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WifOR-Regionalstudie: Der ökonomische Fußabdruck der PKV in Baden-Württemberg

Jeder sechste Arbeitsplatz in Baden-Württemberg gehört zur Gesundheitswirtschaft. Sie zählt zu den größten Branchen des Landes. Die Private Krankenversicherung (PKV) leistet dazu einen überproportional starken Beitrag und bewirkt zugleich bemerkenswert hohe positive Ausstrahleffekte auf die Wirtschaft insgesamt.

Jeder sechste Arbeitsplatz in Baden-Württemberg gehört zur Gesundheitswirtschaft. Sie zählt zu den größten Branchen des Landes. Die Private Krankenversicherung (PKV) leistet dazu einen überproportional starken Beitrag und bewirkt zugleich bemerkenswert hohe positive Ausstrahleffekte auf die Wirtschaft insgesamt.

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<strong>Der</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Fußabdruck</strong> <strong>der</strong><br />

Privaten Krankenversicherung <strong>in</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

1 Ausgangslage und Zielsetzung<br />

Die Gesundheitswirtschaft <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> trug im Jahr 2019 11,9 Prozent zum badenwürttembergischen<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt bei. Gleichzeitig arbeitete mehr als je<strong>der</strong> sechste Erwerbstätige<br />

<strong>in</strong> dieser Branche. 1 Die Gesundheitswirtschaft ist damit e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Branchen<br />

<strong>der</strong> baden-württembergischen Volkswirtschaft. E<strong>in</strong> maßgeblicher Akteur ist die Private<br />

Krankenversicherung (<strong>PKV</strong>) sowohl als Wirtschaftsakteur als auch als F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen.<br />

ABBILDUNG 1: DIE <strong>PKV</strong> ALS AKTEUR UND FINANZIER IN BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Fact Sheet<br />

1,3 Mio.<br />

über<br />

Personen<br />

Anzahl <strong>der</strong> Privatversicherten<br />

Mannheim<br />

Heidelberg<br />

12,0 %<br />

<strong>PKV</strong>-Marktanteil<br />

1,91 Mrd.<br />

EUR<br />

Jährliche Mehrumsätze durch<br />

Privatversicherte<br />

Sitze Privater<br />

8 Krankenversicherungen<br />

Stuttgart<br />

Fellbach<br />

Ökonomischer <strong>Fußabdruck</strong> <strong>der</strong> <strong>PKV</strong><br />

€<br />

4.971 Mio.<br />

EUR<br />

Bruttowertschöpfung <strong>in</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

97.730<br />

Erwerbstätige <strong>in</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Hauptsitze <strong>der</strong> <strong>PKV</strong>-<br />

Unternehmen<br />

Quelle: Eigene Darstellung; Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Energie (2021); bisher unveröffentlichte Daten <strong>der</strong> <strong>PKV</strong>.<br />

1<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 2021; Statistisches Bundesamt (Destatis) 2020.<br />

1


In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> s<strong>in</strong>d über 1,3 Mio. Menschen vollständig privatversichert. H<strong>in</strong>zu kommt<br />

e<strong>in</strong>e noch größere Zahl von Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> - ergänzend zum gesetzlich verpflichtenden<br />

Versicherungsschutz - e<strong>in</strong>e Zusatzversicherung zum Beispiel im Bereich Krankenhaus,<br />

Zahn o<strong>der</strong> Pflege abgeschlossen haben. <strong>Der</strong> regionale Marktanteil <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

beträgt 12,0 Prozent und liegt über dem bundesweiten Durchschnitt von 10,6 Prozent.<br />

Durch die rund 1,3 Mio. privatversicherten Personen entstehen auch <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

sogenannte Mehrumsätze <strong>in</strong> Höhe von jährlich 1,91 Mrd. Euro, die es nur deshalb gibt, weil<br />

Privatversicherte nicht gesetzlich, son<strong>der</strong>n privat versichert s<strong>in</strong>d. Deutschlandweit liegen diese<br />

Mehrumsätze <strong>der</strong> Privatversicherten bei 12,7 Mrd. Euro jährlich.<br />

Ausgangspunkt des <strong>ökonomische</strong>n <strong>Fußabdruck</strong>s <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist <strong>der</strong> <strong>ökonomische</strong><br />

<strong>Fußabdruck</strong> <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> <strong>in</strong> Deutschland. Bereits 2016, 2017 und 2021 s<strong>in</strong>d Forschungsarbeiten<br />

zu <strong>der</strong> <strong>ökonomische</strong>n Bedeutung <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> auf nationaler Ebene als Teil <strong>der</strong><br />

Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung (GGR) angestellt worden. 2 <strong>Der</strong> aktuellen Arbeit<br />

aus dem Jahr 2021 lässt sich dabei entnehmen, dass <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur und F<strong>in</strong>anzier<br />

von Gesundheitsleistungen deutschlandweit rund 41,9 Mrd. Euro an direkter, <strong>in</strong>direkter<br />

und <strong>in</strong>duzierter Bruttowertschöpfung zuzurechnen s<strong>in</strong>d. Von <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung hängen<br />

direkt, <strong>in</strong>direkt und <strong>in</strong>duziert rund 742.660 Arbeitsplätze <strong>in</strong> Deutschland ab. Anknüpfend<br />

an diese deutschlandweiten Ergebnisse wurden nun erstmals regionale Kennzahlen für die<br />

<strong>PKV</strong> als Teil <strong>der</strong> Gesundheitswirtschaft im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> GGR für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> berechnet.<br />

Diese Kurzfassung des <strong>ökonomische</strong>n <strong>Fußabdruck</strong>s <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 3 , fasst<br />

die wichtigsten Ergebnisse zusammen.<br />

2 <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur<br />

Im ersten Schritt wird <strong>der</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Fußabdruck</strong> <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> als Wirtschaftsakteur<br />

ermittelt. Folgende Kernergebnisse ergeben sich hieraus für das Jahr 2019:<br />

Die Bruttowertschöpfung setzt sich aus <strong>der</strong> direkten, <strong>in</strong>direkten und <strong>in</strong>duzierten Bruttowertschöpfung<br />

zusammen. So spiegelt beispielsweise die Geschäftstätigkeit e<strong>in</strong>es Mitarbeiters <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em <strong>PKV</strong>-Unternehmen die direkte Bruttowertschöpfung wi<strong>der</strong>. Kauft e<strong>in</strong> <strong>PKV</strong>-Unternehmen<br />

beispielsweise IT-Dienstleistungen e<strong>in</strong>, so wird dies <strong>der</strong> <strong>in</strong>direkten Bruttowertschöpfung zugerechnet.<br />

Die Verausgabung <strong>der</strong> Gehälter <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>PKV</strong>-Unternehmen und des IT-<br />

Dienstleisters, z. B. im E<strong>in</strong>zelhandel, wird als <strong>in</strong>duzierte Bruttowertschöpfung bezeichnet.<br />

Diese drei separaten Effekte durch die <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur summieren sich auf 739,0<br />

Mio. Euro Bruttowertschöpfung. Dabei hängen 6.460 Erwerbstätige direkt, <strong>in</strong>direkt und<br />

<strong>in</strong>duziert von den Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur ab (vgl. Abbildung 2).<br />

Die Arbeitsproduktivität, also das Verhältnis von Bruttowertschöpfung zu Erwerbstätigen, lag<br />

2019 bei 187.920 Euro und damit deutlich über dem Niveau <strong>der</strong> gesamten Gesundheitswirtschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (ca. 53.870 Euro Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen).<br />

2<br />

Hofmann/Haaf/Runschke 2021a; Ostwald et al. 2017; Ostwald/Legler/Schwärzler 2016.<br />

3<br />

Hofmann/Haaf/Runschke 2021b.<br />

2


ABBILDUNG 2: KERNERGEBNISSE – <strong>PKV</strong> ALS WIRTSCHAFTSAKTEUR IN BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

Quelle: Eigene Berechnungen; Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Energie (2021); Statistisches Bundesamt (2020).<br />

Mit jedem Euro Bruttowertschöpfung, <strong>der</strong> durch die Geschäftstätigkeit <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> generiert wird,<br />

ergeben sich durch die <strong>in</strong>direkten und <strong>in</strong>duzierten Effekte 0,85 Euro zusätzliche Bruttowertschöpfung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. 4 Damit übertreffen die<br />

volkswirtschaftlichen Ausstrahleffekte <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> – gemessen an <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung –<br />

hoch<strong>in</strong>novative Branchen wie den Masch<strong>in</strong>enbau (0,79 Euro), die Mediz<strong>in</strong>technik (0,40 Euro)<br />

o<strong>der</strong> die Humanarzneimittelherstellung (0,22 Euro).<br />

Auch die hohen <strong>in</strong>direkten und <strong>in</strong>duzierten Erwerbstätigeneffekte unterstreichen die gesamtwirtschaftliche<br />

Relevanz <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Mit jedem Arbeitsplatz bei <strong>PKV</strong>-Unternehmen<br />

gehen 2,05 zusätzliche Arbeitsplätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft e<strong>in</strong>her. Auch hier<br />

verdeutlicht <strong>der</strong> Vergleich zum Masch<strong>in</strong>enbau (1,1 Arbeitsplätze), <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>technik (0,50<br />

Arbeitsplätze) und <strong>der</strong> Humanarzneimittelherstellung (0,46 Arbeitsplätze) die stabilisierende<br />

Wirkung <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> auf die Beschäftigungssituation <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

4<br />

Bei den hier dargestellten Multiplikatoren handelt es sich um regionale Multiplikatoren. D. h. sie bilden nur den<br />

Vorleistungsbezug aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ab und ke<strong>in</strong>e Vorleistungen aus an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n. Wenn zum<br />

Beispiel e<strong>in</strong> <strong>PKV</strong>-Unternehmen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e<strong>in</strong>e Abrechnungssoftware aus Hamburg kauft, dann fließt<br />

das <strong>in</strong> die hier aufgezeigten Ausstrahleffekte nicht mit e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Vergleich mit nationalen Multiplikatoren ist deshalb<br />

we<strong>der</strong> möglich noch s<strong>in</strong>nvoll.<br />

3


<strong>Der</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Fußabdruck</strong> zeigt, dass die Privaten Krankenversicherungen (<strong>PKV</strong>) durch<br />

ihre Geschäftstätigkeit e<strong>in</strong>en vergleichsweisen hohen Beitrag zur Wertschöpfung <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> leisten. Dabei ist die Wertschöpfungsstärke und <strong>ökonomische</strong> Impulswirkung <strong>der</strong><br />

<strong>PKV</strong> auf e<strong>in</strong>en starken Dienstleistungs- und Inlandsbezug zurückzuführen. An<strong>der</strong>e Branchen,<br />

die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit typischerweise als stark betrachtet werden, s<strong>in</strong>d häufig <strong>in</strong>dustriell geprägt,<br />

haben weit verzweigte und <strong>in</strong>ternational ausdifferenzierte Lieferketten und beziehen somit<br />

e<strong>in</strong>en Großteil ihrer Vorleistungen auch aus dem Ausland. Die Wertschöpfungskette <strong>der</strong><br />

baden-württembergischen <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur h<strong>in</strong>gegen entfaltet sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im<br />

Bundesland und im (personal<strong>in</strong>tensiven) Dienstleistungsbereich.<br />

3 <strong>PKV</strong> als F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen<br />

Neben <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt <strong>der</strong> gesamtwirtschaftliche<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> durch die F<strong>in</strong>anzierung von Gesundheitsleistungen ihrer<br />

Versicherten bemessen. In Summe entsteht <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> durch die direkten, <strong>in</strong>direkten<br />

und <strong>in</strong>duzierten Effekte <strong>der</strong> <strong>PKV</strong>-f<strong>in</strong>anzierten Gesundheitsleistungen 2019 e<strong>in</strong>e Bruttowertschöpfung<br />

von 4.232 Mio. Euro. Hierbei entfallen 3.410 Mio. Euro auf direkte und<br />

<strong>in</strong>direkte Effekte. Direkte Bruttowertschöpfung entsteht beispielsweise, wenn e<strong>in</strong> Privatversicherter<br />

e<strong>in</strong>en Haus- o<strong>der</strong> Facharzt besucht. Die <strong>in</strong>direkte Bruttowertschöpfung spiegelt dann<br />

z. B. die vom Arzt beschaffte Praxissoftware wi<strong>der</strong>. Die Verausgabung des Ärztehonorars stellt<br />

<strong>in</strong>duzierte Bruttowertschöpfung dar und macht bei <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen<br />

rund 821 Mio. Euro aus.<br />

ABBILDUNG 3: KERNERGEBNISSE – <strong>PKV</strong> ALS FINANZIER IN BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

4.232 Mio.<br />

EUR<br />

Bruttowertschöpfung werden direkt, <strong>in</strong>direkt & <strong>in</strong>duziert durch die<br />

Versicherungsleistungen <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> f<strong>in</strong>anziert<br />

0,94 EUR<br />

91.270<br />

1,00<br />

Gesundheitsausgaben <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> von 1 Euro lösen<br />

Bruttowertschöpfung von 0,94 Euro <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aus<br />

Erwerbstätige f<strong>in</strong>anziert die <strong>PKV</strong> <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> durch die<br />

F<strong>in</strong>anzierung von Gesundheitsleistungen ihrer Versicherten<br />

zusätzlicher Arbeitsplatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft von <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> je 49.510 Euro Gesundheitsausgaben <strong>der</strong> <strong>PKV</strong><br />

Quelle: Eigene Berechnungen; Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Energie (2021); Statistisches Bundesamt (2020); bisher<br />

unveröffentlichte Daten <strong>der</strong> <strong>PKV</strong>.<br />

4


Als Multiplikator ausgedrückt zeigt sich, dass je 1 Euro Gesundheitsausgaben <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> 0,94<br />

Euro zusätzliche Bruttowertschöpfung <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> entstehen. 5 <strong>Der</strong> Vergleich 6<br />

zu an<strong>der</strong>en Branchen wie etwa dem Masch<strong>in</strong>enbau (0,70 Euro), <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>technik 7 (0,74<br />

Euro) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Humanarzneimittelherstellung (0,66 Euro) verdeutlicht die <strong>ökonomische</strong> Bedeutung<br />

<strong>der</strong> <strong>PKV</strong>-Ausgaben für die Gesamtwirtschaft <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. In den Multiplikatoren<br />

spiegelt sich <strong>der</strong> starke Dienstleistungs- und Inlandsbezug <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> wi<strong>der</strong>. Denn die<br />

Wertschöpfungskette entfaltet sich im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en, <strong>in</strong>dustriell geprägten Branchen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und im (personal<strong>in</strong>tensiven) ambulanten und stationären<br />

Dienstleistungsbereich.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung f<strong>in</strong>anziert die <strong>PKV</strong> als F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen<br />

direkt, <strong>in</strong>direkt und <strong>in</strong>duziert <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 91.270 Erwerbstätigenverhältnisse.<br />

Diese Erwerbstätige s<strong>in</strong>d beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten und stationären mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung beschäftigt. Die direkten und <strong>in</strong>direkten Effekte machen 76.850 Erwerbstätige<br />

und die <strong>in</strong>duzierten 14.420 Erwerbstätige aus. Je 49.510 Euro <strong>PKV</strong> f<strong>in</strong>anzierter Gesundheitsausgaben<br />

entsteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e<strong>in</strong> zusätzlicher Arbeitsplatz.<br />

Ohne Vergleichsgröße stellt sich <strong>der</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Fußabdruck</strong> <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als F<strong>in</strong>anzier von<br />

Gesundheitsleistungen wenig greifbar dar. Weil im deutschen Gesundheitssystem <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) als relevanter F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen<br />

auftritt, macht e<strong>in</strong> Vergleich mit <strong>der</strong> GKV S<strong>in</strong>n, ist aber - weil es ke<strong>in</strong>e Zahlen<br />

zum <strong>ökonomische</strong>n <strong>Fußabdruck</strong> <strong>der</strong> GKV gibt - nur auf <strong>in</strong>direktem Wege zu bewerkstelligen.<br />

Um e<strong>in</strong>en aussagekräftigen Vergleich zur GKV herzustellen, können die <strong>ökonomische</strong>n Effekte<br />

<strong>der</strong> sogenannten Mehrumsätze quantifiziert werden. 8 Diese Mehrumsätze entstehen unter an<strong>der</strong>em<br />

bei den mediz<strong>in</strong>ischen Leistungserbr<strong>in</strong>gern nur deshalb, weil Privatpatienten privat und<br />

nicht gesetzlich versichert s<strong>in</strong>d. Die folgenden Zahlen s<strong>in</strong>d also als Teilmenge des <strong>ökonomische</strong>n<br />

<strong>Fußabdruck</strong>s <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen zu verstehen.<br />

5<br />

Bei den hier dargestellten Multiplikatoren handelt es sich um regionale Multiplikatoren. D. h. sie bilden nur die<br />

Gesundheitsausgaben <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ab und nicht die Teile <strong>der</strong> Gesundheitsausgaben, die <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Bundeslän<strong>der</strong>n wirksam werden. Wenn zum Beispiel e<strong>in</strong> Privatversicherter aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e<strong>in</strong>e Dienstleistung<br />

<strong>in</strong> Bayern <strong>in</strong> Anspruch nimmt und sich diese über die <strong>PKV</strong> erstatten lässt, dann fließen diese Gesundheitsausgaben<br />

nicht <strong>in</strong> die hier aufgezeigten Ausstrahleffekte mit e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Vergleich mit nationalen Multiplikatoren ist<br />

deshalb we<strong>der</strong> möglich noch s<strong>in</strong>nvoll.<br />

6<br />

Die Gesundheitsausgaben <strong>der</strong> Privatversicherten s<strong>in</strong>d die Konsumausgaben privater Haushalte, die von <strong>der</strong> <strong>PKV</strong><br />

im Rahmen <strong>der</strong> Kostenerstattung erstattet werden. Daher handelt es sich bei den hier dargestellten Multiplikatoren<br />

um Konsummultiplikatoren. Zum Vergleich werden Konsummultiplikatoren aus an<strong>der</strong>en Wirtschaftszweigen herangezogen.<br />

7<br />

<strong>Der</strong> private Kauf mediz<strong>in</strong>technischer Produkte generiert demnach für jeden aufgewendeten Euro weitere<br />

0,70 Euro an Bruttowertschöpfung <strong>in</strong> <strong>der</strong> baden-württembergischen Gesamtwirtschaft.<br />

8<br />

Die Ausgaben für Gesundheitsleistungen <strong>der</strong> Beihilfe für Privatversicherte mit Beihilfeanspruch s<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong> Ausgangsgröße<br />

Mehrumsatz – an<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Ausgangsgröße Versicherungsleistungen <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> – aus methodischen<br />

Gründen enthalten. Folgerichtig wird hier von Mehrumsätzen <strong>der</strong> Privatpatienten gesprochen.<br />

5


ABBILDUNG 4: KERNERGEBNISSE – MEHRUMSÄTZE DER PRIVATVERSICHERTEN IN<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

1.917 Mio.<br />

EUR<br />

45.940<br />

Bruttowertschöpfung werden direkt, <strong>in</strong>direkt & <strong>in</strong>duziert durch<br />

Mehrumsätze <strong>der</strong> Privatversicherten <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> f<strong>in</strong>anziert<br />

Erwerbstätige werden direkt, <strong>in</strong>direkt & <strong>in</strong>duziert durch die<br />

Mehrumsätze <strong>der</strong> Privatversicherten <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> f<strong>in</strong>anziert<br />

Quelle: Eigene Berechnungen; Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Energie (2021); Statistisches Bundesamt (2020); bisher<br />

unveröffentlichte Daten <strong>der</strong> <strong>PKV</strong>.<br />

In <strong>der</strong> Gesamtwirtschaft von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> werden durch die Mehrumsätze <strong>der</strong> Privatversicherten<br />

über direkte, <strong>in</strong>direkte und <strong>in</strong>duzierte Effekte e<strong>in</strong>e Bruttowertschöpfung <strong>in</strong><br />

Höhe von 1.917 Mio. Euro ausgelöst. Hierbei entfallen 1.550 Mio. Euro auf direkte und <strong>in</strong>direkte<br />

und rund 367 Mio. Euro auf <strong>in</strong>duzierte Effekte.<br />

Die Mehrumsätze führen direkt und <strong>in</strong>direkt zu 39.500 und <strong>in</strong>duziert zu 6.440 Erwerbstätigenverhältnissen.<br />

In Summe entstehen damit 45.940 Arbeitsplätze durch die Mehrumsätze <strong>der</strong><br />

Privatversicherten <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Damit stellen Privatversicherte e<strong>in</strong>e wichtige F<strong>in</strong>anzierungsquelle<br />

für die Ausstattung <strong>der</strong> Praxen und Krankenhäuser und damit für die mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>in</strong>sgesamt dar.<br />

4 Zusammenfassung<br />

Die Bruttowertschöpfung durch die <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur und F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen<br />

lassen sich ohne Doppelzählungen und Abgrenzungsschwierigkeiten additiv verknüpfen.<br />

Im Ergebnis s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur und F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen<br />

rund 4.971 Mio. Euro an direkter, <strong>in</strong>direkter und <strong>in</strong>duzierter Bruttowertschöpfung <strong>in</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zuzurechnen. Von <strong>der</strong> Bruttowertschöpfung hängen im Jahr 2019 direkt,<br />

<strong>in</strong>direkt und <strong>in</strong>duziert rund 97.730 Arbeitsplätze <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ab.<br />

Um e<strong>in</strong>en aussagekräftigen Vergleich zur GKV herzustellen, s<strong>in</strong>d die <strong>ökonomische</strong>n Effekte<br />

<strong>der</strong> sogenannten Mehrumsätze quantifiziert worden. Diese Mehrumsätze entstehen z. B. bei<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Leistungserbr<strong>in</strong>gern nur deshalb, weil Privatpatienten privat und nicht gesetzlich<br />

versichert s<strong>in</strong>d. In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> werden direkt, <strong>in</strong>direkt und <strong>in</strong>duziert 1.917 Mio.<br />

Euro Bruttowertschöpfung und 45.940 Arbeitsplätze durch Mehrumsätze <strong>der</strong> Privatpatienten<br />

f<strong>in</strong>anziert.<br />

Die Wertschöpfungsstärke und <strong>ökonomische</strong> Impulswirkung <strong>der</strong> Privaten Krankenversicherung<br />

(<strong>PKV</strong>) als Wirtschaftsakteur und F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

auf e<strong>in</strong>en starken Dienstleistungs- und Inlandsbezug zurückzuführen. Während an<strong>der</strong>e von<br />

6


<strong>der</strong> Öffentlichkeit typischerweise als stark betrachtete Branchen häufig <strong>in</strong>dustriell geprägt s<strong>in</strong>d<br />

und ihre Vorleistungen auch aus dem Ausland beziehen, entfaltet sich die Wertschöpfungskette<br />

<strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur und F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

im Bundesland und im (personal<strong>in</strong>tensiven) Dienstleistungsbereich <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzdienstleistung<br />

und Gesundheitsversorgung.<br />

Literatur<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (Hrsg.) (2021): Gesundheitswirtschaft<br />

- Fakten & Zahlen. Län<strong>der</strong>ergebnisse <strong>der</strong> Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung,<br />

Ausgabe 2020. Berl<strong>in</strong>.<br />

Hofmann, Sandra/Haaf, Andreas/Runschke, Benedikt (2021a): <strong>Der</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Fußabdruck</strong><br />

<strong>der</strong> Privaten Krankenversicherung <strong>in</strong> Deutschland - Die <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur und<br />

F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen. Aktualisierung <strong>der</strong> Vorgängerstudien. Darmstadt.<br />

Hofmann, Sandra/Haaf, Andreas/Runschke, Benedikt (2021b): <strong>Der</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Fußabdruck</strong><br />

<strong>der</strong> Privaten Krankenversicherung <strong>in</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> - Die <strong>PKV</strong> als Wirtschaftsakteur<br />

und F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen. Darmstadt.<br />

Ostwald, Dennis A. et al. (2017): <strong>Der</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Fußabdruck</strong> <strong>der</strong> Privaten Krankenversicherung<br />

<strong>in</strong> Deutschland. Untersuchung <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> als F<strong>in</strong>anzier von Gesundheitsleistungen.<br />

Ostwald, Dennis A./Legler, Benno/Schwärzler, Marion Cornelia (2016): <strong>Der</strong> <strong>ökonomische</strong> <strong>Fußabdruck</strong><br />

<strong>der</strong> Privaten Krankenversicherung <strong>in</strong> Deutschland. Quantifizierung <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen<br />

Bedeutung <strong>der</strong> <strong>PKV</strong> im Kontext <strong>der</strong> Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />

(GGR) des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).<br />

MPRA Paper Nr. 76743. Darmstadt.<br />

Statistisches Bundesamt (Destatis) (2020): Gesundheitsausgabenrechnung. Methoden und<br />

Grundlagen 2018. Wiesbaden.<br />

________________________________________________________________________<br />

Kontakt<br />

Andreas Haaf<br />

Benedikt Runschke<br />

Dr. Sandra Hofmann<br />

<strong>WifOR</strong> Institute<br />

Rhe<strong>in</strong>straße 22<br />

64283 Darmstadt<br />

+49 6151 50155-12<br />

sandra.hofmann@wifor.com<br />

_______________________________________________________________________<br />

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