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stadt:pilot 07 - Das Magazin zu den Pilotprojekten - Nationale ...

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Über 800 Akteure kamen <strong>zu</strong>m 5. Bundeskongress<br />

<strong>Nationale</strong> Stadtentwicklungspolitik nach Kassel.<br />

Wandel-Hoefer: Bei uns laufen alle Projekte weiter, auch nach<br />

dem Abschlussbericht. Häufig gelingt es uns, Folgeprojekte<br />

auf<strong>zu</strong>setzen. In jedem Fall wird die Alltagsarbeit nachhaltig<br />

verändert. Die Pilotprojekte sind ideal, um das eigene Handeln<br />

konzeptionell <strong>zu</strong> überprüfen.<br />

<strong>stadt</strong>:<strong>pilot</strong>: Intention der Projektreihe war es, <strong>den</strong> Städten<br />

und Gemein<strong>den</strong> Raum <strong>zu</strong>m Experimentieren und Ausprobieren<br />

<strong>zu</strong> geben. <strong>Das</strong> bedeutet auch Fehler <strong>zu</strong><strong>zu</strong>lassen,<br />

daraus <strong>zu</strong> lernen. Viele tun sich jedoch schwer, eigene<br />

Fehler <strong>zu</strong><strong>zu</strong>geben.<br />

Bomba: <strong>Das</strong> stimmt. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft,<br />

in der hauptsächlich Erfolge zählen. Und viele Projekte fühlen<br />

sich durch das Geld vom Bund <strong>zu</strong>m Erfolg verpflichtet. Dabei ist<br />

es immer gut, aus Fehlern <strong>zu</strong> lernen. Wir müssen uns also auch<br />

weiter Gedanken machen, wie wir im Rahmen der Projekte Fehler<br />

<strong>zu</strong>lassen, analysieren und die Erfahrungen weitergeben können.<br />

Hahn: Bei unserem Projekt am Veielbrunnen haben wir sehr<br />

viel aus <strong>den</strong> Erfahrungen gelernt. Am Anfang haben wir auf<br />

Geothermie gesetzt, mussten aber nach <strong>den</strong> ersten Untersuchungen<br />

komplett um<strong>den</strong>ken. Die Wärmeenergie wird jetzt<br />

vollständig aus einem großen Hauptsammler vorgelagerter<br />

Gewerbegebiete entnommen. Dieses Um<strong>den</strong>ken war notwendig<br />

und ist nicht wirklich als Fehler empfun<strong>den</strong> wor<strong>den</strong>.<br />

Wandel-Hoefer: Bei uns war in der Projektarbeit anfänglich<br />

der Aufwand an Report manchmal größer als der erzielte Effekt.<br />

Jetzt haben wir mehr Erfahrung mit integrierter Arbeit.<br />

Hochheim: Aufgrund der Anfragen aus anderen Stadtteilen<br />

merken wir jetzt, dass es gut gewesen wäre, unsere Bürgerbefragung<br />

gleich gesamtstädtisch an<strong>zu</strong>legen. <strong>Das</strong> hätte aber bedeutet,<br />

dass wir in diesem Jahr mehr Geld gebraucht hätten und im<br />

nächsten etwas weniger. Da wäre mehr Flexibilität schön.<br />

Merk: Mit Fehlern muss man immer leben. <strong>Das</strong> Gelände unseres<br />

Projekts „Stadt kreativ <strong>den</strong>ken“ war Schauplatz des Scheiterns<br />

der Werkbundsiedlung: ein Scheitern auf sehr hohem Niveau<br />

mit bundesweiter Öffentlichkeit. Jetzt haben wir eine ganz<br />

neue Umset<strong>zu</strong>ngsphilosophie. <strong>Das</strong> ist ein schönes Beispiel, wie<br />

man einen Misserfolg konstruktiv wen<strong>den</strong> und etwas Neues<br />

generieren kann. Die <strong>Nationale</strong> Stadtentwicklungspolitik<br />

ermöglicht, dass wir das besser und sichtbarer machen.<br />

»In punkto Klimawandel<br />

ist vielen noch nicht klar, was<br />

auf uns <strong>zu</strong>kommt.«<br />

<strong>stadt</strong>:<strong>pilot</strong>: Decken die bisherigen Handlungsfelder der <strong>Nationale</strong>n<br />

Stadtentwicklungspolitik alle Zukunftsaufgaben ab?<br />

Merk: Der regionale Schwerpunkt könnte vielleicht noch um<br />

eine dritte Dimension erweitert wer<strong>den</strong>. <strong>Das</strong> Thema wird noch<br />

sehr großstrukturell gedacht, im Ausland haben aber Projekte<br />

wie Grand Paris oder Greater Helsinki Area bereits gezeigt,<br />

was die räumlich-gestalterische Dimension einer Stadtregion<br />

eigentlich an I<strong>den</strong>titäten entwickeln kann. Daran könnte man<br />

auch andere Themen diskutieren, beispielsweise Luftreinhaltung<br />

oder Umbau von Infrastrukturen.<br />

Hahn: Ich <strong>den</strong>ke, die Themen sind insgesamt schon richtig<br />

gewählt, der energetische Umbau des Bestandes wird sehr<br />

wichtig wer<strong>den</strong>.<br />

Hochheim: Die <strong>zu</strong>künftigen Herausforderungen in <strong>den</strong> neuen<br />

Ländern sind enorm: Man wird sich hier früher als anderswo in<br />

Deutschland <strong>den</strong> Auswirkungen des demografischen Wandels<br />

stellen müssen. In <strong>den</strong> nächsten Jahren wird eine Zunahme des<br />

Anteils älterer Einwohner erwartet. Ein positiver Einwohnersaldo<br />

zeichnet sich nur für wenige Zentren und für<br />

herausgehobene Tourismusregionen ab. Dies hat<br />

Folgen, <strong>den</strong>en wir im Rahmen städtebaulicher und<br />

<strong>stadt</strong>technischer Anpassungen begegnen müssen.<br />

Jörg Hochheim ist Senator für Bauwesen<br />

und Umwelt in Greifswald.<br />

Bomba: Ich bleibe dabei: Klimawandel und Energiewende sind<br />

die ganz großen Herausforderungen. Hier wer<strong>den</strong> über Legislaturperio<strong>den</strong><br />

hinweg riesige Investitionen fällig, da ist vielen<br />

noch nicht klar, was auf uns <strong>zu</strong>kommt.<br />

Wir müssen uns also vor allem mit der Zukunft des urbanen<br />

Wohnens und der Mobilität beschäftigen. Die Stadt der Zukunft<br />

sieht ganz anders aus – und nicht erst in 100, sondern bereits in<br />

40 Jahren. Bereits jetzt zeigen unsere Modellhäuser im Energie-<br />

Plus-Haus-Standard <strong>den</strong> Weg auf: Sie produzieren das Zweieinhalbfache<br />

des Energiebedarfs der Bewohner! Den Überschuss<br />

an Energie stecken wir in die Elektromobilität, der Rest wird ins<br />

Stromnetz eingespeist oder gespeichert. <strong>Das</strong> wird das Wohnen<br />

der Zukunft sein. Die Städte der Zukunft wer<strong>den</strong> lebenswerter für<br />

alle sein, mit sauberer Luft und viel Grün. Und dieses Ziel um<strong>zu</strong>setzen,<br />

ist eine sehr schöne Aufgabe.

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