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III - CCA Monatsblatt

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Serie Serie<br />

¡Vamos juntos! – soziale Straßenarbeit mit<br />

Schuhputzern in La Paz<br />

„Lasst uns gemeinsam gehen!“<br />

„Lasst uns gemeinsam etwas unternehmen!“<br />

Der Name der Organisation, die sich für die Verbesserung der sozialen<br />

Lage von Schuhputzern in La Paz einsetzt, ist gleichzeitig das Credo für<br />

die gesamte Arbeit.<br />

Gegründet wurde der Verein im Jahr 2000 von der damals 22-jährigen<br />

Ruth Overbeck de Sumi, die 1997-1998 als Freiwillige bei Arco Iris tätig<br />

gewesen war. Die Vereinsgründung war mit einigen Schwierigkeiten<br />

verbunden, da Ruth die 1.000 DM für die Anwaltskosten zur Vereinsgründung<br />

nicht besaß. Dann lernte sie allerdings einen Jurastudenten kennen, der<br />

mit Vorliebe Vereine gründete, keine Gebühr nahm und alle juristischen<br />

Hürden bewältigte. Sechs Kommilitonen und Ruths Vater unterschrieben<br />

die Satzung des Vereins – der Beginn von Vamos Juntos.<br />

Bis dahin gab es keine Hilfsorganisation, die sich auch um Schuhputzer<br />

kümmerte, die älter als 18 Jahre waren. Diese Altersbeschränkung wurde<br />

von Vamos Juntos aufgehoben. Ziel war und ist es, neben Kindern und<br />

Jugendlichen eben auch die älteren Schuhputzer zu unterstützen und ihre<br />

Lebenssituation zu verbessern, um dadurch zu verhindern, dass einige<br />

Jahre später wieder deren Kinder mit zum Familienunterhalt beitragen<br />

müssen.<br />

Bis 2003 wurden die lustracalzados ausschließlich auf der Straße<br />

betreut. Heute verfügt Vamos Juntos über Räumlichkeiten am Prado<br />

mitten in La Paz, in denen Beratungsgespräche durchgeführt werden oder<br />

in einem Selbstlernzentrum mit Bibliothek und PCs gelernt werden kann.<br />

Die Organisation arbeitet mit rund 500 Schuhputzern im Stadtzentrum<br />

zusammen, die zum Teil in festen Gruppen organisiert sind. Fünf<br />

Festangestellte und sechs Volontäre widmen sich derzeit mit Ruth Overbeck<br />

de Sumi der sozialen Straßenarbeit. Seit 2001 kommen jährlich vier junge<br />

Helfer aus Deutschland, die das Team bei seiner Arbeit unterstützen und<br />

täglich die direkten Ansprechpartner für die Schuhputzer auf der Straße<br />

sind. Vamos Juntos gehörte 2008 zu den ersten 13 Organisationen in<br />

Bolivien, die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung als Entsendeorganisation für den entwicklungspolitischen<br />

Freiwilligendienst „Weltwärts“ anerkannt wurden.<br />

Volontäre im Zentrum von La Paz<br />

In La Paz und El Alto sind über 60% der Bevölkerung im informellen<br />

Sektor tätig und verdingen sich als Straßenverkäufer, Straßensänger,<br />

Autowäscher oder eben als Schuhputzer, lustracalzados genannt. Da<br />

diese Menschen nicht offiziell vom Arbeitsmarkt erfasst werden, sind die<br />

Bedingungen, unter denen sie ihren Beruf ausüben, meistens ziemlich<br />

schlecht. Seit August 2011 sind die Schuhputzer, die sich einer Organisation<br />

angeschlossen haben, von der Stadt La Paz offiziell anerkannt, müssen<br />

dafür allerdings auch Steuern zahlen (je nach Standort; z.B. an der San<br />

Francisco-Kirche 40 Bs. pro Jahr).<br />

La Paz’ ältester Schuhputzer ist übrigens bereits 86 Jahre alt. Dabei<br />

haben es betagte Schuhputzer oft nicht leicht. Viele Leute lassen sich nicht<br />

von ihnen die Schuhe putzen, weil sie etwas langsamer arbeiten und oft<br />

nicht mehr so gut sehen können.<br />

Altersverteilung der Schuhputzer in La Paz<br />

Von 242 Schuhputzern, die im Jahr 2010 zwischen 27 und 59 Jahre alt<br />

waren, haben 107 vor dem zwölften Lebensjahr (meistens zwischen sechs<br />

und zehn Jahren) mit der Arbeit auf der Straße begonnen. Von 125 jungen<br />

Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 26 Jahren haben 66 im Alter von<br />

zehn bis zwölf Jahren begonnen, auf der Straße zu arbeiten. Die Personen<br />

„Kunst in La Paz“ 36<br />

<strong>Monatsblatt</strong> 3/2012 <strong>Monatsblatt</strong> 3/2012<br />

37<br />

„Kunst in La Paz“

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