Schwerpunktthema - CDU-Kreisverband Bonn
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Bittere Pillen für Apotheker<br />
Dorothee Bieniek betreibt seit fast 30 Jahren<br />
die Robert-Koch-Apotheke in der<br />
Beethovenallee 19.<br />
Frau Bieniek, das Bundesverwaltungsgericht<br />
hat jüngst entschieden, dass<br />
Arzneimittel in Drogeriemärkten<br />
bestellt und<br />
abgeholt werden dürfen.<br />
Das ist doch bittere Medizin<br />
für Apotheker.<br />
Fürchten Sie diese neue<br />
Konkurrenz?<br />
Nein, weil Discountermentalität<br />
und Gewinnstreben<br />
nicht dem<br />
reinen Wohl der Gesundheit<br />
dienen. Wir Apotheker<br />
können sehr viel mehr<br />
bieten. Bei uns steht nicht<br />
der Profit im Vordergrund,<br />
sondern der Service, die individuelle<br />
Beratung durch qualifiziertes pharmazeutisches<br />
Personal.<br />
Werben Sie weiter....welche Vorteile hat<br />
die wohnortnahe Apotheke?<br />
Der persönliche Kundenkontakt ist ein<br />
wichtiges Kriterium. So können oftmals<br />
auch die Lebensumstände und die Krankengeschichte<br />
in die Beratung mit einfließen.<br />
Beraten Sie häufig?<br />
Mehr denn je. Seit der Einführung der<br />
Praxisgebühr und der längeren Wartezeiten<br />
in vielen Arztpraxen ist der Apotheker<br />
ein immer wichtigerer Ansprechpartner<br />
der Kunden geworden.<br />
Sie beraten ja nicht nur, sondern schauen<br />
gezielt auf die ärztlich verordneten<br />
Medikamente.<br />
Unser geschultes Personal kann alle Arzneien,<br />
die der Hausarzt verschrieben hat<br />
und Medikamente, die<br />
von einem Facharzt verordnet<br />
wurden, auf mögliche<br />
Unverträglichkeit<br />
und Wechselwirkungen<br />
überprüfen. Das gilt auch<br />
für Arzneimittel bei<br />
Selbstmedikation, etwa<br />
bei Erkältungskrankheiten.<br />
Nicht zu vergessen die<br />
Nacht- und Notdienste<br />
der Apotheken.<br />
Beethovenallee<br />
Wir sind eben unverzichtbar.<br />
Das ist das Ergebnis einer Studie, die<br />
im April veröffentlicht wurde.<br />
Dennoch- so mancher Kunde hat der<br />
klassischen Apotheke den Rücken gekehrt<br />
und bestellt im Internet. Das ist<br />
praktisch und preiswert.<br />
Vorsicht! Der Laie kann oftmals nur sehr<br />
schwer unterscheiden zwischen seriösen<br />
und dubiosen Angeboten. Nach Angaben<br />
der WHO (Weltgesundheitsorganisation)<br />
sind 10 % aller versendeten Arzneimittel<br />
gefälscht. Darunter sind Antibiotika,<br />
Schmerz- und Verhütungsmittel. Bestellen<br />
per Internet - das kann einem Russischen<br />
Roulette gleichkommen.<br />
Das Interview führte<br />
Christopher Freiherr von Medem<br />
Apotheker sehen schwarz<br />
Kein Zweifel, der Wettbewerb auf dem<br />
Apothekenmarkt verschärft sich. Und auch<br />
der Ton wird rauher. Heinz Günter Wolf,<br />
Präsident der Deutschen Apothekerverbände<br />
(ABDA), geißelt das Urteil des<br />
Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig, wonach<br />
in deutschen Drogeriemärkten Arzneien<br />
bestellt und abgeholt werden dürfen,<br />
als "schwarzen Tag für den Verbraucher-<br />
und Patientenschutz". Er fordert, diese und<br />
alle anderen Ausfransungen der Medikamentenversorgung<br />
außerhalb von Apotheken<br />
sofort zu stoppen.<br />
Neben der Drogeriemarktkette dm ist auch<br />
noch Schlecker in den Pillenhandel eingestiegen.<br />
Edeka und Rewe halten sich bedeckt.<br />
Noch. Ambitionen werde auch<br />
Quelle nachgesagt.<br />
Dieser Wettlauf treibt die meisten Apotheker<br />
um. Die gute Patientenversorgung<br />
wird auf der Strecke bleiben, so fürchten<br />
sie. Mit der wachsenden Konkurrenz steigt<br />
aber erstaunlicherweise auch die Zahl der<br />
Apotheken. 21.570 inhabergeführte Apo-<br />
- 5 -<br />
theken gibt es, in denen 143.585 Menschen<br />
beschäftigt sind.<br />
Das Ende der Fahnenstange ist allerdings<br />
noch nicht erreicht. Der Europäische Gerichtshof<br />
(EuGH) wird voraussichtlich im<br />
nächsten Jahr ein Grundsatzurteil zum<br />
deutschen Apothekenmarkt fällen. Geklärt<br />
werden soll, ob Drogerien auch Apotheken<br />
besitzen dürfen, ohne mit Versandapotheken<br />
kooperieren zu müssen. Geprüft wird<br />
auch, ob ein Apotheker neben seinem<br />
Haupthaus nur maximal drei Filialen besitzen<br />
darf.<br />
Das Zauberwort heißt Liberalisierung des<br />
Marktes.<br />
Von Apothekern gefürchtet.<br />
Von Handelsriesen herbeigesehnt.<br />
Der Kunde und Patient wird entscheiden,<br />
wo er sein Rezept einlöst.<br />
Karin P. Vanis<br />
Quelle: Abda