen. Diese<br />

<strong>Mitte</strong>l sollten zweckgeb<strong>und</strong>en für den Betrieb <strong>und</strong> die Unterhaltung<br />

der <strong>Wasser</strong>straße verwendet werden. Dieses<br />

war insofern besonders bemerkenswert, als dass bis dato<br />

dort gr<strong>und</strong>sätzlich die Freiheit der Schifffahrt galt.<br />

Unter Berücksichtigung der vorwiegend wasserwirtschaftlichen<br />

Zwecken dienenden, teilweise aber auch auf die<br />

Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse abzielenden<br />

Gesetze von 1904 <strong>und</strong> 1906, die sich hauptsächlich auf<br />

die östlichen <strong>Wasser</strong>straßen Havel, Spree <strong>und</strong> Oder<br />

samt Verbindungskanälen bezogen, ist das „Gesetz,<br />

betreffend die Herstellung <strong>und</strong> den Ausbau von <strong>Wasser</strong>straßen<br />

vom 01. April 1905“, welches nur für die Rhein-<br />

Weser-Verbindung bei einer Länge von 381,5 Kilometer<br />

veranschlagte Baukosten von 250,75 Millionen Mark umfasste,<br />

das verkehrlich, bautechnisch <strong>und</strong> finanziell anspruchsvollste<br />

Verkehrsprojekt seiner Zeit in Europa gewesen<br />

(Abb. 1).<br />

Der Bau des <strong>Mitte</strong>llandkanals<br />

bis nach Hannover<br />

Mit dem Bau dieses „Schifffahrtskanals<br />

vom Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal<br />

[…] nach Minden“ <strong>und</strong> des<br />

„Anschlußkanals […] nach<br />

Hannover […]“ wurde schon im<br />

Folgejahr 1906 begonnen. Die Bezeichnung<br />

„<strong>Mitte</strong>llandkanal“ wurde<br />

damals bewusst unterb<strong>und</strong>en, um<br />

Befürchtungen einer Vorwegnahme<br />

des Weiterbaus bis zur Elbe<br />

entgegen zu wirken. Der westliche<br />

Abschnitt des „Rhein-Weser-<br />

Kanals“, der heutige Rhein-Herne-<br />

Kanal, wurde 1914 fertig gestellt.<br />

Er verbindet den Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />

Kanal mit dem Rhein bei Duisburg-Ruhrort.<br />

Der östliche Abschnitt,<br />

also der MLK, zweigt bei<br />

Bergeshövede vom Dortm<strong>und</strong>-<br />

Ems-Kanal ab. Auf dem Kanalabschnitt<br />

bis Minden, zunächst als<br />

„Ems-Weser-Kanal“ bezeichnet,<br />

wurde der Verkehr – während des<br />

1. Weltkriegs – am 16. Februar<br />

1915 aufgenommen. Östlich von<br />

Minden konnten die Arbeiten im<br />

Herbst 1916 bis Hannover zum<br />

„Rhein-Hannover-Kanal“ abgeschlossen<br />

werden. Diese bautechnische<br />

Leistung in nur zehn Jahren ist angesichts der<br />

damals kaum entwickelten Maschinen sowie Aushub-<br />

<strong>und</strong> Einbaugeräte aus heutiger Sicht kaum zu ermessen<br />

(Abb. 2).<br />

Analog zum Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal wurde der MLK für einen<br />

Verkehr mit 600t-Schiffen bemessen. Vorausschauend<br />

waren aber bautechnisch die Vorkehrungen getroffen<br />

worden, den <strong>Wasser</strong>spiegel ab der Schleuse Münster am<br />

Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal um 50 cm von NN + 49,80 m auf<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

NN + 50,30 m anzuheben, um so später einen Verkehr<br />

mit 1.000t-Schiffen zu ermöglichen.<br />

Zum Ausgleich der <strong>Wasser</strong>verluste des MLK infolge von<br />

Verdunstung <strong>und</strong> Versickerung sowie aus dem Schleusenbetrieb<br />

wurde in Minden ein Pumpwerk errichtet. Hier<br />

wird noch heute <strong>Wasser</strong> aus der Weser in den etwa 13 m<br />

höher gelegenen MLK gefördert. Um die benötigten<br />

<strong>Wasser</strong>mengen in der Weser auch in den trockenen<br />

Sommer- <strong>und</strong> Herbstmonaten stets vorhalten zu können<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig Nachteile für die Weser-Schifffahrt <strong>und</strong><br />

die Landeskultur unterhalb der Entnahmestelle zu vermeiden,<br />

wurden von 1908 bis 1914 die Edertalsperre mit<br />

202 Mio. m 3 Stauraum <strong>und</strong> von 1912 bis 1923 (mit<br />

kriegsbedingter Unterbrechung) die Diemeltalsperre mit<br />

20 Mio. m 3 Stauraum errichtet. Zum Ausgleich der <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />

für den MLK sollten diese in den niederschlagsarmen<br />

Zeiten Zuschusswasser in die Weser abgeben.<br />

Hiermit war auch eine Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse<br />

auf der Oberweser (Hann.Münden bis<br />

Minden) verb<strong>und</strong>en.<br />

In Minden wurde darüber hinaus die Kreuzung des Wesertals<br />

notwendig. Der MLK wurde hier mit einer 370 m<br />

langen Kanalbrücke in ca. 13 m Höhe über die Weser<br />

hinweg geführt. MLK <strong>und</strong> Weser wurden über zwei Verbindungskanäle<br />

miteinander verb<strong>und</strong>en. Westlich der<br />

Abb. 2 - Bauarbeiten am <strong>Mitte</strong>llandkanal bei Hannover, 1914 [14]<br />

Kanalbrücke zweigt der Verbindungskanal Nord zur Weser<br />

mit der Schachtschleuse Minden ab, östlich überwindet<br />

der Verbindungskanal Süd den Höhenunterschied<br />

zwischen MLK <strong>und</strong> Weser mit zwei Schleusen. Zwei weitere<br />

kleinere Kanalbrücken wurden westlich von Hannover<br />

bei Seelze zur Kreuzung der Leine errichtet.<br />

Der Raum Osnabrück wurde durch einen 14 km langen<br />

Stichkanal mit zwei Schleusen in Hollage <strong>und</strong> Haste an<br />

den MLK angeschlossen. Ein weiterer Stichkanal mit der<br />

Hafenschleuse <strong>und</strong> der Abstiegsschleuse zur Leine führte<br />

nach Hannover-Linden.


Im 1. Weltkrieg erfuhr die Forderung nach der Weiterführung<br />

des MLK in Richtung Osten eine neue Dynamik. Der<br />

fehlende Abschnitt bis zur Elbe wurde als günstiger<br />

Transportweg für Massengüter <strong>und</strong> für die Versorgung<br />

von Industrie <strong>und</strong> Bevölkerung mit Rohstoffen <strong>und</strong> landwirtschaftlichen<br />

Produkten – auch zur Unterstützung des<br />

völlig überlasteten Schienennetzes – schmerzlich vermisst.<br />

Die Fortführung des Projektes<br />

nach dem 1. Weltkrieg<br />

Nach Ende des 1. Weltkriegs wurde nicht mehr die Frage<br />

gestellt, ob eine Weiterführung der Arbeiten bis zur Elbe<br />

sinnvoll sei, sondern nur noch, welche Linienführung der<br />

MLK dabei erhalten sollte. Die Schnelligkeit bei der Beschlussfassung<br />

zum Weiterbau im Jahre 1919 war neben<br />

der infrastrukturellen Notwendigkeit auch darin begründet,<br />

dass die Baumaßnahmen als Notstandsarbeiten zum<br />

Abb. 3 - Heftige Diskussionen um den Weiterbau: „Der Kampf um den <strong>Mitte</strong>llandkanal“ [3]<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

Wiederaufbau nach dem 1. Weltkrieg galten <strong>und</strong> zudem<br />

der Schaffung von Arbeit für die aus dem Krieg heimkehrenden<br />

Soldaten dienten. [20]<br />

Auch wenn die Arbeiten unverzüglich begannen, so war<br />

die Trassierung östlich von Peine in der gesellschaftlichen<br />

wie fachlichen Diskussion höchst umstritten, so<br />

dass die ersten Bauarbeiten zunächst nur bis Peine <strong>und</strong><br />

am Stichkanal nach Hildesheim einsetzten. In dieser Zeit<br />

entstanden hinsichtlich der Linienführung erhebliche<br />

Auseinandersetzungen, damals gar als „Kampf um den<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanal“ ausgetragen (Abb. 3).<br />

Die umstrittenen Varianten bestanden zunächst aus einer<br />

bereits in den technischen Entwürfen von 1899 gewählten<br />

„Nordlinie“, <strong>und</strong> einer „Südlinie“. Die Nordlinie (Länge<br />

151,4 km) verlief nördlich von Lehrte, vorbei an Fallersleben<br />

<strong>und</strong> Oebisfelde <strong>und</strong> weiter im Tal der Ohre über Calvörde<br />

<strong>und</strong> Haldensleben bis Glindenberg zur Elbe <strong>und</strong><br />

schloß mit der Verbindung zum Ihlekanal ab, dem heutigen<br />

Elbe-Havel-Kanal. Die Südlinie umging Sehnde <strong>und</strong><br />

Peine südlich, schwenkte westlich<br />

von Braunschweig nach<br />

Süden <strong>und</strong> führte über Wolfenbüttel,<br />

Hornburg <strong>und</strong> Oschersleben<br />

südlich von Magdeburg<br />

an die Elbe. Anschließend sollte<br />

die Elbe auf 26 km Länge bis<br />

zum Ihlekanal mitbenutzt werden,<br />

so dass hier eine Abhängigkeit<br />

von den <strong>Wasser</strong>ständen<br />

der Elbe bestanden hätte. Der<br />

Gesamtweg war mit 185,7 km<br />

mehr als 34 km länger als die<br />

Nordlinie (Abb. 4). Für die Südlinie<br />

setzten sich die Länder<br />

Braunschweig, Anhalt, Sachsen<br />

<strong>und</strong> Thüringen ein, weil sie<br />

Vorteile für den Anschluss des<br />

mitteldeutschen Wirtschaftsgebietes<br />

an den Kanal sahen.<br />

Während der Diskussionen über<br />

die Trassenwahl wurde<br />

1920 als Kompromiss zwischen<br />

den Ländern eine so genannte<br />

„<strong>Mitte</strong>llinie“ gef<strong>und</strong>en. Hierbei<br />

waren Peine <strong>und</strong> Braunschweig<br />

direkt angeschlossen.<br />

Im Übrigen entsprach die <strong>Mitte</strong>llinie<br />

weitgehend der Nordlinie.<br />

Bei Oebisfelde wurde die<br />

Trasse später noch etwas weiter<br />

nördlich in den Drömling<br />

verschwenkt, um dort Entwässerungs-<br />

<strong>und</strong> Hochwasserentlastungsmaßnahmenverwirklichen<br />

zu können. Ein entscheidender<br />

Vorteil der <strong>Mitte</strong>llinie<br />

gegenüber der Südlinie war<br />

neben der geringeren Streckenlänge<br />

<strong>und</strong> der erheblich<br />

geringeren Anzahl von Ab-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

19


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

20<br />

stiegsbauwerken (geplant: <strong>Mitte</strong>llinie drei Schleusen, aus<br />

denen später nur die zwei Schleusen in Hannover-<br />

Anderten <strong>und</strong> Sülfeld bei Wolfsburg hervorgingen; Südlinie<br />

neun Schleusen) die Unabhängigkeit von den <strong>Wasser</strong>ständen<br />

der Elbe durch die von Franzius entwickelte<br />

Idee einer Überführung des <strong>Mitte</strong>llandkanals über die Elbe<br />

(Abb. 4). [4]<br />

Im Gegensatz zum „Ems-Weser-Kanal“, welcher auf ein<br />

Regelschiff mit 600t Tragfähigkeit bei Schiffsabmessungen<br />

LxBxT = 67 m x 8,20 m x 1,75 m bemessen war, sahen<br />

die Planungen für die Strecke östlich von Hannover<br />

bereits das 1000t-Schiff (sog. „Sympher-Schiff“) mit einer<br />

Breite von 9,00 m <strong>und</strong> einem Tiefgang von 2,00 m vor.<br />

Dies ermöglichte ein Muldenprofil mit <strong>Wasser</strong>tiefen in<br />

Kanalmitte von 3,00 m bis 3,50 m <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>spiegelbreiten<br />

zwischen 31 m <strong>und</strong> 39 m; der Kanalquerschnitt<br />

betrug bis zu 90 m 2 (Abb. 5).<br />

Schon seit 1914 war allerdings begonnen worden, auch<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb. 4 - Die drei Varianten zur Linienführung des MLK von Hannover bis zur Elbe [10]<br />

Abb. 5 - Kanalprofil Ems-Weser-Kanal (links, westl. Hannover) <strong>und</strong> neues Profil (östl. Hannover)<br />

die Weststrecke des Ems-Weser-Kanals (Bergeshövede<br />

– Hannover) für eine größere Abladetiefe <strong>und</strong> für eine<br />

Begegnungsmöglichkeit zweier 1000t-Schiffe anzupassen.<br />

[4] Von 1934 bis 1940 wurden hierzu der <strong>Wasser</strong>spiegel<br />

des Ems-Weser-Kanals um 40 cm auf NN +<br />

50,20 m angehoben <strong>und</strong> gleichzeitig die Dichtungsschalen<br />

der Dammstrecken, die Böschungsbefestigungen, die<br />

Kanalseitendämme sowie die Dükerein- <strong>und</strong> -ausläufe<br />

angepasst; dies allerdings schon für die endgültig geplante<br />

Haltungshöhe von NN + 50,30 m.<br />

Die Idee der Südlinie, die mitteldeutschen Industriegebiete<br />

bei Leipzig <strong>und</strong> Halle anzuschließen, wurde jedoch<br />

nicht aufgegeben. Man beschloss die Regulierung der<br />

Elbe zwischen Magdeburg <strong>und</strong> der Saalemündung, den<br />

Ausbau der Saale bis Merseburg für das 1.000t-Schiff<br />

sowie Anschlusskanäle nach Leipzig (Elster-Saale-Kanal)<br />

<strong>und</strong> nach Staßfurt. Diese Maßnahmen sollten den sogenannten<br />

Südflügel des <strong>Mitte</strong>llandkanals bilden.


Finanzierungsschwierigkeiten <strong>und</strong> erneute Diskussionen<br />

über die verkehrliche Bedeutung des Kanals sowie über<br />

seine Auswirkungen auf andere Landesteile verzögerten<br />

zunächst die Durchführung. Erst die Unterzeichnung eines<br />

Staatsvertrages des Reiches, das am 29. Juli 1921<br />

die <strong>Wasser</strong>straßen von den Ländern übernommen hatte,<br />

mit den Ländern Preußen, Sachsen, Braunschweig <strong>und</strong><br />

Anhalt ermöglichte die Vollendung des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />

Die Kanalisierung der Saale <strong>und</strong> der Ausbau der Elbe<br />

wurden zunächst zurückgestellt. Die Planungen aus dem<br />

Jahre 1925 für ein deutsches <strong>Wasser</strong>straßennetz zeigt<br />

Abb. 6. Die Bezeichnung „<strong>Mitte</strong>llandkanal“ bezog sich<br />

damals auf den noch nicht gebauten Teil östlich von<br />

Hannover.<br />

Abb. 6 - Das deutsche <strong>Wasser</strong>straßennetz im Jahre 1925 (Bestand <strong>und</strong> Planungen)<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

Die Arbeiten am <strong>Mitte</strong>llandkanal gingen dann als Arbeitsbeschaffungsprogramm<br />

<strong>und</strong> Notstandsmaßnahme<br />

schnell voran: 1928 wurden die Hindenburgschleuse in<br />

Hannover-Anderten <strong>und</strong> der Stichkanal nach Hildesheim<br />

mit der Schleuse Bolzum freigegeben. 1929 wurde der<br />

Hafen Peine, 1933 der Braunschweiger Hafen erreicht.<br />

Mit der Vollendung der Schleuse Sülfeld (Abb. 7) sowie<br />

des Schiffshebewerks Rothensee bei Magdeburg<br />

schließlich konnte der Verkehr auf dem MLK am 30. Oktober<br />

1938 zur Elbe freigegeben werden. Damit war die<br />

Idee der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung vom Rhein zur Elbe<br />

Wirklichkeit geworden.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

21


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

22<br />

In den Jahren 1938 bis 1941 wurde das Industriegebiet<br />

Salzgitter durch einen 15 km langen Stichkanal mit zwei<br />

Doppelschleusen (Wedtlenstedt <strong>und</strong> Üfingen) an den<br />

MLK angeschlossen. Mit den Hüttenwerken in Salzgitter<br />

sowie dem VW-Werk in Wolfsburg entstanden zeitnah<br />

zur Fertigstellung des MLK gleich zwei neue industrielle<br />

Großproduzenten.<br />

Über den Ihlekanal <strong>und</strong> den Plauer Kanal (heute: Elbe-<br />

Havel-Kanal) <strong>und</strong> die <strong>Wasser</strong>straßen östlich Berlins bestand<br />

auch die Verbindung zur Oder. Aufgr<strong>und</strong> des 2.<br />

Weltkriegs konnte die Kanalbrücke zur Überführung des<br />

MLK über die Elbe allerdings nicht mehr fertiggestellt<br />

werden. Die Arbeiten wurden 1942 kriegsbedingt eingestellt,<br />

nachdem bereits wesentliche Gründungsarbeiten<br />

für die Brücke <strong>und</strong> das damals geplante Doppelschiffshebewerk<br />

Hohenwarthe fertiggestellt waren. So konnte<br />

das Ziel, eine elbwasserstandsunabhängige Verbindung<br />

zwischen Rhein <strong>und</strong> Oder mit der Kanalbrücke bei Magdeburg<br />

herzustellen, noch nicht erreicht werden. Über<br />

mehrere Jahrzehnte musste die Schifffahrt in Richtung<br />

Berlin über das Schiffshebewerk Rothensee zur Elbe absteigen,<br />

um dann über die Schleuse Niegripp in den<br />

Elbe-Havel-Kanal zu gelangen. In den Sommer- <strong>und</strong><br />

Herbstmonaten führten die Niedrigwasserstände der Elbe<br />

dabei zu erheblichen Beeinträchtigungen des Güterverkehrs.<br />

Die Planungen zum Neubau des <strong>Wasser</strong>straßenkreuzes<br />

Magdeburg mit der Kanalbrücke über die Elbe<br />

wurden erst nach der Vereinigung beider deutscher Staaten<br />

wieder aufgegriffen. Im Jahre 2001 wurde die<br />

Schleuse Rothensee als neues Abstiegsbauwerk vom<br />

MLK zur Elbe <strong>und</strong> zu den Magdeburger Häfen fertiggestellt.<br />

Die Kanalbrücke über die Elbe <strong>und</strong> die Doppelschleuse<br />

Hohenwarthe für den Abstieg vom MLK zum<br />

Elbe-Havel-Kanal wurden am 10. November 2003 in Betrieb<br />

genommen.<br />

Insgesamt erforderte der Bau des MLK zwischen<br />

Bergeshövede <strong>und</strong> Magdeburg einschließlich der Stich-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb.7 - Schal- <strong>und</strong> Betonarbeiten an den Kammerblöcken der Schleuse Sülfeld<br />

kanäle neben der Herstellung des Kanalbettes mit den<br />

zugehörigen Dämmen, Einschnittböschungen <strong>und</strong> Betriebswegen<br />

auf einer Streckenlänge von rd. 380 km<br />

auch den Bau einer Vielzahl von Ingenieurbauwerken. So<br />

wurden allein für kreuzende Verkehrswege <strong>und</strong> Gewässer<br />

358 Schienen-, Straßen- <strong>und</strong> Wegebrücken, neun<br />

Unterführungen sowie 245 Düker <strong>und</strong> Durchlässe errichtet.<br />

An Schifffahrtsanlagen wurden ein Schiffshebewerk,<br />

12 Schleusen, 10 Pumpwerke <strong>und</strong> 12 Sicherheitstore gebaut.<br />

Außerdem wurden 21 <strong>Wasser</strong>entlastungsvorrichtungen,<br />

19 Hochwassereinlässe <strong>und</strong> drei Kanalbrücken<br />

über Weser <strong>und</strong> Leine fertiggestellt.<br />

Die Höhenstufen im Kanal<br />

<strong>und</strong> die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />

Die gewählte Trasse der Weststrecke des MLK nördlich<br />

der letzten Ausläufer der deutschen <strong>Mitte</strong>lgebirge (Wiehengebirge<br />

<strong>und</strong> Teutoburger Wald) ermöglichte eine<br />

schleusenlose Strecke von über 211 km zwischen der<br />

Schleusengruppe Münster <strong>und</strong> Hannover auf einer Höhenlage<br />

von NN + 50,30 m. Die Geländeverhältnisse erforderten<br />

erst nahe dem Dorf Anderten bei Hannover<br />

(MLK-km 174) eine Schleuse. Hier musste ein Höhenunterschied<br />

im <strong>Wasser</strong>spiegel der West- <strong>und</strong> der Scheitelhaltung<br />

des MLK von 14,70 m überw<strong>und</strong>en werden. Der<br />

damals erwarteten Verkehrsmenge <strong>und</strong> der eingesetzten<br />

Schleppverbände entsprechend, wurde die Schleuse im<br />

Interesse eines sicheren <strong>und</strong> ungehinderten Betriebs als<br />

Doppelanlage mit zwei unabhängig voneinander zu<br />

betreibende Kammern von je 225 m Länge (Nutzlänge<br />

heute 220 m) <strong>und</strong> 12 m Breite geplant <strong>und</strong> gebaut. Da in<br />

der Scheitelhaltung natürliche Zuflüsse fehlten, wurde jede<br />

Schleusenkammer mit 50 Sparbecken ausgestattet.<br />

Die geschlossenen Sparbecken befinden sich in fünf Ebenen<br />

übereinander beidseitig der Schleusenkammer


<strong>und</strong> ermöglichen eine Schleusungswasserersparnis von<br />

rd. 75 %. Die Doppelschleuse Hannover-Anderten wurde<br />

am 20. Juni 1928 in Betrieb genommen (Abb. 8).<br />

Abb. 8 - Schleuse Anderten<br />

Abb. 9 - Systemskizze zur <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung des <strong>Mitte</strong>llandkanals heute<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

Die Scheitelhaltung des MLK verläuft auf der Höhenlage<br />

von NN + 65,00 m über rd. 64 km bis zur Schleuse Sülfeld<br />

bei Wolfsburg. Der MLK geht hier in seine ca. 88 km<br />

lange Osthaltung mit der Höhe NN + 56,00 m über, die<br />

erst bei Hohenwarthe<br />

östlich der Elbe mit<br />

dem Abstieg zum Elbe-<br />

Havel-Kanal wieder<br />

verlassen wird.<br />

Mit der Doppelschleuse<br />

Sülfeld wird der Höhenunterschiedzwischen<br />

der Scheitelhaltung<br />

<strong>und</strong> der Osthaltung<br />

des MLK von 9 m<br />

überw<strong>und</strong>en. Als Doppelschleuse<br />

mit zwei<br />

voneinander unabhängigen<br />

Kammern ist sie<br />

in den Jahren 1934 bis<br />

1937 erbaut worden<br />

(Abb. 7) <strong>und</strong> hat ihren<br />

Betrieb im Jahre 1938<br />

aufgenommen. Jede<br />

Schleusenkammer erhielt<br />

eine Länge von<br />

225 m <strong>und</strong> eine Breite<br />

von 12 m. Auch diese<br />

Schleuse wurde wegen<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

23


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

24<br />

der fehlenden Zuflüsse in der Scheitelhaltung mit Sparbecken<br />

ausgestattet. Im Gegensatz zur Schleuse<br />

Anderten kam hier die Form der offenen Sparbecken zur<br />

Ausführung. Jeder Schleusenkammer wurden sechs offene<br />

Sparbecken auf drei Höhenstufen zugeordnet, in<br />

denen bei der Talschleusung rd. 67 % des Schleusungswassers<br />

zwischengespeichert <strong>und</strong> zur Füllung der Kammer<br />

wiederverwendet werden können. Im Zuge der Arbeiten<br />

zum Ausbau des MLK ist die Südkammer der<br />

Schleuse im Jahre <strong>2004</strong> abgebrochen worden. Sie wird<br />

bis Ende 2007 durch einen Neubau ersetzt.<br />

Dem Kanalsystem wird durch Verdunstung, Versickerung<br />

<strong>und</strong> Schleusenbetrieb sowie durch Entnahme von<br />

Verbrauchswasser durch Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />

ständig <strong>Wasser</strong> entzogen. Die wenigen natürlichen Einspeisungen<br />

aus dem Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> aus den kreuzenden<br />

Vorflutern, die zudem bei Trockenheit vollkom-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb. 10 – Hauptpumpwerk Minden<br />

men versiegen, gleichen die <strong>Wasser</strong>verluste nicht aus.<br />

Die Kanäle müssen daher über Pumpwerke mit Zuschusswasser<br />

aus natürlichen Gewässern versorgt werden.<br />

Das System zur <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung des MLK ist<br />

der Abb. 9 zu entnehmen. Neben dem Pumpwerk Minden<br />

(Abb. 10) zur <strong>Wasser</strong>versorgung aus der Weser befinden<br />

sich an den Schleusen Anderten <strong>und</strong> Sülfeld zur Bewirtschaftung<br />

der Ost- <strong>und</strong> der Scheitelhaltung weitere<br />

Pumpwerke. Allein durch das Pumpwerk Minden werden<br />

pro Jahr etwa 65 Mio. m³ Weserwasser in den MLK gefördert.<br />

Der MLK ist darüber hinaus über den 1976 fertiggestellten<br />

Elbe-Seitenkanal mit Pumpwerken in Uelzen<br />

<strong>und</strong> Scharnebeck sowie über die Pumpwerke an den<br />

Schleusen Rothensee <strong>und</strong> Hohenwarthe mit der Elbe<br />

verb<strong>und</strong>en. Über das Pumpwerk an der Schleuse<br />

Münster besteht eine Verbindung zum Bewirtschaftungssystem<br />

der westdeutschen Kanäle.


Schleppschifffahrt <strong>und</strong><br />

Monopol-Schleppbetrieb<br />

Auf dem 1899 fertiggestellten Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal<br />

(DEK), der bis zum Bau des Rhein-Herne-Kanals <strong>und</strong><br />

des Ems-Weser-Kanals von den Flussgebieten des<br />

Rheins <strong>und</strong> der Weser isoliert war, fand der Verkehr zunächst<br />

vorwiegend mit kleinen, regionalen Schiffseinheiten,<br />

häufig sogar noch in der Treidelschifffahrt mit z.T.<br />

von ansässigen Landwirten für eine bestimmte Wegstrecke<br />

angemieteten Pferden statt. Größere Schiffseinheiten<br />

existierten vor Eröffnung des DEK faktisch nicht. 1897<br />

wurde die Westfälische Transport Actien Gesellschaft<br />

(WTAG) gegründet. Diese sollte den Bau größerer<br />

Schlepper <strong>und</strong> Kähne fördern, um so den Verkehr wirt-<br />

Abb. 11 - Verzeichnis der wichtigsten auf dem MLK verkehrenden Kähne (1938) [10]<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

schaftlicher zu gestalten. Dennoch waren die ersten Jahre<br />

auf dem DEK vornehmlich von der privat betrieben<br />

Kleinschifffahrt mit unterschiedlichen Schiffsgrößen geprägt.<br />

Schiffs-Normgrößen <strong>und</strong> optimierte Schiffsformen<br />

o.ä. hatten sich zu dieser Zeit noch lange nicht durchgesetzt<br />

(Abb. 11).<br />

Der staatliche Schleppbetrieb wurde in Ausführung des<br />

§ 18 des Preußischen <strong>Wasser</strong>gesetzes durch das Gesetz<br />

über das Schleppmonopol auf dem Rhein-Weser-Kanal<br />

vom 30. April 1913 eingerichtet <strong>und</strong> bezog sich nur auf<br />

die darin genannten, neu zu bauenden Kanäle [10]. Ziel<br />

dieser Vorschrift war es u.a., den Verkehr schnell <strong>und</strong> zur<br />

Vermeidung von Wartezeiten an Schleusen vor allem geregelt<br />

abzuwickeln, dauerhaft eine möglichst hohe Auslastung<br />

des Schiffsraumes zu gewährleisten <strong>und</strong> die<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

25


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

26<br />

Uferböschungen zu schonen [18]. Hauptgr<strong>und</strong> für die<br />

Einrichtung des Schleppmonopols war jedoch, die<br />

Schleppkosten <strong>und</strong> damit die Transportkosten gering zu<br />

halten <strong>und</strong> so dem Staat ein <strong>Mitte</strong>l zur Ausdehnung seiner<br />

Eisenbahntarifpolitik zu geben, um so die Preise bei<br />

wirtschaftlichen Verschiebungen – insbesondere im Agrarsektor<br />

– regulieren zu können.<br />

Schon 1915 nahm das Königliche Schleppamt Hannover<br />

seinen Betrieb auf. Mit der Übertragung der <strong>Wasser</strong>straßen<br />

von den Ländern auf das Reich durch den Staatsvertrag<br />

vom 29. Juli 1921 entstand aus dem staatlichen<br />

Schleppbetrieb der Reichsschleppbetrieb. Die in Privatbesitz<br />

befindlichen Schleppkähne (ohne eigenen Antrieb)<br />

wurden an bestimmten Punkten des Kanalsystems zu<br />

Schleppzügen zusammengestellt <strong>und</strong> von staatlichen<br />

Schleppern zu ihren Bestimmungsorten bzw. Häfen befördert<br />

(Abb. 12). Das Schleppmonopol bezog sich ausschließlich<br />

auf nichtselbstfahrende Schiffseinheiten; im<br />

Gegensatz zur Eisenbahn<br />

bestand somit<br />

trotzdem noch die<br />

Möglichkeit des privaten<br />

Betriebs von<br />

Schiffen. Zudem wurde<br />

eine großzügige<br />

Übergangszeit für die<br />

privaten Schleppbetriebe<br />

auf dem DEK<br />

vereinbart. 1938<br />

schließlich wurde das<br />

Schleppmonopol des<br />

MLK auf den südlichen<br />

DEK erweitert.<br />

Ende der dreißiger<br />

Jahre waren die<br />

<strong>Wasser</strong>straßen durch<br />

die extreme Ankurbelung<br />

des Binnenmarktes<br />

nahezu vollständig<br />

ausgelastet. Engpasskriterium<br />

war<br />

mittlerweile die<br />

Schiffsgeschwindigkeit<br />

geworden, da<br />

durch die sehr unterschiedlichenSchiffsabmessungen<br />

<strong>und</strong> die bis dahin hydraulisch z.T. sehr<br />

ungünstigen Schiffsformen nur Fahrgeschwindigkeiten<br />

bis zu 5 km/h, teilweise sogar noch darunter, erreicht<br />

wurden. Dies beeinträchtigte die Leistungsfähigkeit der<br />

Kanäle insgesamt erheblich.<br />

Neben den bereits erwähnten Schifffahrtsabgaben war<br />

somit auch noch ein Schlepplohn zu entrichten. Dieser<br />

war in Abhängigkeit der Tragfähigkeit <strong>und</strong> der Schleppentfernung<br />

(Tragfähigkeits-km) sowie einem geringen ladungsabhängigen<br />

Zuschlag zu entrichten, während<br />

Schifffahrtsabgaben bekanntlich ladungs-, mengen- <strong>und</strong><br />

wegabhängig berechnet werden (ladungsabhängige<br />

Tonnen-km). Für einen 700t-Kahn mussten z.B. für die<br />

303 km lange Fahrt von Herne nach Peine 318,15<br />

Reichsmark (RM) als Schlepplohn <strong>und</strong> 1.052,10 RM<br />

Schifffahrtsabgaben entrichtet werden; für die Leerfahrt<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

zurück waren dagegen 212,10 RM Schlepplohn <strong>und</strong> nur<br />

10,60 RM Schifffahrtsabgaben zu zahlen. [10]<br />

Der Fahrzeugpark des Reichsschleppbetriebs umfasste<br />

1938 schon 175 Fahrzeuge. Durch die kriegsbedingt erhöhte<br />

Nachfrage nach Transporten, insbesondere von<br />

Kohle <strong>und</strong> Erz, vor allem zu den Hüttenwerken in Salzgitter,<br />

wurde ab 1940 zudem ein umfangreiches Schlepper-<br />

Neubauprogramm initiiert, das 167 zusätzliche Schlepper<br />

umfassen sollte.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Reichsschleppbetrieb<br />

in den B<strong>und</strong>esschleppbetrieb umorganisiert, von der damaligen<br />

<strong>Wasser</strong>straßendirektion Münster getrennt <strong>und</strong><br />

als eigenständiger Behördenzweig der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es geführt. Unter der<br />

Konkurrenz der selbstfahrenden Schiffseinheiten unterlag<br />

der B<strong>und</strong>esschleppbetrieb zahlreichen Rationalisierungen<br />

im Schlepperbestand <strong>und</strong> beim Personal, bis er zum<br />

31.12.1967 ersatzlos aufgelöst wurde.<br />

Abb. 12 - Schleppschifffahrt: Schlepper mit Schleppverband [19]<br />

Wiederaufbau <strong>und</strong> Verkehrsentwicklung<br />

nach 1945<br />

Der 2. Weltkrieg hatte auch an den B<strong>und</strong>eswasserstraßen,<br />

die gemäß Artikel 87 <strong>und</strong> Artikel 89 des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />

im Eigentum <strong>und</strong> in der unmittelbaren Verwaltung<br />

des B<strong>und</strong>es stehen, große Schäden hinterlassen. Neben<br />

vielen zerstörten Brücken, welche die Schifffahrtswege<br />

versperrten, <strong>und</strong> einer großen Anzahl gesunkener Fahrzeuge,<br />

waren auch an den unmittelbaren Kanalbauwerken<br />

Schäden eingetreten. So waren Kanalseitendämme<br />

zerbombt worden <strong>und</strong> die Haltungen teilweise leer gelaufen.<br />

Große Schäden im Einzugsgebiet des MLK entstanden<br />

insbesondere durch die Bombardierung <strong>und</strong> die damit<br />

einhergehende teilweise Zerstörung der Ederstaumauer<br />

sowie die Sprengung der Kanalbrücke Minden<br />

wenige Tage vor Kriegsende am 04. April 1945 durch zurückweichende<br />

deutsche Truppen (Abb. 13).


Abb. 13 - Zerstörte Kanalbrücke Minden bei Kriegsende [7]<br />

Die Verkehrsinfrastruktur der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

musste so schnell wie möglich wiederhergestellt<br />

werden. So konnte die Kanalbrücke Minden schon im<br />

Februar 1949 wieder in Betrieb genommen werden.<br />

Die Verkehrsentwicklung seit Kriegsende stand in enger<br />

Wechselwirkung mit einem Wandel der Transportgefäße<br />

in der Binnenschifffahrt. Die langsam fahrenden Schleppzüge<br />

wurden vollständig von selbstfahrenden Motorgüterschiffen<br />

<strong>und</strong> Schubverbänden abgelöst. Diese größeren<br />

<strong>und</strong> auch schnelleren Schiffe erzeugten bei gleichzeitig<br />

steigendem Verkehrsaufkommen eine erhebliche Belastung<br />

des Kanalbetts. Die Folge waren ständige Uferabbrüche<br />

<strong>und</strong> die Ablagerung des erodierten Materials<br />

auf der Kanalsohle. Außerdem konnten die größeren<br />

Fahrzeuge ihre erhöhte Tragfähigkeit teilweise nur zu 50<br />

bis 70 % ausnutzen. Ebenso stieg der Energiebedarf der<br />

größeren Fahrzeuge wegen des hydraulisch ungünstigeren<br />

Verhältnisses von eingetauchtem Schiffsquerschnitt<br />

zum wasserführenden Kanalquerschnitt. Hinzu kam, dass<br />

die Brückendurchfahrtshöhen teilweise unter 4,00 m,<br />

größtenteils aber nicht mehr als 4,20 m betrugen, wodurch<br />

Beschränkungen für den Einsatz von größeren<br />

Fahrzeugen <strong>und</strong> Gefahren einer Kollision des Steuerhauses<br />

mit den tiefliegenden Brücken bestanden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der sich auch auf anderen <strong>Wasser</strong>straßen abzeichnenden<br />

Engpässe wurde 1961 vom Ministerrat der<br />

Europäischen Verkehrsministerkonferenz (CEMT) einem<br />

einheitlichen europäischen Binnenwasserstraßennetz der<br />

<strong>Wasser</strong>straßenklasse IV das sogenannte „Europaschiff“<br />

mit 1.350 t Tragfähigkeit bei 85 m Länge, 9,50 m Breite<br />

<strong>und</strong> 2,50 m Abladetiefe zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

Für einen Begegnungsverkehr dieser Fahrzeuge wurden<br />

die Kanal-Regelquerschnitte auf Basis von Natur- <strong>und</strong><br />

Modelluntersuchungen neu entwickelt. Sie weisen bei<br />

4 m <strong>Wasser</strong>tiefe eine <strong>Wasser</strong>spiegelbreite zwischen<br />

55 m im Trapezprofil <strong>und</strong> 42 m im Rechteckprofil auf<br />

(Abb. 14) <strong>und</strong> sind mit einem Mindestquerschnitt von<br />

168 m² (Rechteckprofil) doppelt so groß wie der ursprüngliche<br />

Querschnitt des MLK.<br />

Diese Überlegungen in Verbindung mit der Erwartung<br />

weitere Verkehrssteigerungen führten zu Beginn der 60er<br />

Jahre dazu, den in der damaligen B<strong>und</strong>esrepublik gelegenen<br />

Teil des <strong>Mitte</strong>llandkanals den damals in Planung<br />

oder Bau befindlichen <strong>Wasser</strong>straßen wie dem Nord-<br />

Süd-Kanal (heute: Elbe-Seitenkanal) <strong>und</strong> dem Main-<br />

Donau-Kanal anzupassen, um die einzige norddeutsche<br />

Ost-West-Verbindung zu einem gleichwertigen Verkehrsweg<br />

zu gestalten.<br />

Mit einem Regierungsabkommen zwischen dem B<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> den Ländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,<br />

Hamburg <strong>und</strong> Bremen wurde im Jahre 1965 neben anderen<br />

Ausbauvorhaben im nordwestdeutschen Kanalnetz<br />

auch der Ausbau des MLK gemäß der damaligen <strong>Wasser</strong>straßenklasse<br />

IV beschlossen. Die Kosten für den<br />

Ausbau des MLK wurden zu 2/3 vom B<strong>und</strong> <strong>und</strong> 1/3 von<br />

den beteiligten Ländern getragen. [13]<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

27


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

28<br />

In Anbetracht der weitergehenden Entwicklung im Schiffbau<br />

<strong>und</strong> bedingt durch den Zwang zu wirtschaftlicheren<br />

Transportgefäßen werden der Erweiterung des <strong>Mitte</strong>llandkanals<br />

heute das Großmotorgüterschiff mit einer<br />

Länge bis zu 110 m <strong>und</strong> der zweigliedrige Schubverband<br />

mit 185 m Länge, jeweils mit 11,45 m Breite <strong>und</strong> 2,80 m<br />

Abladetiefe, zugr<strong>und</strong>e gelegt. Dies sind die Typschiffe für<br />

die <strong>Wasser</strong>straßenklasse Vb nach der „Klassifizierung<br />

der Europäischen Binnenwasserstraßen" von 1992. Die<br />

1961 entwickelten Regelquerschnitte des Kanals konnten<br />

als knapper, aber noch ausreichender Standard weitgehend<br />

beibehalten werden.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb. 14 – Regelquerschnitte für den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals<br />

Der <strong>Mitte</strong>llandkanal war für einen Gesamtverkehr von<br />

8,8 Mio. Gütertonnen pro Jahr bemessen worden. Dabei<br />

wurden ein Durchgangsverkehr von 7,2 Mio. t/Jahr sowie<br />

Quell- <strong>und</strong> Zielverkehre, d.h. Verkehre, die in den Häfen<br />

des Kanals selbst beginnen oder enden, von<br />

1,6 Mio. t/Jahr angenommen. Bereits gegen Ende der<br />

30er Jahre erreichte der Verkehr jedoch 12 Mio. Jahrestonnen.<br />

Nach dem kriegsbedingten Rückgang ist er bis<br />

heute auf etwa 22 Mio. t angewachsen. [22] Hiervon entfallen<br />

ca. 16 Mio. t auf den Gebietsverkehr <strong>und</strong> 6 Mio. t<br />

auf den Durchgangsverkehr (Abb. 15). Diese Entwicklung,<br />

nach der im Gegensatz zur einstigen Planung der


Gebietsverkehr heute mehr als 70 % des Gesamtverkehrs<br />

ausmacht, zeigt, welch enormen Einfluss der Kanal<br />

auf die wirtschaftliche Entwicklung seines Umfeldes genommen<br />

hat.<br />

Sämtliche Verkehrsprognosen sagen einen weiteren<br />

deutlichen Verkehrszuwachs voraus. So wird für das Jahr<br />

2015 ein Zuwachs des Güterumschlags im Gebiet des<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanals von 20% erwartet. [8]<br />

Neben den traditionell auf dem MLK transportierten Massengütern<br />

entwickelt sich der Containerverkehr von <strong>und</strong><br />

zu den Seehäfen, insbesondere Hamburg, zu einem<br />

auch auf dem MLK boomenden Transportsegment. Der<br />

Hafen Hamburg selbst rechnet – vorsichtig geschätzt –<br />

mit einer weiteren Verdoppelung des Containerumschlags<br />

in den Häfen der Nordrange Antwerpen, Rotterdam,<br />

Bremen <strong>und</strong> Hamburg von 21,8 Mio. TEU in 2003<br />

auf 42,7 Mio. TEU im Jahre 2013. [1] Diese Entwicklung<br />

zeigt sich an der Steigerung der Containerverkehre auch<br />

auf dem <strong>Mitte</strong>llandkanal – wenngleich auf einem niedrigeren<br />

Niveau <strong>und</strong> zeitlich versetzt. So hat sich beim Hamburger<br />

Hafen der Hinterlandtransport von Containern mit<br />

Binnenschiffen (inkl. Elbe) von ca. 2.000 TEU im Jahre<br />

1997 auf etwa 60.000 TEU (2003) mehrfach gesteigert,<br />

wobei zu beachten ist, dass durch den Transport von<br />

Leercontainern hier nicht ausschließlich die Tonnage der<br />

Index für die erbrachte Verkehrsleistung ist.<br />

Der Ausbau des<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanals seit 1965<br />

Der 1965 begonnene Ausbau des Kanals umfasste die<br />

Verbreiterung <strong>und</strong> Vertiefung des Querschnitts unter Aufrechterhaltung<br />

des Verkehrs sowie den Bau von Sohl-<br />

<strong>und</strong> Uferbefestigungen, die den Belastungen aus dem<br />

prognostizierten Verkehr standhalten sollten. Wegen der<br />

Verbreiterung des Querschnitts war des Weiteren eine<br />

Erneuerung der Brücken erforderlich, deren Stützweite<br />

nicht mehr ausreichte, sowie ein Neubau sämtlicher<br />

Abb. 15 - Verkehrsentwicklung auf dem <strong>Mitte</strong>llandkanal seit 1956 [22]<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

Durchlässe <strong>und</strong> Düker, bei denen weder die Länge noch<br />

die erforderliche Mindestüberdeckung mit den Ausbauzielen<br />

vereinbar waren. Auch die bisherige Durchfahrtshöhe<br />

unter den Brücken wurde auf 5,25 m vergrößert.<br />

In der Osthaltung des <strong>Mitte</strong>llandkanals östlich der<br />

Schleuse Sülfeld bis zur ehemaligen innerdeutschen<br />

Grenze wurden, wegen der damals geringeren Verkehrsbedeutung<br />

dieser Strecke, bis zur Grenzöffnung nur unwesentliche<br />

Ausbauarbeiten durchgeführt. Im Bereich der<br />

ehemaligen DDR sollte auf Gr<strong>und</strong>lage eines Regierungsabkommens<br />

aus den Jahren 1978/80 der MLK östlich<br />

von Rühen ebenfalls für das Europaschiff teilausgebaut<br />

werden, wenn auch nur für eine Abladetiefe von 2,00 m.<br />

Diese Baumaßnahmen, welche die Herstellung einer<br />

<strong>Wasser</strong>tiefe von 3,50 m vorsahen, sind in der DDR auch<br />

zum überwiegenden Teil ausgeführt worden (Abb. 16).<br />

Das angespannte Verhältnis zwischen den beiden deutschen<br />

Staaten bis zur Wiedervereinigung 1990 zeigte<br />

sich auch an der Transitstrecke <strong>Mitte</strong>llandkanal. Wenngleich<br />

über den Betrieb des MLK, insbesondere für die<br />

<strong>Wasser</strong>bewirtschaftung, klare Regelungen zum Austausch<br />

wasserwirtschaftlicher Ist-Daten existierten, unterlag<br />

doch der Schifffahrtsbetrieb häufig Störungen. So war<br />

der grenzüberschreitende Transitverkehr zwischen den<br />

Grenzübergangsstellen (GüSt) Rühen auf b<strong>und</strong>esdeutscher<br />

<strong>und</strong> Buchhorst auf DDR-Seite nicht selten durch<br />

erhebliche Wartezeiten gekennzeichnet. Neben den<br />

beidseitig parallel zum <strong>Mitte</strong>llandkanal verlaufenden <strong>und</strong><br />

bis weit in das Hoheitsgebiet der DDR hineingezogenen<br />

befestigten Grenzanlagen existierte ein seitlich angeordnetes<br />

Sperrtor bei MLK-km 258,657. Dieses riegelte bei<br />

Einbruch der Dunkelheit den <strong>Mitte</strong>llandkanal ab. Ohnehin<br />

war gemäß Binnenwasserstraßenverordnung der DDR<br />

der Verkehr auf die Zeit von einer St<strong>und</strong>e vor Sonnenaufgang<br />

bis eine St<strong>und</strong>e nach Sonnenuntergang limitiert.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

29


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

30<br />

Abb.17 (links) zeigt diese wasserseitige Transitgrenze<br />

einschließlich Sperrtor. Die Durchfahrtsöffnung im Bereich<br />

der Brücke wurde später durch Leitdalben so eingeschränkt,<br />

dass ein Europaschiff gerade hindurch manövrieren<br />

konnte (Abb. 17 rechts). Die Erlaubnis zur<br />

Durchfahrt wurde über eine Lichtsignalanlage, die DDRseitig<br />

betrieben wurde, geregelt.<br />

Die Ausbaumaßnahmen am <strong>Mitte</strong>llandkanal zur <strong>Wasser</strong>straßenklasse<br />

Vb sind zwischen dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />

Kanal <strong>und</strong> der Schleuse Sülfeld bei Wolfsburg abgeschlossen.<br />

Meilensteine hierbei waren die Eröffnung der<br />

zweiten Fahrt des <strong>Mitte</strong>llandkanals über die Weser am<br />

25. August 1998, die zusammen mit der 1200-Jahr-Feier<br />

der Stadt Minden stattfand <strong>und</strong> die Freigabe der zweiten<br />

Fahrt im Leinetal. Im Zuge dieser 2. Fahrten wurden<br />

neue Kanalbrücken über die Weser, die Leine <strong>und</strong> die<br />

Leineflutmulde errichtet. Höhepunkt schließlich bildete<br />

die feierliche Eröffnung <strong>und</strong> Freigabe des ausgebauten<br />

westlichen <strong>Mitte</strong>llandkanals am 5. Mai 2000 in Hannover,<br />

kurz vor der Expo 2000.<br />

Für die Gesamtfertigstellung der Ausbaumaßnahmen<br />

fehlen noch die Erweiterung der Stichkanäle nach Osna-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb. 16 - Urprofil des MLK <strong>und</strong> Teilausbau im östlichen MLK<br />

brück, Hannover-Linden <strong>und</strong> Hildesheim einschließlich<br />

der Anpassung der zugehörigen Schleusenanlagen sowie<br />

der Ausbau von Teilstrecken zwischen Wolfsburg<br />

<strong>und</strong> Magdeburg einschließlich Neubau der Südkammer<br />

der Schleuse Sülfeld, welche als Teil des Verkehrsprojektes<br />

Deutsche Einheit Nr. 17 bis 2008 abgeschlossen<br />

werden sollen.<br />

Abb. 17 - Befestigte Grenzanlage der DDR inkl. Sperrtor (links) <strong>und</strong> spätere Verengung der Durchfahrt (rechts) zwischen Rühen <strong>und</strong> Buchhorst (Quelle: WSA Uelzen)<br />

Das „Projekt 17“<br />

der Verkehrsprojekte<br />

Deutsche Einheit<br />

Nach der Wiederherstellung der deutschen Einheit wurden<br />

bereits im Frühjahr 1991 von der B<strong>und</strong>esregierung<br />

17 Verkehrsprojekte mit Schlüsselfunktion für das Zusammenwachsen<br />

der alten <strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>esländer beschlossen.<br />

Diese Verkehrsprojekte umfassen neun<br />

Schienenprojekte, sieben Straßenprojekte <strong>und</strong> ein <strong>Wasser</strong>straßenprojekt,<br />

nämlich den Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung<br />

vom Raum Hannover nach Berlin für<br />

Großmotorgüterschiffe <strong>und</strong> Schubverbände (Projekt 17).


Der Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals östlich von Sülfeld<br />

(Abb. 18) erfolgt nach denselben Regelquerschnitten wie<br />

in den westlichen Bereichen, vgl. Abb. 14. Da hier teilweise<br />

ökologisch sehr sensible Bereiche, vor allem im<br />

Naturpark Drömling, berührt werden, wird dem Gr<strong>und</strong>satz,<br />

die Querschnittserweiterung nur an einer Seite umzusetzen,<br />

in besonderem Maße Rechnung getragen. Wie<br />

auch in der West- <strong>und</strong> Scheitelhaltung kommt in der Regel<br />

das wirtschaftlich wie ökologisch günstige Trapezprofil<br />

zur Anwendung. Sofern besondere Randbedingungen<br />

es erfordern, z.B. an Zwangspunkten in Ortslagen/Städten<br />

oder an kanalparallel verlaufenden Eisenbahnstrecken,<br />

werden raumsparende Sp<strong>und</strong>wandbauweisen<br />

im Rechteck- oder kombinierten Rechteck-<br />

Trapez-Profil gewählt. [11]<br />

Abb. 18 – Ausbau des MLK im Naturpark Drömling<br />

Die Ermittlung, Beschreibung <strong>und</strong> Bewertung umweltrelevanter<br />

Auswirkungen gemäß Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz<br />

(UVPG) beinhaltet für alle Baumaßnahmen,<br />

dass Eingriffe durch Ausgleichsmaßnahmen (Abb.<br />

19) an gleicher Stelle bzw. Ersatzmaßnahmen an anderer<br />

Stelle, jedoch örtlich nahe liegend, kompensiert <strong>und</strong> in<br />

einem landschaftspflegerischen Begleitplan festgeschrieben<br />

werden. Gerade in den ökologisch wertvollen Bereichen,<br />

wie z.B. dem Drömling, kommt der Minimierung<br />

von Eingriffen in den Naturhaushalt besondere Bedeutung<br />

zu. Dies umfasst u.a. auch, dass Baumaßnahmen in<br />

Brut- <strong>und</strong> Nistzeiten vermieden werden oder vorgezogene<br />

Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen als ökologische<br />

Starthilfe den Eingriff in den Naturhaushalt dämpfen. [5]<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

Zudem stellen wasserwirtschaftliche Aspekte eine besondere<br />

Herausforderung dar, weil der MLK in der Osthaltung<br />

eine wichtige Rolle als Vorfluter zur Aufleitung<br />

von Hochwässern im Einzugsgebiet der Aller einnimmt.<br />

Angesichts des ausgebauten <strong>Mitte</strong>llandkanals westlich<br />

der Schleuse Sülfeld, stellt die Osthaltung des MLK – zusammen<br />

mit Teilstrecken auf dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal<br />

(Südstrecke) – nunmehr den Engpass auf dem <strong>Wasser</strong>weg<br />

zwischen Rhein <strong>und</strong> Elbe dar. Mittlerweile sind aber<br />

mehr als 50% der Streckenausbauarbeiten abgeschlossen.<br />

Um der Schifffahrt den größeren Nutzen des ausgebauten<br />

MLK frühestmöglich zur Verfügung zu stellen, wurde<br />

in enger Abstimmung mit den Schifffahrtsverbänden ein<br />

Verkehrslenkungskonzept für die Oststrecke des MLK<br />

entwickelt, welches eine Abladetiefe von bis zu 2,50 m<br />

gegenüber den bisher zugelassenen 2,00 m erlaubt. Dabei<br />

wird berücksichtigt, dass in den bereits ausgebauten<br />

Teilstrecken eine uneingeschränkte Begegnung bzw.<br />

Überholung auch von tiefer abgeladenen Schiffen möglich<br />

ist, während dieses in den alten Mulden- bzw. teilausgebauten<br />

Profilen nur unter schifffahrtspolizeilichen<br />

Einschränkungen erlaubt werden kann.<br />

Dazu wurden die Fahrzeuge in drei Verkehrsgruppen<br />

(VGr) eingeteilt. Die Einordnung in eine VGr hängt vom<br />

eingetauchten Schiffsquerschnitt, d.h. Breite <strong>und</strong> Tiefe,<br />

ab. Verkehrsgruppe 1 umfasst dabei einen eingetauchten<br />

Schiffsquerschnitt bis zu 16,15 m², VGr 2 bis zu 19,95 m²<br />

<strong>und</strong> VGr 3 bis zu 24,00 m².<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

31


100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

32<br />

So können sich in den verbleibenden nichtausgebauten<br />

Streckenabschnitten Fahrzeuge der Verkehrsgruppe 1<br />

untereinander <strong>und</strong> mit Schiffen der Verkehrsgruppen 2<br />

<strong>und</strong> 3 begegnen, während größere Schiffe ab VGr 2 sich<br />

mit Fahrzeugen der VGr 3 dort nicht mehr begegnen dürfen.<br />

Für diese Schiffe gilt in den betreffenden Streckenabschnitten<br />

eine Fahrplanregelung mit fest definierten<br />

Ein- bzw. Ausfahrzeiten. Um die Wartezeiten für größere<br />

Fahrzeuge so gering wie möglich zu halten, sind in der<br />

Ausbauplanung diejenigen Liegestellen zeitlich vorgezogen<br />

worden, die nun als „Ausweichstelle“ dienen. So<br />

kann der Schifffahrt ein erheblicher Teilnutzen der schon<br />

ausgebauten Strecken bereits weit vor Ende der Baumaßnahmen<br />

zur Verfügung gestellt werden. Die maximale<br />

Abladetiefe von 2,50 m wird als fixe Größe bis zur Fertigstellung<br />

der Schleuse Sülfeld Ende 2007 unveränderlich<br />

bleiben.<br />

Bei der Bewertung dieses innovativen Verkehrslenkungskonzeptes<br />

ist allerdings zu beachten, dass die hydrodynamischen<br />

<strong>und</strong> mechanischen Belastungen von Böschung<br />

<strong>und</strong> Sohle in der Gewissheit bewusst überschritten<br />

werden, dass der Ausbau der <strong>Wasser</strong>straße unmittelbar<br />

bevorsteht. Eine solche Verkehrslenkung kann<br />

somit nur als temporäre Zwischenlösung zur Anwendung<br />

kommen; der <strong>Mitte</strong>llandkanal wird in den nichtausgebauten<br />

Strecken quasi „auf Verschleiß“ betrieben.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb. 19 - Ökologische Ausgleichsmaßnahme: Flachwasserbiotop Bülstringen<br />

Eine weitere erhebliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse<br />

in der Osthaltung des MLK erfolgt seit Anfang<br />

<strong>2004</strong> durch den 24-Std.-Betrieb an der Schleuse Sülfeld,<br />

um die Verkehrsmenge bewältigen zu können <strong>und</strong> den<br />

Verkehrsablauf insgesamt zu entzerren.<br />

Schlussbetrachtung<br />

<strong>und</strong> Ausblick<br />

Der Ausbau des MLK zur <strong>Wasser</strong>straße der Klasse Vb<br />

wird nach Vollendung der Arbeiten in der Osthaltung im<br />

Jahre 2008 insgesamt abgeschlossen.<br />

Darüber hinaus werden die Möglichkeiten moderner<br />

Steuerungs- <strong>und</strong> Kommunikationselektronik auch <strong>und</strong><br />

insbesondere beim Betrieb des <strong>Mitte</strong>llandkanals <strong>und</strong> seiner<br />

Anlagen genutzt. Hervorzuheben sind dabei die Aufgaben<br />

der Bündelungsstelle Telematikdienste der Was-<br />

ser- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>. Durch diese Einrichtung<br />

im <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden erfolgt<br />

rechnerunterstützt die zentrale <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />

des MLK <strong>und</strong> des Elbe-Seitenkanals mit der Fernbedienung<br />

der Pumpwerke, die Fernbedienung der Sicherheitstore,<br />

die Überwachung der Wehre der <strong>Mitte</strong>lweser<br />

<strong>und</strong> der unteren Fulda sowie die Ausstrahlung des Nautischen<br />

Informationsfunks. Als weiterer Baustein dieser<br />

Bündelungsstelle wurde im Februar <strong>2004</strong> eine Zentrale<br />

für die Fernbedienung der Schleusen der <strong>Mitte</strong>lweser, der


Mindener Schleusen <strong>und</strong> der Schleusen am Stichkanal<br />

Osnabrück in Betrieb genommen.<br />

Für den Verkehrsablauf nimmt die elektronische Verkehrsinfrastruktur,<br />

d.h. die Verbesserung von Information<br />

<strong>und</strong> Kommunikation zwischen Verkehrswirtschaft, also<br />

Verlader, Schifffahrt, Häfen <strong>und</strong> der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

eine zunehmende Bedeutung ein. Neben<br />

einer Vielzahl von ständigen Informationsangeboten<br />

sind im Elektronischen <strong>Wasser</strong>straßeninformationssystem<br />

im Internet (unter www.elwis.de) stets aktuelle Verkehrsinformationen<br />

verfügbar. Zudem steht mit dem Modernen<br />

Verkehrserfassungssystem MOVES an den<br />

Schleusen künftig ein Instrument zum optimierten Betrieb<br />

der Abstiegsbauwerke zur Verfügung, um unter Berücksichtigung<br />

von Vorschleusungsrechten, Rangbildung<br />

oder Taktzeiten den Betriebsablauf noch effizienter zu<br />

gestalten.<br />

Einen hohen Stellenwert hat darüber hinaus die langfristige<br />

Substanzerhaltung der baulichen Anlagen, um so<br />

auch in den nächsten Jahrzehnten den ökonomisch wie<br />

ökologisch günstigsten Verkehrsweg zwischen Ost <strong>und</strong><br />

West in einem für die Schifffahrt guten Zustand zu erhalten.<br />

Dies umfasst als ebenso wichtiges Element auch,<br />

dringend erforderliche Ersatzinvestitionen im <strong>Wasser</strong>straßennetz<br />

rechtzeitig <strong>und</strong> mit einer Weitsicht umzusetzen,<br />

wie sie die Väter des <strong>Mitte</strong>llandkanals bewiesen haben.<br />

Mit dem dann vorhandenen Ausbauzustand in Verbindung<br />

mit der Optimierung des Verkehrsablaufs wird der<br />

MLK einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den künftigen<br />

Herausforderungen eines stetig anwachsenden internationalen<br />

Warenaustausches im Herzen eines vereinigten<br />

Europas gerecht zu werden.<br />

Schrifttum<br />

[1] Dücker, Hans P.: Die Zukunft des Hamburger Hafens<br />

heute gestalten. In: Hansa – Schifffahrt – Schiffbau – Hafen.<br />

H. 3/<strong>2004</strong>, Schifffahrts-Verlag „Hansa“, Hamburg,<br />

<strong>2004</strong>.<br />

[2] Fiedler, Martin: Mindens Zukunft ist der Verkehr: Das<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertprojekt <strong>Mitte</strong>llandkanal. In: Abelshauser, W.<br />

(Hrsg.): Die etwas andere Industrialisierung – Studien zur<br />

Wirtschaftsgeschichte des Minden-Lübbecker Landes im<br />

19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, Essen, 1999.<br />

[3] Franzius, Otto: Die <strong>Mitte</strong>llinie <strong>und</strong> das Gebiet um Merseburg.<br />

In: Der <strong>Mitte</strong>llandkanal, Heft1/1920, Zeitschrift<br />

zur Aufklärung über die Entwickelung des mitteldeutschen<br />

Kanalnetzes <strong>und</strong> Talsperrensystems, Magdeburg,<br />

1920.<br />

[4] Höch: Zur Vollendung des <strong>Mitte</strong>lland-Kanals. In: Zeitschrift<br />

für Binnenschifffahrt, Herft 13/14, Kommissions-<br />

Verlag Mosse, Berlin, 1918.<br />

[5] Kindt, Hubert: <strong>Wasser</strong>straßen <strong>und</strong> Naturschutz – Ausbau<br />

im Drömling. In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>straßen, H. 17, Schifffahrts-Verlag „Hansa“,<br />

Hamburg, 1993.<br />

[6] Meyer, Heinrich: Der <strong>Mitte</strong>llandkanal. In: Schifffahrt –<br />

Handel – Häfen. Bachmann, Jutta (Hrgb.), Minden, 1987.<br />

100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />

[7] Nau, Philipp: Die Entwicklung der Binnenschifffahrtsstraßen<br />

der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland seit 1945. In:<br />

Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen, H. 5,<br />

Duisburg, 1985.<br />

[8] PLANCO Consulting GmbH: Potenziale <strong>und</strong> Zukunft<br />

der deutschen Binnenschifffahrt. Studie im Auftrag des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen,<br />

Essen, 2003<br />

[9] Prüsmann, Adolf: Denkschrift über den Entwurf eines<br />

Rhein-Elbe-Kanals. Lith. Anst. v. Bogdan Gisevius, Berlin,<br />

1899.<br />

[10] Reichsverkehrsministerium: Der <strong>Mitte</strong>llandkanal.<br />

Volk <strong>und</strong> Reich Verlag, Berlin, 1938.<br />

[11] Reiner, Winfried: Bautechnische Konzeption für den<br />

Ausbau der Osthaltung des <strong>Mitte</strong>llandkanals. In: Zeitschrift<br />

für Binnenschifffahrt <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen, H. 17,<br />

Schifffahrts-Verlag „Hansa“, Hamburg, 1993.<br />

[12] Reiner, Winfried: Geschichte <strong>und</strong> Zukunft des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />

In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen,<br />

H. 10, Duisburg, 1995.<br />

[13] Seebohm, Hans-Christoph.: Ein umfangreiches Bauprogramm.<br />

In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen,<br />

H. 10, Duisburg, 1965.<br />

[14] Schmidt-Vöcks, Dieter: Die Geschichte des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />

In: Stadtlandschaft <strong>und</strong> Brücken – Der <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

als moderner Schifffahrtsweg. <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> (Hrgb.), Hannover, 2000.<br />

[15] Schröder, Dierk: Chancen <strong>und</strong> Grenzen der Erhöhung<br />

von Verkehrsleistungen auf den Binnenwasserstraßen<br />

in Deutschland. In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt<br />

<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen, H. 12, Duisburg, 1993.<br />

[16] Schumacher, Georg: Der <strong>Mitte</strong>llandkanal im Rahmen<br />

des Ausbaues der westdeutschen <strong>Wasser</strong>straßen. Binnenschifffahrts-Verlag<br />

GmbH, Duisburg-Ruhrort, 1960.<br />

[17] Sympher, Leo: Die wirtschaftliche Bedeutung des<br />

Rhein-Elbe-Kanals. Band I, Verlag Siemenroth <strong>und</strong> Troschel,<br />

Berlin, 1899<br />

[18] Sympher, Leo: Die neuen wasserwirtschaftlichen<br />

Gesetze in Preußen. X. Internationaler Schifffahrtskongress<br />

in Mailand, Ernst & Sohn, Berlin, 1905.<br />

[19] Tasch, Dieter: Leben am Kanal – Geschichten aus<br />

acht Jahrzehnten. In: Stadtlandschaft <strong>und</strong> Brücken – Der<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanal als moderner Schifffahrtsweg. <strong>Wasser</strong><strong>und</strong><br />

Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> (Hrgb.), Hannover, 2000.<br />

[20] Thierry, G. de: Die Vollendung des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />

Verkehrstechnik, Heft 1, Berlin, 1919<br />

[21] <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>: Ergänzende<br />

Festlegungen zum Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals. (unveröffentlicht).<br />

Hannover, 1994.<br />

[22] <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>, Statistische<br />

Auswertung des Verkehrs auf dem <strong>Mitte</strong>llandkanal (unveröffentlicht);<br />

auszugsweise unter www.wsd-m.wsv.de<br />

verfügbar. Hannover, <strong>2004</strong>.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

33


34<br />

Jiri Cemus<br />

WSA Hann.Münden Uwe Borges<br />

WSA Hann.Münden<br />

Einleitung<br />

Die zwischen 1908 <strong>und</strong> 1914 im Zusammenhang mit dem<br />

Bau des <strong>Mitte</strong>llandkanals bei Hemfurth errichtete Edertalsperre<br />

wird vom WSA Hann.Münden unterhalten <strong>und</strong> betrieben.<br />

Die zweitgrößte Talsperre Deutschlands sollte nach<br />

der Planung vier Aufgaben erfüllen:<br />

1. Ausgleich von <strong>Wasser</strong>entnahmen für den <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />

aus der Weser bei Minden in Niedrigwasserzeiten.<br />

2. Niedrigwasseraufhöhung der Oberweser zur Verbesserung<br />

der Schifffahrtsbedingungen insbesondere in den<br />

Sommermonaten.<br />

3. Hochwasserschutz für die untere Eder, untere Fulda<br />

<strong>und</strong> Weser.<br />

4. Energiegewinnung durch <strong>Wasser</strong>kraftnutzung.<br />

Die Zielsetzung für die Steuerung der <strong>Wasser</strong>abgaben aus<br />

der Talsperre hat sich mit der Fertigstellung der Stauregelung<br />

der <strong>Mitte</strong>lweser (Minden-Bremen) zugunsten der<br />

Niedrigwasseraufhöhung der Oberweser verschoben.<br />

Das oberirdische Einzugsgebiet der Edertalsperre hat eine<br />

Ausdehnung von 1.443 km². Bei einer mittleren jährlichen<br />

Niederschlagshöhe von 860 mm ergibt sich eine mittlere<br />

Niederschlagsmenge von 1.240 Mio. m³ <strong>und</strong> eine mittlere<br />

Abflussmenge von 650 Mio. m³ pro Jahr. Die durch eine<br />

Laserscanbefliegung neu vermessene Talsperre fasst bei<br />

Vollstau 199,3 Mio. m³ bei einem maximalen Absenkziel<br />

von 20 Mio. m³. Das Fassungsvermögen der Talsperre entspricht<br />

nur etwa 28% der o.g. jährlichen Abflussmenge, was<br />

bedeutet, dass sowohl der Niedrigwasserstützung als auch<br />

dem Hochwasserrückhalt Grenzen gesetzt sind. Es müssen<br />

also Kompromisse geschlossen werden, um den oft gegensätzlichen<br />

Interessen aller Nutzer sowie Ober- <strong>und</strong> Unterliegern<br />

der Talsperre gerecht zu werden.<br />

Oberweser <strong>und</strong> Talsperren<br />

Im Jahr 1916 wurden von Muttray <strong>und</strong> Visarius Gr<strong>und</strong>sätze<br />

für den Ausbau <strong>und</strong> die Unterhaltung der Weser veröffentlicht,<br />

die teilweise bis heute ihre Gültigkeit haben. Diesen<br />

Ausbauzielen lag ein gleichwertiger <strong>Wasser</strong>stand zugr<strong>und</strong>e,<br />

der sogenannte „Mittlere Kleinwasserstand“. Da dieser auf<br />

natürlichem Wege nicht über das ganze Jahr vorliegt, werden<br />

Eder- <strong>und</strong> Diemeltalsperre durch Abgabe von <strong>Wasser</strong><br />

zur Erhöhung des „Mittleren Kleinwasserstandes“ (M.Kl.W.)<br />

genutzt. Aus diesem M.Kl.W. wird durch das Zugabewasser<br />

aus den Talsperren der „Erhöhte <strong>Mitte</strong>lkleinwasserstand“<br />

(E.M.Kl.W.).<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Die<br />

<strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />

der Edertalsperre<br />

Regelungsziel<br />

Der durch die Zugabe von Talsperrenwasser entstehende<br />

E.M.Kl.W. entspricht weitestgehend der heutigen Zielvorgabe,<br />

in Niedrigwasserzeiten<br />

einen Pegelwert<br />

von 120<br />

cm am Pegel<br />

Hann.Münden<br />

(Abb. 1) bzw.<br />

von 111 cm am<br />

Pegel Karlshafen<br />

einzuhalten.<br />

In durchschnittlichenhydrologischen<br />

Jahren<br />

reicht dafür das<br />

Zugabewasser<br />

der Edertalsperre<br />

aus, bis<br />

sich die natürlichen<br />

Abflüsse<br />

im Herbst wieder<br />

erhöhen.<br />

Abb. 1 – Großanzeige Pegel Hann. Münden<br />

<strong>Wasser</strong>kraftnutzung <strong>und</strong><br />

Abgaberegelung<br />

Nach der Vorgabe des WSA Hann.Münden erfolgt die Abgabe<br />

der festgelegten <strong>Wasser</strong>menge aus dem direkt unterhalb<br />

der Talsperre liegenden Affolderner See in die Eder.<br />

Die Abgabe an der Sperrmauer, die Bewirtschaftung des<br />

Affolderner Sees <strong>und</strong> des Pumpspeicherkraftwerks obliegt<br />

der E-on.<br />

Durch die Schluckfähigkeit <strong>und</strong> Charakteristik der Turbinenanlagen<br />

ergeben sich Abgabemengen, die zu einer guten<br />

Auslastung der Kraftwerksanlagen führen. Aus ökonomischen<br />

Gründen wird nach Möglichkeit versucht, bei der<br />

Festlegung der Abgabemenge die Leistungsfähigkeit der<br />

Turbinen nicht zu überschreiten.


Hochwasserbewirtschaftung<br />

Die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung der Edertalsperre<br />

Der weiteren Zweckbestimmung nach dient die Edertalsperre<br />

auch dem Hochwasserschutz. Da hierfür ein Freiraum<br />

bereitgehalten werden muss, steht diese Zweckbestimmung<br />

im direkten Nutzungskonflikt zur vorrangigen Zweckbestimmung,<br />

der Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse<br />

auf der Oberweser.<br />

Als guter Kompromiss in diesem Zielkonflikt wurde ein auf<br />

die Hochwassersaison abgestimmter, zeitvariabler Hochwasserschutzraum<br />

festgelegt. In der Zeit zwischen dem<br />

1.11. <strong>und</strong> 15.12. eines jeden Jahres beträgt dieser bei der<br />

Edertalsperre ca. 70 Mio. m³ <strong>und</strong> verringert sich über mehrere<br />

Stützstellen, bis am 1.5. des Folgejahres die Vollfüllung<br />

erreicht werden soll. Im Einzugsgebiet der Edertalsperre<br />

als Schnee geb<strong>und</strong>enes <strong>Wasser</strong> ist als Zuschlag zum<br />

Hochwasserschutzraum zu berücksichtigen (Abb. 2).<br />

Bei Hochwasserereignissen wird der üblicherweise frei zu<br />

haltende Raum zur Rückhaltung <strong>und</strong> Beeinflussung der<br />

Hochwasserspitze genutzt. Darüber hinaus ergibt sich noch<br />

ein zusätzlicher Stauraum, weil auch nach dem Anspringen<br />

der Überläufe in der Staumauer weiter eingestaut werden<br />

kann; dieser Stauraum nennt sich „Außerordentlicher Stauraum“<br />

<strong>und</strong> fasst über den Vollstau hinaus noch 22,6 Mio.<br />

m³.<br />

Die Nutzung dieses außerordentlichen Stauraumes erfordert<br />

eine möglichst genaue Kenntnis <strong>und</strong> Beobachtung der<br />

Niederschläge <strong>und</strong> des Abflussgeschehens im Einzugsgebiet.<br />

Mit den Eingangsgrößen aus Zufluss in Schmittlotheim,<br />

Entwicklung der <strong>Wasser</strong>stände im Einzugsgebiet,<br />

gemessener Niederschlag sowie Niederschlags- <strong>und</strong> Temperaturvorhersage<br />

werden der Talsperreninhalt bilanziert,<br />

die künftige Entwicklung vorhergesagt <strong>und</strong> eine Abgabe-<br />

Abb. 2 – Betriebsnachweis - Jahresganglinie<br />

strategie festgelegt. Dazu werden zur Zeit vielfältige Quellen<br />

genutzt. Diese reichen vom eigenen Messnetz bis zu<br />

Vorhersagen vom Deutschen Wetterdienst (DWD), der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e (BfG) <strong>und</strong> privaten Anbietern.<br />

Erhoben werden <strong>Wasser</strong>stände, Abflüsse, Niederschläge,<br />

Schneevolumen <strong>und</strong> Temperaturen. Ebenso werden<br />

frei im Internet verfügbare Webkameras, Wetterradarbilder,<br />

Satellitenbilder <strong>und</strong> Beobachtungen des Außenbezirks<br />

zur Beurteilung der Niederschlagssituation bzw.<br />

Schneelage herangezogen.<br />

Als Vorhersagemodell wird eine eigenentwickelte Bilanzierungsmethode<br />

verwendet, welche auf dem Einheitsganglinienverfahren<br />

basiert. Zukünftig soll ein zweites Modell von<br />

der BfG eingesetzt werden.<br />

Im Hochwasserfall wird die <strong>Wasser</strong>abgabe der Talsperre<br />

mit den Hochwasserbehörden der Länder Hessen <strong>und</strong> Niedersachsen<br />

abgestimmt. Es wird versucht, die Hochwasserspitzen<br />

der Fulda <strong>und</strong> Oberweser günstig zu beeinflussen<br />

<strong>und</strong> das Rückhaltevolumen der Talsperre möglichst optimal<br />

zu nutzen.<br />

Das Rückhaltevermögen der Talsperre ist im Verhältnis<br />

zum Abflussregime sehr begrenzt. Zurückgehalten werden<br />

können Hochwasserereignisse bis max. 5jähriger Wiederkehr,<br />

günstig beeinflussbar sind Ereignisse bis ca. 50jähriger<br />

Wiederkehr. Darüber hinaus gehende Ereignisse können<br />

kaum noch beeinflusst werden, mit einer Überschreitung<br />

der Warnstufen an der Eder ist dann zu rechnen.<br />

Kurz vor dem Erreichen des Vollstaus, möglichst zum 1.5.<br />

des Jahres, ist auf Gr<strong>und</strong> des fast gänzlich fehlenden<br />

Hochwasserschutzraumes mit häufigerem, kurzen aber<br />

harmlosen Überlauf zu rechnen. In der Regel bleibt die Abgabe<br />

aber noch innerhalb der Normalwasserabgabe<br />

(Abb. 3).<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

35


36<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb. 3 – Vollfüllung <strong>und</strong> Überlauf der Edertalsperre<br />

Mindestwasserabgabe<br />

Die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung der Edertalsperre<br />

Ab dem Vollstau Anfang Mai werden, sofern der <strong>Wasser</strong>stand<br />

der Oberweser noch auf natürlichem Wege über einem<br />

Pegelstand von 120 cm am Pegel Hann.Münden liegt,<br />

aus der Talsperre i.d.R. 6 m³/s abgegeben. Dieses ist die<br />

ökologisch erforderliche Mindestabgabe für die Eder. Sie<br />

darf nur bei weniger als 20 Mio. m³ Inhalt der Talsperre unterschritten<br />

werden.<br />

Niedrigwasserbewirtschaftung<br />

Während der Niedrigwasserbewirtschaftung erfüllt die Talsperre<br />

die ihr gemäß der eigentlichen Zweckbestimmung<br />

zugedachte Aufgabe. In dieser Zeit können formal folgende<br />

Einzelphasen der Niedrigwasserbewirtschaftung unterschieden<br />

werden:<br />

1. Normalbetrieb (Ziel: 120 cm am Pegel Hann.Münden,<br />

111 cm am Pegel Bad Karlshafen).<br />

2. eingeschränkte Schifffahrtsverhältnisse auf der Oberweser<br />

(100 ... 115 cm am Pegel Hann.Münden).<br />

3. Mindestabgabe (6 m³/s).<br />

4. Zufluss = Abfluss.<br />

Die Betriebsanweisung für die Talsperre legt die meisten<br />

Randbedingungen für die Bewirtschaftung genau fest. So<br />

gilt Phase 1 gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen Vollstau <strong>und</strong><br />

40 Mio. m³ Inhalt, demgegenüber beruhen die Entscheidungskriterien<br />

für den Übergang in die Phasen 2 <strong>und</strong> 3 auf<br />

„weichen“ Faktoren aufgr<strong>und</strong> der aktuellen hydrologischen<br />

Situation im Bewirtschaftungsraum. Die Phase 2 tritt bei erheblichem<br />

Unterschreiten des langjährigen <strong>Mitte</strong>ls ein.<br />

Phase 3 gilt üblicherweise zwischen 40 Mio. m³ <strong>und</strong> 20 Mio.<br />

m³ Inhalt im Übergang zur Phase 4, die bei Erreichen bzw.<br />

Unterschreiten von 20 Mio. m³ Inhalt Gültigkeit hat.<br />

Künstliche Wellen<br />

Wegen der abnehmenden Anzahl von Werften an der<br />

Oberweser ist der Bedarf für künstliche Wellen, durch eine<br />

zeitlich befristete, stark erhöhte <strong>Wasser</strong>abgabe aus den<br />

Talsperren, sehr rückläufig. Im wesentlichen bestehen noch<br />

Anforderungen durch zwei Nutzergruppen – zum einen<br />

Massenguttransporte meist ab dem Lagerhaus Beverungen,<br />

zum anderen Sonderfahrten der Weißen Flotte. Gelegentlich<br />

werden auch Schwerlasttransporte durchgeführt.


Abb. 4 – Edertalsperre bei Tiefststand 2003<br />

Ausblick: Verbesserung der<br />

Steuerung<br />

Die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung der Edertalsperre<br />

Zur Erreichung einer noch genaueren Abgabensteuerung<br />

wurden - neben der verbesserten Auswertung von Pegelwerten<br />

<strong>und</strong> Wetterdaten - zwei Projekte initiiert, die sich zur<br />

Zeit in der Bearbeitung befinden.<br />

Durch die BfG wird ein Niederschlags- <strong>und</strong> Abflussmodell<br />

als Betriebsmodell zur Entscheidungsunterstützung erarbeitet.<br />

In einem ersten Schritt wurde bereits das Flusssystem<br />

in einem Abflussmodell abgebildet <strong>und</strong> zur Auswertung <strong>und</strong><br />

Beurteilung der Steuerung der letzten Jahre genutzt.<br />

Die B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Wasser</strong>bau (BAW) erarbeitet ein<br />

Konzept zur Feinsteuerung der Wehre. Ziel ist es, Schwankungen<br />

in der Weser durch Steuerung eines planmäßigen<br />

Überstaus auszugleichen, also die Verstetigung des Abflusses<br />

in der Weser zu Niedrigwasserzeiten. Mitunter ergeben<br />

sich durch einen ungleichförmigen Betrieb der <strong>Wasser</strong>kraftwerke<br />

im Oberlauf der Zuflüsse Sunkwellen bis in<br />

die Weser, die durch eine erhöhte <strong>Wasser</strong>abgabe aufgr<strong>und</strong><br />

der langen Laufzeiten nicht auszugleichen sind.<br />

Die Durchführung von Abflussmessungen mit dem im<br />

Herbst 2003 erworbenen modernen Abflussmessgerät, basierend<br />

auf Ultraschalltechnologie (sog. Flachwasser–<br />

ADCP), kann durch die enorme Zeitersparnis gegenüber<br />

einer Abflussmessung mit konventionellem Messflügel helfen,<br />

den gewässerk<strong>und</strong>lichen Datenbestand wieder im erforderlichen<br />

Maß <strong>und</strong> Aktualität vorzuhalten. Dies ist die<br />

Basis für zutreffende Abgabeberechnungen.<br />

Trotz der Erwartung auf einen guten Erfolg beider Projekte<br />

muss festgestellt werden, dass die Steuerung der <strong>Wasser</strong>abgabe<br />

aus den Talsperren auch weiterhin viel Erfahrung<br />

<strong>und</strong> Wissen der verantwortlichen Mitarbeiter in der Gewässerk<strong>und</strong>e<br />

beim WSA Hann.Münden erfordert.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

37


38<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Bernhard Nitsche<br />

WSA Hann.Münden<br />

Geschichte der Wehre in<br />

Hameln<br />

Die Geschichte des Oberen <strong>und</strong> Unteren Wehres in Hameln<br />

geht bis in das Jahr 1300 n. Chr. zurück. Auf Gr<strong>und</strong><br />

ihrer Zerstörung durch Hochwässer oder Eisgang wurden<br />

im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte fünf verschiedene Holzwehre<br />

an unterschiedlichen Standorten neu errichtet. Ein Bruch<br />

des Oberen Wehres auf 28 m Länge machte im Jahr 1683<br />

einen gr<strong>und</strong>legenden Neuaufbau beider Wehre erforderlich.<br />

Man entschloss sich zum Bau einer Wehrkonstruktion,<br />

bestehend aus fünf in den Untergr<strong>und</strong> geschlagenen Pfahlreihen<br />

mit dazwischen liegenden Steinpackungen <strong>und</strong><br />

einem horizontalen Balkenrost über den Pfahlköpfen, verb<strong>und</strong>en<br />

mit einer weiteren Erhöhung der Stauhaltung. Nach<br />

gut h<strong>und</strong>ert Jahren führten hohe Unterhaltungskosten <strong>und</strong><br />

häufige Brüche der Holzpfahlreihenwehre schließlich zum<br />

Neubau zweier Betonwehre. Der Staat Preußen errichtete<br />

1885 bis 1889 das siebente Wehr in Form von Schwergewichtsmauern<br />

unmittelbar hinter den vorhandenen Wehrkonstruktionen<br />

sowie erstmals eine Fischtreppe im Oberen<br />

Wehr. Die vorhandenen <strong>und</strong> verbleibenden alten Wehre<br />

dienten als Wehrvorboden <strong>und</strong> wurden hierfür mit einer<br />

Stampfbetonschicht über dem horizontalen Balkenrost<br />

vergütet. Die so geschaffene Wehrvorbodenplatte sollte<br />

den neuen Wehrkörper vor Eis <strong>und</strong> Geschiebe schützen.<br />

Die Kronenbreite der neuen Wehre betrug 3,0 m, ihre Höhe<br />

von der Sohle bis zur Wehrkrone 7,5 m. Die tiefe Gründung<br />

erhöhte die Standsicherheit, eine starke Steinpackung am<br />

Wehrfuß im Unterwasser<br />

schützte gegen Auskolkung.<br />

Die Wehrkrone<br />

deckte man mit Sandsteinplatten<br />

ab. Die heutige<br />

Überfallhöhe beträgt<br />

2,95 m, wobei sich die<br />

Höhe von NN + 63,70 m<br />

am Oberen Wehr <strong>und</strong><br />

von NN + 63,81 m am<br />

Unteren Wehr nicht geändert<br />

hat. Heute dient<br />

die durch die Wehre<br />

geschaffene Stauhaltung<br />

nicht nur der Schifffahrt,<br />

sondern auch der regenerativenStromerzeugung<br />

mittels zweier<br />

<strong>Wasser</strong>kraftwerke.<br />

Abb.1 - Staustufe Hameln<br />

Gr<strong>und</strong>instandsetzung<br />

Wehr Hameln<br />

Veranlassung zur<br />

Instandsetzung<br />

Bei Inspektionen der Bauwerke wurden erste Durchsickerungen<br />

bereits 1964 dokumentiert. 1987 wurden aufgr<strong>und</strong><br />

festgestellter starker Veränderungen <strong>und</strong> Unterläufigkeiten<br />

sowohl am Oberen als auch am Unteren Wehr ein Gutachten<br />

zur Beurteilung des baulichen Zustandes/Standsicherheitsüberprüfung<br />

<strong>und</strong> eine Baugr<strong>und</strong>untersuchung<br />

bei der B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Wasser</strong>bau (BAW),<br />

Karlsruhe, in Auftrag gegeben. Kernbohrungen durch die<br />

Wehrkörper <strong>und</strong> Bohrungen in den Untergr<strong>und</strong> bildeten die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für die Beurteilung.<br />

Die Vorbodenplatte, die dem Wehrkörper vorgelagert ist,<br />

war an vielen Stellen gebrochen <strong>und</strong> durchlässig. Abflussmengenmessungen,<br />

z. B. unter dem 170 m langen Oberen<br />

Wehr, ergaben eine Unterströmung von etwa 5 m³/s.<br />

Untersuchung des Baugr<strong>und</strong>es<br />

Die Ergebnisse der Baugr<strong>und</strong>untersuchung zeigten, dass<br />

der geologische Aufbau im Bereich des Oberen <strong>und</strong> des<br />

Unteren Wehres relativ gleich ist. Auf einem Tonmergelgestein<br />

(Fels) befindet sich eine 8 m bis 10 m starke sedimentäre<br />

Auflage, die vorwiegend aus Kiesen unterschiedlicher<br />

Zusammensetzung besteht. Der Fels ist rammbar <strong>und</strong> wird<br />

als gering bis sehr gering durchlässig eingestuft.<br />

Untersuchung der<br />

Wehrkörper<br />

Die aus den Bestandsplänen übernommene<br />

Tiefe des Betonkörpers<br />

von 7,5 m wurde bei keiner Kernbohrung<br />

erreicht. Im <strong>Mitte</strong>l wurden<br />

bei beiden Wehren Tiefen zwischen<br />

6 m <strong>und</strong> 7 m gemessen. An der<br />

Westseite des Unteren Wehres<br />

reichte der Betonkörper sogar nur<br />

bis in eine Tiefe von 3,5 m. Darunter<br />

befand sich ein Sand-<br />

Feinkiesgemisch. Die gef<strong>und</strong>enen<br />

Ergebnisse fielen weit schlechter<br />

aus als erwartet. Unterschieden<br />

wurde in ungestörte <strong>und</strong> gestörte<br />

Bereiche. Nur die ungestörten Bereiche<br />

konnten einer direkten Beur-


Gr<strong>und</strong>instandsetzung Wehr Hameln<br />

teilung unterzogen werden, wobei der Beton beider Wehre<br />

nur noch der Festigkeitsklasse B 5 entsprach. Die gestörten<br />

Bereiche bestanden entweder nur noch aus Sand <strong>und</strong> Kies,<br />

aus denen das Bindemittel Zement wahrscheinlich im Laufe<br />

der Zeit ausgewaschen worden war, oder es konnten ihnen<br />

nur noch Betonbruchstücke entnommen werden. Deshalb<br />

war weder eine Zuordnung noch eine Prüfung möglich. Der<br />

Verb<strong>und</strong> der Zuschlagstoffe war in diesen Bereichen nicht<br />

mehr gegeben <strong>und</strong> damit auch keine Festigkeit eines Betonkörpers<br />

zu ermitteln.<br />

Hieraus resultierte, dass nicht nur von der bekannten „Unterströmung“,<br />

sondern nun auch noch von einer „Durchströmung“<br />

der Wehre auszugehen war. Die Standfestigkeit<br />

der Wehre war in Frage gestellt, eine umgehende Instandsetzung<br />

erforderlich. Als Instandsetzungsmaßnahme für die<br />

Wehrkörper wurde von der BAW die Injektion mit Zementsuspension<br />

vorgeschlagen. Jedoch durfte während der<br />

Injektionen keine Durchströmung stattfinden, so dass vorher<br />

zumindest eine oberwasserseitige Trockenlegung der<br />

Wehrkörperbereiche notwendig wurde.<br />

Geplantes<br />

Instandsetzungsverfahren<br />

Im Rahmen der Instandsetzungsplanung wurden, wegen<br />

Überflutung des Oberen Wehres, Proberammungen <strong>und</strong><br />

Probeinjektionen nur am Unteren Wehr durchgeführt. Hierbei<br />

bestätigten sich die Aussagen <strong>und</strong> Ergebnisse der<br />

BAW. In Abstimmung mit der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

<strong>Mitte</strong> wurde das Instandsetzungsverfahren für beide<br />

Wehre festgelegt.<br />

Im Schutz einer oberwasserseitig dichten Sp<strong>und</strong>wand sollte<br />

die alte Vorbodenplatte abgebrochen, der feste Wehrkörper<br />

zur Erhöhung der Standfestigkeit mit Zementsuspension<br />

injiziert <strong>und</strong> eine 40 cm dicke Stahlbetonplatte als neue<br />

Vorbodenplatte zum Schutz des Wehrkörpers vor Eis <strong>und</strong><br />

Geschiebe eingebaut werden. Die neue Vorbodenplatte<br />

<strong>und</strong> der Wehrkörper sollten zur Abtragung auftretender<br />

Kräfte durch Anker miteinander verb<strong>und</strong>en werden. Nach<br />

Abschluss aller Baumaßnahmen sollte die Baugrubensp<strong>und</strong>wand<br />

in Höhe der neuen Wehrvorbodenplatte durch<br />

Taucher unter <strong>Wasser</strong> abgebrannt werden. Der Rest der<br />

Sp<strong>und</strong>wand sollte als dichtendes Element im Untergr<strong>und</strong><br />

verbleiben. Die Instandsetzung sollte in zwei Bauabschnitte<br />

(Oberes Wehr/ Unteres Wehr) aufgeteilt werden <strong>und</strong> jeweils<br />

in der hochwasserfreien Zeit von Mai bis Oktober/November<br />

durchgeführt werden. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />

wurde das Untere Wehr in 2001 <strong>und</strong> anschließend das<br />

Obere Wehr in 2003 <strong>und</strong> <strong>2004</strong> in zwei Teilabschnitten<br />

instand gesetzt.<br />

Baubestandswerk <strong>und</strong><br />

Baudurchführung<br />

Die einzigen vorhandenen Bestandsunterlagen über die<br />

beiden Wehre entstanden in den fünfziger Jahren. Sie<br />

beruhen auf noch vorhandenen Aufzeichnungen aus der<br />

Bauphase von 1885 bis 1889 bzw. mündlichen Überlieferungen<br />

aus dieser Zeit. Originale aus der Bauzeit gibt es<br />

nicht.<br />

Die drei Bauabschnitte waren von vielen nicht vorhersehbaren<br />

Bauausführungsänderungen geprägt. Der tatsächlich<br />

vorgef<strong>und</strong>ene Baubestand entsprach vielfach nicht dem<br />

dokumentierten Baubestandswerk des WSA Hann.Münden.<br />

Auch die umfangreichen Voruntersuchungen konnten dieses<br />

Defizit nicht beseitigen.<br />

• Das Rammen der Dichtwand verlief, abgesehen von<br />

einigen Rammhindernissen, an beiden Wehren ohne<br />

größere Probleme. Die Doppelbohlen wurden mit einer<br />

Hydraulikvibrationsramme eingebracht, wobei die<br />

Rammung des letzten Meters <strong>und</strong> die Einbindung in<br />

den Fels mit einem Dieselrammbären durchgeführt<br />

wurde.<br />

• Darauf folgte jeweils der Abbruch der Vorbodenplatten.<br />

Der Abraum wurde per Binnenschiff abgefahren, recycelt<br />

<strong>und</strong> teilweise wieder eingebaut. Hier sei noch erwähnt,<br />

dass die Versorgung der gesamten Baustelle<br />

ausschließlich über den <strong>Wasser</strong>weg erfolgte.<br />

Abb. 2 - Abbruch des Pfahlrostes am Oberen Wehr<br />

• Die Anzahl der vorgef<strong>und</strong>enen Holzpfähle war weitaus<br />

zahlreicher als erwartet. Sie konnten nicht gezogen,<br />

sondern mussten mit einem Tieflöffel abgebrochen<br />

werden. Die vorgef<strong>und</strong>enen Balkenlagen auf den<br />

Pfahlköpfen waren in Quer- <strong>und</strong> Längsrichtung (horizontaler<br />

Balkenrost) angeordnet.<br />

• Beim Wehrwiderlager am Unteren Wehr war man, wie<br />

beim Wehrkörper, von einem festen, mit Sandsteinabdeckung<br />

versehenen Betonkörper ausgegangen. Tatsächlich<br />

fand man nur auf dem Balkenrost aufgesetzte,<br />

ausbetonierte Sandsteinblöcke vor.<br />

• Die Sandsteinmauer am Westwiderlager des Unteren<br />

Wehres zum Werder hin war nicht, wie vermutet, auf<br />

Beton oder Fels gegründet, sondern auf Holzpfählen.<br />

So ergab sich nach Aushub der alten Vorbodenplatte<br />

eine seitliche Umläufigkeit der Baugrube, die abgedichtet<br />

werden musste. Quer zur Baugrube wurden im<br />

Wandbereich Dichtungsmanschettenrohre eingebracht,<br />

durch die anschließend die Hohlräume im Untergr<strong>und</strong><br />

verpresst <strong>und</strong> eine seitliche Abdichtung erreicht wurde.<br />

• Im zweiten Teilbauabschnitt am Oberen Wehr wurden<br />

beim Ausheben zwischen Wehrkörper <strong>und</strong> Sp<strong>und</strong>wand<br />

einige nicht bekannte, parallel zum Wehrkörper stehende<br />

Betonpfeiler freigelegt, die von Reparaturarbei-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

39


40<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Gr<strong>und</strong>instandsetzung Wehr Hameln<br />

ten eines Wehrdurchbruches nach 1783 stammen<br />

könnten.<br />

• Die Wehrfront <strong>und</strong> der Wehrrücken des Oberen Wehres<br />

sollten mit einer Spritzbetonschicht von 5 cm Dicke<br />

instand gesetzt. Die Substanz des Wehrkörpers stellte<br />

sich jedoch während der Fräsarbeiten als noch<br />

schlechter heraus als die am Unteren Wehr. Ausgespültes,<br />

teilweise mit Schluff durchsetztes Sand-<br />

Kiesgemisch, forderte eine Änderung der Instandsetzungsarbeiten.<br />

In Absprache mit der BAW wurde an<br />

Wehrfront <strong>und</strong> -rücken 25 cm tief mürber Beton abgefräst.<br />

Die Funktion der Anker, Wehrkörper <strong>und</strong> Vorbodenplatte<br />

zu verbinden, wurde erweitert. Die Anker verlaufen<br />

jetzt durch den gesamten Wehrkörper in die<br />

Vorbodenplatte hinein. Beidseitig mit Ankerplatten im<br />

bewehrten Spritzbeton gesichert, halten sie den Wehrkörper<br />

wie ein Korsett zusammen <strong>und</strong> bilden gleichzeitig<br />

den Verb<strong>und</strong> zur neuen Vorbodenplatte.<br />

Foto mit Abb. 3 - Anker mit Spritzbetonschale <strong>und</strong> Querschnitt durch das<br />

Wehr<br />

• Die Wehrvorbodenplatte wurde in Abschnitten von bis<br />

zu 25 m Länge betoniert. Hierzu musste der Beton bis<br />

zu 140 m weit gepumpt werden, was nicht ohne Verstopfung<br />

der Rohre ablief.<br />

Foto mit Abb. 4 - Betonarbeiten an der Wehrvorbodenplatte<br />

• Eine weitere Änderung der geplanten Instandsetzung<br />

wurde notwendig, als man am Oberen Wehr das Injektionsverfahren<br />

nicht wie geplant vom Gr<strong>und</strong> (Sohle)<br />

nach oben durchführen konnte. Die Bohrlöcher hielten<br />

nicht stand <strong>und</strong> fielen nach dem Ziehen der Bohrkerne<br />

in sich zusammen. Der Gefügezustand war durch starke<br />

Inhomogenitäten so gestört, dass kein ausreichender<br />

Verb<strong>und</strong> bestand. Der Auftragnehmer konnte das<br />

geforderte ideale Injektionsverfahren, von unten beginnend,<br />

nicht ausführen. Daher wurde der Arbeitsablauf<br />

umgekehrt. Jeweils von der Wehrkrone ausgehend,<br />

wurde ein Meter aufgebohrt <strong>und</strong> anschließend mit Zementsuspension<br />

verpresst. Man arbeitete mit Kopfpackern<br />

<strong>und</strong> legte den Injektionsdruck auf maximal 8 bar<br />

fest, um den Verlauf des Injektionsgutes weitgehend<br />

kontrollierbar zu machen. Im Anschluss daran wurde<br />

der bereits verpresste Bereich wieder aufgebohrt, die<br />

Bohrung um einen weiteren Meter vorangetrieben <strong>und</strong><br />

mit Zementsuspension verpresst. Derart erfolgte der<br />

Fortschritt bis zur Sohle. Als Gründung wurde in die<br />

Hohlräume unter dem eigentlichen Wehrkörper Unterwassermörtel<br />

gepresst. Dadurch konnte eine Art Pfahlgründung<br />

für den Wehrkörper geschaffen werden.


Fischpässe im Unteren <strong>und</strong><br />

Oberen Wehr<br />

Gr<strong>und</strong>instandsetzung Wehr Hameln<br />

Im Zuge des ersten Bauabschnittes am Unteren Wehr<br />

wurde am rechten Widerlager, im Auftrag der Bezirksregierung<br />

Hannover, durch die Stadt Hameln ein Mäanderfischpass<br />

gebaut. Die Baumaßnahme verlief ohne Schwierigkeiten<br />

parallel zur Wehrinstandsetzung. Dieser Fischpass<br />

wurde nach Fertigstellung <strong>und</strong> mit Zahlung einer Ablösesumme<br />

für die zukünftige Unterhaltung in das Eigentum der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung übertragen.<br />

Der vorhandene Fischpass im Oberen Wehr war stark<br />

instandsetzungsbedürftig <strong>und</strong> entsprach nach Aussage der<br />

Fischereisachverständigen auch nicht dem heutigen Stand<br />

der Technik. Nach zunächst durchgeführten Vorplanungen<br />

für einen vollständig neuen Fischpass einigten sich die<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung <strong>und</strong> die Bezirksregierung<br />

Hannover auf die Instandsetzung des vorhandenen<br />

Fischpasses durch das WSA Hann.Münden <strong>und</strong> den Bau<br />

von zwei Naturbecken bzw. Steinschüttungen im Unterwasser<br />

zur Verbesserung der Zugänglichkeit.<br />

Zusammenfassung<br />

Abb. 5 – Fischpass alt Abb. 6 – Fischpass neu<br />

Die Instandsetzungsarbeiten an den beiden Wehren in<br />

Hameln, inklusive der Fischpässe, wurden Ende <strong>2004</strong> erfolgreich<br />

abgeschlossen. Durch die wiederhergestellte<br />

Standsicherheit der Wehre bleibt der Stau für Hameln <strong>und</strong><br />

für die zukünftige Kiesschifffahrt oberhalb von Hameln<br />

weiterhin erhalten.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

41


42<br />

Ute Westrup<br />

WSA Verden<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen<br />

im Zuge von<br />

Deichertüchtigungen<br />

an den Schleusenkanälen<br />

der <strong>Mitte</strong>lweser<br />

In der „Informationsschrift der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong>“, Ausgabe<br />

2000/2001, ist ein Beitrag über die Baumaßnahmen des<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes (WSA) Verden zur Deichverstärkung<br />

veröffentlicht.<br />

Im folgenden Beitrag wird ergänzend auf die zugehörigen<br />

Naturschutzmaßnahmen bei der Deichertüchtigung am<br />

Beispiel des Schleusenoberkanals Drakenburg eingegangen.<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Das Merkblatt „Standsicherheit von Dämmen an B<strong>und</strong>eswasserstraßen“<br />

(MSD) wurde im November 1998 im Geschäftsbereich<br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

eingeführt. Daraufhin <strong>und</strong> nicht zuletzt wegen der Erfahrungen<br />

aus dem Oderhochwasser wurde die B<strong>und</strong>esanstalt für<br />

<strong>Wasser</strong>bau (BAW), Karlsruhe, mit der Erstellung von<br />

Standsicherheitsgutachten für die stark baumbewachsenen<br />

Eckhard Kersten<br />

WSA Verden<br />

Deiche an den Schleusenoberkanälen der Staustufen Petershagen,<br />

Schlüsselburg, Drakenburg, Dörverden <strong>und</strong><br />

Langwedel beauftragt.<br />

Zum Erk<strong>und</strong>en des Deichbaustoffes <strong>und</strong> der Bodenverhältnisse<br />

wurden im Januar 1999 in regelmäßigen Abständen<br />

„elektrische Drucksondierungen“ <strong>und</strong> im März 1999<br />

„Rammkernbohrungen“ abgeteuft.<br />

Durch die BAW wurde eine nicht ausreichende Standsicherheit<br />

ermittelt. Es wurden folgende Instandsetzungsmaßnahmen<br />

festgelegt:<br />

• Entfernen des Holzbestandes auf dem Deich,<br />

• Seitliches Verlegen eines Vorfluters am luftseitigen<br />

Deichfuß,<br />

• Anlage eines Auflastfilters am luftseitigen Böschungsfuß<br />

(H/3),<br />

• Anlage eines Deichverteidigungsweges.


Rechtliche Gr<strong>und</strong>lage<br />

Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen im Zuge von Deichertüchtigungen an den Schleusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser<br />

Die seinerzeit durchgeführten Maßnahmen des WSA<br />

Verden zur Deichertüchtigung in Drakenburg sind als gesteigerte<br />

Unterhaltung zu klassifizieren <strong>und</strong> haben ihre<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lage in § 8 i.V.m. § 48 B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz<br />

(WaStrG). Die Unterhaltung der B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />

i.S. § 8 WaStrG dient dem ordnungsgemäßen Zustand<br />

für den <strong>Wasser</strong>abfluss <strong>und</strong> der Erhaltung der Schiffbarkeit.<br />

Nach § 48 WaStrG ist die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

auch dafür verantwortlich, dass b<strong>und</strong>eseigene wasserbauliche<br />

Anlagen allen Anforderungen der Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Ordnung entsprechen. Anders als bei einem Ausbau,<br />

der eine wesentliche Umgestaltung der B<strong>und</strong>eswasserstraße<br />

oder ihrer Ufer zum Gegenstand hat <strong>und</strong> eine Planfeststellung<br />

nach §§ 12 ff (WaStrG) erfordern würde, erfolgte<br />

in Drakenburg keine wesentliche Umgestaltung, sondern<br />

die Arbeiten an dem Schleusenkanal dienten dem Erhalt<br />

bzw. der Wiederherstellung des schon planfestgestellten<br />

Zustandes. Ein förmliches Planfeststellungsverfahren mit<br />

neuen Regelungen war daher nicht erforderlich. Die Deichertüchtigung<br />

hat nach gutachtlicher Bewertung in wasserwirtschaftlicher<br />

Hinsicht keine Auswirkungen auf die Abflussverhältnisse,<br />

so dass auch nach dem <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />

ein Planfeststellungserfordernis nicht gegeben<br />

war. Unter dem Gesichtspunkt, dass am Schleusenkanal<br />

Drakenburg die Unterhaltung in der Vergangenheit nur in<br />

geringem Umfang bzw. nicht durchgeführt wurde <strong>und</strong> somit<br />

umfangreiche Wiederherstellungsmaßnahmen erforderlich<br />

waren, sind diese in Anlehnung an die Rechtsprechung des<br />

B<strong>und</strong>esverwaltungsgerichts im Rahmen „gesteigerter“ Unterhaltung<br />

durchgeführt worden.<br />

Bei Durchführung der Maßnahmen ist mit den zuständigen<br />

Landesbehörden das Benehmen in naturschutzfachlicher<br />

Hinsicht bzw. das Einvernehmen in wasserwirtschaftlicher<br />

Hinsicht hergestellt worden.<br />

Ausgleichsmaßnahme<br />

Drakenburg<br />

Das Erfordernis eines Ausgleichs wurde anerkannt.<br />

Mit den Trägern Öffentlicher Belange (TÖB), den Naturschutzverbänden<br />

<strong>und</strong> den beteiligten Flächeneigentümern<br />

wurde die Maßnahme abgestimmt.<br />

Von den TÖB´s beteiligten sich die Samtgemeinde Marklohe,<br />

der Landkreis Nienburg, die Straßenmeisterei Lemke,<br />

die Bezirksregierung Hannover <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esforstamt<br />

Wense.<br />

Die Naturschutzverbände wurden durch den BUND, Kreisgruppe<br />

Nienburg, vertreten.<br />

Ebenso waren verwaltungsintern die Dezernate Planfeststellung,<br />

Regionales Management <strong>und</strong> Neubau der <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Bei diesen Abstimmungen wurde von der Unteren Naturschutzbehörde<br />

des Landkreises Nienburg angeregt, zum<br />

Ausgleich die Ufer des Wehrarmes Drakenburg unterhalb<br />

des Wehres zu bepflanzen.<br />

Dadurch wurden einerseits wieder in <strong>Wasser</strong>nähe Ersatzflächen<br />

für die beeinträchtigte Flora <strong>und</strong> Fauna geschaffen<br />

<strong>und</strong> andererseits erfolgte eine weitere Aufwertung des<br />

wenig genutzten Wehrarmes.<br />

Für die gesamte Maßnahme wurde nach einem Vergabeverfahren<br />

ein Landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP)<br />

im Oktober 2000 beauftragt, um die Auswirkungen auf die<br />

Natur zu ermitteln <strong>und</strong> die Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen<br />

festzulegen. Der Begleitplan lag im Juni 2001 vor <strong>und</strong><br />

hatte folgenden Inhalt:<br />

Abb. 1 - Ausgangssituation<br />

Abb. 2 - Umlegen des Hauptentwässerungsgrabens<br />

Abb. 3 - Nach der Fertigstellung<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

43


44<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen im Zuge von Deichertüchtigungen an den Schleusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser<br />

Abb. 4 - Zwei Jahre nach Fertigstellung<br />

• Anlage von 6,88 ha auentypischen Ufergehölzstreifen<br />

am Wehrarm <strong>und</strong><br />

• von 660 m² landschaftsbildprägenden Gehölzstrukturen<br />

am umzulegenden Hauptentwässerungsgraben.<br />

• Letztgenannte wurden nach Ende der Baumaßnahme<br />

im Frühjahr 2002 gepflanzt.<br />

Die Abholzungen wurden sukzessive ausgeführt. So wurde<br />

im ersten Schritt nur der Bereich des Auflastfilters komplett<br />

abgeholzt, die übrigen Bereiche folgten später.<br />

Abb. 5 - Roden der Stubben mit Wurzeln<br />

Die Arbeiten zur Deichertüchtigung am Schleusenoberkanal<br />

Drakenburg wurden im Juli 2001 begonnen <strong>und</strong> konnten<br />

trotz außergewöhnlicher Niederschlagsmengen noch bis<br />

zum Jahreswechsel im Groben fertig gestellt werden.<br />

Der überwiegende Teil des Ausgleichsbedarfs ergibt sich<br />

aus der Abholzung des Baumbestandes auf dem gesamten<br />

Deichprofil, der kleinere Teil begründet sich aus den Bauarbeiten<br />

des Auflastfilters. Während die Ausgleichsmaßnahmen<br />

bereits erstellt sind <strong>und</strong> sich entwickeln, soll das<br />

weitere Freiholzen <strong>und</strong> Stubbenroden nach Plan noch in<br />

den Wintern <strong>2004</strong>/05 <strong>und</strong> 2005/06 erfolgen.<br />

Für die Bepflanzung der Uferstreifen wurde auf Forderung<br />

des Landkreises Nienburg im Spätsommer 2002 ein<br />

hydraulisches Gutachten erstellt, um die geeigneten<br />

Pflanzstellen zu finden, aus denen sich bei Hochwasserabfluss<br />

ein möglichst geringer Aufstau ergibt. Hier war zur<br />

Kosteneinsparung vorgegeben, dass nur Uferrandstreifen<br />

im Eigentum des WSA Verden genutzt werden durften.<br />

Abb. 6 - Roden der Stubben mit Wurzeln<br />

Durch das B<strong>und</strong>esforstamt Wense, Forstrevier Langendamm,<br />

wurde die Ausführungsplanung zum LBP erarbeitet<br />

<strong>und</strong> mit den Beteiligten abgestimmt.<br />

Zwischen der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong>, dem Landkreis Nienburg <strong>und</strong><br />

dem WSA Verden wurde abgestimmt, die Pflanzmaßnahme<br />

durch eine Plangenehmigung rechtlich absichern zu lassen.<br />

Mit diesen Gr<strong>und</strong>lagen wurde im Sommer 2003 die Plangenehmigung<br />

bei der Bezirksregierung Hannover, Außenstelle<br />

Sulingen, beantragt <strong>und</strong> im November 2003 erteilt.<br />

Hierdurch konnten Einsprüche der Landwirtschaft, die<br />

durch die Bepflanzung höhere <strong>Wasser</strong>stände befürchtete,<br />

abgewiesen werden.<br />

Die Pflanzarbeiten wurden in Amtshilfe durch das B<strong>und</strong>esforstamt<br />

vergeben, überwacht <strong>und</strong> abgerechnet.<br />

Nach Abklingen höherer <strong>Wasser</strong>stände konnte ab Januar<br />

<strong>2004</strong> mit den Pflanzarbeiten begonnen werden. Durch die<br />

günstige Witterung Anfang <strong>2004</strong> konnten bis zum April<br />

<strong>2004</strong> alle 23.000 Pflanzen gesetzt werden.In <strong>Wasser</strong>nähe<br />

wurden Weichholzauen als Weidengebüsche gepflanzt,<br />

landseitig als Abschluss zu den landwirtschaftlichen Flächen<br />

Weißdorn-Schlehen-Hecken <strong>und</strong> dazwischen sind<br />

auentypische Gehölze wie Bergahorn, Esche <strong>und</strong> Hainbuche<br />

gepflanzt worden.<br />

Da bei Hochwasser die Gefahr besteht, dass sich durch<br />

Treibzeug die Wildschutzzäune dichtsetzen <strong>und</strong> beschädigt<br />

werden, wurde auf Zäune verzichtet <strong>und</strong> das Pflanzlochverfahren<br />

gewählt, um mit Großpflanzen (die Terminalknospe<br />

Abb. 7 – Neupflanzung


Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen im Zuge von Deichertüchtigungen an den Schleusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser<br />

kann aufgr<strong>und</strong> der Pflanzengröße nicht verbissen werden)<br />

die Gefahr des Verbisses durch das Wild zu reduzieren.<br />

Dabei werden mit Pflanzlochbohrern ca. 20 bis 30 cm große<br />

Pflanzlöcher gebohrt, um das stärkere Wurzelwerk der<br />

100 bis 140 cm großen Pflanzen aufzunehmen. Gleichzeitig<br />

schafft die hergestellte Krümelstruktur des Bodens bessere<br />

Anwuchschancen. Diese Vorgehensweise erhöhte zwar die<br />

Pflanzkosten, die Wildschutzzäune konnten jedoch entfallen;<br />

deren teure regelmäßige Instandsetzung nach Hochwasserereignissen<br />

wird damit eingespart.<br />

Abb. 8 - Neuanpflanzung<br />

Umgelegter Vorfluter<br />

Neuanpflanzung<br />

Noch baumbewachsener Deich<br />

Deichverteidigungsweg Abgeholzter Deich mit Stubben<br />

Abb. 9 – Deich am Schleusenoberkanal Drakenburg im September <strong>2004</strong><br />

Das Weidengebüsch <strong>und</strong> die hartholzauentypischen Streifen<br />

wurden im Verband 2 m x 2 m (Reihenabstand x Pflanzenabstand),<br />

die Weißdorn-Schlehenhecke 2 m x 1 m im<br />

Pflanzfuchsverfahren gesetzt.<br />

Zum Erosionsschutz wurde die Grasnarbe nur mit den<br />

eigentlichen Pflanzlöchern w<strong>und</strong>gerissen.<br />

Die Pflanzungen wurden bei einer Begehung am<br />

29.04.<strong>2004</strong> durch alle Beteiligten <strong>und</strong> die Presse besichtigt.<br />

Alle Teilnehmer zeigten sich mit dem Zustand der Anlagen<br />

<strong>und</strong> der Abwicklung des Verfahrens sehr zufrieden.<br />

Um auch die Entwicklung der Pflanzungen beurteilen zu<br />

können, sollen nach gemeinsamer Abstimmung im Herbst<br />

<strong>2004</strong> die Ausgleichsmaßnahmen von der Bezirksregierung<br />

Hannover abgenommen werden.<br />

Kosten:<br />

Gesamte Deichertüchtigung r<strong>und</strong> 1,6 Mio. €<br />

darin sind enthalten:<br />

• Pflanzungen: 40.000 €<br />

• hydraulisches Gutachten 8.254 €<br />

Erforderliche Restarbeiten: 55.000 €<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

45


46<br />

Die neue Fernbedienzentrale<br />

für Schleusen<br />

beim WSA Minden<br />

Veranlassung<br />

Mit der Auftragserteilung für den 1. Bauabschnitt am<br />

03.06.2003 wurde das Startsignal für die technische Einrichtung<br />

einer Fernbedienzentrale für Schleusen im<br />

Dienstgebäude des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes (WSA)<br />

Minden gegeben. Damit ging eine lange <strong>und</strong> intensive Vorbereitungszeit<br />

zur Planung dieser neuen Zentrale in die<br />

entscheidende Phase der Realisierung. Vorab war im Jahre<br />

2002 bereits der Baukörper der neuen Zentrale durch eine<br />

Aufstockung des Dienstgebäudes des WSA Minden errichtet<br />

worden.<br />

In Minden werden im Endausbau insgesamt 11 Schleusen<br />

aus den Amtsbereichen der WSÄ Verden <strong>und</strong> Minden in einer<br />

Zentrale zusammengefasst <strong>und</strong> fernbedient (Abb.1). In<br />

der Fernbedienzentrale (FBZ) Minden werden damit erstmals<br />

Schleusen aus verschiedenen Amtsbereichen <strong>und</strong><br />

Außenbezirken unter einem Dach vereint. Dies betrifft sowohl<br />

Flussschleusen als auch Kanalschleusen mit <strong>und</strong> ohne<br />

Sparbecken. Der Planung der FBZ Minden vorausgegangen<br />

war die Erarbeitung eines b<strong>und</strong>esweiten Konzeptes<br />

zur Automatisierung von Schleusen an Binnenwasserstraßen.<br />

Die zugehörige haushaltsrechtliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage wurde anschließend federführend<br />

in der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

(<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong> mit der Aufstellung eines<br />

Entwurfes-HU geschaffen. In diesem Entwurf-HU<br />

wurden b<strong>und</strong>esweit alle Schleusen<br />

an Binnenwasserstraßen entsprechend<br />

ihrem Automatisierungstyp beschrieben<br />

<strong>und</strong> behandelt. Auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Entwurfes-HU wurde das regionale<br />

Fernbedienkonzept für den Geschäftsbereich<br />

der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> vertieft ausgearbeitet.<br />

Anschließend erfolgte die Konzeption,<br />

Ausschreibung <strong>und</strong> Bauabwicklung der<br />

technischen Einrichtung der FBZ Minden<br />

durch Fachingenieure der Fachstelle Maschinenwesen<br />

<strong>Mitte</strong>. Die einzelnen Maßnahmen<br />

wurden in einem Entwurf-AU vom<br />

April 2001 beschrieben <strong>und</strong> veranschlagt.<br />

Im 1. Bauabschnitt wurden die Schleusen<br />

Petershagen, Schlüsselburg <strong>und</strong> die Untere<br />

Schleuse Minden an die FBZ angeschlossen.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Brigitte Kaßner-Meyer<br />

WSA Minden<br />

Projektsteuerung<br />

Helmut Niemann<br />

Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> beim<br />

WSA Minden<br />

Im Vorfeld der Planung der Maßnahme wurde erkannt,<br />

dass dieses Projekt mit seinen unterschiedlichen Schnittstellen<br />

<strong>und</strong> Beteiligten nur durch eine übergreifende Projektorganisation<br />

bewältigt werden konnte. Es wurden vier<br />

Teilprojekte (Technik, Hochbau, Personal/Organisation/<br />

Recht <strong>und</strong> Lichtwellenleiterkabel) eingerichtet. Die Ergebnisse<br />

der Teilprojekte wurden durch einen Gesamtprojektleiter<br />

<strong>und</strong> eine Lenkungsgruppe koordiniert.<br />

Technische Beschreibung<br />

Die Bedienung der Schleusen erfolgte bisher von zentralen<br />

Steuerständen auf den einzelnen Schleusen. Dem Schichtleiter<br />

wurden hier alle erforderlichen <strong>Informationen</strong> für die<br />

Bedienung auf einem Steuerpult bereitgestellt. Über Taster<br />

wurden die Berg- <strong>und</strong> Talschleusungen eingeleitet <strong>und</strong> die<br />

Schifffahrtssignale gesetzt. Dabei wurde der Schleusenvorgang<br />

mit Kameraanlagen überwacht.<br />

Abb. 1 – Übersicht der an die FBZ Minden anzuschließenden 11 Schleusen


Abb. 2 – Anordnung der Bedientische<br />

Für die Fernbedienung der Schleusen waren nun alle Daten<br />

in die FBZ Minden zu übertragen. Der Umfang der Daten<br />

setzte sich aus folgenden Diensten zusammen:<br />

• Steuerungsbefehle für die Schleusenvorgänge,<br />

• Betriebs- <strong>und</strong> Störmeldungen der Schleusenanlage,<br />

• Sprach- <strong>und</strong> Steuerungsdaten der Kommunikationsanlage,<br />

• Nautischer Informationsfunk,<br />

• Video- <strong>und</strong> Steuerungsdaten der Kameraanlage,<br />

• Alarmmeldungen der Brand- <strong>und</strong> Einbruchmeldeanlage.<br />

Für die Übertragung der großen Bandbreite der Daten<br />

konnte das mehr als 40 Jahre alte Kupferkabel der <strong>Mitte</strong>lweser<br />

nicht mehr ertüchtigt werden. Es wurden verschiedene<br />

technische Varianten zur Datenübertragung untersucht.<br />

Die Entscheidung wurde anschließend für den Aufbau eines<br />

zukunftssicheren Lichtwellenleiter-Kabels (LWL) getroffen.<br />

Damit lässt sich auch der Anstieg des Datenvolumens<br />

im Kom-Netz der WSV in den künftigen Jahren abdecken.<br />

Das LWL-Kabel wird derzeit in mehreren Bauabschnitten<br />

von Minden bis nach Langwedel verlegt.<br />

Aufbau der Warte<br />

Mit Unterstützung eines Fachplaners für die Gestaltung von<br />

Leitwarten wurde die optimale konstruktive Ausführung <strong>und</strong><br />

Anordnung der Bedientische entwickelt. Das Ergebnis einer<br />

b<strong>und</strong>esweiten Arbeitsgruppe für das Bedienkonzept diente<br />

dabei als Planungsgr<strong>und</strong>lage.<br />

In der FBZ sind auf ca. 100 m² Fläche insgesamt 5 Bedientische<br />

kreisförmig angeordnet. Für die Bedienung der 11<br />

Schleusen werden 4 Bedientische benötigt. Der 5. Bedientisch<br />

ist als Reservebedienplatz eingerichtet, falls einer der<br />

anderen Bedientische ausfällt. Er steht auch für mögliche<br />

spätere Erweiterungen der FBZ zur Verfügung. Das Bedienkonzept<br />

verzichtet auf eine starre Zuordnung der<br />

Schleusen auf die einzelnen Bedientische, sondern sieht<br />

vor, dass jede Schleuse von jedem Bedientisch fernbedient<br />

werden kann. Dabei steuert ein Schichtleiter gleichzeitig bis<br />

zu zwei Schleusen. Bei Einsatz von vier Schichtleitern pro<br />

Schicht können damit acht Schleusen gleichzeitig bedient<br />

werden. Durch dieses Konzept in Verbindung mit dem z.T.<br />

sehr unterschiedlichen Verkehrsaufkommen der angeschlossenen<br />

Schleusen entstehen für die Schifffahrt keine<br />

zusätzlichen Wartezeiten. Alle <strong>Informationen</strong> für die<br />

Schleusenabläufe werden den Schichtleitern computerunterstützt<br />

angeboten. Die Bedienung erfolgt über die Visualisierungsbilder<br />

des Prozessleitsystems. In der Warte sind<br />

nur die Bildschirme für die Bedienung <strong>und</strong> die Monitore der<br />

Videowand untergebracht. Die Steuerungen <strong>und</strong> die Rech-<br />

Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen beim WSA Minden<br />

nertechnik sind im ca. 10 m entfernten Technikraum installiert.<br />

Die Schichtleiter können so, geschützt vor Lärm z.B.<br />

durch Lüfter <strong>und</strong> Festplatten, in einem guten akustischen<br />

Umfeld ihre Steuerungs- <strong>und</strong> Überwachungsaufgaben erfüllen<br />

(Abb. 2).<br />

Neue Zentralsteuerungen<br />

Auf den Schleusen Petershagen <strong>und</strong> Schlüsselburg wurden<br />

die 15 Jahre alten speicherprogrammierbaren Steuerungen<br />

(SPS) erneuert. In das neue SPS-Programm wurde das<br />

bisherige Ablaufprogramm für den Vorort-Betrieb übernommen<br />

<strong>und</strong> um die neuen Funktionen für die Fernbedienung<br />

erweitert. Alle neuen Steuerungsbefehle sowie Betriebs-<br />

<strong>und</strong> Störmeldungen, die für die Fernbedienung der<br />

Schleuse erforderlich sind, werden über diese SPS abgewickelt.<br />

Die Schnittstelle zwischen dem Schichtleiter in der<br />

FBZ <strong>und</strong> der Schleusensteuerung wird über das Prozessleitsystem<br />

iFix realisiert. Das Prozessleitsystem bildet in einer<br />

grafischen Benutzeroberfläche alle wesentlichen Steuerungsfunktionen<br />

der Schleuse ab. Durch die Visualisierung<br />

der Bedienungsabläufe kann der Schichtleiter die Berg- <strong>und</strong><br />

Talschleusungen über Mouseclicks aktivieren (Abb. 3). Die<br />

Steuerbefehle sowie die Betriebs- <strong>und</strong> Störmeldungen von<br />

allen technischen Komponenten werden in einer Datenbank<br />

abgelegt <strong>und</strong> können bei Bedarf gezielt ausgewertet werden.<br />

Bei der Unteren Schleuse Minden wurde im Rahmen einer<br />

ohnehin erforderlichen Gr<strong>und</strong>instandsetzung die gesamte<br />

Elektrotechnik erneuert <strong>und</strong> damit auch die Fernbedienung<br />

realisiert.<br />

Videoüberwachungsanlage<br />

Da der Schichtleiter in der FBZ seine Handlungen zur<br />

Steuerung der fernbedienten Schleusen im wesentlichen<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage von Bildinformationen vornimmt, wurde<br />

der Qualität der Videobilder eine besondere Bedeutung<br />

beigemessen. Im Vorfeld der Maßnahme wurden unter Beteiligung<br />

der Fachstelle der WSV für Verkehrstechniken in<br />

Koblenz umfangreiche Versuche zur Festlegung der optimalen<br />

Kamerastandorte durchgeführt. Um z.B. eine <strong>Mitte</strong>lweserschleuse<br />

mit einer Kammerlänge von 221 m überwachen<br />

zu können, wurden 8 Kamerastandorte ermittelt. 5<br />

Kameras haben eine feste Einstellung <strong>und</strong> 3 Kameras wurden<br />

mit Schwenk-Neige-Köpfen ausgestattet. Zu den Kameras<br />

für die Überwachung des Schleusenvorgangs kommen<br />

noch 2 Türkameras hinzu, die an den Zugängen zum<br />

Schleusenbetriebsgebäude montiert wurden. So werden<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

47


48<br />

Abb. 3 – Bedienbild der Schleuse Petershagen<br />

Besucher der Schleusenanlage erkannt <strong>und</strong> ihnen ggf. über<br />

fernbediente Türöffner der Zugang ins Gebäude ermöglicht.<br />

Die Videosignale der örtlichen Kameras besitzen die größte<br />

Bandbreite von den insgesamt zu übertragenden Daten.<br />

Die Videosignale müssen zunächst digitalisiert <strong>und</strong> dann<br />

komprimiert werden, um sie über das Netzwerk übertragen<br />

zu können. Zum Einsatz kommen dabei 8 Videojets je<br />

Schleuse. Der 1-kanalige Network Video Codec ist Encoder<br />

oder Decoder in einem Gerät <strong>und</strong> erlaubt die simultane<br />

Übertragung in zwei Kompressionsstandards. So sorgt<br />

MPEG-2 für gestochen scharfe Bilder der überwachten<br />

Schleusen. Gleichzeitig lassen sich die Videobilder auch<br />

mit MPEG-4 über einen red<strong>und</strong>anten Übertragungsweg zur<br />

FBZ übertragen, wenn die LWL-Verbindung zu den Schleusen<br />

eine Störung aufweist. Die vorhandene Speicherkapazität<br />

der Festplatte von 40 GB pro Videojet bietet, je nach<br />

Parametrierung, bis zu 30 St<strong>und</strong>en Aufnahmedauer im<br />

MPEG-2 <strong>und</strong> bis zu 100 St<strong>und</strong>en im MPEG-4 Standard. So<br />

ist selbst bei Netzwerkunterbrechungen eine lückenlose<br />

Aufzeichnung der Schleusenbilder garantiert. In der FBZ<br />

Minden erfolgt die Decodierung der Videobilder in ein analoges<br />

Videosignal. Die Bilder der Schleusen werden auf einer<br />

Videowand zur Anzeige gebracht.<br />

Kommunikationsanlage<br />

Ein wichtiges Merkmal der Schleusenfernbedienung ist die<br />

Kommunikationsanlage für die Sprachkommunikation zwischen<br />

dem Schichtleiter in der FBZ Minden <strong>und</strong> den<br />

Schiffsführern bzw. weiteren Personen, die sich auf der<br />

Schleusenanlage bewegen. Es muss gewährleistet sein,<br />

dass immer eine Sprachverbindung mit den Schleusen<br />

möglich ist. Die Kommunikationsanlagen an den Schleusen<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen beim WSA Minden<br />

Petershagen <strong>und</strong> Schlüsselburg bestehen<br />

aus folgenden Einzelkomponenten:<br />

• 6 Druckkammerlautsprecher im<br />

Oberen <strong>und</strong> Unteren Vorhafen,<br />

• 4 Druckkammerlautsprecher im<br />

Bereich der Schleusenkammer mit<br />

eingebautem Rücksprechzusatz,<br />

• 2 Sportbootsprechstellen im Oberen<br />

<strong>und</strong> Unteren Vorhafen,<br />

• 4 Sprechstellen in den Maschinenräumen,<br />

• 2 Türsprechstellen mit eingebauter<br />

Kamera an den Zugängen zum<br />

Betriebsgebäude,<br />

• 2 Notrufsprechstellen in der <strong>Mitte</strong><br />

der Schleusenkammer.<br />

Die Sprach- <strong>und</strong> Steuerdaten des Nautischen<br />

Informationsfunks werden ebenfalls<br />

über die Kommunikationsanlage<br />

zur FBZ Minden übertragen.<br />

Netzwerktechnik<br />

Für die Übertragung der Daten wurde<br />

ein Ethernet-WAN-Netzwerk (WAN,<br />

Wide Area Network) mit 1 Gbit/s Übertragungsvolumen<br />

aufgebaut. Die zentralen<br />

Geräte sind die Switche auf den<br />

Schleusen <strong>und</strong> in der FBZ Minden. Um<br />

eine hohe Verfügbarkeit zu erreichen, sind wichtige Baugruppen<br />

red<strong>und</strong>ant vorhanden. Die Spannungsversorgung<br />

wird über eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV)<br />

bereitgestellt.<br />

Organisatorische Anbindung<br />

der FBZ Minden<br />

Mit Wirkung vom 01.12.2003 wurde beim WSA Minden die<br />

"Bündelungsstelle Telematikdienste (TD)" mit einer Organisationsverfügung<br />

der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> eingerichtet. Die TD besteht<br />

aus den Betriebsstellen "Fernbedienzentrale Schleusen<br />

(FBZ)" <strong>und</strong> "Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale Minden". Die<br />

Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale Minden war bis dahin dem<br />

Außenbezirk Minden-<strong>Mitte</strong>llandkanal des WSA Minden als<br />

Betriebsstelle zugeordnet. Die Aufgabe der FBZ Minden ist<br />

die Wahrnehmung des Schleusenbetriebsdienstes der <strong>Mitte</strong>lweserschleusen<br />

Petershagen bis Langwedel, der<br />

Schachtschleuse Minden, der Schleusen des Verbindungskanals<br />

Süd (Obere <strong>und</strong> Untere Schleuse) in Minden sowie<br />

der Schleusen Hollage <strong>und</strong> Haste am Stickkanal Osnabrück.<br />

Der spätere Anschluss weiterer Schleusen (z.B. im<br />

Nachtbetrieb) bleibt vorbehalten.<br />

Die Zuständigkeit der FBZ Minden erstreckt sich weiterhin<br />

auf die Verkehrslenkung im Stichkanal Osnabrück <strong>und</strong> in<br />

den Schleusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser sowie auf die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />

der mittleren <strong>und</strong> oberen Haltung des<br />

Stichkanals Osnabrück. Der Leiterin der TD obliegt die<br />

Dienst- <strong>und</strong> Fachaufsicht über die FBZ <strong>und</strong> die Dienstaufsicht<br />

über die Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale.<br />

Der Personalbedarf für die FBZ nach Anschluss aller 11<br />

Schleusen ergibt sich wie folgt:


16-St<strong>und</strong>enbetrieb<br />

24-St<strong>und</strong>enbetrieb<br />

2-Schichtbetrieb mit<br />

4 Mitarbeiter/innen je Schicht<br />

3-Schichtbetrieb<br />

mit je 4 Mitarbeiter/innen in Früh- <strong>und</strong><br />

Spätschicht,<br />

1 Mitarbeiter/in in der Nachtschicht<br />

Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen beim WSA Minden<br />

14 Mitarbeiter<br />

18 Mitarbeiter<br />

Die Schleusenbetriebsstellen der betroffenen Außenbezirke<br />

werden nach Schaffung der technischen Voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Anbindung der Schleusen an die FBZ sukzessive aufgelöst.<br />

Anpassung der Vorschriften<br />

für den<br />

Schleusenbetriebsdienst<br />

Als Arbeitsgr<strong>und</strong>lage wurde hierzu die rechtliche Beurteilung<br />

aus dem b<strong>und</strong>esweiten Konzept zur Automatisierung<br />

von Schleusen an Binnenwasserstraßen <strong>und</strong> dem Entwurf-<br />

HU herangezogen.<br />

Die Verwaltungsvorschrift der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

<strong>Mitte</strong> – VV-<strong>WSD</strong> M 23–1 – zum Schleusenbetriebsdienst<br />

wurde den Erfordernissen für fernbediente Schleusen<br />

angepasst <strong>und</strong> zum 01.08.<strong>2004</strong> neu eingeführt. Neben<br />

der FBZ Minden sind auch die weiteren Fernbedienzentralen<br />

Anderten <strong>und</strong> Wedtlenstedt aufgenommen<br />

worden.<br />

Verkehrssicherungspflicht<br />

Die Verkehrssicherungspflicht wurde besonders<br />

unter dem Aspekt des Anlagenschutzes betrachtet.<br />

Bei den bisher an die FBZ angeschlossenen<br />

Schleusen sind aufgr<strong>und</strong> dessen die vorhandenen<br />

Einzäunungen vervollständigt worden. Dadurch<br />

wurden zwei Ziele erreicht. Zum einen wird<br />

auf diese Weise nichtberechtigten Personen generell<br />

der Zutritt auf das Schleusengelände verwehrt<br />

<strong>und</strong> eine Gefährdung dieser Personen soweit<br />

möglich <strong>und</strong> zumutbar verhindert. Zum anderen<br />

werden die Betriebsanlagen <strong>und</strong> Einrichtungen<br />

vor Vandalismus <strong>und</strong> Diebstahl geschützt.<br />

Dies geschieht insbesondere vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der auf dem Gelände gelagerten Ersatzteile<br />

von erheblichem Wert (z.B. Ersatztore<br />

für die Schleusen), die im Schadensfall jederzeit<br />

einsatzbereit sein müssen. Hinzu kommt, dass<br />

eine weitere umfangreiche Beschilderung <strong>und</strong><br />

kleinräumige Sicherung an allen Gefahrenpunkten<br />

auf dem jeweiligen Schleusengelände entfällt.<br />

Schulung der Beschäftigten<br />

der FBZ<br />

Ein Schulungskonzept wurde für die Leiterin der TD, die<br />

Mitarbeiter/innen <strong>und</strong> die Springer in der FBZ aufgestellt.<br />

Es gliedert sich in drei Teile, wobei für die/den Einzelne/n<br />

die individuellen Vorkenntnisse berücksichtigt wurden:<br />

• Vermittlung von EDV-Gr<strong>und</strong>kenntnissen (Word <strong>und</strong><br />

Excel),<br />

• Erwerb von Ortskenntnissen der ersten 3 anzuschließenden<br />

Schleusen (Untere Schleuse Minden, Schleusen<br />

Petershagen <strong>und</strong> Schlüsselburg),<br />

• Einweisung in das Prozessleitsystem in der FBZ.<br />

Ziel des Schulungskonzeptes ist:<br />

• Gr<strong>und</strong>lagen in den Anwenderprogrammen Word <strong>und</strong><br />

Excel kennen <strong>und</strong> anwenden können,<br />

• Kennen lernen der baulichen Anlagen, der Betriebsabläufe<br />

<strong>und</strong> der Besonderheiten der jeweiligen Schleuse,<br />

um damit ein hohes Maß an Sicherheit beim Bedienen<br />

der Schleusen zu erlangen,<br />

• Das Prozessleitsystem in der Schleusenfernbedienzentrale<br />

sicher bedienen <strong>und</strong> beherrschen können.<br />

Die Umsetzung des Schulungskonzeptes erfolgte in Absprache<br />

mit den WSÄ Verden <strong>und</strong> Minden, der Fachstelle<br />

Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> den betroffenen Außenbezirken.<br />

Die Abb. 4 zeigt die Leiterin der Bündelungsstelle Telematikdienste<br />

<strong>und</strong> die Schichtleiter, die in der FBZ Minden nach<br />

Abschluss des 1. Bauabschnittes für die Fernbedienung der<br />

Schleusen Petershagen <strong>und</strong> Schlüsselburg sowie der Unteren<br />

Schleuse Minden eingesetzt werden. In Klammern ist<br />

der ehemalige Dienstort aufgeführt.<br />

Abb. 4 – Herr Hoffmann (Schleuse Drakenburg), Herr Buhre (Schachtschleuse Minden),<br />

Frau Kaßner-Meyer (Schleuse Petershagen), Herr Kulack (Schleuse Petershagen); v.l.n.R.<br />

Betriebserfahrung der ersten<br />

Monate<br />

Nach kleineren anfänglichen Störungen gibt es mittlerweile<br />

keine technischen Probleme mehr; die Anlage läuft stabil.<br />

Eine Besetzung der Schleusen mit Bedienpersonal vor Ort<br />

aufgr<strong>und</strong> eines technischen Defekts bei der Fernbedienung<br />

war bisher nicht erforderlich. In der betrieblichen Praxis hat<br />

sich auch das Red<strong>und</strong>anzkonzept bewährt. So wird z.B. bei<br />

einer ausgefallenen Videokamera auf eine andere Kamera<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

49


50<br />

umgeschwenkt, so dass der Betrieb von der FBZ weiter laufen<br />

kann. Die red<strong>und</strong>anten Baugruppen <strong>und</strong> Geräte sorgen<br />

damit für eine hohe Verfügbarkeit der gesamten Fernbedienung.<br />

Das Unterhaltungspersonal der Bauhöfe Minden <strong>und</strong><br />

Hoya wurde durch umfangreiche Schulungen mit der neuen<br />

Technologie vertraut gemacht. Die Bauhöfe haben eine<br />

Rufbereitschaft eingerichtet, um auch außerhalb der normalen<br />

Dienstzeit auf Störungen zügig reagieren zu können.<br />

Nach dem Ablauf der Gewährleistungsfrist liegt die Wartung<br />

<strong>und</strong> Unterhaltung der innovativen Technik in der Hand des<br />

Regiebetriebes. Hier gilt es, sich auf die Anforderungen der<br />

neuen Technologien einzustellen <strong>und</strong> die personelle <strong>und</strong><br />

technische Ausstattung anzupassen, damit im Störungsfall<br />

schnell reagiert werden kann, um Behinderungen für die<br />

Schifffahrt so gering wie möglich zu halten.<br />

Ausblick <strong>und</strong> Fazit<br />

Derzeit werden im Rahmen des 2. Bauabschnittes die<br />

Schleusen Landesbergen <strong>und</strong> Drakenburg für die Fernbedienung<br />

vorbereitet. Der Anschluss dieser Schleusen an die<br />

FBZ Minden wird <strong>Mitte</strong> 2005 abgeschlossen sein. In weiteren<br />

Abschnitten sind die Mindener Schleusen <strong>und</strong> die<br />

Schleusen am Stichkanal Osnabrück vorgesehen. Die<br />

Schleuse Dörverden wird nach Fertigstellung des Neubaus,<br />

geplant 2010, von Minden fernbedient.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen beim WSA Minden<br />

Abb. 5 – B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe nimmt die FBZ Minden in Betrieb<br />

Das in Minden umgesetzte technische Konzept der Schleusenfernbedienung<br />

hat überregional für Aufsehen gesorgt.<br />

Dies wird deutlich an dem Interesse der Fachkollegen aus<br />

der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV), die sich bereits<br />

in den ersten Monaten seit Inbetriebnahme vor Ort informiert<br />

haben. In der Fachpresse wurde das Projekt ebenfalls<br />

gewürdigt. Die Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> stellt<br />

die Erfahrungen aus diesem Projekt für einen Wissenstransfer<br />

auch anderen Dienststellen in der WSV gern zur<br />

Verfügung.<br />

B<strong>und</strong>esminister<br />

Dr. Manfred Stolpe<br />

eröffnete die FBZ Minden<br />

Am 5. Februar <strong>2004</strong> übergab der B<strong>und</strong>esminister für Verkehr,<br />

Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen, Dr. Manfred Stolpe, die<br />

neue Fernbedienzentrale für Schleusen in Minden ihrer Bestimmung.<br />

Der Minister war beeindruckt von der komplexen<br />

Technik, die er mit einem Druck auf den „roten Knopf“ effektvoll<br />

in Betrieb setzte. Im Anschluss führte er ein Gespräch<br />

über den Nautischen Informationsfunk mit einem<br />

Binnenschiffer aus Brandenburg, der die Schleuse Schlüsselburg<br />

mit seinem Schiff auf dem Weg nach Bremen passierte<br />

(Abb. 5).


Projekt Seelze-Süd<br />

– Verknüpfung von wasser- <strong>und</strong> städtebaulichen Interessen<br />

Der anhaltend hohe Bedarf an Arbeitsplätzen <strong>und</strong> die Nachfrage<br />

nach Wohnraum im Großraum Hannover, besonders<br />

in der westlichen Kernrandzone der Landeshauptstadt,<br />

veranlasste die Stadt Seelze vor mehr als 10 Jahren, für<br />

das Baugebiet Seelze-Süd am Stichkanal Linden, erste<br />

Standortanalysen vorzunehmen <strong>und</strong> Strukturkonzepte zu<br />

erarbeiten. Im Jahre 1994 wurden die Ergebnisse erstmalig<br />

dem <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt (WSA) Braunschweig im<br />

Rahmen einer Beteiligung der Träger öffentlicher Belange<br />

vorgestellt. Ziel der städtischen Planung war die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung eines neuen Wohngebietes mit ca.<br />

2000 Wohneinheiten für rd. 5000 Einwohner auf einer Fläche<br />

von 120 Hektar. Gleichzeitig waren ergänzende<br />

Dienstleistungs- <strong>und</strong> Gewerbeareale angedacht.<br />

Unter Berücksichtigung der Anforderungen <strong>und</strong> Gegebenheiten<br />

des Standorts <strong>und</strong> der städtebaulichen Zielsetzungen<br />

sollte ein weitgehend in die Siedlungsstruktur integriertes<br />

neues Wohngebiet geschaffen werden. Wichtigste<br />

Voraussetzung zur Entwicklung des neuen Siedlungsgebie-<br />

Abb.1 - Baugebiet Seelze-Süd mit geplanter Fußgänger- <strong>und</strong> Radwegbrücke<br />

Jens-Elmar Jacobsen<br />

WSA Braunschweig<br />

Frank-Hinrich Schirm<br />

WSA Braunschweig<br />

tes waren die landschaftlichen Gegebenheiten, d.h. ein<br />

weitgehend ebenes Gelände mit geringen Höhenunterschieden<br />

<strong>und</strong> ohne Landschaftsmerkmale, die eine besondere<br />

Berücksichtigung innerhalb des Siedlungsgebietes<br />

erfordert hätten. Der angrenzende Stichkanal Linden sollte<br />

in das Wohngebiet durch eine Bebauung der Kanaluferbereiche<br />

eingeb<strong>und</strong>en werden. Das Strukturkonzept sollte<br />

dabei dem Leitgedanken „Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten am Kanal“<br />

folgen (Abb.1).<br />

Das Strukturkonzept für das Baugebiet Seelze-Süd enthält<br />

folgende Besonderheiten:<br />

Anbindung an das<br />

Stadtzentrum Seelze<br />

Die Anbindung des neuen Baugebietes Seelze-Süd an das<br />

Stadtzentrum erfolgt durch eine neue Fußgänger- <strong>und</strong><br />

Radwegbrücke über den Stichkanal Linden <strong>und</strong> weiter über<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

51


52<br />

den Güterbahnhof <strong>und</strong> die DB-Strecke Hannover –<br />

Köln. Über die Brücke besteht auch eine kurze Verbindung<br />

vom Baugebiet zum Personenbahnhof Seelze mit<br />

Anschluss an die S-Bahnstrecke Hannover – Minden<br />

<strong>und</strong> damit an den öffentlichen Personennahverkehr. Als<br />

Anbindung für den Kfz-Verkehr bleiben die bestehenden<br />

Brücken über den Stichkanal Linden erhalten.<br />

Zentrumsfunktion<br />

Das neue Baugebiet erhält ein eigenes Stadtteilzentrum<br />

mit Geschäften <strong>und</strong> Einrichtungen für die Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

<strong>und</strong> für Dienstleistungen. Das Stadtteilzentrum<br />

grenzt unmittelbar an einen Grünzug.<br />

<strong>Wasser</strong>aspekt<br />

Der <strong>Wasser</strong>aspekt wird im Strukturkonzept mehrfach<br />

berücksichtigt durch das Heranrücken mit der Bebauung<br />

an den Stichkanal Linden, die Gestaltung der ufernahen<br />

Bereiche, den Bau sog. Grachten <strong>und</strong> offener<br />

Entwässerungsgräben <strong>und</strong> die Umverlegung eines<br />

Bachlaufes (Bredenbeke). Die Grachten sind vom<br />

Stichkanal Linden aus nicht mit Booten zu befahren. Sie<br />

haben den Zweck, das Oberflächenwasser aus dem Baugebiet<br />

aufzunehmen <strong>und</strong> in den Stichkanal als Vorfluter<br />

abzuleiten.<br />

Bei der weiteren Beteiligung der Träger öffentlicher Belange<br />

wurde dem WSA Braunschweig im Jahre 2000 der Erläuterungsbericht<br />

zur 17. Flächennutzungsplanänderung von der<br />

Stadt Seelze zur Stellungnahme übersandt. Bei der Bearbeitung<br />

der Stellungnahme war u.a. zu prüfen, wie <strong>und</strong><br />

unter welchen Auflagen <strong>und</strong> Bedingungen die Grachten mit<br />

ihrer Verbindung zum Stichkanal Linden genehmigt werden<br />

können. Zudem wurde eine kleine Arbeitsgruppe unter<br />

Beteiligung der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>, des<br />

Neubauamtes für den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals in Hannover<br />

<strong>und</strong> des WSA Braunschweig eingerichtet, um eine<br />

Koordinierung der Interessen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

zum geplanten Ausbau des Stichkanals Linden<br />

mit den Interessen der Stadt Seelze <strong>und</strong> des Entwicklungsträgers<br />

Seelze-Süd zur Gestaltung der ufernahen Bereiche<br />

des Stichkanals herbeizuführen.<br />

Die Einleitungsbauwerke für die<br />

insgesamt vier Grachten wurden<br />

über strom- <strong>und</strong> schifffahrtspolizeiliche<br />

Genehmigungen nach § 31<br />

B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz genehmigt.<br />

Im Jahre 2001 wurden die<br />

Anträge für die ersten zwei Grachten<br />

eingereicht. Aufgr<strong>und</strong> der wesentlich<br />

niedrigeren Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />

ist der Stichkanal Linden in<br />

diesem Bereich gedichtet. Daher<br />

erhalten auch die Grachten eine<br />

Tondichtung. Zum jetzigen Zeitpunkt<br />

(November <strong>2004</strong>) sind drei<br />

der vier geplanten Einleitungsbauwerke<br />

für die Grachten fertiggestellt<br />

(Abb. 2 <strong>und</strong> 3).<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Projekt Seelze Süd – Verknüpfung von wasser- <strong>und</strong> städtebaulichen Interessen<br />

Die oben genannte Fußgänger- <strong>und</strong> Radwegbrücke zur<br />

Anbindung des Baugebietes Seelze-Süd an das Stadtzentrum<br />

Seelze <strong>und</strong> an den Bahnhof ist noch nicht realisiert<br />

worden. Um jedoch kurzfristig eine sichere Verbindung für<br />

Fußgänger <strong>und</strong> Radfahrer über den Stichkanal Linden als<br />

Zwischenlösung herzustellen, wird der Fahrbahnbereich der<br />

benachbarten Brücke Nr. 243 für eine Einbahnstraßenregelung<br />

mit abgeteiltem Fuß- <strong>und</strong> Radweg umgestaltet. Hierzu<br />

wurde zwischen der Stadt Seelze <strong>und</strong> dem WSA Braunschweig<br />

eine Verwaltungsvereinbarung abgeschlossen.<br />

Ausblick<br />

Abb.2 - Einleitungsbauwerk für eine Gracht<br />

Abb.3 - Fertiggestellte Gracht<br />

Entwicklungskonzepte unter Einbeziehung der <strong>Wasser</strong>wege<br />

werden seit einigen Jahren durch Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

verstärkt geplant <strong>und</strong> sollen auch in anderen Bereichen<br />

des WSA Braunschweig verwirklicht werden. Beispiele<br />

hierfür sind die „Marina Abbesbüttel“ bei Braunschweig, der<br />

„Lister Blick“ am <strong>Mitte</strong>llandkanal in Hannover <strong>und</strong> das Conti-Gelände<br />

am Stichkanal Linden in Limmer.


Reinhold Aselmeier<br />

WNA Helmstedt<br />

Helge Huxoll<br />

WNA Helmstedt<br />

Der Ausbau der Osthaltung des <strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK)<br />

vom unteren Vorhafen der Schleuse Sülfeld (MLK-km<br />

238,0) bis zum <strong>Wasser</strong>straßenkreuz Magdeburg (MLK-km<br />

318,45) ist Bestandteil des Projektes 17 der Verkehrsprojekte<br />

Deutsche Einheit <strong>und</strong> liegt in der Zuständigkeit des<br />

<strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamtes Helmstedt. Die insgesamt<br />

ca. 80 km lange Ausbaustrecke verläuft auf einer Länge<br />

von 20 km durch Niedersachsen <strong>und</strong> auf einer Länge von<br />

60 km durch Sachsen-Anhalt. Der Streckenabschnitt in<br />

Niedersachsen wurde in fünf - getrennt ausgeschriebene -<br />

Baulose unterteilt.<br />

Der Ausbauabschnitt „Niedersachsen 2b“ (MLK-km 254,926<br />

bis MLK-km 258,656) im Bereich der Liegestelle Rühen ist<br />

das östlichste Streckenbaulos im B<strong>und</strong>esland Niedersachsen,<br />

welches an den bereits im Jahre 2000 fertiggestellten<br />

Bauabschnitt „Breitenrode“ im B<strong>und</strong>esland Sachsen-Anhalt<br />

anschließt. In dem auszubauenden Bereich liegt die ehemalige<br />

Zollabfertigungsstelle Rühen, deren Gebäude während<br />

der Bauzeit als Baubüro diente.<br />

Die rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für den Kanalausbau im Bereich<br />

der Liegestelle Rühen wurde mit den Planfeststellungsbeschlüssen<br />

vom 04.12.1998 <strong>und</strong> 15.01.1999 (Ergänzungsbeschluss<br />

wegen formaler Änderungen) nach dem B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz<br />

geschaffen. Der Ausbau dieses<br />

rd. 3,7 km langen Kanalabschnittes wurde europaweit im<br />

Offenen Verfahren ausgeschrieben <strong>und</strong> Ende Juni 2003 –<br />

mit einer geplanten Bauzeit<br />

von 2 Jahren - zur<br />

Bauausführung vergeben.<br />

Die Auftragssumme von<br />

13,46 Mio. EUR beinhaltet<br />

die Verbreiterung <strong>und</strong><br />

Vertiefung des Kanalbettes,<br />

den Abbruch <strong>und</strong> Neubau<br />

des Dükers Nr. 422 „Rühener<br />

Graben“ <strong>und</strong> des Aller-<br />

Hochwasserentlasters I sowie<br />

die Erneuerung der<br />

Sp<strong>und</strong>wand an der Liegestelle<br />

Rühen auf einem<br />

Teilabschnitt von 670 Metern,<br />

weil sie für die<br />

Belastungen durch die<br />

Schifffahrt nicht mehr<br />

standsicher ist (Abb. 1).<br />

Streckenausbau<br />

im Bereich der Liegestelle Rühen<br />

(Baulos Niedersachsen 2b)<br />

Da das Streckenbaulos „Niedersachsen 2b“ im niedersächsischen<br />

Drömling liegt bzw. an den Naturpark Drömling<br />

Sachsen-Anhalt (Grenze zum Totalreservat) grenzt, sind<br />

alle Landflächen außerhalb des Kanals als Landschaftsschutzgebiet,<br />

Naturschutzgebiet oder als besonderes<br />

Schutzgebiet nach der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat)<br />

ausgewiesen.<br />

Der MLK wird hier im Trapez- oder Böschungsprofil nach<br />

Süden ausgebaut. Der brauchbare Aushubboden (rd.<br />

255.000 m³) ist – gemäß Planfeststellungsbeschluss – über<br />

eine 3,5 km lange Spülleitung zu einer Ablagerungsfläche<br />

nördlich des MLK zu transportieren.<br />

In dem auszubauenden Bereich galt die Verkehrslenkung in<br />

der Osthaltung des MLK (Regelungsstrecke 2 von MLK-km<br />

250,000 – 258,656) mit einer Wartestation in der Liegestelle<br />

Rühen, wobei während der Bauzeit die Liegedauer für<br />

Binnenschiffe auf 12 St<strong>und</strong>en beschränkt werden musste.<br />

Nach entsprechendem Baufortschritt wurde diese Beschränkung<br />

im Juni <strong>2004</strong> östlich der Liegestelle vollständig<br />

<strong>und</strong> noch vor Bauzeitende aufgehoben.<br />

Der MLK im Ausbauabschnitt „Niedersachsen 2b“ liegt im<br />

wasserwirtschaftlichen Retentionsraum Allerknie, einem<br />

Retentionsgebiet mit einer Fläche von ca. 1225 ha. Der<br />

Bemessungswasserabfluss HQ100 der Aller beträgt<br />

50 m³/s, wobei alle Abflüsse über ca. 22 m³/s nur durch<br />

Überströmung der Vorländer im Retentionsraum zum MLK<br />

gelangen können. Die<br />

vorhandenen <strong>und</strong> neuen<br />

Kanalseitendämme auf<br />

der Nord- <strong>und</strong> Südseite<br />

des MLK haben demnach<br />

die Funktion eines<br />

Hochwasserschutzdeiches,<br />

da sie den MLK vor<br />

einem Hochwasser im<br />

Retentionsraum Allerknie<br />

schützen. Beim<br />

Bauablauf war darauf zu<br />

achten, dass diese<br />

Deichlinie in<br />

hochwasserkritischen<br />

Zeiten ständig geschlossen<br />

war.<br />

Abb. 1 - Streckenausbau „Niedersachsen 2b“ mit Wendestelle, Liegestelle <strong>und</strong> Allerentlaster I<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

53


54<br />

Vorbereitende Maßnahmen<br />

Die Holzungsarbeiten für den Streckenausbau im Bereich<br />

der Liegestelle Rühen wurden während der nach dem Naturschutzgesetz<br />

zulässigen Zeiten bereits im Winter<br />

2002/2003 durchgeführt.<br />

Kampfmittelbeseitigung<br />

Das gesamte Baulos galt als Kampfmittelverdachtsgebiet.<br />

Daher erforderte der Ausbau des MLK von der Liegestelle<br />

Rühen bis zur Landesgrenze Sachsen-Anhalt im Vorfeld<br />

der Baumaßnahmen ein Absuchen des Baufeldes nach<br />

Kampfmitteln aus dem 2. Weltkrieg. Dazu mussten die<br />

gesamte Kanalsohle <strong>und</strong> die Achsen der neuen Strecken-<br />

<strong>und</strong> Sicherungssp<strong>und</strong>wände in den Jahren 2001/2002<br />

sondiert werden. Dies geschah mit GPS-gestütztem Meßsystem<br />

<strong>und</strong> EDV-Aufzeichnung. Vor Ramm- <strong>und</strong> Bohrarbeiten<br />

waren Tiefensondierungen durchzuführen, die den<br />

Baugr<strong>und</strong> durch verrohrte Bohrungen in Abständen von 1<br />

bis 2 m <strong>und</strong> bis 5 m Tiefe nach Anomalien erk<strong>und</strong>eten.<br />

Mit der Auswertung der EDV-Aufzeichnung durch den<br />

Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) der Bezirksregierung<br />

Hannover wurde der Umfang der zu untersuchenden Verdachtspunkte<br />

im <strong>Wasser</strong>bereich festgelegt. Die Entsorgung<br />

von geborgenen Kampfmitteln erfolgte durch den KBD, der<br />

anschließend die Freigabe des Baufeldes für die Durchführung<br />

der Bauarbeiten bescheinigte. Wegen der nicht eindeutigen<br />

Sondierergebnisse in Teilbereichen <strong>und</strong><br />

auf Empfehlung des KBD wurden im Bereich der<br />

<strong>Wasser</strong>wechselzone die Nassbaggerarbeiten unter<br />

Aushubüberwachung durchgeführt. Weitere Kampfmittel<br />

wurden dabei nicht gef<strong>und</strong>en.<br />

Entsorgung von schadstoffbelastetem<br />

Baggergut<br />

Die Liegestelle Rühen in Niedersachsen war über<br />

viele Jahre die letzte Liegemöglichkeit 2 km westlich<br />

der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Bedingt<br />

durch zum Teil längere Liegezeiten wurden giftige<br />

Stoffe aus Schiffsanstrichen in den Untergr<strong>und</strong> eingetragen.<br />

In erster Linie handelte es sich dabei um<br />

zinnorganische Verbindungen (TBT aus Anti-<br />

Fouling-Anstrichen), die sich hauptsächlich in den<br />

oberflächennahen schluffigen Bodenschichten abgelagert<br />

haben. Diese Bodenschichten waren abfallrechtlich<br />

gesondert zu entsorgen <strong>und</strong> der Niedersächsischen<br />

Gesellschaft zur Endablagerung von<br />

Sonderabfall - zur Zuweisung einer Deponiefläche -<br />

anzudienen. Um die Baggermenge so exakt wie<br />

möglich zu ermitteln, startete im Vorfeld ein umfangreiches<br />

Untersuchungsprogramm zur genauen Lokalisation <strong>und</strong><br />

Differenzierung der kontaminierten Bereiche. Auf dieser<br />

Basis wurde die Beseitigung des kontaminierten Baggergutes<br />

bereits im Jahre 2002 ausgeschrieben <strong>und</strong> dem eigentlichen<br />

Streckenausbau vorgezogen. Das stärker belastete<br />

Material (ca. 4.000 m³ Z2 nach LAGA) wurde auf der Baustelle<br />

entwässert, mit Kalk geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> danach auf den<br />

Flächen der Norddeutschen Gesellschaft zur Ablagerung<br />

von Mineralstoffen GmbH in Helmstedt endgelagert. Das<br />

weniger belastete Material (ca. 34.000 m³ Z1.2 nach LAGA)<br />

wurde nach Entwässerung in geschlossenen Transportgefäßen<br />

als Abdeckboden auf die Aschefelder des Braunkohlekraftwerkes<br />

in Schöningen gebracht.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Streckenausbau im Bereich der Liegestelle Rühen (Baulos Niedersachsen 2 b)<br />

Bauausführung<br />

Umsetzen der Kanalseitendämme, Baugr<strong>und</strong><br />

Als Baugr<strong>und</strong> waren nach den Bodengutachten der B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für <strong>Wasser</strong>bau (BAW) Sande, Mergel <strong>und</strong> Torf<br />

zu erwarten. Auf der Verbreiterungsseite (Südufer) standen<br />

100.000 m³ Torf in einer Schichtdicke bis zu 2,20 m sowie<br />

25.000 m³ Tonmergel an. Dieser nicht bzw. nur unwirtschaftlich<br />

spülfähige Boden wurde mittels Schuten zu einer<br />

verwaltungseigenen Ablagerungsfläche verbracht. Die<br />

Torfschicht unter dem neuen Betriebsweg wurde zur Verbesserung<br />

der Tragfähigkeit entfernt, wobei der Torf unter<br />

dem neuen Kanalseitendamm erhalten blieb, da er nach<br />

dem Baugr<strong>und</strong>gutachten der BAW für die Standsicherheit<br />

dieses Linienbauwerks als unbedenklich einzustufen war.<br />

Außerdem wurde unter der landseitigen Böschung des<br />

alten Kanalseitendamms ebenfalls noch Torf angetroffen,<br />

der auszukoffern war, da er im Bereich des neuen Kanalprofils<br />

lag. Der Torfaushub fand in drei Schritten statt: Im<br />

ersten Schritt wurde der Torf unter dem neuen noch herzustellenden<br />

Betriebsweg ausgehoben <strong>und</strong> in Schuten verladen.<br />

Im zweiten Schritt wurde der Sandboden des alten<br />

Kanalseitendamms als Unterbau für den neuen Betriebsweg<br />

umgesetzt <strong>und</strong> die Torfschicht unter dem alten Damm<br />

freigelegt. Im dritten Schritt wurde diese Torfschicht in<br />

Schuten verladen <strong>und</strong> abtransportiert (Abb. 2).<br />

Abb. 2 - Austausch der Torfschnitte <strong>und</strong> Umsetzen des Dammes<br />

Wegen der zu erwartenden Hochwässer im Retentionsraum<br />

Allerknie war für die Standsicherheitsberechnung des neuen<br />

Kanalseitendamms – in seiner Funktion als Hochwasserschutzdeich<br />

– landseitig ein <strong>Wasser</strong>anstau von NN +<br />

57,60 m anzusetzen <strong>und</strong> die neue Dammkrone auf NN +<br />

58,50 m zu erhöhen (der untere Betriebswasserstand in der<br />

MLK-Osthaltung liegt bei NN + 55,75 m). Die landseitige<br />

Böschungsneigung wurde bis NN + 57,60 m unter 1 : 4 <strong>und</strong><br />

anschließend bis zur Dammkrone unter 1 : 2 ausgebildet.<br />

Die Dammkrone erhielt eine Breite von 2,0 m <strong>und</strong> wurde<br />

wegen zu erwartender Setzungen des Torfes um 20 cm<br />

überhöht.


Spülbetrieb<br />

Der Kanalausbau erfolgte als Trapezprofil mit einer <strong>Wasser</strong>spiegelbreite<br />

von 56,50 m <strong>und</strong> einer Tiefe von 4,25 m<br />

beim mittleren Betriebswasserstand von NN + 56,00 m. Als<br />

Ablagerungsfläche für den sandigen <strong>und</strong> spülfähigen Kanalaushub<br />

(255.000 m³) war eine verfüllte ehemalige Sandgrube<br />

nordwestlich der Ortschaft Rühen vorgesehen. Nach<br />

Einsprüchen durch die Ortschaft Rühen <strong>und</strong> die Anwohner<br />

im Planfeststellungsverfahren wurde auf den Transport des<br />

Bodens per LKW wegen zu starker Verkehrslärmbelästigung<br />

verzichtet. Stattdessen war der Boden per Spülleitung<br />

auf einer planfestgestellten Trasse durch die Ortschaft zu<br />

führen. Die Leitung mit einer Länge von 3.500 m kreuzte<br />

verschiedene Straßen <strong>und</strong> führte direkt an einer Schule<br />

vorbei. Nach der Installation einer Schalldämmung an der<br />

Rohrleitung, die an den Rohrbrücken aus Mineralwolle <strong>und</strong><br />

Teerpappe bzw. in den anderen Bereichen aus einer Sandhaube<br />

hergestellt wurde, ergab eine schalltechnische Untersuchung<br />

die Einhaltung der Grenzwerte nach TA Lärm<br />

für Schulen von 45 dB(A) bzw. für Wohngebiete von 50<br />

dB(A).<br />

Der Kanalaushub wurde mittels Stelzenbaggern in Klappschuten<br />

verladen <strong>und</strong> in der vorhandenen Wendestelle<br />

Rühen, in der eine<br />

Spüleinrichtung<br />

stand, verklappt.<br />

Von dort wurde der<br />

Boden mit Unterstützung<br />

einer zweiten<br />

Pumpstation<br />

durch die Rohrleitung<br />

bis zur Ablagerungsfläche<br />

gespült<br />

(Abb. 3). Das Spülfeld<br />

wurde in 4 Becken<br />

aufgeteilt, um<br />

das Rücklaufwasser,<br />

das wieder in<br />

den Kanal zurückgepumpt<br />

wurde, von<br />

Sand <strong>und</strong> Schwebstoffen<br />

freizuhalten.<br />

Da diese Ablagerungsfläche<br />

in einer<br />

Trinkwasserschutzzone<br />

3 b lag, waren<br />

die Trinkwasserrichtlinie<br />

<strong>und</strong> die daraus resultierenden Auflagen zu beachten.<br />

Für das Spülfeld wurde eine Gr<strong>und</strong>wasserbeweissicherung<br />

durchgeführt <strong>und</strong> hierzu ein unabhängiges Büro unter<br />

Beteiligung der B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e in Koblenz<br />

mit der Untersuchung des Gr<strong>und</strong>wassers beauftragt.<br />

Die <strong>Wasser</strong>entnahmen wurden, um einen Vergleich zu<br />

erhalten, in der Wendestelle, dem Rohrauslauf <strong>und</strong> den 6<br />

Gr<strong>und</strong>wasserbrunnen am Spülfeld sowie am Rücklauf in<br />

den MLK durchgeführt. Der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel an der<br />

Ablagerungsfläche stieg durch das Spülwasser um ca. 1,0<br />

m an. Die Analyse der <strong>Wasser</strong>proben ergab bei den untersuchten<br />

Parametern keine zusätzlichen Belastungen des<br />

Gr<strong>und</strong>wassers durch den Spülbetrieb.<br />

Deckwerksarbeiten<br />

Das Nichtausbauufer auf der Nordseite erhielt, um Schwierigkeiten<br />

bei der Herstellung der Ebenheit des Planums zu<br />

vermeiden, einen zweistufigen 30 cm dicken Kornfilter mit<br />

Streckenausbau im Bereich der Liegestelle Rühen (Baulos Niedersachsen 2 b)<br />

einem 60 cm dicken Deckwerk aus <strong>Wasser</strong>bausteinen der<br />

Klasse II. Die Südseite wurde auf Gr<strong>und</strong> eines Sondervorschlags<br />

mit einer geotextilen Filtermatte <strong>und</strong> einem 80 cm<br />

dicken unverklammerten Deckwerk gesichert. Der Hohlraum<br />

des Deckwerks über <strong>Wasser</strong> wurde mit einer <strong>Wasser</strong>-<br />

Boden-Natrium-Alginat-Mischung verfüllt. Der Betriebsweg<br />

erhielt eine Schottertragschicht sowie eine Vegetationsdeckschicht.<br />

Die Wendestelle Rühen, in der gemäß Planfeststellungsbeschluss<br />

eine Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahme auszuführen<br />

war, wurde durch einen kanalparallelen Damm teilweise<br />

geschlossen <strong>und</strong> als Flachwasserzone ausgebildet. Der<br />

Damm wurde mit einer Neigung von 1 : 3 aus den alten<br />

Schüttsteinen der Nordseite aufgebaut <strong>und</strong> erhielt kanalseitig<br />

eine Abdeckung aus neuem Deckwerk (ohne Kornfilter).<br />

Die Sp<strong>und</strong>wände der Wendestelle erhielten eine Vorschüttung<br />

unter 1 : 3 aus altem Deckwerk.<br />

Im Streckenbereich wurden darüber hinaus mehrere<br />

Flachwasserzonen, Grabenabflachungen <strong>und</strong> verschiedene<br />

Anpflanzungen als Ersatz- <strong>und</strong> Ausgleichsmaßnahmen<br />

zeitnah zum Streckenausbau hergestellt.<br />

Teilerneuerung der Liegestelle<br />

Eine Untersuchung<br />

der vorhandenen<br />

Liegestelle ergab,<br />

dass sowohl die auf<br />

weniger als 200 kN<br />

Zugkraft ausgelegten<br />

alten Rohrpoller den<br />

neuen Anforderungen<br />

nicht genügten,<br />

als auch die Sp<strong>und</strong>wand<br />

auf Gr<strong>und</strong> der<br />

anzusetzenden Abrostungsraten<br />

die<br />

statischen Grenzwerte<br />

erreicht hatte.<br />

Daraufhin wurde die<br />

verankerte alte<br />

Sp<strong>und</strong>wand Larssen<br />

20 (t = 8 mm) aus<br />

dem Jahr 1968 durch<br />

eine neue verankerte<br />

Abb. 3 - Spülfeld mit Schneidkopf, Klappschute, Rohrleitung <strong>und</strong> Rohrauslauf<br />

Sp<strong>und</strong>wand Larssen<br />

21 (t = 10 mm) auf<br />

einer Länge von<br />

670 m ersetzt. Für das Einbringen der neuen Sp<strong>und</strong>wand,<br />

die 1,0 m landseitig gesetzt wurde, erhielt die alte Sp<strong>und</strong>wand<br />

aus statischen Gründen eine wasserseitige Vorschüttung<br />

von 1,0 m <strong>und</strong> zur Entlastung landseitig einen Aushub<br />

von 2,0 m Tiefe <strong>und</strong> 5,0 m Breite. Die vorhandenen Anker<br />

wurden sukzessive nach Baufortschritt durchtrennt. Nach<br />

Fertigstellung der neuen Verankerung <strong>und</strong> der Verholmung<br />

wurde die alte Sp<strong>und</strong>wand gezogen.<br />

Die Sohle der Liegestelle wurde mit einer 40 cm dicken<br />

teilvergossenen Deckschicht aus <strong>Wasser</strong>bausteinen – an<br />

der Sp<strong>und</strong>wand Vollverguss in 1 m Breite – auf einer geotextilen<br />

Filtermatte gegen Kolkbildung durch Schiffsschraubenstrahl<br />

gesichert.<br />

Die in der Liegestelle vorhandene Beleuchtung sowie die<br />

Strom- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>entnahmestellen wurden in Abstimmung<br />

mit der Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> dem WSA<br />

Uelzen ersetzt. Weiterhin wurde eine Sportbootliegestelle<br />

mit Nischenpollern, Festmacheringen <strong>und</strong> einer geschlos-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

55


56<br />

senen Sp<strong>und</strong>wandoberfläche hergestellt, damit ein Verrutschen<br />

der Fender in die Sp<strong>und</strong>wandtäler ausgeschlossen<br />

ist. Die Liegestelle erhält eine Befestigung aus Sickerpflaster,<br />

um eine Vereisung der Betriebsflächen im Winter zu<br />

vermeiden bzw. zu minimieren.<br />

Bauwerke<br />

Der vorhandene Allerentlaster I wurde abgebrochen <strong>und</strong><br />

durch ein neues Bauwerk 42 m weiter westlich ersetzt. Im<br />

Rahmen der Neuordnung des Hochwasserregimes im Bereich<br />

der Osthaltung des MLK wurde der neue Entlaster so<br />

bemessen, dass mit einer lichten Öffnungsweite der Wehrschwelle<br />

von 2 x 5 m Aufleitungsmengen von Q = 10 m³/s<br />

bis Q = 25 m³/s in den MLK abgeführt werden können,<br />

wobei die zulässigen Querströmungen für die Schifffahrt<br />

eingehalten werden. Die Steuerung der Abflussmengen<br />

erfolgt über bewegliche Schütze. Zusätzlich erhielt der neue<br />

Allerentlaster I eine automatische Rechenreinigungsanlage.<br />

Da großflächige Gr<strong>und</strong>wasserabsenkungen im Drömling<br />

nicht zulässig sind, wurde das neue Bauwerk in einer wasserdichten<br />

Baugrube (horizontale Abdichtung durch Unterwasserbeton,<br />

vertikale Abdichtung durch Sp<strong>und</strong>wände)<br />

errichtet.<br />

Weiterhin befindet sich in der Ausbaustrecke der Düker Nr.<br />

422 „Rühener Graben“, der bei Hochwasser zu einem Ausgleich<br />

der Retentionsraumbeanspruchung nördlich <strong>und</strong><br />

südlich des MLK dient. Der Düker wurde als Stahlrohrdüker<br />

mit einem Innendurchmesser von 1,50 m an gleicher Stelle<br />

neu gebaut (Abb. 4). Während der Bauzeit wurde die Nordseite<br />

des Ablaufgrabens durch den Kanal gespeist. Die<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Streckenausbau im Bereich der Liegestelle Rühen (Baulos Niedersachsen 2 b)<br />

Abb. 4 - Einschwimmen des Dükers Nr. 422 „Rühener Graben“<br />

Baugruben für das Einlauf- <strong>und</strong> das Auslaufbauwerk des<br />

Dükers wurden mit seitlichen Sp<strong>und</strong>wänden, welche in die<br />

horizontal anstehende Mergelschicht einbinden, gesichert.<br />

Sowohl im Gründungsbereich des Dükers als auch des<br />

Allerentlasters I wurden die Torfschichten großflächig bis<br />

ca. 50 m östlich <strong>und</strong> westlich der neuen Bauwerksachsen<br />

ausgekoffert <strong>und</strong> durch Sand ersetzt, um für die Bauwerke<br />

schädliche Setzungen zu vermeiden.<br />

Weiterhin wurden im Ausbaubereich befindliche Widerlager<br />

<strong>und</strong> Pfeiler einer Bahnstrecke der OHE (Osthannoversche<br />

Eisenbahn), auf welcher der Verkehr bereits in den 30er<br />

Jahren eingestellt wurde, abgebrochen <strong>und</strong> beseitigt.<br />

Ausblick<br />

Der Ausbau der Osthaltung des MLK zwischen der Schleuse<br />

Sülfeld <strong>und</strong> dem <strong>Wasser</strong>straßenkreuz Magdeburg als<br />

Teil des Projektes 17 der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit<br />

wurde auch in <strong>2004</strong> durch das <strong>Wasser</strong>straßen-<br />

Neubauamt Helmstedt zügig <strong>und</strong> zielstrebig fortgeführt.<br />

Mit Fertigstellung des 3,7 km langen Bauloses im Bereich<br />

der Liegestelle Rühen ist ab Anfang 2005 auf zusammenhängenden<br />

43 km Länge – ausgenommen sind die Lückenschlüsse<br />

an den Brücken Nr. 450 <strong>und</strong> 453 – vom östlichen<br />

Niedersachsen bis Haldensleben vorzeitig der Begegnungsverkehr<br />

von Großmotorgüterschiffen mit 2,80 m Abladetiefe<br />

möglich. Der Ausbau der rd. 80 km langen MLK-<br />

Oststrecke soll insgesamt Ende 2008 abgeschlossen werden.


Gunnar Plümer<br />

WNA Helmstedt<br />

Abb. 1 - Kanalüberführung Elbeu – Blick nach Süden<br />

Vom Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK)<br />

östlich von Wolfsburg – Projekt 17 der „Verkehrsprojekte<br />

Deutsche Einheit“ – ist in der<br />

„Hohen Dammstrecke“ nördlich von Magdeburg<br />

auch die Eisenbahnunterführung bei<br />

Elbeu betroffen. Der MLK kreuzt hier die<br />

Hauptstrecke der DB AG von Magdeburg<br />

nach Stendal (Abb. 1). Im Zuge des MLK-<br />

Ausbaus soll die Unterführung durch einen<br />

Neubau ersetzt werden.<br />

Oberste Prämisse für die Planung des neuen<br />

Bauwerks war stets, den Betrieb auf den<br />

bestehenden Verkehrswegen unter Berücksichtigung<br />

der gebotenen Sicherheit aufrechtzuerhalten<br />

<strong>und</strong> während der Bauarbeiten<br />

sowenig wie möglich zu behindern.<br />

Ausgangssituation<br />

Die Eisenbahnunterführung Elbeu wurde im Jahre 1928<br />

erbaut. Wie heute die DB AG, so forderte auch bei den<br />

damaligen Planungen die Deutsche Reichsbahn eine Beibehaltung<br />

der Höhenlage der vorhandenen Bahntrasse.<br />

Eine Absenkung der Schienenoberkante (NN + 44,00 m)<br />

hätte eine kritische Verringerung des Abstandes zum<br />

Planung<br />

der neuen<br />

Kanalüberführung Elbeu<br />

Abb. 2 - Querschnitt des bestehenden Bauwerks<br />

Marcus Meyer<br />

WNA Helmstedt<br />

Gr<strong>und</strong>wasserspiegel mit allen bekannten Problemen<br />

für Bau <strong>und</strong> Unterhaltung zur Folge gehabt.<br />

Unter Einhaltung der jeweiligen Lichtraumprofile<br />

der Bahn bliebt für die nutzbare Bauhöhe bis zur<br />

Kanalsohle bei NN + 52,00 m nur wenig Platz.<br />

Im Jahre 1928 fiel deshalb die Wahl der Konstruktion<br />

auf ein gemauertes Klinkergewölbe mit<br />

Stampfbetonwiderlagern. Die ca. 100 m lange<br />

Unterführung hat eine lichte Weite von 9,6 m.<br />

Während das Mauerwerk im Gewölbescheitel nur<br />

64 cm misst, sind die Widerlager an der Basis je 8<br />

m breit (Abb. 2). Derart robuste Gewölbe haben<br />

naturgemäß erhebliche Tragreserven für Vertikallasten,<br />

was die im Zuge einer Nachrechnung<br />

durchgeführte Materialprüfung noch zusätzlich<br />

bekräftigte. Kämpferverschiebungen infolge<br />

asymmetrischer oder horizontaler Lasten können<br />

dagegen schnell zu kritischen Zuständen führen.<br />

Die geplante Verbreiterung des MLK mittels senkrechter<br />

Uferwände <strong>und</strong> die Vertiefung der Sohle<br />

ziehen zwangsläufig Bauzustände nach sich, die<br />

mit einer Aufnahme der Tondichtung verb<strong>und</strong>en sind. Daraus<br />

resultieren Belastungszustände, für die die vorhandene<br />

Unterführung nie konzipiert war.<br />

Insbesondere der horizontale <strong>Wasser</strong>druck, der sich bei der<br />

Aufnahme der Tondichtung aus der räumlich schwer kalku-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

57


58<br />

lierbaren Sickerwasserströmung aufbaut, kann das unbewehrte<br />

Gewölbe in seiner Standsicherheit gefährden. Um<br />

dieser Gefahr zu begegnen, wurden zunächst zahlreiche<br />

Ertüchtigungsvarianten für die vorhandene Unterführung<br />

untersucht. Unter Berücksichtigung der geringen Bauhöhe<br />

erwiesen sie sich jedoch alle als nicht geeignet, eine Gefährdung<br />

mit dem notwendigen Sicherheitsniveau auszuschließen.<br />

Somit blieb nur die Möglichkeit, die vorhandene<br />

Unterführung durch einen Neubau zu ersetzen.<br />

Variantenuntersuchung<br />

In einer Voruntersuchung des WNA Helmstedt wurden für<br />

den Ersatz der Unterführung drei Varianten<br />

<strong>und</strong> elf Untervarianten miteinander verglichen.<br />

Neben verschiedenen Bauverfahren<br />

wurde auch die Verlegung der Bahnlinie <strong>und</strong><br />

damit verb<strong>und</strong>en der Neubau an einem neuen<br />

Kreuzungspunkt mit dem MLK untersucht.<br />

Voraussetzung für alle Varianten war die<br />

Einhaltung der Anforderungen der Dammsicherheit<br />

auch in allen Bauzuständen <strong>und</strong> die<br />

Minimierung der Verkehrsbeschränkungen für<br />

die Binnenschifffahrt <strong>und</strong> die Bahnlinie.<br />

Unter Abwägung aller wirtschaftlichen, sicherheitstechnischen<br />

<strong>und</strong> baulichen Belange<br />

stellte sich als Vorzugsvariante der Bau einer<br />

einschiffigen Kanalbrücke im Rechteckquerschnitt<br />

mit einer <strong>Wasser</strong>spiegelbreite von<br />

26,00 m im Zuge einer Ausweiche (Neue<br />

Fahrt) heraus. Nach Fertigstellung <strong>und</strong> Anschluss<br />

dieser Ausweiche an den MLK kann<br />

die alte Unterführung unter Sperrung der<br />

alten Fahrt abgebrochen <strong>und</strong> anschließend am gleichen<br />

Kreuzungspunkt eine zweischiffige Kanalbrücke (<strong>Wasser</strong>spiegelbreite<br />

42,00 m) über die Bahntrasse errichtet werden<br />

(Abb. 3).<br />

Planung<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb. 3 - Lageplan der geplanten vorgesehenen Lösung<br />

Da die personellen <strong>und</strong> technischen Kapazitäten des WNA<br />

Helmstedt nicht ausreichten, wurde für die weiteren Planungsphasen<br />

ein geeignetes Ingenieurbüro eingeschaltet.<br />

Nach europaweitem Teilnehmerwettbewerb wurden vier<br />

Planung der neuen Kanalüberführung Elbeu<br />

Büros zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert. Den Zuschlag<br />

erhielt das Ingenieurbüro Grassl aus Hamburg.<br />

Der Ingenieurvertrag mit dem Büro Grassl beinhaltet neben<br />

einigen „Besonderen Leistungen“ zum Abschluss der Voruntersuchung<br />

auch die Baugr<strong>und</strong>erk<strong>und</strong>ung, die Aufstellung<br />

der Planfeststellungsunterlagen <strong>und</strong> des Entwurfes-AU<br />

einschließlich Tragwerksplanung, Technischer Ausrüstung<br />

<strong>und</strong> die Massenermittlung für die Ausschreibung. Bei der<br />

weiteren Optimierung der Vorzugsvariante hat sich als<br />

wirtschaftlichster Baustoff Stahlbeton erwiesen, der in Form<br />

eines nach unten offenen Rahmens ohne Lager ausgebildet<br />

wird <strong>und</strong> damit besonders wartungsarm ist (Abb. 4)<br />

Abb. 4 - Querschnitt der vorgesehenen Lösung<br />

Aus wirtschaftlichen Gründen wird der Rahmen in gleicher<br />

Form auch unter der <strong>Mitte</strong>linsel zwischen alter Fahrt <strong>und</strong><br />

Ausweiche sowie unter den Außenböschungen geplant. Die<br />

vollständige Verfüllung der <strong>Mitte</strong>linsel <strong>und</strong> der Außenbö-<br />

schungen über den Portalen führt neben einem Sicherheitsgewinn<br />

zu einer ökologisch günstigeren <strong>und</strong> optisch<br />

gefälligeren Lösung. Durch die Verbindung beider Kanalbrücken<br />

entsteht letztlich ein insgesamt ca. 140 m langer<br />

Bahntunnel (Abb. 5).


Abb. 5 - Längsschnitt durch die neue Kanalüberführung<br />

Bauablauf<br />

Vor Beginn jeglicher Arbeiten am benetzten Kanalquerschnitt<br />

sind die Dammfüße mittels Auflastfilter für den Lastfall<br />

der Durchströmung zu ertüchtigen. Im Schutz einer<br />

Baugrubensp<strong>und</strong>wand wird die Kanalbrücke der Ausweiche<br />

auf einer Bohrpfahlgründung errichtet <strong>und</strong> anschließend die<br />

Ausweiche auf Kanalsohlenniveau geschüttet. An die senkrechten<br />

Stahlbetonwände der Kanalbrücke werden die<br />

Ufersp<strong>und</strong>wände der Ausweiche angeschlossen <strong>und</strong> nach<br />

deren Verankerung die Außenböschung <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong>linsel auf<br />

Endhöhe hergestellt.<br />

Es folgt der Sohlausbau der Ausweiche mit Tondichtung<br />

<strong>und</strong> Schutzschicht. Nach dem Fluten der Ausweiche können<br />

die Übergangsbereiche zur alten Fahrt abgetragen <strong>und</strong><br />

auch hier die endgültige Sohle des Reckteckprofiles hergestellt<br />

werden. Mit Inbetriebnahme der einschiffigen Ausweiche<br />

ist die Möglichkeit gegeben, das parallele Stück der<br />

alten Fahrt mit Querdämmen abzuriegeln <strong>und</strong> trockenzulegen.<br />

Danach ist der gefahrlose Abbruch der alten Unterführung<br />

möglich, allerdings ist dazu eine ca. einwöchige Vollsperrung<br />

der Bahnstrecke unumgänglich.<br />

Um diese Sperrpause so kurz wie möglich zu halten, werden<br />

die Widerlager der alten Unterführung nur geringfügig<br />

unter Schienenoberkante abgebrochen. Die Bohrpfahlgründung<br />

der neuen Kanalbrücke durchdringt die Widerlagerreste.<br />

Nach Fertigstellung des neuen Bauwerks <strong>und</strong> der<br />

Flügelwände wird der Sollquerschnitt des Dammes <strong>und</strong><br />

auch zwischen den Querdämmen der Sohlausbau im<br />

Rechteckprofil hergestellt. Dem Fluten der alten Fahrt folgt<br />

die Entfernung der Querdämme <strong>und</strong> die Ausführung letzter<br />

Restarbeiten.<br />

Planung der neuen Kanalüberführung Elbeu<br />

Ausblick<br />

Gegenwärtig werden die Planfeststellungsunterlagen fertiggestellt.<br />

Hierzu koordiniert das WNA Helmstedt die Leistungen<br />

des Ingenieurbüros mit denen des Landschaftsplaners.<br />

Nach Prüfung der Unterlagen ist mit der Einleitung des<br />

Planfeststellungsverfahrens zur Jahresmitte 2005 zu rechnen.<br />

Abhängig vom Abschluss des Verfahrens sollen die<br />

Bauarbeiten in den Jahren 2008/09 ausgeführt werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals zwischen MLK-km 315,15<br />

<strong>und</strong> 318,45 erfordert aufgr<strong>und</strong> von vier unterirdischen Kreuzungsbauwerken<br />

<strong>und</strong> der hohen Dammlage besondere<br />

Sorgfalt. Der Neubau der Unterführung B 189 n sowie die<br />

Anpassung der alten Unterführung B 189 <strong>und</strong> des „Alte<br />

Elbe-Durchlasses“ sind bereits entsprechend neuestem<br />

Dammstandsicherheitskonzept abgeschlossen. Somit bildet<br />

der Ersatz der alten Kanalüberführung Elbeu das letzte<br />

Hindernis für den Streckenausbau im o.g. MLK-Abschnitt.<br />

Durch intensive Vorbereitung <strong>und</strong> langfristige, verwaltungsübergreifende<br />

Abstimmungen ist es gelungen, eine in allen<br />

Phasen sichere <strong>und</strong> wirtschaftliche Baumaßnahme zu planen,<br />

ohne den laufenden Verkehr übermäßig zu behindern<br />

oder zu unterbrechen.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

59


60<br />

Dietmar Abel<br />

WNA Helmstedt<br />

Allgemeines<br />

Flächen suchen, Eigentümer ermitteln, Gespräche führen,<br />

Entschädigungen zahlen, Liegenschaftsvermessungen<br />

durchführen, Kaufverträge abschließen <strong>und</strong> überwachen,<br />

Gr<strong>und</strong>stücke erwerben, Gr<strong>und</strong>stücke verwalten - dieses<br />

sind nur Stichpunkte zur Beschreibung der Aufgaben, die<br />

sich aus der Flächenbereitstellung für den Ausbau des<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanals zwischen Wolfsburg <strong>und</strong> Magdeburg immer<br />

wieder ergeben. Dabei wird der größte Teil der Flächen<br />

für Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen benötigt.<br />

Magerrasen, Sukzessionsflächen, Renaturierung, Feuchtbiotope,<br />

Benjeshecken <strong>und</strong> extensives Grünland sind in der<br />

Regel die gebräuchlichsten Vokabeln für die durchzuführenden<br />

Maßnahmen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl verschiedener Vorhabenträger wie<br />

Straße, Schiene <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straße werden immer mehr<br />

landwirtschaftliche Betriebe mit Flächenentzug belastet.<br />

Immer wieder hört man, dass die Betriebe nicht mehr bereit<br />

sind, Flächen für Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen herzugeben.<br />

Vielmehr wird immer wieder die Forderung nach<br />

Ersatzland laut. Dies trifft insbesondere in Gebieten zu, in<br />

denen aufgr<strong>und</strong> der hohen Besiedelungsdichte kaum Flächen<br />

bereitstehen.<br />

In Abbildung 1 ist der Flächenbedarf für den Ausbau des<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK) von Wolfsburg bis Magdeburg dargestellt.<br />

Immerhin 70 % der Flächen werden für Ausgleichs-<br />

<strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen (A&E-Maßnahmen) benötigt.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Ersatzmaßnahmen<br />

auf ehemals<br />

militärisch genutzten Flächen<br />

am Beispiel Hillersleben<br />

Abb. 1: Darstellung des geschätzten Flächenbedarfs für den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals<br />

Michael Tieseler<br />

WNA Helmstedt<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Kosten, die im Zusammenhang<br />

mit der Flächenbereitstellung für Ausgleichs- <strong>und</strong><br />

Ersatzmaßnahmen entstehen, hat sich das <strong>Wasser</strong>straßen-<br />

Neubauamt Helmstedt veranlasst gesehen, nach alternativen<br />

Möglichkeiten zu suchen.<br />

Flächenbereitstellung<br />

In einem Erlass des Innenministeriums des Landes Sachsen-Anhalt<br />

von 1999 ist bereits die Kompensation von<br />

Eingriffen geregelt worden. Hierin ist festgehalten, den<br />

Flächenentzug in der Landwirtschaft für derartige Maßnahmen<br />

zu reduzieren. Als Möglichkeiten zur Reduzierung des<br />

Flächenentzugs werden genannt<br />

• der Abriss von Gebäuden<br />

• die Entsiegelung von Flächen <strong>und</strong><br />

• die Finanzierung durch Ersatzzahlung entsprechend<br />

§ 13 a NatSchG LSA.<br />

Der konkrete Anlass für die Suche nach alternativen Möglichkeiten<br />

war ein Defizit an Kompensationsfläche von<br />

50 ha im Bereich von Haldensleben. Dieses resultierte aus<br />

einem Planfeststellungsverfahren für den Streckenausbau<br />

des MLK. Aufgr<strong>und</strong> der Nähe ergab sich letztendlich das<br />

Tanklager der ehemaligen Garnison Hillersleben als Ersatzmaßnahme.<br />

Die Maßnahmenfläche „Hillersleben“ (Abb. 2) befindet sich<br />

im Übergangsgebiet der Landschaftseinheiten Altmarkheide<br />

zur Ohreniederung. Es handelt sich geologisch betrachtet<br />

um den Endmoränen vorgelagerte Sanderflächen. Bis 1994<br />

wurde das Gebiet durch die Streitkräfte der GUS militärisch<br />

genutzt.<br />

Gemäß dem Landschaftsprogramm des Landes<br />

Sachsen-Anhalt sind diese Konversionsflächen in<br />

das Schutzgebietsystem aufzunehmen. Sie sollen<br />

durch ungestörte Sukzession langfristig zur Gewährleistung<br />

der Entwicklung von immer naturnäheren<br />

Ökosystemen beitragen. Nach dem Landschaftsrahmenplan<br />

des Landkreises Haldensleben sollen die<br />

randlichen Bereiche der ehemaligen Militärflächen als<br />

Naturentwicklungszonen gesichert werden.<br />

Eigentümer der Flächen ist das B<strong>und</strong>esvermögensamt<br />

Magdeburg. Zur Umsetzung der Ersatzmaßnahme<br />

wurden die Flächen für einen Zeitraum<br />

von gut zwei Jahren vom <strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamt<br />

Helmstedt übernommen. Die Ausschreibung <strong>und</strong><br />

Umsetzung der Maßnahme unter Berücksichtigung


Abb. 2 - Übersichtskarte<br />

des Planfeststellungsbeschlusses erfolgte durch die Oberfinanzdirektion<br />

Magdeburg <strong>und</strong> hier durch das Landesamt für<br />

Straßenbau – Landesbauabteilung (ehemals Staatshochbauamt).<br />

Ebenfalls beteiligt war die B<strong>und</strong>esforst als Auftragnehmer<br />

für Holzungs- <strong>und</strong> Pflanzarbeiten sowie als zukünftig Unterhaltender<br />

der fertiggestellten Maßnahme.<br />

Beschreibung der Maßnahme<br />

Auf dem ehemals von russischen Soldaten genutzten Gelände<br />

befanden sich verschiedene Gebäude <strong>und</strong> Hallen.<br />

Ersatzmaßnahmen auf ehemals militärisch genutzten Flächen am Beispiel Hillersleben<br />

Abb. 3 - Wache Abb. 4 - Lagerhalle<br />

Das r<strong>und</strong> 37 ha große Gebiet wurde außerdem durch zum<br />

Teil mit Beton befestigten Wegen durchzogen. Verschiedene<br />

Hallen aus Stein <strong>und</strong> Holz befanden sich ebenso auf<br />

dem Gelände wie Bunker <strong>und</strong> Tankanlagen. Teilweise<br />

befand sich Hausmüll, aber auch Sondermüll innerhalb der<br />

Gebäude, der fachgerecht entsorgt werden musste.<br />

Die mit Beton versehenen Wege oder Plätze wurden entsiegelt,<br />

das Material gebrochen <strong>und</strong>, soweit unbelastet,<br />

zum verfüllen der Tanklager verwendet. Drei der ehemaligen<br />

Munitionsbunker wurden zu Fledermauswinterquartieren<br />

umgestaltet. Die Eingänge wurden bis auf die Einflugschlitze<br />

verschlossen. Zur Feuchtigkeitsregulation wurden<br />

auf den Bunkern Zisternen gebaut <strong>und</strong> die Fußböden perforiert.<br />

Um Frostfreiheit zu gewährleisten, wurden die Bunker<br />

zusätzlich mit Oberboden angedeckt.<br />

Das Gewächshaus des Selbstversorgerbetriebes der Militärs<br />

wurde abgerissen, die F<strong>und</strong>amente abgebrochen <strong>und</strong><br />

an dieser Stelle eines von drei neuen Feuchtbiotopen angelegt.<br />

Nach der Entsiegelung von Wegen <strong>und</strong> Plätzen wurden<br />

auf einer Fläche von insgesamt zwei Hektar Initi-<br />

alpflanzungen durchgeführt. Der durch die Anlage der<br />

Feuchtbiotope gewonnene Oberboden wurde für die Pflanzflächen,<br />

zum Andecken der Fledermausbunker <strong>und</strong> zum<br />

Abdecken der ehemaligen Tanklager verwendet.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

61


62<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Ersatzmaßnahmen auf ehemals militärisch genutzen Flächen am Beispiel Hillersleben<br />

Abb. 5 - Entsiegelter Weg mit Barriere Abb. 6 - Bunker als Fledermausquartier<br />

Die Maßnahme umfasste darüber hinaus das Entfernen von<br />

technische Anlagen, wie Sicherungszäunen <strong>und</strong> Beleuchtungseinrichten,<br />

das Fällen von ca. 500 Pappeln als nicht<br />

standortgerechte Gehölze sowie das Aufstellen einer<br />

Schranke im Zufahrtsbereich.<br />

Mit knapp 540.000 Euro Bau- <strong>und</strong> Verwaltungskosten<br />

(Gr<strong>und</strong>erwerbskosten fielen nicht an) blieben die Herstellungskosten<br />

ein Zehntel unterhalb der Kostenschätzung.<br />

Sie liegen damit im Rahmen der durchschnittlichen Kosten<br />

von Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen.<br />

Fazit<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl von Bauvorhaben der verschiedenen<br />

Verkehrsträger, Energieversorger, Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />

werden landwirtschaftliche Betriebe durch die notwendigen<br />

Abb. 7 - Feuchtsenke Abb. 8 – Tanklager - verfüllt<br />

Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen stark belastet. Zukünftig<br />

sind neue Wege für die Flächenbereitstellung sowie Art<br />

<strong>und</strong> Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen gefragt.<br />

Insbesondere die ehemals militärisch genutzten Flächen<br />

oder Flächen mit Gebäuden der früheren landwirtschaftlichen<br />

Produktionsgenossenschaften stellen ein Potential für<br />

die Umsetzung von Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen<br />

dar. Am Beispiel der Maßnahme Hillersleben zeigt sich,<br />

dass die Umsetzung einer derartigen Maßnahme dem B<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> damit dem Steuerzahler die Kosten für die Flächenbereitstellung<br />

mittels Gr<strong>und</strong>erwerb ersparen kann. Außerdem<br />

werden die ehemals militärisch genutzten Flächen einer<br />

sinnvollen Verwendung für Zwecke des Naturschutzes<br />

zugeführt.


Abb. 1 - Aufbau einer statischen Probebelastung<br />

Erfahrungen<br />

mit verschiedenen<br />

Pfahlgründungssystemen<br />

für Brückenwiderlager<br />

In den Jahren ab1992 wurden in den Baugr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Gründungsgutachten<br />

für den Neubau von Brücken in der Osthaltung<br />

des <strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK) sowohl Flach- als auch<br />

Tiefgründungen empfohlen. Tiefgründungen erwiesen sich<br />

häufig als wirtschaftlichere Lösungen, weil verglichen mit<br />

Flachgründungen geringere Aufwendungen für <strong>Wasser</strong>haltungen<br />

erforderlich wurden. Die Vermeidung von <strong>Wasser</strong>haltungen<br />

kann besonders in <strong>Wasser</strong>schutz- <strong>und</strong> Naturschutzgebieten<br />

von Bedeutung sein. Ein weiterer Vorteil der<br />

Tiefgründung ist die zu erwartende geringere Setzung beziehungsweise<br />

geringere Schiefstellung des Bauwerks. Im<br />

Bereich von Dammstrecken wird durch die Tiefgründung<br />

der Standsicherheitsnachweis der Brücke von der<br />

Dammstandsicherheit getrennt. Beim Ausbau des MLK im<br />

Rechteckprofil wurden Tiefgründungen gewählt, um die Ufersp<strong>und</strong>wände<br />

im Brückenbereich lastfrei zu halten.<br />

Probebelastungen an Pfählen<br />

In der Regel wurden bei unterschiedlichem Baugr<strong>und</strong>aufbau<br />

<strong>und</strong> unterschiedlichen Pfahlsystemen statische Probebelastungen<br />

durchgeführt. Hierzu wurden von der B<strong>und</strong>esanstalt<br />

für <strong>Wasser</strong>bau (BAW) die Baugr<strong>und</strong>verhältnisse zu<br />

drei Gruppen zusammengefasst. Es ergaben sich die<br />

Gruppen mit ausschließlich Sand bzw. Sand/Kies, Sand<br />

über Geschiebemergel (Pfahlfuß im Geschiebemergel) <strong>und</strong><br />

Geschiebelehm/-mergel über Sand (Pfahlfuß im Sand).<br />

Die Durchführung der Probebelastungen erfolgt entsprechend<br />

den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für<br />

Ulrich Birker<br />

WNA Helmstedt<br />

Daniel Stadel<br />

WNA Helmstedt<br />

Geotechnik (DGGT). Ein typischer Aufbau ist in Abb. 1 dargestellt.<br />

Bei diesen Probebelastungen wird eine Last entsprechend<br />

der errechneten Bauwerkslasten stufenweise<br />

aufgebracht.<br />

Statische Probelastungen haben sich in diesem Umfang<br />

bewährt. In einigen Fällen wurden Nachbesserungen am<br />

Pfahlsystem notwendig, da entweder anderer Baugr<strong>und</strong><br />

angetroffen wurde oder Herstellungsfehler aufgedeckt wurden.<br />

Bei dynamischen Probebelastungen wird durch ein Fallgewicht<br />

eine Energie in den Pfahlkopf eingeleitet. Der dieser<br />

Energie entgegenwirkende Eindringwiderstand des Pfahles<br />

wird gemessen. Dadurch erhält man sehr schnell eine<br />

Aussage zur Tragfähigkeit. Da diese Aussagen auf angenommenen,<br />

modellierten <strong>und</strong> rechnerisch angepassten Bodenmodellen<br />

beruhen, ergibt sich eine größere Streuung<br />

<strong>und</strong> Unsicherheit als bei statischen Probebelastungen. Die<br />

kostengünstigeren dynamischen Probebelastungen werden<br />

von der BAW nur akzeptiert, wenn sie an statischen Probebelastungen<br />

geeicht werden. Sie sind daher nur bei Nachbesserungen<br />

zur Erfolgskontrolle zum Einsatz gekommen.<br />

Ausgeführte Pfahlgründungen<br />

Die bisher in der Osthaltung für Brücken zum Einsatz gekommenen<br />

Pfahlsysteme werden im Folgenden mit ihren<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachteilen beschrieben. Bei den Überwachungsmöglichkeiten<br />

werden nur Besonderheiten des jeweiligen<br />

Verfahrens aufgeführt. Eine allgemeine Überwachung ist in<br />

den Normen zur Herstellung von Pfählen angegeben<br />

(DIN EN 1536, 12699, 12794 <strong>und</strong> 14199).<br />

Bohrpfähle<br />

Bohrpfähle nach DIN 4014: 1990-03 (ersetzt durch<br />

DIN 1054: 2003-01 <strong>und</strong> DIN EN 1536: 1999-06) wurden<br />

an zwei Brücken der Osthaltung ausgeführt. Hierbei<br />

wird ein Bohrrohr durch Drehen <strong>und</strong> Pressen in<br />

den Boden eingebracht <strong>und</strong> sukzessive das Rohr ausgeräumt.<br />

Der bei der Herstellung der Pfähle geförderte<br />

Boden wird visuell auf die im Baugr<strong>und</strong>gutachten angegebene<br />

Beschaffenheit kontrolliert. Von der Möglichkeit,<br />

gestörte Proben zu entnehmen <strong>und</strong> z.B. auf<br />

Kornzusammensetzung zu prüfen, wurde bisher im<br />

Bereich des <strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamtes (WNA)<br />

Helmstedt kein Gebrauch gemacht. Die im Bodengutachten<br />

angegebene Lagerungsdichte kann ohne Entnahme<br />

von Sonderproben, die den Bauablauf erheb-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

63


64<br />

lich stören, nicht überprüft werden. Bei der Herstellung der<br />

Bohrpfähle ist darauf zu achten, dass das Bohrrohr dem<br />

Bodenentnahmegerät mindestens einen Meter voreilt. Im<br />

nichtbindigen Boden ist bei Gr<strong>und</strong>wasser im Bohrrohr mit<br />

<strong>Wasser</strong>überdruck zu arbeiten, um einen Bodeneintrag<br />

durch hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch an der Bohrlochsohle zu<br />

verhindern. Nach Erreichen der Endtiefe wird in das Bohrrohr<br />

der Bewehrungskorb eingesetzt. Anschließend wird<br />

der Pfahl von unten nach oben unter Einsatz eines Betonagerohres<br />

betoniert, um ein Entmischen des Betons zu verhindern<br />

(Abb. 2). Dabei wird das <strong>Wasser</strong> nach oben aus<br />

dem Pfahl verdrängt <strong>und</strong> das Bohrrohr sowie das Betonagerohr<br />

werden kontinuierlich gezogen.<br />

Abbildung 2 - Herstellungsablauf Bohrpfahl<br />

Trotz dieser Maßnahmen ist es bei einem Bauwerk offensichtlich<br />

zu einer Auflockerung bei feinsandigen Böden gekommen,<br />

was sich bei der statischen Probebelastung durch<br />

Versagen bei etwa der Hälfte der rechnerischen Tragfähigkeit<br />

zeigte. Die Tragfähigkeit wurde auf Vorschlag des Auftragnehmers<br />

in Abstimmung mit<br />

der BAW durch Verpressen mit<br />

Zementsuspension erreicht. Es<br />

wurde der Boden neben den Pfählen<br />

<strong>und</strong> unterhalb der Pfahlfüße<br />

verpresst. Der Erfolg wurde am<br />

Probepfahl durch statische <strong>und</strong> bei<br />

etwa der Hälfte der Bauwerkspfähle<br />

durch dynamische Probebelastungen<br />

überprüft.<br />

Pfähle mit Teil-<br />

<strong>und</strong> Vollverdrängung<br />

Bei dieser Art Pfähle wird das<br />

Bohrrohr am unteren Ende verschlossen<br />

(im Gr<strong>und</strong>wasser wasserdicht).<br />

Das Bohrrohr wird vom<br />

Trägergerät durch Drehen <strong>und</strong><br />

Pressen eingebracht. Anschließend<br />

wird der Bewehrungskorb<br />

eingesetzt <strong>und</strong> der Pfahl beim Ziehen<br />

des Rohres betoniert. Im Bereich<br />

des WNA Helmstedt sind<br />

bisher der VB-Pfahl <strong>und</strong> das System<br />

F<strong>und</strong>ex (Abb. 3) zum Einsatz<br />

gekommen.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Erfahrungen mit verschiedenen Pfahlgründungssystemen für Brückenwiderlager<br />

Abb. 3 - Herstellungsablauf System F<strong>und</strong>ex<br />

Beim VB-Pfahl wird beim Einbringen Boden verdrängt <strong>und</strong><br />

zum Teil auch an der Außenseite des Bohrrohres durch eine<br />

Schnecke gefördert. Anhand des geförderten Bohrgutes<br />

lässt sich kaum eine Aussage über den durchbohrten Boden<br />

machen, da dieser zeitlich verzögert <strong>und</strong> stark durchmischt<br />

gefördert wird. Eher lässt sich anhand der Vortriebsgeschwindigkeit,<br />

der dafür erforderlichen Kräfte <strong>und</strong> der<br />

Menge des geförderten Bohrgutes eine Aussage zum angetroffenen<br />

Baugr<strong>und</strong> machen. Daher sollte die Bauüberwachung<br />

diese Kriterien bei den einzelnen Pfählen vergleichen.<br />

Beim System F<strong>und</strong>ex wird der Boden nahezu vollständig<br />

verdrängt. Während des Bohrvorgangs wird der hydraulische<br />

Druck des Gerätes aufgezeichnet. Dieser Druck<br />

stimmt qualitativ mit einer Spitzensondierung<br />

überein. Die aufgezeichneten<br />

Drücke können mit den üblicherweise<br />

im Baugr<strong>und</strong>gutachten<br />

verzeichneten Sondierungsergebnissen<br />

abgeglichen werden. So können<br />

während der Pfahlherstellung Abweichungen<br />

vom angenommenen Baugr<strong>und</strong><br />

festgestellt werden.<br />

Bei beiden Verdrängungsbohrpfahlsystemen<br />

ist vor der Betonage zu<br />

überprüfen, ob das Bohrrohr innen<br />

trocken ist. Während der Betonage<br />

<strong>und</strong> des Ziehens des Bohrrohres ist<br />

sicherzustellen, dass die Betonsäule<br />

so ausreichend hoch ist, dass es<br />

nicht zu Einbrüchen von Bodenmaterial<br />

am unteren Ende des Rohres<br />

kommt.<br />

Durch die Bodenverdrängung erhöht<br />

sich bei diesen Systemen die Tragfähigkeit im Vergleich zu<br />

herkömmlichen Bohrpfählen gleicher Abmessung.<br />

Ortbetonrammpfähle Ortbetonrammpfähle vom Typ<br />

Franki sind bei mehreren Brücken<br />

von den Auftragnehmern<br />

als Nebenangebot für die ausgeschriebeneBohrpfahlgründung<br />

eingereicht <strong>und</strong> beauftragt<br />

worden. Bei diesem Verfahren<br />

wird das Vortreibrohr mit einem<br />

wasserdichten Kies- oder Magerbetonpfropfen<br />

verschlossen<br />

<strong>und</strong> durch eine Innenrohrrammung<br />

eingeschlagen. Durch<br />

das Ausrammen des Pfropfens<br />

besteht die Möglichkeit, eine<br />

Fußaufweitung herzustellen.<br />

Darüber hinaus kann durch das<br />

Ausrammen von zusätzlichem<br />

Kies oder Beton der Boden<br />

verbessert werden. Die Tragfähigkeit<br />

bestimmt sich nach der<br />

sogenannten „Hamburger Zulassung“,<br />

die durch zahlreiche<br />

Probebelastungen belegt wurde.<br />

Ein Rammgerät bei der<br />

Herstellung eines Frankipfahles<br />

ist in Abbildung 4 zu sehen.


Während der Herstellung wird die<br />

Fallhöhe des Schlaggewichts sowie<br />

die Schlagzahl festgehalten. Hierdurch<br />

sind ähnliche Interpretationsmöglichkeiten<br />

wie bei einer Rammsondierung<br />

gegeben. Aus der Einbringenergie<br />

auf den letzten zwei<br />

beziehungsweise drei Metern lässt<br />

sich die Tragfähigkeit ableiten. Bei<br />

diesem Verfahren ist bei der Überwachung<br />

besonders auf das Gewicht<br />

des Freifallbären, dessen Fallhöhe<br />

<strong>und</strong> die Schlagzahl bezüglich<br />

der Eindringtiefe zu achten. Diese<br />

Eckdaten müssen immer mindestens<br />

den Vorgaben aus der Statik<br />

entsprechen.<br />

Ein großer Vorteil der Frankipfähle<br />

besteht darin, dass der Baugr<strong>und</strong> im<br />

Pfahlfußbereich durch eine Kiesvorrammung<br />

während der Pfahlherstellung<br />

verbessert werden kann. Hierbei<br />

wird durch das Vortreibrohr Kies<br />

ausgestampft, während das Rohr ca.<br />

2 m gezogen wird. Danach wird das<br />

Rohr erneut auf Solltiefe geschlagen.<br />

Die Tragfähigkeit jedes einzelnen<br />

Pfahles wird anhand der Rammprotokolle<br />

nachgewiesen.<br />

Für die Betonage <strong>und</strong> das Ziehen<br />

des Vortreibrohres gilt das bei den<br />

Teil- <strong>und</strong> Vollverdrängungspfählen gesagte identisch.<br />

Bei der Herstellung eines Pfahlrostes kann es dazu kommen,<br />

dass die letzten Pfähle aufgr<strong>und</strong> der Vorverdichtung<br />

durch die schon eingebrachten Pfähle so hohe Schlagzahlen<br />

aufweisen, dass die Endtiefe nicht ganz erreicht wird.<br />

Da beim Herstellen des Frankipfahls erhebliche Erschütterungen<br />

entstehen, ist er innerorts <strong>und</strong> im Bereich von bestehenden<br />

Leitungen <strong>und</strong> Bauwerken nicht immer geeignet.<br />

Stahlbetonfertigrammpfähle<br />

An zwei Brücken wurden Stahlbetonfertigrammpfähle vom<br />

Typ Centrum-Pfahl mit den Abmessungen 40x40 cm eingebaut.<br />

Die Tragfähigkeit der Pfähle wird durch die eingetragene<br />

Rammenergie - ähnlich wie beim Frankipfahl - unmittelbar<br />

kontrolliert. Außerdem wurde die Tragfähigkeit an jedem<br />

Bauwerk durch statische Probebelastungen überprüft.<br />

An dem ersten Bauwerk wurde bei der statischen Probebelastung<br />

nur die 1,75-fache <strong>und</strong> nicht die 2-fache<br />

Gebrauchslast nachgewiesen, die die DIN 1054: 1976-11<br />

bei nur einer Probebelastung als Sicherheit fordert. Daher<br />

wurde an einem weiteren Pfahl eine dynamische Probebelastung<br />

durchgeführt, die an dem statisch beprobten Pfahl<br />

geeicht wurde, indem dieser zusätzlich dynamisch geprüft<br />

wurde. Damit wurde die bei zwei Probebelastungen erforderliche<br />

1,75-fache Sicherheit nachgewiesen. Da die Pfähle<br />

in bindigen Baugr<strong>und</strong> einbinden, ist mit einem Anwachsen<br />

der Tragfähigkeit über die Standzeit zu rechnen.<br />

Während der Herstellung der Gründung des anderen Bauwerks<br />

wurde festgestellt, dass auf der MLK-Südseite eine<br />

ausreichend tragfähige Schicht gemäß Baugr<strong>und</strong>gutachten<br />

bei einer Tiefe von ca. 8 m unter Geländeoberkante nicht<br />

angetroffen wurde. Eine sofort veranlasste Drucksondierung<br />

bestätigte das Fehlen der Schicht. Zusätzlich wurden<br />

Erfahrungen mit verschiedenen Pfahlgründungssystemen für Brückenwiderlager<br />

Abb. 4 – Herstellung eines Pfahles System Franki<br />

vom Auftragnehmer dynamische<br />

Probebelastungen durchgeführt,<br />

die die nicht ausreichende Tragfähigkeit<br />

bestätigten. Die erhebliche<br />

Abweichung zwischen dem<br />

Baugr<strong>und</strong>gutachten <strong>und</strong> dem<br />

vorgef<strong>und</strong>enen Baugr<strong>und</strong> lässt<br />

sich dadurch erklären, dass die<br />

Baugr<strong>und</strong>erk<strong>und</strong>ung wegen Unzugänglichkeit<br />

des Geländes ca.<br />

50 m entfernt durchgeführt worden<br />

war.<br />

In Abstimmung mit der BAW wurde<br />

auf der Südseite die Pfahlgründung<br />

gemäß Vorschlag des<br />

Auftragnehmers auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Drucksondierung mit 20<br />

m langen Pfählen ausgeführt.<br />

Dafür mussten neue Pfähle mit<br />

Pfahlkupplung hergestellt werden,<br />

weil keine andere Verlängerungsmöglichkeit<br />

bestand. Bei<br />

der statischen Probebelastung<br />

auf der Südseite wurde die doppelte<br />

Gebrauchslast bei 2 mm<br />

bleibender Setzung sicher erreicht.<br />

Auf der Nordseite wurde die<br />

Gründungsebene beibehalten<br />

<strong>und</strong> die Tragfähigkeit anhand einer<br />

statischen Probebelastung<br />

bei 10 mm bleibender Setzung<br />

erfolgreich nachgewiesen.<br />

Bei der Beauftragung der Nebenangebote für die<br />

Stahlbetonrammpfahlgründung war eine Integritätsprüfung<br />

der Pfähle verlangt worden, weil die Belastung der Pfähle<br />

durch das Einrammen in den Baugr<strong>und</strong> höher ist als<br />

während der Nutzungsdauer. Bei der Integritätsprüfung wird<br />

die Reflexion eines Signals, z. B. eines Hammerschlages,<br />

an Grenzschichten im Pfahl gemessen. Dabei wurden keine<br />

Unregelmäßigkeiten festgestellt. Bei den verlängerten<br />

Pfählen konnte diese Aussage nur bis zur Pfahlkupplung<br />

gemacht werden. Integritätsprüfungen sind an jedem<br />

Pfahltyp möglich.<br />

Zusammenfassung<br />

Bei allen Pfahlsystemen ist darauf zu achten, dass sie für<br />

unterschiedliche Bodenarten gut, weniger gut oder zum Teil<br />

auch gar nicht geeignet sind. So können z. B. Verdrängungsbohr-<br />

<strong>und</strong> Rammpfähle in bindigem Boden nur<br />

schwer eingebracht werden.<br />

Es hat sich bewährt, sich vor Beginn der Arbeiten über die<br />

genaue Art der Dokumentation (Beispielprotokoll) mit dem<br />

verantwortlichen Bauleiter zu verständigen. Eine entsprechende<br />

Auflistung zum Inhalt der Dokumentation liegt als<br />

Anhang der Herstellungsnormen vor.<br />

Sollten noch nicht bekannte Pfahlsysteme zum Einsatz vorgeschlagen<br />

werden, ist es zweckmäßig, sich für die Wertung<br />

der Angebote <strong>und</strong> für die anschließende Bauüberwachung<br />

bei der BAW zu informieren. Sollte es Probleme oder<br />

Streitigkeiten bei der Ausführung geben, besteht hier nach<br />

vorheriger Absprache die Möglichkeit, einen Sachverständigen<br />

der BAW hinzuzuziehen.<br />

Durch Probebelastungen kann die Tragsicherheit der Gründung<br />

nachgewiesen <strong>und</strong> das Pfahlsystem optimiert werden.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

65


66<br />

Einsatz von Ingenieurtauchern<br />

Bei der Inspektion, der Wartung <strong>und</strong> der Instandsetzung<br />

des Gewässerbettes <strong>und</strong> der Schifffahrtsanlagen sowie bei<br />

den Neu- <strong>und</strong> Ausbauvorhaben an den <strong>Wasser</strong>straßen sind<br />

verschiedene Aufgaben unter <strong>Wasser</strong> durchzuführen. Neben<br />

dem Einsatz von Tauchunternehmen der Wirtschaft<br />

setzt die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV) für die<br />

Aufgabenerledigung auch<br />

eigene Berufstaucher ein.<br />

Bei den Berufstauchern<br />

handelt es sich um gelernte<br />

Facharbeiter, wie<br />

Schlosser, <strong>Wasser</strong>bauer<br />

oder Matrosen, die im<br />

Rahmen einer zweijährigenQualifizierungsmaßnahme<br />

zu Tauchern fortgebildet<br />

werden <strong>und</strong> vor<br />

der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

eine Prüfung<br />

zum Berufstaucher ("geprüfter<br />

Taucher") ablegen.<br />

Die im Rahmen der zweijährigen<br />

Fortbildung notwendigen<br />

Fachlehrgänge<br />

absolvieren die angehenden<br />

Berufstaucher der<br />

WSV beim Taucherlehrbetrieb<br />

des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />

Schifffahrtsamtes (WSA)<br />

Rheine in Bergeshövede. Zusätzlich erhalten hier in besonderen<br />

Lehrgängen Ingenieure eine Zusatzausbildung zum<br />

sogenannten Ingenieurtaucher.<br />

Die Berufstaucher der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />

(<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong> sind zentral dem Bauhof des WSA Minden<br />

zugeordnet <strong>und</strong> werden von hier in zwei Tauchgruppen an<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanal (einschl. Stichkanäle), Elbe-Seitenkanal <strong>und</strong><br />

Weser (mit Quell- <strong>und</strong> Nebenflüssen) sowie an Eder- <strong>und</strong><br />

Diemeltalsperre tätig. In gemeinsamen Einsätzen mit diesen<br />

Berufstauchern werden von den Ingenieurtauchern<br />

spezielle Tauchuntersuchungen zur Inspektion <strong>und</strong> Schadensaufnahme<br />

sowie zur Qualitätssicherung bei Arbeiten<br />

von Fremdfirmen vorgenommen. Die Durchführung von<br />

Instandsetzungs- <strong>und</strong> Wartungsarbeiten obliegt allein den<br />

Berufstauchern.<br />

Der Ingenieurtaucher hat kein eigenes Berufsbild. Er wird<br />

zusammen mit den Berufstauchern ausgebildet. Da er aber<br />

nur unter <strong>Wasser</strong> inspizieren <strong>und</strong> beurteilen soll, lernt er<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Abb. 1 - Deckwerkskontrolle am MLK mit dem Leichttauchgerät<br />

Andreas Streichan<br />

WNA Helmstedt<br />

zunächst, mit den Tauchgeräten umzugehen. Er wird außerdem<br />

mit den Sicherheitsvorschriften vertraut gemacht,<br />

lernt das Verhalten unter <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> die Symptome bei<br />

Taucherkrankheiten. Eine Schulung in der Erledigung von<br />

Arbeiten unter <strong>Wasser</strong> (z. B. Schweißen) erfolgt jedoch<br />

nicht.<br />

Im Bereich der <strong>WSD</strong><br />

<strong>Mitte</strong> wird mit autonomenLeichttauchgeräten<br />

(Atemanschluss<br />

über Vollmaske)<br />

oder mit schlauchversorgtenLeichttauchgeräten<br />

(Abb.<br />

1) getaucht. Der<br />

Taucher wird<br />

atemgesteuert mit<br />

Druckluft versorgt.<br />

Das schwerfällige<br />

Helmtauchgerät –<br />

starrer r<strong>und</strong>er Kopfhelm<br />

– hat hier<br />

ausgedient.<br />

Als Schutzkleidung<br />

dient der Trockentauchanzug.Kopfhaube<br />

<strong>und</strong> Trockentauchanzug sind fest verb<strong>und</strong>en. Ein<br />

Nasstauchanzug wird nur unter bestimmten Bedingungen<br />

eingesetzt. Der Neopren-Anzug mit M<strong>und</strong>stück ist nicht<br />

zugelassen.<br />

Der Taucher darf nur im Rahmen einer Tauchgruppe "unter<br />

<strong>Wasser</strong>" eingesetzt werden. Die Tauchgruppe muss mindestens<br />

aus zwei Tauchern <strong>und</strong> einem Signalmann bestehen.<br />

Der Einsatz der Tauchgruppe erfolgt vom Bauhof des<br />

WSA Minden aus, wobei der Einsatzort auf dem Landweg<br />

mit einem LKW, der als Taucherwagen ausgerüstet ist,<br />

erreicht wird. Eine andere Einsatzform ist möglich mit dem<br />

Taucherschiff des WSA Minden (Abb. 2). Das Taucherschiff<br />

hat die gesamte erforderliche Tauchausrüstung, Unterwasser-Arbeitsgeräte,<br />

aber auch Unterkunftsmöglichkeiten für<br />

die Tauchgruppe an Bord. Der Taucherwagen eignet sich<br />

besonders gut für kurzfristige Einsätze oder bei häufigem<br />

Wechsel des Einsatzortes. Das Taucherschiff wird für längerfristige<br />

Einsätze über mehrere Tage an einem Ort eingesetzt.


Abb.2 - Taucherschiff auf der Baustelle Sicherheitstor Haldensleben<br />

Die Tauchgruppen erledigen ihre Unterwasseraufgaben<br />

also ausgerüstet mit Taucherwagen oder mit selbstfahrenden/nicht<br />

selbstfahrenden Schiffen. Es werden in der WSV<br />

aber auch schon Tauchercontainer, eingerichtet mit der<br />

vollständigen Tauchausrüstung, eingesetzt. Diese Container<br />

werden mit LKW oder Schiff an ihren Einsatzort gebracht.<br />

Im Bereich von Rhein <strong>und</strong> Mosel steht<br />

als Alternative zum Tauchereinsatz das<br />

Taucherglockenschiff "Carl Straat" des<br />

WSA Duisburg-Rhein (Abb. 3) für Unterwasserarbeiten<br />

zur Verfügung. Das<br />

Schiff ist mit einem, am Ausleger beweglichen<br />

Senkkasten ausgerüstet.<br />

Durch den Ausleger gelangt man nach<br />

dem Passieren einer Druckluftschleuse<br />

in die auf den Flussgr<strong>und</strong> abgesenkte<br />

Druckluftkammer. Die notwendigen<br />

Unterwasserarbeiten können hier von<br />

Beschäftigten, die "auf Drucklufttauglichkeit<br />

untersucht" sind, durchgeführt<br />

werden.<br />

Im Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> haben sich<br />

die Berufstaucher des Bauhofs Minden<br />

<strong>und</strong> die Ingenieurtaucher von Anfang an<br />

gegenseitig ergänzt. Ein Ingenieurtaucher<br />

wird von der Bauüberwachung<br />

gern bei komplexen bautechnischen<br />

Fragen im Rahmen der Überwachung<br />

von Bauarbeiten hinzugezogen. Nach<br />

einem Einsatz des Ingenieurtauchers<br />

sind meist weitere Tauchgänge der<br />

Berufstaucher notwendig, um die korrekte Ausführung der<br />

mit dem Ingenieurtaucher entwickelten Problemlösungen zu<br />

überwachen. Für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter <strong>und</strong> die<br />

Neubauämter steht der Ingenieurtaucher – sofern der Auftrag<br />

die Fachk<strong>und</strong>e des Berufstauchers übersteigt – bei der<br />

Beurteilung bestehender wasserbaulicher Anlagen, bei der<br />

Planung von Instandsetzungs- <strong>und</strong> Neubaumaßnahmen<br />

Einsatz von Ingenieurtauchern<br />

unter <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> begleitend bei deren baulicher<br />

Umsetzung (Eignung des angebotenen<br />

Bauverfahrens, Berechtigung von Nachtragsforderungen<br />

etc.) zur Verfügung.<br />

Im Folgenden wird anhand einiger Beispiele<br />

über Einsätze der Ingenieurtaucher im Bereich<br />

der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> informiert.<br />

• Entwicklung neuer Bauverfahren<br />

Aufgr<strong>und</strong> von Schadensereignissen an<br />

Deckwerken <strong>und</strong> Dichtungen infolge erhöhter<br />

Schiffsbeanspruchungen waren<br />

für den Ausbau der künstlichen <strong>Wasser</strong>straßen<br />

(Kanäle) neue Deckwerks- <strong>und</strong><br />

Dichtungsbauweisen zu entwickeln. Außerdem<br />

mussten aufgr<strong>und</strong> von Sondervorschlägen<br />

von Baufirmen bei Ausschreibungen,<br />

in denen neue Bauverfahren<br />

bzw. neue Baustoffe für den Unterwassereinbau<br />

von Deckwerken <strong>und</strong><br />

Dichtungen angeboten wurden, diese<br />

bewertet <strong>und</strong> kontrolliert werden. So<br />

wurden z. B. neue Arten des Toneinbaus<br />

angeboten; als Filter kamen neben den Kornfiltern<br />

geotextile Filter zum Einsatz. Die Schüttsteine sollten<br />

mit Asphalt oder Beton vollvergossen oder teilvergossen<br />

werden.<br />

Zu all diesen neuen Verfahren mussten Eignungsprüfungen<br />

sowie Kontrollprüfungen zur Optimierung der<br />

Bauverfahren durchgeführt werden. Der Ingenieurtaucher<br />

war hier besonders gefordert, da nur er Planung,<br />

Ausschreibung <strong>und</strong> erforderliche Bauausführung zu-<br />

Abb.3 - Taucherglockenschiff "Carl Straat" des WSA Duisburg-Rhein<br />

sammenhängend beurteilen konnte. Diese Mitarbeit<br />

hat zu wirtschaftlicheren <strong>und</strong> hochwertigeren Bauverfahren<br />

beigetragen. Die Erkenntnisse aus den Tauchuntersuchungen<br />

wurden von der B<strong>und</strong>esanstalt für<br />

<strong>Wasser</strong>bau (BAW) weiterverwandt, z.B. für vergleichende<br />

Langzeituntersuchungen zur Lagestabilität von<br />

Uferdeckwerken. Die Ergebnisse sind später in das<br />

Regelwerk der BAW eingeflossen. Als Beispiele für<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

67


68<br />

Verfahrensentwicklungen seien hier das Plattentonverfahren<br />

<strong>und</strong> das Würfeltonverfahren für Dichtungsbauweisen,<br />

verschiedene Teil- <strong>und</strong> Vollvergussverfahren<br />

mit Beton sowie die Sicherung von Einbautoleranzen<br />

beim Kornfiltereinbau bzw. die Gewährleistung<br />

eines vollflächigen <strong>und</strong> faltenfreien Einbaus von<br />

Geotextilfiltermatten genannt.<br />

• Sonderbauweisen<br />

Beim Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK) in der<br />

Dammstrecke östlich von Haldensleben werden Teile<br />

der vorhandenen Tondichtung auf der Nichtverbreiterungsseite<br />

nicht ausgebaut, sondern weiterhin als<br />

Dichtung genutzt. Im Übergangsbereich, wo die neue<br />

Dichtung mit Überlappung an die alte Dichtung anschließt,<br />

wird unter Berücksichtigung der Erschwernisse<br />

beim Unterwassereinbau mit erhöhtem Anspruch an<br />

die Ausführungsgenauigkeit gearbeitet. Bei jedem<br />

neuen Streckenlos wird gemeinsam mit dem Auftragnehmer<br />

<strong>und</strong> der örtlichen Bauüberwachung zu Beginn<br />

der <strong>Wasser</strong>bauarbeiten durch den Ingenieurtaucher die<br />

Eignung der Ausführung des Dichtungsanschlusses<br />

geprüft. Die Baustellenarbeiten werden dann bei ständiger<br />

Kontrolle durch die Taucher überwacht.<br />

• "Feuerwehreinsätze"<br />

Beim Bau der Straßenunterführung im Zuge der neuen<br />

Ortsumgehung Wolmirstedt (B<strong>und</strong>esstraße 189) <strong>und</strong><br />

beim Neubau des Siegrinnendükers bei Groß Ammensleben,<br />

beide in der Dammstrecke östlich von Haldensleben,<br />

wurde die Tondichtung des MLK so beschädigt,<br />

dass Kanalwasser außerplanmäßig aus dem<br />

MLK austrat. Die Sanierung der Tondichtung in beiden<br />

Baustellenbereichen wurde wegen der hohen Bedeutung<br />

der Dammsicherheit von Ingenieurtauchern der<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> begleitet <strong>und</strong> die Funktionalität der Ausführung<br />

nach Abschluss der Maßnahme überprüft.<br />

• Bewehrungsabnahme<br />

Analog zur Bewehrungsabnahme an Land wurde am<br />

Einlaufbauwerk des Mühlenriededükers am unteren<br />

Vorhafen der Schleuse Sülfeld, vor dem Betonieren der<br />

auftriebssicheren Stahlbetonsohle, der Bewehrungsanschluss<br />

(Schweißverbindung) an der Baugrubensp<strong>und</strong>wand<br />

durch den Ingenieurtaucher abgenommen.<br />

Ebenso wurde am MLK in Wolfsburg die Bewehrung<br />

für die neue Stahlbetonabdeckung über dem Fußgängertunnel<br />

zwischen Bahnhof <strong>und</strong> Volkswagenwerk abgenommen.<br />

Wegen der Gefahr, sich beim Taucheinsatz<br />

in der Bewehrung zu verfangen, erfordern solche<br />

Einsätze - insbesondere beim Einsatz in trüben <strong>Wasser</strong><br />

– eine große Erfahrung der Tauchgruppe.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Einsatz von Ingenieurtauchern<br />

• Unterstützung des Planers<br />

Über die Auswertung von Bestandsunterlagen <strong>und</strong> die<br />

Durchführung von Peilungen hinaus kann es sinnvoll<br />

sein, dass planender Ingenieur <strong>und</strong> Ingenieurtaucher<br />

sich gemeinsam vor Ort eine Vorstellung vom Zustand<br />

des vorhandenen Bauwerks verschaffen. Mit dem Wissen<br />

um die bautechnischen Zusammenhänge kann der<br />

Ingenieurtaucher über die bloße Zustandsbeschreibung<br />

hinaus oft mit Lösungen <strong>und</strong> Machbarkeitshinweisen<br />

zur Bauausführung unterstützend wirken.<br />

Hilfsmittel des Tauchers<br />

Der Ingenieurtaucher arbeitet gr<strong>und</strong>sätzlich mit den gleichen<br />

<strong>Mitte</strong>ln wie der Berufstaucher. Ausreichende Sichtverhältnisse<br />

sind im Kanal nur in den wenigsten Fällen (z.B.<br />

nach einer längeren Schifffahrtssperre) gegeben. In günstigen<br />

Fällen beträgt die Sichtweite in 4 m <strong>Wasser</strong>tiefe noch<br />

10 cm. Die Unterwasserkamera hat eine etwas bessere<br />

Auflösung als das menschliche Auge. Wegen der starken<br />

Trübung des <strong>Wasser</strong>s sind die erreichbaren Bildausschnitte<br />

aber in der Regel begrenzt. In vielen Fällen ist die Unterwasser-Videokamera<br />

jedoch ein gutes Hilfsmittel. Das<br />

Aufnahmegerät, ausgerüstet mit zwei oder drei starken<br />

Scheinwerfern, wird vom Taucher an das zu untersuchende<br />

Bauwerksteil oder an die Bewehrung herangeführt. Über<br />

<strong>Wasser</strong> können die Aufnahmen gleich "live" gesehen werden.<br />

Der Taucher kann mit seinem Aufnahmegerät von<br />

oben über Funk genau in Position gebracht werden.<br />

Falls zu untersuchende Bauteile verschlammt oder eingesandet<br />

sind, können diese mit einer Unterwasser-Spüllanze<br />

zuvor freigespült werden.<br />

Zur Abschätzung von Längen <strong>und</strong> Abmessungen werden<br />

bei schlechter Sicht menschliche Maße zur Hilfe genommen.<br />

So beträgt bei gespreizten Fingern einer Hand der<br />

Abstand zwischen den Fingerspitzen von Daumen <strong>und</strong><br />

<strong>Mitte</strong>lfinger etwa 20 cm, eine Armlänge entspricht etwa 1 m.<br />

Nach jedem Tauchgang, in dem beurteilt, kontrolliert <strong>und</strong><br />

überwacht werden sollte, sind durch den Taucher bzw. den<br />

Ingenieurtaucher sogenannte Tauchberichte anzufertigen.<br />

Die Wertung bei den Tauchgängen ist immer subjektiv<br />

geprägt. Bei Problemstellungen mit weitreichender Bedeutung<br />

empfiehlt es sich, die Situation nacheinander von zwei<br />

Tauchern begutachten zu lassen.


GIS-Einsatz in der WSV<br />

= WSV-eGovernment ?<br />

eGovernment der<br />

B<strong>und</strong>esverwaltungen<br />

Mit dem Regierungsprogramm „Moderner Staat – Moderne<br />

Verwaltung“ wird die B<strong>und</strong>esverwaltung unter dem Leitbild<br />

des aktivierenden Staates seit 1999 umfassend reformiert.<br />

Neben den Aktivitäten „Modernes Verwaltungsmanagement“<br />

<strong>und</strong> „Bürokratieabbau“ nimmt der Aufbau eines eGovernment<br />

eine zentrale Stellung ein. Unter eGovernment<br />

versteht das B<strong>und</strong>esministerium des Innern:<br />

• “eGovernment ist die elektronische Abwicklung von<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsprozessen der Behörden<br />

mit Bürgerinnen/Bürgern <strong>und</strong> der Wirtschaft.<br />

• eGovernment steht auch für die Nutzung moderner<br />

Informationstechnik zur Organisation der behördeninternen<br />

Abläufe.<br />

• eGovernment steht für Information <strong>und</strong> Interaktion,<br />

geht also über einfache Internet-Auftritte der öffentlichen<br />

Verwaltung weit hinaus.<br />

• eGovernment ist F<strong>und</strong>ament der Verwaltungsmodernisierung<br />

<strong>und</strong> des Bürokratieabbaus.“ 1<br />

Dieses Verständnis soll im folgenden unter dem Aspekt<br />

„Einsatz von Geoinformationssystemen“ weiter beleuchtet<br />

werden.<br />

Wesentliche Säulen des eGovernments in Deutschland<br />

sind die Initiativen B<strong>und</strong>Online <strong>und</strong> DeutschlandOnline.<br />

Bei der Initiative B<strong>und</strong>Online hat sich die B<strong>und</strong>esregierung<br />

das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2005 alle internetfähigen<br />

Dienstleistungen der B<strong>und</strong>esverwaltung ins Netz zu bringen.<br />

In der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV) sind<br />

beispielsweise die Vorhaben „Schifffahrtsabgaben online“<br />

<strong>und</strong> das „Zentrale Meldesystem für Gefahrgüter auf See<br />

(ZMGS)“ als B<strong>und</strong>Online-Projekte gemeldet.<br />

Bei der Initiative DeutschlandOnline kooperieren B<strong>und</strong>,<br />

Länder <strong>und</strong> Kommunen, um Standards <strong>und</strong> Prozessmodelle<br />

für prioritäre Dienstleistungen zu entwickeln <strong>und</strong> gemeinsame<br />

eGovernment-Strukturen auf- <strong>und</strong> auszubauen.<br />

GIS-Einsatz in der<br />

B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

In den letzten Jahrzehnten wurden in den Verwaltungen zur<br />

Speicherung, Verarbeitung <strong>und</strong> Verteilung von <strong>Informationen</strong><br />

verschiedene IT-Systeme aufgebaut. Sachdaten (Text-<br />

1 http://www.staat-modern.de/-,10010/E-Government.htm<br />

Dr. Manuela Osterthun<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

informationen, Kennwerte u.a.) werden meist in Datenbanken<br />

geführt, für die Verarbeitung von Zeichnungen, Plänen<br />

<strong>und</strong> Karten wurden CAD-Systeme eingeführt. Wurden die<br />

Daten zunächst noch lokal auf einem Rechner oder im<br />

Hausnetzwerk geführt, sind inzwischen die Nutzung zentraler<br />

Datenspeicher <strong>und</strong> der behördenweite Zugriff im Intranet<br />

oder der weltweite Zugriff im Internet Alltag.<br />

Seit <strong>Mitte</strong> der 90er Jahre sind sogenannte Geoinformationssysteme<br />

(GIS) im Aufbau, die die kartographische Darstellung<br />

von Bauwerken, Flurstücken, Pflanzungen usw. mit<br />

den dazugehörigen Sachdaten verknüpfen <strong>und</strong> damit den<br />

Zugriff auf <strong>und</strong> die Analyse von sehr unterschiedlichen<br />

<strong>Informationen</strong> erlauben. Auch bei modernen GI-Systemen<br />

ist die Nutzung überörtlich verteilter Datenbestände über<br />

ein Intranet oder das Internet üblich.<br />

In der WSV ist das <strong>Wasser</strong>straßen-Geoinformationssystem<br />

(WaGIS) als Informationssystem für alle WSV-Mitarbeiter/innen<br />

eingeführt <strong>und</strong> als WSV-GIS-Standard vorgeschrieben.<br />

WaGIS erlaubt sowohl die Nutzung eines hauseigenen<br />

lokalen Datenbestandes wie auch den Zugriff auf die in<br />

zentralen Speichern abgelegten <strong>Informationen</strong> <strong>und</strong> den<br />

„Absprung“ auf andere Systeme. Mit den Daten können<br />

inhaltliche <strong>und</strong> räumliche Analysen durchgeführt <strong>und</strong> thematische<br />

Karten <strong>und</strong> Tabellen erzeugt werden. Bei der<br />

Suche, wo es überhaupt welche Daten gibt, werden die<br />

WSV-Mitarbeiter/-innen künftig durch den „WSV-<br />

Datenkatalog“ unterstützt, ein sogenanntes „Metainformationssystem“.<br />

Auszüge des WaGIS(=WSV)-Datenbestandes werden<br />

künftig über die „Portale“ (Einstiegsseiten im Internet) GeoMIS.B<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> GeoPortal.B<strong>und</strong> gemeinsam mit <strong>Informationen</strong><br />

anderer Ressorts <strong>und</strong> Behörden Bürgern <strong>und</strong> der<br />

Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Weitere direkte Schnittstellen<br />

werden im Dialog entstehen.<br />

eGovernment <strong>und</strong> GIS<br />

Michael Seifert<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Häufig werden die eGovernment-Aktivitäten <strong>und</strong> die Einführung<br />

von Geoinformationssystemen als voneinander unabhängige<br />

Vorgänge betrachtet: eGovernment für den Dialog<br />

mit dem Bürger im Austausch von Formularen <strong>und</strong> der<br />

Abwicklung von Zahlungen <strong>und</strong> GIS für die behördeninterne<br />

Nutzung kartenbezogener technischer <strong>Informationen</strong>.<br />

Dies greift jedoch zu kurz. Gerade auch der Einsatz eines<br />

GIS in einer technischen Verwaltung kann interne <strong>und</strong><br />

externe Abläufe verbessern, da immer wieder von Beschäftigten<br />

anderer Behörden oder Firmen <strong>und</strong> von Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürgern GIS-relevante <strong>Informationen</strong> benötigt werden.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

69


70<br />

In der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion (<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong> wird<br />

dazu im Rahmen einer Diplomarbeit 2 ein beispielhafter<br />

Geschäftsprozess analysiert <strong>und</strong> aufgezeigt, in welchen<br />

Teilschritten Verbesserungen durch GIS-Einsatz erreicht<br />

werden können. Abbildung 1 zeigt schematisch den untersuchten<br />

Geschäftsprozess. Die gelben Pfeile zeigen Arbeitsschritte<br />

im Geschäftsprozess auf, bei denen der Einsatz<br />

von GIS teilweise erhebliche Beiträge zur Beschleunigung,<br />

Qualitätssteigerung <strong>und</strong> Effizienz leisten kann.<br />

Aus-<br />

Abb. 1 – Darstellung eines Geschäftsprozesses (exemplarisch)<br />

Die Frage „Welche <strong>Informationen</strong> liegen wo vor?“ <strong>und</strong> die<br />

Beschaffung dieser <strong>Informationen</strong> ist häufig mit größerem<br />

Aufwand verb<strong>und</strong>en, wenn die benötigten <strong>Informationen</strong><br />

2 V. Heintz: Prototypische Applikation für das <strong>Wasser</strong>straßen-Geoinformationssystem<br />

des B<strong>und</strong>es zur Unterstützung eines ausgewählten Geschäftsprozesses (in Arbeit)<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

GIS-Einsatz in der WSV = WSV-eGovernment ?<br />

fach- <strong>und</strong> zuständigkeitsspezifisch an verschiedenen Orten<br />

oder in verschiedenen IT-Systemen liegen: Bauwerksdaten<br />

in verschiedenen Ordnern, Tabellen, Datenbanken; gewässerk<strong>und</strong>liche<br />

<strong>Informationen</strong> an anderer Stelle in Graphiken<br />

<strong>und</strong> Ordnern; die Lage von Schutzgebieten in Karten des<br />

B<strong>und</strong>eslandes; <strong>Informationen</strong> zu WSV-Eigentumsflächen im<br />

WSV-eigenen Liegenschaftsinformationssystem <strong>und</strong> so<br />

weiter. Der/Die Bearbeiter/-in muss die <strong>Informationen</strong> zusammentragen.<br />

Zwischenzeitlich stoppt der Fortgang des<br />

Geschäftsprozesses. Auch wenn hier kein GIS die fach-<br />

Unterstützungsmöglichkeiten <br />

übergreifende persönliche Zusammenarbeit der Mitarbeiter/-innen<br />

überflüssig machen kann, können doch die vorhandenen<br />

<strong>Informationen</strong> durch GIS-Nutzung besser <strong>und</strong><br />

effektiver verwendet werden. Bei vielen in der WSV gepflegten<br />

<strong>Informationen</strong> würde sich so auch ihre Wertschöpfung<br />

erhöhen, da sie häufiger eingesetzt werden, wenn<br />

dann erst einmal bekannt ist, dass sie vorliegen <strong>und</strong> wie sie<br />

genutzt werden können.


Damit erfüllt ein GIS viele der oben genannten Definitionen<br />

für eGovernment:<br />

Die elektronische Abwicklung von Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsprozessen<br />

mit Bürgern, der Wirtschaft <strong>und</strong><br />

anderen Verwaltungen wird in vielen Aspekten durch gut<br />

strukturierte „Geo-Portale“ gefördert <strong>und</strong> erleichtert, die den<br />

kartenorientierten Zugriff auf <strong>Informationen</strong> erlauben oder<br />

aus der Zusammenstellung verschiedener <strong>Informationen</strong><br />

die einfache Herstellung thematischer Karten ermöglichen.<br />

Aber auch behördenintern wird eine umfassendere Nutzung<br />

sicher auch Auswirkungen auf Abläufe haben.<br />

Das WSV-GIS WaGIS erfüllt wesentliche Anforderungen<br />

eines eGovernment. Dies wurde durch die Prämierung des<br />

WaGIS-Konzeptes im 3. eGovernment-Wettbewerb im Jahr<br />

2003 anerkannt.<br />

Standardisierung<br />

– eine wichtige Voraussetzung<br />

Jeder Verwaltungsprozess ist in ein Ordnungswerk eingebettet.<br />

Aufgabengliederungsplan, Aktenverzeichnisse, Geschäftsordnungen<br />

<strong>und</strong> weitere Verwaltungsstandards sorgen<br />

für eindeutige, nachvollziehbare, rekonstruierbare<br />

Prozesse auch im Sinne eines Qualitätsmanagements.<br />

Auch GIS-Nutzung funktioniert nur dann reibungslos, wenn<br />

die <strong>Informationen</strong> in diesem Sinne erzeugt, gepflegt, vorgehalten<br />

<strong>und</strong> ausgetauscht werden. So wie in einer großen<br />

Bücherei der/die Nutzer/-in die Ordnungsrubriken <strong>und</strong> Abläufe<br />

kennen muss <strong>und</strong> sich darauf verlassen kann, sind<br />

auch in der Nutzung von GI-Systemen Standards das A<br />

<strong>und</strong> O.<br />

Standardisierung ist beispielsweise erforderlich hinsichtlich<br />

• der Inhalte (Bedeutungen, Definitionen, Abgrenzungen,<br />

...),<br />

• der Qualität (Aktualität, Zuverlässigkeit, Genauigkeit,<br />

Informationstiefe, ...),<br />

• der Datensicherheit (Verschlüsselung, Signatur, Berechtigung,<br />

...),<br />

• der Datenformate (tif, jpeg, dxf, dgn, doc, xls, xml, shp,<br />

mdb, ...),<br />

• der Geometrie (geodätisches Bezugssystem, Zielmaßstab,<br />

Auflösung, ...),<br />

• der angebotenen Dienste (java, WMS, WFS, ...),<br />

• der Schnittstellen.<br />

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, „verstehen“ sich Daten<br />

<strong>und</strong> Nutzer/-in: Eine Abfrage nach Kammerpegeln spricht<br />

amtsübergreifend genau alle derartigen Pegel (<strong>und</strong> nur<br />

diese) an, wobei eine Suche nach Pegeln auch Gewässerpegel,<br />

Baupegel <strong>und</strong> ähnliche mit einbezieht. Die damit<br />

erzeugte thematische Karte stellt die Pegel lagerichtig <strong>und</strong><br />

mit dem richtigen Symbol in einer gewählten Karte oder<br />

einem Orthophoto dar. Je durchgreifender die <strong>Informationen</strong><br />

standardisiert sind, desto einfacher ist die Nutzung für<br />

den Anwender: Er muss sich nicht um die Prozesse im<br />

Hintergr<strong>und</strong> kümmern. Das Zusammenstellen von verschiedenen<br />

<strong>Informationen</strong> entspricht dann dem Zusammenbau<br />

eines Regals aus genormten, passgenauen Teilen<br />

(mit vollständigem Schraubensatz!).<br />

In der Realität sind jedoch die vorhandenen <strong>Informationen</strong><br />

weder inhaltlich noch technisch so zueinander passend,<br />

dass man sie ohne weiteres verwenden kann. Die Einführung<br />

<strong>und</strong> Durchsetzung von Standards ist schon intern<br />

GIS-Einsatz in der WSV = WSV-eGovernment ?<br />

schwierig, im Zusammenspiel mit Firmen oder anderen<br />

Behörden meist nur auf der Gr<strong>und</strong>lage allgemein anerkannter<br />

Normen, Industriestandards oder behördenübergreifender<br />

Standards möglich.<br />

Beispiele für übergreifende Standards:<br />

• Normen: ISO / EN / DIN, ...<br />

• GIS-Standards: Open Geospatial Consortium (OGC),<br />

...<br />

• Industriestandards: Microsoft, SAP, IBM, ESRI, Bentley,<br />

...<br />

• behördenübergreifende Standards:<br />

- Umweltdatenkatalog (UDK)<br />

- AFIS/ATKIS/ALKIS (AAA) im GeoInfoDok<br />

- Standards <strong>und</strong> Architekturen für E-Government-<br />

Anwendungen (SAGA)<br />

- Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE ® )<br />

- weitere Geodateninfrastrukturen (GDI-NRW, ...)<br />

- Online Services Computer Interface (OSCI).<br />

Standardisierung für die WSV,<br />

IT-Verfahren, Handlungsbedarf<br />

Für die zukünftige arbeitsplatzübergreifende technische<br />

Bearbeitung in der WSV ist es erforderlich, konsequent<br />

Standards zu schaffen <strong>und</strong> umzusetzen. Dies setzt zunächst<br />

die Auswahl der relevanten Standards (s.o.) voraus,<br />

wobei sowohl die eingeführten Industriestandards <strong>und</strong><br />

behördenübergreifenden Standards sowie für GIS-<br />

Applikationen die des Open Geospatial Consortiums (OGC)<br />

als auch die WSV-internen Standards zu berücksichtigen<br />

sind.<br />

Auf dieser Basis kann dann eine Anpassung der verschiedenen<br />

technischen IT-Verfahren sowie der Informationssysteme<br />

an die relevanten Standards erfolgen. Diese Anpassung<br />

muss mit dem inhaltlichen Abgleich der Systeme<br />

verb<strong>und</strong>en werden, d.h. z.B. Beseitigung von Red<strong>und</strong>anzen,<br />

Regeln von fachlichen Zuständigkeiten, Festlegung<br />

von Genauigkeiten usw.<br />

Im Anschluss lassen sich die Informationssysteme/IT-<br />

Verfahren dann miteinander vernetzen, so dass den Anwendern<br />

<strong>und</strong> Anwenderinnen der Fachverfahren trotz einer<br />

Reduktion der im Verfahren zu erhebenden/zu führenden<br />

Fachinhalte weiterhin die benötigten <strong>Informationen</strong> zur<br />

Verfügung stehen. Bei Daten/<strong>Informationen</strong> mit Geobezug<br />

kann diese Vernetzung z.B. über WaGIS erfolgen.<br />

Um an jedem Arbeitsplatz in der WSV gleich interpretierte<br />

Geoinformationen bereit stellen zu können, ist es also erforderlich,<br />

unter Berücksichtigung zuvor vereinbarter Standards<br />

<strong>und</strong> verfahrensübergreifender Objektdefinitionen in<br />

Analogie zur Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE ® )<br />

eine Geodateninfrastruktur der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

(GDI WSV) aufzubauen.<br />

Erforderliche Maßnahmen in<br />

der WSV<br />

Dieser beschriebene umfangreiche Handlungsrahmen kann<br />

nur in einem strukturierten Stufenkonzept abgearbeitet<br />

werden.<br />

Dabei sind zunächst die einzelnen WSV-IT-Verfahren hinsichtlich<br />

ihrer Datenflüsse <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten zu<br />

analysieren. Diese Fragestellung umfasst u.a. Definition<br />

<strong>und</strong> Inhalt der Verfahren, die Zuständigkeiten <strong>und</strong> Abläufe<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

71


72<br />

bei der Bearbeitung sowie eine Betrachtung der Verfahrensnutzung<br />

(Anwender <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en).<br />

Nach dieser Analyse der einzelnen Verfahren muss sich<br />

eine verfahrensübergreifende Überprüfung <strong>und</strong> ggf. Neuregelung<br />

der Verfahrensabgrenzungen anschließen. Dabei<br />

können sich Möglichkeiten der Verfahrenszusammenlegung<br />

oder -integration in WaGIS ergeben. Im Rahmen dieser<br />

Betrachtung werden auch Red<strong>und</strong>anzen zwischen den<br />

Einzelverfahren offen gelegt (Mehrfacherhebung <strong>und</strong><br />

-archivierung von <strong>Informationen</strong> mit unterschiedlicher Genauigkeit<br />

<strong>und</strong> Aktualität), so dass eine Bereinigung erfolgen<br />

kann <strong>und</strong> neue Red<strong>und</strong>anzen vermieden werden können.<br />

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Neustrukturierung<br />

muss auch die Verbesserung der Nutzerorientierung sein.<br />

Für eine zukünftig eindeutige Bearbeitung sind die Datenflüsse<br />

<strong>und</strong> Verantwortlichkeiten in den Einzelverfahren<br />

darzustellen <strong>und</strong> ggf. anzupassen. Darüber hinaus sind die<br />

Schnittstellen der Verfahren zum gemeinsamen Portal<br />

WaGIS zu systematisieren <strong>und</strong> zu standardisieren.<br />

Der Gesamtumfang dieses Maßnahmenpakets erfordert ein<br />

Stufenkonzept, in dem die zu untersuchenden IT Verfahren<br />

nur in Abhängigkeit von ihrer fachlichen Bedeutung behandelt<br />

werden können.<br />

WSV - eGovernment<br />

GIS-Einsatz in der WSV: Ein Element des<br />

WSV-eGovernment<br />

Obwohl derzeit der beschriebene Abgleich <strong>und</strong> die Standardisierung<br />

der IT-Verfahren noch nicht erfolgt sind, steht<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

GIS-Einsatz in der WSV = WSV-eGovernment ?<br />

Abb. 2 - Komponenten eines (künftigen) WSV-eGovernment<br />

mit dem vorhandenen <strong>Wasser</strong>straßenGeoInformations-<br />

System WaGIS eine Infrastruktur für Geodaten zur Verfügung,<br />

so dass bereits heute davon auszugehen ist, dass<br />

der GIS-Einsatz in der WSV bzw. der WaGIS-Einsatz ein<br />

Element des WSV eGovernment darstellt. Durch die entsprechenden<br />

Standardisierungsmaßnahmen wird sich der<br />

Mehrwert dieser eGovernment Komponente weiter erhöhen.<br />

Voraussetzung dafür ist der Aufbau einer GDI WSV.<br />

Komponenten eines zukünftigen WSVeGovernments<br />

Insgesamt wird das zukünftige eGovernment der WSV<br />

durch zahlreiche teilweise miteinander vernetzte, teilweise<br />

nebeneinander stehende Komponenten gebildet werden.<br />

Dabei wird es sich sowohl um Entwicklungen der WSV<br />

selbst als auch um Anwendungen anderer Institutionen<br />

handeln. Ein voraussichtlich nur geringer Teil der Komponenten<br />

steht bereits heute zur Verfügung oder befindet sich<br />

in der Entwicklung (Abb. 2).<br />

Ein weitaus größerer, heute noch nicht erkennbarer Anteil<br />

von eGovernment-Komponenten (der WSV) wird in Zukunft<br />

entstehen, da die Bedeutung von Intranet <strong>und</strong> Internet bei<br />

der Kommunikation innerhalb von Behörden <strong>und</strong> zwischen<br />

Behörden <strong>und</strong> Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern bzw. Wirtschaft<br />

weiter rasant zunehmen wird. Für die Vielzahl der Komponenten<br />

sind Portale erforderlich, die teilweise schon zur<br />

Verfügung stehen (z.B. WaGIS, GeoPortal.B<strong>und</strong>, Geo-<br />

MIS.B<strong>und</strong>). Damit kann auf die verschiedensten Systeme<br />

vereinfacht strukturiert zugegriffen werden.<br />

Weitere <strong>Informationen</strong>:<br />

Im Internet : www.wagis.de<br />

Im WSV-Intranet:<br />

intranet.wsv.bvbw.b<strong>und</strong>.de/projekte/verf_anw/wagis/Start/index.html<br />

Kontakt: wagis@wsd-m.wsv.de


Das<br />

Personalentwicklungskonzept<br />

für die<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

Unter dem Motto “Moderner Staat - moderne Verwaltung”<br />

hat die B<strong>und</strong>esregierung 1998 mit einer umfassenden Modernisierung<br />

der B<strong>und</strong>esverwaltung begonnen. Unter dem<br />

Leitbild des aktivierenden Staates hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />

am 16.Juni <strong>2004</strong> die Fortführung <strong>und</strong> weitere Ausgestaltung<br />

dieses Regierungsprogramms beschlossen. Unter dem<br />

Dach des Programms werden die Schwerpunkte Modernes<br />

Verwaltungsmanagement, Bürokratieabbau <strong>und</strong> eGovernment<br />

gebündelt (Abb. 1). Diese drei Schwerpunkte sollen<br />

gemeinsam ein tragfähiges F<strong>und</strong>ament für weitere Reformen<br />

<strong>und</strong> Innovationen in der öffentlichen Verwaltung bilden.<br />

Abb. 1 - Schwerpunkte der Modernisierung der B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

Im Rahmen des Programms “Moderner Staat - moderne<br />

Verwaltung” ist u.a. der Behördenstand des B<strong>und</strong>es seit<br />

1998 von 654 um fast ein Fünftel auf 533 Behörden reduziert<br />

worden. Darüber hinaus wurden r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Behörden<br />

intern reorganisiert, Abteilungen <strong>und</strong> Dezernate aufgelöst<br />

<strong>und</strong> Hierarchien abgeflacht. Hinzu kommen die jährlichen<br />

Einsparungen von Planstellen <strong>und</strong> Stellen bei der<br />

B<strong>und</strong>esverwaltung in Höhe von 1,5 Prozent, vorgegeben<br />

über die Haushaltsgesetze der letzten Jahre. Seit 1998<br />

wurden in der B<strong>und</strong>esverwaltung mehr als 27.000 Planstellen/Stellen<br />

eingespart (Stellenbestand <strong>2004</strong>: 286.574). Damit<br />

hat die B<strong>und</strong>esverwaltung heute im vereinigten<br />

Reinhard Henke<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Deutschland weniger Personal als vor der Wiedervereinigung<br />

im kleineren Westdeutschland.<br />

Neben der Straffung von Behördenstrukturen wurde der<br />

Modernisierungsprozess durch die Einführung moderner<br />

Managementmethoden unterstützt. Leitbilder, Zielvereinbarungen,<br />

Controlling, Budgetierung sowie Verfahren zum<br />

kontinuierlichen Verbesserungsprozess werden als Instrumente<br />

für mehr Leistung <strong>und</strong> Innovation vermehrt zur Steuerung<br />

eingesetzt. Außerdem kommt der Personalentwicklung<br />

eine zunehmende Bedeutung zu. Der Staatssekretärsausschuss<br />

“Moderner Staat - moderne Verwaltung” hat<br />

im Januar 2001 Eckpunkte <strong>und</strong> Ziele der Personalentwicklung<br />

gebilligt <strong>und</strong> ihre Einführung in allen B<strong>und</strong>esministerien<br />

beschlossen. Mehr Eigenverantwortung, Mitwirkung bei der<br />

Leitbildentwicklung <strong>und</strong> bei Zielvereinbarungen, Mitarbeitergespräche,<br />

bessere Entwicklungsmöglichkeiten <strong>und</strong> flexible<br />

Arbeitszeiten <strong>und</strong> -formen sollen die Arbeitszufriedenheit<br />

<strong>und</strong> Leistungsbereitschaft der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter stärken. Seit Januar 2002 gibt eine neue Rahmenrichtlinie<br />

für ein modernes Ideenmanagement den Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern Anreize, ihre Kreativität <strong>und</strong><br />

Kompetenz bei der Verbesserung der Aufgabenerledigung<br />

einzubringen.<br />

Personalmanagement in der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

Im Juni 1999 wurde in den Behörden der B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen eine Leitlinie<br />

für das Personalmanagement (Leitlinie PM) eingeführt. Sie<br />

dient der Weiterentwicklung der Personalverwaltung zu einem<br />

modernen <strong>und</strong> leistungsfähigen Personalmanagement<br />

<strong>und</strong> benennt dessen Ziele <strong>und</strong> wichtigsten Instrumente. Auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage dieser in der Leitlinie PM benannten <strong>und</strong><br />

auch ansatzweise beschriebenen Instrumente <strong>und</strong> Bausteine<br />

der Personalentwicklung hat die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

(WSV) beschlossen, ein WSVeinheitliches<br />

Konzept für eine strategische Personalentwicklung<br />

zu erarbeiten <strong>und</strong> einzuführen. Dieses Konzept<br />

behandelt die aus strategischer Sicht wichtigsten Bausteine<br />

der Personalentwicklung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

zu erheben. Es ist als Sammlung konzipiert <strong>und</strong> zukünftig<br />

offen für weitere Bausteine, die einer WSV-einheitlichen<br />

Regelung bedürfen. Jede Dienststelle der WSV ist aufgerufen,<br />

zur Verwirklichung der Ziele der Personalentwicklung<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage bzw. im Rahmen dieses Konzeptes eigene<br />

spezifische Maßnahmen zur Personalentwicklung zu<br />

ergreifen. Dabei sind an der Gestaltung der Personalentwicklung<br />

alle Organisationseinheiten, die Behördenleitung,<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

73


74<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Das Personalentwicklungskonzept für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

die Personalbereiche (einschließlich der Gleichstellungsbeauftragten),<br />

die Personalvertretung, die Führungskräfte <strong>und</strong><br />

alle Beschäftigten beteiligt. Eine besondere Verantwortung<br />

tragen hierbei die Führungskräfte. Ihre Bereitschaft, die Ziele<br />

der Personalentwicklung in ihrem Verantwortungsbereich<br />

zu fördern <strong>und</strong> als wesentlichen Bestandteil ihrer Führungsverantwortung<br />

anzunehmen, ist unabdingbar.<br />

Das Personalentwicklungskonzept (PE-Konzept) für die<br />

WSV wurde im Februar 2003 verbindlich eingeführt <strong>und</strong> allen<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern bekannt gemacht.<br />

Ziele <strong>und</strong> Aufgaben der<br />

Personalentwicklung<br />

Personalentwicklung <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />

Die WSV sieht sich zunehmend komplexer werdenden Aufgabenstellungen<br />

gegenüber. Angesichts der Ressourcenknappheit<br />

<strong>und</strong> jahrelanger Unterdotierung mit der Folge der<br />

Auszehrung von Fachkompetenz wird es immer schwieriger,<br />

Aufgabe, Verantwortung <strong>und</strong> Kompetenz in Einklang<br />

zu bringen <strong>und</strong> der Organisationsverantwortung gerecht zu<br />

werden. Die Arbeitssituation der Beschäftigten ist ständigen<br />

Änderungen unterworfen, insbesondere durch<br />

• sich ändernde finanzielle, personelle <strong>und</strong> rechtliche<br />

Rahmenbedingungen,<br />

• die Einführung von neuen Steuerungsinstrumenten <strong>und</strong><br />

Arbeitsmethoden,<br />

• den fortschreitenden Einsatz von Informations- <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechnik sowie<br />

• die fortdauernde Verpflichtung zur ständigen Verbesserung<br />

der Organisations- <strong>und</strong> Aufgabenstrukturen sowie<br />

der Arbeits- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse.<br />

Hierauf hat auch die Personalentwicklung zu reagieren. Sie<br />

muss aufgabenorientiert sein, um die Realisierung der Organisationsentwicklungsziele<br />

zu fördern. Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />

müssen aufeinander abgestimmt<br />

werden <strong>und</strong> dabei auf einen Ausgleich mit den Interessen<br />

der Beschäftigten bedacht sein. Die Entwicklung der Organisation<br />

muss deshalb die persönlichen Entwicklungspotenziale<br />

der Beschäftigten berücksichtigen.<br />

Ziele der Personalentwicklung<br />

Die Sicherung der Zukunfts- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit der<br />

WSV ist nur mit qualifizierten <strong>und</strong> motivierten Beschäftigten<br />

möglich, die<br />

• ihre hohe fachliche Kompetenz in die Arbeitsprozesse<br />

einbringen,<br />

• einen aktiven Beitrag bei der Gestaltung <strong>und</strong> Veränderung<br />

dieser Prozesse zu leisten bereit sind <strong>und</strong><br />

• die Chance haben, sich beruflich <strong>und</strong> persönlich weiter<br />

zu entwickeln.<br />

Dieses zu ermöglichen <strong>und</strong> zu gewährleisten ist Aufgabe<br />

einer modernen Personalentwicklung.<br />

Das PE-Konzept der WSV verfolgt das Ziel, zum einen die<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Verantwortungsbereitschaft, die Leistungsfähigkeit,<br />

die Arbeitszufriedenheit <strong>und</strong> die Motivation der<br />

Beschäftigten zu erhalten <strong>und</strong> zu steigern, zum anderen<br />

dem Dienstherrn die Wahrnehmung seiner Organisationsverantwortung<br />

zu ermöglichen. Den Beschäftigten muss im<br />

Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten ein eignungs- <strong>und</strong><br />

leistungsgerechtes berufliches Fortkommen ermöglicht <strong>und</strong><br />

Perspektiven für den beruflichen Werdegang aufgezeigt<br />

werden. Die Personalentwicklungsmaßnahmen sollen<br />

transparent gestaltet werden, um Akzeptanz bei den Beschäftigten<br />

zu finden <strong>und</strong> um ihnen Gelegenheit zu geben,<br />

persönliche Perspektiven in den Gestaltungsprozess einzubringen.<br />

Bausteine der Personalentwicklung<br />

Einführung neuer Beschäftigter<br />

Die Integration neuer Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter in die<br />

Organisation, das soziale Umfeld <strong>und</strong> die Arbeitsabläufe ist<br />

ein wesentlicher Aspekt der Personalentwicklung. Zielsetzung<br />

einer gelungenen Einführung neuer Beschäftigter ist<br />

es,<br />

• den neuen Beschäftigten optimale Rahmenbedingungen<br />

zu bieten, damit sie ihre Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />

-bereitschaft möglichst schnell entfalten können,<br />

• den Beschäftigten ein Zugehörigkeitsgefühl <strong>und</strong> eine<br />

Identifikation mit der Dienststelle <strong>und</strong> deren Zielen zu<br />

vermitteln,<br />

• Probleme, Frustrationen, Enttäuschungen zu vermeiden<br />

<strong>und</strong> eine Motivation für die Arbeit <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

zu schaffen.<br />

Um möglichst bald einen wertvollen Beschäftigten zu bekommen,<br />

muss die Einführung sorgfältig geplant durchgeführt<br />

werden. Daher ist in jeder einzelnen Dienststelle ein<br />

Konzept aufzustellen. Das PE-Konzept für die WSV enthält<br />

hierzu als Orientierungshilfe <strong>und</strong> Empfehlung einen Leitfaden<br />

für die Einführung neuer Beschäftigter.<br />

Das Jahresgespräch (Mitarbeitergespräch)<br />

Das Jahresgespräch zwischen Mitarbeiter/in <strong>und</strong> Vorgesetzten<br />

ist bereits seit 1997 verbindlich in der WSV eingeführt<br />

<strong>und</strong> wurde als ein zentrales Instrument der Personalentwicklung<br />

in das PE-Konzept aufgenommen.<br />

Ziel des Jahresgespräches ist ein vertrauensvoller, offener<br />

Gedankenaustausch im Interesse einer ergebnisorientierten<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> einer gezielten Vorbereitung von Fördermaßnahmen<br />

für die Beschäftigten. Im Jahresgespräch<br />

erhalten sowohl die Vorgesetzten als auch die Beschäftigten<br />

die Gelegenheit, einander ein offenes konstruktives<br />

Feedback über die Zusammenarbeit im zurückliegenden<br />

Zeitraum zu geben.<br />

Für die Personalentwicklung besonders bedeutsam ist im<br />

Jahresgespräch das Thema der Förderung der Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter. Hierunter wird im Jahresgespräch<br />

die Qualifizierung der Beschäftigten gesehen <strong>und</strong> wie sie<br />

neue Ziele sowie berufliche Herausforderungen am Arbeitsplatz<br />

bewältigen können. Die Förderung im Jahresgespräch<br />

erstreckt sich auf<br />

• die persönliche berufliche Entwicklung<br />

- bezogen auf die aktuelle Situation auf dem konkreten<br />

Dienstposten <strong>und</strong><br />

- bezogen auf eine mittel- bis langfristige Perspektive<br />

sowie<br />

• die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Das PE-Konzept für die WSV enthält als Anlage einen Leitfaden<br />

“Das Jahresgespräch” mit Hinweisen zum Zweck <strong>und</strong><br />

Inhalt des Gesprächs. Außerdem sind Checklisten für Vorgesetzte<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter/innen zur jeweils eigenen Vorbereitung<br />

auf das Gespräch beigefügt.<br />

Das Jahresgespräch wird im Geschäftsbereich der <strong>Wasser</strong><strong>und</strong><br />

Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> mit allen Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern geführt.


Das Personalentwicklungskonzept für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsplanung<br />

Aus dem Gebot der kompetenten <strong>und</strong> wirtschaftlichen Aufgabenerledigung<br />

ergibt sich, dass die persönliche Entwicklung<br />

der Beschäftigten immer eng mit den Aufgaben betrachtet<br />

werden muss. Es geht darum, alle Beschäftigten so<br />

gut wie möglich zu fördern <strong>und</strong> jeden Dienstposten zur Aufgabenerledigung<br />

so qualifiziert wie möglich zu besetzen.<br />

Die dienstpostenbezogene Entwicklung <strong>und</strong> Verwendung<br />

der Beschäftigten bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit<br />

<strong>und</strong> einer zielgerichteten Planung.<br />

Ziel ist es,<br />

• Transparenz über den möglichen beruflichen Werdegang<br />

zu schaffen,<br />

• durch frühzeitige Einbindung der Beschäftigten Akzeptanz<br />

für Personalmaßnahmen zu erzeugen,<br />

• den Beschäftigten durch den Einsatz in verschiedenen<br />

Aufgabenbereichen <strong>und</strong> Verwaltungsebenen einen<br />

breiten Wissens- <strong>und</strong> Erfahrungshorizont zu vermitteln<br />

<strong>und</strong> sie optimal auf künftige Aufgaben vorzubereiten,<br />

• leitungs- <strong>und</strong> fachbezogene Entwicklungsperspektiven<br />

aufzuzeigen,<br />

• zusammen mit den einzelnen Beschäftigten Erkenntnisse<br />

zu gewinnen, ob eine eher fach- oder eine eher<br />

leitungsbezogene Ausprägung vorhanden ist,<br />

• besonders qualifizierte Beschäftigte gezielt zu fördern<br />

<strong>und</strong><br />

• eine systematische Personalplanung <strong>und</strong> die qualifizierte<br />

Besetzung aller Dienstposten zu gewährleisten.<br />

Die individuelle Planung der Entwicklung <strong>und</strong> Verwendung<br />

der Beschäftigten erfolgt auf der Gr<strong>und</strong>lage von Rahmenplänen<br />

für die einzelnen Fachrichtungen. In einem ersten<br />

Schritt sind die Rahmenpläne für die Fachrichtungen des<br />

höheren Dienstes erarbeitet worden. Sie sind Bestandteil<br />

des PE-Konzeptes. Die Abb. 2 zeigt als Beispiel die Ent-<br />

wicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsrahmenplanung für den höheren<br />

bautechnischen Dienst. Im nächsten Schritt soll die<br />

Rahmenplanung für die Fachrichtungen des gehobenen<br />

Dienstes in das PE-Konzept aufgenommen werden. Eine<br />

Arbeitsgruppe hat hierzu bereits einen ersten Entwurf ausgearbeitet.<br />

Abb. 2 - Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsrahmenplanung für den höheren bautechnischen Dienst<br />

Die Rahmenpläne für die verschiedenen Fachrichtungen<br />

des höheren Dienstes zeigen typische Entwicklungspfade<br />

auf, in denen eine persönliche Entwicklung im Idealfall verlaufen<br />

kann. Sie sind nicht für den Einzelfall verbindlich,<br />

sondern haben Orientierungscharakter, d.h. sie sollen als<br />

Anhaltspunkte für die individuelle Planung dienen. In den<br />

verschiedenen Plänen sind die Dienstposten angegeben,<br />

die für die Beschäftigten der verschiedenen Fachrichtungen<br />

bei ihrer persönlichen Berufsentwicklung in Betracht kommen<br />

können. Die individuelle Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsplanung<br />

begründet keinen Anspruch auf die Übertragung<br />

eines konkreten Dienstpostens. Bei der Besetzung eines<br />

Dienstpostens ist immer entscheidend, ob der oder die<br />

Beschäftigte fachlich <strong>und</strong> persönlich die Anforderungen der<br />

konkreten Position erfüllt. Bei leitenden Positionen ist dabei<br />

neben der Eignung zur Personalführung die Eignung zur<br />

fachlichen Lenkung unverzichtbar. Dies gilt insbesondere<br />

bei Positionen, bei denen die bauaufsichtliche Verantwortung<br />

wahrzunehmen ist.<br />

Die Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsrahmenpläne für den<br />

höheren Dienst sind in verschiedene berufliche Abschnitte<br />

(vgl. Abb. 2) gegliedert.<br />

Abschnitt A betrifft die Ausbildung für den höheren Dienst,<br />

unabhängig davon, ob sie innerhalb oder außerhalb der<br />

WSV erfolgt. Bei der Einstellung müssen sich die Bewerberinnen<br />

<strong>und</strong> Bewerber einem strukturierten Auswahlverfahren<br />

mit Potenzialanalyse unterziehen.<br />

Abschnitt B bezeichnet die Phase des Berufseinstiegs <strong>und</strong><br />

der beruflichen Konsolidierung, die je nach Fachrichtung in<br />

verschiedene Unterphasen aufgeteilt ist. Am Ende dieser<br />

Phase sollte eine Voreinschätzung dahingehend getroffen<br />

werden, ob der/die Beschäftigte für eher leitungsbezogene<br />

(Mitarbeiterführung <strong>und</strong> fachliche Lenkung stehen im Vordergr<strong>und</strong>)<br />

oder für eher fachbezogene Aufgaben (das spezielle<br />

Fachwissen <strong>und</strong> die Komplexität der Fachaufgabe<br />

stehen im Vordergr<strong>und</strong>) geeignet ist. Beide Entwicklungswege<br />

sind für die Qualität der Aufgabenerledigung in der<br />

WSV gleichermaßen wichtig <strong>und</strong> verdienen die gleiche<br />

Wertschätzung. Eine solche Voreinschätzung führt nicht zu<br />

einer verbindlichen Festlegung für die Zukunft. Die beiden<br />

Entwicklungswege sind gr<strong>und</strong>sätzlich als durchlässig zu be-<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

75


76<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

Das Personalentwicklungskonzept für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

trachten.<br />

In Abschnitt C wird die berufliche Basis durch Einsatz auf<br />

einem Dienstposten in einer anderen Verwaltungsebene<br />

<strong>und</strong> mit anderen Anforderungen erweitert.<br />

In Abschnitt D sollen die Beschäftigten ihren Fähigkeiten<br />

entsprechend entweder leitungs- oder fachbezogene Aufgaben<br />

wahrnehmen. Die Durchlässigkeit zwischen beiden<br />

Entwicklungspfaden bleibt gewährleistet.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Rahmenpläne soll mit den Beschäftigten<br />

ergänzend zum Jahresgespräch ein Personalentwicklungsgespräch<br />

geführt werden. Gesprächspartner ist die<br />

zuständige Stelle auf Ober- bzw. <strong>Mitte</strong>lbehördenebene. Dabei<br />

werden<br />

• Perspektiven für die weitere berufliche Entwicklung<br />

aufgezeigt,<br />

• die Ziele <strong>und</strong> Interessen der Beschäftigten mit einbezogen,<br />

• evtl. die konkrete weitere dienstliche Verwendung vereinbart.<br />

Dieses Gespräch wird anlassbezogen geführt. Solche Anlässe<br />

können der Ablauf einer beruflichen Phase, die Teilnahme<br />

an einem Personalauswahlverfahren oder auch der<br />

Wunsch der Beschäftigten sein. So wurden bei der <strong>Wasser</strong>-<br />

<strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> in 2003/<strong>2004</strong> bereits eine<br />

Reihe von Personalentwicklungsgesprächen mit Beschäftigten<br />

des höheren Dienstes durch den Dezernatsleiter Administration<br />

geführt.<br />

Die Rahmenpläne ermöglichen auch die dienststellenübergreifende<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Verwendung von Beschäftigten.<br />

Dazu werden zwischen den betroffenen Dienststellen evtl.<br />

unter Beteiligung des B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr,<br />

Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen Koordinierungsgespräche geführt.<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

Die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung spielt bei der Personalentwicklung<br />

eine wichtige Rolle. Mit ihr lassen sich verschiedenste<br />

Ziele der Personalentwicklung erreichen: Sie dient der Erweiterung<br />

der fachlichen, methodischen <strong>und</strong> sozialen Kompetenzen,<br />

sie fördert darüber hinaus die individuellen Potenziale<br />

<strong>und</strong> schafft damit eine der Voraussetzungen zur<br />

Erhöhung der Verwendungsbreite. Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

trägt aber auch dem Selbstentwicklungsbedürfnis des Einzelnen<br />

Rechnung <strong>und</strong> fördert damit die Motivation. Sie<br />

schafft schließlich die Voraussetzungen für die Stärkung<br />

der Handlungsverantwortung der Beschäftigten <strong>und</strong> verkürzt<br />

die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter.<br />

Der individuelle Bedarf des einzelnen Beschäftigten an<br />

Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung wird im Gespräch zwischen Vorgesetzten<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter/in (vorzugsweise im Jahresgespräch)<br />

ermittelt <strong>und</strong> im Bildungsbedarfsbogen dokumentiert.<br />

Diese Form der Bedarfsermittlung findet bei Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern zunehmend Akzeptanz, weil ihre<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Interessen thematisiert <strong>und</strong> kommuniziert<br />

werden. Dadurch erfahren sie Wertschätzung <strong>und</strong> können<br />

ihre eigenen Vorstellungen mit in den Prozess einbringen.<br />

Die ausgefüllten Bildungsbedarfsbögen werden den in den<br />

einzelnen Dienststellen bestehenden Bildungsstellen zugeleitet.<br />

Die Einrichtung der Bildungsstellen hat sich als eine<br />

effektive Form zur Förderung der Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

bewährt. Als Einrichtungen vor Ort sind sie in der Lage, eine<br />

bedarfsorientierte <strong>und</strong> zeitnahe Bildungsarbeit zu leisten.<br />

Die eingehenden Bildungsbedarfsbögen werden hier<br />

ausgewertet, um für die einzelne Mitarbeiterin oder den<br />

einzelnen Mitarbeiter ein passgenaues Bildungsangebot zu<br />

finden. Neben Seminaren bei den Fortbildungseinrichtungen<br />

des B<strong>und</strong>es (z. B. Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />

der WSV, B<strong>und</strong>esakademie für öffentliche Verwaltung)<br />

kommen hier auch Kooperationsseminare mehrerer<br />

Dienststellen sowie Schulungen bei externen Anbietern in<br />

Frage.<br />

Beurteilung von Beamtinnen <strong>und</strong> Beamten<br />

Die Beurteilung soll ein aussagefähiges, objektives <strong>und</strong><br />

vergleichbares Bild der Leistung <strong>und</strong> Eignung eines Beamten<br />

oder einer Beamtin vermitteln. Sie ist eine Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsplanung <strong>und</strong> gibt Hinweise<br />

zum individuellen Fortbildungsbedarf. Für Beförderungs-<br />

<strong>und</strong> Auswahlentscheidungen bildet sie eine wichtige<br />

Gr<strong>und</strong>lage.<br />

Für die Personalentwicklung können insbesondere Aussagen<br />

zu den einzelnen Eignungs- <strong>und</strong> Leistungsmerkmalen<br />

Bedeutung haben bei der Einschätzung, welche Aufgaben<br />

für die Beamtin oder den Beamten besonders geeignet sind<br />

<strong>und</strong> inwieweit sie individuell in der beruflichen Entwicklung<br />

gefördert werden können.<br />

Die dienstliche Beurteilung von Beamten <strong>und</strong> Beamtinnen<br />

erfolgt auf Gr<strong>und</strong>lage von §§ 40ff. B<strong>und</strong>eslaufbahnverordnung<br />

(BLV). Die Beurteilung ist damit kein neues Instrument<br />

der Personalentwicklung; sie ist gleichwohl als wichtiger<br />

Baustein in das PE-Konzept für die WSV aufgenommen<br />

worden.<br />

Die Beurteilung der Beamtinnen <strong>und</strong> Beamten in der WSV<br />

erfolgt nach der “Richtlinie für die Beurteilung der Beamtinnen<br />

<strong>und</strong> Beamten in der gesamten B<strong>und</strong>esverwaltung für<br />

Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen” - Beurteilungsrichtlinie<br />

BVBW. Für die WSV bestehen zusätzlich ergänzende Festlegungen.<br />

Anforderungsprofile <strong>und</strong> Fähigkeitsprofile<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter für bestimmte Dienstposten<br />

<strong>und</strong> bestimmte Aufgaben optimal zu befähigen, ist eines<br />

der Hauptziele der PE. Dies kann nur gelingen, wenn die<br />

Anforderungen des Dienstpostens <strong>und</strong> die Fähigkeiten der<br />

Beschäftigten genau genug erfasst werden. Ziel der Entwicklung<br />

von Anforderungsprofilen ist die Schaffung einer<br />

f<strong>und</strong>ierten Gr<strong>und</strong>lage für verschiedenste Maßnahmen im<br />

Bereich der Personalentwicklung, insbesondere<br />

• für die Ausschreibung eines Dienstpostens bei Neubesetzung,<br />

• für die Personalauswahl <strong>und</strong> die Gestaltung von Auswahlverfahren,<br />

• für Jahresgespräche,<br />

• für eine zielgerichtete Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung sowie<br />

• für differenzierte <strong>und</strong> für die Beurteilten nachvollziehbare<br />

Beurteilungen.<br />

Das Anforderungsprofil trifft unabhängig von einer konkreten<br />

Personalmaßnahme Aussagen darüber, welche Eigenschaften,<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Kenntnisse in welcher Ausprägung<br />

für das erfolgreiche Ausfüllen eines bestimmten<br />

Dienstpostens erforderlich sind. Es ist somit das Bindeglied<br />

zwischen den Anforderungen des Dienstpostens <strong>und</strong> der<br />

Qualifikation der jeweiligen Dienstposteninhaber/innen,<br />

welche sich im sog. Fähigkeitsprofil dokumentiert.<br />

Das Fähigkeitsprofil trifft Aussagen über die Leistungsfähigkeit<br />

der Beschäftigten <strong>und</strong> darüber, über welche Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> Potentiale sie in welcher Ausprägung verfügen.


Das Personalentwicklungskonzept für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />

Der Abgleich mit dem Anforderungsprofil ist Basis für individuelle<br />

Qualifizierungsmaßnahmen der Beschäftigten.<br />

Die Anforderungsprofile in der WSV enthalten die folgenden<br />

vier Kompetenzbereiche:<br />

• Fachkompetenz,<br />

• Methodenkompetenz,<br />

• Sozialkompetenz <strong>und</strong><br />

• Selbstkompetenz.<br />

Für diese Kompetenzbereiche werden im PE-Konzept Kriterien<br />

aufgelistet <strong>und</strong> definiert; die Beurteilungsrichtlinie der<br />

BVBW sowie das Potentialanalyseverfahren OPUS ® finden<br />

dabei Berücksichtigung. Die Gewichtung der einzelnen Kriterien<br />

untereinander ist abhängig von den Anforderungen<br />

des konkreten Dienstpostens.<br />

Die erforderlichen <strong>Informationen</strong> für die Erstellung eines<br />

Fähigkeitsprofils ergeben sich je nach Kompetenzkriterium<br />

aus der aktuellen Beurteilung, der Personalakte, dem Ergebnis<br />

der Potentialanalyse <strong>und</strong>/oder einem strukturierten<br />

Fachgespräch. Zusätzliche Hinweise für die Erstellung eines<br />

Anforderungs- bzw. Fähigkeitsprofils enthält ein dem<br />

PE-Konzept beigefügter Leitfaden.<br />

Führungskräfteentwicklung<br />

Führungskräfte aller Verwaltungsebenen <strong>und</strong> Laufbahnen<br />

tragen eine zentrale Verantwortung. Um diese zentrale<br />

Funktion erfüllen zu können, müssen sie neben der unabdingbaren<br />

fachlichen Lenkungskompetenz auch fachübergreifende<br />

Führungs- <strong>und</strong> Managementkompetenzen besitzen<br />

<strong>und</strong> anwenden können, um Probleme zu erkennen <strong>und</strong><br />

zu lösen, in vernetzten <strong>und</strong> strategischen Zusammenhängen<br />

zu denken, mit Medien <strong>und</strong> Informationstechnologie<br />

routiniert umzugehen, Beschäftigte durch einen kooperativen<br />

Stil <strong>und</strong> Einsatz entsprechender Instrumente (z. B. das<br />

Jahresgespräch) ergebnisorientiert zu führen <strong>und</strong> eine effektive,<br />

zielgerichtete Zusammenarbeit zu gewährleisten.<br />

Ein Baustein zur optimalen Besetzung solcher Führungspositionen<br />

<strong>und</strong> zur gezielten Förderung der Führungskräfte ist<br />

die Potenzialanalyse. Ziel der Potentialanalyse ist es, in Ergänzung<br />

zu der gegenwarts- <strong>und</strong> dienstpostenbezogenen<br />

Beurteilung zu erkennen, welche Anforderungen Beschäftigte<br />

in Bezug auf Aufgabenkomplexität <strong>und</strong> -qualität künftig<br />

erfüllen können. In der WSV wird hierfür das Verfahren<br />

OPUS ® angewendet.<br />

Die Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (SAF) bietet neben<br />

ihrem Angebot zur Erhaltung der Fachkompetenz für<br />

die Führungskräfte aller Ebenen <strong>und</strong> Verwaltungsstufen der<br />

WSV eine umfassende Führungskräfteschulung zur Stärkung<br />

der Führungs- <strong>und</strong> Managementkompetenzen an.<br />

Neben der Führungs- <strong>und</strong> der fachbezogenen Lenkungskompetenz<br />

erfordert die Leitung von Organisationseinheiten<br />

<strong>und</strong> insbesondere Behörden aber auch vertiefte Kenntnisse<br />

in einer Vielzahl von sog. Querschnittsthemen, um einen<br />

optimalen Arbeitsablauf zu gewährleisten. Hierzu gehören<br />

folgende Komplexe:<br />

• Organisationsentwicklung, Projektmanagement,<br />

Controlling,<br />

• Personalmanagement, Beurteilungswesen,<br />

• Personalvertretungsrecht nach BPersVG,<br />

• Angelegenheiten der Schwerbehinderten nach SGB IX,<br />

• Gleichstellungsfragen nach BGleiG,<br />

• Haushaltsrecht für Führungskräfte,<br />

• Disziplinarrecht, Dienstrecht, Arbeitsrecht,<br />

• Arbeitssicherheitsmanagement,<br />

• Sucht am Arbeitsplatz, Mobbing,<br />

• Korruptionsbekämpfung,<br />

• Vergabewesen, Wettbewerbsrecht,<br />

• Medientraining <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Es ist Aufgabe der WSV, ihren Führungskräften künftig in<br />

diesen Themenbereichen entsprechende Schulungsangebote<br />

zu machen. Es ist Pflicht jeder Führungskraft, sich an<br />

diesen Maßnahmen zur Führungskräftequalifizierung vor<br />

oder unmittelbar nach Übernahme der Führungsverantwortung<br />

zu beteiligen.<br />

Nachwuchsführungskräfte<br />

Führungs- <strong>und</strong> Managementkompetenzen müssen neben<br />

der fachlichen Qualität bereits bei der Neueinstellung von<br />

Nachwuchsführungskräften im höheren <strong>und</strong> gehobenen<br />

Dienst gezielt berücksichtigt werden. Deshalb wird hier im<br />

Rahmen strukturierter Auswahlverfahren in jedem Fall eine<br />

Potentialanalyse durchgeführt.<br />

Entscheidungen über Auswahl <strong>und</strong> Entwicklung von Führungskräften<br />

werden oft auf der Basis vorhandener Fähigkeiten,<br />

Fachwissen <strong>und</strong> Erfahrungen getroffen. Mit anderen<br />

Worten: Zumeist wird in die Vergangenheit von Beschäftigten<br />

<strong>und</strong> somit auf ihre Kompetenzen geschaut, um Hinweise<br />

über den zukünftigen Erfolg zu erlangen. Eigentlich sollte<br />

man aber in die Zukunft blicken, um Aussagen über das<br />

Potential der Beschäftigten treffen zu können, um ihre Fähigkeiten<br />

zu erkennen, zukünftig mit komplexeren, unsicheren<br />

<strong>und</strong> herausfordernden Aufgaben umgehen zu können.<br />

Mit OPUS ® gibt es eine Methode, die es ermöglicht, das<br />

Potential von Beschäftigten zu erfassen, um so eine solide<br />

Basis sowohl für die Personalauswahl als auch für die Personalentwicklung<br />

zu schaffen. OPUS ® ist ein diagnostisches<br />

Instrument, das speziell zur Erkennung von langfristigem<br />

Potenzial entwickelt wurde.<br />

In einem 2-3-stündigen Interview wird der Kandidat oder die<br />

Kandidatin mit zwei komplexen Problemstellungen/Fallstudien<br />

konfrontiert. Während des Interviews wird<br />

erfasst, wie die Person an Probleme <strong>und</strong> Situationen herangeht.<br />

Ziel ist es, sowohl die Denkstrukturen als auch die<br />

Handlungsstrukturen in komplexen <strong>und</strong> neuen Problemfeldern<br />

<strong>und</strong> Situationen heraus zu finden. Die Ergebnisse aus<br />

diesem Interview bilden Denk- <strong>und</strong> Verhaltensmuster ab,<br />

die für eine erfolgreiche Arbeit in Leitungsfunktionen entscheidend<br />

sind. Mit dem OPUS ® -Interview lässt sich die<br />

Frage beantworten, in welchem Ausmaß die beobachteten<br />

Kriterien vorhanden sind.<br />

Da sich auch Potential mit zunehmenden Alter <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

entwickeln kann, kann die Potentialanalyse auf<br />

Wunsch nach vier bis fünf Jahren wiederholt werden.<br />

Das OPUS ® Potenzialermittlung nach OPUS<br />

-Verfahren wird in der WSV von speziell ausgebildeten<br />

<strong>und</strong> zugelassenen Interviewerinnen <strong>und</strong> Interviewern<br />

angewandt, die zur Qualitätssicherung regelmäßig<br />

an Schulungen teilnehmen müssen.<br />

®<br />

Zusammenfassung<br />

Die Modernisierung der WSV bei gleichzeitig komplexer<br />

werdenden Aufgabenstellungen <strong>und</strong> ständiger Ressourcenknappheit<br />

(Haushaltsmittel, Personal) kann nur gelingen,<br />

wenn Führungskräfte, Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter die<br />

Veränderungsprozesse mit hohem Engagement weiterhin<br />

aktiv mitgestalten <strong>und</strong> dabei auch sich selbst beruflich <strong>und</strong><br />

persönlich weiter entwickeln können. Das PE-Konzept für<br />

die WSV soll hierzu einen Beitrag leisten <strong>und</strong> die hohe Motivation<br />

der Beschäftigten erhalten <strong>und</strong> fördern.<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

77


78<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> 2003<br />

Informationszentren<br />

Die Informationszentren informieren durch Modelle, Schautafeln <strong>und</strong> Filme über die umweltfre<strong>und</strong>liche Binnenschifffahrt,<br />

den Ausbau <strong>und</strong> die Bedeutung der <strong>Wasser</strong>straßen, die Aufgaben der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung <strong>und</strong> vieles<br />

andere mehr.<br />

Ein Besuch ist für Ausflügler, Schulklassen <strong>und</strong> allgemein Interessierte ebenso geeignet wie für Fachgruppen <strong>und</strong> kann mit<br />

einer Besichtigung der Schachtschleuse <strong>und</strong> des <strong>Wasser</strong>straßenkreuzes in Minden bzw. des Schiffshebewerkes in Scharnebeck<br />

in unmittelbarer Nähe der Informationszentren verb<strong>und</strong>en werden.<br />

Für Fragen stehen vor Ort Ansprechpartner zur Verfügung. Für spezielle Führungen ist eine Terminabsprache sinnvoll.<br />

Minden<br />

Öffnungszeiten: Saison 01.04. – 31.10.<br />

Montag – Samstag 9:00 – 17:00 Uhr<br />

Sonn- <strong>und</strong> Feiertag 9:00 – 18:00 Uhr<br />

Lüneburg-Scharnebeck<br />

Öffnungszeiten: Saison 15.03. – 31.10.<br />

Täglich 10:00 – 18:00 h<br />

Informationszentrum<br />

an der Schachtschleuse in Minden<br />

Auskünfte<br />

durch das<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden<br />

Telefon: 05 71 / 64 58 - 0<br />

Informationszentrum<br />

Am Schiffshebewerk Scharnebeck<br />

Auskünfte:<br />

Telefon: 0 41 36 / 4 73 (Saison)<br />

oder durch das<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Uelzen<br />

Telefon: 05 81 / 90 79 - 0


Veröffentlichungen<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

BAR Eckhard Dietel<br />

VOR Matthias Adam<br />

BR Joachim Saathoff<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

WSA Uelzen<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

NBA Hannover<br />

Internationales Verkehrswesen<br />

Die Binnenschifffahrt kann mehr<br />

Januar <strong>2004</strong><br />

Nr. 3/<strong>2004</strong><br />

Die Rheinschifffahrt hat Zukunft<br />

Zeitschrift für Schifffahrt <strong>und</strong> Hafenwirtschaft<br />

Februar <strong>2004</strong><br />

Die Entwicklung der EU <strong>und</strong> die Verkehrsabwicklung<br />

wird sich vereinfachen<br />

Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong><br />

<strong>Wasser</strong>straßen e.V.<br />

Mai <strong>2004</strong><br />

Querung des Elbe-Seitenkanals <strong>und</strong> des<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanals mittels Horizontal-Direktional-<br />

Drilling für eine 380 km Pipline<br />

Artikel in folgenden Zeitschriften veröffentlicht:<br />

a) Bautechnik, Heft 01/04, Seite 44<br />

b) bi Umwelt Bau, Heft 01/04, Seite 10<br />

c) Binnenschifffahrt( ZfB), Heft 05/04, Seite 52-54<br />

Beweissicherungsmaßnahmen im Zuge des Neubaus<br />

der Schleuse Sülfeld Süd<br />

Schriftreihe des DVW Band 46,<br />

Interdiziplinäre Messaufgaben im Bauwesen -<br />

Weimar <strong>2004</strong><br />

Beiträge zum 61. DVW-Fortbildungsseminar am<br />

27. <strong>und</strong> 28. September <strong>2004</strong> an der Bauhaus-<br />

Universität Weimar, Seite 199 - 210<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

79


80<br />

Holger Isermann<br />

Dipl.-Ing. Helmut Niemann<br />

Dipl.-Ing. Helmut Niemann<br />

Dipl.-Ing. Hans-Peter Krönert<br />

Dr.-Ing. Katja Rettemeier<br />

Dipl.-Ing. Nadine Conring<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

WSA Verden<br />

WSA Minden<br />

(FMW)<br />

WSA Minden<br />

(FMW)<br />

WSA Minden<br />

(FMW)<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

WNA<br />

Helmstedt<br />

Fernbediente Weserschleusen<br />

Binnenschifffahrt - ZfB - Nr. 4, <strong>2004</strong><br />

Seite 48 - 49<br />

Automatisierung <strong>und</strong> Fernbedienung von<br />

Schleusen am Stichkanal Salzgitter<br />

Der Ingenieur der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrts-<br />

verwaltung - IWSV, Nr. 2/<strong>2004</strong><br />

ISSN 1614-2144), Seite 18 - 20,<br />

Realisierung unterschiedlicher<br />

Red<strong>und</strong>anzkonzepte bei der Fernbedienung im<br />

Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Fachstelle der WSV für Verkehrstechnik<br />

(Kolloquium der FVT <strong>2004</strong>) - 27.10.<strong>2004</strong><br />

Naturmessungen <strong>und</strong> numerische Simulationen<br />

zur Beschreibung von Strömungsphänomenen in<br />

Talsperren<br />

<strong>Wasser</strong>wirtschaft (WaWi)<br />

Hydrologie-<strong>Wasser</strong>bau - Boden-Ökologie (9/<strong>2004</strong>)<br />

94. Jahrgang-ISSN 0043-0978 - (D 108112)<br />

Bodenmanagement in der Osthaltung des<br />

<strong>Mitte</strong>llandkanals<br />

WNA Helmstedt zum<br />

17. Weltbaggerkongress (WODCON)<br />

Informationsbroschüre des BMVBW zur<br />

WODCON <strong>2004</strong> - Nassbaggerstrategien in<br />

Deutschland, Wirtschaft <strong>und</strong> Umweltverträglich


Vorträge<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Beitrag für die ZfB<br />

"Statt Visionen: Rückbesinnung auf bewährte<br />

Tugenden"<br />

Januar <strong>2004</strong><br />

Statement zum Gastvortrag von Umweltministerin<br />

NRW Bärbel Höhn<br />

"Zum Stellenwert von Binnenschifffahrt <strong>und</strong> Binnenhäfen<br />

unter dem Aspekt einer umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />

Verkehrsentwicklung" im VBW Duisburg<br />

17.03.<strong>2004</strong><br />

Vortrag im Historischen Museum Hannover<br />

"100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal -<br />

Gestaltung einer Stadtlandschaft"<br />

21.04.<strong>2004</strong><br />

Vortrag für Mitglieder des Arbeitskreises Häfen<br />

<strong>und</strong> Schifffahrt, MdB <strong>und</strong> MdL, Baudezerneten<br />

u.a. "<strong>Mitte</strong>lweseranpassung <strong>und</strong> Schleusen<br />

Dörverden <strong>und</strong> Minden -<br />

Zukunft der Binnenschifffahrt"<br />

23.08.<strong>2004</strong><br />

Vortrag vor Industrie <strong>und</strong> Handelskammer<br />

- Verkehrsausschuss -<br />

"Aktuelle Fragen der Verkehrsinfrastruktur der<br />

<strong>Wasser</strong>straßen im Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong>"<br />

25.08.<strong>2004</strong><br />

Jahreshauptversammlung der Interessengemeinschaft<br />

Oberweser<br />

Vortrag: "Die aktuellen Planungsvorhaben über<br />

Ausbaumaßnahmen im norddeutschen <strong>Wasser</strong>straßennetz"<br />

20.09.<strong>2004</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

81


82<br />

Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />

Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />

Dipl.-Ing. Michael Seifert<br />

Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />

Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />

Dipl.-Ing. Michael Seifert<br />

Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />

Dipl.-Ing. Michael Seifert<br />

Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />

Dipl.-Ing. Michael Seifert<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Herbstklausur des Arbeitskreises Verkehr der<br />

SPD-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen<br />

"Deutsche Binnenschifffahrt im europäischem<br />

Wettbewerb"<br />

26.11.<strong>2004</strong><br />

WaGIS-Tutorium<br />

Fachstelle für Informationstechnik der WSV,<br />

Ilmenau, 24.10.2003<br />

Per Geoinformationssystem der gesamten<br />

Behörde alle <strong>und</strong> einheitliche Daten zugänglich<br />

machen.<br />

3. GovTech Gipfel, Bonn/Petersberg<br />

19. - 21.01.<strong>2004</strong><br />

WaGIS das Geoinformationssystem für die WSV.<br />

GIS-Tagung Geografische Informationssysteme<br />

in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft des ATV-DVWK, Kassel<br />

27./28.01.<strong>2004</strong><br />

WaGIS -<br />

Das <strong>Wasser</strong>straßenGeoinformationsSystem.<br />

Workshop KFKI-Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungs-<br />

projekt NOKIS, Forschungs- <strong>und</strong> Technologie-<br />

zentrum Westküste, Büsum<br />

10./11.03.<strong>2004</strong><br />

GIS-Einsatz in der WSV = WSV -eGovernment ?<br />

BAW-Kolloquium, Ilmenau<br />

03.11.<strong>2004</strong>


Adressen<br />

der Dienststellen im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />

Hann.Münden<br />

Kasseler Straße 5<br />

34346 Hann.Münden<br />

Tel.: (05541) 952-0, Telefax: (05541) 952-14 00<br />

E-Mail: postfach@WSA-HMUE.WSV.de<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />

Verden<br />

Hohe Leuchte 30<br />

27283 Verden<br />

Tel.: (04231) 898-0, Telefax: (04231) 898-13 33<br />

E-Mail: postfach@wsa-ver.wsv.de<br />

Internet: www.wsa-verden.wsv.de<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />

Minden<br />

Am Hohen Ufer 1 - 3<br />

32425 Minden<br />

Tel.: (0571) 64 58-0, Telefax: (0571) 64 58-12 00<br />

E-Mail: postfach@wsa-mi.wsv.de<br />

Internet: www.wsa-minden.de<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />

Braunschweig<br />

Ludwig-Winter-Straße 5<br />

38120 Braunschweig<br />

Tel.: (0531) 8 66 03-0, Telefax: (0531) 8 66 03-14 00<br />

E-Mail: postfach@wsa-bs.wsv.de<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />

Uelzen<br />

Greyerstraße 12<br />

29525 Uelzen<br />

Tel.: (0581) 90 79-0, Telefax: (0581) 90 79-12 77<br />

E-Mail: postfach@wsa-ue.wsv.de<br />

Fachstelle Vermessungs- <strong>und</strong> Kartenwesen <strong>Mitte</strong><br />

bei der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> ( s.o.)<br />

Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong><br />

beim <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden (s.o.)<br />

Drucksachenstelle der WSV<br />

bei der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> (s. o.)<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

Am Waterlooplatz 5<br />

30169 Hannover<br />

Tel. (05 11) 91 15 - 0<br />

Fax (05 11) 91 15 - 34 00<br />

E-Mail: postfach@wsd-m.wsv.de<br />

Internet: www.wsd-mitte.wsv.de<br />

Neubauamt für den Ausbau<br />

des <strong>Mitte</strong>llandkanals in Hannover<br />

Nikolaistraße 23/25<br />

30159 Hannover<br />

Tel.: (0511) 91 15-51 11, Telefax: (0511) 91 15-51 40<br />

E-Mail: postfach@nba-h.wsv.de<br />

<strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamt<br />

Helmstedt<br />

Walbecker Straße 23 b<br />

38350 Helmstedt<br />

Tel.: (05351) 394-0, Telefax: (05351) 394-52 40<br />

E-Mail: postfach@wna-he.wsv.de<br />

Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (SAF)<br />

in der WSV<br />

Möckernstraße 30<br />

30163 Hannover<br />

Tel. (05 11) 91 15 - 0<br />

Fax (05 11) 91 15 – 24 00<br />

<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />

83


Impressum<br />

<strong>Informationen</strong> der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Herausgeber:<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />

Am Waterlooplatz 5<br />

30169 Hannover<br />

Telefon (05 11) 91 15 – 0<br />

Telefax (05 11) 91 15 – 34 00<br />

E-Mail postfach@wsd-m.wsv.de<br />

Internet www.wsd-m.wsv.de<br />

Redaktion: Dietmar Abel WNA Helmstedt<br />

Uwe Borges WSA Hann.Münden<br />

Matthias Buschmann <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Iris Grasso <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Reinhard Henke <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Arno Liebrecht <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Layout: Heike Erlinghäuser <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Regina Manke <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />

Druck: Benatzky, Druck & Medien, Hannover<br />

Ausgabe: <strong>2004</strong><br />

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> herausgegeben. Sie darf weder<br />

von Parteien noch von Wahlhelfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-,<br />

B<strong>und</strong>estags-, Landtags- <strong>und</strong> Kommunalwahlen. Missbräuchlich sind besonders die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen<br />

der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer <strong>Informationen</strong> oder Werbemittel. Untersagt ist<br />

gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg <strong>und</strong> in welcher Anzahl<br />

diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise<br />

verwendet werden, die als Parteinahme der B<strong>und</strong>esregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.


Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen im Bereich der<br />

<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!