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50 Jahre Theater Fauteuil

Jubiläumsbroschüre Fauteuil

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<strong>50</strong> JAHRE<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>? Von -minu, 2006<br />

Da war doch eben noch diese Radiosendung,<br />

wo alles begann. Peter<br />

Wyss hatte die Hörer aufgefordert, für<br />

Rollis <strong>Theater</strong>spleen ein paar Stühle<br />

in den alten Käsekeller am Spalenberg<br />

zu buckeln.<br />

Die Basler liessen sich nicht zwei Mal<br />

bitten. Sie buckelten Schemel, Hokkerchen<br />

und Stühle en masse an. So<br />

wurde aus Roland Rassers Jungmann-<br />

Traum das gemütlichste <strong>Theater</strong> der<br />

Welt – ein Kellertheater, das weit über<br />

die Landesgrenzen hinaus Geschichte<br />

geschrieben hat.<br />

Über dem Torbogen zur Rasserschen<br />

Unterwelt schwebte dann dieser <strong>Fauteuil</strong>,<br />

der dem <strong>Theater</strong> den Namen<br />

aufgesetzt hat. Langsam legte sich der<br />

Staub der <strong>Jahre</strong> darauf. Nie wurde er<br />

weggewischt («Nein – unser Glücksstaub<br />

bleibt») – und je staubiger das<br />

verblichene, violette Polster wurde,<br />

umso frischer, knackiger, prickelnder<br />

waren die Programme.<br />

Manchmal konnte ich die grossen<br />

Stars interviewen: Etwa die unvergessliche<br />

spanische Clown-Legende:<br />

Charlie Rivel. Kurz vor seinem Tod<br />

ist er – von seiner Krankheit gekennzeichnet<br />

– im <strong>Fauteuil</strong> aufgetreten:<br />

«Nein. Ich habe keine Angst vor dem<br />

Ende. Der Tod eines Clowns bringt<br />

dem Himmel das Lachen zurück...»<br />

Ich denke an die 70-er und 80-er<br />

<strong>Jahre</strong>, als die Transvestiten-Shows<br />

neben Glausers urchiger Käsewelt<br />

glimmerten, als wäre eine Bombe mit<br />

Pailetten explodiert: ‹Les garçons terribles›<br />

aus Paris ... ‹Chez Nous› aus<br />

Berlin. Die Herren-Damen verteilten<br />

Seidenstrümpfe. Und forderten das<br />

Publikum auf, die Froufrou-Show mitzumachen<br />

(was einige im Zuschauerraum<br />

– darunter ein heute berühmter<br />

<strong>Theater</strong>-Direktor – auch prompt wörtlich<br />

nahmen).<br />

Und Zarah. Die gute alte Leander, die<br />

wir respektlos ‹Klärli Zehnder› nannten.<br />

Sie segelte auf der ‹unwiderruflich<br />

letzten› Abschieds-Tournee – und<br />

natürlich stand das <strong>Fauteuil</strong> auf ihrem<br />

Reiseprogramm. «Du kannst sie 15<br />

Minuten interviewen...» hat Rolli mir<br />

durchtelefoniert.<br />

Ich jagte hin – zu meinem Idol. Zu<br />

meiner Frau ‹Wunderbarrrr›.<br />

Zarah Leander sass in dieser engen<br />

Garderobe (es war im <strong>Fauteuil</strong> nicht<br />

nur für die Zuschauer eng – auch für<br />

die Protagonisten). Ihr müdes, altes<br />

Gesicht stierte in den Spiegel über dem<br />

Schminktisch – neben ihr stand eine<br />

ausgetrunkene Flasche Champagner.<br />

Die berühmte Schauspielerin Zarah<br />

Leander trat auch im <strong>Fauteuil</strong> auf.<br />

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