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BwieBasel Sonderheft Rheinsalinen

175 Jahre Salz aus Schweizerhalle – Salzpionier Friedrich Glenck

175 Jahre Salz aus Schweizerhalle – Salzpionier Friedrich Glenck

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Frühjahr 2011<br />

Schutzgebühr:<br />

Fr. 5.– inkl. MwSt<br />

175 Jahre Salz aus Schweizerhalle<br />

Salzpionier Carl Christian Friedrich Glenck


RÄTSEL<br />

1<br />

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5<br />

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23<br />

1 So nennt man heute C.C.F. Glenck.<br />

2 In dieser Gemeinde fand Glenck zuerst<br />

Salz.<br />

3 Die Würze, die aus dem Ozean kommt.<br />

4 Fachausdruck für jemanden, der sich<br />

mit Salz beschäftigt.<br />

5 Direktor der Saline Gerabronn und<br />

Stiefvater Glencks.<br />

6 Vorname von C.C.F. Glencks Mutter.<br />

7 In dieser Saline war C.C.F. Glenck<br />

Direktor.<br />

8 Grosser Raum, auch alte Bezeichnung<br />

für Salz.<br />

9 Meist aus Glas und zusammen mit<br />

dem für ein anderes Gewürz.<br />

10 Das ist der ‹Kollege› des Salzes.<br />

11 Name des Salz-Museums.<br />

12 Hohes Holzhaus wie eine Kirche; davon<br />

standen viele in Schweizerhalle.<br />

13 Salz-… kommen in den Wasserenthärter.<br />

14 Dieser BL-Politiker half Glenck.<br />

15 Hier geniesst man zuhause ein ‹Bad<br />

im Meer›.<br />

16 Die mit Salz gesättigte Flüssigkeit, die<br />

hochgepumpt wird.<br />

17 Vor dem Jutesack war dies die übliche<br />

Salzverpackung.<br />

18 Dieser Salzzusatz sorgt für gesunde<br />

Zähne.<br />

19 Das verwendet man im Winter gegen<br />

Eis.<br />

20 Ist der Koch verliebt, ist das Gericht … .<br />

21 Im …-Lager warten die Salzverpackungen<br />

auf den Weitertransport.<br />

22 Das feinste Salz, sozusagen die ‹Blume›<br />

(drei Wörter).<br />

23 Wenn das Salz im Boden ausgespült<br />

wird, entstehen diese Hohlräume.<br />

Die eingerahmten Buchstaben ergeben<br />

von oben nach unten einen Begriff, der<br />

zum Heft-Thema passt.<br />

Ein Goldvreneli zu gewinnen!<br />

Schreiben Sie die Lösung auf eine<br />

Postkarte und senden Sie sie an:<br />

B wie Basel, Postfach 1959, 4001 Basel<br />

oder per email an: info@bwiebasel.ch<br />

Preise:<br />

1. Preis: ein Goldvreneli<br />

Weitere Preise: fünf Gutscheine im<br />

Wert von Fr. 30.– für den Salzladen<br />

und zehn exklusive Salz-Spezialitäten.<br />

Einsendeschluss<br />

ist der 31. Mai 2011.<br />

Die Rätsellösung wird nächsten Heft<br />

publiziert; die GewinnerInnen in der<br />

übernächsten Ausgabe.<br />

Der Gewinner oder die Gewinnerin erhalten den<br />

Preis per Posteinschreiben innert 3 Monaten; über<br />

den Wettbewerb wird sonst keine Kor respondenz<br />

geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die<br />

Preise können nicht in Bargeld ausbezahlt werden.<br />

2 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


EDITORIAL<br />

INHALT<br />

Dr. Jürg Lieberherr, Direktor<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Wer war eigentlich dieser Glenck? Und<br />

welches war seine Bedeutung für die<br />

Schweizer <strong>Rheinsalinen</strong>?<br />

Für uns, die wir täglich von Salz umgeben<br />

sind, ist Carl Christian Friedrich<br />

Glenck sozusagen der Gründervater,<br />

denn er war es, der als erster in der Um -<br />

gebung von Basel auf Salzvorkom -<br />

men stiess. Trotz vieler Wiederstände,<br />

finanzieller Probleme und politischer<br />

Widrigkeiten war er immer überzeugt,<br />

dass es in unserer Gegend im Boden<br />

grosse Steinsalzvorkommen geben müsse<br />

und dass man diese erschliessen könne.<br />

Für viele war der ‹Salinist› Glenck,<br />

wie man die Salzfachleute früher nann -<br />

te, ein Utopist, ein Spinner oder ein<br />

geldgieriger und machtbesessener Kerl.<br />

Doch dies ist nicht richtig, denn viele<br />

andere hätten wohl nach den ersten erfolglosen<br />

Probebohrungen aufgegeben<br />

und nicht ihr eigenes Geld riskiert, um<br />

ihre Behauptungen zu beweisen. Doch<br />

Glenck gab nicht auf und stiess am<br />

30. Mai 1836 bei Muttenz auf eine 6<br />

Meter dicke Salzschicht. Dieser Fund<br />

bildete die Grund lage für die heutige<br />

Salzgewinnung und ermöglichte der<br />

Schweiz die Unabhän gigkeit von ausländischen<br />

Salz lie feran ten.<br />

Wir freuen uns, Ihnen in diesem Spezialheft<br />

die Geschichte der Salzfunde<br />

und die Schweizer <strong>Rheinsalinen</strong> vorzustellen.<br />

Dr. Jürg Lieberherr, Direktor<br />

RUBRIKEN<br />

Geschichte: Der Salzpionier Carl Christian Friedrich Glenck Seite 4<br />

Museum: Die Salzkammer Seite 12<br />

Produktion: Die moderne Salzproduktion Seite 15<br />

Produktion: Von Lecksteinen und Salztabletten Seite 22<br />

Spezial: Salz aus aller Welt Seite 23<br />

Verpackung: Schweizer Salz – gut verpackt Seite 24<br />

Salzladen: Welches Salz hätten Sie denn gern? Seite 26<br />

Menschen: Besucherführerin, Schichtführer oder Speditionsleiter? Seite 28<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 3


GESCHICHTE<br />

Der Salzpionier<br />

Carl Christian<br />

Friedrich Glenck<br />

Ohne den europaweit angesehenen Salinisten Carl<br />

Christian Friedrich Glenck wäre die Schweiz wohl noch<br />

heute von ausländischen Salzlieferanten abhängig<br />

und hätte keine eigene Salzproduktion. Da es aufgrund<br />

fehlender Bodenschätze in der Schweiz keine eigent -<br />

liche Bergbaubehörde gibt, wurde Pionier Glencks<br />

Leistung lange nicht richtig gewürdigt.<br />

Um die Bedeutung von Glenck<br />

und dessen Entdeckung der<br />

Schweizer Salzvorräte zu ver -<br />

stehen, muss man wissen, dass die<br />

Schweiz seit dem 12. Jahrhundert auf<br />

Importe angewiesen war. Salz war<br />

sehr teuer, denn es konnte nur in<br />

Meersalzverdunstungsanlagen, in Salz -<br />

bergwerken oder in Salzsiedereien gewonnen<br />

werden; die Entdeckung von<br />

neuen Salzlager war mit den damaligen<br />

Mitteln sehr schwierig. So bezogen<br />

die Schweizer – je nach Region –<br />

Salz aus Frankreich, Italien, Deutschland<br />

und Österreich (siehe untenstehende<br />

Karte). Dabei war man natürlich<br />

immer von der ‹Gunst› der jeweiligen<br />

Lieferanten abhängig, die für die<br />

Mangelware Salz praktisch jeden<br />

Preis verlangen konnten. Als Glenck<br />

1836 in der Nähe von Muttenz erstmals<br />

bei Bohrungen auf Salz stiess,<br />

war dies der erste Schritt für die Unabhängigkeit<br />

der Schweiz von fremden<br />

Salzlieferanten. Doch die ganze<br />

Geschichte war nicht einfach…<br />

1: Zwischen dem 12. und dem 17.<br />

Jahrhundert war die Schweiz der<br />

Knotenpunkt vieler Salzstrassen.<br />

Seltenes Vorkommen, Salzmonopole<br />

und entsprechende Zölle<br />

verteuerten das Salz so sehr, dass es<br />

das ‹weisse Gold› genannt wurde<br />

2: Noch bis in die 1960-er Jahre<br />

war Salzschmuggel über die<br />

Kantonsgrenzen hinweg lukrativ<br />

1<br />

4 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


GESCHICHTE<br />

Johann Georg Glenk<br />

Schon der Vater von Glenck, Johann<br />

Georg, war Salinist. Zuerst arbeitete<br />

er in der Saline von Schwäbisch Hall,<br />

in der auch sein jüngerer Bruder tätig<br />

war. Dann wurde er von Heinrich August<br />

Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen<br />

abgeworben. Praktisch über Nacht<br />

ver liess er mit seiner Familie Schwäbisch<br />

Hall, um die Salinen des Fürsten<br />

in Niedernhall und Weissbach zu<br />

bewirtschaften. Vater Glenck war sehr<br />

innovativ, erfand neue Produktionsverfahren,<br />

erstellte neue Schächte und<br />

anderes mehr. Doch leider war er mit<br />

seiner Suche nach Salz glücklos, denn<br />

die geologischen Erkenntnisse jener<br />

Zeit waren noch relativ lückenhaft.<br />

Ver mutlich waren diese Misserfolge<br />

auch zum Teil für den frühen Tod im<br />

Alter von 50 Jahren verantwortlich.<br />

Seine Witwe Elisabeth heiratete übrigens<br />

mit 64 Jahren nochmals: den<br />

berühmten Salzfachmann Karl Christian<br />

von Langsdorf, Direktor der Saline<br />

Gerabronn, Geheimer Hofrat und<br />

Professor in Heidelberg.<br />

Wie der Vater, so der Sohn<br />

Carl Christian Friedrich Glenck war<br />

der erstgeborene und einzige überlebende<br />

Sohn von Johann Georg und<br />

Elisabeth. Von klein auf hatte er die<br />

ehrgeizige, ja fast fanatische Suche<br />

seines Vaters nach Salz erlebt. Zudem<br />

wuchs er in der Saline Weissbach auf,<br />

war also sozusagen ständig von Salz<br />

umgeben. Nachdem er die ‹Hohe Karls -<br />

schule zu Stuttgart› besucht hatte, begann<br />

er bereits mit 17 Jahren an der<br />

Universität Erlangen Jurisprudenz zu<br />

studieren. Nebenbei beschäftige er<br />

sich mit Gesteins- und Erdkunde; sein<br />

Lehrer war unter anderem sei späterer<br />

Stiefvater von Langsdorf. Wegen umstürzlerischer<br />

Ideen wurde C.C.F.<br />

Glenck 1799 von der Universität gewiesen<br />

und wollte dann eigentlich an<br />

der kurfürstlich-sächsischen Bergakademie<br />

Bergwissenschaften studieren.<br />

Doch dazu kam es nicht, denn sein<br />

Landesfürst, Friedrich Ludwig zu Hohenlohe-Ingelfingen<br />

rief ihn als Privatsekretär<br />

zu sich und nahm ihn auf<br />

zahlreiche Reisen im Deutschen Reich<br />

mit. 1803 sandte der Fürst den inzwischen<br />

24-jährigen Glenck zurück in<br />

die Saline Weissbach, wo er in die Fuss -<br />

stapfen seines Vaters trat.<br />

Die Saline Weissbach<br />

Zwei Jahre nach dem Tod von Glenck<br />

senior war die Saline in einem<br />

schlechten Zustand. Zuerst verlief die<br />

Modernisierung erfolgreich, denn der<br />

Fürst zu Hohenlohe unterstützte<br />

Glenck in allen Belangen. Doch nach<br />

dem verlorenen Krieg gegen die Truppen<br />

Napoleons wurde der Fürst des<br />

Landes verwiesen. Dies hatte für den<br />

jungen Glenck fatale Folgen, die Saline<br />

war bankrott und der neue Fürst<br />

August hatte wenig Interesse daran.<br />

Glenck und seine fünfköpfige Familie<br />

fanden Aufnahme bei der Schwester<br />

seiner Frau und deren Mann.<br />

In der Zwischenzeit hatte jedoch ein<br />

Konsortium von Geldgebern aus Heilbronn<br />

die Saline gekauft und stellte<br />

Glenck per 1. Juli 1817 wieder als Salinenleiter<br />

ein.<br />

2<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 5


GESCHICHTE<br />

Von 1810 an hatte in Süddeutschland<br />

eine intensive Suche nach Salz begonnen,<br />

denn die Regierungen von Baden<br />

und von Württemberg wollten damit<br />

Einnahmen erzielen. Als 1816 im<br />

württembergischen Jagstfeld eine Stein -<br />

salz-Lagerstätte gefunden und 1817<br />

dort die Saline Friedrichshall gegründet<br />

wurde, geriet die Saline Weissbach<br />

unter Glencks Leitung in Zugzwang.<br />

Er schlug deshalb dem regierenden<br />

Grossherzog Ludwig von Hessen-<br />

Darmstadt vor, von der Saline Weiss -<br />

bach aus im nahegelegenen Ort Wimp -<br />

fen am Neckar, wo sich früher zwei<br />

Salinen befunden hatten, auf eigenes<br />

Risiko und – vor allem – mit eigenen<br />

finanziellen Mitteln nach Salz zu suchen.<br />

Dieser Mut gefiel dem Gross -<br />

herzog und er erteilte 1817 den Gesellschaftern<br />

der Saline Weissbach die<br />

Konzession, in Wimpfen nach Salz zu<br />

bohren.<br />

Die Suchbohrungen setzten Glenck<br />

einem hohen Druck aus, er musste einfach<br />

eine ergiebige Salzlagerstätte finden!<br />

Und er hatte Glück: Noch 1818<br />

stiess der Schlagmeissel in einer Tiefe<br />

von 135 Metern auf ein mächtiges<br />

Salzlager. Man fing sofort an, dieses<br />

Lager auszubeuten und gründete die<br />

Saline ‹Ludwigshalle›.<br />

Glenck verstand es geschickt, seinen<br />

Erfolg beruflich und finanziell zu nutzen:<br />

Im Dezember 1820 wurde er als<br />

Generaldirektor aller Betriebe der Gesellschaft<br />

eingesetzt. Diese wurde 1821<br />

in eine Aktiengesellschaft umgewandelt,<br />

die erste des Grossherzogtums<br />

Hessen. Glenck erhielt damals ohne<br />

finanzielle Investitionen 125 Aktien der<br />

Gesellschaft, was einem Achtel ent -<br />

sprach und einen Wert von 125’000<br />

Gulden hatte. Dies war der Grundstock<br />

des Glenckschen Vermögens.<br />

Zuerst lief alles wunderbar: Die Saline<br />

Ludwigshalle steigerte rasch ihre Produktion<br />

und besass vertraglich garantierte<br />

Absatzgebiete. 1824 stellte Langs -<br />

dorf fest: «Wimpfener Salz brei tet sich<br />

unwiderstehlicher aus als die Pest.»<br />

Doch dann wurden die Marktbedingungen<br />

schwierig: Andere Salinen, vor<br />

allem die staatlichen Salinen Badens<br />

und Württembergs, traten in den Markt<br />

ein und konnten – aufgrund von Festabnahmen<br />

in ihrem angestammten Ge -<br />

biet – andernorts mit günstigen Prei sen<br />

auftreten, was zu einem heftigen Konkurrenzkampf<br />

führte.<br />

3 4<br />

Die Schweiz als Chance?<br />

Glenck erkannte die Probleme wohl<br />

bereits kurz nach der Gründung der<br />

Saline Ludwigshalle. Deshalb machte<br />

er den Gesellschaftern den Vorschlag,<br />

dass die Wimpfener Saline baldmöglichst<br />

in die bislang salzarme Schweiz<br />

expandieren sollte. Mit dem Geld aus<br />

einer Schweizer Saline könnte man den<br />

Kampf gegen die süddeutschen Salinen<br />

besser führen, argumentierte er. Es waren<br />

allerdings nicht alle Gesellschafter<br />

mit dieser Idee einverstanden, doch vier<br />

von ihnen unterstützten ihn. So auch<br />

Peter Heinrich Merckle, der von<br />

Glencks Plänen so begeistert war, dass<br />

er 1819 nach Zürich reiste, um sich<br />

direkt mit Staatsrat Hans Conrad Escher<br />

zu besprechen. Zwei Jahre später<br />

erteilten der Bürgermeister und die Räte<br />

von Zürich dem «Herrn Hofrath und<br />

Salinen-Director Carl Glenk von Ludwigshalle<br />

bey Wimpfen am Neckar» die<br />

Konzession, im ganzen Kantonsgebiet<br />

«auf seine alleinigen Kosten und auf<br />

seine alleinige Gefahr, Nachforschungen<br />

nach Salzquellen und Steinsalzlagern<br />

vorzunehmen.» Glenck begann<br />

in der Zürcher Gemeinde Eglisau mit<br />

Probebohrungen. Bei der zweiten stiess<br />

er auf eine Mineralquelle, deren Salzgehalt<br />

allerdings zu wenig hoch war,<br />

um eine Nutzung zu rechtfertigen. Sie<br />

wurde jedoch spä ter, im 20. Jahrhundert,<br />

durch die Mineralquelle Eglisau<br />

AG mit Eglisana, Orangina und Vivi-<br />

Kola kommerzialisiert.<br />

Weitere Bohrungen fanden auf Antrag<br />

von Regierungsvertretern auch im<br />

bernischen Bözingen und in Bramois<br />

im Wallis statt. Die Resultate waren<br />

jedoch enttäuschend; es gab kein Salz<br />

oder nur wenig salzhaltiges Gestein.<br />

Glencks Arbeitgeber waren von seinen<br />

‹Sonderbohrungen› nicht begeistert,<br />

und so schlug er ihnen vor, er<br />

wolle auf eigenes Risiko auf die Suche<br />

nach Salz gehen und zwar als ‹wandernder<br />

Unternehmer› ausserhalb des<br />

Absatzmarktes der Wimpfener Saline.<br />

Doch auch dieser Vorschlag wurde<br />

von der Mehrzahl der Gesellschafter<br />

abgelehnt.<br />

Vertragskündigung<br />

So kam es, dass Glenck überraschend<br />

seinen Vertrag mit der Saline Ludwigshalle<br />

1823 kündigte. Dies ist erstaunlich,<br />

denn Glenck hatte ein gross -<br />

zügiges Salär, eine gute Stelle und alle<br />

Freiheiten. Doch wie schon sein Vater<br />

war er offenbar wie besessen von der<br />

Suche nach Salz.<br />

In den Folgejahren entwickelte Glenck<br />

einen ungeheuren Aktivismus. Unterstützt<br />

von seinen Mitarbeitern, jungen<br />

Bohrfachleuten aus der jeweiligen Region,<br />

war er parallel in den Kantonen<br />

Bern, Zürich, Wallis und Schaffhausen<br />

aktiv, bohrte weiter im Grossher-<br />

6 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


GESCHICHTE<br />

zogtum Hessen-Darmstadt wie auch<br />

im Königreich Sachsen. In den 1830-<br />

er Jahren kamen Bohrungen in Solothurn<br />

und Baselland sowie im Königreich<br />

Böhmen dazu. Die Bohrungen<br />

in Sachsen waren zum Teil erfolgreich;<br />

diese in der Schweiz überhaupt<br />

nicht. Doch aufgrund seiner Einnahmen<br />

von den sächsischen Salinen<br />

startete Glenck nach 1828 weitere<br />

Bohrversuche auf eigene Kosten, wieder<br />

in den Kantonen Bern und Zürich,<br />

später in den Kantonen Schaffhausen<br />

und Solothurn, doch wieder ohne Ergebnis.<br />

Glenck wurde in der Schweiz<br />

beinahe zur tragischen Figur; selbst<br />

die Schweizer Geologen sahen sein<br />

Unterfangen als aussichtslos an. Doch<br />

Glenck gab nicht auf.<br />

Bohrungen in Baselland<br />

Die nächste Region, an dem Glenck sein<br />

Glück versuchte, war der neu gegründete<br />

Kanton Basel-Landschaft. Er stell -<br />

te ein Gesuch, im Kantonsgebiet nach<br />

Salz zu bohren, erneut auf eigene<br />

Rechnung und Gefahr. Doch er erhielt<br />

keine Antwort. Schliesslich wandte<br />

sich Glenck an den führenden Baselbieter<br />

Politiker Stephan Gutzwiller.<br />

Dieser reagierte rasch und tadelte die<br />

Regierungsratsmitglieder in einem<br />

Brief vom 27. März 1834 mit den<br />

Worten: «Ich muss Sie dringend auffordern,<br />

eine bewilligende Schluss -<br />

nahme zu fassen […], da es wirklich<br />

unverantwortlich ist, dass man aus<br />

lauter Unschlüssigkeit oder Trägheit<br />

über solche Dinge, die dem Lande nur<br />

zum Nutzen und niemandem zum<br />

Schaden gereichen können, auf so oft<br />

wiederholtes Begehren keinen Beschluss<br />

fasst!» Nach diesem Schreiben<br />

kamen die Behörden in Bewegung<br />

und erteilten die Konzession.<br />

Eine erste Bohrung bei Oberdorf brach -<br />

te keinen Erfolg. Glenck bereitete eine<br />

neue Stelle vor, in der Nähe vom<br />

Rothaus-Gut beim Rhein in Muttenz<br />

(heute Schweizerhalle). Nach grösseren<br />

Komplikationen mit einem zerbrochenen<br />

Bohrmeissel geschah das Unglaubliche:<br />

In rund 135 m Tiefe stiess<br />

das Team am 30. Mai 1836 auf eine<br />

sechs Meter dicke Schicht Steinsalz.<br />

3: Carl Christian Friedrich Glenck<br />

im Alter von etwa 50 Jahren<br />

4: Robert von Seckendorff war der<br />

Schwiegersohn von C.C.F. Glenck<br />

und der erste Direktor der Saline<br />

Schweizerhalle, 1839–1850<br />

5: Otto von Glenck war der zweite<br />

Direktor der Saline Schweizerhalle<br />

von 1850–1890<br />

6: Otto von Glenck liess sich um<br />

1860 die Villa bauen, die heute<br />

das Salzmuseum beherbergt<br />

5<br />

6<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 7


GESCHICHTE<br />

Der Besitzer des Grundstücks, Remigius<br />

Merian-Respinger, verlangte jedoch<br />

so viel Geld für das Land, dass<br />

Glenck sich kurzerhand entschied,<br />

den Standort für die Saline um einige<br />

hundert Meter nach Osten zu verschieben,<br />

entlang der Strasse gegen<br />

Liestal, im Gebiet der angrenzenden<br />

Gemeinde Pratteln. Am 7. Juni 1837<br />

wurde die erste moderne Saline der<br />

Schweiz eröffnet und auf den Namen<br />

‹Schweizerhalle› getauft.<br />

7<br />

Nach dem Fund in Pratteln kam der<br />

Salzpionier langsam zur Ruhe und<br />

widmete sich ausgiebigen For schungs -<br />

reisen in die Salzabbaugebiete Europas.<br />

Er litt jedoch mehr und mehr an<br />

einem schweren Nieren- und Blasenkrankheit<br />

und verstarb am 21. November<br />

1845 in seinem Wohnhaus im<br />

thüringischen Gotha.<br />

Die Nachfolge<br />

Alle Salinen, die Carl Christian Friedrich<br />

Glenck in Deutschland und in<br />

der Schweiz gegründet hatte, gehörten<br />

ihm allein. So plazierte er seine Söhne<br />

und Schwiegersöhne in den Salinen.<br />

Die Leitung der Saline Schweizerhalle<br />

übergab er 1837 seinem Schwiegersohn<br />

Freiherr Robert von Seckendorff-Gutend.<br />

Dieser hatte allerdings<br />

kein leichtes Amt anzutreten: Die<br />

Schweizer Kantone hatten sich daran<br />

gewöhnt, ihr Salz von ausländischen<br />

Salinen zu beziehen, und hatten Vorbehalte,<br />

ob denn diese neue Saline<br />

auch wirklich während längerer Zeit<br />

Salz produzieren würde. Anfangs betrug<br />

die Produktion bescheidene<br />

1’000 Tonnen; doch bereits nach zehn<br />

Jahren waren es 65’000 Tonnen. Geheizt<br />

wurde zunächst mit Tannen- und<br />

Buchenholz aus den Baselbieter Wäldern,<br />

später mit Kohle; einer Erfindung<br />

Robert von Seckendorffs.<br />

7: Hugo von Glenck war Direktor<br />

von 1890–1926<br />

8: Die Saline Schweizerhalle 1878<br />

9: Salinenbetrieb zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts mit Unterkesselpfannen.<br />

Von links: Kohlenzufuhr,<br />

Feuerung, Unterkesselpfanne,<br />

Salztrocknung, Salzmagazin und -<br />

Abfuhr<br />

10: Das Beheizen der Salz-Siedepfannen<br />

um 1920 war eine harte<br />

Arbeit<br />

11–13: Im Hintergrund schaufeln<br />

die Sieder das nasse Salz auf die<br />

Pfannendeckel zum Antrocknen;<br />

vorne bringen die Abstosser das<br />

Salz in die Trocknungskammern<br />

(1926). Dort wird es mit Abwärme<br />

von den Heizöfen getrocknen und<br />

in die Salzmagazine gekarrt<br />

(1905). Zum Schluss wird das Salz<br />

in 100-kg Säcke abgefüllt (1925)<br />

8<br />

8 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


GESCHICHTE<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 9


GESCHICHTE<br />

14 15<br />

16 17<br />

In den 1840 Jahren entstanden weitere<br />

Salinen in Kaiseraugst, Riburg und<br />

Rheinfelden. Dies führte zu einem<br />

harten Konkurrenz- und Preiskampf.<br />

Und aufgrund des Salzes als Rohstoff<br />

entwickelte sich im heutigen Gebiet<br />

Schweizerhalle die chemische Industrie,<br />

die vor allem Farben- und Düngemittel<br />

herstellte. So wurde beispielsweise<br />

1845 vom jüngeren Bruder Gutzwillers<br />

eine chemische Fabrik gebaut, die<br />

später von Carl Christian Friedrichs<br />

Enkel Carl Glenck-Struntz geleitet<br />

wurde.<br />

1850 übernahm der jüngste Sohn, Otto<br />

von Glenck die Direktion der Saline<br />

Schweizerhalle. Er war ein gut aus ge -<br />

bil deter, kultivierter Mensch, der sich<br />

im Basler Stadttheater engagierte und<br />

gleichzeitig die Saline enorm modernisierte:<br />

Es wurden Dampfmaschinen<br />

eingesetzt, die Saline erhielt einen<br />

Anschluss ans Eisenbahnnetz und<br />

Glenck konnte Verträge mit andern<br />

Kantonen abschliessen. Seinen Bestre -<br />

bungen war es auch zu verdanken,<br />

dass er mit den sich 1874 zu einer Aktiengesellschaft<br />

zusammenschlossenen<br />

Aargauer Salinen ein Syndikat bilden<br />

konnte, welches die Salzverkäufe unter<br />

sich aufteilte.<br />

Der letzte Glenck’sche Direktor war<br />

Ottos jüngster Sohn, Hugo von Glenck.<br />

Er modernisierte die Anlagen, die nun<br />

keine Kohle mehr benötigten, und<br />

wand elte die Saline in eine Aktiengesellschaft<br />

um, der die Aargauischen Sa -<br />

linen beitraten. 1909 wurden die ‹Vereinigten<br />

Schweizerischen <strong>Rheinsalinen</strong>›<br />

gegründet, an der sich alle Kantone<br />

mit Ausnahme der Waadt beteiligten.<br />

14: Während Jahrzehnten wurde<br />

Salz in Jutesäcke verpackt, die in<br />

der Saline genäht wurden (1925)<br />

15: Um 1945 wurde die Sole in solchen<br />

Fasswagen transportiert<br />

16+17: Bohr- und Pumpenhäuser<br />

1918. Noch heute kann man das<br />

Innere eines Bohrturms besichtigen<br />

18: Otto Glencks Grabmal im Park<br />

vor seiner ehemaligen Villa.<br />

10 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


GESCHICHTE<br />

18<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 11


MUSEUM<br />

Die Salzkammer<br />

In der Villa von Otto Glenck, dem zweiten Direktor<br />

der Saline Schweizerhalle, befindet sich heute die<br />

‹Salzkammer›, ein spannendes und liebevoll gestaltetes<br />

Museum zum Thema Salz. In 15 Räumen auf zwei<br />

Etagen kann man die Wunderwelt des Salzes entdek -<br />

ken: Jahrtausendalte Salzblöcke, historische Salzgefässe,<br />

Weisheiten und Anekdoten rund um das ‹weisse<br />

Gold› zeigen die grosse Bedeutung des Salzes.<br />

In der ‹Salzkammer› werden Sie<br />

von den Anfängen der Salzgewinnung<br />

und des Salzhandels bis zur<br />

modernen industriellen Verarbeitung<br />

geführt. Sie blicken in ein freigelegtes<br />

Originalbohrloch und entdecken Salzpackungen<br />

aus der ganzen Welt. Als<br />

Besucher der Salzkammer kann man<br />

nicht nur die verschiedenen Objekte<br />

betrachten, sondern auch aktiv an der<br />

Ausstellung teilnehmen, sei es durch<br />

einen chemischen Versuch oder durch<br />

eine Salzdegustation mit der eigenen<br />

Zungenspitze.<br />

Aufgrund der ausgestellten Exponate<br />

kann die Salzkammer nur gegen Voranmeldung<br />

besucht werden. Eine Füh -<br />

rung dauert rund 2 Stunden und gibt<br />

Einblicke in die Geologie und Salzgewinnung,<br />

erklärt die Chemie des Salzes,<br />

zeigt die hohe symbolische und<br />

kulturelle Bedeutung des Salzes, weist<br />

auf die Ursprünge der Salzbohrungen<br />

hin und erläutert Technik und auch den<br />

früheren Salzhandel.<br />

Das Museum ist mit dem Autobus 70 ab<br />

Aeschenplatz oder per Schiff gut zu<br />

erreichen.<br />

1: In der Villa von Otto Glenck<br />

befindet sich heute das Museum<br />

‹Die Salzkammer›<br />

2: Salz war früher ein sehr kostbares<br />

Gut und wurde mit viel Geld<br />

(und Gold) aufgewogen<br />

3: Im Vordergrund links sieht man<br />

verschiedene Salzsteine;<br />

im Hintergrund ein Boot mit Salzpackungen<br />

aus aller Welt 1<br />

12 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


MUSEUM<br />

2<br />

3<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 13


PRODUKTION<br />

1<br />

14 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


PRODUKTION<br />

Die moderne<br />

Salzproduktion<br />

Wie man in den Bildern zum Geschichtsartikel sehen<br />

kann, war die Salzgewinnung früher mit viel kör -<br />

perlicher Schwerarbeit verbunden. Es wurde manuell<br />

gebohrt, eingeheizt, viel geschaufelt und getragen.<br />

Doch die Prozesse wurden immer moderner, und heute<br />

läuft ein grosser Teil der Salzproduktion automatisch.<br />

Heute stehen – bis auf ein paar<br />

Schaustücke – keine der bekannten<br />

Bohrtürme mehr herum,<br />

die früher zum Landschaftsbild<br />

um Schweizerhalle gehörten. Die modernen<br />

Bohrtürme werden nach der<br />

Bohrung abgebaut und es bleibt ‹nur›<br />

ein Einstiegsloch, das mit einem Dolendeckel<br />

verschlossen wird, sichtbar.<br />

Durch Spülrohre wird Süsswasser eingeleitet,<br />

welches die bis zu 50 m<br />

dicke Salzschicht auflöst. Dadurch ent -<br />

stehen so genannte Kavernen, von denen<br />

aus die Sole zuerst in einen Zwischenbehälter<br />

geleitet wird, in dem sie<br />

enthärtet wird. Dabei werden Gips,<br />

Kalk, Magnesiumsulfat und Magnesiumchlorid<br />

entfernt. Der Schlamm aus<br />

diesen Mineralien wird in alte Kavernen<br />

zurückgeführt. Im Verdampfer wird<br />

anschliessend der Sole das Wasser ent -<br />

zogen, bis das Salz nur noch 2 bis 3 %<br />

davon enthält.<br />

Auftausalz wird dann in grossen Lagern,<br />

zum Beispiel dem Saldome ® , gelagert,<br />

das Speisesalz und verschiedene Spezialsalze<br />

für die Wasserenthärtung, die<br />

Chemie oder die Landwirtschaft werden<br />

entsprechend verpackt und aus ge -<br />

liefert.<br />

Früher produzierten neun Arbeiter pro<br />

Tag 10 Tonnen Salz; heute sind es<br />

zwei bis drei Mitarbeiter pro Schicht,<br />

die 1000 Tonnen herstellen. Der Energieverbrauch<br />

pro Tonne wurde dabei<br />

auf einen Fünfzehntel gesenkt.<br />

1: Gewinnung von Siedesalz<br />

in der Saline in Schweizerhalle.<br />

2: Die Bohrer und die Bohrgestänge<br />

liegen bereit.<br />

1<br />

2<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 15


PRODUKTION<br />

3<br />

4<br />

3: Ein moderner, mobiler Bohrturm –<br />

nachdem das Bohrloch angelegt<br />

ist, wird er abgebaut.<br />

4: Das Bohrloch wird mit einem<br />

Dolendeckel verschlossen; dann<br />

sieht man in der Landschaft nur<br />

noch eine ‹Dole›.<br />

5: Die Sole wird in einen Zwischentank<br />

gepumpt und in zwei<br />

Schritten enthärtet. Nun widerspiegelt<br />

sie das Blau des Himmels.<br />

6: Industrie-, Gewerbe- und Auftausalz<br />

wird in Lagerhallen wie<br />

dem Saldome zwischengelagert.<br />

5<br />

16 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


PRODUKTION<br />

6<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 17


PRODUKTION<br />

7<br />

8<br />

7: Das frühere Sieden des Salzes findet heute in<br />

modernen Verdampferanlagen statt. Dabei wird der<br />

Dampf, der über der kochenden Sole abgezogen<br />

wird, verdichtet, dadurch erhitzt und der Anlage als<br />

Heizdampf wieder zugeführt.<br />

8: Der Salzbrei aus dem Verdampfer ist jetzt etwa<br />

wie sulziger Schnee. Er wird geschleudert, so dass<br />

nur noch 2–3 Prozent Feuchtigkeit enthalten sind.<br />

Je nach Verwendung wird das Salz noch mit Heissluft<br />

nachgetrocknet.<br />

9: «Funktioniert alles reibungs los?»<br />

10+11: Alle Leitungen und Rohre, durch die Sole oder<br />

Salz befördert werden, müssen absolut rostfrei sein.<br />

12: Regelmässige Kontrollen im eigenen Labor garantieren<br />

die hohe Qualität des Salzes.<br />

9<br />

10<br />

11<br />

18 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


PRODUKTION<br />

12<br />

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PRODUKTION<br />

13<br />

14 15<br />

13: Das Speisesalz kommt in die bekannten blauen<br />

Karton-Verpackungen.<br />

14: Je nach Verwendungszweck wird das Speisesalz<br />

auch in Säcke abgefüllt.<br />

15: Das lose Salz wird entweder per Bahn oder per<br />

Lastwagen an seinen Bestimmungsort gebracht.<br />

16: Der neue Saldome in Riburg dient zur Lagerung<br />

von Auftausalz; Saldome 2 wird 2011 gebaut.<br />

20 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


PRODUKTION<br />

16<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 21


SPEZIALPRODUKTE<br />

Von Lecksteinen<br />

und Salztabletten<br />

Die Schweizer <strong>Rheinsalinen</strong> produzieren nicht nur das<br />

bekannte Speisesalz Jurasel ® und Auftausalze, sondern<br />

auch Spezialprodukte aus Salz. Dazu gehören<br />

beispielsweise die – für Städter eher ungewohnten –<br />

Lecksteine für das Vieh, Regeneriersalz für den Geschirrspüler,<br />

Pharmasalz für die Anwendung in der<br />

Medizin, zur Herstellung von Kochsalzinfusionslösungen<br />

oder Salztabletten für Wasserenthärtungsanlage,<br />

Schwimmbäder, etc.<br />

1: Herstellung der Salztabletten<br />

2: Abfüllung des Regeneriersalzes<br />

3: Je nach Bedarf wird das Salz<br />

auch in 500 kg-Säcke,<br />

so genannte Big Bags abgefüllt<br />

4: Im Hochregallager werden<br />

verschiedenste Salzprodukte<br />

zwischengelagert 1<br />

22 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


SPEZIALPRODUKTE<br />

2<br />

3<br />

4<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 23


VERPACKUNG<br />

Schweizer Salz – gut verpackt<br />

Salz ist seit Jahrtausenden ein wichtiger<br />

Rohstoff und ein begehrtes Handelsgut.<br />

Es wurde auf den alten Handelswegen<br />

zu Wasser und zu Land<br />

kreuz und quer durch Europa geführt.<br />

Gute Verpackung und praktische Trans -<br />

portgefässe waren darum seit je her<br />

für den Schutz des Salzes und für den<br />

sichern Umschlag der Ware entscheidend.<br />

Bis etwa um 1000 vor Chr. wurden<br />

Tongefässe, lederne Beutel und<br />

geflochtene Körbe für die Aufbewahrung<br />

und den Transport des Salzes<br />

verwendet.<br />

Dann begann der Siegeszug des hölzernen<br />

Fasses. Es war eine geniale Erfindung<br />

der Kelten und diente als universelles<br />

Lagerungs- und Transportmittel<br />

für Flüssiges und Festes. In der<br />

Folge entstanden in Europa unzählige<br />

Formen und Fassgrössen.<br />

Zur Zeit der alten Eidgenossenschaft<br />

war Schaffhausen ein berühmter Umschlagplatz<br />

für Salz aus Bayern und<br />

aus Österreich. Es wurde in länglichen<br />

Röhrli- und in rundbauchigen<br />

Scheibenfässern transportiert. Eines<br />

der Lagerhäuser hiess deswegen<br />

‹Scheibenhof›.<br />

Das Fass wurde im Laufe der Zeit<br />

wörtlich zur Masseinheit aller Dinge.<br />

Die Tonne ist heute noch ein Fass und<br />

hat im metrischen System den Mass -<br />

wert 1'000 kg. Und der Hausbesitzer<br />

weiss, dass ein Barrel Heizöl 158 Liter<br />

hat, auf der Rechnung steht aber<br />

der Preis pro 100 Liter.<br />

Salzfässer waren der vielfältigen Zweit -<br />

verwendung wegen sehr begehrt und<br />

wurden von den Kunden oft zurückbehalten.<br />

Die Durchsetzung der Fässer-Rückgabe<br />

war deswegen für die<br />

Salinen aufwendig und mühsam.<br />

Holzfässer waren in der Herstellung<br />

teuer und die Beschaffung des Eichenholzes<br />

wurde im Europa des 18.<br />

Jahrhunderts immer schwieriger. Um<br />

1790 führte der Salinenfachmann und<br />

Salzhändler Johan Sebastian Clais<br />

(1742–1809)* in den Salinen Bayerns<br />

den Jutesack als Verpackung ein. Das<br />

übliche Gewicht war der Doppelzentner,<br />

entsprechend 100 kg.<br />

Im Zuge der Industrialisierung entstand<br />

im 19. Jahrhundert eine neue<br />

Gesellschaftsschicht, die Arbeiterschaft.<br />

Ihre Ernährungsgewohnheiten musste<br />

sie dem langen Arbeitsalltag unterordnen.<br />

An die Stelle der bäuerlichen<br />

Selbstversorgung trat immer mehr der<br />

Einkauf von industriell produzierten<br />

Lebensmitteln. Frühe Convenience-<br />

Produkte waren z.B. Kondensmilch,<br />

Kraftnahrung, Büchsenkonserven, Sup -<br />

penpulver oder Bouillonwürfel. Auch<br />

Putz- und Waschmittel wurden in<br />

haushaltgerechten Kleinpackungen an -<br />

geboten. Die Verpackungen priesen<br />

die Produkte und ihre Anwendungen.<br />

So entstanden die ersten Markenprodukte.<br />

In der Schweiz kam anfangs des 20.<br />

Jh. feinkörniges, rieselfähiges Speisesalz<br />

als abgepacktes Lebensmittel in<br />

den Verkauf. Es gab sogar spezielle<br />

Kantonspackungen. Erst 1973, mit dem<br />

Konkordat über den Salzverkauf, wur -<br />

den die 1-kg-Pakete der Schweizer<br />

<strong>Rheinsalinen</strong> zum Schweizer Standardformat.<br />

Heute sind die Speisesalze<br />

auch in modernen Streudosen, in<br />

Kunststoffsäcken, im Eimer oder in<br />

Bigbags bis zu einer Tonne erhältlich.<br />

Speisesalz für die Lebensmittelindustrie<br />

wird auch mit geeigneten 25-<br />

Tonnen-Silo-Lastwagen geliefert.<br />

Mit dem Aufkommen der Geschirrspülmaschinen<br />

entstand die Nachfrage<br />

nach Regeneriersalz. Bereits 1973<br />

war das 1-kg-Paket Reosal ® erhältlich.<br />

Heute kommt Regeneriersalz auch in<br />

Entkalkungsanlagen vieler Privathäuser<br />

zum Einsatz. Deshalb ist Reosal ®<br />

in Säcken von 10 bis 50 kg und im Eimer<br />

erhältlich. Die Regeneriersalz-Tablette<br />

ist eine neuere, praktische Anwendungsform<br />

für Entkalkungs-Anlagen<br />

und die elektrolytische Chlorierung<br />

der Schwimmbäder vor Ort.<br />

Seit 1994 ist das Speisesalz der<br />

Schweizer <strong>Rheinsalinen</strong> unter der Marke<br />

JuraSel ® im 1-kg-Haushalts paket<br />

erhältlich. Die früher dominierende<br />

Gewichtsangabe trat in den Hintergrund.<br />

Der Sorten-Farbcode für Jod<br />

und Fluor hingegen ist nach mehreren<br />

Design-Änderungen noch prominent<br />

sichtbar. Aus dem neutralen Salz-Paket<br />

ist ein zeitgenössischer, dreisprachiger<br />

Informations- und Werbeträger<br />

geworden. Zu speziellen Anlässen gab<br />

es 1998 und 2009 Sonderpackungen,<br />

die für das Salz und für die <strong>Rheinsalinen</strong><br />

Werbung in eigener Sache machten.<br />

Wer nach alter Tradition eine Freundschaft<br />

mit Salz und Brot besiegeln<br />

will, greift wieder zum Sack aus Stoff.<br />

Es braucht keinen Doppelzentner mehr,<br />

das Geschenksäcklein mit 350 g feinem<br />

JuraSel ® genügt.<br />

Dr. Armin Roos<br />

*Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik,<br />

Band 52<br />

1: In diesen Fässern wurde Salz<br />

noch bis weit ins 18. Jahrhundert<br />

transportiert und verkauft.<br />

2: Die Grésil 500-g Packung war ab<br />

1938 im Einsatz.<br />

3: 1955 bis 1978 kaufte man das<br />

Salz in dieser ‹klassischen› Verpackung.<br />

4: Ausser im Kanton Basel-Stadt,<br />

wo das Fluor dem Trinkwasser zugefügt<br />

wurde, wurde das fluorierte<br />

Salz von 1968–1992 in dieser<br />

grünen Verpackung verkauft.<br />

5: 1973–1992 wurde das Regeneriersalz<br />

für Geschirrspüler in dieser<br />

Verpackung angeboten.<br />

6: Von 1992 bis 2000 war offenbar<br />

das Verpackungsgewicht wichtig:<br />

hier 500 g.<br />

7: Das Gewicht tritt in den Hintergrund;<br />

die Anwendung wird wichtiger:<br />

Packung von 2000 bis 2005.<br />

8: 2006–2008: die grüne Farbe für<br />

die Zusätze wird immer mehr<br />

zurückgenommen.<br />

9: Die heute aktuelle Verpackung.<br />

24 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


VERPACKUNG<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

7 8 9<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 25


SALZLADEN<br />

Welches Salz<br />

hätten Sie<br />

denn gern?<br />

Seit ein paar Jahren bieten die Schweizer <strong>Rheinsalinen</strong><br />

nebst ihrem eigenen Salz auch noch über achtzig<br />

verschiedene Salzsorten und -arten an. Im Salzladen<br />

kann man Siedesalz, Steinsalz, Kristallsalz,<br />

Pfannensalz, Meersalz oder Fleur de Sel kaufen. Die<br />

Farben gehen von weiss über hellgelb, rosa, hellblau<br />

bis zu dunkelgrau und schwarz. Dazu kommen feinste<br />

Mischungen von Gewürz- und Kräutersalzen, Salze<br />

in feiner und grober Form, im Streuer oder in der<br />

Mühle, im Säckli oder in der Keramikdose. Und<br />

natürlich gehören auch Wellness-Badesalz und Regeniersalz<br />

für den Geschirrspüler dazu.<br />

26 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


SALZLADEN<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 27


MENSCHEN<br />

Besucherführerin,<br />

Schichtführer oder<br />

Speditionsleiter?<br />

Nebst vielen verschiedenen Geräten und Maschinen<br />

sind es natürlich vor allem die Menschen, die dafür<br />

sorgen, dass wir unser ‹täglich Salz› erhalten. Die<br />

Bandbreite der Berufe ist sehr breit; sie umfasst sowohl<br />

akademische, technische wie auch kaufmännische<br />

Kenntnisse. Eines ist allen Salinisten gemeinsam:<br />

Sie arbeiten gerne mit dem weissen Gold!<br />

Vorgaben einhalten, Kunden<br />

zufrieden stellen<br />

Der Anblick für die Umgebung ist etwas<br />

utopisch, etwas fremd, wenn im<br />

Hauptgebäude, in dem vor allem administrative<br />

Bereiche untergebracht<br />

sind, man plötzlich in einer Art Mini-<br />

Novartis steht. Laboreinrichtungen glän -<br />

zen, funkeln, Fläschchen, Gläser in allen<br />

Formen, Pipetten und Bestecke,<br />

die dem Ungeschulten jene Ungewiss -<br />

heit einflössen, die zeigt: hier wird<br />

geforscht, analysiert, geprobt. Rudolf<br />

Mathys ist Leiter der Qualitätskontrolle.<br />

Der Laborbetrieb ist ihm unterstellt,<br />

und er weiss, was dies heisst.<br />

Im Gespräch zeigt sich: er ist die<br />

menschgewordene Seriosität. Nach klar<br />

formulierten Zielvorgaben wird hier<br />

gearbeitet. «In einem Monat führen<br />

wir bis zu tausend Analysen durch,<br />

mit Salz von unseren Werken Schweizerhalle<br />

und Riburg.»<br />

«Salz ist nicht nur weisses Gold, Salz<br />

ist ein Nahrungsmittel und muss ständig<br />

genau kontrolliert werden.» Die<br />

che mischen Analysen zeigen die Beschaffenheit<br />

des gewonnenen Salzes<br />

und machen sichtbar, ob sich Sedimen -<br />

te, Schlämme oder andere «Begleitstof -<br />

fe», eingenistet haben.<br />

Rudolf Mathys weiss, wovon er spricht,<br />

denn bevor er vor 24 Jahren zur Saline<br />

Schweizerhalle kam, war er bei der<br />

Firma Baer, der bekannten Weichkäsefabrik<br />

in Küssnacht am Rigi, bereits<br />

im Labor tätig, um chemisch und mikrobiologisch<br />

den Käse und die Schim -<br />

melkulturen zu untersuchen.<br />

Bereits das Grundprodukt des Salzes,<br />

das sogenannte ‹Salz ab Zentrifuge›<br />

ist sehr rein und beinhaltet nur sehr<br />

geringe Mengen an Kalium, Calcium<br />

und Sulfat. Für die weitere Verwendung<br />

wird das Salz getrocknet und mit<br />

Antiklumpmittel versehen, um es rieselfähig<br />

zu halten. Bei den meisten<br />

Speisesalzen kommt Jod dazu, um der<br />

28 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


MENSCHEN<br />

früher stark verbreiteten Kropfbildung<br />

entgegenzuwirken. Das zugesetzte Flu -<br />

orid konserviert und härtet den Zahnschmelz,<br />

um der Kariesbildung vorzubeugen.<br />

«Heute», so Rudolf Mathys,<br />

«ist der Zahnschmelz wesentlich widerstandfähiger<br />

geworden, und die Ka -<br />

riesfälle sind in den letzten Jahre stetig<br />

zurückgegangen.»<br />

Stolz des Labors ist der Analysenautomat,<br />

ein Prototyp, der zusammen<br />

mit der Herstellerfirma vor neunzehn<br />

Jahren entwickelt wurde und voll elek -<br />

tronisch sehr zuverlässig arbeitet.<br />

Selbstverständlich wird die schon ins<br />

Alter gekommene ‹Maschine› immer<br />

wieder gewartet und gepflegt. Mit die -<br />

sem Automaten können auf einfache<br />

Weise die Fluorid- und Jodidzusätze<br />

im Salz untersucht werden. «Hier stellen<br />

wir fest, ob die Zutaten, welche auf<br />

den Salzpackungen deklariert sind, auch<br />

stimmen: 0,025% Fluorid und 0,002%<br />

Jodid.»<br />

Stellt sich die Frage: Wer kontrolliert<br />

die hauseigene Kontrollstelle, die für<br />

die Qualitätsgarantie verantwortlich<br />

zeich net? «Als Hersteller eines Lebensmittels<br />

unterstehen wir dem Lebensmittelgesetz<br />

und werden durch den<br />

Kantonschemiker kontrolliert. Wir sind<br />

mehrfach zertifiziert nach ISO- und<br />

Lebensmittelnormen und werden regelmässig<br />

durch interne und externe<br />

Auditoren inspiziert. Um die Korrektheit<br />

unserer Analysenresultate sicherzustellen,<br />

arbeiten wir mit speziellen<br />

Prüfverfahren und nehmen an Ringversuchen<br />

teil.»<br />

Was macht der gewissenhafte und<br />

äusserst seriöse Mann im weissen Kittel,<br />

wenn er diesen am Wochenende<br />

oder nach Feierabend an den Haken<br />

hängt? Er hat eine liebe Frau daheim,<br />

zwei Söhne, er geht velofahren und spa -<br />

zieren, und vor allem: er geht Bergwan -<br />

dern und Schneeschuhlaufen. Wenn er<br />

die Bilder zeigt, die ihn in den fantastischen<br />

Landschaften des Entlebuchs<br />

auf dem 2040 Meter hohen Fürstein<br />

zeigen, glänzen seine Augen. Und was<br />

fasziniert ihn an seinem Job? «Die täg -<br />

liche Herausforderung um die präzisen<br />

Vorgaben einzuhalten und vor allem,<br />

um die Kunden zufrieden zu stellen.»<br />

«Ich wusste, dass Salz salzig<br />

ist...»<br />

Sein Schwiegervater machte ihn auf die<br />

ausgeschriebene Stelle aufmerksam.<br />

Dieser arbeitete als Securitaswächter<br />

auf dem Gelände der Saline und<br />

machte nachts seine Kontrolltouren.<br />

Das war vor 16 Jahren. «Ich wusste,<br />

dass Salz salzig ist, aber mehr wusste<br />

ich nicht über das weisse Gold, wie es<br />

auch genannt wird.» Die Schreibe ist<br />

von Eduard Berger, kurz Edi, genannt,<br />

der heute Leiter der Spedition ist.<br />

Begonnen hatte er damals in der Abpackerei.<br />

Später kam er in die Produktion<br />

und schliesslich waren seine<br />

ersten Kontakte mit der Spedition, als<br />

er als Stapelfahrer zum Einsatz kam.<br />

Der Lauf durch alle Stationen habe ihm<br />

auch das unterdessen umfangreiche<br />

Wissen um die Förderung und Beförderung<br />

des weissen Goldes vermittelt.<br />

Als der damalige Speditionsleiter pensioniert<br />

wurde – das war vor sieben<br />

Jahren – hat man sich Edi Bergers erinnert,<br />

der nicht nur ein bewährter und<br />

geschätzter Allrounder ist, sondern<br />

auch ein umgänglicher Mitarbeiter mit<br />

Führungsqualitäten.<br />

Eine schwierige, aber spannende Zeit,<br />

so Edi Berger, sei der Einbau des gros -<br />

sen Hochregallagers gewesen. «Das<br />

Hochregallager funktioniert computergesteuert,<br />

das heisst vollautomatisch.<br />

Wie alle elektronischen Apparaturen<br />

funktionieren sie sehr sensibel und rea -<br />

gieren bei den kleinsten, nicht konformen<br />

Abweichungen, wie zum Beispiel<br />

bei den Verpackungen. Eine Klei nig -<br />

keit kann eine Störung auslösen.»<br />

Nicht nur die Präzision bei den Pak -<br />

kungen, die allesamt palettiert ins Lager<br />

kommen, auch die neue Software war<br />

eine Herausforderung. «Heute hat sich<br />

das Ganze sehr gut eingespielt, und wir<br />

wissen eigentlich gar nicht mehr, wie<br />

wir diese Arbeit vorher bewältigt haben.»<br />

Eine Erweiterung des Hochregal -<br />

lagers ist jedenfalls in Planung. Mit<br />

anderen Worten: eine nächste Her aus -<br />

for derung steht vor der Tür. «Herausforderungen<br />

brauchen wir als Abwechs -<br />

lung zum täglichen Arbeitsablauf».<br />

Wenn man in die Spedition kommt<br />

und einen Blick in die grosse Halle<br />

wirft, fasziniert das emsige Treiben.<br />

Auf der einen Seite des Gebäudes wer -<br />

den die LKWs beladen, auf der Gegen -<br />

seite warten Eisenbahnwagen auf die<br />

Paletten voll Ware. «Pro Tag spedieren<br />

wir zwischen 300 und 400 Paletten.»<br />

Betrachtet man die Produktionszahlen,<br />

kann man diese Mengen nachvollziehen:<br />

In der Saline Schweizerhalle wer den<br />

jährlich rund 200'000 Tonnen pro du -<br />

ziert, in Riburg sogar 230'000 Tonnen.<br />

Die Lagerkapazität beträgt in Schweizerhalle<br />

34'000 Tonnen, in Riburg<br />

118'000 Tonnen.<br />

Edi Berger wurde in Härkingen geboren,<br />

wohnt aber seit 30 Jahren in Fren -<br />

kendorf. Er war seinerzeit Filialleiter<br />

einer Handelsfirma und suchte eine<br />

berufliche Veränderung, die er nun mit<br />

Freude wahrnimmt. Und wie ist es,<br />

Chef zu sein in einer umtriebigen Spedition?<br />

«Meine Leute, die meistens<br />

schon mehrere Jahre hier sind, wissen,<br />

was sie zu tun haben. Bei Problemen<br />

wenden wir das bewährte Rezept an:<br />

Wir sitzen an einen Tisch und diskutieren<br />

dieses aus. Personalwechsel haben<br />

wir ganz selten.»<br />

Was macht Edi Berger, wenn er nicht<br />

mit LKW-Chauffeuren über Ladungen<br />

spricht oder diese kontrolliert. «Ich<br />

liebe nach Feierabend ein Bier mit mei -<br />

nen Kollegen, wandere gerne in der<br />

Schweiz und esse sehr gerne.» Kochen?<br />

Salzlos? «Das müssen sie meine<br />

Frau fragen, denn dies ist ihr Hoheitsgebiet.»<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 29


MENSCHEN<br />

«Mich faszinieren die vielfältigen<br />

Düfte...»<br />

Der Kreis hat sich bei Geneviève Tho -<br />

met geschlossen. Einst arbeitete sie als<br />

Handgraveurin bei einem renommierten<br />

Goldschmied in Basel, wanderte<br />

an schliessend von Beschäftigungen zu<br />

Beschäftigungen und war unter anderem<br />

tätig in einem städtischen Fundbüro,<br />

im Buchzentrum Olten, ja sie war<br />

sogar als Chauffeuse unterwegs. In der<br />

Goldschmiedbranche durfte sie, dank<br />

ihrer künstlerischen Ader, Schmuckstücke<br />

für die ausgewählte Kundschaft<br />

entwerfen. Heute arbeitet sie dort, wo<br />

die grosse Vielfältigkeit des weissen<br />

Goldes gekauft werden kann: Im Salzladen<br />

der Saline Schweizerhalle.<br />

Im Oktober 2006 kam sie eigentlich<br />

durch einen zufälligen Hinweis zum<br />

heutigen Job. Der Beschrieb hiess damals<br />

– abgekürzt – den neu zu eröffnenden<br />

Salzladen organisieren und ge -<br />

stalten. Hatte sie eine Ahnung von der<br />

Salzgewinnung, von der Salzveredelung,<br />

von den hunderten von Sorten,<br />

die es weltweit gibt? «Überhaupt nicht.<br />

Ich hatte rudimentäre Kenntnisse, wur -<br />

de dann aber über längere Zeit intensiv<br />

geschult, und zwar in Theorie und<br />

Praxis.»<br />

Im heutigen Salzladen sind rund 320<br />

Produkte aus aller Welt zu kaufen.<br />

«Mein Lieblingssalz ist das ‹Alisseos›,<br />

das fleur de sel aus dem Süden Griechenlands.<br />

Es hat keinen Zusatz, zudem<br />

wird es traditionell gereinigt, abgeschöpft<br />

und an der Sonne getrocknet.<br />

Die Vielzahl an Mineralien werden<br />

erhalten und es schmeckt einfach<br />

ausgezeichnet.»<br />

Ja, unterdessen ist Geneviève Thomet<br />

eine Salzspezialistin geworden. Bei<br />

der Auswahl und der Erweiterung des<br />

Sortiments darf sie mitreden, denn sie<br />

kennt die Wünsche und Bedürfnisse<br />

der unterdessen zahlreichen Kundschaft.<br />

«Sie kommt natürlich mit den<br />

Führungen, aber meistens kommen<br />

die Leute mit einer speziellen Idee zu<br />

uns, und zwar mit dem Auto, mit dem<br />

Bus oder per Velo. Viele haben entdeckt,<br />

dass ein Mitbringsel aus unserer<br />

Salzschatzladen eine gute Flasche<br />

Wein ersetzen kann.»<br />

Im Laden sind auch Salzlampen zu<br />

kaufen, Salzkristalle, und in einen hat<br />

sich Geneviève Thomet besonders<br />

verliebt: in einen ansehnlichen Halit,<br />

ein Steinsalzkristall von besonderer<br />

Güte. Es ist die Klarheit, die Strahlkraft,<br />

die Reinheit und die klare, unverfälschte<br />

und imposante Struktur,<br />

die dieses Steinsalzkristall einmalig<br />

machen. «Es ist nicht verwunderlich,<br />

dass die Salzkristalle auch in der Esoterik<br />

beliebt und geschätzt werden.»<br />

Was macht Geneviève Thomet, wenn<br />

sie nicht im Salzladen steht? Sie ist<br />

neugierig. So gestaltet sie auch ihre<br />

Freizeit, kocht gerne, vor allem thai -<br />

ländisch und indisch, geht auf Reisen,<br />

wo sie auf dem Markt die Düfte inhaliert,<br />

die Menschen beobachtet und das<br />

Essen geniesst. Sie beschäftigt sich<br />

aber auch mit dem chinesischen Thaji<br />

Quan, einer «weichen» Form von<br />

gleichmässig langsamen Bewegungen,<br />

die durch explosionsartige Fajin-<br />

Bewegungen unterbrochen werden.<br />

Warum sie dies tut? «Die Grundbasis<br />

ist meditativ, ein gutes Rezept abzuschalten,<br />

den «Motor» herunter zu<br />

fahren und meine Mitte zu finden.»<br />

Was fasziniert Geneviève Thomet an<br />

ihrem Salzladen auch noch? «Was ich<br />

verkaufe sind Schätze aus der ganzen<br />

Welt, Schätze, die Gold wert sind, und<br />

die warten, entdeckt zu werden. Wir<br />

geben hier dem Salz den Wert zurück,<br />

den es verdient. Was mich besonders<br />

freut: Jeder Kunde erfährt in unserem<br />

Salzladen, dass Salz etwas Besonderes<br />

ist, er lernt die Strukturen kennen,<br />

die Düfte, den Geschmack der diversen<br />

Sorten, kurz, wenn er aus dem<br />

Salzladen geht, hat er ein echtes Einkaufserlebnis<br />

gehabt.»<br />

30 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


MENSCHEN<br />

«Wie die Jungfrau<br />

zum Kind...»<br />

Eigentlich könnte sie ohne Weiteres<br />

auch die ‹Gutsverwalterin› der Saline<br />

Schwei zerhalle sein, denn sie kennt<br />

nicht nur die komplexe Anlage bis in<br />

alle Ecken, sie kennt auch die Menschen,<br />

die hier arbeiten. Seit dem 1. Mai<br />

1990, das heisst seit 21 Jahren, arbeitet<br />

Iris Ritter als Gästeführerin bei der<br />

Saline Schweizerhalle, hat schon drei<br />

Direktoren erlebt und vor allem die<br />

rasante Entwicklung in der Förderung<br />

des weissen Goldes Salz. «Als ich hier<br />

nach einer intensiven Schulung mit<br />

den Gästeführungen begonnen habe,<br />

war die Fachdokumentation etwa einen<br />

Zentimeter dick. Heute umfasst<br />

sie vier Bundesordner.»<br />

Iris Ritter war ursprünglich Arztgehilfin,<br />

arbeitete in Muttenz und in Pratteln<br />

und kam zum jetzigen Job «wie<br />

die Jungfrau zum Kind», wie sie selber<br />

sagt. Einerseits arbeitete ihre Tante<br />

in der Saline, andererseits reagierte<br />

sie auf ein Stelleninserat. Heute beschäftigt<br />

die Saline sechs Gästeführerinnen,<br />

die je nach Verfügbarkeit eingesetzt<br />

werden können. «Das bringt<br />

Vorteile in der Gestaltung der Freizeit;<br />

man bleibt flexibel und erst noch<br />

fit, denn der Rundgang beträgt weit<br />

über einen Kilometer, zumal auch noch<br />

einige Treppen überwunden werden<br />

müssen.»<br />

Die Führungen beginnen im ‹Kino<br />

Saline›, das sich im Sous Sol des<br />

Hauptgebäudes befindet und rund 60<br />

Plätze umfasst. Die Gäste werden zu<br />

Beginn mit einem 24 Minuten dauernden<br />

Dokumentarfilm informiert und<br />

anschliessend mit den Sicherheitsvorschriften<br />

vertraut gemacht.<br />

Der Rundgang umfasst die Besichtigung<br />

der Verdampferhalle, die neue<br />

Spedition mit dem Hochregallager,<br />

der Abfüllanlage, der imposanten<br />

Salz lagerhalle und endet im Salzladen,<br />

wo sich die Gäste mit den salzigen<br />

Köstlichkeiten aus aller Welt eindecken<br />

können. Zum Abschied und<br />

als kleines Andenken erhält jeder Gast<br />

ein kleines Döschen Speisesalz und<br />

einen kleinen Salzstein.<br />

Wer interessiert sich eigentlich für<br />

solche Führungen? «Es sind die unterschiedlichsten<br />

Leute aus Organisationen,<br />

aus Vereinen und Firmen. Von<br />

der Fachhochschule über die Gymnasien<br />

bis zum VW-Käferclub wollen<br />

alle wissen, woher und wie das Salz<br />

gewonnen und verarbeitet wird.<br />

Iris Ritter ist mit Leib und Seele dabei.<br />

Ein Lieblingsort von ihr ist aber<br />

unbestritten das ennet der Hauptstrasse<br />

gelegene Salzmuseum ‹Die Salzkammer›.<br />

Hier schwebt sie beinahe<br />

durch die Räume, mit glänzenden Augen<br />

führt sie durch die spannende Geschichte<br />

der Salzgewinnung und der<br />

brillant dokumentierten Historie der<br />

Saline Schweizerhalle, die bis zum<br />

Jahre 1837 zurück führt.<br />

Und was macht Iris Ritter, wenn sie<br />

nicht auf dem Gelände der Saline<br />

Schweizerhalle ihren Gästen die Entstehung<br />

des Weissen Goldes zeigt?<br />

«Meine Hobbys sind Fotografieren,<br />

und zwar im Makrobereich, ich lese<br />

viel, und ich bin auch der Handarbeit<br />

verfallen» – und zeigt ihre selbst gefertigte,<br />

modern gestylte Tasche. «Nein,<br />

ich koche nicht salzlos, sondern mit<br />

Fingerspitzengefühl. «Ich habe zu<br />

Hause meinen ‹persönlichen Assistenten›,<br />

mein pensionierter Mann, der<br />

mir viele Hausarbeiten abnimmt.<br />

Mein Job bei den Salinen ist massgeschneidert,<br />

für eine Frau wie mich,<br />

die hin und wieder aus dem Haus unter<br />

«Vielfältigkeit der Menschen»<br />

will.<br />

«Ich liebe meine Aufgabe hier bei den<br />

Salinen Schweizerhalle».<br />

«Beim zweiten Mal hat’s<br />

geklappt.»<br />

Er ist ein Athlet von einem Mann. Die<br />

Frage, was er nach Feierabend treibt,<br />

ist schnell beantwortet: Er geht ins<br />

Fitness-Training. Seinen Händedruck<br />

spürt man bis in die kleinen Zehenspitzen.<br />

So passt er mit seiner Figur<br />

sehr gut in die mächtige, zuweilen lärmige<br />

Produktionshalle. Beim ersten<br />

Stelleninserat – vor neunzehn Jahren<br />

– war er zu spät.<br />

Allerdings durfte er sich bei der Personalabteilung<br />

vorstellen, obwohl die<br />

Stelle schon besetzt war. Ein halbes<br />

Jahr später flatterte ein Brief ins Haus,<br />

er könne nochmals vorbei kommen.<br />

Und siehe da: Beim zweiten Mal hat’s<br />

geklappt.<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 31


MENSCHEN<br />

Otto Brunner ist von Berufs wegen eigentlich Kaminfeger.<br />

Er wurde bei der Saline Schweizerhalle als Betriebsarbeiter<br />

eingestellt, was soviel heisst wie Allrounder. Arbeiten,<br />

wo übermässig Arbeit vorhanden ist, Ablösejobs in der Abpackerei,<br />

in der Spedition, in der Produktion und schliesslich<br />

in der Eindampfanlage. Und hier blieb er auch ‹hängen›,<br />

wurde Zentrifugist, Apparateführer und Schichtmeister.<br />

«In der Eindampfanlage (EDA) produzieren wir aus<br />

Salzwasser (Rohsole) Salzkristalle. Unter Beimischung<br />

von beispielsweise Jod oder Fluor wird am Ende der EDA<br />

die fertige Salzqualität zu den entsprechenden Lagerplätzen<br />

gebracht (Silo/Halle)».<br />

Sein Bildschirm auf dem PC zeigt die sechs zu überwachenden<br />

Bereiche an: Soleförderung, Solereinigung, Trock -<br />

nerlinien, Salztransport, Eindampfungsanlage und Schlamm -<br />

verpressung. Innerhalb dieser Bereiche kann er die jeweils<br />

zu kontrollierenden Anlagen aufrufen und feststellen, wie<br />

es um den Prozess steht, ob man eingreifen, steuern oder<br />

den Salzstrom umleiten muss. Es gibt eine Früh-, eine Mittel-<br />

und eine Nachtschicht. Bei jeder Schicht muss er die<br />

sogenannte Überzugsleitung ein Mal spülen, damit der Soletransport<br />

nicht ins Stocken gerät. Und jeden Freitagabend<br />

müssen jeweils ab 22 Uhr die Verdampfer und die<br />

Vorwärmer gewaschen werden, damit sich keine Rückstände<br />

bilden können. Übrigens: Die ganze Produktion wird lediglich<br />

von neun Schichtmitarbeitenden betreut, gesteuert,<br />

überwacht und gewartet.<br />

Was er nach Feierabend treibt, wurde bereits eingangs erwähnt.<br />

Er wiegelt aber ab: «Seit 5 1/2 Monaten bin ich Vater<br />

einer Tochter; sie heisst Séraphine. Sie hat natürlich erste<br />

Priorität. Mit der Schichtarbeit kommt auch die Gelegenheit,<br />

je nachdem, den Job eines Vaters besser zu erfüllen,<br />

deshalb bevorzuge ich die Frühschicht von 6.00 bis 14.00<br />

Uhr.» Man sieht es ihm an: Er ist stolz auf seine Tochter.<br />

Der Name deutet auf den Engel der Liebe hin; er steht in der<br />

Engelshierachie an oberster Stelle und gehört zu den unmittelbaren<br />

Himmelsbewachern. Und wie steht es mit den<br />

Hausarbeiten? «Staubsaugen, Geschirrwaschmaschine einund<br />

ausräumen, ja, das mache ich gerne.» Und Séraphine<br />

wickeln? «Wenn si druggt, wottsch se du?» Dies frage ihn<br />

jeweils seine Frau, weil ihm dies nichts ausmacht. «Ich koche<br />

auch gerne, mache ein sehr gutes Ragout; dazu gibt es selbst -<br />

verständlich immer ein Glas Wein. Als meine Frau schwan -<br />

ger war, hatte ich den Wein für mich alleine, nun muss ich<br />

wieder teilen». Er sagt dies natürlich augenzwinkernd.<br />

«Vater sein; es gibt nichts Schöneres.» Er ist sich durch aus<br />

bewusst: «Ich habe zwei grosse Verantwortungen, hier in<br />

der Saline Schweizerhalle und zuhause bei Séraphine.»<br />

Der Einmannbetrieb mit eigenen Ideen<br />

Es riecht nach Holz. Nach frischem Holz. Es wartet auf die<br />

Verarbeitung. Ein selbst gefertigtes, solides Regal, in dem<br />

die Holzplatten sortenweise aufgereiht sind, Schreinergeräte,<br />

Kreissäge und Hobelapparat, und vorne, in der lichtdurchfluteten<br />

Werkstatt, steht der einzige Schreiner, der sowohl<br />

für den Betrieb Schweizerhalle als auch für Riburg<br />

zuständig ist. Die Werkstatt steht im Werk Riburg, in Möhlin,<br />

dem unterdessen 10'000 Seelendorf – oder ist es jetzt<br />

eine Stadt? – dort wohnt er. Walter Trummer, auch er, seiner -<br />

zeit wegen eines Hinweises seines Bruders zu den Salinen<br />

gekommen, weil der Vor gänger pensioniert worden war.<br />

Und jetzt ist er der salzige ‹Alleinschreiner› auf weiter Flur.<br />

Wie fast alle ‹Salz-Anfänger› durchlief er sämtliche Bereiche,<br />

obwohl er grundsätzlich als Schreiner angestellt worden<br />

war. Schliesslich wollte und musste er den Betrieb ken -<br />

nen lernen. 16 Jahre diente er im Werk Schweizerhalle, bis<br />

er vor acht Jahren nach Riburg kam, wo sich auch seine<br />

gut installierte Werkstatt befindet. Was hat ein Schreiner<br />

mit dem Salz zu tun? Sein neustes Schreiner-‹Kunstwerk›?<br />

Er lächelt und zeigt stolz seine selber angefertigten Skizzen<br />

der neuen Verkaufsregale im Salzladen. «Es waren vorher<br />

Metallregale dort, etwas gar bieder, deshalb suchte ich<br />

nach einer Lösung, die zwar dem Regal nahe kam, aber<br />

auch eine repräsentative Note haben musste, schliesslich<br />

betreiben wir den grössten Salzladen weit und breit.»<br />

32 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


MENSCHEN<br />

Die neue Möblierung im Salzladen darf sich sehen lassen!<br />

«Natürlich gibt es für mich immer wieder zu tun, vor allem<br />

Reparaturen fallen an, Türen, die klemmen, Schlösser, die<br />

blockieren, Schubladen, die sperren, Scheiben, die in Brü che<br />

gehen, und so weiter. Aber es gibt immer wieder Projekte,<br />

die durchdacht werden müssen, die mein Berufsherz höher<br />

schlagen lassen, wenn ich meine eigenen Ideen einbringen<br />

und auch umsetzen kann.» Riburg hat 35 Mitarbeiter und<br />

kommt deshalb etwas familiärer und ländlicher daher. Walter<br />

Trummer muss aber auch Ablösedienste übernehmen,<br />

beispielsweise beim Verlad des weissen Goldes in die LKWs<br />

oder in die Bahnwagen, oder er muss mithelfen, die harten<br />

Kalk- und Gips-Ablagerungen bei den Vorwärmern mit<br />

Ameisensäure zu säuern und auch diverse Rohre ersetzen<br />

gehört dazu.<br />

Walter Trummer schätzt den familiären Betrieb, die Zusam -<br />

mengehörigkeit, die Kameradschaft und die Hilfsbereitschaft.<br />

«Im Sommer veranstalten wir immer ein tolles Grillfest.<br />

Und auch in strengen Zeiten, besonders im Winter, helfen<br />

wir uns gegenseitig, das ist uns wichtig.» Nebenbei ist<br />

Walter Trummer auch noch intern bei der Sanität und muss<br />

bei einem Unfall oder bei diversen Verletzungen erste Hilfe<br />

leisten.<br />

Er ist ein Jogger. Geht oftmals nach Feierabend, vor allem<br />

jetzt, da die Sonne wieder höher steht, die Landschaft zu<br />

leben beginnt und Farbe bekommt, auf allen erdenklichen<br />

Wegen ein bis drei Stunden joggen. In seinem Büro hängen<br />

etliche Dokumente, Zeitungsausschnitte und Diplome von<br />

äusserst erfolgreich absolvierten Halbmarathons und Marathons.<br />

Sein Traum ist die Teilnahme am New York-Marathon.<br />

Und wenn er nicht rennt, töpfert er, formt alle Arten<br />

von Tieren und Stelen für die Dekoration seines Teiches im<br />

grossen Garten mit Bachlauf. «Ich brauche die Nähe zur<br />

Natur, denn ich arbeite auch für ein natürliches, sehr wertvolles<br />

Produkt.» Auch ist er im Theaterverein Magden für<br />

die Kulisse zuständig, welche er mit grosser Leidenschaft<br />

teilweise selber herstellt, malt und bis ins kleinste Detail<br />

dekoriert. «Es ist jedes Jahr eine Herausforderung für<br />

mich, dies für den Verein zu gestalten.»<br />

Nicht unerwähnt sei der Würth-Kalender, der über seinem<br />

Schreibtisch hängt, von wo die gute Inspiration herkommt.<br />

Auf den Monatsblättern räkeln sich wunderschöne Frauen,<br />

knapp bekleidet und aufreizend fotografiert. Der Kalender<br />

hängt im administrativen Teil der Werkstatt Trummer, damit<br />

im praktischen Bereich kein Unfalls passiert... «Ein<br />

Renner bei den Handwerkern», schmunzelt er.<br />

Chef der Salzschatzkammern...<br />

Sein Büro besticht durch die rustikale Holzeinrichtung.<br />

Wohin das Auge reicht: Einbauschränke. Nur auf der Rück -<br />

seite seines Schreibtisches sind zwei grosse geografische<br />

Tafeln angebracht, auf denen unzählige Fähnchen stecken,<br />

schwarze, grüne, blaue. Ist er Feldherr? Und steckt er so<br />

seine strategischen Ziele, die Schlachten die er zu schlagen<br />

hat, solche die geschlagen sind, die Verlorenen, die Gewonnen?<br />

Michael Balke ist Leiter der Bohrfelder. Vor 22<br />

Jahren hat er als Maschinist auf dem betriebseigenen Bohrgerät<br />

der Schweizer <strong>Rheinsalinen</strong> angefangen, hat repariert<br />

und kontrolliert, ganze fünfzehn Jahre lang.<br />

«Es kam ein Umschwung, eine Neuorientierung in der<br />

Technik, es gab strukturelle Änderungen in der Organisation<br />

und es gab personelle Abgänge durch Pensionierungen, so<br />

dass ich die Chance erhielt, die Leitung der Bohrfeldbetriebe<br />

zu übernehmen. Meine fünfzehn Jahre lange Erfahrung<br />

haben mir sehr geholfen, diese Herausforderung zu meistern.»<br />

Der Tag beginnt mit der Überwachung und Kontrol -<br />

le der Soleförderung, was über den Computer abgewickelt<br />

werden kann. «Pro Liter Sole erhalten wir über 300 Gramm<br />

Salz. Das Wasser beziehen wir aus den eigenen Grundwasserbrunnen,<br />

die wir ausschliesslich zur Soleförderung be -<br />

nötigen.<br />

In sein Arbeitsgebiet gehört aber auch die Weiterentwicklung.<br />

Derzeit sind sechs Bohrfelder mit zusammen 50<br />

Bohrlöchern in Betrieb. Er und seine Leute von der Technik<br />

stecken zudem mitten in der Planung zur Erschliessung<br />

neuer Bohrfelder.<br />

Ein Bohrfeld kann rund fünfzehn Jahre lang genutzt werden.<br />

Die Salzschicht, welche gelaugt werden kann, beträgt<br />

zwischen 30 und 50 Meter. «Bei der Erschliessung ist<br />

natürlich viel Geologie im Spiel, schliesslich bohren wir<br />

bis zu 500 Meter in die Tiefe. Da helfen uns unter anderen<br />

die Scans der Bohrlöcher, die uns die geophysikalische<br />

Struktur aufzeigen.»<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 33


GESCHICHTE<br />

Michael Balke stammt aus dem Ruhrgebiet, kam mit seinen<br />

Eltern jedoch früh an den Hochrhein, wo er zuerst den<br />

Beruf eines Automechanikers erlernte. Heute wohnt er mit<br />

seiner Lebenspartnerin auf der anderen Seite des Rheins. Er<br />

spricht ein klares Hoch deutsch und bringt viel Humor mit.<br />

Seine offene Art und sein kameradschaftlicher Umgang<br />

mit den Leuten haben ihm viel Sympathie eingebracht.<br />

«Bei uns wird sehr viel und streng gearbeitet, wir wollen<br />

Spass haben an der Arbeit, aber auch hin und wieder Lachen<br />

können. Und das tun wir auch. Wir sind ein ausgezeichnetes<br />

Team, alle schon seit Jahren dabei. Störungen und<br />

Probleme gehören zu unserer Arbeit, die beheben und lösen<br />

wir gemeinsam, und das macht ja die Arbeit auch spannend.»<br />

Und wie fühlt man sich als Deutscher in der Saline, die auf<br />

basellandschaftlichem und die Saline, die auf Aargauer Boden<br />

steht? «Ich habe nie versucht, den hiesigen Dialekt zu<br />

sprechen. Ich glaube, ich bin authentisch und bin, so wie ich<br />

bin.» Dass er quasi als Ersatz-George Clooney in einer Koch -<br />

sendung von René Schudel, dem Starkoch von Unterseen<br />

bei Interlaken, mitgewirkt hat, lässt ihn kalt. «Die Tantiemen<br />

sind noch nicht eingetroffen», meint er scherzhaft. Die<br />

Sendung heisst «Funky Kitchen Club» und wird jeden<br />

Mittwochabend auf Pro 7 ausgestrahlt, teilgesponsert von<br />

JuraSel ® .<br />

Was macht Michael Balke, wenn er nicht auf seinen Bohrfeldern<br />

weilt? «Ich geniesse es, abends mit meiner Partnerin<br />

gemeinsam zu kochen. Zudem fahre ich gerne Motorrad.<br />

Ein Sprichwort sagt, erst ab 40 dürfe man einen BMW<br />

fahren. Und weil ich diese Marke hinter mir habe, fahre<br />

ich eine BMW, allerdings verantwortungsvoll, lustvoll die<br />

Landschaft geniessend; ich will keinen Pokal gewinnen.»<br />

Und was bedeuten die farbigen Fähnchen? «Die schwarzen<br />

zeigen mir die toten Bohrlöcher an, die grünen, das sind die<br />

aktiven, die roten sind jene, an denen gearbeitet wird, und die<br />

blauen, das sind die Standorte der Grundwasserbrunnen.»<br />

34 <strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011


GESCHICHTE<br />

«Dort, wo ich bin,<br />

will ich Bescheid wissen.»<br />

Sie bezeichnet sich selber als «Mäd -<br />

chen für alles». Mädchen für alles, ein<br />

Beruf, wenn er richtig ausgeübt wird,<br />

verlangt er etliches Fachwissen, und<br />

vor allem eine grosse, tolerante Seele<br />

gegenüber den Mitmenschen. Damit<br />

sie diesen Beruf ausüben kann, hat sie<br />

zahlreiche Erfahrungen in ebenso<br />

zahl reichen Berufsetappen gesammelt.<br />

Als gelernte Zoofachverkäuferin<br />

mit fünf jährigem Aufenthalt im Wallis<br />

in einer Warenhauskette, danach als<br />

Kundendienstmitarbeiterin bei einer<br />

Delikatessen- und Getränke-Handelsfirma,<br />

10 Jahre in der Werbebranche<br />

am Empfang und an der Telefonzentrale:<br />

«Da gehen viele spezielle Paradiesvögel<br />

ein und aus, aber auch interessante<br />

und anspruchsvolle.»<br />

Ruth Renz zog weiter. Weil ihr Mann<br />

eine Stelle in Zürich angenommen<br />

hatte, ging sie mit und arbeitete in einer<br />

bekannten Autohandelsfirma, wiederum<br />

im Head Office am Empfang<br />

und am Telefon. Unterschiede? «Wir<br />

wohnten in Zürich. Für uns Basler ist<br />

dies speziell. Das Wohnen war zwar<br />

schön, aber die Zürcher, das ist ein<br />

anderer Menschenschlag.» Ruth Renz<br />

kann dies auch begründen: «Sie sind<br />

nicht so offen, und wenn ich hin und<br />

wieder mit Kolleginnen oder Kollegen<br />

ein Feierabend-Drink nehmen<br />

wollte, dann wollten alle einfach nach<br />

Hause.» Das Gastspiel in Zürich dauerte<br />

fünf Jahre.<br />

Wiederum wechselte ihr Mann den<br />

Job. Sie kamen zurück nach Basel.<br />

Ruth Renz lernte eine neue Welt kennen,<br />

die der Banker. Es wurde nie eine<br />

grosse Liebe. Zu kalt, zu spitz, zu<br />

– ja, und dann noch der Chef. «Ihm<br />

passte meine Nase nicht, und mir passte<br />

die seinige nicht.» Was heisst:<br />

Trennung. Das Inserat der Schweizer<br />

<strong>Rheinsalinen</strong> in Schweizerhalle kam<br />

ihr sehr gelegen, und sie hat es bis<br />

heute nicht bereut, sich hier gemeldet<br />

zu haben. «Ich wollte wieder etwas<br />

Neues kennen lernen, eine neue Herausforderung<br />

spüren.» Ruth Renz fühlt<br />

sich hier wohl, das Klima stimmt, es<br />

herrscht ein guter Zusammenhalt «und<br />

dort, wo ich bin, will ich auch Bescheid<br />

wissen.» Sie hat sich mit der<br />

Salzproduktion intensiv auseinandergesetzt,<br />

denn täglich kommen Besucher,<br />

Lastwagenchauffeure, die wissen<br />

wollen, wo sie ihre Ware laden<br />

kön nen, sie muss Auskunft geben,<br />

Leute suchen, sie kennt sie alle, und<br />

seit dem viertägigen Jubiläumsausflug<br />

nach Salzburg mit allen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern weiss sie auch,<br />

wie sie aussehen.<br />

Was macht Ruth Renz, wenn sie privat<br />

ist? «Meine Leidenschaft heisst<br />

reisen.» Soeben kommt sie aus zwei<br />

Wochen New York zurück. «Wir haben<br />

die faszinierende Stadt ziemlich<br />

gut kennen gelernt, haben Musicals<br />

gesehen, alle wichtigen Monumente<br />

bestiegen, und haben uns gewundert,<br />

wie die massiven Sicherheitsmassnahmen<br />

gnadenlos durchgesetzt werden.»<br />

Vor fünfzehn Jahren bereiste sie mit<br />

ihrem Mann China und im 2006 das<br />

Tibet. «Wir lernten Menschen, Küche<br />

und die Sorgen kennen, die dort nicht<br />

ausgesprochen werden dürfen. Aber<br />

wir sahen auch den Salzabbau im Tibet.»<br />

Pläne: «Ja, Südafrika steht zuoberst<br />

auf dem Wunschzettel, aber alles<br />

der Reihe nach. Vorerst ist wieder<br />

die Arbeit im Vordergrund, dort, wo<br />

ich Mittlerin bin zwischen Innen und<br />

Aussen.» Und das macht sie mit viel<br />

Humor und Einfühlungsvermögen,<br />

weil sie den Umgang mit Menschen<br />

liebt. Ein typisches «Mädchen für alles»<br />

eben.<br />

Texte: Armin Faes<br />

Fotos: Pino Covino<br />

<strong>BwieBasel</strong> ‹175 Jahre Salz aus Schweizerhalle› 2011 35

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