50 Jahre Theater Fauteuil
Jubiläumsbroschüre Fauteuil
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DIE RASSERBANDE<br />
viele andere dazu, nach Basel gebracht,<br />
ihnen budgetbewusst und<br />
freundlich die Gagen gedrückt, ihre<br />
Launen ertragen, sie, wenn nötig, bis<br />
zum Morgengrauen durch die Nacht<br />
begleitet und als guter Gastgeber dafür<br />
gesorgt, dass sie als Freunde wiederkamen.<br />
Enorme Ausstrahlungskraft<br />
Alles wäre wohl nicht möglich gewesen,<br />
wenn der Betrieb von Ehefrau<br />
Charlotte Rasser und seiner Mutter<br />
Adele Rasser nicht tatkräftig mitgetragen<br />
worden wäre. Die Rasserfrauen<br />
sassen an der Kasse, bedienten an der<br />
Pausenbar und halfen, wo sie konnten<br />
und manchmal in der Not auch mussten.<br />
Rolli Rasser, der in seinen Anfängen<br />
lange zögerte, bevor er seinen<br />
Brotberuf als kaufmännischer Angestellter<br />
aufgab, um sich hauptberuflich<br />
seinem <strong>Theater</strong> widmen zu können,<br />
stand nämlich bald mehr selbst<br />
auf der eignen Bühne, als er es sich<br />
vorgestellt hatte. Er sei nie Schauspieler<br />
gewesen, behauptet er jedenfalls<br />
heute noch, und wer seine Entwicklung<br />
während <strong>Jahre</strong>n beobachtet hat,<br />
kann nur staunen über soviel Bescheidenheit.<br />
Tatsache ist, dass er im eigenen<br />
Haus bald sein eigenes Aushängeschild<br />
wurde und ein Bühnentalent<br />
entwickelte, das anfänglich vielleicht<br />
nicht besonders nuanciert war, aber<br />
über eine enorme Ausstrahlungskraft<br />
verfügte. Vermutlich ist es ausgerechnet<br />
seinem mangelnden schauspielerischen<br />
Ehrgeiz zu verdanken, der ihn<br />
vor der Versuchung bewahrte, mit angelernten<br />
Mitteln brillieren zu wollen,<br />
die ihm nicht angemessen schienen.<br />
Rolli Rasser wirkte in jeder Rolle so,<br />
als ob er sich mit grösstem Vergnügen<br />
selbst zuschauen würde.<br />
Unverschämt<br />
Ob als Tänzer, Sänger oder Sprecher<br />
kokettierte er immer ziemlich unverschämt<br />
mit der Ironie als bekennender<br />
Nicht-Schauspieler, einen Schauspieler<br />
auf der Suche nach seiner Rolle<br />
spielen zu können. Das machte ihn<br />
komisch und echt zugleich: echt komisch<br />
eben, wie das nur wenige können;<br />
am ehesten, um ganz hoch zu<br />
greifen, an Danny Kaye erinnernd. Was<br />
hat er im Laufe der <strong>Jahre</strong> in den Eigenproduktionen<br />
des Hauses nicht alles<br />
gespielt: in den Basler Revuen, den<br />
Pfyfferli, in der Rolli Rasser-Show,<br />
mit wechselnden Partnern auf der Märchenbühne<br />
und in Singspielen nach<br />
Vorlagen von Molière und Offenbach,<br />
aber immer unter dem gleichen Re-<br />
«Dankbar und mit Zärtlichkeit erinnere ich mich an<br />
meine Auftritte im <strong>Fauteuil</strong>! In diesem und im nächsten<br />
Jahr bin ich in der Wildnis verschollen... Aber<br />
wenn mich der Hafer sticht, und ich Zivilisation und<br />
eine schöne kleine Bühne brauche, dann sage ich<br />
rechtzeitig Bescheid!»<br />
Reinhard Mey<br />
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