element+BAU 6/2021

element + BAU - Die Fachzeitschrift für Objektbau behandelt den Gesamtbereich des Objektbaus. Der Bau von öffentlichen Gebäuden, wie Schulen, Kindergärten und Verwaltungsgebäuden hat ebenso seinen Platz wie der großflächige Wohnungsbau und der Industriebau. element + BAU - Die Fachzeitschrift für Objektbau
behandelt den Gesamtbereich des Objektbaus. Der Bau von öffentlichen Gebäuden, wie Schulen, Kindergärten und Verwaltungsgebäuden hat ebenso seinen Platz wie der großflächige Wohnungsbau und der Industriebau.

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special schwimmbäder / turnhallen Hallenbad Rheinmünster Trinkwasserhygiene par excellence Ein Hallenbad im Ausnahmezustand: Leere Becken und eine temporäre Schließung wegen eines Legionellenbefalls in den Duschen. Für Rheinmünster ein herber Verlust, den Bürgermeister Helmut Pautler nicht einfach hinnehmen wollte. So setzte er alles daran, diese in der Gemeinde mit 7.000 Einwohnern gern genutzte Einrichtung zu erhalten. In Rekordzeit wurde darum eine nachhaltige Lösung installiert. Die Reaktion war radikal, aber richtig: Als nach einer Routineprüfung in der Damen- und Herrendusche Legionellenbefall festgestellt wurde, musste das Hallenbad im Ortsteil Greffern geschlossen werden. Kern des Problems war die Mischstation für das Duschwasser, die noch aus der Erbauungszeit stammte und im Keller des Gebäudes untergebracht war. Hier wurde bislang das Trink- und Brauchwasser für die Duschen des Hallenbades auf eine Temperatur von 40 Grad Celsius gebracht und anschließend nach oben befördert. Ein idealer Nährboden für Legionellen: Wenn das Wasser über Nacht in den Leitungen stand, konnten sie sich ungehindert vermehren. Hinzu kamen überdimensionierte und korrodierte Leitungen aus der Erbauungszeit des 1976 eröffneten Hallenbades, in denen sich die Legionellen ausbreiten konnten. Ein weiteres Problem gab es mit dem Kaltwasser. Die Temperaturen an der Eintrittsstelle der Versorgungsleitung ins Gebäude stiegen in heißen Sommern manchmal auf bis zu 20 Grad Celsius – eine Folge des Klimawandels: 80 Zentimeter Frostschutztiefe reichen nicht mehr aus, um das Trinkwasser entsprechend kühl zu halten. Die hohen Temperaturen im Kaltwasser unterstützen die Vermehrung von Legionellen. Sanierung vor Wiederinbetriebnahme Kurzfristig stand ein Abriss des alten Hallenbads zur Diskussion, doch wäre ein Neubau signifikant teurer geworden als eine Sanierung. Hierbei sollten somit Systeme zum Einsatz kommen, die einen Legionellenbefall bereits präventiv verhindern. Die Sanierung wurde in nur sechs Monaten vom TGA-Ingenieurbüro Bender + Urich und der Fa. Albert Kropp GmbH durchgeführt. Dabei mussten zunächst die überdimensionierten Rohrleitungen im Keller komplett ausgetauscht und nahezu das gesamte Leitungsnetz „verschlankt“ werden: aus DN 125 wurde DN 50. Die alte Mischwasseranlage wurde entfernt und durch eine neue Anlagentechnik ersetzt, die 60 Grad Celsius heißes Warmwasser erzeugt. Außerdem wird das Wasser jetzt nicht mehr über eine Mischwasserleitung, sondern über zwei Trinkwasserleitungen für Kalt- und Warmwasser zu den Duschen geführt. Auch die alten Unterputz-Duscharmaturen wurden demontiert. Stattdessen kamen 17 elektronische Aufputz-Duschpaneele „LINUS D-C-T“ vom Armaturenspezialisten Schell zum Einsatz. Sie werten die Duschbereiche optisch auf, steigern den Komfort für Badegäste und Das in Rheinmünster sehr beliebte und viel genutzte Hallenbad wurde wegen eines Legionellenbefalls in den Duschen geschlossen. Bei der Sanierung sollten Systeme eingebaut werden, die dies präventiv verhindern. Bildnachweis (alle Bilder): SCHELL GmbH & Co. KG 34 element + BAU • 6/2021

Find us on Facebook Badge CMYK / .ai schwimmbäder / turnhallen special Personallose Stagnationsspülungen an Feiertagen, in den Ferien oder bei pandemiebedingten Schließungen lassen sich über das Schell Wassermanagement-System SWS automatisieren – zum Erhalt der Trinkwassergüte. Die Anlagentechnik ist nicht mehr zeitgemäß und muss zum Großteil saniert werden. Im ersten Schritt wurde die Trinkwasser-Installation auf den hygienisch neuesten Stand gebracht. Dabei kommen elektronische Aufputz-Duschpaneele „LINUS D-C-T“ zum Einsatz. lassen sich über die Revisionsklappe sehr einfach warten. Ausschlaggebend bei der Auswahl war jedoch ein anderer, wesentlicher Vorteil der Duschpaneele: Heiß- und Kaltwasser werden nicht mehr im Keller, sondern über das integrierte Thermostat im Duschpaneel selbst auf eine angenehme Temperatur gemischt. Durch die kurzen Wege von der Erwärmung bis zur Entnahme reduziert sich die Legionellengefahr enorm. Automatisierte Unterstützung bei der Einhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs Doch dies allein reicht nicht aus, um die Trinkwasser-Installation nachhaltig vor einer für die Gesundheit schädlichen Konzentration an Legionellen zu schützen. Entscheidend ist, dass die Leitungen regelmäßig vollständig gespült werden. Mithilfe dieser Stagnationsspülungen wird das möglicherweise kontaminierte oder zu warme Wasser aus den Leitungen ausgetauscht und so der Erhalt der Trinkwassergüte bestmöglich unterstützt. Darum werden sämtliche Duschen seit der Wiedereröffnung des Hallenbads nicht mehr manuell, sondern nun automatisch mithilfe des Wassermanagement-Systems SWS gespült. Durch den automatisierten Wasserwechsel wird ein bestimmungsgemäßer Betrieb simuliert und der Inhalt des Wassernetzes regelmäßig vollständig ausgetauscht. Durch ein zweites Magnetventil im Duschpaneel besteht außerdem die Möglichkeit, mit 70 Grad Celsius heißem Wasser eine thermische Desinfektion durchzuführen, um eventuelle Keime abzutöten. Mithilfe der intelligenten Software des Wassermanagement- Systems können Stagnationsspülungen und thermischen Desinfektionen programmiert werden, genauso wie sich zentrale Armaturenparameter einfach einstellen und Wartungseinsätze vorausschauend planen lassen. Auch die Dokumentation der vorgenommenen Maßnahmen ist möglich. Die Bedienung ist besonders benutzerfreundlich, denn sie erfolgt intuitiv über die browserbasierte Software mit dem gängigen PC, Tablet oder Smartphone. Da mehrere Duschpaneelen zu Spülgruppen zusammengefasst sind, können diese Leitungsabschnitte und Duscharmaturen mit großen Volumenströmen gespült werden, wodurch auch Biofilme, die sich häufig an den Rändern der Rohre bilden, entfernt werden. Ein weiterer großer Vorteil: Sind die Stagnationsspülungen einmal programmiert, erfolgen sie vollkommen personallos. Zudem gibt es die Möglichkeit, bei der mittelfristig anstehenden Generalsanierung des Hallenbades das Wasser- management-System mit den dann im ganzen Gebäude an Waschtischen, WCs und Urinalen verbauten, elektronischen Armaturen zu vernetzen. Die Mitteldeutsche Baumesse mit 25. – 27. März HALLE MESSE täglich 10 –18 Uhr · www.messe-saalebau.de HALLE MESSE Sie finden Sie uns auf Sie finden uns auf

special<br />

schwimmbäder / turnhallen<br />

Hallenbad Rheinmünster<br />

Trinkwasserhygiene par excellence<br />

Ein Hallenbad im Ausnahmezustand: Leere Becken und eine temporäre Schließung wegen<br />

eines Legionellenbefalls in den Duschen. Für Rheinmünster ein herber Verlust, den Bürgermeister<br />

Helmut Pautler nicht einfach hinnehmen wollte. So setzte er alles daran, diese in der<br />

Gemeinde mit 7.000 Einwohnern gern genutzte Einrichtung zu erhalten. In Rekordzeit wurde<br />

darum eine nachhaltige Lösung installiert.<br />

Die Reaktion war radikal, aber richtig:<br />

Als nach einer Routineprüfung<br />

in der Damen- und Herrendusche<br />

Legionellenbefall festgestellt wurde,<br />

musste das Hallenbad im Ortsteil Greffern<br />

geschlossen werden. Kern des Problems<br />

war die Mischstation für das Duschwasser,<br />

die noch aus der Erbauungszeit<br />

stammte und im Keller des Gebäudes<br />

untergebracht war. Hier wurde bislang<br />

das Trink- und Brauchwasser für die Duschen<br />

des Hallenbades auf eine Temperatur<br />

von 40 Grad Celsius gebracht und<br />

anschließend nach oben befördert. Ein<br />

idealer Nährboden für Legionellen: Wenn<br />

das Wasser über Nacht in den Leitungen<br />

stand, konnten sie sich ungehindert<br />

vermehren. Hinzu kamen überdimensionierte<br />

und korrodierte Leitungen aus<br />

der Erbauungszeit des 1976 eröffneten<br />

Hallenbades, in denen sich die Legionellen<br />

ausbreiten konnten. Ein weiteres<br />

Problem gab es mit dem Kaltwasser. Die<br />

Temperaturen an der Eintrittsstelle der<br />

Versorgungsleitung ins Gebäude stiegen<br />

in heißen Sommern manchmal auf bis zu<br />

20 Grad Celsius – eine Folge des Klimawandels:<br />

80 Zentimeter Frostschutztiefe<br />

reichen nicht mehr aus, um das Trinkwasser<br />

entsprechend kühl zu halten. Die<br />

hohen Temperaturen im Kaltwasser unterstützen<br />

die Vermehrung von Legionellen.<br />

Sanierung vor<br />

Wiederinbetriebnahme<br />

Kurzfristig stand ein Abriss des alten<br />

Hallenbads zur Diskussion, doch wäre<br />

ein Neubau signifikant teurer geworden<br />

als eine Sanierung. Hierbei sollten somit<br />

Systeme zum Einsatz kommen, die einen<br />

Legionellenbefall bereits präventiv verhindern.<br />

Die Sanierung wurde in nur sechs<br />

Monaten vom TGA-Ingenieurbüro Bender<br />

+ Urich und der Fa. Albert Kropp GmbH<br />

durchgeführt. Dabei mussten zunächst<br />

die überdimensionierten Rohrleitungen<br />

im Keller komplett ausgetauscht und<br />

nahezu das gesamte Leitungsnetz „verschlankt“<br />

werden: aus DN 125 wurde DN<br />

50. Die alte Mischwasseranlage wurde<br />

entfernt und durch eine neue Anlagentechnik<br />

ersetzt, die 60 Grad Celsius<br />

heißes Warmwasser erzeugt. Außerdem<br />

wird das Wasser jetzt nicht mehr über<br />

eine Mischwasserleitung, sondern über<br />

zwei Trinkwasserleitungen für Kalt- und<br />

Warmwasser zu den Duschen geführt.<br />

Auch die alten Unterputz-Duscharmaturen<br />

wurden demontiert. Stattdessen<br />

kamen 17 elektronische Aufputz-Duschpaneele<br />

„LINUS D-C-T“ vom Armaturenspezialisten<br />

Schell zum Einsatz. Sie<br />

werten die Duschbereiche optisch auf,<br />

steigern den Komfort für Badegäste und<br />

Das in Rheinmünster sehr beliebte und viel genutzte Hallenbad wurde wegen eines Legionellenbefalls in den Duschen geschlossen. Bei der<br />

Sanierung sollten Systeme eingebaut werden, die dies präventiv verhindern.<br />

Bildnachweis (alle Bilder): SCHELL GmbH & Co. KG<br />

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