50 Jahre Theater Fauteuil
Jubiläumsbroschüre Fauteuil
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<strong>50</strong> JAHRE<br />
Und sie badete in Melancholie – nicht<br />
gerade die ideale Stimmung für ein<br />
pfeffriges Interview.<br />
Langsam taute ich sie auf. Ich<br />
schmeichelte ihr, wie einmalig diese<br />
Wunderbarrr-Stimme sei, wie charismatisch<br />
ihr Auftritt, umwerfend ihre<br />
Gesten… als ich dann zur ersten<br />
Frage ausholen wollte, polterte Hans<br />
Bertolf, der damalige Fotograf der<br />
National Zeitung, in den Raum.<br />
«Himmel dieses Puff hier. Hallo Frau<br />
Leander – das letzte Mal habe ich Sie<br />
im Küchlin vor 40 <strong>Jahre</strong>n fotografiert...»<br />
Sie drehte sich um. Und sprach kein<br />
einziges Wort mehr.<br />
Später kam die Zeit des ‹Pfyfferli› als<br />
spinnenwebenzarter Contrapunkt zum<br />
Drummeli. Die Rassers haben sich immer<br />
wieder durch ihren Mut ausgezeichnet<br />
– Mut zu Eigenproduktionen, Mut<br />
zum Speziellen. Das Pfyfferli war<br />
speziell und wurde eine der beliebtesten<br />
Vorfasnachts-Perlen. Bis heute.<br />
Wenn jetzt mit Claude und Caroline<br />
Rasser die zweite Generation dieses<br />
Basler Juwel am Spalenbuggel hegt<br />
und pflegt – wenn mit Carolines<br />
Tochter Manon bereits die vierte Generation<br />
Rasser auf diesen <strong>Fauteuil</strong>-<br />
Brettern steht, so dürfen wir den Hut<br />
ziehen: Chapeau. Ihr habt’s geschafft.<br />
Aus dem kleinen Hocker von damals<br />
ist ein stabiler <strong>Fauteuil</strong> geworden –<br />
dazu kommt ein extravagantes Tabourettli<br />
mit calatravischem Brückenweg<br />
(auch hier verdient der Mut Applaus).<br />
Und wenn wir die ganze <strong>Fauteuil</strong>-<br />
Geschichte nun feiern, so sind wir<br />
<strong>Theater</strong>fans glücklich, dass sich kein<br />
eiserner Vorhang über das halbe Jahrhundert<br />
Rassersche Kulturschaffen<br />
am Spalenberg senken wird – nein.<br />
Der Vorhang wird immer wieder neu<br />
aufgehen, Neues ankündigen, aufs<br />
neue die Spannung hochtreiben.<br />
Jahr für Jahr. Saison für Saison.<br />
Denn die Zeit für den <strong>Fauteuil</strong> ist<br />
noch nicht gekommen – und die Saison<br />
für das <strong>Fauteuil</strong> hat eben erst begonnen...<br />
«Das <strong>Theater</strong> <strong>Fauteuil</strong> und ich haben vieles gemeinsam, auch<br />
etwas Privates: das Alter. Cinquant'anni, fünfzig <strong>Jahre</strong> alt werden<br />
wir in der kommenden Spielzeit. «Wie fühlst Du dich?»,<br />
habe ich das <strong>Theater</strong> in einer Pause gefragt. Das <strong>Fauteuil</strong> antwortete<br />
mir: «glücklich». «Und was wünschst Du dir für Deinen<br />
Geburtstag?» «Gute Stücke und immer ein volles Haus», bekam<br />
ich zu hören, «denn die Familie Rasser, das Publikum und die<br />
Sponsoren sorgen sich um mich. Ich wünsche mir, dass alles bleibt,<br />
wie es ist. Macht dieses Jahr kein <strong>Theater</strong> mit mir. Das isch mys Bier. Kommt alle<br />
einfach u fertig.» Auguri <strong>Fauteuil</strong> e grazie alla Famiglia Rasser.»<br />
Massimo Rocchi<br />
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