50 Jahre Theater Fauteuil
Jubiläumsbroschüre Fauteuil
Jubiläumsbroschüre Fauteuil
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<strong>50</strong> JAHRE
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Theater</strong> <strong>Fauteuil</strong>, Spalenberg 12, Postfach, 4001 Basel<br />
<strong>Theater</strong>kasse: Tel. 061 261 26 10<br />
Büro: Tel. 061 261 26 11 | Fax 061 261 26 45<br />
briefkasten@fauteuil.ch | www.fauteuil.ch<br />
Redaktion<br />
Christian Platz, 4057 Basel<br />
Autoren<br />
Christian Platz<br />
Hans-Peter Platz<br />
Rolf Lansky<br />
Andy Strässle<br />
-minu<br />
Realisation und Produktion<br />
Spalentor Verlag AG, 4013 Basel<br />
Druck<br />
Sprüngli Druck AG, 5612 Villmergen<br />
Illustrationen und Fotos<br />
Illustration Umschlag: Roland Gazzotti, Basel<br />
2 Irène Zurkinden | 7, 12 Fredi Zumkehr | 15 Walter<br />
Häusermann | 19 Pino Covino | 21 J. Zimmermann | 28<br />
tischendorf productions | Süddeutscher Rundfunk,<br />
Hugo Jehle | 29 Christian Altorfer, Norbert Schulze |<br />
38 Susann Schimert Ramme | 40 Pino Covino | 42<br />
Mimmo Muscio | alle andern Bilder: Archiv <strong>Theater</strong><br />
<strong>Fauteuil</strong>, Basel
VORWORT<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fauteuil</strong> am Spalenberg<br />
Liebes <strong>Fauteuil</strong>-Publikum,<br />
wir freuen uns, Sie zur <strong>50</strong>. <strong>Theater</strong>saison<br />
am Spalenberg begrüssen zu dürfen.<br />
Vor einem halben Jahrhundert eröffnete<br />
unser Vater, Roland Rasser, das<br />
<strong>Fauteuil</strong>. Seither ist in diesem Haus<br />
unendlich viel geschehen: Gastspiele,<br />
Eigenproduktionen, Konzerte, Talkshows,<br />
TV-Aufzeichnungen, Schnitzelbängg<br />
und vieles mehr gingen über die<br />
Bühne. Unzählige Künstlerinnen und<br />
Künstler, Regisseurinnen und Regisseure<br />
haben ihr Herzblut am Spalenberg<br />
vergossen. Generationen von Zuschauerinnen<br />
und Zuschauern haben<br />
auf den Stühlen gesessen – auf den<br />
Stühlen, die in unserem <strong>Theater</strong> immer<br />
schon von besonderer Bedeutung<br />
waren – und sich hoffentlich amüsiert<br />
oder zum Nachdenken angeregt gefühlt.<br />
Unsere beiden <strong>Theater</strong>, das <strong>Fauteuil</strong><br />
und das Tabourettli, erhalten keine<br />
staatlichen Subventionen. Umso mehr<br />
danken wir an dieser Stelle Ihnen –<br />
unserem treuen Publikum – für Ihre<br />
Treue und Ihr Interesse. Ohne Sie<br />
gäbe es heute am Spalenberg keine<br />
fünfzigjährige <strong>Theater</strong>geschichte zu<br />
feiern!<br />
Dieses Jubiläumsheft präsentiert ausgesuchte<br />
Sternstunden, Anekdoten<br />
und schöne Erinnerungen aus der<br />
Geschichte des <strong>Theater</strong>s. Keineswegs<br />
erhebt es einen Anspruch auf Vollständigkeit,<br />
sonst wäre es wohl dicker<br />
als das Basler Telefonbuch geworden.<br />
Wir freuen uns nun auf eine Jubiläums-Saison,<br />
die wir mit Ihnen, liebe<br />
Zuschauerinnen und Zuschauer, so<br />
richtig feiern und geniessen wollen.<br />
Herzlichst,<br />
Ihre<br />
Caroline Rasser<br />
Caroline Rasser und Claude Rasser leiten die <strong>Theater</strong> am Spalenberg<br />
in der zweiten Generation.<br />
Claude Rasser<br />
1
<strong>50</strong> JAHRE FAUTEUIL<br />
Das Plakat der Basler Revue des<br />
<strong>Jahre</strong>s 1976 wurde von Irène Zurkinden<br />
gezeichnet. Heute dient die<br />
Zeichnung als Logo des Gönnervereins<br />
‹FauTabou›.<br />
2
INHALT<br />
Vorwort: <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fauteuil</strong> am Spalenberg 1<br />
Standort Spalenberg 4<br />
Die Rasserbande 7<br />
Roland Rasser oder die Geschichte einer <strong>Theater</strong>familie 8<br />
Vier Generationen auf den Brettern,<br />
zwei Generationen am Steuer 14<br />
Eigenproduktionen 21<br />
Verehrte F – F (<strong>Fauteuil</strong>-Freunde) 22<br />
Gastspiele 27<br />
Collage mit legendären Bühnenkünstlern 28<br />
Vorhang auf für die Unvergessenen 30<br />
Märchen 31<br />
Phasen des Staunens 32<br />
Architektur 35<br />
Anders und verrückt 36<br />
The next Generation 39<br />
«Die Verbindung zur Stadt ist stark und tief.» 40<br />
Spielplan Jubiläumssaison 45<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>? Von -minu 46<br />
Besucherzahlen der letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> 48<br />
Bekannte Personen aus dem In- und Ausland, die eine Beziehung zum<br />
<strong>Theater</strong> am Spalenberg haben, gaben für diese Jubiläumsbroschüre kurze,<br />
persönliche Statements über das <strong>Fauteuil</strong> und über die Familie Rasser.<br />
Diese Aussagen führen wie Wegmarken durch die Broschüre.<br />
3
<strong>50</strong> JAHRE FAUTEUIL<br />
Standort Spalenberg<br />
Die Rasser-<strong>Theater</strong> gehören zum Erscheinungsbild<br />
des Spalenbergs, eines<br />
‹Berges›, der seinerseits zum Basler<br />
Selbstverständnis gehört. Die Basler<br />
Altstadt ist eine Gegend, die durchaus<br />
reich an Bergen ist. Man könnte direkt<br />
annehmen, dass die Baselstädterinnen<br />
und -städter veritable Bergbauern und<br />
-bäuerinnen sein müssten.<br />
Von diesem Gedanken ausgehend<br />
schrieb Hans Peter Hort 1974 diesen<br />
eingängigen, fröhlichen Liedtext über<br />
den Spalenberg. Die mitreissende<br />
Musik dazu schrieb Hans Moeckel.<br />
Das Lied wurde zu einem der Hits der<br />
ersten Basler Revue, die im Jahr 1974<br />
Premiere hatte. ‹Dr Spaalebärg duruff›<br />
ist eine kleine Hymne an Basel, ein<br />
Lied, das allen, die es hören, mit Garantie<br />
noch einige Zeit nachläuft. An<br />
der diesjährigen Jubiläums-Basler<br />
Revue wird dieser Ohrwurm neben<br />
anderen <strong>Fauteuil</strong>-Klassikern natürlich<br />
auch wieder aufgeführt.<br />
Dr Spaalebärg duruff<br />
vom Hans Peter Hort<br />
Noodlebäärg<br />
Koolebäärg<br />
Haasebäärg<br />
Kloosterbäärg<br />
Stapfelbäärg<br />
Minsterbäärg<br />
Schlisselbäärg<br />
Säägibäärg<br />
Stainebäärg<br />
Spaalebäärg<br />
Aubäärg<br />
Haibäärg<br />
De mainsch, das Baasel<br />
mies e richtig Bäärgdoorf syy<br />
e son e Huffe Bäärge<br />
het s in dääre Stadt am Ryy.<br />
De mainsch, dr Baasler<br />
mies e rächte Bäärgbuur syy<br />
e son e Huffe Bäärge het s<br />
– z Baasel an mym Ryy.<br />
Doch alli andere Bäärge<br />
iberstraalt nur aine<br />
e son e wunderscheene Bäärg<br />
git s sunscht e kaine<br />
und glaube Sii uns daas alles nit<br />
no sin Sy so guet und kemme Sy mit.<br />
Dr Spaalebäärg duruff<br />
dr Spaalebäärg durab<br />
bi Rääge, Sunneschyyn<br />
bi Schnee und Pflotsch.<br />
Dr Spaalebäärg duruff<br />
dr Spaalebäärg durab<br />
kunnt alles vom Brofässer<br />
bis zum Dotsch.<br />
Dr Spaalebäärg duruff<br />
dr Spaalebäärg durab<br />
am Moorge, z Midaag<br />
oder z Oobe spoot.<br />
Dr Spaalebäärg duruff<br />
Dr Spaalebäärg durab<br />
wäär doo nit alles<br />
doo nit alles<br />
bummlet<br />
lauft<br />
und goot!<br />
4
<strong>50</strong> JAHRE FAUTEUIL<br />
Der Spalenberg – Ort des Geschehens<br />
5
<strong>50</strong> JAHRE FAUTEUIL<br />
Alfred Rasser<br />
als Professor CEKADETE:<br />
Als Schauspieler war er ein Gigant<br />
mit mächtigem Schattenwurf, der<br />
die Schweizer Kabarettszene nachhaltig<br />
geprägt hat.<br />
6
Roland Rasser<br />
in der ‹Rolli Rasser-Show›:<br />
Alfreds Sohn gab der eidgenössischen<br />
Kabarettszene mit der<br />
Gründung der <strong>Theater</strong> am<br />
Spalenberg eine Heimat in Basel.<br />
7
DIE RASSERBANDE<br />
Roland Rasser oder<br />
die Geschichte einer <strong>Theater</strong>familie<br />
Es war eines jener grossen Basler<br />
Stadtfeuer des 20. Jahrhunderts, die<br />
im Katastrophenrepertoire der mündlichen<br />
Überlieferung überlebt haben.<br />
Eltern erzählten ihren Kinder davon,<br />
und wer sein eigenes Erinnerungsvermögen<br />
belastet, glaubt noch den<br />
Gestank nach verbranntem Gummi<br />
riechen zu können, der damals die<br />
Innenstadt tagelang überlagerte. Am<br />
18. Februar l956, dem Wochenende<br />
unmittelbar vor der Fasnacht, stand<br />
am Nadelberg 25/29 das Lagerhaus<br />
der Speditionsfirma Bronner in Flammen.<br />
Kaum vorstellbar, dass in der<br />
heute so putzig sanierten Basler Altstadt<br />
damals noch Autopneus, Zucker<br />
und Zeitungspapierrollen in grossen<br />
Mengen gelagert werden durften.<br />
Trotz 10000 Kubikmetern Wasser aus<br />
32 Schlauchleitungen konnte das vom<br />
Lagergut ideal versorgte Feuer erst<br />
nach Tagen gelöscht werden. Die<br />
Männer der Berufs- und Bezirksfeuerwehr<br />
mussten sich vorwiegend<br />
auf den Schutz der gefährdeten Liegenschaften<br />
im Bereich Spalenberg<br />
und Imbergässlein beschränken. Bei<br />
einer rekordverdächtigen Temperatur<br />
von 18 Grad unter dem Gefrierpunkt<br />
erstarrte das über Dachgiebel, Hinterhöfe<br />
und Altstadtgassen talwärts abfliessende<br />
Löschwasser zu Eis und<br />
verwandelte die Szenerie in eine bizarre,<br />
auf makabere Art märchenhaft<br />
gefrorene Stadtlandschaft, in der die<br />
massenhaft angelockten Schaulustigen<br />
aus dem Tritt gerieten und mächtige<br />
Eiszapfen kaskadenartig den<br />
Wasserlauf markierten. Am unmittelbar<br />
auf das Brandwochenende folgenden<br />
Fasnachtsmontag war der Spalenberg<br />
kaum begehbar und Basel<br />
hatte mit der ‹eisigen Fasnacht› von<br />
1956 Gesprächsstoff, der über Jahrzehnte<br />
seinen Erinnerungswert bewahren<br />
konnte.<br />
‹dr jung Rasser›<br />
Roland Rasser war damals noch nicht<br />
ganz 24 <strong>Jahre</strong> alt und als Mitbegründer<br />
des ‹Cabaret Gigampfi› dabei,<br />
sich als ‹dr jung Rasser› in der Kleinkunstszene<br />
aus dem wahrhaft hünenhaften<br />
Schattenwurf seines Vaters ins<br />
Bühnenlicht von gemieteten Wirtshaussälen<br />
zu bewegen. Den Traum<br />
von einem eigenen Kleintheater teilte<br />
er allerdings genauso wie sein Temperament<br />
und seine Begabung mit<br />
Vater Alfred, der von seinem grandiosen<br />
Plan, das alte Kino ‹Eldorado› an<br />
der Steinenvorstadt zu einer Rasser-<br />
Bühne zu machen, nur durch gutes<br />
Zureden von wohlmeinenden Freunden<br />
und die fachmännischen Bedenken<br />
seines als Architekt wirkenden<br />
Bruders Max abzubringen war.<br />
Für Roland, der nun auch in diesem<br />
Text respektvoll mit seinem inzwischen<br />
gängigen Markennamen ‹Rolli› bezeichnet<br />
wird, geriet der legendär gewordene<br />
Grossbrand am Nadelberg<br />
von 1956 zum Glücksfall und zum<br />
Geburtshelfer seiner eigenen Legende.<br />
In der Löschwasser geschädigten,<br />
seit dem Mittelalter abenteuerlich<br />
verbauten und vielfach genutzten<br />
Hinterhoflandschaft zwischen Nadelberg<br />
und Spalenberg, stiess der Journalist<br />
Peter Bader bei einer Begehung<br />
mit Behördenvertretern auf einen<br />
ziemlich verkommenen und mit allerlei<br />
Gerümpel angefüllten Gewölbekeller,<br />
der für phantasiebegabte und<br />
romantische Seelen für ein Kellertheater<br />
wie geschaffen schien. Rolli Rasser,<br />
von Peter Bader informiert und<br />
alarmiert, reagierte mit der Spontaneität<br />
und dem Furor des Gelegenheitstäters,<br />
der zwar eine Idee, aber<br />
vor allem kein Geld hatte. Da der Keller<br />
am Spalenberg und die dazugehörenden<br />
Liegenschaften dem Staat gehörten,<br />
galt es zu allererst die Staatliche<br />
Liegenschaftsverwaltung von der<br />
8
1<br />
2<br />
3 4<br />
Zwei Generationen Läppli<br />
1 Alfred Rasser hat den liebenswerten<br />
Soldaten Läppli erfunden.<br />
2 Mit grossem Erfolg hat Roland<br />
Rasser die Läppli-Rolle seines<br />
Vaters weitergeführt.<br />
3 Vater und Sohn gemeinsam im<br />
Zug auf Tournee<br />
4 Diese Widmung hat Alfred Rasser<br />
seinem Sohn Roland 1948 ins<br />
Läppli-Textbuch geschrieben.<br />
9
DIE RASSERBANDE<br />
dringenden Notwendigkeit zu überzeugen,<br />
in Basel ein privates Kellertheater<br />
einzurichten. Rolli Rasser<br />
schaffte es wohl mit der ihm eigenen<br />
Beredsamkeit, die er schon immer mit<br />
einem ansteckenden und einnehmenden<br />
Lachen kontrapunktisch begleiten<br />
und damit entschärfen konnte. Er erhielt<br />
jedenfalls einen Mietvertrag und<br />
konnte sich Onkel und Götti Max,<br />
dem Architekten, als ‹Rolli der Pächter›<br />
präsentieren. Onkel Max und sein<br />
Partner Tibor Vadi planten den Umbau<br />
und versammelten um sich ein<br />
Handwerkerkonsortium, das bereit<br />
war, auf ‹Pump› zu arbeiten: Die anfallenden<br />
Rechnungen konnten innert<br />
zehn <strong>Jahre</strong>n zinsfrei abbezahlt werden.<br />
Am 27. November 1957 war das ‹<strong>Theater</strong><br />
<strong>Fauteuil</strong>› am Spalenberg dann betriebsbereit,<br />
und das Publikum sass anlässlich<br />
der Eröffnungsvorstellung<br />
auf jenen Stühlen, die es als Entgelt für<br />
den Eintritt selbst mitzubringen hatte.<br />
Eine Anti-Institution<br />
Ein Kellertheater war in den <strong>50</strong>er<br />
<strong>Jahre</strong>n eine Art Anti-Institution und<br />
Ausdruck von Lebensstil und Lebensgefühl<br />
der jungen Generation. Rolli<br />
Rasser hatte damals, wie viele seiner<br />
Altersgenossen, alles andere als einen<br />
Lebensplan; man wuchs praktisch in<br />
alles hinein. Die Zeit war dafür günstig.<br />
Auch für den jungen kaufmännischen<br />
Angestellten mit Handelsdiplom<br />
war es leicht, Stellen zu finden und<br />
sie zu wechseln. Die relative Sicherheit,<br />
sein Auskommen zu finden, vergrösserte<br />
den Freiraum für hochfliegende<br />
Gedankenspiele und Alltagsfluchten<br />
in spontane Reiseabenteuer<br />
jenseits von Broterwerb und dauerhaften<br />
Verpflichtungen. Paris und<br />
Südfrankreich belohnten jeden Aufenthalt,<br />
der Existenzialismus offerierte<br />
ein vor allem atmosphärisches Leitbild,<br />
die Kellertheater in den einschlägigen<br />
Quartieren der französischen<br />
Hauptstadt waren ideale Tankstellen<br />
für die Lust auf ein irgendwie geartetes<br />
anderes Leben, und das französische<br />
Chanson lieferte die Musik dazu. Wer<br />
weiss schon, wie viele Kellertheater<br />
damals auch hierzulande in Bars und<br />
Cafés zumindest geplant wurden, wie<br />
viele Träume im fortschreitenden<br />
Gleichmass der Zeit angenehm versandeten,<br />
und wie viele Erinnerungen<br />
daran später auch gut bürgerliche<br />
Lebensläufe nachhaltig und günstig<br />
beeinflussten? Als Rolli Rasser <strong>Theater</strong>besitzer<br />
wurde, hatte er wohl zuallerletzt<br />
an seine eigene Zukunftssicherung<br />
gedacht. 1957 bot ihm sein<br />
<strong>Theater</strong> schlicht die Chance, zumindest<br />
auf Zeit oder so lange es eben<br />
ging, eine ihm angemessene Lebensart<br />
zu erproben. Damit hatte er allerdings<br />
gleichzeitig für viele, die seinerzeit<br />
jung waren, im Basler Untergrund<br />
einen Ort geschaffen, an dem<br />
ihre ambivalenten Lebensgefühle auf<br />
der Kleinkunstbühne ausgedrückt,<br />
zurechtgerückt, kommentiert, besungen,<br />
persifliert und oft auch mit den<br />
Mitteln des Humors relativiert und entgiftet<br />
wurden.<br />
Man kann, selbst älter geworden, nur<br />
subjektiv und entsprechend unvollständig<br />
in Erinnerung rufen, was und<br />
wer alles auf den Bühnen am Spalenberg<br />
im Laufe der Jahrzehnte begeisterte<br />
und bleibende Erinnerungen<br />
hinterliess: Der wunderbare Hanns<br />
Dieter Hüsch etwa, der bereits in der<br />
allerersten Saison auftrat und immer<br />
wieder kam; Alfred Rasser, dem der<br />
Sohn ein Comeback ermöglichte; der<br />
grosse, unerreichte und unbequeme<br />
Helmut Qualtinger; alle deutschsprachigen<br />
Kabarettisten von Werner<br />
Fink und Wolfgang Neuss bis zu Dieter<br />
Hildebrandt und Ursula Herking.<br />
Dimitri, Emil Steinberger, Franz Hohler,<br />
César Keiser und Margrit Läubli<br />
wurden Dauergäste. Es mag heute, in<br />
einer Zeit der fernsehtauglichen und<br />
gagenfördernden Massenauftritte, in<br />
Vergessenheit geraten sein, dass sich im<br />
Kellertheater am Spalenberg auch ein<br />
Reinhard Mey, eine Milva, die Gréco,<br />
Barbara, Léo Ferré, ein Mouloudji,<br />
die Knef oder eine Gisela May wohlfühlten,<br />
und selbst Stars wie Gert Fröbe,<br />
Curd Jürgens, Hans Joachim Kulenkampf<br />
oder Harald Juhnke im <strong>Fauteuil</strong><br />
gerne auf den Brettern der Kleinkunstbühne<br />
mit dem Publikum intim<br />
wurden. Rolli Rasser hat sie alle, und<br />
10
DIE RASSERBANDE<br />
viele andere dazu, nach Basel gebracht,<br />
ihnen budgetbewusst und<br />
freundlich die Gagen gedrückt, ihre<br />
Launen ertragen, sie, wenn nötig, bis<br />
zum Morgengrauen durch die Nacht<br />
begleitet und als guter Gastgeber dafür<br />
gesorgt, dass sie als Freunde wiederkamen.<br />
Enorme Ausstrahlungskraft<br />
Alles wäre wohl nicht möglich gewesen,<br />
wenn der Betrieb von Ehefrau<br />
Charlotte Rasser und seiner Mutter<br />
Adele Rasser nicht tatkräftig mitgetragen<br />
worden wäre. Die Rasserfrauen<br />
sassen an der Kasse, bedienten an der<br />
Pausenbar und halfen, wo sie konnten<br />
und manchmal in der Not auch mussten.<br />
Rolli Rasser, der in seinen Anfängen<br />
lange zögerte, bevor er seinen<br />
Brotberuf als kaufmännischer Angestellter<br />
aufgab, um sich hauptberuflich<br />
seinem <strong>Theater</strong> widmen zu können,<br />
stand nämlich bald mehr selbst<br />
auf der eignen Bühne, als er es sich<br />
vorgestellt hatte. Er sei nie Schauspieler<br />
gewesen, behauptet er jedenfalls<br />
heute noch, und wer seine Entwicklung<br />
während <strong>Jahre</strong>n beobachtet hat,<br />
kann nur staunen über soviel Bescheidenheit.<br />
Tatsache ist, dass er im eigenen<br />
Haus bald sein eigenes Aushängeschild<br />
wurde und ein Bühnentalent<br />
entwickelte, das anfänglich vielleicht<br />
nicht besonders nuanciert war, aber<br />
über eine enorme Ausstrahlungskraft<br />
verfügte. Vermutlich ist es ausgerechnet<br />
seinem mangelnden schauspielerischen<br />
Ehrgeiz zu verdanken, der ihn<br />
vor der Versuchung bewahrte, mit angelernten<br />
Mitteln brillieren zu wollen,<br />
die ihm nicht angemessen schienen.<br />
Rolli Rasser wirkte in jeder Rolle so,<br />
als ob er sich mit grösstem Vergnügen<br />
selbst zuschauen würde.<br />
Unverschämt<br />
Ob als Tänzer, Sänger oder Sprecher<br />
kokettierte er immer ziemlich unverschämt<br />
mit der Ironie als bekennender<br />
Nicht-Schauspieler, einen Schauspieler<br />
auf der Suche nach seiner Rolle<br />
spielen zu können. Das machte ihn<br />
komisch und echt zugleich: echt komisch<br />
eben, wie das nur wenige können;<br />
am ehesten, um ganz hoch zu<br />
greifen, an Danny Kaye erinnernd. Was<br />
hat er im Laufe der <strong>Jahre</strong> in den Eigenproduktionen<br />
des Hauses nicht alles<br />
gespielt: in den Basler Revuen, den<br />
Pfyfferli, in der Rolli Rasser-Show,<br />
mit wechselnden Partnern auf der Märchenbühne<br />
und in Singspielen nach<br />
Vorlagen von Molière und Offenbach,<br />
aber immer unter dem gleichen Re-<br />
«Dankbar und mit Zärtlichkeit erinnere ich mich an<br />
meine Auftritte im <strong>Fauteuil</strong>! In diesem und im nächsten<br />
Jahr bin ich in der Wildnis verschollen... Aber<br />
wenn mich der Hafer sticht, und ich Zivilisation und<br />
eine schöne kleine Bühne brauche, dann sage ich<br />
rechtzeitig Bescheid!»<br />
Reinhard Mey<br />
11
DIE RASSERBANDE<br />
Bühne frei für die Basler Revue 1986/87: Das Ensemble in voller Aktion.<br />
gisseur, der genau wusste, was er von<br />
Rolli Rasser kriegen konnte und was<br />
nicht. Rolf Lansky, Hausregisseur auf<br />
den <strong>Fauteuil</strong>bühnen seit 1974, führte<br />
seinen Direktor und ersten Schauspieler<br />
von Glanzrolle zu Glanzrolle und<br />
hielt ein Ensemble zusammen, in dem<br />
die leider verstorbenen René Besson<br />
und Bernhard Baumgartner mehr als<br />
nur Stichwortgeber waren und die<br />
Elsässerin Colette Greder zur ‹Piaf<br />
vom Spalenberg› wurde. Rolf Lansky<br />
war und blieb als regieführender Zauberer<br />
ein Glücksfall für das <strong>Fauteuil</strong>-<br />
<strong>Theater</strong>, der die kleine Bühne gross<br />
machte. Arth Paul, dem Hauskomponisten<br />
(ebenfalls seit 1974), ist zu<br />
verdanken, dass die Eigenproduktionen<br />
musikalisch erinnerungswürdig<br />
und einige seiner Melodien zu Lokalhymnen<br />
wurden. Aber was bei Eigenproduktionen<br />
publikumswirksam gespielt<br />
und gesungen werden soll, ist auf<br />
gute Texte angewiesen. Rolli Rasser,<br />
der als Multitalent auf der Bühne und<br />
im Betriebsbüro vieles prima konnte,<br />
war als Texter selbst nie zeugungsfähig<br />
und deshalb immer auf gute<br />
Dialektautoren angewiesen. Schon das<br />
‹Cabaret-Gigampfi› war 1963 nicht<br />
nur, aber auch an Textschwäche eingegangen.<br />
Zwar konnte Rolli Rasser<br />
für die ersten Basler Revuen immer<br />
auf den textgewohnten ‹Bappe› zählen,<br />
der ihm bereits die Eröffnungsrede<br />
anlässlich der <strong>Fauteuil</strong>-Taufe<br />
schrieb, und auch der begnadete Basler<br />
Dialektlyriker und Schnitzelbänkler<br />
Max Afflerbach schrieb Liedtexte,<br />
die zu Klassikern wurden, aber erst<br />
mit den verlässlichen Hausautoren<br />
Hanspi Rittmann und Walter Probst<br />
sowie dem schreibenden Ensemblemitglied<br />
Bernhard Baumgartner, mit<br />
seiner Erfahrung aus der Zeit des<br />
Baselbieter ‹Cabaret Chriesipfäffer›,<br />
konnten die Eigenproduktionen erfolgreich<br />
in Serie gehen. Und als dann<br />
1976 das Ensemble die Dialekt-Operette<br />
‹Offenbach am Spalebärg› auf die<br />
Bühne stemmte, und Alfred Rasser,<br />
trotz zunehmenden Altersbeschwerden,<br />
als neureicher Gärtnermeister ‹Goschebach›<br />
noch einmal alle Register<br />
seines Könnens mit ungebrochenem<br />
Elan ziehen durfte, wurde damit zwar<br />
nicht der erwartete Publikumserfolg<br />
erzielt, aber das Team um Rolli<br />
Rasser spielte und sang sich auf ein<br />
Niveau, das in <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n <strong>Fauteuil</strong>-<br />
Geschichte wohl als der Gipfelsturm<br />
bezeichnet werden darf. Der Kreis<br />
einer guten und folgenreichen Vater-<br />
Sohn-Beziehung schloss sich für Rolli<br />
Rasser, als er mit seiner Interpretation<br />
des ‹Läppli› den Bühnenbeweis lieferte,<br />
dass Alfred Rassers grandioser,<br />
nationaler Anti-Held als Schweizer<br />
Klassiker spielbar bleibt. Dass dieser<br />
12
DIE RASSERBANDE<br />
überzeugend eigenständige ‹Läppli›<br />
in Basel mehrere <strong>Jahre</strong> lang vor ausverkauften<br />
Haus und auf einer langen<br />
Schweizertournee ebenso erfolgreich<br />
gespielt werden konnte, hat Rolli<br />
Rasser endlich doch noch von seinen<br />
eigenen schauspielerischen Fähigkeiten<br />
überzeugen können und ihm<br />
gleichzeitig auch zur kaum mehr erhofften<br />
finanziellen Unabhängigkeit<br />
als ‹Pensionär› verholfen. Schön und<br />
verdient ist das auch, aber es eignet<br />
sich nicht zum ‹Happy End›: Da Ca-<br />
roline Rasser, die Tochter, und Claude<br />
Rasser, der Sohn, das <strong>Fauteuil</strong>, das<br />
Tabourettli und den Kaisersaal inzwischen<br />
weiterführen, wird der <strong>50</strong>.<br />
Geburtstag des ‹<strong>Fauteuil</strong>-<strong>Theater</strong>›<br />
schlicht zum Jubiläum in der fortschreitenden<br />
Geschichte einer aussergewöhnlichen<br />
Familienbande in der<br />
dritten Generation.<br />
Hans-Peter Platz<br />
«Mit diesem exklusiv<br />
gemalten Bild feiere<br />
ich <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Fauteuil</strong>.»<br />
Dimitri<br />
13
DIE RASSERBANDE<br />
Vier Generationen auf den Brettern,<br />
zwei Generationen am Steuer<br />
«Mein Vater hat immer von der Rasser-Bande<br />
gesprochen. Das ist seine<br />
Beschreibung unserer Familie. Meiner<br />
Meinung nach ist sie treffend», sagt<br />
Caroline Rasser. Und wer möchte ihr<br />
widersprechen. Vier Generationen der<br />
Familie Rasser haben bis heute auf den<br />
Brettern des <strong>Fauteuil</strong> agiert. Die Leitung<br />
der <strong>Theater</strong> am Spalenberg 12<br />
befindet sich momentan in den Händen<br />
der zweiten Rasser-Generation.<br />
Die Schweizer Kleintheater- und Kabarett-Szene<br />
wurde von dieser Familie<br />
entscheidend geprägt.<br />
Die Bühne, die Schauspielerei, das<br />
Engagieren von Künstlerinnen und<br />
Künstlern, die Probenarbeit mit Regisseuren,<br />
Musikern, Darstellern, die<br />
Betreuung von gastierenden Stars –<br />
das ist die eine Seite der Medaille.<br />
Die andere Seite ist nicht annähernd<br />
so spektakulär, aber eben absolut unentbehrlich:<br />
abrechnen, buchen, Werbemittel<br />
verschicken, den Vorverkauf<br />
betreuen… Die Arbeit hinter den<br />
Kulissen im weitesten Sinne.<br />
Der <strong>Theater</strong>clan:<br />
Von Generation zu Generation<br />
springt der <strong>Theater</strong>funke über:<br />
Caroline, Manon, Roland und<br />
Claude Rasser v.l.n.r.<br />
14
DIE RASSERBANDE<br />
Am Spalenberg 12 hat die Familie<br />
Rasser immer beides gemacht, das<br />
Haus auf der künstlerischen und der<br />
geschäftlichen Seite rundum bewirtschaftet:<br />
So kam wohl die geschlossene,<br />
über all die <strong>Jahre</strong> immer erkennbare<br />
und unverwechselbare Qualität<br />
der rasserschen <strong>Theater</strong>betriebe zustande.<br />
Die Spalenberg-Oma<br />
Niemand kam an ihr vorbei, ohne am<br />
Ende einen Spielplan von <strong>Fauteuil</strong> und<br />
Tabourettli in den Händen zu haben.<br />
Sie war die Spalenberg-Oma: Adele<br />
Rasser, eine Frau, die alles gab – und<br />
von ihrer Umgebung auch alles verlangte.<br />
Bis zu ihrem Tod im Jahr 2003<br />
wollte Adele immer ganz genau wissen,<br />
was in den <strong>Theater</strong>betrieben lief.<br />
Mit weit über achtzig war sie noch als<br />
Briefträgerin in Sachen <strong>Fauteuil</strong> und<br />
Tabourettli unterwegs: Bis in die<br />
Breite hinaus hat sie höchst persönlich<br />
Spielpläne in Briefkästen geworfen.<br />
Noch im hohen Alter hat sie nachts<br />
eigenhändig in der Stadt plakatiert.<br />
Am Spalenberg haben sie alle gekannt:<br />
40 <strong>Jahre</strong> lang hat sie hier gewohnt,<br />
hat für die Künstler, die im<br />
<strong>Fauteuil</strong> und im Tabourettli gastierten,<br />
gekocht und immer die Werbeversand-Kuverts<br />
für die <strong>Theater</strong> eingepackt.<br />
Caroline Rasser: «Auch dabei<br />
war sie unerbittlich. Sie konnte das 16<br />
Adele Rasser: Die Spalenberg-Oma<br />
15
DIE RASSERBANDE<br />
Stunden am Tag machen. Claude und<br />
ich haben ihr als Teenies jahrelang<br />
dabei geholfen. Das waren jeweils<br />
strenge Ferienjobs.»<br />
Versorgung, Verpflegung, managen,<br />
Vorverkauf und Abendkasse betreuen,<br />
Oma Adele hatte es im Griff. Caroline<br />
Rasser: «Sie hat alles selbstbewusst<br />
angepackt. Ob sie sich um die <strong>Theater</strong>betriebe<br />
gekümmert oder Au-Pair-<br />
Mädchen vermittelt hat – zum Beispiel<br />
an Liz Taylor –, alles wurde mit<br />
vollem Einsatz angepackt. Sie war<br />
wohl, schon bevor es diesen Begriff<br />
überhaupt gab, eine emanzipierte Frau<br />
im besten Sinne des Wortes.»<br />
Immer hat Adele Rasser ihre Familie<br />
mit Lebensmitteln und Haushaltsgegenständen<br />
versorgt. Claude Rasser:<br />
«Ich habe all die Reservenkäufe bis<br />
heute nicht aufgebraucht.» Die unvergleichliche<br />
Spalenberg-Oma war ein<br />
enorm starker Motor im Gehäuse des<br />
rasserschen <strong>Theater</strong>hauses.<br />
Der Gigant<br />
Über den Mann, der Adele – ledig<br />
hiess sie übrigens Schnell – 1932 geheiratet<br />
hat, wurde schon viel geschrieben.<br />
1976 stand Alfred Rasser (1907<br />
–1977) in der herrlichen Rolle des<br />
Herrn Goschebach zum letzten Mal auf<br />
der Bühne des <strong>Fauteuil</strong>, an der Seite<br />
seines Sohnes Roland, in der Produktion<br />
‹Dr Offebach am Spalebärg› (Regie:<br />
Rolf Lansky). Generationen von<br />
Schweizern kannten und liebten Alfred<br />
Rasser als Läppli, den Schweizer<br />
Schweijk, einen helvetischen Ur-<br />
Typus.<br />
Nicht nur als Künstler hat Alfred<br />
Rasser an der Geschichte der Schweiz<br />
mitgewebt, sondern auch als Politiker:<br />
Von 1967 bis 1975 sass er für den<br />
Landesring im Nationalrat.<br />
Als Schauspieler und Kabarettist war<br />
Alfred Rasser ein Gigant. Unzählige<br />
Bühnenproduktionen wurden mit ihm<br />
und durch ihn zum Erfolg. Auch hat<br />
er in über 25 Filmproduktionen mitgespielt.<br />
Dieser charismatische Mann<br />
mit seinem zärtlich-aberwitzigen Humor<br />
hat der Schweizer <strong>Theater</strong>szene<br />
auf seinem Gebiet ungeheuer wichtige<br />
Impulse gegeben.<br />
Der Gründer<br />
Roland, der Sohn von Adele und<br />
Alfred Rasser, wurde 1932 geboren.<br />
1957 hat Rolli Rasser das <strong>Fauteuil</strong> gegründet.<br />
<strong>Jahre</strong>lang hat er die <strong>Theater</strong>betriebe<br />
am Spalenberg geleitet –<br />
und sie zu einer eigentlichen Basler<br />
Institution gemacht. Auf der Bühne<br />
und im Hintergrund hat Rolli Rasser<br />
den Charakter dieser <strong>Theater</strong>betriebe<br />
geprägt und stetig gepflegt.<br />
In diesem Jubiläumsheft zur fünfzigsten<br />
Saison im <strong>Fauteuil</strong> befindet sich<br />
ein ausführliches Portrait – geschrieben<br />
von Hans-Peter Platz – über den<br />
charismatischen <strong>Fauteuil</strong>-Gründer.<br />
Charlotte Rasser<br />
Die Mutter<br />
1968 hat Roland Rasser seine Frau<br />
Charlotte, geborene Beck, geheiratet,<br />
die Mutter von Caroline und Claude<br />
Rasser. Roland und die 1941 geborene<br />
Charlotte, Cha-Cha genannt, lernten<br />
sich an einem Fest kennen. Vor ihrer<br />
Ehe war Charlotte Primarlehrerin in<br />
16
DIE RASSERBANDE<br />
Schaffhausen und in Basel gewesen.<br />
Caroline Rasser: «Unsere Mutter hat<br />
immer mitgearbeitet, noch heute nimmt<br />
sie rege Anteil am Geschehen hier am<br />
Spalenberg.»<br />
Auch heute arbeitet sie sieben Monate<br />
im Jahr für den Familienbetrieb. Sie<br />
hat jahrelang die Kasse der <strong>Theater</strong><br />
betreut – und vor drei <strong>Jahre</strong>n die Umstellung<br />
auf Computer mitgemacht.<br />
Claude Rasser: «Unsere Mutter ist<br />
immer noch sehr am Tagesbetrieb interessiert.»<br />
Sie hatte zwar nie grosse Bühnenambitionen,<br />
<strong>Fauteuil</strong>-Kenner erinnern<br />
sich aber an sie – als Nachrichtensprecherin<br />
in den verflossenen <strong>Fauteuil</strong>-<br />
Apéros der siebziger <strong>Jahre</strong>n.<br />
Die <strong>Theater</strong>frau<br />
Adele und Charlotte haben tüchtig<br />
hinter den Kulissen gewirkt – und<br />
damit vieles bewirkt. Auch Caroline<br />
Rasser (geboren 1971) kennt alle<br />
Facetten des Betriebs am Spalenberg<br />
12, den sie inzwischen seit gut zehn<br />
<strong>Jahre</strong>n mit ihrem Bruder zusammen<br />
leitet. Doch diese Rasser-Frau hat es<br />
auf die Bühne gezogen. Mit Macht.<br />
Caroline Rasser: «Schon in der<br />
Schule hatte ich Interesse an der<br />
Schauspielerei. Wenn ich in einem<br />
Schultheater eine Rolle spielte, habe<br />
ich das sehr ernst genommen und<br />
mich auch auf kleinste Auftritte ganz<br />
seriös vorbereitet. Von Anfang an.»<br />
Das tut sie noch heute.<br />
Caroline Rasser mit Ensemble im Dialektlustspiel ‹Liebi per Computer›<br />
17
DIE RASSERBANDE<br />
Für ihre Schauspielausbildung ist<br />
Caroline Rasser ins Ausland gezogen,<br />
auch um nicht von den Erwartungen,<br />
die mit ihrem Familiennamen verbunden<br />
sind, erdrückt zu werden.<br />
Sie war an der ‹Ecole d`Art Dramatique›<br />
in Paris, kurz an der ‹Scuola Dimitri›<br />
und dann am berühmten ‹Lee<br />
Strasberg <strong>Theater</strong> Institute› in New<br />
York.<br />
Grössere Rollen in <strong>Fauteuil</strong>-Märchen,<br />
Rollen in Dialektkomödien, Basler<br />
Revue und HD Läppli formten ihren<br />
Background – genauso wie Rollen in<br />
Shakespeare- oder Arthur-Miller-<br />
Dramen.<br />
jeweilige Rolle konzentrieren und habe<br />
nicht die Verantwortung für die ganze<br />
Produktion wie im <strong>Fauteuil</strong>. Bei zeitlichen<br />
Kollisionen von Dreharbeiten<br />
und <strong>Fauteuil</strong>-Produktionen geniesst<br />
das <strong>Fauteuil</strong> aber immer erste Priorität».<br />
Privat geniesst Caroline gerne<br />
ein zurückgezogeneres Dasein mit ihrer<br />
Tochter Manon (11), die inzwischen<br />
auch schon auf der Märchenbühne<br />
des <strong>Fauteuil</strong> gestanden hat, und ihrem<br />
Lebenspartner.<br />
Manon spielte vor kurzem im Tapferen<br />
Schneiderlein im <strong>Theater</strong> <strong>Fauteuil</strong><br />
eine Tierrolle. Dies hat beim Rasserclan<br />
Tradition, schon Claude und<br />
Caroline Rasser standen im Kindesalter<br />
als Einhorn und Wildsau auf der<br />
Märchenbühne am Spalenberg.<br />
Manon hatte grosse Freude am<br />
<strong>Theater</strong>einsatz. Caroline Rasser sagt<br />
dazu: «Doch wir wollen hier nichts<br />
forcieren und schon gar nichts prophezeien!»<br />
Heute steht die <strong>Fauteuil</strong>-Chefin regelmässig<br />
als Ensemblemitglied im eigenen<br />
Haus auf der Bühne. Caroline<br />
Rasser ist auch ein bekanntes Gesicht<br />
am Fernsehen: Das begann mit drei<br />
Moderationsjahren beim Kinomagazin<br />
‹CloseUp› bei Teleclub, ging mit<br />
der Rolle als Komtesse im Kirch-Vierteiler<br />
‹Scarlett› weiter, und es folgten<br />
verschiedenste Rollen in Schweizer<br />
TV-Serien und TV-Filmen sowie einige<br />
Moderationen beim Schweizer<br />
Fernsehen. Vor allem die Dauerrolle<br />
der bissigen Eliane über drei <strong>Jahre</strong> in<br />
der Sitcom ‹Fertig lustig› von Charles<br />
Lewinsky machte sie national bekannt<br />
und generierte ein grosses Medienecho.<br />
Caroline Rasser: «Ich geniesse<br />
es, in anderen Projekten zu spielen,<br />
da kann ich mich ganz auf die<br />
Märchenhafte Schnappschüsse einer <strong>Theater</strong>familie: Caroline Rasser und<br />
ihre Cousine Olivia als Kinder mit dem Einhorn-Märchenkostüm (links),<br />
Claude Rasser auf dem Schoss seines Vaters Roland, der als tapferes<br />
Schneiderlein kostümiert ist (rechts).<br />
18
DIE RASSERBANDE<br />
Wirtschaftsmann –<br />
und Märchenprinz<br />
Er habe wirklich keine grossen schauspielerischen<br />
Ambitionen, stellt Claude<br />
Rasser sofort klar. Doch als Bühnenheld<br />
begeistert er seit <strong>Jahre</strong>n ein aufmerksames<br />
Publikum: Ein junges<br />
Publikum, das ihn auch öfter mal auf<br />
der Strasse erkennt und anspricht.<br />
Claude Rasser spielt heute nämlich<br />
jene Rollen in den traditionellen Märchen<br />
des <strong>Fauteuil</strong>, in die einst sein<br />
Vater Roland regelmässig geschlüpft<br />
ist. Claude Rasser: «Mir liegen eben<br />
vor allem die interaktiven Rollen.<br />
Figuren, die auf die Kinder im Publikum<br />
zugehen und mit ihnen in einen<br />
Dialog treten. Er ist der Prinz im<br />
Froschkönig…und der Mann der Wirtschaft<br />
im Büro der rasserschen <strong>Theater</strong>betriebe,<br />
einer der sich mit Statistiken<br />
auskennt und genau rechnet.<br />
Das ist kein Wunder, schliesslich hat<br />
Claude Rasser Wirtschaft studiert und<br />
mit einem lic. rer. pol. abgeschlossen.<br />
«Seit meiner Teenagerzeit war ich eigentlich<br />
immer hier im Büro oder im<br />
<strong>Theater</strong>. Deshalb bin ich froh, dass<br />
ich Wirtschaft studiert habe. Gleichzeitig<br />
muss ich aber sagen, dass ich<br />
nie so ein richtiges Studentenleben geführt<br />
habe, weil ich einfach immer hier<br />
war», sagt Claude Rasser. Als Co-Chef<br />
der <strong>Theater</strong>betriebe interessiert sich<br />
Claude natürlich auch heute sehr für<br />
«alle betriebswirtschaftlichen Aspekte<br />
Claude Rasser als Hänsel mit der bösen Hexe im Märchenstück nach den<br />
Gebrüdern Grimm<br />
und Abläufe». Claude Rasser ist ein<br />
grosser Sport- , Fussball- und FCB-<br />
Fan. Früher hat er gerne Fussball gespielt,<br />
heute ist er mehr am Rennen.<br />
2006 hat er erstmals eine WM-Bar im<br />
Tabourettli organisiert. Mit Erfolg.<br />
«Das mit den Sport-Ereignissen hat bei<br />
uns sicher Zukunft…», sagt er mit einem<br />
Lächeln.<br />
Christian Platz<br />
19
DIE RASSERBANDE<br />
Revue 2006: Dr Rasser-Clän<br />
von Max Afflerbach<br />
Buurged, Meeriaa, Saaresyy<br />
sinn em Daig sy Dynastyy.<br />
Doch mir finde nääbebyy<br />
daas ka jo nit alles syy.<br />
S isch in Baasel an mym Ryy<br />
au dr Rasser-Clän derbyy!<br />
Mir sinn e Famyylie vo <strong>Theater</strong>-Verruggte.<br />
Dr Alfred als Theophil Läppli us Buckte<br />
isch my Groossbabbe gsi und sy Soon dr Rolli.<br />
Au äär drifft mit ganz tolle Rolle ins Volli!<br />
Wäär isch doch nit alles scho, küsst vo dr Muuse,<br />
bi s Rassers in <strong>50</strong> Joor yyne und uuse:<br />
Arche Nova, Gigampfi, Rotstift, Kaspar Fischer,<br />
dr Kaktus, d Insterburg und d Schyybewischer.<br />
Ruedi Walter und Rainer und Morath und Geiler<br />
sinn unerraicht gsi als Pointevertailer.<br />
Dr Hanns Dieter Hüsch isch nach linggs uuse driftet,<br />
dr Georg Kreisler dä het Duube vergiftet.<br />
Dr Dimitri het mit sym Klapp-Liigestuel grunge<br />
und Les Quatre Barbus als Chansonniers gsunge.<br />
Dr Emil mit em Kinderwaage kunnt nie ans Zyyl.<br />
Dr Cäs Kaiser deelifooniert zwai Stund nach Boswil.<br />
S mache d Mummeschanz und au dr Hohler Franz mit;<br />
sy ‹Totenmüggerli› isch no hitte e Hit.<br />
Als Määrli-Figuur het, me kaa das nur loobe,<br />
dr ‹Hotzeplotz› sich no ins Rampeliecht gschoobe.<br />
D Edith Piaf het laider im <strong>Fauteuil</strong> nie gsunge,<br />
fir si isch d Colette Greder in d Lugge denn gsprunge.<br />
Y due voll Bewundrig an d Adele dängge,<br />
wie si an dr Theke duet Cüpli usschängge.<br />
Si sitzt an dr Kasse, duet Byylljee verkaufe.<br />
Het s Lääbe lang gluegt, dass dr Laade duet laufe.<br />
Gestatte Si miir, dass ych stolz uff si bi…<br />
sy isch immerhii jo au myy Groosmamme gsi!<br />
De kasch si kuum zelle, die Protagonischte,<br />
die Sänger und Myyme und Cabarettischte,<br />
wo sich bi’r Rassersche Sippe scho zaigt hänn<br />
und <strong>50</strong> Joor doo uff dr Biini vernaigt hänn.<br />
Doch neierdings ändret sich au bi uns s Klima:<br />
Gardi Hutter, Duo Fischbach, Dieter Nuhr, Marco Rima,<br />
und dr Massimo Rocchi duet s Häärz uns erwaiche<br />
mit sym Äuä Äuä als Marggezaiche.<br />
Au d Acapickels die mischle sich dryy<br />
als Byspiil vo wybliger Schizophrenie.<br />
Dr Lorenz Keiser zieht alli Regischter.<br />
Und jo nit vergässe wämmer au d Geschwister Pfister.<br />
Und wemmer am Spaalebärg d Vorfasnacht teschte,<br />
isch s Pfyfferli zwyyfellos ebbis vom Beschte.<br />
Buurged, Meeriaa, Saaresyy<br />
sinn em Daig sy Dynastyy.<br />
Doch au mir sinn do am Ryy<br />
scho sytt <strong>50</strong> Joor derby.<br />
Und voll Freud und Euphorie<br />
stimme mir in Juubel yy,<br />
und hoffe gäärn, es däät in Rassers hailige Halle<br />
die Jubileeums Basler Revue alle gfalle!<br />
Dieser herrliche Dialekt-Text wurde von Megge Afflerbach,<br />
der in vielen <strong>Jahre</strong>n viele Texte fürs <strong>Fauteuil</strong> verfasst<br />
hat, für die Jubiläums-Basler Revue 2006 Caroline Rasser<br />
auf den Leib geschrieben.<br />
20
Trio ‹infernal› der alten <strong>Fauteuil</strong>-Eigenproduktionen: Bernhard Baumgartner,<br />
René Besson und Roland Rasser<br />
21
EIGENPRODUKTIONEN<br />
Verehrte F – F! (<strong>Fauteuil</strong>-Freunde)<br />
Rolf Lansky: Hausregisseur<br />
Die Direktion des Hauses bat mich,<br />
einen persönlichen Rückblick auf die<br />
Eigenproduktionen der <strong>Jahre</strong> 1974–<br />
1996 zu Papier zu bringen. Dieser<br />
Aufforderung kam ich natürlich gerne<br />
nach und lieferte ein vollständiges<br />
Szenario unserer gemeinsamen Arbeit<br />
mit allen Namen und philosophischen<br />
Hintergründen im Büro ab.<br />
Der Text gefiel, aber er war viel zu<br />
lang. Meine Liebe zum Detail war mit<br />
mir durchgegangen. Jetzt musste ich<br />
also selbst das tun, was ich als Regisseur<br />
jahrelang meinen Autoren angetan<br />
hatte: Streichen!!<br />
Hier also die Kurzversion meines<br />
‹Werkes›. (Wer darin seinen Namen<br />
oder den Namen seines Lieblingsdarstellers,<br />
-autors usw. vermisst, möge<br />
sich bitte bei der ‹hohen› Direktion<br />
beschweren.)<br />
Rückblicke!<br />
74 – 96<br />
In dem vor kurzem erschienenen<br />
Erinnerungsband ‹Rolf Lanskys<br />
wahre Geschichte(n)› beschreibt meine<br />
Frau als Autorin den Beginn meiner<br />
dritten Basler Karriere auf Seite<br />
230 folgendermassen:<br />
«Rolf fährt in seine Wahl-Heimat<br />
Basel und besucht eine Vorstellung in<br />
Roland Rassers ‹<strong>Theater</strong> <strong>Fauteuil</strong>›. In<br />
der Pause geht er in dessen Garderobe<br />
und erkundigt sich nach seinem<br />
Wohlergehen. Roland ist hocherfreut,<br />
ihn zu sehen und fragt ihn prompt, ob<br />
er nicht Zeit und auch ein bisschen<br />
Lust habe, in seinem <strong>Theater</strong> eine<br />
Revue zu machen.<br />
Um es kurz zu machen: Rolf inszeniert<br />
noch vor Beginn seiner Probenarbeit<br />
in Mannheim nicht nur die<br />
erste ‹Basler Revue›, sondern auch<br />
als Weihnachtsmärli ‹Das tapfere<br />
Schneiderlein›.<br />
Die Pressestimmen zur Basler Revue<br />
überschlagen sich:<br />
«…eine möglich gemachte Unmöglichkeit!<br />
…Ein vitales Lebenszeichen<br />
einer längst totgeglaubten legitimen<br />
Bühnensparte: der Schmunzel- und<br />
Lach-Revue. …Sie lohnt jeden<br />
Besuch.»<br />
Mit dieser ‹1. Basler Revue› (Ausstattung:<br />
H. Leupin) wird der Grundstein<br />
gelegt für eine – mit einigen Unterbrechungen<br />
– über drei Jahrzehnte<br />
andauernde Gasttätigkeit Rolfs in<br />
Basel.»<br />
Und auf Seite 239 heisst es weiter:<br />
«Nach dem großen Erfolg der 1.<br />
Basler Revue Ende 1974 war es aber<br />
auch längst beschlossene Sache, dass<br />
dies keine Eintagsfliege bleiben würde.<br />
Roland Rasser wollte jedoch nicht<br />
riskieren, dass sich die Revue – gäbe<br />
es eine alljährliche Neuauflage – zu<br />
schnell abnützen würde, und so<br />
beschloss er, einen Zweijahres-Turnus<br />
einzuführen.<br />
Sozusagen als Pendant zum grossen<br />
‹Monster-Drummeli› und dem ‹Charivari›<br />
wurde als dritte Basler Vorfasnachtsveranstaltung<br />
das ‹Pfyfferli› ins<br />
Leben gerufen, das abwechselnd mit<br />
der Revue jeweils Ende des <strong>Jahre</strong>s bis<br />
kurz vor der Fasnacht gespielt werden<br />
sollte.<br />
Das erste Basler Pfyfferli geht am 17.<br />
Februar 1976 über die Bühne.»<br />
Das ist jetzt also 30 <strong>Jahre</strong> her. Das<br />
‹<strong>Fauteuil</strong>› war gerade mal 20 und da-<br />
22
EIGENPRODUKTIONEN<br />
mit grossjährig geworden, und Roland<br />
entschloss sich deshalb, auch für<br />
die Grossen einen märchenhaften<br />
Spielplan auf die Beine zu stellen.<br />
Die jährlichen Weihnachtsmärchen<br />
gab es ja schon lange; sie waren ein<br />
fester Bestandteil des Repertoires und<br />
wiederholten sich in siebenjährigem<br />
Turnus. Selbstverständlich durfte ich<br />
auch die inszenieren und ein bisschen<br />
auffrischen. Der Text wurde gekürzt,<br />
die Spielszenen ausgebaut und die<br />
Dekorationen neu und attraktiv gestaltet.<br />
Geni Goll als Bühnenbildner<br />
freute sich, Adele sah ihren Sohn<br />
bereits im Schuldturm infolge meiner<br />
Verschwendungssucht.<br />
Mit Bernhard Baumgartner als Autor<br />
nahmen wir auch die früher schon riskierten<br />
Versuche moderner Märchenund<br />
Kinderstücke wieder auf und<br />
kreierten kurz nach dem 1. Pfyfferli<br />
einen ‹Hans im Glück› für drei Darsteller<br />
mit Roland in der Titelrolle.<br />
Dann konnten wir Alfred Rasser überreden,<br />
noch einmal in einer neuen<br />
Rolle vor sein Publikum zu treten,<br />
und produzierten die 1. Spalenberg-<br />
Operette ‹dr Herr Goschebach losst<br />
bitte!› im Bühnenbild von Herbert<br />
Leupin.<br />
Die Zusammenarbeit mit Alfred war<br />
ein reines Vergnügen. Leider blieb es<br />
die Einzige.<br />
Die zweite Revue ‹d’ Mäss› mit Bildern<br />
von C. Piatti erblickt das Licht<br />
der Welt genau so wie das 2. Pfyfferli,<br />
für die Kinder wagten Bernhard<br />
und wir den ‹Bärenhäuter› als Schattenspiel,<br />
und im damals noch winzigen<br />
Tabourettli unternahmen wir erstmals<br />
den Versuch, Texte von Alfred<br />
ohne ihn aufzuführen; Texte, die er<br />
sich selber auf den Leib geschrieben<br />
hatte. Sabine und Roland Rasser präsentierten<br />
– von Arth Paul grossartig<br />
unterstützt – das Erinnerungsprogramm:<br />
‹Das het dr Babbe gschriibe›.<br />
Apropos Paul! Man sagt immer, dass<br />
es für eine persönliche Karriere wichtig<br />
ist, als richtiger Mann im richtigen<br />
Moment am richtigen Ort zu sein.<br />
Nun, für eine produktive Gemeinschaft<br />
gilt das noch viel mehr. So wie<br />
ich damals Roland über den Weg lief,<br />
als er sich eben entschlossen hatte,<br />
eigene grosse Produktionen zu wagen,<br />
so erschien Arth Paul plötzlich auf der<br />
Bildfläche wie ein Deus ex Machina.<br />
Hans Moeckel, der die Musik zur ersten<br />
Revue geschrieben hatte – ein<br />
grosser Teil davon waren seine alten<br />
berühmten Hits – konnte nicht alle<br />
Vorstellungen vom Klavier aus leiten.<br />
Paul sprang ein, kam an, blieb und<br />
wurde die Grundlage der Erfolge aller<br />
folgenden musikalischen Werke.<br />
Doch weiter<br />
in der Chronologie<br />
Im Dezember 1978 die dritte – ‹die<br />
ganz neyi Basler Revue› – mit<br />
Bildern von I. Zurkinden, im Sommer<br />
1979 ‹Das kalte Herz›, wieder als<br />
Schattenspiel, und im Januar 1980<br />
das 3. Pfyfferli.<br />
Lange schon spukte in unseren Köpfen<br />
die fixe Idee vom Ensemble-Kabarett.<br />
Die Parallele von der Gartenbauausstellung<br />
‹Grün 80› zu einer<br />
fiktiven ‹Grau 90› erschien geschäfts-<br />
«An das <strong>Fauteuil</strong> habe ich nur beste<br />
Erinnerungen. Einmal wurde ich<br />
dort von 100’000 Fans empfangen!<br />
Ich war so stolz! Allerdings war an<br />
diesem Tag auch noch der FC Basel<br />
Pokalsieger geworden. Das wird seinen<br />
Teil zur Begeisterung beigetragen<br />
haben...»<br />
Dieter Nuhr<br />
23
EIGENPRODUKTIONEN<br />
1976: Herr Goschebach im ‹Offenbach am Spalenberg› war Alfred Rassers<br />
letzte grosse Rolle.<br />
mässig halbwegs erfolgsversprechend,<br />
und noch im gleichen Jahr<br />
schoben wir auf der Minibühne im 1.<br />
Stock eine Klassiker-Wiederbelebung<br />
nach. Offenbachs pulsierende Melodien<br />
wurden mit aktuellen Texten auf<br />
alte Themen zu neuem Leben erweckt:<br />
‹La vie baloise› mit Colette Greder,<br />
Bernhard Baumgartner und Michael<br />
Birkenmeier, nebst Arth Paul an der<br />
Harfe(!).<br />
Neue Texte auf bestehende Melodien<br />
zu schreiben, ist für Autoren eine<br />
schwierige, aber normale Arbeitsweise.<br />
Einen barocken Klassiker in<br />
eine moderne Form zu giessen, ist da<br />
schon eine andere Sache. Nachdem<br />
Lux (wie Walter Probst von allen<br />
genannt wurde) mit mir gemeinsam<br />
den ‹Goschenbach› zur abendfüllenden<br />
Operette umgeschrieben hatte,<br />
machten wir uns jetzt daran, Molières<br />
‹Eingebildeten Kranken› zu einem<br />
Basler Musical umzugestalten. Im<br />
Dezember 1980 war Premiere, Rudi<br />
Ruf spielte die Titelrolle, und die viel<br />
geschmähte ‹Chemische› bot uns<br />
wieder mal eine ideale Angriffsbasis.<br />
Im nächsten Jahr erfüllte sich mein<br />
lang ersehnter Traum. Roland ermöglichte<br />
uns, Jura Soyfers Kabarett-<br />
Drama ‹Der Lechner-Edi schaut ins<br />
Paradies› zu aktualisieren und als ‹Dr<br />
Bebbi luegt ins Paradys› auf die<br />
Bühne zu bringen. Die Ausstattung<br />
übernahm Mario Grasso. Unvergesslich<br />
René Besson als abgebauter<br />
24
EIGENPRODUKTIONEN<br />
Computer, der die Protagonisten in<br />
einer Zeitreise bis zurück ins Paradies<br />
führt.<br />
Die menschlichen Hauptpersonen<br />
Colette und Bernhard wuchsen immer<br />
mehr zu einem künstlerischen Paar<br />
zusammen, und im März 1982 – direkt<br />
nach dem 4. Pfyfferli – beginnen ihre<br />
Auftritte als Kabarett-Duo im Tabourettli<br />
mit der Produktion ‹Kai Zyt,<br />
Staizyt›. Es folgen in den <strong>Jahre</strong>n darauf:<br />
‹Dr Komet kunnt› (wieder nach<br />
einem Stück von Jura Soyfer) und als<br />
letztes ‹Ab uff d Insle› (alle Texte von<br />
Bernhard Baumgartner, Musik von<br />
Alain Veltlin).<br />
Roland fungiert jeweils als Produzent.<br />
Die 4. Revue macht ihren Weg. Das 5.<br />
Pfyfferli findet sein Publikum. Im<br />
Oktober 1985 aber wird die eigentlich<br />
fällige nächste Revue durch eine kleine<br />
Unverschämtheit ersetzt. Im immer<br />
noch winzigen Tabourettli (die<br />
Umbaupläne haben sich wieder verzögert)<br />
startet Roland eine Superone-man-Show<br />
mit allen technischen<br />
Raffinessen, die damals zugänglich<br />
waren; Titel: ‹Rolli Rasser-Show›.<br />
Das 6. Pfyfferli startet im Januar 1986,<br />
im Dezember dieses <strong>Jahre</strong>s wird zum<br />
30. Jubiläum eine ‹Jubiläums-Revue›<br />
den Jubiläums-Irrsinn auf die Schippe<br />
nehmen, und ein Jahr später ist es<br />
dann endlich so weit; der Umbau ist<br />
fertig. Das ‹Neue Tabourettli› steht<br />
als schönstes Kleinkunsttheater Europas<br />
parat, und wir starten ein echtes<br />
Ensemble-Kabarett mit der Wiederbelebung<br />
des legendären ‹Kaktus› von<br />
Vater Alfred.<br />
Ein Kabarett mit Konsumation; die<br />
Darsteller fungieren vor der Vorstellung<br />
als Kellnerinnen und Kellner.<br />
Das Publikum sitzt… im 1. Jahr noch<br />
nicht ganz sicher auf den neuen hochmodernen<br />
Calatrava-Stühlen, aber es<br />
amüsiert sich offenbar königlich. Ein<br />
voller Erfolg bis auf die Stühle! Sie<br />
werden sicherheits-technisch verändert,<br />
und darum heisst das nächstjährige<br />
Kabarett-Programm: ‹Jetzt sitze<br />
Si guet›.<br />
Im <strong>Fauteuil</strong> hat sich das 7. Pfyfferli<br />
inzwischen in ein Handlungs-Kabarett<br />
verwandelt, und präsentiert sich à<br />
la West-Side als ‹Rhy-Side-Story›.<br />
Das Jahr 1989 bringt nochmals eine<br />
Märchen-Novität: ‹Die Basler Stadtmusikanten›<br />
in der Ausstattung von<br />
Mica Verkerk, und im Tabourettli<br />
übernehmen die weiblichen Ensemblemitglieder<br />
das Regiment. Sie<br />
schreiben und spielen als ‹Kaktusblüten›<br />
ein reines Frauenprogramm.<br />
Ich darf – als Stichwortgeber – mitspielen.<br />
Dann aber – im Herbst 1989 – ist es<br />
so weit. <strong>Jahre</strong>lang wurde darüber<br />
diskutiert: Kann man das? Soll man<br />
das? Darf man das? Man darf!<br />
Der überwältigende Erfolg gab uns<br />
Recht. Die Basler – und nicht nur sie<br />
– empfingen den neuen alten ‹Läppli›<br />
wie einen lange vermissten, verlorenen<br />
Sohn. Der Erfolg des ‹HD› brachte<br />
die Struktur unseres Spielplanes<br />
durcheinander. Das nächstfällige Pfyfferli<br />
fiel aus. Wir spielten den ‹Läppli›<br />
in der ganzen deutschsprachigen<br />
Schweiz. Bernhard und Colette, die in<br />
der Produktion frei waren, nutzten die<br />
Zeit und brachten im Dezember 1990<br />
noch einmal ein Zweier-Programm<br />
unter dem Titel ‹Was wämmer no<br />
meh› heraus.<br />
Im Januar 1992 startete das 8.<br />
Pfyfferli, und im Dezember 1992<br />
nahm die 6. und vorläufig letzte ‹Basler<br />
Revue› den Werbe-Wahnsinn auf<br />
die Schippe. Meine Tätigkeit am<br />
<strong>Fauteuil</strong> neigte sich ihrem – vorläufigen!<br />
– Ende zu. Noch einmal durfte<br />
ich verschwenderisch aus dem Vollen<br />
schöpfen, und statt des üblichen Sieben-Personen-Standard-Weihnachtsmärlis<br />
den Kindern eine Ausstattungs-Show<br />
auf die Bühne zaubern:<br />
‹Schneewittli und die siibe Zwärgli›.<br />
Endlich durfte auch Geni Goll – der<br />
Unersetzliche – seiner Fantasie freien<br />
Lauf lassen.<br />
Und dann verabschiedete ich mich in<br />
den – wie ich glaubte – wohlverdienten<br />
Ruhestand mit einem letzten, dem<br />
9. Pfyfferli.<br />
Die Ruhe hielt allerdings nicht lange<br />
an; auch Roland wollte sich mit<br />
Aplomb verabschieden und benötigte<br />
dazu Bernhards und meine Hilfe.<br />
Im Herbst 1996 betritt er als ‹Demokrat<br />
Läppli› in einer aktualisierten<br />
25
EIGENPRODUKTIONEN<br />
Neufassung zum letzten Mal die<br />
Bretter, die nicht nur für ihn die Welt<br />
bedeuten. Danach überträgt er seinen<br />
beiden Kindern Caroline und Claude<br />
die Leitung der ‹Rasser-<strong>Theater</strong>› und<br />
geniesst seitdem sein Rentnerdasein.<br />
Im Gegensatz zu mir!<br />
Denn diese beiden ‹Kinder› haben es<br />
anno 2001 tatsächlich geschafft, mich<br />
mit 2 Produktionen – ‹E Summernachts-Sex-Komödie›<br />
und ‹Ärnscht<br />
muess me syy› –, denen ich nicht<br />
widerstehen konnte, erneut an mein<br />
einstiges Betätigungsfeld zu locken.<br />
Zu den geplanten 2 Inszenierungen<br />
haben sich in der Zwischenzeit noch<br />
3! Pfyfferlis gesellt, und die Vorbereitungen<br />
zur Wiederaufnahme der<br />
‹Basler Revue› und zum ‹Pfyfferli<br />
2007› (allerdings mit der tatkräftigen<br />
Unterstützung des jungen Regie-<br />
Kollegen Martin Schurr) sind in vollem<br />
Gange.<br />
Auf der letzten Seite 291 des eingangs<br />
erwähnten Buches bin ich mit<br />
der neuen <strong>Theater</strong>leitung abgebildet,<br />
und unter dem Foto steht der Satz:<br />
«Rolf Lansky – 77 <strong>Jahre</strong> alt, und<br />
(k)ein bisschen müde!?»<br />
2002: Eine der neuen Eigenproduktionen<br />
nach Woody Allens ‹A Midsummer Night’s Sex Comedy›<br />
Ich hoffe, auch Sie nicht ermüdet zu<br />
haben mit meinen Spalenberg-Erinnerungen<br />
und verbleibe für die nächsten<br />
… <strong>Jahre</strong><br />
Ihr ‹alter› Rolf Lansky<br />
26
Ruedi Walter, Heinz Bühlmann und Inigo Gallo in ‹de Huuswart› im <strong>Fauteuil</strong><br />
27
2<br />
3<br />
1<br />
4<br />
1 Mani Matter<br />
2 Gardi Hutter<br />
3 Walter Roderer<br />
4 Publikums-Magnet ‹Caveman›<br />
5 Geschwister Pfister<br />
6 Hanns Dieter Hüsch<br />
7 Ursus und Nadeschkin<br />
8 César Keiser und Margrit Läubli<br />
9 Samy Molcho<br />
5<br />
28
6 7<br />
8 9<br />
29
GASTSPIELE<br />
Vorhang auf für die Unvergessenen<br />
Die Spalenberg-Bühnen waren immer<br />
auch dies: Eine Plattform für Kleinkünstler,<br />
Mimen, Pantomimen, Kabarettisten,<br />
Komiker, Sänger, Barden,<br />
Jazzer – und sogar Legenden. Auch<br />
waren sie immer veritables Sprungbrett<br />
für grosse Karrieren. Künstlerinnen<br />
und Künstler bekamen und<br />
bekommen hier einen Scheinwerfer,<br />
einen soliden Bretterboden und eine<br />
familiäre Betreuung, die viele von ihnen<br />
nie vergessen: Einige Schlaglichter<br />
auf die unzähligen Gastspiele<br />
in den <strong>Theater</strong>n der Familie Rasser.<br />
«Dank genialen Mitarbeitern wird auf<br />
dieser Bühne das Unmögliche möglich»,<br />
sagte Emil Steinberger einst zur<br />
Basler Zeitung. Kabarett-Legende<br />
Walter Roderer erinnerte sich folgendermassen:<br />
«Roland Rasser hat meine<br />
grosse Angst vor dem Basler Publikum<br />
mit allen Mitteln verscheucht,<br />
und heute zählen die Basler zu meinen<br />
besten Zuschauern.» Franz Hohler ist<br />
1965 das erste Mal im <strong>Fauteuil</strong> aufgetreten.<br />
Er begann gerade seine Karriere<br />
und erinnert sich daran, wie fröhlich<br />
es im <strong>Fauteuil</strong> immer zuging, so dass<br />
er sogar sein Lampenfieber und den<br />
engen Terminplan vergessen konnte.<br />
Geplant war ja etwas anderes gewesen:<br />
Eigentlich hätte die Bühne vom Cabaret<br />
‹Gigampfi› mit Paulette Robin,<br />
Dolly Goeltz, Paul Göttin, René Steinbach<br />
und Roland Rasser bespielt werden<br />
sollen. Nach dessen Auflösung<br />
holte der frischgebackene <strong>Theater</strong>direktor<br />
Rolli Rasser jedoch erst einmal<br />
Luft und organisierte Gastpiele.<br />
Wagnis und Pioniergeist<br />
Und was für ein mächtiger Atem das<br />
noch werden sollte: Nicht nur schrieben<br />
wirklich fast alle grossen Namen<br />
aus dem Schweizer Kabarett- und <strong>Theater</strong>feld<br />
ihre Namen hinten auf die<br />
Bühnenwand des <strong>Fauteuil</strong>. Margrit<br />
Rainer, Ruedi Walter, César Keiser,<br />
Margrit Läubli, Kaspar Fischer waren<br />
genauso Stammgäste wie Samy Molcho<br />
oder ein in seinen Anfängen noch<br />
ganz exotischer Pantomime namens<br />
Dimitri. Aus vielen Ansätzen, die im<br />
<strong>Fauteuil</strong> präsentiert wurden, entwickelten<br />
sich später ganze künstlerische<br />
Richtungen: Schliesslich wurde die<br />
Truppe ‹Mummenschanz› sogar weltberühmt,<br />
was die Künstler aber keineswegs<br />
davon abhielt, dem <strong>Fauteuil</strong><br />
die Treue zu halten.<br />
Die Unvergessenen<br />
Die Versuchung ist gross – bei allem<br />
Pioniergeist und all den Wagnissen,<br />
die der Rasser-Clan am Spalenberg<br />
unternommen hat, – zu sagen: Wer im<br />
<strong>Fauteuil</strong> auftritt, der kommt irgendwann<br />
mal ganz gross raus. Und dann<br />
bleiben sie eben alle auch als Stars<br />
der Basler Kleinbühne treu. Massimo<br />
Rocchi spielt hier, auch wenn er locker<br />
grosse Säle füllen kann. Zarah Leander<br />
ist eine ganz spezielle Erinnerung<br />
am Spalenberg. Marco Rima etwa hat<br />
hier ebenfalls ein Sprungbrett gefunden,<br />
genauso wie einst Hanns Dieter<br />
Hüsch, dessen intellektuelles Kabarett<br />
dann eigentlich eine weitere eigene<br />
Richtung erschuf.<br />
Heimspiel<br />
Besondere und unvergessliche Heimspiele<br />
feierte am Spalenberg immer<br />
Alfred Rasser mit seinen eigenen<br />
Programmen, doch auch die Müncher<br />
Lach- und Schiessgesellschaft, der<br />
Schauspieler Gerd Fröbe, Insterburg<br />
und Co. (mit dem jungen Karl Dall)<br />
und als ganz besonderer Barde der<br />
legendäre Berner Mani Matter (sowie<br />
natürlich seine Troubadouren-Kumpane)<br />
fanden hier eine Art ‹Basler<br />
Heimat›. Wagt man den Zeitsprung<br />
nach vorne, so fehlen weder die Geschwister<br />
Pfister noch das Duo Fischbach,<br />
die Acapickels, Gardi Hutter<br />
oder Lorenz Keiser, der Sohn von<br />
César Keiser. Das sind nun alles<br />
Namen an der Wand, doch sie repräsentieren<br />
– als Mementos – vor allem<br />
unvergessliche Momente. <strong>Theater</strong>momente<br />
eben. A. Strässle/Chr. Platz<br />
30
31<br />
2003: Der gestiefelte Kater
MÄRCHEN<br />
Phasen des Staunens<br />
Die Märchen im <strong>Fauteuil</strong> haben alle<br />
Trends und Ideologien verschiedener<br />
<strong>Theater</strong>epochen und Generationen<br />
überstanden. Noch immer sind sie<br />
Dauerbrenner, noch immer freuen sich<br />
die Kinder und noch immer spielen sie<br />
die Ensembles mit Sorgfalt und Leidenschaft.<br />
Ein Blick hinter die Kulissen:<br />
«Für viele Menschen in der Stadt ist<br />
ein Märchen im <strong>Fauteuil</strong> ihre erste<br />
<strong>Theater</strong>erinnerung», sagt Claude Rasser.<br />
Im Juli in der hochsommerlich<br />
glühenden Innenstadt arbeitet er gerade<br />
daran, die Sprache des Rumpelstilzchens<br />
etwas zeitgemässer zu machen.<br />
Da er nicht ‹gelernter Schauspieler›<br />
sei, kam er eher zufällig durch<br />
seinen Vater Roland Rasser auf die<br />
Bühne und spielt nun seit zehn <strong>Jahre</strong>n<br />
in jeder Produktion mit. Roland<br />
Rasser erzählt dagegen noch von den<br />
Dramen, die sich früher im Hof des<br />
<strong>Fauteuil</strong> abspielten.<br />
«Manche Kinder konnten es nicht fassen,<br />
dass die Vorstellung ausverkauft<br />
war und weinten untröstlich.» Roland<br />
Rasser erinnert sich auch noch an die<br />
Diskussionen in den 70er <strong>Jahre</strong>n, als<br />
man über das ‹<strong>Theater</strong> für Kinder›<br />
diskutierte und dachte, die Grimm-<br />
Klassiker wie Rotkäppchen, Hänsel<br />
und Gretel seien für Kinder nicht geeignet.<br />
Doch die Dialektfassungen<br />
von Jörg Schneider blieben Dauerbrenner.<br />
Experimente mit anderen Stücken<br />
dagegen funktionierten meist schlecht,<br />
da sich das Publikum schlicht die<br />
Klassiker wünschte, diese vermisste.<br />
Lebendige Tradition<br />
«Da hat sich nicht viel geändert»,<br />
erklärt Claude Rassser. Aber dennoch<br />
mache es manche Schauspieler nervös,<br />
für Kinder zu spielen. Die Reaktion<br />
sei viel direkter, er sagt: «Kinder kennen<br />
den höflichen Applaus nicht, sie<br />
reagieren direkt.» Trotzdem unterscheide<br />
sich eine Märchenproduktion<br />
nicht von einer anderen. Die Stücke<br />
würden etwa im sieben-<strong>Jahre</strong>s-Turnus<br />
– eine märchenhafte Zahl – gleich<br />
sorgfältig wie andere Eigenproduktionen<br />
erarbeitet. «Es braucht die gleiche<br />
<strong>Theater</strong>erfahrung, das gleiche Handwerk<br />
und manchmal herrscht bei den<br />
Proben gar noch grössere Unruhe.»<br />
Sicher gebe es Schauspieler, die sich<br />
ernstere Projekte wünschten, doch im<br />
<strong>Fauteuil</strong> sei die Motivation beim eingespielten<br />
Ensemble sehr hoch. «Schon<br />
Regisseur Rolf Lansky und mein Vater<br />
haben die Stücke für Kinder inszeniert.<br />
Es gehört einfach zum <strong>Fauteuil</strong> dazu.»<br />
Kult:<br />
Märchen für Erwachsene<br />
Dass die Vorstellungen für Kinder sehr<br />
ernstgenommen werden, zeigt auch,<br />
dass Regisseur Urs Bosshardt ungefähr<br />
jede zehnte Vorstellung besucht,<br />
um anschliessend das Ensemble auf<br />
allzu grosse Abweichungen hinzuweisen.<br />
«Nach 60 bis 80 Vorstellungen in<br />
einer Saison verändert sich natürlich<br />
einiges», lächelt Claude Rasser. Er<br />
erzählt die Anekdote von einem Ensemblemitglied,<br />
das am Nachmittag<br />
zwei Märchenvorstellungen absolviert<br />
hatte und sich am Abend vor dem<br />
Spiegel am Schminktisch bereits wieder<br />
als Froschkönig schminken wollte,<br />
obwohl als dritte Vorstellung des<br />
Tages eine ganz andere Produktion für<br />
Erwachsene bevorstand.<br />
Auf ähnliche Weise wurde das<br />
Märchen für Erwachsene im <strong>Fauteuil</strong><br />
Kult: Die Abendvorstellung platzte<br />
wegen der Erkrankung eines Darstellers.<br />
Da hatte René Besson die Idee,<br />
nochmals das Märchen vom Nachmittag<br />
zu geben. An diesem Abend<br />
machten die Erwachsenen so begeistert<br />
mit wie die Kinder. So entstand<br />
die Tradition des ‹Märchens für Erwachsene›.<br />
Jedes Jahr, jeweils am 23.<br />
Dezember, spielt das Ensemble eine<br />
Märchenvorstellung am Abend. Ein<br />
Kultanlass, der für die Erwachsenen<br />
Kindheitserinnerungen und Nostalgie<br />
kombiniert und letztlich hohe gesellschaftliche<br />
Bedeutung erlangt hat.<br />
Das erste Stück 1965 hiess ‹Rumpelstilzchen›,<br />
und nach vierzig <strong>Jahre</strong>n<br />
32
MÄRCHEN<br />
«In der Welt der sogenannten<br />
‹Kleinkunstszene› werden Stars<br />
entdeckt und Trends geboren. Als<br />
vor <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n Roland Rasser sein<br />
<strong>Theater</strong> in Basel gründete, war er<br />
für die Schweiz ein Wegbereiter für<br />
die kleinen Bühnen, die viele grosse<br />
Namen hervorgebracht und wichtige Karrieren<br />
gefördert haben. Aber auch Eigenproduktionen bleiben<br />
unvergessen, so Roland Rasser als ‹HD-Soldat<br />
Läppli›. Gerade diese Hommage an Alfred Rasser ist<br />
für mich so bedeutend: Sein Leben und Wirken darf<br />
man nie vergessen, und schon gar nicht seine heldenhafte<br />
Haltung im ‹Cabaret Cornichon›, für das<br />
auch meine Mutter Rose Cohn Texte schrieb. So bin<br />
ich auf ganz besondere Weise mit der Familie Rasser<br />
verbunden. Das <strong>Fauteuil</strong> ist im Basler Kulturangebot<br />
eine besonders wichtige Adresse.»<br />
Arthur Cohn, Filmproduzent, Basel<br />
Experimente oder Neuerungen generell<br />
ausschliessen will Claude Rasser<br />
nicht. Doch letztlich wolle man das<br />
Publikum nicht enttäuschen, und es<br />
bleibe bei über 80 Märchenvorstellungen<br />
pro Saison kaum Raum und<br />
Zeit für Experimente. Und schliesslich<br />
sei es selbst nach all den <strong>Jahre</strong>n<br />
immer noch ein grosser Spass. «Wenn<br />
am Nachmittag etwa Busse aus einer<br />
Schule aus dem benachbarten Ausland<br />
eintreffen und wir spüren, diese<br />
Klassen werden ordentlich einheizen,<br />
dann gibt es im Ensemble diese Unruhe,<br />
die Aufregung, die zum <strong>Theater</strong>spielen<br />
gehört», sagt Claude Rasser<br />
schmunzelnd.<br />
Andy Strässle und Christian Platz<br />
steht ebenfalls wieder der Kobold,<br />
dessen Name magische Kraft besitzt,<br />
auf dem Programm. Für Claude<br />
Rasser ist klar, dass man das Publikum<br />
nicht enttäuschen will. Letztlich<br />
hat sich auch die Konkurrenz anderer<br />
<strong>Theater</strong> und Kleinbühnen, die es zu<br />
Beginn in der Stadt schlicht nicht gab,<br />
kaum auf den Erfolg ausgewirkt.<br />
Co-<strong>Theater</strong>direktorin Caroline Rasser<br />
erklärte es der Basler Zeitung einmal<br />
so: «Wir produzieren und veranstalten<br />
mit Freude für unser Publikum. Ich<br />
finde es toll, in unserem Haus möglichst<br />
vielen Menschen gutes <strong>Theater</strong><br />
und anspruchsvolle Kleinkunst zu<br />
bieten.»<br />
33
MÄRCHEN<br />
Räuber Hotzenplotz (1970), v.l.n.r. Roland Rasser, Bernhard Baumgartner und René Besson<br />
34
Grosser Wurf:<br />
Calatrava stellte den Spalenhof auf<br />
eine transparente Tragkonstruktion.<br />
35
ARCHITEKTUR<br />
Anders und verrückt<br />
Nach einem Brand 1956 überschwemmt<br />
Löschwasser den Keller<br />
des Spalenhofs am Spalenberg. Daraus<br />
entsteht die zündende Idee, den<br />
ehemaligen Käsekeller als <strong>Theater</strong> zu<br />
nutzen. Dreissig <strong>Jahre</strong> später, 1986,<br />
erlebt <strong>Theater</strong>direktor Roland Rasser<br />
erneut turbulente Momente: Das<br />
Gebäude aus dem 13. Jahrhundert<br />
musste von Grund auf sorgfältig renoviert<br />
werden.<br />
Roland Rasser wirbelt herum, auf der<br />
engen Treppe drängen sich Leute und<br />
2<strong>50</strong> von ihnen tragen einen Stuhl bei<br />
sich. Noch bevor erstmals der Vorhang<br />
am 27. November 1957 im neuen<br />
‹théâtre fauteuil› hoch geht, sorgt die<br />
Bestuhlung des <strong>Theater</strong>saals nicht nur<br />
für ein lebendiges Chaos, sondern vor<br />
allem für Schlagzeilen, sogar bis nach<br />
Deutschland. Bei der Premiere des<br />
Gigampfi-Programms ‹Pscht wytersage›<br />
bringt das Publikum Stühle als<br />
Eintrittskarten mit. Zwei Männer in<br />
Anzug und Hut wuchten gar ein geblümtes<br />
Plüschsofa die Treppe ins<br />
umgebaute Kellergewölbe hinunter.<br />
Die charmante Aktion sorgt für<br />
Furore und bringt den <strong>Theater</strong>direktor,<br />
der später am Abend ja noch als<br />
Schauspieler auf der Bühne stehen<br />
wird, ins Schwitzen. 2<strong>50</strong> Leute drängen<br />
sich mit Stuhl in einen Raum, der<br />
letztlich nur Platz für 160 Menschen<br />
bietet.<br />
Begonnen hat alles im Februar 1956:<br />
Nach einer Feuersbrunst stand der<br />
Keller im Spalenhof am Spalenberg<br />
12 unter Wasser. Das brachte die Presseleute<br />
Noldi Köng und Peter Bader,<br />
die den ‹elementaren Schaden› besichtigten,<br />
auf die Idee, <strong>Theater</strong> passe<br />
doch vorzüglich in den grossen<br />
Keller, in dem zuvor Käse eingelagert<br />
gewesen war. Roland Rasser hatte die<br />
Nerven und gründete für sein Cabaret<br />
Gigampfi das ‹théâtre fauteuil›.<br />
Zwar geht die Gigampfi-Gruppe mit<br />
«Das ‹<strong>Fauteuil</strong>› ist winzig. Das gilt<br />
zweitens für seine Bühne und erstens<br />
für seine Finanzen. Hier dreht man<br />
den Rappen nur deshalb nicht zweimal<br />
um, weil für so ausladende<br />
Bewegungen auf den Brettern, die<br />
die Kleinkunstwelt bedeuten, gar<br />
kein Platz ist. Wer also für dieses <strong>Theater</strong> ein Stück<br />
schreibt, muss wissen, dass hier eigentlich gar nichts<br />
möglich ist. Oder noch ein bisschen weniger. Zum<br />
Glück wird dieser Nachteil aber durch einen Vorteil<br />
ausgeglichen: Das ‹<strong>Fauteuil</strong>› ist winzig. Weil man<br />
hier weder Platz noch Geld hat, muss die Fantasie<br />
einspringen. Und die ersetzt mit Leichtigkeit<br />
Prospekte, Maschinen und Subventionen. Und deshalb<br />
ist zum Glück des Stückeschreibers im<br />
‹<strong>Fauteuil</strong>› immer alles möglich. Und noch ein bisschen<br />
mehr.»<br />
Charles Lewinsky<br />
36
ARCHITEKTUR<br />
Paulette Robin, Dolly Goeltz, Paul<br />
Göttin, René Steinbach, René Besson<br />
und Roland Rasser nach einem Jahr<br />
getrennte Wege, doch dafür beginnen<br />
die Gastspiele, die von Hanns Dieter<br />
Hüsch über Emil und Franz Hohler,<br />
Walter Roderer, César Keiser und Margrit<br />
Läubli alle Kabarettisten nach Basel<br />
bringen werden, die in der Schweiz<br />
Rang und Namen haben. Später entsteht<br />
die legendäre Basler Revue, weil<br />
Roland Rasser nicht nur Gastspiele<br />
veranstalten will.<br />
Alles anders<br />
Dreissig <strong>Jahre</strong> später ist alles anders<br />
und wieder steht eine Premiere bevor.<br />
Der <strong>Theater</strong>direktor hat einiges hinter<br />
sich: Schicht für Schicht kam im Spalenhof<br />
Historisches zu Tage. Spuren<br />
eines Umbaus zwischen 1356 und 1420<br />
tauchten auf. Die Architekten stellen<br />
fest, dass sich die Decken teilweise um<br />
40 Zentimeter abgesenkt hatten, wohl<br />
als Folge des Erdbebens im vierzehnten<br />
Jahrhundert. Die Vorzeichen änderten<br />
sich während des Umbaus laufend.<br />
Der damalige Denkmalpfleger Alfred<br />
Wyss sagte: «Unsere Arbeit kann<br />
nicht auf feste Kriterien zählen, mit<br />
denen wir gewissermassen schematisch<br />
vorgehen, sondern sie ist ein Prozess.»<br />
Dieser Prozess war für den Kleintheaterdirektor<br />
Roland Rasser nicht zuletzt<br />
eine Existenzfrage, schliesslich<br />
wollte er mindestens in einem seiner<br />
inzwischen zwei Säle (das Tabourettli<br />
war als kleinere Bühne dazugekommen)<br />
die Saison beginnen können. Dazu<br />
liess sich Roland Rasser noch etwas<br />
Neues einfallen.<br />
Eine Nasenspitze voraus<br />
«Bedingt durch diesen Raum, dieses<br />
neue <strong>Theater</strong>, das durch Santiago<br />
Calatrava kreiert wurde, ist es eigentlich<br />
schon ein neuer Abschnitt, der für<br />
mich anfängt», sagt Roland Rasser<br />
zur Basler Zeitung im Dezember<br />
1987. Der Raum sei «total anders»<br />
geworden und «so verrückt», dass einfach<br />
ein Aufbruch stattfinden müsste.<br />
Mit dem Umbau des Spalenhofs und<br />
Temperamentvoll: Santiago Calatrava und Roland Rasser<br />
der Wiedereröffnung des <strong>Fauteuil</strong> und<br />
Tabourettli verband Roland Rasser<br />
aber noch etwas anderes: «Ich habe<br />
festgestellt, dass wir vor rund dreissig<br />
<strong>Jahre</strong>n, als wir das <strong>Theater</strong> <strong>Fauteuil</strong><br />
gegründet haben, das erste Haus<br />
waren, das Kabarett in einem <strong>Theater</strong>saal<br />
zeigte. Bis dahin gehörte Konsumation<br />
zum Kabarett ganz selbstverständlich<br />
dazu. Und jetzt, dreissig<br />
<strong>Jahre</strong> später, geht die Entwicklung in<br />
die umgekehrte Richtung. Ich hoffe<br />
fest, dass wir den Trend richtig spüren<br />
und der allgemeinen Entwicklung –<br />
wie damals – wieder um eine Nasenspitze<br />
voraus sind.»<br />
37
ARCHITEKTUR<br />
Service inbegriffen<br />
Für die Einweihung entwickelte das<br />
Cabaret Kaktus das Programm ‹Service<br />
Compris›. Dazu erklärte der Regisseur<br />
Rolf Lansky: «‹Service Compris›<br />
soll Abbau von Schwellenangst<br />
in weitgehendem Sinn bedeuten. Wir<br />
gehen herunter und sind hautnah an<br />
unserem Partner, dem Publikum,<br />
dran.» Lanksy sagt, dass die Schauspieler<br />
plötzlich privat Rede und Antwort<br />
stehen müssten, da sie ja die Getränke<br />
servieren würden und man eben<br />
beim Kassieren nebeneinander stünde,<br />
ins Gespräch käme. Nach der ersten<br />
Renovationsphase stiess Ingenieur Santiago<br />
Calatrava, der den S-Bahnhof<br />
Stadelhofen in Zürich konzipiert hatte,<br />
zum Architekten-Team. Dem Spanier<br />
wird es gelingen, die sprichwörtlich<br />
tragfähige Lösung für Spalenhof und<br />
Tabourettli zu kreieren. Die Suche nach<br />
einer ‹eleganten Tragkonstruktion› für<br />
das Haus, welche einerseits den Sicherheitsansprüchen<br />
gerecht wurde, gleichzeitig<br />
jedoch nicht zu klotzig, oder –<br />
wie es bis 1986 im Hochbauamt hiess<br />
– «monströs» wirkte.<br />
Am Ende bestand die Lösung in Form<br />
eines Eis. Als Herz von Calatravas<br />
Konstruktion wurde das silberne Stahlei<br />
zum Symbol für die gelungene Renovation<br />
des Spalenhofs. Calatrava<br />
stellte das Haus auf einen Bock, verteilte<br />
die Lasten der Tragkonstruktion<br />
in die Mitte und schuf damit eine Lösung,<br />
die zur dramatischen Atmosphäre<br />
und dem Grundriss des <strong>Theater</strong>s<br />
passte und Rücksicht auf das historische<br />
Gewölbe nahm. Hell und<br />
modern bleibt das Haus seiner bewegten<br />
Geschichte treu. Doch dem<br />
Schauspieler, Kabarettisten und <strong>Theater</strong>direktor<br />
Roland Rasser, geht es vor<br />
allem um eins: <strong>Theater</strong>. Er sagt vor der<br />
Premiere von ‹Service Compris› mit<br />
dem Kaktus-Ensemble, es sei eine<br />
gute Zeit fürs Kabarett, da es soviele<br />
Themen gebe, die man aufgreifen könne.<br />
«Es ist eine Zeit, in der das Kabarett<br />
auch gebraucht wird. Aber ob es deshalb<br />
ernster genommen wird als früher?»<br />
Andy Strässle<br />
«Im Januar 1972 bin ich erstmals im<br />
<strong>Fauteuil</strong> aufgetreten. Und die vielen<br />
Auftritte die dann folgten, im Tabourettli<br />
und wieder im <strong>Fauteuil</strong>, auch<br />
für Kinder, gehören zum Schönsten<br />
in meinem Leben. Eine grosse<br />
Freundschaft verbindet mich zudem<br />
mit Rolli und Cha-Cha. Seit 1992 bin ich permanent<br />
in Kambodscha und so auch isoliert. Oft auch etwas<br />
verloren. Und vor zwei <strong>Jahre</strong>n besuchte Rolli in<br />
Angkor die Tempelanlagen und stiess zufällig auf<br />
die Affiche vor unserem Spital an der Strasse nach<br />
Angkor (er dachte, wir hätten ‹nur› Kinderspitäler<br />
in Phnom Penh): ‹Today: Beatocello in concert...› und<br />
besuchte mich. Da zog diese ganze schöne Zeit wieder<br />
an mir vorüber, die 20 <strong>Jahre</strong>, in denen ich oft am<br />
Spalenberg zu Gast war. Und wenn ich das <strong>Fauteuil</strong><br />
in der Jubiläumssaison besuchen werde, wird sich<br />
dieser Kreis aufs Schönste schliessen. Wunderbar!<br />
Beatocello (Dr. Beat Richner)<br />
38
Erster Auftritt 1981: Caroline Rasser als Hinterteil des Einhorns, Claude Rasser als Wildsau<br />
und Vater Roland als tapferes Schneiderlein<br />
39
THE NEXT GENERATION<br />
«Die Verbindung zur Stadt<br />
ist stark und tief»<br />
Sie fallen einander gerne ins Wort –<br />
frotzeln und intrigieren familiärfreundschaftlich,<br />
was das Zeug hält:<br />
Wer Caroline und Claude Rasser, die<br />
Betreiber der <strong>Theater</strong> am Spalenberg<br />
in der zweiten Generation, zusammen<br />
in ihrem Büro interviewt, erlebt zeitweise<br />
fast schon so etwas wie eine<br />
Kabarett-Nummer.<br />
«Wir wollen nicht unbedingt, dass<br />
unser Privatleben im Jubiläumsheft<br />
breit gewalzt wird…», hebt Claude an.<br />
Caroline wirft blitzschnell und in<br />
sachlichem Ton ein: «Aber ich habe<br />
doch gerade ein seitengrosses Bikini-<br />
Bild von Deiner neuen Freundin bestellt,<br />
das wir als Starschnitt mit Goldrahmen<br />
zusammen mit einem detaillierten<br />
Lebenslauf und einem intimen<br />
Interview drucken werden.»<br />
Darauf sagt Claude, trocken und todernst:<br />
«Ja. Und darauf folgt eine<br />
Galerie aller Freunde und Männer, die<br />
Du seit der Schulzeit je hattest…»<br />
Plötzlich löst sich die Sache in diesem<br />
typischen ansteckenden Rassergelächter<br />
auf, das gleichsam wirkt, als hätte<br />
der innere Ironiedampf so viel Druck<br />
aufgebaut, dass der Topf nun einfach<br />
explodieren muss…<br />
Freude an der Sache – und die Sache<br />
heisst in diesem Fall natürlich <strong>Theater</strong><br />
und alles, was so dazu gehört– strahlen<br />
die Chefin und der Chef des kleinen,<br />
feinen Basler Kulturhauses am<br />
Spalenberg 12 aus.<br />
Die Wildsau<br />
und das (halbe) Einhorn<br />
Im Primarschulalter haben sie erstmals<br />
auf der Bühne des <strong>Fauteuil</strong> agiert, im<br />
Märchen vom tapferen Schneiderlein:<br />
Claude als Wildsau, Caroline als<br />
Hinterteil des Einhorns. Caroline<br />
Rasser erzählt: «Inzwischen stecken<br />
meine Tochter Manon und fünf ihrer<br />
Freundinnen unter diesen Kostümen –<br />
aber Manon hat es gleich auf Anhieb<br />
zum Vorderteil des Einhorns gebracht<br />
(lacht).»<br />
Im Büro der rasserschen <strong>Theater</strong>betriebe<br />
<strong>Fauteuil</strong> und Tabourettli, das<br />
sich in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
zum Spalenberg – oberhalb eines Bas-<br />
Caroline und Claude Rasser, die <strong>Theater</strong>leitung verkauft Stühle.<br />
40
THE NEXT GENERATION<br />
ler Traditionshauses, das auf Weine<br />
und Spirituosen der gehobenen Klasse<br />
spezialisiert ist – befindet, wird<br />
eben viel gelacht. Und das muss auch<br />
so sein: Der Geist des Gelächters<br />
wohnt, nebst jenem der feineren Geniesser-Alkoholika,<br />
schon lange an<br />
dieser Adresse. Hier werden die Samen<br />
gepflanzt und die Setzlinge gehegt:<br />
Viel Witziges, Geistreiches, Absurdes<br />
– und Geistreich-Absurdes –, das später<br />
am Spalenberg 12 erfolgreich präsentiert<br />
wurde, hat hier schliesslich<br />
seinen Anfang genommen.<br />
Wenn sie alle um den grossen<br />
Arbeitstisch hocken, an dem Caroline<br />
und Claude Rasser wirken, bei einer<br />
ausgedehnten kreativen Sitzung, all<br />
die alten <strong>Fauteuil</strong>-Hasen wie Rolf<br />
Lansky, Arth Paul, Megge Afflerbach,<br />
dann fliegen hier die Ideen und<br />
Pointen durch den Raum, dann werden<br />
Sprüche geklopft, wird intrigiert,<br />
werden aus Spinnereien die Ansätze<br />
zu Szenen, Gags und ganzen Produktionen,<br />
die sich später auf der Bühne<br />
in Fleisch und Blut, Licht und Farbe,<br />
Wort und Ton manifestieren.<br />
Harte Lehrjahre<br />
In diesem Büro haben Caroline und<br />
Claude auch ihre, wie sie selber – wieder<br />
nicht (ganz) ohne Ironie – sagen,<br />
‹harten Lehrjahre› unter Vater Roland<br />
genossen. Lehrstunden in Sachen<br />
<strong>Theater</strong>leitung.<br />
«Als ich in Aarau<br />
Anfang der sechziger<br />
<strong>Jahre</strong> die Kantonsschule<br />
besuchte, hörte ich im<br />
Radio ein Interview mit<br />
Hanns Dieter Hüsch, das<br />
mich faszinierte. Das<br />
Schwere leicht zu sagen,<br />
genau so etwas schwebte mir auch vor. Bedenkenlos<br />
griff ich in meine Taschengeldvorräte und fuhr<br />
nach Basel ins <strong>Fauteuil</strong>, wo er mit seiner ‹Arche<br />
Nova› gastierte.<br />
Dort war ich nicht nur von Hüsch beeindruckt, sondern<br />
auch von der Atmosphäre dieses Kellertheaters<br />
mit seinen bunten Stuhlreihen.<br />
Als ich wenige <strong>Jahre</strong> später im alten Heizungskeller<br />
der Universität Zürich mit meinem ersten Soloprogramm<br />
auftrat, war es für mich klar, dass ich auch<br />
Roland Rasser dazu einlud. Er kam tatsächlich und<br />
setzte alles dran, um mich noch in seine nächste<br />
Saison hineinzubringen.<br />
Die Basler Auftritte wurden trotz der Randdaten ein<br />
Erfolg, und andächtig und ein wenig stolz trug ich<br />
meinen Namen mit Filzstift auf die Wand der<br />
Garderobe ein, zwischen Hanns Dieter Hüsch und<br />
Les Frères Jacques.»<br />
Franz Hohler<br />
41
THE NEXT GENERATION<br />
Viele Leute glauben ja, dass die beiden<br />
wohl echte Spalenberg-Kinder<br />
gewesen sein müssen, aber das war –<br />
wenigstens anfänglich – keineswegs<br />
der Fall. Caroline Rasser: «Wir sind<br />
in Biel-Benken aufgewachsen. Als<br />
kleine Kinder hatten wir eher eine gewisse<br />
Distanz zum <strong>Fauteuil</strong>. Auch war<br />
das <strong>Theater</strong> nicht unbedingt das<br />
dominierende Thema daheim.» Durch<br />
die Märchen-Auftritte habe sie erstmals<br />
intensiv mit dem <strong>Fauteuil</strong> Kontakt<br />
bekommen. Claude: «Da haben<br />
wir auch all die Leute kennengelernt,<br />
René Besson, Bernhard Baumgartner,<br />
Collette Greder…» Caroline: «…und<br />
haben erstmals diese Aufregung und<br />
Freude miterlebt, die es so nur in der<br />
Welt des <strong>Theater</strong>s gibt.»<br />
Zusammen leiten sie die Betriebe<br />
<strong>Fauteuil</strong>, Tabourettli und Kaisersaal<br />
im Spalenhof. Beide stehen sie auf<br />
der Bühne. Caroline als vielseitige<br />
Schauspielerin in den Komödien und<br />
sonstigen Eigenproduktionen des<br />
<strong>Fauteuil</strong>, Claude in den traditionellen<br />
Märchen-Produktionen des Hauses.<br />
Die Arbeit im Hintergrund teilen sie<br />
sich auf – und natürlich haben beide<br />
ihre Spezialitäten: Caroline als ausgebildete<br />
Schauspielerin und <strong>Theater</strong>fachfrau,<br />
Claude als studierter Mann<br />
der Wirtschaft.<br />
Die Rasser-Geschwister lenken die<br />
Geschicke ihres Familienunternehmens,<br />
das zu Basel gehört wie dr Lällekeenig<br />
oder s Läggerli, seit 10 <strong>Jahre</strong>n.<br />
Caroline: «1996 gestalteten wir den<br />
ersten Spielplan. Aber im Grunde war<br />
es ein fliessender Übergang.» Sie<br />
haben die Geschäfte nach und nach<br />
von Vater Roland Rasser übernommen.<br />
Vorher haben sie jahrelang allerlei<br />
Arbeiten im vielseitigen Betrieb verrichtet;<br />
Caroline hat hinter der Garderobe<br />
gearbeitet, Claude als Barmann<br />
gewirkt, zusammen haben sie, unter der<br />
gestrengen Aufsicht von Oma Adele<br />
Rasser, unzählige Versand-Kuverts<br />
für <strong>Fauteuil</strong> und Tabourettli eingepackt.<br />
Sie haben den Familienbetrieb<br />
also von Grund auf kennengelernt.<br />
Alle Aspekte<br />
der <strong>Theater</strong>leitung<br />
Langsam wuchsen Caroline und<br />
Claude in alle Aspekte der <strong>Theater</strong>leitung<br />
hinein. Claude Rasser: «Ich<br />
weiss noch genau, wie Du damals<br />
Deine erste Saison im Tabourettli<br />
gemacht hast…» Caroline Rasser: «Ja,<br />
ja, das war ja auch so eine Art Testlauf.<br />
Dr Babbe hat damals an der Pressekonferenz<br />
gesagt, dass wir dann Ende<br />
Saison schon sehen würden, wer die<br />
höheren Zuschauerzahlen habe…»<br />
Und wieder lachen sie wie verrückt…<br />
1997 haben die Rasser-Geschwister<br />
ihre erste Produktion im <strong>Fauteuil</strong> aufgeführt,<br />
in der sie beide auftraten:<br />
Eine Bearbeitung der ‹Panne› von<br />
Ein frisches Ensemble in Aktion im ‹Pfyfferli›<br />
42
THE NEXT GENERATION<br />
Friedrich Dürrenmatt (Regie: Egon<br />
Karter). «Da haben wir uns natürlich<br />
nach den Ästen gestreckt, gleich mit<br />
Dürrenmatt anzufangen, das war schon<br />
dreist», sagt Caroline heute dazu.<br />
Einige <strong>Jahre</strong> früher schon standen<br />
beide im <strong>Fauteuil</strong> auf der Bühne, einerseits<br />
eben in den Märchenstücken,<br />
andererseits spielte Caroline unter<br />
anderem im Erfolgsschwank ‹Bitte<br />
kai Sex, mer sinn Basler› (Regie<br />
Yvette Kolb). «In Basel hatten wir<br />
damit grossen Erfolg. Später sind wir<br />
dann in Zürich damit aufgetreten, da<br />
war das Interesse etwas kleiner», sagt<br />
Caroline Rasser.<br />
Doch in Basel war dieses Lustspiel<br />
eben ausserordentlich gut gelaufen. In<br />
den ersten <strong>Jahre</strong>n ihrer Leitung brachten<br />
die Geschwister also jedes Jahr<br />
eine musikalische Komödie oder ein<br />
Lustspiel als Eigenproduktion in den<br />
<strong>Fauteuil</strong>-Spielplan. Das Rezept funktionierte.<br />
Pfyfferli und Co.<br />
Claude: «Aber immer wieder sprachen<br />
uns die Leute auf die alten<br />
<strong>Fauteuil</strong>-Produktionen an. Auf die<br />
Basler Revue und das Pfyfferli…»<br />
Caroline: «Am Anfang waren wir<br />
damit sehr vorsichtig. In den ersten<br />
<strong>Jahre</strong>n, in denen wir das <strong>Theater</strong> führten,<br />
starben viele der Ensemblemitglieder<br />
und Autoren, die diese Produktionen<br />
immer wieder so unverwechselbar<br />
gemacht hatten…»<br />
Claude: «Ja, am Anfang gab es viele<br />
tragische Todesfälle und Wechsel.<br />
Und Rolf Lansky, Regisseur dieser<br />
Eigenproduktionen, stand uns eine<br />
Zeit lang nicht zur Verfügung.»<br />
2004 änderte sich das alles. Das<br />
<strong>Fauteuil</strong> produzierte endlich wieder<br />
ein Pfyfferli, mit Rolf Lansky und<br />
Arth Paul – und einem neuen Ensemble,<br />
das sich in den <strong>Jahre</strong>n zuvor entwickelt<br />
hatte. Die Produktion brachte<br />
einen Riesenerfolg – und wurde seitdem<br />
in den Saisonplan des <strong>Fauteuil</strong><br />
gehoben. Claude Rasser: «Endlich<br />
hatten wir wieder ein ausgeglichenes<br />
und vielseitiges Ensemble.» Caroline<br />
Rasser: «Es ist sehr wichtig, dass sich<br />
die Schauspieler im Team gut ergänzen.»<br />
Colette Greder ist in diesem<br />
Ensemble die quicklebendige Verbindung<br />
zu alten <strong>Fauteuil</strong>-Zeiten. Dani<br />
«Entschuldigen Sie, wenn Sie hier<br />
das Wort ‹angefressen› lesen. Aber<br />
der Erfolg über all die <strong>Jahre</strong>, darunter<br />
auch ganz mühsame, kann<br />
nur entstehen, wenn man so angefressen<br />
vom Show-Business ist, wie<br />
Roland Rasser. Er blühte darin auf,<br />
ob auf der Bühne, oder als Organisator. Er hat dem<br />
<strong>Theater</strong> immer wieder neue Impulse gegeben,<br />
erweiterte laufend, auch wenn die öffentliche Hand<br />
nicht mitwirkte. So aber kann er mit Genugtuung<br />
sagen, «habe ich alles selber verdient». Er hat ein<br />
perfektes Haus seinen Kindern übergeben, die ähnliche<br />
Qualitäten aufweisen – es geht weiter,<br />
immer weiter. Bravo!»<br />
Emil Steinberger<br />
43
THE NEXT GENERATION<br />
von Wattenwyl, Colette Studer, Peter<br />
Richner, Urs Bosshardt, Willi<br />
Schraner, Rinalda Caduff, Mirjam<br />
Buess, Caroline Rasser selbst und<br />
einige andere, so sehen die Gesichter<br />
des <strong>Fauteuil</strong> im jungen neuen Jahrtausend<br />
aus. Zum Jubiläum, zur fünfzigsten<br />
Saison, gibt es nun wieder<br />
eine ‹Basler Revue›, eine funkelnagelneue.<br />
Claude Rasser: «Das ist die<br />
aufwändigste Produktion, die wir je<br />
gemacht haben.»<br />
Ein kleines<br />
und ein ganz kleines <strong>Theater</strong><br />
Das Prinzip von Caroline und Claude<br />
Rasser war von Anfang an klar.<br />
Caroline: «Wir wollten unser Stammpublikum<br />
nicht verlieren – und dazu<br />
neues anlocken.» In Sachen Gastspiele<br />
konnten sie einerseits auf<br />
Künstler bauen, die schon lange einen<br />
guten Draht zu <strong>Fauteuil</strong> oder Tabourettli<br />
hatten, andererseits kamen<br />
viele neue dazu. Manche standen<br />
ganz am Anfang ihrer Karriere als sie<br />
bei Rassers auftraten. Heute sind sie<br />
berühmt. Und kommen immer noch.<br />
So ist es auch schon vorgekommen,<br />
dass das <strong>Fauteuil</strong> als Veranstalter die<br />
Komödie oder das Stadtcasino bespielt<br />
hat.<br />
Claude Rasser: «Es ist lustig. Das<br />
Tabourettli ist ja unsere kleinere Bühne,<br />
aber es gibt Künstler, die diesen<br />
Raum, auch wenn sie schon sehr<br />
bekannt sind, bevorzugen.» Das Tabourettli,<br />
einst spektakulär umgebaut<br />
und heute – wie auch das <strong>Fauteuil</strong> –<br />
neu und bequemer bestuhlt, ist die<br />
intime Bühne im Rasser-Haus. Dazu<br />
gibt es am Spalenberg 12 noch den<br />
Kaisersaal, eine Raumhülle für kleinere<br />
Anlässe, die öfter auch vermietet<br />
wird. Während der Fasnacht werden<br />
in allen drei Sälen am Montag und<br />
Mittwoch Schnitzelbängg geboten.<br />
Die breite Basis<br />
In der Stadt Basel haben die Rasser-<br />
<strong>Theater</strong> eine breite Basis. Caroline:<br />
«Das ist wundervoll, und wir spüren<br />
es auch immer wieder. Als wir zum<br />
Beispiel die Neubestuhlung des <strong>Fauteuil</strong><br />
gemacht haben – finanziell einer<br />
der grössten Brocken, die wir anpacken<br />
mussten –, waren wir stark auf<br />
Sponsoren angewiesen. Da hat das<br />
Publikum wie eine Eins dagestanden.<br />
Als wir die alten Stühle verkauften,<br />
gab es diese Riesenwarteschlange.<br />
Auch in solchen Momenten spüre ich,<br />
dass die Verbindung zur Stadt stark<br />
und tief ist.»<br />
Einige Bereiche des Betriebes haben<br />
die Rassers der ‹Next Generation›<br />
modernisiert, vor allem wurde der<br />
Billettverkauf auf EDV umgestellt.<br />
Claude: «Das wurde vorher alles von<br />
Hand gemacht. Jetzt haben wir sogar<br />
den Internet-Vorverkauf, der bestens<br />
genutzt wird.» Eine weitere Gruppe<br />
von nahen Freunden des Hauses am<br />
Spalenberg 12 wird von den Rasser-<br />
Geschwistern ebenfalls mit Freude<br />
betreut, der FauTabou-Verein. Dieser<br />
Förderverein hat über 2<strong>50</strong>0 Mitglieder,<br />
eine formidable Unterstützung.<br />
Nun steht das <strong>Fauteuil</strong> also in seiner<br />
fünfzigsten Saison: Mit Alfred, Roland,<br />
Caroline, Claude und Manon<br />
standen schon vier Generationen Rasser<br />
auf der Kellerbühne im Herzen<br />
Basels. In diesem Keller wurde schon<br />
so viel über die alte Stadt am Rheinknie<br />
gesungen, intrigiert, gelacht.<br />
Basel wurde hier verehrt, kritisiert,<br />
reflektiert, persifliert: Diese kleine<br />
Bühne ist in all den <strong>Jahre</strong>n gleichsam<br />
zu einem Spiegel der alten Stadt<br />
geworden.<br />
Christian Platz<br />
44
SPIELPLAN<br />
Die Jubiläums-Saison:<br />
Ein halbes Jahrhundert <strong>Fauteuil</strong><br />
<strong>50</strong>. Saison 2006/07<br />
Im Zentrum der Jubiläumssaison stehen<br />
die drei <strong>Fauteuil</strong>-Eigenproduktionen:<br />
Darunter natürlich die ‹Basler<br />
Revue› als eigentliche ‹Jubiläumsproduktion<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Theater</strong> <strong>Fauteuil</strong>› an<br />
allererster Stelle. Nachdem in der<br />
Saison 1992/93 die vorerst letzte<br />
‹Basler Revue› über die <strong>Fauteuil</strong>-<br />
Bühne ging, wird dieses musikalische,<br />
kabarettistische und satirische<br />
Unterhaltungsfeuerwerk jetzt zum<br />
Jubiläum wiederbelebt. Neben einigen<br />
unvergessenen Hits vergangener<br />
Tage werden vor allem neue und aktuelle<br />
Nummern, Sketches und Chansons<br />
zu einem einmaligen Showerlebnis<br />
am Spalenberg beitragen.<br />
Zudem wird es natürlich auch wieder<br />
ein ‹Pfyfferli› geben. Seit seiner Wiederaufnahme<br />
im Jahr 2004 hat sich<br />
«das Bijou der Basler Fasnacht» (bz)<br />
binnen kürzester Zeit wieder zur wohl<br />
beliebtesten Basler Vorfasnachtsveranstaltung<br />
entwickelt. Die 53 Vorstellungen<br />
des Jahrgangs 06 waren jedenfalls<br />
alle bereits vor der Premiere restlos<br />
ausverkauft!<br />
Für die kleinen Besucher wird die<br />
<strong>Fauteuil</strong>-Märchenbühne ab Oktober<br />
06 das wunderschöne Dialektmärchen<br />
‹Rumpelstilzchen› aufführen. Die mit<br />
viel Liebe und Sorgfalt inszenierten<br />
und gespielten Kindermärchen – welche<br />
nicht selten über 80 Mal in einer<br />
Saison zur Aufführung kommen –<br />
gehören nun bereits seit 41 <strong>Jahre</strong>n<br />
zum festen Bestandteil eines jeden<br />
<strong>Fauteuil</strong>-Spielplans.<br />
Neben diesen drei Hausproduktionen<br />
werden eine ganze Reihe bekannter<br />
Kabarettisten und Comedians aus<br />
dem In- und Ausland den Jubiläumsspielplan<br />
bereichern. Viele dieser<br />
Künstler waren und sind dem <strong>Theater</strong><br />
<strong>Fauteuil</strong> über viele <strong>Jahre</strong> treu verbunden,<br />
und deshalb ist es besonders<br />
schön, dass sie sich auch zum runden<br />
Geburtstag ein Stelldichein am Spalenberg<br />
geben werden. Unter anderen<br />
sind dies:<br />
Marco Rima, Siegmund Tischendorf<br />
als ‹Caveman›, das Chaostheater Oropax,<br />
Massimo Rocchi, Bluesmax,<br />
Django Asül, Die Distel Berlin, Herman<br />
van Veen, Gardi Hutter, Dodo<br />
Hug, Die Geschwister Pfister, Ingo<br />
Oschmann, Roger Willemsen, Dimitri,<br />
Willy Astor, Gerd Dudenhöffer, Franz<br />
Hohler, Johann König, das Cabaret-<br />
Duo DivertiMento, Rob Spence und<br />
Emil Steinberger.<br />
Details zu den Auftritten dieser<br />
Künstler und zum aktuellen Programm<br />
finden Sie auf der <strong>Fauteuil</strong>-<br />
Homepage www.fauteuil.ch, wo seit<br />
2004 übrigens auch ein Online-<br />
Buchungssystem zur Verfügung steht,<br />
mit Hilfe dessen Sie Ihre Lieblingsplätze<br />
bequem von zu Hause per<br />
Mausklick aus reservieren können.<br />
45
<strong>50</strong> JAHRE<br />
<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>? Von -minu, 2006<br />
Da war doch eben noch diese Radiosendung,<br />
wo alles begann. Peter<br />
Wyss hatte die Hörer aufgefordert, für<br />
Rollis <strong>Theater</strong>spleen ein paar Stühle<br />
in den alten Käsekeller am Spalenberg<br />
zu buckeln.<br />
Die Basler liessen sich nicht zwei Mal<br />
bitten. Sie buckelten Schemel, Hokkerchen<br />
und Stühle en masse an. So<br />
wurde aus Roland Rassers Jungmann-<br />
Traum das gemütlichste <strong>Theater</strong> der<br />
Welt – ein Kellertheater, das weit über<br />
die Landesgrenzen hinaus Geschichte<br />
geschrieben hat.<br />
Über dem Torbogen zur Rasserschen<br />
Unterwelt schwebte dann dieser <strong>Fauteuil</strong>,<br />
der dem <strong>Theater</strong> den Namen<br />
aufgesetzt hat. Langsam legte sich der<br />
Staub der <strong>Jahre</strong> darauf. Nie wurde er<br />
weggewischt («Nein – unser Glücksstaub<br />
bleibt») – und je staubiger das<br />
verblichene, violette Polster wurde,<br />
umso frischer, knackiger, prickelnder<br />
waren die Programme.<br />
Manchmal konnte ich die grossen<br />
Stars interviewen: Etwa die unvergessliche<br />
spanische Clown-Legende:<br />
Charlie Rivel. Kurz vor seinem Tod<br />
ist er – von seiner Krankheit gekennzeichnet<br />
– im <strong>Fauteuil</strong> aufgetreten:<br />
«Nein. Ich habe keine Angst vor dem<br />
Ende. Der Tod eines Clowns bringt<br />
dem Himmel das Lachen zurück...»<br />
Ich denke an die 70-er und 80-er<br />
<strong>Jahre</strong>, als die Transvestiten-Shows<br />
neben Glausers urchiger Käsewelt<br />
glimmerten, als wäre eine Bombe mit<br />
Pailetten explodiert: ‹Les garçons terribles›<br />
aus Paris ... ‹Chez Nous› aus<br />
Berlin. Die Herren-Damen verteilten<br />
Seidenstrümpfe. Und forderten das<br />
Publikum auf, die Froufrou-Show mitzumachen<br />
(was einige im Zuschauerraum<br />
– darunter ein heute berühmter<br />
<strong>Theater</strong>-Direktor – auch prompt wörtlich<br />
nahmen).<br />
Und Zarah. Die gute alte Leander, die<br />
wir respektlos ‹Klärli Zehnder› nannten.<br />
Sie segelte auf der ‹unwiderruflich<br />
letzten› Abschieds-Tournee – und<br />
natürlich stand das <strong>Fauteuil</strong> auf ihrem<br />
Reiseprogramm. «Du kannst sie 15<br />
Minuten interviewen...» hat Rolli mir<br />
durchtelefoniert.<br />
Ich jagte hin – zu meinem Idol. Zu<br />
meiner Frau ‹Wunderbarrrr›.<br />
Zarah Leander sass in dieser engen<br />
Garderobe (es war im <strong>Fauteuil</strong> nicht<br />
nur für die Zuschauer eng – auch für<br />
die Protagonisten). Ihr müdes, altes<br />
Gesicht stierte in den Spiegel über dem<br />
Schminktisch – neben ihr stand eine<br />
ausgetrunkene Flasche Champagner.<br />
Die berühmte Schauspielerin Zarah<br />
Leander trat auch im <strong>Fauteuil</strong> auf.<br />
46
<strong>50</strong> JAHRE<br />
Und sie badete in Melancholie – nicht<br />
gerade die ideale Stimmung für ein<br />
pfeffriges Interview.<br />
Langsam taute ich sie auf. Ich<br />
schmeichelte ihr, wie einmalig diese<br />
Wunderbarrr-Stimme sei, wie charismatisch<br />
ihr Auftritt, umwerfend ihre<br />
Gesten… als ich dann zur ersten<br />
Frage ausholen wollte, polterte Hans<br />
Bertolf, der damalige Fotograf der<br />
National Zeitung, in den Raum.<br />
«Himmel dieses Puff hier. Hallo Frau<br />
Leander – das letzte Mal habe ich Sie<br />
im Küchlin vor 40 <strong>Jahre</strong>n fotografiert...»<br />
Sie drehte sich um. Und sprach kein<br />
einziges Wort mehr.<br />
Später kam die Zeit des ‹Pfyfferli› als<br />
spinnenwebenzarter Contrapunkt zum<br />
Drummeli. Die Rassers haben sich immer<br />
wieder durch ihren Mut ausgezeichnet<br />
– Mut zu Eigenproduktionen, Mut<br />
zum Speziellen. Das Pfyfferli war<br />
speziell und wurde eine der beliebtesten<br />
Vorfasnachts-Perlen. Bis heute.<br />
Wenn jetzt mit Claude und Caroline<br />
Rasser die zweite Generation dieses<br />
Basler Juwel am Spalenbuggel hegt<br />
und pflegt – wenn mit Carolines<br />
Tochter Manon bereits die vierte Generation<br />
Rasser auf diesen <strong>Fauteuil</strong>-<br />
Brettern steht, so dürfen wir den Hut<br />
ziehen: Chapeau. Ihr habt’s geschafft.<br />
Aus dem kleinen Hocker von damals<br />
ist ein stabiler <strong>Fauteuil</strong> geworden –<br />
dazu kommt ein extravagantes Tabourettli<br />
mit calatravischem Brückenweg<br />
(auch hier verdient der Mut Applaus).<br />
Und wenn wir die ganze <strong>Fauteuil</strong>-<br />
Geschichte nun feiern, so sind wir<br />
<strong>Theater</strong>fans glücklich, dass sich kein<br />
eiserner Vorhang über das halbe Jahrhundert<br />
Rassersche Kulturschaffen<br />
am Spalenberg senken wird – nein.<br />
Der Vorhang wird immer wieder neu<br />
aufgehen, Neues ankündigen, aufs<br />
neue die Spannung hochtreiben.<br />
Jahr für Jahr. Saison für Saison.<br />
Denn die Zeit für den <strong>Fauteuil</strong> ist<br />
noch nicht gekommen – und die Saison<br />
für das <strong>Fauteuil</strong> hat eben erst begonnen...<br />
«Das <strong>Theater</strong> <strong>Fauteuil</strong> und ich haben vieles gemeinsam, auch<br />
etwas Privates: das Alter. Cinquant'anni, fünfzig <strong>Jahre</strong> alt werden<br />
wir in der kommenden Spielzeit. «Wie fühlst Du dich?»,<br />
habe ich das <strong>Theater</strong> in einer Pause gefragt. Das <strong>Fauteuil</strong> antwortete<br />
mir: «glücklich». «Und was wünschst Du dir für Deinen<br />
Geburtstag?» «Gute Stücke und immer ein volles Haus», bekam<br />
ich zu hören, «denn die Familie Rasser, das Publikum und die<br />
Sponsoren sorgen sich um mich. Ich wünsche mir, dass alles bleibt,<br />
wie es ist. Macht dieses Jahr kein <strong>Theater</strong> mit mir. Das isch mys Bier. Kommt alle<br />
einfach u fertig.» Auguri <strong>Fauteuil</strong> e grazie alla Famiglia Rasser.»<br />
Massimo Rocchi<br />
47
STATISTIK<br />
Besucherzahlen der letzten <strong>50</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Saison Besucher Besucher TOTAL<br />
<strong>Fauteuil</strong> Tabourettli<br />
1957/58 20'000 20'000<br />
1958/59 25'336 25'336<br />
1959/60 25'466 25'466<br />
1960/61 34'136 34'136<br />
1961/62 32'699 32'699<br />
1962/63 23'227 23'227<br />
1963/64 41'800 41'800<br />
1964/65 39'037 39'037<br />
1965/66 54'540 54'540<br />
1966/67 60'666 60'666<br />
1967/68 56'552 56'552<br />
1968/69 59'842 59'842<br />
1669/70 60'209 60'209<br />
1970/71 73'890 73'890<br />
1971/72 76'291 3'9<strong>50</strong> 80'241<br />
1972/73 65'246 8'979 74'225<br />
1973/74 71'185 8'712 79'897<br />
Saison Besucher Besucher TOTAL<br />
<strong>Fauteuil</strong> Tabourettli<br />
1974/75 68'490 9'034 77'524<br />
1975/76 86'513 10'755 97'268<br />
1976/77 71'918 7'442 79'360<br />
1977/78 73'226 7'758 80'984<br />
1978/79 69'917 6'266 76'183<br />
1779/80 72'959 8'585 81'544<br />
1980/81 68'667 13'896 82'563<br />
1981/82 80'277 11'243 91'520<br />
1982/83 71'882 8'566 80'448<br />
1983/84 76'328 10'741 87'069<br />
1984/85 75'898 15'188 91'086<br />
1985/86 61'287 14'319 75'606<br />
1986/87 60'277 60'277<br />
1987/88 67'979 18'407 86'386<br />
1988/89 63'809 24'895 88'704<br />
1989/90 64'242 15'582 79'824<br />
1990/91 53'546 16'466 70'012<br />
Saison Besucher Besucher TOTAL<br />
<strong>Fauteuil</strong> Tabourettli<br />
1991/92 52'852 11'684 64'536<br />
1992/93 53'635 11'004 64'639<br />
1993/94 51'814 11'684 63'498<br />
1994/95 47'793 10'248 58'041<br />
1995/96 44'366 11'298 55'664<br />
1996/97 60'427 14'512 74'939<br />
1997/98 55'575 20'297 75'872<br />
1998/99 57'243 19'596 76'839<br />
1999/2000 58'528 21'095 79'623<br />
2000/01 59'649 19'092 78'741<br />
2001/02 44'611 18'021 62'632<br />
2002/03 57'367 22'419 79'786<br />
2003/04 53'119 21'664 74'783<br />
2004/05 57'649 20'889 78'538<br />
2005/06 54'307 21'023 75'330<br />
Total 2’ 816'272 475'310 3'291'582<br />
Eigenproduktionen im <strong>Fauteuil</strong> (F), <strong>Fauteuil</strong>-Märchenbühne (M), Eigenproduktionen im Tabourettli (T)<br />
1957/58: F Cabaret Gigampfi – Pscht… Wytersage! | 1958/59: F Cabaret Gigampfi – Wär lytet? | 1959/60: F Cabaret Gigampfi – Wege zum Chäs | 1960/61: F<br />
Cabaret Gigampfi – Hilf Dir, Helvetia! | 1961/62: F Cabaret Gigampfi – Vorwiegend heiter | 1962/63: F Cabaret Gigampfi – Zimmer gesucht | 1965/66: M<br />
Rumpelstilzchen | 1966/67: M Froschkönig | 1967/68: M Das tapfere Schneiderlein | 1968/69: M Der gestiefelte Kater | 1969/70: M König Drosselbart | 1970/71:<br />
M Räuber Hotzenplotz | 1971/72: M Neues vom Hotzenplotz, Megge Pfiff | 1972/73: M Rumpelstilzchen, Mugnog | 1973/74: M Froschkönig | 1974/75: F Basler<br />
Revue 74 M Das tapfere Schneiderlein | 1975/76: F Pfyfferli 76 M Peter und der Wolf, Frau Holle, Hans im Glück | 1976/77: F Offebach am Spalebärg, Basler<br />
Revue 76 M Der gestiefelte Kater | 1977/78: F Pfyfferli 78 M König Drosselbart, Bärenhäuter | 1978/79: F Basler Revue 78 M Räuber Hotzenplotz T Das het dr<br />
Babbe geschriibe | 1979/80: F Pfyfferli 80 M Froschkönig, Das kalte Herz | T Grau 90 | 1980/81: F Basler Musical – Dr ybildet Grangg M Rumpelstilzchen | 1981/82:<br />
F Dr Bebbi luegt ins Paradys, Pfyfferli 82 M Das tapfere Schneiderlein | T Greder/Baumgartner – Kei Zyt, Steizyt | 1982/83: F Basler Revue 82 M Frau Holle |<br />
1983/84: F Pfyfferli 84 M Der gestiefelte Kater T Greder/Baumgartner – Dr Komet kunnt | 1984/85: M König Drosselbart T Greder/Baumgartner – Ab uff d Insle<br />
1985/86: F Pfyfferli 86 M Räuber Hotzenplotz T Rolli Rasser-Show | 1986/87: F Basler Revue 86 M Froschkönig | 1987/88: F Pfyfferli 88 M Rumpelstilzchen T<br />
Cabaret Kaktus – Service compris | 1988/89: M Frau Holle, Basler Stadtmusikanten T Cabaret Kaktus – Jetzt sitze Sie guet, Kaktusblüten | 1989/90: F HD-Soldat<br />
Läppli M Das tapfere Schneiderlein T Cabaret Kaktus – Pane-Panik-Panoptikum | 1990/91: M Der gestiefelte Kater T Greder/Baumgartner – Was wämmer no<br />
meh? | 1991/92: F Pfyfferli 92 M Räuber Hotzenplotz | 1992/93: Basler Revue 92 M Rumpelstilzchen | 1993/94: F Pfyfferli 94 M Schneewittchen und die 7 Zwerge<br />
1994/95: F Edith Piaf-Musical, Bitte kei Sex mir sinn Basler M Frau Holle | 1995/96: M Froschkönig | 1996/97: F Demokrat Läppli, E Panne in Basel M Der gestiefelte<br />
Kater | 1997/98: F Lügen haben lange Beine M Räuber Hotzenplotz | 1998/99: F Oscar M Das tapfere Schneiderlein | 1999/2000: F Non(n)sense, Boeing-Boeing<br />
M Frau Holle, Rotkäppli | 2000/01: F Ganz e feini Familie, Zimmer 12A M Rumpelstilzchen | 2001/02: F Ärnscht muess me syy, Hoose-Flattere, Fletsch M Froschkönig,<br />
Hänsel & Gretel | 2002/03: F E Summernachts-Sex-Komödie, Auge zue und duure! M Der gestiefelte Kater | 2003/04: F Fremdi Fötzel, Pfyfferli 04<br />
M Räuber Hotzenplotz | 2004/05: F Liebi per Computer, Pfyfferli 05 M Das tapfere Schneiderlein | 2005/06: F Alles im Griff, Pfyfferli 06 M Frau Holle<br />
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