myopia
Die Fotografien sind Bilder der Stille, des genauen Hinschauens in zärtlicher Hinwendung, Bilder der Lebendigkeit und des Sterbens, der Begegnung und Echtheit. MYOPIA führt in eine Sphäre des Spürens und der Tiefe, die über das Abgebildete hinaus geht.
Die Fotografien sind Bilder der Stille, des genauen Hinschauens in zärtlicher Hinwendung, Bilder der Lebendigkeit und des Sterbens, der Begegnung und Echtheit. MYOPIA führt in eine Sphäre des Spürens und der Tiefe, die über das Abgebildete hinaus geht.
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myopia
Ich lasse dich eintreten in mein Sehen,
hinter die Eisschicht blicken.
In etwa so, wie wenn du in eine vereiste Glasscheibe mit deiner
dich durchströmenden Wärme ein winziges Loch gepustet hast,
zwar hindurchsehen, aber nur einen kleinen Ausschnitt erkennen
kannst.
Ja, in etwa so mag dein Blick in mein Reich sein.
Kurz sehe ich.
Bin kurzsichtig.
Angeblich habe ich mal Augen wie ein Adler gehabt. Scharf
hingesehen habe ich. Überall hin. So hingesehen, dass es
wehgetan hat. Inzwischen sehe ich ohne Brille nur noch Dinge
die ganz nah sind.
Die Haare meiner Tochter, die schlafend auf meinem Schoß liegt,
weicher Stoff der meinen Körper umhüllt, eine raue Rinde unter
meiner Fingerkuppe.
Mein Großvater, Ägypter, war viele Jahre lang blind bevor er
starb. Als er kaum noch sehen konnte, tat er immer so, als ob er
Zeitung lese und hielt dabei die Zeitung verkehrt herum vor die
Augen. Mein Vater hat sich die Augen operieren lassen, so dass
ihn kein grauer, oder sonstwiefarbener Vogel blind werden lässt.
Die können beides, die Vögel, nah heran und ganz von Weite her
sehen.
Beim Fotografieren bin ich beides, sehr Nah dran und doch von
Ferne betrachtend.