Informationen 2004 - WSD Mitte - Wasser- und ...
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B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr,<br />
Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />
WASSER- UND SCHIFFFAHRTSVERWALTUNG DES BUNDES<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
1905 - 2005<br />
<strong>Informationen</strong><br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsdirektion<br />
<strong>Mitte</strong>
<strong>Informationen</strong><br />
der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern der Dienststellen im Geschäftsbereich<br />
der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
<strong>Mitte</strong> blicke ich auf ein erfolgreiches<br />
Jahr <strong>2004</strong> zurück. Erfolgreich<br />
deshalb, weil wir unsere Aufgaben zum Erhalt<br />
<strong>und</strong> zur Verbesserung der <strong>Wasser</strong>straßeninfrastruktur<br />
für den Verkehrsträger<br />
Binnenschifffahrt trotz knapper Ressourcen<br />
kontinuierlich <strong>und</strong> zielgerichtet weitergeführt<br />
haben. Moderne <strong>Wasser</strong>straßen sind<br />
bei einem auch künftig weiter steigenden<br />
Verkehrsaufkommen eine wirtschaftliche,<br />
umweltfre<strong>und</strong>liche, sichere <strong>und</strong> damit unverzichtbare Alternative zum Gütertransport auf Straße <strong>und</strong><br />
Schiene.<br />
Im Rahmen unserer Investitionsmaßnahmen haben wir den Ausbau der 80 km langen Osthaltung des<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanals zwischen Sülfeld <strong>und</strong> Magdeburg planmäßig weitergeführt. Der Streckenausbau ist<br />
inzwischen auf einer Länge von 52 km abgeschlossen. Sofern ausreichend Investitionsmittel auch in<br />
den nächsten Jahren zur Verfügung stehen, können wir den Ausbau der Osthaltung Ende 2008 abschließen.<br />
Als weiteren wichtigen Baustein zur Fertigstellung des Projektes 17 der Verkehrsprojekte<br />
Deutsche Einheit haben wir in <strong>2004</strong> mit dem Neubau der Schleuse Sülfeld-Süd bei Wolfsburg begonnen.<br />
Die Schleuse Uelzen am Elbe-Seitenkanal wird noch in 2005 fertig gestellt, mit den Planungen<br />
der neuen Schleusen Minden <strong>und</strong> Dörverden wurde begonnen.<br />
Die Fernbedienzentrale für Schleusen im <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden hat im Februar <strong>2004</strong><br />
ihren Betrieb aufgenommen. Sie wurde durch Herrn B<strong>und</strong>esminister Dr. Manfred Stolpe offiziell ihrer<br />
Bestimmung übergeben. Aus dieser neuen Zentrale werden künftig insgesamt elf Schleusen fernbedient<br />
<strong>und</strong> fernüberwacht. Durch dieses innovative Konzept können sowohl die Wirtschaftlichkeit des<br />
Schleusenbetriebes als auch der Service für die Binnenschifffahrt durch längere Betriebszeiten gesteigert<br />
werden.<br />
Neben ihren vielfältigen Aufgaben zur Unterhaltung, zum Betrieb <strong>und</strong> zum Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßen<br />
leisten die Dienststellen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> seit Jahren einen erheblichen<br />
Beitrag zur Berufsausbildung junger Menschen. Auch zur Unterstützung der Ausbildungsoffensive der<br />
B<strong>und</strong>esregierung wurde die Anzahl der Ausbildungsplätze in <strong>2004</strong> nochmals um 20 auf 137 erhöht.<br />
Die Ausbildungsquote von 10,2 % <strong>und</strong> die anhaltend guten Ausbildungsergebnisse sind nur durch<br />
das hohe Engagement der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter erreichbar, die zusätzlich zu ihren eigentlichen<br />
Aufgaben die Ausbildung am Arbeitsplatz übernehmen.<br />
Im April 2005 werden wir gemeinsam mit dem B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />
das 100-jährige Jubiläum des <strong>Mitte</strong>llandkanals festlich begehen. Mit dem preußischen<br />
<strong>Wasser</strong>gesetz vom 1. April 1905 wurde der Bau des westlichen Teilstücks dieser wichtigen West-Ost-<br />
<strong>Wasser</strong>straße zwischen Bergeshövede <strong>und</strong> Hannover (damals Ems-Weser-Kanal) einschl. der Stichkanäle<br />
nach Osnabrück <strong>und</strong> Hannover-Linden sowie der Bau von Eder- <strong>und</strong> Diemeltalsperre beschlossen.<br />
Das B<strong>und</strong>esministerium für Finanzen wird aus Anlass des Jubiläums eine Sonderbriefmarke "100<br />
Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal" herausgeben.<br />
Die vorliegende Informationsschrift <strong>2004</strong> beinhaltet viele aktuelle <strong>und</strong> informative Beiträge <strong>und</strong> soll<br />
auf die Vielfältigkeit der Aufgaben der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es aufmerksam<br />
machen. Ich wünsche allen Leserinnen <strong>und</strong> Lesern bei der Lektüre viel Vergnügen.<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Präsident der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong>
Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen,<br />
wie in den vergangenen Jahren liegt uns nun auch für das Jahr <strong>2004</strong> eine neue Informationsschrift der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> vor. Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter aus allen Verwaltungsbereichen<br />
berichten wieder über ihre Aufgabenschwerpunkte im vergangenen Jahr bei Betrieb, Unterhaltung<br />
<strong>und</strong> Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßen in der Region. Darüber hinaus gibt die Informationsschrift einen<br />
Ausblick auf ein besonderes Ereignis, das uns im April 2005 ins Haus steht <strong>und</strong> durch eine Festveranstaltung<br />
besonders gewürdigt wird: 100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal!<br />
Die Hauptaufgabe der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> ihrer nachgeordneten Ämter ist die<br />
Bereitstellung sicher befahrbarer <strong>und</strong> wirtschaftlich leistungsfähiger <strong>Wasser</strong>straßen, die Ordnung des<br />
Schiffsverkehrs <strong>und</strong> die Sicherung der Vorflut an den natürlichen <strong>Wasser</strong>straßen im Sinne einer k<strong>und</strong>enorientierten<br />
Dienstleistung. Hierzu haben alle Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen im Jahre <strong>2004</strong> mit hoher Motivation<br />
<strong>und</strong> großem Engagement einen wichtigen Beitrag geleistet. Mit unserem Einsatzwillen werden<br />
wir auch in den kommenden Zeiten dazu beitragen, dass der Binnenschifffahrt ein leistungsfähiger <strong>und</strong><br />
sicherer Verkehrsweg zur Verfügung steht. Dies ist jedenfalls unser Ziel über das Jahr <strong>2004</strong> hinaus. Dabei<br />
werden wir uns nicht durch Personaleinsparungen sowie Gutachten <strong>und</strong> Überlegungen zu einer "Äußeren<br />
Reform" entmutigen lassen.<br />
In den kommenden Jahren wird auch im Zusammenhang mit der Erweiterung der europäischen Union<br />
eine erhebliche Zunahme des Gütertransports zwischen den westeuropäischen Industrieländern <strong>und</strong><br />
den mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen Ländern erwartet. Hierbei kann die Binnenschifffahrt einen erheblichen<br />
Beitrag zur Bewältigung dieser zusätzlichen Verkehrsmengen leisten. Dieses ist jedoch nur möglich,<br />
wenn durch eine funktionsgerechte <strong>und</strong> kompetente <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung eine moderne<br />
<strong>und</strong> leistungsfähige <strong>Wasser</strong>straßeninfrastruktur zur Verfügung gestellt wird.<br />
Ich hoffe, dass diese Informationsschrift bei allen Leserinnen <strong>und</strong> Lesern das Interesse an der Arbeit der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es fördert <strong>und</strong> sie gleichzeitig von der Notwendigkeit der<br />
Weiterentwicklung des Verkehrssystems Binnenschiff/<strong>Wasser</strong>straße überzeugt.<br />
Karl-Heinz Kuhlmann<br />
Vorsitzender des Bezirkspersonalrates bei der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong>
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Vorwort des Präsidenten der<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Vorwort des<br />
Bezirkspersonalratsvorsitzenden<br />
Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
des B<strong>und</strong>es (WSV)<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
des B<strong>und</strong>es<br />
Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
in Hannover<br />
Die Aufgaben der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
Aktuelles <strong>und</strong> Informatives<br />
8 - 13<br />
14 - 33<br />
Nachrichten<br />
▸ Tag des offenen Denkmals<br />
▸ Ausbildungsleistungen nochmals gesteigert<br />
Baubeginn der Schleuse Sülfeld Süd am<br />
▸ <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
▸ Neuer Leiter des Dezernates Planfeststellung<br />
▸ Neuer Leiter beim WSA Hann.Münden<br />
Erneuerung der Dokumentations- <strong>und</strong><br />
▸ Ansageeinrichtung für den NIF<br />
▸ Das NBA Hannover hat einen neuen Chef<br />
▸ Außenbezirk Hameln stellte sich vor<br />
Die Planung der neuen Schleusen Dörverden <strong>und</strong><br />
▸ Minden hat begonnen<br />
B<strong>und</strong>esminister Dr. Manfred Stolpe zu Besuch beim<br />
▸ <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
1905 - 2005<br />
Aufsatzbeiträge<br />
34 Die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung der<br />
Edertalsperre<br />
38<br />
42<br />
Gr<strong>und</strong>instandsetzung Wehr Hameln<br />
Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen im<br />
Zuge von Deichertüchtigungen an den<br />
Scheusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser<br />
46 Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen<br />
beim WSA Minden<br />
51<br />
Projekt Seelze-Süd<br />
- Verknüpfung von wasser- <strong>und</strong><br />
städtebaulichen Interessen<br />
53 Streckenausbau im Bereich der Liegestelle<br />
Rühen<br />
(Baulos Niedersachsen 2b)<br />
57<br />
60<br />
63<br />
Planung der neuen Kanalüberführung<br />
Elbeu<br />
Ersatzmaßnahmen auf ehemals militärisch<br />
genutzten Flächen am Beispiel Hillersleben<br />
Erfahrungen mit verschiedenen<br />
Pfahlgründungssystemen für<br />
Brückenwiderlager<br />
66 Einsatz von Ingenieurtauchern<br />
69<br />
73<br />
78<br />
79<br />
81<br />
83<br />
GIS-Einsatz in der WSV<br />
= WSV-eGovernment ?<br />
Das Personalentwicklungskonzept für die<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
Informationszentren<br />
Veröffentlichungen<br />
Vorträge<br />
Adressen der Dienststellen im<br />
Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>
Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen sind neben<br />
den Straßen <strong>und</strong> Schienenwegen ein<br />
unverzichtbarer Teil des Verkehrswegenetzes<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland.<br />
Sie verbinden die großen Seehäfen<br />
einerseits mit der Hohen See, andererseits<br />
mit ihrem jeweiligen Hinterland<br />
sowie die bedeutendsten Industrie- <strong>und</strong><br />
Handelszentren untereinander. So stehen<br />
den deutschen Seehäfen leistungsfähige,<br />
sichere <strong>und</strong> wirtschaftliche Zufahrtswege<br />
an Nord- <strong>und</strong> Ostsee zur<br />
Verfügung. Im Binnenland besitzt die<br />
überwiegende Zahl der deutschen<br />
Großstädte einen <strong>Wasser</strong>straßenanschluss<br />
mit eigenem Binnenhafen. Hinzu<br />
kommt eine Vielzahl von regionalen<br />
kleineren <strong>und</strong> größeren Umschlagstellen<br />
entlang der <strong>Wasser</strong>straßen.<br />
Die deutschen Seewasserstraßen<br />
(23.000 km²) in der deutschen Bucht<br />
<strong>und</strong> in der Ostsee gehören zu den am<br />
dichtesten befahrenen Revieren der<br />
Welt. Sie nehmen die Verkehre zu den<br />
deutschen Seehäfen auf, wo jährlich<br />
etwa 315 Mio. Tonnen Güter umgeschlagenen<br />
werden. Auf den Binnenwasserstraßen<br />
(7.300 km) wird jährlich<br />
eine Verkehrsleistung von rd. 65 Mrd.<br />
tkm erbracht, was etwa 90% der Güterverkehrsleistung<br />
der Bahn entspricht.<br />
Die Binnenschifffahrt befördert pro Jahr<br />
rd. 240 Mio. Tonnen, insbesondere<br />
Massengüter wie Baustoffe, Erze, Kohle,<br />
Mineralöle <strong>und</strong> landwirtschaftliche<br />
Produkte. Hinzu kommt der Transport<br />
von schweren <strong>und</strong> sperrigen Gütern,<br />
die auf dem Landwege nicht transportiert<br />
werden können <strong>und</strong> zunehmend<br />
der Containertransport. Das Binnenschiff<br />
zeichnet sich dabei als umweltfre<strong>und</strong>liches,<br />
kostengünstiges <strong>und</strong> sicheres<br />
Verkehrsmittel mit geringem<br />
Energieverbrauch aus.<br />
Neben der Nutzung als Verkehrsweg<br />
dienen die <strong>Wasser</strong>straßen auch der<br />
<strong>Wasser</strong>versorgung, der Energiegewinnung,<br />
dem Hochwasserschutz sowie<br />
der Freizeitgestaltung <strong>und</strong> der Erholung<br />
der Bevölkerung. Die <strong>Wasser</strong>wege mit<br />
ihren Ufern erfüllen darüber hinaus eine<br />
wichtige Biotopfunktion <strong>und</strong> sind Lebensraum<br />
für eine Vielzahl von Pflanzen<br />
<strong>und</strong> Tieren.<br />
In der deutschen Küstenregion <strong>und</strong> im<br />
Binnenbereich sind r<strong>und</strong> 1.000.000 Arbeitsplätze<br />
direkt oder indirekt von den<br />
<strong>Wasser</strong>straßen <strong>und</strong> den See- <strong>und</strong> Binnenhäfen<br />
abhängig.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
1
2<br />
Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
des B<strong>und</strong>es<br />
Nach dem Gr<strong>und</strong>gesetz ist der B<strong>und</strong> Eigentümer der B<strong>und</strong>eswasserstraßen.<br />
Er verwaltet sie durch eigene Behörden<br />
– die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung – <strong>und</strong> nimmt<br />
die staatlichen Aufgaben im Bereich der Binnen- <strong>und</strong> Seeschifffahrt<br />
wahr (Art. 87 <strong>und</strong> 89 GG).<br />
Wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für die Tätigkeit der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsverwaltung sind das B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz,<br />
das Binnenschifffahrtsaufgabengesetz <strong>und</strong> das Seeaufgabengesetz<br />
mit den hierzu gehörenden weiteren<br />
Rechtsverordnungen.<br />
Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung ist dem B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen nachgeordnet.<br />
Sie gliedert sich in eine <strong>Mitte</strong>linstanz <strong>und</strong> eine<br />
Unterinstanz. Die <strong>Mitte</strong>linstanz besteht aus sieben <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schifffahrtsdirektionen in Kiel, Aurich, Hannover,<br />
BAW<br />
B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Wasser</strong>bau<br />
Karlsruhe (Hamburg, Ilmenau)<br />
<strong>WSD</strong> Nord<br />
Kiel<br />
WSA<br />
Lübeck<br />
WSA<br />
Tönning<br />
WSA<br />
Brunsbüttel<br />
WSA<br />
Kiel - Holtenau<br />
WSA<br />
Strals<strong>und</strong><br />
WSA<br />
Hamburg<br />
WSA<br />
Cuxhaven<br />
NBA NOK<br />
Rendsburg<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
<strong>WSD</strong> Nordwest<br />
Aurich<br />
WSA<br />
Bremen<br />
WSA<br />
Bremerhaven<br />
WSA<br />
Wilhelmshaven<br />
WSA<br />
Emden<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr,<br />
Bau - <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />
BfG<br />
B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e<br />
Koblenz (Berlin)<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Hannover<br />
WSA<br />
Hann .Münden<br />
WSA<br />
Verden<br />
WSA<br />
Minden<br />
WSA<br />
Braunschweig<br />
WSA<br />
Uelzen<br />
NBA<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
Hannover<br />
WNA<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
Helmstedt<br />
<strong>WSD</strong> West<br />
Münster<br />
WSA<br />
Köln<br />
Münster, Mainz, Würzburg <strong>und</strong> Magdeburg. Den <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schifffahrtsdirektionen sind als Unterinstanz insgesamt<br />
39 <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter sowie sieben<br />
Neubauämter nachgeordnet. Den <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämtern<br />
sind regionale Außenbezirke sowie jeweils<br />
ein Bauhof bzw. eine Werkstatt zugeordnet. Für spezielle<br />
Aufgaben sind bei einigen Direktionen bzw. <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsämtern zusätzlich sog. Fach- oder Bündelungsstellen<br />
eingerichtet.<br />
Zur <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung gehören außerdem<br />
vier B<strong>und</strong>esoberbehörden, die B<strong>und</strong>esanstalt für<br />
<strong>Wasser</strong>bau in Karlsruhe mit Außenstellen in Hamburg <strong>und</strong><br />
Ilmenau, die B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e in Koblenz<br />
mit einer Außenstelle in Berlin, das B<strong>und</strong>esamt für Seeschifffahrt<br />
<strong>und</strong> Hydrographie in Hamburg <strong>und</strong> Rostock sowie<br />
die B<strong>und</strong>esstelle für Seeunfalluntersuchung in Hamburg.<br />
In der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (ohne Oberbehörden)<br />
sind rd. 13.500 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
beschäftigt.<br />
WSA<br />
Duisburg-Rhein<br />
WSA<br />
Duisburg-<br />
Meiderich<br />
WSA<br />
Rheine<br />
WSA<br />
Meppen<br />
WNA<br />
Datteln<br />
BSH<br />
B<strong>und</strong>esamt für Seeschifffahrt<br />
<strong>und</strong> Hydrographie<br />
Hamburg <strong>und</strong> Rostock<br />
<strong>WSD</strong> Südwest<br />
Mainz<br />
WSA<br />
Freiburg<br />
WSA<br />
Mannheim<br />
WSA<br />
Bingen<br />
WSA<br />
Heidelberg<br />
WSA<br />
Stuttgart<br />
WSA<br />
Koblenz<br />
WSA<br />
Trier<br />
WSA<br />
Saarbrücken<br />
BSU<br />
B<strong>und</strong>esstelle für<br />
Seeunfalluntersuchung<br />
Hamburg<br />
<strong>WSD</strong> Süd<br />
Würzburg<br />
WSA<br />
Aschaffenburg<br />
WSA<br />
Schweinfurt<br />
WSA<br />
Nürnberg<br />
WSA<br />
Regensburg<br />
WNA<br />
Aschaffenburg<br />
<strong>WSD</strong> Ost<br />
Magdeburg<br />
WSA<br />
Dresden<br />
WSA<br />
Magdeburg<br />
WSA<br />
Lauenburg<br />
WSA<br />
Brandenburg<br />
WSA<br />
Berlin<br />
WSA<br />
Eberswalde<br />
WNA<br />
Berlin<br />
WNA<br />
Magdeburg
Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
<strong>Mitte</strong> in Hannover<br />
Zuständigkeitsbereich<br />
Der Zuständigkeitsbereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
(<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong> in Hannover umfasst folgende B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
mit einer Gesamtlänge von 1.247 km:<br />
Weser<br />
von Hann.Münden bis etwa 8 km oberhalb der Bremer<br />
Weserschleuse Hemelingen,<br />
Werra<br />
von Falken bei Treffurt bis Hann.Münden,<br />
Fulda<br />
von Bebra-Blankenheim bis Hann.Münden,<br />
Aller<br />
von Celle bis zur Einmündung in die Weser bei Verden,<br />
Leine<br />
von Hannover bis zur Einmündung in die Aller einschließlich<br />
Ihme <strong>und</strong> „Schneller Graben“,<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
von der Abzweigung aus dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal bei<br />
Bergeshövede bis zur Elbe bei Magdeburg mit seinen<br />
Stichkanälen nach Ibbenbüren, Osnabrück, Hannover-<br />
Linden, Misburg, Hildesheim <strong>und</strong> Salzgitter sowie seinen<br />
Verbindungskanälen zur Weser in Minden <strong>und</strong> zur Leine in<br />
Hannover,<br />
Elbe-Seitenkanal<br />
von der Abzweigung aus dem <strong>Mitte</strong>llandkanal bei Edesbüttel<br />
bis zur Einmündung in die Elbe bei Artlenburg.<br />
Zu diesen B<strong>und</strong>eswasserstraßen gehören als b<strong>und</strong>eseigene<br />
Anlagen auch die Eder- <strong>und</strong> die Diemeltalsperre.<br />
Dienststellen<br />
Zum Geschäftsbereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> gehören fünf <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schifffahrtsämter in Hann.Münden, Verden, Minden,<br />
Braunschweig <strong>und</strong> Uelzen sowie das Neubauamt für<br />
den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals in Hannover <strong>und</strong> das<br />
<strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamt Helmstedt. Die Anschriften<br />
dieser Dienststellen finden Sie auf Seite 83.<br />
Den fünf <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämtern sind im inneren<br />
Aufbau insgesamt zwanzig Außenbezirke sowie jeweils<br />
ein Bauhof bzw. eine Werkstatt (WSA Hann.Münden) zugeordnet.<br />
Die Außenbezirke sind für die Verkehrssicherung<br />
<strong>und</strong> bautechnische Unterhaltung eines ihnen zugewiesenen<br />
<strong>Wasser</strong>straßenabschnitts zuständig. Die Bauhöfe<br />
bzw. die Werkstatt sind zuständig <strong>und</strong> verantwortlich für<br />
alle werkstattrelevanten Unterhaltungsarbeiten an den<br />
maschinen- <strong>und</strong> elektrotechnischen Anlagen im jeweiligen<br />
WSA-Bereich. Die Unterhaltung der nachrichtentechnischen<br />
Anlagen sowie die Instandsetzungsarbeiten an<br />
<strong>Wasser</strong>fahrzeugen <strong>und</strong> schwimmenden Geräten (soweit<br />
Regiearbeiten) obliegen für den gesamten Zuständigkeitsbereich<br />
der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> dem Bauhof Minden.<br />
Innerer Aufbau der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Die <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> gliedert sich in ihrem inneren Aufbau in die<br />
Dezernate<br />
A – Administration<br />
C – Controlling<br />
SR – Schifffahrt <strong>und</strong> Recht<br />
M – Regionales Management<br />
N – Neubau<br />
P – Planfeststellung<br />
Außerdem sind der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
• die Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />
(SAF) in der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
des B<strong>und</strong>es,<br />
• die Drucksachenstelle der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />
• eine Lohnrechnungsstelle<br />
für die zentrale Bearbeitung überregionaler Aufgaben angegliedert.<br />
Die SAF organisiert <strong>und</strong> führt Schulungsmaßnahmen<br />
im Bereich der Aus- <strong>und</strong> Fortbildung für Beschäftigte<br />
der B<strong>und</strong>esverwaltung für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />
durch. Die Drucksachenstelle ist für die Herstellung<br />
sowie Verteilung von Vordrucken <strong>und</strong> Verwaltungsvorschriften<br />
in Papierform bzw. digitaler Form b<strong>und</strong>esweit<br />
für die Dienststellen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
tätig. Die Lohnrechnungsstelle ist zuständig für<br />
die Zahlbarmachung der Löhne der Arbeiterinnen <strong>und</strong> Arbeiter<br />
der <strong>WSD</strong>’n Nordwest, West <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong> sowie des<br />
Luftfahrtb<strong>und</strong>esamtes <strong>und</strong> der B<strong>und</strong>esstelle für Flugunfalluntersuchung<br />
in Braunschweig.<br />
Weiterhin nimmt die „Fachstelle Vermessungs- <strong>und</strong> Kartenwesen“<br />
bei der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> gebündelt Ausführungsaufgaben<br />
für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter <strong>und</strong> die Neubauämter<br />
des Geschäftsbereichs wahr. Hierbei handelt es<br />
sich insbesondere um Aufgaben der Kartenherstellung<br />
<strong>und</strong> -fortführung, der Peilauswertung <strong>und</strong> der Auswertung<br />
von geodätischen Lage- <strong>und</strong> Höhennetzen.<br />
Eine weitere Bündelungsstelle für den gesamten Geschäftsbereich<br />
der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> zur Bearbeitung von Ingenieuraufgaben<br />
des Maschinenbaus, des Schiffbaus <strong>und</strong><br />
der Elektro- <strong>und</strong> Nachrichtentechnik besteht mit der<br />
„Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong>“ beim <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsamt Minden.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
3
4<br />
Die Aufgaben der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
Die gr<strong>und</strong>gesetzlich normierte Verwaltungstätigkeit der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es (WSV)<br />
erstreckt sich auf die <strong>Wasser</strong>straßen in ihrer Verkehrsfunktion<br />
sowie auf die staatlichen Aufgaben der Binnen-,<br />
Küsten- <strong>und</strong> Seeschifffahrt. Besonderheit der WSV – im<br />
Vergleich zu Schiene <strong>und</strong> Straße – ist die regional sehr<br />
unterschiedliche Ausprägung der Infrastruktur (Küstengewässer,<br />
Tideströme, freifließende Flüsse, Flüsse mit<br />
Schleusen <strong>und</strong> Wehren, Kanäle) <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
regional sehr unterschiedlichen Schifffahrtsbedingungen.<br />
Der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> ihren<br />
nachgeordneten Ämtern obliegen nach dem B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz<br />
<strong>und</strong> dem Binnenschifffahrtsaufgabengesetz<br />
folgende Aufgaben:<br />
Unterhaltung der <strong>Wasser</strong>straßen<br />
Die Unterhaltung der Binnenwasserstraßen umfasst die<br />
Erhaltung eines ordnungsgemäßen Zustands für den<br />
<strong>Wasser</strong>abfluss <strong>und</strong> die Erhaltung der Schiffbarkeit. Dabei<br />
ist den Belangen des Naturhaushalts Rechnung zu tragen;<br />
Bild <strong>und</strong> Erholungswert der Gewässerlandschaft sind zu<br />
berücksichtigen. Außerdem sind die Erfordernisse des<br />
Denkmalschutzes zu berücksichtigen. Zur Unterhaltung<br />
gehören auch Arbeiten zur Beseitigung oder Verhütung<br />
von Schäden an Ufergr<strong>und</strong>stücken, die durch die Schifffahrt<br />
entstanden sind oder entstehen können, soweit die<br />
Schäden den Bestand der Ufergr<strong>und</strong>stücke gefährden.<br />
Im Rahmen der Unterhaltung der Binnenwasserstraßen ist<br />
dafür zu sorgen, dass in den Flussstrecken eine ausreichend<br />
breite <strong>und</strong> tiefe Fahrrinne für die Schifffahrt zur Verfügung<br />
steht. Besonders nach Hochwässern können sich<br />
störende Anlandungen bilden, die durch Baggerungen beseitigt<br />
werden müssen. Daneben sind die durch<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Sicherheitstor Haldensleben<br />
Strömung, Wellenschlag <strong>und</strong> Eisgang verursachten Schäden<br />
an den Strombauwerken, insbesondere an Deckwerken<br />
<strong>und</strong> Buhnen zu beseitigen. An den staugeregelten<br />
Flüssen kommt die Unterhaltung der Wehranlagen,<br />
Schleusenkanäle <strong>und</strong> Schleusen hinzu. An den künstlichen<br />
<strong>Wasser</strong>straßen (Kanäle) sind neben dem Gewässerbett<br />
zusätzlich die landseitigen Betriebswege, Seitendämme<br />
<strong>und</strong> -gräben bzw. Einschnittböschungen <strong>und</strong> eine<br />
Vielzahl von Ingenieurbauwerken, wie Schleusen, Pumpwerke,<br />
Sicherheitstore, Brücken, Düker <strong>und</strong> Durchlässe,<br />
zu unterhalten.<br />
Zu den Unterhaltungsarbeiten gehören die Inspektion <strong>und</strong><br />
Beurteilung des Ist-Zustands, die ständige Wartung <strong>und</strong>,<br />
sofern erforderlich, die Instandsetzung des Gewässerbetts<br />
<strong>und</strong> der baulichen Anlagen. So wird die Fahrrinnenbreite<br />
<strong>und</strong> -tiefe der Flüsse <strong>und</strong> Kanäle mit speziellen Peilschiffen<br />
regelmäßig vermessen <strong>und</strong> auf Abweichungen hin geprüft.<br />
Die regelmäßige Inspektion der Ingenieurbauwerke<br />
hat den Zweck, etwa eingetretene Mängel am Bauwerk<br />
rechtzeitig zu erkennen, um diese dann zu beseitigen, bevor<br />
größerer Schaden eintritt oder die Betriebs- bzw.<br />
Bauwerkssicherheit beeinträchtigt wird. Die Dammstrecken<br />
an den Kanälen werden im Rahmen einer Damminspektion<br />
durch regelmäßige Begehungen laufend beobachtet<br />
<strong>und</strong> überwacht. Die mechanischen, hydraulischen<br />
<strong>und</strong> elektrotechnischen Teile der Schleusen, Wehre,<br />
Pumpwerke, Sicherheitstore usw. werden im Rahmen<br />
einer sog. Planmäßigen Unterhaltung gepflegt <strong>und</strong> gewartet.<br />
In den <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämtern wird die Aufgabe<br />
der Unterhaltung durch fachk<strong>und</strong>ige Ingenieure <strong>und</strong> Techniker<br />
verschiedener Fachrichtungen, in den Außenbezirken<br />
<strong>und</strong> Bauhöfen ergänzend durch einen Regiebetrieb<br />
wahrgenommen, der aus Fachhandwerkern, wie <strong>Wasser</strong>bauern,<br />
Maschinen- <strong>und</strong> Motorenschlossern, Stahlbauern,<br />
Elektrikern <strong>und</strong> Nachrichtentechnikern besteht. Dieser<br />
Regiebetrieb ist mit Land- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>fahrzeugen sowie<br />
Arbeitsgeräten ausgestattet. Entsprechend seiner personellen<br />
<strong>und</strong> technischen Ausstattung wird der Regiebetrieb<br />
vorrangig für folgende Aufgaben eingesetzt:<br />
Sicherh
• Inspektion <strong>und</strong> Wartung von Gewässerbett,<br />
Schifffahrtsanlagen <strong>und</strong> Ingenieurbauwerken,<br />
• Soforteinsätze zur Vermeidung von<br />
Schifffahrtssperren <strong>und</strong> bei Havarien,<br />
• Überwachung der von Firmen auszuführenden<br />
Arbeiten,<br />
• Betrieb von Schifffahrtsanlagen (z.B.<br />
Schleusen, Pumpwerke, Sicherheitstore),<br />
• Kleinere Instandsetzungsarbeiten am<br />
Gewässerbett <strong>und</strong> an den Anlagen.<br />
Die größeren Instandsetzungsmaßnahmen<br />
werden über öffentliche Ausschreibungen<br />
an geeignete Fachunternehmen<br />
der Wirtschaft oder des Handwerks vergeben.<br />
Als besondere Aufgabe hat die <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung für die Eisbekämpfung<br />
auf den B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
zu sorgen, soweit diese wirtschaftlich vertretbar<br />
ist.<br />
Setzen <strong>und</strong> Betreiben von Schifffahrtszeichen<br />
Zur Verkehrsregelung, Verkehrslenkung<br />
sowie zum Schutz von Anlagen sind an<br />
den <strong>Wasser</strong>straßen Schifffahrtszeichen<br />
zu setzen <strong>und</strong> zu betreiben. Die Schifffahrtszeichen<br />
sind in verschiedene Gruppen<br />
eingeteilt:<br />
• feste visuelle Schifffahrtszeichen<br />
(z.B. Tafelzeichen, Signallichtanlagen),<br />
• schwimmende visuelle Schifffahrtszeichen<br />
(z.B. Fahrwassertonnen),<br />
• auditive Schifffahrtszeichen (z.B. Nebelschallanlagen),<br />
• funktechnische Schifffahrtszeichen<br />
(z.B. Nautischer Informationsfunk).<br />
Betrieb von Schifffahrtsanlagen<br />
Zu den Schifffahrtsanlagen gehören die Schleusen,<br />
Schiffshebewerke, Pumpwerke <strong>und</strong> Sicherheitstore. Diese<br />
Anlagen sind vor Ort zum Teil mit Betriebspersonal besetzt,<br />
das im Schichtbetrieb tätig ist.<br />
Besondere Bedeutung kommt der Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale<br />
Minden zu. In dieser ständig besetzten Zentrale<br />
werden verschiedene Betriebsaufgaben <strong>und</strong> Dienste für<br />
die Schifffahrt aus dem Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
<strong>Mitte</strong> gebündelt wahrgenommen:<br />
Gr<strong>und</strong>instandsetzung der Schachtschleuse Minden<br />
Schifffahrtszeichen am <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
• <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung des <strong>Mitte</strong>llandkanals <strong>und</strong> des<br />
Elbe-Seitenkanals mit der Fernbedienung <strong>und</strong> Fernüberwachung<br />
von Pumpwerken,<br />
• Fernbedienung <strong>und</strong> -überwachung der Sicherheitstore<br />
am <strong>Mitte</strong>llandkanal <strong>und</strong> Elbe-Seitenkanal,<br />
• Fernüberwachung der Wehre der <strong>Mitte</strong>lweser <strong>und</strong> der<br />
unteren Fulda,<br />
• Notfallmeldestelle,<br />
• Nautischer Informationsfunk (NIF) für <strong>Mitte</strong>llandkanal,<br />
Elbe-Seitenkanal <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong>lweser.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
5
6<br />
Die Einrichtung eines Melde- <strong>und</strong> Informationssystems<br />
Binnenschifffahrt (MIB) für Gefahrgutschiffe befindet sich<br />
in der Vorbereitung.<br />
Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter Braunschweig, Verden<br />
<strong>und</strong> Minden planen <strong>und</strong> realisieren zur Zeit gemeinsam<br />
mit der Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> im Rahmen eines<br />
b<strong>und</strong>esweiten Programms die Automatisierung <strong>und</strong><br />
Fernbedienung der Schleusen ihres Zuständigkeitsberei-<br />
ches. Hierzu werden an der Schleuse Anderten bei Hannover,<br />
an der Schleuse Wedtlenstedt am Stichkanal Salz-<br />
gitter <strong>und</strong> im Dienstgebäude des WSA Minden Fernbedienzentralen<br />
eingerichtet. An den jeweiligen Schleusen<br />
wird künftig kein Betriebspersonal mehr vor Ort eingesetzt,<br />
sondern die Schleusen werden durch Schichtleiter von<br />
den Fernbedienzentralen aus fernbedient. Die Zentralen in<br />
Minden <strong>und</strong> Wedtlenstedt haben ihren Betrieb bereits aufgenommen.<br />
Schifffahrtswesen<br />
Hier obliegen der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> ihren nachgeordneten<br />
Ämtern u.a. folgende Aufgaben:<br />
• die Förderung der Binnenflotte <strong>und</strong> des Binnenschiffsverkehrs<br />
sowie das Führen von Binnenschifffahrtsstatistiken,<br />
• die Verhütung der von der Schifffahrt ausgehenden<br />
Gefahren <strong>und</strong> schädlichen Umwelteinwirkungen im<br />
Sinne des B<strong>und</strong>esimmissionsschutzgesetzes,<br />
• die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten im Schiffsverkehr,<br />
• die Verkehrsregelung, Verkehrsberatung <strong>und</strong> Verkehrsunterstützung<br />
auf den <strong>Wasser</strong>straßen,<br />
• die schifffahrtspolizeiliche Genehmigung von Sondertransporten<br />
sowie von Veranstaltungen auf den <strong>Wasser</strong>straßen,<br />
• die Ausstellung von Befähigungszeugnissen (Patenten),<br />
• die Ausstellung von Schifferdienstbüchern <strong>und</strong> Ölkontrollbüchern,<br />
• die Ausstellung von Kennzeichen für Kleinfahrzeuge.<br />
Die schifffahrtspolizeilichen Vollzugsaufgaben<br />
werden nach zwischen dem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> den<br />
Ländern abgeschlossenen Vereinbarungen<br />
durch die <strong>Wasser</strong>schutzpolizeien der Länder<br />
ausgeübt.<br />
Gewässerk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />
Aufgabe ist die Beschaffung von Daten über<br />
die Gewässer <strong>und</strong> ihre <strong>Wasser</strong>führung, sofern<br />
<strong>und</strong> soweit diese für die Schifffahrt Bedeutung<br />
haben oder aber für Bau-, Betriebs- <strong>und</strong> Unterhaltungsbelange<br />
der <strong>Wasser</strong>straßen benötigt<br />
werden.<br />
Hierzu sind folgende Daten – insbesondere<br />
zur Beobachtung der Gewässermorphologie –<br />
notwendig:<br />
• Gewässerquerschnitte mit Form <strong>und</strong> Beschaffenheit<br />
der Gewässersohle,<br />
• Geschiebebewegungen,<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale Minden<br />
• Abflussprofile,<br />
• <strong>Wasser</strong>stände, Fließgeschwindigkeiten, Abflussmengen,<br />
• Luft- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>temperatur,<br />
• Windstärke, Windrichtung, <strong>Wasser</strong>standsänderungen<br />
infolge Windstau.<br />
Die <strong>Wasser</strong>stände der Fließgewässer werden an gewässerk<strong>und</strong>lichen<br />
Pegeln ständig beobachtet. An den Kanälen<br />
wird die Einhaltung der zulässigen <strong>Wasser</strong>spiegelschwankungen<br />
durch Betriebspegel überwacht. Der Ausgleich der<br />
<strong>Wasser</strong>verluste aus dem Schleusenbetrieb, aus Verdunstung<br />
<strong>und</strong> Versickerung sowie infolge von <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />
für Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft erfolgt durch den Betrieb<br />
von Pumpwerken.<br />
Darüber hinaus unterhält die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
im Benehmen mit den jeweiligen Landesbehörden<br />
einen <strong>Wasser</strong>stands- <strong>und</strong> Hochwassermeldedienst.<br />
Pegel Vlotho
Strompolizeiliche Aufgaben<br />
Zur Gefahrenabwehr hat die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsverwaltung Maßnahmen zu treffen,<br />
um die B<strong>und</strong>eswasserstraßen in einem für die<br />
Schifffahrt erforderlichen Zustand zu halten. Sie<br />
umfasst insbesondere die Beseitigung von<br />
Schifffahrtshindernissen sowie die Bearbeitung<br />
von in diesem Zusammenhang notwendig werdenden<br />
strompolizeilichen Verfügungen.<br />
Dritte, d.h. Einzelpersonen, Firmen <strong>und</strong> andere<br />
Behörden benötigen für die Benutzung der B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
oder für die Errichtung, die<br />
Veränderung <strong>und</strong> den Betrieb von Anlagen in,<br />
über oder unter einer B<strong>und</strong>eswasserstraße oder<br />
an ihrem Ufer eine sog. strom- <strong>und</strong> schifffahrtspolizeiliche<br />
Genehmigung. Durch Bedingungen<br />
<strong>und</strong> Auflagen in diesen Genehmigungen wird<br />
eine Beeinträchtigung des für die Schifffahrt erforderlichen<br />
Zustands der <strong>Wasser</strong>straße oder<br />
der Sicherheit <strong>und</strong> Leichtigkeit des Verkehrs<br />
verhütet oder ausgeglichen.<br />
Wahrnehmung der Eigentümerinteressen<br />
(Liegenschaftsverwaltung)<br />
Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen einschl. angrenzender Ufergr<strong>und</strong>stücke<br />
<strong>und</strong> Betriebsgelände sind privatrechtliches<br />
Eigentum der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland im Sinne des<br />
Bürgerlichen Rechts. Die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter<br />
vertreten in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich die Eigentümerinteressen<br />
des B<strong>und</strong>es. Die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Aufgaben umfassen die Gr<strong>und</strong>stücksbewertung, den<br />
Gr<strong>und</strong>stücksverkehr sowie die Abwicklung von Verträgen<br />
mit Dritten. So hat jedes <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt mit<br />
einer Vielzahl von Nutzern der b<strong>und</strong>eseigenen Liegenschaften<br />
<strong>und</strong> Ufergr<strong>und</strong>stücke Gestattungs- <strong>und</strong> Nutzungsverträge<br />
abgeschlossen.<br />
Aus- <strong>und</strong> Neubau von B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
einschließlich Planfeststellung<br />
Beim Ausbau handelt es sich um Maßnahmen<br />
zur wesentlichen Umgestaltung einer B<strong>und</strong>eswasserstraße,<br />
eines oder beider Ufer, die über<br />
die Unterhaltung hinausgehen <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>eswasserstraße<br />
als Verkehrsweg betreffen. Bei<br />
dem Neubau oder Ausbau einer B<strong>und</strong>eswasserstraße<br />
sind in Linienführung <strong>und</strong> Bauweise<br />
das Bild <strong>und</strong> die Erholungseignung der Gewässerlandschaft<br />
sowie die Erhaltung <strong>und</strong> Verbesserung<br />
des Selbstreinigungsvermögens des<br />
Gewässers zu beachten <strong>und</strong> die natürlichen<br />
Lebensgr<strong>und</strong>lagen zu bewahren.<br />
Aus- <strong>und</strong> Neubau von B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
bedürfen vorab der Planfeststellung. Anhörungs-<br />
<strong>und</strong> Planfeststellungsbehörde ist die<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion.<br />
Die Neu- <strong>und</strong> Ausbauvorhaben werden über öffentliche<br />
Ausschreibungen vergeben <strong>und</strong> durch<br />
Wende- <strong>und</strong> Liegestelle Fallersleben Nord<br />
geeignete Fachunternehmen der Bauwirtschaft ausgeführt.<br />
Den Dienststellen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
obliegt hierbei die Fachplanung, die Entwurfsaufstellung<br />
<strong>und</strong> Entwurfsprüfung, die Ausschreibung <strong>und</strong><br />
Vergabe sowie die Überwachung <strong>und</strong> Abrechnung der<br />
Bauarbeiten.<br />
Im Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> befinden sich folgende Neu-<br />
<strong>und</strong> Ausbauvorhaben in der Planung bzw. in der Ausführung:<br />
• Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals zwischen Sülfeld <strong>und</strong><br />
Magdeburg im Rahmen des Projektes 17 der Verkehrsprojekte<br />
Deutsche Einheit,<br />
• Ausbau der Stichkanäle Osnabrück, Hannover-<br />
Linden, Hannover-Misburg <strong>und</strong> Hildesheim,<br />
• Anpassung der <strong>Mitte</strong>lweser zwischen Minden <strong>und</strong><br />
Bremen,<br />
• Neubau von Schleusen. Die Schleusen Uelzen II <strong>und</strong><br />
Sülfeld befinden sich in der Bauausführung, neue<br />
Schleusen in Bolzum, Minden <strong>und</strong> Dörverden in der<br />
Bauplanung.<br />
Neubau Schleuse Uelzen II<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
7
8<br />
Eingang zum Hauptpumpwerk<br />
Tina Gemeinhardt, Hetharini Sieniawski,<br />
Michaela Günther (obere Reihe),<br />
Sandra Hummel <strong>und</strong> Tobias Kinkeldey<br />
(v.l.n.r.) haben am 02.08.<strong>2004</strong> ihre Ausbildung<br />
zur/zum Verwaltungsfachangestellten bei der<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> begonnen.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Nachrichten<br />
� Tag des offenen Denkmals am 12.09.04 in Minden<br />
Das <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt (WSA) Minden hatte am<br />
Tag des offenen Denkmals das Hauptpumpwerk, die alte Kanalbrücke<br />
<strong>und</strong> die Schachtschleuse zur Besichtigung für interessierte<br />
Besucher geöffnet. Diese 1911 bis 1914 im Zuge<br />
der Herstellung des <strong>Wasser</strong>straßenkreuzes Minden errichteten<br />
Bauwerke stehen seit einigen Jahren unter Denkmal-<br />
Besichtigung der Pumpenhalle<br />
schutz. Es wurden mehrere Führungen angeboten, zu denen<br />
insgesamt über 300 Interessierte kamen. Dabei wurden<br />
durch das WSA Minden zunächst Erläuterungen zu den 90<br />
Jahre alten Bauwerken gegeben. Anschließend konnten die<br />
Anlagen mit entsprechenden Einblicken in die Technik erlebt<br />
werden. Die Resonanz war ausgesprochen positiv.<br />
�Ausbildungsleistungen<br />
nochmals gesteigert<br />
Die Dienststellen im Geschäftsbereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion (<strong>WSD</strong>)<br />
<strong>Mitte</strong> haben <strong>2004</strong> die Anzahl ihrer Ausbildungsplätze nochmals erhöht. Zunächst<br />
war für August <strong>2004</strong> die Einstellung von 31 neuen Auszubildenden vorgesehen, wobei<br />
die Ausbildungsverträge beginnend im Herbst 2003 bis zum Frühjahr <strong>2004</strong> abgeschlossen<br />
wurden.<br />
Im Rahmen des "Nationalen Paktes für Ausbildung" zwischen der B<strong>und</strong>esregierung<br />
<strong>und</strong> der Wirtschaft wurden auch in der B<strong>und</strong>esverwaltung für Verkehr, Bau- <strong>und</strong><br />
Wohnungswesen weitere Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt. Obwohl im Bereich<br />
der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> die angestrebte Ausbildungsquote von 7 % der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten bereits in den vorhergehenden Jahren überschritten<br />
wurde, konnte auch die <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> noch 20 weitere Ausbildungsplätze kurzfristig<br />
Anfang Juli <strong>2004</strong> zur Besetzung bereit stellen. Die Vielzahl der bei den Dienststellen<br />
der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> im Juli noch eingehenden Bewerbungen bestätigte diese Vorgehensweise.<br />
Eingestellt wurden noch Auszubildende für die Berufe Verwaltungsfachangestellte/r,<br />
Bauzeichner/in, Binnenschiffer/in, Fachinformatiker/in, Industriemechaniker/in<br />
<strong>und</strong> Energieelektroniker/in.<br />
Mit den insgesamt 51 neuen Ausbildungsplätzen erhöhte sich die Gesamtzahl der im<br />
Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse auf 137 <strong>und</strong> die<br />
Ausbildungsquote auf 10,2 %.
Nachrichten<br />
� Baubeginn der Schleuse Sülfeld Süd am <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
In Sülfeld (Stadt Wolfsburg) wurde am 22. April <strong>2004</strong> der<br />
offizielle Startschuss zum Beginn der Bauarbeiten für die<br />
neue Schleuse Sülfeld Süd gegeben. Mit dem Bau der<br />
Schleuse im Rahmen des Projektes 17 der Verkehrsprojekte<br />
Deutsche Einheit wird ein weiterer Engpass in der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung<br />
zwischen dem Ruhrgebiet <strong>und</strong> Berlin<br />
beseitigt.<br />
Im Januar <strong>2004</strong> starteten bereits die Abbrucharbeiten des<br />
alten Schleusenbauwerks. Der symbolische erste Spatenstich<br />
wurde durch den Präsidenten der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
<strong>Mitte</strong>, Prof. Dierk Schröder, dem Leiter des<br />
Neubauamtes für den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals, Dieter<br />
Eichler, dem Bürgermeister der Stadt Wolfsburg, Manfred<br />
Kolbe, <strong>und</strong> dem Vertreter der bauausführenden Firmen<br />
ARGE Schleuse Sülfeld Süd, Albert Wösthoff, vorgenommen.<br />
Die bestehende Doppelschleusenanlage Sülfeld am <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
hat ihren Betrieb 1938 aufgenommen. Ihre Abmessungen<br />
genügen heute nicht mehr den Anforderungen<br />
der modernen Güterschifffahrt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird die<br />
südliche Schleuse abgerissen <strong>und</strong> durch eine neue Schleuse<br />
ersetzt. Die Schleusenkammer wird 225 m lang, 12,50 m<br />
breit <strong>und</strong> erhält eine <strong>Wasser</strong>tiefe von mindestens 4 m. Größere<br />
Schiffseinheiten mit einer Abladetiefe von 2,80 m <strong>und</strong><br />
einer Tragfähigkeit von bis zu 3.500 Tonnen werden die<br />
neue Schleuse ungehindert passieren können. Die Fertigstellung<br />
der Bauarbeiten für die neue Schleuse ist bis Ende<br />
2007 vorgesehen.<br />
Während der Bauzeit wird der Verkehr über die bestehende<br />
Nordschleuse abgewickelt. Dabei wird die Schleuse „r<strong>und</strong><br />
um die Uhr“ im 24-St<strong>und</strong>en-Betrieb eingesetzt.<br />
Startschuss zum Baubeginn<br />
Mit der Inbetriebnahme der neuen Schleuse Sülfeld Süd<br />
<strong>und</strong> der Fertigstellung der Ausbauarbeiten in der Osthaltung<br />
des <strong>Mitte</strong>llandkanals kann die Binnenschifffahrt den rd. 325 km langen <strong>Mitte</strong>llandkanal mit modernen Großmotorgüterschiffen<br />
<strong>und</strong> Schubverbänden ab 2009 uneingeschränkt befahren.<br />
� Neuer<br />
Leiter<br />
des<br />
Dezernates<br />
Planfeststellung<br />
Am 1. Januar 2005 hat Regierungsdirektor Gunther Jenner die Leitung<br />
des Dezernates Planfeststellung in der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
<strong>Mitte</strong> übernommen. Sein Vorgänger, Regierungsdirektor Karl Delisle,<br />
hat am 31. Dezember <strong>2004</strong> nach langjähriger Tätigkeit seine Freistellungsphase<br />
der Altersteilzeit begonnen. Delisle war über Jahre zuständig<br />
für die Planfeststellung der Neubaumaßnahmen im Geschäftsbereich.<br />
Jenner war vor seinem Wechsel in das Dezernat Planfeststellung sieben<br />
Jahre Leiter der Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (SAF) in<br />
Hannover. Zum 1. Januar 2005 hat Oberregierungsrätin Angela Pleban<br />
hier die Nachfolge als Leiterin der SAF übernommen.<br />
Gunther Jenner (links) <strong>und</strong> Karl Delisle<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
9
10<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Nachrichten<br />
� Neuer Leiter beim WSA Hann.Münden<br />
Am 01. November <strong>2004</strong> hat Bauoberrat Christian Hoppmann die Leitung des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes<br />
Hann.Münden übernommen. Sein Vorgänger, Baudirektor Uwe Klemm, der fast neun Jahre die Dienststelle erfolgreich leitete,<br />
ist am 01. Oktober <strong>2004</strong> in die Freistellungsphase der Altersteilzeit eingetreten.<br />
Herr Hoppmann war vorher u.a. beim WNA Magdeburg als Baubevollmächtigter für den Neubau der Schleuse Hohenwarthe<br />
(Projekt 17 VDE) <strong>und</strong> als Sachbereichsleiter für den Streckenausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals im Bereich des <strong>Wasser</strong>straßenkreuzes<br />
Magdeburg <strong>und</strong> des Elbe-Havel-Kanals zuständig. Zuletzt war Herr Hoppmann beim B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Wohnungswesen im Referat EW 21 (Management der Binnenwasserstraßen) tätig.<br />
Uwe Klemm<br />
Christian Hoppmann<br />
� Erneuerung der Dokumentations- <strong>und</strong> Ansageeinrichtung für<br />
den NIF<br />
Der Nautische Informationsfunk (NIF) dient der Übermittlung von Nachrichten zwischen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
(WSV) <strong>und</strong> der Schifffahrt, die sich auf den Schutz von Personen oder auf die Fahrt oder die Sicherheit von Schiffen<br />
beziehen. Im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> wird der NIF von der Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale<br />
Minden aus über 22 UKW-Funkstellen entlang von <strong>Mitte</strong>llandkanal, Elbe-Seitenkanal <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong>lweser gesendet.<br />
Die Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> hat für die Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale Minden die Dokumentations- <strong>und</strong> Ansageeinrichtung<br />
für den NIF an den neuesten Stand der technischen Entwicklung angepasst.<br />
Ausgelöst wurde die Maßnahme durch das Versagen der mechanischen Komponenten der Dokumentationseinrichtung.<br />
Über diese Einrichtung wurde bisher die Aufzeichnung der Gespräche des NIF mit Magnetbändern vorgenommen. Mit<br />
dem neuen System werden die Gespräche digital aufgezeichnet. Die Wechselzyklen der Speichermedien haben sich damit<br />
entscheidend verlängert <strong>und</strong> die Archivierung der Gespräche kann so computergestützt organisiert werden.<br />
Die neue Ansageeinrichtung vereinfacht den Arbeitsablauf bei den Lagemeldungen erheblich. Eine Lagemeldung wird<br />
dreimal am Tag (9:00, 13:00 <strong>und</strong> 17:00 Uhr) von der Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale aus gesendet. Vor Einführung des neuen<br />
Systems wurden die Lagemeldungen im Schifffahrtsbüro des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes Minden in einer Word-<br />
Datei geschrieben <strong>und</strong> der Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale zugeleitet. Dort musste der Text auf ein Aufzeichnungsgerät gesprochen<br />
werden. Die Länge der Lagemeldung kann bis zu 10 Minuten betragen. Entstand bei dem Aufsprechen der Meldung<br />
ein Fehler, musste der gesamte Text wiederholt aufgezeichnet werden.<br />
Heute werden die Lagemeldungen weiterhin in einer Word-Datei geschrieben, aber die Textinformationen werden durch<br />
ein spezielles Programm in menschliche Sprache umgewandelt. Die Sprachinformationen können den Anforderungen der<br />
WSV angepasst werden. Bereits aufgezeichnete Meldungen können aus dem Archiv aufgerufen <strong>und</strong> erneut verwendet<br />
werden.
Nachrichten<br />
� Das NBA Hannover hat einen neuen Chef<br />
Am 16. Januar <strong>2004</strong> wurde der neue Leiter des Neubauamtes (NBA) für den<br />
Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals in Hannover, Bauoberrat Dieter Eichler, vom<br />
Präsidenten der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion (<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong>, Prof. Dierk<br />
Schröder, in sein neues Amt eingeführt. Sein Vorgänger, Baudirektor Johann<br />
Röben, hat am 1. Dezember 2003 die Leitung des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes<br />
Braunschweig übernommen.<br />
Dieter Eichler war bisher als Sachbereichsleiter beim <strong>Wasser</strong>straßen-<br />
Neubauamt Magdeburg tätig. Mit der Übernahme der Leitung des NBA Hannover<br />
ist er nunmehr maßgeblich verantwortlich für den Neubau von Schleusen<br />
im Geschäftsbereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong>. Besondere Bedeutung kommt hierbei<br />
der Fertigstellung der Schleuse Uelzen II am Elbe-Seitenkanal sowie<br />
Johann Röben (links) <strong>und</strong> Dieter Eichler dem Neubau der Schleuse Sülfeld am <strong>Mitte</strong>llandkanal bei Wolfsburg zu.<br />
Weitere Schleusenprojekte der näheren Zukunft sind die Neubauten der<br />
Schleusen Bolzum (Stichkanal Hildesheim), Minden (Abstieg vom <strong>Mitte</strong>llandkanal zur Weser) <strong>und</strong> Dörverden (<strong>Mitte</strong>lweser).<br />
Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt des NBA Hannover ist der Ausbau der Stichkanäle Osnabrück, Hannover-<br />
Linden <strong>und</strong> Hildesheim.<br />
� Außenbezirk Hameln stellte sich vor<br />
Am 19. September <strong>2004</strong> führte der Abz. Hameln zum<br />
erstenmal auf seinem Betriebsgelände einen „Tag der offenen<br />
Tür“ durch.<br />
<strong>Wasser</strong>taxi<br />
gegeben. Außerdem war im Staubereich eine <strong>Wasser</strong>baustelle<br />
mit Großgeräten (<strong>Wasser</strong>fahrzeugen) der<br />
WSV eingerichtet. Auf dem Parkplatz stellte sich eine<br />
Tauchergruppe des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes<br />
Minden vor. Von großem Interesse war hierbei für die<br />
Besucher die technische Ausrüstung der Taucher.<br />
Das angebotene Rahmenprogramm mit Aktionen für<br />
Groß <strong>und</strong> Klein wurde begeistert angenommen <strong>und</strong><br />
der Reinerlös der Veranstaltung einem Kinderheim gestiftet.<br />
Auch mit dieser Veranstaltung konnte das <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsamt Hann.Münden die Beziehungen zur regionalen<br />
Öffentlichkeit ausbauen <strong>und</strong> festigen.<br />
Die interessierte Bevölkerung konnte sich anhand von<br />
Ausstellungstafeln <strong>und</strong> Informationsmaterial über die<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV) des B<strong>und</strong>es<br />
informieren. Einen Schwerpunkt der <strong>Informationen</strong> bildete<br />
die Aufgabendarstellung des Außenbezirks.<br />
Zur Besichtigung der nahen Schleppzugschleuse wurde<br />
ein „<strong>Wasser</strong>-Taxi“ angeboten. Diese Möglichkeit einer<br />
Bootsfahrt wurde von den Besuchern zahlreich angenommen.<br />
Im Bereich der Schleuse wurden weitere <strong>Informationen</strong><br />
über die Geschichte der Staustufe Hameln<br />
Infostand des WSA Hann.Münden<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
11
12<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Nachrichten<br />
� Die Planung der neuen Schleusen Dörverden <strong>und</strong> Minden hat<br />
begonnen<br />
Die Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Untersuchungen zur Anpassung der <strong>Mitte</strong>lweser mit der Optimierung der<br />
Schleusenlängen in Dörverden <strong>und</strong> Minden haben dazu geführt, dass der Neubau dieser Schleusen mit mindestens 140 m<br />
Länge in den „Vordringlichen Bedarf (Neue Vorhaben)“ des B<strong>und</strong>esverkehrswegeplans 2003 eingestellt wurde.<br />
Neue Schleuse Dörverden<br />
Die vorhandene Schleusenanlage besteht aus der 1910 errichteten <strong>und</strong> ca. 1920 auf nutzbare 251 m Länge umgebauten<br />
Schleppzugschleuse sowie aus der 1935 errichteten kleinen Schleuse. Der Schleusenbetrieb wird heute im wesentlichen<br />
über die kleine Schleuse abgewickelt. Beide Schleusen besitzen nicht die erforderlichen Abmessungen für die zukünftigen<br />
Anforderungen aus der Schifffahrt.<br />
Die neue Schleuse erhält daher eine Nutzlänge von 139 m, eine Fallhöhe von 4,60 m bei Normalstau in Ober- <strong>und</strong> Unterwasser,<br />
eine Drempeltiefe von 4,00 m <strong>und</strong> eine Kammerbreite von 12,50 m.<br />
Die neue Schleuse wird aus nautischen Gründen in der Achse des Schleusenkanals errichtet. Die kleine Schleuse bleibt<br />
während der Bauzeit in Betrieb. Die Schleppzugschleuse wird infolge des Neubaus verfüllt bzw. abgebrochen. Auch die<br />
Vorhäfen müssen für die neue Schleuse <strong>und</strong> die größeren Schiffsabmessungen angepasst werden. Für die Schleusenkammer<br />
ist eine Befüllung über das Obertor, das als Drucksegmenttor mit Füllmuschel ausgebildet wird, vorgesehen. Die<br />
Entleerung erfolgt über kurze Torumläufe im Unterhaupt. Als Untertor soll ein Stemmtor zum Einsatz kommen, welches<br />
kammerseitig durch eine Stoßschutzanlage gesichert wird.<br />
Für den Neubau der Schleuse Dörverden ist ein Planfeststellungsverfahrens erforderlich, das im Juni 2005 eingeleitet<br />
werden soll. Die Baudurchführung soll 2007 beginnen. Nach einer ca. 3-jährigen Bauphase ist die Inbetriebnahme der<br />
neuen Schleuse Ende 2009 vorgesehen. Die Anlage wird dann von der Fernbedienzentrale in Minden aus ferngesteuert<br />
betrieben.<br />
Neue Schleuse Minden<br />
Die neue Schleuse wird am <strong>Wasser</strong>straßenkreuz Minden im Verbindungskanal Nord auf der Ostseite der 1915 in Betrieb<br />
genommenen Schachtschleuse errichtet. Während der Bauzeit wird der Betrieb der alten Schleuse voll aufrecht erhalten.<br />
Die neue Schleuse Minden erhält eine<br />
Nutzlänge von 139 m, eine Fallhöhe<br />
von 13,30 m bei normalen Betriebswasserständen,<br />
eine Drempeltiefe von<br />
4,00 m <strong>und</strong> eine Kammerbreite von<br />
12,50 m. Das Schleusungswasser wird<br />
aus dem <strong>Mitte</strong>llandkanal entnommen.<br />
Deshalb wird die Schleuse mit Sparbecken<br />
ausgerüstet, die eine <strong>Wasser</strong>ersparnis<br />
von ca. 60% ermöglichen.<br />
Für die Befüllung der Schleusenkammer<br />
ist am Oberhaupt ein Einlaufbauwerk<br />
vorgesehen, von dem aus das<br />
<strong>Wasser</strong> in das Gr<strong>und</strong>laufsystem gespeist<br />
wird. Die Entleerung erfolgt über<br />
das Gr<strong>und</strong>laufsystem <strong>und</strong> die Torumläufe<br />
in das Auslaufbauwerk am Unterhaupt.<br />
Das Untertor wird als Stemmtor<br />
ausgebildet <strong>und</strong> kammerseitig mit einem<br />
Stoßschutz gesichert. Das Ober-<br />
Schachtschleuse Minden<br />
tor ist als Zugsegmenttor geplant.<br />
Bei der Gestaltung der Ansicht der neuen Schleuse wird auf die Ensemblewirkung, die die denkmalgeschützte alte<br />
Schachtschleuse mit einschließt, besonderes Augenmerk gelegt.<br />
Die Vorhäfen werden der neuen Schleuse <strong>und</strong> den größeren Schiffsabmessungen angepasst. Außerdem müssen neue<br />
Liegemöglichkeiten für die Fahrgastschifffahrt eingeplant werden.<br />
Für die neue Schleuse werden Flächen des Bauhofes des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes Minden in Anspruch genommen,<br />
was den Abbruch <strong>und</strong> Ersatz wichtiger Funktionsgebäude <strong>und</strong> Werkstätten als vorbereitende Maßnahme erforderlich<br />
macht. Auch im Zusammenhang mit der neuen Trassierung der Bauhofstraße <strong>und</strong> dem Neubau einer Brücke mit ca.<br />
120 m Stützweite über den unteren Vorhafen wird diese Neustrukturierung des Bauhofes erforderlich.<br />
Auch für den Neubau der Schleuse Minden ist die Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens erforderlich, das im<br />
August 2005 eingeleitet werden soll. Die Baudurchführung soll <strong>Mitte</strong> 2007 beginnen <strong>und</strong> nach einer ca. 3,5-jährigen Bauphase<br />
mit der Inbetriebnahme der neuen Schleuse Ende 2010 abgeschlossen werden. Die Anlage wird dann von der<br />
Fernbedienzentrale in Minden aus ferngesteuert betrieben.
Nachrichten<br />
� B<strong>und</strong>esminister Dr. Manfred Stolpe zu Besuch beim<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden<br />
Am 5. Februar <strong>2004</strong> hat der B<strong>und</strong>esminister für Verkehr,<br />
Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen, Dr. Manfred Stolpe,<br />
das <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt (WSA) Minden besucht.<br />
Anlass seines Besuches war die Ehrung von Auszubildenden,<br />
die sich im Jahr 2003 aufgr<strong>und</strong> herausragender<br />
Ausbildungsleistungen in der B<strong>und</strong>esverkehrs- <strong>und</strong><br />
Bauverwaltung besonders ausgezeichnet haben sowie<br />
die Inbetriebnahme der Fernbedienzentrale für Schleusen<br />
im Dienstgebäude des WSA Minden.<br />
Herr B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe betonte in seiner Ansprache<br />
die hohe Bedeutung einer qualifizierten Berufsausbildung<br />
<strong>und</strong> verwies auf das Ziel der B<strong>und</strong>esregierung,<br />
möglichst jedem/jeder Jugendlichen einen<br />
Ausbildungsplatz in der Industrie, im Handwerk oder in<br />
der Verwaltung zur Verfügung zu stellen. Auch in den<br />
Dienststellen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
hat die Berufsausbildung junger Menschen einen hohen<br />
Stellenwert. So wurden bei der schon traditionellen Ehrung<br />
der Auszubildenden mit hervorragenden Prüfungsergebnissen<br />
auch vier Auszubildende aus dem Bereich<br />
der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> ausgezeichnet.<br />
Nach der Ehrung besuchte Dr. Manfred Stolpe die Ausbildungswerkstatt<br />
beim Bauhof des WSA Minden. Mehr<br />
als 40 Jugendliche erlernen hier den Beruf zum/zur Industriemechaniker/in<br />
oder Energieelektroniker/in. Die<br />
Ausbildungsleistungen dieser Einrichtung des B<strong>und</strong>es<br />
haben in der Region einen hohen Stellenwert <strong>und</strong> einen<br />
hervorragenden Ruf. Auszubildende der Werkstatt sind<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer guten <strong>und</strong> sehr guten Prüfungsergebnisse<br />
bereits mehrfach durch das B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen, die IHK Bielefeld<br />
<strong>und</strong> die in Minden ansässige WAGO-Stiftung ausgezeichnet<br />
worden. Während eines R<strong>und</strong>gangs ließ sich<br />
Dr. Stolpe durch den Ausbildungsleiter Klaus Fuhrmann<br />
<strong>und</strong> die anwesenden Auszubildenden über die technische<br />
Ausstattung der Werkstatt <strong>und</strong> die Inhalte der<br />
Ausbildung unterrichten.<br />
Im Anschluss an den Besuch der Ausbildungswerkstatt<br />
hat B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe die neu eingerichtete<br />
Fernbedienzentrale für Schleusen der <strong>Mitte</strong>lweser <strong>und</strong><br />
des <strong>Mitte</strong>llandkanals im Dienstgebäude des WSA Minden<br />
in Betrieb genommen. Nach der Inbetriebnahme<br />
ließ sich Dr. Stolpe durch die Leiterin der Fernbedienzentrale,<br />
Brigitte Kaßner-Meyer, die Betriebsabläufe<br />
<strong>und</strong> die technische Einrichtung der Zentrale erläutern<br />
<strong>und</strong> nahm selbst über den Schleusenfunk mit einem auf<br />
der <strong>Mitte</strong>lweser fahrenden Binnenschiffer Kontakt auf.<br />
Aus der neuen Zentrale werden künftig 11 Schleusen -<br />
sechs Schleusen der <strong>Mitte</strong>lweser, drei Mindener<br />
Schleusen <strong>und</strong> zwei Schleusen des Stichkanals Osnabrück<br />
- fernbedient <strong>und</strong> fernüberwacht. Zur Zeit sind die<br />
Schleusen Petershagen, Schlüsselburg <strong>und</strong> die Untere<br />
Schleuse Minden an die Zentrale angeschlossen. Der<br />
Anschluss der übrigen Schleusen erfolgt nacheinander<br />
in den Jahren <strong>2004</strong> - 2007.<br />
B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe mit den zu ehrenden Auszubildenden<br />
B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe in der Ausbildungswerkstatt mit Herrn<br />
Fuhrmann (links) <strong>und</strong> Herrn Prof. Schöder (rechts)<br />
Inbetriebnahme der Fernbedienzentrale<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
13
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
14<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
100 Jahre<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
Mit dem preußischen „Gesetz, betreffend die Herstellung<br />
<strong>und</strong> den Ausbau von <strong>Wasser</strong>straßen“ vom 1. April 1905<br />
wurde die Rechtsgr<strong>und</strong>lage u.a. für den Bau eines Schifffahrtskanals<br />
zwischen dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal bei<br />
Bergeshövede <strong>und</strong> Hannover geschaffen. Diese zunächst<br />
als Ems-Weser-Kanal bezeichnete Kanalstrecke<br />
bildet heute das westliche Teilstück des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />
Nach jahrzehntelanger kontroverser Diskussion über die<br />
Notwendigkeit einer solchen <strong>Wasser</strong>straße wurde damit<br />
der Startschuss zur Verbindung des schon zu Beginn des<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts wichtigen Industriezentrums an Rhein<br />
<strong>und</strong> Ruhr mit den Räumen Hannover, Magdeburg <strong>und</strong><br />
Berlin gegeben. Am 1. April 1905 schlug damit die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />
des <strong>Mitte</strong>llandkanals. Die Bauarbeiten zwischen<br />
Bergeshövede <strong>und</strong> Hannover erfolgten in den Jahren<br />
1906 bis 1916. Kurz nach dem 1. Weltkrieg wurden<br />
die Arbeiten in Richtung Osten weitergeführt. Mit dem Erreichen<br />
der Elbe <strong>und</strong> der Fertigstellung des Schiffshebewerks<br />
Rothensee bei Magdeburg im Jahre 1938 war<br />
schließlich die Idee der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung vom<br />
Rhein über Ems <strong>und</strong> Weser zur Elbe Wirklichkeit geworden.<br />
Seit den 60er Jahren wird der <strong>Mitte</strong>llandkanal (MLK) zu<br />
einer <strong>Wasser</strong>straße von europäischer Bedeutung ausgebaut.<br />
Diese Ausbauarbeiten sind zwischen Bergeshövede<br />
<strong>und</strong> der Schleuse Sülfeld bei Wolfsburg abgeschlossen.<br />
Durch die Inbetriebnahme der Kanalbrücke über die<br />
Elbe <strong>und</strong> der Doppelschleuse Hohenwarthe im November<br />
2003 wurde erstmals die wasserstandsunabhängige<br />
Querung der Elbe möglich. Mit der Fertigstellung der<br />
Bauarbeiten zwischen Sülfeld <strong>und</strong> Magdeburg im Jahre<br />
2008 kann der MLK durchgehend von Großmotorgüterschiffen<br />
<strong>und</strong> Schubverbänden mit einer Abladetiefe von<br />
2,80 m befahren werden. Im Herzen Europas präsentiert<br />
sich der MLK aber schon heute in seinem h<strong>und</strong>ertsten<br />
Jubiläumsjahr als moderner <strong>und</strong> wirtschaftlicher Verkehrsweg<br />
der Binnenschifffahrt, auf dem rd. 22 Mio. Tonnen<br />
Güter pro Jahr umweltfre<strong>und</strong>lich, energiesparsam,<br />
sicher <strong>und</strong> zuverlässig transportiert werden.<br />
Frühe Planungen, Visionen<br />
<strong>und</strong> Auseinandersetzungen<br />
Die Idee, eine Kanalverbindung zwischen Rhein <strong>und</strong> Elbe<br />
<strong>und</strong> weiter bis zur Oder herzustellen, reicht bis weit in<br />
das 16. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück. Bedingt durch die Ausrichtung<br />
der teilweise schon im <strong>Mitte</strong>lalter schiffbaren größeren<br />
Flüsse Norddeutschlands in Richtung Nord- <strong>und</strong> Ostsee,<br />
wurde bereits früh der verkehrliche <strong>und</strong> damit ein-<br />
Reinhard Henke<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Andreas Hüsig<br />
WSA Uelzen<br />
hergehend auch der strategische Nutzen einer West-Ost-<br />
<strong>Wasser</strong>straßenverbindung erkannt.<br />
Den ersten Versuch zum Bau eines solchen <strong>Wasser</strong>weges<br />
unternahm Herzog Julius von Braunschweig (1568-<br />
1589). Er hatte die Absicht, Oker <strong>und</strong> Aller schiffbar zu<br />
machen <strong>und</strong> mit der Weser sowie mit der Elbe zu verbinden.<br />
Er scheiterte aber vor dem Reichskammergericht an<br />
der Klage des Bürgermeisters <strong>und</strong> des Rates der Stadt<br />
Braunschweig bei Kaiser Rudolf II. gegen diese „Grabenwerksunternehmungen",<br />
wie sie das Vorhaben herablassend<br />
nannten. „Der Fürst sei nicht befugt, zweifelhafte<br />
<strong>und</strong> ungewisse Dinge, die ebensowohl zum Schaden<br />
<strong>und</strong> Nachteil als zu Nutz <strong>und</strong> Frommen auslaufen<br />
<strong>und</strong> gedeihen möchten, im Fürstentum zu unternehmen."<br />
Der verkehrlich wie strategisch visionäre Gedanke des<br />
Herzogs wurde im beginnenden merkantilistischen Zeitalter<br />
noch nicht von allen Herrschaften geteilt.<br />
Die Verwirklichung stromverbindender Kanalbauten in<br />
Deutschland begann dennoch bereits in den Jahren 1662<br />
bis 1668 mit dem Bau des Friedrich-Wilhelm-Kanals, des<br />
heutigen Oder-Spree-Kanals. Er stellte die Verbindung<br />
der Stromgebiete von Elbe <strong>und</strong> Oder her, indem er den<br />
Raum Berlin mit der Oder bei Fürstenberg verband. Eine<br />
zweite - nördliche - Verbindung aus dem Raum Berlin zur<br />
Oder entstand 1743 bis 1746 unter Friedrich dem Großen<br />
mit dem zweiten Finow-Kanal. Dieser wurde bereits ab<br />
1540 geplant <strong>und</strong> von 1605 bis 1620 erstmals erbaut,<br />
verfiel aber schnell, so dass erst dem „zweiten Anlauf“<br />
durch die Initiative Friedrich des Großen Erfolg beschieden<br />
war. [9]<br />
Ebenfalls während der Regierungszeit Friedrich des Großen<br />
entstand 1743 bis 1745 der Plauer Kanal zwischen<br />
dem Plauer See <strong>und</strong> der Elbe bei Parey. Zusammen mit<br />
dem 1865 bis 1872 errichteten Ihle-Kanal bildet er den<br />
heutigen Elbe-Havel-Kanal <strong>und</strong> verkürzt den <strong>Wasser</strong>weg<br />
zwischen Brandenburg <strong>und</strong> Magdeburg, der bis dahin<br />
über die Untere Havel führte, um etwa 100 km.<br />
Nachdem 1773/1774 der Bromberger Kanal von der Oder<br />
über die Netze bis zur Weichsel gebaut worden war, bestand<br />
bereits Ende des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts ein durchgehender<br />
Schifffahrtsweg zwischen Königsberg, Breslau,<br />
Berlin, Dresden <strong>und</strong> Hamburg. Friedrich der Große hatte<br />
erkannt, dass der Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßen zu leistungsfähigen<br />
Verkehrswegen eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung<br />
für die wirksame Förderung von Handel <strong>und</strong> Verkehr bildete.<br />
Als weitere logische Konsequenz wurden auf seine<br />
Initiative hin Pläne ausgearbeitet, den Rhein mit der<br />
Maas <strong>und</strong> der Ems durch Kanäle zu verbinden, um so<br />
den Rhein an einen deutschen Nordseehafen, d.h. der
Emsmündung, anzuschließen. Strategischer Hintergr<strong>und</strong><br />
dieser Planungen war, das bestehende holländische Monopol<br />
brechen zu können. Weitere Pläne sahen vor, auch<br />
Weser <strong>und</strong> Elbe parallel zum Küstenverlauf im Binnenland<br />
durch einen Kanal zu verbinden. [17]<br />
Militärisch-strategische Überlegungen waren der Hintergr<strong>und</strong><br />
für Pläne Napoleons, eine schiffbare Verbindung<br />
zwischen Rhein <strong>und</strong> Elbe bis zur Ostsee zu errichten, die<br />
vor allem auf die Sicherung der eroberten Territorien abzielte.<br />
Doch auch diese Gedanken haben das grobe Planungsstadium<br />
niemals überschritten.<br />
Den entscheidenden Wendepunkt, der zur Wiederaufnahme<br />
konkreter Überlegungen zur Verbindung der<br />
nordwestdeutschen Stromgebiete durch Kanäle <strong>und</strong><br />
schließlich zu ihrer Realisierung führte, markiert die im<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert einsetzende Industrialisierung, hier insbesondere<br />
die Erfindung der Dampfmaschine. Diese ermöglichte<br />
eine erheblich effizientere industrielle Produktion.<br />
Damit einhergehend entstand eine höhere Nachfrage<br />
nach Kohle, dem für die Dampfmaschine erforderlichen<br />
fossilen Energiebrennstoff.<br />
Dementsprechend entwickelte sich eine erhebliche Verkehrsnachfrage<br />
für den Transport von Massengütern aus<br />
den Kohlefördergebieten im Westen Deutschlands in die<br />
wirtschaftlich aufblühenden Regionen. Gerade in der <strong>Mitte</strong><br />
Deutschlands fehlte, im Gegensatz zu dem bereits bestehenden<br />
<strong>Wasser</strong>straßennetz östlich Berlins, ein Verkehrsweg,<br />
der einen möglichst günstigen Transport der<br />
für die wirtschaftliche Entwicklung unentbehrlichen Kohle<br />
ermöglichte. So entstand erneut – <strong>und</strong> diesmal konkreter<br />
– das Konzept, vorhandene natürliche <strong>Wasser</strong>wege<br />
durch Kanäle zu verbinden. Als funktionierendes Beispiel<br />
hierfür galt neben dem <strong>Wasser</strong>straßennetz im Osten<br />
Deutschlands das seit einigen Jahrzehnten bestehende,<br />
insbesondere für die damaligen Verhältnisse dichte Netz<br />
von Kanälen für die Schifffahrt in Frankreich.<br />
Aus dieser wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus begründet,<br />
beginnt hier die Geschichte des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />
Die Planungen für den Bau<br />
des <strong>Mitte</strong>llandkanals bis zum<br />
Preußischen <strong>Wasser</strong>gesetz<br />
vom 01. April 1905<br />
Auf Initiative <strong>und</strong> im Auftrag der Industrie des Ruhrgebietes<br />
überreichte Kreisbaumeister von Hartmann am 24.<br />
April 1856 dem Preußischen Minister für Handel, Gewerbe<br />
<strong>und</strong> öffentliche Arbeiten eine Denkschrift zum Bau einer<br />
Schifffahrtsverbindung vom Rhein über die Weser zur<br />
Elbe, die ein von ihm geleitetes Kanal-Komitee ausgearbeitet<br />
hatte.<br />
Der preußische König Wilhelm I. ordnete sieben Jahre<br />
später, vor allem auf Drängen des westfälischen Provinziallandtags,<br />
den Beginn technischer Vorarbeiten für den<br />
Rhein-Elbe-Kanal an.<br />
Es kam allerdings zu erheblichen Auseinandersetzungen<br />
über die geplante Linienführung des Kanals, da durch<br />
den Bau sowie langfristig durch den Betrieb des Kanals<br />
die anliegenden Städte <strong>und</strong> Gemeinden sich erheblichen<br />
wirtschaftlichen Aufschwung <strong>und</strong> Wohlstand erhofften.<br />
Daher bildeten sich vielerorts Komitees, die entspre-<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
chend der lokalen Interessenlage eine Trassierung des<br />
Kanals durch ihren Ort befürworteten. So existierten neben<br />
der Nordlinie, die schließlich als Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />
Kanal <strong>und</strong> abzweigend von Bergeshövede in Richtung<br />
Osten als MLK realisiert wurde, durchaus Überlegungen<br />
zu südlicher verlaufenden Trassen. Besonders interessant<br />
war dabei die sog. „Mittlere Tunnellinie“, die den<br />
Teutoburger Wald mit dem Johannisberg bei Bielefeld<br />
durch einen Schifffahrtstunnel queren sollte. Aber die<br />
südlicheren Linien fanden schließlich keine Akzeptanz,<br />
da sie bis zu 52 Schleusen allein zwischen Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Minden erforderten. [2] Dennoch wurden die Planungen<br />
durch die Vielzahl regionaler Interessengruppen erheblich<br />
beeinflusst <strong>und</strong> erschwert.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der politischen Ereignisse 1864/66 (Krieg mit<br />
Dänemark <strong>und</strong> Österreich) <strong>und</strong> 1870/71 (Krieg mit Frankreich)<br />
wurden die ehrgeizigen Kanalprojekte zunächst unterbrochen.<br />
Der nach Beendigung des deutsch-französischen Krieges<br />
wiedereinsetzende wirtschaftliche Aufschwung von Industrie<br />
<strong>und</strong> Verkehr war Gr<strong>und</strong> für die Preußische Regierung,<br />
dem Preußischen Landtag im Jahre 1877 eine<br />
Denkschrift „über die im Preußischen Staat vorhandenen<br />
<strong>Wasser</strong>straßen, deren Verbesserung <strong>und</strong> Vermehrung"<br />
vorzulegen. Bedenken, der Bau einer Kanalverbindung<br />
würde das seit 1840 intensiv ausgebaute Schienennetz<br />
vollständig substituieren, wurden u.a. von Bismarck<br />
selbst verworfen, da im Gegenteil „selbst das ausgedehnteste<br />
Eisenbahnnetz bezüglich des Transportes von<br />
Massengütern keinen Ersatz für Kanäle bieten kann“. Der<br />
gleichsam praktische <strong>und</strong> wirtschaftlich nachweisbare wie<br />
strategisch-visionäre Ansatz zur Schaffung des „Rhein-<br />
Weser-Elbe-Kanals“ löste erneut Planungsaktivitäten<br />
aus.<br />
„Der Rhein-Weser-Elbe-Kanal", so heißt es in dieser<br />
Denkschrift, „ist bestimmt, die Handelsstraßen des<br />
Rheingebietes mit den <strong>Wasser</strong>wegen der Ems, Weser<br />
<strong>und</strong> Elbe in Verbindung zu setzen <strong>und</strong> im Anschluss an<br />
die von der Elbe aus weiter nach Osten hin bereits bestehenden<br />
<strong>Wasser</strong>straßen in der Richtung von Westen<br />
nach Osten eine durchgehende Querverbindung für die<br />
Binnenschifffahrt herzustellen, welche von den Rheinmündungen<br />
bis zum Memelstrom reichen würde. Von<br />
den in der Richtung von Süd nach Nord in die Nordsee<br />
<strong>und</strong> in die Ostsee sich ergießenden schiffbaren Strömen<br />
rechtwinklig durchkreuzt, würde der Kanal eine großartige<br />
Straße für den Weltverkehr bilden <strong>und</strong> den durchschnittenen<br />
Landesteilen das Gleiche bieten, was ein<br />
großer Strom den Bewohnern eines Schifffahrtsgebietes<br />
gewährt."<br />
Das Jahr 1877 stellt somit neben dem Jahr 1856 einen<br />
Meilenstein in der Vorgeschichte des MLK dar. Nachdem<br />
die Vision geboren war, galt es wiederum, Widerstände<br />
zu überwinden. Neben den bereits erwähnten Auseinandersetzungen<br />
hinsichtlich der Trassenführung, meldeten<br />
sich erneut aus verschiedensten Beweggründen heraus<br />
Befürworter <strong>und</strong> Gegner des Kanalprojekts aus allen Bereichen<br />
der Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Bevölkerung zu Worte.<br />
Die unterschiedlichen Auffassungen mündeten in erbitterten<br />
Konfrontationen zwischen den Gruppen.<br />
Als wichtiger Initiator <strong>und</strong> immer wieder unermüdlich die<br />
Vorteile der Schaffung eines West-Ost-<strong>Wasser</strong>weges<br />
propagierender Förderer des MLK muss Dr.-Ing. Leo<br />
Sympher erwähnt werden. Auf politischer Ebene galt Kai-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
15
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
16<br />
ser Wilhelm I. <strong>und</strong> auch später Kaiser Wilhelm II. als Unterstützer<br />
der von Sympher vorangetriebenen Ideen <strong>und</strong><br />
technischen Planungen.<br />
Gegner des Kanalbauprojektes, allen voran die vorwiegend<br />
landwirtschaftlich geprägten Ostprovinzen (östlich<br />
Berlins) sahen in dem Kanal vor allem eine Bedrohung<br />
ihrer Interessen, da das Eindringen fremden Getreides<br />
<strong>und</strong> Holzes vom Rhein her <strong>und</strong> eine Verdrängung ihrer<br />
Erzeugnisse aus angestammten westlichen Märkten befürchtet<br />
wurden. Mit – aus heutiger Sicht – bemerkenswerter<br />
Offenheit sorgte man sich ferner um „unges<strong>und</strong>e"<br />
Lohnentwicklungen im landwirtschaftlichen Sektor durch<br />
einen vom Kanalbau zurecht prognostizierten Nachfragesog<br />
nach Arbeitskräften.<br />
Der industrielle Westen dagegen wollte vor allem seine<br />
Absatzchancen durch eine preisgünstige Transportmöglichkeit<br />
nach Osten verbessern. Die westdeutsche<br />
Schwerindustrie steigerte damals ihre Produktion mit bis<br />
dato unbekannten Steigerungsraten. Im Ruhrgebiet nahm<br />
die Kohleförderung von 1840 bis 1890 von einer Mio. t<br />
auf 35 Mio. t jährlich zu; die Produktion von Rohstahl<br />
steigerte sich im gleichen Zeitraum von 0,2 Mio. t auf 2<br />
Mio. t/Jahr. Nicht ganz zu Unrecht befürchteten die ost-<br />
<strong>und</strong> mitteldeutschen Stein- <strong>und</strong> Braunkohlereviere, durch<br />
eine über den günstigen <strong>Wasser</strong>weg in den mittel- <strong>und</strong><br />
ostdeutschen Markt eindringende Ruhrkohle, von den<br />
westlichen Märkten verdrängt zu werden.<br />
Andererseits existierten auch schon damals reale finanzielle<br />
Interessen privater wie gewerblicher Verbraucher.<br />
Der Kanal sollte u.a. der damals noch auf dem Land-<br />
Seeweg über Emden <strong>und</strong> Stettin in die Reichshauptstadt<br />
beförderten Ruhrkohle einen deutlichen Frachtvorsprung<br />
gegenüber der noch in Berlin vorherrschenden englischen<br />
Kohle verschaffen <strong>und</strong> damit zur Senkung des<br />
Kohlepreises beitragen.<br />
Der Entwurf eines Gesetzes für „den Bau eines Schifffahrtskanals<br />
von Dortm<strong>und</strong> nach der unteren Ems zur<br />
Verbindung des westfälischen Kohlegebietes mit dem<br />
Emshafen" vom 24. März 1882 wurde vom Abgeordnetenhaus<br />
angenommen, vom Herrenhaus dagegen abgelehnt.<br />
Die wirtschaftliche Notwendigkeit für einen günstigen<br />
Transportweg zwischen dem wirtschaftlich prosperierenden<br />
Westen <strong>und</strong> der (damaligen) <strong>Mitte</strong> Deutschlands bestand<br />
aber nach wie vor. Folgerichtig wurde am 13. März<br />
1886 eben dieser Gesetzentwurf in modifizierter Form<br />
erneut im Preußischen Landtag eingebracht. Um die äußerst<br />
einflussreichen Interessenvertreter der östlichen<br />
Landesteile, vor allem die ostelbischen Großagrarier, zusammengeschlossen<br />
im konservativen „B<strong>und</strong>e der<br />
Landwirte“, wohlgesinnt zu stimmen, wurde dieser Gesetzentwurf<br />
um den Bau des Oder-Spree-Kanals, welcher<br />
als Friedrich-Wilhelm-Kanal aus dem Jahr 1668 bereits<br />
in Gr<strong>und</strong>zügen existierte, erweitert. Dieses Gesetz<br />
wurde nunmehr am 9. Juli 1886 angenommen <strong>und</strong> beinhaltete,<br />
den Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal als Teil eines Schifffahrtskanals<br />
zu bauen, „welcher bestimmt sei, den Rhein<br />
mit der Ems <strong>und</strong> in einer den Interessen der mittleren <strong>und</strong><br />
unteren Weser <strong>und</strong> Elbe entsprechenden Weise mit diesen<br />
Strömen zu verbinden." Nach nur siebenjähriger<br />
Bauzeit wurde der Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal 1899 – wohlgemerkt<br />
noch ohne Anschluss an den Rhein – fertig gestellt.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Es müssen in diesem Zusammenhang auch die Pläne<br />
der damaligen Zeit für die Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse<br />
auf der Weser, insbesondere der Oberweser,<br />
erwähnt werden. Im beginnenden 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
wurden die Forderungen, die Weser als Schifffahrtsweg<br />
besser nutzbar zu gestalten <strong>und</strong> nach einheitlichen technischen<br />
Regeln zu unterhalten, zunehmend intensiver.<br />
Diese mündeten u.a. in die Denkschrift von 1814 <strong>und</strong> die<br />
Weserschifffahrtsakte von 1823. So wurden nach den<br />
großen Überschwemmungen an der Weser, insbesondere<br />
im Jahre 1841, <strong>und</strong> dem etwa zeitgleich beginnenden<br />
Übergang von der Treidel- zur Dampfschifffahrt die ersten<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse<br />
auf der Oberweser durchgeführt. In den Folgejahren<br />
erfuhr die Weser weitere Ausbaumaßnahmen, mit<br />
denen die Hoffnung auf eine konstantere <strong>Wasser</strong>führung<br />
verb<strong>und</strong>en war <strong>und</strong> eine Fahrwassertiefe von einem Meter<br />
angestrebt wurde. Weitere Bemühungen, festgehalten<br />
in den Denkschriften von 1879 – „Betr. Regulierung der<br />
Oberweser von Münden bis Bremen“ – sowie von 1884,<br />
1890 <strong>und</strong> 1893, in denen die bis dahin erfolgten Regulierungsmaßnahmen<br />
beschrieben waren, mündeten<br />
schließlich in der Gründung der aus Wirtschaftskreisen<br />
zusammengesetzten „Freien Vereinigung der Weserschifffahrts-Interessenten“.<br />
Diese forderte 1895 schließlich,<br />
die Oberweser zwischen Münden <strong>und</strong> Hameln zu<br />
kanalisieren, was jedoch von der Preußischen Regierung<br />
abgelehnt wurde. Dennoch wurde 1897 von der Preußischen<br />
Strombauverwaltung über die Projektierung von 26<br />
Staustufen mit Nadelwehren berichtet. Bis Bremen sollten<br />
sich noch 24 weitere Staustufen anschließen. Wenngleich<br />
die Planungen nicht umgesetzt wurden, da zu viel<br />
Zeitverlust durch die Schleusungsvorgänge <strong>und</strong> damit eine<br />
Unattraktivität des Verkehrsweges befürchtet worden<br />
war, so beinhalteten diese doch bereits Überlegungen,<br />
mit Hilfe eben dieser Staustufen die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
für den technisch nun schon mehrfach projektierten MLK<br />
zu gewährleisten. Alternativ entstand der Plan, mit Hilfe<br />
von Talsperren im oberen Einzugsgebiet der Weser den<br />
MLK mit ausreichend <strong>Wasser</strong> zu versorgen. Insofern griffen<br />
die Überlegungen zur Kanalisierung der Weser <strong>und</strong><br />
zum Bau des MLK an dieser Schnittstelle bei Minden ineinander.<br />
In der logischen Weiterführung des auf den Denkschriften<br />
von 1856 <strong>und</strong> 1877 basierenden <strong>und</strong> mit der Fertigstellung<br />
des Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanals eingeleiteten Vorhabens<br />
zur Realisierung eines Verkehrsweges zwischen Rhein<br />
<strong>und</strong> Oder, plante die preußische Regierung nun den<br />
westlichen Anschluss des Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanals an den<br />
Rhein <strong>und</strong> den östlichen Anschluss zur Weser <strong>und</strong> zur<br />
Elbe. Die für den Bau des MLK erforderlichen <strong>Mitte</strong>l wurden<br />
allerdings noch 1899 vom Abgeordnetenhaus mit der<br />
Mehrheit der konservativen Parteien abgelehnt. Die Kanalgegner<br />
begründeten ihre Entscheidung im Wesentlichen<br />
in der Erwartung negativer Auswirkungen auf die<br />
Eisenbahn, wenngleich Sympher diese 1899 in der<br />
Denkschrift „Die wirtschaftliche Bedeutung des Rhein-<br />
Elbe-Kanals“ widerlegt hatte [17]. Darüber hinaus fürchtete<br />
die schlesische Kohleindustrie <strong>und</strong> der mitteldeutsche<br />
Braunkohletagebau die Konkurrenz des rheinischwestfälischen<br />
Industriegebietes. Die einflussreiche<br />
Landwirtschaft Ostdeutschlands sah nach wie vor große<br />
finanzielle Einbußen durch billiges Getreide aus Übersee<br />
(Kanada, Argentinien) voraus <strong>und</strong> befürwortete daher ei-
nen verkehrlichen Protektionismus [16]. Die Argumente<br />
zur Verhinderung des MLK waren offensichtlich über Jahre<br />
<strong>und</strong> Jahrzehnte dieselben geblieben.<br />
Nachdem auch 1901 eine zweite <strong>Mitte</strong>llandkanalvorlage -<br />
trotz einer Erweiterung um großzügige <strong>Wasser</strong>straßenpläne<br />
für den Osten<br />
Deutschlands - im Landtag<br />
scheiterte, änderte<br />
die preußische Regierung<br />
ihre Strategie. Auch<br />
ohne die Anbindung an<br />
die Elbe, konnte der<br />
Nachweis geführt werden,<br />
dass selbst der Bau<br />
eines <strong>Wasser</strong>weges nur<br />
bis nach Hannover volkswirtschaftlich<br />
von hohem<br />
Nutzen war. Daher beschränkte<br />
die preußische<br />
Regierung im April 1904<br />
ihren Antrag zum Bau<br />
einer Schifffahrtsverbindung<br />
auf den Bau<br />
eines Kanals vom Rhein<br />
über den Dortm<strong>und</strong>-<br />
Ems-Kanal bis nach<br />
Hannover. Da dem kleinstaatlichen,<br />
<strong>und</strong> gerade<br />
nicht globalen Ansinnen<br />
der agrarwirtschaftlich<br />
geprägten östlichen Landesteile<br />
sowie dem dortigen<br />
protektionistischen<br />
wirtschaftlichen Denken<br />
der ansässigen Industrie<br />
somit quasi Rechnung<br />
getragen wurde, stimmten<br />
beide Häuser des<br />
Landtags diesem Antrag<br />
zu.<br />
Darauf basierend wurde<br />
mit dem „Gesetz, betreffend<br />
die Herstellung <strong>und</strong><br />
den Ausbau von <strong>Wasser</strong>straßen<br />
vom 01. April<br />
1905“ endlich die<br />
Rechtsgr<strong>und</strong>lage für den<br />
Bau des MLK bis Hannover<br />
geschaffen. Neben<br />
dieser wegweisenden<br />
Entscheidung wurden<br />
weitere große wasserbauliche<br />
Maßnahmen in<br />
das Gesetz aufgenommen,<br />
so u.a. die zum<br />
Bau des „Rhein-Weser-<br />
Kanals“ erforderlichen<br />
Ergänzungsmaßnahmen<br />
am Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />
Kanal, die am MLK neu<br />
zu bauenden Zweigkanäle,<br />
der Bau des Rhein-<br />
Herne-Kanals, die Kanalisierung<br />
der Lippe sowie<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
die Durchführung von Regulierungsarbeiten in der Weser<br />
unterhalb von Hameln. Das Gesetz regelte überdies den<br />
Bau von Staubecken, später als Diemel- <strong>und</strong> Edertalsperre<br />
realisiert, um die <strong>Wasser</strong>versorgung des MLK zu sichern.<br />
Weiterhin beinhaltete das Gesetz Regelungen zur<br />
Abb. 1 - Zusammenstellung der durch die Preußischen <strong>Wasser</strong>gesetze von 1904, 1905 <strong>und</strong> 1906 auszuführenden Baumaßnahmen [17]<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
17
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
18<br />
Finanzierung des Baus einschließlich der Beteiligung der<br />
betroffenen Provinzen sowie für die zu erhebenden<br />
Schifffahrtsabgaben, auch auf regulierten Flüssen. Diese<br />
<strong>Mitte</strong>l sollten zweckgeb<strong>und</strong>en für den Betrieb <strong>und</strong> die Unterhaltung<br />
der <strong>Wasser</strong>straße verwendet werden. Dieses<br />
war insofern besonders bemerkenswert, als dass bis dato<br />
dort gr<strong>und</strong>sätzlich die Freiheit der Schifffahrt galt.<br />
Unter Berücksichtigung der vorwiegend wasserwirtschaftlichen<br />
Zwecken dienenden, teilweise aber auch auf die<br />
Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse abzielenden<br />
Gesetze von 1904 <strong>und</strong> 1906, die sich hauptsächlich auf<br />
die östlichen <strong>Wasser</strong>straßen Havel, Spree <strong>und</strong> Oder<br />
samt Verbindungskanälen bezogen, ist das „Gesetz,<br />
betreffend die Herstellung <strong>und</strong> den Ausbau von <strong>Wasser</strong>straßen<br />
vom 01. April 1905“, welches nur für die Rhein-<br />
Weser-Verbindung bei einer Länge von 381,5 Kilometer<br />
veranschlagte Baukosten von 250,75 Millionen Mark umfasste,<br />
das verkehrlich, bautechnisch <strong>und</strong> finanziell anspruchsvollste<br />
Verkehrsprojekt seiner Zeit in Europa gewesen<br />
(Abb. 1).<br />
Der Bau des <strong>Mitte</strong>llandkanals<br />
bis nach Hannover<br />
Mit dem Bau dieses „Schifffahrtskanals<br />
vom Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal<br />
[…] nach Minden“ <strong>und</strong> des<br />
„Anschlußkanals […] nach<br />
Hannover […]“ wurde schon im<br />
Folgejahr 1906 begonnen. Die Bezeichnung<br />
„<strong>Mitte</strong>llandkanal“ wurde<br />
damals bewusst unterb<strong>und</strong>en, um<br />
Befürchtungen einer Vorwegnahme<br />
des Weiterbaus bis zur Elbe<br />
entgegen zu wirken. Der westliche<br />
Abschnitt des „Rhein-Weser-<br />
Kanals“, der heutige Rhein-Herne-<br />
Kanal, wurde 1914 fertig gestellt.<br />
Er verbindet den Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />
Kanal mit dem Rhein bei Duisburg-Ruhrort.<br />
Der östliche Abschnitt,<br />
also der MLK, zweigt bei<br />
Bergeshövede vom Dortm<strong>und</strong>-<br />
Ems-Kanal ab. Auf dem Kanalabschnitt<br />
bis Minden, zunächst als<br />
„Ems-Weser-Kanal“ bezeichnet,<br />
wurde der Verkehr – während des<br />
1. Weltkriegs – am 16. Februar<br />
1915 aufgenommen. Östlich von<br />
Minden konnten die Arbeiten im<br />
Herbst 1916 bis Hannover zum<br />
„Rhein-Hannover-Kanal“ abgeschlossen<br />
werden. Diese bautechnische<br />
Leistung in nur zehn Jahren ist angesichts der<br />
damals kaum entwickelten Maschinen sowie Aushub-<br />
<strong>und</strong> Einbaugeräte aus heutiger Sicht kaum zu ermessen<br />
(Abb. 2).<br />
Analog zum Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal wurde der MLK für einen<br />
Verkehr mit 600t-Schiffen bemessen. Vorausschauend<br />
waren aber bautechnisch die Vorkehrungen getroffen<br />
worden, den <strong>Wasser</strong>spiegel ab der Schleuse Münster am<br />
Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal um 50 cm von NN + 49,80 m auf<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
NN + 50,30 m anzuheben, um so später einen Verkehr<br />
mit 1.000t-Schiffen zu ermöglichen.<br />
Zum Ausgleich der <strong>Wasser</strong>verluste des MLK infolge von<br />
Verdunstung <strong>und</strong> Versickerung sowie aus dem Schleusenbetrieb<br />
wurde in Minden ein Pumpwerk errichtet. Hier<br />
wird noch heute <strong>Wasser</strong> aus der Weser in den etwa 13 m<br />
höher gelegenen MLK gefördert. Um die benötigten<br />
<strong>Wasser</strong>mengen in der Weser auch in den trockenen<br />
Sommer- <strong>und</strong> Herbstmonaten stets vorhalten zu können<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig Nachteile für die Weser-Schifffahrt <strong>und</strong><br />
die Landeskultur unterhalb der Entnahmestelle zu vermeiden,<br />
wurden von 1908 bis 1914 die Edertalsperre mit<br />
202 Mio. m 3 Stauraum <strong>und</strong> von 1912 bis 1923 (mit<br />
kriegsbedingter Unterbrechung) die Diemeltalsperre mit<br />
20 Mio. m 3 Stauraum errichtet. Zum Ausgleich der <strong>Wasser</strong>entnahmen<br />
für den MLK sollten diese in den niederschlagsarmen<br />
Zeiten Zuschusswasser in die Weser abgeben.<br />
Hiermit war auch eine Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse<br />
auf der Oberweser (Hann.Münden bis<br />
Minden) verb<strong>und</strong>en.<br />
In Minden wurde darüber hinaus die Kreuzung des Wesertals<br />
notwendig. Der MLK wurde hier mit einer 370 m<br />
langen Kanalbrücke in ca. 13 m Höhe über die Weser<br />
hinweg geführt. MLK <strong>und</strong> Weser wurden über zwei Verbindungskanäle<br />
miteinander verb<strong>und</strong>en. Westlich der<br />
Abb. 2 - Bauarbeiten am <strong>Mitte</strong>llandkanal bei Hannover, 1914 [14]<br />
Kanalbrücke zweigt der Verbindungskanal Nord zur Weser<br />
mit der Schachtschleuse Minden ab, östlich überwindet<br />
der Verbindungskanal Süd den Höhenunterschied<br />
zwischen MLK <strong>und</strong> Weser mit zwei Schleusen. Zwei weitere<br />
kleinere Kanalbrücken wurden westlich von Hannover<br />
bei Seelze zur Kreuzung der Leine errichtet.<br />
Der Raum Osnabrück wurde durch einen 14 km langen<br />
Stichkanal mit zwei Schleusen in Hollage <strong>und</strong> Haste an<br />
den MLK angeschlossen. Ein weiterer Stichkanal mit der<br />
Hafenschleuse <strong>und</strong> der Abstiegsschleuse zur Leine führte<br />
nach Hannover-Linden.
Im 1. Weltkrieg erfuhr die Forderung nach der Weiterführung<br />
des MLK in Richtung Osten eine neue Dynamik. Der<br />
fehlende Abschnitt bis zur Elbe wurde als günstiger<br />
Transportweg für Massengüter <strong>und</strong> für die Versorgung<br />
von Industrie <strong>und</strong> Bevölkerung mit Rohstoffen <strong>und</strong> landwirtschaftlichen<br />
Produkten – auch zur Unterstützung des<br />
völlig überlasteten Schienennetzes – schmerzlich vermisst.<br />
Die Fortführung des Projektes<br />
nach dem 1. Weltkrieg<br />
Nach Ende des 1. Weltkriegs wurde nicht mehr die Frage<br />
gestellt, ob eine Weiterführung der Arbeiten bis zur Elbe<br />
sinnvoll sei, sondern nur noch, welche Linienführung der<br />
MLK dabei erhalten sollte. Die Schnelligkeit bei der Beschlussfassung<br />
zum Weiterbau im Jahre 1919 war neben<br />
der infrastrukturellen Notwendigkeit auch darin begründet,<br />
dass die Baumaßnahmen als Notstandsarbeiten zum<br />
Abb. 3 - Heftige Diskussionen um den Weiterbau: „Der Kampf um den <strong>Mitte</strong>llandkanal“ [3]<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
Wiederaufbau nach dem 1. Weltkrieg galten <strong>und</strong> zudem<br />
der Schaffung von Arbeit für die aus dem Krieg heimkehrenden<br />
Soldaten dienten. [20]<br />
Auch wenn die Arbeiten unverzüglich begannen, so war<br />
die Trassierung östlich von Peine in der gesellschaftlichen<br />
wie fachlichen Diskussion höchst umstritten, so<br />
dass die ersten Bauarbeiten zunächst nur bis Peine <strong>und</strong><br />
am Stichkanal nach Hildesheim einsetzten. In dieser Zeit<br />
entstanden hinsichtlich der Linienführung erhebliche<br />
Auseinandersetzungen, damals gar als „Kampf um den<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanal“ ausgetragen (Abb. 3).<br />
Die umstrittenen Varianten bestanden zunächst aus einer<br />
bereits in den technischen Entwürfen von 1899 gewählten<br />
„Nordlinie“, <strong>und</strong> einer „Südlinie“. Die Nordlinie (Länge<br />
151,4 km) verlief nördlich von Lehrte, vorbei an Fallersleben<br />
<strong>und</strong> Oebisfelde <strong>und</strong> weiter im Tal der Ohre über Calvörde<br />
<strong>und</strong> Haldensleben bis Glindenberg zur Elbe <strong>und</strong><br />
schloß mit der Verbindung zum Ihlekanal ab, dem heutigen<br />
Elbe-Havel-Kanal. Die Südlinie umging Sehnde <strong>und</strong><br />
Peine südlich, schwenkte westlich<br />
von Braunschweig nach<br />
Süden <strong>und</strong> führte über Wolfenbüttel,<br />
Hornburg <strong>und</strong> Oschersleben<br />
südlich von Magdeburg<br />
an die Elbe. Anschließend sollte<br />
die Elbe auf 26 km Länge bis<br />
zum Ihlekanal mitbenutzt werden,<br />
so dass hier eine Abhängigkeit<br />
von den <strong>Wasser</strong>ständen<br />
der Elbe bestanden hätte. Der<br />
Gesamtweg war mit 185,7 km<br />
mehr als 34 km länger als die<br />
Nordlinie (Abb. 4). Für die Südlinie<br />
setzten sich die Länder<br />
Braunschweig, Anhalt, Sachsen<br />
<strong>und</strong> Thüringen ein, weil sie<br />
Vorteile für den Anschluss des<br />
mitteldeutschen Wirtschaftsgebietes<br />
an den Kanal sahen.<br />
Während der Diskussionen über<br />
die Trassenwahl wurde<br />
1920 als Kompromiss zwischen<br />
den Ländern eine so genannte<br />
„<strong>Mitte</strong>llinie“ gef<strong>und</strong>en. Hierbei<br />
waren Peine <strong>und</strong> Braunschweig<br />
direkt angeschlossen.<br />
Im Übrigen entsprach die <strong>Mitte</strong>llinie<br />
weitgehend der Nordlinie.<br />
Bei Oebisfelde wurde die<br />
Trasse später noch etwas weiter<br />
nördlich in den Drömling<br />
verschwenkt, um dort Entwässerungs-<br />
<strong>und</strong> Hochwasserentlastungsmaßnahmenverwirklichen<br />
zu können. Ein entscheidender<br />
Vorteil der <strong>Mitte</strong>llinie<br />
gegenüber der Südlinie war<br />
neben der geringeren Streckenlänge<br />
<strong>und</strong> der erheblich<br />
geringeren Anzahl von Ab-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
19
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
20<br />
stiegsbauwerken (geplant: <strong>Mitte</strong>llinie drei Schleusen, aus<br />
denen später nur die zwei Schleusen in Hannover-<br />
Anderten <strong>und</strong> Sülfeld bei Wolfsburg hervorgingen; Südlinie<br />
neun Schleusen) die Unabhängigkeit von den <strong>Wasser</strong>ständen<br />
der Elbe durch die von Franzius entwickelte<br />
Idee einer Überführung des <strong>Mitte</strong>llandkanals über die Elbe<br />
(Abb. 4). [4]<br />
Im Gegensatz zum „Ems-Weser-Kanal“, welcher auf ein<br />
Regelschiff mit 600t Tragfähigkeit bei Schiffsabmessungen<br />
LxBxT = 67 m x 8,20 m x 1,75 m bemessen war, sahen<br />
die Planungen für die Strecke östlich von Hannover<br />
bereits das 1000t-Schiff (sog. „Sympher-Schiff“) mit einer<br />
Breite von 9,00 m <strong>und</strong> einem Tiefgang von 2,00 m vor.<br />
Dies ermöglichte ein Muldenprofil mit <strong>Wasser</strong>tiefen in<br />
Kanalmitte von 3,00 m bis 3,50 m <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>spiegelbreiten<br />
zwischen 31 m <strong>und</strong> 39 m; der Kanalquerschnitt<br />
betrug bis zu 90 m 2 (Abb. 5).<br />
Schon seit 1914 war allerdings begonnen worden, auch<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb. 4 - Die drei Varianten zur Linienführung des MLK von Hannover bis zur Elbe [10]<br />
Abb. 5 - Kanalprofil Ems-Weser-Kanal (links, westl. Hannover) <strong>und</strong> neues Profil (östl. Hannover)<br />
die Weststrecke des Ems-Weser-Kanals (Bergeshövede<br />
– Hannover) für eine größere Abladetiefe <strong>und</strong> für eine<br />
Begegnungsmöglichkeit zweier 1000t-Schiffe anzupassen.<br />
[4] Von 1934 bis 1940 wurden hierzu der <strong>Wasser</strong>spiegel<br />
des Ems-Weser-Kanals um 40 cm auf NN +<br />
50,20 m angehoben <strong>und</strong> gleichzeitig die Dichtungsschalen<br />
der Dammstrecken, die Böschungsbefestigungen, die<br />
Kanalseitendämme sowie die Dükerein- <strong>und</strong> -ausläufe<br />
angepasst; dies allerdings schon für die endgültig geplante<br />
Haltungshöhe von NN + 50,30 m.<br />
Die Idee der Südlinie, die mitteldeutschen Industriegebiete<br />
bei Leipzig <strong>und</strong> Halle anzuschließen, wurde jedoch<br />
nicht aufgegeben. Man beschloss die Regulierung der<br />
Elbe zwischen Magdeburg <strong>und</strong> der Saalemündung, den<br />
Ausbau der Saale bis Merseburg für das 1.000t-Schiff<br />
sowie Anschlusskanäle nach Leipzig (Elster-Saale-Kanal)<br />
<strong>und</strong> nach Staßfurt. Diese Maßnahmen sollten den sogenannten<br />
Südflügel des <strong>Mitte</strong>llandkanals bilden.
Finanzierungsschwierigkeiten <strong>und</strong> erneute Diskussionen<br />
über die verkehrliche Bedeutung des Kanals sowie über<br />
seine Auswirkungen auf andere Landesteile verzögerten<br />
zunächst die Durchführung. Erst die Unterzeichnung eines<br />
Staatsvertrages des Reiches, das am 29. Juli 1921<br />
die <strong>Wasser</strong>straßen von den Ländern übernommen hatte,<br />
mit den Ländern Preußen, Sachsen, Braunschweig <strong>und</strong><br />
Anhalt ermöglichte die Vollendung des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />
Die Kanalisierung der Saale <strong>und</strong> der Ausbau der Elbe<br />
wurden zunächst zurückgestellt. Die Planungen aus dem<br />
Jahre 1925 für ein deutsches <strong>Wasser</strong>straßennetz zeigt<br />
Abb. 6. Die Bezeichnung „<strong>Mitte</strong>llandkanal“ bezog sich<br />
damals auf den noch nicht gebauten Teil östlich von<br />
Hannover.<br />
Abb. 6 - Das deutsche <strong>Wasser</strong>straßennetz im Jahre 1925 (Bestand <strong>und</strong> Planungen)<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
Die Arbeiten am <strong>Mitte</strong>llandkanal gingen dann als Arbeitsbeschaffungsprogramm<br />
<strong>und</strong> Notstandsmaßnahme<br />
schnell voran: 1928 wurden die Hindenburgschleuse in<br />
Hannover-Anderten <strong>und</strong> der Stichkanal nach Hildesheim<br />
mit der Schleuse Bolzum freigegeben. 1929 wurde der<br />
Hafen Peine, 1933 der Braunschweiger Hafen erreicht.<br />
Mit der Vollendung der Schleuse Sülfeld (Abb. 7) sowie<br />
des Schiffshebewerks Rothensee bei Magdeburg<br />
schließlich konnte der Verkehr auf dem MLK am 30. Oktober<br />
1938 zur Elbe freigegeben werden. Damit war die<br />
Idee der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung vom Rhein zur Elbe<br />
Wirklichkeit geworden.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
21
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
22<br />
In den Jahren 1938 bis 1941 wurde das Industriegebiet<br />
Salzgitter durch einen 15 km langen Stichkanal mit zwei<br />
Doppelschleusen (Wedtlenstedt <strong>und</strong> Üfingen) an den<br />
MLK angeschlossen. Mit den Hüttenwerken in Salzgitter<br />
sowie dem VW-Werk in Wolfsburg entstanden zeitnah<br />
zur Fertigstellung des MLK gleich zwei neue industrielle<br />
Großproduzenten.<br />
Über den Ihlekanal <strong>und</strong> den Plauer Kanal (heute: Elbe-<br />
Havel-Kanal) <strong>und</strong> die <strong>Wasser</strong>straßen östlich Berlins bestand<br />
auch die Verbindung zur Oder. Aufgr<strong>und</strong> des 2.<br />
Weltkriegs konnte die Kanalbrücke zur Überführung des<br />
MLK über die Elbe allerdings nicht mehr fertiggestellt<br />
werden. Die Arbeiten wurden 1942 kriegsbedingt eingestellt,<br />
nachdem bereits wesentliche Gründungsarbeiten<br />
für die Brücke <strong>und</strong> das damals geplante Doppelschiffshebewerk<br />
Hohenwarthe fertiggestellt waren. So konnte<br />
das Ziel, eine elbwasserstandsunabhängige Verbindung<br />
zwischen Rhein <strong>und</strong> Oder mit der Kanalbrücke bei Magdeburg<br />
herzustellen, noch nicht erreicht werden. Über<br />
mehrere Jahrzehnte musste die Schifffahrt in Richtung<br />
Berlin über das Schiffshebewerk Rothensee zur Elbe absteigen,<br />
um dann über die Schleuse Niegripp in den<br />
Elbe-Havel-Kanal zu gelangen. In den Sommer- <strong>und</strong><br />
Herbstmonaten führten die Niedrigwasserstände der Elbe<br />
dabei zu erheblichen Beeinträchtigungen des Güterverkehrs.<br />
Die Planungen zum Neubau des <strong>Wasser</strong>straßenkreuzes<br />
Magdeburg mit der Kanalbrücke über die Elbe<br />
wurden erst nach der Vereinigung beider deutscher Staaten<br />
wieder aufgegriffen. Im Jahre 2001 wurde die<br />
Schleuse Rothensee als neues Abstiegsbauwerk vom<br />
MLK zur Elbe <strong>und</strong> zu den Magdeburger Häfen fertiggestellt.<br />
Die Kanalbrücke über die Elbe <strong>und</strong> die Doppelschleuse<br />
Hohenwarthe für den Abstieg vom MLK zum<br />
Elbe-Havel-Kanal wurden am 10. November 2003 in Betrieb<br />
genommen.<br />
Insgesamt erforderte der Bau des MLK zwischen<br />
Bergeshövede <strong>und</strong> Magdeburg einschließlich der Stich-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb.7 - Schal- <strong>und</strong> Betonarbeiten an den Kammerblöcken der Schleuse Sülfeld<br />
kanäle neben der Herstellung des Kanalbettes mit den<br />
zugehörigen Dämmen, Einschnittböschungen <strong>und</strong> Betriebswegen<br />
auf einer Streckenlänge von rd. 380 km<br />
auch den Bau einer Vielzahl von Ingenieurbauwerken. So<br />
wurden allein für kreuzende Verkehrswege <strong>und</strong> Gewässer<br />
358 Schienen-, Straßen- <strong>und</strong> Wegebrücken, neun<br />
Unterführungen sowie 245 Düker <strong>und</strong> Durchlässe errichtet.<br />
An Schifffahrtsanlagen wurden ein Schiffshebewerk,<br />
12 Schleusen, 10 Pumpwerke <strong>und</strong> 12 Sicherheitstore gebaut.<br />
Außerdem wurden 21 <strong>Wasser</strong>entlastungsvorrichtungen,<br />
19 Hochwassereinlässe <strong>und</strong> drei Kanalbrücken<br />
über Weser <strong>und</strong> Leine fertiggestellt.<br />
Die Höhenstufen im Kanal<br />
<strong>und</strong> die <strong>Wasser</strong>versorgung<br />
Die gewählte Trasse der Weststrecke des MLK nördlich<br />
der letzten Ausläufer der deutschen <strong>Mitte</strong>lgebirge (Wiehengebirge<br />
<strong>und</strong> Teutoburger Wald) ermöglichte eine<br />
schleusenlose Strecke von über 211 km zwischen der<br />
Schleusengruppe Münster <strong>und</strong> Hannover auf einer Höhenlage<br />
von NN + 50,30 m. Die Geländeverhältnisse erforderten<br />
erst nahe dem Dorf Anderten bei Hannover<br />
(MLK-km 174) eine Schleuse. Hier musste ein Höhenunterschied<br />
im <strong>Wasser</strong>spiegel der West- <strong>und</strong> der Scheitelhaltung<br />
des MLK von 14,70 m überw<strong>und</strong>en werden. Der<br />
damals erwarteten Verkehrsmenge <strong>und</strong> der eingesetzten<br />
Schleppverbände entsprechend, wurde die Schleuse im<br />
Interesse eines sicheren <strong>und</strong> ungehinderten Betriebs als<br />
Doppelanlage mit zwei unabhängig voneinander zu<br />
betreibende Kammern von je 225 m Länge (Nutzlänge<br />
heute 220 m) <strong>und</strong> 12 m Breite geplant <strong>und</strong> gebaut. Da in<br />
der Scheitelhaltung natürliche Zuflüsse fehlten, wurde jede<br />
Schleusenkammer mit 50 Sparbecken ausgestattet.<br />
Die geschlossenen Sparbecken befinden sich in fünf Ebenen<br />
übereinander beidseitig der Schleusenkammer
<strong>und</strong> ermöglichen eine Schleusungswasserersparnis von<br />
rd. 75 %. Die Doppelschleuse Hannover-Anderten wurde<br />
am 20. Juni 1928 in Betrieb genommen (Abb. 8).<br />
Abb. 8 - Schleuse Anderten<br />
Abb. 9 - Systemskizze zur <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung des <strong>Mitte</strong>llandkanals heute<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
Die Scheitelhaltung des MLK verläuft auf der Höhenlage<br />
von NN + 65,00 m über rd. 64 km bis zur Schleuse Sülfeld<br />
bei Wolfsburg. Der MLK geht hier in seine ca. 88 km<br />
lange Osthaltung mit der Höhe NN + 56,00 m über, die<br />
erst bei Hohenwarthe<br />
östlich der Elbe mit<br />
dem Abstieg zum Elbe-<br />
Havel-Kanal wieder<br />
verlassen wird.<br />
Mit der Doppelschleuse<br />
Sülfeld wird der Höhenunterschiedzwischen<br />
der Scheitelhaltung<br />
<strong>und</strong> der Osthaltung<br />
des MLK von 9 m<br />
überw<strong>und</strong>en. Als Doppelschleuse<br />
mit zwei<br />
voneinander unabhängigen<br />
Kammern ist sie<br />
in den Jahren 1934 bis<br />
1937 erbaut worden<br />
(Abb. 7) <strong>und</strong> hat ihren<br />
Betrieb im Jahre 1938<br />
aufgenommen. Jede<br />
Schleusenkammer erhielt<br />
eine Länge von<br />
225 m <strong>und</strong> eine Breite<br />
von 12 m. Auch diese<br />
Schleuse wurde wegen<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
23
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
24<br />
der fehlenden Zuflüsse in der Scheitelhaltung mit Sparbecken<br />
ausgestattet. Im Gegensatz zur Schleuse<br />
Anderten kam hier die Form der offenen Sparbecken zur<br />
Ausführung. Jeder Schleusenkammer wurden sechs offene<br />
Sparbecken auf drei Höhenstufen zugeordnet, in<br />
denen bei der Talschleusung rd. 67 % des Schleusungswassers<br />
zwischengespeichert <strong>und</strong> zur Füllung der Kammer<br />
wiederverwendet werden können. Im Zuge der Arbeiten<br />
zum Ausbau des MLK ist die Südkammer der<br />
Schleuse im Jahre <strong>2004</strong> abgebrochen worden. Sie wird<br />
bis Ende 2007 durch einen Neubau ersetzt.<br />
Dem Kanalsystem wird durch Verdunstung, Versickerung<br />
<strong>und</strong> Schleusenbetrieb sowie durch Entnahme von<br />
Verbrauchswasser durch Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />
ständig <strong>Wasser</strong> entzogen. Die wenigen natürlichen Einspeisungen<br />
aus dem Gr<strong>und</strong>wasser <strong>und</strong> aus den kreuzenden<br />
Vorflutern, die zudem bei Trockenheit vollkom-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb. 10 – Hauptpumpwerk Minden<br />
men versiegen, gleichen die <strong>Wasser</strong>verluste nicht aus.<br />
Die Kanäle müssen daher über Pumpwerke mit Zuschusswasser<br />
aus natürlichen Gewässern versorgt werden.<br />
Das System zur <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung des MLK ist<br />
der Abb. 9 zu entnehmen. Neben dem Pumpwerk Minden<br />
(Abb. 10) zur <strong>Wasser</strong>versorgung aus der Weser befinden<br />
sich an den Schleusen Anderten <strong>und</strong> Sülfeld zur Bewirtschaftung<br />
der Ost- <strong>und</strong> der Scheitelhaltung weitere<br />
Pumpwerke. Allein durch das Pumpwerk Minden werden<br />
pro Jahr etwa 65 Mio. m³ Weserwasser in den MLK gefördert.<br />
Der MLK ist darüber hinaus über den 1976 fertiggestellten<br />
Elbe-Seitenkanal mit Pumpwerken in Uelzen<br />
<strong>und</strong> Scharnebeck sowie über die Pumpwerke an den<br />
Schleusen Rothensee <strong>und</strong> Hohenwarthe mit der Elbe<br />
verb<strong>und</strong>en. Über das Pumpwerk an der Schleuse<br />
Münster besteht eine Verbindung zum Bewirtschaftungssystem<br />
der westdeutschen Kanäle.
Schleppschifffahrt <strong>und</strong><br />
Monopol-Schleppbetrieb<br />
Auf dem 1899 fertiggestellten Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal<br />
(DEK), der bis zum Bau des Rhein-Herne-Kanals <strong>und</strong><br />
des Ems-Weser-Kanals von den Flussgebieten des<br />
Rheins <strong>und</strong> der Weser isoliert war, fand der Verkehr zunächst<br />
vorwiegend mit kleinen, regionalen Schiffseinheiten,<br />
häufig sogar noch in der Treidelschifffahrt mit z.T.<br />
von ansässigen Landwirten für eine bestimmte Wegstrecke<br />
angemieteten Pferden statt. Größere Schiffseinheiten<br />
existierten vor Eröffnung des DEK faktisch nicht. 1897<br />
wurde die Westfälische Transport Actien Gesellschaft<br />
(WTAG) gegründet. Diese sollte den Bau größerer<br />
Schlepper <strong>und</strong> Kähne fördern, um so den Verkehr wirt-<br />
Abb. 11 - Verzeichnis der wichtigsten auf dem MLK verkehrenden Kähne (1938) [10]<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
schaftlicher zu gestalten. Dennoch waren die ersten Jahre<br />
auf dem DEK vornehmlich von der privat betrieben<br />
Kleinschifffahrt mit unterschiedlichen Schiffsgrößen geprägt.<br />
Schiffs-Normgrößen <strong>und</strong> optimierte Schiffsformen<br />
o.ä. hatten sich zu dieser Zeit noch lange nicht durchgesetzt<br />
(Abb. 11).<br />
Der staatliche Schleppbetrieb wurde in Ausführung des<br />
§ 18 des Preußischen <strong>Wasser</strong>gesetzes durch das Gesetz<br />
über das Schleppmonopol auf dem Rhein-Weser-Kanal<br />
vom 30. April 1913 eingerichtet <strong>und</strong> bezog sich nur auf<br />
die darin genannten, neu zu bauenden Kanäle [10]. Ziel<br />
dieser Vorschrift war es u.a., den Verkehr schnell <strong>und</strong> zur<br />
Vermeidung von Wartezeiten an Schleusen vor allem geregelt<br />
abzuwickeln, dauerhaft eine möglichst hohe Auslastung<br />
des Schiffsraumes zu gewährleisten <strong>und</strong> die<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
25
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
26<br />
Uferböschungen zu schonen [18]. Hauptgr<strong>und</strong> für die<br />
Einrichtung des Schleppmonopols war jedoch, die<br />
Schleppkosten <strong>und</strong> damit die Transportkosten gering zu<br />
halten <strong>und</strong> so dem Staat ein <strong>Mitte</strong>l zur Ausdehnung seiner<br />
Eisenbahntarifpolitik zu geben, um so die Preise bei<br />
wirtschaftlichen Verschiebungen – insbesondere im Agrarsektor<br />
– regulieren zu können.<br />
Schon 1915 nahm das Königliche Schleppamt Hannover<br />
seinen Betrieb auf. Mit der Übertragung der <strong>Wasser</strong>straßen<br />
von den Ländern auf das Reich durch den Staatsvertrag<br />
vom 29. Juli 1921 entstand aus dem staatlichen<br />
Schleppbetrieb der Reichsschleppbetrieb. Die in Privatbesitz<br />
befindlichen Schleppkähne (ohne eigenen Antrieb)<br />
wurden an bestimmten Punkten des Kanalsystems zu<br />
Schleppzügen zusammengestellt <strong>und</strong> von staatlichen<br />
Schleppern zu ihren Bestimmungsorten bzw. Häfen befördert<br />
(Abb. 12). Das Schleppmonopol bezog sich ausschließlich<br />
auf nichtselbstfahrende Schiffseinheiten; im<br />
Gegensatz zur Eisenbahn<br />
bestand somit<br />
trotzdem noch die<br />
Möglichkeit des privaten<br />
Betriebs von<br />
Schiffen. Zudem wurde<br />
eine großzügige<br />
Übergangszeit für die<br />
privaten Schleppbetriebe<br />
auf dem DEK<br />
vereinbart. 1938<br />
schließlich wurde das<br />
Schleppmonopol des<br />
MLK auf den südlichen<br />
DEK erweitert.<br />
Ende der dreißiger<br />
Jahre waren die<br />
<strong>Wasser</strong>straßen durch<br />
die extreme Ankurbelung<br />
des Binnenmarktes<br />
nahezu vollständig<br />
ausgelastet. Engpasskriterium<br />
war<br />
mittlerweile die<br />
Schiffsgeschwindigkeit<br />
geworden, da<br />
durch die sehr unterschiedlichenSchiffsabmessungen<br />
<strong>und</strong> die bis dahin hydraulisch z.T. sehr<br />
ungünstigen Schiffsformen nur Fahrgeschwindigkeiten<br />
bis zu 5 km/h, teilweise sogar noch darunter, erreicht<br />
wurden. Dies beeinträchtigte die Leistungsfähigkeit der<br />
Kanäle insgesamt erheblich.<br />
Neben den bereits erwähnten Schifffahrtsabgaben war<br />
somit auch noch ein Schlepplohn zu entrichten. Dieser<br />
war in Abhängigkeit der Tragfähigkeit <strong>und</strong> der Schleppentfernung<br />
(Tragfähigkeits-km) sowie einem geringen ladungsabhängigen<br />
Zuschlag zu entrichten, während<br />
Schifffahrtsabgaben bekanntlich ladungs-, mengen- <strong>und</strong><br />
wegabhängig berechnet werden (ladungsabhängige<br />
Tonnen-km). Für einen 700t-Kahn mussten z.B. für die<br />
303 km lange Fahrt von Herne nach Peine 318,15<br />
Reichsmark (RM) als Schlepplohn <strong>und</strong> 1.052,10 RM<br />
Schifffahrtsabgaben entrichtet werden; für die Leerfahrt<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
zurück waren dagegen 212,10 RM Schlepplohn <strong>und</strong> nur<br />
10,60 RM Schifffahrtsabgaben zu zahlen. [10]<br />
Der Fahrzeugpark des Reichsschleppbetriebs umfasste<br />
1938 schon 175 Fahrzeuge. Durch die kriegsbedingt erhöhte<br />
Nachfrage nach Transporten, insbesondere von<br />
Kohle <strong>und</strong> Erz, vor allem zu den Hüttenwerken in Salzgitter,<br />
wurde ab 1940 zudem ein umfangreiches Schlepper-<br />
Neubauprogramm initiiert, das 167 zusätzliche Schlepper<br />
umfassen sollte.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Reichsschleppbetrieb<br />
in den B<strong>und</strong>esschleppbetrieb umorganisiert, von der damaligen<br />
<strong>Wasser</strong>straßendirektion Münster getrennt <strong>und</strong><br />
als eigenständiger Behördenzweig der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsverwaltung des B<strong>und</strong>es geführt. Unter der<br />
Konkurrenz der selbstfahrenden Schiffseinheiten unterlag<br />
der B<strong>und</strong>esschleppbetrieb zahlreichen Rationalisierungen<br />
im Schlepperbestand <strong>und</strong> beim Personal, bis er zum<br />
31.12.1967 ersatzlos aufgelöst wurde.<br />
Abb. 12 - Schleppschifffahrt: Schlepper mit Schleppverband [19]<br />
Wiederaufbau <strong>und</strong> Verkehrsentwicklung<br />
nach 1945<br />
Der 2. Weltkrieg hatte auch an den B<strong>und</strong>eswasserstraßen,<br />
die gemäß Artikel 87 <strong>und</strong> Artikel 89 des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />
im Eigentum <strong>und</strong> in der unmittelbaren Verwaltung<br />
des B<strong>und</strong>es stehen, große Schäden hinterlassen. Neben<br />
vielen zerstörten Brücken, welche die Schifffahrtswege<br />
versperrten, <strong>und</strong> einer großen Anzahl gesunkener Fahrzeuge,<br />
waren auch an den unmittelbaren Kanalbauwerken<br />
Schäden eingetreten. So waren Kanalseitendämme<br />
zerbombt worden <strong>und</strong> die Haltungen teilweise leer gelaufen.<br />
Große Schäden im Einzugsgebiet des MLK entstanden<br />
insbesondere durch die Bombardierung <strong>und</strong> die damit<br />
einhergehende teilweise Zerstörung der Ederstaumauer<br />
sowie die Sprengung der Kanalbrücke Minden<br />
wenige Tage vor Kriegsende am 04. April 1945 durch zurückweichende<br />
deutsche Truppen (Abb. 13).
Abb. 13 - Zerstörte Kanalbrücke Minden bei Kriegsende [7]<br />
Die Verkehrsinfrastruktur der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
musste so schnell wie möglich wiederhergestellt<br />
werden. So konnte die Kanalbrücke Minden schon im<br />
Februar 1949 wieder in Betrieb genommen werden.<br />
Die Verkehrsentwicklung seit Kriegsende stand in enger<br />
Wechselwirkung mit einem Wandel der Transportgefäße<br />
in der Binnenschifffahrt. Die langsam fahrenden Schleppzüge<br />
wurden vollständig von selbstfahrenden Motorgüterschiffen<br />
<strong>und</strong> Schubverbänden abgelöst. Diese größeren<br />
<strong>und</strong> auch schnelleren Schiffe erzeugten bei gleichzeitig<br />
steigendem Verkehrsaufkommen eine erhebliche Belastung<br />
des Kanalbetts. Die Folge waren ständige Uferabbrüche<br />
<strong>und</strong> die Ablagerung des erodierten Materials<br />
auf der Kanalsohle. Außerdem konnten die größeren<br />
Fahrzeuge ihre erhöhte Tragfähigkeit teilweise nur zu 50<br />
bis 70 % ausnutzen. Ebenso stieg der Energiebedarf der<br />
größeren Fahrzeuge wegen des hydraulisch ungünstigeren<br />
Verhältnisses von eingetauchtem Schiffsquerschnitt<br />
zum wasserführenden Kanalquerschnitt. Hinzu kam, dass<br />
die Brückendurchfahrtshöhen teilweise unter 4,00 m,<br />
größtenteils aber nicht mehr als 4,20 m betrugen, wodurch<br />
Beschränkungen für den Einsatz von größeren<br />
Fahrzeugen <strong>und</strong> Gefahren einer Kollision des Steuerhauses<br />
mit den tiefliegenden Brücken bestanden.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der sich auch auf anderen <strong>Wasser</strong>straßen abzeichnenden<br />
Engpässe wurde 1961 vom Ministerrat der<br />
Europäischen Verkehrsministerkonferenz (CEMT) einem<br />
einheitlichen europäischen Binnenwasserstraßennetz der<br />
<strong>Wasser</strong>straßenklasse IV das sogenannte „Europaschiff“<br />
mit 1.350 t Tragfähigkeit bei 85 m Länge, 9,50 m Breite<br />
<strong>und</strong> 2,50 m Abladetiefe zugr<strong>und</strong>e gelegt.<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
Für einen Begegnungsverkehr dieser Fahrzeuge wurden<br />
die Kanal-Regelquerschnitte auf Basis von Natur- <strong>und</strong><br />
Modelluntersuchungen neu entwickelt. Sie weisen bei<br />
4 m <strong>Wasser</strong>tiefe eine <strong>Wasser</strong>spiegelbreite zwischen<br />
55 m im Trapezprofil <strong>und</strong> 42 m im Rechteckprofil auf<br />
(Abb. 14) <strong>und</strong> sind mit einem Mindestquerschnitt von<br />
168 m² (Rechteckprofil) doppelt so groß wie der ursprüngliche<br />
Querschnitt des MLK.<br />
Diese Überlegungen in Verbindung mit der Erwartung<br />
weitere Verkehrssteigerungen führten zu Beginn der 60er<br />
Jahre dazu, den in der damaligen B<strong>und</strong>esrepublik gelegenen<br />
Teil des <strong>Mitte</strong>llandkanals den damals in Planung<br />
oder Bau befindlichen <strong>Wasser</strong>straßen wie dem Nord-<br />
Süd-Kanal (heute: Elbe-Seitenkanal) <strong>und</strong> dem Main-<br />
Donau-Kanal anzupassen, um die einzige norddeutsche<br />
Ost-West-Verbindung zu einem gleichwertigen Verkehrsweg<br />
zu gestalten.<br />
Mit einem Regierungsabkommen zwischen dem B<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> den Ländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen,<br />
Hamburg <strong>und</strong> Bremen wurde im Jahre 1965 neben anderen<br />
Ausbauvorhaben im nordwestdeutschen Kanalnetz<br />
auch der Ausbau des MLK gemäß der damaligen <strong>Wasser</strong>straßenklasse<br />
IV beschlossen. Die Kosten für den<br />
Ausbau des MLK wurden zu 2/3 vom B<strong>und</strong> <strong>und</strong> 1/3 von<br />
den beteiligten Ländern getragen. [13]<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
27
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
28<br />
In Anbetracht der weitergehenden Entwicklung im Schiffbau<br />
<strong>und</strong> bedingt durch den Zwang zu wirtschaftlicheren<br />
Transportgefäßen werden der Erweiterung des <strong>Mitte</strong>llandkanals<br />
heute das Großmotorgüterschiff mit einer<br />
Länge bis zu 110 m <strong>und</strong> der zweigliedrige Schubverband<br />
mit 185 m Länge, jeweils mit 11,45 m Breite <strong>und</strong> 2,80 m<br />
Abladetiefe, zugr<strong>und</strong>e gelegt. Dies sind die Typschiffe für<br />
die <strong>Wasser</strong>straßenklasse Vb nach der „Klassifizierung<br />
der Europäischen Binnenwasserstraßen" von 1992. Die<br />
1961 entwickelten Regelquerschnitte des Kanals konnten<br />
als knapper, aber noch ausreichender Standard weitgehend<br />
beibehalten werden.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb. 14 – Regelquerschnitte für den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals<br />
Der <strong>Mitte</strong>llandkanal war für einen Gesamtverkehr von<br />
8,8 Mio. Gütertonnen pro Jahr bemessen worden. Dabei<br />
wurden ein Durchgangsverkehr von 7,2 Mio. t/Jahr sowie<br />
Quell- <strong>und</strong> Zielverkehre, d.h. Verkehre, die in den Häfen<br />
des Kanals selbst beginnen oder enden, von<br />
1,6 Mio. t/Jahr angenommen. Bereits gegen Ende der<br />
30er Jahre erreichte der Verkehr jedoch 12 Mio. Jahrestonnen.<br />
Nach dem kriegsbedingten Rückgang ist er bis<br />
heute auf etwa 22 Mio. t angewachsen. [22] Hiervon entfallen<br />
ca. 16 Mio. t auf den Gebietsverkehr <strong>und</strong> 6 Mio. t<br />
auf den Durchgangsverkehr (Abb. 15). Diese Entwicklung,<br />
nach der im Gegensatz zur einstigen Planung der
Gebietsverkehr heute mehr als 70 % des Gesamtverkehrs<br />
ausmacht, zeigt, welch enormen Einfluss der Kanal<br />
auf die wirtschaftliche Entwicklung seines Umfeldes genommen<br />
hat.<br />
Sämtliche Verkehrsprognosen sagen einen weiteren<br />
deutlichen Verkehrszuwachs voraus. So wird für das Jahr<br />
2015 ein Zuwachs des Güterumschlags im Gebiet des<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanals von 20% erwartet. [8]<br />
Neben den traditionell auf dem MLK transportierten Massengütern<br />
entwickelt sich der Containerverkehr von <strong>und</strong><br />
zu den Seehäfen, insbesondere Hamburg, zu einem<br />
auch auf dem MLK boomenden Transportsegment. Der<br />
Hafen Hamburg selbst rechnet – vorsichtig geschätzt –<br />
mit einer weiteren Verdoppelung des Containerumschlags<br />
in den Häfen der Nordrange Antwerpen, Rotterdam,<br />
Bremen <strong>und</strong> Hamburg von 21,8 Mio. TEU in 2003<br />
auf 42,7 Mio. TEU im Jahre 2013. [1] Diese Entwicklung<br />
zeigt sich an der Steigerung der Containerverkehre auch<br />
auf dem <strong>Mitte</strong>llandkanal – wenngleich auf einem niedrigeren<br />
Niveau <strong>und</strong> zeitlich versetzt. So hat sich beim Hamburger<br />
Hafen der Hinterlandtransport von Containern mit<br />
Binnenschiffen (inkl. Elbe) von ca. 2.000 TEU im Jahre<br />
1997 auf etwa 60.000 TEU (2003) mehrfach gesteigert,<br />
wobei zu beachten ist, dass durch den Transport von<br />
Leercontainern hier nicht ausschließlich die Tonnage der<br />
Index für die erbrachte Verkehrsleistung ist.<br />
Der Ausbau des<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanals seit 1965<br />
Der 1965 begonnene Ausbau des Kanals umfasste die<br />
Verbreiterung <strong>und</strong> Vertiefung des Querschnitts unter Aufrechterhaltung<br />
des Verkehrs sowie den Bau von Sohl-<br />
<strong>und</strong> Uferbefestigungen, die den Belastungen aus dem<br />
prognostizierten Verkehr standhalten sollten. Wegen der<br />
Verbreiterung des Querschnitts war des Weiteren eine<br />
Erneuerung der Brücken erforderlich, deren Stützweite<br />
nicht mehr ausreichte, sowie ein Neubau sämtlicher<br />
Abb. 15 - Verkehrsentwicklung auf dem <strong>Mitte</strong>llandkanal seit 1956 [22]<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
Durchlässe <strong>und</strong> Düker, bei denen weder die Länge noch<br />
die erforderliche Mindestüberdeckung mit den Ausbauzielen<br />
vereinbar waren. Auch die bisherige Durchfahrtshöhe<br />
unter den Brücken wurde auf 5,25 m vergrößert.<br />
In der Osthaltung des <strong>Mitte</strong>llandkanals östlich der<br />
Schleuse Sülfeld bis zur ehemaligen innerdeutschen<br />
Grenze wurden, wegen der damals geringeren Verkehrsbedeutung<br />
dieser Strecke, bis zur Grenzöffnung nur unwesentliche<br />
Ausbauarbeiten durchgeführt. Im Bereich der<br />
ehemaligen DDR sollte auf Gr<strong>und</strong>lage eines Regierungsabkommens<br />
aus den Jahren 1978/80 der MLK östlich<br />
von Rühen ebenfalls für das Europaschiff teilausgebaut<br />
werden, wenn auch nur für eine Abladetiefe von 2,00 m.<br />
Diese Baumaßnahmen, welche die Herstellung einer<br />
<strong>Wasser</strong>tiefe von 3,50 m vorsahen, sind in der DDR auch<br />
zum überwiegenden Teil ausgeführt worden (Abb. 16).<br />
Das angespannte Verhältnis zwischen den beiden deutschen<br />
Staaten bis zur Wiedervereinigung 1990 zeigte<br />
sich auch an der Transitstrecke <strong>Mitte</strong>llandkanal. Wenngleich<br />
über den Betrieb des MLK, insbesondere für die<br />
<strong>Wasser</strong>bewirtschaftung, klare Regelungen zum Austausch<br />
wasserwirtschaftlicher Ist-Daten existierten, unterlag<br />
doch der Schifffahrtsbetrieb häufig Störungen. So war<br />
der grenzüberschreitende Transitverkehr zwischen den<br />
Grenzübergangsstellen (GüSt) Rühen auf b<strong>und</strong>esdeutscher<br />
<strong>und</strong> Buchhorst auf DDR-Seite nicht selten durch<br />
erhebliche Wartezeiten gekennzeichnet. Neben den<br />
beidseitig parallel zum <strong>Mitte</strong>llandkanal verlaufenden <strong>und</strong><br />
bis weit in das Hoheitsgebiet der DDR hineingezogenen<br />
befestigten Grenzanlagen existierte ein seitlich angeordnetes<br />
Sperrtor bei MLK-km 258,657. Dieses riegelte bei<br />
Einbruch der Dunkelheit den <strong>Mitte</strong>llandkanal ab. Ohnehin<br />
war gemäß Binnenwasserstraßenverordnung der DDR<br />
der Verkehr auf die Zeit von einer St<strong>und</strong>e vor Sonnenaufgang<br />
bis eine St<strong>und</strong>e nach Sonnenuntergang limitiert.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
29
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
30<br />
Abb.17 (links) zeigt diese wasserseitige Transitgrenze<br />
einschließlich Sperrtor. Die Durchfahrtsöffnung im Bereich<br />
der Brücke wurde später durch Leitdalben so eingeschränkt,<br />
dass ein Europaschiff gerade hindurch manövrieren<br />
konnte (Abb. 17 rechts). Die Erlaubnis zur<br />
Durchfahrt wurde über eine Lichtsignalanlage, die DDRseitig<br />
betrieben wurde, geregelt.<br />
Die Ausbaumaßnahmen am <strong>Mitte</strong>llandkanal zur <strong>Wasser</strong>straßenklasse<br />
Vb sind zwischen dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-<br />
Kanal <strong>und</strong> der Schleuse Sülfeld bei Wolfsburg abgeschlossen.<br />
Meilensteine hierbei waren die Eröffnung der<br />
zweiten Fahrt des <strong>Mitte</strong>llandkanals über die Weser am<br />
25. August 1998, die zusammen mit der 1200-Jahr-Feier<br />
der Stadt Minden stattfand <strong>und</strong> die Freigabe der zweiten<br />
Fahrt im Leinetal. Im Zuge dieser 2. Fahrten wurden<br />
neue Kanalbrücken über die Weser, die Leine <strong>und</strong> die<br />
Leineflutmulde errichtet. Höhepunkt schließlich bildete<br />
die feierliche Eröffnung <strong>und</strong> Freigabe des ausgebauten<br />
westlichen <strong>Mitte</strong>llandkanals am 5. Mai 2000 in Hannover,<br />
kurz vor der Expo 2000.<br />
Für die Gesamtfertigstellung der Ausbaumaßnahmen<br />
fehlen noch die Erweiterung der Stichkanäle nach Osna-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb. 16 - Urprofil des MLK <strong>und</strong> Teilausbau im östlichen MLK<br />
brück, Hannover-Linden <strong>und</strong> Hildesheim einschließlich<br />
der Anpassung der zugehörigen Schleusenanlagen sowie<br />
der Ausbau von Teilstrecken zwischen Wolfsburg<br />
<strong>und</strong> Magdeburg einschließlich Neubau der Südkammer<br />
der Schleuse Sülfeld, welche als Teil des Verkehrsprojektes<br />
Deutsche Einheit Nr. 17 bis 2008 abgeschlossen<br />
werden sollen.<br />
Abb. 17 - Befestigte Grenzanlage der DDR inkl. Sperrtor (links) <strong>und</strong> spätere Verengung der Durchfahrt (rechts) zwischen Rühen <strong>und</strong> Buchhorst (Quelle: WSA Uelzen)<br />
Das „Projekt 17“<br />
der Verkehrsprojekte<br />
Deutsche Einheit<br />
Nach der Wiederherstellung der deutschen Einheit wurden<br />
bereits im Frühjahr 1991 von der B<strong>und</strong>esregierung<br />
17 Verkehrsprojekte mit Schlüsselfunktion für das Zusammenwachsen<br />
der alten <strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>esländer beschlossen.<br />
Diese Verkehrsprojekte umfassen neun<br />
Schienenprojekte, sieben Straßenprojekte <strong>und</strong> ein <strong>Wasser</strong>straßenprojekt,<br />
nämlich den Ausbau der <strong>Wasser</strong>straßenverbindung<br />
vom Raum Hannover nach Berlin für<br />
Großmotorgüterschiffe <strong>und</strong> Schubverbände (Projekt 17).
Der Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals östlich von Sülfeld<br />
(Abb. 18) erfolgt nach denselben Regelquerschnitten wie<br />
in den westlichen Bereichen, vgl. Abb. 14. Da hier teilweise<br />
ökologisch sehr sensible Bereiche, vor allem im<br />
Naturpark Drömling, berührt werden, wird dem Gr<strong>und</strong>satz,<br />
die Querschnittserweiterung nur an einer Seite umzusetzen,<br />
in besonderem Maße Rechnung getragen. Wie<br />
auch in der West- <strong>und</strong> Scheitelhaltung kommt in der Regel<br />
das wirtschaftlich wie ökologisch günstige Trapezprofil<br />
zur Anwendung. Sofern besondere Randbedingungen<br />
es erfordern, z.B. an Zwangspunkten in Ortslagen/Städten<br />
oder an kanalparallel verlaufenden Eisenbahnstrecken,<br />
werden raumsparende Sp<strong>und</strong>wandbauweisen<br />
im Rechteck- oder kombinierten Rechteck-<br />
Trapez-Profil gewählt. [11]<br />
Abb. 18 – Ausbau des MLK im Naturpark Drömling<br />
Die Ermittlung, Beschreibung <strong>und</strong> Bewertung umweltrelevanter<br />
Auswirkungen gemäß Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz<br />
(UVPG) beinhaltet für alle Baumaßnahmen,<br />
dass Eingriffe durch Ausgleichsmaßnahmen (Abb.<br />
19) an gleicher Stelle bzw. Ersatzmaßnahmen an anderer<br />
Stelle, jedoch örtlich nahe liegend, kompensiert <strong>und</strong> in<br />
einem landschaftspflegerischen Begleitplan festgeschrieben<br />
werden. Gerade in den ökologisch wertvollen Bereichen,<br />
wie z.B. dem Drömling, kommt der Minimierung<br />
von Eingriffen in den Naturhaushalt besondere Bedeutung<br />
zu. Dies umfasst u.a. auch, dass Baumaßnahmen in<br />
Brut- <strong>und</strong> Nistzeiten vermieden werden oder vorgezogene<br />
Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen als ökologische<br />
Starthilfe den Eingriff in den Naturhaushalt dämpfen. [5]<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
Zudem stellen wasserwirtschaftliche Aspekte eine besondere<br />
Herausforderung dar, weil der MLK in der Osthaltung<br />
eine wichtige Rolle als Vorfluter zur Aufleitung<br />
von Hochwässern im Einzugsgebiet der Aller einnimmt.<br />
Angesichts des ausgebauten <strong>Mitte</strong>llandkanals westlich<br />
der Schleuse Sülfeld, stellt die Osthaltung des MLK – zusammen<br />
mit Teilstrecken auf dem Dortm<strong>und</strong>-Ems-Kanal<br />
(Südstrecke) – nunmehr den Engpass auf dem <strong>Wasser</strong>weg<br />
zwischen Rhein <strong>und</strong> Elbe dar. Mittlerweile sind aber<br />
mehr als 50% der Streckenausbauarbeiten abgeschlossen.<br />
Um der Schifffahrt den größeren Nutzen des ausgebauten<br />
MLK frühestmöglich zur Verfügung zu stellen, wurde<br />
in enger Abstimmung mit den Schifffahrtsverbänden ein<br />
Verkehrslenkungskonzept für die Oststrecke des MLK<br />
entwickelt, welches eine Abladetiefe von bis zu 2,50 m<br />
gegenüber den bisher zugelassenen 2,00 m erlaubt. Dabei<br />
wird berücksichtigt, dass in den bereits ausgebauten<br />
Teilstrecken eine uneingeschränkte Begegnung bzw.<br />
Überholung auch von tiefer abgeladenen Schiffen möglich<br />
ist, während dieses in den alten Mulden- bzw. teilausgebauten<br />
Profilen nur unter schifffahrtspolizeilichen<br />
Einschränkungen erlaubt werden kann.<br />
Dazu wurden die Fahrzeuge in drei Verkehrsgruppen<br />
(VGr) eingeteilt. Die Einordnung in eine VGr hängt vom<br />
eingetauchten Schiffsquerschnitt, d.h. Breite <strong>und</strong> Tiefe,<br />
ab. Verkehrsgruppe 1 umfasst dabei einen eingetauchten<br />
Schiffsquerschnitt bis zu 16,15 m², VGr 2 bis zu 19,95 m²<br />
<strong>und</strong> VGr 3 bis zu 24,00 m².<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
31
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
32<br />
So können sich in den verbleibenden nichtausgebauten<br />
Streckenabschnitten Fahrzeuge der Verkehrsgruppe 1<br />
untereinander <strong>und</strong> mit Schiffen der Verkehrsgruppen 2<br />
<strong>und</strong> 3 begegnen, während größere Schiffe ab VGr 2 sich<br />
mit Fahrzeugen der VGr 3 dort nicht mehr begegnen dürfen.<br />
Für diese Schiffe gilt in den betreffenden Streckenabschnitten<br />
eine Fahrplanregelung mit fest definierten<br />
Ein- bzw. Ausfahrzeiten. Um die Wartezeiten für größere<br />
Fahrzeuge so gering wie möglich zu halten, sind in der<br />
Ausbauplanung diejenigen Liegestellen zeitlich vorgezogen<br />
worden, die nun als „Ausweichstelle“ dienen. So<br />
kann der Schifffahrt ein erheblicher Teilnutzen der schon<br />
ausgebauten Strecken bereits weit vor Ende der Baumaßnahmen<br />
zur Verfügung gestellt werden. Die maximale<br />
Abladetiefe von 2,50 m wird als fixe Größe bis zur Fertigstellung<br />
der Schleuse Sülfeld Ende 2007 unveränderlich<br />
bleiben.<br />
Bei der Bewertung dieses innovativen Verkehrslenkungskonzeptes<br />
ist allerdings zu beachten, dass die hydrodynamischen<br />
<strong>und</strong> mechanischen Belastungen von Böschung<br />
<strong>und</strong> Sohle in der Gewissheit bewusst überschritten<br />
werden, dass der Ausbau der <strong>Wasser</strong>straße unmittelbar<br />
bevorsteht. Eine solche Verkehrslenkung kann<br />
somit nur als temporäre Zwischenlösung zur Anwendung<br />
kommen; der <strong>Mitte</strong>llandkanal wird in den nichtausgebauten<br />
Strecken quasi „auf Verschleiß“ betrieben.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb. 19 - Ökologische Ausgleichsmaßnahme: Flachwasserbiotop Bülstringen<br />
Eine weitere erhebliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse<br />
in der Osthaltung des MLK erfolgt seit Anfang<br />
<strong>2004</strong> durch den 24-Std.-Betrieb an der Schleuse Sülfeld,<br />
um die Verkehrsmenge bewältigen zu können <strong>und</strong> den<br />
Verkehrsablauf insgesamt zu entzerren.<br />
Schlussbetrachtung<br />
<strong>und</strong> Ausblick<br />
Der Ausbau des MLK zur <strong>Wasser</strong>straße der Klasse Vb<br />
wird nach Vollendung der Arbeiten in der Osthaltung im<br />
Jahre 2008 insgesamt abgeschlossen.<br />
Darüber hinaus werden die Möglichkeiten moderner<br />
Steuerungs- <strong>und</strong> Kommunikationselektronik auch <strong>und</strong><br />
insbesondere beim Betrieb des <strong>Mitte</strong>llandkanals <strong>und</strong> seiner<br />
Anlagen genutzt. Hervorzuheben sind dabei die Aufgaben<br />
der Bündelungsstelle Telematikdienste der Was-<br />
ser- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>. Durch diese Einrichtung<br />
im <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden erfolgt<br />
rechnerunterstützt die zentrale <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />
des MLK <strong>und</strong> des Elbe-Seitenkanals mit der Fernbedienung<br />
der Pumpwerke, die Fernbedienung der Sicherheitstore,<br />
die Überwachung der Wehre der <strong>Mitte</strong>lweser<br />
<strong>und</strong> der unteren Fulda sowie die Ausstrahlung des Nautischen<br />
Informationsfunks. Als weiterer Baustein dieser<br />
Bündelungsstelle wurde im Februar <strong>2004</strong> eine Zentrale<br />
für die Fernbedienung der Schleusen der <strong>Mitte</strong>lweser, der
Mindener Schleusen <strong>und</strong> der Schleusen am Stichkanal<br />
Osnabrück in Betrieb genommen.<br />
Für den Verkehrsablauf nimmt die elektronische Verkehrsinfrastruktur,<br />
d.h. die Verbesserung von Information<br />
<strong>und</strong> Kommunikation zwischen Verkehrswirtschaft, also<br />
Verlader, Schifffahrt, Häfen <strong>und</strong> der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
eine zunehmende Bedeutung ein. Neben<br />
einer Vielzahl von ständigen Informationsangeboten<br />
sind im Elektronischen <strong>Wasser</strong>straßeninformationssystem<br />
im Internet (unter www.elwis.de) stets aktuelle Verkehrsinformationen<br />
verfügbar. Zudem steht mit dem Modernen<br />
Verkehrserfassungssystem MOVES an den<br />
Schleusen künftig ein Instrument zum optimierten Betrieb<br />
der Abstiegsbauwerke zur Verfügung, um unter Berücksichtigung<br />
von Vorschleusungsrechten, Rangbildung<br />
oder Taktzeiten den Betriebsablauf noch effizienter zu<br />
gestalten.<br />
Einen hohen Stellenwert hat darüber hinaus die langfristige<br />
Substanzerhaltung der baulichen Anlagen, um so<br />
auch in den nächsten Jahrzehnten den ökonomisch wie<br />
ökologisch günstigsten Verkehrsweg zwischen Ost <strong>und</strong><br />
West in einem für die Schifffahrt guten Zustand zu erhalten.<br />
Dies umfasst als ebenso wichtiges Element auch,<br />
dringend erforderliche Ersatzinvestitionen im <strong>Wasser</strong>straßennetz<br />
rechtzeitig <strong>und</strong> mit einer Weitsicht umzusetzen,<br />
wie sie die Väter des <strong>Mitte</strong>llandkanals bewiesen haben.<br />
Mit dem dann vorhandenen Ausbauzustand in Verbindung<br />
mit der Optimierung des Verkehrsablaufs wird der<br />
MLK einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den künftigen<br />
Herausforderungen eines stetig anwachsenden internationalen<br />
Warenaustausches im Herzen eines vereinigten<br />
Europas gerecht zu werden.<br />
Schrifttum<br />
[1] Dücker, Hans P.: Die Zukunft des Hamburger Hafens<br />
heute gestalten. In: Hansa – Schifffahrt – Schiffbau – Hafen.<br />
H. 3/<strong>2004</strong>, Schifffahrts-Verlag „Hansa“, Hamburg,<br />
<strong>2004</strong>.<br />
[2] Fiedler, Martin: Mindens Zukunft ist der Verkehr: Das<br />
Jahrh<strong>und</strong>ertprojekt <strong>Mitte</strong>llandkanal. In: Abelshauser, W.<br />
(Hrsg.): Die etwas andere Industrialisierung – Studien zur<br />
Wirtschaftsgeschichte des Minden-Lübbecker Landes im<br />
19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert, Essen, 1999.<br />
[3] Franzius, Otto: Die <strong>Mitte</strong>llinie <strong>und</strong> das Gebiet um Merseburg.<br />
In: Der <strong>Mitte</strong>llandkanal, Heft1/1920, Zeitschrift<br />
zur Aufklärung über die Entwickelung des mitteldeutschen<br />
Kanalnetzes <strong>und</strong> Talsperrensystems, Magdeburg,<br />
1920.<br />
[4] Höch: Zur Vollendung des <strong>Mitte</strong>lland-Kanals. In: Zeitschrift<br />
für Binnenschifffahrt, Herft 13/14, Kommissions-<br />
Verlag Mosse, Berlin, 1918.<br />
[5] Kindt, Hubert: <strong>Wasser</strong>straßen <strong>und</strong> Naturschutz – Ausbau<br />
im Drömling. In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>straßen, H. 17, Schifffahrts-Verlag „Hansa“,<br />
Hamburg, 1993.<br />
[6] Meyer, Heinrich: Der <strong>Mitte</strong>llandkanal. In: Schifffahrt –<br />
Handel – Häfen. Bachmann, Jutta (Hrgb.), Minden, 1987.<br />
100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal 1905-2005<br />
[7] Nau, Philipp: Die Entwicklung der Binnenschifffahrtsstraßen<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland seit 1945. In:<br />
Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen, H. 5,<br />
Duisburg, 1985.<br />
[8] PLANCO Consulting GmbH: Potenziale <strong>und</strong> Zukunft<br />
der deutschen Binnenschifffahrt. Studie im Auftrag des<br />
B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen,<br />
Essen, 2003<br />
[9] Prüsmann, Adolf: Denkschrift über den Entwurf eines<br />
Rhein-Elbe-Kanals. Lith. Anst. v. Bogdan Gisevius, Berlin,<br />
1899.<br />
[10] Reichsverkehrsministerium: Der <strong>Mitte</strong>llandkanal.<br />
Volk <strong>und</strong> Reich Verlag, Berlin, 1938.<br />
[11] Reiner, Winfried: Bautechnische Konzeption für den<br />
Ausbau der Osthaltung des <strong>Mitte</strong>llandkanals. In: Zeitschrift<br />
für Binnenschifffahrt <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen, H. 17,<br />
Schifffahrts-Verlag „Hansa“, Hamburg, 1993.<br />
[12] Reiner, Winfried: Geschichte <strong>und</strong> Zukunft des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />
In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen,<br />
H. 10, Duisburg, 1995.<br />
[13] Seebohm, Hans-Christoph.: Ein umfangreiches Bauprogramm.<br />
In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen,<br />
H. 10, Duisburg, 1965.<br />
[14] Schmidt-Vöcks, Dieter: Die Geschichte des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />
In: Stadtlandschaft <strong>und</strong> Brücken – Der <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
als moderner Schifffahrtsweg. <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> (Hrgb.), Hannover, 2000.<br />
[15] Schröder, Dierk: Chancen <strong>und</strong> Grenzen der Erhöhung<br />
von Verkehrsleistungen auf den Binnenwasserstraßen<br />
in Deutschland. In: Zeitschrift für Binnenschifffahrt<br />
<strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straßen, H. 12, Duisburg, 1993.<br />
[16] Schumacher, Georg: Der <strong>Mitte</strong>llandkanal im Rahmen<br />
des Ausbaues der westdeutschen <strong>Wasser</strong>straßen. Binnenschifffahrts-Verlag<br />
GmbH, Duisburg-Ruhrort, 1960.<br />
[17] Sympher, Leo: Die wirtschaftliche Bedeutung des<br />
Rhein-Elbe-Kanals. Band I, Verlag Siemenroth <strong>und</strong> Troschel,<br />
Berlin, 1899<br />
[18] Sympher, Leo: Die neuen wasserwirtschaftlichen<br />
Gesetze in Preußen. X. Internationaler Schifffahrtskongress<br />
in Mailand, Ernst & Sohn, Berlin, 1905.<br />
[19] Tasch, Dieter: Leben am Kanal – Geschichten aus<br />
acht Jahrzehnten. In: Stadtlandschaft <strong>und</strong> Brücken – Der<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanal als moderner Schifffahrtsweg. <strong>Wasser</strong><strong>und</strong><br />
Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> (Hrgb.), Hannover, 2000.<br />
[20] Thierry, G. de: Die Vollendung des <strong>Mitte</strong>llandkanals.<br />
Verkehrstechnik, Heft 1, Berlin, 1919<br />
[21] <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>: Ergänzende<br />
Festlegungen zum Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals. (unveröffentlicht).<br />
Hannover, 1994.<br />
[22] <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>, Statistische<br />
Auswertung des Verkehrs auf dem <strong>Mitte</strong>llandkanal (unveröffentlicht);<br />
auszugsweise unter www.wsd-m.wsv.de<br />
verfügbar. Hannover, <strong>2004</strong>.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
33
34<br />
Jiri Cemus<br />
WSA Hann.Münden Uwe Borges<br />
WSA Hann.Münden<br />
Einleitung<br />
Die zwischen 1908 <strong>und</strong> 1914 im Zusammenhang mit dem<br />
Bau des <strong>Mitte</strong>llandkanals bei Hemfurth errichtete Edertalsperre<br />
wird vom WSA Hann.Münden unterhalten <strong>und</strong> betrieben.<br />
Die zweitgrößte Talsperre Deutschlands sollte nach<br />
der Planung vier Aufgaben erfüllen:<br />
1. Ausgleich von <strong>Wasser</strong>entnahmen für den <strong>Mitte</strong>llandkanal<br />
aus der Weser bei Minden in Niedrigwasserzeiten.<br />
2. Niedrigwasseraufhöhung der Oberweser zur Verbesserung<br />
der Schifffahrtsbedingungen insbesondere in den<br />
Sommermonaten.<br />
3. Hochwasserschutz für die untere Eder, untere Fulda<br />
<strong>und</strong> Weser.<br />
4. Energiegewinnung durch <strong>Wasser</strong>kraftnutzung.<br />
Die Zielsetzung für die Steuerung der <strong>Wasser</strong>abgaben aus<br />
der Talsperre hat sich mit der Fertigstellung der Stauregelung<br />
der <strong>Mitte</strong>lweser (Minden-Bremen) zugunsten der<br />
Niedrigwasseraufhöhung der Oberweser verschoben.<br />
Das oberirdische Einzugsgebiet der Edertalsperre hat eine<br />
Ausdehnung von 1.443 km². Bei einer mittleren jährlichen<br />
Niederschlagshöhe von 860 mm ergibt sich eine mittlere<br />
Niederschlagsmenge von 1.240 Mio. m³ <strong>und</strong> eine mittlere<br />
Abflussmenge von 650 Mio. m³ pro Jahr. Die durch eine<br />
Laserscanbefliegung neu vermessene Talsperre fasst bei<br />
Vollstau 199,3 Mio. m³ bei einem maximalen Absenkziel<br />
von 20 Mio. m³. Das Fassungsvermögen der Talsperre entspricht<br />
nur etwa 28% der o.g. jährlichen Abflussmenge, was<br />
bedeutet, dass sowohl der Niedrigwasserstützung als auch<br />
dem Hochwasserrückhalt Grenzen gesetzt sind. Es müssen<br />
also Kompromisse geschlossen werden, um den oft gegensätzlichen<br />
Interessen aller Nutzer sowie Ober- <strong>und</strong> Unterliegern<br />
der Talsperre gerecht zu werden.<br />
Oberweser <strong>und</strong> Talsperren<br />
Im Jahr 1916 wurden von Muttray <strong>und</strong> Visarius Gr<strong>und</strong>sätze<br />
für den Ausbau <strong>und</strong> die Unterhaltung der Weser veröffentlicht,<br />
die teilweise bis heute ihre Gültigkeit haben. Diesen<br />
Ausbauzielen lag ein gleichwertiger <strong>Wasser</strong>stand zugr<strong>und</strong>e,<br />
der sogenannte „Mittlere Kleinwasserstand“. Da dieser auf<br />
natürlichem Wege nicht über das ganze Jahr vorliegt, werden<br />
Eder- <strong>und</strong> Diemeltalsperre durch Abgabe von <strong>Wasser</strong><br />
zur Erhöhung des „Mittleren Kleinwasserstandes“ (M.Kl.W.)<br />
genutzt. Aus diesem M.Kl.W. wird durch das Zugabewasser<br />
aus den Talsperren der „Erhöhte <strong>Mitte</strong>lkleinwasserstand“<br />
(E.M.Kl.W.).<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Die<br />
<strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />
der Edertalsperre<br />
Regelungsziel<br />
Der durch die Zugabe von Talsperrenwasser entstehende<br />
E.M.Kl.W. entspricht weitestgehend der heutigen Zielvorgabe,<br />
in Niedrigwasserzeiten<br />
einen Pegelwert<br />
von 120<br />
cm am Pegel<br />
Hann.Münden<br />
(Abb. 1) bzw.<br />
von 111 cm am<br />
Pegel Karlshafen<br />
einzuhalten.<br />
In durchschnittlichenhydrologischen<br />
Jahren<br />
reicht dafür das<br />
Zugabewasser<br />
der Edertalsperre<br />
aus, bis<br />
sich die natürlichen<br />
Abflüsse<br />
im Herbst wieder<br />
erhöhen.<br />
Abb. 1 – Großanzeige Pegel Hann. Münden<br />
<strong>Wasser</strong>kraftnutzung <strong>und</strong><br />
Abgaberegelung<br />
Nach der Vorgabe des WSA Hann.Münden erfolgt die Abgabe<br />
der festgelegten <strong>Wasser</strong>menge aus dem direkt unterhalb<br />
der Talsperre liegenden Affolderner See in die Eder.<br />
Die Abgabe an der Sperrmauer, die Bewirtschaftung des<br />
Affolderner Sees <strong>und</strong> des Pumpspeicherkraftwerks obliegt<br />
der E-on.<br />
Durch die Schluckfähigkeit <strong>und</strong> Charakteristik der Turbinenanlagen<br />
ergeben sich Abgabemengen, die zu einer guten<br />
Auslastung der Kraftwerksanlagen führen. Aus ökonomischen<br />
Gründen wird nach Möglichkeit versucht, bei der<br />
Festlegung der Abgabemenge die Leistungsfähigkeit der<br />
Turbinen nicht zu überschreiten.
Hochwasserbewirtschaftung<br />
Die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung der Edertalsperre<br />
Der weiteren Zweckbestimmung nach dient die Edertalsperre<br />
auch dem Hochwasserschutz. Da hierfür ein Freiraum<br />
bereitgehalten werden muss, steht diese Zweckbestimmung<br />
im direkten Nutzungskonflikt zur vorrangigen Zweckbestimmung,<br />
der Verbesserung der Schifffahrtsverhältnisse<br />
auf der Oberweser.<br />
Als guter Kompromiss in diesem Zielkonflikt wurde ein auf<br />
die Hochwassersaison abgestimmter, zeitvariabler Hochwasserschutzraum<br />
festgelegt. In der Zeit zwischen dem<br />
1.11. <strong>und</strong> 15.12. eines jeden Jahres beträgt dieser bei der<br />
Edertalsperre ca. 70 Mio. m³ <strong>und</strong> verringert sich über mehrere<br />
Stützstellen, bis am 1.5. des Folgejahres die Vollfüllung<br />
erreicht werden soll. Im Einzugsgebiet der Edertalsperre<br />
als Schnee geb<strong>und</strong>enes <strong>Wasser</strong> ist als Zuschlag zum<br />
Hochwasserschutzraum zu berücksichtigen (Abb. 2).<br />
Bei Hochwasserereignissen wird der üblicherweise frei zu<br />
haltende Raum zur Rückhaltung <strong>und</strong> Beeinflussung der<br />
Hochwasserspitze genutzt. Darüber hinaus ergibt sich noch<br />
ein zusätzlicher Stauraum, weil auch nach dem Anspringen<br />
der Überläufe in der Staumauer weiter eingestaut werden<br />
kann; dieser Stauraum nennt sich „Außerordentlicher Stauraum“<br />
<strong>und</strong> fasst über den Vollstau hinaus noch 22,6 Mio.<br />
m³.<br />
Die Nutzung dieses außerordentlichen Stauraumes erfordert<br />
eine möglichst genaue Kenntnis <strong>und</strong> Beobachtung der<br />
Niederschläge <strong>und</strong> des Abflussgeschehens im Einzugsgebiet.<br />
Mit den Eingangsgrößen aus Zufluss in Schmittlotheim,<br />
Entwicklung der <strong>Wasser</strong>stände im Einzugsgebiet,<br />
gemessener Niederschlag sowie Niederschlags- <strong>und</strong> Temperaturvorhersage<br />
werden der Talsperreninhalt bilanziert,<br />
die künftige Entwicklung vorhergesagt <strong>und</strong> eine Abgabe-<br />
Abb. 2 – Betriebsnachweis - Jahresganglinie<br />
strategie festgelegt. Dazu werden zur Zeit vielfältige Quellen<br />
genutzt. Diese reichen vom eigenen Messnetz bis zu<br />
Vorhersagen vom Deutschen Wetterdienst (DWD), der<br />
B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e (BfG) <strong>und</strong> privaten Anbietern.<br />
Erhoben werden <strong>Wasser</strong>stände, Abflüsse, Niederschläge,<br />
Schneevolumen <strong>und</strong> Temperaturen. Ebenso werden<br />
frei im Internet verfügbare Webkameras, Wetterradarbilder,<br />
Satellitenbilder <strong>und</strong> Beobachtungen des Außenbezirks<br />
zur Beurteilung der Niederschlagssituation bzw.<br />
Schneelage herangezogen.<br />
Als Vorhersagemodell wird eine eigenentwickelte Bilanzierungsmethode<br />
verwendet, welche auf dem Einheitsganglinienverfahren<br />
basiert. Zukünftig soll ein zweites Modell von<br />
der BfG eingesetzt werden.<br />
Im Hochwasserfall wird die <strong>Wasser</strong>abgabe der Talsperre<br />
mit den Hochwasserbehörden der Länder Hessen <strong>und</strong> Niedersachsen<br />
abgestimmt. Es wird versucht, die Hochwasserspitzen<br />
der Fulda <strong>und</strong> Oberweser günstig zu beeinflussen<br />
<strong>und</strong> das Rückhaltevolumen der Talsperre möglichst optimal<br />
zu nutzen.<br />
Das Rückhaltevermögen der Talsperre ist im Verhältnis<br />
zum Abflussregime sehr begrenzt. Zurückgehalten werden<br />
können Hochwasserereignisse bis max. 5jähriger Wiederkehr,<br />
günstig beeinflussbar sind Ereignisse bis ca. 50jähriger<br />
Wiederkehr. Darüber hinaus gehende Ereignisse können<br />
kaum noch beeinflusst werden, mit einer Überschreitung<br />
der Warnstufen an der Eder ist dann zu rechnen.<br />
Kurz vor dem Erreichen des Vollstaus, möglichst zum 1.5.<br />
des Jahres, ist auf Gr<strong>und</strong> des fast gänzlich fehlenden<br />
Hochwasserschutzraumes mit häufigerem, kurzen aber<br />
harmlosen Überlauf zu rechnen. In der Regel bleibt die Abgabe<br />
aber noch innerhalb der Normalwasserabgabe<br />
(Abb. 3).<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
35
36<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb. 3 – Vollfüllung <strong>und</strong> Überlauf der Edertalsperre<br />
Mindestwasserabgabe<br />
Die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung der Edertalsperre<br />
Ab dem Vollstau Anfang Mai werden, sofern der <strong>Wasser</strong>stand<br />
der Oberweser noch auf natürlichem Wege über einem<br />
Pegelstand von 120 cm am Pegel Hann.Münden liegt,<br />
aus der Talsperre i.d.R. 6 m³/s abgegeben. Dieses ist die<br />
ökologisch erforderliche Mindestabgabe für die Eder. Sie<br />
darf nur bei weniger als 20 Mio. m³ Inhalt der Talsperre unterschritten<br />
werden.<br />
Niedrigwasserbewirtschaftung<br />
Während der Niedrigwasserbewirtschaftung erfüllt die Talsperre<br />
die ihr gemäß der eigentlichen Zweckbestimmung<br />
zugedachte Aufgabe. In dieser Zeit können formal folgende<br />
Einzelphasen der Niedrigwasserbewirtschaftung unterschieden<br />
werden:<br />
1. Normalbetrieb (Ziel: 120 cm am Pegel Hann.Münden,<br />
111 cm am Pegel Bad Karlshafen).<br />
2. eingeschränkte Schifffahrtsverhältnisse auf der Oberweser<br />
(100 ... 115 cm am Pegel Hann.Münden).<br />
3. Mindestabgabe (6 m³/s).<br />
4. Zufluss = Abfluss.<br />
Die Betriebsanweisung für die Talsperre legt die meisten<br />
Randbedingungen für die Bewirtschaftung genau fest. So<br />
gilt Phase 1 gr<strong>und</strong>sätzlich zwischen Vollstau <strong>und</strong><br />
40 Mio. m³ Inhalt, demgegenüber beruhen die Entscheidungskriterien<br />
für den Übergang in die Phasen 2 <strong>und</strong> 3 auf<br />
„weichen“ Faktoren aufgr<strong>und</strong> der aktuellen hydrologischen<br />
Situation im Bewirtschaftungsraum. Die Phase 2 tritt bei erheblichem<br />
Unterschreiten des langjährigen <strong>Mitte</strong>ls ein.<br />
Phase 3 gilt üblicherweise zwischen 40 Mio. m³ <strong>und</strong> 20 Mio.<br />
m³ Inhalt im Übergang zur Phase 4, die bei Erreichen bzw.<br />
Unterschreiten von 20 Mio. m³ Inhalt Gültigkeit hat.<br />
Künstliche Wellen<br />
Wegen der abnehmenden Anzahl von Werften an der<br />
Oberweser ist der Bedarf für künstliche Wellen, durch eine<br />
zeitlich befristete, stark erhöhte <strong>Wasser</strong>abgabe aus den<br />
Talsperren, sehr rückläufig. Im wesentlichen bestehen noch<br />
Anforderungen durch zwei Nutzergruppen – zum einen<br />
Massenguttransporte meist ab dem Lagerhaus Beverungen,<br />
zum anderen Sonderfahrten der Weißen Flotte. Gelegentlich<br />
werden auch Schwerlasttransporte durchgeführt.
Abb. 4 – Edertalsperre bei Tiefststand 2003<br />
Ausblick: Verbesserung der<br />
Steuerung<br />
Die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung der Edertalsperre<br />
Zur Erreichung einer noch genaueren Abgabensteuerung<br />
wurden - neben der verbesserten Auswertung von Pegelwerten<br />
<strong>und</strong> Wetterdaten - zwei Projekte initiiert, die sich zur<br />
Zeit in der Bearbeitung befinden.<br />
Durch die BfG wird ein Niederschlags- <strong>und</strong> Abflussmodell<br />
als Betriebsmodell zur Entscheidungsunterstützung erarbeitet.<br />
In einem ersten Schritt wurde bereits das Flusssystem<br />
in einem Abflussmodell abgebildet <strong>und</strong> zur Auswertung <strong>und</strong><br />
Beurteilung der Steuerung der letzten Jahre genutzt.<br />
Die B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Wasser</strong>bau (BAW) erarbeitet ein<br />
Konzept zur Feinsteuerung der Wehre. Ziel ist es, Schwankungen<br />
in der Weser durch Steuerung eines planmäßigen<br />
Überstaus auszugleichen, also die Verstetigung des Abflusses<br />
in der Weser zu Niedrigwasserzeiten. Mitunter ergeben<br />
sich durch einen ungleichförmigen Betrieb der <strong>Wasser</strong>kraftwerke<br />
im Oberlauf der Zuflüsse Sunkwellen bis in<br />
die Weser, die durch eine erhöhte <strong>Wasser</strong>abgabe aufgr<strong>und</strong><br />
der langen Laufzeiten nicht auszugleichen sind.<br />
Die Durchführung von Abflussmessungen mit dem im<br />
Herbst 2003 erworbenen modernen Abflussmessgerät, basierend<br />
auf Ultraschalltechnologie (sog. Flachwasser–<br />
ADCP), kann durch die enorme Zeitersparnis gegenüber<br />
einer Abflussmessung mit konventionellem Messflügel helfen,<br />
den gewässerk<strong>und</strong>lichen Datenbestand wieder im erforderlichen<br />
Maß <strong>und</strong> Aktualität vorzuhalten. Dies ist die<br />
Basis für zutreffende Abgabeberechnungen.<br />
Trotz der Erwartung auf einen guten Erfolg beider Projekte<br />
muss festgestellt werden, dass die Steuerung der <strong>Wasser</strong>abgabe<br />
aus den Talsperren auch weiterhin viel Erfahrung<br />
<strong>und</strong> Wissen der verantwortlichen Mitarbeiter in der Gewässerk<strong>und</strong>e<br />
beim WSA Hann.Münden erfordert.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
37
38<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Bernhard Nitsche<br />
WSA Hann.Münden<br />
Geschichte der Wehre in<br />
Hameln<br />
Die Geschichte des Oberen <strong>und</strong> Unteren Wehres in Hameln<br />
geht bis in das Jahr 1300 n. Chr. zurück. Auf Gr<strong>und</strong><br />
ihrer Zerstörung durch Hochwässer oder Eisgang wurden<br />
im Laufe der Jahrh<strong>und</strong>erte fünf verschiedene Holzwehre<br />
an unterschiedlichen Standorten neu errichtet. Ein Bruch<br />
des Oberen Wehres auf 28 m Länge machte im Jahr 1683<br />
einen gr<strong>und</strong>legenden Neuaufbau beider Wehre erforderlich.<br />
Man entschloss sich zum Bau einer Wehrkonstruktion,<br />
bestehend aus fünf in den Untergr<strong>und</strong> geschlagenen Pfahlreihen<br />
mit dazwischen liegenden Steinpackungen <strong>und</strong><br />
einem horizontalen Balkenrost über den Pfahlköpfen, verb<strong>und</strong>en<br />
mit einer weiteren Erhöhung der Stauhaltung. Nach<br />
gut h<strong>und</strong>ert Jahren führten hohe Unterhaltungskosten <strong>und</strong><br />
häufige Brüche der Holzpfahlreihenwehre schließlich zum<br />
Neubau zweier Betonwehre. Der Staat Preußen errichtete<br />
1885 bis 1889 das siebente Wehr in Form von Schwergewichtsmauern<br />
unmittelbar hinter den vorhandenen Wehrkonstruktionen<br />
sowie erstmals eine Fischtreppe im Oberen<br />
Wehr. Die vorhandenen <strong>und</strong> verbleibenden alten Wehre<br />
dienten als Wehrvorboden <strong>und</strong> wurden hierfür mit einer<br />
Stampfbetonschicht über dem horizontalen Balkenrost<br />
vergütet. Die so geschaffene Wehrvorbodenplatte sollte<br />
den neuen Wehrkörper vor Eis <strong>und</strong> Geschiebe schützen.<br />
Die Kronenbreite der neuen Wehre betrug 3,0 m, ihre Höhe<br />
von der Sohle bis zur Wehrkrone 7,5 m. Die tiefe Gründung<br />
erhöhte die Standsicherheit, eine starke Steinpackung am<br />
Wehrfuß im Unterwasser<br />
schützte gegen Auskolkung.<br />
Die Wehrkrone<br />
deckte man mit Sandsteinplatten<br />
ab. Die heutige<br />
Überfallhöhe beträgt<br />
2,95 m, wobei sich die<br />
Höhe von NN + 63,70 m<br />
am Oberen Wehr <strong>und</strong><br />
von NN + 63,81 m am<br />
Unteren Wehr nicht geändert<br />
hat. Heute dient<br />
die durch die Wehre<br />
geschaffene Stauhaltung<br />
nicht nur der Schifffahrt,<br />
sondern auch der regenerativenStromerzeugung<br />
mittels zweier<br />
<strong>Wasser</strong>kraftwerke.<br />
Abb.1 - Staustufe Hameln<br />
Gr<strong>und</strong>instandsetzung<br />
Wehr Hameln<br />
Veranlassung zur<br />
Instandsetzung<br />
Bei Inspektionen der Bauwerke wurden erste Durchsickerungen<br />
bereits 1964 dokumentiert. 1987 wurden aufgr<strong>und</strong><br />
festgestellter starker Veränderungen <strong>und</strong> Unterläufigkeiten<br />
sowohl am Oberen als auch am Unteren Wehr ein Gutachten<br />
zur Beurteilung des baulichen Zustandes/Standsicherheitsüberprüfung<br />
<strong>und</strong> eine Baugr<strong>und</strong>untersuchung<br />
bei der B<strong>und</strong>esanstalt für <strong>Wasser</strong>bau (BAW),<br />
Karlsruhe, in Auftrag gegeben. Kernbohrungen durch die<br />
Wehrkörper <strong>und</strong> Bohrungen in den Untergr<strong>und</strong> bildeten die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen für die Beurteilung.<br />
Die Vorbodenplatte, die dem Wehrkörper vorgelagert ist,<br />
war an vielen Stellen gebrochen <strong>und</strong> durchlässig. Abflussmengenmessungen,<br />
z. B. unter dem 170 m langen Oberen<br />
Wehr, ergaben eine Unterströmung von etwa 5 m³/s.<br />
Untersuchung des Baugr<strong>und</strong>es<br />
Die Ergebnisse der Baugr<strong>und</strong>untersuchung zeigten, dass<br />
der geologische Aufbau im Bereich des Oberen <strong>und</strong> des<br />
Unteren Wehres relativ gleich ist. Auf einem Tonmergelgestein<br />
(Fels) befindet sich eine 8 m bis 10 m starke sedimentäre<br />
Auflage, die vorwiegend aus Kiesen unterschiedlicher<br />
Zusammensetzung besteht. Der Fels ist rammbar <strong>und</strong> wird<br />
als gering bis sehr gering durchlässig eingestuft.<br />
Untersuchung der<br />
Wehrkörper<br />
Die aus den Bestandsplänen übernommene<br />
Tiefe des Betonkörpers<br />
von 7,5 m wurde bei keiner Kernbohrung<br />
erreicht. Im <strong>Mitte</strong>l wurden<br />
bei beiden Wehren Tiefen zwischen<br />
6 m <strong>und</strong> 7 m gemessen. An der<br />
Westseite des Unteren Wehres<br />
reichte der Betonkörper sogar nur<br />
bis in eine Tiefe von 3,5 m. Darunter<br />
befand sich ein Sand-<br />
Feinkiesgemisch. Die gef<strong>und</strong>enen<br />
Ergebnisse fielen weit schlechter<br />
aus als erwartet. Unterschieden<br />
wurde in ungestörte <strong>und</strong> gestörte<br />
Bereiche. Nur die ungestörten Bereiche<br />
konnten einer direkten Beur-
Gr<strong>und</strong>instandsetzung Wehr Hameln<br />
teilung unterzogen werden, wobei der Beton beider Wehre<br />
nur noch der Festigkeitsklasse B 5 entsprach. Die gestörten<br />
Bereiche bestanden entweder nur noch aus Sand <strong>und</strong> Kies,<br />
aus denen das Bindemittel Zement wahrscheinlich im Laufe<br />
der Zeit ausgewaschen worden war, oder es konnten ihnen<br />
nur noch Betonbruchstücke entnommen werden. Deshalb<br />
war weder eine Zuordnung noch eine Prüfung möglich. Der<br />
Verb<strong>und</strong> der Zuschlagstoffe war in diesen Bereichen nicht<br />
mehr gegeben <strong>und</strong> damit auch keine Festigkeit eines Betonkörpers<br />
zu ermitteln.<br />
Hieraus resultierte, dass nicht nur von der bekannten „Unterströmung“,<br />
sondern nun auch noch von einer „Durchströmung“<br />
der Wehre auszugehen war. Die Standfestigkeit<br />
der Wehre war in Frage gestellt, eine umgehende Instandsetzung<br />
erforderlich. Als Instandsetzungsmaßnahme für die<br />
Wehrkörper wurde von der BAW die Injektion mit Zementsuspension<br />
vorgeschlagen. Jedoch durfte während der<br />
Injektionen keine Durchströmung stattfinden, so dass vorher<br />
zumindest eine oberwasserseitige Trockenlegung der<br />
Wehrkörperbereiche notwendig wurde.<br />
Geplantes<br />
Instandsetzungsverfahren<br />
Im Rahmen der Instandsetzungsplanung wurden, wegen<br />
Überflutung des Oberen Wehres, Proberammungen <strong>und</strong><br />
Probeinjektionen nur am Unteren Wehr durchgeführt. Hierbei<br />
bestätigten sich die Aussagen <strong>und</strong> Ergebnisse der<br />
BAW. In Abstimmung mit der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
<strong>Mitte</strong> wurde das Instandsetzungsverfahren für beide<br />
Wehre festgelegt.<br />
Im Schutz einer oberwasserseitig dichten Sp<strong>und</strong>wand sollte<br />
die alte Vorbodenplatte abgebrochen, der feste Wehrkörper<br />
zur Erhöhung der Standfestigkeit mit Zementsuspension<br />
injiziert <strong>und</strong> eine 40 cm dicke Stahlbetonplatte als neue<br />
Vorbodenplatte zum Schutz des Wehrkörpers vor Eis <strong>und</strong><br />
Geschiebe eingebaut werden. Die neue Vorbodenplatte<br />
<strong>und</strong> der Wehrkörper sollten zur Abtragung auftretender<br />
Kräfte durch Anker miteinander verb<strong>und</strong>en werden. Nach<br />
Abschluss aller Baumaßnahmen sollte die Baugrubensp<strong>und</strong>wand<br />
in Höhe der neuen Wehrvorbodenplatte durch<br />
Taucher unter <strong>Wasser</strong> abgebrannt werden. Der Rest der<br />
Sp<strong>und</strong>wand sollte als dichtendes Element im Untergr<strong>und</strong><br />
verbleiben. Die Instandsetzung sollte in zwei Bauabschnitte<br />
(Oberes Wehr/ Unteres Wehr) aufgeteilt werden <strong>und</strong> jeweils<br />
in der hochwasserfreien Zeit von Mai bis Oktober/November<br />
durchgeführt werden. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage<br />
wurde das Untere Wehr in 2001 <strong>und</strong> anschließend das<br />
Obere Wehr in 2003 <strong>und</strong> <strong>2004</strong> in zwei Teilabschnitten<br />
instand gesetzt.<br />
Baubestandswerk <strong>und</strong><br />
Baudurchführung<br />
Die einzigen vorhandenen Bestandsunterlagen über die<br />
beiden Wehre entstanden in den fünfziger Jahren. Sie<br />
beruhen auf noch vorhandenen Aufzeichnungen aus der<br />
Bauphase von 1885 bis 1889 bzw. mündlichen Überlieferungen<br />
aus dieser Zeit. Originale aus der Bauzeit gibt es<br />
nicht.<br />
Die drei Bauabschnitte waren von vielen nicht vorhersehbaren<br />
Bauausführungsänderungen geprägt. Der tatsächlich<br />
vorgef<strong>und</strong>ene Baubestand entsprach vielfach nicht dem<br />
dokumentierten Baubestandswerk des WSA Hann.Münden.<br />
Auch die umfangreichen Voruntersuchungen konnten dieses<br />
Defizit nicht beseitigen.<br />
• Das Rammen der Dichtwand verlief, abgesehen von<br />
einigen Rammhindernissen, an beiden Wehren ohne<br />
größere Probleme. Die Doppelbohlen wurden mit einer<br />
Hydraulikvibrationsramme eingebracht, wobei die<br />
Rammung des letzten Meters <strong>und</strong> die Einbindung in<br />
den Fels mit einem Dieselrammbären durchgeführt<br />
wurde.<br />
• Darauf folgte jeweils der Abbruch der Vorbodenplatten.<br />
Der Abraum wurde per Binnenschiff abgefahren, recycelt<br />
<strong>und</strong> teilweise wieder eingebaut. Hier sei noch erwähnt,<br />
dass die Versorgung der gesamten Baustelle<br />
ausschließlich über den <strong>Wasser</strong>weg erfolgte.<br />
Abb. 2 - Abbruch des Pfahlrostes am Oberen Wehr<br />
• Die Anzahl der vorgef<strong>und</strong>enen Holzpfähle war weitaus<br />
zahlreicher als erwartet. Sie konnten nicht gezogen,<br />
sondern mussten mit einem Tieflöffel abgebrochen<br />
werden. Die vorgef<strong>und</strong>enen Balkenlagen auf den<br />
Pfahlköpfen waren in Quer- <strong>und</strong> Längsrichtung (horizontaler<br />
Balkenrost) angeordnet.<br />
• Beim Wehrwiderlager am Unteren Wehr war man, wie<br />
beim Wehrkörper, von einem festen, mit Sandsteinabdeckung<br />
versehenen Betonkörper ausgegangen. Tatsächlich<br />
fand man nur auf dem Balkenrost aufgesetzte,<br />
ausbetonierte Sandsteinblöcke vor.<br />
• Die Sandsteinmauer am Westwiderlager des Unteren<br />
Wehres zum Werder hin war nicht, wie vermutet, auf<br />
Beton oder Fels gegründet, sondern auf Holzpfählen.<br />
So ergab sich nach Aushub der alten Vorbodenplatte<br />
eine seitliche Umläufigkeit der Baugrube, die abgedichtet<br />
werden musste. Quer zur Baugrube wurden im<br />
Wandbereich Dichtungsmanschettenrohre eingebracht,<br />
durch die anschließend die Hohlräume im Untergr<strong>und</strong><br />
verpresst <strong>und</strong> eine seitliche Abdichtung erreicht wurde.<br />
• Im zweiten Teilbauabschnitt am Oberen Wehr wurden<br />
beim Ausheben zwischen Wehrkörper <strong>und</strong> Sp<strong>und</strong>wand<br />
einige nicht bekannte, parallel zum Wehrkörper stehende<br />
Betonpfeiler freigelegt, die von Reparaturarbei-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
39
40<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Gr<strong>und</strong>instandsetzung Wehr Hameln<br />
ten eines Wehrdurchbruches nach 1783 stammen<br />
könnten.<br />
• Die Wehrfront <strong>und</strong> der Wehrrücken des Oberen Wehres<br />
sollten mit einer Spritzbetonschicht von 5 cm Dicke<br />
instand gesetzt. Die Substanz des Wehrkörpers stellte<br />
sich jedoch während der Fräsarbeiten als noch<br />
schlechter heraus als die am Unteren Wehr. Ausgespültes,<br />
teilweise mit Schluff durchsetztes Sand-<br />
Kiesgemisch, forderte eine Änderung der Instandsetzungsarbeiten.<br />
In Absprache mit der BAW wurde an<br />
Wehrfront <strong>und</strong> -rücken 25 cm tief mürber Beton abgefräst.<br />
Die Funktion der Anker, Wehrkörper <strong>und</strong> Vorbodenplatte<br />
zu verbinden, wurde erweitert. Die Anker verlaufen<br />
jetzt durch den gesamten Wehrkörper in die<br />
Vorbodenplatte hinein. Beidseitig mit Ankerplatten im<br />
bewehrten Spritzbeton gesichert, halten sie den Wehrkörper<br />
wie ein Korsett zusammen <strong>und</strong> bilden gleichzeitig<br />
den Verb<strong>und</strong> zur neuen Vorbodenplatte.<br />
Foto mit Abb. 3 - Anker mit Spritzbetonschale <strong>und</strong> Querschnitt durch das<br />
Wehr<br />
• Die Wehrvorbodenplatte wurde in Abschnitten von bis<br />
zu 25 m Länge betoniert. Hierzu musste der Beton bis<br />
zu 140 m weit gepumpt werden, was nicht ohne Verstopfung<br />
der Rohre ablief.<br />
Foto mit Abb. 4 - Betonarbeiten an der Wehrvorbodenplatte<br />
• Eine weitere Änderung der geplanten Instandsetzung<br />
wurde notwendig, als man am Oberen Wehr das Injektionsverfahren<br />
nicht wie geplant vom Gr<strong>und</strong> (Sohle)<br />
nach oben durchführen konnte. Die Bohrlöcher hielten<br />
nicht stand <strong>und</strong> fielen nach dem Ziehen der Bohrkerne<br />
in sich zusammen. Der Gefügezustand war durch starke<br />
Inhomogenitäten so gestört, dass kein ausreichender<br />
Verb<strong>und</strong> bestand. Der Auftragnehmer konnte das<br />
geforderte ideale Injektionsverfahren, von unten beginnend,<br />
nicht ausführen. Daher wurde der Arbeitsablauf<br />
umgekehrt. Jeweils von der Wehrkrone ausgehend,<br />
wurde ein Meter aufgebohrt <strong>und</strong> anschließend mit Zementsuspension<br />
verpresst. Man arbeitete mit Kopfpackern<br />
<strong>und</strong> legte den Injektionsdruck auf maximal 8 bar<br />
fest, um den Verlauf des Injektionsgutes weitgehend<br />
kontrollierbar zu machen. Im Anschluss daran wurde<br />
der bereits verpresste Bereich wieder aufgebohrt, die<br />
Bohrung um einen weiteren Meter vorangetrieben <strong>und</strong><br />
mit Zementsuspension verpresst. Derart erfolgte der<br />
Fortschritt bis zur Sohle. Als Gründung wurde in die<br />
Hohlräume unter dem eigentlichen Wehrkörper Unterwassermörtel<br />
gepresst. Dadurch konnte eine Art Pfahlgründung<br />
für den Wehrkörper geschaffen werden.
Fischpässe im Unteren <strong>und</strong><br />
Oberen Wehr<br />
Gr<strong>und</strong>instandsetzung Wehr Hameln<br />
Im Zuge des ersten Bauabschnittes am Unteren Wehr<br />
wurde am rechten Widerlager, im Auftrag der Bezirksregierung<br />
Hannover, durch die Stadt Hameln ein Mäanderfischpass<br />
gebaut. Die Baumaßnahme verlief ohne Schwierigkeiten<br />
parallel zur Wehrinstandsetzung. Dieser Fischpass<br />
wurde nach Fertigstellung <strong>und</strong> mit Zahlung einer Ablösesumme<br />
für die zukünftige Unterhaltung in das Eigentum der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung übertragen.<br />
Der vorhandene Fischpass im Oberen Wehr war stark<br />
instandsetzungsbedürftig <strong>und</strong> entsprach nach Aussage der<br />
Fischereisachverständigen auch nicht dem heutigen Stand<br />
der Technik. Nach zunächst durchgeführten Vorplanungen<br />
für einen vollständig neuen Fischpass einigten sich die<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung <strong>und</strong> die Bezirksregierung<br />
Hannover auf die Instandsetzung des vorhandenen<br />
Fischpasses durch das WSA Hann.Münden <strong>und</strong> den Bau<br />
von zwei Naturbecken bzw. Steinschüttungen im Unterwasser<br />
zur Verbesserung der Zugänglichkeit.<br />
Zusammenfassung<br />
Abb. 5 – Fischpass alt Abb. 6 – Fischpass neu<br />
Die Instandsetzungsarbeiten an den beiden Wehren in<br />
Hameln, inklusive der Fischpässe, wurden Ende <strong>2004</strong> erfolgreich<br />
abgeschlossen. Durch die wiederhergestellte<br />
Standsicherheit der Wehre bleibt der Stau für Hameln <strong>und</strong><br />
für die zukünftige Kiesschifffahrt oberhalb von Hameln<br />
weiterhin erhalten.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
41
42<br />
Ute Westrup<br />
WSA Verden<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen<br />
im Zuge von<br />
Deichertüchtigungen<br />
an den Schleusenkanälen<br />
der <strong>Mitte</strong>lweser<br />
In der „Informationsschrift der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong>“, Ausgabe<br />
2000/2001, ist ein Beitrag über die Baumaßnahmen des<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes (WSA) Verden zur Deichverstärkung<br />
veröffentlicht.<br />
Im folgenden Beitrag wird ergänzend auf die zugehörigen<br />
Naturschutzmaßnahmen bei der Deichertüchtigung am<br />
Beispiel des Schleusenoberkanals Drakenburg eingegangen.<br />
Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Das Merkblatt „Standsicherheit von Dämmen an B<strong>und</strong>eswasserstraßen“<br />
(MSD) wurde im November 1998 im Geschäftsbereich<br />
der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
eingeführt. Daraufhin <strong>und</strong> nicht zuletzt wegen der Erfahrungen<br />
aus dem Oderhochwasser wurde die B<strong>und</strong>esanstalt für<br />
<strong>Wasser</strong>bau (BAW), Karlsruhe, mit der Erstellung von<br />
Standsicherheitsgutachten für die stark baumbewachsenen<br />
Eckhard Kersten<br />
WSA Verden<br />
Deiche an den Schleusenoberkanälen der Staustufen Petershagen,<br />
Schlüsselburg, Drakenburg, Dörverden <strong>und</strong><br />
Langwedel beauftragt.<br />
Zum Erk<strong>und</strong>en des Deichbaustoffes <strong>und</strong> der Bodenverhältnisse<br />
wurden im Januar 1999 in regelmäßigen Abständen<br />
„elektrische Drucksondierungen“ <strong>und</strong> im März 1999<br />
„Rammkernbohrungen“ abgeteuft.<br />
Durch die BAW wurde eine nicht ausreichende Standsicherheit<br />
ermittelt. Es wurden folgende Instandsetzungsmaßnahmen<br />
festgelegt:<br />
• Entfernen des Holzbestandes auf dem Deich,<br />
• Seitliches Verlegen eines Vorfluters am luftseitigen<br />
Deichfuß,<br />
• Anlage eines Auflastfilters am luftseitigen Böschungsfuß<br />
(H/3),<br />
• Anlage eines Deichverteidigungsweges.
Rechtliche Gr<strong>und</strong>lage<br />
Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen im Zuge von Deichertüchtigungen an den Schleusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser<br />
Die seinerzeit durchgeführten Maßnahmen des WSA<br />
Verden zur Deichertüchtigung in Drakenburg sind als gesteigerte<br />
Unterhaltung zu klassifizieren <strong>und</strong> haben ihre<br />
Rechtsgr<strong>und</strong>lage in § 8 i.V.m. § 48 B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz<br />
(WaStrG). Die Unterhaltung der B<strong>und</strong>eswasserstraßen<br />
i.S. § 8 WaStrG dient dem ordnungsgemäßen Zustand<br />
für den <strong>Wasser</strong>abfluss <strong>und</strong> der Erhaltung der Schiffbarkeit.<br />
Nach § 48 WaStrG ist die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
auch dafür verantwortlich, dass b<strong>und</strong>eseigene wasserbauliche<br />
Anlagen allen Anforderungen der Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Ordnung entsprechen. Anders als bei einem Ausbau,<br />
der eine wesentliche Umgestaltung der B<strong>und</strong>eswasserstraße<br />
oder ihrer Ufer zum Gegenstand hat <strong>und</strong> eine Planfeststellung<br />
nach §§ 12 ff (WaStrG) erfordern würde, erfolgte<br />
in Drakenburg keine wesentliche Umgestaltung, sondern<br />
die Arbeiten an dem Schleusenkanal dienten dem Erhalt<br />
bzw. der Wiederherstellung des schon planfestgestellten<br />
Zustandes. Ein förmliches Planfeststellungsverfahren mit<br />
neuen Regelungen war daher nicht erforderlich. Die Deichertüchtigung<br />
hat nach gutachtlicher Bewertung in wasserwirtschaftlicher<br />
Hinsicht keine Auswirkungen auf die Abflussverhältnisse,<br />
so dass auch nach dem <strong>Wasser</strong>haushaltsgesetz<br />
ein Planfeststellungserfordernis nicht gegeben<br />
war. Unter dem Gesichtspunkt, dass am Schleusenkanal<br />
Drakenburg die Unterhaltung in der Vergangenheit nur in<br />
geringem Umfang bzw. nicht durchgeführt wurde <strong>und</strong> somit<br />
umfangreiche Wiederherstellungsmaßnahmen erforderlich<br />
waren, sind diese in Anlehnung an die Rechtsprechung des<br />
B<strong>und</strong>esverwaltungsgerichts im Rahmen „gesteigerter“ Unterhaltung<br />
durchgeführt worden.<br />
Bei Durchführung der Maßnahmen ist mit den zuständigen<br />
Landesbehörden das Benehmen in naturschutzfachlicher<br />
Hinsicht bzw. das Einvernehmen in wasserwirtschaftlicher<br />
Hinsicht hergestellt worden.<br />
Ausgleichsmaßnahme<br />
Drakenburg<br />
Das Erfordernis eines Ausgleichs wurde anerkannt.<br />
Mit den Trägern Öffentlicher Belange (TÖB), den Naturschutzverbänden<br />
<strong>und</strong> den beteiligten Flächeneigentümern<br />
wurde die Maßnahme abgestimmt.<br />
Von den TÖB´s beteiligten sich die Samtgemeinde Marklohe,<br />
der Landkreis Nienburg, die Straßenmeisterei Lemke,<br />
die Bezirksregierung Hannover <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esforstamt<br />
Wense.<br />
Die Naturschutzverbände wurden durch den BUND, Kreisgruppe<br />
Nienburg, vertreten.<br />
Ebenso waren verwaltungsintern die Dezernate Planfeststellung,<br />
Regionales Management <strong>und</strong> Neubau der <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Bei diesen Abstimmungen wurde von der Unteren Naturschutzbehörde<br />
des Landkreises Nienburg angeregt, zum<br />
Ausgleich die Ufer des Wehrarmes Drakenburg unterhalb<br />
des Wehres zu bepflanzen.<br />
Dadurch wurden einerseits wieder in <strong>Wasser</strong>nähe Ersatzflächen<br />
für die beeinträchtigte Flora <strong>und</strong> Fauna geschaffen<br />
<strong>und</strong> andererseits erfolgte eine weitere Aufwertung des<br />
wenig genutzten Wehrarmes.<br />
Für die gesamte Maßnahme wurde nach einem Vergabeverfahren<br />
ein Landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP)<br />
im Oktober 2000 beauftragt, um die Auswirkungen auf die<br />
Natur zu ermitteln <strong>und</strong> die Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen<br />
festzulegen. Der Begleitplan lag im Juni 2001 vor <strong>und</strong><br />
hatte folgenden Inhalt:<br />
Abb. 1 - Ausgangssituation<br />
Abb. 2 - Umlegen des Hauptentwässerungsgrabens<br />
Abb. 3 - Nach der Fertigstellung<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
43
44<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen im Zuge von Deichertüchtigungen an den Schleusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser<br />
Abb. 4 - Zwei Jahre nach Fertigstellung<br />
• Anlage von 6,88 ha auentypischen Ufergehölzstreifen<br />
am Wehrarm <strong>und</strong><br />
• von 660 m² landschaftsbildprägenden Gehölzstrukturen<br />
am umzulegenden Hauptentwässerungsgraben.<br />
• Letztgenannte wurden nach Ende der Baumaßnahme<br />
im Frühjahr 2002 gepflanzt.<br />
Die Abholzungen wurden sukzessive ausgeführt. So wurde<br />
im ersten Schritt nur der Bereich des Auflastfilters komplett<br />
abgeholzt, die übrigen Bereiche folgten später.<br />
Abb. 5 - Roden der Stubben mit Wurzeln<br />
Die Arbeiten zur Deichertüchtigung am Schleusenoberkanal<br />
Drakenburg wurden im Juli 2001 begonnen <strong>und</strong> konnten<br />
trotz außergewöhnlicher Niederschlagsmengen noch bis<br />
zum Jahreswechsel im Groben fertig gestellt werden.<br />
Der überwiegende Teil des Ausgleichsbedarfs ergibt sich<br />
aus der Abholzung des Baumbestandes auf dem gesamten<br />
Deichprofil, der kleinere Teil begründet sich aus den Bauarbeiten<br />
des Auflastfilters. Während die Ausgleichsmaßnahmen<br />
bereits erstellt sind <strong>und</strong> sich entwickeln, soll das<br />
weitere Freiholzen <strong>und</strong> Stubbenroden nach Plan noch in<br />
den Wintern <strong>2004</strong>/05 <strong>und</strong> 2005/06 erfolgen.<br />
Für die Bepflanzung der Uferstreifen wurde auf Forderung<br />
des Landkreises Nienburg im Spätsommer 2002 ein<br />
hydraulisches Gutachten erstellt, um die geeigneten<br />
Pflanzstellen zu finden, aus denen sich bei Hochwasserabfluss<br />
ein möglichst geringer Aufstau ergibt. Hier war zur<br />
Kosteneinsparung vorgegeben, dass nur Uferrandstreifen<br />
im Eigentum des WSA Verden genutzt werden durften.<br />
Abb. 6 - Roden der Stubben mit Wurzeln<br />
Durch das B<strong>und</strong>esforstamt Wense, Forstrevier Langendamm,<br />
wurde die Ausführungsplanung zum LBP erarbeitet<br />
<strong>und</strong> mit den Beteiligten abgestimmt.<br />
Zwischen der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong>, dem Landkreis Nienburg <strong>und</strong><br />
dem WSA Verden wurde abgestimmt, die Pflanzmaßnahme<br />
durch eine Plangenehmigung rechtlich absichern zu lassen.<br />
Mit diesen Gr<strong>und</strong>lagen wurde im Sommer 2003 die Plangenehmigung<br />
bei der Bezirksregierung Hannover, Außenstelle<br />
Sulingen, beantragt <strong>und</strong> im November 2003 erteilt.<br />
Hierdurch konnten Einsprüche der Landwirtschaft, die<br />
durch die Bepflanzung höhere <strong>Wasser</strong>stände befürchtete,<br />
abgewiesen werden.<br />
Die Pflanzarbeiten wurden in Amtshilfe durch das B<strong>und</strong>esforstamt<br />
vergeben, überwacht <strong>und</strong> abgerechnet.<br />
Nach Abklingen höherer <strong>Wasser</strong>stände konnte ab Januar<br />
<strong>2004</strong> mit den Pflanzarbeiten begonnen werden. Durch die<br />
günstige Witterung Anfang <strong>2004</strong> konnten bis zum April<br />
<strong>2004</strong> alle 23.000 Pflanzen gesetzt werden.In <strong>Wasser</strong>nähe<br />
wurden Weichholzauen als Weidengebüsche gepflanzt,<br />
landseitig als Abschluss zu den landwirtschaftlichen Flächen<br />
Weißdorn-Schlehen-Hecken <strong>und</strong> dazwischen sind<br />
auentypische Gehölze wie Bergahorn, Esche <strong>und</strong> Hainbuche<br />
gepflanzt worden.<br />
Da bei Hochwasser die Gefahr besteht, dass sich durch<br />
Treibzeug die Wildschutzzäune dichtsetzen <strong>und</strong> beschädigt<br />
werden, wurde auf Zäune verzichtet <strong>und</strong> das Pflanzlochverfahren<br />
gewählt, um mit Großpflanzen (die Terminalknospe<br />
Abb. 7 – Neupflanzung
Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen im Zuge von Deichertüchtigungen an den Schleusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser<br />
kann aufgr<strong>und</strong> der Pflanzengröße nicht verbissen werden)<br />
die Gefahr des Verbisses durch das Wild zu reduzieren.<br />
Dabei werden mit Pflanzlochbohrern ca. 20 bis 30 cm große<br />
Pflanzlöcher gebohrt, um das stärkere Wurzelwerk der<br />
100 bis 140 cm großen Pflanzen aufzunehmen. Gleichzeitig<br />
schafft die hergestellte Krümelstruktur des Bodens bessere<br />
Anwuchschancen. Diese Vorgehensweise erhöhte zwar die<br />
Pflanzkosten, die Wildschutzzäune konnten jedoch entfallen;<br />
deren teure regelmäßige Instandsetzung nach Hochwasserereignissen<br />
wird damit eingespart.<br />
Abb. 8 - Neuanpflanzung<br />
Umgelegter Vorfluter<br />
Neuanpflanzung<br />
Noch baumbewachsener Deich<br />
Deichverteidigungsweg Abgeholzter Deich mit Stubben<br />
Abb. 9 – Deich am Schleusenoberkanal Drakenburg im September <strong>2004</strong><br />
Das Weidengebüsch <strong>und</strong> die hartholzauentypischen Streifen<br />
wurden im Verband 2 m x 2 m (Reihenabstand x Pflanzenabstand),<br />
die Weißdorn-Schlehenhecke 2 m x 1 m im<br />
Pflanzfuchsverfahren gesetzt.<br />
Zum Erosionsschutz wurde die Grasnarbe nur mit den<br />
eigentlichen Pflanzlöchern w<strong>und</strong>gerissen.<br />
Die Pflanzungen wurden bei einer Begehung am<br />
29.04.<strong>2004</strong> durch alle Beteiligten <strong>und</strong> die Presse besichtigt.<br />
Alle Teilnehmer zeigten sich mit dem Zustand der Anlagen<br />
<strong>und</strong> der Abwicklung des Verfahrens sehr zufrieden.<br />
Um auch die Entwicklung der Pflanzungen beurteilen zu<br />
können, sollen nach gemeinsamer Abstimmung im Herbst<br />
<strong>2004</strong> die Ausgleichsmaßnahmen von der Bezirksregierung<br />
Hannover abgenommen werden.<br />
Kosten:<br />
Gesamte Deichertüchtigung r<strong>und</strong> 1,6 Mio. €<br />
darin sind enthalten:<br />
• Pflanzungen: 40.000 €<br />
• hydraulisches Gutachten 8.254 €<br />
Erforderliche Restarbeiten: 55.000 €<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
45
46<br />
Die neue Fernbedienzentrale<br />
für Schleusen<br />
beim WSA Minden<br />
Veranlassung<br />
Mit der Auftragserteilung für den 1. Bauabschnitt am<br />
03.06.2003 wurde das Startsignal für die technische Einrichtung<br />
einer Fernbedienzentrale für Schleusen im<br />
Dienstgebäude des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamtes (WSA)<br />
Minden gegeben. Damit ging eine lange <strong>und</strong> intensive Vorbereitungszeit<br />
zur Planung dieser neuen Zentrale in die<br />
entscheidende Phase der Realisierung. Vorab war im Jahre<br />
2002 bereits der Baukörper der neuen Zentrale durch eine<br />
Aufstockung des Dienstgebäudes des WSA Minden errichtet<br />
worden.<br />
In Minden werden im Endausbau insgesamt 11 Schleusen<br />
aus den Amtsbereichen der WSÄ Verden <strong>und</strong> Minden in einer<br />
Zentrale zusammengefasst <strong>und</strong> fernbedient (Abb.1). In<br />
der Fernbedienzentrale (FBZ) Minden werden damit erstmals<br />
Schleusen aus verschiedenen Amtsbereichen <strong>und</strong><br />
Außenbezirken unter einem Dach vereint. Dies betrifft sowohl<br />
Flussschleusen als auch Kanalschleusen mit <strong>und</strong> ohne<br />
Sparbecken. Der Planung der FBZ Minden vorausgegangen<br />
war die Erarbeitung eines b<strong>und</strong>esweiten Konzeptes<br />
zur Automatisierung von Schleusen an Binnenwasserstraßen.<br />
Die zugehörige haushaltsrechtliche<br />
Gr<strong>und</strong>lage wurde anschließend federführend<br />
in der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
(<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong> mit der Aufstellung eines<br />
Entwurfes-HU geschaffen. In diesem Entwurf-HU<br />
wurden b<strong>und</strong>esweit alle Schleusen<br />
an Binnenwasserstraßen entsprechend<br />
ihrem Automatisierungstyp beschrieben<br />
<strong>und</strong> behandelt. Auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
des Entwurfes-HU wurde das regionale<br />
Fernbedienkonzept für den Geschäftsbereich<br />
der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> vertieft ausgearbeitet.<br />
Anschließend erfolgte die Konzeption,<br />
Ausschreibung <strong>und</strong> Bauabwicklung der<br />
technischen Einrichtung der FBZ Minden<br />
durch Fachingenieure der Fachstelle Maschinenwesen<br />
<strong>Mitte</strong>. Die einzelnen Maßnahmen<br />
wurden in einem Entwurf-AU vom<br />
April 2001 beschrieben <strong>und</strong> veranschlagt.<br />
Im 1. Bauabschnitt wurden die Schleusen<br />
Petershagen, Schlüsselburg <strong>und</strong> die Untere<br />
Schleuse Minden an die FBZ angeschlossen.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Brigitte Kaßner-Meyer<br />
WSA Minden<br />
Projektsteuerung<br />
Helmut Niemann<br />
Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> beim<br />
WSA Minden<br />
Im Vorfeld der Planung der Maßnahme wurde erkannt,<br />
dass dieses Projekt mit seinen unterschiedlichen Schnittstellen<br />
<strong>und</strong> Beteiligten nur durch eine übergreifende Projektorganisation<br />
bewältigt werden konnte. Es wurden vier<br />
Teilprojekte (Technik, Hochbau, Personal/Organisation/<br />
Recht <strong>und</strong> Lichtwellenleiterkabel) eingerichtet. Die Ergebnisse<br />
der Teilprojekte wurden durch einen Gesamtprojektleiter<br />
<strong>und</strong> eine Lenkungsgruppe koordiniert.<br />
Technische Beschreibung<br />
Die Bedienung der Schleusen erfolgte bisher von zentralen<br />
Steuerständen auf den einzelnen Schleusen. Dem Schichtleiter<br />
wurden hier alle erforderlichen <strong>Informationen</strong> für die<br />
Bedienung auf einem Steuerpult bereitgestellt. Über Taster<br />
wurden die Berg- <strong>und</strong> Talschleusungen eingeleitet <strong>und</strong> die<br />
Schifffahrtssignale gesetzt. Dabei wurde der Schleusenvorgang<br />
mit Kameraanlagen überwacht.<br />
Abb. 1 – Übersicht der an die FBZ Minden anzuschließenden 11 Schleusen
Abb. 2 – Anordnung der Bedientische<br />
Für die Fernbedienung der Schleusen waren nun alle Daten<br />
in die FBZ Minden zu übertragen. Der Umfang der Daten<br />
setzte sich aus folgenden Diensten zusammen:<br />
• Steuerungsbefehle für die Schleusenvorgänge,<br />
• Betriebs- <strong>und</strong> Störmeldungen der Schleusenanlage,<br />
• Sprach- <strong>und</strong> Steuerungsdaten der Kommunikationsanlage,<br />
• Nautischer Informationsfunk,<br />
• Video- <strong>und</strong> Steuerungsdaten der Kameraanlage,<br />
• Alarmmeldungen der Brand- <strong>und</strong> Einbruchmeldeanlage.<br />
Für die Übertragung der großen Bandbreite der Daten<br />
konnte das mehr als 40 Jahre alte Kupferkabel der <strong>Mitte</strong>lweser<br />
nicht mehr ertüchtigt werden. Es wurden verschiedene<br />
technische Varianten zur Datenübertragung untersucht.<br />
Die Entscheidung wurde anschließend für den Aufbau eines<br />
zukunftssicheren Lichtwellenleiter-Kabels (LWL) getroffen.<br />
Damit lässt sich auch der Anstieg des Datenvolumens<br />
im Kom-Netz der WSV in den künftigen Jahren abdecken.<br />
Das LWL-Kabel wird derzeit in mehreren Bauabschnitten<br />
von Minden bis nach Langwedel verlegt.<br />
Aufbau der Warte<br />
Mit Unterstützung eines Fachplaners für die Gestaltung von<br />
Leitwarten wurde die optimale konstruktive Ausführung <strong>und</strong><br />
Anordnung der Bedientische entwickelt. Das Ergebnis einer<br />
b<strong>und</strong>esweiten Arbeitsgruppe für das Bedienkonzept diente<br />
dabei als Planungsgr<strong>und</strong>lage.<br />
In der FBZ sind auf ca. 100 m² Fläche insgesamt 5 Bedientische<br />
kreisförmig angeordnet. Für die Bedienung der 11<br />
Schleusen werden 4 Bedientische benötigt. Der 5. Bedientisch<br />
ist als Reservebedienplatz eingerichtet, falls einer der<br />
anderen Bedientische ausfällt. Er steht auch für mögliche<br />
spätere Erweiterungen der FBZ zur Verfügung. Das Bedienkonzept<br />
verzichtet auf eine starre Zuordnung der<br />
Schleusen auf die einzelnen Bedientische, sondern sieht<br />
vor, dass jede Schleuse von jedem Bedientisch fernbedient<br />
werden kann. Dabei steuert ein Schichtleiter gleichzeitig bis<br />
zu zwei Schleusen. Bei Einsatz von vier Schichtleitern pro<br />
Schicht können damit acht Schleusen gleichzeitig bedient<br />
werden. Durch dieses Konzept in Verbindung mit dem z.T.<br />
sehr unterschiedlichen Verkehrsaufkommen der angeschlossenen<br />
Schleusen entstehen für die Schifffahrt keine<br />
zusätzlichen Wartezeiten. Alle <strong>Informationen</strong> für die<br />
Schleusenabläufe werden den Schichtleitern computerunterstützt<br />
angeboten. Die Bedienung erfolgt über die Visualisierungsbilder<br />
des Prozessleitsystems. In der Warte sind<br />
nur die Bildschirme für die Bedienung <strong>und</strong> die Monitore der<br />
Videowand untergebracht. Die Steuerungen <strong>und</strong> die Rech-<br />
Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen beim WSA Minden<br />
nertechnik sind im ca. 10 m entfernten Technikraum installiert.<br />
Die Schichtleiter können so, geschützt vor Lärm z.B.<br />
durch Lüfter <strong>und</strong> Festplatten, in einem guten akustischen<br />
Umfeld ihre Steuerungs- <strong>und</strong> Überwachungsaufgaben erfüllen<br />
(Abb. 2).<br />
Neue Zentralsteuerungen<br />
Auf den Schleusen Petershagen <strong>und</strong> Schlüsselburg wurden<br />
die 15 Jahre alten speicherprogrammierbaren Steuerungen<br />
(SPS) erneuert. In das neue SPS-Programm wurde das<br />
bisherige Ablaufprogramm für den Vorort-Betrieb übernommen<br />
<strong>und</strong> um die neuen Funktionen für die Fernbedienung<br />
erweitert. Alle neuen Steuerungsbefehle sowie Betriebs-<br />
<strong>und</strong> Störmeldungen, die für die Fernbedienung der<br />
Schleuse erforderlich sind, werden über diese SPS abgewickelt.<br />
Die Schnittstelle zwischen dem Schichtleiter in der<br />
FBZ <strong>und</strong> der Schleusensteuerung wird über das Prozessleitsystem<br />
iFix realisiert. Das Prozessleitsystem bildet in einer<br />
grafischen Benutzeroberfläche alle wesentlichen Steuerungsfunktionen<br />
der Schleuse ab. Durch die Visualisierung<br />
der Bedienungsabläufe kann der Schichtleiter die Berg- <strong>und</strong><br />
Talschleusungen über Mouseclicks aktivieren (Abb. 3). Die<br />
Steuerbefehle sowie die Betriebs- <strong>und</strong> Störmeldungen von<br />
allen technischen Komponenten werden in einer Datenbank<br />
abgelegt <strong>und</strong> können bei Bedarf gezielt ausgewertet werden.<br />
Bei der Unteren Schleuse Minden wurde im Rahmen einer<br />
ohnehin erforderlichen Gr<strong>und</strong>instandsetzung die gesamte<br />
Elektrotechnik erneuert <strong>und</strong> damit auch die Fernbedienung<br />
realisiert.<br />
Videoüberwachungsanlage<br />
Da der Schichtleiter in der FBZ seine Handlungen zur<br />
Steuerung der fernbedienten Schleusen im wesentlichen<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage von Bildinformationen vornimmt, wurde<br />
der Qualität der Videobilder eine besondere Bedeutung<br />
beigemessen. Im Vorfeld der Maßnahme wurden unter Beteiligung<br />
der Fachstelle der WSV für Verkehrstechniken in<br />
Koblenz umfangreiche Versuche zur Festlegung der optimalen<br />
Kamerastandorte durchgeführt. Um z.B. eine <strong>Mitte</strong>lweserschleuse<br />
mit einer Kammerlänge von 221 m überwachen<br />
zu können, wurden 8 Kamerastandorte ermittelt. 5<br />
Kameras haben eine feste Einstellung <strong>und</strong> 3 Kameras wurden<br />
mit Schwenk-Neige-Köpfen ausgestattet. Zu den Kameras<br />
für die Überwachung des Schleusenvorgangs kommen<br />
noch 2 Türkameras hinzu, die an den Zugängen zum<br />
Schleusenbetriebsgebäude montiert wurden. So werden<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
47
48<br />
Abb. 3 – Bedienbild der Schleuse Petershagen<br />
Besucher der Schleusenanlage erkannt <strong>und</strong> ihnen ggf. über<br />
fernbediente Türöffner der Zugang ins Gebäude ermöglicht.<br />
Die Videosignale der örtlichen Kameras besitzen die größte<br />
Bandbreite von den insgesamt zu übertragenden Daten.<br />
Die Videosignale müssen zunächst digitalisiert <strong>und</strong> dann<br />
komprimiert werden, um sie über das Netzwerk übertragen<br />
zu können. Zum Einsatz kommen dabei 8 Videojets je<br />
Schleuse. Der 1-kanalige Network Video Codec ist Encoder<br />
oder Decoder in einem Gerät <strong>und</strong> erlaubt die simultane<br />
Übertragung in zwei Kompressionsstandards. So sorgt<br />
MPEG-2 für gestochen scharfe Bilder der überwachten<br />
Schleusen. Gleichzeitig lassen sich die Videobilder auch<br />
mit MPEG-4 über einen red<strong>und</strong>anten Übertragungsweg zur<br />
FBZ übertragen, wenn die LWL-Verbindung zu den Schleusen<br />
eine Störung aufweist. Die vorhandene Speicherkapazität<br />
der Festplatte von 40 GB pro Videojet bietet, je nach<br />
Parametrierung, bis zu 30 St<strong>und</strong>en Aufnahmedauer im<br />
MPEG-2 <strong>und</strong> bis zu 100 St<strong>und</strong>en im MPEG-4 Standard. So<br />
ist selbst bei Netzwerkunterbrechungen eine lückenlose<br />
Aufzeichnung der Schleusenbilder garantiert. In der FBZ<br />
Minden erfolgt die Decodierung der Videobilder in ein analoges<br />
Videosignal. Die Bilder der Schleusen werden auf einer<br />
Videowand zur Anzeige gebracht.<br />
Kommunikationsanlage<br />
Ein wichtiges Merkmal der Schleusenfernbedienung ist die<br />
Kommunikationsanlage für die Sprachkommunikation zwischen<br />
dem Schichtleiter in der FBZ Minden <strong>und</strong> den<br />
Schiffsführern bzw. weiteren Personen, die sich auf der<br />
Schleusenanlage bewegen. Es muss gewährleistet sein,<br />
dass immer eine Sprachverbindung mit den Schleusen<br />
möglich ist. Die Kommunikationsanlagen an den Schleusen<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen beim WSA Minden<br />
Petershagen <strong>und</strong> Schlüsselburg bestehen<br />
aus folgenden Einzelkomponenten:<br />
• 6 Druckkammerlautsprecher im<br />
Oberen <strong>und</strong> Unteren Vorhafen,<br />
• 4 Druckkammerlautsprecher im<br />
Bereich der Schleusenkammer mit<br />
eingebautem Rücksprechzusatz,<br />
• 2 Sportbootsprechstellen im Oberen<br />
<strong>und</strong> Unteren Vorhafen,<br />
• 4 Sprechstellen in den Maschinenräumen,<br />
• 2 Türsprechstellen mit eingebauter<br />
Kamera an den Zugängen zum<br />
Betriebsgebäude,<br />
• 2 Notrufsprechstellen in der <strong>Mitte</strong><br />
der Schleusenkammer.<br />
Die Sprach- <strong>und</strong> Steuerdaten des Nautischen<br />
Informationsfunks werden ebenfalls<br />
über die Kommunikationsanlage<br />
zur FBZ Minden übertragen.<br />
Netzwerktechnik<br />
Für die Übertragung der Daten wurde<br />
ein Ethernet-WAN-Netzwerk (WAN,<br />
Wide Area Network) mit 1 Gbit/s Übertragungsvolumen<br />
aufgebaut. Die zentralen<br />
Geräte sind die Switche auf den<br />
Schleusen <strong>und</strong> in der FBZ Minden. Um<br />
eine hohe Verfügbarkeit zu erreichen, sind wichtige Baugruppen<br />
red<strong>und</strong>ant vorhanden. Die Spannungsversorgung<br />
wird über eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV)<br />
bereitgestellt.<br />
Organisatorische Anbindung<br />
der FBZ Minden<br />
Mit Wirkung vom 01.12.2003 wurde beim WSA Minden die<br />
"Bündelungsstelle Telematikdienste (TD)" mit einer Organisationsverfügung<br />
der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> eingerichtet. Die TD besteht<br />
aus den Betriebsstellen "Fernbedienzentrale Schleusen<br />
(FBZ)" <strong>und</strong> "Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale Minden". Die<br />
Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale Minden war bis dahin dem<br />
Außenbezirk Minden-<strong>Mitte</strong>llandkanal des WSA Minden als<br />
Betriebsstelle zugeordnet. Die Aufgabe der FBZ Minden ist<br />
die Wahrnehmung des Schleusenbetriebsdienstes der <strong>Mitte</strong>lweserschleusen<br />
Petershagen bis Langwedel, der<br />
Schachtschleuse Minden, der Schleusen des Verbindungskanals<br />
Süd (Obere <strong>und</strong> Untere Schleuse) in Minden sowie<br />
der Schleusen Hollage <strong>und</strong> Haste am Stickkanal Osnabrück.<br />
Der spätere Anschluss weiterer Schleusen (z.B. im<br />
Nachtbetrieb) bleibt vorbehalten.<br />
Die Zuständigkeit der FBZ Minden erstreckt sich weiterhin<br />
auf die Verkehrslenkung im Stichkanal Osnabrück <strong>und</strong> in<br />
den Schleusenkanälen der <strong>Mitte</strong>lweser sowie auf die <strong>Wasser</strong>bewirtschaftung<br />
der mittleren <strong>und</strong> oberen Haltung des<br />
Stichkanals Osnabrück. Der Leiterin der TD obliegt die<br />
Dienst- <strong>und</strong> Fachaufsicht über die FBZ <strong>und</strong> die Dienstaufsicht<br />
über die Revier- <strong>und</strong> Betriebszentrale.<br />
Der Personalbedarf für die FBZ nach Anschluss aller 11<br />
Schleusen ergibt sich wie folgt:
16-St<strong>und</strong>enbetrieb<br />
24-St<strong>und</strong>enbetrieb<br />
2-Schichtbetrieb mit<br />
4 Mitarbeiter/innen je Schicht<br />
3-Schichtbetrieb<br />
mit je 4 Mitarbeiter/innen in Früh- <strong>und</strong><br />
Spätschicht,<br />
1 Mitarbeiter/in in der Nachtschicht<br />
Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen beim WSA Minden<br />
14 Mitarbeiter<br />
18 Mitarbeiter<br />
Die Schleusenbetriebsstellen der betroffenen Außenbezirke<br />
werden nach Schaffung der technischen Voraussetzungen<br />
<strong>und</strong> Anbindung der Schleusen an die FBZ sukzessive aufgelöst.<br />
Anpassung der Vorschriften<br />
für den<br />
Schleusenbetriebsdienst<br />
Als Arbeitsgr<strong>und</strong>lage wurde hierzu die rechtliche Beurteilung<br />
aus dem b<strong>und</strong>esweiten Konzept zur Automatisierung<br />
von Schleusen an Binnenwasserstraßen <strong>und</strong> dem Entwurf-<br />
HU herangezogen.<br />
Die Verwaltungsvorschrift der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
<strong>Mitte</strong> – VV-<strong>WSD</strong> M 23–1 – zum Schleusenbetriebsdienst<br />
wurde den Erfordernissen für fernbediente Schleusen<br />
angepasst <strong>und</strong> zum 01.08.<strong>2004</strong> neu eingeführt. Neben<br />
der FBZ Minden sind auch die weiteren Fernbedienzentralen<br />
Anderten <strong>und</strong> Wedtlenstedt aufgenommen<br />
worden.<br />
Verkehrssicherungspflicht<br />
Die Verkehrssicherungspflicht wurde besonders<br />
unter dem Aspekt des Anlagenschutzes betrachtet.<br />
Bei den bisher an die FBZ angeschlossenen<br />
Schleusen sind aufgr<strong>und</strong> dessen die vorhandenen<br />
Einzäunungen vervollständigt worden. Dadurch<br />
wurden zwei Ziele erreicht. Zum einen wird<br />
auf diese Weise nichtberechtigten Personen generell<br />
der Zutritt auf das Schleusengelände verwehrt<br />
<strong>und</strong> eine Gefährdung dieser Personen soweit<br />
möglich <strong>und</strong> zumutbar verhindert. Zum anderen<br />
werden die Betriebsanlagen <strong>und</strong> Einrichtungen<br />
vor Vandalismus <strong>und</strong> Diebstahl geschützt.<br />
Dies geschieht insbesondere vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> der auf dem Gelände gelagerten Ersatzteile<br />
von erheblichem Wert (z.B. Ersatztore<br />
für die Schleusen), die im Schadensfall jederzeit<br />
einsatzbereit sein müssen. Hinzu kommt, dass<br />
eine weitere umfangreiche Beschilderung <strong>und</strong><br />
kleinräumige Sicherung an allen Gefahrenpunkten<br />
auf dem jeweiligen Schleusengelände entfällt.<br />
Schulung der Beschäftigten<br />
der FBZ<br />
Ein Schulungskonzept wurde für die Leiterin der TD, die<br />
Mitarbeiter/innen <strong>und</strong> die Springer in der FBZ aufgestellt.<br />
Es gliedert sich in drei Teile, wobei für die/den Einzelne/n<br />
die individuellen Vorkenntnisse berücksichtigt wurden:<br />
• Vermittlung von EDV-Gr<strong>und</strong>kenntnissen (Word <strong>und</strong><br />
Excel),<br />
• Erwerb von Ortskenntnissen der ersten 3 anzuschließenden<br />
Schleusen (Untere Schleuse Minden, Schleusen<br />
Petershagen <strong>und</strong> Schlüsselburg),<br />
• Einweisung in das Prozessleitsystem in der FBZ.<br />
Ziel des Schulungskonzeptes ist:<br />
• Gr<strong>und</strong>lagen in den Anwenderprogrammen Word <strong>und</strong><br />
Excel kennen <strong>und</strong> anwenden können,<br />
• Kennen lernen der baulichen Anlagen, der Betriebsabläufe<br />
<strong>und</strong> der Besonderheiten der jeweiligen Schleuse,<br />
um damit ein hohes Maß an Sicherheit beim Bedienen<br />
der Schleusen zu erlangen,<br />
• Das Prozessleitsystem in der Schleusenfernbedienzentrale<br />
sicher bedienen <strong>und</strong> beherrschen können.<br />
Die Umsetzung des Schulungskonzeptes erfolgte in Absprache<br />
mit den WSÄ Verden <strong>und</strong> Minden, der Fachstelle<br />
Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> den betroffenen Außenbezirken.<br />
Die Abb. 4 zeigt die Leiterin der Bündelungsstelle Telematikdienste<br />
<strong>und</strong> die Schichtleiter, die in der FBZ Minden nach<br />
Abschluss des 1. Bauabschnittes für die Fernbedienung der<br />
Schleusen Petershagen <strong>und</strong> Schlüsselburg sowie der Unteren<br />
Schleuse Minden eingesetzt werden. In Klammern ist<br />
der ehemalige Dienstort aufgeführt.<br />
Abb. 4 – Herr Hoffmann (Schleuse Drakenburg), Herr Buhre (Schachtschleuse Minden),<br />
Frau Kaßner-Meyer (Schleuse Petershagen), Herr Kulack (Schleuse Petershagen); v.l.n.R.<br />
Betriebserfahrung der ersten<br />
Monate<br />
Nach kleineren anfänglichen Störungen gibt es mittlerweile<br />
keine technischen Probleme mehr; die Anlage läuft stabil.<br />
Eine Besetzung der Schleusen mit Bedienpersonal vor Ort<br />
aufgr<strong>und</strong> eines technischen Defekts bei der Fernbedienung<br />
war bisher nicht erforderlich. In der betrieblichen Praxis hat<br />
sich auch das Red<strong>und</strong>anzkonzept bewährt. So wird z.B. bei<br />
einer ausgefallenen Videokamera auf eine andere Kamera<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
49
50<br />
umgeschwenkt, so dass der Betrieb von der FBZ weiter laufen<br />
kann. Die red<strong>und</strong>anten Baugruppen <strong>und</strong> Geräte sorgen<br />
damit für eine hohe Verfügbarkeit der gesamten Fernbedienung.<br />
Das Unterhaltungspersonal der Bauhöfe Minden <strong>und</strong><br />
Hoya wurde durch umfangreiche Schulungen mit der neuen<br />
Technologie vertraut gemacht. Die Bauhöfe haben eine<br />
Rufbereitschaft eingerichtet, um auch außerhalb der normalen<br />
Dienstzeit auf Störungen zügig reagieren zu können.<br />
Nach dem Ablauf der Gewährleistungsfrist liegt die Wartung<br />
<strong>und</strong> Unterhaltung der innovativen Technik in der Hand des<br />
Regiebetriebes. Hier gilt es, sich auf die Anforderungen der<br />
neuen Technologien einzustellen <strong>und</strong> die personelle <strong>und</strong><br />
technische Ausstattung anzupassen, damit im Störungsfall<br />
schnell reagiert werden kann, um Behinderungen für die<br />
Schifffahrt so gering wie möglich zu halten.<br />
Ausblick <strong>und</strong> Fazit<br />
Derzeit werden im Rahmen des 2. Bauabschnittes die<br />
Schleusen Landesbergen <strong>und</strong> Drakenburg für die Fernbedienung<br />
vorbereitet. Der Anschluss dieser Schleusen an die<br />
FBZ Minden wird <strong>Mitte</strong> 2005 abgeschlossen sein. In weiteren<br />
Abschnitten sind die Mindener Schleusen <strong>und</strong> die<br />
Schleusen am Stichkanal Osnabrück vorgesehen. Die<br />
Schleuse Dörverden wird nach Fertigstellung des Neubaus,<br />
geplant 2010, von Minden fernbedient.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Die neue Fernbedienzentrale für Schleusen beim WSA Minden<br />
Abb. 5 – B<strong>und</strong>esminister Dr. Stolpe nimmt die FBZ Minden in Betrieb<br />
Das in Minden umgesetzte technische Konzept der Schleusenfernbedienung<br />
hat überregional für Aufsehen gesorgt.<br />
Dies wird deutlich an dem Interesse der Fachkollegen aus<br />
der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV), die sich bereits<br />
in den ersten Monaten seit Inbetriebnahme vor Ort informiert<br />
haben. In der Fachpresse wurde das Projekt ebenfalls<br />
gewürdigt. Die Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> stellt<br />
die Erfahrungen aus diesem Projekt für einen Wissenstransfer<br />
auch anderen Dienststellen in der WSV gern zur<br />
Verfügung.<br />
B<strong>und</strong>esminister<br />
Dr. Manfred Stolpe<br />
eröffnete die FBZ Minden<br />
Am 5. Februar <strong>2004</strong> übergab der B<strong>und</strong>esminister für Verkehr,<br />
Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen, Dr. Manfred Stolpe, die<br />
neue Fernbedienzentrale für Schleusen in Minden ihrer Bestimmung.<br />
Der Minister war beeindruckt von der komplexen<br />
Technik, die er mit einem Druck auf den „roten Knopf“ effektvoll<br />
in Betrieb setzte. Im Anschluss führte er ein Gespräch<br />
über den Nautischen Informationsfunk mit einem<br />
Binnenschiffer aus Brandenburg, der die Schleuse Schlüsselburg<br />
mit seinem Schiff auf dem Weg nach Bremen passierte<br />
(Abb. 5).
Projekt Seelze-Süd<br />
– Verknüpfung von wasser- <strong>und</strong> städtebaulichen Interessen<br />
Der anhaltend hohe Bedarf an Arbeitsplätzen <strong>und</strong> die Nachfrage<br />
nach Wohnraum im Großraum Hannover, besonders<br />
in der westlichen Kernrandzone der Landeshauptstadt,<br />
veranlasste die Stadt Seelze vor mehr als 10 Jahren, für<br />
das Baugebiet Seelze-Süd am Stichkanal Linden, erste<br />
Standortanalysen vorzunehmen <strong>und</strong> Strukturkonzepte zu<br />
erarbeiten. Im Jahre 1994 wurden die Ergebnisse erstmalig<br />
dem <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt (WSA) Braunschweig im<br />
Rahmen einer Beteiligung der Träger öffentlicher Belange<br />
vorgestellt. Ziel der städtischen Planung war die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Gestaltung eines neuen Wohngebietes mit ca.<br />
2000 Wohneinheiten für rd. 5000 Einwohner auf einer Fläche<br />
von 120 Hektar. Gleichzeitig waren ergänzende<br />
Dienstleistungs- <strong>und</strong> Gewerbeareale angedacht.<br />
Unter Berücksichtigung der Anforderungen <strong>und</strong> Gegebenheiten<br />
des Standorts <strong>und</strong> der städtebaulichen Zielsetzungen<br />
sollte ein weitgehend in die Siedlungsstruktur integriertes<br />
neues Wohngebiet geschaffen werden. Wichtigste<br />
Voraussetzung zur Entwicklung des neuen Siedlungsgebie-<br />
Abb.1 - Baugebiet Seelze-Süd mit geplanter Fußgänger- <strong>und</strong> Radwegbrücke<br />
Jens-Elmar Jacobsen<br />
WSA Braunschweig<br />
Frank-Hinrich Schirm<br />
WSA Braunschweig<br />
tes waren die landschaftlichen Gegebenheiten, d.h. ein<br />
weitgehend ebenes Gelände mit geringen Höhenunterschieden<br />
<strong>und</strong> ohne Landschaftsmerkmale, die eine besondere<br />
Berücksichtigung innerhalb des Siedlungsgebietes<br />
erfordert hätten. Der angrenzende Stichkanal Linden sollte<br />
in das Wohngebiet durch eine Bebauung der Kanaluferbereiche<br />
eingeb<strong>und</strong>en werden. Das Strukturkonzept sollte<br />
dabei dem Leitgedanken „Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten am Kanal“<br />
folgen (Abb.1).<br />
Das Strukturkonzept für das Baugebiet Seelze-Süd enthält<br />
folgende Besonderheiten:<br />
Anbindung an das<br />
Stadtzentrum Seelze<br />
Die Anbindung des neuen Baugebietes Seelze-Süd an das<br />
Stadtzentrum erfolgt durch eine neue Fußgänger- <strong>und</strong><br />
Radwegbrücke über den Stichkanal Linden <strong>und</strong> weiter über<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
51
52<br />
den Güterbahnhof <strong>und</strong> die DB-Strecke Hannover –<br />
Köln. Über die Brücke besteht auch eine kurze Verbindung<br />
vom Baugebiet zum Personenbahnhof Seelze mit<br />
Anschluss an die S-Bahnstrecke Hannover – Minden<br />
<strong>und</strong> damit an den öffentlichen Personennahverkehr. Als<br />
Anbindung für den Kfz-Verkehr bleiben die bestehenden<br />
Brücken über den Stichkanal Linden erhalten.<br />
Zentrumsfunktion<br />
Das neue Baugebiet erhält ein eigenes Stadtteilzentrum<br />
mit Geschäften <strong>und</strong> Einrichtungen für die Gr<strong>und</strong>versorgung<br />
<strong>und</strong> für Dienstleistungen. Das Stadtteilzentrum<br />
grenzt unmittelbar an einen Grünzug.<br />
<strong>Wasser</strong>aspekt<br />
Der <strong>Wasser</strong>aspekt wird im Strukturkonzept mehrfach<br />
berücksichtigt durch das Heranrücken mit der Bebauung<br />
an den Stichkanal Linden, die Gestaltung der ufernahen<br />
Bereiche, den Bau sog. Grachten <strong>und</strong> offener<br />
Entwässerungsgräben <strong>und</strong> die Umverlegung eines<br />
Bachlaufes (Bredenbeke). Die Grachten sind vom<br />
Stichkanal Linden aus nicht mit Booten zu befahren. Sie<br />
haben den Zweck, das Oberflächenwasser aus dem Baugebiet<br />
aufzunehmen <strong>und</strong> in den Stichkanal als Vorfluter<br />
abzuleiten.<br />
Bei der weiteren Beteiligung der Träger öffentlicher Belange<br />
wurde dem WSA Braunschweig im Jahre 2000 der Erläuterungsbericht<br />
zur 17. Flächennutzungsplanänderung von der<br />
Stadt Seelze zur Stellungnahme übersandt. Bei der Bearbeitung<br />
der Stellungnahme war u.a. zu prüfen, wie <strong>und</strong><br />
unter welchen Auflagen <strong>und</strong> Bedingungen die Grachten mit<br />
ihrer Verbindung zum Stichkanal Linden genehmigt werden<br />
können. Zudem wurde eine kleine Arbeitsgruppe unter<br />
Beteiligung der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>, des<br />
Neubauamtes für den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals in Hannover<br />
<strong>und</strong> des WSA Braunschweig eingerichtet, um eine<br />
Koordinierung der Interessen der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
zum geplanten Ausbau des Stichkanals Linden<br />
mit den Interessen der Stadt Seelze <strong>und</strong> des Entwicklungsträgers<br />
Seelze-Süd zur Gestaltung der ufernahen Bereiche<br />
des Stichkanals herbeizuführen.<br />
Die Einleitungsbauwerke für die<br />
insgesamt vier Grachten wurden<br />
über strom- <strong>und</strong> schifffahrtspolizeiliche<br />
Genehmigungen nach § 31<br />
B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz genehmigt.<br />
Im Jahre 2001 wurden die<br />
Anträge für die ersten zwei Grachten<br />
eingereicht. Aufgr<strong>und</strong> der wesentlich<br />
niedrigeren Gr<strong>und</strong>wasserleiter<br />
ist der Stichkanal Linden in<br />
diesem Bereich gedichtet. Daher<br />
erhalten auch die Grachten eine<br />
Tondichtung. Zum jetzigen Zeitpunkt<br />
(November <strong>2004</strong>) sind drei<br />
der vier geplanten Einleitungsbauwerke<br />
für die Grachten fertiggestellt<br />
(Abb. 2 <strong>und</strong> 3).<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Projekt Seelze Süd – Verknüpfung von wasser- <strong>und</strong> städtebaulichen Interessen<br />
Die oben genannte Fußgänger- <strong>und</strong> Radwegbrücke zur<br />
Anbindung des Baugebietes Seelze-Süd an das Stadtzentrum<br />
Seelze <strong>und</strong> an den Bahnhof ist noch nicht realisiert<br />
worden. Um jedoch kurzfristig eine sichere Verbindung für<br />
Fußgänger <strong>und</strong> Radfahrer über den Stichkanal Linden als<br />
Zwischenlösung herzustellen, wird der Fahrbahnbereich der<br />
benachbarten Brücke Nr. 243 für eine Einbahnstraßenregelung<br />
mit abgeteiltem Fuß- <strong>und</strong> Radweg umgestaltet. Hierzu<br />
wurde zwischen der Stadt Seelze <strong>und</strong> dem WSA Braunschweig<br />
eine Verwaltungsvereinbarung abgeschlossen.<br />
Ausblick<br />
Abb.2 - Einleitungsbauwerk für eine Gracht<br />
Abb.3 - Fertiggestellte Gracht<br />
Entwicklungskonzepte unter Einbeziehung der <strong>Wasser</strong>wege<br />
werden seit einigen Jahren durch Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />
verstärkt geplant <strong>und</strong> sollen auch in anderen Bereichen<br />
des WSA Braunschweig verwirklicht werden. Beispiele<br />
hierfür sind die „Marina Abbesbüttel“ bei Braunschweig, der<br />
„Lister Blick“ am <strong>Mitte</strong>llandkanal in Hannover <strong>und</strong> das Conti-Gelände<br />
am Stichkanal Linden in Limmer.
Reinhold Aselmeier<br />
WNA Helmstedt<br />
Helge Huxoll<br />
WNA Helmstedt<br />
Der Ausbau der Osthaltung des <strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK)<br />
vom unteren Vorhafen der Schleuse Sülfeld (MLK-km<br />
238,0) bis zum <strong>Wasser</strong>straßenkreuz Magdeburg (MLK-km<br />
318,45) ist Bestandteil des Projektes 17 der Verkehrsprojekte<br />
Deutsche Einheit <strong>und</strong> liegt in der Zuständigkeit des<br />
<strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamtes Helmstedt. Die insgesamt<br />
ca. 80 km lange Ausbaustrecke verläuft auf einer Länge<br />
von 20 km durch Niedersachsen <strong>und</strong> auf einer Länge von<br />
60 km durch Sachsen-Anhalt. Der Streckenabschnitt in<br />
Niedersachsen wurde in fünf - getrennt ausgeschriebene -<br />
Baulose unterteilt.<br />
Der Ausbauabschnitt „Niedersachsen 2b“ (MLK-km 254,926<br />
bis MLK-km 258,656) im Bereich der Liegestelle Rühen ist<br />
das östlichste Streckenbaulos im B<strong>und</strong>esland Niedersachsen,<br />
welches an den bereits im Jahre 2000 fertiggestellten<br />
Bauabschnitt „Breitenrode“ im B<strong>und</strong>esland Sachsen-Anhalt<br />
anschließt. In dem auszubauenden Bereich liegt die ehemalige<br />
Zollabfertigungsstelle Rühen, deren Gebäude während<br />
der Bauzeit als Baubüro diente.<br />
Die rechtliche Gr<strong>und</strong>lage für den Kanalausbau im Bereich<br />
der Liegestelle Rühen wurde mit den Planfeststellungsbeschlüssen<br />
vom 04.12.1998 <strong>und</strong> 15.01.1999 (Ergänzungsbeschluss<br />
wegen formaler Änderungen) nach dem B<strong>und</strong>eswasserstraßengesetz<br />
geschaffen. Der Ausbau dieses<br />
rd. 3,7 km langen Kanalabschnittes wurde europaweit im<br />
Offenen Verfahren ausgeschrieben <strong>und</strong> Ende Juni 2003 –<br />
mit einer geplanten Bauzeit<br />
von 2 Jahren - zur<br />
Bauausführung vergeben.<br />
Die Auftragssumme von<br />
13,46 Mio. EUR beinhaltet<br />
die Verbreiterung <strong>und</strong><br />
Vertiefung des Kanalbettes,<br />
den Abbruch <strong>und</strong> Neubau<br />
des Dükers Nr. 422 „Rühener<br />
Graben“ <strong>und</strong> des Aller-<br />
Hochwasserentlasters I sowie<br />
die Erneuerung der<br />
Sp<strong>und</strong>wand an der Liegestelle<br />
Rühen auf einem<br />
Teilabschnitt von 670 Metern,<br />
weil sie für die<br />
Belastungen durch die<br />
Schifffahrt nicht mehr<br />
standsicher ist (Abb. 1).<br />
Streckenausbau<br />
im Bereich der Liegestelle Rühen<br />
(Baulos Niedersachsen 2b)<br />
Da das Streckenbaulos „Niedersachsen 2b“ im niedersächsischen<br />
Drömling liegt bzw. an den Naturpark Drömling<br />
Sachsen-Anhalt (Grenze zum Totalreservat) grenzt, sind<br />
alle Landflächen außerhalb des Kanals als Landschaftsschutzgebiet,<br />
Naturschutzgebiet oder als besonderes<br />
Schutzgebiet nach der FFH-Richtlinie (Fauna-Flora-Habitat)<br />
ausgewiesen.<br />
Der MLK wird hier im Trapez- oder Böschungsprofil nach<br />
Süden ausgebaut. Der brauchbare Aushubboden (rd.<br />
255.000 m³) ist – gemäß Planfeststellungsbeschluss – über<br />
eine 3,5 km lange Spülleitung zu einer Ablagerungsfläche<br />
nördlich des MLK zu transportieren.<br />
In dem auszubauenden Bereich galt die Verkehrslenkung in<br />
der Osthaltung des MLK (Regelungsstrecke 2 von MLK-km<br />
250,000 – 258,656) mit einer Wartestation in der Liegestelle<br />
Rühen, wobei während der Bauzeit die Liegedauer für<br />
Binnenschiffe auf 12 St<strong>und</strong>en beschränkt werden musste.<br />
Nach entsprechendem Baufortschritt wurde diese Beschränkung<br />
im Juni <strong>2004</strong> östlich der Liegestelle vollständig<br />
<strong>und</strong> noch vor Bauzeitende aufgehoben.<br />
Der MLK im Ausbauabschnitt „Niedersachsen 2b“ liegt im<br />
wasserwirtschaftlichen Retentionsraum Allerknie, einem<br />
Retentionsgebiet mit einer Fläche von ca. 1225 ha. Der<br />
Bemessungswasserabfluss HQ100 der Aller beträgt<br />
50 m³/s, wobei alle Abflüsse über ca. 22 m³/s nur durch<br />
Überströmung der Vorländer im Retentionsraum zum MLK<br />
gelangen können. Die<br />
vorhandenen <strong>und</strong> neuen<br />
Kanalseitendämme auf<br />
der Nord- <strong>und</strong> Südseite<br />
des MLK haben demnach<br />
die Funktion eines<br />
Hochwasserschutzdeiches,<br />
da sie den MLK vor<br />
einem Hochwasser im<br />
Retentionsraum Allerknie<br />
schützen. Beim<br />
Bauablauf war darauf zu<br />
achten, dass diese<br />
Deichlinie in<br />
hochwasserkritischen<br />
Zeiten ständig geschlossen<br />
war.<br />
Abb. 1 - Streckenausbau „Niedersachsen 2b“ mit Wendestelle, Liegestelle <strong>und</strong> Allerentlaster I<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
53
54<br />
Vorbereitende Maßnahmen<br />
Die Holzungsarbeiten für den Streckenausbau im Bereich<br />
der Liegestelle Rühen wurden während der nach dem Naturschutzgesetz<br />
zulässigen Zeiten bereits im Winter<br />
2002/2003 durchgeführt.<br />
Kampfmittelbeseitigung<br />
Das gesamte Baulos galt als Kampfmittelverdachtsgebiet.<br />
Daher erforderte der Ausbau des MLK von der Liegestelle<br />
Rühen bis zur Landesgrenze Sachsen-Anhalt im Vorfeld<br />
der Baumaßnahmen ein Absuchen des Baufeldes nach<br />
Kampfmitteln aus dem 2. Weltkrieg. Dazu mussten die<br />
gesamte Kanalsohle <strong>und</strong> die Achsen der neuen Strecken-<br />
<strong>und</strong> Sicherungssp<strong>und</strong>wände in den Jahren 2001/2002<br />
sondiert werden. Dies geschah mit GPS-gestütztem Meßsystem<br />
<strong>und</strong> EDV-Aufzeichnung. Vor Ramm- <strong>und</strong> Bohrarbeiten<br />
waren Tiefensondierungen durchzuführen, die den<br />
Baugr<strong>und</strong> durch verrohrte Bohrungen in Abständen von 1<br />
bis 2 m <strong>und</strong> bis 5 m Tiefe nach Anomalien erk<strong>und</strong>eten.<br />
Mit der Auswertung der EDV-Aufzeichnung durch den<br />
Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) der Bezirksregierung<br />
Hannover wurde der Umfang der zu untersuchenden Verdachtspunkte<br />
im <strong>Wasser</strong>bereich festgelegt. Die Entsorgung<br />
von geborgenen Kampfmitteln erfolgte durch den KBD, der<br />
anschließend die Freigabe des Baufeldes für die Durchführung<br />
der Bauarbeiten bescheinigte. Wegen der nicht eindeutigen<br />
Sondierergebnisse in Teilbereichen <strong>und</strong><br />
auf Empfehlung des KBD wurden im Bereich der<br />
<strong>Wasser</strong>wechselzone die Nassbaggerarbeiten unter<br />
Aushubüberwachung durchgeführt. Weitere Kampfmittel<br />
wurden dabei nicht gef<strong>und</strong>en.<br />
Entsorgung von schadstoffbelastetem<br />
Baggergut<br />
Die Liegestelle Rühen in Niedersachsen war über<br />
viele Jahre die letzte Liegemöglichkeit 2 km westlich<br />
der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Bedingt<br />
durch zum Teil längere Liegezeiten wurden giftige<br />
Stoffe aus Schiffsanstrichen in den Untergr<strong>und</strong> eingetragen.<br />
In erster Linie handelte es sich dabei um<br />
zinnorganische Verbindungen (TBT aus Anti-<br />
Fouling-Anstrichen), die sich hauptsächlich in den<br />
oberflächennahen schluffigen Bodenschichten abgelagert<br />
haben. Diese Bodenschichten waren abfallrechtlich<br />
gesondert zu entsorgen <strong>und</strong> der Niedersächsischen<br />
Gesellschaft zur Endablagerung von<br />
Sonderabfall - zur Zuweisung einer Deponiefläche -<br />
anzudienen. Um die Baggermenge so exakt wie<br />
möglich zu ermitteln, startete im Vorfeld ein umfangreiches<br />
Untersuchungsprogramm zur genauen Lokalisation <strong>und</strong><br />
Differenzierung der kontaminierten Bereiche. Auf dieser<br />
Basis wurde die Beseitigung des kontaminierten Baggergutes<br />
bereits im Jahre 2002 ausgeschrieben <strong>und</strong> dem eigentlichen<br />
Streckenausbau vorgezogen. Das stärker belastete<br />
Material (ca. 4.000 m³ Z2 nach LAGA) wurde auf der Baustelle<br />
entwässert, mit Kalk geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> danach auf den<br />
Flächen der Norddeutschen Gesellschaft zur Ablagerung<br />
von Mineralstoffen GmbH in Helmstedt endgelagert. Das<br />
weniger belastete Material (ca. 34.000 m³ Z1.2 nach LAGA)<br />
wurde nach Entwässerung in geschlossenen Transportgefäßen<br />
als Abdeckboden auf die Aschefelder des Braunkohlekraftwerkes<br />
in Schöningen gebracht.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Streckenausbau im Bereich der Liegestelle Rühen (Baulos Niedersachsen 2 b)<br />
Bauausführung<br />
Umsetzen der Kanalseitendämme, Baugr<strong>und</strong><br />
Als Baugr<strong>und</strong> waren nach den Bodengutachten der B<strong>und</strong>esanstalt<br />
für <strong>Wasser</strong>bau (BAW) Sande, Mergel <strong>und</strong> Torf<br />
zu erwarten. Auf der Verbreiterungsseite (Südufer) standen<br />
100.000 m³ Torf in einer Schichtdicke bis zu 2,20 m sowie<br />
25.000 m³ Tonmergel an. Dieser nicht bzw. nur unwirtschaftlich<br />
spülfähige Boden wurde mittels Schuten zu einer<br />
verwaltungseigenen Ablagerungsfläche verbracht. Die<br />
Torfschicht unter dem neuen Betriebsweg wurde zur Verbesserung<br />
der Tragfähigkeit entfernt, wobei der Torf unter<br />
dem neuen Kanalseitendamm erhalten blieb, da er nach<br />
dem Baugr<strong>und</strong>gutachten der BAW für die Standsicherheit<br />
dieses Linienbauwerks als unbedenklich einzustufen war.<br />
Außerdem wurde unter der landseitigen Böschung des<br />
alten Kanalseitendamms ebenfalls noch Torf angetroffen,<br />
der auszukoffern war, da er im Bereich des neuen Kanalprofils<br />
lag. Der Torfaushub fand in drei Schritten statt: Im<br />
ersten Schritt wurde der Torf unter dem neuen noch herzustellenden<br />
Betriebsweg ausgehoben <strong>und</strong> in Schuten verladen.<br />
Im zweiten Schritt wurde der Sandboden des alten<br />
Kanalseitendamms als Unterbau für den neuen Betriebsweg<br />
umgesetzt <strong>und</strong> die Torfschicht unter dem alten Damm<br />
freigelegt. Im dritten Schritt wurde diese Torfschicht in<br />
Schuten verladen <strong>und</strong> abtransportiert (Abb. 2).<br />
Abb. 2 - Austausch der Torfschnitte <strong>und</strong> Umsetzen des Dammes<br />
Wegen der zu erwartenden Hochwässer im Retentionsraum<br />
Allerknie war für die Standsicherheitsberechnung des neuen<br />
Kanalseitendamms – in seiner Funktion als Hochwasserschutzdeich<br />
– landseitig ein <strong>Wasser</strong>anstau von NN +<br />
57,60 m anzusetzen <strong>und</strong> die neue Dammkrone auf NN +<br />
58,50 m zu erhöhen (der untere Betriebswasserstand in der<br />
MLK-Osthaltung liegt bei NN + 55,75 m). Die landseitige<br />
Böschungsneigung wurde bis NN + 57,60 m unter 1 : 4 <strong>und</strong><br />
anschließend bis zur Dammkrone unter 1 : 2 ausgebildet.<br />
Die Dammkrone erhielt eine Breite von 2,0 m <strong>und</strong> wurde<br />
wegen zu erwartender Setzungen des Torfes um 20 cm<br />
überhöht.
Spülbetrieb<br />
Der Kanalausbau erfolgte als Trapezprofil mit einer <strong>Wasser</strong>spiegelbreite<br />
von 56,50 m <strong>und</strong> einer Tiefe von 4,25 m<br />
beim mittleren Betriebswasserstand von NN + 56,00 m. Als<br />
Ablagerungsfläche für den sandigen <strong>und</strong> spülfähigen Kanalaushub<br />
(255.000 m³) war eine verfüllte ehemalige Sandgrube<br />
nordwestlich der Ortschaft Rühen vorgesehen. Nach<br />
Einsprüchen durch die Ortschaft Rühen <strong>und</strong> die Anwohner<br />
im Planfeststellungsverfahren wurde auf den Transport des<br />
Bodens per LKW wegen zu starker Verkehrslärmbelästigung<br />
verzichtet. Stattdessen war der Boden per Spülleitung<br />
auf einer planfestgestellten Trasse durch die Ortschaft zu<br />
führen. Die Leitung mit einer Länge von 3.500 m kreuzte<br />
verschiedene Straßen <strong>und</strong> führte direkt an einer Schule<br />
vorbei. Nach der Installation einer Schalldämmung an der<br />
Rohrleitung, die an den Rohrbrücken aus Mineralwolle <strong>und</strong><br />
Teerpappe bzw. in den anderen Bereichen aus einer Sandhaube<br />
hergestellt wurde, ergab eine schalltechnische Untersuchung<br />
die Einhaltung der Grenzwerte nach TA Lärm<br />
für Schulen von 45 dB(A) bzw. für Wohngebiete von 50<br />
dB(A).<br />
Der Kanalaushub wurde mittels Stelzenbaggern in Klappschuten<br />
verladen <strong>und</strong> in der vorhandenen Wendestelle<br />
Rühen, in der eine<br />
Spüleinrichtung<br />
stand, verklappt.<br />
Von dort wurde der<br />
Boden mit Unterstützung<br />
einer zweiten<br />
Pumpstation<br />
durch die Rohrleitung<br />
bis zur Ablagerungsfläche<br />
gespült<br />
(Abb. 3). Das Spülfeld<br />
wurde in 4 Becken<br />
aufgeteilt, um<br />
das Rücklaufwasser,<br />
das wieder in<br />
den Kanal zurückgepumpt<br />
wurde, von<br />
Sand <strong>und</strong> Schwebstoffen<br />
freizuhalten.<br />
Da diese Ablagerungsfläche<br />
in einer<br />
Trinkwasserschutzzone<br />
3 b lag, waren<br />
die Trinkwasserrichtlinie<br />
<strong>und</strong> die daraus resultierenden Auflagen zu beachten.<br />
Für das Spülfeld wurde eine Gr<strong>und</strong>wasserbeweissicherung<br />
durchgeführt <strong>und</strong> hierzu ein unabhängiges Büro unter<br />
Beteiligung der B<strong>und</strong>esanstalt für Gewässerk<strong>und</strong>e in Koblenz<br />
mit der Untersuchung des Gr<strong>und</strong>wassers beauftragt.<br />
Die <strong>Wasser</strong>entnahmen wurden, um einen Vergleich zu<br />
erhalten, in der Wendestelle, dem Rohrauslauf <strong>und</strong> den 6<br />
Gr<strong>und</strong>wasserbrunnen am Spülfeld sowie am Rücklauf in<br />
den MLK durchgeführt. Der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel an der<br />
Ablagerungsfläche stieg durch das Spülwasser um ca. 1,0<br />
m an. Die Analyse der <strong>Wasser</strong>proben ergab bei den untersuchten<br />
Parametern keine zusätzlichen Belastungen des<br />
Gr<strong>und</strong>wassers durch den Spülbetrieb.<br />
Deckwerksarbeiten<br />
Das Nichtausbauufer auf der Nordseite erhielt, um Schwierigkeiten<br />
bei der Herstellung der Ebenheit des Planums zu<br />
vermeiden, einen zweistufigen 30 cm dicken Kornfilter mit<br />
Streckenausbau im Bereich der Liegestelle Rühen (Baulos Niedersachsen 2 b)<br />
einem 60 cm dicken Deckwerk aus <strong>Wasser</strong>bausteinen der<br />
Klasse II. Die Südseite wurde auf Gr<strong>und</strong> eines Sondervorschlags<br />
mit einer geotextilen Filtermatte <strong>und</strong> einem 80 cm<br />
dicken unverklammerten Deckwerk gesichert. Der Hohlraum<br />
des Deckwerks über <strong>Wasser</strong> wurde mit einer <strong>Wasser</strong>-<br />
Boden-Natrium-Alginat-Mischung verfüllt. Der Betriebsweg<br />
erhielt eine Schottertragschicht sowie eine Vegetationsdeckschicht.<br />
Die Wendestelle Rühen, in der gemäß Planfeststellungsbeschluss<br />
eine Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahme auszuführen<br />
war, wurde durch einen kanalparallelen Damm teilweise<br />
geschlossen <strong>und</strong> als Flachwasserzone ausgebildet. Der<br />
Damm wurde mit einer Neigung von 1 : 3 aus den alten<br />
Schüttsteinen der Nordseite aufgebaut <strong>und</strong> erhielt kanalseitig<br />
eine Abdeckung aus neuem Deckwerk (ohne Kornfilter).<br />
Die Sp<strong>und</strong>wände der Wendestelle erhielten eine Vorschüttung<br />
unter 1 : 3 aus altem Deckwerk.<br />
Im Streckenbereich wurden darüber hinaus mehrere<br />
Flachwasserzonen, Grabenabflachungen <strong>und</strong> verschiedene<br />
Anpflanzungen als Ersatz- <strong>und</strong> Ausgleichsmaßnahmen<br />
zeitnah zum Streckenausbau hergestellt.<br />
Teilerneuerung der Liegestelle<br />
Eine Untersuchung<br />
der vorhandenen<br />
Liegestelle ergab,<br />
dass sowohl die auf<br />
weniger als 200 kN<br />
Zugkraft ausgelegten<br />
alten Rohrpoller den<br />
neuen Anforderungen<br />
nicht genügten,<br />
als auch die Sp<strong>und</strong>wand<br />
auf Gr<strong>und</strong> der<br />
anzusetzenden Abrostungsraten<br />
die<br />
statischen Grenzwerte<br />
erreicht hatte.<br />
Daraufhin wurde die<br />
verankerte alte<br />
Sp<strong>und</strong>wand Larssen<br />
20 (t = 8 mm) aus<br />
dem Jahr 1968 durch<br />
eine neue verankerte<br />
Abb. 3 - Spülfeld mit Schneidkopf, Klappschute, Rohrleitung <strong>und</strong> Rohrauslauf<br />
Sp<strong>und</strong>wand Larssen<br />
21 (t = 10 mm) auf<br />
einer Länge von<br />
670 m ersetzt. Für das Einbringen der neuen Sp<strong>und</strong>wand,<br />
die 1,0 m landseitig gesetzt wurde, erhielt die alte Sp<strong>und</strong>wand<br />
aus statischen Gründen eine wasserseitige Vorschüttung<br />
von 1,0 m <strong>und</strong> zur Entlastung landseitig einen Aushub<br />
von 2,0 m Tiefe <strong>und</strong> 5,0 m Breite. Die vorhandenen Anker<br />
wurden sukzessive nach Baufortschritt durchtrennt. Nach<br />
Fertigstellung der neuen Verankerung <strong>und</strong> der Verholmung<br />
wurde die alte Sp<strong>und</strong>wand gezogen.<br />
Die Sohle der Liegestelle wurde mit einer 40 cm dicken<br />
teilvergossenen Deckschicht aus <strong>Wasser</strong>bausteinen – an<br />
der Sp<strong>und</strong>wand Vollverguss in 1 m Breite – auf einer geotextilen<br />
Filtermatte gegen Kolkbildung durch Schiffsschraubenstrahl<br />
gesichert.<br />
Die in der Liegestelle vorhandene Beleuchtung sowie die<br />
Strom- <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>entnahmestellen wurden in Abstimmung<br />
mit der Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong> <strong>und</strong> dem WSA<br />
Uelzen ersetzt. Weiterhin wurde eine Sportbootliegestelle<br />
mit Nischenpollern, Festmacheringen <strong>und</strong> einer geschlos-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
55
56<br />
senen Sp<strong>und</strong>wandoberfläche hergestellt, damit ein Verrutschen<br />
der Fender in die Sp<strong>und</strong>wandtäler ausgeschlossen<br />
ist. Die Liegestelle erhält eine Befestigung aus Sickerpflaster,<br />
um eine Vereisung der Betriebsflächen im Winter zu<br />
vermeiden bzw. zu minimieren.<br />
Bauwerke<br />
Der vorhandene Allerentlaster I wurde abgebrochen <strong>und</strong><br />
durch ein neues Bauwerk 42 m weiter westlich ersetzt. Im<br />
Rahmen der Neuordnung des Hochwasserregimes im Bereich<br />
der Osthaltung des MLK wurde der neue Entlaster so<br />
bemessen, dass mit einer lichten Öffnungsweite der Wehrschwelle<br />
von 2 x 5 m Aufleitungsmengen von Q = 10 m³/s<br />
bis Q = 25 m³/s in den MLK abgeführt werden können,<br />
wobei die zulässigen Querströmungen für die Schifffahrt<br />
eingehalten werden. Die Steuerung der Abflussmengen<br />
erfolgt über bewegliche Schütze. Zusätzlich erhielt der neue<br />
Allerentlaster I eine automatische Rechenreinigungsanlage.<br />
Da großflächige Gr<strong>und</strong>wasserabsenkungen im Drömling<br />
nicht zulässig sind, wurde das neue Bauwerk in einer wasserdichten<br />
Baugrube (horizontale Abdichtung durch Unterwasserbeton,<br />
vertikale Abdichtung durch Sp<strong>und</strong>wände)<br />
errichtet.<br />
Weiterhin befindet sich in der Ausbaustrecke der Düker Nr.<br />
422 „Rühener Graben“, der bei Hochwasser zu einem Ausgleich<br />
der Retentionsraumbeanspruchung nördlich <strong>und</strong><br />
südlich des MLK dient. Der Düker wurde als Stahlrohrdüker<br />
mit einem Innendurchmesser von 1,50 m an gleicher Stelle<br />
neu gebaut (Abb. 4). Während der Bauzeit wurde die Nordseite<br />
des Ablaufgrabens durch den Kanal gespeist. Die<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Streckenausbau im Bereich der Liegestelle Rühen (Baulos Niedersachsen 2 b)<br />
Abb. 4 - Einschwimmen des Dükers Nr. 422 „Rühener Graben“<br />
Baugruben für das Einlauf- <strong>und</strong> das Auslaufbauwerk des<br />
Dükers wurden mit seitlichen Sp<strong>und</strong>wänden, welche in die<br />
horizontal anstehende Mergelschicht einbinden, gesichert.<br />
Sowohl im Gründungsbereich des Dükers als auch des<br />
Allerentlasters I wurden die Torfschichten großflächig bis<br />
ca. 50 m östlich <strong>und</strong> westlich der neuen Bauwerksachsen<br />
ausgekoffert <strong>und</strong> durch Sand ersetzt, um für die Bauwerke<br />
schädliche Setzungen zu vermeiden.<br />
Weiterhin wurden im Ausbaubereich befindliche Widerlager<br />
<strong>und</strong> Pfeiler einer Bahnstrecke der OHE (Osthannoversche<br />
Eisenbahn), auf welcher der Verkehr bereits in den 30er<br />
Jahren eingestellt wurde, abgebrochen <strong>und</strong> beseitigt.<br />
Ausblick<br />
Der Ausbau der Osthaltung des MLK zwischen der Schleuse<br />
Sülfeld <strong>und</strong> dem <strong>Wasser</strong>straßenkreuz Magdeburg als<br />
Teil des Projektes 17 der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit<br />
wurde auch in <strong>2004</strong> durch das <strong>Wasser</strong>straßen-<br />
Neubauamt Helmstedt zügig <strong>und</strong> zielstrebig fortgeführt.<br />
Mit Fertigstellung des 3,7 km langen Bauloses im Bereich<br />
der Liegestelle Rühen ist ab Anfang 2005 auf zusammenhängenden<br />
43 km Länge – ausgenommen sind die Lückenschlüsse<br />
an den Brücken Nr. 450 <strong>und</strong> 453 – vom östlichen<br />
Niedersachsen bis Haldensleben vorzeitig der Begegnungsverkehr<br />
von Großmotorgüterschiffen mit 2,80 m Abladetiefe<br />
möglich. Der Ausbau der rd. 80 km langen MLK-<br />
Oststrecke soll insgesamt Ende 2008 abgeschlossen werden.
Gunnar Plümer<br />
WNA Helmstedt<br />
Abb. 1 - Kanalüberführung Elbeu – Blick nach Süden<br />
Vom Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK)<br />
östlich von Wolfsburg – Projekt 17 der „Verkehrsprojekte<br />
Deutsche Einheit“ – ist in der<br />
„Hohen Dammstrecke“ nördlich von Magdeburg<br />
auch die Eisenbahnunterführung bei<br />
Elbeu betroffen. Der MLK kreuzt hier die<br />
Hauptstrecke der DB AG von Magdeburg<br />
nach Stendal (Abb. 1). Im Zuge des MLK-<br />
Ausbaus soll die Unterführung durch einen<br />
Neubau ersetzt werden.<br />
Oberste Prämisse für die Planung des neuen<br />
Bauwerks war stets, den Betrieb auf den<br />
bestehenden Verkehrswegen unter Berücksichtigung<br />
der gebotenen Sicherheit aufrechtzuerhalten<br />
<strong>und</strong> während der Bauarbeiten<br />
sowenig wie möglich zu behindern.<br />
Ausgangssituation<br />
Die Eisenbahnunterführung Elbeu wurde im Jahre 1928<br />
erbaut. Wie heute die DB AG, so forderte auch bei den<br />
damaligen Planungen die Deutsche Reichsbahn eine Beibehaltung<br />
der Höhenlage der vorhandenen Bahntrasse.<br />
Eine Absenkung der Schienenoberkante (NN + 44,00 m)<br />
hätte eine kritische Verringerung des Abstandes zum<br />
Planung<br />
der neuen<br />
Kanalüberführung Elbeu<br />
Abb. 2 - Querschnitt des bestehenden Bauwerks<br />
Marcus Meyer<br />
WNA Helmstedt<br />
Gr<strong>und</strong>wasserspiegel mit allen bekannten Problemen<br />
für Bau <strong>und</strong> Unterhaltung zur Folge gehabt.<br />
Unter Einhaltung der jeweiligen Lichtraumprofile<br />
der Bahn bliebt für die nutzbare Bauhöhe bis zur<br />
Kanalsohle bei NN + 52,00 m nur wenig Platz.<br />
Im Jahre 1928 fiel deshalb die Wahl der Konstruktion<br />
auf ein gemauertes Klinkergewölbe mit<br />
Stampfbetonwiderlagern. Die ca. 100 m lange<br />
Unterführung hat eine lichte Weite von 9,6 m.<br />
Während das Mauerwerk im Gewölbescheitel nur<br />
64 cm misst, sind die Widerlager an der Basis je 8<br />
m breit (Abb. 2). Derart robuste Gewölbe haben<br />
naturgemäß erhebliche Tragreserven für Vertikallasten,<br />
was die im Zuge einer Nachrechnung<br />
durchgeführte Materialprüfung noch zusätzlich<br />
bekräftigte. Kämpferverschiebungen infolge<br />
asymmetrischer oder horizontaler Lasten können<br />
dagegen schnell zu kritischen Zuständen führen.<br />
Die geplante Verbreiterung des MLK mittels senkrechter<br />
Uferwände <strong>und</strong> die Vertiefung der Sohle<br />
ziehen zwangsläufig Bauzustände nach sich, die<br />
mit einer Aufnahme der Tondichtung verb<strong>und</strong>en sind. Daraus<br />
resultieren Belastungszustände, für die die vorhandene<br />
Unterführung nie konzipiert war.<br />
Insbesondere der horizontale <strong>Wasser</strong>druck, der sich bei der<br />
Aufnahme der Tondichtung aus der räumlich schwer kalku-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
57
58<br />
lierbaren Sickerwasserströmung aufbaut, kann das unbewehrte<br />
Gewölbe in seiner Standsicherheit gefährden. Um<br />
dieser Gefahr zu begegnen, wurden zunächst zahlreiche<br />
Ertüchtigungsvarianten für die vorhandene Unterführung<br />
untersucht. Unter Berücksichtigung der geringen Bauhöhe<br />
erwiesen sie sich jedoch alle als nicht geeignet, eine Gefährdung<br />
mit dem notwendigen Sicherheitsniveau auszuschließen.<br />
Somit blieb nur die Möglichkeit, die vorhandene<br />
Unterführung durch einen Neubau zu ersetzen.<br />
Variantenuntersuchung<br />
In einer Voruntersuchung des WNA Helmstedt wurden für<br />
den Ersatz der Unterführung drei Varianten<br />
<strong>und</strong> elf Untervarianten miteinander verglichen.<br />
Neben verschiedenen Bauverfahren<br />
wurde auch die Verlegung der Bahnlinie <strong>und</strong><br />
damit verb<strong>und</strong>en der Neubau an einem neuen<br />
Kreuzungspunkt mit dem MLK untersucht.<br />
Voraussetzung für alle Varianten war die<br />
Einhaltung der Anforderungen der Dammsicherheit<br />
auch in allen Bauzuständen <strong>und</strong> die<br />
Minimierung der Verkehrsbeschränkungen für<br />
die Binnenschifffahrt <strong>und</strong> die Bahnlinie.<br />
Unter Abwägung aller wirtschaftlichen, sicherheitstechnischen<br />
<strong>und</strong> baulichen Belange<br />
stellte sich als Vorzugsvariante der Bau einer<br />
einschiffigen Kanalbrücke im Rechteckquerschnitt<br />
mit einer <strong>Wasser</strong>spiegelbreite von<br />
26,00 m im Zuge einer Ausweiche (Neue<br />
Fahrt) heraus. Nach Fertigstellung <strong>und</strong> Anschluss<br />
dieser Ausweiche an den MLK kann<br />
die alte Unterführung unter Sperrung der<br />
alten Fahrt abgebrochen <strong>und</strong> anschließend am gleichen<br />
Kreuzungspunkt eine zweischiffige Kanalbrücke (<strong>Wasser</strong>spiegelbreite<br />
42,00 m) über die Bahntrasse errichtet werden<br />
(Abb. 3).<br />
Planung<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb. 3 - Lageplan der geplanten vorgesehenen Lösung<br />
Da die personellen <strong>und</strong> technischen Kapazitäten des WNA<br />
Helmstedt nicht ausreichten, wurde für die weiteren Planungsphasen<br />
ein geeignetes Ingenieurbüro eingeschaltet.<br />
Nach europaweitem Teilnehmerwettbewerb wurden vier<br />
Planung der neuen Kanalüberführung Elbeu<br />
Büros zur Abgabe eines Angebotes aufgefordert. Den Zuschlag<br />
erhielt das Ingenieurbüro Grassl aus Hamburg.<br />
Der Ingenieurvertrag mit dem Büro Grassl beinhaltet neben<br />
einigen „Besonderen Leistungen“ zum Abschluss der Voruntersuchung<br />
auch die Baugr<strong>und</strong>erk<strong>und</strong>ung, die Aufstellung<br />
der Planfeststellungsunterlagen <strong>und</strong> des Entwurfes-AU<br />
einschließlich Tragwerksplanung, Technischer Ausrüstung<br />
<strong>und</strong> die Massenermittlung für die Ausschreibung. Bei der<br />
weiteren Optimierung der Vorzugsvariante hat sich als<br />
wirtschaftlichster Baustoff Stahlbeton erwiesen, der in Form<br />
eines nach unten offenen Rahmens ohne Lager ausgebildet<br />
wird <strong>und</strong> damit besonders wartungsarm ist (Abb. 4)<br />
Abb. 4 - Querschnitt der vorgesehenen Lösung<br />
Aus wirtschaftlichen Gründen wird der Rahmen in gleicher<br />
Form auch unter der <strong>Mitte</strong>linsel zwischen alter Fahrt <strong>und</strong><br />
Ausweiche sowie unter den Außenböschungen geplant. Die<br />
vollständige Verfüllung der <strong>Mitte</strong>linsel <strong>und</strong> der Außenbö-<br />
schungen über den Portalen führt neben einem Sicherheitsgewinn<br />
zu einer ökologisch günstigeren <strong>und</strong> optisch<br />
gefälligeren Lösung. Durch die Verbindung beider Kanalbrücken<br />
entsteht letztlich ein insgesamt ca. 140 m langer<br />
Bahntunnel (Abb. 5).
Abb. 5 - Längsschnitt durch die neue Kanalüberführung<br />
Bauablauf<br />
Vor Beginn jeglicher Arbeiten am benetzten Kanalquerschnitt<br />
sind die Dammfüße mittels Auflastfilter für den Lastfall<br />
der Durchströmung zu ertüchtigen. Im Schutz einer<br />
Baugrubensp<strong>und</strong>wand wird die Kanalbrücke der Ausweiche<br />
auf einer Bohrpfahlgründung errichtet <strong>und</strong> anschließend die<br />
Ausweiche auf Kanalsohlenniveau geschüttet. An die senkrechten<br />
Stahlbetonwände der Kanalbrücke werden die<br />
Ufersp<strong>und</strong>wände der Ausweiche angeschlossen <strong>und</strong> nach<br />
deren Verankerung die Außenböschung <strong>und</strong> <strong>Mitte</strong>linsel auf<br />
Endhöhe hergestellt.<br />
Es folgt der Sohlausbau der Ausweiche mit Tondichtung<br />
<strong>und</strong> Schutzschicht. Nach dem Fluten der Ausweiche können<br />
die Übergangsbereiche zur alten Fahrt abgetragen <strong>und</strong><br />
auch hier die endgültige Sohle des Reckteckprofiles hergestellt<br />
werden. Mit Inbetriebnahme der einschiffigen Ausweiche<br />
ist die Möglichkeit gegeben, das parallele Stück der<br />
alten Fahrt mit Querdämmen abzuriegeln <strong>und</strong> trockenzulegen.<br />
Danach ist der gefahrlose Abbruch der alten Unterführung<br />
möglich, allerdings ist dazu eine ca. einwöchige Vollsperrung<br />
der Bahnstrecke unumgänglich.<br />
Um diese Sperrpause so kurz wie möglich zu halten, werden<br />
die Widerlager der alten Unterführung nur geringfügig<br />
unter Schienenoberkante abgebrochen. Die Bohrpfahlgründung<br />
der neuen Kanalbrücke durchdringt die Widerlagerreste.<br />
Nach Fertigstellung des neuen Bauwerks <strong>und</strong> der<br />
Flügelwände wird der Sollquerschnitt des Dammes <strong>und</strong><br />
auch zwischen den Querdämmen der Sohlausbau im<br />
Rechteckprofil hergestellt. Dem Fluten der alten Fahrt folgt<br />
die Entfernung der Querdämme <strong>und</strong> die Ausführung letzter<br />
Restarbeiten.<br />
Planung der neuen Kanalüberführung Elbeu<br />
Ausblick<br />
Gegenwärtig werden die Planfeststellungsunterlagen fertiggestellt.<br />
Hierzu koordiniert das WNA Helmstedt die Leistungen<br />
des Ingenieurbüros mit denen des Landschaftsplaners.<br />
Nach Prüfung der Unterlagen ist mit der Einleitung des<br />
Planfeststellungsverfahrens zur Jahresmitte 2005 zu rechnen.<br />
Abhängig vom Abschluss des Verfahrens sollen die<br />
Bauarbeiten in den Jahren 2008/09 ausgeführt werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Der Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals zwischen MLK-km 315,15<br />
<strong>und</strong> 318,45 erfordert aufgr<strong>und</strong> von vier unterirdischen Kreuzungsbauwerken<br />
<strong>und</strong> der hohen Dammlage besondere<br />
Sorgfalt. Der Neubau der Unterführung B 189 n sowie die<br />
Anpassung der alten Unterführung B 189 <strong>und</strong> des „Alte<br />
Elbe-Durchlasses“ sind bereits entsprechend neuestem<br />
Dammstandsicherheitskonzept abgeschlossen. Somit bildet<br />
der Ersatz der alten Kanalüberführung Elbeu das letzte<br />
Hindernis für den Streckenausbau im o.g. MLK-Abschnitt.<br />
Durch intensive Vorbereitung <strong>und</strong> langfristige, verwaltungsübergreifende<br />
Abstimmungen ist es gelungen, eine in allen<br />
Phasen sichere <strong>und</strong> wirtschaftliche Baumaßnahme zu planen,<br />
ohne den laufenden Verkehr übermäßig zu behindern<br />
oder zu unterbrechen.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
59
60<br />
Dietmar Abel<br />
WNA Helmstedt<br />
Allgemeines<br />
Flächen suchen, Eigentümer ermitteln, Gespräche führen,<br />
Entschädigungen zahlen, Liegenschaftsvermessungen<br />
durchführen, Kaufverträge abschließen <strong>und</strong> überwachen,<br />
Gr<strong>und</strong>stücke erwerben, Gr<strong>und</strong>stücke verwalten - dieses<br />
sind nur Stichpunkte zur Beschreibung der Aufgaben, die<br />
sich aus der Flächenbereitstellung für den Ausbau des<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanals zwischen Wolfsburg <strong>und</strong> Magdeburg immer<br />
wieder ergeben. Dabei wird der größte Teil der Flächen<br />
für Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen benötigt.<br />
Magerrasen, Sukzessionsflächen, Renaturierung, Feuchtbiotope,<br />
Benjeshecken <strong>und</strong> extensives Grünland sind in der<br />
Regel die gebräuchlichsten Vokabeln für die durchzuführenden<br />
Maßnahmen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl verschiedener Vorhabenträger wie<br />
Straße, Schiene <strong>und</strong> <strong>Wasser</strong>straße werden immer mehr<br />
landwirtschaftliche Betriebe mit Flächenentzug belastet.<br />
Immer wieder hört man, dass die Betriebe nicht mehr bereit<br />
sind, Flächen für Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen herzugeben.<br />
Vielmehr wird immer wieder die Forderung nach<br />
Ersatzland laut. Dies trifft insbesondere in Gebieten zu, in<br />
denen aufgr<strong>und</strong> der hohen Besiedelungsdichte kaum Flächen<br />
bereitstehen.<br />
In Abbildung 1 ist der Flächenbedarf für den Ausbau des<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK) von Wolfsburg bis Magdeburg dargestellt.<br />
Immerhin 70 % der Flächen werden für Ausgleichs-<br />
<strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen (A&E-Maßnahmen) benötigt.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Ersatzmaßnahmen<br />
auf ehemals<br />
militärisch genutzten Flächen<br />
am Beispiel Hillersleben<br />
Abb. 1: Darstellung des geschätzten Flächenbedarfs für den Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals<br />
Michael Tieseler<br />
WNA Helmstedt<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Kosten, die im Zusammenhang<br />
mit der Flächenbereitstellung für Ausgleichs- <strong>und</strong><br />
Ersatzmaßnahmen entstehen, hat sich das <strong>Wasser</strong>straßen-<br />
Neubauamt Helmstedt veranlasst gesehen, nach alternativen<br />
Möglichkeiten zu suchen.<br />
Flächenbereitstellung<br />
In einem Erlass des Innenministeriums des Landes Sachsen-Anhalt<br />
von 1999 ist bereits die Kompensation von<br />
Eingriffen geregelt worden. Hierin ist festgehalten, den<br />
Flächenentzug in der Landwirtschaft für derartige Maßnahmen<br />
zu reduzieren. Als Möglichkeiten zur Reduzierung des<br />
Flächenentzugs werden genannt<br />
• der Abriss von Gebäuden<br />
• die Entsiegelung von Flächen <strong>und</strong><br />
• die Finanzierung durch Ersatzzahlung entsprechend<br />
§ 13 a NatSchG LSA.<br />
Der konkrete Anlass für die Suche nach alternativen Möglichkeiten<br />
war ein Defizit an Kompensationsfläche von<br />
50 ha im Bereich von Haldensleben. Dieses resultierte aus<br />
einem Planfeststellungsverfahren für den Streckenausbau<br />
des MLK. Aufgr<strong>und</strong> der Nähe ergab sich letztendlich das<br />
Tanklager der ehemaligen Garnison Hillersleben als Ersatzmaßnahme.<br />
Die Maßnahmenfläche „Hillersleben“ (Abb. 2) befindet sich<br />
im Übergangsgebiet der Landschaftseinheiten Altmarkheide<br />
zur Ohreniederung. Es handelt sich geologisch betrachtet<br />
um den Endmoränen vorgelagerte Sanderflächen. Bis 1994<br />
wurde das Gebiet durch die Streitkräfte der GUS militärisch<br />
genutzt.<br />
Gemäß dem Landschaftsprogramm des Landes<br />
Sachsen-Anhalt sind diese Konversionsflächen in<br />
das Schutzgebietsystem aufzunehmen. Sie sollen<br />
durch ungestörte Sukzession langfristig zur Gewährleistung<br />
der Entwicklung von immer naturnäheren<br />
Ökosystemen beitragen. Nach dem Landschaftsrahmenplan<br />
des Landkreises Haldensleben sollen die<br />
randlichen Bereiche der ehemaligen Militärflächen als<br />
Naturentwicklungszonen gesichert werden.<br />
Eigentümer der Flächen ist das B<strong>und</strong>esvermögensamt<br />
Magdeburg. Zur Umsetzung der Ersatzmaßnahme<br />
wurden die Flächen für einen Zeitraum<br />
von gut zwei Jahren vom <strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamt<br />
Helmstedt übernommen. Die Ausschreibung <strong>und</strong><br />
Umsetzung der Maßnahme unter Berücksichtigung
Abb. 2 - Übersichtskarte<br />
des Planfeststellungsbeschlusses erfolgte durch die Oberfinanzdirektion<br />
Magdeburg <strong>und</strong> hier durch das Landesamt für<br />
Straßenbau – Landesbauabteilung (ehemals Staatshochbauamt).<br />
Ebenfalls beteiligt war die B<strong>und</strong>esforst als Auftragnehmer<br />
für Holzungs- <strong>und</strong> Pflanzarbeiten sowie als zukünftig Unterhaltender<br />
der fertiggestellten Maßnahme.<br />
Beschreibung der Maßnahme<br />
Auf dem ehemals von russischen Soldaten genutzten Gelände<br />
befanden sich verschiedene Gebäude <strong>und</strong> Hallen.<br />
Ersatzmaßnahmen auf ehemals militärisch genutzten Flächen am Beispiel Hillersleben<br />
Abb. 3 - Wache Abb. 4 - Lagerhalle<br />
Das r<strong>und</strong> 37 ha große Gebiet wurde außerdem durch zum<br />
Teil mit Beton befestigten Wegen durchzogen. Verschiedene<br />
Hallen aus Stein <strong>und</strong> Holz befanden sich ebenso auf<br />
dem Gelände wie Bunker <strong>und</strong> Tankanlagen. Teilweise<br />
befand sich Hausmüll, aber auch Sondermüll innerhalb der<br />
Gebäude, der fachgerecht entsorgt werden musste.<br />
Die mit Beton versehenen Wege oder Plätze wurden entsiegelt,<br />
das Material gebrochen <strong>und</strong>, soweit unbelastet,<br />
zum verfüllen der Tanklager verwendet. Drei der ehemaligen<br />
Munitionsbunker wurden zu Fledermauswinterquartieren<br />
umgestaltet. Die Eingänge wurden bis auf die Einflugschlitze<br />
verschlossen. Zur Feuchtigkeitsregulation wurden<br />
auf den Bunkern Zisternen gebaut <strong>und</strong> die Fußböden perforiert.<br />
Um Frostfreiheit zu gewährleisten, wurden die Bunker<br />
zusätzlich mit Oberboden angedeckt.<br />
Das Gewächshaus des Selbstversorgerbetriebes der Militärs<br />
wurde abgerissen, die F<strong>und</strong>amente abgebrochen <strong>und</strong><br />
an dieser Stelle eines von drei neuen Feuchtbiotopen angelegt.<br />
Nach der Entsiegelung von Wegen <strong>und</strong> Plätzen wurden<br />
auf einer Fläche von insgesamt zwei Hektar Initi-<br />
alpflanzungen durchgeführt. Der durch die Anlage der<br />
Feuchtbiotope gewonnene Oberboden wurde für die Pflanzflächen,<br />
zum Andecken der Fledermausbunker <strong>und</strong> zum<br />
Abdecken der ehemaligen Tanklager verwendet.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
61
62<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Ersatzmaßnahmen auf ehemals militärisch genutzen Flächen am Beispiel Hillersleben<br />
Abb. 5 - Entsiegelter Weg mit Barriere Abb. 6 - Bunker als Fledermausquartier<br />
Die Maßnahme umfasste darüber hinaus das Entfernen von<br />
technische Anlagen, wie Sicherungszäunen <strong>und</strong> Beleuchtungseinrichten,<br />
das Fällen von ca. 500 Pappeln als nicht<br />
standortgerechte Gehölze sowie das Aufstellen einer<br />
Schranke im Zufahrtsbereich.<br />
Mit knapp 540.000 Euro Bau- <strong>und</strong> Verwaltungskosten<br />
(Gr<strong>und</strong>erwerbskosten fielen nicht an) blieben die Herstellungskosten<br />
ein Zehntel unterhalb der Kostenschätzung.<br />
Sie liegen damit im Rahmen der durchschnittlichen Kosten<br />
von Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen.<br />
Fazit<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Vielzahl von Bauvorhaben der verschiedenen<br />
Verkehrsträger, Energieversorger, Städte <strong>und</strong> Gemeinden<br />
werden landwirtschaftliche Betriebe durch die notwendigen<br />
Abb. 7 - Feuchtsenke Abb. 8 – Tanklager - verfüllt<br />
Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen stark belastet. Zukünftig<br />
sind neue Wege für die Flächenbereitstellung sowie Art<br />
<strong>und</strong> Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen gefragt.<br />
Insbesondere die ehemals militärisch genutzten Flächen<br />
oder Flächen mit Gebäuden der früheren landwirtschaftlichen<br />
Produktionsgenossenschaften stellen ein Potential für<br />
die Umsetzung von Ausgleichs- <strong>und</strong> Ersatzmaßnahmen<br />
dar. Am Beispiel der Maßnahme Hillersleben zeigt sich,<br />
dass die Umsetzung einer derartigen Maßnahme dem B<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> damit dem Steuerzahler die Kosten für die Flächenbereitstellung<br />
mittels Gr<strong>und</strong>erwerb ersparen kann. Außerdem<br />
werden die ehemals militärisch genutzten Flächen einer<br />
sinnvollen Verwendung für Zwecke des Naturschutzes<br />
zugeführt.
Abb. 1 - Aufbau einer statischen Probebelastung<br />
Erfahrungen<br />
mit verschiedenen<br />
Pfahlgründungssystemen<br />
für Brückenwiderlager<br />
In den Jahren ab1992 wurden in den Baugr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Gründungsgutachten<br />
für den Neubau von Brücken in der Osthaltung<br />
des <strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK) sowohl Flach- als auch<br />
Tiefgründungen empfohlen. Tiefgründungen erwiesen sich<br />
häufig als wirtschaftlichere Lösungen, weil verglichen mit<br />
Flachgründungen geringere Aufwendungen für <strong>Wasser</strong>haltungen<br />
erforderlich wurden. Die Vermeidung von <strong>Wasser</strong>haltungen<br />
kann besonders in <strong>Wasser</strong>schutz- <strong>und</strong> Naturschutzgebieten<br />
von Bedeutung sein. Ein weiterer Vorteil der<br />
Tiefgründung ist die zu erwartende geringere Setzung beziehungsweise<br />
geringere Schiefstellung des Bauwerks. Im<br />
Bereich von Dammstrecken wird durch die Tiefgründung<br />
der Standsicherheitsnachweis der Brücke von der<br />
Dammstandsicherheit getrennt. Beim Ausbau des MLK im<br />
Rechteckprofil wurden Tiefgründungen gewählt, um die Ufersp<strong>und</strong>wände<br />
im Brückenbereich lastfrei zu halten.<br />
Probebelastungen an Pfählen<br />
In der Regel wurden bei unterschiedlichem Baugr<strong>und</strong>aufbau<br />
<strong>und</strong> unterschiedlichen Pfahlsystemen statische Probebelastungen<br />
durchgeführt. Hierzu wurden von der B<strong>und</strong>esanstalt<br />
für <strong>Wasser</strong>bau (BAW) die Baugr<strong>und</strong>verhältnisse zu<br />
drei Gruppen zusammengefasst. Es ergaben sich die<br />
Gruppen mit ausschließlich Sand bzw. Sand/Kies, Sand<br />
über Geschiebemergel (Pfahlfuß im Geschiebemergel) <strong>und</strong><br />
Geschiebelehm/-mergel über Sand (Pfahlfuß im Sand).<br />
Die Durchführung der Probebelastungen erfolgt entsprechend<br />
den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für<br />
Ulrich Birker<br />
WNA Helmstedt<br />
Daniel Stadel<br />
WNA Helmstedt<br />
Geotechnik (DGGT). Ein typischer Aufbau ist in Abb. 1 dargestellt.<br />
Bei diesen Probebelastungen wird eine Last entsprechend<br />
der errechneten Bauwerkslasten stufenweise<br />
aufgebracht.<br />
Statische Probelastungen haben sich in diesem Umfang<br />
bewährt. In einigen Fällen wurden Nachbesserungen am<br />
Pfahlsystem notwendig, da entweder anderer Baugr<strong>und</strong><br />
angetroffen wurde oder Herstellungsfehler aufgedeckt wurden.<br />
Bei dynamischen Probebelastungen wird durch ein Fallgewicht<br />
eine Energie in den Pfahlkopf eingeleitet. Der dieser<br />
Energie entgegenwirkende Eindringwiderstand des Pfahles<br />
wird gemessen. Dadurch erhält man sehr schnell eine<br />
Aussage zur Tragfähigkeit. Da diese Aussagen auf angenommenen,<br />
modellierten <strong>und</strong> rechnerisch angepassten Bodenmodellen<br />
beruhen, ergibt sich eine größere Streuung<br />
<strong>und</strong> Unsicherheit als bei statischen Probebelastungen. Die<br />
kostengünstigeren dynamischen Probebelastungen werden<br />
von der BAW nur akzeptiert, wenn sie an statischen Probebelastungen<br />
geeicht werden. Sie sind daher nur bei Nachbesserungen<br />
zur Erfolgskontrolle zum Einsatz gekommen.<br />
Ausgeführte Pfahlgründungen<br />
Die bisher in der Osthaltung für Brücken zum Einsatz gekommenen<br />
Pfahlsysteme werden im Folgenden mit ihren<br />
Vor- <strong>und</strong> Nachteilen beschrieben. Bei den Überwachungsmöglichkeiten<br />
werden nur Besonderheiten des jeweiligen<br />
Verfahrens aufgeführt. Eine allgemeine Überwachung ist in<br />
den Normen zur Herstellung von Pfählen angegeben<br />
(DIN EN 1536, 12699, 12794 <strong>und</strong> 14199).<br />
Bohrpfähle<br />
Bohrpfähle nach DIN 4014: 1990-03 (ersetzt durch<br />
DIN 1054: 2003-01 <strong>und</strong> DIN EN 1536: 1999-06) wurden<br />
an zwei Brücken der Osthaltung ausgeführt. Hierbei<br />
wird ein Bohrrohr durch Drehen <strong>und</strong> Pressen in<br />
den Boden eingebracht <strong>und</strong> sukzessive das Rohr ausgeräumt.<br />
Der bei der Herstellung der Pfähle geförderte<br />
Boden wird visuell auf die im Baugr<strong>und</strong>gutachten angegebene<br />
Beschaffenheit kontrolliert. Von der Möglichkeit,<br />
gestörte Proben zu entnehmen <strong>und</strong> z.B. auf<br />
Kornzusammensetzung zu prüfen, wurde bisher im<br />
Bereich des <strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamtes (WNA)<br />
Helmstedt kein Gebrauch gemacht. Die im Bodengutachten<br />
angegebene Lagerungsdichte kann ohne Entnahme<br />
von Sonderproben, die den Bauablauf erheb-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
63
64<br />
lich stören, nicht überprüft werden. Bei der Herstellung der<br />
Bohrpfähle ist darauf zu achten, dass das Bohrrohr dem<br />
Bodenentnahmegerät mindestens einen Meter voreilt. Im<br />
nichtbindigen Boden ist bei Gr<strong>und</strong>wasser im Bohrrohr mit<br />
<strong>Wasser</strong>überdruck zu arbeiten, um einen Bodeneintrag<br />
durch hydraulischen Gr<strong>und</strong>bruch an der Bohrlochsohle zu<br />
verhindern. Nach Erreichen der Endtiefe wird in das Bohrrohr<br />
der Bewehrungskorb eingesetzt. Anschließend wird<br />
der Pfahl von unten nach oben unter Einsatz eines Betonagerohres<br />
betoniert, um ein Entmischen des Betons zu verhindern<br />
(Abb. 2). Dabei wird das <strong>Wasser</strong> nach oben aus<br />
dem Pfahl verdrängt <strong>und</strong> das Bohrrohr sowie das Betonagerohr<br />
werden kontinuierlich gezogen.<br />
Abbildung 2 - Herstellungsablauf Bohrpfahl<br />
Trotz dieser Maßnahmen ist es bei einem Bauwerk offensichtlich<br />
zu einer Auflockerung bei feinsandigen Böden gekommen,<br />
was sich bei der statischen Probebelastung durch<br />
Versagen bei etwa der Hälfte der rechnerischen Tragfähigkeit<br />
zeigte. Die Tragfähigkeit wurde auf Vorschlag des Auftragnehmers<br />
in Abstimmung mit<br />
der BAW durch Verpressen mit<br />
Zementsuspension erreicht. Es<br />
wurde der Boden neben den Pfählen<br />
<strong>und</strong> unterhalb der Pfahlfüße<br />
verpresst. Der Erfolg wurde am<br />
Probepfahl durch statische <strong>und</strong> bei<br />
etwa der Hälfte der Bauwerkspfähle<br />
durch dynamische Probebelastungen<br />
überprüft.<br />
Pfähle mit Teil-<br />
<strong>und</strong> Vollverdrängung<br />
Bei dieser Art Pfähle wird das<br />
Bohrrohr am unteren Ende verschlossen<br />
(im Gr<strong>und</strong>wasser wasserdicht).<br />
Das Bohrrohr wird vom<br />
Trägergerät durch Drehen <strong>und</strong><br />
Pressen eingebracht. Anschließend<br />
wird der Bewehrungskorb<br />
eingesetzt <strong>und</strong> der Pfahl beim Ziehen<br />
des Rohres betoniert. Im Bereich<br />
des WNA Helmstedt sind<br />
bisher der VB-Pfahl <strong>und</strong> das System<br />
F<strong>und</strong>ex (Abb. 3) zum Einsatz<br />
gekommen.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Erfahrungen mit verschiedenen Pfahlgründungssystemen für Brückenwiderlager<br />
Abb. 3 - Herstellungsablauf System F<strong>und</strong>ex<br />
Beim VB-Pfahl wird beim Einbringen Boden verdrängt <strong>und</strong><br />
zum Teil auch an der Außenseite des Bohrrohres durch eine<br />
Schnecke gefördert. Anhand des geförderten Bohrgutes<br />
lässt sich kaum eine Aussage über den durchbohrten Boden<br />
machen, da dieser zeitlich verzögert <strong>und</strong> stark durchmischt<br />
gefördert wird. Eher lässt sich anhand der Vortriebsgeschwindigkeit,<br />
der dafür erforderlichen Kräfte <strong>und</strong> der<br />
Menge des geförderten Bohrgutes eine Aussage zum angetroffenen<br />
Baugr<strong>und</strong> machen. Daher sollte die Bauüberwachung<br />
diese Kriterien bei den einzelnen Pfählen vergleichen.<br />
Beim System F<strong>und</strong>ex wird der Boden nahezu vollständig<br />
verdrängt. Während des Bohrvorgangs wird der hydraulische<br />
Druck des Gerätes aufgezeichnet. Dieser Druck<br />
stimmt qualitativ mit einer Spitzensondierung<br />
überein. Die aufgezeichneten<br />
Drücke können mit den üblicherweise<br />
im Baugr<strong>und</strong>gutachten<br />
verzeichneten Sondierungsergebnissen<br />
abgeglichen werden. So können<br />
während der Pfahlherstellung Abweichungen<br />
vom angenommenen Baugr<strong>und</strong><br />
festgestellt werden.<br />
Bei beiden Verdrängungsbohrpfahlsystemen<br />
ist vor der Betonage zu<br />
überprüfen, ob das Bohrrohr innen<br />
trocken ist. Während der Betonage<br />
<strong>und</strong> des Ziehens des Bohrrohres ist<br />
sicherzustellen, dass die Betonsäule<br />
so ausreichend hoch ist, dass es<br />
nicht zu Einbrüchen von Bodenmaterial<br />
am unteren Ende des Rohres<br />
kommt.<br />
Durch die Bodenverdrängung erhöht<br />
sich bei diesen Systemen die Tragfähigkeit im Vergleich zu<br />
herkömmlichen Bohrpfählen gleicher Abmessung.<br />
Ortbetonrammpfähle Ortbetonrammpfähle vom Typ<br />
Franki sind bei mehreren Brücken<br />
von den Auftragnehmern<br />
als Nebenangebot für die ausgeschriebeneBohrpfahlgründung<br />
eingereicht <strong>und</strong> beauftragt<br />
worden. Bei diesem Verfahren<br />
wird das Vortreibrohr mit einem<br />
wasserdichten Kies- oder Magerbetonpfropfen<br />
verschlossen<br />
<strong>und</strong> durch eine Innenrohrrammung<br />
eingeschlagen. Durch<br />
das Ausrammen des Pfropfens<br />
besteht die Möglichkeit, eine<br />
Fußaufweitung herzustellen.<br />
Darüber hinaus kann durch das<br />
Ausrammen von zusätzlichem<br />
Kies oder Beton der Boden<br />
verbessert werden. Die Tragfähigkeit<br />
bestimmt sich nach der<br />
sogenannten „Hamburger Zulassung“,<br />
die durch zahlreiche<br />
Probebelastungen belegt wurde.<br />
Ein Rammgerät bei der<br />
Herstellung eines Frankipfahles<br />
ist in Abbildung 4 zu sehen.
Während der Herstellung wird die<br />
Fallhöhe des Schlaggewichts sowie<br />
die Schlagzahl festgehalten. Hierdurch<br />
sind ähnliche Interpretationsmöglichkeiten<br />
wie bei einer Rammsondierung<br />
gegeben. Aus der Einbringenergie<br />
auf den letzten zwei<br />
beziehungsweise drei Metern lässt<br />
sich die Tragfähigkeit ableiten. Bei<br />
diesem Verfahren ist bei der Überwachung<br />
besonders auf das Gewicht<br />
des Freifallbären, dessen Fallhöhe<br />
<strong>und</strong> die Schlagzahl bezüglich<br />
der Eindringtiefe zu achten. Diese<br />
Eckdaten müssen immer mindestens<br />
den Vorgaben aus der Statik<br />
entsprechen.<br />
Ein großer Vorteil der Frankipfähle<br />
besteht darin, dass der Baugr<strong>und</strong> im<br />
Pfahlfußbereich durch eine Kiesvorrammung<br />
während der Pfahlherstellung<br />
verbessert werden kann. Hierbei<br />
wird durch das Vortreibrohr Kies<br />
ausgestampft, während das Rohr ca.<br />
2 m gezogen wird. Danach wird das<br />
Rohr erneut auf Solltiefe geschlagen.<br />
Die Tragfähigkeit jedes einzelnen<br />
Pfahles wird anhand der Rammprotokolle<br />
nachgewiesen.<br />
Für die Betonage <strong>und</strong> das Ziehen<br />
des Vortreibrohres gilt das bei den<br />
Teil- <strong>und</strong> Vollverdrängungspfählen gesagte identisch.<br />
Bei der Herstellung eines Pfahlrostes kann es dazu kommen,<br />
dass die letzten Pfähle aufgr<strong>und</strong> der Vorverdichtung<br />
durch die schon eingebrachten Pfähle so hohe Schlagzahlen<br />
aufweisen, dass die Endtiefe nicht ganz erreicht wird.<br />
Da beim Herstellen des Frankipfahls erhebliche Erschütterungen<br />
entstehen, ist er innerorts <strong>und</strong> im Bereich von bestehenden<br />
Leitungen <strong>und</strong> Bauwerken nicht immer geeignet.<br />
Stahlbetonfertigrammpfähle<br />
An zwei Brücken wurden Stahlbetonfertigrammpfähle vom<br />
Typ Centrum-Pfahl mit den Abmessungen 40x40 cm eingebaut.<br />
Die Tragfähigkeit der Pfähle wird durch die eingetragene<br />
Rammenergie - ähnlich wie beim Frankipfahl - unmittelbar<br />
kontrolliert. Außerdem wurde die Tragfähigkeit an jedem<br />
Bauwerk durch statische Probebelastungen überprüft.<br />
An dem ersten Bauwerk wurde bei der statischen Probebelastung<br />
nur die 1,75-fache <strong>und</strong> nicht die 2-fache<br />
Gebrauchslast nachgewiesen, die die DIN 1054: 1976-11<br />
bei nur einer Probebelastung als Sicherheit fordert. Daher<br />
wurde an einem weiteren Pfahl eine dynamische Probebelastung<br />
durchgeführt, die an dem statisch beprobten Pfahl<br />
geeicht wurde, indem dieser zusätzlich dynamisch geprüft<br />
wurde. Damit wurde die bei zwei Probebelastungen erforderliche<br />
1,75-fache Sicherheit nachgewiesen. Da die Pfähle<br />
in bindigen Baugr<strong>und</strong> einbinden, ist mit einem Anwachsen<br />
der Tragfähigkeit über die Standzeit zu rechnen.<br />
Während der Herstellung der Gründung des anderen Bauwerks<br />
wurde festgestellt, dass auf der MLK-Südseite eine<br />
ausreichend tragfähige Schicht gemäß Baugr<strong>und</strong>gutachten<br />
bei einer Tiefe von ca. 8 m unter Geländeoberkante nicht<br />
angetroffen wurde. Eine sofort veranlasste Drucksondierung<br />
bestätigte das Fehlen der Schicht. Zusätzlich wurden<br />
Erfahrungen mit verschiedenen Pfahlgründungssystemen für Brückenwiderlager<br />
Abb. 4 – Herstellung eines Pfahles System Franki<br />
vom Auftragnehmer dynamische<br />
Probebelastungen durchgeführt,<br />
die die nicht ausreichende Tragfähigkeit<br />
bestätigten. Die erhebliche<br />
Abweichung zwischen dem<br />
Baugr<strong>und</strong>gutachten <strong>und</strong> dem<br />
vorgef<strong>und</strong>enen Baugr<strong>und</strong> lässt<br />
sich dadurch erklären, dass die<br />
Baugr<strong>und</strong>erk<strong>und</strong>ung wegen Unzugänglichkeit<br />
des Geländes ca.<br />
50 m entfernt durchgeführt worden<br />
war.<br />
In Abstimmung mit der BAW wurde<br />
auf der Südseite die Pfahlgründung<br />
gemäß Vorschlag des<br />
Auftragnehmers auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Drucksondierung mit 20<br />
m langen Pfählen ausgeführt.<br />
Dafür mussten neue Pfähle mit<br />
Pfahlkupplung hergestellt werden,<br />
weil keine andere Verlängerungsmöglichkeit<br />
bestand. Bei<br />
der statischen Probebelastung<br />
auf der Südseite wurde die doppelte<br />
Gebrauchslast bei 2 mm<br />
bleibender Setzung sicher erreicht.<br />
Auf der Nordseite wurde die<br />
Gründungsebene beibehalten<br />
<strong>und</strong> die Tragfähigkeit anhand einer<br />
statischen Probebelastung<br />
bei 10 mm bleibender Setzung<br />
erfolgreich nachgewiesen.<br />
Bei der Beauftragung der Nebenangebote für die<br />
Stahlbetonrammpfahlgründung war eine Integritätsprüfung<br />
der Pfähle verlangt worden, weil die Belastung der Pfähle<br />
durch das Einrammen in den Baugr<strong>und</strong> höher ist als<br />
während der Nutzungsdauer. Bei der Integritätsprüfung wird<br />
die Reflexion eines Signals, z. B. eines Hammerschlages,<br />
an Grenzschichten im Pfahl gemessen. Dabei wurden keine<br />
Unregelmäßigkeiten festgestellt. Bei den verlängerten<br />
Pfählen konnte diese Aussage nur bis zur Pfahlkupplung<br />
gemacht werden. Integritätsprüfungen sind an jedem<br />
Pfahltyp möglich.<br />
Zusammenfassung<br />
Bei allen Pfahlsystemen ist darauf zu achten, dass sie für<br />
unterschiedliche Bodenarten gut, weniger gut oder zum Teil<br />
auch gar nicht geeignet sind. So können z. B. Verdrängungsbohr-<br />
<strong>und</strong> Rammpfähle in bindigem Boden nur<br />
schwer eingebracht werden.<br />
Es hat sich bewährt, sich vor Beginn der Arbeiten über die<br />
genaue Art der Dokumentation (Beispielprotokoll) mit dem<br />
verantwortlichen Bauleiter zu verständigen. Eine entsprechende<br />
Auflistung zum Inhalt der Dokumentation liegt als<br />
Anhang der Herstellungsnormen vor.<br />
Sollten noch nicht bekannte Pfahlsysteme zum Einsatz vorgeschlagen<br />
werden, ist es zweckmäßig, sich für die Wertung<br />
der Angebote <strong>und</strong> für die anschließende Bauüberwachung<br />
bei der BAW zu informieren. Sollte es Probleme oder<br />
Streitigkeiten bei der Ausführung geben, besteht hier nach<br />
vorheriger Absprache die Möglichkeit, einen Sachverständigen<br />
der BAW hinzuzuziehen.<br />
Durch Probebelastungen kann die Tragsicherheit der Gründung<br />
nachgewiesen <strong>und</strong> das Pfahlsystem optimiert werden.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
65
66<br />
Einsatz von Ingenieurtauchern<br />
Bei der Inspektion, der Wartung <strong>und</strong> der Instandsetzung<br />
des Gewässerbettes <strong>und</strong> der Schifffahrtsanlagen sowie bei<br />
den Neu- <strong>und</strong> Ausbauvorhaben an den <strong>Wasser</strong>straßen sind<br />
verschiedene Aufgaben unter <strong>Wasser</strong> durchzuführen. Neben<br />
dem Einsatz von Tauchunternehmen der Wirtschaft<br />
setzt die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV) für die<br />
Aufgabenerledigung auch<br />
eigene Berufstaucher ein.<br />
Bei den Berufstauchern<br />
handelt es sich um gelernte<br />
Facharbeiter, wie<br />
Schlosser, <strong>Wasser</strong>bauer<br />
oder Matrosen, die im<br />
Rahmen einer zweijährigenQualifizierungsmaßnahme<br />
zu Tauchern fortgebildet<br />
werden <strong>und</strong> vor<br />
der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />
eine Prüfung<br />
zum Berufstaucher ("geprüfter<br />
Taucher") ablegen.<br />
Die im Rahmen der zweijährigen<br />
Fortbildung notwendigen<br />
Fachlehrgänge<br />
absolvieren die angehenden<br />
Berufstaucher der<br />
WSV beim Taucherlehrbetrieb<br />
des <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong><br />
Schifffahrtsamtes (WSA)<br />
Rheine in Bergeshövede. Zusätzlich erhalten hier in besonderen<br />
Lehrgängen Ingenieure eine Zusatzausbildung zum<br />
sogenannten Ingenieurtaucher.<br />
Die Berufstaucher der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion<br />
(<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong> sind zentral dem Bauhof des WSA Minden<br />
zugeordnet <strong>und</strong> werden von hier in zwei Tauchgruppen an<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanal (einschl. Stichkanäle), Elbe-Seitenkanal <strong>und</strong><br />
Weser (mit Quell- <strong>und</strong> Nebenflüssen) sowie an Eder- <strong>und</strong><br />
Diemeltalsperre tätig. In gemeinsamen Einsätzen mit diesen<br />
Berufstauchern werden von den Ingenieurtauchern<br />
spezielle Tauchuntersuchungen zur Inspektion <strong>und</strong> Schadensaufnahme<br />
sowie zur Qualitätssicherung bei Arbeiten<br />
von Fremdfirmen vorgenommen. Die Durchführung von<br />
Instandsetzungs- <strong>und</strong> Wartungsarbeiten obliegt allein den<br />
Berufstauchern.<br />
Der Ingenieurtaucher hat kein eigenes Berufsbild. Er wird<br />
zusammen mit den Berufstauchern ausgebildet. Da er aber<br />
nur unter <strong>Wasser</strong> inspizieren <strong>und</strong> beurteilen soll, lernt er<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Abb. 1 - Deckwerkskontrolle am MLK mit dem Leichttauchgerät<br />
Andreas Streichan<br />
WNA Helmstedt<br />
zunächst, mit den Tauchgeräten umzugehen. Er wird außerdem<br />
mit den Sicherheitsvorschriften vertraut gemacht,<br />
lernt das Verhalten unter <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> die Symptome bei<br />
Taucherkrankheiten. Eine Schulung in der Erledigung von<br />
Arbeiten unter <strong>Wasser</strong> (z. B. Schweißen) erfolgt jedoch<br />
nicht.<br />
Im Bereich der <strong>WSD</strong><br />
<strong>Mitte</strong> wird mit autonomenLeichttauchgeräten<br />
(Atemanschluss<br />
über Vollmaske)<br />
oder mit schlauchversorgtenLeichttauchgeräten<br />
(Abb.<br />
1) getaucht. Der<br />
Taucher wird<br />
atemgesteuert mit<br />
Druckluft versorgt.<br />
Das schwerfällige<br />
Helmtauchgerät –<br />
starrer r<strong>und</strong>er Kopfhelm<br />
– hat hier<br />
ausgedient.<br />
Als Schutzkleidung<br />
dient der Trockentauchanzug.Kopfhaube<br />
<strong>und</strong> Trockentauchanzug sind fest verb<strong>und</strong>en. Ein<br />
Nasstauchanzug wird nur unter bestimmten Bedingungen<br />
eingesetzt. Der Neopren-Anzug mit M<strong>und</strong>stück ist nicht<br />
zugelassen.<br />
Der Taucher darf nur im Rahmen einer Tauchgruppe "unter<br />
<strong>Wasser</strong>" eingesetzt werden. Die Tauchgruppe muss mindestens<br />
aus zwei Tauchern <strong>und</strong> einem Signalmann bestehen.<br />
Der Einsatz der Tauchgruppe erfolgt vom Bauhof des<br />
WSA Minden aus, wobei der Einsatzort auf dem Landweg<br />
mit einem LKW, der als Taucherwagen ausgerüstet ist,<br />
erreicht wird. Eine andere Einsatzform ist möglich mit dem<br />
Taucherschiff des WSA Minden (Abb. 2). Das Taucherschiff<br />
hat die gesamte erforderliche Tauchausrüstung, Unterwasser-Arbeitsgeräte,<br />
aber auch Unterkunftsmöglichkeiten für<br />
die Tauchgruppe an Bord. Der Taucherwagen eignet sich<br />
besonders gut für kurzfristige Einsätze oder bei häufigem<br />
Wechsel des Einsatzortes. Das Taucherschiff wird für längerfristige<br />
Einsätze über mehrere Tage an einem Ort eingesetzt.
Abb.2 - Taucherschiff auf der Baustelle Sicherheitstor Haldensleben<br />
Die Tauchgruppen erledigen ihre Unterwasseraufgaben<br />
also ausgerüstet mit Taucherwagen oder mit selbstfahrenden/nicht<br />
selbstfahrenden Schiffen. Es werden in der WSV<br />
aber auch schon Tauchercontainer, eingerichtet mit der<br />
vollständigen Tauchausrüstung, eingesetzt. Diese Container<br />
werden mit LKW oder Schiff an ihren Einsatzort gebracht.<br />
Im Bereich von Rhein <strong>und</strong> Mosel steht<br />
als Alternative zum Tauchereinsatz das<br />
Taucherglockenschiff "Carl Straat" des<br />
WSA Duisburg-Rhein (Abb. 3) für Unterwasserarbeiten<br />
zur Verfügung. Das<br />
Schiff ist mit einem, am Ausleger beweglichen<br />
Senkkasten ausgerüstet.<br />
Durch den Ausleger gelangt man nach<br />
dem Passieren einer Druckluftschleuse<br />
in die auf den Flussgr<strong>und</strong> abgesenkte<br />
Druckluftkammer. Die notwendigen<br />
Unterwasserarbeiten können hier von<br />
Beschäftigten, die "auf Drucklufttauglichkeit<br />
untersucht" sind, durchgeführt<br />
werden.<br />
Im Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> haben sich<br />
die Berufstaucher des Bauhofs Minden<br />
<strong>und</strong> die Ingenieurtaucher von Anfang an<br />
gegenseitig ergänzt. Ein Ingenieurtaucher<br />
wird von der Bauüberwachung<br />
gern bei komplexen bautechnischen<br />
Fragen im Rahmen der Überwachung<br />
von Bauarbeiten hinzugezogen. Nach<br />
einem Einsatz des Ingenieurtauchers<br />
sind meist weitere Tauchgänge der<br />
Berufstaucher notwendig, um die korrekte Ausführung der<br />
mit dem Ingenieurtaucher entwickelten Problemlösungen zu<br />
überwachen. Für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsämter <strong>und</strong> die<br />
Neubauämter steht der Ingenieurtaucher – sofern der Auftrag<br />
die Fachk<strong>und</strong>e des Berufstauchers übersteigt – bei der<br />
Beurteilung bestehender wasserbaulicher Anlagen, bei der<br />
Planung von Instandsetzungs- <strong>und</strong> Neubaumaßnahmen<br />
Einsatz von Ingenieurtauchern<br />
unter <strong>Wasser</strong> <strong>und</strong> begleitend bei deren baulicher<br />
Umsetzung (Eignung des angebotenen<br />
Bauverfahrens, Berechtigung von Nachtragsforderungen<br />
etc.) zur Verfügung.<br />
Im Folgenden wird anhand einiger Beispiele<br />
über Einsätze der Ingenieurtaucher im Bereich<br />
der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> informiert.<br />
• Entwicklung neuer Bauverfahren<br />
Aufgr<strong>und</strong> von Schadensereignissen an<br />
Deckwerken <strong>und</strong> Dichtungen infolge erhöhter<br />
Schiffsbeanspruchungen waren<br />
für den Ausbau der künstlichen <strong>Wasser</strong>straßen<br />
(Kanäle) neue Deckwerks- <strong>und</strong><br />
Dichtungsbauweisen zu entwickeln. Außerdem<br />
mussten aufgr<strong>und</strong> von Sondervorschlägen<br />
von Baufirmen bei Ausschreibungen,<br />
in denen neue Bauverfahren<br />
bzw. neue Baustoffe für den Unterwassereinbau<br />
von Deckwerken <strong>und</strong><br />
Dichtungen angeboten wurden, diese<br />
bewertet <strong>und</strong> kontrolliert werden. So<br />
wurden z. B. neue Arten des Toneinbaus<br />
angeboten; als Filter kamen neben den Kornfiltern<br />
geotextile Filter zum Einsatz. Die Schüttsteine sollten<br />
mit Asphalt oder Beton vollvergossen oder teilvergossen<br />
werden.<br />
Zu all diesen neuen Verfahren mussten Eignungsprüfungen<br />
sowie Kontrollprüfungen zur Optimierung der<br />
Bauverfahren durchgeführt werden. Der Ingenieurtaucher<br />
war hier besonders gefordert, da nur er Planung,<br />
Ausschreibung <strong>und</strong> erforderliche Bauausführung zu-<br />
Abb.3 - Taucherglockenschiff "Carl Straat" des WSA Duisburg-Rhein<br />
sammenhängend beurteilen konnte. Diese Mitarbeit<br />
hat zu wirtschaftlicheren <strong>und</strong> hochwertigeren Bauverfahren<br />
beigetragen. Die Erkenntnisse aus den Tauchuntersuchungen<br />
wurden von der B<strong>und</strong>esanstalt für<br />
<strong>Wasser</strong>bau (BAW) weiterverwandt, z.B. für vergleichende<br />
Langzeituntersuchungen zur Lagestabilität von<br />
Uferdeckwerken. Die Ergebnisse sind später in das<br />
Regelwerk der BAW eingeflossen. Als Beispiele für<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
67
68<br />
Verfahrensentwicklungen seien hier das Plattentonverfahren<br />
<strong>und</strong> das Würfeltonverfahren für Dichtungsbauweisen,<br />
verschiedene Teil- <strong>und</strong> Vollvergussverfahren<br />
mit Beton sowie die Sicherung von Einbautoleranzen<br />
beim Kornfiltereinbau bzw. die Gewährleistung<br />
eines vollflächigen <strong>und</strong> faltenfreien Einbaus von<br />
Geotextilfiltermatten genannt.<br />
• Sonderbauweisen<br />
Beim Ausbau des <strong>Mitte</strong>llandkanals (MLK) in der<br />
Dammstrecke östlich von Haldensleben werden Teile<br />
der vorhandenen Tondichtung auf der Nichtverbreiterungsseite<br />
nicht ausgebaut, sondern weiterhin als<br />
Dichtung genutzt. Im Übergangsbereich, wo die neue<br />
Dichtung mit Überlappung an die alte Dichtung anschließt,<br />
wird unter Berücksichtigung der Erschwernisse<br />
beim Unterwassereinbau mit erhöhtem Anspruch an<br />
die Ausführungsgenauigkeit gearbeitet. Bei jedem<br />
neuen Streckenlos wird gemeinsam mit dem Auftragnehmer<br />
<strong>und</strong> der örtlichen Bauüberwachung zu Beginn<br />
der <strong>Wasser</strong>bauarbeiten durch den Ingenieurtaucher die<br />
Eignung der Ausführung des Dichtungsanschlusses<br />
geprüft. Die Baustellenarbeiten werden dann bei ständiger<br />
Kontrolle durch die Taucher überwacht.<br />
• "Feuerwehreinsätze"<br />
Beim Bau der Straßenunterführung im Zuge der neuen<br />
Ortsumgehung Wolmirstedt (B<strong>und</strong>esstraße 189) <strong>und</strong><br />
beim Neubau des Siegrinnendükers bei Groß Ammensleben,<br />
beide in der Dammstrecke östlich von Haldensleben,<br />
wurde die Tondichtung des MLK so beschädigt,<br />
dass Kanalwasser außerplanmäßig aus dem<br />
MLK austrat. Die Sanierung der Tondichtung in beiden<br />
Baustellenbereichen wurde wegen der hohen Bedeutung<br />
der Dammsicherheit von Ingenieurtauchern der<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> begleitet <strong>und</strong> die Funktionalität der Ausführung<br />
nach Abschluss der Maßnahme überprüft.<br />
• Bewehrungsabnahme<br />
Analog zur Bewehrungsabnahme an Land wurde am<br />
Einlaufbauwerk des Mühlenriededükers am unteren<br />
Vorhafen der Schleuse Sülfeld, vor dem Betonieren der<br />
auftriebssicheren Stahlbetonsohle, der Bewehrungsanschluss<br />
(Schweißverbindung) an der Baugrubensp<strong>und</strong>wand<br />
durch den Ingenieurtaucher abgenommen.<br />
Ebenso wurde am MLK in Wolfsburg die Bewehrung<br />
für die neue Stahlbetonabdeckung über dem Fußgängertunnel<br />
zwischen Bahnhof <strong>und</strong> Volkswagenwerk abgenommen.<br />
Wegen der Gefahr, sich beim Taucheinsatz<br />
in der Bewehrung zu verfangen, erfordern solche<br />
Einsätze - insbesondere beim Einsatz in trüben <strong>Wasser</strong><br />
– eine große Erfahrung der Tauchgruppe.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Einsatz von Ingenieurtauchern<br />
• Unterstützung des Planers<br />
Über die Auswertung von Bestandsunterlagen <strong>und</strong> die<br />
Durchführung von Peilungen hinaus kann es sinnvoll<br />
sein, dass planender Ingenieur <strong>und</strong> Ingenieurtaucher<br />
sich gemeinsam vor Ort eine Vorstellung vom Zustand<br />
des vorhandenen Bauwerks verschaffen. Mit dem Wissen<br />
um die bautechnischen Zusammenhänge kann der<br />
Ingenieurtaucher über die bloße Zustandsbeschreibung<br />
hinaus oft mit Lösungen <strong>und</strong> Machbarkeitshinweisen<br />
zur Bauausführung unterstützend wirken.<br />
Hilfsmittel des Tauchers<br />
Der Ingenieurtaucher arbeitet gr<strong>und</strong>sätzlich mit den gleichen<br />
<strong>Mitte</strong>ln wie der Berufstaucher. Ausreichende Sichtverhältnisse<br />
sind im Kanal nur in den wenigsten Fällen (z.B.<br />
nach einer längeren Schifffahrtssperre) gegeben. In günstigen<br />
Fällen beträgt die Sichtweite in 4 m <strong>Wasser</strong>tiefe noch<br />
10 cm. Die Unterwasserkamera hat eine etwas bessere<br />
Auflösung als das menschliche Auge. Wegen der starken<br />
Trübung des <strong>Wasser</strong>s sind die erreichbaren Bildausschnitte<br />
aber in der Regel begrenzt. In vielen Fällen ist die Unterwasser-Videokamera<br />
jedoch ein gutes Hilfsmittel. Das<br />
Aufnahmegerät, ausgerüstet mit zwei oder drei starken<br />
Scheinwerfern, wird vom Taucher an das zu untersuchende<br />
Bauwerksteil oder an die Bewehrung herangeführt. Über<br />
<strong>Wasser</strong> können die Aufnahmen gleich "live" gesehen werden.<br />
Der Taucher kann mit seinem Aufnahmegerät von<br />
oben über Funk genau in Position gebracht werden.<br />
Falls zu untersuchende Bauteile verschlammt oder eingesandet<br />
sind, können diese mit einer Unterwasser-Spüllanze<br />
zuvor freigespült werden.<br />
Zur Abschätzung von Längen <strong>und</strong> Abmessungen werden<br />
bei schlechter Sicht menschliche Maße zur Hilfe genommen.<br />
So beträgt bei gespreizten Fingern einer Hand der<br />
Abstand zwischen den Fingerspitzen von Daumen <strong>und</strong><br />
<strong>Mitte</strong>lfinger etwa 20 cm, eine Armlänge entspricht etwa 1 m.<br />
Nach jedem Tauchgang, in dem beurteilt, kontrolliert <strong>und</strong><br />
überwacht werden sollte, sind durch den Taucher bzw. den<br />
Ingenieurtaucher sogenannte Tauchberichte anzufertigen.<br />
Die Wertung bei den Tauchgängen ist immer subjektiv<br />
geprägt. Bei Problemstellungen mit weitreichender Bedeutung<br />
empfiehlt es sich, die Situation nacheinander von zwei<br />
Tauchern begutachten zu lassen.
GIS-Einsatz in der WSV<br />
= WSV-eGovernment ?<br />
eGovernment der<br />
B<strong>und</strong>esverwaltungen<br />
Mit dem Regierungsprogramm „Moderner Staat – Moderne<br />
Verwaltung“ wird die B<strong>und</strong>esverwaltung unter dem Leitbild<br />
des aktivierenden Staates seit 1999 umfassend reformiert.<br />
Neben den Aktivitäten „Modernes Verwaltungsmanagement“<br />
<strong>und</strong> „Bürokratieabbau“ nimmt der Aufbau eines eGovernment<br />
eine zentrale Stellung ein. Unter eGovernment<br />
versteht das B<strong>und</strong>esministerium des Innern:<br />
• “eGovernment ist die elektronische Abwicklung von<br />
Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsprozessen der Behörden<br />
mit Bürgerinnen/Bürgern <strong>und</strong> der Wirtschaft.<br />
• eGovernment steht auch für die Nutzung moderner<br />
Informationstechnik zur Organisation der behördeninternen<br />
Abläufe.<br />
• eGovernment steht für Information <strong>und</strong> Interaktion,<br />
geht also über einfache Internet-Auftritte der öffentlichen<br />
Verwaltung weit hinaus.<br />
• eGovernment ist F<strong>und</strong>ament der Verwaltungsmodernisierung<br />
<strong>und</strong> des Bürokratieabbaus.“ 1<br />
Dieses Verständnis soll im folgenden unter dem Aspekt<br />
„Einsatz von Geoinformationssystemen“ weiter beleuchtet<br />
werden.<br />
Wesentliche Säulen des eGovernments in Deutschland<br />
sind die Initiativen B<strong>und</strong>Online <strong>und</strong> DeutschlandOnline.<br />
Bei der Initiative B<strong>und</strong>Online hat sich die B<strong>und</strong>esregierung<br />
das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2005 alle internetfähigen<br />
Dienstleistungen der B<strong>und</strong>esverwaltung ins Netz zu bringen.<br />
In der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung (WSV) sind<br />
beispielsweise die Vorhaben „Schifffahrtsabgaben online“<br />
<strong>und</strong> das „Zentrale Meldesystem für Gefahrgüter auf See<br />
(ZMGS)“ als B<strong>und</strong>Online-Projekte gemeldet.<br />
Bei der Initiative DeutschlandOnline kooperieren B<strong>und</strong>,<br />
Länder <strong>und</strong> Kommunen, um Standards <strong>und</strong> Prozessmodelle<br />
für prioritäre Dienstleistungen zu entwickeln <strong>und</strong> gemeinsame<br />
eGovernment-Strukturen auf- <strong>und</strong> auszubauen.<br />
GIS-Einsatz in der<br />
B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
In den letzten Jahrzehnten wurden in den Verwaltungen zur<br />
Speicherung, Verarbeitung <strong>und</strong> Verteilung von <strong>Informationen</strong><br />
verschiedene IT-Systeme aufgebaut. Sachdaten (Text-<br />
1 http://www.staat-modern.de/-,10010/E-Government.htm<br />
Dr. Manuela Osterthun<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
informationen, Kennwerte u.a.) werden meist in Datenbanken<br />
geführt, für die Verarbeitung von Zeichnungen, Plänen<br />
<strong>und</strong> Karten wurden CAD-Systeme eingeführt. Wurden die<br />
Daten zunächst noch lokal auf einem Rechner oder im<br />
Hausnetzwerk geführt, sind inzwischen die Nutzung zentraler<br />
Datenspeicher <strong>und</strong> der behördenweite Zugriff im Intranet<br />
oder der weltweite Zugriff im Internet Alltag.<br />
Seit <strong>Mitte</strong> der 90er Jahre sind sogenannte Geoinformationssysteme<br />
(GIS) im Aufbau, die die kartographische Darstellung<br />
von Bauwerken, Flurstücken, Pflanzungen usw. mit<br />
den dazugehörigen Sachdaten verknüpfen <strong>und</strong> damit den<br />
Zugriff auf <strong>und</strong> die Analyse von sehr unterschiedlichen<br />
<strong>Informationen</strong> erlauben. Auch bei modernen GI-Systemen<br />
ist die Nutzung überörtlich verteilter Datenbestände über<br />
ein Intranet oder das Internet üblich.<br />
In der WSV ist das <strong>Wasser</strong>straßen-Geoinformationssystem<br />
(WaGIS) als Informationssystem für alle WSV-Mitarbeiter/innen<br />
eingeführt <strong>und</strong> als WSV-GIS-Standard vorgeschrieben.<br />
WaGIS erlaubt sowohl die Nutzung eines hauseigenen<br />
lokalen Datenbestandes wie auch den Zugriff auf die in<br />
zentralen Speichern abgelegten <strong>Informationen</strong> <strong>und</strong> den<br />
„Absprung“ auf andere Systeme. Mit den Daten können<br />
inhaltliche <strong>und</strong> räumliche Analysen durchgeführt <strong>und</strong> thematische<br />
Karten <strong>und</strong> Tabellen erzeugt werden. Bei der<br />
Suche, wo es überhaupt welche Daten gibt, werden die<br />
WSV-Mitarbeiter/-innen künftig durch den „WSV-<br />
Datenkatalog“ unterstützt, ein sogenanntes „Metainformationssystem“.<br />
Auszüge des WaGIS(=WSV)-Datenbestandes werden<br />
künftig über die „Portale“ (Einstiegsseiten im Internet) GeoMIS.B<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> GeoPortal.B<strong>und</strong> gemeinsam mit <strong>Informationen</strong><br />
anderer Ressorts <strong>und</strong> Behörden Bürgern <strong>und</strong> der<br />
Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Weitere direkte Schnittstellen<br />
werden im Dialog entstehen.<br />
eGovernment <strong>und</strong> GIS<br />
Michael Seifert<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Häufig werden die eGovernment-Aktivitäten <strong>und</strong> die Einführung<br />
von Geoinformationssystemen als voneinander unabhängige<br />
Vorgänge betrachtet: eGovernment für den Dialog<br />
mit dem Bürger im Austausch von Formularen <strong>und</strong> der<br />
Abwicklung von Zahlungen <strong>und</strong> GIS für die behördeninterne<br />
Nutzung kartenbezogener technischer <strong>Informationen</strong>.<br />
Dies greift jedoch zu kurz. Gerade auch der Einsatz eines<br />
GIS in einer technischen Verwaltung kann interne <strong>und</strong><br />
externe Abläufe verbessern, da immer wieder von Beschäftigten<br />
anderer Behörden oder Firmen <strong>und</strong> von Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürgern GIS-relevante <strong>Informationen</strong> benötigt werden.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
69
70<br />
In der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion (<strong>WSD</strong>) <strong>Mitte</strong> wird<br />
dazu im Rahmen einer Diplomarbeit 2 ein beispielhafter<br />
Geschäftsprozess analysiert <strong>und</strong> aufgezeigt, in welchen<br />
Teilschritten Verbesserungen durch GIS-Einsatz erreicht<br />
werden können. Abbildung 1 zeigt schematisch den untersuchten<br />
Geschäftsprozess. Die gelben Pfeile zeigen Arbeitsschritte<br />
im Geschäftsprozess auf, bei denen der Einsatz<br />
von GIS teilweise erhebliche Beiträge zur Beschleunigung,<br />
Qualitätssteigerung <strong>und</strong> Effizienz leisten kann.<br />
Aus-<br />
Abb. 1 – Darstellung eines Geschäftsprozesses (exemplarisch)<br />
Die Frage „Welche <strong>Informationen</strong> liegen wo vor?“ <strong>und</strong> die<br />
Beschaffung dieser <strong>Informationen</strong> ist häufig mit größerem<br />
Aufwand verb<strong>und</strong>en, wenn die benötigten <strong>Informationen</strong><br />
2 V. Heintz: Prototypische Applikation für das <strong>Wasser</strong>straßen-Geoinformationssystem<br />
des B<strong>und</strong>es zur Unterstützung eines ausgewählten Geschäftsprozesses (in Arbeit)<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
GIS-Einsatz in der WSV = WSV-eGovernment ?<br />
fach- <strong>und</strong> zuständigkeitsspezifisch an verschiedenen Orten<br />
oder in verschiedenen IT-Systemen liegen: Bauwerksdaten<br />
in verschiedenen Ordnern, Tabellen, Datenbanken; gewässerk<strong>und</strong>liche<br />
<strong>Informationen</strong> an anderer Stelle in Graphiken<br />
<strong>und</strong> Ordnern; die Lage von Schutzgebieten in Karten des<br />
B<strong>und</strong>eslandes; <strong>Informationen</strong> zu WSV-Eigentumsflächen im<br />
WSV-eigenen Liegenschaftsinformationssystem <strong>und</strong> so<br />
weiter. Der/Die Bearbeiter/-in muss die <strong>Informationen</strong> zusammentragen.<br />
Zwischenzeitlich stoppt der Fortgang des<br />
Geschäftsprozesses. Auch wenn hier kein GIS die fach-<br />
Unterstützungsmöglichkeiten <br />
übergreifende persönliche Zusammenarbeit der Mitarbeiter/-innen<br />
überflüssig machen kann, können doch die vorhandenen<br />
<strong>Informationen</strong> durch GIS-Nutzung besser <strong>und</strong><br />
effektiver verwendet werden. Bei vielen in der WSV gepflegten<br />
<strong>Informationen</strong> würde sich so auch ihre Wertschöpfung<br />
erhöhen, da sie häufiger eingesetzt werden, wenn<br />
dann erst einmal bekannt ist, dass sie vorliegen <strong>und</strong> wie sie<br />
genutzt werden können.
Damit erfüllt ein GIS viele der oben genannten Definitionen<br />
für eGovernment:<br />
Die elektronische Abwicklung von Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsprozessen<br />
mit Bürgern, der Wirtschaft <strong>und</strong><br />
anderen Verwaltungen wird in vielen Aspekten durch gut<br />
strukturierte „Geo-Portale“ gefördert <strong>und</strong> erleichtert, die den<br />
kartenorientierten Zugriff auf <strong>Informationen</strong> erlauben oder<br />
aus der Zusammenstellung verschiedener <strong>Informationen</strong><br />
die einfache Herstellung thematischer Karten ermöglichen.<br />
Aber auch behördenintern wird eine umfassendere Nutzung<br />
sicher auch Auswirkungen auf Abläufe haben.<br />
Das WSV-GIS WaGIS erfüllt wesentliche Anforderungen<br />
eines eGovernment. Dies wurde durch die Prämierung des<br />
WaGIS-Konzeptes im 3. eGovernment-Wettbewerb im Jahr<br />
2003 anerkannt.<br />
Standardisierung<br />
– eine wichtige Voraussetzung<br />
Jeder Verwaltungsprozess ist in ein Ordnungswerk eingebettet.<br />
Aufgabengliederungsplan, Aktenverzeichnisse, Geschäftsordnungen<br />
<strong>und</strong> weitere Verwaltungsstandards sorgen<br />
für eindeutige, nachvollziehbare, rekonstruierbare<br />
Prozesse auch im Sinne eines Qualitätsmanagements.<br />
Auch GIS-Nutzung funktioniert nur dann reibungslos, wenn<br />
die <strong>Informationen</strong> in diesem Sinne erzeugt, gepflegt, vorgehalten<br />
<strong>und</strong> ausgetauscht werden. So wie in einer großen<br />
Bücherei der/die Nutzer/-in die Ordnungsrubriken <strong>und</strong> Abläufe<br />
kennen muss <strong>und</strong> sich darauf verlassen kann, sind<br />
auch in der Nutzung von GI-Systemen Standards das A<br />
<strong>und</strong> O.<br />
Standardisierung ist beispielsweise erforderlich hinsichtlich<br />
• der Inhalte (Bedeutungen, Definitionen, Abgrenzungen,<br />
...),<br />
• der Qualität (Aktualität, Zuverlässigkeit, Genauigkeit,<br />
Informationstiefe, ...),<br />
• der Datensicherheit (Verschlüsselung, Signatur, Berechtigung,<br />
...),<br />
• der Datenformate (tif, jpeg, dxf, dgn, doc, xls, xml, shp,<br />
mdb, ...),<br />
• der Geometrie (geodätisches Bezugssystem, Zielmaßstab,<br />
Auflösung, ...),<br />
• der angebotenen Dienste (java, WMS, WFS, ...),<br />
• der Schnittstellen.<br />
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, „verstehen“ sich Daten<br />
<strong>und</strong> Nutzer/-in: Eine Abfrage nach Kammerpegeln spricht<br />
amtsübergreifend genau alle derartigen Pegel (<strong>und</strong> nur<br />
diese) an, wobei eine Suche nach Pegeln auch Gewässerpegel,<br />
Baupegel <strong>und</strong> ähnliche mit einbezieht. Die damit<br />
erzeugte thematische Karte stellt die Pegel lagerichtig <strong>und</strong><br />
mit dem richtigen Symbol in einer gewählten Karte oder<br />
einem Orthophoto dar. Je durchgreifender die <strong>Informationen</strong><br />
standardisiert sind, desto einfacher ist die Nutzung für<br />
den Anwender: Er muss sich nicht um die Prozesse im<br />
Hintergr<strong>und</strong> kümmern. Das Zusammenstellen von verschiedenen<br />
<strong>Informationen</strong> entspricht dann dem Zusammenbau<br />
eines Regals aus genormten, passgenauen Teilen<br />
(mit vollständigem Schraubensatz!).<br />
In der Realität sind jedoch die vorhandenen <strong>Informationen</strong><br />
weder inhaltlich noch technisch so zueinander passend,<br />
dass man sie ohne weiteres verwenden kann. Die Einführung<br />
<strong>und</strong> Durchsetzung von Standards ist schon intern<br />
GIS-Einsatz in der WSV = WSV-eGovernment ?<br />
schwierig, im Zusammenspiel mit Firmen oder anderen<br />
Behörden meist nur auf der Gr<strong>und</strong>lage allgemein anerkannter<br />
Normen, Industriestandards oder behördenübergreifender<br />
Standards möglich.<br />
Beispiele für übergreifende Standards:<br />
• Normen: ISO / EN / DIN, ...<br />
• GIS-Standards: Open Geospatial Consortium (OGC),<br />
...<br />
• Industriestandards: Microsoft, SAP, IBM, ESRI, Bentley,<br />
...<br />
• behördenübergreifende Standards:<br />
- Umweltdatenkatalog (UDK)<br />
- AFIS/ATKIS/ALKIS (AAA) im GeoInfoDok<br />
- Standards <strong>und</strong> Architekturen für E-Government-<br />
Anwendungen (SAGA)<br />
- Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE ® )<br />
- weitere Geodateninfrastrukturen (GDI-NRW, ...)<br />
- Online Services Computer Interface (OSCI).<br />
Standardisierung für die WSV,<br />
IT-Verfahren, Handlungsbedarf<br />
Für die zukünftige arbeitsplatzübergreifende technische<br />
Bearbeitung in der WSV ist es erforderlich, konsequent<br />
Standards zu schaffen <strong>und</strong> umzusetzen. Dies setzt zunächst<br />
die Auswahl der relevanten Standards (s.o.) voraus,<br />
wobei sowohl die eingeführten Industriestandards <strong>und</strong><br />
behördenübergreifenden Standards sowie für GIS-<br />
Applikationen die des Open Geospatial Consortiums (OGC)<br />
als auch die WSV-internen Standards zu berücksichtigen<br />
sind.<br />
Auf dieser Basis kann dann eine Anpassung der verschiedenen<br />
technischen IT-Verfahren sowie der Informationssysteme<br />
an die relevanten Standards erfolgen. Diese Anpassung<br />
muss mit dem inhaltlichen Abgleich der Systeme<br />
verb<strong>und</strong>en werden, d.h. z.B. Beseitigung von Red<strong>und</strong>anzen,<br />
Regeln von fachlichen Zuständigkeiten, Festlegung<br />
von Genauigkeiten usw.<br />
Im Anschluss lassen sich die Informationssysteme/IT-<br />
Verfahren dann miteinander vernetzen, so dass den Anwendern<br />
<strong>und</strong> Anwenderinnen der Fachverfahren trotz einer<br />
Reduktion der im Verfahren zu erhebenden/zu führenden<br />
Fachinhalte weiterhin die benötigten <strong>Informationen</strong> zur<br />
Verfügung stehen. Bei Daten/<strong>Informationen</strong> mit Geobezug<br />
kann diese Vernetzung z.B. über WaGIS erfolgen.<br />
Um an jedem Arbeitsplatz in der WSV gleich interpretierte<br />
Geoinformationen bereit stellen zu können, ist es also erforderlich,<br />
unter Berücksichtigung zuvor vereinbarter Standards<br />
<strong>und</strong> verfahrensübergreifender Objektdefinitionen in<br />
Analogie zur Geodateninfrastruktur Deutschland (GDI-DE ® )<br />
eine Geodateninfrastruktur der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
(GDI WSV) aufzubauen.<br />
Erforderliche Maßnahmen in<br />
der WSV<br />
Dieser beschriebene umfangreiche Handlungsrahmen kann<br />
nur in einem strukturierten Stufenkonzept abgearbeitet<br />
werden.<br />
Dabei sind zunächst die einzelnen WSV-IT-Verfahren hinsichtlich<br />
ihrer Datenflüsse <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten zu<br />
analysieren. Diese Fragestellung umfasst u.a. Definition<br />
<strong>und</strong> Inhalt der Verfahren, die Zuständigkeiten <strong>und</strong> Abläufe<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
71
72<br />
bei der Bearbeitung sowie eine Betrachtung der Verfahrensnutzung<br />
(Anwender <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en).<br />
Nach dieser Analyse der einzelnen Verfahren muss sich<br />
eine verfahrensübergreifende Überprüfung <strong>und</strong> ggf. Neuregelung<br />
der Verfahrensabgrenzungen anschließen. Dabei<br />
können sich Möglichkeiten der Verfahrenszusammenlegung<br />
oder -integration in WaGIS ergeben. Im Rahmen dieser<br />
Betrachtung werden auch Red<strong>und</strong>anzen zwischen den<br />
Einzelverfahren offen gelegt (Mehrfacherhebung <strong>und</strong><br />
-archivierung von <strong>Informationen</strong> mit unterschiedlicher Genauigkeit<br />
<strong>und</strong> Aktualität), so dass eine Bereinigung erfolgen<br />
kann <strong>und</strong> neue Red<strong>und</strong>anzen vermieden werden können.<br />
Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Neustrukturierung<br />
muss auch die Verbesserung der Nutzerorientierung sein.<br />
Für eine zukünftig eindeutige Bearbeitung sind die Datenflüsse<br />
<strong>und</strong> Verantwortlichkeiten in den Einzelverfahren<br />
darzustellen <strong>und</strong> ggf. anzupassen. Darüber hinaus sind die<br />
Schnittstellen der Verfahren zum gemeinsamen Portal<br />
WaGIS zu systematisieren <strong>und</strong> zu standardisieren.<br />
Der Gesamtumfang dieses Maßnahmenpakets erfordert ein<br />
Stufenkonzept, in dem die zu untersuchenden IT Verfahren<br />
nur in Abhängigkeit von ihrer fachlichen Bedeutung behandelt<br />
werden können.<br />
WSV - eGovernment<br />
GIS-Einsatz in der WSV: Ein Element des<br />
WSV-eGovernment<br />
Obwohl derzeit der beschriebene Abgleich <strong>und</strong> die Standardisierung<br />
der IT-Verfahren noch nicht erfolgt sind, steht<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
GIS-Einsatz in der WSV = WSV-eGovernment ?<br />
Abb. 2 - Komponenten eines (künftigen) WSV-eGovernment<br />
mit dem vorhandenen <strong>Wasser</strong>straßenGeoInformations-<br />
System WaGIS eine Infrastruktur für Geodaten zur Verfügung,<br />
so dass bereits heute davon auszugehen ist, dass<br />
der GIS-Einsatz in der WSV bzw. der WaGIS-Einsatz ein<br />
Element des WSV eGovernment darstellt. Durch die entsprechenden<br />
Standardisierungsmaßnahmen wird sich der<br />
Mehrwert dieser eGovernment Komponente weiter erhöhen.<br />
Voraussetzung dafür ist der Aufbau einer GDI WSV.<br />
Komponenten eines zukünftigen WSVeGovernments<br />
Insgesamt wird das zukünftige eGovernment der WSV<br />
durch zahlreiche teilweise miteinander vernetzte, teilweise<br />
nebeneinander stehende Komponenten gebildet werden.<br />
Dabei wird es sich sowohl um Entwicklungen der WSV<br />
selbst als auch um Anwendungen anderer Institutionen<br />
handeln. Ein voraussichtlich nur geringer Teil der Komponenten<br />
steht bereits heute zur Verfügung oder befindet sich<br />
in der Entwicklung (Abb. 2).<br />
Ein weitaus größerer, heute noch nicht erkennbarer Anteil<br />
von eGovernment-Komponenten (der WSV) wird in Zukunft<br />
entstehen, da die Bedeutung von Intranet <strong>und</strong> Internet bei<br />
der Kommunikation innerhalb von Behörden <strong>und</strong> zwischen<br />
Behörden <strong>und</strong> Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern bzw. Wirtschaft<br />
weiter rasant zunehmen wird. Für die Vielzahl der Komponenten<br />
sind Portale erforderlich, die teilweise schon zur<br />
Verfügung stehen (z.B. WaGIS, GeoPortal.B<strong>und</strong>, Geo-<br />
MIS.B<strong>und</strong>). Damit kann auf die verschiedensten Systeme<br />
vereinfacht strukturiert zugegriffen werden.<br />
Weitere <strong>Informationen</strong>:<br />
Im Internet : www.wagis.de<br />
Im WSV-Intranet:<br />
intranet.wsv.bvbw.b<strong>und</strong>.de/projekte/verf_anw/wagis/Start/index.html<br />
Kontakt: wagis@wsd-m.wsv.de
Das<br />
Personalentwicklungskonzept<br />
für die<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
Unter dem Motto “Moderner Staat - moderne Verwaltung”<br />
hat die B<strong>und</strong>esregierung 1998 mit einer umfassenden Modernisierung<br />
der B<strong>und</strong>esverwaltung begonnen. Unter dem<br />
Leitbild des aktivierenden Staates hat die B<strong>und</strong>esregierung<br />
am 16.Juni <strong>2004</strong> die Fortführung <strong>und</strong> weitere Ausgestaltung<br />
dieses Regierungsprogramms beschlossen. Unter dem<br />
Dach des Programms werden die Schwerpunkte Modernes<br />
Verwaltungsmanagement, Bürokratieabbau <strong>und</strong> eGovernment<br />
gebündelt (Abb. 1). Diese drei Schwerpunkte sollen<br />
gemeinsam ein tragfähiges F<strong>und</strong>ament für weitere Reformen<br />
<strong>und</strong> Innovationen in der öffentlichen Verwaltung bilden.<br />
Abb. 1 - Schwerpunkte der Modernisierung der B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
Im Rahmen des Programms “Moderner Staat - moderne<br />
Verwaltung” ist u.a. der Behördenstand des B<strong>und</strong>es seit<br />
1998 von 654 um fast ein Fünftel auf 533 Behörden reduziert<br />
worden. Darüber hinaus wurden r<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Behörden<br />
intern reorganisiert, Abteilungen <strong>und</strong> Dezernate aufgelöst<br />
<strong>und</strong> Hierarchien abgeflacht. Hinzu kommen die jährlichen<br />
Einsparungen von Planstellen <strong>und</strong> Stellen bei der<br />
B<strong>und</strong>esverwaltung in Höhe von 1,5 Prozent, vorgegeben<br />
über die Haushaltsgesetze der letzten Jahre. Seit 1998<br />
wurden in der B<strong>und</strong>esverwaltung mehr als 27.000 Planstellen/Stellen<br />
eingespart (Stellenbestand <strong>2004</strong>: 286.574). Damit<br />
hat die B<strong>und</strong>esverwaltung heute im vereinigten<br />
Reinhard Henke<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Deutschland weniger Personal als vor der Wiedervereinigung<br />
im kleineren Westdeutschland.<br />
Neben der Straffung von Behördenstrukturen wurde der<br />
Modernisierungsprozess durch die Einführung moderner<br />
Managementmethoden unterstützt. Leitbilder, Zielvereinbarungen,<br />
Controlling, Budgetierung sowie Verfahren zum<br />
kontinuierlichen Verbesserungsprozess werden als Instrumente<br />
für mehr Leistung <strong>und</strong> Innovation vermehrt zur Steuerung<br />
eingesetzt. Außerdem kommt der Personalentwicklung<br />
eine zunehmende Bedeutung zu. Der Staatssekretärsausschuss<br />
“Moderner Staat - moderne Verwaltung” hat<br />
im Januar 2001 Eckpunkte <strong>und</strong> Ziele der Personalentwicklung<br />
gebilligt <strong>und</strong> ihre Einführung in allen B<strong>und</strong>esministerien<br />
beschlossen. Mehr Eigenverantwortung, Mitwirkung bei der<br />
Leitbildentwicklung <strong>und</strong> bei Zielvereinbarungen, Mitarbeitergespräche,<br />
bessere Entwicklungsmöglichkeiten <strong>und</strong> flexible<br />
Arbeitszeiten <strong>und</strong> -formen sollen die Arbeitszufriedenheit<br />
<strong>und</strong> Leistungsbereitschaft der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter stärken. Seit Januar 2002 gibt eine neue Rahmenrichtlinie<br />
für ein modernes Ideenmanagement den Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern Anreize, ihre Kreativität <strong>und</strong><br />
Kompetenz bei der Verbesserung der Aufgabenerledigung<br />
einzubringen.<br />
Personalmanagement in der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
Im Juni 1999 wurde in den Behörden der B<strong>und</strong>esverwaltung<br />
für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen eine Leitlinie<br />
für das Personalmanagement (Leitlinie PM) eingeführt. Sie<br />
dient der Weiterentwicklung der Personalverwaltung zu einem<br />
modernen <strong>und</strong> leistungsfähigen Personalmanagement<br />
<strong>und</strong> benennt dessen Ziele <strong>und</strong> wichtigsten Instrumente. Auf<br />
der Gr<strong>und</strong>lage dieser in der Leitlinie PM benannten <strong>und</strong><br />
auch ansatzweise beschriebenen Instrumente <strong>und</strong> Bausteine<br />
der Personalentwicklung hat die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
(WSV) beschlossen, ein WSVeinheitliches<br />
Konzept für eine strategische Personalentwicklung<br />
zu erarbeiten <strong>und</strong> einzuführen. Dieses Konzept<br />
behandelt die aus strategischer Sicht wichtigsten Bausteine<br />
der Personalentwicklung, ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
zu erheben. Es ist als Sammlung konzipiert <strong>und</strong> zukünftig<br />
offen für weitere Bausteine, die einer WSV-einheitlichen<br />
Regelung bedürfen. Jede Dienststelle der WSV ist aufgerufen,<br />
zur Verwirklichung der Ziele der Personalentwicklung<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage bzw. im Rahmen dieses Konzeptes eigene<br />
spezifische Maßnahmen zur Personalentwicklung zu<br />
ergreifen. Dabei sind an der Gestaltung der Personalentwicklung<br />
alle Organisationseinheiten, die Behördenleitung,<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
73
74<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Das Personalentwicklungskonzept für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
die Personalbereiche (einschließlich der Gleichstellungsbeauftragten),<br />
die Personalvertretung, die Führungskräfte <strong>und</strong><br />
alle Beschäftigten beteiligt. Eine besondere Verantwortung<br />
tragen hierbei die Führungskräfte. Ihre Bereitschaft, die Ziele<br />
der Personalentwicklung in ihrem Verantwortungsbereich<br />
zu fördern <strong>und</strong> als wesentlichen Bestandteil ihrer Führungsverantwortung<br />
anzunehmen, ist unabdingbar.<br />
Das Personalentwicklungskonzept (PE-Konzept) für die<br />
WSV wurde im Februar 2003 verbindlich eingeführt <strong>und</strong> allen<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern bekannt gemacht.<br />
Ziele <strong>und</strong> Aufgaben der<br />
Personalentwicklung<br />
Personalentwicklung <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />
Die WSV sieht sich zunehmend komplexer werdenden Aufgabenstellungen<br />
gegenüber. Angesichts der Ressourcenknappheit<br />
<strong>und</strong> jahrelanger Unterdotierung mit der Folge der<br />
Auszehrung von Fachkompetenz wird es immer schwieriger,<br />
Aufgabe, Verantwortung <strong>und</strong> Kompetenz in Einklang<br />
zu bringen <strong>und</strong> der Organisationsverantwortung gerecht zu<br />
werden. Die Arbeitssituation der Beschäftigten ist ständigen<br />
Änderungen unterworfen, insbesondere durch<br />
• sich ändernde finanzielle, personelle <strong>und</strong> rechtliche<br />
Rahmenbedingungen,<br />
• die Einführung von neuen Steuerungsinstrumenten <strong>und</strong><br />
Arbeitsmethoden,<br />
• den fortschreitenden Einsatz von Informations- <strong>und</strong><br />
Kommunikationstechnik sowie<br />
• die fortdauernde Verpflichtung zur ständigen Verbesserung<br />
der Organisations- <strong>und</strong> Aufgabenstrukturen sowie<br />
der Arbeits- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse.<br />
Hierauf hat auch die Personalentwicklung zu reagieren. Sie<br />
muss aufgabenorientiert sein, um die Realisierung der Organisationsentwicklungsziele<br />
zu fördern. Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />
müssen aufeinander abgestimmt<br />
werden <strong>und</strong> dabei auf einen Ausgleich mit den Interessen<br />
der Beschäftigten bedacht sein. Die Entwicklung der Organisation<br />
muss deshalb die persönlichen Entwicklungspotenziale<br />
der Beschäftigten berücksichtigen.<br />
Ziele der Personalentwicklung<br />
Die Sicherung der Zukunfts- <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit der<br />
WSV ist nur mit qualifizierten <strong>und</strong> motivierten Beschäftigten<br />
möglich, die<br />
• ihre hohe fachliche Kompetenz in die Arbeitsprozesse<br />
einbringen,<br />
• einen aktiven Beitrag bei der Gestaltung <strong>und</strong> Veränderung<br />
dieser Prozesse zu leisten bereit sind <strong>und</strong><br />
• die Chance haben, sich beruflich <strong>und</strong> persönlich weiter<br />
zu entwickeln.<br />
Dieses zu ermöglichen <strong>und</strong> zu gewährleisten ist Aufgabe<br />
einer modernen Personalentwicklung.<br />
Das PE-Konzept der WSV verfolgt das Ziel, zum einen die<br />
Leistungs- <strong>und</strong> Verantwortungsbereitschaft, die Leistungsfähigkeit,<br />
die Arbeitszufriedenheit <strong>und</strong> die Motivation der<br />
Beschäftigten zu erhalten <strong>und</strong> zu steigern, zum anderen<br />
dem Dienstherrn die Wahrnehmung seiner Organisationsverantwortung<br />
zu ermöglichen. Den Beschäftigten muss im<br />
Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten ein eignungs- <strong>und</strong><br />
leistungsgerechtes berufliches Fortkommen ermöglicht <strong>und</strong><br />
Perspektiven für den beruflichen Werdegang aufgezeigt<br />
werden. Die Personalentwicklungsmaßnahmen sollen<br />
transparent gestaltet werden, um Akzeptanz bei den Beschäftigten<br />
zu finden <strong>und</strong> um ihnen Gelegenheit zu geben,<br />
persönliche Perspektiven in den Gestaltungsprozess einzubringen.<br />
Bausteine der Personalentwicklung<br />
Einführung neuer Beschäftigter<br />
Die Integration neuer Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter in die<br />
Organisation, das soziale Umfeld <strong>und</strong> die Arbeitsabläufe ist<br />
ein wesentlicher Aspekt der Personalentwicklung. Zielsetzung<br />
einer gelungenen Einführung neuer Beschäftigter ist<br />
es,<br />
• den neuen Beschäftigten optimale Rahmenbedingungen<br />
zu bieten, damit sie ihre Leistungsfähigkeit <strong>und</strong><br />
-bereitschaft möglichst schnell entfalten können,<br />
• den Beschäftigten ein Zugehörigkeitsgefühl <strong>und</strong> eine<br />
Identifikation mit der Dienststelle <strong>und</strong> deren Zielen zu<br />
vermitteln,<br />
• Probleme, Frustrationen, Enttäuschungen zu vermeiden<br />
<strong>und</strong> eine Motivation für die Arbeit <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />
zu schaffen.<br />
Um möglichst bald einen wertvollen Beschäftigten zu bekommen,<br />
muss die Einführung sorgfältig geplant durchgeführt<br />
werden. Daher ist in jeder einzelnen Dienststelle ein<br />
Konzept aufzustellen. Das PE-Konzept für die WSV enthält<br />
hierzu als Orientierungshilfe <strong>und</strong> Empfehlung einen Leitfaden<br />
für die Einführung neuer Beschäftigter.<br />
Das Jahresgespräch (Mitarbeitergespräch)<br />
Das Jahresgespräch zwischen Mitarbeiter/in <strong>und</strong> Vorgesetzten<br />
ist bereits seit 1997 verbindlich in der WSV eingeführt<br />
<strong>und</strong> wurde als ein zentrales Instrument der Personalentwicklung<br />
in das PE-Konzept aufgenommen.<br />
Ziel des Jahresgespräches ist ein vertrauensvoller, offener<br />
Gedankenaustausch im Interesse einer ergebnisorientierten<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> einer gezielten Vorbereitung von Fördermaßnahmen<br />
für die Beschäftigten. Im Jahresgespräch<br />
erhalten sowohl die Vorgesetzten als auch die Beschäftigten<br />
die Gelegenheit, einander ein offenes konstruktives<br />
Feedback über die Zusammenarbeit im zurückliegenden<br />
Zeitraum zu geben.<br />
Für die Personalentwicklung besonders bedeutsam ist im<br />
Jahresgespräch das Thema der Förderung der Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter. Hierunter wird im Jahresgespräch<br />
die Qualifizierung der Beschäftigten gesehen <strong>und</strong> wie sie<br />
neue Ziele sowie berufliche Herausforderungen am Arbeitsplatz<br />
bewältigen können. Die Förderung im Jahresgespräch<br />
erstreckt sich auf<br />
• die persönliche berufliche Entwicklung<br />
- bezogen auf die aktuelle Situation auf dem konkreten<br />
Dienstposten <strong>und</strong><br />
- bezogen auf eine mittel- bis langfristige Perspektive<br />
sowie<br />
• die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />
Das PE-Konzept für die WSV enthält als Anlage einen Leitfaden<br />
“Das Jahresgespräch” mit Hinweisen zum Zweck <strong>und</strong><br />
Inhalt des Gesprächs. Außerdem sind Checklisten für Vorgesetzte<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter/innen zur jeweils eigenen Vorbereitung<br />
auf das Gespräch beigefügt.<br />
Das Jahresgespräch wird im Geschäftsbereich der <strong>Wasser</strong><strong>und</strong><br />
Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> mit allen Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern geführt.
Das Personalentwicklungskonzept für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsplanung<br />
Aus dem Gebot der kompetenten <strong>und</strong> wirtschaftlichen Aufgabenerledigung<br />
ergibt sich, dass die persönliche Entwicklung<br />
der Beschäftigten immer eng mit den Aufgaben betrachtet<br />
werden muss. Es geht darum, alle Beschäftigten so<br />
gut wie möglich zu fördern <strong>und</strong> jeden Dienstposten zur Aufgabenerledigung<br />
so qualifiziert wie möglich zu besetzen.<br />
Die dienstpostenbezogene Entwicklung <strong>und</strong> Verwendung<br />
der Beschäftigten bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit<br />
<strong>und</strong> einer zielgerichteten Planung.<br />
Ziel ist es,<br />
• Transparenz über den möglichen beruflichen Werdegang<br />
zu schaffen,<br />
• durch frühzeitige Einbindung der Beschäftigten Akzeptanz<br />
für Personalmaßnahmen zu erzeugen,<br />
• den Beschäftigten durch den Einsatz in verschiedenen<br />
Aufgabenbereichen <strong>und</strong> Verwaltungsebenen einen<br />
breiten Wissens- <strong>und</strong> Erfahrungshorizont zu vermitteln<br />
<strong>und</strong> sie optimal auf künftige Aufgaben vorzubereiten,<br />
• leitungs- <strong>und</strong> fachbezogene Entwicklungsperspektiven<br />
aufzuzeigen,<br />
• zusammen mit den einzelnen Beschäftigten Erkenntnisse<br />
zu gewinnen, ob eine eher fach- oder eine eher<br />
leitungsbezogene Ausprägung vorhanden ist,<br />
• besonders qualifizierte Beschäftigte gezielt zu fördern<br />
<strong>und</strong><br />
• eine systematische Personalplanung <strong>und</strong> die qualifizierte<br />
Besetzung aller Dienstposten zu gewährleisten.<br />
Die individuelle Planung der Entwicklung <strong>und</strong> Verwendung<br />
der Beschäftigten erfolgt auf der Gr<strong>und</strong>lage von Rahmenplänen<br />
für die einzelnen Fachrichtungen. In einem ersten<br />
Schritt sind die Rahmenpläne für die Fachrichtungen des<br />
höheren Dienstes erarbeitet worden. Sie sind Bestandteil<br />
des PE-Konzeptes. Die Abb. 2 zeigt als Beispiel die Ent-<br />
wicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsrahmenplanung für den höheren<br />
bautechnischen Dienst. Im nächsten Schritt soll die<br />
Rahmenplanung für die Fachrichtungen des gehobenen<br />
Dienstes in das PE-Konzept aufgenommen werden. Eine<br />
Arbeitsgruppe hat hierzu bereits einen ersten Entwurf ausgearbeitet.<br />
Abb. 2 - Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsrahmenplanung für den höheren bautechnischen Dienst<br />
Die Rahmenpläne für die verschiedenen Fachrichtungen<br />
des höheren Dienstes zeigen typische Entwicklungspfade<br />
auf, in denen eine persönliche Entwicklung im Idealfall verlaufen<br />
kann. Sie sind nicht für den Einzelfall verbindlich,<br />
sondern haben Orientierungscharakter, d.h. sie sollen als<br />
Anhaltspunkte für die individuelle Planung dienen. In den<br />
verschiedenen Plänen sind die Dienstposten angegeben,<br />
die für die Beschäftigten der verschiedenen Fachrichtungen<br />
bei ihrer persönlichen Berufsentwicklung in Betracht kommen<br />
können. Die individuelle Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsplanung<br />
begründet keinen Anspruch auf die Übertragung<br />
eines konkreten Dienstpostens. Bei der Besetzung eines<br />
Dienstpostens ist immer entscheidend, ob der oder die<br />
Beschäftigte fachlich <strong>und</strong> persönlich die Anforderungen der<br />
konkreten Position erfüllt. Bei leitenden Positionen ist dabei<br />
neben der Eignung zur Personalführung die Eignung zur<br />
fachlichen Lenkung unverzichtbar. Dies gilt insbesondere<br />
bei Positionen, bei denen die bauaufsichtliche Verantwortung<br />
wahrzunehmen ist.<br />
Die Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsrahmenpläne für den<br />
höheren Dienst sind in verschiedene berufliche Abschnitte<br />
(vgl. Abb. 2) gegliedert.<br />
Abschnitt A betrifft die Ausbildung für den höheren Dienst,<br />
unabhängig davon, ob sie innerhalb oder außerhalb der<br />
WSV erfolgt. Bei der Einstellung müssen sich die Bewerberinnen<br />
<strong>und</strong> Bewerber einem strukturierten Auswahlverfahren<br />
mit Potenzialanalyse unterziehen.<br />
Abschnitt B bezeichnet die Phase des Berufseinstiegs <strong>und</strong><br />
der beruflichen Konsolidierung, die je nach Fachrichtung in<br />
verschiedene Unterphasen aufgeteilt ist. Am Ende dieser<br />
Phase sollte eine Voreinschätzung dahingehend getroffen<br />
werden, ob der/die Beschäftigte für eher leitungsbezogene<br />
(Mitarbeiterführung <strong>und</strong> fachliche Lenkung stehen im Vordergr<strong>und</strong>)<br />
oder für eher fachbezogene Aufgaben (das spezielle<br />
Fachwissen <strong>und</strong> die Komplexität der Fachaufgabe<br />
stehen im Vordergr<strong>und</strong>) geeignet ist. Beide Entwicklungswege<br />
sind für die Qualität der Aufgabenerledigung in der<br />
WSV gleichermaßen wichtig <strong>und</strong> verdienen die gleiche<br />
Wertschätzung. Eine solche Voreinschätzung führt nicht zu<br />
einer verbindlichen Festlegung für die Zukunft. Die beiden<br />
Entwicklungswege sind gr<strong>und</strong>sätzlich als durchlässig zu be-<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
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<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
Das Personalentwicklungskonzept für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
trachten.<br />
In Abschnitt C wird die berufliche Basis durch Einsatz auf<br />
einem Dienstposten in einer anderen Verwaltungsebene<br />
<strong>und</strong> mit anderen Anforderungen erweitert.<br />
In Abschnitt D sollen die Beschäftigten ihren Fähigkeiten<br />
entsprechend entweder leitungs- oder fachbezogene Aufgaben<br />
wahrnehmen. Die Durchlässigkeit zwischen beiden<br />
Entwicklungspfaden bleibt gewährleistet.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Rahmenpläne soll mit den Beschäftigten<br />
ergänzend zum Jahresgespräch ein Personalentwicklungsgespräch<br />
geführt werden. Gesprächspartner ist die<br />
zuständige Stelle auf Ober- bzw. <strong>Mitte</strong>lbehördenebene. Dabei<br />
werden<br />
• Perspektiven für die weitere berufliche Entwicklung<br />
aufgezeigt,<br />
• die Ziele <strong>und</strong> Interessen der Beschäftigten mit einbezogen,<br />
• evtl. die konkrete weitere dienstliche Verwendung vereinbart.<br />
Dieses Gespräch wird anlassbezogen geführt. Solche Anlässe<br />
können der Ablauf einer beruflichen Phase, die Teilnahme<br />
an einem Personalauswahlverfahren oder auch der<br />
Wunsch der Beschäftigten sein. So wurden bei der <strong>Wasser</strong>-<br />
<strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> in 2003/<strong>2004</strong> bereits eine<br />
Reihe von Personalentwicklungsgesprächen mit Beschäftigten<br />
des höheren Dienstes durch den Dezernatsleiter Administration<br />
geführt.<br />
Die Rahmenpläne ermöglichen auch die dienststellenübergreifende<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Verwendung von Beschäftigten.<br />
Dazu werden zwischen den betroffenen Dienststellen evtl.<br />
unter Beteiligung des B<strong>und</strong>esministeriums für Verkehr,<br />
Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen Koordinierungsgespräche geführt.<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
Die Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung spielt bei der Personalentwicklung<br />
eine wichtige Rolle. Mit ihr lassen sich verschiedenste<br />
Ziele der Personalentwicklung erreichen: Sie dient der Erweiterung<br />
der fachlichen, methodischen <strong>und</strong> sozialen Kompetenzen,<br />
sie fördert darüber hinaus die individuellen Potenziale<br />
<strong>und</strong> schafft damit eine der Voraussetzungen zur<br />
Erhöhung der Verwendungsbreite. Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
trägt aber auch dem Selbstentwicklungsbedürfnis des Einzelnen<br />
Rechnung <strong>und</strong> fördert damit die Motivation. Sie<br />
schafft schließlich die Voraussetzungen für die Stärkung<br />
der Handlungsverantwortung der Beschäftigten <strong>und</strong> verkürzt<br />
die Einarbeitungszeit neuer Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter.<br />
Der individuelle Bedarf des einzelnen Beschäftigten an<br />
Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung wird im Gespräch zwischen Vorgesetzten<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter/in (vorzugsweise im Jahresgespräch)<br />
ermittelt <strong>und</strong> im Bildungsbedarfsbogen dokumentiert.<br />
Diese Form der Bedarfsermittlung findet bei Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeitern zunehmend Akzeptanz, weil ihre<br />
Bedürfnisse <strong>und</strong> Interessen thematisiert <strong>und</strong> kommuniziert<br />
werden. Dadurch erfahren sie Wertschätzung <strong>und</strong> können<br />
ihre eigenen Vorstellungen mit in den Prozess einbringen.<br />
Die ausgefüllten Bildungsbedarfsbögen werden den in den<br />
einzelnen Dienststellen bestehenden Bildungsstellen zugeleitet.<br />
Die Einrichtung der Bildungsstellen hat sich als eine<br />
effektive Form zur Förderung der Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
bewährt. Als Einrichtungen vor Ort sind sie in der Lage, eine<br />
bedarfsorientierte <strong>und</strong> zeitnahe Bildungsarbeit zu leisten.<br />
Die eingehenden Bildungsbedarfsbögen werden hier<br />
ausgewertet, um für die einzelne Mitarbeiterin oder den<br />
einzelnen Mitarbeiter ein passgenaues Bildungsangebot zu<br />
finden. Neben Seminaren bei den Fortbildungseinrichtungen<br />
des B<strong>und</strong>es (z. B. Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />
der WSV, B<strong>und</strong>esakademie für öffentliche Verwaltung)<br />
kommen hier auch Kooperationsseminare mehrerer<br />
Dienststellen sowie Schulungen bei externen Anbietern in<br />
Frage.<br />
Beurteilung von Beamtinnen <strong>und</strong> Beamten<br />
Die Beurteilung soll ein aussagefähiges, objektives <strong>und</strong><br />
vergleichbares Bild der Leistung <strong>und</strong> Eignung eines Beamten<br />
oder einer Beamtin vermitteln. Sie ist eine Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Entwicklungs- <strong>und</strong> Verwendungsplanung <strong>und</strong> gibt Hinweise<br />
zum individuellen Fortbildungsbedarf. Für Beförderungs-<br />
<strong>und</strong> Auswahlentscheidungen bildet sie eine wichtige<br />
Gr<strong>und</strong>lage.<br />
Für die Personalentwicklung können insbesondere Aussagen<br />
zu den einzelnen Eignungs- <strong>und</strong> Leistungsmerkmalen<br />
Bedeutung haben bei der Einschätzung, welche Aufgaben<br />
für die Beamtin oder den Beamten besonders geeignet sind<br />
<strong>und</strong> inwieweit sie individuell in der beruflichen Entwicklung<br />
gefördert werden können.<br />
Die dienstliche Beurteilung von Beamten <strong>und</strong> Beamtinnen<br />
erfolgt auf Gr<strong>und</strong>lage von §§ 40ff. B<strong>und</strong>eslaufbahnverordnung<br />
(BLV). Die Beurteilung ist damit kein neues Instrument<br />
der Personalentwicklung; sie ist gleichwohl als wichtiger<br />
Baustein in das PE-Konzept für die WSV aufgenommen<br />
worden.<br />
Die Beurteilung der Beamtinnen <strong>und</strong> Beamten in der WSV<br />
erfolgt nach der “Richtlinie für die Beurteilung der Beamtinnen<br />
<strong>und</strong> Beamten in der gesamten B<strong>und</strong>esverwaltung für<br />
Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen” - Beurteilungsrichtlinie<br />
BVBW. Für die WSV bestehen zusätzlich ergänzende Festlegungen.<br />
Anforderungsprofile <strong>und</strong> Fähigkeitsprofile<br />
Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter für bestimmte Dienstposten<br />
<strong>und</strong> bestimmte Aufgaben optimal zu befähigen, ist eines<br />
der Hauptziele der PE. Dies kann nur gelingen, wenn die<br />
Anforderungen des Dienstpostens <strong>und</strong> die Fähigkeiten der<br />
Beschäftigten genau genug erfasst werden. Ziel der Entwicklung<br />
von Anforderungsprofilen ist die Schaffung einer<br />
f<strong>und</strong>ierten Gr<strong>und</strong>lage für verschiedenste Maßnahmen im<br />
Bereich der Personalentwicklung, insbesondere<br />
• für die Ausschreibung eines Dienstpostens bei Neubesetzung,<br />
• für die Personalauswahl <strong>und</strong> die Gestaltung von Auswahlverfahren,<br />
• für Jahresgespräche,<br />
• für eine zielgerichtete Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung sowie<br />
• für differenzierte <strong>und</strong> für die Beurteilten nachvollziehbare<br />
Beurteilungen.<br />
Das Anforderungsprofil trifft unabhängig von einer konkreten<br />
Personalmaßnahme Aussagen darüber, welche Eigenschaften,<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Kenntnisse in welcher Ausprägung<br />
für das erfolgreiche Ausfüllen eines bestimmten<br />
Dienstpostens erforderlich sind. Es ist somit das Bindeglied<br />
zwischen den Anforderungen des Dienstpostens <strong>und</strong> der<br />
Qualifikation der jeweiligen Dienstposteninhaber/innen,<br />
welche sich im sog. Fähigkeitsprofil dokumentiert.<br />
Das Fähigkeitsprofil trifft Aussagen über die Leistungsfähigkeit<br />
der Beschäftigten <strong>und</strong> darüber, über welche Kompetenzen<br />
<strong>und</strong> Potentiale sie in welcher Ausprägung verfügen.
Das Personalentwicklungskonzept für die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung<br />
Der Abgleich mit dem Anforderungsprofil ist Basis für individuelle<br />
Qualifizierungsmaßnahmen der Beschäftigten.<br />
Die Anforderungsprofile in der WSV enthalten die folgenden<br />
vier Kompetenzbereiche:<br />
• Fachkompetenz,<br />
• Methodenkompetenz,<br />
• Sozialkompetenz <strong>und</strong><br />
• Selbstkompetenz.<br />
Für diese Kompetenzbereiche werden im PE-Konzept Kriterien<br />
aufgelistet <strong>und</strong> definiert; die Beurteilungsrichtlinie der<br />
BVBW sowie das Potentialanalyseverfahren OPUS ® finden<br />
dabei Berücksichtigung. Die Gewichtung der einzelnen Kriterien<br />
untereinander ist abhängig von den Anforderungen<br />
des konkreten Dienstpostens.<br />
Die erforderlichen <strong>Informationen</strong> für die Erstellung eines<br />
Fähigkeitsprofils ergeben sich je nach Kompetenzkriterium<br />
aus der aktuellen Beurteilung, der Personalakte, dem Ergebnis<br />
der Potentialanalyse <strong>und</strong>/oder einem strukturierten<br />
Fachgespräch. Zusätzliche Hinweise für die Erstellung eines<br />
Anforderungs- bzw. Fähigkeitsprofils enthält ein dem<br />
PE-Konzept beigefügter Leitfaden.<br />
Führungskräfteentwicklung<br />
Führungskräfte aller Verwaltungsebenen <strong>und</strong> Laufbahnen<br />
tragen eine zentrale Verantwortung. Um diese zentrale<br />
Funktion erfüllen zu können, müssen sie neben der unabdingbaren<br />
fachlichen Lenkungskompetenz auch fachübergreifende<br />
Führungs- <strong>und</strong> Managementkompetenzen besitzen<br />
<strong>und</strong> anwenden können, um Probleme zu erkennen <strong>und</strong><br />
zu lösen, in vernetzten <strong>und</strong> strategischen Zusammenhängen<br />
zu denken, mit Medien <strong>und</strong> Informationstechnologie<br />
routiniert umzugehen, Beschäftigte durch einen kooperativen<br />
Stil <strong>und</strong> Einsatz entsprechender Instrumente (z. B. das<br />
Jahresgespräch) ergebnisorientiert zu führen <strong>und</strong> eine effektive,<br />
zielgerichtete Zusammenarbeit zu gewährleisten.<br />
Ein Baustein zur optimalen Besetzung solcher Führungspositionen<br />
<strong>und</strong> zur gezielten Förderung der Führungskräfte ist<br />
die Potenzialanalyse. Ziel der Potentialanalyse ist es, in Ergänzung<br />
zu der gegenwarts- <strong>und</strong> dienstpostenbezogenen<br />
Beurteilung zu erkennen, welche Anforderungen Beschäftigte<br />
in Bezug auf Aufgabenkomplexität <strong>und</strong> -qualität künftig<br />
erfüllen können. In der WSV wird hierfür das Verfahren<br />
OPUS ® angewendet.<br />
Die Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (SAF) bietet neben<br />
ihrem Angebot zur Erhaltung der Fachkompetenz für<br />
die Führungskräfte aller Ebenen <strong>und</strong> Verwaltungsstufen der<br />
WSV eine umfassende Führungskräfteschulung zur Stärkung<br />
der Führungs- <strong>und</strong> Managementkompetenzen an.<br />
Neben der Führungs- <strong>und</strong> der fachbezogenen Lenkungskompetenz<br />
erfordert die Leitung von Organisationseinheiten<br />
<strong>und</strong> insbesondere Behörden aber auch vertiefte Kenntnisse<br />
in einer Vielzahl von sog. Querschnittsthemen, um einen<br />
optimalen Arbeitsablauf zu gewährleisten. Hierzu gehören<br />
folgende Komplexe:<br />
• Organisationsentwicklung, Projektmanagement,<br />
Controlling,<br />
• Personalmanagement, Beurteilungswesen,<br />
• Personalvertretungsrecht nach BPersVG,<br />
• Angelegenheiten der Schwerbehinderten nach SGB IX,<br />
• Gleichstellungsfragen nach BGleiG,<br />
• Haushaltsrecht für Führungskräfte,<br />
• Disziplinarrecht, Dienstrecht, Arbeitsrecht,<br />
• Arbeitssicherheitsmanagement,<br />
• Sucht am Arbeitsplatz, Mobbing,<br />
• Korruptionsbekämpfung,<br />
• Vergabewesen, Wettbewerbsrecht,<br />
• Medientraining <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Es ist Aufgabe der WSV, ihren Führungskräften künftig in<br />
diesen Themenbereichen entsprechende Schulungsangebote<br />
zu machen. Es ist Pflicht jeder Führungskraft, sich an<br />
diesen Maßnahmen zur Führungskräftequalifizierung vor<br />
oder unmittelbar nach Übernahme der Führungsverantwortung<br />
zu beteiligen.<br />
Nachwuchsführungskräfte<br />
Führungs- <strong>und</strong> Managementkompetenzen müssen neben<br />
der fachlichen Qualität bereits bei der Neueinstellung von<br />
Nachwuchsführungskräften im höheren <strong>und</strong> gehobenen<br />
Dienst gezielt berücksichtigt werden. Deshalb wird hier im<br />
Rahmen strukturierter Auswahlverfahren in jedem Fall eine<br />
Potentialanalyse durchgeführt.<br />
Entscheidungen über Auswahl <strong>und</strong> Entwicklung von Führungskräften<br />
werden oft auf der Basis vorhandener Fähigkeiten,<br />
Fachwissen <strong>und</strong> Erfahrungen getroffen. Mit anderen<br />
Worten: Zumeist wird in die Vergangenheit von Beschäftigten<br />
<strong>und</strong> somit auf ihre Kompetenzen geschaut, um Hinweise<br />
über den zukünftigen Erfolg zu erlangen. Eigentlich sollte<br />
man aber in die Zukunft blicken, um Aussagen über das<br />
Potential der Beschäftigten treffen zu können, um ihre Fähigkeiten<br />
zu erkennen, zukünftig mit komplexeren, unsicheren<br />
<strong>und</strong> herausfordernden Aufgaben umgehen zu können.<br />
Mit OPUS ® gibt es eine Methode, die es ermöglicht, das<br />
Potential von Beschäftigten zu erfassen, um so eine solide<br />
Basis sowohl für die Personalauswahl als auch für die Personalentwicklung<br />
zu schaffen. OPUS ® ist ein diagnostisches<br />
Instrument, das speziell zur Erkennung von langfristigem<br />
Potenzial entwickelt wurde.<br />
In einem 2-3-stündigen Interview wird der Kandidat oder die<br />
Kandidatin mit zwei komplexen Problemstellungen/Fallstudien<br />
konfrontiert. Während des Interviews wird<br />
erfasst, wie die Person an Probleme <strong>und</strong> Situationen herangeht.<br />
Ziel ist es, sowohl die Denkstrukturen als auch die<br />
Handlungsstrukturen in komplexen <strong>und</strong> neuen Problemfeldern<br />
<strong>und</strong> Situationen heraus zu finden. Die Ergebnisse aus<br />
diesem Interview bilden Denk- <strong>und</strong> Verhaltensmuster ab,<br />
die für eine erfolgreiche Arbeit in Leitungsfunktionen entscheidend<br />
sind. Mit dem OPUS ® -Interview lässt sich die<br />
Frage beantworten, in welchem Ausmaß die beobachteten<br />
Kriterien vorhanden sind.<br />
Da sich auch Potential mit zunehmenden Alter <strong>und</strong> Erfahrungen<br />
entwickeln kann, kann die Potentialanalyse auf<br />
Wunsch nach vier bis fünf Jahren wiederholt werden.<br />
Das OPUS ® Potenzialermittlung nach OPUS<br />
-Verfahren wird in der WSV von speziell ausgebildeten<br />
<strong>und</strong> zugelassenen Interviewerinnen <strong>und</strong> Interviewern<br />
angewandt, die zur Qualitätssicherung regelmäßig<br />
an Schulungen teilnehmen müssen.<br />
®<br />
Zusammenfassung<br />
Die Modernisierung der WSV bei gleichzeitig komplexer<br />
werdenden Aufgabenstellungen <strong>und</strong> ständiger Ressourcenknappheit<br />
(Haushaltsmittel, Personal) kann nur gelingen,<br />
wenn Führungskräfte, Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter die<br />
Veränderungsprozesse mit hohem Engagement weiterhin<br />
aktiv mitgestalten <strong>und</strong> dabei auch sich selbst beruflich <strong>und</strong><br />
persönlich weiter entwickeln können. Das PE-Konzept für<br />
die WSV soll hierzu einen Beitrag leisten <strong>und</strong> die hohe Motivation<br />
der Beschäftigten erhalten <strong>und</strong> fördern.<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
77
78<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> 2003<br />
Informationszentren<br />
Die Informationszentren informieren durch Modelle, Schautafeln <strong>und</strong> Filme über die umweltfre<strong>und</strong>liche Binnenschifffahrt,<br />
den Ausbau <strong>und</strong> die Bedeutung der <strong>Wasser</strong>straßen, die Aufgaben der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung <strong>und</strong> vieles<br />
andere mehr.<br />
Ein Besuch ist für Ausflügler, Schulklassen <strong>und</strong> allgemein Interessierte ebenso geeignet wie für Fachgruppen <strong>und</strong> kann mit<br />
einer Besichtigung der Schachtschleuse <strong>und</strong> des <strong>Wasser</strong>straßenkreuzes in Minden bzw. des Schiffshebewerkes in Scharnebeck<br />
in unmittelbarer Nähe der Informationszentren verb<strong>und</strong>en werden.<br />
Für Fragen stehen vor Ort Ansprechpartner zur Verfügung. Für spezielle Führungen ist eine Terminabsprache sinnvoll.<br />
Minden<br />
Öffnungszeiten: Saison 01.04. – 31.10.<br />
Montag – Samstag 9:00 – 17:00 Uhr<br />
Sonn- <strong>und</strong> Feiertag 9:00 – 18:00 Uhr<br />
Lüneburg-Scharnebeck<br />
Öffnungszeiten: Saison 15.03. – 31.10.<br />
Täglich 10:00 – 18:00 h<br />
Informationszentrum<br />
an der Schachtschleuse in Minden<br />
Auskünfte<br />
durch das<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden<br />
Telefon: 05 71 / 64 58 - 0<br />
Informationszentrum<br />
Am Schiffshebewerk Scharnebeck<br />
Auskünfte:<br />
Telefon: 0 41 36 / 4 73 (Saison)<br />
oder durch das<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Uelzen<br />
Telefon: 05 81 / 90 79 - 0
Veröffentlichungen<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
BAR Eckhard Dietel<br />
VOR Matthias Adam<br />
BR Joachim Saathoff<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
WSA Uelzen<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
NBA Hannover<br />
Internationales Verkehrswesen<br />
Die Binnenschifffahrt kann mehr<br />
Januar <strong>2004</strong><br />
Nr. 3/<strong>2004</strong><br />
Die Rheinschifffahrt hat Zukunft<br />
Zeitschrift für Schifffahrt <strong>und</strong> Hafenwirtschaft<br />
Februar <strong>2004</strong><br />
Die Entwicklung der EU <strong>und</strong> die Verkehrsabwicklung<br />
wird sich vereinfachen<br />
Zeitschrift für Binnenschifffahrt <strong>und</strong><br />
<strong>Wasser</strong>straßen e.V.<br />
Mai <strong>2004</strong><br />
Querung des Elbe-Seitenkanals <strong>und</strong> des<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanals mittels Horizontal-Direktional-<br />
Drilling für eine 380 km Pipline<br />
Artikel in folgenden Zeitschriften veröffentlicht:<br />
a) Bautechnik, Heft 01/04, Seite 44<br />
b) bi Umwelt Bau, Heft 01/04, Seite 10<br />
c) Binnenschifffahrt( ZfB), Heft 05/04, Seite 52-54<br />
Beweissicherungsmaßnahmen im Zuge des Neubaus<br />
der Schleuse Sülfeld Süd<br />
Schriftreihe des DVW Band 46,<br />
Interdiziplinäre Messaufgaben im Bauwesen -<br />
Weimar <strong>2004</strong><br />
Beiträge zum 61. DVW-Fortbildungsseminar am<br />
27. <strong>und</strong> 28. September <strong>2004</strong> an der Bauhaus-<br />
Universität Weimar, Seite 199 - 210<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
79
80<br />
Holger Isermann<br />
Dipl.-Ing. Helmut Niemann<br />
Dipl.-Ing. Helmut Niemann<br />
Dipl.-Ing. Hans-Peter Krönert<br />
Dr.-Ing. Katja Rettemeier<br />
Dipl.-Ing. Nadine Conring<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
WSA Verden<br />
WSA Minden<br />
(FMW)<br />
WSA Minden<br />
(FMW)<br />
WSA Minden<br />
(FMW)<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
WNA<br />
Helmstedt<br />
Fernbediente Weserschleusen<br />
Binnenschifffahrt - ZfB - Nr. 4, <strong>2004</strong><br />
Seite 48 - 49<br />
Automatisierung <strong>und</strong> Fernbedienung von<br />
Schleusen am Stichkanal Salzgitter<br />
Der Ingenieur der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrts-<br />
verwaltung - IWSV, Nr. 2/<strong>2004</strong><br />
ISSN 1614-2144), Seite 18 - 20,<br />
Realisierung unterschiedlicher<br />
Red<strong>und</strong>anzkonzepte bei der Fernbedienung im<br />
Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Fachstelle der WSV für Verkehrstechnik<br />
(Kolloquium der FVT <strong>2004</strong>) - 27.10.<strong>2004</strong><br />
Naturmessungen <strong>und</strong> numerische Simulationen<br />
zur Beschreibung von Strömungsphänomenen in<br />
Talsperren<br />
<strong>Wasser</strong>wirtschaft (WaWi)<br />
Hydrologie-<strong>Wasser</strong>bau - Boden-Ökologie (9/<strong>2004</strong>)<br />
94. Jahrgang-ISSN 0043-0978 - (D 108112)<br />
Bodenmanagement in der Osthaltung des<br />
<strong>Mitte</strong>llandkanals<br />
WNA Helmstedt zum<br />
17. Weltbaggerkongress (WODCON)<br />
Informationsbroschüre des BMVBW zur<br />
WODCON <strong>2004</strong> - Nassbaggerstrategien in<br />
Deutschland, Wirtschaft <strong>und</strong> Umweltverträglich
Vorträge<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Beitrag für die ZfB<br />
"Statt Visionen: Rückbesinnung auf bewährte<br />
Tugenden"<br />
Januar <strong>2004</strong><br />
Statement zum Gastvortrag von Umweltministerin<br />
NRW Bärbel Höhn<br />
"Zum Stellenwert von Binnenschifffahrt <strong>und</strong> Binnenhäfen<br />
unter dem Aspekt einer umweltfre<strong>und</strong>lichen<br />
Verkehrsentwicklung" im VBW Duisburg<br />
17.03.<strong>2004</strong><br />
Vortrag im Historischen Museum Hannover<br />
"100 Jahre <strong>Mitte</strong>llandkanal -<br />
Gestaltung einer Stadtlandschaft"<br />
21.04.<strong>2004</strong><br />
Vortrag für Mitglieder des Arbeitskreises Häfen<br />
<strong>und</strong> Schifffahrt, MdB <strong>und</strong> MdL, Baudezerneten<br />
u.a. "<strong>Mitte</strong>lweseranpassung <strong>und</strong> Schleusen<br />
Dörverden <strong>und</strong> Minden -<br />
Zukunft der Binnenschifffahrt"<br />
23.08.<strong>2004</strong><br />
Vortrag vor Industrie <strong>und</strong> Handelskammer<br />
- Verkehrsausschuss -<br />
"Aktuelle Fragen der Verkehrsinfrastruktur der<br />
<strong>Wasser</strong>straßen im Bereich der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong>"<br />
25.08.<strong>2004</strong><br />
Jahreshauptversammlung der Interessengemeinschaft<br />
Oberweser<br />
Vortrag: "Die aktuellen Planungsvorhaben über<br />
Ausbaumaßnahmen im norddeutschen <strong>Wasser</strong>straßennetz"<br />
20.09.<strong>2004</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
81
82<br />
Prof.Dipl.-Ing. Dierk Schröder<br />
Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />
Dipl.-Ing. Michael Seifert<br />
Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />
Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />
Dipl.-Ing. Michael Seifert<br />
Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />
Dipl.-Ing. Michael Seifert<br />
Dr.-Ing. Manuela Osterthun<br />
Dipl.-Ing. Michael Seifert<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Herbstklausur des Arbeitskreises Verkehr der<br />
SPD-Landtagsfraktion Nordrhein-Westfalen<br />
"Deutsche Binnenschifffahrt im europäischem<br />
Wettbewerb"<br />
26.11.<strong>2004</strong><br />
WaGIS-Tutorium<br />
Fachstelle für Informationstechnik der WSV,<br />
Ilmenau, 24.10.2003<br />
Per Geoinformationssystem der gesamten<br />
Behörde alle <strong>und</strong> einheitliche Daten zugänglich<br />
machen.<br />
3. GovTech Gipfel, Bonn/Petersberg<br />
19. - 21.01.<strong>2004</strong><br />
WaGIS das Geoinformationssystem für die WSV.<br />
GIS-Tagung Geografische Informationssysteme<br />
in der <strong>Wasser</strong>wirtschaft des ATV-DVWK, Kassel<br />
27./28.01.<strong>2004</strong><br />
WaGIS -<br />
Das <strong>Wasser</strong>straßenGeoinformationsSystem.<br />
Workshop KFKI-Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungs-<br />
projekt NOKIS, Forschungs- <strong>und</strong> Technologie-<br />
zentrum Westküste, Büsum<br />
10./11.03.<strong>2004</strong><br />
GIS-Einsatz in der WSV = WSV -eGovernment ?<br />
BAW-Kolloquium, Ilmenau<br />
03.11.<strong>2004</strong>
Adressen<br />
der Dienststellen im Bereich der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />
Hann.Münden<br />
Kasseler Straße 5<br />
34346 Hann.Münden<br />
Tel.: (05541) 952-0, Telefax: (05541) 952-14 00<br />
E-Mail: postfach@WSA-HMUE.WSV.de<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />
Verden<br />
Hohe Leuchte 30<br />
27283 Verden<br />
Tel.: (04231) 898-0, Telefax: (04231) 898-13 33<br />
E-Mail: postfach@wsa-ver.wsv.de<br />
Internet: www.wsa-verden.wsv.de<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />
Minden<br />
Am Hohen Ufer 1 - 3<br />
32425 Minden<br />
Tel.: (0571) 64 58-0, Telefax: (0571) 64 58-12 00<br />
E-Mail: postfach@wsa-mi.wsv.de<br />
Internet: www.wsa-minden.de<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />
Braunschweig<br />
Ludwig-Winter-Straße 5<br />
38120 Braunschweig<br />
Tel.: (0531) 8 66 03-0, Telefax: (0531) 8 66 03-14 00<br />
E-Mail: postfach@wsa-bs.wsv.de<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt<br />
Uelzen<br />
Greyerstraße 12<br />
29525 Uelzen<br />
Tel.: (0581) 90 79-0, Telefax: (0581) 90 79-12 77<br />
E-Mail: postfach@wsa-ue.wsv.de<br />
Fachstelle Vermessungs- <strong>und</strong> Kartenwesen <strong>Mitte</strong><br />
bei der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> ( s.o.)<br />
Fachstelle Maschinenwesen <strong>Mitte</strong><br />
beim <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt Minden (s.o.)<br />
Drucksachenstelle der WSV<br />
bei der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> (s. o.)<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
Am Waterlooplatz 5<br />
30169 Hannover<br />
Tel. (05 11) 91 15 - 0<br />
Fax (05 11) 91 15 - 34 00<br />
E-Mail: postfach@wsd-m.wsv.de<br />
Internet: www.wsd-mitte.wsv.de<br />
Neubauamt für den Ausbau<br />
des <strong>Mitte</strong>llandkanals in Hannover<br />
Nikolaistraße 23/25<br />
30159 Hannover<br />
Tel.: (0511) 91 15-51 11, Telefax: (0511) 91 15-51 40<br />
E-Mail: postfach@nba-h.wsv.de<br />
<strong>Wasser</strong>straßen-Neubauamt<br />
Helmstedt<br />
Walbecker Straße 23 b<br />
38350 Helmstedt<br />
Tel.: (05351) 394-0, Telefax: (05351) 394-52 40<br />
E-Mail: postfach@wna-he.wsv.de<br />
Sonderstelle für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung (SAF)<br />
in der WSV<br />
Möckernstraße 30<br />
30163 Hannover<br />
Tel. (05 11) 91 15 - 0<br />
Fax (05 11) 91 15 – 24 00<br />
<strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong> <strong>2004</strong><br />
83
Impressum<br />
<strong>Informationen</strong> der <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Herausgeber:<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong><br />
Am Waterlooplatz 5<br />
30169 Hannover<br />
Telefon (05 11) 91 15 – 0<br />
Telefax (05 11) 91 15 – 34 00<br />
E-Mail postfach@wsd-m.wsv.de<br />
Internet www.wsd-m.wsv.de<br />
Redaktion: Dietmar Abel WNA Helmstedt<br />
Uwe Borges WSA Hann.Münden<br />
Matthias Buschmann <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Iris Grasso <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Reinhard Henke <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Arno Liebrecht <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Layout: Heike Erlinghäuser <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Regina Manke <strong>WSD</strong> <strong>Mitte</strong><br />
Druck: Benatzky, Druck & Medien, Hannover<br />
Ausgabe: <strong>2004</strong><br />
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong> herausgegeben. Sie darf weder<br />
von Parteien noch von Wahlhelfern während des Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Europa-,<br />
B<strong>und</strong>estags-, Landtags- <strong>und</strong> Kommunalwahlen. Missbräuchlich sind besonders die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen<br />
der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer <strong>Informationen</strong> oder Werbemittel. Untersagt ist<br />
gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg <strong>und</strong> in welcher Anzahl<br />
diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in einer Weise<br />
verwendet werden, die als Parteinahme der B<strong>und</strong>esregierung zu Gunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.
Die B<strong>und</strong>eswasserstraßen im Bereich der<br />
<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsdirektion <strong>Mitte</strong>