PAUL KALKBRENNER RALF DIETEL ... - PIGmagazin
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38 // UND JETZT SPORT!<br />
Zurück an den Herd!<br />
Die Fußball-Weltmeisterschaft ist Geschichte. Vergessen sind die vielen schwachen Spiele.<br />
Nicht vergessen will Dr. L. Eder stattdessen den Auftritt der weiblichen Fußballfans während<br />
dieser vier Wochen. Unser Kolumnist wünscht sich daher wieder eine klare Rollenverteilung:<br />
Fußball für die Männer, Kochduell für die Frauen!<br />
Text dr. l. Eder<br />
So schnell kann‘s gehen. Da freut man sich vier Jahre<br />
lang auf die Fußball-Weltmeisterschaft und ruckzuck<br />
ist selbige auch schon vorbei. Ich muss zugeben, der<br />
WM-Kater hat mich in den Tagen nach dem haushoch<br />
verdienten Endspielsieg der Spanier fest im Griff<br />
gehabt. Und das länger als je zuvor. Meine Unzufriedenheit<br />
liegt nicht darin begründet, dass die WM an<br />
sich zu Ende gegangen ist. Aus sportlicher Sicht blieb<br />
das Turnier in Südafrika zwar fast Alles schuldig,<br />
aber zumindest für ein wenig Spannung konnte die<br />
eine oder andere Partie sorgen. Weit schwerer wiegt<br />
ein ganz anderer Punkt, der mir bereits seit geraumer<br />
Zeit ziemlich aufstößt: die Rolle der weiblichen Fußballfans<br />
während einer WM oder EM.<br />
Versteht mich nicht falsch, ich will der holden Weiblichkeit<br />
nicht das Fußballschauen verbieten. Im Gegenteil.<br />
Aber müssen die ganzen Blumengirlanden<br />
sein? Oder die Kriegsbemalung? Oder die passend<br />
lackierten Fingernägel? Falls ja, erspart uns – den<br />
echten Fußballfans – dann doch zumindest die nervenden<br />
Kommentare. Wir haben überhaupt nichts<br />
dagegen, euch zum gefühlten 186. Mal die Abseitsfalle<br />
zu erklären, oder wie eine Viererkette funktioniert.<br />
Wir werden euch tiefenentspannt immer wieder aufs<br />
Neue auch die noch dämlichste Frage zu diesem wundervollen<br />
Spiel beantworten. Wir gehen sogar noch<br />
einen Schritt weiter: Eure naiven Spielanalysen werden<br />
wir ebenfalls mit einem Schmunzeln zur Kenntnis<br />
nehmen und euch damit das Gefühl geben, ihr<br />
hättet doch ein wenig Ahnung von der Materie.<br />
Was aber auf gar keinen Fall geht sind Kommentare<br />
über das Aussehen eines Spielers. Und nein, wir sind<br />
nicht eifersüchtig. Aber ob der eitle Gockel Cristiano<br />
Ronaldo oder vielleicht doch Rafael van der Vaart oder<br />
Kaka der attraktivste Spieler der WM waren, geht uns<br />
völlig am Arsch vorbei. Uns interessieren auch nicht<br />
die neuesten Umfragen der Frauen-Zeitschriften,<br />
ob das WM-Finale uns Männern wichtiger sei als<br />
Sex. Naja, wenn ihr schonmal fragt: Ja! Natürlich<br />
ist das Spiel aller Spiele wichtiger, denn es findet nur<br />
alle vier Jahre statt.<br />
Wir schauen auch in eurer Begleitung die Partien<br />
an. Aber noch viel lieber ohne euch. Denn<br />
euer Bekenntnis, Fußball stets nur zu Welt- oder<br />
Europameisterschaften zu schauen, hilft euch dahingehend<br />
nicht unbedingt weiter. Dieses letzte<br />
Refugium echter Männlichkeit werden wir – das<br />
verspreche ich hoch und heilig – bis zum Äußersten<br />
verteidigen. Die Verweiblichung der Gesellschaft ist<br />
eh schon zu weit vorangeschritten und hat in den vergangenen<br />
Jahren rapide dazu beigetragen auch den<br />
Fußball zu unterwandern.<br />
Ist es zuviel verlangt, dass wir Männer auf unserer<br />
Fußball-Insel auch mal, wenn schon nicht alleine,<br />
dann zumindest in Ruhe gelassen werden? Ich denke<br />
nicht. Und bitte spart euch Fragen der Marke „Und<br />
was ist jetzt bitte so toll an diesem Messi?“ Die Antwort<br />
kann in diesem Fall nur lauten: „Einfach alles!“<br />
Der kleine große Argentinier in Diensten des FC<br />
Barcelona schafft es nämlich uns zu verzaubern. Eine<br />
Rolle, die wir in grauer Vorzeit eigentlich euch, verehrte<br />
Spielverderberinnen, zugedacht hatten. Naja, so<br />
kann man sich irren.<br />
Ladies, drum meine Bitte: Fußball-Weltmeisterschaften<br />
finden nur alle vier Jahre statt und wir verlangen<br />
nicht viel, nur ein bisschen Frieden und ein wenig<br />
Nordkorea gegen Elfenbeinküste, danach Kamerun<br />
gegen Japan und zum Nachtisch schließlich den Klassiker<br />
Algerien gegen Slowenien. Dafür geloben wir<br />
bei Sex & the City oder Desperate Housewives den<br />
Mund zu halten. TV-Formate wie Frauentausch und<br />
alle möglichen Kochduelle werden wir ebenso über<br />
uns ergehen lassen. Und wenn ihr darauf besteht bei<br />
Olympischen Spielen Eiskunstlauf anzuschauen, dann<br />
werden wir brav parieren. Keine einzige Silbe wird<br />
uns über die Lippen kommen, die mit den knackigen<br />
Ärschen der Eisballerinas zu tun hat. Wir denken uns<br />
unseren Teil und freuen uns schon auf den nächsten<br />
Drittliga-Spieltag – Babelsberg gegen Aalen.<br />
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