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Kurzentrum Rheinfelden

BwieBasel Sonderheft Kurzentrum Rheinfelden

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Frühjahr 2009<br />

Schutzgebühr:<br />

Fr. 5.– inkl. MwSt<br />

<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>


2 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


EDITORIAL<br />

INHALT<br />

Thomas Kirchhofer<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Als Direktor des <strong>Kurzentrum</strong>s <strong>Rheinfelden</strong><br />

freue ich mich sehr, dass wir –<br />

in Zusammenarbeit mit der Redaktion<br />

von ‹B wie Basel› – dieses Spezialheft<br />

realisieren konnten. Wir möchten Ihnen<br />

damit zeigen, was sich in den letzten<br />

Jahren in unserem Betrieb alles verändert<br />

hat. So wurde nicht nur das Park-<br />

Hotel am Rhein umgebaut und ein<br />

moderner, architektonisch anspruchsvoller,<br />

Bau für unsere Altersresidenz<br />

‹Des Salines› und die Restaurants errichtet;<br />

wir haben auch unsere Wellness-Welt<br />

‹sole uno› um ein Angebot<br />

erweitert, das in Europa einzigartig ist:<br />

ein Intensiv-Solebecken. In diesem<br />

können Sie sich – ähnlich wie im Toten<br />

Meer – komplett entspannen, denn Sie<br />

schweben in der körperwarmen Sole<br />

und fühlen sich schwerelos.<br />

Nebst der Entspannung kommt auch<br />

der Spass nicht zu kurz, in unserem<br />

neuen Feuer- und Eisbad und den entsprechenden<br />

Erlebnisduschen können<br />

Sie das altbewährte wechselwarme Baden<br />

in einer völlig neuen Form erleben.<br />

Und in den neuen Aroma-Dampfkabinen<br />

wird Ihre Nase von wohltuenden<br />

Gerüchen umschmeichelt…<br />

Wir freuen uns, wenn Sie zu uns nach<br />

<strong>Rheinfelden</strong> kommen, um alles selbst<br />

auszuprobieren. Sie können sicher sein,<br />

es lohnt sich!<br />

RUBRIKEN<br />

Geschichte: Solbad, Erholungsstation und Luftkurort Seite 4<br />

Architektur: Intensives Erlebnis Seite 12<br />

Interview: Thomas Kirchhofer: «Die Sole steht bei uns im Mittelpunkt» Seite 22<br />

Impressionen: Grau raus, Licht rein! Seite 25<br />

Menschen: Viele Berufe, eine Leidenschaft Seite 32<br />

Rätsel Seite 41<br />

Kunstgeschichte: Varlin und das Park-Hotel am Rhein Seite 42<br />

Aktuell: Grossaufmarsch bei der Eröffnung Seite 44<br />

Wissen: Was ist Sole, welche Eigenschaften hat sie? Seite 47<br />

Impressum und Quellen Seite 47<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 3


GESCHICHTE<br />

Solbad,<br />

Erholungsstation<br />

und Luftkurort<br />

Die spannende Geschichte des Solbads reicht Jahrhunderte<br />

zurück. Am Anfang stand die Entdeckung<br />

von Salzvorkommen in der Gegend von <strong>Rheinfelden</strong>.<br />

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden denn auch<br />

erste Pläne zum Bau eines ‹Grand Hôtel des Salines<br />

au Parc› geschmiedet, und 1882 kam es zur Eröffnung<br />

dieses mächtigen, feudalen Hotels am Rhein.<br />

Es folgten stürmische Zeiten, geprägt von zwei Weltkriegen,<br />

Aufschwung und Wirtschaftskrise. Seit ein<br />

paar Jahrzehnten kann dieser geschichtsträchtige Ort<br />

wieder im Sinn seiner ursprünglichen Bestimmung genutzt<br />

werden.<br />

1: Plakat für den Kurort <strong>Rheinfelden</strong><br />

vom Grafiker und Maler<br />

Carl Moos (1875–1959). Er war<br />

1928–1933 Atelierleiter in der<br />

Druckerei Orell Füssli, wo das<br />

Plakat um 1935 gedruckt wurde.<br />

2: Das ‹Grand Hôtel des Salines<br />

au Parc›; Villa Concordia mit<br />

‹Conversationssaal und Badehaus›.<br />

3: Die Südseite des<br />

‹Grand Hôtel des Salines au Parc›.<br />

Beide Bilder um 1900.<br />

Der medizinische Ruhm <strong>Rheinfelden</strong>s<br />

gründete auf der Ent-<br />

wirkte letztlich als Wegbereiterin für<br />

nem Aufschwung von <strong>Rheinfelden</strong> und<br />

deckung von imposanten Salzvorkommen<br />

im Hochrheingebiet. Die derstadt.<br />

die Entwicklung der Ortschaft als Bä-<br />

20 bis 50 Meter dicken Salz-, Gipsund<br />

Tonlager sind rund 200 Mio. Jahre<br />

alt. Bruchtektonik im Tertiär zerlegte<br />

die Gesteinspakete in einzelne<br />

Schollen. Dies hat dazu geführt, dass<br />

die Salzlager an diesem Ort in unterschiedlicher<br />

Tiefe – 120 bis 300 Meter<br />

unter der Erdoberfläche – vorkommen.<br />

In Pratteln (Schweizerhalle) begannen<br />

die Bohrungen anno 1836, einige Jahre<br />

später wurde auch in <strong>Rheinfelden</strong><br />

mit den ersten Bohrungen begonnen.<br />

Theophil L’Orsa und Theodor Hoffmann<br />

hatten damals mit einem früheren<br />

Techniker der Saline Schweizerhalle<br />

Bekanntschaft geschlossen, welcher<br />

für sie erfolgreich nach Salz bohrte.<br />

Theophil L’Orsa & Co. erbauten<br />

anno 1844 in <strong>Rheinfelden</strong> die Saline.<br />

Die dort geförderte Sole führte zu ei- 1<br />

4 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


GESCHICHTE<br />

2<br />

3<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 5


GESCHICHTE<br />

Die Sole als Geldmaschine<br />

Schon bald merkten findige Köpfe,<br />

dass sich mit der Sole und mit dem zu<br />

Heilzwecken anreisenden Publikum<br />

zünftig Geld verdienen liess. Wer über<br />

ein Flair für Gäste, über das entsprechende<br />

Personal und über die nötigen<br />

technischen Einrichtungen verfügte,<br />

konnte eine breite Gästeschar bedienen.<br />

Mit Duschen, Abwaschungen, Übergiessungen,<br />

Kompressen, Injektionen,<br />

Inhalationen und anderem mehr wurden<br />

die verschiedensten Krankheiten behandelt,<br />

von allgemeinen Leiden über<br />

Frauenkrankheiten und Krankheiten<br />

des Nervensystems bis hin zu Hautkrankheiten,<br />

Herzproblemen, Rheuma<br />

und chronischen Katarrhen. Auch nach<br />

orthopädischen Eingriffen gingen viele<br />

Menschen gerne zur postoperativen<br />

Nachbehandlung in die Kur.<br />

Geschäftstüchtige Personen wussten<br />

aus diesen salzigen Bodenschätzen im<br />

Gebiet <strong>Rheinfelden</strong> schon bald Kapital<br />

zu schlagen. Zu den Pionieren gehörte<br />

ein gewisser Josef Frommherz, der Wirt<br />

des damaligen ‹Schützen› in <strong>Rheinfelden</strong>.<br />

Er besass bereits 1846 eine<br />

vom Kanton Aargau erteilte Konzession<br />

für Solebezug zu Heilzwecken. Ihm<br />

folgte Heinrich Wilhelm Dressler, der<br />

ab 1847 eine staatliche Bewilligung für<br />

den Solebezug und den Betrieb einer<br />

Bad-Wirtschaft inne hatte. Anfänglich<br />

galt die Bewilligung nur für zwei Badewannen<br />

– bei einer jährlichen Gebühr<br />

von 8.50 Franken pro Badewanne.<br />

Mit der Zeit wurde der Betrieb<br />

ausgebaut. Der damalige Besitzer der<br />

Solbadanstalt wollte explizit auch der<br />

armen Bevölkerung Zugang zum Heilmittel<br />

Sole bieten.<br />

Herr von Struve aus Texas<br />

Im Jahre 1857 ging die Solbadwirtschaft<br />

an J. Stalder-Waldmeier aus Magden<br />

über. Dessen Erben verkauften sie für<br />

20'000 Franken an Heinrich von Struve<br />

aus dem fernen Texas. 1862 eröffnete<br />

dieser initiative Unternehmer in <strong>Rheinfelden</strong><br />

ein neues Hotel – das Salinenhotel<br />

– welches direkt am idyllischen<br />

Rheinufer gelegen war. Sein Hotel nannte<br />

er vornehm ‹Rheinsoolbad von Heinrich<br />

von Struve›. In lokalen Blättern<br />

und in grossen Schweizer Zeitschriften<br />

betrieb der Direktor in der Folgezeit<br />

eifrig Werbung für sein Etablissement.<br />

Für Basler und Berner Patrizierfamilien,<br />

aber auch für Gäste aus dem<br />

Elsass und Baden wurde <strong>Rheinfelden</strong><br />

zu einem beliebten Erholungs- und<br />

Ferienziel – man war sowohl für den<br />

Sommer- als auch für den Winterbetrieb<br />

bestens eingerichtet. Mit sichtlichem<br />

Stolz schrieb der Direktor in diesen<br />

Tagen: «Das diplomatische Korps<br />

aus Bern besuchte nebst anderen vornehmen<br />

Herrschaften die Anstalt mit<br />

vorzüglichem Erfolg.»<br />

Schnell begriff Heinrich von Struve,<br />

dass die illustren Gäste nicht nur Solebäder<br />

nehmen und sich pflegen lassen<br />

wollten, sondern auch nach guter<br />

Unterhaltung Ausschau hielten. Immer<br />

wieder arrangierte der rührige Direktor<br />

in seinen Lokalitäten Konzerte,<br />

und er sorgte auch für Tennis, Kegeln<br />

und Croquetspiel. Zahlungskräftige<br />

Menschen der noblen Gesellschaft aus<br />

aller Herren Länder freuten sich am<br />

Gebotenen. Ein Blick in Gästelisten<br />

und Hotelrechnungen aus dieser Zeit<br />

zeigt, dass Gäste von Berlin und Königsberg,<br />

aus Frankreich, Italien und<br />

den USA gerne nach <strong>Rheinfelden</strong> reisten<br />

und hier unter dem Motto ‹Noblesse<br />

oblige› auch einiges Geld liegen<br />

liessen. Katastrophale Folgen für<br />

die lokale Hotellerie hatte dann allerdings<br />

der Deutsch-Französische Krieg<br />

von 1870/71. Die Besucherzahlen nahmen<br />

dramatisch ab. Es waren harte<br />

Zeiten. 1877 verliess Heinrich von<br />

Struve <strong>Rheinfelden</strong> – er war um einige<br />

Illusionen ärmer geworden und reiste<br />

heim nach Amerika.<br />

Aufschwung mit Direktor<br />

Josef Viktor Dietschy<br />

Der nächste wichtige Besitzer des Hotels<br />

war Josef Viktor Dietschy, der das<br />

Hotel und die dazugehörenden Gebäude<br />

in einem pitoyablen Zustand übernahm<br />

und im Gegenzug dafür günstige<br />

Kaufbedingungen aushandeln konnte.<br />

Nach einigen Renovationen und Umbauten<br />

konnte das Hotel anno 1882<br />

wieder eröffnet werden. Die Anfangsjahre<br />

waren hart. Erst die Saison 1884<br />

brachte eine erfreuliche Publikumszunahme.<br />

Innert weniger Jahre verdoppelte<br />

sich die Zahl ausländischer Besucher<br />

– und Dietschy baute schritt-<br />

4<br />

6 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


GESCHICHTE<br />

5 6<br />

weise weiter aus. Die ‹Villa Flora›<br />

und die ‹Villa Concordia› entstanden,<br />

und es wurde ein Verbindungstrakt erstellt,<br />

woran sich eine ganze Reihe von<br />

grosszügig konzipierten Gesellschaftsräumen<br />

zum Billardspielen, zum Lesen<br />

und zum gemütlichen Verweilen<br />

angliederten. 1895 wurde nach der<br />

Niederlegung des ehemaligen Badwirtschaftshauses<br />

ein schmucker Neubau<br />

ausgeführt – der von zwei Türmen<br />

flankierte sogenannte Saalbau war<br />

ein luftiger Speisesaal mit einem wohlausgestatteten<br />

Restaurationsraum.<br />

Um die Jahrhundertwende erlebte dieses<br />

jetzt sehr vornehm eingerichtete<br />

Haus seine grösste Blütezeit. Das Gästebuch<br />

beinhaltet Namen von Persönlichkeiten<br />

aus dem internationalen<br />

Hochadel. Auch Grossindustrielle und<br />

Politiker zählten zu den Gästen, ebenso<br />

die Töchter des russischen Zaren.<br />

4: Prospektabbildung der Badezimmer,<br />

bei denen die Sole direkt<br />

in die Badewannen geleitet wurde.<br />

5+6: In einem holländischen Prospekt<br />

um 1915 wurde auf die gepflegte<br />

Kundschaft und die schöne<br />

Parklandschaft hingewiesen.<br />

Neubau:<br />

Zimmer mit Badewannen<br />

1907 entschloss sich der neue Direktor<br />

zur Erstellung eines für damalige Verhältnisse<br />

sensationellen und topmodernen<br />

Neubaus. Er umfasste komfortable<br />

Einerzimmer und Zweierzimmer<br />

mit angrenzenden Badezimmern, dann<br />

auch ganze Appartements und Solbadeinrichtungen.<br />

Der Umstand, dass<br />

man gleich neben dem Schlafzimmer<br />

in einer Badewanne in der Sole baden<br />

konnte, beschleunigte – besonders in<br />

ernsten Fällen – den Heilungsprozess.<br />

Das Echo auf diese für die damalige<br />

Zeit revolutionären Neuerungen war<br />

enorm. Das Haus verzeichnete weiteren<br />

Publikumszuspruch – bereits 1911/12<br />

wurde ein weiterer Ausbau mit zusätzlichen<br />

Appartements und Solbädern<br />

fällig. Als Nebenbauten entstanden<br />

damals unter anderem eine Dampfwäscherei<br />

sowie eine Autogarage mit neun<br />

feuersicheren Boxen.<br />

«Die im Jahr 1912 ausgeführten, mit<br />

den besten technischen Einrichtungen<br />

versehenen Neubauten, die unvergleichlich<br />

schönen, gut gepflegten Parkanlagen<br />

erheben das Salinen- und Parkhôtel<br />

zu einer Kuranstalt I. Ranges, die<br />

trotz ihrer grossen Ausdehnung ganz<br />

den Charakter eines Familienhôtels<br />

bewahrt hat» – mit diesen gewählten<br />

Worten stellte Josef Viktor Dietschy<br />

sein renoviertes Hotel der Öffentlichkeit<br />

vor.<br />

London via Boulogne:<br />

15 Stunden entfernt<br />

In seinem in Seidenpapier eingeschlagenen<br />

Prospekt steht zu lesen, dass<br />

das Hotel damals über 250 sehr komfortable<br />

Balkonzimmer im Hauptgebäude<br />

und in den Dépendance-Villen<br />

‹Flora› und ‹Du Parc› verfügte. Im<br />

Prospekt ist auch die Reisezeit für<br />

auswärtige Gäste nach <strong>Rheinfelden</strong><br />

aufgeführt. Berlin war damals noch<br />

11.30 Stunden entfernt, London via<br />

Boulogne 15 Stunden (es gab in dieser<br />

Zeit natürlich noch keinen Tunnel<br />

unter dem Ärmelkanal), Mailand 8.45<br />

Stunden, Paris 8.15 Stunden, Wien<br />

19.30 Stunden.<br />

Um geplanten Industrieprojekten einen<br />

Riegel vorzuschieben, kaufte Dietschy<br />

auch einige Nachbargrundstücke auf.<br />

Schliesslich war der ganze Gebäudekomplex<br />

von einer 12,5 Hektaren grossen<br />

Parkanlage umgeben.<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 7


GESCHICHTE<br />

7<br />

Das Wegnetz im Park mass stolze vier<br />

Kilometer. Im Frühjahr 1914, wenige<br />

Monate vor dem Kriegsausbruch, wurde<br />

als letzte Baute das Terrassenrestaurant<br />

mit bester Sicht auf den Rhein<br />

fertig gestellt.<br />

Den damaligen Beobachtern kamen<br />

beim Betrachten dieser Idylle sogleich<br />

die Worte eines grossen Schweizer<br />

Dichters in den Sinn:<br />

«Durch Bäume dringt ein leiser Ton<br />

Die Fluten hört man rauschen schon<br />

Da zieht er her die breite Bahn<br />

Ein altes Städtchen hängt daran.»<br />

Gottfried Keller<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

Die Schüsse in Sarajevo am 28. Juni<br />

1914 und der Ausbruch des 1. Weltkriegs<br />

führten dann unvermittelt zu<br />

einem jähen Absacken der Belegungsziffern<br />

dieses Hotelbetriebs. Man muss<br />

sich vorstellen: Innerhalb von wenigen<br />

Stunden reisten sämtliche Gäste<br />

völlig überstürzt ab, das zuvor komplett<br />

ausgebuchte Hotel stand nun leer<br />

und verlassen da.<br />

Doch Josef Viktor Dietschy gab nicht<br />

auf. Nach dem Kriegsende erweiterte<br />

er das Hotel auf 220 Zimmer und<br />

brachte es erneut in Schwung. Die<br />

Kuranstalt wurde in dieser Epoche<br />

stets nach den Grundsätzen «Luft,<br />

Licht, Ruhe, Reinlichkeit» geführt.<br />

Während fast 50 Jahren prägte der unermüdliche<br />

Direktor Dietschy mit seiner<br />

Gattin zusammen die Geschichte<br />

dieses Hauses und hielt es auch in weniger<br />

guten Zeiten stets auf Kurs.<br />

Nach Dietschys Tod im Jahre 1933<br />

wurde die Anlage von seiner Tochter<br />

Maria Dietschy und ihrem Ehemann<br />

Ernst Pflüger und später von den Kin-<br />

7: Das vielgepriesene Terrassenrestaurant<br />

mit Blick auf den Rhein.<br />

8: Plakat von der Trias Marketing AG<br />

aus dem Jahr 1978.<br />

8 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


GESCHICHTE<br />

8<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 9


GESCHICHTE<br />

dern weitergeführt. Es folgte die Durststrecke<br />

des 2. Weltkriegs. Der Krieg<br />

hatte für die Hotellerie im ganzen<br />

Land tiefe Gästezahlen und finanzielle<br />

Schwierigkeiten zur Folge. Auch <strong>Rheinfelden</strong><br />

blieb davon nicht verschont.<br />

Neuzeit und Aufbruch<br />

In den beiden Jahrzehnten nach den<br />

Kriegswirren lief der Betrieb mehr<br />

schlecht als recht. Die Aristokraten, die<br />

Grossindustriellen und den Geldadel<br />

von damals gab es in dieser Form<br />

nicht mehr, und man kämpfte sich mit<br />

dem eher auf Luxus ausgerichteten<br />

Betrieb mühsam über die Runden. Zu<br />

Beginn der sechziger Jahre stand man<br />

deshalb in <strong>Rheinfelden</strong> vor der grundlegenden<br />

Frage, ob das Kurgeschehen<br />

weiterhin auf Sparflamme durchgehalten<br />

werden sollte, oder ob ein richtiger<br />

Neuanfang gemacht werden<br />

müsse. Schon damals sah man den<br />

traditionellen Kurbetrieb als etwas<br />

Überkommenes an und befasste sich<br />

mit innovativen Ideen, wobei die Tendenz<br />

in Richtung eines gesundheitsorientierten<br />

Betriebs mit Therapie,<br />

Rehabilitation und Fitness ging. Noch<br />

bis 1963 wurde das ‹Grand Hôtel des<br />

Salines au Parc› im bekannten Stil<br />

weitergeführt, dann wurde der Betrieb<br />

geschlossen. Wäsche, Mobiliar und<br />

auch Architekturbestandteile wurden<br />

veräussert.<br />

Erfreuliche Bewegung in die ganze<br />

Geschichte kam dann anfangs 1970 –<br />

damals wurde das <strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong><br />

initiiert. Es war ein grosser<br />

Wurf, als am 13. Januar 1970 in <strong>Rheinfelden</strong><br />

die Gesellschaftsgründung mit<br />

5,6 Mio. Franken Grundkapital erfolgte.<br />

1973 wurde das Sole-Hallenbad,<br />

1974 das <strong>Kurzentrum</strong> mit den<br />

Bereichen Diagnostik und Therapien<br />

eröffnet. Weitere denkwürdige Ausbauschritte<br />

folgten mit dem attraktiven<br />

Park-Hotel am Rhein 1981 – einem<br />

Vier-Sterne-Haus – sowie der Wellness-<br />

Welt ‹sole uno›. Davon wird in den<br />

folgenden Kapiteln die Rede sein.<br />

9: Plakat von Zutter Sommer Marketing<br />

aus dem Jahr 1985.<br />

Geschichte des Solbads <strong>Rheinfelden</strong><br />

1644 Der erste Rheinfelder Prospekt von Canonicus Leonhardus Egg erscheint.<br />

Darin wird von der wundersamen Heilwirkung der Rheinfelder Quellen berichtet.<br />

1844 Die schier unerschöpflichen Fricktaler Salzlager werden entdeckt.<br />

1846 Der Wirt des Hotel-Restaurants ‹Schützen› erhält die staatliche Konzession<br />

zum Solebezug für zwei Badewannen.<br />

1847 Bäderpionier Heinrich Wilhelm Dressler legt mit einer Konzession für<br />

den Solebezug und den Betrieb einer Bad-Wirtschaft den Grundstock für das<br />

später weltbekannte ‹Grand Hôtel des Salines au Parc›.<br />

1862 Heinrich von Struve eröffnet in <strong>Rheinfelden</strong> das Salinenhotel und baut<br />

es unter dem Namen ‹Rhein-Soolbad› zu einem prosperierenden Betrieb auf.<br />

Durch äussere Umstände wie den Deutsch-Französischen Krieg wird von Struve<br />

mit Zahlungsschwierigkeiten konfrontiert. Der Betrieb kommt in die roten<br />

Zahlen. Das Hotel geht an die Gläubiger von Heinrich von Struve über.<br />

1881 Nach dem Konkurs des ersten Besitzers kauft Josef Viktor Dietschy die<br />

stark vernachlässigte Badeanlage den Gläubigern ab und leitet eine sorgfältige<br />

Renovation in die Wege.<br />

1882 Der Kernbau wird erstellt. Das ehemalige ‹Rhein-Soolbad› wird unter<br />

dem neuen Namen ‹Grand Hôtel des Salines au Parc› wieder eröffnet. Josef<br />

Viktor Dietschy lässt an die Zimmer angrenzende Badezimmer bauen, die direkt<br />

mit Sole beliefert werden. Für den Betrieb bedeutet das den Beginn des Aufschwungs.<br />

1888 Aufstockung des Kernbaus. Als Architekt wirkt Robert Moser aus Baden,<br />

dessen Sohn Karl später gemeinsam mit Robert Curjel den Saalbau erstellt.<br />

1891 Neubau der ‹Villa Concordia›.<br />

1891–1895 Bau des Verbindungstrakts.<br />

1895 Neubau des Saalbaus durch die Architekten Curjel + Moser, Karlsruhe.<br />

1900 Grosser Erfolg für das ‹Grand Hôtel des Salines au Parc›. Gäste aus der<br />

ganzen Welt kommen hier zusammen – das Haus erlebt eine Blütezeit.<br />

1907 Neubau mit angrenzenden Badezimmern und Solbadeinrichtungen.<br />

1908 Anbau an die ‹Villa Concordia›.<br />

1914 Bau des Terrassenrestaurants vor dem Saalbau.<br />

1914 Ausbruch des Ersten Weltkriegs – Einbruch der Gästezahlen.<br />

1924 Dachaufbau auf dem Verbindungstrakt.<br />

1925 Umbau von Halle, Toiletten, Bädern und Konzertsaal.<br />

1933 Nach Dietschys Tod wird die Anlage weitergeführt. Seine Tochter Maria<br />

Dietschy leitet den Betrieb zusammen mit ihrem Ehemann Ernst Pflüger.<br />

1940 Lily und Ernst Pflüger, die Kinder von Maria und Ernst Pflüger, steigen<br />

mitten im Zweiten Weltkrieg in den Betrieb ein.<br />

1956 Abbruch des Badehauses.<br />

1963 Schliessung des ‹Grand Hôtel des Salines au Parc›. Die letzten Badegäste<br />

verlassen das Hotel und sagen <strong>Rheinfelden</strong> Adieu.<br />

1974 Eröffnung des Solehallenschwimmbads sowie der Bereiche Diagnostik<br />

und Therapie direkt beim ‹Grand Hôtel des Salines›.<br />

1978 Umbau ‹Villa Concordia›, Anbau Verbindungstrakt, Eröffnung des Park-<br />

Hotels am Rhein, <strong>Rheinfelden</strong>.<br />

1979 Eröffnung des Solefreibades.<br />

1992 Übernahme der Aktienmehrheit durch Thomas Kirchhofer; Beginn<br />

eines enormen Aufschwungs.<br />

1999 Eröffnung Wellness-Welt ‹sole uno›.<br />

2008 Eröffnung des renovierten Park-Hotels am Rhein und der Seniorenresidenz<br />

‹Des Salines›.<br />

2009 Eröffnung der erweiterten Wellness-Bereichs ‹sole uno›.<br />

10 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


GESCHICHTE<br />

9<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 11


ARCHITEKTUR<br />

Intensives<br />

Erlebnis<br />

«Entschweben Sie dem Alltag» lautet das Motto der<br />

neuen Wellness-Welt im ‹sole uno›, welche am 12. Februar<br />

2009 nach über einjähriger Bauzeit eröffnet<br />

wurde. Rund 12,6 Millionen Franken kostete der<br />

Neubau mit einem Volumen von über 8 000 m 3 .<br />

Bereits im Jahr 2003 entstanden<br />

die ersten Vorstudien für die<br />

Erweiterung des Wellnessbereichs<br />

‹sole uno›, am 14. Januar 2008<br />

wurde mit dem Aushub begonnen<br />

und bereits im Februar 2009 wurde<br />

der neue Bereich eröffnet. Nachdem<br />

in den vorhergehenden Jahren bereits<br />

verschiedene Einrichtungen wie die<br />

finnische Sauna, das orientalische Hamam<br />

oder die russische Banja eröffnet<br />

wurden, bietet das ‹sole uno› nun<br />

ein – vermutlich weltweit einzigartiges<br />

Erlebnis: das Schweben im Intensiv-Solebecken.<br />

Die ganze Anlage ist über 50 m lang<br />

und über 40 m breit und mehrheitlich<br />

aus Sichtbeton hergestellt, was an die<br />

Architekten, die Statiker und die Bauleute<br />

hohe Anforderungen stellte. Vor<br />

allem die beeindruckende Gestaltung<br />

des Intensiv-Solebeckens im Untergeschoss<br />

ist ein Meisterwerk an Form und<br />

Material. Die Materialien mussten<br />

übrigens immer unter dem Gesichtspunkt<br />

ausgesucht werden, dass sich<br />

im Becken Wasser befindet, das rund<br />

12% Salz enthält. Im Erdgeschoss<br />

sind Feuer- und Eisbad, Erlebnisduschen<br />

und Aroma-Dampfbäder.<br />

1: Die Baustelle von oben – im<br />

Vordergrund der Erweiterungsbau<br />

‹sole uno›.<br />

2: Das Intensiv-Solebecken wird<br />

geschalt und gegossen.<br />

3: Das Resultat ist beeindruckend.<br />

4: Im Blockhaus befindet sich die<br />

2007 eröffnete russische Banja.<br />

5: Die Würfel des Eis- und<br />

des Feuerbades entstehen.<br />

6: Der neue Empfang.<br />

1<br />

12 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


ARCHITEKTUR<br />

2<br />

3 4<br />

5 6<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 13


ARCHITEKTUR<br />

7<br />

8<br />

Das Eisbad (Bild 7 und 8)<br />

Im Sinne von Sebastian Kneipp, der<br />

sich im Jahr 1849 selbst von der Tuberkulose<br />

heilte, indem er in der eiskalten<br />

Donau badete, bietet das ‹sole<br />

uno› die Möglichkeit des wechselwarmen<br />

Badens. Im Eisbad beispielsweise<br />

herrscht eine Wassertemperatur von<br />

15 Grad; in regelmässigen Abständen<br />

rutschen Eiswürfel durch ein Plexiglas-<br />

Rohr und plumpsen in das Wasser<br />

(Bild 8, links an der Wand). Das blaue<br />

Licht unterstützt die ‹Kälte-Wirkung›;<br />

die viereckigen Öffnungen in den Wänden<br />

erlauben spezielle Ein- und Ausblicke<br />

und lassen den Besucher die<br />

Kneipp’schen Methoden auf ganz neue<br />

Art und Weise erleben.<br />

14 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


ARCHITEKTUR<br />

Das Feuerbad (Bild 9 und 10)<br />

Sollten Sie nach dem Eisbad nun doch<br />

ein bisschen mit den Zähnen klappern,<br />

dann müssen Sie unbedingt in<br />

das Feuerbad eintauchen. Aber langsam!<br />

Das Wasser hat eine Temperatur<br />

von 40 Grad und wärmt Sie garantiert<br />

schnell wieder auf. In der Mitte des<br />

Bades brodelt es beinahe wie in einer<br />

heissen Quelle in Island. Schon bald<br />

werden Sie wieder warm, ja heiss haben<br />

und sehnen sich nach einer Abkühlung.<br />

Warum nicht nochmals ins Eisbad<br />

gleiten und die Wechselwirkung<br />

geniessen? Kneipp hatte empfohlen, die<br />

Wechselbäder mehrmals durchzuführen<br />

– beachten Sie bitte, dass Sie idealerweise<br />

mit dem Eisbad aufhören. 10<br />

9<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 15


ARCHITEKTUR<br />

11 13<br />

12<br />

Mehr als eine Dusche<br />

Durch einen Regenvorhang betreten Sie<br />

den 18 m 2 grossen Raum mit dem Tropenregen<br />

– im Innern können Sie vier<br />

unterschiedliche warme Regenarten<br />

ausprobieren; vom feinen Nieselregen<br />

über den warmen Landregen bis zum<br />

Gewitter- und Platzregen. (Bild 11<br />

und 12). Im Raum mit den Alpen-<br />

Wasserfällen erfrischen Sie sich unter<br />

einem aus 3,5 m Höhe herabstürzenden<br />

Wasserfall oder unter dem sanfter<br />

abfallenden Kaskadenwasserfall. Beeindruckend<br />

ist die Architektur: das Wasser<br />

fällt über massive Natursteinplatten<br />

aus Bündner Fels (Bild 13 und 14).<br />

Selbst die ‹normalen› Duschen sind<br />

ein Erlebnis (Bild 15).<br />

14<br />

16 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


ARCHITEKTUR<br />

15<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 17


18 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


ARCHITEKTUR<br />

16<br />

Das Intensiv-Solebecken<br />

Mit seinen mehr als 200 m 2 bildet das<br />

einzigartige Intensiv-Solebecken das<br />

Highlight der neuen Anlage. Wie im<br />

Toten Meer schweben Sie im 60 cm<br />

tiefen Becken im körperwarmen Wasser<br />

mit 12% Salzgehalt, völlig entrückt<br />

und entspannt. Sanfte Klänge dringen<br />

an Ihr Ohr; Ihre Augen beobachten die<br />

Lichtreflexe, die das Wasser an den<br />

Gewölbehimmel wirft, und folgen bereitwillig<br />

den beeindruckenden Formen<br />

der Architektur. Bereits beim Hinabsteigen<br />

in das unterirdische Gewölbe<br />

werden sämtliche Geräusche gedämpft<br />

– Sie tauchen ein in eine Welt<br />

der Stille und des warmen Lichts<br />

(Bild 18 und 19, nächste Seite).<br />

17<br />

Die neuen Aroma-Dampfbäder<br />

Eine Nase voll erfrischenden Pfefferminz-Geruchs<br />

oder ein Hauch von<br />

exotischer Kokosnuss? In den drei<br />

farblich gestalteten und beleuchteten<br />

Aroma-Dampfbädern können jeweils<br />

sechs bis neun Personen den Alltagsmief<br />

vergessen und sich bei 40 bis 45<br />

Grad und einer Luftfeuchtigkeit von<br />

100% herrlich entspannen (Bild 16<br />

und 17).<br />

18<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 19


20 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009<br />

ARCHITEKTUR


ARCHITEKTUR<br />

19<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 21


INTERVIEW<br />

Thomas Kirchhofer: «Die Sole steht<br />

bei uns immer im Mittelpunkt!»<br />

Dr. Thomas Kirchhofer, Geschäftsführer <strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong><br />

Herr Kirchhofer, wann und wie<br />

entstand die Idee der ‹sole uno›-<br />

Erweiterung?<br />

Vor 10 Jahren haben wir ‹sole uno› eröffnet,<br />

und die Besucherfrequenz machte<br />

einen rasanten Sprung nach oben:<br />

von 300'000 auf 450'000 Besucher pro<br />

Jahr. Den grössten Wachstumsschub<br />

gab sicher eine wesentliche Neuerung,<br />

die Saunalandschaft – wir hatten vorher<br />

keine Sauna im Bad integriert, nur<br />

in der Galerie. Dazu kamen das Hamam,<br />

der Dampfraum im ‹Badehosenbereich›,<br />

die Sole-Inhalationsgrotte und<br />

anderes mehr. Wir hatten aber immer<br />

schon das Bedürfnis, auch ausserhalb<br />

dieses ‹Saunabereichs› eine wesentliche<br />

Erweiterung vorzunehmen, und da<br />

stand von Anfang an ein Intensiv-Solebecken<br />

zur Diskussion.<br />

Als ich vor 15 Jahren im <strong>Kurzentrum</strong><br />

anfing, hatten wir im Bäderbereich zunächst<br />

den ‹grossen Wurf› geplant. Allerdings<br />

konnten wir dies damals nicht<br />

finanzieren und bauten zuerst das ‹sole<br />

uno›. Das Wort ‹uno› bezog sich nicht<br />

nur auf ‹einzigartig›, sondern auch darauf,<br />

dass es ein erster Schritt in der Ent-<br />

wicklung des <strong>Kurzentrum</strong>s sein sollte.<br />

Wie gesagt, wir hatten damals schon<br />

ein grosses Konzept, in dem viele der<br />

nun realisierten Elemente enthalten<br />

waren. Im Rückblick gesehen war es<br />

eigentlich vorteilhaft, dass wir nicht<br />

alle Pläne gleich realisieren konnten,<br />

denn so konnten wir die bestehenden<br />

Kunden besser ‹bei der Stange halten›,<br />

als wenn alles mit einem Schlag total<br />

neu geworden wäre.<br />

Die Idee des Intensiv-Solebeckens hatte<br />

uns schon lange beschäftigt, denn wir<br />

wollen nicht einfach etwas anbieten,<br />

das aus einem anderen Kulturraum<br />

stammt, wie Ayurveda beispielsweise,<br />

sondern wir wollen uns auf die Dinge<br />

konzentrieren, die erstens aus unserer<br />

Umgebung stammen und uns zweitens<br />

von anderen Wellness-Anbietern unterscheiden,<br />

und das ist die Sole. Auch<br />

bei der ersten Phase von ‹sole uno› ist<br />

die Sole sowohl bei den Becken als<br />

auch bei den Inhalationen immer im<br />

Mittelpunkt gestanden. Deshalb sagten<br />

wir uns: «Dieses Intensiv-Solebecken<br />

möchten wir irgendwann mal realisieren.»<br />

So gesehen, gibt es die Idee<br />

schon seit 15 Jahren.<br />

«Die Idee des Intensiv-Solebeckens<br />

existiert schon seit 15 Jahren.»<br />

Woher kam denn die Idee, ein stark<br />

salzhaltiges Bad anzubieten?<br />

Man kann die Sole ja in verschiedenen<br />

Formen einsetzen; so wie wir es in den<br />

normalen Aussenbecken tun, wo man<br />

das Mittelmeer simuliert; man kann sie<br />

inhalieren – auch das boten wir bereits<br />

an. Dann fragten wir uns, wie man die<br />

Sole sonst noch einsetzen könnte. Es<br />

gibt zwei weitere Formen, die wir uns<br />

vorstellen konnten. Das eine war eben<br />

die Intensiv-Sole, das Schweben als<br />

Erlebnis. Das andere ist die Form des<br />

Sole-Schlammes, der Laist genannt<br />

wird. Das funktioniert ein bisschen wie<br />

Fango, aber mit einem Produkt von<br />

hier, also mit dem Sole-Schlamm.<br />

Im Nachhinein, nach der Eröffnung<br />

von ‹sole uno›, stellten wir Folgendes<br />

fest: Unser Thema, unser Angebot verschiebt<br />

sich von der reinen Gesundheit,<br />

respektive dem Bedürfnis nach<br />

Gesundheit, mehr zum Thema Entspannung.<br />

Früher ging es fast ausschliesslich<br />

um Gesundheit, heute haben sich<br />

sowohl unser Angebot wie auch die<br />

Bedürfnisse unserer Kunden ausgeweitet.<br />

Es geht nicht um Erlebnis oder<br />

Action oder ähnliches, sondern es geht<br />

um Entspannung. Und die Idealform<br />

von Entspannung ist das Schweben.<br />

Wie bei den Bädern, wo es eine Entwicklung<br />

vom Wannenbad zum Sportbad<br />

gab, wo man mit anderen Leuten<br />

zusammen badet oder schwimmt, haben<br />

22 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


INTERVIEW<br />

wir als erste diesen Transfer von der<br />

Einzelwanne zum Bewegungsbad auch<br />

beim Intensiv-Solebecken durchgeführt.<br />

Es gibt ja schon länger diese Einzel-<br />

Schwebewannen, die man zum Teil<br />

auch verschliessen kann. Doch wir fanden,<br />

dass wir so etwas nicht anbieten<br />

möchten, sondern wir wollten es in<br />

einer grösseren Dimension tun.<br />

Deshalb entstand also das Intensiv-<br />

Solebecken?<br />

Der ganze Erweiterungsbau dreht sich<br />

sozusagen um dieses Intensiv-Solebecken;<br />

es ist das Highlight. In einem<br />

weiteren Schritt ging es darum, wie<br />

dieses Becken präsentiert werden könne.<br />

Es gibt verschiedenste Möglichkeiten<br />

– wir entschlossen uns dazu, es<br />

introvertiert zu bauen, das so genannte<br />

Cocooning zu zelebrieren. Das Cocooning<br />

zu kombinieren mit einer relativ<br />

grossen Anlage war eine echte Herausforderung!<br />

Wir realisierten relativ<br />

rasch, dass wir von der Gestaltung und<br />

der Lichtführung her Nischen schaffen<br />

mussten. Wir wussten, es darf sicher<br />

kein viereckiges Becken irgendwo in<br />

einem Bereich sein. Die Intimität muss<br />

gewahrt bleiben und trotzdem muss es<br />

gross sein.<br />

Wir versuchen bei der Entwicklung unserer<br />

Angebote generell zu vermeiden,<br />

‹das Rad neu zu erfinden›, doch gab<br />

es für unser Schwebebecken keinerlei<br />

Vorbilder: Wir sind die ersten und die<br />

einzigen, die ein solches Becken realisiert<br />

haben. Das gibt uns natürlich<br />

einen grossen Wettbewerbsvorteil. Ausserdem<br />

stellt die Nähe zur Saline Ryburg<br />

bezüglich der Versorgung mit Sole<br />

einen Standortvorteil für uns dar.<br />

Eine kleine Anekdote am Rand: Wir<br />

beziehen unsere Sole ja über eine direkte<br />

Rohrleitung von der Saline, wie<br />

man das von Gas-Pipelines kennt. Wie<br />

dort, kann es auch bei uns theoretisch<br />

mal ein Leck geben; es wird Material<br />

abgezweigt, etc. Als wir nun anfingen,<br />

unser Intensiv-Solebecken zu füllen,<br />

stellte die Rheinsaline – aufmerksame<br />

Lieferanten, die sie sind – plötzlich<br />

fest, dass die Bezugsmenge enorm<br />

angestiegen war. Sie schlossen sofort<br />

das Ventil, um eventuelle Verluste durch<br />

ein Leck zu vermeiden… Wir sprechen<br />

also von wirklich grossen Solemengen,<br />

die wir benötigen.<br />

Nachdem wir uns die Gestaltung dieses<br />

Intensiv-Solebeckens überlegt hatten,<br />

wurde uns klar, dass es unterirdisch<br />

angelegt werden musste. Somit kam<br />

die nächste Überlegung, welche Angebote<br />

wir denn über diesem Becken<br />

bieten wollten. Und da stand das wechselwarme<br />

Baden im Vordergrund. Denn<br />

es ist eine unserer Grundideen, alte<br />

Traditionen neu zu interpretieren. Die<br />

alte Tradition bezieht sich auf Sebastian<br />

Kneipp und das von ihm propagierte<br />

wechselwarme Baden. Das kann man<br />

‹bünzlig› oder peppig interpretieren;<br />

wir wollten nicht einfach etwas anbieten,<br />

das es schon gibt.<br />

Mussten Sie denn alles neu<br />

entwickeln?<br />

Wir wollen dass alles, was der Besucher<br />

vor den ‹Kulissen› sieht, einmalig<br />

ist. Es gibt ja eine grosse Anzahl von<br />

Firmen im Wellnessbereich, die tolle<br />

Dinge herstellen. Aber es darf nicht passieren,<br />

dass der Gast zu uns kommt<br />

und denkt: «Ach ja, das habe ich im<br />

Katalog von XY gesehen» oder «Das<br />

hat mein Cousin zuhause auch». Hinter<br />

den Kulissen hingegen sind wir so<br />

standardmässig wie möglich. Die technischen<br />

Elemente der Dampfkabinen<br />

stammen von erprobten Herstellern; die<br />

Glaswürfel hingegen haben wir speziell<br />

gebaut. Auch das Feuer- und Eisbad<br />

(nicht einfach warm und kalt!) sollten<br />

aussergewöhnlich gestaltet sein. Wir<br />

wollten eine gewisse Intimität durch<br />

die abgeschlossenen Räume, kombiniert<br />

mit einer räumlichen Grosszügigkeit<br />

und Durchblicken. Wir wollten<br />

unbedingt auch verschiedene Sinne<br />

einbeziehen. So hört man z.B. im Tropenregen-Raum<br />

ein Donnern, sieht ein<br />

Blitzen oder riecht einen Duft, der<br />

eingespiesen wird. Heutzutage ist dank<br />

Software vieles möglich; wir können<br />

dem Gast immer wieder Neues bieten,<br />

auch wenn die Grundlage sozusagen<br />

fest gebaut ist. Die Düfte in den Aroma-<br />

Dampfbädern beispielsweise können<br />

wir jederzeit verändern.<br />

Wir haben also das wechselwarme<br />

Baden in Form des Feuer- und Eisbades<br />

interpretiert. Das ist die Weiterführung<br />

unserer ‹Weltreise›, die bereits<br />

im osmanischen Hamam, in der finnischen<br />

Sauna, in der russischen Banja,<br />

etc. begann. Nun kann man bei uns<br />

auch Island mit seinen heissen Quellen<br />

und Gletschern besuchen. Eigentlich<br />

wollten wir ja einen richtigen Geysir<br />

bauen. Wir haben monatelang gepröbelt,<br />

waren mit einer amerikanischen<br />

Firma in Kontakt, die solche<br />

Dinge für Naturkunde-Museen herstellt.<br />

«Es ist eine unserer Grundideen,<br />

alte Traditionen<br />

neu zu interpretieren.»<br />

Das hätte man realisieren können, aber<br />

es wäre technisch so aufwendig geworden,<br />

dass wir beschlossen, die Finger<br />

davon zu lassen. Wir haben uns dann<br />

für eine Art ‹Blubber› entschieden.<br />

Aber das Rot als Sinnbild für die Hitze<br />

im Feuerbad und das Blau mit den Eiswürfeln,<br />

die immer wieder ins Wasser<br />

fallen, das war von Anfang an geplant.<br />

Der Kontrast zwischen Feuer und Eis<br />

wird in dynamischer Form auch bei<br />

den beiden Wasserfällen thematisiert.<br />

Ferner zeigte sich, dass viele Leute ein<br />

Dampfbad attraktiv finden, aber nicht<br />

den Nacktbereich aufsuchen möchten.<br />

Deshalb haben wir Dampfkabinen eingerichtet.<br />

Bei der Grösse haben wir<br />

nach dem goldenen Mittelweg gesucht.<br />

Die Kabinen sollten keine ‹Hallen›<br />

sein, aber auch nicht so klein wie eine<br />

Infrarotkabine. Aufgrund unserer Erfahrungen<br />

haben wir uns für diese<br />

quadratischen Form entschieden, die<br />

sieben bis neun Personen Platz bietet.<br />

Dann wollten wir auch eine Art Plaza<br />

schaffen, auf der man steht und aussucht:<br />

Heute wähle ich dies, heute reizt<br />

mich das; wir nennen es ‹Wellness-<br />

Mall› – also wie ein Einkaufscenter mit<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 23


INTERVIEW<br />

Supermarkt und vielen unterschiedlichen<br />

Boutiquen.<br />

Ist in dieser ‹Wellness-Mall› auch<br />

Verpflegung vorgesehen?<br />

Natürlich, wir haben beispielsweise<br />

die Metrobar, wo Getränke und kleine<br />

Snacks angeboten werden. Neu ist geplant,<br />

am dem Ort, wo heute die Technik<br />

der Dampfräume untergebracht ist<br />

(diese wird mit der Renovation des Innenbeckens<br />

ins Untergeschoss verlegt),<br />

eine Saft-Bar einzurichten. An dieser<br />

Bar werden Getränke angeboten, aber<br />

auch frische Sandwichs. Da die Aufenthaltsdauer<br />

der Gäste im Durchschnitt<br />

immer länger wird, steigt auch<br />

das Bedürfnis nach Speis’ und Trank.<br />

Vor allem nach einem Aufenthalt im<br />

Intensiv-Solebecken hat man Lust,<br />

nicht nur Wasser aus einem der Trinkbrunnen<br />

zu konsumieren, sondern vielleicht<br />

einen Saft zu trinken oder eine<br />

Kleinigkeit zu essen. Die Gastronomie<br />

ist ein grosser Wachstumsbereich.<br />

Das letzte Element, das zwar weniger<br />

spektakulär tönt, aber sicher ebenso<br />

wichtig ist, ist der grosse Ruhebereich,<br />

wo man sich zurückziehen kann. Wir<br />

haben nun Platz, Dutzende von Liegestühlen<br />

aufzustellen, der Gast kann<br />

sich in eine Ecke zurückziehen; alles<br />

Dinge, die im Sommer wunderbar<br />

funktionieren, aber im Winter hatten<br />

wir bis anhin zuwenig Platz.<br />

Wie war die Zusammenarbeit mit den<br />

Baufirmen? Es mussten ja einige<br />

Speziallösungen gefunden werden...<br />

Anders als beim Hotelausbau – dort<br />

hatten wir einen Generalunternehmer<br />

für 80% der Aufträge – arbeiteten wir<br />

mit Dutzenden von unterschiedlichen<br />

Firmen. Natürlich, wenn man etwas<br />

Neues macht, wo niemand Erfahrung<br />

hat, gibt es immer Fragezeichen. Für<br />

einige Firmen waren die Aufträge Neuland.<br />

Beim Intensiv-Solebecken beispielsweise<br />

sind grosse Bereiche mit<br />

Sichtbeton gestaltet. Sichtbeton in überhängenden<br />

Flächen einzusetzen, ist<br />

baulich anspruchsvoll und gestalterisch<br />

eine grosse Herausforderung. Hinter<br />

den Kulissen kommt die ganze Technik<br />

dazu: In einem Umfeld mit einem<br />

Wasser mit 12% Salzgehalt – wie<br />

wirkt sich das auf die eingesetzten Materialien<br />

aus? All dies hat dazu geführt,<br />

dass gewisse Abläufe ein bisschen länger<br />

dauerten als geplant. Aber es ist<br />

nichts Gravierendes passiert und im<br />

grossen Ganzen ist alles gut gegangen.<br />

«Unsere Sole stammt – scherzhaft<br />

gesagt – aus dem Meer, in dem<br />

die Dinosaurier gebadet haben.»<br />

Gibt es denn Erfahrungen mit so<br />

stark solehaltigen Becken?<br />

Es gibt schon Erfahrungen; wir haben<br />

ja selbst langjährige Erfahrung mit Solebecken,<br />

auch wenn diese nicht so<br />

stark konzentrierte Sole enthalten. Zudem<br />

konnten wir auch auf die Erfahrungen<br />

der Schweiz. Rheinsalinen zurückgreifen.<br />

Alles was metallisch ist,<br />

ist problematisch. Holz hingegen funktioniert<br />

gut – deshalb haben die Salinen<br />

ja auch ihren ‹Saldome› aus Holz<br />

gebaut – und auch Stein ‹verträgt› sich<br />

gut mit Salz. Natürlich muss der Beton<br />

speziell behandelt werden, damit<br />

die Salzdämpfe nicht aufgenommen<br />

werden, aber er verhält sich wesentlich<br />

besser als eine verputzte Wand.<br />

Man muss einfach den nötigen Respekt<br />

vor dem Salz und seinen Auswirkungen<br />

haben und die richtigen Werkstoffe<br />

wählen.<br />

Wie muss sich der Laie das vorstellen<br />

– handelt es sich um das gleiche Salz,<br />

das er sich morgens aufs Ei streut?<br />

Nein, das funktioniert folgendermassen:<br />

Die Salzschicht befindet sich rund<br />

200 m unter der Erdoberfläche. Um<br />

das Salz zu gewinnen, wird Wasser in<br />

die Salzschicht gepumpt. Die Salzlösung,<br />

die aus dem Boden kommt, nennt<br />

man Sole. Das Salz, das als Speisesalz<br />

verkauft wird, ist reines Natriumchlorid,<br />

ev. mit Zusatz von Jod. Die Sole,<br />

die wir verwenden, ist eine Mischung<br />

von verschiedenen Salzarten, so wie<br />

ein Thermalwasser ganz unterschiedliche<br />

Mineralien enthält, ist auch die<br />

Sole aus verschiedenen Bestandteilen<br />

zusammengesetzt. Wir bekommen also<br />

die unverfälschte Jurameer-Sole. Deswegen<br />

können wir auch mit gutem<br />

Gewissen behaupten, dass unser Wasser<br />

im Intensiv-Solebecken auf der Haut<br />

nicht brennt. Ich habe jedes Intensiv-<br />

Solebecken, das es in Europa gibt,<br />

ausprobiert – die Unterschiede sind<br />

enorm. Es gibt gewisse, die nur eine<br />

Salzkonzentration von 8% aufweisen,<br />

die aber fürchterlich brennen. Die haben<br />

noch irgendwelche Zusatzstoffe<br />

drin, die einfach unangenehm sind. Das<br />

ist bei uns nicht der Fall. Wir sind sehr<br />

zufrieden mit der Sole, die wir bekommen,<br />

denn sie enthält mehr als<br />

das Salz, das Sie sich aufs Ei streuen.<br />

Ja man kann scherzhaft sagen, das ist<br />

sozusagen das Salz aus dem Meer, in<br />

dem die Dinosaurier gebadet haben...<br />

Ich habe übrigens zu diesen Themen<br />

und zum Thema Wellness einen Blog<br />

eingerichtet, auf dem ich meine Gedanken<br />

und Ideen regelmässig veröffentliche<br />

(www.wellnessblog.ch). So<br />

können die Gäste auch mit mir Kontakt<br />

aufnehmen, falls sie Anregungen<br />

oder Ideen haben.<br />

Welches sind nun die nächsten Pläne<br />

im <strong>Kurzentrum</strong>?<br />

Im nächsten Jahr wird das Innenbad<br />

saniert, dann wird die Fassade, die zur<br />

Zeit das Innenbad noch vom neuen<br />

Bereich trennt, entfernt. Ferner ist im<br />

sogenannten Eckbau, wo wir das Parkhaus<br />

gebaut haben ein Ruhebereich vorgesehen<br />

mit einem grossen Cheminée;<br />

im Untergeschoss werden wir wieder<br />

etwas Einmaliges anbieten, nämlich den<br />

vorher erwähnten Soleschlamm, den<br />

Laist.<br />

Herr Kirchhofer, wir danken Ihnen für<br />

dieses Gespräch und wünschen Ihnen<br />

und dem <strong>Kurzentrum</strong> weiterhin viel<br />

Erfolg!<br />

24 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


IMPRESSIONEN<br />

Grau raus,<br />

Licht rein!<br />

Das Park-Hotel am Rhein benötigte eine Auffrischung.<br />

Gleichzeitig wollte das <strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong> einen<br />

Verbindungsbau schaffen zwischen dem Park-Hotel<br />

am Rhein und dem – unter Denkmalschutz stehenden<br />

– ehemaligen ‹Grand Hotel des Salines›. Die<br />

sanfte Renovation und die harmonische Verbindung<br />

sind gelungen; entstanden ist ein heller, lichtdurchfluteter<br />

Gebäudekomplex. Im Neubau befinden sich<br />

die Restaurants, die Küche und die Altersresidenz<br />

‹Des Salines›, vorgelagert ist eine herrliche Rheinterrasse;<br />

im bestehenden Park-Hotel können 56 renovierte<br />

Zimmer, davon 11 Suiten belegt werden.<br />

1<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 25


IMPRESSIONEN<br />

2<br />

3<br />

1: Spatenstich für den Neubau.<br />

2: Luftaufnahme des Gebäudekomplexes:<br />

links das Park-Hotel<br />

am Rhein, in der Mitte der Neubau<br />

mit Terrasse und rechts das alte<br />

‹Grand Hôtel des Salines›.<br />

3: Bei der Renovation wurde Wert<br />

darauf gelegt, stilvolle Elemente<br />

zu bewahren (Detail im Treppenhaus).<br />

4+6: Die renovierten Zimmer haben<br />

entweder Sicht auf den Rhein<br />

oder auf den wunderschönen Park.<br />

5: Auch die Reception wurde umgebaut.<br />

4<br />

26 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


IMPRESSIONEN<br />

5<br />

6<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 27


IMPRESSIONEN<br />

Altersresidenz ‹Des Salines›<br />

Schon in den 1980er Jahren wurden<br />

im Park-Hotel am Rhein ein gutes<br />

Dutzend Wohnungen an Dauergäste<br />

vermietet. Daraus entstand die Idee,<br />

im <strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong> Wohnraum<br />

zur Verfügung zu stellen, der attraktiv<br />

gelegen ist und eine dem Alter<br />

entsprechende Infrastruktur bietet.<br />

Die neuen 22 Wohnungen – es handelt<br />

sich um 2,5- bis 4,5- Zimmer-<br />

Wohnungen – haben einen beheizten<br />

Wintergarten, einen Balkon, sorgsam<br />

ausgestattete Bäder, eine Küche, einen<br />

grosszügigen Salon und Schlafzimmer.<br />

Die Bewohner können selbst entscheiden,<br />

ob sie kochen oder sich in einem<br />

der Restaurants verpflegen möchten.<br />

Verschlechtert sich ihre Gesundheit,<br />

müssen sie die Wohnung nicht verlassen,<br />

sondern können auf das Pflegeangebot<br />

des <strong>Kurzentrum</strong>s zurückgreifen.<br />

Auf jedem Stock ist bereits ein Stationszimmer<br />

vorgesehen, in dem sich später<br />

das eventuell benötigte Pflegepersonal<br />

aufhalten kann. Dank eines geschickten<br />

Raumkonzepts können nicht<br />

vermietete Alterswohnungen auch als<br />

Hotelsuiten vermietet werden.<br />

Die Wohnungen sind sehr hell, modern<br />

eingerichtet und behindertengerecht;<br />

die Bodenbeläge der einzelnen<br />

Zimmer gehen ohne Schwelle ineinander<br />

über, und die Schiebetüren der Wintergärten<br />

gleiten auf schmalen Schienen.<br />

Von den rheinseitig gelegenen<br />

Wohnungen aus sieht man auf die alte<br />

Rheinbrücke und das Städtchen <strong>Rheinfelden</strong>,<br />

die anderen gehen auf den Park<br />

mit schönem Baumbestand und grossen<br />

Grünflächen.<br />

7<br />

7–9: Die lichtdurchfluteten Wohnungen<br />

haben herrliche Wintergärten,<br />

die auf den Rhein oder auf<br />

den Park gehen.<br />

10: Ein kleines Flachdach wurde<br />

mit grünen Glasscherben bedeckt<br />

– ökologisch, praktisch und ein absoluter<br />

‹Hingucker›.<br />

11: Im Untergeschoss der Altersresidenz<br />

befinden sich Nutz- und<br />

Kellerräume des Restaurants.<br />

Durch mehrere Bullaugen blickt<br />

man auf die Rheinpromenade, die<br />

manchmal auch überschwemmt<br />

werden kann.<br />

8<br />

28 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


IMPRESSIONEN<br />

9<br />

10 11<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 29


30 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


IMPRESSIONEN<br />

Die Küche, die Restaurants<br />

und der Speisesaal<br />

Die im Neubau eingerichtete, topmoderne<br />

Küche ermöglicht es Küchenchef<br />

Ernst Tobler, seine Mannschaft<br />

effizient einzusetzen. Die Restaurants<br />

‹Bellerive› und ‹Pavillon› wie auch das<br />

Park-Café mit Parkterrasse, Lounge<br />

und Bar sind alle neu gebaut worden.<br />

Herausragend ist die grosszügige<br />

Rheinterrasse mit zwei Restaurants,<br />

Apéro- und Lounge-Bereich. Der Bodenbelag<br />

ist Schiffsplanken nachempfunden,<br />

und durch in den Boden eingelassene<br />

‹Glasbänke› blickt man direkt<br />

auf den darunter fliessenden Rhein.<br />

Da das ganze Gebäude nach Minergie-<br />

Grundsätzen erstellt wurde, legte man<br />

auch beim Bau der neuen Kücheneinrichtungen<br />

Wert auf ökologische Aspekte.<br />

Sämtliche Kältegeräte sind an<br />

eine energiesparende Kühlzentrale angeschlossen,<br />

die mit einer Wärmerückgewinnungsanlage<br />

kombiniert ist.<br />

Mit dieser wird das Warmwasser in<br />

der Hotelanlage zusätzlich erwärmt.<br />

Zudem werden alle Speiseabfälle zerkleinert<br />

und ca. alle vier Wochen in<br />

der Biogasanlage wiederverwertet.<br />

12<br />

12: Die neue Küche ist topmodern<br />

eingerichtet, sodass die 15-köpfige<br />

Brigade effizient arbeiten kann.<br />

13+14: Die Restaurants ‹Bellerive›<br />

und ‹Park-Café› sind bekannt für<br />

ihre Fischspezialitäten.<br />

15: Der Speisesaal ‹Pavillon›.<br />

13<br />

14 15<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 31


MENSCHEN<br />

Viele Berufe,<br />

eine Leidenschaft<br />

Im Gesamtkomplex des <strong>Kurzentrum</strong>s <strong>Rheinfelden</strong><br />

arbeiten 313 Menschen in rund 48 Berufen. Eines<br />

haben sie alle gemeinsam: die Freude an ihrer Tätigkeit<br />

und die Liebe zu den Menschen, die das <strong>Kurzentrum</strong><br />

besuchen – sei es, um wieder gesund zu<br />

werden, etwas Feines zu essen oder sich zu entspannen.<br />

Wir stellen Ihnen nachfolgend ein paar Mitarbeitende<br />

und deren Verantwortungsbereich vor.<br />

«Meine zweite Familie»<br />

Sie kennt den Betrieb in- und auswendig.<br />

Sie ist die tönende Visitenkarte,<br />

die Informationsstelle und der Reklamationsschalter<br />

in einer Person. Anita Kyburz<br />

arbeitet heute im Team am Empfang<br />

des <strong>Kurzentrum</strong>s <strong>Rheinfelden</strong>, ihr<br />

Weg dort hin verlief über Umwege.<br />

Vor 26 Jahren half sie einen Nachmittag<br />

pro Woche am Kiosk des <strong>Kurzentrum</strong>s<br />

aus, um ein wenig Sackgeld zu<br />

verdienen. Über die Zeitung erfuhr sie,<br />

dass man im Haus eine Inhalationshilfe<br />

suchte. Sie bewarb sich dafür und<br />

erhielt diese Stelle. Die Einarbeitung<br />

‹inhouse› ging rasch voran und bald<br />

erhielt sie eine weitere Chance: Nach<br />

einer zusätzlichen Ausbildung an der<br />

Schule für Sportmassage in Zürich<br />

konnte sie in der Cellutronabteilung<br />

interessante Aufgaben übernehmen.<br />

Cellutron ist ein Elektrotherapiegerät,<br />

das durch geringe Stromstösse den<br />

Stoffwechsel in Muskeln und Gewebe<br />

anregt und beschleunigt, und wird<br />

hauptsächlich zur Anti-Cellulite-Behandlung<br />

eingesetzt.<br />

Vor acht Jahren fand ein erster Umbau<br />

im Therapiebereich statt, der die Schliessung<br />

des sogenannten Inhalationsbereiches<br />

zur Folge hatte. Und wieder<br />

lenkte ihre ausserordentliche Flexibilität<br />

ihre berufliche Laufbahn in neue<br />

Bahnen: Wegen eines krankheitsbedingten<br />

Ausfalls in der Telefonzentrale<br />

musste sie sofortige Aushilfe leisten,<br />

diese quasi «retten», schliesslich<br />

war sie nicht nur die «Dienstälteste»,<br />

sie kannte auch alle Abteilungen und<br />

alle Angestellten. So kam Frau Kyburz<br />

an die Stelle, die sie auch heute<br />

noch mit viel Enthusiasmus begleitet.<br />

Von ihrer vorhergehenden Tätigkeit ist<br />

praktisch nur noch der Hilfsmitteleinkauf<br />

für die Physiotherapie geblieben,<br />

der heute noch einen wichtigen Teil<br />

ihrer Arbeit einnimmt.<br />

32 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


MENSCHEN<br />

Trotz 50-prozentigen Pensums leistet<br />

Anita Kyburz 100-prozentigen Einsatz.<br />

Unlängst sei sie viereinhalb Wochen<br />

in den Ferien gewesen und habe sich<br />

auf ihren ersten Arbeitstag bereits wieder<br />

gefreut. Neben ihrem Mann, ihren<br />

Kindern und den beiden Enkelkindern<br />

ist ihr das <strong>Kurzentrum</strong> wie eine zweite<br />

Familie ans Herz gewachsen.<br />

Was stellt sie sich für ein Anforderungsprofil?<br />

«Man muss spüren, was<br />

dringlich ist und was nicht, und alle<br />

Belange ernst nehmen. Manchmal<br />

entwickeln sich aus ursprünglich rein<br />

betrieblichen Angelegenheiten persönliche<br />

Gespräche und herzliche<br />

menschliche Kontakte. Es ist nicht<br />

immer ganz einfach, an besucherstarken<br />

Tagen auf persönliche Schicksale<br />

einzugehen, ohne dabei hastig oder<br />

gar uninteressiert zu wirken. Wir sind<br />

jetzt zwar ein Grossbetrieb geworden,<br />

aber der Familiengeist ist geblieben»,<br />

sagt sie und wendet sich anerkennend<br />

der jungen Praktikantin zu, die sie während<br />

ihrer kurzen Abwesenheit vertreten<br />

hat: «Gut gemacht, danke dir<br />

herzlich!»<br />

«Ich liebe meine Arbeit»<br />

Sein Name verrät unmissverständlich<br />

seine Herkunft: Ahmed Nasr El Din.<br />

Er kommt aus Kairo, wo er sich seinerzeit<br />

zum Sportlehrer und zum<br />

Masseur hat ausbilden lassen. Mit seinen<br />

31 Jahren hat er schon einiges gesehen:<br />

Er kennt Frankreich, Spanien,<br />

Deutschland, aber Spanien besonders,<br />

denn dort wohnen seine Schwiegereltern.<br />

Seine Frau, zwar in der Schweiz<br />

aufgewachsen, ist Spanierin. Es war<br />

eine Ferienliebe, die er in Ägypten<br />

kennen gelernt hat. Vor zwei Jahren<br />

kam er – aus obigem Grund - in die<br />

Schweiz und eröffnete in Pratteln ein<br />

eigenes Massagestudio. Dieses Jahr<br />

hat er eine Zusatzausbildung in der<br />

‹Craniosacral-Therapie› abgeschlossen.<br />

Bei der Anstellung im <strong>Kurzentrum</strong><br />

vor über einem Jahr kamen ihm seine<br />

Herkunft sowie seine Erfahrung im<br />

Bereich ‹Hamam› zugute.<br />

Das ‹Hamam› prägte die Badegeschichte<br />

im Orient. Ein Besuch beginnt<br />

zum Aufwärmen im ‹Sogukluk›<br />

(Warmluftraum), dann folgt das Bad<br />

im ‹Kaynak› (Sole-Sprudelbad) zum<br />

Lockern der Muskeln, weiter geht es<br />

im türkischen Dampfbad ‹Hararet›, um<br />

die Hautporen zu öffnen und die Entspannung<br />

fortzusetzen. Der krönende<br />

Abschluss findet schliesslich im ‹Ovmalik›<br />

(Massageraum) statt, wo der<br />

Hamam-Meister (Tellak) den Körper<br />

zart mit geübten Handgriffen und allerfeinstem<br />

Seifenschaum massiert.<br />

Heute arbeitet Ahmed hauptsächlich in<br />

der ‹Banja›, dem russischen Badehaus,<br />

das seit Dezember 2007 die Saunalandschaft<br />

im ‹sole uno› bereichert<br />

und das er im Aufbau miterleben durfte.<br />

«Jeden Tag habe ich gespannt die<br />

Fortschritte beobachtet, bis das Holzhaus,<br />

das in Sibirien gefertigt wurde,<br />

hier wieder aufgebaut war.»<br />

Das Haus besteht aus einem Vorraum,<br />

wo massive Holztische und -bänke<br />

stehen, und wo die Besucher sich zwischen<br />

den einzelnen Saunagängen erholen.<br />

In der ‹Banja›, die nicht so<br />

heiss und deutlich feuchter als ihre<br />

finnische Schwester daherkommt, ist<br />

das so genannte Quästen üblich, das<br />

Abschlagen mit Bündeln von eingeweichten<br />

Birkenzweigen – auf russisch<br />

Wenik, was angenehm erfrischt<br />

und die Blutzirkulation anregt. Beim<br />

dreimal wöchentlich angebotenen<br />

‹Wenik-Ritual› übernimmt Ahmed als<br />

‹Banschik› unter anderem die professionelle<br />

Aufgabe dieser ‹Birkenwedelmassage›.<br />

Wichtig in der ‹Banja› sind<br />

auch die regelmässigen Aufgüsse mit<br />

sehr viel Wasser. Ausserdem ist er ein<br />

perfekter Gastgeber während des zweistündigen<br />

Rituals, verwöhnt erseine<br />

Gäste mit kleinen Köstlichkeiten wie<br />

Tee und Früchten und informiert sie<br />

über die russische Saunatradition.<br />

Ahmed besuchte drei Monate einen<br />

Deutschkurs in der Migros-Schule<br />

und spricht erstaunlich gut Deutsch.<br />

«Beim Dialekt verstehe ich nur die<br />

Wörter, die ich immer wieder höre.»<br />

Wie sieht er die Schweizer? «Mir gefällt<br />

es in der Schweiz sehr gut. Ich<br />

liebe meine Arbeit, arbeite nur 70<br />

Prozent und freue mich, wenn ich einmal<br />

100 Prozent arbeiten könnte.»<br />

Und was noch? Er lächelt. «Darf ich<br />

es sagen?» Natürlich. Er findet die<br />

Schweizer verschlossen, es gehe lange,<br />

bis sie ihr Herz öffnen und nicht<br />

nur arbeiten, arbeiten, arbeiten. Man<br />

spürt es: Er kommt aus einem Land,<br />

wo die Sonne das ganze Jahr über<br />

scheint.<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 33


MENSCHEN<br />

Einer von beiden ist der Chef…<br />

Irgendwie schlägt das Herz von José<br />

und Emilio Delgado immer noch spanisch.<br />

Sie stammen aus dem kleinen<br />

Dorf Canamero, das zur autonomen<br />

Gemeinschaft Estremadura im Südwesten<br />

der Iberischen Halbinsel gehört.<br />

Mit leuchtenden Augen erzählen die<br />

beiden stolz, dass die Provinz Cáceres<br />

ebenfalls dazu gehört, wo in Salamanca<br />

die berühmte Universität sei. Mutter<br />

Delgado arbeitete seinerzeit in der Rehaklinik<br />

und konnte deshalb José, dem<br />

älteren der beiden Brüder, eine Stelle<br />

im damals ganz neuen <strong>Kurzentrum</strong> verschaffen.<br />

1973 wurde dieses eröffnet,<br />

und José trat am 4. Dezember 1973<br />

seine Stelle an. Die Eröffnung des<br />

Schwimmbades erfolgte am 17. Dezember;<br />

es kostete damals fünf Franken<br />

Eintritt.<br />

Bruder Emilio arbeitete im Hotel<br />

Eden in <strong>Rheinfelden</strong>, aber beide Brüder<br />

mussten zwischendurch ins Militär<br />

und fielen zudem unter die damalige<br />

Bewilligungspraxis, welche noch die<br />

branchenweise Kontingentierung kannte,<br />

so dass ein ‹Fremdarbeiter› nicht länger<br />

als vier Jahre in derselben Branche<br />

arbeiten durfte. Dieser Umstand führte<br />

dazu, dass Emilio nach seinem Hoteldienst<br />

in die Strumpffabrik Chiarello<br />

wechselte, wo dreischichtig gearbeitet<br />

wurde. Bevor er 1979 ebenfalls<br />

ins <strong>Kurzentrum</strong> kam, diente er noch in<br />

der Stumpenfabrik Wuhrmann.<br />

Später, als 1982 die hauseigene Wäscherei<br />

eingerichtet wurde, kamen die<br />

beiden Brüder zusammen. Und wer ist<br />

der Chef? José natürlich, der ältere. Und<br />

das geht? Beide sagen unisono: «Ja,<br />

es geht.» Aber mehr nicht, und es gibt<br />

auch keinen Kommentar dazu…<br />

José beaufsichtigt zusätzlich den Garten,<br />

aber der «wird immer kleiner, da<br />

mehr gebaut wird.» Insgesamt arbeiten<br />

in der Wäscherei sieben Leute aus drei<br />

Nationen. Sie ist mit drei grossen und<br />

zwei kleinen Waschmaschinen sowie<br />

zwei grossen und einem kleinen Wäschetrockner<br />

ausgestattet. Eigentlich<br />

wurde seinerzeit das Jahresvolumen auf<br />

20 Tonnen ausgelegt; heute ist der Wäscheberg<br />

auf 51 Tonnen herangewachsen.<br />

Diese Mengen sind nur mit flexiblem<br />

Schichtbetrieb zu bewältigen.<br />

Der Name Delgado ist eng mit dem<br />

Fussball verbunden, man denke nur an<br />

Matias Emilio Delgado. «Während<br />

der Euro haben wir unsere Räume alle<br />

beflaggt, natürlich mit spanischen Fahnen.»<br />

Emilio Delgado, dessen Frau<br />

Maria heisst, weshalb an ihrem Briefkasten<br />

M. E. Delgado steht, hatte, als<br />

Matias Delgado noch zum FC Basel<br />

gehörte, immer wieder etwelche Autogrammkarten<br />

gefunden, die eigentlich<br />

für den grossen Fussballstar gedacht<br />

waren. Dieser wohnte damals ebenfalls<br />

in <strong>Rheinfelden</strong>.<br />

Wie beurteilen die Brüder ihren langjährigen<br />

Arbeitsplatz? «Wir haben es<br />

hier im Haus gut miteinander, die<br />

Stimmung ist kameradschaftlich, und<br />

wir haben Spass bei der Arbeit.»<br />

34 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


MENSCHEN<br />

‹Herrin› über 28 Betten<br />

Das Büro der jungen Stationsärztin Anne-Kristin Kuhnt ist<br />

– wie es sich für ein Büro gehört – mit Papier und Akten<br />

stark belegt. Auf dem PC-Bildschirm reisst der FCB-Goalie<br />

Costanzo jubelnd seine Arme in die Höhe, da scheint jemand<br />

FCB-Fan zu sein, doch dazu später mehr. 2001 war<br />

die Medizinstudentin Anne-Kristin Kuhnt aus Dresden<br />

erstmals in <strong>Rheinfelden</strong>. 2004 kam sie als Assistenzärztin<br />

zurück, arbeitete gut 1,5 Jahre in der Chirurgie im Spital<br />

<strong>Rheinfelden</strong> und übernahm anschliessend die Stelle der<br />

Stationsärztin in der Privatklinik SALINA, wo sie nun seit<br />

gut 3 Jahren tätig ist.<br />

«Wir verfügen über 28 Betten und sind vor allem auf die<br />

Rehabilitation des Bewegungsapparates spezialisiert, das<br />

heisst bei Knie-, Hüft-, Schulterprothesen, nach Rückenoperationen<br />

oder nach operativer Versorgung von Knochenbrüchen,<br />

ausserdem auch bei konservativ zu behandelnden<br />

Beschwerden, also z.B. bei rheumatologischen Erkrankungen».<br />

Die intensive Behandlung wird unter anderem<br />

von vier hauptsächlich für die Klinik tätigen Physiotherapeuten<br />

gewährleistet, wobei selbstverständlich zahlreiche<br />

den Beschwerden angepasste Therapien zur Anwendung<br />

kommen. «Der grosse Anteil unserer Patienten bewegt sich<br />

zwischen 60 und 80 Jahren, die Jüngeren kommen zumeist<br />

wegen der Folgen von Unfällen oder Sportverletzungen zu<br />

uns».<br />

Ihr Arbeitstag beginnt um acht Uhr und endet normalerweise<br />

um 18 Uhr. Neben der Patientenbetreuung mit Einund<br />

Austrittsgesprächen, Untersuchungen, Visiten, Rapporten,<br />

Problemlösungen, gibt es natürlich auch viel Administration<br />

zu bewältigen, Berichte zu erstellen, Akten zu<br />

studieren... Im Tagdienst arbeiten neben ihr drei Pflegefachfrauen,<br />

eine Pflegeassistentin, eine Pflegefachfrau der<br />

Spitex, eine Case-Managerin/Sekretärin, die Klinikleiterin<br />

und der Chefarzt. Gelegentlich wird der Stationsalltag von<br />

Notfällen unterbrochen, etwa wenn jemand in der Sauna ein<br />

Herz-Kreislaufproblem bekommt oder im Schwimmbad von<br />

einem plötzlichen Unwohlsein befallen wird. Dann ist Anne-<br />

Kristin Kuhnt in der Wellness-Welt ‹sole uno› gefragt.<br />

Was macht eine hübsche Ärztin in der Freizeit? Sie geht<br />

mit Freunden aus. «Basel gefällt mir, weil es eine schöne<br />

Stadt, aber keine Grossstadt ist, und an der Grenze zu<br />

Deutschland und Frankreich liegt, was nicht nur kulinarische<br />

Möglichkeiten eröffnet». Oder aber sie malt. Abstrakt,<br />

Menschen, Landschaften. «Und ich backe mit Vergnügen<br />

Kuchen, das entspannt, dabei kann ich abschalten». Kennt<br />

sie die Basler Fasnacht? «Ja, wenn möglich gehe ich auch<br />

wirklich gern hin. Als ich das erste Mal, damals noch im<br />

Fernsehen, den Guggedienstag sah, dachte ich: bitte mehr<br />

üben!» Unterdessen weiss sie, dass es so klingen muss und<br />

auch, dass sie ihre Basler Freunde auf die Palme bringen<br />

kann, wenn sie spasseshalber die Blaggedde Anstecker, die<br />

Ladärne Stehlampe oder den Cortège Umzug nennt. Zukunftspläne:<br />

«Mir gefällt es hier sehr gut, aber irgendwann<br />

muss ich ein Haus weiter, um in meinem Beruf andere Erfahrungen<br />

zu sammeln und meine Facharztausbildung<br />

abzuschliessen». Und nun zurück zum Fussball, die Dresdnerin<br />

ist hier zum FCB-Fan geworden, stolze Besitzerin<br />

zweier Jahreskarten und besucht, wann immer es geht, alle<br />

Heimspiele, bei denen der FCB um den Sieg kämpft.<br />

Der Frühling kann kommen<br />

Ramiro Castanheiro hat vermutlich den schönsten Arbeitsplatz<br />

im ganzen Betrieb. Allerdings ist er wetterabhängig.<br />

Intern figuriert er unter dem Begriff ‹Gärtner›, und darauf<br />

ist er stolz. Die Grundbegriffe hat er schon als Junge bei<br />

seinem Vater in Portugal in Coibra gelernt: Kartoffeln setzen,<br />

Olivenbäume kämmen oder schütteln, Obst anbauen,<br />

und was der Landdienste mehr sind. Ramiro Castanheiro<br />

lebt seit 22 Jahren in der Schweiz und arbeitet schon elf<br />

Jahre im <strong>Kurzentrum</strong>, und zwar im Hotel. Der Garten ist<br />

seine Hauptaufgabe. Sein Arbeitstag beginnt um fünf Uhr<br />

in der Früh. Duschen putzen, Böden mit der Blochmaschine<br />

auf Hochglanz bringen, das Getränkelager auffüllen,<br />

kleine Transporte ausführen, bevor er sich ‹open air› begeben<br />

kann.<br />

Es sind nicht nur die Rosen, die geschnitten werden müssen,<br />

und es sind einige Stöcke zu bewältigen, es ist das<br />

Laub der Bäume, es ist die Schneeräumung auf dem Park-<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 35


MENSCHEN<br />

Die Freiheit in der Küche<br />

Mit seinen 29 Jahren ist Araz Abram reifer als manche jungen<br />

Leute in seiner Alterskategorie. Schon früh ist er aus<br />

dem Nordirak ausgereist und hat seine Sporen im Beruf<br />

abverdient, aber immer im Fokus des Lernens. Trotz seiner<br />

diversen ‹Odysseen› in allen Herren Länder, spricht er den<br />

hiesigen Dialekt praktisch wie ein Einheimischer. «In Griechenland<br />

habe ich die Fischküche kennen gelernt, in der<br />

Türkei die Vielfalt der Gewürze und im Iran die Feinheiten<br />

der süssen Küche, das Herstellen von zauberhafter Pâtisserie<br />

mit Honig und Pistazien». Was er vergessen hat: In Frankreich<br />

seine Frau…<br />

Seit neun Jahren lebt er in der Schweiz, und schon sieben<br />

Jahre wirkt er in der Küche des Park-Hotels, wo er den Posten<br />

eines ‹Tournant› bekleidet, ein Koch, der in allen<br />

Küchenbereichen einsetzbar ist, und auch als ‹Springer›<br />

bezeichnet werden kann. Interessant ist, dass die neue, moplatz,<br />

er muss planen, wo er welche Blumen pflanzen will –<br />

die eigenen Kürbisse sind verwertet, in der Küche und als<br />

Dekoration – die Bäume wollen geschnitten sein, und etwas<br />

versteckt steht sein Gartenhaus, liegen seine Beete, wo<br />

er Kräuter zieht für die Küche, Petersilie und Schnittlauch,<br />

Basilikum und Rosmarin, und wenn er sich aufrichtet, sieht<br />

er den fliessenden Rhein, das Glitzern des Wassers, seine<br />

Welt, die er ganz für sich hat, und die er hegt und pflegt.<br />

Vor allem freut er sich, wenn es blüht und bunt wird nach<br />

einem grauen, kühlen, windigen Winter.<br />

Um 14.30 Uhr ist für ihn Feierabend. Das schätzt er insbesondere<br />

im Sommer. Den liebt er. Wenn er mit Freunden in<br />

seinem privaten Garten abends grillieren, ein kühles Glas<br />

Wein trinken und Freude an Frau und Tochter haben kann.<br />

Übrigens: Seine Frau hat er über eine ‹Vermittlung› im<br />

Hause kennen gelernt. «Ich habe sie einige Male getroffen,<br />

und dann hat es funktioniert.» Sein Deutsch ist noch etwas<br />

holprig und sehr portugiesisch, aber charmant und voller<br />

Freude am Leben.<br />

«Ja, wir haben es gut hier, die Leute sind fair und die Atmosphäre<br />

freundschaftlich.»<br />

Seiner Meinung nach kann der Frühling kommen, die Rosen<br />

sind geschnitten.<br />

36 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


MENSCHEN<br />

dern eingerichtete Küche verschiedene<br />

Anforderungen abdecken muss:<br />

Das Restaurant für die Hausgäste, das<br />

Park-Café mit Bar, wo auch kleine à la<br />

carte-Gerichte zu günstigen Preisen<br />

serviert werden, oder aber das Gourmet-Restaurant<br />

‹Bellerive›, das für<br />

seine ausgezeichnete Küche bekannt<br />

ist. Wie muss man sich das Tagespensum<br />

eines ‹Tournant› vorstellen? «Ich<br />

beginne um neun Uhr und arbeite bis<br />

um 14 Uhr, meistens etwas länger,<br />

und fange wieder um 17 Uhr an und<br />

beende meinen Arbeitstag um 22 Uhr.<br />

Ich bin flexibel, muss es auch sein.»<br />

Und die Familie? «Gerade die wenigen<br />

Stunden am Nachmittag sind<br />

Gold wert, für meine Frau und meine<br />

Kinder.» Die Tochter ist drei Jahre,<br />

der Sohn zehn Monate alt.<br />

In der Küche arbeiten elf Leute, wobei<br />

die Küchenstruktur klar definiert<br />

ist. Für Araz Abram ist es wichtig,<br />

dass die drei Lehrlinge gut ausgebildet<br />

werden. «Wir nehmen uns genügend<br />

Zeit für die Lehrlinge. Obwohl<br />

wir mehr Lehrlinge beschäftigen könnten,<br />

wollen wir nicht mehr ausbilden,<br />

als wir verkraften und verantworten<br />

können.» Er schätzt und plädiert für<br />

die «Freiheit in der Küche». «Ich darf<br />

meine Ideen, meine Erfahrungen und<br />

Kenntnisse einbringen, ich mache eine<br />

Probe und lege sie dem Chef de Cuisine<br />

vor; wir diskutieren darüber, korrigieren,<br />

pröbeln; das ist spannend, bis<br />

das Gericht steht und es auf die Karte<br />

kommt.»<br />

Der familiäre Betrieb gefällt Araz.<br />

«Wir sind sehr sozial eingestellt. Als<br />

der Tsunami in Asien uns alle erschüttert<br />

hatte, verzichteten wir auf das Personalfest<br />

und spendeten das Geld einer<br />

Aufbau-Organisation.» Araz lebt in der<br />

Schweiz und interessiert sich auch für<br />

die Politik. Zur Integration der Ausländer<br />

hat er eine klare Vorstellung:<br />

«Man muss ganz einfach die Sprache<br />

lernen, vorher geht gar nichts.»<br />

Er kennt die Schweiz, bereist sie,<br />

kennt den Röschtigraben und das etwas<br />

andere Wesen des Tessins. Und<br />

noch etwas sagt er mit Überzeugung:<br />

«Fremd ist hier nur jemand, der sich<br />

hier fremd fühlt.»<br />

In der Residenz residieren<br />

Acht Jahre musste sie darauf warten,<br />

um den Umzug in die Residenz ‹Des<br />

Salines› endlich vollziehen zu können.<br />

Residieren heisst nicht nur wohnen.<br />

Der Duden definiert es so: «seinen<br />

Wohnsitz haben, in Bezug auf regierende<br />

Fürsten». Die Residenz ist<br />

demnach der Wohnsitz eines regierenden<br />

Staatsoberhauptes.<br />

Susanne Furlenmeier, jetzt ‹Privatfürstin›<br />

einer grosszügig angelegten 3,5-<br />

Zimmer-Wohnung, hat sich auf diesen<br />

Moment ehrlich gefreut. Die Wohnung<br />

ist sehr gross, modern angelegt<br />

und mit einem hellen Wintergarten<br />

ausgestattet. Susanne Furlenmeier geniesst<br />

den einzigartigen Ausblick auf<br />

den Rhein, auf die untergehende Sonne<br />

über der Rheinbrücke in <strong>Rheinfelden</strong>,<br />

das silbrige Glitzern des momentan<br />

eher bräunlichen Wassers. Sie beobachtet<br />

in der kleinen Bucht die Schwäne:<br />

«Es sind deren dreissig, ich hab’<br />

sie gezählt, nur weiss ich noch nicht,<br />

wo sie ihren Schlafplatz haben, aber<br />

das bring’ ich auch noch in Erfahrung.»<br />

Die Möblierung ist stilvoll, massiv<br />

und vor allem im Arbeitszimmer dominiert<br />

ein robuster Schreibtisch auf<br />

dem sich die Vergangenheit türmt. Zusammen<br />

mit ihrem Mann hatte sie in<br />

Liestal einige Jahre eine Arztpraxis.<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 37


MENSCHEN<br />

Sie lernten sich seinerzeit während des zweiten Studiums<br />

ihres Mannes kennen. Beide hatten sich u.a. der Botanik<br />

verschrieben, wobei ihr Mann anschliessend nach den Naturwissenschaften<br />

noch das Medizinstudium absolvierte.<br />

Gemeinsam gründeten sie neben dem Praxisbetrieb eine<br />

Ärztegesellschaft für Ärzte und Apotheker und erarbeiteten<br />

dafür eine zweijährige berufsbegleitende Fortbildungsgrundlage<br />

im Bereich klassische Homöopathie und Phytotherapie<br />

(Pflanzenheilkunde). Zwei Bücher seien erwähnt:<br />

‹Kraft der Heilpflanzen› und ‹Mysterien der Heilkunde›.<br />

Susanne Furlenmeier verlor ihren Mann vor 14 Jahren, verfasst<br />

aber immer noch gelegentlich Fachartikel. Allerdings<br />

wurde sie ‹Opfer› einer nicht sehr geglückten Operation,<br />

was immer wieder weitere Eingriffe erforderte; den elften<br />

will sie hingegen nur noch vornehmen lassen, wenn er unbedingt<br />

nötig würde.<br />

Zwei Stöcke und Schmerzen sind ihre täglichen Begleiter.<br />

Wegen dieser Eingriffe war sie immer wieder Patientin in<br />

der Privatklinik Salina und lernte dort das <strong>Kurzentrum</strong> inund<br />

auswendig kennen. Susanne Furlenmeier hadert nicht.<br />

Im Gegenteil; sie hat ein offenes Lächeln, ist den Freuden<br />

des Lebens nicht abgeneigt und sagt: «Was soll ich hadern?<br />

Was soll ich nörgeln oder gar meckern, das bringt<br />

nichts und hält nur die Mitmenschen fern.» Sie geht heute<br />

noch sehr gerne in ein Konzert oder gar in eine Ballettvorführung<br />

– sie liebt Maurice Béjart – «ich liebe das Ballett,<br />

weil ich dort sehe, wie sich die Tänzerinnen und Tänzer<br />

bewegen können.»<br />

Die Dienstleistungen in der Residenz sind umfassend, aber<br />

kochen will sie noch selber. «Das Haus», sagt sie «ist ausgezeichnet<br />

geführt, nach zwei Tagen sagen die Angestellten<br />

bereits den Gästen die Namen.» Sie aber kennt die Angestellten<br />

fast alle aus den früheren Aufenthalten. Susanne<br />

Furlenmeier würde Aktivitäten begrüssen, beispielsweise<br />

regelmässige Hauskonzerte oder Lesungen. Was sie beruhigt:<br />

Falls sie einmal krank würde, befindet sich die Pflege<br />

im Haus. «Meine Freunde waren gestern hier», dies erwähnt<br />

sie mit einem süffisanten Lächeln im Gesicht, «sie<br />

haben gesagt, sie beneiden mich um diese Wohnung.»<br />

Recht haben sie…<br />

Ein Mann für (fast) alle Fälle<br />

Wenn er morgens um sieben seine Arbeit antritt, weiss er<br />

noch nicht, was der Tag ihm bringt. Als Mitarbeiter im<br />

technischen Dienst, Abteilung Unterhalt, kennt Hans Staudenmaier<br />

natürlich den Betrieb hinter den Kulissen aus<br />

dem ff. Seit zwölf Jahren arbeitet er nun schon in <strong>Rheinfelden</strong>.<br />

Eigentlich ist er gelernter Maurer, musste aber nach<br />

zwanzig Jahren wegen einer Rückenverletzung eine andere<br />

Arbeit suchen.<br />

Sein Arbeitsgebiet ist ihm auf den Leib geschrieben, denn<br />

als ‹Mädchen für (fast) alles› darf man keine zwei linken<br />

Hände haben. Bei seinen täglichen Rundgängen haben sich<br />

seine Augen für die Mängel und kleinen Reparaturen geschärft.<br />

Mal sind es Plättli, die sich wegen der steten Feuchtigkeit<br />

vom Boden lösen, mal muss er kleinere Malerarbeiten<br />

erledigen, mal bekommt er einen Anruf, dass es im Hotel<br />

zu tun gibt.<br />

Hans Staudenmaier fühlt sich – wie er wörtlich sagt – an<br />

seiner Arbeitsstelle im <strong>Kurzentrum</strong> gut aufgehoben. Er habe<br />

einen sicheren Arbeitsplatz, flotte Kolleginnen und Kollegen,<br />

und auch die Chefetage sei okay. Und die Gäste? Ja,<br />

die Gäste, die hätten sich durch den Umbau einiges gefallen<br />

lassen müssen. «Es gibt», so erzählt er mit aufgeregten<br />

Augen «unter den zahlreichen Stammgästen eine ganz besondere<br />

Gruppe von etwa zehn Leuten. Die stehen schon<br />

eine halbe Stunde vor der Öffnungszeit ungeduldig vor der<br />

Türe und warten auf den Einlass. Dann stürmen sie in die<br />

Garderobe, damit sie ja ihre seit Jahren belegten Garderobenkästli<br />

mit ‹ihrer› Nummer besetzen können. Wegen des<br />

Umbaus mussten allerdings einige Stammgäste lieb gewordene<br />

Gewohnheiten ablegen, aber letztlich finden sie es<br />

jetzt doch toll.»<br />

38 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


MENSCHEN<br />

Er selber ist – wie er gesteht – keine<br />

Wasserratte. «Ich habe während den<br />

zwölf Jahren hier höchstens zehn Mal<br />

gebadet. Wenn man zwar mal drin ist,<br />

dann kommt man nicht mehr raus, so<br />

gut tut das Bad.»<br />

Hans Staudenmaier schwärmt auch<br />

von der Kameradschaft. «Trotz der<br />

verschiedenen Betriebe – Bad, medizinischer<br />

Bereich und Hotel – sind wir<br />

eine Mannschaft.»<br />

Insgesamt arbeiten vor und hinter den<br />

Kulissen Menschen aus 21 Nationen.<br />

Deshalb habe das letzte Jahresfest unter<br />

dem Motto ‹Multikulti› gestanden.<br />

Er trete an diesen Festen immer als<br />

‹Nigginäggi› auf, was ihm sehr Spass<br />

bereite.<br />

Im kleinen individuell gestalteten<br />

Aufenthaltsraum steht ein Eisschrank.<br />

«Am Inhalt kann man die Nationen<br />

ablesen. Da gibt es Getränke, die ich<br />

noch nie gesehen habe.»<br />

Und schon kommt einer der Gebrüder<br />

Delgado von der Wäscherei in den<br />

Raum und schenkt uns lächelnd ein<br />

kleines Gläschen eines spanischen Likörs<br />

ein.<br />

Hans Staudenmaier schmunzelt: «Ja,<br />

bei uns ist der Gast halt König.»<br />

«Heute bin ich<br />

beschwerdefrei»<br />

Der dies sagt, bekleidet das Amt eines<br />

Nationalrates und ist zugleich Direktor<br />

der Wirtschaftskammer Baselland, dem<br />

grössten KMU-Verband des Kantons.<br />

Beide Ämter verlangen enormes Durchstehvermögen,<br />

was Hans Rudolf Gysin<br />

ohne Zweifel vorweisen kann, denn<br />

schon seit 21 Jahren arbeitet er im Nationalrat.<br />

Wie kommt man aber zu Beschwerden,<br />

die einen Gang ins <strong>Kurzentrum</strong><br />

<strong>Rheinfelden</strong> nötig machen? Sehen<br />

wir zuerst einmal in seine Agenda und<br />

betrachten uns einen beliebigen Tag:<br />

7.00 Uhr: Frühstück mit Ursula Renold,<br />

Chefin des Bundesamtes für Berufsbildung<br />

& Technologie.<br />

8.00 Uhr: Beginn Sessionstag in Bern.<br />

9.00 Uhr: Besuch in der Bundeskanzlei<br />

bei Dr. Hans-Urs Willi. Letzte Besprechung<br />

zum Thema «Unterschriftenbeglaubigungen<br />

und Bauspar-Initiative».<br />

11.00 Uhr: Markus Meier, stellvertretender<br />

Direktor der Wirtschaftskammer<br />

Baselland kommt zur Vorbesprechung<br />

der Sitzung des Wirtschaftsrates.<br />

13.00 Uhr: Hotel Bellevue. Lunch mit<br />

einer Delegation des Schweizer Obstbau-Verbandes.<br />

15.00 Uhr: Fraktionssitzung der FDP.<br />

Am Rande Besprechung mit Bundesrat<br />

Couchepin betreffend Pharmapolitik.<br />

19.00 Uhr: Nachtessen in der ‹Schmiedstube›<br />

in Bern mit Vorträgen der parlamentarischen<br />

Gruppe Gewerbe. Dann<br />

gemütlicher Hock in der Bellevue-Bar<br />

mit Kolleginnen und Kollegen aus allen<br />

Fraktionen.<br />

Das schicksalhafte Ereignis fand in der<br />

Herbstsession 2006 in Flims statt. In<br />

der ‹Berner Zeitung› ist der Vorfall<br />

stimmungsvoll beschrieben worden:<br />

«Flims ist eine der schönsten Wellness-<br />

Oasen der Schweiz. Dort gehen die<br />

Leute hin, um sich von ihren Bräschten<br />

zu erholen. Anders unser Bundesparlament:<br />

Die lesen dort ihre Bräschten<br />

auf! Etwa der FDP-Nationalrat Hans<br />

Rudolf Gysin: Der liegt jetzt mit einer<br />

so schweren Gehirnerschütterung darnieder,<br />

dass ihm sein Arzt verboten<br />

hat, weiter an der Wellness-Session teilzunehmen.<br />

Mit einer so schweren Gehirnerschütterung<br />

könne er unmöglich<br />

politisieren, wenigstens nicht bei der<br />

FDP, bei den Schweizer Demokraten<br />

vielleicht, dort spiele der Gesundheitszustand<br />

des Gehirns nicht eine so grosse<br />

Rolle. Hans Rudolf Gysin ist nämlich<br />

in Flims gegen eine Glastüre gelaufen.»<br />

Was die ‹Berner Zeitung› etwas salopp<br />

beschrieben hat, war für Hans Rudolf<br />

Gysin ernsthafter Natur, denn der Arzt<br />

sprach von einem Verdacht auf Schleudertrauma.<br />

Dieser Umstand führte den Baselbieter<br />

Nationalrat in das <strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>,<br />

wo er von Guido Perrot, Chef<br />

der Physiotherapie, intensiv betreut<br />

wurde. «Heute bin ich beschwerdefrei<br />

und verdanke dies der grossen Kompetenz<br />

und der ausgezeichneten Betreuung.»<br />

Als Direktor der Wirtschaftskammer<br />

und unermüdlicher Kämpfer für<br />

bessere Rahmenbedingungen für das<br />

Gewerbe begrüsst er natürlich, dass das<br />

<strong>Kurzentrum</strong> nun über ein komfortables<br />

Parking verfügt. Er findet es positiv,<br />

dass beeindruckende Investitionen in<br />

eine sympathische und kompetent geführte<br />

Einrichtung für Gesundheit und<br />

Wohlbefinden in der Region getätigt<br />

wurden. «Dazu kommt, dass ich nun<br />

beschwerdefrei bin.»<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 39


40 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009<br />

Paul Welker AG | Säureschutz-Bau und keramische Beläge<br />

Solothurnerstrasse 57 | Postfach | 4008 Basel<br />

Telefon 061 361 55 66 | Fax 061 361 72 08<br />

info@welker.ch | www.welker.ch


RÄTSEL<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

1 Hier begannen die ersten Bohrungen<br />

nach Salz in unserer Region.<br />

2 Ort, wo Salz abgebaut wird.<br />

3 J. Frommherz, Wirt auf dem …, war<br />

einer der Pioniere des Solbades.<br />

4 Daher kam der Herr von Struve.<br />

5 Steht gemeinsam mit Salz auf dem Tisch.<br />

6 Im Hotelneubau von 1907 nahm man<br />

ein Solbad direkt in der … .<br />

7 Ende des 19. Jh entstanden nebst dem<br />

Hotel auch die Villen ‹Flora› und … .<br />

8 Aus diesem Land stammt die Sauna.<br />

9 Name der Wellness-Welt im <strong>Kurzentrum</strong><br />

(zwei Wörter).<br />

10 Russische Sauna.<br />

11 Rundes Fenster (beim Schiff).<br />

12 Daraus wurde (mehrheitlich) der<br />

erweiterte Wellness-Bereich gebaut.<br />

13 Richtiger Name des Künstlers Varlin.<br />

14 Hier können Gäste übernachten.<br />

15 Hatte auf da Vincis ‹Abendmahl› das<br />

Salzgefäss umgeworfen.<br />

16 Das Fischrestaurant im Park-Hotel.<br />

17 Das ‹Des Salines› ist eine Alters-… .<br />

18 Englischer Begriff für Wohlbefinden.<br />

19 ‹Chef› der russischen Sauna.<br />

20 Sole-Schlamm; ideal für die Haut.<br />

21 Warmer Niederschlag (auch eine der<br />

Erlebnisduschen im ‹sole uno›).<br />

22 Aus diesem Gewässer stammt die<br />

Rheinfelder Ursole.<br />

23 Im Aroma-… riecht es gut.<br />

Die eingerahmten Buchstaben ergeben von<br />

oben nach unten einen Begriff.<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

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21<br />

22<br />

23<br />

Attraktive Preise zu gewinnen!<br />

Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte<br />

und senden Sie sie an:<br />

B wie Basel, Freie Strasse 45,<br />

Postfach 1959, 4001 Basel<br />

oder per email an: info@bwiebasel.ch<br />

Unter den richtigen Einsendungen werden<br />

folgende Preise verlost:<br />

1. Preis: Ein Jahres-Abonnement 1,5 Std in<br />

die Wellness-Welt ‹sole uno› (CHF 965.–)<br />

2. Preis: Ein Candle-light-Dinner (5-Gang-<br />

Menü) für 2 Personen im Park-Hotel am<br />

Rhein, inkl. Willkommensdrink, exkl. Getränke<br />

(CHF 200.–)<br />

3. Preis: Ein Tag am Meer für 2 Personen,<br />

Tageseintritt in die Wellness-Welt ‹sole uno›<br />

inkl. Hamam- oder Wellness-Massage<br />

(CHF 170.–)<br />

4. Preis: Ein Wenik-Ritual in der russischen<br />

Banja für 2 Personen, inkl. Eintritt 4 Stunden<br />

in die Wellness-Welt ‹sole uno› (CHF 150.–)<br />

5. Preis: Eine Lavastein-Massage SHI TAO<br />

(CHF 145.–)<br />

6.–20. Preis: Je ein Einzeleintritt 2 Std in<br />

die Wellness-Welt ‹sole uno› (je CHF 23.–)<br />

Einsendeschluss: 30. April 2009<br />

Der Gewinner oder die Gewinnerin wird schriftlich<br />

benachrichtigt; über den Wettbewerb wird keine<br />

Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Die Preise können nicht in Bargeld ausbezahlt<br />

werden.<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 41


KUNSTGESCHICHTE<br />

Varlin alias Willy Guggenheim<br />

Willy Guggenheim wurde am 16. März<br />

1900 in Zürich geboren. Sein Vater<br />

war Lithograph und besass ein Geschäft,<br />

das sich mit der Herstellung<br />

und dem Handel der damals sehr beliebten<br />

Ansichtskarten befasste. Als<br />

Willy Guggenheim 12 Jahre alt war,<br />

starb sein Vater, und seine Familie zog<br />

von Zürich nach St. Gallen. Dort besuchte<br />

er die Kantonsschule, dann absolvierte<br />

er eine Ausbildung an der<br />

Kunstgewerbeschule St. Gallen. Darauf<br />

folgte eine eineinhalbjährige Lehre<br />

in der ‹Lithographenanstalt Seitz›,<br />

die ihm überhaupt nicht gefiel. In seiner<br />

Autobiographie, die er selbst für den<br />

Ausstellungskatalog der Basler Kunsthalle<br />

1967 verfasste, schrieb er: «Umgang<br />

mit den pergamentleichenfarbigen,<br />

sich auch kalt wie Leichen anfühlenden<br />

Senefelder-Steinen. Manet,<br />

Daumier, Gavarni, Toulouse-Lautrec,<br />

Steinlen erweckten diese Leichen zum<br />

Leben. Ich, der Stift, musste stumpfsinnige<br />

Schriften auf die Steine zeichnen,<br />

sie dann in die Druckerei schleppen<br />

und Fehldrucke mit spitzem Pinsel<br />

auspinseln. Ich erinnere mich, an<br />

einem schlechtgedruckten Glanzlicht<br />

im Zwicker des damaligen amerikanischen<br />

Präsidenten Woodrow Wilson<br />

(wir sind am Ende des Ersten Weltkrieges)<br />

tagelang gepinselt zu haben.<br />

Geschworen, Zeit meines Lebens nie<br />

1<br />

mehr eine Lithographie zu machen;<br />

Schwur mit wenigen Ausnahmen gehalten.»<br />

Zwischenhalt in Berlin<br />

Guggenheim betätigte sich bereits in<br />

den 1920er Jahren als Karikaturist, besonders<br />

für die Zeitschrift ‹Nebelspalter›.<br />

Seine mit ‹Willy› signierten Beiträge<br />

zeichneten sich bereits damals<br />

durch ihre unkonventionelle Art aus.<br />

1921 verliess Guggenheim die Schweiz,<br />

um die Staatliche Kunstgewerbeschule<br />

in Berlin zu besuchen, wo er jedoch<br />

nur zwei Jahre blieb. In der bereits zitierten<br />

Biographie schrieb er über seinen<br />

damaligen Lehrer, den bekannten<br />

Porträtisten Emil Orlik: «Könnense<br />

auswendig een Ohr zeichnen? Keen<br />

Mensch kann det. Georg Grosz hat bei<br />

mir Hunderte von Ohren jezeichnet.<br />

Gehnse mal zu Cassirer, dort sind die<br />

ersten Zes Annes ausjestellt. Mir is er<br />

zu schummerisch. Wat, Sie verlassen<br />

uns schon wieder! Wohin fahrense<br />

denn? Nach Paris. Von Ihnen weess ick<br />

heut noch nischt, könnense wat oder<br />

könnense nix?»<br />

Leben in Paris<br />

1923 fuhr Guggenheim nach Paris, wo<br />

er elf Jahre lang bleiben sollte. Er besuchte<br />

die ‹Académie Lhote› und die<br />

‹Académie Julian›. Zuerst lebte er in<br />

verschiedenen Hotels, dann mietete er<br />

ein Atelier an der ‹Rue de Vaves›. 1926<br />

verlor seine Mutter das Familienvermögen,<br />

und Guggenheim wollte Geld<br />

verdienen. Er trat deshalb in die Firma<br />

Risacher im Faubourg Montmartre<br />

ein. Doch schon nach kurzer Zeit wurde<br />

er entlassen; man sagte ihm: «Vous<br />

êtes même pas capable de tailler un<br />

crayon» («Sie sind nicht mal fähig,<br />

einen Bleistift zu spitzen»). So verlegte<br />

er seine Aktivitäten auf das Zeichnen<br />

von humoristischen Illustrationen<br />

für französische Zeitungen, wobei es da<br />

offenbar vor allem darauf ankam, keine<br />

schönen, sondern möglichst obszöne<br />

Arbeiten abzuliefern.<br />

Die Entdeckung<br />

1930 traf Guggenheim den Kunsthändler<br />

Leopold Zborowski, der übrigens<br />

auch Modigliani, Utrillo und<br />

Soutine entdeckt hatte. Zborowski<br />

wurde sein Mentor und Mäzen, der<br />

ihm einen Atelierplatz im bekannten<br />

‹Pavillon de la Ruche› in Montparnasse<br />

vermittelte und ihn anregte, seinen<br />

Namen in ‹Varlin› zu ändern.<br />

«Zborovski fand, dass ich mit meinem<br />

guten bürgerlichen Namen Guggenheim,<br />

dem Namen amerikanischer<br />

Kunstmagnaten und Pariser Rennstallbesitzer,<br />

keinen Erfolg haben werde,<br />

ich zudem ja eine humble Welt in meinen<br />

Bildern schildere. So kam ich nicht<br />

nur zu einem Namen, sondern schon<br />

bei Lebzeiten zu einer Strasse in Paris.»<br />

(Eugène Varlin, 1839–1871, war<br />

ein bekannter französischer Sozialist<br />

und der Gründer der Internationalen<br />

Arbeiterbewegung.)<br />

Als Zborowski 1932 starb, kehrte Varlin<br />

nach Zürich zurück und bezog mit<br />

seiner Mutter und seiner Schwester eine<br />

Dreizimmerwohnung in Wollishofen,<br />

wo er 35 Jahre lang bleiben sollte.<br />

«Auf der Kommode den geschnitzten<br />

Brienzerhirsch, die japanischen Vasen<br />

mit Farbe bekleckst. Der zerlauste Perserteppich,<br />

einmal im Hof auf die Stange<br />

gebracht, erzeugt beim Ausklopfen<br />

eine Sonnenfinsternis. Ein Brief von<br />

der Liegenschaftsverwaltung: ‹Falls Sie<br />

weiterhin solche Teppiche ausklopfen,<br />

wird Ihnen gekündigt.›»<br />

Zuerst arbeitete Varlin in der gemeinsamen<br />

Wohnung, dann mietete er ein<br />

Atelier in einem Abbruchhaus, zusammen<br />

mit anderen Künstlern. Als das<br />

Haus dann abgerissen wurde, mietete<br />

er ein anderes Atelier in einer Bauernstube,<br />

die «dunkel wie ein Kuhmagen»<br />

war. Nach mehreren Versuchen und der<br />

Intervention des damaligen Kunstsachverständigen<br />

Righini erhielt Varlin<br />

dann doch noch das angeforderte Bundesstipendium,<br />

das ihm zuerst verweigert<br />

worden war – er hatte einen ‹Rükkenakt<br />

von hinten› eingereicht.<br />

42 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


KUNSTGESCHICHTE<br />

Auch sonst wurde Varlin nicht immer verstanden. In seiner<br />

Autobiographie lesen wir: «Ich mache mit dem Basler Maler<br />

Wiemken eine Reise ins Elsass. Er schlägt mir vor, ein<br />

paar Bilder Georg Schmidt, dem Konservator des Basler<br />

Kunstmuseums, zu zeigen. Nach der Besichtigung der Bilder<br />

frägt Schmidt: ‹Mole si scho lang?›»<br />

1941 wurde Varlin für das Militär aufgeboten, doch er<br />

sträubte sich und verhielt sich ungehorsam. Dann machte<br />

er eine Zeitlang gar nichts mehr, bis er 1943 ein grosses<br />

Treibhaus mietete, in dem er wieder arbeitete. Bis in die<br />

1960er Jahre blieb Zürich – trotz zahlreicher Reisen – das<br />

Zentrum seines Lebens und seiner künstlerischen Tätigkeit.<br />

Enge Freundschaften verbanden ihn mit den Schriftstellern<br />

Hugo Lötscher und Friedrich Dürrenmatt, die er auch immer<br />

wieder porträtierte. Erst in den 1950er Jahren fanden<br />

die ersten wirklich bedeutenden Ausstellungen von Varlin<br />

statt; die Stadt Zürich ermöglichte ihm erst im Alter von 60<br />

Jahren eine Ausstellung im Kunsthaus Zürich. Ebenfalls<br />

als Sechzigjähriger erhielt Varlin die ehrenvolle Aufgabe,<br />

die Schweiz an der Biennale in Venedig zu vertreten.<br />

1963 heiratete Varlin Franca Giovanoli. Da sie ursprünglich<br />

aus dem Bergell stammte, hielt sich Varlin mehr und<br />

mehr im Bergeller Dorf Bondo auf, wo auch ein Grossteil<br />

seines Spätwerks entstand. Am 30. Oktober 1977 starb Varlin<br />

in Bondo.<br />

Varlins Mutter, die 1952 starb, war krank und verbrachte<br />

längere Zeit in <strong>Rheinfelden</strong> zur Kur. So kommt es, dass Varlin<br />

mehrere Bilder des ‹Hotel des Salines› malte.<br />

1: Concierge des Salinenhotels in <strong>Rheinfelden</strong>, Öl auf<br />

ungrundierter Leinwand, 72 x 59 cm. 1952<br />

2: Varlins Mutter auf der Terrasse des Hotels des Salines<br />

in <strong>Rheinfelden</strong>, Öl auf ungrundierter Jute,<br />

120 x 116 cm. 1952<br />

3: Ma mère malade à <strong>Rheinfelden</strong>, Öl und Kohle auf<br />

ungrundierter Leinwand, 95 x 146 cm, 1952.<br />

2<br />

3<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 43


AKTUELL<br />

Grossaufmarsch bei der Eröffnung<br />

Am Wochende vom 25./26. Oktober<br />

2008 präsentierte sich das renovierte<br />

Park-Hotel am Rhein; gleichzeitig wurde<br />

auch die neue Altersresidenz ‹Des<br />

Salines› der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

Der Publikumsaufmarsch an den ‹Tagen<br />

der Offenen Tür› war riesig – gegen<br />

5’000 Besucherinnen und Besucher<br />

strömten durch die Gänge, blickten in<br />

die Zimmer, lehnten sich über die Balkonbrüstungen,<br />

guckten in die Kochtöpfe,<br />

kommentierten die Leuchter im<br />

Speisesaal, fragten nach Angeboten,<br />

konsumierten eine Wurst vom Grill auf<br />

der Rheinterrasse und nahmen am Ballonflugwettbewerb<br />

teil.<br />

1 2<br />

1: Hoteldirektor Markus Bisig begrüsst<br />

die Gäste im Tenue aus der<br />

Epoche, als das Park-Hotel seine<br />

Blütezeit erlebte.<br />

2: Drehorgelmann Bruno Leoni sorgte<br />

für den musikalischen Empfang.<br />

3: «Wer möchte noch einen Saft?»<br />

4+5: Die Besucher standen Schlange,<br />

um auf der Terrasse etwas zu konsumieren.<br />

6–8: Auch die Damen vom Park-Hotel<br />

waren zeitgemäss gekleidet<br />

und antworteten gerne auf alle<br />

Fragen.<br />

9: Die Welle am Dachhimmel greift<br />

das Thema Wasser auf und verbindet<br />

den alten mit dem neuen Trakt. 3<br />

44 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


AKTUELL<br />

4<br />

5<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 45


AKTUELL<br />

6<br />

7 8<br />

95<br />

46 BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009


WISSEN<br />

Was ist Sole?<br />

Sole (aus spätmittelhochdeutsch sul, sol<br />

Salzbrühe) ist eine Salz-Wasser-Lösung.<br />

Ursprünglich bezeichnete der Ausdruck<br />

nur die Kochsalz-Lösungen, aus<br />

denen in Salinen, Salzbergwerken oder<br />

aus dem Meer Salz gewonnen wurde.<br />

Durch Eindampfen an der Sonne oder<br />

Sieden der Sole wird dann Kochsalz<br />

gewonnen.<br />

Die Salzgewinnung bei den Schweizer<br />

Rheinsalinen erfolgt durch Herauswaschen<br />

aus dem Boden. Dabei werden<br />

drei konzentrische Rohre rund 150<br />

–400 m in die Tiefe gebohrt. Durch<br />

zwei der Rohre wird Wasser und Gas<br />

nach unten gepumpt. Das Wasser löst<br />

das Salz auf und wird durch den<br />

Druck von immer neu einströmendem<br />

Wasser im dritten Rohr als Sole mit<br />

etwa 30% Salzgehalt nach oben gedrückt.<br />

Durch ein Netz unterirdischer<br />

Leitungen läuft die Sole in unterirdischen<br />

Pumpstationen zusammen. Von<br />

dort aus gelangt die Sole in grosse<br />

Tanks. Für die Gewinnung von Speisesalz<br />

wird die Sole gereinigt und anschliessend<br />

verdampft, sodass das eigentliche<br />

Salz übrig bleibt.<br />

Es gibt Sole-Trinkkuren, Solespülungen,<br />

Solebäder, Sole-Einreibungen,<br />

Sole-Umschläge und Sole-Inhalationen.<br />

Sole wird in den Solebädern unter anderem<br />

bei Hauterkrankungen, Allergien,<br />

Erkältungskrankheiten, Verdauungsbeschwerden,<br />

Stoffwechselstörungen,<br />

Nieren- und Harnblasenerkrankungen,<br />

nervösen Störungen, Konzentrationsschwächen<br />

und Schlafstörungen angewendet.<br />

Die Solbäder im <strong>Kurzentrum</strong><br />

Im ‹sole uno› werden zwei Sorten von<br />

Solbädern angeboten: im Innen- und im<br />

Aussenbad weist das Wasser eine Konzentration<br />

von 3% Salzgehalt auf; im<br />

neuen Intensiv-Solebecken rund 12%.<br />

Jeder Mensch, der sich wohl fühlt, kann<br />

in der Sole baden, nur Patienten mit<br />

offenen Wunden sollten darauf verzichten.<br />

Das Wasser wird auf 33° bis<br />

36° (Intensiv-Solebecken) erwärmt; es<br />

ist nicht speziell kreislaufbelastend;<br />

man sollte einfach auf den eigenen<br />

Körper hören.<br />

Sauber und sicher<br />

Im ‹sole uno› wird regelmässig Frischwasser<br />

zugeführt; jeder Besucher ‹bekommt›<br />

rund 80 Liter. Rechnet man für<br />

das normale Aussen- und Innenbad<br />

rund 2’000 Besucher, so fliessen täglich<br />

rund 160’000 Liter in die Kanalisation.<br />

Modernste Filteranlagen garantieren<br />

einen sauberen Badegenuss; sogar<br />

das Abwasser wird – bevor es in<br />

die Kanalisation gelangt – gefiltert. Dabei<br />

wird auch die Wärme rückgewonnen.<br />

Laufende Qualitätskontrollen durch<br />

die kantonalen Behörden wie auch<br />

durch ein zusätzliches, unabhängies<br />

Labor garantieren die Hygiene des Badewassers.<br />

Die Kläranlage beeinflusst<br />

übrigens den Salzgehalt des Wassers<br />

nicht – fliesst salzhaltiges Wasser in<br />

die Kläranlage hinein, fliesst auch salzhaltiges<br />

Wasser wieder hinaus. Von der<br />

Kläranlage aus wird das Wasser in den<br />

Rhein geleitet. Das ist für den Fluss<br />

überhaupt kein Problem, denn der Salzgehalt<br />

ist so gering, dass er sofort verdünnt<br />

wird – es ist also noch kein<br />

Fisch ‹versalzt› worden.<br />

Das <strong>Kurzentrum</strong> legt grossen Wert auf<br />

Sicherheit. So gibt es beispielsweise unter<br />

dem Innenbad ein grosses Becken,<br />

in das ein ganzes Schwimmbecken abgelassen<br />

werden könnte. Unter dem<br />

Intensiv-Solebecken befindet sich ebenfalls<br />

ein Raum, der eine Art Auffangwanne<br />

enthält, dort wird auch das Intensiv-Solebecken<br />

immer kontrolliert.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber und Redaktion<br />

Spalentor Verlag in Zusammenarbeit mit dem<br />

<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>.<br />

Spalentor Verlag AG, Freie Strasse 45, Postfach<br />

1959, 4001 Basel, Tel. 061 386 81 81,<br />

Fax 061 386 81 80<br />

e-mail: info@bwiebasel.ch,<br />

homepage: www.bwiebasel.ch<br />

<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong> Holding AG<br />

Roberstenstrasse 31, 4310 <strong>Rheinfelden</strong>,<br />

Tel. 061 836 66 11, Fax 061 836 66 12<br />

e-mail: info@kurzentrum.ch<br />

homepage: www.kurzentrum.ch<br />

Gesamtherstellung<br />

Spalentor Verlag AG<br />

Copyright:<br />

Die Wiedergabe von Artikeln und Bildern ist<br />

nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion<br />

und unter Zusendung eines Belegexemplars<br />

gestattet.<br />

Salz in Volkskunde<br />

und Aberglaube<br />

Dass man in ein neues Heim Salz und<br />

Brot mitbringt (es möge nie ausgehen),<br />

ist bei uns noch üblich. Dass man hingegen<br />

bei Sonnenaufgang Salz auf eine<br />

Kreuzung streuen soll, damit das<br />

Zahnweh vergeht, ist wohl nicht mehr<br />

so bekannt.<br />

Gegen Hexen kann man sich schützen,<br />

indem man je drei Körner Salz in<br />

die vier Zipfel des Kopfkissens einnäht.<br />

Salz verschütten bringt Unglück, deshalb<br />

muss man sofort danach eine Prise<br />

Salz über die linke Schulter werfen<br />

und nicht nach hinten sehen. Allerdings<br />

muss man aufpassen, dass man<br />

dabei nicht zufällig einen Geist trifft.<br />

Dieser würde das sehr übelnehmen,<br />

denn er isst kein Salz, weil er sonst<br />

nicht mehr fliegen kann.<br />

Auf Leonardo da Vincis Gemälde des<br />

Abendmahls ist vor Judas ein umgeworfenes<br />

Salzfässchen zu sehen.<br />

Lots Weib erstarrte zu einer Salzsäule,<br />

weil sie sich nach Sodom umdrehte,<br />

und in der Bibel steht: «Ihr seid das<br />

Salz der Erde».<br />

Falls Sie Ihre Heimat verlassen müssen:<br />

Ein Beutelchen Salz in der Tasche hilft<br />

gegen Heimweh.<br />

QUELLEN<br />

1: Foto Christian Lienhard, B wie Basel<br />

4: Basler Plakatsammlung<br />

Schule für Gestaltung Basel<br />

5: Kurorte, Bäder und Ausflugspunkte<br />

aus Basel und Umgebung<br />

Photographie und Lichtdruck<br />

Emil Birkhäuser, Basel<br />

6–7:<br />

Prospekt <strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong><br />

8: ‹Bains Salins de <strong>Rheinfelden</strong>›<br />

J.V. Dietschy; Braun & Cie., Paris/Dornach<br />

9, 11:<br />

Basler Plakatsammlung<br />

Schule für Gestaltung Basel<br />

4–11:<br />

Text Lukas Müller, Basel<br />

12–21:<br />

<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong> und B wie Basel<br />

22: Interview: Christiane Widmer<br />

25: <strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong><br />

26–31:<br />

<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong> und B wie Basel<br />

32: Fotos: Pino Covino, Basel<br />

Text: Armin Faes, Basel<br />

42–43:<br />

© P. Guggenheim, Bondo / Pro Litteris<br />

44–46:<br />

B wie Basel<br />

BwieBasel ‹<strong>Kurzentrum</strong> <strong>Rheinfelden</strong>› 2009 47


BwieBasel 06/08 1<br />

03<br />

06<br />

02<br />

01<br />

9 771424 558002<br />

9 771424 558002<br />

9 771424 558002<br />

9 771424 558002<br />

März 2007<br />

Fr. 9.50 inkl. MwSt<br />

Juni 2005<br />

Fr. 8.50 inkl. MwSt<br />

Februar 2007<br />

Fr. 9.50 inkl. MwSt<br />

Dezember 2007<br />

Januar 2008<br />

Fr. 9.50 inkl. MwSt<br />

Basel und sein Wasser<br />

Basel und Jakob<br />

Basel und Euler<br />

Basel und die Trompete<br />

06<br />

08<br />

06<br />

04<br />

9 771424 558002<br />

9 771424 558002<br />

9 771424 558002<br />

9 771424 558002<br />

Juni 2006<br />

Fr. 8.50 inkl. MwSt<br />

Juli/August 2007<br />

Fr. 9.50 inkl. MwSt<br />

Juni 2008<br />

Fr. 9.50 inkl. MwSt<br />

April 2008<br />

Fr. 9.50 inkl. MwSt<br />

Basel und der Hund<br />

Basel und die Glacé<br />

Basel und seine Kanäle<br />

Basel und Elisabeth<br />

03<br />

08<br />

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02<br />

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März 2008<br />

Fr. 9.50 inkl. MwSt<br />

Juli-August 2008<br />

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Oktober 2008<br />

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Februar 2009<br />

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Fasnacht 2008<br />

Basel und Wettstein<br />

Basel und der Hirsch<br />

Basel und der ‹Wild Maa›<br />

Die Zeitschrift für Geschichte und Gegenwart von Basel.<br />

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