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stadt:pilot 07 - Das Magazin zu den Pilotprojekten - Nationale ...

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WErKSTATTGESPrÄCH KooPErATIoN<br />

oder andere Aufgaben müssen <strong>zu</strong>rückgestellt wer<strong>den</strong>. Selbst<br />

wenn die Bereitschaft, in die Zukunft <strong>zu</strong> investieren, besteht,<br />

ist die Abwägungsfrage „Was bringt uns das im Vergleich <strong>zu</strong>m<br />

Normalbetrieb?“ legitim. Eine Kooperation muss sich zwar nicht<br />

vom ersten Tag an auszahlen, doch mittel- und langfristig sollte<br />

der Ertrag höher sein als bei der Nulloption. Deswegen ist bei<br />

interkommunalen Kooperationen, die durch Fördermittel angeschoben<br />

wer<strong>den</strong>, zeitig <strong>zu</strong> klären, ob die Kooperation im Rahmen<br />

des Förderzeitraums abgeschlossen wer<strong>den</strong> kann, oder ob die<br />

Förderperiode als Anschubzeitraum ausreicht, um eine gewinnbringende<br />

Kooperation auf <strong>den</strong> Weg <strong>zu</strong> bringen. Lassen sich diese<br />

Fragen nicht bejahen, sind die Erfolgsaussichten gering.<br />

Kooperationen auch ökonomisch betrachten:<br />

<strong>den</strong> Nutzen erklären<br />

Bei diesen Überlegungen zeigt sich, dass die territoriale Perspektive<br />

des Kooperierens (Bei mir? Bei dir? Gibt es einen Nettogewinn?)<br />

eng verbun<strong>den</strong> ist mit der ökonomischen Perspektive.<br />

Für Ökonomen sind Konkurrenz und Kooperation keine diametralen<br />

Gegensätze, sondern Kooperation wird als mögliche<br />

Facette in einem auf Konkurrenz basieren<strong>den</strong> Wirtschaftssystem<br />

verstan<strong>den</strong>. „Menschen kooperieren in ökonomischen Modellen<br />

dann, wenn sie meinen, dass sie gemeinsam gegenüber Dritten<br />

mehr erreichen können – die mit der Kooperation verbun<strong>den</strong>en<br />

Vorteile also größer sind als die Nachteile – und die Koordinations-,<br />

Informations- und Entscheidungskosten in einem akzeptablen<br />

Verhältnis <strong>zu</strong>m Ertrag stehen.“ (Dienel 2010, S. 274). Es<br />

macht also Sinn, interkommunale Kooperation nicht nur rational<br />

raumwissenschaftlich, sondern auch ökonomisch <strong>zu</strong> betrachten.<br />

Die Existenz von Verflechtungen allein und der Verweis auf einen<br />

allgemeinen Nutzen der Kooperation reichen als Begründung<br />

nicht aus, um interkommunale Kooperation an<strong>zu</strong>schieben.<br />

Vielmehr müssen der Nutzen für die eigene Kommune und das<br />

Aufwands-/Ertragsverhältnis sichtbar wer<strong>den</strong>. Nicht <strong>zu</strong>letzt deswegen<br />

stellen erfahrene Bürgermeister, Landräte oder Regionalverbandschefs<br />

immer wieder dieselbe Frage an kooperationsbegeisterte<br />

Consultants und Ministerialbeamte: „Sagen Sie mir, wie<br />

ich meinen Leuten erklären soll, warum das für sie von Nutzen<br />

ist!“ Diese Frage ist sehr ernst <strong>zu</strong> nehmen. Wer sie beantworten<br />

kann, erhöht die Chancen einer erfolgreichen interkommunalen<br />

Kooperation erheblich.<br />

Die Story hinter der Story erkennen<br />

Doch Kooperation ist noch vielschichtiger. Neben der territorialen<br />

und ökonomischen Perspektive sollte man sie auch aus<br />

psychologischer, soziologischer, verhaltens- und machtorientierter<br />

Perspektive betrachten. Die vereinfachte, doch grundlegende<br />

Beobachtung lautet: „Es menschelt!“ Manche können<br />

miteinander, andere nicht! In bestimmten Situationen kann<br />

man mit Vertrauen Brücken bauen, in anderen fehlt eben dieses<br />

Vertrauen. Manche Akteure wollen partnerschaftlich arbeiten,<br />

andere bevor<strong>zu</strong>gen hierarchische Strukturen. Möglicherweise ist<br />

dies nicht einmal frei entscheidbar, sondern durch politische und<br />

administrative Kulturen vorgeprägt. Man sollte also nicht vergessen,<br />

dass es oft eine Story hinter der Story gibt. Auf der offiziellen<br />

Agenda eines Treffens stehen Kooperationsthemen, während in<br />

<strong>den</strong> Köpfen der beteiligten Akteure die Gedanken um Glaubwürdigkeit,<br />

Vertrauen, Gesichtsverlust, Macht oder Ähnliches kreisen.<br />

Wer interkommunale Kooperation vorantreiben will, tut gut<br />

daran, neben der territorialen und ökonomischen Rationalität<br />

Sicherung der <strong>Das</strong>einsvorsorge im dünn besiedelten raum –<br />

mittelzentrale Aufgaben und Funktionen gemeinsam gestalten<br />

Ein Kooperationsvertrag ist immer auch ein Versprechen. Die Partner müssen bereit sein,<br />

sich <strong>zu</strong> öffnen und ein Bewusstsein für das gemeinsame Projekt <strong>zu</strong> entwickeln. Für die<br />

vier benachbarten Kommunen Pritzwalk, Wittstock/Dosse, Heiligengrabe und Meyenburg<br />

stand <strong>zu</strong> Beginn ihrer 20<strong>07</strong> beschlossenen Kooperation <strong>zu</strong>nächst vor allem fest,<br />

dass wichtige Versorgungsfunktionen nur dann erhalten bleiben, wenn sie <strong>zu</strong>künftig<br />

Kulturelle Werte entdecken: ehemalige Tuchfabrik gemeinsam entwickelt und arbeitsteilig umgesetzt wer<strong>den</strong>. Ziel des Pilotprojekts der<br />

in Pritzwalk<br />

<strong>Nationale</strong>n Stadtentwicklungspolitik war es u. a., diese Zusammenarbeit <strong>zu</strong> konsolidieren.<br />

Entstan<strong>den</strong> ist nicht nur eine solide Organisationsstruktur, die die Kooperation auch über das Ende der Projektlaufzeit hinaus<br />

weiter trägt. Entstan<strong>den</strong> ist vor allem ein Bewusstsein für die Region und ihre gemeinsamen Interessen. Im Laufe der Entwicklung eines<br />

Leitbilds wur<strong>den</strong> z. B. kulturelle und historische Besonderheiten sichtbar, die <strong>zu</strong>r Profilierung der einzelnen Kommunen innerhalb der<br />

Kooperation genutzt wer<strong>den</strong> konnten. Und auch die Klärung, welche Rolle die vier Kommunen strukturpolitisch <strong>zu</strong>künftig gegenüber<br />

dem Land Bran<strong>den</strong>burg einnehmen wollen (bspw. Mittelzentrum in Funktionsteilung, Anerkennung als regionaler Wachstumskern),<br />

hat der Prozess befördert. Viel Engagement der Akteure, Akzeptanz in der Bevölkerung und tatsächliche Einbindung Privater zeigen,<br />

dass eigentlich alle Beteiligten einer Kooperation stärker wer<strong>den</strong> können, wenn das Versprechen ernst genommen wird.

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