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BRIDGES Fotoprojekt Emscher Zukunft 2012 - Haiko Hebig Fotografie

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<strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong> <strong>Emscher</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>2012</strong><br />

24. Mai <strong>2012</strong><br />

Pressemappe zur Preisverleihung und Ausstellungseröffnung<br />

SUSTAIN/ABILITY - Ideal und Plan<br />

Ausstellung der prämierten Arbeiten<br />

25. Mai – 5. Juli <strong>2012</strong><br />

Kunstraum Notkirche, Mülheimer Straße 70, 45145 Essen<br />

DI–FR 10–17 Uhr, SA 10–16 Uhr, SO 11.30–16 Uhr<br />

Inhalt der Pressemappe<br />

Aktueller Pressetext S. 02<br />

Die Arbeiten der Preisträger S. 04<br />

Jury und Kurator S. 08<br />

Kunstraum Notkirche S. 09<br />

Das neue <strong>Emscher</strong>tal S. 11<br />

Weitere Informationen: www.bridges-projects.com<br />

Presseinformationen unter: www.bridges-projects.com/medieninformation<br />

Die prämierten Fotos sehen Sie unter www.bridges-projects.com/sammlung<br />

zum Download von Druckdaten ist unter „Medieninformation“ ein geschützter Bereich<br />

eingerichtet. Wir senden auf Anfrage die Zugangsdaten.<br />

Die Nutzung der zur Verfügung stehenden Bilddaten ist nur im Rahmen der<br />

Berichterstattung über das <strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong> gestattet. Jede andere Nutzung bedarf<br />

der ausdrücklichen Genehmigung durch die Bildautoren.<br />

Beleg erbeten!<br />

Pressekontakte:<br />

Waltraud Murauer-Ziebach im Auftrag von <strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong> <strong>Emscher</strong> <strong>Zukunft</strong>,<br />

+49 (0)231-1770646, murauer@bridges-projects.com<br />

Ilias Abawi, Pressesprecher <strong>Emscher</strong>genossenschaft, +49 (0)201-1042586,<br />

abawi.ilias@eglv.de


Wohnträume, Fundstücke, Feldforschung<br />

Preisverleihung und Ausstellungseröffnung<br />

<strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong> <strong>Emscher</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>2012</strong><br />

Essen. Wohnträume und Fundstücke, Haus mit Seeblick und Einblicke in die<br />

Stricherszene, Bestandsaufnahme am Stichtag und Feldforschung in Gegenwart und Vergangenheit:<br />

Fünf Fotoserien zum Thema SUSTAIN/ABILITY - Ideal und Plan im<br />

<strong>Emscher</strong>tal sind ab heute in Essen zu sehen. Im Kunstraum Notkirche wurden die<br />

<strong>BRIDGES</strong> Fotopreise verliehen und die Ausstellung mit den Arbeiten der Preisträger<br />

eröffnet. Präsentiert wird außerdem die Realisierung des im letzten Jahr ausgezeichneten<br />

Bildkonzepts zum Thema TRANS/FORM – Renatur.<br />

Der Wettbewerb wird seit 2005 von der <strong>Emscher</strong>genossenschaft ausgeschrieben, die eine<br />

ganze Flusslandschaft neu gestaltet – das weltweit größte Projekt dieser Art. Ziel des<br />

<strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong>es <strong>Emscher</strong> <strong>Zukunft</strong> ist es, die unterschiedlichen Facetten des tiefgreifenden<br />

Wandels im <strong>Emscher</strong>tal, im Herzen des Ruhrgebiets, sichtbar zu machen.<br />

Wie erleben die Menschen den Wandel?<br />

„Wir haben in diesem Jahr 65 Einsendungen zum <strong>BRIDGES</strong> Fotopreis bekommen und sie<br />

alle spiegeln wider, wie die Menschen den Wandel in der <strong>Emscher</strong>region erleben“, sagt<br />

Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Wasserwirtschaftsverbände<br />

EMSCHERGENOSSENSCHAFT und LIPPEVERBAND. „Die Fotografinnen und Fotografen, die<br />

wir auszeichnen, fokussieren und filtern, aber vor allem realisieren sie ihre künstlerischen<br />

Ideen auf sehr unterschiedliche Weise und eröffnen dadurch neue Perspektiven. Ihre<br />

Arbeiten sind Anregung und Bereicherung für Stadt- und Landschaftsplaner, Architekten,<br />

Wasserwirtschaftler, Ökologen, Geographen und Soziologen.“<br />

Im Fokus des Interesses der FotografInnen standen in diesem Jahr eindeutig Dortmund<br />

und die dortige Umgestaltung eines riesigen ehemaligen Industrieareals: Ein komplettes<br />

Stahlwerk verschwand innerhalb weniger Jahre - fast spurlos - und an seiner Stelle entstanden<br />

ein See, ein Freizeitgebiet, Wohn- und Arbeitsareale.<br />

Ausstellung im Kunstraum Notkirche<br />

Eine sechsköpfige Expertenjury wählte ohne namentliche Kennzeichnung der 65 Arbeiten<br />

fünf Serien und ein Bildkonzept aus. Insgesamt 97 <strong>Fotografie</strong>n werden vom 25. Mai bis<br />

zum 5. Juli <strong>2012</strong> im Kunstraum Notkirche in Essen-Frohnhausen gezeigt. Es sind die fünf<br />

preisgekrönten Serien dieses Jahres und die realisierte Konzeptarbeit von Maxime<br />

Brygo. Er erhielt 2011 eine Auszeichnung für seine Konzeptidee »The New Valley«. Dabei<br />

geht es um das Verhältnis von Industriegeschichte, Arbeit, Kultur und Tourismus.<br />

Fünf Bildserien - sechs Preisträger<br />

Britta Isenrath dokumentiert mit ihrer Bildserie »Roh« Wohnhäuser, die am neuen<br />

Phoenix-See in Dortmund entstehen. Wie sieht ein Wohntraum aus, wenn er in Angriff<br />

genommen wird? Mitunter ziemlich ernüchternd.<br />

Albert Palowski macht mit seiner Arbeit »Haus am See« die strukturellen Veränderungen<br />

rund um den Phoenix-See zum Thema. Ihn interessieren vor allem die Beobachtung<br />

2


und Visualisierung des Aufeinandertreffens zwischen den künstlich generierten Welten<br />

der Werbekampagnen und dem realen Geschehen vor Ort.<br />

Strukturanalysen in der Laborsituation des Fotostudios betrieben Anne Müchler und<br />

Nico Schmitz. Für ihre Bildserie »fieldworks« sammelten sie im Dortmunder Phoenix-<br />

Park Pflanzen, Steine, Koks und Sand. Die kombinierten sie mit Gegenständen des Fotostudios,<br />

mit Papieren oder Pappen zu dreidimensionalen Skulpturen. <strong>Fotografie</strong>rt entstanden<br />

daraus zweidimensionale, grafisch und zugleich surreal anmutende Bilder – eine<br />

vielschichtige Metamorphose realer Fundstücke.<br />

Auch Rosa Maria Rühling konzentrierte sich auf Dortmund, doch ihr Interesse galt der<br />

Stricher- und Callboyszene, der größten im östlichen Ruhrgebiet. 40% der jungen Männer<br />

haben einen Migrationshintergrund. Die Fotografin traf über mehrere Monate hinweg eine<br />

türkisch-bulgarische Gruppe, um sie fotografisch zu begleiten. Der Fokus ihrer Arbeit liegt<br />

auf dem Kontrast zwischen dem starken sozialen Zusammenhalt der Menschen untereinander<br />

und der harten Realität ihrer Arbeitswelt.<br />

»Stichtag Seefest« ist der Titel der 21teiligen, dokumentarischen Serie von <strong>Haiko</strong><br />

<strong>Hebig</strong>. Wie sieht die Realität der Region aus, am 1. Oktober 2010, dem Tag der<br />

Eröffnung des Phoenix-Sees in Dortmund-Hörde? <strong>Hebig</strong> fragt: „Was verschwindet, was<br />

bleibt, was wird (vorübergehend) sichtbar und was entsteht neu? Was ist Event und was<br />

ist Substanz für unsere künftige soziale und ökonomische Entwicklung der Region?“ Und:<br />

„Wie liegen wir im Plan?“<br />

SUSTAIN / ABILITY – Ideal und Plan – ein Projektvorschlag<br />

Axel Braun bekam den diesjährigen Konzeptpreis für die Idee zu einem umfangreichen<br />

Rechercheprojekt. Mit fotografischen Mitteln will er den <strong>Emscher</strong>umbau begleiten und<br />

dabei sowohl renaturierte als auch noch zu renaturierende Bereiche einbeziehen. Dieser<br />

Betrachtung der Ist-Situation wird fotografisches Material aus der Zeit der Industrialisierung<br />

des Ruhrgebiets gegenüber gestellt. Dabei geht es Axel Braun darum, die höchst<br />

unterschiedlichen Interpretationen von Ideal und Plan in der Landschaftsgestaltung zu<br />

einer kontroversen Auseinandersetzung mit dem nahezu paradoxen Verhältnis von<br />

Mensch und Natur zu führen.<br />

Die Sammlung und der Dialog<br />

Die prämierten Arbeiten gehen in die Sammlung des <strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong>s <strong>Emscher</strong><br />

<strong>Zukunft</strong> ein. Durch die jährliche Ausschreibung des Fotopreises gibt sie unterdessen einzigartige<br />

Einblicke in den tiefgreifenden Wandel der Region. Die enthaltenen Arbeiten<br />

werden dauerhaft in Ausstellungen und Präsentationen in und über die Region hinaus zu<br />

sehen sein. Im Juni <strong>2012</strong> finden außerdem vier neue Veranstaltungen der begleitenden<br />

Dialog-Reihe „Perspektivenwechsel“ statt. Nähere Informationen zum gesamten Veranstaltungsprogramm<br />

unter www.bridges-projects.com/aktuelles.php.<br />

25.05.–05.07.<strong>2012</strong><br />

SUSTAIN/ABILITY - Ideal und Plan<br />

Preisträgerausstellung im Kunstraum Notkirche, Mülheimer Straße 70, 45145 Essen<br />

Öffnungszeiten: DI–FR 10–17 Uhr, SA 10–16 Uhr, SO 11.30–16 Uhr<br />

3


Die Arbeiten der Preisträger<br />

HAIKO HEBIG ◦ stichtag seefest<br />

4<br />

Auswahl, Serie umfasst 21 Bilder<br />

Über 60.000 Zuschauer kamen am 1. Oktober 2010 zur Eröffnung des Phoenix-Sees in<br />

Dortmund-Hörde. Die ehemals von der Schwerindustrie geprägte Gegend ist auf dem<br />

Weg, ein neues Naherholungsgebiet mit angeschlossenem Wirtschafts- und Wohnzentrum<br />

zu werden. In keinem anderen Ereignis haben sich das Projekt <strong>Emscher</strong>-Umbau<br />

und die damit verbundenen kollektiven Erwartungen und Hoffnungen so manifestiert wie<br />

in diesem Fest. Es ist ein Symbol für das neue Ideal einer postindustriellen Stadt.<br />

Doch der Phoenix-See ist kein Solitär und der Umbau der <strong>Emscher</strong> und der Region ein so<br />

langfristiger Prozess, dass die Planungsideale mehrerer Epochen gleichzeitig sichtbar<br />

sind. Neu gebaute Landschaften stehen neben solchen, die nach früheren Erfordernissen<br />

entwickelt worden sind. Wie also sieht zum »Stichtag Seefest« die Realität der Region<br />

aus? Was verschwindet, was bleibt, was wird (vorübergehend) sichtbar und was entsteht<br />

neu? Welche früheren Ideale wirken nach? Was ist Event und was ist Substanz für unsere<br />

künftige soziale und ökonomische Entwicklung der Region? Und: Wie liegen wir im Plan?<br />

Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Fotograf <strong>Haiko</strong> <strong>Hebig</strong> in einer Bildserie von 21<br />

dokumentarischen Farbfotografien.<br />

<strong>Haiko</strong> <strong>Hebig</strong>, geboren 1977 in Hagen, lebt und arbeitet als Fotograf in Dortmund und<br />

Herdecke.<br />

BRITTA ISENRATH ◦ ROH<br />

Auswahl, Serie umfasst 20 Bilder<br />

Wie sieht ein Wohntraum aus, wenn er in Angriff genommen wird? Mitunter ziemlich ernüchternd.<br />

Britta Isenraths Bildserie »Roh« dokumentiert die sich im Bau befindlichen<br />

Wohnhäuser am nördlichen und nordöstlichen Hang des jüngst entstandenen Phoenix-<br />

Sees in Dortmund Hörde.


Auf dem Reissbrett und per 3-D-Animation ist in den Architekturbüros der Traum von der<br />

neuen Kulturlandschaft schon längst perfekt, während er in der Realität erst mit Leben<br />

gefüllt werden muss. Bisher sieht das inzwischen von Schadstoffen befreite und gänzlich<br />

umstrukturierte Gelände des ehemaligen Stahlwerkareals von Thyssen Krupp mit seinen<br />

Baugerippen eher gespenstig aus.<br />

Dieser Umsetzungsprozess von Bauplänen und die provisorische Erscheinung der Rohbauten<br />

stehen im Fokus von Isenraths fotografischer Betrachtung. Der dokumentierte<br />

Zustand lässt die zugrundeliegenden Pläne in Bezug auf die Neuentstehung der Landschaft<br />

und der sich darin entwickelnden Wohnlandschaften mitdenken, ebenso die<br />

Visionen, Wünsche und Ideale derjenigen, die dort ihr neues Zuhause finden werden.<br />

Die Entscheidung, diese Rohbauten zu zeigen, fiel auch in Hinblick auf die Arbeitergeschichte<br />

dieses 160 Jahre von Schwerindustrie geprägten Stadtteils, der sich inmitten<br />

der sich drastisch verändernden Infrastruktur ebenfalls im Wandel befindet.<br />

Britta Isenrath, geboren 1979 in Dortmund, lebt und arbeitet als Fotografin in<br />

Hamburg.<br />

ANNE MÜCHLER / NICO SCHMITZ ◦ FIELDWORKS<br />

5<br />

Auswahl, Serie umfasst 11 Bilder<br />

Vom Modell in die Realität, von der Realität mit Hilfe der Kamera in ein zweidimensionales<br />

Bild und ein anschließendes Wiederaufgreifen der analysierten Struktur in<br />

der Laborsituation des Fotostudios: Für die Bildserie »fieldworks« entnahmen Anne<br />

Müchler und Nico Schmitz ihrem Untersuchungsgebiet, dem Phoenix-Park in Dortmund-<br />

Hörde, Fundstücke (Pflanzen, Steine, Koks, Sand) und kombinierten sie mit Gegenständen<br />

des Fotostudios und Papieren und Pappen als grafisches Element zu einer dreidimensionalen<br />

Skulptur, die über die Abbildung auf Fotopapier wieder auf die Zweidimensionalität<br />

reduziert wurde.<br />

Bei näherer Betrachtung des Gebietes, das sich von einem Brachgelände des ehemaligen<br />

Stahlwerks in ein Technologie- und Naherholungsgebiet verwandelt, sind Formen und<br />

Strukturen der renaturierten Flächen noch sichtbar. So wird z.B. Koks in die Gestaltung<br />

mit einbezogen, verliert aber seine ursprüngliche Funktionalität und dient lediglich noch<br />

der Dekoration der neuen Landschaft; es verdeutlicht damit die Umfunktionierung der<br />

Überreste der Steinkohlevergangenheit in Exponate.


Das Interesse der beiden Fotografen lag in der Wechselwirkung von zwei- und dreidimensionalen<br />

Planungen und Umsetzungen und den daraus entstehenden Formen und Strukturen<br />

innerhalb einer Renaturierungsmaßnahme. Über ihre Abstraktion der Landschaft als<br />

Modell und die Haltbarmachung der Skulpturen auf Fotopapier besteht erneut die Möglichkeit,<br />

diese als Vorlage für eine Landschaftsplanung zu nehmen und den Kreislauf so<br />

fortzuführen.<br />

Anne Müchler, geboren 1983 in Wuppertal, ist Fotografin und studiert Kommunikationsdesign<br />

an der FH Dortmund.<br />

Nico Schmitz, geboren 1981 in Wuppertal, lebt und arbeitet als Fotograf in Dortmund<br />

ALBERT PALOWSKI ◦ HAUS AM SEE<br />

6<br />

Auswahl, Serie umfasst 13 Bilder<br />

Seit dem Baubeginn und der Eröffnung des Phoenix-Sees im Frühjahr 2011 wird das alltägliche<br />

Erscheinungsbild von Dortmund-Hörde maßgeblich vom Aufeinandertreffen von<br />

Gegensätzen geprägt: Hier vermischen sich die ursprünglichen Einwohner von Hörde mit<br />

den Phoenix-See-Touristen; marode Bausubstanz trifft auf frisch eingesetzte Fundamente<br />

für moderne Luxushäuser; bröckelnde Hausfassaden, die früher meist von den Einwohnern<br />

selbst mit romantischen Motiven verschönert wurden, fungieren immer häufiger<br />

als Träger für perfekt inszenierte Botschaften der Werbebranche: Eine scheinbar in der<br />

Vergangenheit stehengebliebene Alltagswirklichkeit einer ganz gewöhnlichen Ruhrpottgegend<br />

begegnet dem Vorwärtsdrang einer Großbaustelle.<br />

In seiner Arbeit »Haus am See« nutzt Albert Palowski die strukturellen Veränderungen<br />

rund um den Phoenix-See als Kulisse für die Entstehung einer Bildserie. Ihn interessierte<br />

vor allem die Beobachtung und Visualisierung des Aufeinandertreffens zwischen den<br />

künstlich generierten Welten der Werbekampagnen und dem realen Alltagsgeschehen vor<br />

Ort. Das Ergebnis ist eine Bildserie, die ein Landschaftsbild der Gegend rund um den<br />

Phoenix-See zeigt, wie es erst durch das Aufeinandertreffen von Ideal und Plan entstehen<br />

kann. Dabei sollen die Bilder auf den Betrachter einerseits befremdlich wirken, andererseits<br />

aber auch Assoziationen an Urlaubserinnerungen wecken. Das Wechselspiel von<br />

Vertrautem und Fremden stellt das belebende Element der Arbeit dar und eröffnet dem<br />

Betrachter eine neue Sichtweise.<br />

Albert Palowski, geboren 1972 in Laurahütte/Polen, lebt und arbeitet als Fotograf in<br />

Dortmund.


ROSA MARIA RÜHLING ◦ AZIS<br />

7<br />

Auswahl, Serie umfasst 20 Bilder<br />

Dortmund ist das Zentrum der Stricher- und Callboyszene im östlichen Ruhrgebiet, so<br />

eine aktuelle Studie. Zwischen 200 und 250 Stricher und Callboys im Durchschnittsalter<br />

von 21 Jahren gehen der Prostitution nach, etwa 40 % der jungen Männer haben einen<br />

Migrationshintergrund. Als die Fotografin Rosa Anna Rühling bei einem Vortrag der AIDS-<br />

Hilfe Dortmund auf das Thema stößt, ist ihr Interesse für die Geschichten dieser Männer<br />

geweckt. Wer sind sie, wo kommen sie her, und wie kam es dazu, dass sie sich prostituieren?<br />

Nach Aussage der AIDS-Hilfe gibt es einen extremen Aufklärungsbedarf vor allem<br />

in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Nur sehr wenige der Männer sprechen Deutsch<br />

und haben eine Schulbildung. Die Hauptarbeitsplätze der jungen Männer umfassen<br />

Kneipen, Saunen, Kinos und Außenbereiche der Dortmunder Hauptbahnhofsumgebung<br />

wie Parks, Parkplätze und Straßenränder. Ihre Kundschaft besteht hauptsächlich aus<br />

deutschen Männern zwischen 40 und 80 Jahren, ihre Einnahmen liegen zwischen 5 und<br />

30 Euro pro Angebot. Den Großteil des Verdienstes schicken sie an ihre Familien, denn<br />

ihre Hauptmotivation nach Dortmund zu kommen, lag darin, ihre Familien in ihren<br />

Heimatländern finanziell zu unterstützen.<br />

Rühling traf über mehrere Monate hinweg eine Gruppe türkischer und bulgarischer<br />

Männer, um sie fotografisch zu begleiten. Der Fokus der Arbeit liegt auf dem Kontrast<br />

zwischen dem starken sozialen Zusammenhalt der Menschen untereinander und der<br />

harten Realität ihrer Arbeitswelt. Die subjektiv-fotografische Dokumentation soll auf die<br />

Situation der Männer aufmerksam machen und ihnen die Möglichkeit geben, sich auszudrücken.<br />

Rosa Maria Rühling, 1983 geboren in Göttingen, lebt und arbeitet als Fotografin in Bad<br />

Sooden-Allendorf.<br />

Auswahl, Serie umfasst 15 Bilder<br />

MAXIME BRYGO ◦ THE NEW VALLEY<br />

Aus fünf Sequenzen à drei Bildern setzt sich die Arbeit des französischen Fotografen<br />

Maxime Brygo zusammen. Die <strong>Fotografie</strong>n entstanden an Orten, die ehemals<br />

betriebsame Arbeitsstätten des industriellen Ruhrgebiets waren und heute als Relikte<br />

dieser Zeit in Denkmäler und Museen umgewandelt wurden. Die Bildserie setzt sich mit


der Wechselwirkung von industrieller Arbeitswelt, Kultur und Tourismus auseinander. Für<br />

seine Arbeit folgte Brygo der Route der Industriekultur, dem <strong>Emscher</strong> Park Radweg und<br />

dem <strong>Emscher</strong> Trail. Seine Bilder zeigen ehemalige Arbeiter, die nun in ihrer zum Denkmal<br />

umfunktionierten Arbeitsstätte zu Kulturarbeitern geworden sind. Sie arbeiten als Guides<br />

und demonstrieren die Tätigkeiten, die sie damals ausführten. Daneben zeigt Brygo<br />

Objekte, die ehemals zur industriellen Fertigung dienten und nun Ausstellungsgegenstände<br />

sind. Mit seiner Arbeit »The New Valley« erzielt Brygo über die <strong>Fotografie</strong> eine<br />

Inszenierung der Menschen und Objekte. Mithilfe der Bilder und den dazugehörigen<br />

Zitaten aus Presse und Broschüren setzt er Menschen und Objekte in Verbindung, kontrastiert<br />

die Vergangenheit mit der Gegenwart und addiert die Position des Betrachters zu<br />

einem soziologische Denkmal der Repräsentation der Arbeit im Ruhrgebiet.<br />

Maxime Brygo, geboren 1984 in Dunkerque, lebt und arbeitet als Fotograf in Lille.<br />

8


<strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong> <strong>Emscher</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

Die Arbeiten werden auf ihre künstlerische Qualität und ihre Auseinandersetzung mit dem<br />

<strong>Emscher</strong>-Umbau und der Entwicklung des <strong>Emscher</strong>tals hin anonym bewertet. Diese Auseinandersetzung<br />

verstehen wir nicht als dokumentarisch – erwünscht ist ein möglichst<br />

assoziativer und kreativer Umgang mit dem Wandel in der Region.<br />

Die Jury setzt sich aus Vertretern unterschiedlicher Disziplinen zusammen und spiegelt so<br />

den interdisziplinären Aspekt des <strong>Fotoprojekt</strong>s wider.<br />

Jury <strong>2012</strong><br />

• Michael Biedowicz – verantwortlicher Fotoredakteur ZEITmagazin<br />

• Kaye Geipel – stellvertretender Chefredakteur Bauwelt<br />

• Mario Lombardo – Künstlerischer Leiter <strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong><br />

• Ralf Schumacher – Projektverantwortlicher <strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong>,<br />

<strong>Emscher</strong>genossenschaft<br />

• Prof. Elke Seeger – Folkwang Hochschule Essen<br />

• Ingo Taubhorn – Kurator des Hauses der <strong>Fotografie</strong>/Deichtorhallen, Hamburg<br />

Mario Lombardo, Künstlerischer Leiter<br />

Seit Beginn 2008 ist Mario Lombardo Künstlerischer Leiter von <strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong><br />

<strong>Emscher</strong> <strong>Zukunft</strong>. Zusammen mit seinem Büro hat der Artdirektor das <strong>Fotoprojekt</strong> neu<br />

aufgestellt und die Website www.bridges-projects.com überarbeitet.<br />

2001 bis Ende 2006 war Mario Lombardo Artdirektor des Popkultur Magazins SPEX. Er<br />

betreut seit 1998 verschiedene Musik-, DVD-, Modelabel und Magazine und gründete<br />

neben seiner Arbeit für SPEX das Bureau Mario Lombardo in Köln. Die Arbeiten des Büros<br />

beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit dem Printmedium und bewegen sich im kulturellen<br />

Kontext von Musik, Mode, <strong>Fotografie</strong>, Design und zeitgenössischer Kunst. Mario<br />

Lombardo ist Mitglied diverser Foto- und Design-Jurys und lehrt an verschiedenen<br />

Design-Hochschulen. Seine Arbeiten wurden mit über 70 nationalen und internationalen<br />

Designpreisen ausgezeichnet. 2008 wurde er von der Lead Academy zum Visual Leader<br />

Of The Year gewählt. Seit 2007 ist Mario Lombardo Artdirektor der Liebling Zeitung und<br />

ist im Sommer 2008 mit seinem Büro von Köln nach Berlin gezogen. Wer mehr über das<br />

Bureau Mario Lombardo erfahren möchte, findet auf der Website des Goethe-Instituts ein<br />

Porträt. (www.goethe.de/kue/des/prj/des/dsn/ijk/de3696992.htm)<br />

Unter dem Titel „The Tender Spot: The Graphic Design of Mario Lombardo“ ist eine<br />

Monographie über Grafikdesigner Mario Lombardo erschienen. Der Verlag Die Gestalten<br />

zeigt in dem 256 Seiten starken Buch Lombardos Arbeiten der vergangenen zehn Jahre.<br />

9


Kunstraum Notkirche<br />

der Apostelkirche Essen-Frohnhausen<br />

Seit 1989 finden Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Performances im Kunstraum<br />

Notkirche in Essen Frohnhausen statt. Als profilierter Ort des Dialogs mit zeitgenössischer<br />

Kunst, hat er sich weit über die Stadt Essen hinaus einen Namen gemacht. Die Preisträgerausstellung<br />

<strong>BRIDGES</strong> <strong>Fotoprojekt</strong> <strong>Emscher</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>2012</strong> ist die 85. Präsentation in<br />

diesem ungewöhnlichen Raum.<br />

Kunst und Kirche<br />

Es war Pfarrer Werner Sonnenberg, der die Idee hatte aus der Notkirche einen Raum für<br />

Kunst zu machen. Im Laufe der Jahre etablierte sich der Ort als „Galerie des Essener<br />

Westens“ mit Präsentationen von Malerei, Holzschnitt, Skulptur, Installation und<br />

<strong>Fotografie</strong>. Die ausgestellten Künstlerinnen und Künstler kommen aus ganz Deutschland<br />

und dem westlichen Ausland. Thematisch gibt es keine Festlegungen, die Auseinandersetzung<br />

- auch mit provokanten Werken der zeitgenössischen bildenden Kunst - ist offen<br />

und dialogorientiert. In angrenzenden, ehemaligen Gemeinderäumen wurden außerdem<br />

acht Ateliers eingerichtet. Sie werden ständig von Essener Künstlerinnen und Künstlern<br />

genutzt.<br />

„Unser Programm kann unter dem von Josef Beuys geprägten Begriff der ‚sozialen<br />

Skulptur‘ gesehen werden“, sagt Pfarrer Sonnenberg. Mit seiner Initiative hat er Kunst, in<br />

einem nicht eben bildungsbürgerlich geprägten Stadtteil, selbstverständlich gemacht.<br />

Der Raum<br />

Die vom Architekten Otto Bartning entworfene Notkirche steht auf dem Fundament des<br />

im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gemeindehauses der evangelischen Apostelkirche. Sie<br />

wurde in nur fünf Monaten fertiggestellt und 1949 eingeweiht. Im Innenraum sind noch<br />

die Trümmersteine des durch Bombenangriffe zerstörten Gotteshauses sichtbar, die unter<br />

anderem für die Chorwände verbaut wurden. Auffällig sind Holznagelbinder, die die<br />

Dachkonstruktion tragen. Mit ihrer Hilfe kam es in den Nachkriegsjahren zu einer Art<br />

Serienfertigung der sogenannten Notkirchen nach Bartnings Plänen. Heute existieren in<br />

Deutschland noch 41 von ihnen.<br />

Forum-Apostelzentrum<br />

Im Oktober 2009 wurde das gläserne Forum-Apostelzentrum eingeweiht. Es ist ein<br />

attraktiver, einladender Eingangsbereich für beide Kirchen – Apostelkirche und Apostel-<br />

Notkirche. Auf etwa 137 Quadratmetern bietet es Raum für ein kleines Café, für Ausstellungen,<br />

Basare, Sitzungen oder Konzerte. Seit Juni 2010 ist hier das Café „Forum“<br />

zum Treffpunkt für die Menschen im Stadtteil geworden. Es hat dienstags bis freitags von<br />

10 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet.<br />

10<br />

Essen, 24. Mai <strong>2012</strong><br />

Kontakt: Pfarrer Werner Sonnenberg, Apostelkirche - Ev. Kirche Essen – Frohnhausen,<br />

0201-74 07 88, werner.sonnenberg@t-online.de


Die <strong>Emscher</strong>genossenschaft<br />

und die Schaffung des Neuen <strong>Emscher</strong>tals<br />

Die <strong>Emscher</strong>genossenschaft wurde 1899 in Bochum gegründet. Ihre Aufgaben sind seitdem<br />

unter anderem die Unterhaltung der <strong>Emscher</strong>, die Abwasserentsorgung und -<br />

reinigung sowie der Hochwasserschutz. Wegen der durch den Bergbau verursachten Erdsenkungen<br />

im Ruhrgebiet sind unterirdische Kanäle früher nicht möglich gewesen, da sie<br />

bei Bergsenkungen beschädigt worden wären. Daher wurden die <strong>Emscher</strong> als zentraler<br />

Fluss des Ruhrgebiets und ihre Nebenbäche als offene Schmutzwasserläufe verwendet.<br />

Seit Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre hat sich die Lage jedoch geändert. Nach<br />

dem Ende des Bergbaus sind auch keine Bergsenkungen mehr zu befürchten, so dass<br />

nun auch unterirdische Abwasserkanäle gebaut werden können. Seit 1992 plant und setzt<br />

die <strong>Emscher</strong>genossenschaft den <strong>Emscher</strong>-Umbau um. Jedes Gewässer erhält ein unterirdisches<br />

Pendant, durch das die Abwässer zu den Kläranlagen abgeleitet werden. Die<br />

oberirdischen Bäche sind damit abwasserfrei und können anschließend naturnah umgebaut<br />

werden: Die Betonsohlschalen werden entfernt, die Böschungen weiter und vielseitiger<br />

gestaltet. Dort, wo der Platz es zulässt, erhalten die einst technisch begradigten<br />

Flüsse wieder einen kurvenreicheren Verlauf.<br />

Der <strong>Emscher</strong>-Umbau dauert bis 2020. Über einen Zeitraum von 30 Jahren investiert die<br />

<strong>Emscher</strong>genossenschaft insgesamt 4,5 Milliarden Euro. Seit Beginn der 90er-Jahre wurden<br />

bis heute bereits mehr als 2,2 Milliarden Euro ausgegeben. Rund 230 von insgesamt<br />

400 Kanalkilometern sind bislang verlegt worden, knapp 90 von 350 Kilometern an Gewässerläufen<br />

wurden schon ökologisch verbessert. Der Umbau des <strong>Emscher</strong>-Systems<br />

durch die <strong>Emscher</strong>genossenschaft schafft und sichert jährlich über 5500 Arbeitsplätze<br />

(davon 3500 in NRW), etwa 2,6 Milliarden Euro an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen<br />

werden generiert.<br />

Das Herzstück des <strong>Emscher</strong>-Umbaus ist der Abwasserkanal <strong>Emscher</strong> (AKE), der ab 2017<br />

das Schmutzwasser aus den Zuflusskanälen aufnimmt. Der Spatenstich für den AKE ist<br />

bereits im September 2009 erfolgt, derzeit läuft der Hauptbau. 51 Kilometer lang wird er<br />

sein und von Dortmund bis nach Dinslaken führen. Insgesamt wird der Abwasserkanal<br />

aus 35.000 Stahlbeton-Kanalrohren mit Innendurchmessern zwischen 1,60 und 2,80<br />

Meter bestehen. In acht bis 40 Metern Tiefe fließt das Abwasser mit einer Geschwindigkeit<br />

von 4 Kilometern in der Stunde. Einmal in Betrieb genommen wird der Abwasserkanal<br />

trennen, was nicht zusammen gehört: Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen<br />

in und durch die <strong>Emscher</strong> fließen, das Abwasser dagegen unterirdisch im Kanal transportiert.<br />

Übrigens: Die <strong>Emscher</strong> ist von den Naturfreunden Deutschlands und vom Deutschen<br />

Anglerverein zur „Flusslandschaft der Jahre 2010/2011“ proklamiert worden!<br />

Pressekontakt: Ilias Abawi, EMSCHERGENOSSENSCHAFT / LIPPEVERBAND<br />

Kronprinzenstraße 24, 45128 Essen, +49 (0)201/104-2586, abawi.ilias@eglv.de<br />

11

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