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PAUL KALKBRENNER RALF DIETEL ... - PIGmagazin

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34 // ER & SIE<br />

Anne Will vs. 22 Primaten<br />

Die Kolumne. Das Klischee. Der Konflikt. Mann und Frau blicken oft aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln auf bestimmte Dinge und gewisse Situation im Leben. Bei der Fußball-WM ist<br />

dies nicht anders. Macho-Gehabe und blanker Feminismus peitschen durch die Wohnzimmer.<br />

Text Janina Dias Da Silva<br />

Alle vier Jahre gerät unser aller Leben aus den Fugen.<br />

Ein Rasen, ein Ball und zweiundzwanzig Männer<br />

regieren unseren Alltag. Doch auch diesen Sommer<br />

hat die Fußballweltmeisterschaft ein Ende gefunden.<br />

Die Fahnen verschwinden wieder von den Autos und<br />

Häuserwänden und auch der Vuvuzela-Krieg ist beendet.<br />

Der Weg zurück in den geregelten Alltag ist schwer.<br />

Für ihn mehr als für sie. Vier Wochen täglicher<br />

Fleischverzehr, Bier in Strömen und die alleinige<br />

Herrschaft über die Fernbedienung hat sich in seinem<br />

Kopf fest verankert. Aber der Urlaub im Schlaraffenland<br />

ist vorbei. Doch nur mit den härtesten Maßnahmen<br />

besteht eine geringe Möglichkeit, ihn wieder in<br />

das normale Leben einzugliedern. Straftäter zu resozialisieren<br />

ist ein Witz dagegen. Stationäre Behandlung<br />

und Daueraufsicht sind oberste Priorität. Dazu<br />

ein straffes Programm, damit seine Gedanken gar<br />

nicht mehr zum Fußball abschweifen können. Damit<br />

er gar nicht mehr denken kann. Ab jetzt stehen wieder<br />

Salate, frisch gepresster Karottensaft und ausgedehnte<br />

Spaziergänge auf dem Programm. Er kann das<br />

90-minütige Waschprogramm verfolgen und in der<br />

Halbzeitpause die erste Ladung Wäsche bügeln. Im<br />

Sprint den Tisch abräumen und beim Elfmeterschießen<br />

das Besteck in die Spülmaschine verfrachten. Ist<br />

die schlimmste Phase, die Entgiftung, überstanden,<br />

kann er auch wieder Kontakt mit dem Fernseher<br />

aufnehmen. 20.30 Uhr. Die perfekte Rosamunde-<br />

Pilcher-Zeit. Nach einer abschließenden Runde Anne<br />

Will, ist auch die Nachspielzeit vorbei und die Kabine<br />

ruft ihn ins Traumland. Aber natürlich gehen die Wochen<br />

seiner Wiedereingliederung in die Gesellschaft<br />

auch an mir nicht spurlos vorbei. Kaum bin ich mir<br />

sicher, dass der Patient schläft, brauch ich ein kühles<br />

Bier. Und eine Runde Kicker in der Kneipe nebenan.<br />

Und insgeheim freue ich mich auf 2014. Denn spätestens<br />

da ist der ganze Stress wieder vorbei – für vier<br />

Wochen. •<br />

Text Marc Eppler<br />

Das Leben eines Mannes ist schon verdammt hart,<br />

die Erwartungen enorm. Er muss erfolgreich sein,<br />

die Familie ernähren und nach außen immer den<br />

perfekten Ehemann geben. Und das jeden Tag, jeden<br />

Monat, jedes Jahr. Einen Ausweg gibt es nicht. Lediglich<br />

eine vierwöchige Verschnaufpause alle vier Jahre.<br />

Fußballweltmeisterschaft. Vier Wochen dürfen wir<br />

leben. Leben wie es uns gefällt, unsere Triebe ausleben.<br />

Die drei F‘s versüßen uns dabei jeden einzelnen<br />

Tag: Fleisch, Fernsehen und fiel Bier! Natürlich denken<br />

wir auch an unsere Frauen. Jedes mal wenn wir in<br />

der Halbzeitpause durch die Kanäle zappen und genüsslich<br />

und mit breitem Grinsen Rosamunde Pilcher<br />

und Anne Will übergehen. Und natürlich wenn das<br />

Bier leer ist. Vier Jahre harte Arbeit, Folter und Unterdrückung<br />

haben sich ausgezahlt und werden nun<br />

zurückgezahlt. Vier Wochen im Paradies, Sportprogramm<br />

und kühle Getränke inklusive und eine Frau,<br />

die einem eben diese serviert. Das gibt es nicht einmal<br />

im neuen TUI-Katalog. Das Leben ist schön.<br />

Zu schade, dass dieses Leben nur einen Monat andauert,<br />

danach wieder den Höllenqualen weicht und<br />

nach der nächsten Weltmeisterschaft lechzt. Denn<br />

wir wissen genau, was sich nach dem Finale abspielen<br />

wird. In diesem heiligen, unersetzlichen und emotionalen<br />

Moment wird unsere Gänsehaut von Angstschweiß<br />

überflutet. Gierig hechtet sich unsere, sagen<br />

wir „andere” Hälfte nach der Fernbedienung, wie<br />

Jens Lehmann zu seinen besten Zeiten und dann ist<br />

Schluss mit lustig. Schnulzen-Pilcher versaut die Atmosphäre<br />

und Anne „Ahnungslos” Will will uns bilden.<br />

Bilden wir uns doch nichts ein, das ist das falsche<br />

Leben. Wir wollen zweiundzwanzig Primaten sehen,<br />

die einen Ball jagen und keine Geschäftsfrau die in,<br />

meistens, Schweden ihre große Liebe sucht. Meine<br />

Güte. Ich habe die Nase jetzt schon voll. Und eines<br />

sage ich euch: Ich werde auf keinen Fall die Wäsche<br />

bügeln. •

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