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III - CCA Monatsblatt

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Reise Reise<br />

des Berges zu gelangen kurz vor dem Dorf Andantino. Den Berg hatten<br />

wir schon von Weitem erkannt - wegen der Chullpas oben. Eineinhalb<br />

Stunden brauchen wir für den Auf- und Abstieg und die Besichtigung<br />

oben. Hier sind die Knochen noch recht gut erhalten, einige Mumien<br />

sind fast vollständig, es gibt viele Scherben und Korbreste. Die meisten<br />

Chullpas sind konisch wie in Jacha Phasa, es gibt aber auch eine runde<br />

mit inkaischem Mauerwerk (allerdings eher grob gearbeitet) sowie eine<br />

aus Lehm mit Resten von Malerei außen. Interessanterweise ist die runde<br />

“Inka” Chullpa ebenfalls aus dem 14. Jhd., also vor der Eroberung dieser<br />

Gegend durch die Inka - was zeigt, dass die Leute hier schon vorher in<br />

der Inka-Bauweise geübt waren, vielleicht weil sie in Cuzco für die Inkas<br />

gearbeitet hatten. Chullpas mit runder Basis sind typisch für die Lupacas,<br />

einer Untergruppe der Pacajes (siehe den sehr interessanten Artikel von<br />

Kesseli/Pärssinen, “Identidad étnica y muerte: torres funerarias ... in<br />

Bulletin de l´IFEA, den man im Internet findet).<br />

Es kostet alles viel Zeit hier im Altiplano. Wir fahren zurück in<br />

Richtung Calacoto, biegen vor einer kleinen Lagune links ab in Richtung<br />

Achiri, verfahren uns in der Pampa, finden aber dennoch wieder den<br />

Weg, fahren an Pirapi (schöne Chullpas mit Inka-Mauerwerk sowie<br />

Pukara) und versuchen unseren Reifen in Achiri reparieren zu lassen.<br />

Klappt nicht, der Ort ist fast menschenleer und der einzige Llantero<br />

muss noch Brot backen für den morgigen Markt und hat keine Zeit für<br />

uns - immerhin kann er durch Aufblasen des Reifens das große, durch<br />

eine Scherbe verursachte Loch identifizieren. Wir fahren weiter auf der<br />

“Hauptstrasse” nach Berenguela, das wir erstaunlich schnell erreichen.<br />

Berenguela hatte in der Kolonialzeit eine wichtige Silbermine und einen<br />

Alabastersteinbruch, der damals die meisten Kirchenfenster in Bolivien<br />

bestückt hat. Heute ist der Ort fast völlig verlassen. Es ist niemand zu<br />

sehen. Wir sollen kräftig hupen. Schließlich erscheint eine Frau, die den<br />

Schlüssel hat. Das schönste an der Kirche ist die Fassade - mit Elementen<br />

aus Alabaster. Innen ist die Kuppel eingestürzt, die Altäre sind aus dem<br />

20. Jhd, das Dorf benutzt die Kirche offensichtlich hauptsächlich als<br />

Raum für Feiern. Ich bin etwas skeptisch, was die Hoffnung des Mallku<br />

angeht, die Kirche renovieren zu lassen. Erst sollten die Leute die<br />

Fensterscheiben ersetzen und den Innenraum reinigen. Ansonsten wären<br />

wohl konservierende Maßnahmen für die Fassade sinnvoll. Wir fahren<br />

weiter, sehen noch im letzten Sonnenlicht eine hübsche steinerne Kapelle<br />

an der rechten Seite - die Hirtin will 100 Dollar für das Fotografieren -<br />

am Ende gebe ich großzügige 30 Bs.<br />

In Charaña irren wir zunächst vergeblich umher auf der Suche nach<br />

einem Llantero. Die Ehefrau des einen vertröstet uns auf morgen. Das<br />

“Hotel” an der Plaza ist geschlossen und ohne Licht, wie die ganze<br />

Stadt. Vom letzten Mal erinnert Rainer Hostnig noch, wo man den<br />

Schlüssel abholen kann - er ist nicht da, aber wir bekommen gesagt,<br />

wo der Eigentümer ist, wir finden ihn, er ist willig aber kann uns erst<br />

später öffnen. Wir gehen also erst einmal essen (pollo a la broaster) und<br />

kehren dann ein. Es gibt weder Strom, noch Wasser - diesmal müssen<br />

wir auch selbst das Wasser aus Tonnen hochschleppen. Letztes Mal gab<br />

es noch ein Restaurant und Frühstück - ein Abstieg. Immerhin sind die<br />

Zimmer sauber. Am nächsten Tag gehen wir zum Llantero - der will nicht<br />

arbeiten, sagt, er interessiere sich nicht für mein Geld. Es ist eiskalt. Wir<br />

gehen frühstücken - auf der Straße, da wo die Busse abfahren. Wir finden<br />

einen anderen Llantero, den wir aus dem Bett holen “estoy descansando”.<br />

Immerhin dürfen wir in 15 Minuten wiederkommen, nachdem er uns<br />

zunächst auf 9 Uhr vertrösten wollte. Nächstes Problem - immer noch<br />

kein Strom, wir bitten wenigstens um das Flicken, für die Luft würden<br />

wir zum Chilenen gehen (bei dem wir gerade die Hochleistungsbatterien<br />

gekauft haben für das Satellitengerät), dennoch wird erst der Generator<br />

repariert, dann kommt der Strom doch noch, dann endlich sind wir nach<br />

eineinhalb Stunden fertig.<br />

Die Abenteuerstraße zum Sajama beginnt. Bald sehen wir ein fast<br />

verlassenes Dorf auf der linken Seite mit noch fast intaktem Kirchlein -<br />

sehr romantisch. Die Straße ist gut - viele Schmugglerwege gehen rechts<br />

ab in Richtung Chile. Wir machen an einem herrlichen Bofedal mit Llamas<br />

eine Brotzeit. Endlich kommen wir nach Tomarapi, fotografieren dieses<br />

Kirchlein ebenso wie die schöne Kirchenruine Huacolle in ca. 5 km<br />

Entfernung, die ich letztes Mal wegen Einbruch der Dunkelheit nicht mehr<br />

besichtigen konnte. In Curahuara kennt niemand Pulltuma oder die uns<br />

empfohlenen Führer, schließlich finden wir einen, der sagt, Stanislao lebe<br />

in Umaphusa, wir fahren hin - er ist nicht da. Der nächste Hirte kennt zwar<br />

den Ort, will uns aber nicht führen - er muss noch in Curahuara tanzen,<br />

sagt er, dort ist wegen des Nationalfeiertags Fiesta. Auch der nächste<br />

will uns nicht führen, beschreibt uns aber den Weg. Wir überqueren in<br />

Richtung Turco das spektakuläre Flussbett des Tocariri. Ich merke, auf<br />

dieser Straße ist seit langem niemand mehr gefahren, man braucht einen<br />

guten Geländewagen. Wir erreichen einen Ort mit einer herrlichen Kapelle<br />

- aber niemand ist da, die vielen Llamas sind allein. Im nächsten Ort sehen<br />

wir einen alten Mann an einer Hauswand lehnen. Wir sind zu weit gefahren<br />

„Kunst in La Paz“ 50<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />

51<br />

„Kunst in La Paz“

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